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Die dunkle Ritterin

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,

endlich, endlich geht es weiter! Ich habe dieses Kapi in kurzer Zeit geschrieben, kurz nachdem ich die Überarbeitung abgeschlossen habe. Ich bin zuversichtlich, dass ich wieder zu meiner alten Form zurück finde und es endlich wieder flüssig voram geht mit der dunklen Ritterin.
Im Zuge der Überarbeitung habe ich doch einiges geändert, wem meine Story rihtig gut gefallen hat wird vielleicht Freude daran haben nochmal von vorne anzufangen.
So viel Spaß beim neuesten Kapitel! :)

Eure Dolli

PS: achso ich suche einen neuen Betaleser, wer Interesse hat schreibt mir eine PN bitte. ^^ Komplett anzeigen

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Vorahnungen

Die Tage verstrichen, doch kam es Marialle vor als würde die Zeit still stehen. Sie konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, jemals in ihrem Leben so glücklich gewesen zu sein. Eine sanfte Brise wehte über die Felder des Lichtsprunghofes und umspielte ihr hellbraunes Haar. Auf den Feldern beobachtete die Hohepriesterin ihre Brüder, Neffen und auch Borigan, der es sich für die Zeit ihres Aufenhaltes nicht nehmen lasen wollte bei den täglichen Arbeiten auf dem Hof zu helfen. Auf der anderen Seite sah sie die Zwillinge Leah und Larah, die ihrem Bruder Markos und ihrer Cousine Giselle beim Klettern auf die große Eiche halfen, die unweit des Haupthauses bis zum Himmel zu wachsen schien. Ihre Schwägerinnen knieten, ein paar Körperlängen weiter, an dem kleinen Bach, der die Ländereien durchzog und wuschen die Wäsche der Familie wie die Tage zuvor. Wie jeden Tag. Selig schloss Marialle ihre Augen und zog den friedlichen Geruch ihres Zuhauses ein. Ein vergnügtes Quietschen riss die Priesterin aus ihren Tagträumen und sie wandte ihren Kopf zu ihrer rechten. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Nur ein kleines Stück entfernt saß ihre geliebte Elfe mit der kleinen Emarielle auf dem Schoß, die von Beatrice, die den beiden gegenüber saß, gekitzelt wurde. Die drei waren in den letzten Tagen so vertraut geworden, dass Marialle hin und wieder zu vergessen drohte, dass Dolette eigentlich nur der Überrest von dem war, der sie zu Lebzeiten ausmachte. Ihr glockenklares Lachen ertönte, wie so oft in den vergangenen Tagen und ließ die Priesterin glücklich schmunzeln. Ihre kleine Patentochter hatte sich umgedreht und versuchte die Todesritterin nun ihrerseits zu kitzeln. Einzig der Umstand, dass die dunkle Elfe ihre Rüstung gegen ein luftiges Leinenhemd getauscht hatte, machte der Kleinen dies überhaupt möglich. Ihr junges Ebenbild beobachtete die Bemühungen von Emarielle mit Verzückung und kurz blitze ein gefährlicher Funke in ihren bernsteinfarbenen Augen auf. Marialle wusste was nun kommen würde. Ohne jegliche Berührungsängste stürzte sich ihre Nichte zu Dolette und Emarielle, die daraufhin umgestoßen wurden. Wieder der glockenklare Ton von Dolettes Lachen untermalt von dem fröhlichen Quietschen ihrer kleinen Patentochter. Theatralisch wand sich die dunkle Ritterin unter den beiden Angreifern und war bemüht weiteres Lachen zu unterdrücken. Dolette war wirklich vernarrt in ihre kleine Patentochter, genauso wir Marialle selbst und auch ihre Gefühle für Beatric schienen dieselben zusein, wie damals.

"Gnade, Myladys!", presste Dolette nun doch wieder lachend hervor.

"Attacke, Bea! Ja du hast sie."

"Mari, so hilf mir doch! Sie sind in überragender Überzahl!" Der flehentliche Ausdruck in der Bitte, vermochte nicht im geringsten über das glückliche Gesicht der Elfe hinweg zutäuschen und so schüttelte Marialle nur lächelnd den Kopf.

