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Byou x Kazuki
von

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Verzweiflung

01.03.2013

re-upload | keine Korrektur!

original Umnachtungsfehler vom Jahr 2013 enthalten
 

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ScReW
 

[Kapitel_7]
 

Starr war das Augenpaar auf die Mondbeleuchtete Wand gerichtet, während Tränen über das schöne Gesicht flossen und immer wieder die bereits nassgezogenen Bahnen auf der sanften Haut erneut benetzten und anschließend vom Stoff des Kopfkissens aufgesogen wurden.
 

Unaufhörlich drangen Tränen über Tränen hinter dem unteren Augenlid hervor und suchten ungehindert den Weg ins Freie, welcher ihnen nicht verwehrt wurde. Sie brachten das zum Ausdruck wofür keine Worte auffindbar waren. Sie brachten das zum Ausdruck, was Gesten niemals veranschaulichen konnten. Sie brachten das zum Ausdruck, was Kazuki fühlte.
 

Trauer.

Schmerz.

Fassungslosigkeit.
 

Still und allein für sich, lag der Gitarrist in seinem Bett des Hotels und ließ seinen Gefühlen freien Lauf, auch wenn er keinerlei Miene dabei verzog und das Zimmer weiterhin in Schweigen hüllte.
 

Fragen über Fragen in seinem Kopf – allen Voran Byous Gesicht, welches er niemals vergessen würde, da er genauso schockiert darüber gewesen war, wie Kazuki. Sein Blick drückte Entsetzen und Reue aus und auch wenn sich Kazuki darüber im Klaren war, dass es einfach aus der Situation heraus passiert war, welche schon nahezu provoziert war, so wusste er diesmal nicht, wie er damit umgehen sollte und wie er ab sofort auf den Blonden reagieren würde.
 

Vorsichtig fuhren die Fingerkuppen über die roten und heißgewordenen Striemen am Handgelenk, welche Byou hinterlassen hatte...
 

Noch nie hatte er ihn so erlebt.

Noch nie hatte er ihm so wehgetan.
 

Noch nie verspürte der Gitarrist solch einen heftigen Schmerz in sich.
 

Noch nie... war ihm so bewusst, wie sehr er Byou liebte...
 

...
 

Einige Tage zuvor
 

„Also Byou ganz ehrlich, am liebsten würde ich dich ans Bett fesseln die nächste Woche, wenn nicht sogar in die Klinik bringen für ein, zwei Tage bis es dir besser geht“, sprach Sayuki zu den Blonden, als dieser am Sonntagnachmittag, der Tag vor der Tour, aus freien Stücken die junge Ärztin aufsuchte. Kopfschmerzen und Übelkeit plagten ihn seit zwei Tagen, trotz Schmerzmittel und viel Ruhe, es wurde einfach nicht besser.
 

„Das geht nicht. Wir fahren morgen früh nach Osaka“, gab er fast etwas mitleidserregend von sich und sah die junge Frau hilfesuchend an. Natürlich wäre es ihm lieber zu Hause im Bett zu bleiben. Es wäre ihm lieber einfach abzusagen und die Tour zu verschieben, doch das war, gerade jetzt, nur wenige Stunden vor dem offiziellen Beginn, undenkbar. Er konnte doch unmöglich zum Chef gehen oder gar nach ganz oben zu den ‚Großen‘ wie man so schön sagte, und so etwas sagen, wie: „He, wäre es möglich die Tour zu verschieben? Mir geht’s grad nicht so...“
 

Wie bitte würde das denn aussehen?

Welche Erklärung sollte er abliefern?
 

Etwa die Wahrheit?

Stress mit der Ex?
 

Niemals!
 

„Byou, ich kann es dir nur nahe legen, dir das nochmal genau zu überlegen. Du hast wahrscheinlich eine leichte Gehirnerschütterung und solltest du die nicht ausliegen und ausheilen lassen kann das wirklich fies werden“, versuchte die Brünette mit einem passenden Gesichtsausdruck die Meinung des Blonden umzustimmen, der gerade wieder ziemlich blass um die Nase wirkte und den Eindruck erweckte gleich umzufallen. Aus diesem Grund legte Sayuki eine Hand an die Schulter des Sängers und sah ihn nochmals durchdringend an. „Ich weiß, euer Geschäft ist nicht gerade mit Federn geschmückt die alles leichter machen würden, aber die Gesundheit geht vor. Gerade bei dir“, nickte sie in Richtung Narbe, die unter einem dickem Adidas Pulli verborgen lag. Natürlich wusste sie davon, war sie schließlich damals Diejenige gewesen, welche die entscheidenden Handlungen einleitete.
 

Doch Byou seufzte nur wieder und schüttelte den Kopf, während die junge Ärztin ihm an die Stirn griff und nochmals die Pupillen besah. Seufzen schien zur neuen Trendwelle geworden zu sein, es war zunächst das Einzige was durch den Raum tönte.

„Ich bin eigentlich in der Pflicht dich jetzt krank zu melden“, sprach sie, als dem Sänger schon ein kleines grelles Licht entgegenstrahlte, um seine Pupillen zu überprüfen.

„Das weißt du“, mahnte sie den Jüngeren, der nur die Unterlippe einklemmte und den Kopf erneut schüttelte.

„Das geht aber nicht“, lenkte Byou erneut ein und entlockte Sayuki nur wieder ein schweres Seufzen. „Du gefällst mir nicht Junge. Deine Pupillen reagieren verzögert. Und ich finde das absolut nicht in Ordnung, hörst du? Nur leider kann ich gegen deinen Willen nichts veranlassen“, seufzte sie infolge und klopfte mit dem Knöchel des Zeigefingers gegen bestimmte Stellen am Kopf, was Byou ganz offensichtlich nicht leiden mochte.
 

Er hatte Schmerzen und es war nicht gut was Sayuki tat. Das waren gerade einmal nur zwei, aber dafür sehr aussagekräftige Argumente um ihn aus dem Verkehr zu ziehen.

„Wenn ich dir jetzt verschiedene Auswirkungen darlege wird dich das kaum umstimmen so wie ich dich kenne, hm?“ Ernst blickte sie ihn an, doch es kam keinerlei Reaktion vom Patienten. Jedoch bedeutete dies bei dem Sänger dass sein gegenüber Recht hatte mit dem was sie sagte und somit konnte die junge Ärztin ihn nur zu seinem Gunsten weitere Schmerzmittel aufschreiben – eine Dosis stärker.
 

„Trau dich bloß nicht mal eben eine mehr einzuwerfen, Byou. Das sind wirklich starke Tabletten, die auch nur richtig wirken, wenn du dir und deinen Körper Ruhe gönnst. Erhoffe dir also nicht, dass deine Kopfschmerzen wie aus Zauberhand verschwinden dadurch.“
 

Schon allein dass Byou überhaupt den Weg zu ihr einschlug, von sich aus, war Grund genug um ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Doch er wollte nicht und verließ die Wohnung der jungen Ärztin mit einem weiteren Rezept und dem Versprechen, nur alle sechs Stunden eine einzige davon zu nehmen, um die Schmerzen besser ertragen zu können. Hinzu schrieb sie ihm ein pflanzliches Mittel gegen die Übelkeit auf, um den Magen nicht unnötig mit Chemieknallern vollzupumpen. Das könnte Byou wiederum nehmen, so wie er den Bedarf danach hatte, darum machte sich die junge Frau also weniger Sorgen, als sie den Jüngeren aus ihrer Wohnung entließ.
 

„Denk nochmal darüber nach“, bat sie erneut inständig in der Hoffnung die Vernunft würde siegen, auch wenn sie wusste wie hart das Showgeschäft war. Doch es handelte sich nicht um eine lapidare Erkältung oder einem gebrochenen Finger. Man sollte diese Sache auch beim Label ernst nehmen und verstehen, sollte Byou ganz ausfallen weil er es zu weit trieb, dann konnten sie doch klar ausgedrückt gar nichts mehr mit ihn anfangen.
 

Er tat also weder sich, noch den Anderen einen Gefallen damit.
 

...
 

Anstatt darüber nachzudenken und sich Sayukis Worte zu Herzen zu nehmen, suchte der Sänger die nächste Apotheke auf, welche geöffnet hatte und löste sein Rezept ein.

