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Nicht alle sind gleich

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Als damals meine Familie starb, hatte ich mich ich nur geweint. Bis heute wusste ich nicht, weshalb oder warum. Ich war so schwach und machtlos gewesen. Auch danach bin ich durch die Hölle gegangen. Mein Verlangen seit diesem Tag war Rache, dank diesem Ereignis wusste ich nicht mehr, was Liebe bedeutet. Liebe … das war nur ein Begriff für mich, nichts, was ich mit Gefühlen verband. Nachdem man mich fand, verdreckt, einsam und fast verhungert, machte man mich zum Experiment. Diese Umstände zwangen mich, in einem Alter von 6 Jahren erwachsen zu werden. Wenn ich mein Ziel, die Rache an diesem Vampir, erreichen wollte, musste ich es einfach über mich ergehen lassen.

Es war ein freudloser Job, aber ich konnte mir so etwas wie Gefühle oder auch Freunde nicht leisten. Ein Fehler, und diese nahestehende Person würde sterben. Das durfte ich nicht zulassen. Die Experimente an mir machten mich zu einem Vampire Hunter. Für mich waren alle Vampire gleich: Blutsaugende, seelenlose Mörder hinter einer äußerst attraktiven Fassade.

Genauso war auch der, den ich jetzt hinrichten sollte. Er verführte abends in öffentlichen Einrichtung, meistens in einer Bar junge Mädchen, die gerade das 18. Lebensjahr erreicht hatten, um sie letzten Endes wie ein Trinkpäckchen zu leeren. Vampire waren allesamt einfach verabscheuungswürdig.

Heute war tatsächlich einer gekommen. Das Einzige, was mich verwirrte, war, dass dieser Vampir zum einen niemanden anbaggerte und zum anderen diese ehrlichen, goldenen Augen. Was war mit mir los? Vampire sind alle schlecht. Keiner von denen hatte und wird jemals ehrliche Augen haben. Niemals. Nicht heute und nicht in unendlich Jahren. Der Vampir hatte schulterlanges Haar und das Aussehen eines Filmstars.

Als er die Bar verließ, verfolgte ich ihn, dank den Experimenten war ich perfekt für diesen Job geeignet: Meine Geschwindigkeit und Kraft glich denen eines Vampirs. Nur meine Ausdauer war nicht so perfekt, deshalb musste ich Vampire besiegen, bevor ich aus der Puste kam. Ich war so auf diesen blonden Vampir fixiert, dass ich den Anderen erst bemerkte, als er angriff. Seine Faust traf direkt mein Gesicht, mitsamt ihm flog ich in die nächste Steinwand.

Mir tat alles weh, egal wie ich mich bewegte, jedes Mal schoss mir brennender Schmerz durch die Glieder. Als nächstes sah ich den Vampir, der sich über mich beugte. Es war der selbe, der meine Eltern auf dem Gewissen hatte. Langsam zog er mich am Kragen näher zu sich heran und sah mir dabei in meine Augen. Seine Augen waren absolut schwarz und kalt, in ihnen spiegelte sich sein Hunger auf Blut. Für ein paar Sekunden sah er mir noch in die Augen, dann näherte er sich langsam meinem Hals, und ich realisierte, was er vor hatte. Er wollte mich verwandeln. Mein ganzes Leben lang hatte ich seinesgleichen gejagt, alles was ich über Vampire wusste, war, dass sie Monster waren, Blut tranken und wie man sie tötete. Genau genommen hatte ich keine Ahnung, wie sich so eine Verwandlung anfühlen würde, ob sie schmerzen würde oder nicht. Ich wusste nicht, ob ich noch Eigenschaften von mir hatte, von meinem alten Ich, wenn ich erst einmal ein Monster war. Wahrscheinlich würde ich meine gesamte Menschlichkeit verlieren, und das war es, was mir am meisten Angst machte.

Mit aller Kraft, die ich noch übrig hatte, stemmte ich mich gegen ihn, doch er hielt mich so umklammert, dass es ihn nicht störte. Es war, als würde er meine Gegenwehr kaum spüren. Dann spürte ich, wie er zubiss und ich langsam an Blut verlor. Tränen liefen mir über die Wangen. Nach alldem, was ich getan hatte, damit ich ihn töten konnte … nun tötete er letzten Ende doch mich. In meinem Kopf begann es zu schwirren, ich konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Nun war es zu Ende …

Dann hörte ich ein Krachen, als würde Stein auf Stein prallen, und das Gewicht auf mir verschwand. Kraftlos sank ich in mir zusammen, während Kampfgeräusche zu mir herüber drangen. Ich versuchte meinen Retter zu sehen, doch mir verschwamm immer wieder die Sicht. Erst jetzt setzte Schmerz ein. Es war, als würde jemand mich lebendig verbrennen. Es fraß sich durch meine Adern und schien alles zu vernichten, was ihm in die Quere kam.

