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Die dunkle Ritterin

von

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Im Mittelpunkt stehen

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Im Mittelpunkt stehen
 

Die vier Gefährten rannten durch den dichten Wald zwischen Tirisfal und den Ruinen Lordaerons. Direkt hinter ihnen war Susanne grade in eine andere Richtung abgedreht um ihre Verfolger auf eine andere Fährte zu führen.

"Ich sehe da hinten schon die Lichter des Lagers. Odi, Teleportier dich dort hin, wir brauchen Hilfe, sonst überrennen sie das Lager. Borigan, Plagg wir drehen jetzt in die andere Richtung ab.", befahl Marialle und augenblicklich war Odessa im laufen, neben ihnen verschwunden. Die drei restlichen bogen in die entgegengesetzte Richtung, als die in die die Sukkubus geflogen war. Als die Priesterin sich umschaute sah sie, dass sich die Dämonen, die sie verfolgten, hinter ihnen aufteilten und nicht mehr in Richtung Lager stürmten.

"Ich gebe Susanne nun frei!", rief der Untote seinen Gefährten zu, die ihm bestätigend zu nickten. Plagg ließ einen Zauber in seiner Hand entstehen, der sich so gleich wieder, mit einem Puffen, auflöste.

Sie rannten weiter. Ab und an erhellte ein Feuerball, die Dunkelheit der Nacht und flog dicht an ihnen vorbei. Marialle war sich nicht sicher, aber sie zählte etwa drei Dutzend Dämonen, der unterschiedlichsten Größen und Formen. Als sie in weiter Ferne etwas glimmen sah, hielt sie ihre Gefährten an.

"Das reicht!", rief sie und die drei blieben beinahe gleichzeitig stehen.

Mit einem lauten Plopp erschien Susanne wieder neben ihrem Meister.

"Susi! Feuer!", befahl der Hexer seiner Dienerin, die erfreut quietschte und sogleich eine ganze Armada Feuerbälle auf die Verfolger los ließ. Plagg folgte ihrem Beispiel und ließ mächtige, giftgrüne Flammen entstehen, die alles verzehrten, was sie berührten. Marialle formte gewaltige Lichtblitze in ihren Händen, die sie in die Reihen der Dämonen warf, die darauf hin auseinander flogen. Borigan war der einzige, der tatenlos da stand und abwartete. Lässig zog er sein lanfes Schwert und hielt es vor sich, darauf lauernd, dass es eines dieser finsteren Wesen schaffte, durch den Schwall an Zauber zu stoßen und auf die Gefährten los zustürmen. Bedingt durch die größer werdende Zahl, der Dämonen, gelang es nun einigen bis zu ihnen vorzudringen. Dem Krieger glitt ein kampflustiges Lächeln über die Lippen, bevor er ausholte und eine gewaltige Kerbe in den Boden schlug, die sich von ihm weg ausbreitete, um alles nieder zu werfen, was ihr in den Weg kam.

"Ist das etwa alles?", schrie er den Schergen des Schreckenslords entgegen und eine weitere kleine Gruppe stürzte ungelenk auf ihn zu. Einen nach dem anderen rang er mit seinen Hieben nieder.

Hinter dem Krieger flogen noch immer unermüdlich die Zauber, weit vor ihn und hielten das Gros in Schach.

Doch langsam, aber sicher wurden es immer mehr und die Zauber von Marialle und Plagg, flogen mit schwindenden Manareserven, in immer größeren Abständen in die Reihen der Widersacher.

"Wo bleiben sie?", kam es schwer atmend von dem Verlassenen.

"Geduld, Meister Plagg. Sie sind schon ganz nah.", versuchte die Hohepriesterin ihn zu beruhigen und schleuderte einen weiteren großen Lichtblitz auf die Gegenseite. Augenblicke später zischte ein riesiges, pfeilähnliches Geschoss an den Gefährten vorbei und zerbarst in einer leuchtenden, lila-weißen Explosion mitten in den Reihen der Dämonen und ließ sie in alle Richtungen fliegen.

