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Underworld II

Der Satansbraten
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey-ho! Tomanto ist wieder in the house und ich wollte mich direkt wieder entschuldigen, dass ich mal wieder zu faul war, um ein Cover zu zeichnen oder Profilbilder. ^^°>
Mein Pc mit dem Zeichenprogramm ist kaputt gegangen und ich sitze an dem meiner Mom. Demnach darf ich hier nichts installieren oder speichern geschweigedenn irgendwas löschen, falls ich keinen Platz habe. Am Anfang könnte mein Schreibstil ziemlich herzlos wirken, aber das bessert sich bestimmt wieder.
Aber heeeeyyy, sprechen wir nicht lange darüber. Los geht's! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
I'M BAAAAAAAAACK!!! >:D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Bei diesem Kapitel handelt es sich um ein Doppel-Kapitel.
Ich muss eine relativ kurze Zeitspanne aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählen. Den ersten Teil übernimmt Luzifer.
Deswegen habe ich beide Kapitel gleichzeitig hochgeladen.
Dann will ich euch nicht weiter aufhalten.
Viel Spaß beim Lesen.
Tomanto Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So weit fertig mit Bearbeiten. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
I'm BACK, BIOTCHES! :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Viele Kurzkapitel in letzter Zeit. Aber gerade spielt sich eine kurze Zeitspanne ab, die aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird, da kann das schonmal vorkommen. Hiernach sollten aber längere kommen.
~ Eure Tomanto Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Oof, jetzt kommt ganz viel Royal-Talk. Ich hab aber schwierige Verben ausgelassen, genug ist genug haha. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Song recommendation: Avril Lavigne - "I fell in love with the Devil" Komplett anzeigen

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Wieder vereint

~ Marys Sicht ~
 

Wieso rennt Hans denn auf einmal?!

Hinterherlaufend halte ich ihn am Arm fest und bremse ihn ein wenig ab, aber er lässt sich nicht aufhalten und reißt sich ein wenig los, ich aber halte ihn fest, als ginge es um unser beider Leben. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Es ist, als würde er auf jemanden zu rennen.

Auf einmal fängt er Feuer!

»HANS! PASS AUF, DA IST...!!« , rufe ich und schon umhüllen ihn blaue Flammen. Sie greifen über meine Hand, mit der ich ihn festhalte, auf mich über und vor Schreck bekomme ich nichts heraus.

Wie das Gefühl eines startenden Aufzuges scheint sich mein Körper zu zerren und schmeißt mich auf dieselbe grobe Art und Weise wieder raus und buchstäblich von den Füßen. Wie eine ungeschickte Baka-Bitch lande ich auf einem glänzend polierten, schwarz-weißen Fliesenboden und ziehe Hans ungewollt hinterher. Das muss vielleicht ein Auftritt sein.

Mir den schmerzenden Kopf reibend richte ich mich auf und öffne meine Augen, die ich aus Reflex hatte schließen müssen. Sobald ich sie öffne sehe ich sofort ein Gesicht vor meinem, es kommt rasend schnell näher, nur einen Augenblick habe ich es gesehen. Entsetzliche rote Augen, schwarzes Haar, Zwirbelhörner und breite Lederflügel, die sie mir entgegenwerfen. Mit den Händen voran wirft es mich wieder um und rollt mit mir die Fliesen entlang.

Nun stoppt das Rollen und die große Gestalt sitzt auf mir, mich würgend! Als ich über den Schmerz hinweg nachsehen will, was mich da überhaupt angreift, erkenne ich eine Art menschliche Gestalt. Nein, es hat überhaupt nichts Menschliches an sich. Das ist ein Etwas, kein Jemand, und es will mich töten.

»Argh! Lass.... mich...« , keuche ich über den unerträglichen Schmerz hinweg.

»WAS SUCHST DU HIER UND WER BIST DU?!?« , ruft mir die tiefe Stimme des Wesens zu, wütend mit den Flügeln schlagend und mit dem Schweif peitschend.

»Wertloses Ding, das du sahst und entweihtest das Heiligtum der Hölle, STIRB QUALVOLL!!!« , knurrt mir der Dämon entgegen, seine Stimme scheint nun bipolar zu erklingen, wie doppelt aufgenommen und zeitgleich abgespielt.

»Nein, tu es nicht!!!« , ruft Hans, der sich mittlerweile wieder auf die Beine gehoben hat.

Knurrend und hämisch grinsend schaut er zu meinem Mann, der unsicher versucht auf ihn einzureden und mich zu retten.

Mit einem Mal lässt er von mir ab. Hustend und keuchend halte ich mir die schmerzende Kehle. Blitzschnell stürmt der Dämon auf Hans zu. Oh nein! Hans ist mein ein und alles, er darf nicht sterben! Bitte nicht! Alles nur das nicht!

»HANS, PASS AUF!!« , kreische ich durch den Raum unter Tränen.

Ich kann nur zusehen wie das Ding ihn anfällt, ihn zu Boden wirft und meinen armen Hans... knuddelt? o-Ô

Das tiefe Knurren schallt nun als Schnurren durch den Raum. Wie auf Drogen drückt er sein Gesicht an das meines Mannes und gräbt seine Hände in Hans' Hemd. Wie ein Schoßhund.

»Hey, lass das! Ach, was soll's. Ich freue mich auch sehr dich wiederzusehen« , sagt Hans und drückt seine Stirn an die des Fremden. Habe ich etwas verpasst?

»Wie lange ist es her? Fünf Jahre? Es waren Ewigkeiten - und da kenne ich mich aus!« , lacht der Dämon.

Schwer richte ich mich auf und nähere mich dem merkwürdigen Paar.

»Bereit für ein neues Siegel?« .

»Nur unter einer Bedingung« , stellt Hans klar. Interessiert hebt sein Gegenüber eine Augenbraue.

»Du musst mich küssen« . Sagte er gerade... ?!

»Das ist keine Bedingung, das ist eine Erlaubnis« , antwortet der Dämon.

Mit einem großen, andeutenden Räuspern mache ich mich bemerkbar und sofort schaut mich Hans an.

»Oh! Ähm... hi? ^^°« , wendet er sich reuevoll an mich.

»Hi? Ist das alles? Nicht nur hätte mich DAS DA fast getötet, du willst es auch noch küssen?! Geh weg davon, das ist ein gefährliches Etwas!« .

»Das siehst du falsch, Schatz« , meint Hans und der Dämon küsst seine weiche Wange, er ignoriert mich.

»Und wann wolltest du mir, deiner EHEFRAU, etwas davon erzählen?!« , provoziere ich die Situation.

Nun schaut mich der Dämon an und steht auf - lässt Hans kurz links liegen - und zieht seine Flügel ein.

»Moment mal... Mary? Die kleine Mary?« , staunt er und mustert mich von oben bis unten. »Bist du groß geworden!« , wendet er sich an meine Brüste.

»Und du bist...?« , antworte ich und verschränke die Arme vor der Brust. Meine Augen sind hier oben, Perversling!

Impulsiv hält er mir die rechte Hand hin, mit der er mich vor nicht einmal fünf Minuten würgte, und ich nehme sie in meine. Einen festen Griff hat er ja. Beim Schütteln stellt er sich vor.

»Gestatten? Luzifer Devil, Satan, oder wie du mich sonst nennen magst. Erstgeborener Sohn des Hades und der Persephone und einziger rechtmäßiger Herrscher der Hölle!« . Der Teufel...

»Schön dich wiederzusehen, Mary...« .

»Wiederzusehen? Wir... sind uns noch nie begegnet« , stottere ich. Er zieht mich zu sich. Die umgedrehte Kreuzform seiner dünnen Pupille und die brennende Röte seiner Augen starren mir mit einem heimtückischen Blick in die Seele, und sein Grinsen zerquetscht sie.

»Sagt dir der Name... „Ben" etwas?« , fragt er mich leise und meine Augen weiten sich um das Doppelte. Der Teufel war.. auf meiner Hochzeit..

»Ich bin in der Hölle... oder?« , flüstere ich angsterfüllt. Er lässt meine Hand los und breitet seine Arme demonstrierend aus.

»Willkommen im Reich der Toten und Verdammten!!« . Er bricht in lautes Gelächter aus.

Eine Welle aus Angst und Verwirrung zieht den Stecker meines Verstandes und mein Kopf schaltet sich aus. Das Bild vor meinen Augen wird schwarz und ich falle um wie ein Sack Mehl.

»Oh, sie ist umgekippt« , »War wohl zu viel für sie. Komm, gehen wir dir ein neues Siegel machen« , »Hurra!« , ist das Einzige, das ich noch höre, bevor ich das Bewusstsein verliere.
 


 


 


 


 


 


 

Mein Gesicht ist nass, als ich mein Bewusstsein wiedererlange. Meine Kleidung ist es auch. Und noch immer liege ich hier. Mühsam richte ich mich auf und halte mir meinen schmerzenden Kopf.

»Danke, Veilchen!« , bedankt sich Hans bei einem Mexikaner, der einen Eimer in der Hand hält.

»Kein Prroblem« , antwortet der etwas ältere Mann mit einer Glasscherbe im Auge, das R rollend.

»Woah! D-Dein Auge!« .

»Das?« , fragt der Typ und deutet auf sein vollkommen zerfetztes Auge. »Das habe ich schon seit meinem Tod, tut schon lange nicht mehrr weh« , sagt er lachend. »Meine Strrafe fürr die Ewigkeit sind Spinnen in meinem Körperr. Sie frressen mich von innen auf. Ich hasse Spinnen« .

»Ja, hier hat jeder seine individuelle Strafe« , erklärt Hans mir. »Sorry, dass das alles so überraschend kommt. Eigentlich hatte ich nicht vor, dich damit zu konfrontieren, Schatz« , entschuldigt er sich und hilft mir auf.

Bis meine Haare trocknen, wird es wohl noch ein Weilchen dauern.

Satan stellt sich neben Hans und mustert mich.

»Hast nie besser ausgesehen, Mary« , meint dieser hämisch grinsend. Ein beleidigendes Kompliment, das kann ich jetzt so gar nicht gebrauchen.

Sofort werfe ich ihm meinen Ich-verachte-dich-Blick zu.

»Hans, lass uns gehen, hier ist es unheimlich« , fordere ich ihn auf und packe seine Hand. Mit meinem Ehemann im Schlepptau begebe ich mich zu der großen Tür mit den Engelsflügeln dran und öffne sie.

Vor meinen Augen erstreckt sich ein weites Land aus Tälern, Feuern, Flüssen, ominösen Feldern, Gebirgen und Leid. Kein Himmel ist zu sehen und es ist unerträglich heiß. Das ist also die Hölle. Ich sehe sie mit meinen eigenen Augen. Sie existiert wirklich.

»Und wohin soll es gehen?« , erklingt die provokante Stimme des Dämons. Auch Hans weiß sich nicht zu helfen.

»Mary, so leid es mir tut, aber ich will nicht zurück« .

»Was meinst du damit?« , frage ich ihn und lasse seine Hand los. Luzifer lacht in sich hinein.

»Ich war so lange von Luzifer getrennt, und jetzt, wo ich ihn endlich wiedersehe, kann ich doch nicht so einfach abhauen! Schließlich bin ich... ähm« , beschämt senkt er seinen Blick. Weicht mir aus. Verwirrt schaue ich ihn an. Luzifer tritt neben ihn und legt einen Arm um ihn.

