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Christmas dream

von

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Weihnachtsmarktbesuch

Er stand in seinem Zimmer am Fenster und blickte aus diesem in den kleinen Park, der an das Haus, in dem sich die Wohnung befand, anschloss. Weiß. Es war alles weiß, so dass man den Unterschied zwischen den Wegen und der Wiese nicht mehr erkennen konnte. "Es hat geschneit", murmelte der junge Mann, der sich kurz drehte und zu seiner Schlafstätte blickte. Auf dieser lagen verteilt ein paar Kleidungsstücke, denn er wollte sich gerade für das Treffen mit Freunden ankleiden. Nur war er wie schon die letzten Jahre zu sehr von den ersten Schneeflocken des Jahres fasziniert. Er sah ihnen zu, wie sie sacht auf den Boden fielen. Dabei hatte der junge Japaner seine Kopfhörer auf und genoss die Musik, die darüber in seine Ohren vordrang. Er bemerkte noch nicht einmal, dass er die Songs mitsang. Währenddessen beobachtete er weiterhin die Schneeflocken und er bekam richtig Lust durch die aufkommende Winterlandschaft zu laufen. Er rief durch die Wohnung nach seinem Mitbewohner.

"Tatsu? Es schneit", freute er sich und strahlte, während sich der Schwarzhaarige von dem wundervollen Anblick des Parks löste. Er schaltete die Musik aus und ging zu seinem Bett, wo er sich sofort die Hose und den Pullover anzog. Diese Dinge lagen schon eine Weile auf seiner Decke. Er hatte sich ja nur nicht entscheiden können, auf welches Outfit seine Wahl nun wirklich treffen sollte. Nachdem er sich angekleidet hatte, trat er aus seinem Zimmer und in das Bad, wo er sich dem Haarstyling hingab. Er nahm auch seinen Ohrstecker heraus und entschied sich für die Creole. Am Ende betrachtete er sich im Spiegel und befand sich für schick genug. Er würde eh wieder seine Bommelmütze tragen und somit sein volles schwarzes Haar verdecken.

"Tatsu, wie weit bist du?", fragte er seinen Mitbewohner, der bei dem Treffen ebenfalls anwesend sein sollte. Dieser rannte durch sein Zimmer, in den Flur, wieder zurück und dann erneut in den Flur.

"Wo sind meine Handschuhe?", fragte Tatsurou, kurz Tatsu, laut genug, dass es Masa verstehen konnte. Fertig war er jedoch noch lange nicht. Denn er musste seine Haare noch ordentlich legen und sein Portemonnaie suchen. Das bekam aber auch jedes Mal Beine.

"Tatsu?", wurde mit Nachdruck in der Stimme geantwortet. Dabei verließ der Kurzhaarige das Bad und lief zielsicher in die Küche, die zusätzlich als Gemeinschaftsraum diente. Dort fand er durch Zufall die Handschuhe, die sein Mitbewohner suchte. "Gefunden", ließ er den anderen wissen und wedelte kurz darauf im Flur mit diesen herum.

"Danke." Die Stimme des Jüngeren klang ehrlich dankbar. Er griff nach seinen Handschuhen und steckte sie in die Jackentaschen. Danach ging er ins Bad.

"Wann treffen wir uns nochmal mit den anderen?", fragte er Masa. Der Angesprochene warf einen Blick auf seine Armbanduhr und nannte Tatsurou kurz darauf die Zeit, zu welcher sie sich treffen wollten. Davon brauchten sie aber noch 15 Minuten, um bei der Pyramide des Weihnachtsmarktes anzukommen. Dadurch würden sie mindestens 20 Minuten zu spät am Treffpunkt auftauchen, denn der Größere der beiden jungen Männer war noch lange nicht fertig, das wusste Masaaki, der den Spitznamen Masa trug.