Als die Priesterin in die Richtung auf sah, aus der es kam, erblickte sie Sylvanas Windläufer, die elegant auf einem Ast stehend, schon den nächsten Pfeil anlegte. Sie nickten einander zu und ließen jede einen weiteren Angriff auf die Gegner niederfahren. Dazu gesellte sich ein gewaltiger Feuerball, ausgehend von Odessa, der sich durch die Massen schob und eine Schneise hinter sich zurück ließ. An die Seite von Borigan gesellten sich einige Orks und Verlassene und so dauerte es nun nicht mehr lang, bis die Dämonen in die Flucht geschlagen waren.

"Keinen Moment zu spät, Lady Windläufer.", ließ Marialle verlauten und grinste der Herrscherin der Verlassenen keck entgegen, die sich grade grazil aufrichtete, nachdem sie von dem Ast gesprungen war. Sie erwiderte den Blick, ihre roten Augen funkelten und wurden ebenfalls von einem Lächeln umspielt. Für die Außenstehenden mochte Unsympathie oder sogar Gefahr in dem Blick liegen, Marialle jedoch wusste, dass seit ihrem Kennenlernen vor ein paar Tagen, eine Art verspielte Konkurrenz zwischen ihnen entstanden war und beide es genossen sich in diesem kleinen Kampf auskundschaften zu können.

"Meine Königin! Es tut so gut euch wohlauf zu sehen!", kam es nun aufgeregt von Plagg der sich tief verbeugte.

"Kinnab, ich hätte ja fast dasselbe über euch gesagt, aber ich vergaß nur kurz, wen ich da vor mir habe.", entgegnete sie äußerst unterkühlt.

"Seid ihr alle in Ordnung?", kam es von weiter hinten und Odessa lief an die Gruppe heran, direkt auf Borigan zu, was Marialle eine Augenbraue hochziehen ließ.

"Wir sind alle wohl auf, Odi.", antwortete sie, obwohl die Aufmerksamkeit der Magierin offenbar schon nicht mehr bei ihr war.

Sylvanas drehte sich und nickte den Umstehenden zu, auf dass sie ihr folgen mögen.

"War der Flug wenigstens angenehm?", fragte die ehemalige Waldläufergeneralin und ließ Ironie in der Frage mitklingen.

"So angenehm es eben sein kann, wenn man mitten in der Nacht von einem Zeppelin in die Schwärze der Nacht springen muss. Darauf vertrauend, dass die einzige Magierin alle sicher auf den Boden teleportiert.", lautete die, nicht weniger sarkastische, Antwort der Hohepriesterin und tatsächlich, verlangte es der dunklen Elfe ein weiteres Schmunzeln ab.

"Wenn ihr nicht zu erschöpft seid, würde ich euch und Kinnab gern sprechen, sobald wir das Lager erreicht haben.", bat die Bansheekönigin nun herausfordernd und ihre Augen leuchteten bedrohlich auf. Nun war es an der Menschenfrau zu schmunzeln.

"Selbstverständlich, Mylady Windläufer. Der Tag bricht eh in wenigen Augenblicken an, oder braucht ihr zuerst etwas Ruhe, Meister Plagg?", erwiderte Marialle erhaben und wandte sich dann feixend an den schwer atmenden Hexenmeister.

"Nein gar nicht, Myladys. Nichts wäre mir lieber, als...." Sylvanas unterbrach den Untoten scharf.

"Wann geht es endlich in euren zerschundenen Schädel, dass ihr mir keinen Honig ums Maul schmieren sollt, Kinnab?", zischte die Elfe bedrohlich, bevor er auch nur daran denken konnte.

"Dass ihr bei mir damit auch nichts erreicht, wisst ihr ja wohl mittlerweile auch!", schloss sich Marialle, der Anführerin der Verlassenen an. Diese zog ihre Kapuze auf und tief in ihr Gesicht, als sie voran eilte, dicht gefolgt von der Hohepriesterin.
 

Der See war noch eine ganze Weile leer geblieben, bis die einfallenden Sonnenstrahlen, die Toderitterin schlussendlich weckten und aus der unwirklichen Szenerie rissen.

Marialle war nicht zurückgekehrt und Dolette zermarterte sich das Hirn, was wohl bei der Priesterin grade vorgehen mochte. Nachdem sie noch einige Zeit wach im Bett hin und her gerollt war, beschloss sie, dass sie auf diese Weise nichts ändern konnte und etwas Vertrauen aufbringen musste, ansonsten würden ihr die Grübeleien wohl recht schnell den Verstand rauben.