Warum sollte er auch über Dinge nachdenken, die doch keinen Sinn ergaben oder gar einen höllischen Rattenschwanz hinter sich herzogen. Nein, das war keine Option für Byou gewesen, welcher seine Medikamente fast schon freudestrahlend entgegennahm und an nichts Böses denkend nach draußen trat, als ihn vor der Tür Chiyoko erwartete, die dem Sänger in aller Öffentlichkeit um den Hals fiel und gar versuchte zu küssen. Doch geistesgegenwärtig drehte dieser den Kopf beiseite und hob die Hände um sie fest gegen die Schultern der jungen Frau zu drücken, stieß sie somit bedacht zurück und warf einen Blick auf, der mehr sagte als tausend Worte.
 

Er war total überrumpelt und sah sich zunächst um, ob sie auch keiner beobachtete oder sah, als der Blick wieder auf die Frau gerichtet wurde, die nur Lächelte, dann aber den Mund verzog, als man sie angewidert ansah.
 

„Aber Schatz“, fing sie weinerlich an und näherte sich erneut. „Ich mache mir Sorgen, ich konnte mich Vorgestern gar nicht um dich kümmern und wir waren auch noch nicht fertig mit unserem Gespräch“, sah sie bittend zu Byou auf, der nur die Brauen hob und einen abwertenden Ton hervorbrachte. Zum Glück hatte er beim Verlassen der Apotheke seine Medikamente schon längst in die großzügigen Manteltaschen gesteckt, sodass Chiyoko darauf keinen Einblick hatte.
 

„Mein Liebster, wir beide gehören einfach zusammen. Und ich möchte dass es dir gut geht, also komm mit mir“, versuchte sie den Sänger zu beflügeln und tafelte auch den berühmten Wimpern-Klimpern-Augenaufschlag auf. Doch Byou fand daran gar nichts, außer dass es ziemlich bescheuert aussah und trat einen weiteren Schritt von dieser Psychobraut zurück.

„Wie bitte, was?“ hoben sich die Brauen skeptisch und missverstanden. „Wir hatten außerdem kein Gespräch, was redest du da?“ polterte es euphorisch und überfordert zugleich aus dessen Kehle. Die Brauen jetzt tief ins Gesicht gezogen und der Körperhaltung zu urteilen nach auf dem Weg zu gehen.
 

„Du hast mich schon verstanden. Ich möchte dich wieder. Und du willst mich auch, du musst es nur endlich bemerken.“ Ihr Tonfall wurde ernster, der Blick durchtrieben.

„Sag mal bist du bescheuert?“, blaffte Byou nur fassungslos von sich und sah die Jungdesignerin unglaubwürdig an. Sie hatte den Bogen schon längst überspannt!
 

Er war gerissen!
 

„Aber Schatz“, lenkte sie wieder ein, versuchte seinen Arm zu ergreifen, doch er schlug ihre Hand beiseite und unterbrach sie sofort.

„HÖR auf damit!“ zischten verbissene Worte durch die Zähne. „Nenn mich nicht so und hör auf mir nachzustellen! Du bist ja krank!“

„Nein Byou. Ich liebe dich. Und du liebst mich auch, ich habe es gespürt.“

„ACH! Gar nichts hast du, okay?! Und jetzt lass mich in Ruhe oder ich vergess mich!“

„Ach Byou, du bist so süß...“, wurde gekichert. „Nenn mir ihren Namen...“, flüsterte sie ihn entgegen und ließ sein Gegenüber damit augenblicklich stutzen.
 

Wessen Namen soll er ihr nennen?
 

„Was?“

Er war überfordert.
 

„Wie heißt sie? Kommt sie aus Tokio?“ wollte Chiyoko wissen und sah den Blonden geistesgegenwärtig in die Augen, als sei sie fremdgesteuert oder vollkommen mit Drogen zugepumpt.
 

Byou fand dafür keine Worte. Er erkannte die Frau vor ihm nicht wieder, die er wirklich mal von ganzen Herzen geliebt hatte, auch als sie ihm so wehgetan hatte. Doch jetzt fühlte er nichts außer Hass und sogar Mitleid.
 

„Also ja?“ hob sie arrogant und allwissend die Brauen.„Ich werde sie finden, hörst du? Sie wird mir nicht einmal annähernd das Wasser reichen können, dieses Flittchen, verstehst du mich?“ zischte sie ihm entgegen und legte ihren Zeigfinger an seine Brust, genau an die Stelle seiner Narbe, wo sie sofort weggeschlagen wurde.
 

Niemand fasste ihn da an!

Niemand außer ihm...
 

„Chiyoko, hörst du dich mal selbst reden?“ angewidert wurde der Kopf mit einem passenden Gesichtsausdruck geschüttelt. Doch Chiyoko schmunzelte nur wieder und kam dem Sänger erneut näher.

„Oh ja mein Schatz... das tue ich... und ich werde herausfinden wer sie ist.“

„Du bist doch krank!“
 

Chiyoko machte es ihm nicht gerade leicht. Erneut ging sie einen Schritt auf ihn zu, umklammerte nun seinen Arm, als er aus Reflex die Hand hob, was den Anschein erweckte, dass er sie schlagen wollte. In dem Moment kam eine Gruppe junger Studenten um die Ecke, welche das Szenario zu Gesicht bekamen und vollkommen falsch einschätzten.
 

Dabei wollte Byou sie nur ein weiteres Mal von sich weisen.
 

Nur sah das für Außenstehende keineswegs so aus.
 

Eine junge Frau, schien verzweifelt einen jungen Mann um etwas zu bitten, der Eindruck eines Pärchens entstand, welche gerade im Streit lagen. Und im Eifer des Gefechts wollte der Typ das arme Mädchen schlagen, welches den Trupp junger Männer im Augenwinkel bemerkte und plötzlich von Byou zurückwich. Schützend hob sie die Hände, gab ein ängstliches: „Bitte, nein!“ von sich und ließ Byou ziemlich dumm dastehen. Er verstand nicht was das Ganze jetzt sollte, ließ die Hand auch sofort sinken und schüttelte den Kopf.
 

„Was soll das werden?!“ blaffte er sie verdutzt an, als man den Blonden unsanft an der Schulter packte und herumdrehte.
 

„Das sollten wir wohl dich fragen! Erlaub es dir nicht eine Frau zu schlagen, mein Freund!“, drohte ihm ein gut gebauter Sportler, welcher einige Zentimeter größer war, als er. Sicherlich aber um einiges jünger, doch darüber nachdenken konnte Byou nicht, da ihn ein Zweiter am Kragen packte und tatsächlich seine Faust erhob.
 

Augenblicklich musste Byou blinzeln, war zu überfordert mit der Situation und wartete schon darauf, dass er gleich eine Sitzen hatte. Doch es war Chiyoko, welche den Trupp junger Männer davon abhielt ihren Byou zu schlagen! Schnell ging sie dazwischen, drückte auf die Tränendrüse und spielte die liebende aber doch geschlagene Freundin.

„Nein, nicht, hört auf!“, bat sie weinerlich und ängstlich, schlang auch sogleich beide Arme um den Sänger, der gar nicht wusste wie ihm geschah.
 

Er wollte nur seine verdammten Tabletten aus der Apotheke holen und dann wieder nach Hause gehen! Nun zog er mitten in der Innenstadt die Blicke auf sich und das nur, weil dieses Teufelsweib eine verdammt gute und ausgefuchste Schauspielerin war!
 

Dieses Drecksstück!
 

...
 

„Alles klar... Danke dass du mir Bescheid gegeben hast ich... ich komme einfach nicht mehr an ihn heran... ich weiß nicht was ich noch machen soll. Ich habe ihn den ganzen Tag gefragt gestern, ob wir uns zusammen setzen sollen um darüber zu reden, was die beste Lösung sei wegen der Tour und seiner Schmerzen, aber da ging kein Weg rein...“, klangen die besorgten Worte durch die Wohnung, als für wenige Augenblicke Stille einkehrte.
 

Das Zippen eines Reißverschlusses ersetzte die Stimme im Raum für einen kurzen Moment, dann erhellten Kazukis Worte erneut die Wohnung, welcher gerade mit dem Handy am Ohr auf den Weg zum Balkon war, um eine zu rauchen.
 