"Oh, Mist", fluchte Tatsu vor sich hin, während er seine Haare bürstete. Er liebte seine Haare und ließ sie sich gerade lang wachsen, weswegen er viel Zeit für deren Pflege auf wandte. Heute hatte er keine Zeit mehr dafür. Daher wurden sie nur drei Mal gebürstet, bis sie geschmeidig sein Gesicht umrahmten. Danach besah er sich seine Ohrringe und blieb bei den beiden kleinen Steckern. Sie gingen nur auf den Weihnachtsmarkt und nicht in einen Club. Mit diesem Gedanken trat er aus dem Bad in den Flur. Er ging zur Garderobe und durchsuchte seine Jacke. "Ach nein", kam es genervt von ihm. "Wo bist du, mein Geldbeutel?", fragte er seinen Anorak. Doch eine Antwort erhielt er nicht. So rannte er in sein Zimmer und sah sich hektisch um. "Wo bist du?" Auf dem Nachttisch lag er nicht. Genauso wenig auf seinem Schreibtisch.

Masaaki beobachtete das Schauspiel, während er sich seinen Schal schon um den Hals warf. Plötzlich fiel ihm etwas ein, was er vergessen hatte. Er stürmte in sein kleines Reich und holte es. Es handelte sich dabei um seine kleine mobile Musikbox. Er steckte sie ein und verkabelte sich auch sofort. Nur in seine Ohren wanderte nichts, denn er wollte seinen Mitbewohner fluchen hören, da er dies irgendwie faszinierend fand. Und doch störte es ihn gewaltig, weswegen er den anderen antrieb, sich zu beeilen, weil er nicht zu spät am Treffpunkt ankommen wollte.

"Küche", flog daher Tatsu um die Ohren. Immer noch fluchend ging dieser in die Küche. Dort lächelte ihn sein Geldbeutel an. "Du kleines Miststück", sprach er zu diesem und griff ihn sich. Er wanderte in seine Arschtasche und die Kette wurde vorne an einer Gürtelschlaufe, die leer war, fest gemacht. Dann trat er in den Flur, wickelte seinen Schal um und warf sich die Jacke über. "Wir können", sprach er mit einem Grinsen, welches er seinem Mitbewohner schenkte. Seit ungefähr vier Jahren wohnten sie zusammen und verstanden sich von Jahr zu Jahr besser.

Masa zog sich seine Jacke ebenfalls an. Er zog den Reißverschluss bis zum Anschlag nach oben und wickelte sich den Schal noch einmal neu um den Hals. Er wusste, dass er draußen wieder frieren würde. Er sah sich nach seiner roten Bommelmütze um. Er erblickte sie und setzte sie sich auf. Als letztes folgten die Schuhe. Doch zuvor hatte er sich seinen Schlüssel gegriffen und nickte seinem Mitbewohner zu. "Hast du wirklich alles?", wurde gefragt, wobei Masa selbst noch einmal überprüfte, ob er sein Handy, seine Geldbörse und seinen mp3-Player eingepackt hatte. Da sich alles an seinem rechten Platz befand, trat er nun aus der Wohnung im ersten Obergeschoss, wie die Deutschen es nannten. Im Hausflur wartete er brav auf Tatsurou.

Die Frage ließ den Größeren - Tatsurou überragte Masa um fast einen Kopf - den Inhalt seiner Tasche überprüfen. Er klopfte auf die Arschtasche. "Geldbeutel ist da", kommentierte er. Dann holte er seine Handschuhe heraus. "Die auch." Er steckte sie zurück in die Taschen. Dann glitt sein Blick auf ihr Schlüsselbrett und er nahm sich seinen. "Schlüssel hab ich auch", informierte er Masa auch darüber. Er steckte den Schlüssel ein. Dann trat er aus der Wohnung und zog die Tür hinter sich zu. Er war zu verplant, weswegen er seinen Schlüssel nun wieder heraus holte und abschloss.

"Auf geht's!" Passend zu den Worten setzte sich Tatsu in Bewegung und stieg die Treppen hinab.

Mit seinem Kopf schüttelnd folgte der wesentlich Kleinere seinem Mitbewohner. Vor ihrer Haustür angekommen vergrub Masa seine Hände, nachdem er sich seine Handschuhe ebenfalls angezogen hatte, in seinen Jackentaschen. Zuvor war der Schal über den Mund, so dass man sein Bärtchen nicht mehr sehen konnte, gezogen worden. Es war ihm eindeutig zu kalt. Aber die Aussicht auf Glühwein und die Leckereien auf dem Weihnachtsmarkt ließ ihn sogar strahlen. Er war ein kleines Schlemmermaul und liebte alle möglichen Varianten von Süßem, die es in Deutschland gab. Allem voran liebte er Lebkuchen und gebrannte Nüsse. "Lecker", entrann seiner Kehle, da er sich gerade vorstellte, wie der leckere Duft Appetit machte. Nachdem er völlig eingemummelt war, setzte er brav einen Fuß vor den anderen. Er beschleunigte sogar seinen Schritt, denn es war noch schaffbar, dass sie nur fünf Minuten zu spät wären. Dazu trieb er den Größeren an, ebenfalls schneller zu laufen.

