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Die dunkle Ritterin

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu meine lieben Leserchen,
es gab eine kleine Pause aus mehreren Gründen, aber ich hoffe es geht nun wieder etwas flüssiger weiter. ^^"
Viel Spaß mit dem neuen Kapi
LG
Dolli Komplett anzeigen

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Im Blauen Emerit

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Im Blauen Emerit
 

Die Sonne fiel in warmen, dünnen Strahlen schräg durch den Wald und tauchte den Silberwald in ein sanftes Orange. Nachdem Dolette zwei weiteren Worgen den Kopf abgeschlagen hatte und auch Nathanos sein Geschick mit seinen Nahkampfwaffen bewies, waren die beiden ungleichen Kampfgefährten zurück zum Lager aufgebrochen.

Zu Anbruch des Tages konnte man nun deutlich erkennen, welche brachiale Gewalt auch hier am Boden gewütet hatte. Überall lagen dicke Äste, teilweise ganze Baumstämme herum und nahezu jeder Baum war irgendwo abgeknickt. Dennoch erstrahlte die Tierwelt schon wieder zu vollem Leben. Das Zwitschern der Vögel erklang in der Umgebung und hie und da huschte ein Huftier zwischen den Nadelbäumen umher.

Als die beiden Untoten das Lager erreichten, wurde schon begonnen, alles was man mit nach Unterstadt nehmen konnte, zusammen zu packen. Dolette und Nathanos begaben sich zielsicher zum Zelt ihrer Königin. Die Todesritterin war wenig überrascht ihre Liebste dort anzutreffen.

"Beim Licht! Dole, was ist geschehen?", stieß Marialle erschrocken aus, als die beiden ihre Aufmerksamkeit innehatten. Auch im Antlitz der Bansheekönigin zeichnete sich eine Spur Entsetzen ab und erst jetzt sah die dunkle Ritterin prüfend an ihrem schlanken Körper hinab. Sie war selbst überrascht ihre dunkle Plattenrüstung blutüberströmt zu sehen und jetzt wo sie sich darauf konzentrierte, bemerkte sie auch das geronnene Blut, das in ihrem Gesicht klebte. Dolettes Blick wanderte zu dem Dunkelläufer neben ihr und sie sah dieselbe Überraschung in seinem fahlen Gesicht. Er sah kein bisschen besser aus als sie und nun musste sie lachen. Der Verlassene stimmte mit ein.

"Keine Sorge, das ist nicht unser Blut.", presste sie zwischen dem Lachen hervor. Marialle trat näher, ihre Züge waren ausdruckslos geworden. Ohne Ankündigung ließ sie ihre flache Hand vorschnellen und traf die Wange der Todesritterin mit einem lauten Klatschen. Das Lachen erstarb jäh und nur ein verwirrter Ausdruck verblieb im Antlitz der dunklen Ritterin.

"Mari, ich..." Zorn flackerte plötzlich in den sonst so sanften bernsteinfarbenen Augen auf.

"Weißt du eigentlich, welche Sorgen ich mir gemacht habe? Wir waren schon so oft in diesen Situationen, ohne es beeinflussen zu können. Und jetzt begibst du dich auch noch freiwillig in Gefahr und sagst mir nicht mal Bescheid, wenn du los stiefelst?" Zu dem lodernden Zorn gesellten sich nun auch noch Tränen, aber diese minderten den wutentbrannten Ausdruck kein bisschen, den das verzerrte Menschengesicht aufgesetzt hatte. Ihre geliebte Priesterin so zu sehen schmerzte die Todesritterin und sie schalt sich innerlich für ihre Unbesonnenheit. Aber ehe sie irgendetwas erwidern konnte spürte sie die beiden warmen Arme die ihren Hals fest umschlungen.

"Es tut mir leid, darüber hatte ich nicht nach gedacht.", gestand Dolette ehrlich. Marialle entließ sie sanft aus der Umarmung und schenkte ihr ein schwaches, aber versöhnliches Lächeln.

"Nun wenn das geklärt ist, berichtet was ihr mitten in der Nacht in den Wäldern gefunden habt, dass ihr so blutüberströmt zurückkehrt.", ließ sich nun Sylvanas distanziert und unterkühlt vernehmen. Dolette war noch ganz benebelt von der ausufernden Reaktion ihrer Gefährtin, so überließ sie es dem Pestrufer zu erzählen.

