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Imperativ

Kontrolle über deine Sinne.
von

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In Sakuras Augen sammelten sich Tränen, allerdings nicht vor Trauer oder Wut. Sie war gerade dabei Zwiebeln zu schneiden und blinzelte ein paar Mal energisch, als ihr Handy plötzlich ein summendes Geräusch von sich gab. Verärgert runzelte sie die Stirn und trocknete sich dann die Hände an einem Geschirrtuch ab, um das Display zu entsperren. Schon auf den ersten Blick konnte sie sehen, dass die Nachricht von Sasuke kam. Kurz, prägnant und bloß keine Höflichkeitsfloskeln.

 

Wir treffen uns in einer Stunde.

 

Sie seufzte entnervt. Das war es dann wohl mit ihrem Abendessen. Vielleicht sollte sie es sich doch wieder angewöhnen in die Mensa zu gehen, auch wenn der Fraß dort zum Kotzen schmeckte. Mit Studenten konnte man es ja machen. Schnell wusch sie sich die Hände und verstaute die bereits zerkleinerten Zwiebeln im Gefrierfach. Wenn sie sich beeilte, hatte sie noch genug Zeit, um sich unterwegs eine Kleinigkeit beim Bäcker mitzunehmen. So wie sie Sasuke mittlerweile kannte, könnte der Unterricht durchaus etwas länger dauern und sie hatte seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. Jetzt war es kurz vor sieben.

 

Routiniert schlang sie sich den dicken Wollschal um den Hals und griff dann nach ihrem Wohnungsschlüssel. Draußen war es bitterkalt und insbesondere der schneidende Wind machte ihr zu schaffen. So schnell wie möglich versuchte sie den Weg zur Bushaltestelle zurückzulegen, nur um dann festzustellen, dass der Bus wie immer zu spät kam. Verärgert ging sie auf der Stelle auf und ab und pustete sich dabei immer wieder warme Luft in die Handflächen. Warum musste Sasuke sie auch ausgerechnet so spät am Abend zu sich bestellen?

 

Mit Naruto war das alles einfacher gewesen. Sie hatten feste Zeiten gehabt und Sakura konnte ihren Tagesablauf um die Treffen herum planen, auch wenn selbst das manchmal schon eine Herausforderung gewesen war. Sasuke war meistens den ganzen Tag lang unterwegs, hielt sich nur selten im Uchiha-Haus auf und gab ihr dann für gewöhnlich erst kurzfristig Bescheid, wenn er Zeit für Training hatte. Dafür saßen sie dann oft bis tief in die Nacht über den Entwürfen und Sasuke ließ sie erst gehen, wenn er mit ihrer Arbeit zufrieden war. Immer wieder hatte sie feststellen müssen, wie schwer es war, ihn zufrieden zu stellen. Und immer wieder hatte sie sich mit ihm die halbe Nacht um die Ohren geschlagen, nur um am nächsten Tag total übermüdet zu entscheiden, dass sie ihre Vorlesung schwänzen würde.

 

Als endlich der Bus vorfuhr, atmete Sakura erleichtert aus. Wie nicht anders zu erwarten, drängten sich die Leute bereits dicht an dicht und sie musste sich möglichst schmal machen, um noch mithineinzupassen. Sie hasste es, wenn im Winter die Busse überfüllt waren, weil dann alle in ihren dicken Jacken zu schwitzen begannen und gleichzeitig die klamme Kälte von draußen immer wieder hereinströmte. Zum Glück dauerte die Fahrt zum Bahnhof nicht allzu lange und Sakura hatte noch genug Zeit, sich ein paar Brezen zu besorgen, bevor sie den Anschlussbus in Richtung Uchiha-Haus nahm. Der war schon deutlich leerer, sodass sie sogar einen Sitzplatz bekam.