»...mein Wirtskörper!« , ergänzt dieser. So langsam regt mich alles hier auf! Wir sind in der Hölle, Hans tut so als sei alles normal und jetzt erzählt er mir von Geheimnissen und Personen, die er die ganze Zeit vor mir verschwiegen hat.

»Gibt es noch etwas, wovon ich wissen sollte?!« .

»Hans und ich hatten Sex! :)« .

»LUZIFER!!! O`////O////´O« , schreit Hans ihn hochrot im Gesicht an.

»Was denn?«.

»HAAAAAAAANS!!! DU HAST MICH BETROGEN?!?!?« .

»M-Mary, das hat wirklich nichts zu bedeuten!« , winkt er ab, »E-Er macht das oft und es war erst zwei Tage nach unserer Hochzeit, also...« . Nachdem er meinen Blick sieht, verstummt er.

»Ach du Scheiße, dein Lover ist eine Bitch!« .

»Hey!« , kommt von Luzifer zurück.

»Nein halt! Du bist SEINE Bitch!« .

»Das gefällt mir schon besser«, ergänzte er.

Verzweiflung.

»Was erfahre ich als nächstes? Bist du in Wirklichkeit ein Schaf? Oder ein Stein?« .

»Nein, aber ein Toter« , antwortet Luzifer mit einem Lächeln. »Denn er ist noch vor eurer ersten Begegnung zwei Mal gestorben! Sag mal, hat er dir nichts erzählt?« .

»Ich glaub' das einfach nicht...« , flüstere ich, alles noch verarbeitend.

Ich werde zufällig mit Hans zusammen in die Hölle teleportiert, um dort zu erfahren, dass mein bereits doppelt verstorbener Ehemann der Wirt des puren Bösen ist, mich zwei Tage nach unserer Hochzeit mit einem Mann, mit dem Teufel persönlich, betrogen und mir nie auch nur ein Wort davon erzählt hat. Und jetzt will er nicht mit mir zurückkehren?

Vielleicht hätte ich es akzeptieren können, wenn er es mir erzählt hätte. Hätte mit ihm glücklich weiterleben können, als wäre nie etwas passiert. Noch dazu sind wir Eltern. Wir haben ein Kind, eine wundervolle Tochter.

Bedeuten wir ihm denn gar nichts?

»Hans?« , melde ich mich bedrückt.

»Ja?« , fragt er zurück und sieht mich mit Mitleid im Blick an, seine großen blauen Augen sehen so matt aus.

»Du bist also des Teufels Eigentum? Und ihr hattet schon... du weißt schon?« .

Er nickt wahrheitsgemäß.

»Hat es dir denn gefallen?« . Zögernd schluckt er und wird rot im Gesicht, dann aber nickt er erneut. Luzifer, der neben Hans steht, kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er sieht, wie ehrlich rot er wird.

»Also bist du... schwul?« .

»Nein, bin ich nicht, ich... weiß es nicht, um ehrlich zu sein« , antwortet er und kratzt sich am Kopf.

Zögernd stelle ich meine letzte Frage: »Liebst du mich denn noch?« .

»Aber natürlich liebe ich dich! Wie könnte ich nicht?« , antwortet er hastig und nimmt seine Hand runter. Dabei verrutscht seine Mütze ein wenig.

Wenn ich so darüber nachdenke... Was ändert das schon? Wenn es schon die ganze Zeit so war, wieso sollte er mich jetzt auf einmal nicht mehr lieben? Wenn er schon vor unserer Begegnung zwei mal gestorben und wieder auferstanden ist - worauf ich jetzt nicht weiter eingehen will - und er sich trotzdem entschieden hat mich zu heiraten, dann bedeutet das doch, dass er immer noch derselbe Hans ist, in den ich mich verliebt habe.

Lächelnd gehe ich auf ihn zu. Ich bin froh, dass er sich nicht verändert hat. Dass er mich noch liebt.

»Weißt du was? Es ist egal was passiert ist, und es ist auch egal, wenn du jetzt schwul, bi oder hetero bist, ich liebe dich und unsere Tochter, und solange ich weiß, dass du uns auch liebst und bei uns bleibst, kann mir alles andere egal sein. Du.. willst doch noch bei uns bleiben, oder?« .

»Natürlich, Mary. Für immer«.

Mit einem Lächeln schaue ich in sein wunderschönes Gesicht, bis auch er wieder beide Mundwinkel nach oben zieht, und strecke meine Hand aus, um seine Mütze etwas zu richten. Jedoch hält mich Luzifer davon ab. Je mehr ich mich Hans nähere, desto lauter knurrt er mich an. Ich bin sicher, würde ich ihn anfassen, schlägt Luzifer mir die Hand ab.

»Luzifer, sei lieb« , beruhigt Hans den Dämon und streicht ihm sachte ein Haar nach hinten, welches ihm in Gesicht gefallen ist. Das Knurren verstummt. Hans scheint der Einzige zu sein, der ihn beruhigen kann.
 

»Also, solange ich dich liebe und wir genügend Zeit miteinander verbringen, ist dir alles andere egal?« , fragt mich Hans mit einem breiten Lächeln.

»Dann ist ja alles bestens, stimmt's?« , meldet sich Luzifer zu Wort, packt Hans mit einer Hand an der Taille und zieht ihn zu sich. Schon drückt er meinem Ehemann einen Kuss auf die Lippen. Und Hans, er.. er genießt es auch noch!

»Mmmh ~ <3 «, summt er zufrieden.

Unbeholfen schaue ich zu, wie Hans sich Luzifer ganz zudreht und genüsslich mit den Händen durch sein pechschwarzes Haar fährt. Ich weiß mir nicht zu helfen und drehe mich beschämt um. Das kann man sich ja gar nicht ansehen. Ich hätte nicht gedacht, dass... ich mir meinen Mann wegnehmen lasse! Na warte, Luzifer! Egal ob König oder nicht, Dämon oder nicht, ich lasse mir Hans nicht so einfach wegnehmen!

Energisch drehe ich mich wieder um.

»Jetzt reicht's aber! Ich kann euer Gestöhne nicht mit anhören!« .

Sie unterbrechen zum Glück ihr Süßholzgeraspel.

»Dann geh' doch woanders hin« , meint Luzifer kühl. Du willst Streit?

Luzifer lässt von Hans ab und kommt stattdessen zu mir. Dicht vor mir bleibt er stehen. Er ist größer als ich, einen ganzen Kopf größer. Sein schwarzes Haar, welches seine Hörner so geschickt einrahmt, sieht in seinem leichten Durcheinander so perfekt aus. Und obwohl er nur ein Hemd und Shorts an hat, beides steht ihm, als wäre er das schönste Geschöpf, das jemals gelebt hat. Seine Augen dagegen, mit der umgedrehten Kreuzpupille, die so katzenhaft dünn ist, und mit der Blutröte in seiner Iris, die aussieht als würde sie seine absolut böse und tötende Seele widerspiegeln, wirken auf mich ein wie ein Giftstachel eines Skorpions direkt vor meinem Auge, bereit zuzustechen.

Sie sind giftig.

ER ist giftig, das rieche ich von hier.

Mit einem hämischen Gesichtsausdruck schaut er auf mich herab, als sei er etwas viel Besseres. So provokant und doch so niederschmetternd. Eine Herausforderung, bei der es absehbar ist, dass man dagegen nicht die geringste Chance hat.

Aber ich muss es versuchen, für meine Familie.

Er hält seine Hand mit gespreizten Fingern vor mein Gesicht. Zwischen den Fingern erkenne ich knisternde Funken und Luzifers hypnotischen Blick, den er auf mich richtet.

»Und nun... schlaf« .

Ich weiß selbst nicht, was danach passierte.

Auf einmal habe ich nichts mehr gesehen.

Wunderbare Sünden

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

When the devil isn't looking

~ Hans' Sicht ~
 

Ein schwerer Schmerz reißt mich aus dem Schlaf. Ich muss mich wohl zu schnell umgedreht haben oder so. Mein armer Hals, fast schon völlig zerstochen, durchbohrt von Dämonenzähnen. Und mein Gesäß erst, auauau! Dx

Es ist noch mitten in der Nacht, Luzifer liegt schlafend neben mir. Selbst im Schlaf sieht er weich und majestätisch aus. Ok, er ist ja eine Majestät, ein König. Hm... aber irgendwie macht er nicht den Eindruck. Er sieht zwar perfekt aus und benimmt sich meist vornehm - sogar seine Redensweise weist darauf hin, dass er aus gutem Hause stammt, aber dennoch nimmt er meist alles locker und schert sich nicht um die Etikette.

...

Mir ist nie aufgefallen, dass er im Schlaf einen Laut von sich gibt. Es ist kein Schnarchen oder so, eher ein brummender, fast schnurrender Unterton, der aus seiner Kehle dringt, wie bei einem Löwen, nein, viel dämonischer. Aber so leise, dass ich jetzt beruhigt weiterschlafen könnte. Aber irgendwie habe ich jetzt das Bedürfnis aufzustehen.

So setze ich mich trotz des Schmerzes auf und verlasse das Bett. Meine Beine sind wackelig, oh je.

Leise suche ich meine Klamotten zusammen und schleiche mich aus dem Schlafgemach. Ein bisschen desorientiert und mit zittrigen Beinen - aber zuversichtlich - schleiche ich die Gänge entlang. Wie gern würde ich das Schloss in Ruhe besichtigen. Bisher hatte ich nur wenige Male die Chance dazu. Und zwar als Caren mich mit schnellen Schritten herumgeführt hat und als ich Luzifer beim Fangenspiel verlor.

Ok, aber erst suche ich das Bad auf und ziehe mich an, danach kann ich weiter herumgeistern. ._.
 


 

Frisch geduscht und angezogen gehe ich so leise wie möglich durch die Gänge und schaue mir mit einem Feuerzeug als Lichtquelle in der Hand an, was es hier so gibt. Ich habe mir angewöhnt eins mitzuführen, weil Marys Schwester Raucherin ist und ihres ständig vergisst.

An den Wänden der Gänge hängen sogar Gemälde. Staunend bleibe ich vor dem ersten stehen und betrachte es.

Ein großer Mann mit schwarzem Haar - darin eine goldene Blätterkrone - und einem Chuck Norris-ähnlichem, gelockten Bart und mit Hörnern am Schädel - über den Schläfen würde ich sagen - schaut desinteressiert, fast finster drein. Er trägt ein kaum erkennbares aber edles Gewand, welches einer Toga gleich kommt, und unter dem Arm klemmt ein prunkvoller Helm. Die Augen sind kaum zu erkennen, er steht zu weit weg. Zu schade.

Der Rahmen ist golden verziert mit vielen Verschnörkelungen, die eine Art 'Ring aus betenden Seelen' bildet. Unten ist im Rahmen ein kleines Schild eingearbeitet. Darauf steht irgendetwas auf griechisch. Ich erkenne den ersten und den letzten Buchstaben. H und S. Und eine Jahreszahl steht dahinter, die ich aber nicht entziffern kann. Sie ist sehr klein, die Zahl. Hm. Sagt mir jetzt leider wenig.
 

Direkt daneben ein ebenfalls golden umrahmtes Gemälde, diesmal ein Portrait. Eine anmutig schöne Frau mit rötlichen, gewellten Locken über ihre Schultern fallend. Sie trägt eine weiße Toga und Blumen im Haar. Ihr Gesichtsausdruck verrät nicht viel, eher neutral, aber dennoch macht sie einen friedlichen Eindruck. Was macht denn soein schönes und eigenartig beruhigendes Bild im Palast der Hölle?