Kalte Finger packten mich, ich wurde in jemandes Arme gezogen, es war kaum spürbar auf meiner versengten Haut. Er sprach mit jemand, ich konnte alles verstehen: „Wir müssen die Volturi darüber informieren, was soeben geschehen ist. Diese wilden Vampire müssen gestoppt werden …“ … „Ich weiß, dass sie dann mit ihr sprechen müssten … leider kann ich sie nicht mehr retten. Sie hat zu viel Blut verloren, die Verwandlung ist schon zu weit fortgeschritten.“ Das tat mir noch mehr weh als das Gefühl, lebendig zu verbrennen. Ich wusste nicht, wie ich die Schreie bisher zurück gehalten hatte, aber ich konnte nicht mehr. Es war mir egal, wer hier war oder wer mich hören würde. Den ganzen Schmerz ließ ich jetzt raus und schrie, was meine Lunge hergab, bis ich ganz heiser war und meine Stimme versagte. Dann wurde alles schwarz und ich war mit diesen Schmerzen, allein und gefangen in der Dunkelheit.

Im ersten Moment spürte ich nur die Abwesenheit von Schmerz. Dann öffnete ich die Augen und setzte mich ruckartig auf. Als erstes realisierte ich, was aus mir geworden war und abgrundtiefer Hass wallte in mir auf. Ich hasste mich dafür, dass ich so dumm gewesen war, meine Umgebung nicht abzuchecken. Dann nahm ich die anderen Vampire wahr, die in der Tür des Zimmers standen. Den Blonden erkannte ich sofort wieder, es war der, den ich verfolgt hatte. „Alles in Ordnung?“, fragte er leise. Dann wieder drückende Stille. „Warum?“, brach es aus mir heraus, „warum konntet ihr mich nicht einfach sterben lassen? Ich will nicht so ein grauenhaftes, tötendes Monster sein! Ich wollte nie mehr sein als nur ein Mensch!“ Bevor jemand auch nur irgendwie reagieren konnte, stürzte ich auf die verglaste Seite des Raumes zu und sprang hinaus.

In einem Regen aus Glasscherben landete ich geräuschlos im weichen Gras. Ohne mich noch einmal umzusehen, rannte ich davon. Warum hatten sie mich nicht während meiner Verwandlung getötet? Warum musste das alles mir geschehen? All das wollte ich doch nicht einmal. Eigentlich wünschte ich mir nur eine Familie. Menschen um mich herum, Leute, die mich verstanden und nicht starben, weil so ein verfluchter Vampir ein unergründliches Interesse an mir entwickelt hatte. „Warum?!?“, schrie ich während dem Laufen in den Himmel.

Eine lange Zeit versteckte ich mich und kam mit niemandem in Kontakt. Eines Nachts, ich hatte fast meine gesamte Menschlichkeit verloren, als ich in Alaska auf sie traf. „Sie ist völlig ausgehungert“, meinte eine mittelgroße Vampirin mit langem, glattem,fast weißblonden Haaren. „Was suchst du hier?“, fragte eine der Anderen fordernd, wodurch sie erst mal ein Knurren von mir erntete.

„Ich verstecke mich“, knurrte ich leise und ging in Verteidigungshaltung. Seit wann war ich so aggressiv? „Und vor wem?“, fragte die Weißblonde. „Vor …“, begann ich, brach jedoch dann ab, als ich ein Bär hinter mir wahrnahm. Ich konnte nicht mehr an mich halten und fiel über ihn her. Nachdem ich getrunken hatte, merkte ich, wie mich wieder Kraft durchströmte. Ich konnte es nicht fassen. Man konnte also auch ein Vampir sein, ohne … ein seelenloses Monster zu sein? „Es … es geht auch ohne … Menschen zu verletzen?“, brachte ich mit leiser, erstickter Stimme hervor, „Wirklich …?“ Es war ein Mann, der auf mich zukam und mir den Arm meine Schulter legte: „Ja. Man kann auch auf das Blut der Menschen verzichten.“

Wenn ich noch ein Mensch wäre, würde ich jetzt wirklich weinen. Auch wenn der Mann mir völlig fremd war, genoss ich die Nähe. Vorsichtig, als wäre ich ein rohes Ei, umarmte er mich. Es war ihm völlig gleich, wie schmutzig ich war. Langsam hob ich die Arme und erwiederte seine Umarmung. Es tat mir so gut. In den letzten Jahren hatte ich vergessen, wie es war, umarmt zu werden. Ich hatte die Nähe verloren, genau das hatte mir so sehr gefehlt.

Sie führten mich zu ihrem Zuhause, da sie mir die Möglichkeit geben wollten, mich zu duschen. Als ich ihr Haus betrat, kam gleich die nächste Überraschung. Die Vampire, bei denen ich zu mir gekommen war, waren im Wohnzimmer versammelt. Zu Beginn wurde kein Wort gesprochen, wir starrten uns nur an. Als erstes ergriff eine kleine, eher zierliche Vampirin mit langen, karamellbraunen Haaren das Wort: „ Wir … wir haben dich gesucht ...“ „Es tut … mir leid“, flüsterte ich leise. Dann fiel ich ihr um den Hals und entschuldigte mich nochmals bei den anderen. Schließlich wurde mir Zeit zu Duschen gegeben.

Während das warme Wasser über mich lief, ließ ich mir die Ereignisse dieses Tages noch einmal durch den Kopf gehen. Vielleicht hatte ich endlich die Chance, wieder eine Familie zu haben. Wenn sie sich keine Sorgen gemacht hätten oder das Interesse an mir fehlte … dann hätten sie eigentlich nicht nach mir gesucht. Es waren nicht alle Vampire gleich … vielleicht war es auch an der Zeit, zu akzeptieren, was aus mir geworden war. Und es war an der Zeit, endlich wieder mein Herz zu öffnen …



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