"Das hast du dir selbst eingebrockt. Du solltest die Mädchen lieber nicht unterschätzen.", erklärte die Hohepriesterin und stimmte nun in das Gelächter mit ein.

"Bei Muradins Bart! Was geht denn hier vor sich?"
 

Die dröhnend tiefe Stimme riss Dolette jäh aus dem unschuldigen Spiel und auch Beatrice und Emarielle ließen instinktiv von ihr ab, als sich drei unterschiedlich große Gestalten näherten.

"Das wird ja auch langsam Zeit!", drang Marialles warme Stimme an ihre langen Ohren. Ein ebenso dröhnendes Lachen erklang.

"Verzeiht, Lady Lichtsprung. Der Saufbold hier hatte noch die ein oder andere Schuld zu begleichen, bevor wir hier her aufbrechen konnten." Der scharfe Blick der Todesritterin wanderte vom Zwerg zu dem Menschen, dem in seiner schwarzen Kleidung und mit dem mürrischen Ausdruck auf dem Gesicht, etwas verschlagenes anheim war. Etwas Abseits, ein riesig anmutender Nachtelf, der die Szene milde lächelnd verfolgte.

"Glaubt dem Schattenschreiter kein Wort, Mylady! Ein...nein, ein dutzend Bären, verseuchte noch dazu, hielten uns in Schach. Da hatten wir Eisenschmiede grade verlassen." Dolette schob ihre kleine Patentochter von ihrem Schoß und augenblicklich erstarben die Lächeln, die die Lippen ihrer ehemaligen Gefährten zierten. Der strahlende Blick des Kaldorei fand ihren als erstes und die dunkle Ritterin spürte wie er sie durchbohrte, forschend und unnachgiebig. Die Blutelfe schluckte und sein Blick wurde wieder sanft,aber vorallem wissend.

"Also ist es wahr, Lady Lichtsprung? Odessa hat die Wiederauferstehung kurz in ihrem Schreiben angerissen."

"Bea! Sieh nur, der ist blau und der da ganz klein!", drang die piepsige Stimme von Emarielle an Dolettes Ohren und dann geschah etwas merkwürdiges. Malek, wie Dolette sich aus der Erzählung an ihr vergangenes Leben erinnerte, trat einen Schritt heran und ihre Instinkte übernahmen die Überhand. Reflexartig packte sie das kleine Mädchen sowie Beatrice an je einem Arm und schob die beiden zusammen, um sich schützend vor sie zu stellen. Sie sah die drei Männer, durch ihre zu Schlitzen verengten Augen forschend an und knurrte unterdrückt. Sie spürte etwas. Etwas dunkles, unerklärliches. Für einen Herzschlag, dachte sie sie wäre es selbst.

"Dole...was?", drängte die warme Stimme ihrer Liebsten in ihr Bewusstsein. Der Schurke hatte instinktiv in seiner Bewegung innegehalten und die Luft zwischen den drei Neuankömmlingen und Dolette schien greifbar dicht zu werden.

"Da seid ihr ja endlich!" Der Blick der dunklen Elfe schnellte in die Richtung aus der die helle Stimme kam. Odessa und Maxime traten grade an die Szene heran. Währenddessen war Marialle an sie heran getreten und augenblicklich fühlte sie die heiße Hand auf ihrer Schulter und das Gefühl von Gefahr entschwand. Dolette beruhigte sich augenblicklich und schaute nun beschämt zu Boden.

"Immer noch ein ausgeprägter Beschützerinstinkt, Herrin?", waren die Worte, mit denen sich der Schurke nun näherte und seiner ehemaligen Kommandantin kammeradschaftlich die Hand hinhielt. Sie griff zu und eine alte unerklärliche Verbundenheit machte sich in Dolette breit, ganz ähnlich der, die sie für Borigan einige Tage zuvor erfahren hatte.