Der Rahmen zeigt diesmal Hasen, Äpfel und weitere Verzierungen. Auch hier findet sich ein Schild wieder, auch wieder mit Namen und Jahreszahl:

P..S.PH...?

Ich bin nicht so gut in griechisch.
 

Das nächste Gemälde ist von Luzifer. Er sieht ziemlich ernst aus auf diesem Portrait. Und genauso prunkvoll ist er gekleidet mit Krone und allem, und er sitzt auf seinem Thron. Aber nicht so vertraut, eher ein wenig gewöhnungsbedürftig. Wie es aussieht hat er gerade sein Amt als Herrscher der Hölle angenommen bzw. aufgebaut.

Der diesmal silberne Rahmen zeigt verzierte Ketten. Auf der kleinen Tafel steht der Name. So wird also 'Luzifer' auf griechisch geschrieben? Interessant...
 

Das nächste silbern eingerahmte Bild ist kein Portrait, jedoch steht dort nur eine Person vollkommen vermummt in einer Kutte, ähnlich wie die des Fährmanns. Eine mannshohe Sense in der rechten Hand haltend, oder das, was mal eine Hand gewesen war. Kein Fleisch ist dran, nur noch Knochen, Sehnen und sonst noch Zeugs, womit man Knochen zusammenhält. Das Gesicht kann man nicht erkennen, auch der Hintergrund ist ziemlich dunkel gehalten. Ein düsteres Bild ohne irgendwelche Gegenstände oder erkennbare Erscheinungen. Nur diese halb zum Betrachter gedrehte Gestalt in verdeckender Kleidung.

Der Silberrahmen weist in seinen Verzierungen Totenschädel auf und steht anscheinend für Tod und Unheil. Der letzte Buchstabe des Namens ist auch Luzifers letzter Buchstabe. Darunter hat jemand 'Death <3' eingeritzt. War das etwa Luzifer? Ich bin sicher, dass es keiner der Angestellten war, der- oder diejenige wäre dafür umgekommen und der Rahmen würde ersetzt.
 

Nun komme ich zum letzten Gemälde-Portrait der Reihe, umrahmt in Bronze. Dort ist ein hübsches Mädchen abgebildet. Sie hat ähnliche Augen wie Luzifer, die Pupille ist gleich, aber die Augenfarbe ist anders. Orange mit einem mittelgrünen Stich. Röter ging es wohl nicht, scheint schon teuflisch genug zu sein. Am Kopf, auch über ihren Schläfen, trägt sie Hörner. Aber sie sind klein, solche, wie man sie aus den Comics kennt oder so wie die aus dem neuen Film von Daniel Radcliffe 'Horns'. Sie ist hübsch, hat blondes Haar, welches ihr bis zu den Schultern reicht, aber sie trägt nicht so prunkvolles Zeug wie der Mann auf dem ersten Gemälde oder Luzifer. Sie macht einen eher modernen Eindruck.

Nur wurden ihr kleine Makel ins Gesicht gemalt. Das war bestimmt auch Luzifer.

Der Name wurde auch mit einem fetten Kratzer durchgezogen und 'geschieht dir recht :P' druntergeritzt. Der schöne Rahmen...
 

Das war's erstmal in dieser Reihe. Ob hier auch irgendwo Statuen rumstehen? Solche wie im Louvre? Vielleicht ja in diesem Ra-

»Du schnüffelst hier rum!« , unterbricht mich eine bekannte Stimme und reißt mich aus meinen Gedanken. Merelyn schnürt mir den Weg ab und stellt sich streitsuchend vor mich. Auch wenn sie einen schönen Körper hat, den ich zu gern betrachten würde - vorallem weil er fast nicht bekleidet ist - , ist es doch um so höflicher, sie erst zu begrüßen, nicht wahr?

»Oh, hi Merelyn. Schön dich wiederzusehen« , begrüße ich sie freundlich und lächele.

»Ja, Neuer, du bist also wieder da. Wie schön...« , sagt sie in einem abwertenden Tonfall.

»Was hast du denn?« .

»Der Liebling Seiner Majestät ist wieder da und sorgt für Ungleichgewicht. Was hast du dir dabei gedacht, als du mich vom ersten Platz verstoßen hast?« , fragt sie energisch und verschränkt die Arme vor der vollen Brust.

»Jetzt mach mal halblang, welcher "erste Platz"?« .

»Du hast mich schon verstanden. Deinetwegen bin ich jetzt auf Diät, wenn du verstehst, was ich meine. Wie nennt er dich? Welchen Spitznamen hat er sich für dich ausgedacht?« . Jetzt, wo sie es sagt, Luzifer nennt mich immer 'Süßer' . >////>

»Jetzt nennt er mich nur noch Merelyn!« . Sie scheint gekränkt. Stimmt, man hat mir erzählt, sie nenne Luzifer immer 'Darling' und er sie immer 'Chérie'. Das sei so ein Ding zwischen ihm und seinem Liebling unter den Servants: gegenseitige Spitznamen und der Liebling wird bevorzugt. Ziemlich unfair, aber ich darf ihn duzen und ihm beim Namen ansprechen, was andere nicht dürfen. Meine Vorteile habe ich bisher nicht wirklich wahrgenommen. Mir wird eigentlich jeder Wunsch erfüllt und ich lebe im Luxus, seit er mich so gut behandelt. Verstehe... Merelyn lebte diesen Luxus vor mir und wird nun verdrängt.

»Das tut mir leid, Merelyn, ehrlich. Aber ich kann nichts dafür« , rede ich mich raus und versuche, sie weniger wütend zu machen.

»Sei nicht so schwach. Wenn du erstmal länger hier bist und dir das abgewöhnt hast, kann ich dich vielleicht sogar leiden, Greenhorn!« . Sie ist zwar streng, aber lieb, ich mag sie wirklich.

Auf einmal riecht sie prüfend an mir.

»Mann, er hätte mir ruhig ein wenig mehr übrig lassen können!« , klagt sie. Wovon spricht sie?

Sie tritt einen Schritt näher an mich heran und legt ihre Hände auf meine Brust. Meine Kehle schnürt sich zu.

»Ich weiß, dass ich dich nicht anrühren darf, es ist nur...« , sie bewegt sich auf meinen zerbissenen Hals zu, »...ich bin so hungrig, diese Diät macht mir zu schaffen. Du schenkst mir doch ein wenig, nicht wahr? Du bist doch ein netter Kerl« .

Will sie etwa m-mein...!?
 

Merelyn hat nicht zugebissen. Aber sie schluckt und atmet dazwischen. Als würde sie... Luft trinken? Mein Herz pocht schnell in ihrer dämonischen Nähe, aber dann schlägt es langsamer. Und noch langsamer. Bis es wieder einen normalen Puls erreicht und Merelyn von mir ablässt. Es ist, als hätte sie mich beruhigt und mir irgendetwas genommen.

»Es war zwar nicht viel, aber immerhin. Gute Qualität, es muss dir ja richtig gefallen haben! Ich hoffe, der Master hat dich nicht zu leer gesaugt und dir auch noch was übrig gelassen« , sagt sie und springt einen Schritt zurück. Ihre Brüste hopsen dabei ein bisschen. Komischerweise fühle ich mich gar nicht zu ihr oder ihrem Traumkörper hingezogen, als hätte ich wirklich genug. Selbst wenn ich jetzt an Luzifer denke, fühle ich mich nicht zu ihm hingezogen. Es ist, als würde man einen Stein angucken.

»Lauf nicht zu lange hier rum, Neugier ist der Katze Tod« , meint sie und verschwindet hinter der nächsten Ecke.

Komisch, diese Sukkubus.

Naja, ich habe jetzt auch keine Lust mehr nach etwas zu suchen.
 

Auf dem Rückweg zum Schlafgemach habe ich mich verlaufen. So weit habe ich mich doch gar nicht entfernt, oder doch? Unbeholfen wandere ich durch große Räume mit Mauerwänden und teurem Mobiliar.

Als ich mir die Feinarbeiten an den Säulen anschaue geht mein Feuerzeug aus. Oh nein, es ist leer. Nicht nur das, mir fällt auch auf, dass... ich den Ausgang verloren habe!

»Shit! Wo war die Tür noch gleich?!« .

Suchend taste ich den Verlauf der Wand nach dem Ausgang ab, bis meine Hand ein Mal kurz in einen Stein absinkt und ich beinahe gestolpert wäre.

Der Stein ist tiefer in das Mauerwerk gesunken. Ist es etwa instabil?

Auf einmal sinkt eine ganze Platte aus Mauersteinen ein und schiebt sich zur Seite. Ein Geheimgang verbirgt sich hinter dieser versteckten Tür.

Aus der Dunkelheit tritt ein Kerzenschein und im Anschluss Alice, die sich verwundert zu mir umdreht.

»Oh, du bist es. Was suchst du hier?« , fragt sie mich, während sie in den großen Saal tritt und sich die Steintür wieder schließt.

»Ich suche nur den Ausgang« , sage ich, »Danke nochmal, dass du mir die neue Siegel-Brandwunde geheilt hast, Alice« .

»Es war meine Pflicht, der Master hat es so befohlen« . War klar. Keiner hier kann ein Kompliment einfach so annehmen.

»Sag mal, ist das da ein Geheimgang?« , frage ich und deute auf die Stelle, wo sich zuvor eine Öffnung zu erkennen gab.

»Ja, wir Servants benutzen die Gänge ständig, um schneller und immer zur Stelle zu sein. Außerdem sind das auch Fluchttunnel, für alle Fälle« , meint sie und erblickt meinen verwundeten Hals, »Du bist verletzt! War das...?« .

»Genau, er war es. Und er wollte, dass du es heilst« .

»Oh. Nun gut, dann komm mit in mein Zimmer« , sagt sie und öffnet den Geheimgang. Sie tritt voraus und gibt mir ein Zeichen, dass ich ihr folgen soll.

Mit schnellen Schritten folge ich ihr. Sie hat sich ziemlich gut eingewöhnt, sie ist erst nach mir neu dazugekommen. Aber ich bin meist nicht lange hier und habe auch eine ganz andere Aufgabeneinteilung als die anderen, deswegen habe ich mich nicht an die Umgangsformen hier gewöhnt.

Der Tunnel ist sehr dunkel, hätte Alice keine Kerze bei, mit der sie den Tunnel erleuchtet, würde man nicht das Geringste sehen können. Sie sind recht klein, die Tunnel, man könnte fast Klaustrophobie bekommen. Also nicht, dass man Angst vor jedem hat, der Klaus heißt, sondern Angst in engen Räumen zu sein.

Ich habe mir abgewöhnt, mit der Person zu reden, die ich begleiten soll. Jetzt, wo ich so darüber nachdenke, könnte das doch ganz nützlich sein, irgendwie.

Aber eine Sache interessiert mich doch:

»Was macht IHR eigentlich so spät hier? Solltet ihr nicht auch schlafen?« .

»Ähm... schonmal etwas von „Night of Debauchery" gehört?« .

»Von Five Nights at F**kboys?!«

»Ja, wir haben auf einen PC gespart und spielen das jede Nacht, aber shhhh! Verrate es bloß nicht Seiner Majestät! Wir haben ihn gut versteckt, normalerweise dürfen wir keine Luxusgeräte besitzen« .