 

Wie immer hatte sie ein leicht mulmiges Gefühl, als sie die Klingel drückte und kurz darauf das Eingangstor einfach aufschob. Meistens war es nicht abgeschlossen, was daran lag, dass die Kälte das Schloss ziemlich in Mitleidenschaft gezogen hatte. Dafür quietschte das Tor aber so laut, dass jeder Ankömmling sofort bemerkt wurde. Manchmal hatte Sakura das Gefühl, dass die Leute in den umliegenden Häusern sie misstrauisch anstarrten, sobald sie das Anwesen betrat. Gerade als sie die Stufen zur Haustür hinaufstieg, wurde diese auch schon aufgerissen.

 

„Was willst du denn hier?“, Karin musterte sie einmal skeptisch von oben bis unten und gab sich dabei keinerlei Mühe ihr Missfallen in irgendeiner Art und Weise zu verbergen. „Naruto ist nicht da.“

 

Ihr letztes Treffen war nun knapp zwei Wochen her und Sakura hätte gut und gerne auch weiterhin auf sie verzichten können. Karin trug wie sie eine dicke Winterjacke und hatte ihr Gesicht zum Teil mit einem dunkelgrauen Wollschal verhüllt. Entweder, sie war gerade erst angekommen oder sie war drauf und dran aufzubrechen. Letzteres wäre Sakura lieber. Im Hintergrund konnte sie Juugo erkennen, der gerade dabei war, in seinen eleganten schwarzen Mantel zu schlüpfen, was schon mal dafür sprach, dass die beiden gerade auf dem Sprung waren.

 

„Ich will zu Sasuke“, erklärte Sakura knapp.

 

Sie hatte keine Lust, sich vor irgendwem zu rechtfertigen, doch Karin versperrte noch immer den Weg und schenkte ihr nun ein abschätziges Lächeln.

 

„Schätzchen, ich denke nicht, dass er gerade Zeit für dich hat.“

 

Man konnte deutlich spüren, dass sie sich absolut überlegen fühlte und es genoss von oben herab mit Sakura zu reden. Die beschloss jedoch, dass es Zeit wurde, ihr das Grinsen aus dem Gesicht zu wischen.

 

„Das denke ich schon“, widersprach sie energisch. „Er hat mich nämlich herbestellt. Und jetzt lass mich bitte durch, damit ich ihn nicht weiter warten lassen muss.“

 

Demonstrativ ging sie einen Schritt näher auf Karin zu, die sie jedoch nur skeptisch musterte und mit einem Mal ausgesprochen verstimmt wirkte. Offenbar hatte sie wirklich geglaubt, dass Sakura einfach nur auf gut Glück in der Zentrale aufgetaucht war. Auf jeden Fall aber wollte sie sie unter keinen Umständen durch und somit zu Sasuke lassen.

 

„Was sollte er denn von dir wollen?“, erkundigte sie sich spitz.

 

Obwohl sie versuchte, es zu überspielen, merkte man ihr ihre Unsicherheit ein wenig an. Es war ein kleiner Triumph, wenn auch nur ein winzig kleiner, und Sakura fühlte sich irgendwie beschwingt. Was es auch für einen Grund haben mochte, dass diese Frau so sehr auf Sasuke fixiert war, er schien ihre Schwachstelle zu sein und das konnte sie sich eventuell noch zu Nutze machen.

 

„Karin, geh ihr aus dem Weg“, erklang plötzlich eine melodische Stimme vom Treppenabsatz, die gleichzeitig keinerlei Widerspruch duldete. „Es geht dich nichts an, was ich von Sakura will und soweit ich mich erinnere, habe ich euch einen Auftrag gegeben.“

 

Augenblicklich versteifte sich Karin und trat einen Schritt zur Seite, sodass Sakura ohne Probleme passieren konnte. In ihren Augen loderten Wut und Scham und sie fixierte angestrengt den Boden, um Sasuke nicht ansehen zu müssen. Scheinbar konnte sie es nicht  verkraften, dass er sie vor Sakura in ihre Schranken verwiesen hatte. Erst Naruto und nun auch noch er. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verließ sie den Eingangsbereich und Juugo warf Sasuke nochmal einen fragenden Blick zu, bevor er ihr hinterherging.

 

„Lass uns anfangen“, sagte Sasuke ungerührt.