"Worgen sind ums Lager geschlichen, Mylady. Schwer zu sagen, ob sie wirklich beabsichtigten uns anzugreifen, aber sie waren uns kein bisschen freundlich gesonnen.", erklärte der Verlassene, noch immer betont gut gelaunt.

"Ein Grund mehr sofort aufzubrechen.", ließ die Königin nur verlauten und machte sich wieder daran ihr Habe zusammen zuräumen.

Die Sonne stand noch immer schräg am Himmel, als alles was man mitnehmen konnte gepackt war und die Verlassenen mit Dolette und Marialle aufbrachen. Man erreichte Unterstadt noch am selben Tag. Die oberhalb gelegenen Ruinen ließen kaum auf Leben deuten, doch als sie in die unteren Bereiche durch die verworrenen Gänge Unterstadts traten, war reges Leben, im Zentrum zwischen den vier großen Vierteln anzutreffen. Die Untergrundstadt hatte sich schnell von der Herrschaft Varimathras und der Rückeroberung erholt. Marialle hatte ihre Kapuze tief in das makellose Gesicht gezogen, aber die Untoten schienen die Anwesenheit lebendigen Fleisches dennoch wahr zunehmen. Gierige Blicke verfolgten die mittlerweile geschrumpfte Gruppe um die Bansheekönigin. Teilweise wurde sie überschwänglich begrüßt. Die Dunkelläuferin ließ sich davon allerdings weder beeindrucken noch aufhalten. Zielstrebig ging sie weiter voran noch tiefer in die Unterstadt. Ließ eine Abzweigung nach der anderen hinter sich, bis sie zu ihrem geräumigen Residenzzimmer kamen. Geräuschvoll warf sie ihren magischen Bogen Totenschrei auf den massiven großen Tisch, auf dem noch immer eine Karte Nordends aufgespießt war.

"Bleibt für eine Nacht, um euch auszuruhen.", sprach sie nun fast beiläufig und unterbrach ihr tun dabei nicht. Dolette und Marialle war im Bogen stehen geblieben, der den Eingang zu Sylvanas Thronsaal markierte. Nathanos und Plagg hingegen waren ihrer Königin eilig hinterher geschritten und räumten auf was sie achtlos durch die Gegend warf.

Die Todesritterin trat ein paar Schritte vor, nachdem sie einen Blick mit der Priesterin gewechselt hatte.

"Ich denk wir werden gleich weiter reisen, Mylady. Vielen Dank für eure Großzügigkeit." Marialles gerümpfte Nase und die Sorge in ihren bernsteinfarbenen Augen hatten genug signalisiert. Leicht abwesend unterbrach die Dunkelläuferin ihr wirr anmutendes Ausräumen. Offenbar hatte sie damit gerechnet, dass man ihr Angebot annahm, doch als sie in das fahl gewordene Gesicht der Hohepriesterin sah, schien auch sie zu verstehen.

"Natürlich, Marialle. Ich nehme das schon gar nicht mehr wahr.", sprach sie mürrisch mit ihrer dunklen süßen Stimme. Marialle rang sich ein Lächeln ab und trat an ihre Freundin heran.

"Danke für alles, Sylvanas Windläufer. Ich sehe Lordaeron in guten Händen. Bitte behaltet das große Ziel im Auge.", erklangen die erhabenen Worte der Hohepriesterin, was Dolette schmunzeln ließ.

"Sicher. Lass von euch hören.", gab Sylvanans ungerührt zurück.

"Ich denke wir werden nicht umhin kommen uns in beiden Welten zu bewegen, meine Königin.", kam es nun auch von der Todesritterin. Die Bansheekönigin reichte ihr kameradschaftlich die Hand und Dolette umschloss fest das Handgelenk der anderen dunklen Elfe.

"Aber sicher. Eure Dienste werde ich sicher schneller einfordern, als euch lieb ist, Lady Glutklinge. Wenn ihr mir Marialle das ein oder andere mal mitbringt, umso besser.", erklärte die Bansheekönigin nun lächelnd. Dolette wandte sich an Plagg.