Achso, zum Glück. Ich dachte schon, dass sie FNaFb nachmachen. xD
 


 

Alice und ich sitzen uns auf ihrem Bett im Gemeinschafts-Schlafraum gegenüber, sie rührt sich währenddessen ein wenig Salbe auf die Finger.

»So, halt still« , befiehlt sie und verreibt die Salbe auf die Wunden an beiden Seiten meines Halses. Sie tut gar nicht weh und scheint auch keinen Effekt zu hinterlassen.

»Wofür ist die gut?« .

»Sie macht dich wieder gesund. So wie ich von Senpai gehört habe, bist du zur Zeit dämonisch krank« .

»Ich bin was?« , frage ich beunruhigt.

»Das heißt, dass sich dämonische Zellen in deinem Körper befinden und dich für eine bestimme Zeit infizieren. Keine Sorge, es ist harmlos und wirkt keinen Effekt auf dich aus, solange du nicht chronisch erkrankst oder mehr Dämonenzellen in dich aufnimmst. Die Zellen eines Dämons sind stärker als die eines Menschen, sie können tödlich sein, wenn du zu viele in deinem Körper hast« .

»Und woher weiß dein Senpai, dass ich Dämonenzellen in mir trage?« .

»Der Master hat sich an dir vergangen. Sie hat den letzten Rest deiner Lust selbst verschlungen. Demnach befinden sich eine Menge dämonischer Zellen in dir. Nämlich die Seiner Majestät« , sagt sie ohne mit der Wimper zu zucken.

Sowas kann sie einfach so sagen!? ./////.

D-Darüber habe ich nie nachgedacht... >////>

»Es ist nur eine Frage der Zeit. In zwei bis drei Tagen bist du wieder gesund. Mithilfe der Salbe schneller« .

»Merelyn hat den Rest meiner Lust verschlungen, den Luzifer übrig gelassen hat? Also ist Luzifer sowas wie ein Incubus?« .

»Na hör mal, er hat die Rasse der Incubi sozusagen erfunden! Er ernährt sich von Fleisch, Lust aber auch von Seelen« .

Was er wohl bevorzugt? O-O°

Sie packt die Tube zurück in einen kleinen Koffer, den sie gut versteckt. Nun beugt Alice sich vor und legt ihre Hände um meinen Hals.

»Ich wusste gar nicht, dass du ein kleiner Masochist bist« , meint sie und lächelt verschlagen.

»Das wusste ich ehrlich gesagt auch nicht...« , gebe ich ehrlich zu.

Aus ihren Handflächen dringt grelles Licht. Sie scheint es gewöhnt zu sein und achtet darauf, was sie tut. Mich blendet es eher, aber... Es fühlt sich warm an. Irgendwie beruhigend und schützend.

Alice ist ein Engel. Oder eher war. Warum ist sie denn gefallen? Kann man, wenn man in den Himmel aufgenommen wurde, doch noch in die Hölle kommen? O-o

»Alice?« .

»Hm?« .

»Warum bist du hier?« .

»...« , sie meidet meinen Blick, konzentriert sich auf das Heilen meiner Wunden.

»Ich rede nicht gerne darüber...« . Sie tut mir leid und aus Respekt frage ich nicht länger nach. Aber aus Neugier ist mir Diskretion egal:

»Ach komm schon! Was hast du angestellt um aus dem Paradies verbannt zu werden?« .

»Immer diese neugierigen Menschen...« . Oho, sie hat sich diese Ablehnung gegenüber Menschen angewöhnt?

»Du warst doch selber einer« .

»Nein, war ich nicht« .

»Nicht? Bist du nicht gestorben und in den Himmel gekommen?« .

»Ich bin als Engel geboren. Niemand ist böse zur Welt gekommen, aber man kann falsch erzogen werden oder einfach viele Fehler machen und danach seine gerechte Strafe erhalten. So wie ich« .

Das Licht wird schwächer. Bis es schließlich aus ist. Ist sie fertig mit der Heilung?

»Sorry, meine Kräfte sind schwächer geworden, seit ich hier unten bin. Nur noch gute Gedanken erhalten sie« .

»Also kannst du sie nicht verwenden, wenn du traurig bist?« .

»Man könnte es als Inspirationsproblem ansehen. Wenn einem über eine längere Zeit nichts mehr einfällt, was er schreiben oder malen soll. Eine Blockade. Mir fehlt etwas. Etwas, an das ich glauben kann. Das einzige, was meine Kräfte noch am Leben hält, ist Hoffnung, Gebete und gute Gedanken« .

»Du hast Hoffnung?« , frage ich sie interessiert.

»Ja, lass dir niemals deinen Willen brechen. Das ist ganz wichtig. Hoffnung macht uns stark, deshalb sind wir hier. Damit kämpfen wir, wenn alles andere verloren ist« , antwortet Alice und lächelt in sich hinein.

In ihren strahlend eisblauen Augen bauen sich Tränen auf, die sie sich sofort wegwischt. »Das hat mir eine enge Freundin gesagt. Ich habe ihr versprochen, niemals die Hoffnung aufzugeben« .

»Das ist wunderschön« , lobe ich ihre Worte. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so einen starken Willen hat. »Irgendwann kommst du bestimmt hier raus«

»Das hoffe ich auch, selbst wenn es vollkommen unmöglich ist. Sonst hätte es Seine Majestät auch geschafft« .

Sonst hätte Luzifer es auch geschafft? Wie ist das gemeint?

»Er war auch einmal ein Engel, weißt du?« .

»HÄÄÄÄÄÄ?!?!?« .

»Was ist denn hier los?«, fragt ein Mädchen aus einem der Betten in der Nähe und dreht sich verschlafen um.

»Gar nichts, Ruby. Schlaf ruhig weiter«, sagt Alice.

»War ja klar«, grummelt Ruby und gähnt. »Der Engel schon wieder.. «.

Ich schlucke und flüstere lieber.

»Luzifer war mal ein Engel??«.

»Das hast du nicht gewusst?« , fragt Alice mich verwundert.

Ich schüttele den Kopf.

Sie schaut sich nach Ruby um und flüstert mir dann zu:

»Seine Majestät war nicht immer hier gefangen. Er war einmal ein Engel - ein Erzengel sogar. Einer der ersten und der mächtigsten. Unter den Engeln hatte er viele Anhänger und war nach Erzählungen Gottes Liebling. Nach der Geschichte mit Hiob, wo er versuchte Elohim klar zu machen, dass die Menschen ihr nur so lange treu bleiben, wenn ihnen nur Gutes widerfährt, und sie ihren eigenen Gott verfluchen würden, würde ihnen trotz ihres Glaubens Schlechtes widerfahren, hatte Gott Zweifel. Sie machte sich Sorgen um ihn. Er hatte unter seinen Anhängern verbreitet, wie verachtenswert die Menschen doch seien. Viele folgten ihm, andere machten ihm klar, dass er sich doch nicht mit Elohim gleich stellen dürfe. Seine Majestät aber war der Ansicht, dass er genauso gut geeignet sei das Schicksal der Menschen zu regieren, und wollte Elohim sogar heiraten« .

»Heiraten? Luzifer? Aber die beiden hassen sich doch!« .

»Shhh!«, zischt eine andere aus einem der Betten weiter hinten im Gemeinschafts-Schlafsaal.

»Tschuldigung..«, flüstere ich hörbar und wende mich dann wieder Alice' Erzählungen zu.

»Seine Majestät wollte nur mit ihr eine Bindung eingehen, damit er regieren kann. Aber Elohim erkannte seine wahre Absicht und welche Todsünden er noch beging. Er machte sich der Lust schuldig, des Verrats und der Gier sowie des Hochmutes. Sie verbannte ihn und seine Anhänger in ihr Höllenverließ«.

»Verlies? Er ist in der Hölle eingesperrt?«.

»Kann man so sagen. Er kann nämlich weder in den Himmel oder den Garten Eden zurück, noch kann er die Erde betreten«.

»Deswegen kann er sich auf der Erde nicht materialisieren!«, flüstere ich aufgeregt und schließe den Mund, als ich höre, wie sich jemand im Schlaf herumwälzt.

Instinktiv streiche ich mir mit einer Hand über die Stelle, wo sich das Siegel befindet.

»Dazu braucht er mich..«, murmele ich und fühle mich von dieser Erkenntnis.. geehrt. Und nützlich. Ich ermögliche es ihm frei zu sein, zumindest ein bisschen.

Ich schaue Alice erwartungsvoll an.

»Und was ist dann passiert?«.

Alice schaut nachdenklich runter.

»Bitte«, hake ich nach.

»Nach seinem Sturz..«, fährt sie fort, »Man sagt, er weinte Tränen aus flüssigem Feuer und schwor ewige Rache. Eines Tages würde er Elohim stürzen und ihren Platz einnehmen. Er hat schon unzählige Male versucht auszubrechen, flog unzählige Male zur Höllendecke und versuchte sie zu zerstören. Mit roher Gewalt. Er suchte nach Schwachstellen und hämmerte sich die Hände blutig. Deswegen sehen seine Flügel auch so abgenutzt aus. Die Löcher, die angebrannten Stellen, die dünnen Stellen - zu oft aufgerissen und gen Boden gefallen, zu viel dunkle Magie eingesetzt, zu viel geflogen. Seine Majestät zwang sich immer wieder an sein Limit, bis er schließlich aufgab«.

»Das klingt schlimm«.

»War es bestimmt auch. Tja, dann fasste er einen weiteren Entschluss: Er wird ein Anführer sein. Er baute sich ein Königreich auf, schüchterte mit seiner Macht alle Kreaturen der Finsternis ein und zwang sie, sich ihm zu unterwerfen und zeigte ihnen die Wahrheit und das Feuer - den Glauben an ihn. Die Bewohner machen ihm Geschenke, um nicht selbst geopfert zu werden und verehren ihn und seine Macht. Die eine Hälfte glaubt tatsächlich an ihn und verehrt ihren König, die anderen tun es der ersten Hälfte gleich, weil sie zu schwach sind, sich gegen ihn zu wehren.

Seine Majestät wollte sich mit seiner neuen Macht auch die Menschen zum Untertan machen und Elohims Herrschaft stürzen. Aber durch den Glauben der Menschen erhält Elohim die Kraft, alles Böse zu besiegen und solange wie sie an sie glauben, wird sich an der heutigen Grundsituation nichts ändern. Das Gute siegt, das Böse wird zurückgeschlagen« , endet Alice' Vortrag.

»Du weißt ganz schön viel«, staune ich und hätte wohl applaudiert, wenn hier nicht Leute versuchen würden zu schlafen.

»Mein Senpai hat mir alles erzählt. Sie ist am längsten von uns Servants hier. Sie kennt ihn am besten« .

»Luzifer gilt doch als mächtigster Dämon überhaupt. Wie kann er ein Erzengel gewesen sein?« .

»Niemand wird böse geboren, erinnerst du dich?« , lächelt sie mich an. »Elohim ist gütig und akzeptiert jeden bis zu einem gewissen Punkt, wo jemand anderen großen Schaden zufügen kann. Ich kannte sie etwas, aber gut genug konnte ich sie noch nicht kennenlernen. Aber eines weiß ich: Sie hatte ihn geliebt« .

»Was? Elohim hat Luzifer geliebt?« .

