Zum Inhalt der Seite

Winterstürme

Fanfiction-Adventskalender 2015
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo miteinander

Hier folgt mein Beitrag zum Adventskalender 2015 aus dem Fanfiction-Forum mit Tür 8 - Winterstürme.

Da es sich bei Kurai (BloodwingedAngels Charakter) und Law (meiner) um Charaktere zweier eigentlich nie aufeinandertreffender Universen und Originalhandlungen handelt, ist dieser OS ein Crossover zwischen den beiden und spielt auf Kurais Heimatplanet.
Fortsetzungs-OS zum letztjährigen Beitrag Schneetreiben. Spielt eine sehr lange Zeit später in der Zukunft.

Wer gerne mehr über Kurai erfahren möchte, dem sei die Geschichte Dunkellicht ans Herz gelegt. Sie behandelt die Originalhandlung zwischen Cole und Kurai, den Charakteren von BloodwingedAngel.


Ganondorf Dragmiere Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Winterstürme

Morgen Kurai
 

Meine Abwesenheit wird eine Weile in Anspruch nehmen. Bemühe dich daher nicht, nach mir suchen zu wollen.
 

Law
 

Wippend segelte das Blatt Papier zurück auf die Tischplatte.

Worüber sich Kurai mehr ärgern sollte, wusste er nicht. Darüber, dass er aus irgendeinem Grund nicht mitbekommen hatte, wie Law das Zimmer verlassen und er selbst geschlafen hatte. Oder der Tatsache, dass er sich auf gewisse Weise für diesen Kerl verantwortlich fühlte.
 

Draußen tobte einer der berüchtigten Winterstürme dieser Gegend. Selbst unter größter Anstrengung war es schwer, durch die dichte weiße Wand zu sehen. Auch dieser Umstand trug dazu bei, dass sich Kurais Gemütszustand in einer alles anderen, als guten Verfassung befand.

Für ihn bedeutete Laws Abwesenheit und das nicht Wissen, wo sich dieser befand, nur Stress.

Sicher, es gab da eine Möglichkeit wie er herausfinden konnte wo sich dieser Kerl herumtrieb und wie er ihn ausfindig machen konnte. Doch dies bedeutete gleichzeitig, dass er Spuren hinterließ, die nicht jeder sehen sollte.

Sie waren zu ihm zurückzuführen. Und so groß war sein Drang nun auch nicht, Law dort draußen suchen zu wollen. In dieser Kälte. Selbst wenn ihn jede weitere Sekunde noch unausstehlicher machte.
 

Ihre erste alleinige Unternehmung vor langer Zeit – die ebenfalls im Winter war – war reibungsloser abgelaufen. Bis auf den Umstand, dass sich sein Begleiter einmal hingelegt hatte, hatte sich Kurai zu keiner Zeit den Kopf zerbrechen müssen.

Gut, sie waren da auch ständig zusammen unterwegs gewesen.

Nicht so wie jetzt. Wo sich Law sonst wo in der Weltgeschichte herumtrieb und dort was-auch-immer trieb.
 

Unruhig ging Kurai in dem Zimmer auf und ab, verärgert an der Unterlippe kauend.

Der Kerl soll bloß zurückkommen! Dann wird der was erleben!
 


 

Bevor der Schneesturm eingesetzt hatte, war Law bereits wieder auf dem Rückweg gewesen. Obwohl er den gleichen Weg einschlug, war er bereits zwei Mal von diesem abgekommen. Dem Neuschnee geschuldet, der in einer Menge vom Himmel fiel, die es Law erschwerte die Orientierung zu behalten.

Der eisige Wind der ihm entgegenwehte und den Schnee direkt ins Gesicht blies, war nicht ganz unschuldig an der Situation. Da half ihm sein guter Orientierungssinn auch nicht. Eine falsche Bewegung mit dem Kopf, ein falscher Tritt in ein Loch, das vorher noch nicht gewesen war und schon war man auf einem gänzlich anderen Weg.
 

Trotz der hohen Stiefel die ihm bis zu den Knien reichten, waren Laws Unterbeine und Füße längst kalt und seine Zehen wollten sich teils nicht mehr bewegen lassen – ja er konnte ein paar von ihnen nicht einmal mehr spüren.