"Das wird der Glühwein sicher", reagierte Tatsu, der seine Hände tiefer in seine Taschen grub.

"Du willst Glühwein trinken?", fragte der Bärtige verwundert.

"Die Kinderversion", entgegnete Tatsu mit einem breiten Grinsen, wofür er sich extra zu Masa drehte. Danach zog er seinen Schal höher und verdeckte seinen Mund.

"Würdest du ein Auge auf mich haben?", stellte Masa eine Frage. Leider sprach er so leise, dass es für Tatsu nur ein Gemurmel war, was keinen Sinn ergab.

"Was?", fragte der Größere daher. Er warf einen kurzen Blick zu seinem Mitbewohner, musste aber gleich wieder nach vorne schauen wegen den ganzen Menschen, die das gleiche Ziel hatten.

"Passt du auf mich auf?", wurde die Frage etwas anders formuliert. Masa sprach sogar etwas lauter, so dass Tatsu ihn besser verstehen konnte.

"Klar. Hab doch immer ein Auge auf euch", antwortete Tatsurou. Seine Stimme transportierte das Lächeln, welches auf seinen Lippen lag. Er achtete immer auf die anderen. Denn bis auf ihn schaute jeder gerne mal zu tief ins Glas.

"Bisher hab ich aber immer allein nach Hause gefunden", reagierte der Kleinere auf die Worte seines Mitbewohners, wobei er sich über die Aussage sehr freute. Dies versteckte er aber gekonnt, denn er wollte nicht, dass Tatsurou es erfuhr.

"Ich weiß." Nach dieser leisen Zustimmung wurde die Aufmerksamkeit des Größeren von etwas anderen gefangen genommen. "Die Pyramide", sprach er ehrfürchtig. Er fand sie jedes Jahr aufs Neue faszinierend. Dadurch blieb Masaaki abrupt stehen und sah zu dem Holzbauwerk, was auch ihn jedes Mal wieder faszinierte. Er betrachtete sie sich und entdeckte kurz darauf ihre Kumpels.

"Da", machte er auf sich aufmerksam und deutete in die Richtung, in der die anderen standen. Ab jetzt konnten sie sich nicht mehr in ihrer Muttersprache unterhalten, sondern sie mussten deutsch sprechen. Masaaki hatte die Sprache vor zehn Jahren gelernt und beherrschte sie mittlerweile sehr gut.

Sofort sah der Größere auch in die angegebene Richtung. Seine gute Laune stieg dadurch weiter an. Er beschleunigte seine Schritte und kam so als Erster bei ihren gemeinsamen Freunden an. Dem, mit dem er sich persönlich am besten verstand, legte er den Arm auf die Schulter und sah die anderen an. "Und was ist alles geplant?"

Masa schloss zu den anderen auf und grüßte sie alle mit einem Lächeln und den üblichen Worten. Er hatte die Frage seines Mitbewohners verstanden. Daher war er es, der antwortete. "Glühwein trinken, die vielen Süßspeisen vertilgen und den Schnee genießen", zählte der Kleinste der Runde auf. Ein anderer ergänzte die Aufzählung noch, indem er meinte, dass sie sich ein wenig die Stadt anschauen wollten. Dies war mittlerweile Tradition, da sie es jetzt schon seit vier Jahren so taten.

"Lasst uns mit den Süßigkeiten beginnen", entschied Tatsu, der sich auch sofort in Bewegung setzte. Ein paar in Schokolade getauchte Weintrauben oder Erdbeeren wären nicht schlecht. Darauf hatte er gerade richtig Appetit. Daher blieb er gleich am ersten Stand stehen. Hier wurden immer Süßigkeiten verkauft. Er musterte die Weintrauben in weißer, Vollmilch- und in dunkler Schokolade, bevor sein Blick zu den Erdbeeren mit den gleichen Schokoladensorten wanderte. Unschlüssig glitt sein Blick immer wieder zwischen den sechs Varianten hin und her.