"Ihr bleibt hier, Kinnab?" Ein wenig rührselig schaute der Verlassene auf und gab ein zerfleddertes, kieferloses Lächeln preis.

"Ja, Mylady. Gerne stoße ich wieder an eure Seite, wenn es an der Zeit ist." Auch ihm reichte die dunkle Ritterin die Hand, die er erfreut ergriff und breit grinsend schüttelte.

"So wird es geschehen. Ihr haltet die Worgen fern, Pestrufer." Sie war einen Schritt weiter an den Dunkelläufer getreten. Der grinste nur verschlagen und verschrenkte die Arme vor der Brust. Dolette nickte anerkennend und wollte sich grade zum gehen wenden, als sie von zwei langen, klammernden Armen umschlossen wurde.

"Herrin Dolli ohne Susanne gehen?", fragte die Sukkubus schluchzend.

"Na na Susi, hier bist du doch bei deinem Meister und die Königin ist doch auch noch da." Verschmitzt warf Dolette einen Blick rüber zu Sylvanas, dem die Dämonin folgte. Der traurige Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig und lachend löste die dunkle Ritterin die Arme von Susanne. Augenblicklich begann diese freudestrahlend auf die Banshee zuzustürmen, deren Blick sich binnen eines Herzschlags von mitfühlend in eiskalt wandelte.

"Susi!", dröhnte die brüchige Stimme von Plagg durch die Halle und die Sukkubus erstarrte. Sylvanas atmete geräuschvoll aus. Marialle kicherte und Nathanos klopfte dem anderen Verlassenen anerkennend auf die wackelige Schulter, was den Hexer sogleich taumeln ließ.

"Kinnab! So einen Befehlston hätte ich euch gar nicht zugetraut.", lachte der Pestrufer. Mühsam schob Plagg sich wieder in eine halbwegs aufrechte Position.

"Ich kenne meine merkwürdige Dienerin ja. Susi komm es reicht jetzt. Schauen wir mal wie es zu Hause aussieht.", befahl er nun der Dämonin und betrübt schwebte sie ihm langsam hinterher. Im vorbeigehen ergriff der Untote noch die Hand der Priesterin und hauchte ihr einen, wie ihr Gesicht vermuten ließ, widerwärtigen Kuss auf den Handrücken.

"Es war mir wahrlich eine Ehre, Mylady Hohepriesterin." Er winkte noch einmal und ließ eine angeekelte, aber dennoch gerührte Marialle zurück.

"Wir sehen uns!", rief sie ihm noch nach.
 

Nathanos hatte sie noch mit einer schweren Tasche an Verpflegung und Ausrüstung beladen und Dolette und Marialle schließlich wieder hinauf zu den Ruinen Lordaerons geführt. Den gewohnten Weg nach Sturmwind brachten die beiden Frauen in mäßigem Tempo hinter sich. Zu sehr genossen sie ihre Zweisamkeit.

Als sie Sturmwind schließlich einige Tage später erreichten war die Stimmung in der Stadt noch immer gelöst und Dolette hatte keine Probleme sich durch die feiernden Massen zu schieben. Die Stadt war hell erleuchtet von den vielen Laternen die überall in den Straßen aufgehängt waren. Die Menschen tranken und sangen. Sie grölten und klatschten den Gauklern zu die durch die Straßen zogen.

Hier in Sturmwind, in der Hauptstadt der Menschen, der ganzen Allianz war deutlich zu spüren dass die Gefahr, die von dem Lichkönig ausging endgültig gebannt war. Marialle sog begierig die bekannten Gerüche in den verschiedenen Bezirken ein. Doch es war schwer neben den verschiedensten Düften die das ganze dargebotene Essen bot etwas anderes heraus zuriechen. Dennoch überkam die Hohepriesterin mehr und mehr etwas Heimisches. Das hatte sie nicht erwartet, an der Seite ihrer geliebten dunklen Elfe hatte sie mehr und mehr ein Gefühl überkommen dass sie außer Dolette nichts anderes mehr brauchte in ihrem Leben. Doch diesen Moment mit ihr teilen zu können, machte sie auf einer noch viel tieferen Ebene glücklich. Sie musterte die schlanke Gestalt der Todesritterin neben sich eindringlich. In den letzten Tagen der Zweisamkeit hatte Marialle sich an das widersprüchliche Antlitz ihrer Liebsten gewöhnen können und so verschlug ihr der Anblick mittlerweile nicht mehr so sehr den Atem. Die wachen blauen Augen mit dem sanften goldenen Schimmer huschten nervös durch die Straßen und hie und da verriet ein leises Klirren, dass die dunkle Ritterin zusammenzuckte. Die Priesterin schmunzeln bei dem Gedanken daran, doch verstand sie nur zu gut wie es war unter den Feinden zu wandeln.