"Malek Schattenschreiter, es ist mir ein vergnügen wieder an eurer Seite dienen zudürfen, Lady Glutklinge.", erklärte der Mensch ernst.

"Ja. Ja...ich weiß wer ihr seid. Marialle hat mir von euch allen berichtet. Verzeiht meine ungestüme Art. Bertak, Efendral." Die Todesritterin trat an dem Schurken vorbei, zu den anderen beiden ehemaligen Gefährten und ergriff ebenfalls deren Hände.

"Macht euch nichts draus, Herrin. Wenn die Kühe liegen soll es regnen." Odessa begann zu lachen. Das musste eine der unpassenden Weisheiten sein, von denen Marialle gesprochen hatte.

Efendral schloss die Begrüßung mit den Worten; "Eure Seele hat nicht vergessen, Mylady.", ab. Sie nickte ihm leicht abwesend zu und fragte sich welcher Sinn sich wirklich hinter seinen Worten verbarg.
 

"Kommt, begrüßt den Rest der Familie und dann bringe ich euch auf eure Zimmer.", bat Beatrice nachdem auch sie und die kleine Emarielle überschwänglich von den drei Neuankömmlingen begrüßt wurden. Marialle war noch immer etwas abwesend. Das Misstrauen der dunklen Elfe versetzte sie in Grübelein und sie fragte sich, ob der innere Frieden, den sie zuletzt empfand trügerisch war. Oder war die Todesritterin einfach noch immer viel urtümlicher und auf ihre Instinkte reduziert, als es zuletzt den Anschein machte? Im Schoß ihrer liebevollen Familie konnte auch ein wilder Wolf zu einem Haushund werden, gefährlich würde er dennoch bleiben. Emarielle zupfte an ihrer Robe und holte sie wieder ins hier und jetzt, während ihre Gefährten schon, angeführt von Beatrice, zum Haupthaus schlenderten.

"Tante Mari, wieso ist der denn nun so blau und der andere so klein?"
 

Die drei Gefährten wurden, wie es bei den Lichtsprungs üblich war, mit einem rauschenden Fest in Empfang genommen und so saß man noch bis spät in die Nacht beisammen und erzählte Geschichten und diskutierte über die aktuellen Vorkommnisse.

Dolette hatte recht behalten. Auch in Eisenschmiede waren Kultisten auf die Straßen, der in Stein gebauten Stadt, getreten und haben den Untergang Azeroths prophezeit. Efendral berichtete von einem Traum, den Malfurion Sturmgrimm ihm gesandt hatte und machte klar, dass es auch auf dem westlichen Kontinent Kalimdor zu ähnlichen Ausschreitungen gekommen war.

Der Zwergenjäger berichtete desweiteren über die gemeinsamen Jahre mit Malek und dem Druiden, mit denen er sich kurz nach Dolettes Tod in Sturmwind wiedergetroffen hatte und seit dem gemeinsam die östlichen Königreiche bereiste.

Nun stand Marialle in dem Zimmer, das sie mit Dolette bezogen hatte und schaute der geliebten Elfe eine verträumte Ewigkeit beim Schlafen zu. Glücklich hatte sie beobachtet wie die Todesritterin im Kreise ihrer ehemaligen Gefährt schließlich mehr und mehr auftaute. Lachte und trank und zu fortgeschrittener Stunde sogar in das eine oder andere Lied miteinstimmte, dass Bertak zum Besten gab.

Ein Schmunzeln glitt über die blassrosanen Lippen der Hohepriesterin, der jäh von einem Schatten abgelöst wurde, der über das nun besorgte Antlitz der Menschenfrau kroch. Die Ankunft ihrer Gefährten hatte zu deutlich gemacht, dass Azeroth einmal mehr vor einer Prüfung stehen würde. Ihr verhärteter Blick schweifte ab von ihrer liebsten Gefährtin und streifte durch das Dunkel der Nacht, dass sie durch ihr Fenster beobachten konnte. Der Hof ihrer Familie lag ruhig und friedlich da, doch ein flackerndes Licht in ewig weiter Entfernung zog die Aufmerksamkeit der Hohepriesterin auf sich. Marialle schaute auf, über dem Hof der Lichtsprungs ragten die Sterne und der Mond und tauchten die Länderein in ihren unwirklichen Schein, doch dort hinten stiegen schwarze Wolken auf, die von zuckenden Blitzen durchzogen wurden. Ein eisiger Schauer durchfuhr den Körper der Menschenfrau, als sie sich für den Bruchteil eines Herzschlages wie im Auge des Sturms auf der Wolkenkuss wähnte.