Mit diesem Entschluss stand sie auf und verließ die, ihr bereit gestellte, Hütte. Zielstrebig ging sie auf das kleine Häuschen zu auf das Koltira, am Tag vorher, deutete und klopfte an die Tür.

Es verging nur ein einziger Herzschlag, bis er sie öffnete.

"Mylady Glutklinge, schön euch so schnell wieder zu sehen.", begrüßte er sie gut gelaunt und stieß die Türe elegant auf, um ihr Einlass zu gewähren. Sie nickte nur und trat, an ihm vorbei, ins Innere. Die Hütte war ähnlich spärlich eingerichtet, wie die ihre, nur einen Tisch mit zwei Stühlen, gab es hier zusätzlich.

"Nehmt doch platz, Mylady. Einen Tee? Ich habe grade Wasser aufgesetzt.", bot er der Elfe an und sie nahm Platz.

"Gern, Lord Todesweber." Er nickte und trat an die Kochstelle, um den Tee zuzubereiten.

"Ihr wollt sicher wissen, wie es um euer Schwert steht, aber ich fürchte, dass ihr euch noch etwas gedulden müsst. Ormus Schüler, Aronen informiert mich, sobald die Arbeiten abgeschlossen sind.", erklärte er mit seiner ruhigen, angenehmen Stimme, der dunklen Ritterin.

"Davon ging ich aus, ich bin wegen etwas anderem hier, Mylord." Er zog interessiert eine Augenbraue hinauf und kurz glitt ein Lächeln über seine Züge, bevor er entgegnete:

"Was könntet ihr denn ausgerechnet von mir wollen, Lady Glutklinge?" Dolette war bemüht den Unterton zu überhören. Sein breiter gewordenes Lächeln, verriet ihr jedoch, dass es ihr nicht besonders gut gelang.

"Nun, ich hatte gehofft, dass ihr mir verraten könntet, wo ich hier ein Bad nehmen kann, es ist schon etwas her, dass ich genug Ruhe, für mehr als eine Katzenwäsche hatte." Er lachte ganz kurz auf, während er Tee in zwei Krüge goss und nickte ihr verstehend zu.

"Ach so ist das, Mylady. Nun es gibt hier ein kleines Badehaus, oder wenn ihr es bevorzugt, einen See an den Ausläufern des Kristallsangwaldes, nicht weit von hier. Ich kann euch hinführen wenn ihr es wünscht." Das überzogen deutliche Interesse an ihrer Person, schmeichelte und nervte die Elfe gleichermaßen.

"So verlockend euer Angebot auch ist, Lord Todesweber, aber in den Genuss eines heißen Bades, kam ich schon ewig nicht mehr, also werde ich das Badehaus vorziehen. Selbstverständlich dürft ihr mich, aber auch gern dort hin führen." Das war deutlich mehr, als sie zulassen wollte, doch sie kam nicht umhin, sich in der Gegenwart, des Todesritters wohl zu fühlen. Er schmunzelte, als könnte er den Zwiespalt in ihrem Gesicht lesen und nickte dann.

"Gern, Mylady." Sagte er schlicht, als wolle er den Moment noch etwas wirken lassen und ihn nicht durch unnötig viele Worte zerstören. Er reichte ihr einen Krug, den sie begierig entgegen nahm und mit beiden Händen umschloss. Sie betrachtete den dunklen Elfen, der anscheinend gedankenverloren am Fenster stand und seinen Tee, ebenso fest wie Dolette, zu umklammern schien.
 

Sie erreichten das Lager der Horde kurze Zeit später und staunten nicht schlecht, dass so viel Trubel darin herrschte. "Wie habt ihr es geschafft so viele Verlassene zusammen zu trommeln, Lady Windläufer?", fragte die Priesterin interessiert, als sie das Lager betraten, in dem die Untoten geschäftig von einer in die andere Ecke eilten. Sie trugen Holz und Werkzeuge hin und her. Orks hingegen waren nur wenige vor Ort.