Nicht anders erging es ihm da mit dem Rest seines Körpers, der durch die Kälte stellenweise taub geworden ist.

Die durchnässte Kleidung – an der sich bereits Frost angesetzt hatte – reizte seine Haut zusätzlich. Doch den Juckreiz ignorierte Law. Es wäre fatal, würde er seine Selbstbeherrschung über Bord werfen und sich die Haut wund kratzen.
 

Die Brücke die sich vor ihm auftat und die Law nur daran erkannte, dass er die zugeschneiten Holzpfähle und die vom Schnee bedeckten Seile bemerkte, die sich neben ihm aus der grauen Umgebung erhoben, signalisierte, dass er die Hälfte bereits geschafft hatte.

Unter ihm hatte sich der Schnee in Glatteis verwandelt. Hier schien es wohl irgendwann geregnet haben zu müssen.

Hörbar zog Law die eiskalte Luft durch den Mund ein, die klirrende Kälte brannte im Rachen und raubte ihm für Sekunden den Atem.

Die speziellen Sohlen seiner Stiefel – die kleine Widerhaken hatten und die sich auf feuchtem und glatten Untergrund stets gut bewährten – erleichterten den Weg über das Eis.

Vorsichtig und langsam setzte Law einen Fuß vor den anderen, den Blick abwechselnd auf den Boden und nach vorne gerichtet. Höchste Konzentration, während unter ihm der reißende Flussstrom vorbeirauschte. Jeder Schritt konnte der Letzte sein und ihn in die Fluten reißen.

Sicher, irgendwo Stromabwärts gab es einige riesige Felsen im Fluss, Bekanntschaft mit diesen wollte Law bei der jetzigen Wetterlage dennoch nicht machen.
 

Das Gefühl, als fiele ihm eine schwere Last von der Schulter zeigte, dass er es auf die andere Seite geschafft hatte. Jetzt nur noch weiter geradeaus, einige Abzweigungen nehmen und er würde die Stadt erreichen, aus der er noch vor Sonnenaufgang aufgebrochen war.
 


 

Winzige Kristalle hatten sich wie feines Blättergeflecht über das Fenster ausgebreitet. Draußen war kein einziger Häuserblock zu erkennen. Niemand der auf den Straßen weilte.

Zögernd berührte Kurai die kalte Fensterscheibe. Sein Finger hinterließ einen Abdruck auf dem beschlagenen Glas. Auch wenn es aussah, als hätte sich eine Meterhohe Schneewand vor dem Gasthof aufgetan, so wusste Kurai doch wie es dort draußen aussah.

Sie waren an einer Kreuzung. Geradeaus ging es durch die Stadttore hinaus. Äcker und Wälder in unmittelbarer Nähe. Zu beiden Seiten ging es vorbei an verschiedene Läden und einen Brunnen, auf dessen Platz bei sonnigerem Wetter viele Märkte stattfanden.

Manchmal saßen auf den Dächern der umliegenden Häuser Raben. Von denen es oft den Anschein hatte, als würden sie ihn beobachten. Immer und überall. Jederzeit.
 

Auch wenn Kurai mitbekam, wie die beiden jungen Dinger das angrenzende Bad verließen und ihm mitteilten, dass das Wasser fertig sei, blieb er nur regungslos am Fenster stehen.

Mit den Gedanken halbwegs woanders.

Das Getuschel vom Flur und den leise erstickten Aufschrei, tat Kurai als unwichtig ab. Wahrscheinlich nur einer der betrunkenen Gäste der eine unsittliche Bemerkung geäußert oder Berührung getan hat.

Bis sich die Türe öffnete.

Da fuhr Kurai herum.
 

Wieder erklang das klick als die Türe ins Schloss fiel.

Kein Hallo oder Bin zurück. Kein Wort dass er wieder da war. Nur ein kaum mehr als flüchtig zu beschreibender Blick und Law steuerte auf einen der Stühle am Tisch zu. Dort lag seine Nachricht an Kurai – gelesen. Das erkannte er daran, dass sie nicht mehr dort lag wo er sie platziert hatte.

Bevor er in der Lage war den Stuhl zurückzuziehen – ihn gar zu berühren – durchschnitt Kurais Stimme, die erzürnt und nicht so kalt wie sonst klang, die Stille.
 