 

Er drehte sich auf dem Treppenabsatz um und Sakura beeilte sich aus ihren Sachen zu schlüpfen, um ihm zu folgen. Aus irgendeinem Grund wirkte er ein wenig angespannt und sie wollte ihn nicht noch mehr verärgern. Im Vorbeigehen sah sie, dass die Tür zu Shikamarus Büro offen stand. Der Informatiker schien nicht da zu sein. Überhaupt war es relativ still im Haus und Sakura vermutete, dass sie alleine waren. Normalerweise war zumindest Juugo da, der dann meistens unten in der Küche saß und sich mit Zeitunglesen die Zeit vertrieb, aber der war ja gerade mit Karin verschwunden.

 

Sie versuchte möglichst nicht daran zu denken und konzentrierte sich stattdessen auf ihre Arbeitsroutine. Noch immer machte Sasukes Anwesenheit sie nervös und seit der Sache mit Suigetsus Droge war es nur noch schlimmer geworden. Er hatte ihr gezeigt, wozu er fähig war und nochmal wollte sie so etwas nicht durchmachen müssen. Diese hundertprozentige Abhängigkeit.

 

Es war vollkommen krank, aber aus irgendeinem Grund empfand Sakura ihm gegenüber so etwas wie Dankbarkeit. Dankbarkeit, weil er ihr eine Wahl gelassen hatte, obwohl er ihr eigentlich keine Wahl gelassen hatte. Dankbarkeit, weil er sie bestraft und gleichzeitig auf sie Acht gegeben hatte. Unter dem Einfluss der Droge war sie vollkommen schutzlos gewesen und er hätte das ohne weiteres ausnutzen können. Doch das hatte er nicht getan. So schmerzvoll und erniedrigend die Situation auch gewesen war, sie hatte eine gewisse Intimität zwischen ihnen beiden geschaffen, der sie sich nicht entziehen konnte und sich war sich sicher, dass auch er es spürte. Normalerweise wäre sie ihm so gut es ging aus dem Weg gegangen, aber ausgerechnet jetzt hatte er beschlossen ihren Unterricht persönlich zu übernehmen.

 

„Ich möchte, dass du heute das hier sprühst“, Sasuke hatte sich ebenfalls schwarze Einweghandschuhe übergestreift und reichte ihr nun ein Blatt Papier.

 

Dabei achtete er peinlich genau darauf, sie nicht ausversehen zu berühren. Seit dem Vorfall behandelte er sie noch kühler und abweisender als zuvor, fast so als wolle er sie auf Abstand halten. Insgesamt hatte sich die Stimmung zwischen ihnen geändert und sie umkreisten sich schon seit Tagen gegenseitig wie misstrauische Katzen. Während der Unterrichtsstunden sprachen sie nie mehr als nötig miteinander und die meiste Zeit über saß Sasuke auf dem Stuhl und beobachtete sie bei ihrer Arbeit. So wie an dem Tag, an dem er ihr die Drogen gegeben hatte.

 

Noch etwas hatte sich geändert. Sasuke war kritischer als sonst, falls das überhaupt noch möglich war. Er beobachtete jeden ihrer Schritte mit Argusaugen und ließ jedes Mal ein verächtliches Schnauben hören, wenn sie sich irgendwo einen Schnitzer erlaubte. Sakura hasste dieses Geräusch und doch stachelte es sie an, ihr Bestes zu geben. Sie wollte Sasuke um jeden Preis davon überzeugen, dass die harte Arbeit am Ende zu einem Ergebnis führen würde. Sie trainierte nicht um ihretwillen, sie wollte ihn überzeugen. Sie wollte Sasuke Uchiha zeigen, dass sie keine uninspirierte BWL-Studentin war. Wollte ihm ein anerkennendes Lächeln abringen, nur ein winzig kleines. Wenn er zufrieden war, wusste sie, dass sie es geschafft hatte.

 

Wann war es ihr so wichtig geworden, ihn zu beeindrucken? Er kritisierte sie beinahe in einer Tour, aber die Momente in denen er mal ein Lob aussprach, waren jedes Mal wie eine heiße Tasse Tee und eine warme Decke, nachdem man stundenlang draußen durch den Regen gelaufen war. Bei ihm konnte sie sich sicher sein, dass er es auch so meinte. Seine Komplimente waren an diesen Tagen, an denen sie sich stundenlang gegenseitig anschwiegen und der seltsam angespannten Atmosphäre trotzten, ihre Luft zum Atmen, auch wenn sie das niemals zugeben würde.

