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Kleine Augenblicke

Eine Geschichte über Aufzüge
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Es tut mir schrecklich leid, dass das neue Kapitel so lange gebraucht hat. Ich hab es ungefähr fünf Mal neu angefangen und jeder Verlauf, den ich mir vorgestellt hatte, gefiel mir dann niedergeschrieben einfach nicht. Hinzu kam noch eine recht lange Inaktivität meinerseits auf dieser Seite (bzw. dem Internet allgemein). Besonders entschuldigen möchte ich mich beiQuiana, da diese kleine Fanfiction ja für sie ist. Es tut mir schrecklich leid, ich werde mich bessern!

Viel Spaß beim lesen. :) Komplett anzeigen

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Eine Geschichte über Ino

06. September
 

Was definiert eine beste Freundin?

Sind es die langen Gespräche, die so tiefsinnig wie der Pazifik oder so oberflächlich wie der Asphalt sein können? Das gemeinsame Lachen und Weinen? Die peinlichen, lustigen und tragischen Momente?

Wahrscheinlich von allem ein bisschen; das eine mehr – wie die Peinlichkeiten – das andere weniger – besonders tiefsinnig war Ino nämlich noch nie.

Dafür aber umso direkter und zickiger.

Ich liebe sie, wirklich!

Aber es gibt Tage, an denen ich das dringende Bedürfnis verspüre, sie zu erwürgen. Was wahrscheinlich ebenfalls unter die Kategorie beste Freundin fällt.

Ein weiterer Bestandteil ist es wohl auch, sich bei seltsamen Verhaltensmustern nicht zu wundern, sondern sie einfach zu akzeptieren.

So zum Beispiel ihre Leidenschaft, in jedem Aufzug, der auch nur ansatzweise etwas Spiegelähnliches besitzt, ihren Lippenstift heraus zu kramen und sich nachzuschminken.

Ino macht dazu immer diesen Kussmund, den ich persönlich als recht unpraktisch beim Nachziehen empfinde. Wahrscheinlich tut sie es nur, um danach so laut wie möglich, der Luft einen Schmatzer zu geben.

Heute macht sie aber etwas Ungewöhnliches.

Sie schnalzt einmal mit der Zunge, begutachtet sich von allen Seiten (nein, das ist nicht das untypische) und fährt dann erneut mit dem dunklen Rotton über ihre Lippen. Diesen Vorgang wiederholt sie die ganzen acht Stockwerke über und langsam beginne ich mir doch Sorgen zu machen.

Es gibt einfach gewisse Verhaltensweisen von Ino, die darauf hindeuten, dass etwas ganz und gar nicht stimmt.

Beispielsweise zieht sie nur dann lange Hosen an, wenn ihr jemand erklärt, ihre Beine seien hell – dauert eine Woche, geht mit sehr vielen bösen Wörtern einher und kann mitunter zu einer 'Wein trink Orgie' führen. Außerdem ergibt es null Sinn.

Sobald jemand Ino darauf hinweist, ihre Haare wären schon sehr lang (irrelevant, ob es sich dabei um ein Kompliment handelt oder nicht), sitzt sie am nächsten Tag beim Frisör und lässt sich eine so unglaublich komplizierte Hochsteckfrisur machen, dass man danach nicht mehr sagen kann, wo welche Haarsträhne herkommt und wie sie weiterläuft. Und das alles nur, um zu zeigen, was man mit sehr langen Haaren noch alles anstellen kann.

Wenn Ino sich also in einem Aufzug den Lippenstift so oft nachzieht, dass dieser am Ende der Fahrt schon fast leer ist, kann es nur eines bedeuten: jemand hat ihren Körper beleidigt.

Und das ist ein absolutes No Go.

»Ino, was ist los?«, frage ich pflichtbewusst als wir aus dem Aufzug treten und in Richtung Wohnung laufen. Deren Eingangstür befindet sich am Ende des langen, schmalen Gangs auf der rechten Seite.

»Ich hab‘ dir doch von diesem Typen erzählt, der mich gefragt hat, ob ich für ihn Modell stehen will?«

Ich nicke und füge hinzu: »Den Kerl, den du so heiß gefunden hast, richtig?«

»So heiß fand ich ihn nun auch wieder nicht«, antwortet sie stur, schaut mich aber nicht direkt an.

Das ist typisch Ino. Sobald sie feststellt, dass sie mit einer Sache falsch lag, schraubt sie es im Nachhinein soweit zurück wie es geht, ohne sich komplett zu widersprechen.

Ich könnte sie auf ihre ursprüngliche Begeisterung hinweisen, als sie von ihm und seinem Angebot berichtet hat. Aber in Anbetracht ihrer schlechten Laune, schlucke ich den besserwisserischen Impuls hinunter und warte geduldig auf die Erklärung für ihren Sinneswandel.

Ino räuspert sich kurz und umfasst mit festem Griff den Saum ihres Oberteils.