"Ich habe Varimathras schon immer misstraut, Lady Lichtsprung. Er verriet seine Brüder, ohne mit der Wimper zu zucken, nur damit ich sein Leben verschonte. Mir war immer klar, dass ich die vielleicht größte Gefahr, mitten unter meine Untertanen gelassen hatte. Darum ließ ich ein Bataillon in Brill zurück und nun seht ihr wo wir stehen. Wir warten noch auf ein kleines Heer von Thrall, das jeden Augenblick ankommen sollte. Je nachdem, ob die Orks noch bei Kräften sind, werden wir in ein, oder zwei Tagen angreifen und Unterstadt zurück erobern.", erklärte die Bansheekönigin ruhig und genoss offenbar die ungeteilte Aufmerksamkeit, die die Priesterin ihr zu Teil werden ließ. Auch Plagg trottete noch immer wortlos hinter den beiden hochgewachsenen Frauen hinterher, bis sie vor eine große Hütte kamen, die von zwei Orkwachen flankiert wurde.

"Weise, Mylady. Vor allem wenn man die aktuellen Entwicklungen der Ereignisse betrachtet." Sylvanas nickte ihr zu und warf den Wachen einen Blick zu, der sie sofort Platz machen ließ.

Im Inneren des großen Hauses, erblickte sie die klaren, blauen Augen, des Kriegshäuptlings, die sie erleichtert musterten.

"Bei den Ahnen, Lady Lichtsprung. Wie schön euch wohl auf zusehen." Er streckte ihr eine seiner großen Hände entgegen, doch die Priesterin nahm ihn freundschaftlich in den Arm.

"Das kann ich nur zurück geben, Thrall. Sagt ist Vol'jin auch hier?" Sie entließ den Ork wieder aus ihren Armen und er schüttelte den Kopf.

"Nein, Mylady. Er ist mit seinen Trollen zur Küste, um meine Truppen abzufangen, sie wissen nicht gegen wen sie hier kämpfen sollen." Marialle nickte verstehend, bevor sie eine weitere Frage stellte.

"Hättet ihr eine Unterkunft für Borigan und Odessa übrig?"

"Sicher. Gak'Tar! Führe die beiden zu einem der Häuser, die ich für unsere Besucher angedachte habe.", wandt er sich an einen der beiden Wachposten, der ihm zurück nickte und zusammen mit Odessa und Borigan das Haus verließ.

"Gut, dann lasst mal hören. Ich bin sicher, der Kriegshäuptling ist ebenso an eurer Geschichte interessiert wie ich, Lady Hohepriesterin.", ließ sich nun Sylvanas Windläufer vernehmen. Sie hatte sich mittlerweile an den Tisch gesetzt, der nah der Kochstelle stand und ihre Ellbogen auf der Tischplatte abgelegt, sodass sie ihr Gesicht in ihren Händen ruhen lassen konnte. Mit unverhohlenem Interesse musterte die Dunkelläuferin die schlanke Silhouette der Priesterin und kurz war es, als stiege Marialle die Hitze in den Kopf, doch stattdessen schenkte sie der untoten Elfe ein kurzes Lächeln und nahm ihr gegenüber Platz. Thrall und Plagg taten es ihr gleich.

"Vielleicht erzählt ihr lieber diese Geschichte, Meister Plagg. Immerhin war ich zeitweise ohnmächtig." Gab die Menschenfrau zu bedenken. Der Verlassene nickte und schien zu überlegen, wo er beginnen sollte.

"Ah ja. Kurz hinter den Toren Sturmwinds, gelang es Lady Glutklinge und mir, die Hohepriesterin zu entführen, jedoch wurde ich auf der Überfahrt nach Süderstade..." Während der Hexenmeister von den Ereignissen erzählte, die ihn und die Hohepriesterin an diesen Punkt führten, tranken sie jeder zwei Krüge Met leer und Sylvanas musste ihn das ein oder andere Mal auffordern bei der Sache zu bleiben. Doch schließlich kam er zum Ende.

"...von dem Zeppelin hinab teleportierten, führten wir Varimathras Schergen erst einmal so gut es ging weg von eurem Lager, Kriegshäuptling und trafen dann auf die Herrin Windläufer. Und jetzt sind wir hier.", schloss der Hexer seinen Bericht ab. Marialle spürte erneut den musternden Blick, der untoten Elfe auf sich ruhen, bevor ihre Stimme erklang:

"Und wo ist Lady Glutklinge?", kam ihre Frage direkt und ließ Thrall zustimmend nicken.