„...Mhm... verstehe. Nein... Nein, ich werde ihm nicht sagen dass du mich angerufen hast...“, legte er die Hand an die Balkontür, um sie mit einem lauten Klicken zu öffnen. Dann trat er nach draußen und zog die eingerahmte Glastür mit Schwung hinter sich zu.

„Aber... kann ich irgendwas tun? Ich meine... Hm... Okay... Mir geht es nicht einmal um die Konzerte und das ganze drumherum, ich, naja...“, kratzte er sich mit der Zigarettenschachtel über den Kopf und blickte kurz über die Stadt, als er stehen blieb.
 

Er machte sich einfach nur Sorgen um Byou.
 

„Ja.“
 

Vielleicht war er seit dessen OP etwas zu emotional oder feinfühlig, was diese Thematik betraf, aber ändern konnte es der Schwarzschopf nicht, ebenso wenig, wie er etwas tun konnte, außer weiterhin für sein Sorgenkind da zu sein. Er konnte für ihn da sein, ihn zu verstehen geben dass es ok sei, wenn er sich nicht wohl fühlte, und dass er das auch zeigen könnte. Dass er darüber reden könnte. Mehr konnte Kazuki nicht machen. Und das hatte nichts mit seinen Fähigkeiten als Leader zu tun.
 

„Ich fühle mich nur...“
 

Verantwortlich.
 

Kazuki fühlte sich verantwortlich für das Wohl der Band. Es war seine Band, er musste sich darum kümmern dass es ihnen gut ging und das alles zu ihrem Besten passierte. Er wollte alles richtig machen, niemanden zu viel zumuten und auch keinen Ärger provozieren. Doch diese Sache hatte nichts mit den Leaderaufgaben zu tun. Diese Sache war privat, und würde sich Byou nach wie vor dafür entscheiden aufzutreten, dann waren das sein Wunsch und sein Wille. Da konnte niemand dagegenreden oder dessen Entscheidung umlenken.

Dennoch sollte er die Anderen darüber in Kenntnis setzen. Und das hatte weder etwas mit Verrat noch mit Vertrauensbruch zu tun, es war Fair und würde Byou ganz bestimmt nur zu Gute kommen, wenn alle wussten wie sie auf ihn reagieren mussten.
 

„Okay...“, seufzte der junge Gitarrist nur überfordert in den Hörer, als er sich auf einen der Klappstühle sinken ließ und seine Zigarettenschachtel auf dem Tisch ablegte. Er war Sayuki wirklich sehr dankbar dafür, dass sie ihn angerufen hatte, um ihn darüber aufzuklären dass Byou bei ihr gewesen ist. In dem Sinne handelte sie wiederum nicht als Ärztin, sondern als eine gute Freundin von ihnen.
 

Es war oft schwer im Leben Dinge abzuschätzen und sich zu entscheiden was richtig und was falsch war. Man wurde vor Entscheidungen gestellt, die das ganze Leben verändern konnten. Man wurde vor Entscheidungen gestellt, die eine einzige Situation änderten und somit zeitgleich diese berühmten: „Was wäre wenn“ Passagen wieder aufgriffen.
 

Es war ein Teufelskreis.
 

Ein Teufelskreis aus welchem man nur selbst die besten Wege und Ziele herausfiltern musste, um mit der Gesamtsituation umgehen zu können. Es war nie einfach solche Entscheidungen zu fällen, doch genau in solchen Situationen sollte der Verstand über die emotionale Schiene gelegt werden, nach welchem wir letzten Endes handeln sollten.
 

Als Ärztin unterlag Sayuki der ärztlichen Schweigepflicht. Es stand ihr in keinster Weise zu, Kazuki darüber zu informieren, wie es um Byou stand und dass dieser überhaupt bei ihr gewesen war.
 

Sayuki war aber nicht im Dienst, Byou war Privat zu ihr gekommen um nach Hilfe zu suchen, also handelte sie als gute Freundin, nachdem sie aus dem Sänger die versteckte Information herausbekam, dass er niemanden Bescheid sagte und dass das Ding alleine gegen die Wand setzte.
 

Er hatte ihr schon Einiges zu verdanken.

Vielleicht wäre ohne Sayuki alles ganz anders gekommen und Byou wäre nun gar nicht mehr hier?
 

Wer wusste das schon...
 

Kazuki spekulierte innerlich mit sich selbst ziemlich oft darüber, wie es wohl geendet hätte, wäre siedamals nicht aus heiterem Himmel in der Nähe gewesen, als es den Sänger nach einem Event einfach zu Boden riss mit heftigen Schmerzen. Schon Wochen, gar Monate vorher ging es ihm nicht gut und man konnte beobachten wie es ihn immer schlechter ging, doch keiner wusste was los war. Byou redete nie bis kaum über seine Probleme. Das beste Beispiel war die Sache am Freitag gewesen, als er verletzt in der Wohnung aufkreuzte. Gefühlte Monate verstrichen, ehe der Invalid den Mund aufmachte!
 

Warum nur war er auch vorhin einfach gegangen und gab nur ein: „Muss was erledigen“ auf die Frage, wohin er gehen würde?
 

Warum stieß er den Gitarristen schon wieder von sich?

Warum erzählte er ihm schon wieder nichts?
 

Warum?
 

Mit dicker Jacke, Boots und gar einer Mütze saß der Schwarzschopf also auf den Balkon, hatte die Füße auf das Geländer abgelegt, sah darüber hinweg, blickte über die Großstadt und nahm einen tiefen Zug seines nikotinhaltigen Lasters. Verträumt und doch ernst blickten die Augen in die Ferne, beobachteten den Himmel, welcher sich seit mehreren Tagen in trübes Grau kleidete und somit auch die Tage recht trostlos und niederschlagend wirken ließ.
 

Man konnte deutlich spüren, wie sich das Jahr dem Ende zuneigte. Die Tage wurden kälter und Anstelle der ewig gebliebenen Hitze und der darauffolgenden kühleren und sehr regnerischen Tage kamen nun die noch kälteren und grau in grau übergehenden Wochen, begleitet vom ständigen Nieselregen. Es waren diese Tage, an welchem man glaubte, es sei die ganze Zeit über morgens kurz nach Sieben.
 

Das schlug auf viele Gemüter.
 

Man wurde träge, lustlos, gar nachdenklicher und verlor die sommerliche Frische. Diese Frische die einfach nur Frohsinn und Heiterkeit versprühte, sie wurde ersetzt durch Trübsal blasen und teils gar undefinierbarer schlechter Laune, von welcher man sich selbst oft fragte, warum man die gerade eigentlich hatte.
 

Das Phänomen Wetter.
 

Es ließ sich nicht steuern, herbeiwünschen oder verändern. Es kam wie es wollte und jeder musste sich danach richten. Vergleichbar mit den Verträgen des Labels also. An die mussten sich die jungen Männer ebenso halten. Sie waren präsent, konnten nicht verändert werden und Sonderwünsche gab es schon gar nicht. Dabei wäre ihnen und ganz besonders Byou schon viel geholfen, hätten sie die erste Woche einfach nach hinten verschoben.
 

Wäre das denn ein Beinbruch gewesen?

Sie hatten es noch nicht einmal versucht!
 

Kazuki seufzte tief bei diesen Gedanken, nahm erneut einen ebenso tiefen Zug seines Glimmstängels und konnte einfach an nichts anderes denken, als an Byou, dem es ganz offensichtlich nicht gut ging. Dennoch war er es gewesen, der Kazuki noch am gestrigen Abend beruhigte, weil der sich wieder verrückt machte, ob alles klappen würde. Auch von seinem schlechtem Gefühl welches er hatte und nicht deuten konnte, erzählte er dem Sänger, doch der hatte einfach nur gelacht und ihm mit dem Zeigefinger gegen die Stirn getippt, so nach dem Motto: „Du hast nen Vogel.“
 

Hatte Kazuki diesen wirklich oder bezog sich sein Gefühl des Unwohlseins tatsächlich auf den Zustand seines Frontmannes? Allen Anderen ging es schließlich gut und auch bei Kazuki selbst war soweit alles erst einmal annehmbar. Er würde um eine Medikation nicht drum herum kommen, um die Konzerte durchzuhalten ohne Hustenanfall und Atemnot, aber er merkte dass es besser wurde. Somit bezog sich sein schlechtes Gefühl nicht auf seiner selbst, da war sich der Gitarrist sicher, welcher aus seinen Gedanken gerissen wurde, als sich die Balkontür mit einem quietschenden Laut öffnete und anschließend mit festem Zug herangezogen wurde.
 