In dieser Nacht fand die Hohepriesterin keinen Schlaf und schaute gebannt und sorgenvoll auf das bedrohliche Schauspiel, das mit jedem Herzschlag näher zu kommen schien.
 

Es verging ein weiterer Tag, friedlich und ruhig. Und schließlich brachen die Gefährten zusammen mit den Lichtsprungs auf um die Hand von Beatrice zu übergeben. Die Familie der Grünbachs war eine der wenigen Familien, die der Seuche in Lordearon bis zum heutigen Tage standgehalten hatten. Hoch im Norden Lordearons, bei der Stadt Herdweiler, hatte die Familie zugesehen wie die Geißel einmaschierte und große Teile ihrer Stadtwachen tötete und belagerte. Es war Arthas Menethil zu Lebzeiten gelungen, zusammen mit Jaina und Uther Lichtbringer, ein Bollwerk gegen die Armee der Untoten mit der Stadt zu schaffen an der er später selbst, mittlerweile Todesritter, nicht mehr vorbei kommen sollte. Die Stadtverwaltung wurde Tirion Fordring übertragen.

Der Weg nach Lordearon war ihr nur allzu vertraut geworden in den letzten Monaten und jeder Zwischenstopp erinnerte sie an die Priesterin, die grade an ihrer Seite durch Süderstade schritt. Es dämmerte bereits und die Familie, samt Gefährten würden im Gasthaus von Süderstade über Nacht rasten. Dolette hatte ihre Kapuze tief in ihr Gesicht gezogen und ein ungutes Gefühl beschlich sie.

"Wie gedenkt ihr von hier aus weiter zureisen, Gustav?", drang die dumpfe Stimme des Zwergen an ihre Ohren. Der Hochgewachsene Mensch schritt vergnügt weiter und lächelte den Jäger freundlich an.

"Wir folgen dem Flusslauf, bis wir in die Gebirge kommen und ereichen durch die Täler dann Herdweiler." Dolettes Ohren zuckten.

"Das ist keine gute Idee, Meister Lichtsprung.", ließ sich nun Malek vernehmen. Gustav sah auf seine andere Seite in das mürrische Gesicht des Schurken, der ohne auf eine Frage zu warten fort fuhr:

"In den Tälern liegt Andorhal. Derzeit ein hart umkämpften Gebiet. Ich halte es nicht für ratsam, das Tal mit der Familie zu durchqueren. Als wären wir nicht schon lahm genug." Etwas regte sich in den Windungen des Verstands der dunklen Ritterin. Das Familienoberhaupt wollte grade zu einer Erwiderung ansetzen, doch Dolette kam ihm zuvor.

"Er hat recht. Ich erinnere mich, dass Sylvanas über Andorhal sprach. Sie will das Gebiet erobern." Malek nickte finster.

"Varian hat auch nach Andorhal ausgesandt.", mischte sich nun auch Borigan abwesend ein. Er schien mit seinen Gedanken schon etwas weiter.

"Was schlagt ihr dann vor, wie wir nach Herdweiler kommen?"

"Herrin, ihr kennt euch doch in Lordearon aus, oder?", gab Bertak die Frage weiter. Dolette überlegte einen Moment, doch es fiel ihr nichts besseres ein.

"Um das Gebirge wimmelt es von Untoten, ob nun Geißel, oder Verlassener. Ein Umweg bringt uns also nicht weiter. Ich frage jetzt mal nicht warum die Festlichkeiten nicht auf eurem Hof stattfinden, Gustav." Malek und Bertak konnten sich eines Lachens nicht erwehren und Marialles ältester Bruder kratzte sich verlegen am Kopf.