"Das würde mich auch interessieren." Marialle sah abwechselnd in die klaren, blauen und die glühenden roten Augen, der beiden Anführer der Horde und setzte zu einer Antwort an:

"Nun, gegen jede Vernunft stürzte sie sich allein auf Putress und seine Leute, die sich grade zurück ziehen wollten. Selbstverständlich war sie heillos unterlegen, doch Tirion Fordring hat sie gerettet. Gemeinsam konnten sie ihn besiegen. Sie warten nun auf die Ankunft der Luftschiffe."

Thrall nickte verstehend und schien gedanklich abzuschweifen. Der wache Blick der Dunkelläuferin ruhte allerdings unentwegt auf der Menschenfrau und schien sie zu durchbohren.

"Woher wisst ihr das so genau, Lady Lichtsprung?" Marialle wurde schlagartig rot, sie war mittlerweile daran gewöhnt das man um die absonderliche Verbindung, die sie mit der Todesritterin verband, wusste und so warf diese einfache, klare Frage sie derart aus der Bahn, dass sie einen Moment brauchte, um zu antworten. Thrall indes lachte, noch immer leicht abwesend.

"Das ist nicht leicht zu erklären, Lady Windläufer und bedarf vielleicht einer längeren Unterredung." Die Bansheekönigin zog eine Augenbraue hoch und ihr Blick schien um einiges forschender zu werden, als er es sowieso schon war. Was die Röte im Gesicht der Priesterin einen weiteren Ton dunkler werden ließ.

"Nun Mylady. Ich denke wir hätten genug Zeit für eine weitere Geschichte. Begleitet mich in meine Räumlichkeiten, wenn es euch keine Umstände macht." Es war weniger eine Bitte, als ein Befehl und so nickte Marialle nur leicht. Was hatte diese untote Schönheit nur an sich, dass man sich ihr nicht erwehren konnte? Dachte sie im Stillen und erhob sich.

"Meine Herren." Die Elfe deutete eine Verbeugung an und schritt voraus durch die Türe. Marialle folgte ihr zügig.

Es waren nur ein paar Schritte, bis sie die Hütte der Bansheekönigin erreichten. Das Bild, das sich ihr bot, war dem von grade eben äußerst ähnlich und so wartete die Priesterin nicht auf eine Aufforderung, sondern setzte sich einfach auf einen der Stühle, die am Tisch standen. Sylvanas registrierte die Verunsicherung der Menschenfrau schmunzelnd und ließ sich auf dem Stuhl neben ihr nieder.

"Fühlt ihr euch unbehaglich, Lady Hohepriesterin?", fragte sie und musterte Marialle eingehend. Sie blickte verwirrt auf und starrte in die leuchtenden rubinroten Augen.

"Ich bin mir da nicht ganz sicher wenn ich ehrlich bin. Eure Aura, oder Präsenz ist so vereinnehmend, das irritiert mich." Die Dunkelläuferin lachte leicht.

"Macht euch nichts draus, Mylady. Ich bin eine Banshee, genaugenommen bin ich DIE Banshee. Ich kann es nicht erklären, aber ich habe diese Wirkung auf die Meisten. Nun erzählt mir von euch und der Todesritterin."

Und so begann Marialle aufs neue, von der schicksalhaften Verbindung zwischen ihr und Dolette zu berichten.
 

Sie fühlte sich frisch und erholt, als sie aus dem Badehaus, an die kühle Luft Nordends trat und war überrascht den Todesritter nur ein paar Körperlängen vor der Türe wartend vorzufinden.

"Habt ihr euer Bad genossen, Mylady?", ließ er sich nicht bitten und trat auf sie zu.

"Ja, vielen Dank, Lord Todesweber."

"Wie sieht es aus, Lady Glutklinge? Wollt ihr eure Klinge ausprobieren?" Ein Lächeln glitt über seine blassen Lippen und ihre Augen weiteten sich vor aufsteigender Vorfreude.

"Die Umschmiedearbeiten sind abgeschlossen?", kam es mit fast kindlicher Erwartung.