Zielsicher dirigierte sie ihre Liebste durch das Magierviertel, an allerlei seltsamen Läden vorbei in den Blauen Emerit, wo sie sich mit Borigan und Odessa treffen wollten.

Bevor sie weiter zum Turm des heiligen Lichts und schließlich auf den Hof von Marialles Familie ziehen würden. Die Magier hatten dem Bezirk einen ganz besonderen magischen Anstrich verliehen und hier war es noch heller als sonst wo in der Stadt, doch die die durch die Straßen dieses Bezirks zogen, trugen ihre Kapuzen besonders tief und Marialle spürte wie sich die kalte Hand der Todesritterin endlich in ihrem Griff entspannte.

Der Blaue Emerit war brechend voll und es roch nach schwerem Wein, zwergischem Starkbier und Met. Die Decke der Taverne war ungewöhnlich hoch für ein von Menschenhand erbautes Gebäude. Es passte sich dem beeindruckenden Magisterturm Sturmwinds an, der direkt daneben lag. Marialle zählte einige Körperlängen, bis ihr Blick die einzige feste Lichtquelle ausmachte. Ein riesiger silberner Kronleuchter der das Gasthaut blau erleuchtete und ihm einen maritimen hauch verlieh. Ansonsten wurde der lange Tresen und die vielen Tische nur von einzelnen Kerzen beleuchtet auf denen ebenso blaue, magische Flämmchen tanzten. An den Wänden hingen allerlei Gemälde mit Impressionen aus ganz Azeroth, die die Reisenden nach Hause gebracht hatten. Ein Bild des Hyjals nahm Marialle Aufmerksamkeit in Beschlag. Es zeigte den Berg aus eben der Perspektive, aus der sie lange zu ihm aufgeschaut hatte, als sie in der Festung der Menschen auf den Vormarsch von Archimonde gewartet hatten. Sie fragte sich ob sie den Hervorbringer dieses Gemäldes wohl kennen würde.

Aus ihren Augenwinkeln machte die Hohepriesterin einen Zauber, von zwei konkurrierenden Magiern aus, der sie aus ihren Gedanken riss. Steven Lohan der Gastwirt schob sich grade in seiner blauen Robe unwirsch durch die viel zu befüllte Lokalität und gebar den beiden Streithähnen offenbar nur mit einem Blick Einhalt. Auf seinem Rückweg murmelte er etwas Unverständliches in seinen Bart und drängte wieder zurück an den Tresen. Die Priesterin drehte sich wieder in den offenen Raum und war überrascht plötzlich das strahlende Gesicht der blonden Magierin vor sich zu sehen. Sie trug eine schöne magentafarbene Robe mit silbernen Verzierungen. Odessas Wangen waren rosig und ihre Augen glasig. Dolette musterte die quirlige Menschenfrau ebenfalls mit einer Mischung aus Argwohn und Erleichterung. Offenbar hatte sie damit gerechnet länger durch die Menschenmassen waten zu müssen.

"Mari, ...-lich! ....-n schon euch wär ... ... ...-stossen!" Marialle fiel erst jetzt auf wie laut so eine Masse Wesen sein kann, allein dadurch dass sich jeder in einer eigenen Unterhaltung befindet. Odessa zog sie in eine warme Umarmung und für einen Augenblick wurde es wieder still.

Nachdem die Magierin auch Dolette in eine steife Umarmung verwickelt hatte, bedeutete sie ihnen ihr über eine Holztreppe auf einen Balkon zu folgen der weit weniger belebt war. Hier wartete Borigan an einem der drei Tische. Ein weiterer war leer und an dem dritten saßen drei gestalten in dunklen Roben, die Kapuzen noch tiefer in die Gesichter gezogen als Dolette.