"Weintrauben mit weißer Schokolade", ertönte neben ihm die Stimme seines Mitbewohners, dessen Wunsch auch sogleich von dem Verkäufer entgegengenommen wurde. Kurz darauf bekam Masa seine Bestellung und strahlte mit der Sonne um die Wette. Er bezahlte schnell und packte dann seine Hände komplett aus. Sein Schal zog er etwas nach unten, denn sonst konnte er die Weintrauben nicht verspeisen. Er biss eine ab und schloss sogar seine Augen, als er sie genoss. "Lecker", murmelte er leise.

Tatsu blickte zu dem Kleineren. Er leckte sich über die Lippen. "Darf ich probieren?"

Die Antwort bestand aus einer Tat. Masa hielt seinem Mitbewohner den Spieß hin, so dass dieser sich eine Weintraube klauen konnte.

Tatsu schenkte ihm noch kurz einen Blick, dann klaubte er mit seinen Zähnen und Mund eine mit Schokolade ummantelte Traube von dem Spieß. Genüsslich zerbiss er sie, kaute und strahlte. So drehte er sich zu dem Verkäufer und kaufte sich selbst ein paar Weintrauben, aber mit dunkler Schokolade. Mit dem Spieß in der Hand drehte er sich zu den anderen. "Weiter!"

Den Anblick, den Tatsu ihm damit bot, war unglaublich. Es warf Masa regelrecht um, was er sich nicht so wirklich erklären konnte. Doch ließ er sich nichts anmerken, denn er fragte nach, ob er von der dunklen Schokolade kosten durfte. Nun war es an Tatsurou dem Kleineren seinen Spieß hinzuhalten, was er auch sofort tat. Sein Blick lag dabei auf seinem Mitbewohner. Dieser machte es seinem Kumpel - so konnte er Tatsu mittlerweile bezeichnen - nach. Er umschloss mit seinen Zähnen und seinen Lippen eine der Weintrauben und zog sie von dem Spieß. Dabei schloss er sogar seine Augen, bevor er sie genüsslich kaute und herunter schluckte.

"Lecker", rutschte ihm über die Lippen, bevor er sich die Weintrauben in weißer Schokolade weiter schmecken ließ. Fasziniert hatte der Größere ihn dabei beobachtet. In seinen Augen wechselten die Gefühle zwischen überrascht, erregt, erfreut und verwirrt. Am Ende blieb jedoch nur die Freude. Und so machten sich die Freunde auf über den Weihnachtsmarkt auf dem Domplatz zu laufen. An jeder Glühweinbude hielten sie an. Alle, bis auf Tatsu, genehmigten sich dann immer einen. Dadurch war die Gruppe mächtig angeheitert, als sie den Domplatz verließen und sich in den Stadtkern auf machten.

"Mein Lebkuchenherz", polterte es plötzlich aus Masaaki, der diese Süßspeise noch nicht sein eigen nennen konnte. Bisher hatte er sich jedes Jahr eines auf dem Weihnachtsmarkt gekauft. Da er aber schon angeheitert war, klang seine Stimme traurig und leicht fordernd zugleich. In seinem tiefsten Inneren wünschte er sich, dass Tatsu ihm dieses Jahr ein solches Herz schenken würde. Als dieser Gedanke nach oben in sein Bewusstsein kam, erschrak er und schüttelte sich. Was war mit ihm los? So hatte er doch bisher nie gedacht. Warum dann gerade jetzt? Nur in seinem derzeitigen Zustand würde er keine Antwort darauf finden. Also beließ er es dabei und lief brav neben den anderen her in den Stadtkern. Tatsurou hatte den Wunsch, der mit trauriger Stimme hervor gebracht worden war, vernommen und sich eine gedankliche Notiz gemacht. Doch nun stand der Anger auf ihrem Plan. Die Geschäfte auf dem Weg dorthin hatten schon geschlossen und die Restaurants interessierten sie nicht. Dafür lachten sie und kamen bei dem kleinen und eher für Kinder ausgelegten Weihnachtsmarkt an. Aber auch hier gab es einen Glühweinstand.