Wie erwartet stand der Wohnungsbesitzer im nächsten Augenblick auf dem Balkon, zog seine Zigarettenschachtel aus seinem Mantel und schlug diese zweimal auf den Handballen, um ein weißes Röllchen hervor zu klopfen, welches anschließend mit den Lippen aus der Schachtel gezogen wurde. Nur kurz sah er seinen Mitbewohner auf Zeit dabei an, lehnte sich dann mit den Armen auf das Geländer und zündete sich den Glimmstängel schließlich an, ehe Schachtel und Feuerzeug wieder in der Manteltasche verschwanden.
 

Eine Weile sah Kazuki ihn einfach nur an. Weder er noch Byou sagten etwas, rauchten jeder still für sich seine Zigarette und hingen ihren Gedanken nach. Byou gerade frisch von der Flucht einer beinahe zweiten Schlägerei und dieser Psychopathin! Kazuki stattdessen mit den Fragen im Kopf, ob er mit ihmreden würde oder die Sache tatsächlich verheimlichen wollte.
 

Es tat schon ziemlich weh, doch er durfte sich nichts anmerken lassen.
 

„Ich hab Bock auf Pizza“, teilte Kazuki dann nur beiläufig mit und erkundigte sich nach dem Hungerbefinden des Blonden, der zunächst schwieg. Würde er ihn fragen wo er gewesen war, er würde es ihm ja doch nicht sagen...
 

Es war nichts Neues.

Und trotzdem verletzte es Kazuki mit jeder verstrichenen Minute mehr, in welcher er doch Bescheid wusste, von Byou aber keinerlei Aussagen bekam.
 

„Schon wieder?“, meinte Byou schmunzelnd etwas Zeitverzögert und ließ die Arme locker auf dem Hartplastik des Anbaus liegen, während die Kippe zwischen Zeige- und Mittelfinger vor sich hin qualmte. Das Augenpaar tat nun das, was Kazukis die ganze Zeit getan hatte, schweifte in die Ferne, sah dabei zu, wie es zu regnen begann. Doch es störte sie beide nicht, war der Balkon schließlich überdacht. Eine Mutter mit zwei Kindern auf der Straße, war dieses Wetterereignis allerdings nicht egal. Sie schimpfte gerade lauthals mit ihren Söhnen, die in bereits vorhandene Pfützen sprangen und sich gegenseitig besudelten. Sie sollten das unterlassen und sich beeilen, es würde gleich anfangen zu regnen.
 

Kazuki, der seine Kippe im Aschenbecher ausdrückte und aufgestanden war, lehnte sich kurz neben Byou an das Geländer und begann zu Grinsen, als sein Blick hinab auf die Straße glitt. „Tja... dumm gelaufen“, gab er belustigt von sich und brachte immerhin ein schmunzelndes Nicken beim Blonden zustande.
 

Er gefiel ihm gar nicht, fragte jetzt aber auch nicht nach, obwohl es so in den Fingern juckte. Stattdessen stießen die Hände den Körper locker und seufzend vom Geländer weg, und legten sich für einen kurzen Augenblick, beim Vorbeigehen an Byou,über dessen Schulter hinweg auf die Brust, auch wenn diese unter vielen Textilien verborgen lag, die Geste zählte einfach. Die Geste, welche dem Sänger mitteilte, dass er mit ihm reden konnte, wann immer ihm danach sein sollte.
 

Die Geste, die ihm sagte, dass er für ihn da war.
 

Kurz blickte Byou auf, als er die Nähe des anderen spürte, ließ den Blick dann jedoch wieder schweifen mit einem sanften, kaum merklichen Lächeln. Es wurde schwer auf der Schulter, legte sich Kazukis Kopf auf dieser ab für einen Moment, als ihm kalte, aber weiche Lippen einen sanften Kuss auf den Wangenknochen gaben und kurz darauf eine liebliche Stimme ins Ohr flüsterte: „Ich bestell einfach zwei...die schaff ich zur Not auch alleine...“
 

Binnen Sekunden durchströmte dem Blonden das Gefühl der Geborgenheit und ließ ihn von innen heraus aufwärmen. Dieses Gefühl löste bislang nur Kazuki in ihm aus, welches er mit einem tiefen Luftholen schließlich entließ.
 

Es war verdammt schön.
 

Trotzdem bekam der Jüngere nur wieder ein Nicken, als sei es ihm egal, doch Kazuki wusste, dass es Byou nicht egal war und er die Information dankend aufnahm.
 

Und so war es auch.
 

Byou hatte Kazukis Botschaften verstanden. Er hatte verstanden dass er für ihn da war. Hatte verstanden dass er mit ihm reden konnte und dass er ihn beabsichtigt nicht fragte, was los sei, weil beide wussten dass Byou ihm ohnehin nichts erzählen würde. Weil es ihm unangenehm war, schon wieder Schwierigkeiten zu machen, immerhin war die Aktion am Freitag schon demütigend genug für ihn gewesen.
 

Er würde ihm weder von den Vorfall mit Chiyoko, noch von dem Gespräch mit Sayuki erzählen. Gerade hatte er den Jüngeren wieder darin beschwichtigt, dass alles in bester Ordnung sei mit dem was er tat und das sicherlich alles gut gehen würde, da konnte er doch unmöglich dessen Bild wieder zerstören, wenn er seine Anliegen offenbarte.
 

Es würde alles gut gehen, so wie er sagte.
 

Er hoffte es einfach, während sein Blick über der Großstadt hing und nach einer ganzen Weile, die er da alleine auf dem Balkon stand, die Tür hinter ihm aufging. Doch trat Kazuki nicht aus dieser hervor, sondern blieb im Wohnzimmer stehen und sah zu seinem Sänger, dessen Hintern wie gewollt unter dem Mantel hervorragte und in der eng anliegenden Jeans wirklich wunderschön verpackt war.
 

Perfekt.
 

„Hey Sexy...“, schmunzelte er locker hinter der Tür hervor, als sich Byou, wie gewünscht, umdrehte und ebenso lächeln musste darüber wie er ihn nannte. Fragend hoben sich die Brauen, als er auch schon zwei Taschen vor die Nase gehalten bekam.

„Die oder die?“, hob der Gitarrist beide zur Veranschaulichung hoch und trieb die Brauen des Sängers tief in dessen Gesicht.

„Was... soll das werden?“

„Sachen packen...oder willst du nackt gehen?“, zwinkerte er kess und brachte Byou dazu einen fragenden Laut auszustoßen.
 

„Also, ich persönlich hätte nichts dagegen...“, kicherte Kazuki mit mehrmaligen heben seiner Brauen hinter der Tür und verfolgte mit dieser Aktion den Plan, dass Byou endlich reinkam und sie gemeinsam packen würden. Er könnte ihm ohne dass er etwas bemerkte zur Hand gehen und die Sache für Byou schneller und einfacher gestalten, sodass er sich dann bald hinlegen konnten um sich auszuruhen.
 

„Na, was ist jetzt?“ drängelte er schmunzelnd und hob nochmals die Taschen mit einem fragenden Blick und konnte regelrecht sehen, wie sich die Gedanken des Blonden zusammenrauften und alles über den Haufen warfen.

„Äh... die Linke...?“ Ja, er war komplett überfahren mit der Situation und glaubte Kazuki wolle ihn verarschen. Dabei half er ihm einfach nur.
 

Ohne dass Byou es tatsächlich bemerkte...
 

...
 

Am nächsten Morgen war es dann so weit.
 

Sie starteten in die heißersehntenTour Wochen, würden endlich wieder auf der Bühne stehen und hunderte Fans beglücken mit ihrer Musik. Sie würden endlich wieder das berauschende Gefühl der Anerkennung bekommen, sowie eine gesunde Nervosität und Aufregung in sich aufsteigen fühlen. Dieses Feeling, welches so Besonders und Einzigartig war, überkam die jungen Musiker schon in den frühen Morgenstunden, als sie im Tourbus Platz nahmen. Jin, welcher mit Kazuki auf der langen Fahrt für die nötige Unterhaltung sorgte, saß kaum auf dem kalten Leder, als Fuß und Hände begannen auf Boden und Schenkeln zu trommeln. Er mimte den Animateur, verfolgte das Geschehen der Anderen und dokumentierte deren Schritte und Gesten.
 