Der blonde Krieger war sofort vom Tisch aufgestanden, als die drei Frauen den Balkon betraten. Er bot ein ungewohntes Bild in seiner engen Lederhose, den dazu passenden Stiefeln und dem luftigen roten Leinenhemd. Sein struppiges blondes Haar hatte der Krieger ordentlich zur Seite gekämmt und auch der Bart war wieder verschwunden. Er lächelte glücklich. Viel von dem brummigen Stellvertreter von Dolette, an den sich Marialle immer erinnern musste, erkannte sie grade nicht in ihm. Was sie dazu veranlasste ihn zur Begrüßung in den Arm zu nehmen. Nachdem auch die Todesritterin ihn kameradschaftlich begrüßte, bot er ihnen galant einen Platz an.

"Möchtet ihr etwas trinken, Myladys?", fragte er nachdem alle drei auf ihren Stühlen saßen. Auf dem Tisch an dem sie saßen, standen schon einige Gläser, offenbar waren die Mitarbeiter des Blauen Emerit mit der Feierfreude Sturmwinds der letzten Tage reichlich überfordert.

"Pinot Noir, bitte.", kam es aus alter Gewohnheit von Marialle.

"Ich nehm dasselbe.", erweiterte Dolette noch immer leicht zurückhaltend. Er wollte schon wieder umdrehen, als die quirlige Magierin ihn am Arm packte und ihn aufhielt.

"Willst du mir etwa nichts mitbringen?", fragte sie enttäuscht und zog eine etwas schief sitzende Schnute, die sich schnell in ein Kichern wandelte.

"So ein Schlitzohr. Die ganzen Tage liest er mir jeden Wunsch von den Lippen, aber sobald zwei andere Frauen da sind übergeht er mich einfach!", neckte sie ihn und es verfehlte nicht im geringsten die gewünschte Wirkung. Der gestandene Krieger wurde augenblicklich und merklich rot. Er wich den belustigten Blicken von Dolette und Marialle aus und beugte sich leicht zu ihr hinab.

"Du hast doch noch ein halbes Glas.", verteidigte er sich.

"Aber es dauert doch immer so lange bis man überhaupt mal dazu kommt was zu bestellen."

"Schon gut. Ich bring dir noch was mit.", sprach er resignierend und noch immer bemüht leise. Er vergewisserte sich nun noch einmal, dass die anderen beiden nicht zu ihm und Odessa schauten und gab der Magierin einen kleinen Kuss auf die Wange bevor er sich auf den Weg zum Tresen machte.

"Jetzt musst du aber endlich mal mit der Sprache rausrücken Odi! Wir haben uns nie wieder gesehen und jetzt auf einmal.... Du und Borigan?", stieß Marialle jetzt aus. Sie beschlich schon seit Dalaran so ein Gefühl. Odessas rosane Gesichtsfarbe wurde eine Nuance dunkler und sie atmete geräuschvoll ein und aus. Sie räusperte sich und war offensichtlich bemüht den Einfluss des Alkohols für diesen Moment wieder abzuschütteln.

"Ja natürlich. Ihr wisst ja das nur meine Mutter, Sturmwind noch zu einem Zuhause für mich gemacht hat. Als wir aber nach Quel'danas, nach Sturmwind zurück gekehrt waren, war sie leider verstorben. Und durch ihren Tod und den von Dolette und Berthold," sie machte eine kurze Pause und schaute in das blau beschiene Gesicht der Todesritterin in der schwarzen Kapuze. "wusste ich nicht was ich weiter machen will, oder wohin ich gehen soll. Borigan bot mir an ihn zu begleiten. Er war selbst wie ausgewechselt. Zusammen kehrten wir nach Theramore zurück und bauten die Stadt noch eine Weile weiter auf. Ich habe ein weiteres Lehrjahr unter Jaina Prachtmeer verbracht und Borigan schloss sich der Stadtwache an. So vergingen die Jahre und schließlich hat Jaina uns beide gebeten, als neutrale Kundschafter nach Nordend zu ziehen und zu beobachten wie Horde und Allianz vorgehen. Immer mit dem Ziel vor Augen Missverständnissen vorzubeugen und das Bündnis zu wahren." Marialle nickte verstehend. Das sah ihrer Freundin ähnlich. Auch wenn die Erzmagierin offiziell zur Allianz stand, sie hatte die Ereignisse am Berg Hyjal nicht vergessen und sie war so weise zu sehen, dass die Auseinandersetzung zwischen den Fraktionen, dem großen Feind immer in die Karten spielen würde. Doch sie ließ ihre Gedanken wieder zurück zu Odessa und Borigan und ihrer eigentlichen Frage schweifen.

