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Die dunkle Ritterin

von

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Von Sukkuben und Königen

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Von Sukkuben und Königen
 

Die Sonne stand schon tief am Himmel als die beiden unfreiwilligen Gefährten die Grenze zum Vorgebirge des Hügellandes erreichten. Die verschlungenen Pfade, die durch die Bergkette führten, machten es dem Verlassenen beinah unmöglich mit der hochgewachsenen Elfe Schritt zu halten. Als es schließlich dämmerte, nahm er sich nach dieser Ewigkeit des Schweigens ein Herz.

"So wartet doch, Lady Dolette! Sonst muss ich zu anderen Mitteln greifen!" Sie beachtete ihn nicht. Stur weiter marschierend, hing sie ihren verwirrenden Gefühlsregungen nach. Sie spürte noch immer diesen Sog, der sie immer weiter südlich durch die Östlichen Königreiche zu ziehen schien, stets begleitet von einem gewissen Grad der Vertrautheit. Ihre aschfahlen Lippen zogen zwar eine grade Linie, doch innerlich belächelte sie sich selbst. Gefühlsregungen? Vertrautheit? In ihr erschallte ein spitzes Gelächter.

'Du bist eine Todesritterin! Solch Gedusel kennst du nicht!', verhöhnte sie ihre innere Stimme. Und als der kleine, golden schimmernde Funke in ihrem Geist wieder erlosch, riss sie ein ungewöhnliches Geräusch aus ihrem tranceähnlichen Zustand. Plop.

".... Meisterchen?", erklang eine helle, fast grelle Stimme. Sie schmerzte der Untoten in den feinen Ohren. Aus einer Nebelschwade erstand offensichtlich grade der Sukkubus von Plagg. Stilgerecht mit ledrigen Schwingen, Hufen statt Füßen und aufreizender, knappen Bekleidung, und klebte sogleich an ihrem Meister.

"Meisterchen, so lange hat Susanne nicht zu sich gerufen! Susanne traurig, ja, ja.", beklagte sie sich, einen verführerischen Schmollmund aufgelegt und hakte sich an seinen Arm.

"Susi, nun lass doch meinen Arm los, verdammt. Ich hab dich gerufen damit du mich trägst! Meine neue Herrin Dolette, dort hinten, rennt mit ihren äußerst grazilen Beinen nämlich einfach viel zu schnell für mich armes, gebrechliches Wesen.", versuchte er sich loszureißen und rief den letzten Satz so laut, dass seine Gefährtin ihn nicht erneut zu überhören vermochte. Der Blick des Sukkubus folgte seinem Ruf und entdeckte die schlanke, in einen Umhang gehüllte, Gestalt der untoten Elfe, die den sofort entflammten Augen, der Dämonin, mit eisiger Kälte entgegnete.

"Herrin von Meisterchen?" Einige Herzschläge lang brauchte sie offensichtlich zum Nachdenken.

"Herrin von Susanne?" Fragend und widerstrebend ließ Susanne den Blick hinunter zu Plagg schweifen.

"Ja, ja, Susi! Erst Herrin Dolette, dann Meisterchen, ehhhh Meister Plagg und dann du Susi." Dolette beäugte die Szene mit Argwohn und wollte sich grade wieder umwenden, da erklang die Stimme, nun weniger schrill, fast rauchig, direkt neben ihr und raunte:

"Susanne Herrin Dolli tragen?" Mit einem viel sagendem Lächeln auf den vollen, lilanen Lippen.

"B-bitte was?", stieß die Todesritterin hervor.

"Kinnab! Seht zu, dass ihr dieses frivole Ding an eine Leine nehmt, sonst fehlt euch ganz schnell etwas, das ihr mit sicherheit vermissen würdet." Die Drohung saß im wahrsten Sinne des Wortes tief.

"Und trichter ihr ein, mich nicht Dolli zu nennen, beim Licht!"

Nanu?!

Beim Licht?

Was zum...?

"....könig, Gnade euch der Lichkönig wenn ihr diese Dämonenbraut nicht bei Stange zu halten vermögt.", berichtigte sie stirnrunzelnd den typischen Ausruf der Anhänger eben jener Kirche deren Hohepriesterin sie im Begriff war zu entführen.

"Dolli kuscheln?" Das Gespräch augenscheinlich nicht verfolgend, hob Susanne die, im Vergleich zu ihr, federleichte Elfe auf ihre Arme und machte Anstalten sich in Bewegung zu setzten. Dolette, sich windend, entwich ein Geräusch des Ekels, während der Hexenmeister nun im strengen, Befehlston rief:

"Bei allen verdammten Dämonen, Susi! Du lässt die Herrin sofort runter und kommst zu mir, sonst schicke ich dich zurück in den Nether und lege mir einen wadenbeißenden Wichtel zu!" Endlich war der Hexer zu seiner Dienerin durchgedrungen, sie schmiegte ihre Wange einmal sehnsüchtig an die, der Elfe und ließ diese dann einfach fallen.