"Die Grünbachs wollen, dass wir sehen wo Bea in Zukunft Zuhause sein wird."

"Netter Gedanke.", knurrte Malek.

"Reiß dich zusammen, Schattenschreiter. Es sind doch nur Bauern.", lachte der Zwergenjäger wieder. Gustav stieß geräuschvoll die Luft aus, doch Dolette ergriff wieder das Wort:

"Jedenfalls kenne ich nur einen Pfad durch die Gebirgskette und der Aufstieg ist mühsam. Es sollte aber mit dem Karren schon machbar sein.", erklärte die dunkle Elfe und nickte zu dem Wagen, der von einem Ochsen gezogen wurde und auf dem die Kinder zusammen mit Magereth saßen. Die Herren um sie herum nickten einvernehmlich.
 

Im Gasthaus von Süderstade angekommen verteilten sich die Reisenden auf die Zimmer. Dolette war schweigsam geworden, während der Anreise und Marialle spürte wie sich ihre Brust ein wenig zusammen zog. Das Gefühl glich der dunklen Vorahnung die sie beschlich, als sie das weit entfernte Gewitter beobachtet hatte. Die Todesritterin trat an ihren Stuhl und kniete auf einem Bein vor ihr nieder.

"Was hast du?", wollte sie viel sanfter als gewohnt von der Menschenfrau wissen. Marialle schreckte ein wenig hoch und schaute in die leuchtend blauen Augen in denen grade ein goldener Funke zu glitzern begann, als Dolette nach ihrer Hand griff. Sie schenkte der Elfe ein mattes Lächeln.

"Ein Gefühl, das ich nicht beschreiben kann. Ich habe das Gefühl, als würde etwas schlimmes passieren." Marialle unterbrach sich und legte ihre andere Hand an die Wange der dunklen Ritterin.

"Versprich mir, dass du mich nie wieder verlassen wirst." Die Kiefer der Todesritterin zuckten. Ein unmögliches Versprechen, dass sie ihrer Liebsten da abnehmen wollte, aber Dolette nickte trotzdem entschlossen und die Hohepriesterin begann sich etwas zu entspannen.

"Ich spüre es auch, Mari. Etwas großes steht uns bevor. Es umgibt uns überall, doch es ist nicht greifbar. Ich werde dich davor beschützen und nie wieder von deiner Seite weichen." Die Entschlossenheit in den Augen der Elfe trafen Marialle mitten ins Herz und so legte sie der Geliebten einen zärtlichen Kuss auf die eisige Wange.

Marialle lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und Dolette war bereits aufgestanden, als sie gedankenverloren mit einer ihrer hellbraunen Strähnen zu spielen begann. Sie dachte nicht darüber nach, aber dabei strich sie ihr Schlüsselbein entlang und kam an etwas kühlem zum Stillstand. Wie in Trance glitten ihre Fingerkuppen über die dünne Kette und strichen langsam über das ovale Medallion. Die dunkle Ritterin stand nur wenige Körperlangen entfernt in dem kleinen Zimmer, des Gasthauses und schnallte grade ihre schwarzen Platten ab, als Marialle noch immer wie fremdgesteuert aufsprang und an ihre Seite trat. Dolette hatte jetzt ihr Leinenhemd abgelegt und spähte etwas irritiert über ihre Schulter zu der Hohepriesterin. Das kleine Stück Stoff, das ihren Busen bedeckte fiel Marialle erst auf, als sich die dunkle Elfe zu ihr umdrehte und sie musste merklich schlucken. Sie spürte wie ihr eine kribbelnde Hitze in die Wangen stieg und räusperte sich, während ein vertrautes Bild von ihr und der geliebten Elfe in ihr aufstieg. Es schien schon viele Leben her zu sein, als Marialle der Elfe, damals am Fluss, frisch gelandet in Kalimdor, einen Schatz überreichte. Ein Symbol für ihre unsterbliche Liebe. Und nun wollte sie die Geste wiederholen. Eine Hand ruhte noch immer nah an ihrem Schlüsselbein, während die andere nervös an ihrer dunkelblauen Robe nestelte.