"Und wann hat das mit euch angefangen?", drängte sie daher weiter. Der Magierin stieg wieder die Röte in die Wangen.

"Nun, in Theramore lebten wir unsere Leben, aber in Nordend waren wir immer allein und da unterhält man sich halt viel. Wir haben unzählige Gefahren zusammen überstanden. Ich kann euch gar nicht sagen wie lange wir in dieser eisigen Hölle waren. Er hat mir viele male das Leben gerettet. Ich ihm zugegebenermaßen auch." Ein seichtes, verträumtes Lächeln umspielte mittlerweile die schmalen Lippen von Odessa. Und ihr verklärter Blick glitt hoch zum sternenverhangenen Himmel.

"Wenn man nur zu zweit ist redet man natürlich auch viel und lernt sich besser kennen. Er hat mir von seiner verstorbenen Frau und Sohn erzählt. Sie fielen den Orks zum Opfer noch bevor er sich Dolette angeschlossen hat. Ich weiß gar nicht, ob er dir das damals erzählt hat, Dole." Das war mehr eine Frage als eine Aussage und die dunkle Elfe schien leicht erschrocken, dass sie überhaupt angesprochen wurde, wenn auch sie der Erzählung zu lauschen schien. Dolette stutzte kurz und überlegte anscheinend was sie erwidern soll. Marialle entschied das für sie zu übernehmen.

"Todesritter erinnern sich nicht an ihr Leben, Odi.", erklärte sie knapp. Die Magierin bemerkte es nicht, doch Marialle sah Dolette kurz zucken. Dennoch zog die Magierin eine Augenbraue hoch.

"Wie ist es denn möglich..." Die Priesterin unterbrach sie. Odessa hatte schon einiges mitbekommen und sie wollte die letzten Wochen nicht schon wieder erläutern müssen, das stünde ihr bei ihrer Familie noch zur Genüge bevor.

"Odi, jetzt bist erstmal du dran.", sagte sie daher zwinkernd.

"Natürlich. Als er mir davon erzählte, erkannte ich erst den Mann in Borigan. Vorher sah ich immer nur den Krieger. Er war ja auch nie wirklich gesprächig, grade nach Gernodts Tod. Dass er sich geöffnet hat schien auch in ihm etwas verändert zu haben. Er sagte mal er hätte mich immer nur wie ein Kind wahr genommen, aber seit wir alleine zusammen auf Reisen waren wäre das anders geworden. Es entwickelte sich darauf ganz natürlich und irgendwie verliefen unsere Tage neben unserer Mission, als wären wir ein Paar. Nur das körperliche kam nie dazu. Aber in der Nacht bevor ihr uns im Kristallsangwald getroffen habt da haben wir uns zum ersten mal geküsst und da knüpfen wir jetzt Schritt für Schritt an. Irgendwie ist es nicht so leicht für ihn. Er sagt es fühlt sich für ihn an als würde er seine Familie dadurch verraten." Dolette nickte verstehend. Doch in Marialle breitete sich eine unangenehme Erinnerung aus die sie bislang weit von sich geschoben hatte und bisher auch nicht als störend empfand.
 