„Wage es dich nicht, dich in diesem Aufzug zu setzen!“

Auch auf die nicht wirkliche Entfernung, als Law noch an der Tür gestanden hatte, waren Kurai die blauen Fingernägel, die ebenso blauen Lippen und die nassen, von Schnee erhärteten Haare aufgefallen, die wie ein steifes Brett über Laws Rücken fielen. Die kürzeren vorderen Haare, die sonst einen Teil seiner Stirn bedeckten, standen wirr ab.

Erweckten den Eindruck kleiner Hörner, die ihm aus dem Kopf ragten.

Dass Law verrückt war, wusste er bereits. Doch das grenzte für Kurai an bloße Dummheit.
 

„Wolltest du dort draußen Sterben? Ohne Umhang und in diesem kurzärmeligen Oberteil?“

„Es hat gar keine Ärmel.“, korrigierte Law sogleich und im Gegensatz zu Kurais wütend klingender Stimme, die bei Gesprächspartnern oft genug dazu führte, dass diese ebenfalls wütend oder laut sprachen, blieb Laws Tonlage ruhig und teilnahmslos.

Als würde es ihn nicht interessieren, wie Kurai mit ihm sprach.

Nun doch die Hand auf den Stuhl legend, kam Law gar nicht dazu diesen vorzuziehen um sich darauf niederzulassen.
 

„Du hast mich wohl nicht verstanden!“, fuhr Kurai Law weiter an, umfasste dessen eiskalte Hand. Zog sie von dem Stuhl weg.

„Du hast nur diese- Es ist nicht gut, wenn du dich jetzt hinsetzt. Du nimmst ein Bad. Sofort!“, kommandierte Kurai.
 

Nun hob Law eine Augenbraue. Nicht etwa, weil Kurai sich anfangs versprochen hatte. Vielmehr weil dieser sich doch tatsächlich zu Sorgen schien.

„Ein Bad ist unnötig. Ich muss mich nur set-“

„Schweig! Ich sagte du nimmst ein Bad und dann wirst du auch eines nehmen!“, zischte Kurai.

Seine Augen hellten auf vor Zorn. Obwohl Kurai körperlich schwächer war, so konnte er Law doch mit sich ins Bad ziehen. Ein Umstand, der Laws stolpernden Schritten nach zu urteilen daran lag, dass dieser nicht damit gerechnet hatte, so behandelt zu werden.
 

Im Bad war die Luft mollig, stickig. Und sie roch nach Kräutern.

Der große Zuber schien bis zum Rand mit heißem Wasser gefüllt zu sein. Der Schaum zerplatzte teils und lief an einer Seite über.
 

„Steh da nicht so herum. Zieh deine nassen Sachen aus und rein mit dir.“

Jetzt erst ließ Kurai von Law ab, einen Blick auf die große Hand und die blau unterlaufenen Fingernägel werfend.

„Sonst ziehe ich dich aus.“, knurrte Kurai, weil Law ihm nicht schnell genug reagierte.

„Das kann ich – so unglaublich dir das auch erscheinen mag – ganz alleine. Verlass du das Bad.“, bemerkte Law scharf und drehte den Kopf etwas über die rechte Schulter.

Er hatte wirklich keine Lust auf ein Bad. Er wollte nur am Tisch sitzen und die Beine von sich strecken. Nicht in diesem Zuber voll heißem Wasser steigen, an dem er sich garantiert verbrannte. So etwas konnte er nicht ab. Wenn er dadurch aber Kurai loswurde...

Nun drehte sich Law vollends um.

„Wartest du darauf, dass ich dir einen Tritt verpasse? Verzieh dich.“

Noch einmal würde Law dies nicht sagen. Dann ließ er Tat folgen.

Schnaufend bedachte Kurai sein Gegenüber mit noch immer finsterer Miene. Zumindest hatte er Law ins Bad bringen können. Nur widerwillig trat Kurai den Rücktritt an. Natürlich wäre es ihm lieber gewesen, Law hätte sich gleich der nassen Sachen entledigt und wäre ins Wasser gestiegen. So hätte er immerhin die Gewissheit gehabt, dass Law wirklich das tat was er von ihm erwartete. Vermutlich sollte Kurai nur froh darüber sein, dass dieser überhaupt so umgänglich war.