"Da", rief einer ihrer Freunde und hielt auch so gleich auf den Stand zu. Tatsu sah sich nach Masa um. Heute hatte er das Bedürfnis auf seinen älteren Kumpel aufzupassen. Dieser war sofort bei der Nennung von Glühwein an seinem Mitbewohner vorbeigelaufen. Seine Füße trugen ihn, so schnell sie konnten, zu dem Stand und er gab ihre Bestellung auf. Für Tatsu war natürlich wieder ein Kinderpunsch dabei. Diesen bekam er zuerst in die Hand gedrückt. Daraufhin drehte sich der Kleinste ihrer Runde zu seinem Mitbewohner und strahlte diesen aus unerfindlichen Gründen an, als er ihm den Kinderpunsch entgegen hielt. Tatsu war langsamer gefolgt. Dankbar nahm er das warme Getränk entgegen. Er legte beide Hände darum und pustete, bevor er den ersten Schluck trank. Genießerisch schloss er seine Augen. Dieser schmeckte besser als die anderen.

"Hier", wandte sich unterdessen einer an Masa und hielt ihm einen richtigen Glühwein hin.

Mit einem Mal wurde Masaaki warm ums Herz. Tatsu sah zum Anbeißen süß aus. Jedenfalls empfand das der Webdesigner. Dadurch bekam er auch nicht mit, dass ihm der Glühwein gereicht wurde. Sein Braun war noch immer auf seinen Mitbewohner gelenkt, von dessen Anblick er sich nicht lösen konnte.

"Nicht träumen", machte Daniel auf sich aufmerksam. "Sonst trink ich den auch noch."

Die Worte ließen Tatsu seine Augen öffnen und zu seinen Freunden blicken. "Glühwein mag ich nicht", sprach er zu Daniel, der lachend seinen Kopf schüttelte.

Masaaki zuckte regelrecht zusammen, als er Tatsus Stimme vernahm. Er wurde ja abrupt aus seinen Gedanken gerissen. Dankend nahm er seinen Glühwein entgegen und legte seine beiden Hände um die Tasse, so dass diese gewärmt wurden. Langsam führte er das dampfende Getränk an seinen Mund, wo er erst pustete, bevor er einen kleinen Schluck davon trank. Dabei verbrannte er sich seine Zunge, da er mit seinen Gedanken schon wieder woanders war. "Au", kam es von ihm und aus einem inneren Impuls heraus nutzte er seine Muttersprache, um zu sagen, dass er sich gerade die Zunge verbrannt hatte, weswegen die Anwesenden, die kein Japanisch konnten, verwirrt und fragend zu dem Älteren der beiden Japaner blickten.

Besorgt wurde er von Tatsu angesehen. "Alles okay?", fragte dieser ebenfalls auf Japanisch.

"Hey, redet deutsch", protestierte einer ihrer Freunde.

"Heiß, heiß", erwiderte Masa, der noch immer Japanisch sprach. Doch als ihr Kumpel sie aufforderte, Deutsch zu reden, schwenkte Masaaki wieder um. "Die ganze Zeit hab ich mich nicht verbrannt. Warum jetzt?", fragte er mehr sich selbst.

"Du warst unaufmerksam", lieferte ihm Tatsu sofort eine Antwort, welche Daniel unterstrich. "Magst nen bissel Eis, um deine Zunge zu kühlen?", bot der Jüngere noch an.

"Unaufmerksam, ich?" Masa konnte es nicht glauben, dass ihm so etwas passieren konnte. Er blickte aus seinem Braun zu seinem Mitbewohner, zu dem er aufsehen musste. "Kein Eis. Glühwein", verließ seine Kehle.

"Den hast du noch", entgegnete der Größere grinsend und nahm einen Schluck von seinem Kinderpunsch, dabei ließ er seinen Blick schweifen. "Eine Losbude." Seine Stimme war von Begeisterung getränkt und seine Augen leuchteten.

"Du magst jetzt Lose ziehen?", wurde er von Masa gefragt, der nun ganz langsam und sehr aufmerksam seinen Glühwein trank.

Der jüngere Japaner nickte. "Da gibt es einen Eisbären als Preis." Sein Kinderpunsch war fast vergessen.