Dolette hatte dem Gespräch von Marialle und Odessa nur halb gelauscht, zu sehr lenkten sie die drei Gestalten an dem anderen Tisch ab, die die Köpfe tief zusammen steckten und sich nur tuschelnd unterhielten. Ein ungutes Gefühl beschlich sie allerdings dennoch. Sie nickte einmal verstehend in die Richtung von Odessa, als sie ihre Erzählung anscheinend an den aktuellen Stand gebracht hatte und wandte sich wieder den dreien zu. Irgendetwas finsteres umgab sie, doch sie konnte nicht deuten welcher Art diese Finsternis war. Sie selbst wusste nur zu gut das hell und dunkel nicht gleich gut und böse waren. Als die beiden Frauen ihr Gespräch nicht weiter zu führen schienen, betrachtete sie die Hohepriesterin prüfend und sie war überrascht einen verwirrten, wenn nicht sogar traurigen Gesichtsausdruck auf dem Antlitz ihrer Liebsten vorzufinden. Die Geschichte hatte doch ein gutes Ende genommen, auch wenn die beiden sicher noch viel Arbeit vor sich hatten, wenn sie ihre Liebe frei ausleben wollten. Warum schaute Marialle so finster?

Dolette ließ eine Hand zu den beiden gleiten die die Priesterin auf ihrem Schoß zusammengefaltet hatte. Marialle sah auf. Der silberne Schimmer in ihren Augen konnte nicht über die Verwirrung hinwegtäuschen die ihren Geist zu beschäftigen schien.

"Was hast du, Marialle?", fragte sie daher ernst. Die Züge der Priesterin veränderten sich drastisch. Sie schien die Gedanken beiseite zuschieben und zwang sich wieder ins hier und jetzt.

"Nichts! Ich habe nur versucht mich in Borigans Situation hinein zu versetzten." Dolette zog eine Augenbraue hoch und betrachtete sie weiter mit ihrem forschenden Blick. Dieser schien der Priesterin durchaus unangenehm, was die Todesritterin zum ersten Mal zu beobachten glaubte. Doch Odessa ließ sie nicht weiter darauf eingehen.

"In die Situation musst du dich hinein versetzten? Du warst doch in derselben, auch wenn Dole jetzt hier bei uns ist. Willst du mir erzählen, dass du nie an dem Punkt warst wo sich sowas zumindest hätte ergeben können?" Marialle riss den Kopf zu ihrer Freundin rum und schwieg eine Ewigkeit, wie es der Todesritterin vor kam.

"Also ich finde, dass man das überhaupt nicht miteinander vergleichen kann. Immerhin war er verheiratet und hatte ein Kind...." Sie unterbrach sich etwas schockiert. Ihre Hände zuckten unter der kalten von Dolette. Die Elfe folgte ihrem Blick. Borigan war grade zurück auf den Balkon getreten, in den Händen drei Gläser und einen Krug. Auf den Lippen ein verständnisvolles Lächeln.

"Meine Damen," er verteilte die Gläser und nahm hinter seinem Krug platz.

"wie ich höre waren wir wohl doch nicht so diskret wie wir hofften.", lachte er. Marialle schien ein Stein vom Herzen zu fallen und sie entspannte sich zusehends.

"Nun Borigan, nach der kleinen Auseinandersetzung und dem gefolgten Kuss, konnte ja nicht einmal ich es mehr übersehen.", stimmte Dolette mit ein und die gedämmte Stimmung löste sich schlussendlich völlig auf.

Die vier lachten und genossen drei weitere Runden und die Gesellschaft ihrer Freunde. Die Zeit verging und der Blaue Emerit lichtete sich langsam. Von dem Balkon aus konnte die Todesritterin beobachten wie sich dafür die Straßen immer mehr füllten. Die drei vermummten an dem anderen Tisch machten auch Anstalten sich zu erheben, als plötzlich alles ganz schnell ging. Die drei schwarz gekleideten sprangen auf und sprangen hinunter auf die Straße. Jeder schleuderte einen Zauber in die Menge was eine Explosion und lautes Getose zur Folge hatte. Völlig im Einklang sprangen die vier Gefährten ebenfalls auf und beobachteten das Geschehen mit Entsetzen. Rauchschwaden stiegen von dort empor wo die Zauber auf Boden, Holz oder sogar Menschen getroffen hatten. Auch aus anderen Bezirken der Stadt stiegen solche von Magie durchzogenen Wolken hinauf ins dunkle Blau der Nacht. Die Menschen begannen zu schreien und zu rennen doch der Tumult endete so plötzlich wie er begonnen hatte, als eine magisch verstärkte und verzerrte Stimme die Aufmerksamkeit aller auf sich zog.

"Bürger Azeroths wappnet euch für den Untergang der Welt! Er steht kurz bevor!"



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