Eine Hand an der Tür und die andere an den Türrahmen gelehnt, wandte sich Kurai doch noch einmal um. Hätte er besser gelassen.

Knurrend war es nun Law, der auf ihn zukam und einen unsanften Stoß in den Rücken gab, dass Kurai aus dem Bad stolperte. Kurais wütender Blick traf ins Leere. Law stand nicht mehr dort.

Zumindest aber war Law den Geräuschen nach zu urteilen damit beschäftigt, aus den nassen Sachen zu kommen.
 

Es gefiel Law gar nicht, als er Probehalber mit den Zehen die Wassertemperatur testete. Und zurückzuckte. Viel zu heiß.

Dem Drang wütend aufzuschreien widerstand er. Genervt rieb er die ins Wasser getauchten Zehen an seinem anderen Bein ab und verlagerte sein Gewicht auf den linken Fuß. Wahrscheinlich würde Kurai jeden Moment gucken kommen, ob Law auch wirklich im Wasser saß. So wie er zuvor darauf bestanden hatte das Bad zu betreten, hielt Law dies durchaus für möglich.

Und das gefiel ihm nicht. Wer war er denn? Ein Kind was man behüten und bemuttern musste? Noch immer leicht verärgert schnaufte Law aus. Wenn sich hier jemand wie ein Kind benahm, dann war es Kurai und nicht er selbst.

Widerwillig und mit zusammengepressten Zähnen tauchte Law nun doch mit dem gleichen Fuß ganz in das Wasser ein. Hielt einen Moment inne, dann folgte der andere Fuß.

Innerlich zog Law scharf die Luft ein, fluchte wie ein Rohrspatz.

Ganz langsam ging er in die Hocke, streckte den Arm aus und umgriff das dicke Holz des Zubers, um sich daran festzuhalten. Bis er ganz in diesem saß und das heiße Wasser wie Feuer auf seiner Haut brannte.

Dieses Mal ließ er seinem Unmut freien Lauf.

Fluchte immerzu von viel zu heißem Wasser und wie Scheiße das doch wäre.
 

Kurai hatte durch die von Law nur angelehnte und nicht geschlossen Türe die Möglichkeit, durch den Türspalt in das Bad zu blicken. Law saß ihm mit dem Rücken zugewandt und drückte den Schwamm auf seinem Rücken aus. Den Ellenbogen auf den Rand des Zubers gelehnt, ließ Law den gelblichen Schwamm zurück ins Wasser fallen.

Für Kurai sah es so aus, als schien Law gefrustet. Was anhand der Körpersprache festzustellen, schwer genug war. Sie konnte auch bedeuten, dass er einfach nur in dieser Position sitzen und entspannen wollte. Doch da war Kurai bereits durch den Türspalt gehuscht.

Obwohl ihn Law eigentlich hätte hören müssen, reagierte dieser nicht. Nicht einmal dann, als Kurai etwas seitlich hinter Laws Rechten, sich auf den Boden kniete. Nach dem Schwamm greifend, saugte Kurai diesen mit Wasser voll. Mit Bedacht fuhr er über den breiten Rücken.

Dort wo der Schwamm und das heiße Wasser, das durch Kurais ansteigenden Händedruck aus diesem herausfloss, Laws Rücken berührte, zuckte dessen Haut in unregelmäßigen Abständen zusammen.
 

Law war müde. Nicht körperlich sondern psychisch.

Er war nicht der Typ Mann, der sich herumkommandieren ließ, was gut für ihn sei und was nicht. Dass er zu baden hatte.

Nur er ganz alleine wusste was er brauchte. Und das war definitiv kein Bad. Hier hatte er nicht einmal Ruhe und es entzog sich ihm völlig, warum Kurai ihm den Rücken wusch. Ausgerechnet Kurai. Auch wenn er es ahnen mochte.

Sie waren weder befreundet, noch hatten sie irgendwas gemeinsam. Von ihrem Dickkopf bislang abgesehen, auch wenn Law derjenige war, der – wenn auch unfreiwillig – kapituliert hat. Er hatte einfach keine Lust gehabt zu diskutieren.