Die Stimmung war heiter und locker, auch wenn alle im Hinterkopf hatten, dass diese Tour keinesfalls locker flockig vonstatten gehen würde, obwohl die Freude darauf wahnsinnig groß war.

Sie wäre um einiges Größer gewesen, wenn es Byou nicht so schlecht gegangen wäre. Offensichtlich hing er in den Seilen, hatte sich die ganze Fahrt über kaum an Gesprächen beteiligt und einfach nur geschlafen.
 

Wie sollte das die nächsten Wochen werden?
 

...
 

„Okay. Noch könnt ihr es euch aussuchen“, erhellte die Stimme eines Staffs die Lobby des pompös wirkenden Hotels, welcher mit Stift und Klemmbrett Bosslike vor der Truppe stand und lässig auf seinem Kaugummi kaute, was Manabu ziemlich unhöflich fand und ihm somit ganz automatisch eine recht abweisende Haltung entgegenbrachte. Zudem nahm der sehr kräftig gebaute Typ seine Sonnenbrille nicht ab, welche er trug und sammelte damit immer mehr Minuspunkte beim zweiten Gitarristen, dem unaufhaltsam eine Braue arrogant wirkend gen Haaransatz wanderte. Der Typ war neu im Team und bekam sogleich das berühmte Klemmbrett in die Hände gedrückt – musste er sich deswegen aufspielen als sei er Allmächtig?
 

Manabu fand es dreist und unhöflich!
 

„Es gäbe einmaaaal...“ dehnte sich das Wort unnötig lang, als auch noch zu allem Überfluss etwas Speichel zwischen den Zähnen nach hinten gezogen wurde und der Stift am Ohr herum pulte.
 

Nun räusperte sich auch Rui verhalten , wand den Blick für einen Moment augenrollend ab und sah, wie Kazuki mit den Füßen und auf den Rücken verschränkten Händen hin und her wippte, gen Boden blickte und sich zusammenreißen musste, nicht zu lachen.
 

„Ein Doppelbett Zimmer, ein Zweibettzimmer, ein Dreibettzimmer und einmal noch ein Doppelbett Zimmer mit Einzelbetten“, blickte der kräftige Mann kauend in die Runde und nickte dabei locker, als es keine zwei Sekunden dauerte und Byou sich einfach an Jins Arm klammerte und ebenfalls hinter seiner Sonnenbrille zum Staffs aufblickte.
 

„Wir nehmen das Zweibettzimmer“, beschloss er ohne zu zögern und die anderen anzusehen, was Jin ein überraschtes: „Ach so?“ entlockte und er den Sänger lachend ansah. Der nickte bekräftigend, als der Drummer von ihm am Arm mit sich gezogen wurde, um zum Gepäck zu schlendern.
 

„Nummer?“, wollte der Blonde trocken wissen und bekam: „265“, zur Antwort.
 

„Hey, hey, du hast es ja ganz schön eilig, Byou“, spekulierte Rui vielsagend und hob mehrmals die Brauen, woraufhin alle lachen mussten. Jin hob ebenso lachend seine Arme, kopfschüttelnd, hielt die Hände vor seine Brust und wehrte alles ab. „Ich kann echt nix dafür“, beteuerte er seine Unschuld und löste nur noch kräftigeres Lachen aus.
 

Nur Kazukis schien leicht aufgesetzt zu sein. Seit gestern wurde er erneut zurückgestoßen und abgewiesen. Entweder war es Einbildung oder es wurde von Stunde zu Stunde mehr, bis zu diesem Punkt, wo er ihn nicht einmal mehr ansah.
 

Warum nur?

Warum tat Byou das?

Warum nahm Kazuki es sich so zu Herzen...
 

Die Lippen lachend, die Augen weinend wurde Sänger und Drummer nachgesehen, welche mit ihrem Kärtchen für die Zimmertür und ihrem Gepäck im Fahrstuhl verschwanden, nicht zuletzt weil es der Blonde anscheinend ziemlich eilig hatte, um von der Lobby entfliehen zu können.
 

Vielleicht auch, um von Kazuki entfliehen zu können, welcher durch Manabus Anstoß an die Schulter den Kopf herumriss und erschrocken blinzelte.
 

„Hm?“
 

„Wir drei? Oder willst du alleine sein?“ wiederholte der Zweitgitarrist mit Veranschaulichung eines Fingerzeigs auf sich, Rui und schließlich dem Schwarzschopf, welcher die Geste genauestens verfolgte. Schnell spitzten sich dessen Lippen mit einem kräftigen Nicken. „Ja jaja... Natürlich wir drei“, grinste er munter von sich, seufzte innerlich jedoch schwer.
 

Byou schenkte ihn keinen Blick mehr.
 

Keinen Blick.

Kein Wort.
 

Nichts.
 

Er ging ihm radikal aus dem Weg und Kazuki konnte sich einfach nicht erklären, aus welchem Grund er ihn so derart abstieß. Wie sollte dass die nächsten Stunden werden? Die nächsten Stunden, Tage und Wochen? Sie konnten sich unmöglich aus dem Weg gehen! Sollte der Leader alles Abgesprochene aus dem Programm streichen? Zumindest alle Passagen, in welchem er sich zu Byou mit auf das Podest schwingen sollte um von dort aus zu spielen?
 

Er würde es darauf ankommen lassen müssen.

Er würde es darauf ankommen lassen, ob sich Byou wie ein Profi verhielt oder seinen Platz an der Stirnseite räumte, sobald sich der Gitarrist zu ihm gesellte.
 

Angst.

Nervosität.

Unruhe.
 

Sie wurden Kazukis ganz spezielle Begleiter vor der Show, weil er nicht wusste, wie der Blonde auf ihn reagierte.
 

...
 

Doch dann kamen die Stunden der Wahrheit.

Die Stunden auf welche sich alle wahnsinnig freuten.

Sowohl die Fans als auch die Band.
 

Rhythmische und harte Klänge der Drums.

Perfektes Zusammenspiel zwischen den Saitenschlägen der beiden Gitarristen und des Basses und

eine leidenschaftliche Stimme machte das Ganze perfekt und brachte hunderte Fans zum Grölen.
 

Ein Meer auftauchender Hände wollte die jungen Männer auf der Bühne nur zu gern überfluten und sie mit dem gierigen Sog zu sich holen. Mit Hilfe der Zehenspitzen kam man seinem Liebling noch einen halben Zentimeter näher und je dichter sich die Körper der Fanmenge aneinanderdrängten, umso wärmer wurde es. Wer ganz vorne stand hatte wahrlich den besten Ausblick!
 

Scheinwerfer und Spots brachten die feuchte und verschwitzte Haut des Sängers zum glänzen, als hätte man sie mit Öl übergossen. Haarsträhnen blieben vereinzelt und verwegen im Gesicht zurück, auch dann, wenn der Kopf lasziv in den Nacken geworfen wurde. Der Oberkörper wurde somit gestreckt, das Hemd hob sich am Bund der Hose und war bis zur Hälfte geöffnet, es lud ein zum schmachten und dahinschmelzen. Die enge Hose setzte den Hintern perfekt in Szene und lud ein zu mehr.
 

Mehr Fantasie.

Mehr Ideen.

Mehr sehen.
 

Die eigene Hand war es, welche die sehnsüchtige Berührung mancher Fans erleben durfte. Fuhr ganz langsam über den eigenen Körper. Konnte das Objekt der Begierde spüren.

Der Glanz von Byous Körper erstreckte sich über den Hals hinab zum Brustbein, von welchem feine Muskelpartien abzweigten, weiter über den Brustkorb zum Bauchnabel. Der feine Schein wurde dort unterbrochen, jedoch gleich darunter weitergeführt, bis zum Bund der Hose, der provokativ und anregend tief saß. Die Hüftpartie links und rechts führte das Augenmerk ganz gezielt in die Körpermitte und gedanklich hinter dem Reißverschluss der Hose.
 

Provokativ gewollt.
 