 

Als sie das Blatt von ihm entgegennahm, konnte sie schon auf den ersten Blick erkennen, dass es sich um einen seiner eigenen Entwürfe handelte. Er war vielschichtig, aufwändig und anspruchsvoll. Das bedeutete, dass sie wohl tatsächlich einen Großteil der Nacht hier verbringen würde. Allein. Mit Sasuke. Sein Blick lag ruhig auf ihr und seine Augen schienen sie mal wieder zu durchdringen, als versuchte er abzuschätzen, ob sie in der Lage sein würde, seinen Entwurf umzusetzen. Sakura wusste es ehrlich gesagt selber nicht.

 

„Du kannst anfangen“, sagte er tonlos.

 

Eigentlich hätte sie erwartet, dass er sich wieder auf dem kleinen Stuhl niederlassen würde, doch stattdessen blieb er dicht hinter ihr stehen. Es war eine Unregelmäßigkeit in seinem Verhalten und das machte sie nervös. Irgendwie hatte sie das Gefühl, das heute generell etwas anders war, auch wenn sie es nicht wirklich benennen konnte. Schon im Treppenhaus hatte sie seine angespannte Stimmung gespürt und in diesem kleinen Raum war sie nur umso präsenter. Fast schon erdrückend.

 

Wie immer begann Sakura mit den Outlines, nachdem sie sich zunächst einen Überblick verschafft hatte. Sie sprühte auf eine Spanplatte, ein Material, das relativ viel Farbe saugte, was bedeutete, dass sie in mehreren Schichten arbeiten musste. Noch etwas, was sie Zeit kosten würde. Sasukes Nähe machte sie irgendwie nervös, doch sie konnte es nicht ändern und versuchte ihn stattdessen auszublenden. Seufzend machte sie sich ans Werk und wie erwartet kam sie nur sehr langsam voran. Besonders das Fill-in hatte es in sich. Die Übergänge waren kompliziert und erforderten viel Geschick. An einigen Stellen musste sie die Linien nochmal nachziehen, weil sie zu dick aufgetragen hatte und die ganze Zeit über spürte sie Sasukes kritische Blicke auf sich. Sie wechselte den Sprühkopf und wollte gerade wieder ansetzen, als er plötzlich ihr Handgelenk festhielt.

 

„Das würde ich nicht machen“, sagte er eindringlich.

 

Durch die plötzliche Berührung hätte sie beinahe vor Schreck die Farbflasche fallen lassen. Es war das erste Mal seit Wochen, dass er sie anfasste und obwohl er Handschuhe trug, fühlte es sich seltsam persönlich an. Viel zu nah, viel zu intensiv. Vor allen Dingen aber kam es unerwartet. So unerwartet, dass Sakura, die bis eben in ihre Arbeit vertieft gewesen war, plötzlich vollkommen aus der Bahn geworfen wurde.

 

„Äh, was?“, fragte sie verwirrt.

 

Wortlos ließ Sasuke ihr Handgelenk los und deutete auf die Vorlage. Es dauerte einen Moment, bis Sakura sich wieder gefangen hatte und es bei ihr schließlich klick machte. Sie hatte sich für den falschen Aufsatz entschieden, die Linien würden viel zu dick werden und auf diesem Untergrund eventuell sogar verlaufen.

 

„Das war ein Anfängerfehler“, stellte Sasuke missbilligend fest. „Du solltest dich besser konzentrieren.“

 

Er hatte Recht. Über diesen Status war sie eigentlich längst hinaus, aber seine Gegenwart machte sie einfach nervös. Seine Fähigkeiten machten sie nervös. Das war ihr mit Naruto nie passiert. Er war jemand, der wenn überhaupt nur einfache Tags verwendete und dessen Wissen kaum über die Grundlagen hinausging. Graffiti war nicht sein Ding, er machte das nur nebenbei und hatte sich nie sonderlich dafür interessiert. Dementsprechend war er auch nie besonders streng gewesen. Seine Unterrichtsmethoden glichen denen an einer Waldorfschule. Sasuke war anders. Seine Fähigkeiten waren einschüchternd und seine Methode lautete Erziehung mit dem Rohrstock.  