Unsensibel und in vielerlei Hinsicht desinteressiert.

Unhöflich auf eine nicht in Worte zu fassende Weise, die es Kurai seit ihres ersten Treffens erschwerte, auch nur irgendetwas an diesem Kerl sympathisch zu finden. Daran hatte erst Laws Abwesenheit seit heute Morgen etwas geändert. Nicht dass Kurai sich viel um Law scherte. Oder andere Personen.

Vielmehr lag es daran, dass sich Law hier nicht auskannte und an seinem offensichtlichsten Handicap. Die Sorge, so egal ihm Law auch war, dass diesem etwas hätte passieren können, hat Kurai die ganze Zeit über wütend sein lassen. Und er ist es noch immer.
 

Der Schwamm berührte jene Körperstelle, deren Narbe so winzig war wie Laws kleinster Fingernagel. Er hob den Kopf an, wodurch sich sein ganzer Oberkörper aufrichtete. Seine Hand, die vorher noch über dem Schaum in der Luft hing, umfasste nun den Holzrand.

„Wenn du schon meinen Rücken waschen möchtest, dann beschränke dich auch ausschließlich auf diesen.“

Das Anstatt mich in Ruhe zu lassen ersparte sich Law auszusprechen. Obgleich es ihm noch immer schwer auf der Zunge lag.

Auch wenn es Laws Tonlage nicht zu entnehmen gewesen war, dass er über die dortige Berührung gereizt reagierte, so verriet doch dessen Körpersprache Kurais Ansicht nach mehr als genug. So kam er dieser Bitte auch nach.

Doch schweigend tat er dies nicht.
 

„Was hast du dort draußen überhaupt getan?“

Nicht dass es Kurai auch nur Ansatzweise interessierte. Aber sein Bauch sagte ihm, dass er heute nicht mehr seines Lebens froh werden würde, wenn er nicht eine Antwort darauf bekäme. Blieb nur noch zu hoffen, dass Law heute mal nicht Arsch genug blieb und ihm die schuldige Antwort verriet.
 

Eigentlich hatte Law darauf spekuliert, dass man ihn bald wieder alleine ließ. Auf eine Konversation hatte er jedenfalls nicht die geringste Lust. Zu schweigen und sich nicht zu äußern, selbst wenn es angebracht war doch etwas zu sagen, gehörte zu seinem Charakter. Zu seinem Verhalten.

Dass er sich gelegentlich dagegen entschied kam selten genug vor. So wie auch jetzt.

„Ich habe etwas gesucht.“

Dass dies Kurai natürlich nicht ausreichte, hatte Law noch im gleichen Moment gewusst, wie er zu einer Antwort angesetzt hatte. Doch auch hier hatte er darauf spekuliert, dass sich Kurai damit abfinden und ihn in Ruhe lassen würde.

„Was bitte hast du dort draußen suchen müssen, dass dein erfrorenes Erscheinungsbild hätte rechtfertigen können?“

Wenn Law jetzt irgendwas mit Essen suchen antworten würde, dann würde Kurai ihm den Kopf unter Wasser tauchen! Selbst wenn das durch Laws Sitzhaltung absolut unmöglich war.
 

Dieses Mal ließ sich Law mit einer Antwort deutlich mehr Zeit. Nicht unbedingt um Kurai absichtlich zu ärgern, mehr um darauf zu hoffen, dass dieser doch noch gehen würde. Nur kam es dazu nicht.

Law lehnte sich zurück, verwehrte Kurai somit die Möglichkeit weiter an seinem Rücken herum zu hantieren.

Kurai tat genau das, was Law erwartet hatte: Er rückte etwas weiter nach rechts auf und harrte der Antwort.

Erst nach einer weiteren kurzen Warterei, nickte Law zu dem einzigen Fenster herüber und deutete mit leicht erhobener Hand zum Fenstersims.