»Von ganzem Herzen. Sie war am Boden zerstört, als er so geworden ist und sie ihn verbannen musste. Es lag in ihrer Verantwortung, sie musste es tun, auch wenn ihr Herz daran zerbricht« .

»Ich kann verstehen, warum Luzifer sie hasst. Aber du wurdest doch auch von ihr verbannt und trotzdem bleibst du ihr treu« .

»Sie ist keine schlechte Person« . Alice steht auf, als Zeichen dafür, dass unsere Unterhaltung jetzt beendet ist. »Aber ich diene nun Seiner Majestät dem König. Und dieser Ring hält mich davon ab, etwas anderes zu glauben« , meint sie und deutet auf ihren Halsring, der ihre Haut schon etwas angebrannt hat.

»Gute Nacht, Hans« , wünscht sie mir. Sie hat sich noch nicht an den Umgangston angepasst und ist auch weiterhin freundlich zu mir.

»Gute Nacht, Alice« , wünsche ich auch ihr.

Sie ist wirklich noch ein Engel.
 


 


 

Mit Alice' Hilfe brauchte ich nicht lange, um wieder ins Schlafgemach zurückzufinden. Ich winke ihr zum Abschied und schleiche mich hinein. Zum Glück schläft Luzifer noch.

Aus irgendeinem Grund macht er auf mich einen ganz objektiven Eindruck. Vielleicht liegt es daran, dass mir Merelyn jegliches sexuelles Interesse geraubt hat. Stattdessen schaue ich ihn mit einer Neutralität an, die ich in seiner Nähe sonst selten spüre.

Nach dieser Geschichte sehe ich ihn mit anderen Augen. So viel Leid hat er hinter sich.. Ich könnte ihm eine Menge Fragen stellen.

Wieso verachtest du die Menschen, behandelst mich aber so gut?

Wieso bin ich dir so wichtig?

Hast du je aufgehört zu hoffen?

...

Hm, wie dem auch sei...

Ich hebe die Decke an und krieche darunter. Noch ein paar Minuten wartend darauf, dass irgendetwas passiert, liege ich mit dem Rücken zu ihm. Es ist still im Raum, fast schon beängstigend, aber auch irgendwie friedlich. Und das Bett ist so weich und kuschelig. Es gibt wirklich keinen Grund für mich besorgt zu sein.

Irgendwann entscheide ich mich doch dazu, ihn mir nochmal anzusehen.

Er sieht so perfekt aus... =////q////=

Ich schließe die Augen und mache es mir gemütlich. Schließlich ist es schon spät genug, da sollte ich mich nicht länger wach halten.

Als sich Luzifer im Schlaf zu mir umdreht, nimmt er mich in seine schützenden Arme und drückt mich an sich. Sofort macht mein Herz einen Sprung und voller Freude kuschele ich mich an ihn.

Ach scheiß drauf, er ist wunderbar! Und so warm~.

So kann ich ohne Probleme einschlafen. <3

Surprise my sweet Lover

~ Hans' Sicht ~
 

»Warte warte warte! Noch mal! Du bist gestorben, weil dich der Tod höchstpersönlich abgefüllt hat? Und der ist der Bruder von Luzifer, dem König der Hölle?« , ordnet Mary ihre Gedanken, während ich ihr meine Geschichte erzähle.

»Ja, und ich bin in die Hölle gekommen, weil ich ein schlechter Mensch war« .

»Und dann hat dich Luzifer zu seinem Wirt gemacht und du erledigst Aufgaben auf der Erde, die für ihn nicht machbar sind. Heißt das nicht, dass du der Welt Unheil bringst, wenn du im Namen des Teufels handelst?« .

»So würde ich das nicht sehen, es geht dabei meistens um seinen eigenen Kram. Persönliche Sachen, die das Gleichgewicht stören und die Hölle durcheinanderbringen, weißt du?« .

»Ok, nehmen wir das mal an« , kombiniert Mary weiter und nimmt noch einen Schluck Kakao, »Nachdem du dann bei deinem ersten Auftrag wieder gestorben bist, kamst du aber in den Himmel, weil du das Leben einer Person zukünftig verbessert hast. Luzifer hat dich da wieder rausgeholt und ihr seid zusammen zu Aphrodite, der Göttin der Liebe und Begierde, gegangen, um Informationen zu erhalten« .

»Und sie hat mit mir geflirtet! =///v///= « .

»Lenk nicht vom Thema ab. Dann hat dich Luzifer geküsst?« .

»Jaaaa, und es war toooll! <3 >///w///< <3 « .

»...« .

»Er ist so ein guter Küsser... ´=///Q///=` « .

»... -.-* « .

»...Sorry« .

»Wie dem auch sei... Erst danach sind wir uns begegnet und haben bald auch geheiratet. Und Luzifer ist in einen anderen Körper geschlüpft, um als dein Trauzeuge dabei zu sein?« .

Ich nicke zustimmend und verstecke mich halb hinter meiner Zeitschrift. Mary atmet schockiert ein.

»Deswegen hast du darauf bestanden, dass wir nicht in einer Kirche heiraten!« .

»Naja, Kirchen sind halt so ne Sache.. «.

»Und dann hast du mich mit Luzifer betrogen« , endet ihr Vortrag.

»Hör auf das zu sagen, betrügen ist so ein hartes Wort. Ich würde es eher... ähm...« .

»„Betrügen" nennen?«

»Ja fast« . Schach matt, mir fällt nichts ein.

„Könnt ihr mal still sein? Ich versuche hier mich zu konzentrieren!" , hallt Luzifers Stimme in meinem Kopf wider.

»Sorry, Luzifer, wo waren wir?« , frage ich ihn und schaue zurück auf das Kreuzworträtsel, welches wir beide versuchen zu lösen. Ich habe eine Ausgabe mit Teleportfeuer zu ihm schicken lassen und ich selbst habe meine in der Hand. Mary hilft diesmal auch mit und guckt bei mir raus, selbst wenn sie sich noch an Luzifer gewöhnen muss. Wenigstens versucht sie es.

Wenn ich mich auf der Erde befinde, reden wir manchmal über das Siegel miteinander.

»Ein Fabelwesen aus der Mythologie mit acht Buchstaben. An dritter Stelle ein R und an fünfter ein E« , teile ich ihm mit.

„Wie wär's mit Zerberus?" , antwortet er mir.

»Hey, das passt! Woher weißt du das?« .

„Ach, nur so geraten" .

»Die Nummer vier ist ein Telefonbuch« , sagt Mary und schreibt mir das Wort in die Lücke.

„Ein australisches Pelztier mit fünf Buchstaben?" , fragt er verwirrt.

»Da kommt Koala hin« , antworte ich ihm mit Selbstverständlichkeit.

„Wtf ist das?" .

»Ein Koala ist ein nachtaktives Beuteltier, das sich von Eukalyptusblättern ernährt« , lasse ich den Erklärbär raus.

Luzifer fängt an, lauthals zu lachen.

»Was ist so witzig?«, frage ich.

Mary guckt mich komisch an. Vielleicht liegt es daran, dass sie ihn nicht hören kann und ich jetzt den Eindruck vermittle, mit mir selbst zu reden. Nun steht sie auf und widmet sich anderen Dingen.

„Ihr habt schon komisches Getier da oben!" , lacht er.

»Sagt der Richtige. Koalas sind wenigstens schön flauschig, wobei mich alles andere, was es in deiner Welt gibt, umbringen kann!« .

„Das ist nur so, weil du nicht vorsichtig genug bist. Wo warst du nochmal als du ein zweites Mal gestorben bist? Achja, auf der Erde, du Trottel!" .

Er hat ja recht. Mir ist aufgefallen, dass man sehr schnell sterben kann, wenn man schon einmal draufgegangen ist. Ich halte mich absichtlich von spitzen Gegenständen fern und gehe fast nie wieder ohne einen versteckten Herzschutz nach draußen. Mir ist auch klar geworden, wie sorglos die Menschen doch alle sind. Wenn man bereits mehr als ein Mal gestorben ist, kommen einem seine Mitmenschen wie dumme Kreaturen vor, die nur so vor sich hin leben und nichteinmal wissen, dass sie jederzeit sterben könnten. Die Umwelt erinnert dann stark an die Filmreihe Final Destination!

»Mit wem redest du, Papa?« , erklingt die Kleinkinderstimme meiner Tochter, die mir am Hemd zieht.

„Ist sie das?" .

»Ja, das ist meine kleine Karen« .

„Du hast sie nach deinem Mentor benannt?" .

»Wieso nicht? Ich finde den Namen schön« , meine ich und setze sie mir auf den Schoß.

Ohne Vorwarnung verringert sich mein Sichtfeld. Es sieht für mich so aus, als würde ich durch eine Gasmaske blicken. Luzifer benutzt jetzt meine Augen. Er schaut sie sich an. Ich kann alles sehen und fühlen, aber er steuert mich.

»In deinen Augen kommt mir deine Brut ziemlich niedlich vor« , sagt Luzifer in meiner Stimme und Karen schaut verwundert in mein Gesicht.

„Ich weiß nicht, ob ich das als Kompliment oder Beleidigung sehen soll", teile ich ihm als Stimme in meinem Kopf mit.

»Du musst sie mal vorbeibringen, dann kann ich das besser beurteilen. In deinem Körper fehlen mir meine Sinne. Ich wundere mich, wie du überhaupt etwas wahrnehmen kannst. Menschen sind ja so beschränkt« .

„Naja, über die Evolution haben wir einen Großteil unserer Instinkte verloren und vieles hat sich zurückgebildet" .

Damit Karen es nicht hört, flüstert er mir zu: »Stell dir vor du hättest alle Dämonensinne. Mit deinen derzeitigen, weißt du ja gar nicht, wie sich richtiger Sex mit mir anfühlt. <3 « .

„H-Hey, hier sind Kinder anwesend!" (~O////O)~ <3 .

»Papa, bist du da drin?« , fragt Karen und mustert meinen Körper, patscht ein bisschen in meinem Gesicht herum und ruft mich.

»Hans, deine Tochter erkennt, dass ich deinen Körper kontrolliere?« , fragt er mich verwundert.

„Ich wusste auch nicht, dass sie das kann!" , gebe ich ihm erstaunt zur Antwort, „Aber ich habe mal gehört, dass Kinder eine bessere Wahrnehmung haben als Ältere und demnach auch gute von bösen Menschen unterscheiden können" .

»Na dann. Sieht so aus als wolle sie ihren Vater zurück«, flüstert er und lächelt dann meine Tochter an, »Sag „Bye bye" zu Onkel Luzifer, Klein Karen«. Mit diesen Worten gibt er mir meinen Körper wieder zurück. Wie ein Ego-Sicht-Zoom erlange ich mein volles Sichtfeld wieder zurück und kann mich auch wieder selbst bewegen.

»Hallo Papa!«, begrüßt sie mich.

»Äh, hallo mein Schätzchen«.

Karen hüpft mir vom Schoß und läuft zu Mary ins Esszimmer.

»Mama, wer ist Luzifer?« .

Mary funkelt mich wütend an.

Wie gesagt, es kommt einem viel einfacher vor zu sterben, wenn man es schonmal erlebt hat. TT-TT
 


 


 


 

Ein schmerzendes Ziehen durchfährt meinen ganzen linken Arm und so langsam auch meinen Brustkorb. Es fühlt sich an, als würde mir Luzifer das Blut direkt aus dem Herzen saugen.