 

„Es tut mir Leid“, sagte Sakura leise und biss fest die Zähne zusammen.

 

Es war ihr peinlich, dass er sie noch auf solche Selbstverständlichkeiten hinweisen musste. Hätte er sie gerade eben nicht aufgehalten, hätte sie vermutlich das ganze Bild versaut und nochmal von vorn beginnen müssen. Oder zumindest den Ausschnitt nochmal neu ausarbeiten. Beim Gedanken daran, wieviel Zeit das alles gekostet hätte, zogen sich bei Sakura sämtliche Eingeweide zusammen. Wahrscheinlich hätten sie noch bis zum Sonnenaufgang hiergesessen und dabei war es bereits weit nach Mitternacht.

 

„Das hier ist das Logo für den Wettbewerb. Das heißt, dass es perfekt sitzen muss“, erklärte Sasuke ungeduldig. „Ich weiß nicht, wieviel Zeit uns noch bleibt, aber du musst diesen Entwurf so sehr verinnerlichen, dass du ihn notfalls im Schlaf an deine Zimmerdecke sprühen könntest.“

 

Überrascht sah Sakura ihn an. Sie hätte nicht damit gerechnet, dass er sie jetzt schon das finale Logo sprühen ließ. Entweder es lag wirklich daran, dass ihnen allmählich die Zeit davon lief oder aber er traute ihr zu, dass sie das schaffen würde. Nach ihrem kleinen Faux-Pass gerade eben, glaubte sie eher an Ersteres. Das würde auch erklären, warum er die ganze Zeit über so angespannt war und nicht wie sonst auf dem Stuhl Platz genommen hatte. Das hier war nicht einfach nur irgendeine Übung.

 

„Ich krieg das hin“, Sakuras Stimme klang deutlich zuversichtlicher, als sie sich selbst im Moment fühlte.

 

Mit geschickten Handgriffen tauschte sie den Sprühkopf aus und wählte eine dünnere Variante, mit der sie präziser arbeiten konnte. Zusätzlich trat sie ein Stück zurück, damit nicht zu viel Farbe auf einmal auf die Oberfläche traf und dadurch verlief. Sasuke nickte ihr bestätigend zu und sie setzte erneut an. Der Gedanke, dass es sich um das finale Bild für den Wettbewerb handelte, sorgte nicht gerade dafür, dass sie entspannter war. Im Gegenteil, der Druck war plötzlich immens und sie wünschte, er hätte einfach nichts gesagt.

 

Sasuke wirkte unzufrieden. Einen Moment lang zögerte er noch, dann legte er plötzlich seine Hand auf ihre und übernahm die Führung der Dose. Es fühlte sich seltsam an, wie wenn in der Fahrschule der Fahrlehrer aufs Gas trat und das Auto sich bewegte, obwohl man selber gar nichts gemacht hatte. Sakura versuchte ihre Hand locker zu lassen, um seine Bewegungen aufzunehmen und dabei einen möglichst gleichmäßigen Strahl zu erzeugen. Das Ergebnis konnte sich durchaus sehen lassen.

 

„Du bist zu verkrampft“, stellte Sasuke fest. „Versuch mehr aus dem Handgelenk zu arbeiten. Deine Kontrolle über die Linienführung ist schon ganz gut, aber es ist alles noch zu steif.“

 

Noch immer stand er schräg hinter ihr. Er war einen Schritt näher gekommen, um nach ihrer Hand zu greifen und es war alles so schnell gegangen, dass Sakura jetzt erst realisierte wie nah er ihr war. Im Gegensatz zu ihr trug er keinen lächerlichen Plastiküberwurf, um seine Klamotten zu schützen, wodurch sie deutlich die Wärme spüren konnte, die sein Körper abstrahlte. Wann hatte er beschlossen, die Distanz aufzugeben, die sie beide so vehement zwischen sich aufgebaut hatten?