»Dieser dreiste Mistkerl wollte mich gar nicht als Modell. Zumindest nicht so, wie es üblich ist. Stattdessen sollte ich ihm nur meine Daumen zeigen, weil er sie als Referenz für ein abstraktes Bild braucht. Er meinte noch, er wolle ungewöhnlich aussehende Teile von verschiedenen Körpern malen, mein Gesicht sei ihm daher aber zu normal.«

Ich muss mir auf die Unterlippe beißen, um nicht loszulachen, was sich als schweres Unterfangen herausstellt.

Ino schnaubt abfällig, während sie ihren Wohnungstürschlüssel aus ihrer blauen Chanel Tasche kramt.

»Nicht nur, dass er der Meinung ist, meine Daumen wären ungewöhnlich, nein, er deutet sogar eine Beleidigung meines Gesichts an. Es ist ganz sicher nicht zu normal!«

Wütend gibt sie der sich öffnenden Tür einen starken Schubs nach innen, wodurch sie mit einem lauten Knall gegen die Wand donnert. Erschrocken zucke ich zusammen, doch bevor ich ihr das an den Kopf werfen kann, spricht sie einfach weiter: »Vor allem, ist er nicht einmal besonders gut, weißt du? Er benutzt viel zu viel schwarz, zu wenig Schattierungen und malt alles so rund. Abstrakt ist ja schön und gut, aber es sieht einfach grausam aus.«

»Natürlich tut es das«, pflichte ich ihr bei, den sarkastischen Unterton kann ich leider nicht abstellen. Sie bemerkt ihn allerdings nicht.

»Und stell dir mal vor, er macht sich wirklich Hoffnungen darauf, mit diesem Gemälde in die nächste Kunstausstellung der Uni zu kommen. Nur, weil eine ältere Dame einmal Interesse an einem Werk von ihm gezeigt hat. Einmal!«

»Dafür, dass du so wütend auf ihn bist, konnte er dir aber recht viele Informationen geben.« Ino wirft mir einen bösen Blick zu und zieht sich ihre Schuhe aus.

Ich schließe die Tür, tue es ihr gleich und laufe hinter ihr in die kleine Küche.

Ino hat ein wahres Händchen für Innenausstattungen und hat es dadurch sogar geschafft, einen schmalen Raum wie diesen in etwas Gemütliches zu verwandeln. Es passen zwar nur ein kleiner, quadratischer Tisch mit zwei Stühlen neben der Küchenzeile und dem Kühlschrank hinein, aber die ganzen liebevollen Details und die farblichen Kombinationen schaffen es, dass der Raum einem dennoch eine gewisse Größe vorspielen kann.

»Willst du wissen, warum ich das weiß?«, fragt Ino schließlich, nachdem sie sich ihren Wasserkocher geschnappt hat und ihn unter den Hahn des Spülbeckens hält. Sie dreht mit einer solchen Intensität an dem Rädchen für das Wasser, dass ich schon Angst habe, sie schraubt es komplett heraus. Weshalb ich mich erst setzte, als sie davon ablässt.

»Als wir mit dem alten Schrottteil von Lastenaufzug in sein Atelier gefahren sind und ich noch nicht wusste, dass er mich für ein hässliches Entchen mit krummen Daumen hält, habe ich ihn eben ausgefragt. Schrecklichste Fahrt meines Lebens. Das ist ein Teil, in dem ich sicher niemals Sex haben werde.«

Ich schüttle bei Inos Anspielung auf ihre liebste perverse Fantasie nur den Kopf.

»Ich meine das ernst«, erklärt sie und fixiert mich mit ihren großen, blauen Augen. »Es hat so schrecklich gerattert, dass ich die ganze Zeit über Angst hatte, er würde gleich abstürzen.«

Sie stellt den Wasserkocher wieder in seine Vorrichtung und drückt einen Knopf nach unten, wodurch das Lämpchen an der Seite beginnt, rot zu leuchten.

Ino setzt sich auf den Stuhl mir gegenüber. Ihre langen, blonden Haare fallen links über ihre Schulter und sie wirft die Strähnen mit einer Grazilität nach hinten, die ihres gleichen sucht.

An dieser Stelle muss ich ehrlich einwerfen, dass ich nicht genau weiß, was dieser komische Typ mit gewöhnlichem Gesicht meint.

Direkt würde ich es Ino nie sagen, aber mit ihren langen Wimpern, der schmalen, geraden Nase und ihren – zugegeben momentan zu stark geschminkten – vollen, schön geschwungenen Lippen ist sie einer der hübschesten Menschen, die mir je über den Weg gelaufen sind.

»Auf jeden Fall war die Aufzugfahrt ja nur der Anfang. Es ging nicht nur darum, was er über mich gesagt hat. Ich glaube ernsthaft, dass der Kerl einen Dachschaden hat.«

»Aha?«, antworte ich, um ihr mein Interesse vorzugaukeln. Allerdings ist das in diesem Stadium von Inos Wut gar nicht mehr nötig. Denn nun kommt der längste und für mich anstrengendste Teil dieses Treffens: ihr Monolog.
 