Ich sehe ihm zu, wie er mit seinen Lippen an meinem Unterarm hängt und sein Adamsapfel runterrutscht und sich wieder hochzieht. Noch ein Schluck von meinem Menschenblut. Es scheint ihn zu erregen, ihn zu überrumpeln. Gierig verlangt er danach. Seit Tagen schon, das beunruhigt mich.

»Luzifer, du kannst jetzt aufhören« .

»Mh-mh ~ <3 « , verneint er und beißt kräftiger zu.

»Au! Das reicht!« , rufe ich aus und ziehe an meinem Arm. Zum Glück lässt er los und öffnet seine Augen - aus seinem Traum erwachend.

Beleidigt knurrt er mir entgegen.

»Aus!« , antworte ich aus Reflex. Nun lächelt er und seine Beschwerde wird zum zufriedenen Schnurren.

»Du bist in letzter Zeit ziemlich spendabel, Hans« .

»Und du ziemlich hungrig« .

»Da muss man dir ja schon fast Respekt entgegenbringen. Oder dir für deine Dummheit einen Morgenstern über den Kopf ziehen« .

»Ich bin nicht dumm! -.-* «.

Er kichert nur darüber.

Mistkerl... scheiß liebenswerter, heißer, sexy Mistkerl! >///M///<

»Und wie dumm du bist«, neckt er mich, »Du fütterst mich mit deinem Körper. Als würde der Hase zum Fuchs rennen und ihm sagen: „Friss mich! Wann immer du willst!"«.

Er hält sich theatralisch den Handrücken an die Stirn und macht überschwängliche Geräusche.

Ich lache und gebe ihm einen Schubser.

»Spinner!«.

Er gibt sich zufrieden und schwenkt seinen Schweif von der Bettkante und wieder zurück.

»Eines Tages reiße ich dir noch ein großes Stück Fleisch aus« , meint er ernst.

»Das würdest du nicht tun. Nicht bei mir, das weiß ich« .

»Ts... Ja, klar« .

»Können wir bitte das Thema wechseln? Wir müssen ja nicht unbedingt reden... <3« , meine ich und krabbele auf ihn zu. Ist ein bisschen schwer auf diesem flauschigen Bett voranzukommen, da sinkt man immer ein bisschen ein.

Er ahnt, was ich vorhabe.

»Willst du mich vollstopfen?« , fragt er mit einem Lachen.

»Morgen machst du Diät« , sage ich und küsse ihn.

»Als hätte ich das nötig« .

»Solltest du aber. *chu*« .

»Ach wirklich?«. Demonstrativ schiebt er sein Hemd nach oben und zeigt mir sein Sixpack. Stimmt, er hat es wirklich nicht nötig. Nein, überhaupt nicht.

»Du tust es schon wieder« , sagt er.

»Was denn?« .

»Du hast wieder diesen Blick. Deinen „Zieh mich aus und nimm mich" - Blick, den ich so gern an dir habe« .

Errötet wende ich meine Augen von seinem Traumkörper.

»D-Dann tu es doch, ich meine... dich hält keiner auf. .////.« .

Er lacht.

»Wer ist hier der Incubus?« , fragt er rethorisch und küsst mich.

Ich hätte nie gedacht, dass ich mich einmal freiwillig vom Teufel nehmen lassen würde. Naja, da wusste ich auch nicht, wie heiß der Teufel ist. Und da habe ich noch nicht gewusst, dass ich jemals auf einen Kerl stehen würde.

Es überrascht mich immer noch.
 


 


 

»Guten Morgen, Luzifer« , begrüße ich meinen süßen Dämon aus dem Halbschlaf. Er ist bereits aufgestanden und angezogen. Ich sollte mich beeilen, wenn er raus geht, wird die Bettwäsche gewechselt und die Servants schmeißen mich aus dem Bett. x-x

Ohne Mühe ziehe ich mir mein weißes Shirt über den Kopf und bekleide noch den Rest bevor ich mir mein Morgenküsschen abhole.

»Weißt du, ich habe mir was überlegt« , beginne ich und will ihn schon in meine Arme schließen, da dreht er sich um, packt meine Handgelenke und wirft mich zu Boden. Er hält mich fest.

Seine Dämonenaugen schauen mich streng an. Ist er sauer? Warum?

»Luzifer, was- « .

»Schluss jetzt!!« . Mein Herz zieht sich so schnell zusammen, dass es schon schmerzt. Irgendetwas sagt mir, mich nicht zu rühren bis er mich loslässt.

»Du hast eine Frau und ein Kind! Ständig klebst du an mir und vernachlässigst die, die dich lieben! Noch dazu bin ich -!« , sofort hört er auf zu reden und mein Mut kommt wieder. Verstehe! Er wollte mich mit seiner Einschüchterungs-Tour und der Moralpredigt nur davon ablenken, dass ihn etwas anderes viel mehr stört, wovon er mir nicht erzählen will. Ich kenne doch meinen Meister. Er hat immer nur aus gutem Grund schlechte Laune.

»Du bist waaaaaaaaaaas? >:3 «, hake ich nach.

Sein Griff lockert sich und er wendet seinen Blick ab.

»Ts...« .

»Sag schon!« . Er steigt von mir runter und steht auf. Kleinlaut gibt er zur Antwort:

»...ich bin verlobt...« .

»IS' NICH WAHR!« , rufe ich erstaunt aus. Er ist WAS?! :D

»Der ewige Junggeselle Luzifer ist verlobt?!?« .

»MEINE ELTERN SIND SCHULD!!!« , schreit er zurück, aber ich genieße es ihn ein bisschen zu ärgern.

»Und? Wer ist die(/der) Gute?« .

»Sie heißt Helena, Tochter der Leda. Sie hat in Troja mal einen Krieg ausgelöst, unfreiwillig anscheinend, soll wohl perfekt für mich sein und an meiner Seite regieren« .

»Wie süß!« , schwärme ich und sehe ihn mit den Nerven am Ende zu Boden sinken. »Ihr werdet heiraten! Sie wird sicher Kinder haben wollen und ihr werdet so glücklich! Wie gut dir wohl ein Ring steht?« .

»Warte, sagtest du gerade "Kinder"?!« .

»Ja, ganz viele sogar! >:D « .

»Das kann sie sich abschminken! >xO « .

»Was haben denn deine Eltern dazu noch gesagt?« .
 

~ (unnötiger) FLASHBACK ~
 

Mutter: »Ach und Sohn? Wir wollen Enkelkinder!« .

Vater: »Viele!« .
 

~ END OF (unnötiger) FLASHBACK ~ (lol xD )
 

»...Fuck« .

Während ich mich weglache schlägt Luzifer die Hände über den Kopf zusammen und wandert im Zimmer auf und ab, mit dem Schweif peitschend und dabei merkwürdige Geräusche machend.

»Ist sie denn auch damit einverstanden?« .

»Um Einverständnis geht es hierbei nicht«, antwortet er, »Ich wurde nicht gefragt, genauso wenig wie sie. Ich werde einfach mit jemandem verheiratet, und das ist Helena von Troja. Ihr Stand wird gesichert und meine Eltern werden zufrieden, hat anscheinend jeder was davon. Nur ich nicht. -.- * « .

»Warte, du kennst sie nicht?!« .

»Natürlich nicht. Ich habe keinen Plan, wer sie ist, und es ist mir auch egal. Ich will sie nicht sehen« .

»Aber du kennst sie doch noch gar nicht, gib ihr wenigstens eine Chance!« .

»Ich will sie nicht kennen lernen!!« .

Luzifer wird mit einer Fremden verheiratet, ohne gefragt zu werden. Das ist irgendwie grausam. Was ist, wenn sie sich nicht verstehen und er sie umbringt? Wahrscheinlich ist es ihm strengstens verboten, sonst würde er sich nicht so aufregen, wenn es so einfach wäre. Sie weiß wahrscheinlich nicht einmal, dass sie einen Dämon als zukünftigen Ehemann bekommen hat. Beide tun mir leid.

»Ich brauche ein wenig Zeit für mich. Ich schicke dich wieder zurück« .

Ist vielleicht auch besser so. Nach dem Wutausbruch möchte ich nicht wissen, was er tut, um Dampf abzulassen.

Ich nicke zustimmend und mache mich zur Teleportation bereit.

Schon umhüllen mich blaue Flammen. Das letzte, was ich höre, ist Luzifer, wie er einen Servant ruft.

»Diego! Mach die Streckbank bereit, ich bin wieder so verspannt!« .

Oh ja, tolle Idee. Nice, eine Streckbank... Aua... ._.°

Holt mich hier weg!

~ Luzifers Sicht ~
 

Da stehe ich nun in einem großen, prunkvollen Garten. Inmitten von Verwandten und Leuten, die mich sonst noch so anstarren. Ich hätte nie gedacht, dass Mutter überhaupt in der Lage ist zu lächeln. Vater sieht auch stolz aus und Lena macht sich zusammen mit Herkules über mich lustig. Wie sie mich alle ankotzen! Nur Death versucht, mich irgendwie aufzumuntern.

Könnte ich mich nur an meinen Junggesellen-Abschied erinnern, aber nur Kopf- und Gesäßschmerzen bleiben zurück... x-x°
 

Vor mir steht sie. Helena von Troja. Ich sehe sie nicht an, um ihr gleich klar zu machen, dass ich nicht an ihr interessiert bin. Es ist mir gleich, wie sie aussieht oder wie sie so ist. Sie sollte sich mir nicht nähern. Ich bin der Herrscher der Hölle, der mächtige Gott-König, und ich werde meinen Platz nicht teilen.

Schon schlimm genug, dass ich im Moment ihre Hände auf meinen spüren muss.

Hera, die Göttin der Ehe, meine Tante, meldet sich wieder zu Wort.

»Sprich mir nun nach, Helena«, sagt sie und zitiert die Floskel, »Ich, Helena von Troja, Tochter der Leda, stolze Nachfahrin des Zeus...« .

»Ich, Helena von Troja, Tochter der Leda, stolze Nachfahrin des Zeus...« , wiederholt sie. Sie hat eine angenehme Stimme — wird mich also schonmal nicht nerven, sie zu hören.

»... gelobe hiermit, meinen Pflichten als Gemahlin des Luzifer Devil, erstgebohrener Sohn des Hades und der Persephone, nachzukommen...« , fährt Hera fort.

Helena wiederholt es.

Bla bla bla.

»... und ihm mit Treue, Herz und Seele beizustehen, was auch immer kommen mag, in guten - sowie in schlechten Zeiten« , endet Helenas vorgegebener Aufsatz.

Nett. Warum muss ich das nochmal machen?! -.-*

»Und nun, Luzifer, sprich mir nach: ... « .

Holt mich hier einer raus! Death, schrei „Einspruch" oder sowas, komm schon! Du bist mein Bruder!

Ach, auf meine Familie kann ich mich nicht verlassen.
 


 

Jubelrufe, Glückwünsche und dergleichen ertönen, genau wie bei Hans' Hochzeit. Ich hätte ihn gerne hier gehabt, aber Menschen hierher zu schleppen wäre zu gefährlich. Er könnte sofort ausgelöscht werden, weil er zu viel von den Göttern weiß und weil ich ihn zum Wirt gemacht habe. Letzteres wäre schlimmer — mir würden zur Strafe die Kräfte geraubt.