"Mari?" Ihre Augen wurden groß. Wurde sie schon mehrfach angesprochen? Ernst erwiderte sie den forschenden Blick der Elfe und ließ ihre Hände in ihren Nacken gleiten um die Kette über ihren Kopf zuschieben.

"Dole, ich..."
 

Was machte sie da? Marialle wirkte verwirrt und bedachte sie mit einem ungewohnten Blick. Dolette erinnerte sich an diesen Ausdruck. So hatte sie ausgesehen, nach dem ersten zarten Kuss den sie der Todesritterin so unvermittelt gegeben hatte. Als ihr noch nicht bewusst gewesen war welche tiefe Liebe sie und die Hohepriesterin einmal verbunden hatte. Als die Menschenfrau nach der Kette griff und sie grade über ihren Kopf zog wurde Dolette mit einem Schlag, der einem Fausthieb glich, gewahr woran ihre Liebste grade denken musste. Ein kleiner Stich traf ihr Herz. Er wurde jedoch überdeckt von dem warmen Gefühl der Geborgenheit, der Sicherheit, die die Priesterin ihr in diesem Moment mit dem Symbol in ihrer Hand überreichen wollte.

"Mari..." Der Elfe fehlten die Worte. Das konnte sie nicht annehmen. Auch wenn die Liebe zwischen ihnen zu neuem Leben erwacht war, so war sie dennoch nicht mehr die selbe. Das war zu viel. Es gehörte der Paladin und die war sie nicht mehr.

"Sag nichts.", bat die Menschenfrau sanft und kam noch einen Schritt näher.

"Ich habe es nur aufbewahrt. Es gehört noch immer dir. Genauso wie mein Herz." Ihre Fähigkeit zu Sprechen schien ihr wie Sand durch die Finger zu gleiten und so blieb Dolette nichts anderes übrig als zu schlucken und ihr Haupt vor der heiligen Frau vor ihr zu verneigen.

Der Moment schien ewig anzudauern, doch schließlich spürte Dolette die warmen Hände ihrer Liebsten, die das Medallion an seinen Platz, über ihr erkaltetes Herz schoben und es begann zu glühen. Es schmerzte nicht und so war sich die dunkle Ritterin nicht sicher, ob das Schmuckstück soviel Hitze ausstrahlte, oder ob die Wärme aus ihrem Inneren kam.

Die folgenden Worte erklangen flüsternd doch wahrhaftig, wie an jenem Tag, als sie zum allerersten mal ihre Lippen verließen. Vor tausenden von Jahren. An jenem weit entfernten Tag, als sie noch Belurie war und Marialle, Elarie.

"Ich liebe Dich!" Das uralte Glück schien silber in ihren Augen zu stehen, doch Dolette ließ sie nicht antworten. Sie zog die Priesterin bestimmt an sich und küsste sie mit all der Leidenschaft, die in ihr loderte. Der samtene Stoff von Marialles Robe schmiegte sich weich an ihre nackte Haut, schien sie wie eine schützende Hülle zu umschließen. Die Menschenfrau hatte ihre Arme um die Schultern der Todesritterin geschlungen und erwiderte den Kuss liebevoll und viel weniger verlangend, als es in den vergangen Tagen der Fall gewesen war. Eine Last fiel von Dolettes Seele und sie umschloss die Taille der Priesterin zärtlich um sie zu dem kleinen Bett zu drehen, das in ihrem Rücken stand. Kurz zog Verwirrung über die Züge der Menschenfrau, doch er wurde jäh durch einen Funken glücklicher Erkenntnis abgelöst. Rücklings ließ sie ihre Geliebte auf das Laken sinken und beugte sich über sie um wieder in den liebestrunkenen Kuss zu versinken.

Irgendwo weit entfernt ließen gewaltige Donner die Erde Azeroths erzittern und zogen erbarmungslos näher, doch für die aufkommende Gefahr hatten die beiden Liebenden in diesem kostbaren Moment kein Gehör.



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