 

Einen Moment lang verhakten sich ihre Blicke ineinander und sie versuchte irgendetwas darin zu lesen, doch es gelang ihr nicht. Es war, als hätte er eine undurchdringbare Mauer aufgebaut, die es jedem unmöglich machte auch nur eine Emotion aus seinem Gesicht abzulesen. Sakura fragte sich, ob es etwas mit dem Tod seiner Eltern zu tun hatte – wenn  Fugaku und Mikoto Uchiha denn wirklich seine Eltern waren. Überhaupt fragte sie sich, was ihn zu dem Menschen gemacht hatte, der er heute war. Unwillkürlich musste sie an Narutos Worte denken. Du kennst ihn nicht, Sakura. Zu gerne hätte sie gewusst, was sich hinter diesen kalten Augen verbarg.

 

Ein Quietschen ertönte und die beiden unterbrachen ihren Blickkontakt. Das Geräusch kam Sakura irgendwie vertraut vor, auch wenn sie es im ersten Moment nicht zuordnen konnte. Sasukes Körper spannte sich sofort an und er wandte den Kopf zur Tür, die nur leicht angelehnt war. Draußen war es komplett still, doch Sakura spürte, dass irgendetwas nicht stimmte und hielt unwillkürlich den Atem an, um zu lauschen. Ein kaum wahrnehmbares Kratzen war zu hören und schließlich ein Klicken, als die Haustüre geöffnet wurde.

 

„Hast du Naruto gesagt, dass wir noch hier sind?“, fragte Sasuke energisch.

 

Sakura schüttelte den Kopf. Auf seiner Stirn bildete sich eine zornige Falte.

 

„Ich schätze mal, dann kriegen wir Besuch“, stellte er fest. „Du bleibst hier, egal was passiert. Komm mir bloß nicht in die Quere, verstanden? Ich kümmere mich darum.“

 

Sakuras Augen waren vor Schreck geweitet. Was meinte er mit Besuch? Es klang nicht gerade danach, als wären das Leute, die man gerne nachts in seinem Haus zu Gast hatte. Außerdem wollte er sie doch wohl nicht wirklich hier allein lassen.

 

„Wer ist das?“, flüsterte sie mit erstickter Stimme.

 

Sasuke griff nach der Vorlage für den finalen Entwurf und steckte sie dann ordentlich zusammengefaltet in seine Hosentasche.

 

„Bleib einfach hier“, schärfte er ihr noch einmal ein, ohne auf ihre Frage einzugehen.

 

Er betonte jedes Wort einzeln. Sein Blick duldete keinen Widerspruch und als er schließlich das Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss, blieb Sakura brav wo sie war. Was hätte sie auch anderes tun sollen? Allem Anschein nach war gerade irgendjemand dabei, in das Haus einzubrechen und dank der vielen Drogen, die hier überall herumlagen, konnte Sasuke ja schlecht die Polizei rufen. Ausgerechnet heute war Juugo nicht da. Dem hätte sie ohne weiteres zugetraut, dass er kurzen Prozess mit den Einbrechern machte.

 

Eine Zeit lang passierte nichts, dann ging plötzlich das Licht im Zimmer aus. Sakura tastete sofort nach dem Lichtschalter und betätigte ihn einige Male, doch es blieb dunkel. Irgendjemand – wahrscheinlich Sasuke oder die Einbrecher – hatte wohl den Strom abgestellt. Im Dunkeln war es gleich noch viel unheimlicher und sie klammerte sich unwillkürlich an die Tür. Am liebsten hätte sie abgeschlossen, doch zu diesem Zimmer gab es keinen Schlüssel und wenn doch, dann steckte er außen. Aus dem Erdgeschoss hörte man ein lautes Poltern und kurz darauf die Stimme eines Mannes.