"Ja Mylady, Aronen gab mir Bescheid, während ihr euer Bad nahmt. Folgt mir, wir holen es direkt ab, wenn ihr mögt." Sie nickte nur erfreut und eilte ihm nach, nachdem er sich in Gang gesetzt hatte.

Kurz darauf erreichten die beiden die Schmiede und Ormus überreichte Dolette direkt ihr Runenschwert.

Optisch hatte sich die Klinge kaum verändert, die Runen leuchteten rot auf, als sie das Heft in die Hand nahm, doch in sich spürte sie einen gewaltigen Unterschied. Die goldene Flamme, die zuletzt ungehindert in ihr loderte, empfing die Dunkelheit, die sich in der Elfe ausbreitete nahezu mit Gefallen. Sie schlängelten sich umeinander, bis sie in trautem Einklang ruhig miteinander zu tanzen schienen. Das Flüstern, das sie vernahm, war viel weniger befehlend und es schrie nicht länger nach dem Blut eines jeden Wesens, das sich in ihrer Nähe befand. Ihre Gesichtszüge schienen sich zu normalisieren, denn Koltira erhob das Wort an Dolette:

"Nun, Mylady. Wie sieht es aus, ein kleiner Tanz gefällig?" Er grinste kampflustig und zog sein riesiges grünes Schwert. Sie schaute noch einmal von seiner zu ihrer Klinge und nickte dann entschlossen und grinste voller jugendlicher Vorfreude.

Sie entfernten sich etwas von der Schmiede und standen sich nun in der Mitte des Innenhofes gegenüber. Ein Lächeln legte sich auf Dolettes aschfahlen Lippen und sie blickte zu ihrem Kontrahenten.

"Bereit, wenn ihr es seid, Mylord!", ließ sie sich vernehmen und sein Grinsen wurde eine Spur breiter.

"Ich bin bereit, seid ihr dieses Lager erreicht habt, Mylady.", rief er ihr noch entgegen und schon war sie losgestürmt. Er schien den Bruchteil eines Herzschlages von ihrem beeindruckenden Tempo überrascht, doch begann auch er auf sie zu zu rennen. Die beiden Todesritter holten weit im Rennen aus und als sich ihre Runenschwerter trafen, durchzog eine Druckwelle den Innenhof der Festung und ließ die Holzhütten kurz knarren und erzittern. Das Aufeinandertreffen der Klingen hallte in der Stille der eisigen Landschaft wider und einige Soldaten und Todesritter traten aus ihren Behausungen, um dem Treiben zuzusehen.

Dolette fühlte sich befreit und leicht. Ihre Bewegungen waren anmutig und geschmeidig, suchten in Schnelligkeit und Einfallsreichtum, ihres Gleichen. Koltira blieb nichts anderes übrig, als einen Schwertstreich nach dem anderen abzuwehren, dennoch lächelte er. Und auch die dunkle Elfe konnte sich eines weiteren Grinsens nicht länger erwehren, sie hatte noch nie so viel Spaß beim Kämpfen empfunden, immer war sie nur von dem unerbittlichen Hunger ihrer Klinge angetrieben gewesen. Auch Darion Mograine und Thassarian waren hinaus getreten und grölten, zusammen mit den restlichen Todesrittern, begeistert Beifall. Die Soldaten hingegen standen nur mit Unverständnis um den Kampfbereich herum und Dolette fragte sich unwillkürlich, ob sie überhaupt in der Lage waren, die schnellen Bewegungen der beiden Kontrahenten zu erfassen. Ein gewitzter Konter des Blutelfen riss sie aus ihren Gedanken und nun war sie an der Reihe, Hieb um Hieb abzuwehren, bis sie eine Lücke in seinen Attacken erkannte. Sie schlug mit ihrem Schwert entschlossen in seinen Streich und die Klingen erzitterten einen Herzschlag lang, bis sie gefährlich grinsend erneut gegen seine Klinge schlug und es darauf hin, rotierend durch die Luft flog, bis es einige Körperlängen von ihnen entfernt, im Boden stecken blieb. Das grüne Schimmern nahm etwas ab. Dolette trat einen Schritt näher an Koltira und erhob die Spitze ihres Runenschwertes, an die Kehle des dunklen Ritters. Sie grinste noch immer, genau so wie er.

"Verzeiht, Mylord. Im Kampf ist kein Platz für Höflichkeiten."



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