Helena nimmt meinen Arm und hakt sich ein, während wir die Stufen vom Traualltar hinunter steigen.

»Jetzt kommen sie alle zum Händeschütteln« , flüstert mir Helena ihre Befürchtung zu.

»Versteht mich nicht falsch, My Lady, aber ich bin nicht zu einer Konversation auferlegt«. Das sollte ihre Hoffnungen auf ein gutes Miteinander-Auskommen zerstört haben. Gut. Sie wird schleunigst genug von mir kriegen und Leine ziehen, jedenfalls hoffe ich das.
 

»Ziemlich stressig, was?« , sagt mein Bruder und tut einen auf verständnisvoll, indem er mir zuhört und mir jedes mal, wenn mein Glas leer ist, einen Drink in die Hand drückt. Die Aktion wird auch „The Kennedy Package" genannt.

»Danke Linus«, zitiere ich.

»Und? Wirst du ihr ebenfalls einen Thron besorgen?« .

»Muss ich wohl. Sonst wird Mutter einen holen, und direkt mein ganzes Schloss umdekorieren. Danach würde es bestimmt wie in Umbridge's Büro aussehen« .

»Wer ist Umbridge?« , fragt er verwirrt.

»Ach, niemand« , antworte ich und nehme noch einen Schluck von meinem Drink. Durch Hans habe ich ein paar Kentnisse über menschliche Sachen erhalten. Einige finde ich sogar ziemlich interessant.

»Dir stehen keine Anzüge, Onii-chan« , bemerkt er desinteressiert.

»Dir auch nicht, Otouto-chan« .

Derweil schaue ich Mutter zu, wie sie Helenas Kleid begutachtet. Na mal sehen, wie gut sie mit ihrer Schwiegermutter auskommt, sie ist ein Biest! >:D

Nun sehe ich, wie sie sich in die Arme nehmen.

... Auf wessen Seite stehst du eigentlich, Mutter?...

»Sieh mal, noch eine Person mehr, die sich gegen dich verschworen hat« .

»Halt die Klappe, Death!« .

Er lacht.

»Du hast doch wenigstens mich« , meint er und schubst mich leicht.

»Jaja...« , gebe ich genervt von mir und schenke ihm zur Aufmerksamkeit ein Küsschen auf den Mund. Niemand ist verwundert darüber, denn unter Göttern und Teufeln spielen menschliche Regeln keine Rolle. Unsere Gaben machen uns zu dem, wer wir sind, nicht unsere Eltern — wir sind quasi alle Individuen. Habt ihr gewusst, dass Zeus und Hera auch Geschwister sind? Genau, und dabei ist das noch das kleinste ihrer Probleme. Wir bestehen einfach nicht aus demselben Zeug, aus dem Menschen hervorgehen.

»Ich werde nun wohl nicht mehr der Einzige sein, dem du deine Küsse schenkst« , meint Death spielend gekränkt. Er weiß nicht, was aus Hans geworden ist, nachdem er ihn für mich hatte umbringen müssen, weswegen er auch nicht weiß, wie viel wir schon rumgeknutscht haben.

»Du denkst doch wohl nicht, dass ich DIE DA küsse!«.

»Ihr seid jetzt verheiratet und habt eheliche Pflichten« , prügelt er mir ins Gedächtnis.

Vermutlich lasse ich die Hochzeitsnacht aus. Ganz gleich ob Helena wunderschön ist, ganz gleich ob Mutter und Vater Enkel wünschen - ich mag sie nicht und deshalb werde ich sie auf Abstand halten. Beziehungen haben bei mir sowieso nie lange gehalten.
 

»Luzifer-sama! Briefe für Euch!« , ertönt eine bekannte Stimme direkt vor mir. Wo kommt der denn auf einmal her?

Vor mir flattern die geflügelten Schuhe eines blond gelockten Jünglings mit braunen Augen in einer weißen Toga. In der Hand hält er einen zusammengebundenen Stapel Briefe, den er mir entgegenstreckt.

»Hi Hermes, wieder Fanpost?« , scherze ich und nehme den Stapel an mich.

»Nein, Glückwünsche, Einladungen und dergleichen... Ich habe sogar nachgefragt, ob- « , er bricht mitten im Satz ab und starrt meinen Bruder an, während er vorsichtig landet.

»Oh, t-tut mir leid! Guten Tag, Death-sama, Ihr seht heute wieder vorbildlich aus!« .

»Guten Tag, Hermes. Ich entschuldige mich wegen deines Vogels, aber er musste sterben« .

»N-nein, ich respektiere Eure Arbeit sehr« , stottert er verlegen.

Hermes starrt ihn weiterhin an. Er merkt es nicht, aber seine geflügelten Schuhe behalten ihn knapp über dem Boden in der Luft.

»Ist sonst noch etwas?« .

»Oh! Äh, nein. Alles ist in Ordnung, ich bitte um Verzeihung« .

»Hermes, du flatterst«, weise ich ihn darauf hin.

»Eh - ?« , er landet sofort. »I-Ich flattere gar nicht! Ich ähm... muss dann weg!« . Er verschwindet so schnell wie er aufgetaucht war, taucht dann aber erneut auf und wendet sich an mich:

»Kann ich Euch in fünf Minuten am Brunnen sprechen?« . Ich atme ein Mal tief durch.

»Na gut, wenn's sein muss« .

»Danke!« , fügt Hermes hinzu und blinzelt ein paar Mal in Deaths Richtung, und weg ist er.

»Was hat der denn?« , fragt Death und nimmt noch einen Schluck von seinem Drink.

»Ehrfurcht vor dir? Oder vielleicht bist du ja sein Traumprinz?« , lache ich.

»Ja genau. Alle Mädels träumen von Prinzen und nicht von Königen. Also bin ich beliebter als du, Onii-chan« .

»Freu dich nicht zu früh, Hermes ist kein Mädchen« .

»An Hermes bin ich auch nicht interessiert... Übrigens, Lena wollte noch mit dir sprechen« .

»Darüber reden wir später« , sage ich und trinke meinen Drink aus, damit Death mir direkt einen neuen in die Hand drücken kann.

»Danke Linus« .
 

»Also? Was ist?« , frage ich Hermes, der schon ungeduldig auf mich gewartet hat. Er steht nervös da mit den Händen hinterm Rücken.

Mit geschlossenen Augen streckt er mir nun einen Brief entgegen. Er ist mit einem Herzchen-Sticker zugeklebt.

»K-Könnt Ihr den an Euren Bruder weiterreichen? >////< « .

»Ich dachte du bist hier der Götterbote« .

»I-Ich traue mich nicht!!« .

»Oh man...« , seufze ich und nehme ihn schließlich doch entgegen. Erleichtert von meiner Entscheidung, ihm zu helfen, richtet er sich auf und scheint etwas von „Danke" zu murmeln.

»War das alles?« .

»Hört zu, zur Erhaltung der Thronfolge ist es wichtig, dass Ihr und Helena Kinder - « .

»Auf keinen Fall!! > M <* « . Ich will das nicht hören! (<— ist selbst noch ein stures Kind xD)

Auf einmal ist es so still hier. Nach gründlichem Umsehen merke ich es. Alle Gäste starren mich an. Shit, was mache ich jetzt? Kann mir eigentlich egal sein, oder nicht?

»Was gibt's da zu glotzen?!« .

Einige verdrehen die Augen, andere schämen sich herübergeguckt zu haben, aber alle widmen sich wieder ihrem Gesprächspartner.

»Ihr solltet auf jeden Fall vorsorgen« , flüstert Hermes. Ausnahmsweise höre ich ihm zu. »Wenn Helena wirklich ein Kind wünscht, müsst Ihr vorbereitet sein. Sucht Euch jemanden, der Euch helfen kann, am besten jemanden, der schon Erfahrungen mit Kindern hat« .

Erfahrungen mit Kindern? Da fällt mir nur einer ein, dessen Hilfe ich in Anspruch nehmen würde...

Schwups und weg

~ Hans' Sicht ~
 

»Und noch einer« , zähle ich, während sich die Geschirrteller stapeln. Ich helfe Mary beim Spülen. Das ist das Mindeste, was ich für sie tun kann, nachdem sie auf grobe Art erfahren musste, dass ihr Mann ein untreuer, doppelt gestorbener Teufelswirt ist. Ach ja und weil sie so viel Haushalt alleine machen muss, wenn ich anderswo gebraucht werde. ^^°>

Plötzlich lacht sie los.

»Dass er jetzt verheiratet ist, nicht zu fassen!« .

»Du redest ja schon so, als würdest du ihn ewig kennen« , räume ich ein. Ich hatte eigentlich etwas anderes von ihr erwartet, ein anderes... Verhalten. Dass sie ihn nicht als Person, sondern als Bestie betrachten würde. Oder wenigstens Angst vor ihm hätte, so wie ich einst. Aber nein, sie sieht ihn wie einen alten Freund. Naja, eher wie der beste Freund ihres Mannes, den sie nicht so wirklich leiden kann und mit dem sie sich anlegt.

»Naja, er macht nicht wirklich den Eindruck, als hätte er brennend darauf gewartet etwas Festes anzufangen« , meint Mary und reicht mir noch einen schaumigen Teller.

»Ich bin auch noch verwundert darüber, dass er nicht einfach die Fliege gemacht hat« .

»In so einer Position kann man nicht einfach abhauen; ich hätte mich auch dem Schicksal gestellt und es akzeptiert« .

»Wieso sich dem Schicksal stellen, wenn man es auch umgehen kann?« .

»Denkst du immer so?« , fragt sie lächelnd. Hält sie mich für einen Feigling?

»Na hör mal, würde ich nicht so denken, wäre ich nicht hier« .

»Stimmt, dann wärst du noch immer tot« , antwortet sie mit gekippter Stimme. Sie lässt das nun sauber gespülte Glas wieder ins Spülwasser sinken.

»Mary, Schatz, was hast du denn?« , frage ich, lege das Trockentuch weg und halte ihre Schultern.

»Es ist nur... ich bin Luzifer etwas schuldig« .

»Wie? Hä? Hast du etwa..?« .

»Was ich meine ist... hättet ihr keinen Pakt miteinander geschlossen, hätte er dich nicht wiederbelebt und ich hätte dich nie getroffen. Dich, Hans, die Liebe meines Lebens. Du wärst tot und ich wäre nie meiner wahren Liebe begegnet« .

»Ich auch nicht« , gebe ich zu. Jetzt wirft sie mir einen zweifelnden Blick zu und lächelt schelmisch.

»Ich hoffe doch, dass du mich meinst« .

Wir lachen los, auch wenn ich glaube, dass sie die Frage ernst meint.

»Also willst du dich bei ihm bedanken?«, frage ich und nehme das Trockentuch wieder in die Hand.

»Auf keinen Fall!« .

»Wieso nicht?« .

»Das käme nur ihm recht und er würde mich für den Rest meines Daseins damit aufziehen!« .

Sie kennt ihn wirklich. :)

Auf einmal meldet sich die Stimme meines Senpais zu Wort:

„Hans, du musst sofort herkommen, und nimm Mary mit! Ich schicke sofort Teleportfeuer!"

»Was ist denn?« , frage ich sie und schaue auf meinen Bauch, um Mary zu symbolisieren, dass ich sie nicht angesprochen habe.

„Seht ihr, wenn ihr da seid! Ihr müsst sofort herkommen" , sagt sie genervt.