 

„Verfluchte Drecksscheiße, man. Der kleine Pisser hat den Saft abgedreht.“

 

Also war Sasuke derjenige gewesen, der den Strom abgeschaltet hatte. Vielleicht erwartete er sich dadurch in irgendeiner Weise einen Vorteil. Schließlich kannte er das Haus wie seine Westentasche. Sakura hielt den Atem an und drückte ihren Kopf gegen das Holz der Tür. Sie wollte wissen, was da unten vor sich ging. Eine zweite Stimme ertönte, deutlich leiser als die erste, sodass sie nicht verstehen konnte, was die Person sagte. Dann folgte ein lautes Lachen, das sie wieder dem Mann von vorhin zuordnen konnte.

 

„Deidara, du bist so eine Pussy. Wenn irgendwo was in die Luft fliegt, wirst du direkt feucht, aber wenn es dunkel ist, pisst du dich an oder was? Jetzt hör auf zu flennen und geh mir aus dem Weg, du Flasche.“

 

Deidara. Den Namen hatte sie in letzter Zeit schon so oft gehört, dass sie ihn im Schlaf buchstabieren konnte. Er war der Mann, gegen den sie im Wettbewerb antreten sollte. Der, der für seine außergewöhnlichen 3D-Graffitis bekannt war. Sie hatte schon einige seiner Werke gesehen und musste zugeben, dass er wirklich beeindruckende Fähigkeiten hatte, auch wenn er oftmals dazu neigte, etwas zu übertreiben. Dass er hier war, konnte nichts Gutes bedeuten. Immerhin war er ein Mitglied von Akatsuki und er war definitiv nicht allein. Es war mindestens ein weiterer Mann im Haus. Ein Mann, der scheinbar dazu neigte, exzessiven Gebrauch von Schimpfwörtern zu machen und Sakura hatte das unbestimmte Gefühl, dass er auch in anderen Bereichen seines Lebens ziemlich skrupellos sein konnte. 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen guten Abend ihr Lieben <3

Tut mir Leid, dass ich heute ein wenig spät dran bin,
aber ich hatte bis eben gerade Besuch.
Vielen Dank für euer Feedback zum letzten Kapitel
und all die Spekulationen und Vermutungen waren sehr interessant zu lesen. ;)
Und schon wieder tauchen ein paar neue Gestalten auf.
Hat jemand ne Idee, wer es ist?
Unter allen Antwortenden wird ein Dose virtueller Weihnachtsplätzchen verlost. ;D

Herzliche Grüße
-Zerschmetterling- Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Aiyumii
2015-11-30T07:49:37+00:00 30.11.2015 08:49
Sehr schönes Kapitel =)
hat spaß gemacht zu lesen ^^
bei der unbekannten Perosn geh ich von Hidan aus? =)
aach so viele spannende Gendaken, die ich einfach schon wieder zu Sasukes Verhalten habe ;D
vorallem die frage „Hast du Naruto gesagt, dass wir noch hier sind?“ tihi ist da wer eifersüchtig :D
einfach Göttlich ^^
ich freu mich tierisch auf das nächste Kapitel^^
und Sakura spray über dein bild looos so das man nichts mehr davon erkennt ö.ö
die wollen bestimmt spannen :P

Glg Aiyumii =^-^=
Antwort von:  -Zerschmetterling-
05.12.2015 13:08
Ein paar sehr gute Vermutungen. ;)
Vielleicht sollte Sakura wirklich schnell das Bild "ausschalten",
aber ich glaube sie hat grade noch andere Sorgen und denkt gar nicht so weit.
Ob es wirklich Hidan ist, der den beiden einen Besuch abstattet,
werden wir gleich sehen und vielleicht gibts auch für dich einen imaginären Keks. ;D
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar
und noch ein schönes Wochenende :)
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von:  franny
2015-11-29T10:30:56+00:00 29.11.2015 11:30
Super Kapitel!!!!
Ich bin mega gespannt wie es weiter geht und wer der zweite Besucher neben deidara ist!?
Schreib bitte schnell weiter, freu mich schon auf das nächste Kapitel. :-)
Glg franny
Antwort von:  -Zerschmetterling-
05.12.2015 13:05
Lange musst du dich nicht mehr gedulden,
ich lade das Kapitel jetzt dann gleich hoch. :)
Vielen lieben Dank für dein Feedback
und noch ein schönes Wochenende. <3
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von:  Teiko-
2015-11-28T23:38:39+00:00 29.11.2015 00:38
Schönen, guten Abend. :)
Muss wirklich sagen, bis dato gefällt mir deine FF ausgesprochen gut. Bin in der Regel kein großer Fan von FanFictions die im AU spielen aber deine Art die Persönlichkeiten der einzelnen Charaktere zu übertragen gefällt mir wahnsinnig gut! Dein Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und macht abhängig ;D