Taktvoll und eindeutig wurde die Hüfte im Rhythmus der Musik bewegt. An der Stirnseite der Bühne bot sich das, was die Menge sehen wollte. Die Lippen und die Zunge umgarnten in reinen Spielmomenten das Mikrofon, während die freie Hand anregend und gezielt provokant über den glanzvollen Körper wanderte und unter dem Stoff der Hose verschwand.
 

Die Welle erstreckte sich erneut, wollte den Frontmann mit sich reißen, ihn verschlingen! Kreischende und euphorische Laute spiegelten das tosende Meer wieder. Es schrie immer wieder den Namen des Blonden.
 

Angenehmes Herzrasen vor steigender Lust und Anregung fand sich auch beim Gitarristen ein, welcher sich während seines Spiels lasziv und nahezu verboten über die Lippen leckte und dabei mit ganz eindeutigem Blick in die Menge der jungen Frauen und Männer sah. Die Musik und das Feeling auf der Bühne steigerten ungeahnte Gelüste und Sehnsüchte. Das unbeschreibliche, aber tiefgehend schöne Kribbeln im gesamten Körper war für Kazuki bei jedem einzelnen Auftritt der Beweis dafür, dass er genau das Richtige tat.
 

Wie abgesprochen sprang er zu Byou auf das Podest an der Stirnseite der Bühne, drängte sich dem Sänger mit dem Rücken entgegen und begann in seinem Spiel einzusetzen. Ein verruchter Blick in die Menge, dann das Augenmerk auf den Blonden, welcher einen Arm um ihn legte und mit der Hand unter dem Oberteil verschwand. Er deutete es nicht nur an, er tat es wirklich – umspielte den Nippel des Gitarristen der sich nun mit dem Kopf an die Schulter des sexy Blondies legte und die Augen genussvoll schloss.
 

Wieder kreischte die Menge, wollte mehr sehen und mehr davon haben.
 

Jins Drums hallten in Kazukis Kopf nach, sowie das Gekreische und die Saitenschläge seiner Mitspieler. Lediglich Byous Stimme fehlte in jenem Augenblick, als dieser ihm die Zunge entgegenstreckte und die seine somit anlockte.
 

Leidenschaftlich, verlangend und sehnsüchtig, fast wie in seinem Traum.
 

Fast genauso groß war die Lust dabei gewesen ihn bespringen zu wollen in jenem Moment.

Fast genauso gut fühlte es sich an, wie er ihn berührte vor all den Menschen und fast genauso gefühlvoll war ihr freies Zungenspiel in welchem sich der Schwarzschopf verlor.
 

Fast – denn diesmal war es rein professionell.
 

Dieses Mal und auch alle anderen Male, wenn sie es taten, war es rein dem Fanservice wegen.
 

Sie taten es für die Fans.

Nur für die Fans.
 

...
 

Es war ein perfekter Tour Auftakt, welchen sie am Montag hinlegten und auch das heutige Konzert konnte sich sehen lassen. Ihre Bühnenshow wurde von Tour zu Tour besser, was nicht zuletzt den vielen spontanen Handlungen und dem Fanservice zu verdanken war. Die Fangemeinde wuchs, was die heutige ausverkaufte Halle unter Beweis stellte, als sie abschließend die Blicke über die Fans schweifen ließen, welche um mehr baten und ganz außer sich waren.
 

Es beflügelte die Band nahezu. Das Gefühl war berauschend von hunderten Menschen solch eine Anerkennung zu bekommen, noch dazu wenn Fans von weit weg extra anreisten um sie spielen zu sehen. Kazuki rührte es ungemein und am liebsten würde er sich bei jeden Einzelnen persönlich bedanken. Doch Anstelle dessen warfen sie ihre Handtücher und Wasserflaschen in die Menge – wer Glück hatte bekam sogar ein Plektrum gefangen.
 

Kazuki erinnerte sich in jenem Moment daran, wie alles begonnen hatte mit ihnen. Wie es begonnen hatte, wie klein ihre Fangemeinde doch war und durch wie viel Negativschlagzeilen sie gezogen wurden, als er nur noch das tosende Meer der Fans vor sich sah, die immer wieder um eine Zugabe grölten und die Hände nach ihm ausstreckten.
 

Es war überwältigend, wenn er sich durch den Kopf gehen ließ, wo sie standen und was sie geschafft hatten!
 

Es war perfekt und könnte kaum besser sein in jenem Moment, wären da nicht die permanenten Gedanken an Byou im Hinterkopf. Der junge Leader war verzweifelt und in Sorge, auch wenn er sich dies seit Tagen nicht anmerken ließ. Und sich auch jetzt in diesem Augenblick, einfach der Fanmenge und der ganzen Atmosphäre hingab, um den Flair in sich aufzunehmen und diese wunderbaren Momente zu genießen.
 

Wie Hände nach ihnen verlangten.

Wie Stimmen nach ihnen riefen.
 

Bei all der Euphorie bemerkte im ersten Augenblick niemand wie sich Byou von der Bühne schlich. Die Rufe der Fans nach ihm fielen nicht sonderbar auf, da ohnehin die Namen von jedem gerufen und nahezu verlangt wurden.

Doch als Jin zu seiner Wasserflasche griff und per Zufall zum Bühnenabgang blickte, sah er nur noch Byous Rücken, der anschließend hinter der Bühne verschwand.

Verwundert darüber zog der Drummer die Brauen ins Gesicht, war es doch sonst nicht die Art des Anderen einfach schon zu gehen, wenn die Fans ihnen zujubelten und sie noch etwas ihre Aufmerksamkeit bekamen. Doch wussten sie auch Alle um den Gesundheitszustand ihres Sängers und somit glaubte Jin, dass Byou einfach nicht mehr länger stehen konnte. Kein Wunder nach Fünf straffen Tagen, da war sogar das Instore Event am dritten Tag schon zu viel.
 

Es war ohnehin respektabel wie er die erste Woche, die nun fast vorbei war, hinter sich gebracht hatte. Da merkte niemand, was wirklich los war. Dank zahlreicher Medikamente, welche sich der Sänger einwarf, hielt er die Konzerte an für sich gut aus, auch wenn er geistig nicht wirklich anwesend war. Das Hirn war berauscht von all den Schmerzmitteln welche der Körper bekam und verarbeiten musste, gegen Sayukis Vorschrift, sodass auch die Augen kaum gerade aus blicken konnten. Erst nach den Konzerten lag der Sänger hinter der Bühne wie ein Häufchen Elend auf dem Boden und ließ sich einen kühlen Lappen nach dem nächsten bringen, sowie sein pflanzliches Mittel gegen die Übelkeit, welche laut Sänger, von seiner erfundenen Migräne ausging.
 

Doch diesmal war es anders.
 

Während die anderen ihre Aufmerksamkeit den Fans widmeten, schlich sich auch Rui instinktiv von der Bühne, um es nicht seltsam wirken zu lassen, dass Byou verschwunden ist. So machte es den Anschein dass das so sein sollte und keiner wurde stutzig.
 

Unauffällig suchte der Bassist Blickkontakt und fand ihn beim Drummer, welchem er allein mit einem Kopfnicken zu verstehen gab, nach Byou zu sehen. Manabu und Kazuki bekamen davon zunächst nichts mit, waren die doch damit beschäftigt die Fans noch etwas zu animieren und zu beglücken, welche immer wieder ihre Namen riefen und nach einer Zugabe verlangten.
 

Das Gekreische und die Euphorie ebbten nicht ab.
 

...
 

Byou vernahm dies nur noch ganz dumpf von weitem, als er hinter der Bühne vom Team eine Wasserflasche, in die Hand gedrückt bekam, sowie ein frisches Handtuch. Auch kalte Lappen lagen bereit, sowie Decken, auf welchen sich die Musiker legen konnten zum Ausruhen. Doch der Sänger beanspruchte in diesem Moment gar nichts von Alledem, ging an Allem vorbei und suchte die sanitäre Anlage auf. Eine Handbewegung zu einem des Teams sollte verdeutlichen, dass alles okay sei und er nur kurz zur Toilette müsse, als Rui von der Bühne in den Backstagebereich trat und im Gegenzug zum Sänger seine frische Flasche Wasser und das Handtuch dankend entgegennahm.

Sein Blick verfolgte den Blonden, welcher nur kurz darauf auf der Toilette verschwand.
 