"Was willst du mit einem Eisbären?" Fragend blickten den Größeren zwei braune Seelenspiegel an.

Nun wurde Tatsu verlegen. "Für mein Bett." Manchmal fühlte er sich allein und dann nahm er ein Kuscheltier, welches er fest drückte.

"Soll ich dir einen kaufen?", wollte Masaaki neugierig wissen. Der Alkohol hatte seine Gehirnwindungen schon sehr im Griff, denn sonst würde er solch eine Frage nicht stellen. Im Moment regierte sein Unterbewusstsein, was er selbst gar nicht bemerkte. Er trank seinen Glühwein aus und legte sofort fest, dass er noch einen trinken wollte. Heftig nickte Tatsu. Es klang zu verlockend, um es abzulehnen.

"Gut", bestätigte Masa mit einem sanften Lächeln, was einen Hauch von Verliebtheit in sich trug. Er sah sich um und entdeckte den Glühweinstand von eben. Sofort lief er dorthin und orderte sich einen weiteren Glühwein. Mit diesem kam er dann zurück zu seinen Kumpels und strahlte diese glücklich und zufrieden an.

Die meisten bekamen nicht mehr alles mit, weswegen diese Aktion an ihnen vorbei ging. Tatsu nutzte den Zustand ihrer Freunde aus und fasste nach Masas Hand. So zog er den Kleineren mit zu der Losbude. Seine Augen strahlten, als er die Eisbären sah. "Den da", sprach er und zeigte auf einen Eisbären, der ungefähr 40 Zentimeter groß war.

Eine Welle des Glücks und der Wärme durchflutete den kleineren Körper, als er die warme Hand an seiner kalten spürte. Masa ließ sich ziehen und folgte dem Fingerzeig seines Mitbewohners. "Aber genau den wird es so im Geschäft nicht geben", meinte Masa und sah dabei zu Tatsu.

"Mag aber so einen Großen", entgegnete Tatsu schmollend. Manchmal war er wie ein kleines Kind. "Die anderen sind zu klein für meine Arme", schickte er noch hinterher.

Süß, schoss es durch Masas Kopf, als er den Jüngeren so schmollen sah. Er erklärte ihm in aller Ruhe und schon sehr lallend, dass er ihm auch solch einen großen Eisbären kaufen würde. Das versprach er dem anderen. Er würde ihm sogar noch einen viel größeren kaufen, wenn er einen ausfindig machen konnte. Das wusste er.

"Danke." Da Tatsurou schon viel zu lange in Deutschland lebte, umarmte er Masa einfach. "Dafür koch ich mal für dich."

Den Glühwein von eben hatte er schon längst ausgetrunken gehabt, daher konnte er sich richtig in die Umarmung fallen lassen, was er auch unbewusst machte. Er drückte sich sogar an den Körper des Größeren und genoss die Umarmung in vollen und ganzen Zügen. Nach einer Weile fragte er seinen Mitbewohner, ob er noch einen Glühwein bekommen konnte. Er wollte gern noch einen trinken. Masa war es egal, dass er schon den letzten hätte nicht mehr trinken dürfen, denn geradeaus laufen geschweige denn noch gerade stehen konnte Masaaki schon seit einiger Zeit nicht mehr. Es waren eindeutig zu viele Tassen Glühwein, die der ältere Japaner intus hatte.

"Blaubeergeschmack?", fragte Tatsu nur nach, während er die Umarmung löste und den Älteren sanft an lächelte.

"Apfel", kam es von Masa, der am liebsten Heidelbeer- und Apfelglühwein trank. Diese beiden waren schön fruchtig und er konnte sie wie Saft trinken. Genau das war sein Verhängnis. Er war ja nicht mehr nur angeheitert. Nein, er war schon regelrecht betrunken, wovon er selbst natürlich nichts mitbekam.

"Kommt sofort", reagierte Tatsu, der zu dem Stand zurück ging. Er orderte einen Apfelglühwein und eine Bratwurst im Brötchen. Mit den beiden Sachen ging er zurück zu dem Kleineren. "Hier." Er hielt Masa den Glühwein hin. "Die Tasse ist hübsch", fiel ihm dabei auf.