Es gibt viele Komponenten, die Teil der besten Freundin Definition sind.

Vor allem aber, dass du ihr in Krisenzeiten auf jeden Fall, und ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, beistehst. Auch, wenn du dir dafür einen dreistündigen Monolog über selbstverliebte Kunststudenten anhören musst.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Falls sich wieder Zeitfehler eingeschlichen haben sollten, bitte mitteilen. Das überliest man so schnell. Danke. :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Inara
2016-10-14T16:05:59+00:00 14.10.2016 18:05
Ach, Ino!
Mir wär meine Zeit zu schade, mich so über solche Banalitäten länger aufzuregen. Der Kunststudent war Sai, oder? Klingt irgendwie nach ihm.
Saku macht echt was mit.
Von:  y257x
2016-10-07T05:07:50+00:00 07.10.2016 07:07
Wieso hab ich erst heut morgen geseheb, dass es mittlerweile schon Kapi 3 und 4 gibt.....#SchlechterLeser
;---;
War auf jedenfall ein super Kapi. War gut beschrieben und man konnte sich (also ich zumindest) die Situation bildlich perfekt vorstellen :D
Antwort von:  Goetterspeise
07.10.2016 07:54
Das kann ich dir auch nicht sagen XD
Und alles gut, kein Stress. :) Und es freut mich, dass dir das Kapitel gefallen hat und du dir alles gut vorstellen konntest. :D
Antwort von:  y257x
07.10.2016 12:13
Du hast dann aber nich zufällig lust mir ne ENS zu schicken, wenn ein neues Kapi kommt
Von:  Quiana
2016-09-04T09:03:15+00:00 04.09.2016 11:03
Ich habe gelesen. Also zumindest überfogen. Mehr schaffe ich gerade nicht. Aber mache ich noch. Diese blöde Zeit! :(
Antwort von:  Goetterspeise
04.09.2016 14:03
Du Armes. :( Keine Hektik, es wird besser! <3
Von:  Kleines-Engelschen
2016-08-31T16:46:37+00:00 31.08.2016 18:46
ein tolles kapitel. bin gespannt wie es weitergeht.

greetz
Antwort von:  Goetterspeise
31.08.2016 20:51
Dankeschön und ich hoffe, dass dir die weitere Handlung gefallen wird!

Liebste Grüße :)
Von:  Yosephia
2016-08-31T14:00:13+00:00 31.08.2016 16:00
Also ich muss ja sagen: Das Kapitel hat echt Spaß gemacht XD
Die Macken passen so unglaublich gut zu Ino und das mit Sai... einfach göttlich! Ich gehe zumindest sehr stark davon aus, dass der schrullige Kunststudent, der nicht so gut mit Worten kann, Sai war XD

Und Sakura hat mir echt ein wenig Leid getan. Mit einer Freundin wie Ino kann man manchmal ganz schön gestraft sein. Aber sicherlich gibt Ino in dieser Freundschaft auch viel wieder zurück. Ich kann mir Ino und Sakura hier sehr gut als beste Freundinnen mit sehr unterschiedlichen Macken vorstellen!

Toll fand ich auch, wie du das Leitthema der FF wieder sehr plausibel untergebracht hast. Das hat rundum gepasst!

Ich bin schon sehr gespannt, mit welchem Charakter sich das nächste Kapitel befasst^^
Antwort von:  Goetterspeise
31.08.2016 20:50
Das freut mich. :D Zumal ich zwar schon seit Dezember oder so wusste, dass es sich bei diesem Part um Ino drehen soll, aber einfach nicht, wie ich es am besten anstelle - die anderen Ideen waren alle komplett anders, mit dieser hier bin ich aber sehr zufrieden jetzt.

Erstens das und zweitens ist Sakura ja auch nicht ganz so unkompliziert, aber jetzt musste erst einmal Ino ihren großen Auftritt haben :D

Und Gott sei Dank, dachte schon es kommt ein wenig reingequetscht rüber, weil es ja um Aufzüge gehen soll, aber wenn das gut passt, dann bin ich glücklich.

Danke für deinen lieben Kommentar :3
Von:  Kaninchensklave
2016-08-31T11:23:34+00:00 31.08.2016 13:23
ein Toller Part

nun das INo noch lebt hat sie wohl der tatasche zu verdanken das sie Sakura beste Freundin ist und idese ihre Launen schon nur zu gut kennt, jeder andere hätte ihr wohl schon lange den Hals umgedreht und sie irgenwo in einer Teergrube entsorgt,

aber nihct sakura die steht ihre Frau auch wenn sie danach valium braucht xD

Ino ist einfach viel zueitel und nimmt gleich alles extrem Persönlich, aber jeder ist so wie er sit
und Ino wird sich kaum nochmal ändern ;)

GVLG

Antwort von:  Goetterspeise
31.08.2016 20:47
Danke für deinen lieben Kommentar. :)
Ach, Ino passt schon, und Sakura kann ja genauso anstrengend sein :D Darum mag ich ihre Freundschaft auch so gerne ^^

Liebe Grüße.


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