Kaum dass er es in den gefliesten Raum schaffte, krallten sich die Hände am Waschbecken fest und die Kehle japste nach Luft. Alles drehte sich, Übelkeit und Schwindel beherrschten die Sinne, welche dem Körper die ersten Signale aufwiesen sich übergeben zu müssen. Byou hatte in den letzten Minuten des Konzertes mit dem Gedanken gespielt von der Bühne zu gehen, weil er glaubte es einfach nicht länger auszuhalten.Die letzten Minuten zogen sich unweigerlich in die Länge. Dabei hoffte der Blonde so sehr, dass es so schnell wie möglich vorbei war.
 

Byou liebte seinen Job.

Er stand gerne auf der Bühne, animierte die Fans dazu ihre Hände nach ihm auszustrecken und ihre Texte mit zu singen - aber diesmal war alles anders.

Diesmal ging es ihm einfach unglaublich schlecht und vor jedem Auftritt hoffte der Blonde, dass es so schnell wie möglich vorbei sein würde.
 

Als wäre das nicht schon schlimm genug, trug auch Chiyoko dazu bei, dass sich der Musiker miserabel fühlte. Er hätte nicht länger in ihr Gesicht blicken können, welches vor Intrigen und Verlogenheiten strotzte.
 

Chiyoko.
 

Sie war da.

Schon die ganze Woche und auch die weiteren würde sie da sein. Immer in der ersten Reihe, würde ihm zusehen, wie er hunderte Mädchen um den Verstand brachte. Und das nur weil sie ihm drohte, mit der Story, dass er sie in aller Öffentlichkeit schlagen wollte, zur Presse zu gehen.
 

Zeugen hatte sie.
 

Zudem gab es ihren Freund, der ebenso aussagen könnte, dass Byou etwas mit ihr am Laufen und er mit ihr geschlafen hatte! Man könnte es drehen und wenden, dass alles gegen den Sänger sprach und somit hatte er ihr doch allen Ernstes VIP Karten versorgt. Für alle Wochen, für jedes Konzert und das immer in der ersten Reihe...
 

Mit neuer Frisur und neuem Outfit stand sie im Fanmeer, ohne dass Kazuki sie erkannte. Vielleicht hätte er sie auch einfach nur ignoriert, so wie es Byou mit ihm tat seitdem sie losgefahren waren.
 

Er teilte sich ein Zimmer mit Jin, sprach kaum mit Kazuki und sah ihn noch nicht einmal an. Und das nur weil der Idiot doch sofort merken würde dass er sich wirklich elend fühlte und noch ganz andere Probleme hatte! Kazuki wäre zu ihm ins Bett gekommen, hätte ihn einfach nur angesehen und so lange beflügelt bis er geredet hätte! Aus genau diesem Grund ging er dem Schwarzschopf radikal aus dem Weg.
 

Er stieß ihn von sich, weil er ihm so nahe stand!

Er stieß ihn von sich, um sein Gesicht nicht zu verlieren.

Er stieß ihn von sich, um ihn nicht berühren zu müssen!
 

Umso inniger waren dafür ihre Berührungen auf der Bühne.

Sie waren sehr viel intensiver als jemals zuvor, waren es doch nicht einfach nur irgendwelche Berührungen. Sie sprachen miteinander, tauschten sich aus, gaben dem anderen das, was er brauchte und wonach er verlangte.
 

Und das sollte wirklich nur allein für die Fans sein?
 

Byou sah bei diesen Gedankenstrudel verschwitzt in den Spiegel und betrachtete sich darin, fragte sich, wie bekloppt er eigentlich war, den Menschen von sich zu stoßen, den er doch so sehr brauchte, und der ihm so gut tat,als sich alles in ihn verkrampfte und den Körper zwang sich leicht zu krümmen vor Schmerz. Fester wurde der Griff an der Keramik und die Beine gaben leicht nach.
 

Ihm tat alles weh.

Er fühlte sich elend, wollte am liebsten lauthals schreien und seiner Wut auf sich selbst freien Lauf lassen, als ein dumpfes Türengeräusch durch den Raum hallte und jemand hinter ihn trat.
 

„Byou-Chan?“

Es war Ruis Stimme, welche im schallenden Sanitärraum erklang und den Blonden sichtbar schockiert aus seinen Gedanken riss, der sich am Waschbecken festkrallte und den Kopf herumriss, als stünde die Mordkommission hinter ihm, um nach seinem Alibi zu fragen.Auch der Blick verriet den Bassisten, dass nicht mit seiner Anwesenheit gerechnet wurde und legte die Lippen schmal aufeinander.
 

„Ich wollte nur nach dir sehen, du warst schon mehr als zehn Minuten verschwunden...“, erklärte er sein Erscheinen und sah Byou, welcher sich wieder umdrehte, durch den Spiegel hindurch an. Es war nur Gut gemeint, immerhin war er kurz nach ihm von der Bühne gegangen und hatte gesehen wie der Sänger die Toilette ansteuerte und zunächst alles andere abwehrte.
 

„Alles...bestens...“, japste er von sich und glaubte jeden Moment umzufallen. Der Schock darüber dass Rui jetzt hier war, half dem Herz und dem aufgewühlten Emotionen nicht dabei, den Körper zu beruhigen. Im Gegenteil, Byou stresste sich nur noch mehr, musste sich wieder zusammenreisen und versuchte so zu tun, als sei ihm einfach nur etwas Unwohl, wie es die Anderen bereits kannten.
 

Dass er eine leichte Gehirnerschütterung hatte, so glaubte der Blonde zumindest, wussten die Anderen schließlich nicht. Ebenso wenig, und das wussten sie wirklich nicht, dass er das Problem mit Chiyoko von einer ganz anderen Perspektive aufziehen und bewältigen musste.
 

Nein – nein er durfte und wollte die Anderen nicht enttäuschen.
 

Ihm ging es gut!
 

Der Bassist jedoch glaubte ihn ohnehin kein Wort. Byou verhielt sich komisch und glich dem weißen Kacheln an der Wand. Also schritt er auf ihn zu, legte eine Hand von hinten auf dessen Schulter und sah ihn wieder durch den Spiegel hindurch an. Deutlich konnte er das Zittern und den Herzschlag spüren. Er spürte die Hitze, welche von Byou ausging und sah förmliche dessen negative Aura, wie sie im Raum umherirrte und keinen Ausweg fand.
 

Man nannte es Mitgefühl.
 

„Du solltest dich hinlegen, die haben vorne genug kalte Lappen und Wasser“, lenkte Rui ein, um Byou in einer sicheren Position zu wissen. „Oder soll ich jemanden herholen?“
 

„Nein verdammt!“

Seine Brust bebte, die Hände zitterten, das Herz schlug kräftig und die Atmung wollte sich einfach nicht beruhigen. Ihm war so schwindlig. Ihm war so duselig, er hatte gerade keine Ahnung mehr wo oben und wo unten war. Sein Kopf drohte zu platzen und die nächsten Worte von Rui kamen nie bei ihm an...
 

Die Hand des Bassisten wurde weggeschlagen, als sich der verschwitzte Körper umdrehte und beide Hände vor den Mund hielt. Die Übelkeit siegte, ließ den Blonden in eine der Toilettenkabinen stürzen, und drängte den Körper nieder auf die Knie.
 

Rui, welcher dem Sänger nachsah, wusste erst gar nicht wie er darauf reagieren sollte, hob jedoch aus Reflex die Hand vor dem Mund und drehte sich zu der Waschbeckenreihe um, wo er eisern verharrte und mehrmals hart schluckte. Ihm wurde selbst ganz schlecht.

Trotzdem blieb der Bassist wie versteinert an seinem Fleckchen stehen, schloss die Augen und wartete einfach, bis das Würgen und Spucken ein Ende hatte.
 

Besorgt wand sich der Kopf wieder Richtung Kabine, in welcher Byou verschwunden war. Er konnte hören wie dieser noch einige Male spuckte und dann erst die Spülung betätigte, ehe anschließend nichts mehr zu hören war und das Sorgenkind auch nicht aus der Kabine kam.

Eine gefühlte Ewigkeit starrten die Augen auf die Tür, aber es tat sich nichts. Es veranlasste den Bassisten dazu einige Schritte auf diese zu zugehen, um besser lauschen zu können. Aber als wieder nichts zu hören war, trat er ganz an die Tür heran und klopfte vorsichtig.
 