Hat mir abermals den restlichen Samstag-Abend versüßt ;)
Vielen Dank hierfür.
Mach weiter so!

LG Teiko-
Antwort von:  -Zerschmetterling-
05.12.2015 13:04
Vielen, vielen Dank für deine lieben Worte :)
Es freut mich sehr, dass es mir gelungen ist die Charaktere gut ins AU zu übertragen,
vor allem wenn du das normalerweise gar nicht so gerne liest.
Deswegen hoffe ich auch, dass dir mein Schreibstil weiterhin zusagt
und dass ich dir auch diesmal wieder deinen Samstag-Abend versüßen kann. ;)
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von:  Sasu1988
2015-11-28T21:33:58+00:00 28.11.2015 22:33
Huhu Guten Abend ^-^aaalso...ich tippe auf hidan der hat so n loses mundwerk😂...kann nur er sein zusammen mit deidara...oh man wenn s spannend wird drehst du wortwörtlich den Saft ab^-^....was wohl noch passieren wird...die arme Sakura sitzt da allein in dem Raum im Dunkeln und weiß nicht was sie tun soll😱😲....schrei schnell weiter bin schon ganz hibbelig wie s weiter geht
schönes Wochenende lg Sasu 🐉 😊
Antwort von:  Sasu1988
28.11.2015 22:34
Meinte schreib bitte schnell weiter...blödes handy ^-^💧
Antwort von:  -Zerschmetterling-
05.12.2015 13:03
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar :)
Freut mich, dass ich ein bisschen Spannung aufbauen konnte
und wer weiß, vielleicht liegst du ja ganz richtig mit deiner Vermutung... ;)
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von:  Kleines-Engelschen
2015-11-28T19:10:29+00:00 28.11.2015 20:10
ein tolles kapitel. ich bin gespannt wie es weitergeht :)

greetz
Antwort von:  -Zerschmetterling-
28.11.2015 20:25
Dankeschön :)
Freut mich, dass es dir gefallen hat.
Noch einen schönen Abend und
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von:  Eismann
2015-11-28T18:01:11+00:00 28.11.2015 19:01
Hm, hm und nochmals hm, ich tippe mal einfach ganz dreist auf Hidan ;)
Ich bin schon sehr gespannt auf das nächste Kapitel, es ist schon ungewohnt solch eine "düstere" ff zu lesen, was den Spaß allerdings nicht im geringsten mindert.

Lg Eismann
Antwort von:  -Zerschmetterling-
28.11.2015 19:19
Damit könntest du auf jeden Fall Recht haben ;)
Es ist übrigens auch ungewohnt,
so eine düstere FF zu schreiben ;D
Wir sitzen also im selben Boot.
Freut mich aber, dass es dir trotzdem Spaß macht
und ich danke dir ganz lieb für die Rückmeldung. :)
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von:  DarkBloodyKiss
2015-11-28T17:44:20+00:00 28.11.2015 18:44
HI Nabend ^^

Sehr sehr tolles Kappi !!!!!
Sehr schön geschrieben !!!!!
bin sehr gespannt wie es weiter geht !!!!
freue mich sehr aufs nächste Kappi !!!!!


gglg & ein sehr tolles Wochenende DarkBloodyKiss ^^
Antwort von:  -Zerschmetterling-
28.11.2015 18:45
Danke dir :)
Freut mich, dass es dir gefällt
und ich wünsche dir ebenfalls noch ein superschönes Restwochenende!
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Antwort von:  DarkBloodyKiss
28.11.2015 18:46
Bitte bitte ^^
Ja auf jeden fall !!!! ^^
Danke dir ^^


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