"Nicht do...." Der Verlassene war nicht in der Lage zu enden, als er beobachtete wie geschmeidig die Todesritterin sich während des Fallens so drehte, dass sie in einer anmutigen knienden Haltung landete. Der finstere Blick ihrer blau schimmernden Augen ließ ihn sich jedoch sofort seiner Sukkubus zuwenden und die untote Schönheit wandte sich schnell, den Weg weiter voran zu schreiten.

Sie erreichten ein kleines Plateau und errichteten darauf ihr Lager.

"Dann komm Susi, sammeln wir uns etwas Holz und schauen ob wir uns etwas Essbares, hier oben besorgen können." Die Dämonin machte einen Laut der Freude und so gingen sie zu der Baumgruppe die auf dem Plateau gewachsen war. Derweil stand die schlanke Gestalt der Elfe im warmen Schein der untergehenden Sonne und ließ ihren Blick über das Tal schweifen, ohne wahrzunehmen was sie dort eigentlich sah. Ihre Augen, in milchigem Blau, gedankenverloren schimmernd, fixierten einen unsichtbaren Punkt am Firmament. Äußerlich wirkte sie völlig ruhig aber in ihr huschten ihre Gedanken hin und her. Dass sie nicht die blutrünstigste ihrer Art war, war ihr durchaus bewusst, aber dass ihr der Ausruf, dieser gläubigen Narren über die Lippen kam, wühlte ihren eh schon unruhigen, Geist noch mehr auf. Hatte es mit diesem unwiderstehlichen Sog zu tun, den sie derzeit verspürte? Immerhin war diese Hohepriesterin einer eben dieser Narren.

Sie schob die störenden Gedanken rasch beiseite, als sie die anderen beiden hörte wie sie sich ihr diskutierend näherten.

"....einziges Mal das tun würdest, worum ich dich gebeten habe, müsste ich nicht schon wieder mit dir schimpfen!"

"Aber Susanne einen großen Geier gefangen, lecker!", erwiderte die Sukkubus, die ihren Meister nicht nur fliegend um fast zwei Köpfe an Größe übertraf.

"Susi, beim Dämon, ich sagte du sollst runter fliegen um einen Hasen oder so etwas zu fangen, nicht hinauf um ein Geiergelege zu zerpflücken, Papa Geier fa..." Dolette unterbrach ihren Diener scharf.

"Genug! Im Gegensatz zu euch und mir, war der Geier bis eben noch immer lebendig und wird seinen Zweck schon erfüllen. Anstatt euch weiter mit diesem dümmlichen Wesen rum zu plagen, solltet ihr lieber zu sehen, dass ihr was genießbares daraus macht!" Bei diesen Worten fragte sie sich wieder mal warum Schlafen und Essen für ihresgleichen überhaupt nötig waren.

'Anscheinend müssen selbst Untote Kräfte regenerieren', dachte sie bei sich.

'Welch sinnloses Unterfangen, sich darüber Gedanken zu machen.', schalt sie sich selbst. Da kam die Dämonin auf sie zu gestürmt.

"Ohhhh, Herrin Dolli betrübt? Susanne trösten!"

Jetzt reichte es aber!

In einer einzigen fließenden Bewegung, lichtete die Todesritterin ihren Umhang, unter den schwarze Platten an Schultern, Brustkorb, Handgelenken und Beinen zum Vorschein kamen, und zog geschmeidig ihr, im Verhältnis zu ihrem Körper, riesiges Schwert, das durch die gravierten Runen rot schimmerte, von ihrem Rücken und hielt es vor sich. Die Dämonin musste ihren Lauf scharf abbremsen um nicht in die Spitze der Klinge zu rauschen. Eisige, blaue Augen funkelten die Sukkubus herauszufordernd an.

"Meisterchen brauchen Hilfe?", sagte sie zittrig, bevor sie kehrt machte.
 

Klopfen riss die schöne Menschenfrau, die bei Kerzenschein an ihrem Arbeitsplatz saß aus ihren Gedanken.

"Herein!" Sie erhob sich gelassen. Ihre wohlgeformte Figur in, eine weiße, mit goldenen und silbernen Stickereien verzierte, Robe gehüllt und schritt auf die Tür zu.

"Herrin, ein Bote aus Sturmwind brachte euch diesen Brief." Die deutlich jüngere, in eine ähnliche, weniger kunstvoll verzierte, Robe gekleidete Frau, übergab das Schreiben und verbeugte sich ehe sie den Raum wieder geräuschlos verließ. Die Menschenfrau wendete ihn in ihren Händen, wog ihn ab, während sie zurück zu ihrem Schreibtisch schritt und erblickte das, blaue Siegel des Königs.

Routiniert öffnete sie den Brief und ließ sich wieder auf ihren Stuhl sinken. Sie strich sich noch eine hellbraune Strähne aus dem Gesicht, die ihrer kunstvoll gesteckten Frisur entsprungen war, bevor sie den Brief mit ihren wachen bernsteinfarbenen Augen überflog. Ein leises, besorgtes Stöhnen entwich ihrer Kehle, als sie sich zurück lehnte.

'Dieser ungestüme Idiot!'



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