„Den Feuerschwamm den du mir vor einigen Wochen gegeben hattest, hatte ich während unserer Reise verloren. Als mir das heute Morgen aufgefallen war, bin ich raus ihn suchen gegangen. Da tobte noch kein Sturm.“
 

Bevor Law etwas gesagt hatte, hatte sich Kurai umgedreht. Inzwischen war er ganz froh darüber dies getan zu haben. So konnte Law nicht seinen ungläubig, überraschten Ausdruck sehen der auf seinem Gesicht ruhte. Moment. Noch einmal von vorne. Law war nur wegen dem Feuerschwamm rausgegangen? Wegen dieses zum Feuer entzündenden Pilzes, den man getrocknet überall bekam? Und der nicht einmal etwas Besonderes war?

Nur deswegen?

Kurai erschien plötzlich wie erstarrt und zuckte ungewollt zusammen, als ihn Laws Handrücken an der Schulter berührte. Dann wandte er sich diesem wieder zu.
 

„Es ist nicht so, dass ich an materiellen Dingen hänge, wenn ich auf einer längeren Reise bin. Dahingehend ähneln wir uns. Mir ist bewusst, dass ein Feuerschwamm jederzeit durch einen anderen zu ersetzen ist. Doch du hattest mir diesen extra besorgt. Ich gehe mit jedweden Dingen sorgsam um die man mir gibt und seien sie für den Gebenden noch so nichtig. Es lässt sich mit meiner Einstellung nicht vereinbaren, hätte ich dein Geschenk als selbstverständlich, als jederzeit ersetzbar, befunden und es dort draußen liegen gelassen. Das hätte nur gezeigt, dass ich deine Hilfe mit Füßen trete.“
 

Erst als Kurai blinzeln musste, da ihm die Augen schmerzten bemerkte er, dass er Law immer noch ungläubig angestarrt hatte. Nicht dass es Kurai schwer fiel Fassung zu bewahren, aber er brauchte zwei Wimpernschläge, ehe er wieder Herr seiner Selbst war.

Sich zu seiner vollen Größe aufrichtend, verließ Kurai schweigend das Bad. Auch wenn Law ehrlich zu ihm gewesen ist, Kurai den Grund durchaus nachvollziehen konnte, so konnte und wollte er darauf nichts erwidern. Es würde garantiert nur missverständlich aufgefasst werden.
 

Law ließ sich ein wenig tiefer in den Zuber rutschen. Den Arm nach außen raus hängend lassend und die Augen geschlossen, atmete er tief aus. Es klang so, als wäre er erleichtert über Kurais Verschwinden.

Endlich war er mit sich alleine.
 

Vielleicht blieb er doch ein ganz kleines bisschen im heißen Wasser. Ausnahmsweise.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ixtli
2016-01-02T17:57:07+00:00 02.01.2016 18:57
Alleine die Beschreibungen des Winters und der damit verbundenen Kälte lässt einen schon beim Lesen erschauern.
Kurai und Law scheinen ganz interessante Charaktere zu sein. Die Hintergründe, die die Beiden zusammen kommen ließen, kenne ich zwar (noch) nicht, aber du lässt sie hier so selbstverständlich miteinander interagieren, dass es auch ohne Vorkenntnisse Spaß macht, die Geschichte zu lesen. Man wird sogar neugierig darauf, woher die Beiden kommen oder wohin sie eigentlich wollen.
Ich muss zugeben, auch die erste Geschichte gelesen zu haben, und wenn du nicht erwähnt hättest, dass dieser Teil hier lange Zeit danach stattfindet, könnte man das hier gut für den nächsten Morgen aus dem ersten Teil halten.
Laws Grund, weshalb er in diesem Blizzard losgezogen ist, passt zu ihm - jedenfalls, so weit ich das bisher beurteilen kann. Hat Law im ersten Teil Kurais anscheinend bis dahin unbekannte altruistische Seite kennengelernt, profitier hier Kurai davon, dass er jetzt weiß, dass Law sehr wohl Sachen zu schätzen weiß.
Und du hast einen angenehmen Schreibstil. Passend zur Geschichte. Kurz angerissen, wo Tempo nötig ist, aber gleichzeitig erklärend an Stellen, die Zeit brauchen, um die Szene am besten zu beleuchten.
Von:  BloodwingedAngel
2015-12-08T15:50:32+00:00 08.12.2015 16:50
Hach, ungewohnt die beiden so reibungslos interagieren zu sehen, aber das dürfen sie gerne öfters tun ^^


Zurück