„Byou? Geht’s wieder?“ fragte die Stimme leise nach, bekam aber keine Antwort und vernahm ebenso keinerlei Geräusche. Als sei Byou gar nicht mehr da.
 

„Ist alles in Ordnung?“

Doch wieder bekam er keine Antwort.
 

War er umgefallen? Lag er jetzt da hinter der Kabine? Rui hatte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend und glaubte sich in jedem Moment selbst übergeben zu müssen. Diese Situation war äußerst komisch. Aufregung verbreitete sich im Körper, zusammen mit der Nervosität. Dennoch fasste er sich ein Herz, öffnete die Tür und fand den Sänger schließlich auf den Boden sitzend vor. Den Kopf in den Nacken gelegt und an die Wand angelehnt, das Gesicht in beiden Händen vergraben.
 

Ohne weiter darüber nachzudenken, kniete sich Rui zu ihm, legte erneut eine Hand auf die Schulter des Häufchen Elends und konnte nur wieder stumm feststellen, wie sehr der geschwächte Körper zitterte und gar nahezu bebte. Es tat ihm wirklich unsagbar Leid....
 

„Byou, sag doch was“, sprachen beruhigende Worte dem Sänger zu, als die Hand ihren Griff auf der Schulter unterstützend festigte, um ihm zu zeigen, dass er nicht alleine war und dass es in einem andern gemeinten Sinne, okay sei. „... ich hole jetzt jemanden vom Team.“
 

„Nein!“
 

„Hör auf damit“, zogen sich die Brauen tief ins Gesicht und ein böser Blick ruhte auf dem Blonden, dem er gerade nicht sagen konnte, dass er von der Gehirnerschütterung wusste und sein Handeln aus diesem Grund ziemlich daneben fand.

„Sieh dich doch mal an, so geht das nicht!“ schimpfte er mit Byou, als er diesem die Hände vom Gesicht nahm, um Blickkontakt aufzunehmen.„Du bleibst sitzen ja? Ich werde jemanden Bescheid geben“, sahen den Blonden bittende Augen an, welche die Aussage mit einem Kopfnicken unterstützten. „Okay?“, bat der Bassist inständig, hatte aber ohnehin keine großen Bedenken dass Byou weit kommen würde, sollte er aufstehen und...
 

Ja, was und? Sollte er abhauen? Sicherlich nicht, doch er würde alles abstreiten, also sollte sichjemand das Elend LIVE und in Farbe ansehen! Vielleichten würden sie es dann begreifen, dass es doch vielleicht sinnvoll wäre, einige Termine zu verschieben – die Fans werden es verstehen!
 

„Geht...schon wieder...“, brachte der Sänger zittrig hervor und hielt Rui doch recht kräftig zupackend am Arm fest. Er wollte nicht dass ihn jemand so sah! Wirkte gar verzweifelt und hilflos zugleich – mal abgesehen von allen anderen Erscheinungsbildern, welche er darlegte und den Bassisten nur wieder hart schlucken ließ, während er in die geröteten und glasigen Augen des Invaliden blickte, um so etwas wie Vernunft darin zu suchen.
 

„Hm, das seh ich schon“, kam es lasch aus seinem Mund, gefolgt von einem tiefen Seufzer, der offenbarte, nicht weiter zu wissen.

Würde er Bescheid geben, so würde er Byou in den Rücken fallen, auch wenn es nur zu dessen Gunsten war. Doch er würde ebenso eine Lawine damit auslösen. Es kämen Fragen auf was los sei, welche Byou nicht wahrheitsgemäß beantworten würde. Dabei würde es so sehr in Rui kochen und in den Fingern jucken dass er, wenn es kein anderer tat, die Katze aus den Sack holte und sagen würde, dass der Sänger eine Gehirnerschütterung hatte. Und dann würde er nicht nur Byou in den Rücken fallen, sondern auch Kazuki und zeitgleich ebenso Sayuki.
 

Dieser Teufelskreis, welcher aus Ehre, Anstand, Respekt und Achtung bestand, gepaart mit Emotionen und Verstand war einfach überall und tauchte immer dann auf, wenn man ihn nicht gebrauchen konnte!
 

„Rui... bitte...das bleibt unter...uns, okay?“ sprach Byou entkräftet zu ihm und hoffte einfach dass er jetzt ein schlichtes ‚okay‘ bekam. Einfach nur ein ‚Okay‘.

„Byou... sei doch vernünftig...“
 

Der Verstand bat tiefgehend darum, jemanden zu holen.

Byou konnte fertiger nicht sein und es konnte Rui nicht derart heftiger das Herz zerreißen bei dem Anblick.
 

„Rui, bitte!“
 

Was sollte er denn machen?

Byou bat ihn darum. Entschied selbst über sich, doch wie weit würden die Anderen da noch mitgehen? Für Rui stand fest dass er das nicht für sich behalten konnte. Er würde sich wenigstens mit den Anderen darüber unterhalten, anders bekam er nachts kein Auge mehr zu. Es war schrecklich den Sänger so sehen zu müssen, dann auch noch mitzubekommen wie er sich übergab weil er einfach total am Boden war und dennoch nicht einlenkte, um sich helfen zu lassen war wirklich grausam.
 

Grausam, weil das Wissen vorhanden war, dass er wegen ihnen so handelte, um sie nicht zu enttäuschen, weil ihm die Sache mit der OP und seinem Ausfall dadurch noch immer nicht losgelassen hatte.
 

„Versprich es mir...“, sprach Byou kratzig mit glasigen Augen zu seinem Gegenüber auf und sah ihn hilfesuchend an. „Das hier...ist nie passiert...“, bat er inständig um sein Schweigen, doch Rui konnte nicht. Er konnte ihn nicht anlügen, ihm aber genauso wenig diesen Gefallen tun. Weil es kein Gefallen sein würde sondern fast schon unterlassene Hilfeleistungen.
 

Somit schüttelte Rui den Kopf.

„Verlang nicht solche unmenschlichen Dinge von mir Byou... ich werde jetzt niemanden holen, okay. Aber verlange nicht von mir dir nicht zu helfen.“ Und Rui meinte seine Worte verdammt ernst. Er war sauer auf den Blonden, der beschissener nicht aussehen konnte, und verlangte solche abgedroschenen Dinge? Da musste man nicht überlegen, welche Antwort die Richtige war, da sprach das Herz in Zusammenarbeit mit dem Verstand.
 

...
 

Im Gegensatz zu Byou, war Rui ein schlechter Schauspieler, welcher sich selbst widerlich fand, als sie Beide zurück in den Aufenthaltsraum kamen. Es war gegen seiner Natur solche Schandtaten und Ereignisse stillschweigend für sich zu behalten. Doch er hatte es Byou versprochen, niemandem vom Team davon zu erzählen, also würde er bis nachher warten müssen, um nur mit der Band darüber zu reden. In der Hoffnung dass sie gemeinsam eine Lösung dafür fanden.
 

Manabu bemerkte Ruis nervöses Verhalten ihnen gegenüber und fragte ihn kurze Zeit später, ob er nicht mit eine Rauchen gehen wollte. Da Rui diese Idee sehr gut fand, nickte er und hörte sogleich den Drummer hinter sich, wie er aufstand und seine Jacke überwarf mit einem erfreuten Laut über diesen Blitzgedanken. Nur Kazuki winkte ab, schüttelte den Kopf und rieb sich den Nacken mit einem Handtuch trocken.
 

Er wollte nachkommen, nachdem er das Gespräch mit Byou gesucht hatte.
 

Er konnte es nicht länger ertragen von diesen wie Luft behandelt zu werden. Wenn es wenigstens einen Grund gegeben hätte für dessen Verhalten - doch den gab es nicht!

Kazuki wollte eine vernünftige Erklärung für das Verhalten des anderen. Eine Erklärung die ihm vielleicht die Augen öffnete und ihn sogar verstehen lassen würde.
 

„Du kommst nach, ja?“, fragte Manabu nochmals an ihren Leader gerichtet, als er sich die Jacke zuzog und ein entschlossenes Nicken bekam.
 

Er würde nachkommen und dann hoffentlich wieder direkt in seine Augen sehen können, welche ihm seit Tagen verwehrt blieben...
 

Kazuki hoffte es so sehr.
 

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