"Dann nehmen wir sie mit", lallte Masa in Japanisch und nahm die Tasse in seine Hände, die er auch sofort wieder wärmte. Behutsam trank der Ältere nun den Glühwein, damit er sich nicht wieder verbrannte. Dabei war sein Braun auf den größeren Japaner gerichtet, der in seine Bratwurst biss und zufrieden kaute. Nachdem er runter geschluckt hatte, nickte er. "Wollen wir weiter? Wir waren noch nicht am Wenigemarkt."

"Oh ja", strahlte Masa, der sich schon in Bewegung setzte. Dass er dabei stark taumelte bemerkte er selbst. "Huch", kam dadurch von ihm.

Tatsurou trat neben ihn und hielt ihm seine Hand hin. In der anderen hatte er noch sein Brötchen, von dem er fröhlich abbiss.

Erneut durchzog ihn diese wunderbare Wärme, so dass er kurz seine Augen schloss. Dabei wurde ihm leicht schwindelig, so dass er sie gleich wieder aufriss. Mit leiser Stimme bedankte er sich für die Fürsorge, während sie sich in Bewegung setzten.

Tatsu verneinte bescheiden, da er es für nichts Besonderes hielt. Dafür setzte er sich in Bewegung und achtete auf den Älteren. Seine Bratwurst war fast alle.

Masa setzte einen Fuß vor den anderen, nachdem er seinen Glühwein ausgetrunken hatte. Die Tasse reichte er seinem Mitbewohner. Dieser sollte sie einpacken, was der Größere auch tat. Die kleine blaue Tasse verschwand in seiner Jackentasche. Mit seiner freien Hand zog er seinen Schal wieder höher, um seinen Mund vor der Kälte zu schützen.

Dem Kleineren war mittlerweile warm, so dass ihm sein Schal egal war. Sie setzten sich gemeinsam in Bewegung, wobei Tatsu noch immer die Hand des Kleineren festhielt. Ein Fuß vor den anderen setzend strahlte Masa mit der Sonne um die Wette, auch wenn das niemand der Anwesenden sehen konnte. Plötzlich geriet er ins Straucheln und stolperte, als er mit seinem Fuß an einem Stein hängen blieb und dadurch mit dem anderen falsch auftrat. "AU", ertönte die Stimme Masas, die sehr schrill und schmerzvoll klang.

Augenblicklich konnte man Sorge in den Augen des schlaksigen Japaners erkennen. Er beugte sich zu Masa und fragte sorgenvoll, was passiert war.

"Mein Fuß", kam es von dem Kleineren, der versuchte aufzutreten, aber vor Schmerz erneut schrie.

Ohne lange zu überlegen machte Tatsu einen Schritt vor den Kleineren und ging in die Hocke. "Komm", forderte er den Älteren auf. Er würde ihn Huckepack tragen.

Dem Angebot kam Masa sofort nach. Er kletterte auf den Rücken des Größeren und schmiegte sich sogar an. Fest drückte er sich an Tatsu und schloss die Augen. Er fühlte sich wohl und die Geborgenheit, die er in diesem Moment spürte, war ungewohnt, aber sie gefiel ihm.

Tatsurou legte seine Hände unter Masaakis Hintern und erhob sich dann wieder. "Wir sollten lieber heim, als noch zum Wenigemarkt", meinte er besorgt.

"Ich bekomme keinen Glühwein mehr?", fragte Masa traurig, der am liebsten weiter trinken wollte. Er wusste nicht, dass für ihn Schluss sein sollte.

"Du kannst nicht mehr stehen", entgegnete Tatsu ernst.

"Aber...", schmollte Masaaki nun und kuschelte sich unbewusst noch mehr bei Tatsu an.

"Der Weihnachtsmarkt ist noch ne Weile, da kannst du noch ne Menge Glühwein trinken." Tatsu lief mit ihm dennoch in Richtung Wenigemarkt. Da sie darüber heim kamen.

Nickend gab der Kleinere nun doch nach und fragte mit ganz leiser Stimme den Jüngeren, ob er ihn dann auch in sein Bett legen würde.

"Auf den Boden lass ich dich nicht plumpsen", reagierte Tatsurou grinsend. Am Wenigemarkt machte er Stopp bei einem Süßigkeitenverkäufer. Dann trat er den Heimweg an.



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