»Aber wir können Klein Karen nicht allein lassen!« .

Als hätte sie aufgelegt, fühle ich ihre Präsens auf einmal nicht mehr. Blaue Flammen treten unmittelbar aus dem Siegel und hüllen Mary und mich ein. Unhöflich wie immer. Sie ist wirklich viel zur lange in der Hölle, keine Manieren...

Für Luzifer ist sie die höflichste Person, die es gibt. Obwohl... Ich weiß gar nicht, was Caren in seinem Leben für eine Rolle spielt. Bei den Geschichten, die ich über ihn gehört habe... Würde er wirklich nicht einmal mit der Wimper zucken, würde sie vor seinen Augen von irgendwem ermordet?

Oder gar von ihm persönlich?

Wir kommen im Palast an, wieder die Eingangshalle. Etwas ist anders.

»Wow« , murmelt Mary, als sie sich einmal richtig umsieht. Da werde ich selbst ja schon fast stolz.

»Ich will aber Barbie spielen!« , meldet sich eine Mädchenstimme.

»ICH WEIß NICHT MAL, WAS DAS IST!!! TT`O´TT « , regt sich Luzifer auf - mit den Nerven am Ende.

»Ihr wisst einfach nicht mit Kindern umzugehen!«, tadelt ihn eine schöne Frau in einem antik aussehenden Kleid. Das muss dann wohl Helena sein, denn keine seiner Angestellten hätte so mit ihrem König gesprochen. Oder hätte so viel an.

»Ach, und IHR könnt das oder wie?!« .

Luzifer und Helena streiten sich über... Klein Karen?! Sie hängt fröhlich kopfüber von Helenas Arm, während sich Luzifer das schmerzende Handgelenk reibt.

Mary läuft sofort auf die zwei zu und schnappt sich unser Kind, als würde es gleich aufgefressen werden.

»Was macht ihr mit meiner Tochter?!« .

»Was soll das heißen?!« , schreit Luzifer zurück. »Sie ist einfach hier aufgetaucht und hat Randale gemacht!« .

Ich trete der Konversation bei.

»Karen kann doch nicht einfach so in die Hölle gekommen sein, jemand muss sie hergeholt haben« . Bei dieser Gelegenheit betrachte ich Helena genauer. Sie hat langes, lockiges, erdbeerblondes Haar und goldene Augen. Sehen magisch aus. Sie trägt figurbetonte Kleidung, sieht sehr alt griechisch aus.

»Das ist es ja! Sie stand auf einmal neben mir und hat mich angeschrien, ich solle mit ihr spielen! Dann wurde sie handgreiflich und kurz darauf seid ihr aufgetaucht« . Hm, wie ist sie nur hier hingekommen?

Luzifer fährt fort und zeigt mir dem Daumen auf Mary: »Und was hat deine Olle für ein Problem?« .

»Meine Tochter in deinen Händen, da muss man sich doch Sorgen machen!!« , meint sie und stemmt die Hände in die Hüfte.

»Ts...« , schnaubt er und dreht sich beleidigt um.

Helena schaut verwundert. Wahrscheinlich weil wir ihn duzen. Ihn als Gott-König.

»Also ihr beiden wisst überhaupt nicht, wie sie hier hergekommen ist?« .

»Sie war einfach da« , beantwortet Helena meine Frage.

Mary erbleicht.

»Ist Karen etwa... tot?!«.

»Oh nein, dieses Kind ist lebendiger als alles andere, was ich je gesehen habe!! Und das soll schon was heißen. Allerdings kann ich mir ihre starke Ausstrahlung nicht erklären« , sagt Luzifer und hält sich nachdenklich das Kinn.

»Starke Ausstrahlung ist noch untertrieben! Meine Tochter ist sehr mutig und hat einen starken Willen; sie ist selbstbewusst und furchtbar niedlich, kein Wunder, dass sie sehr beliebt unter ihren Freunden ist« .

»Ich möchte sie trotzdem einmal genau ansehen« .

»Bleib bloß weg von meinem Baby!« .

»Schatz, sie ist kein Baby mehr, sie ist ein Kleinkind« , korrigiere ich sie.

»Tut mir leid, euch unterbrechen zu müssen, aber...« , meldet sich Helena zu Wort und zeigt auf das Tor. Es steht offen. Und Karen ist nirgends zu sehen.
 

»Oh, sie ist weg« , bringt Luzifer es auf den Punkt und kratzt sich seelenruhig am Kopf.

»Mein Gott, Luzifer!« , ruft Mary panisch, »Meine Tochter ist verschwunden!! Wie kannst du da so ruhig bleiben?!« .

»Du kannst mich ruhig immer so ansprechen, nur keine Scheu« , meint er und grinst.

»Wir müssen sie suchen!«, schlage ich vor.

»Wowowow, ganz langsam! „Wir"??« .

»Ja, WIR! Du musst uns durch die Hölle bringen!«.

»Er hat Recht. Ihr müsst mitkommen« , sagt Helena und schlägt sich auf unsere Seite.

»Ts, sagt mir Bescheid wenn ihr sie wieder habt« , sagt er desinteressiert, dreht sich um und geht. Ich muss ihn überzeugen, mitzukommen!

»Karen ist allein da draußen, sie könnte umkommen!«, versuche ich ihn zu beschwichtigen. Das berührt ihn natürlich kein Stück. Ok, neuer Versuch:

»Ohne dich werden wir noch bei lebendigem Leibe gefressen oder entführt oder sonst was! Luzifer, wir brauchen dich! Ich brauche dich!« . Er geht weiter und winkt sogar noch ohne sich umzudrehen.

Ihm ist wirklich egal, was mit mir passiert?! Letztes mal ist er ausgerastet, weil er die Spur eines anderen Dämons auf mir gerochen hat und jetzt lässt er uns alleine durch die Hölle ziehen? Da überleben wir nicht einmal einen Tag!

»Stell dir doch mal vor, was Klein Karen in deiner geliebten Hölle alles anstellt« , wirft Mary ein. Er stoppt.

Ich kann mir gut vorstellen, wie er sich auf die Unterlippe beißt. Und sein Blick wird sagen: Shit, sie hat recht! Aber er würde es niemals zugeben. Dafür ist er zu stolz.

Er dreht sich um und kommt mit schnellen Schritten zu uns zurück.

»Na gut, wird vielleicht doch ganz lustig« .

»Gut dann los« , sage ich und nehme mir die zwei kuttenartigen Mäntel vom Kleiderhaken neben der Eingangstür. Den einen werfe ich mir um die Schultern, den anderen gebe ich Luzifer. Den zieht er wie gewohnt an.

Die beiden Mädels sehen uns verwundert an, während wir die Kapuzen aufsetzen.

»Oh, stimmt, es gibt nur zwei« , räumt Luzifer ein. »Interessant, dass du genau weißt, wofür wir die brauchen, Hans« .

»Ich habe einen guten Mentor« . Die Kutten dienen der Vermummung, niemand darf wissen, dass Luzifer höchstpersönlich draußen rumläuft. Er würde sofort angegriffen werden. Jedenfalls von denen, die es wagen würden.

»Wäre es dann nicht besser, wenn du und Helena die Kutten tragt?« .

»Das wäre zu auffällig. Zwei vermummte Gestalten und zwei unvermummte Begleiter?« , räumt Helena ein.

»Dann halten Hans und ich genügend Abstand zwischen euch, damit niemand merkt, dass wir zusammen gehören« .

»Aufgrund der Tatsache, dass wir beide Menschen sind, könnte es unter Umständen Probleme geben, allerdings habe ich es bei meinem ersten Tod auch bis zum Schloss geschafft. Und beim zweiten sogar noch besser, also sollten wir es schaffen« , schlussfolgere ich, nehme den Mantel ab und gebe ihn Helena. Sie lächelt dankend und bindet ihn um. Wird schon schiefgehen.

»Und damit euch niemand schnappt, solltet ihr beide dicht beieinander bleiben, damit man sieht, dass ihr zwei auf einander aufpasst, aber nicht so sehr, dass man denken könnte, dass ihr Angst habt. Sie können Angst riechen! Bleibt ruhig, dann sollte Mary sicher sein« , sagt Luzifer grinsend.

»Dann können wir ja gehen« , meint Mary und geht mit Helena nach draußen. Die heiße Luft der Hölle macht sich erst dann wirklich im Raum bemerkbar, wenn man sich dem Tor nähert, hinter dem die Frauen bereits verschwunden sind. Ich will ihnen erst nachgehen, da hält Luzifer mich zurück.

»Was ist?« .

»Du musst meinen Geruch tragen, damit ihr beide sicher seid« , sagt er und zieht mich am Gürtel an ihn heran.

»Man soll wissen, dass du mir gehörst« , flüstert er und küsst mich. Er küsst mich heiß. Erst mache ich mir Sorgen, dass Mary mich sieht aber dann konzentriere ich mich ganz auf ihn. Ihn und seine weichen Lippen, wie er mit seiner Zunge meine umspielt und mich dicht an sich presst. Wie ich seinen Geruch inhaliere und wie gekonnt er den Kuss auflöst, wie unser Speichel noch an unseren Zungen zusammenhängt und einen Faden bildet als wir auseinander gehen und wie sexy er mir zuflüstert: »Später machen wir weiter, Süßer <3 « .

»Kommt ihr?!« , ruft Mary uns zu.

»Sind schon unterwegs!« , antwortet Luzifer und geht mit schnellen Schritten voran.

Ich zögere noch etwas, bin noch völlig in Trance. Wow... <3

Das... war heiß..! >////>

Verträumt laufe ich hinterher. Draußen angekommen blinzelt Mary mich verwirrt an.

»Hans, geht es dir gut, du bist so rot im Gesicht?« .

»Heeeh.. heheh... alles gut...« .

»Na dann, auf geht's!« .
 


 


 


 


 


 

Der Markt war gar nicht so unüberwindbar, wie wir angenommen haben. Die Dämonen sind uns aus dem Weg gegangen, Luzifer und Helena waren weniger das Problem, aber Mary und ich fielen durch unsere deutliche menschliche Aura auf wie ein bunter Hund. Allerdings drehten sich die meisten Schaulustigen wieder um, als sie bemerkten, wie deutlich ich nach jemandem roch. Jemandem, mit dem man sich nicht anlegen darf.

Mary und mir fiel es schwer, selbstbewusst und schnurstracks nach vorn zu gehen, da wir in jede Ecke spähen mussten, um vielleicht einen Hinweis auf Klein Karen zu erhaschen.

Beim Sklavenhändler war sie zum Glück nicht.

Nach einer Weile haben wir den Markt hinter uns gebracht und konnten durchatmen.

»Wohin jetzt?«, fragt Helena und schaut sich im Brachland um. Sie atmet zitternd ein und hat einen Ausdruck tiefer Traurigkeit in ihren Augen. »Das hier ist jetzt also.. mein Königreich..?«

»Ah ah ah! Mein Königreich, wenn ich bitten darf«, korrigiert Luzifer.

»Ich mache mir am meisten Sorgen, dass Klein Karen in den Styx fallen könnte«, gebe ich zu und schaue die Kampfesmauer entlang in den Tunnel, der ominös dunkel wirkt.

»Seht nur!«, ruft Mary und lässt meinen Arm los, an dem sie sich die ganze Zeit auf dem Markt festgehalten hatte. Sie läuft auf den Tunnel zu und hebt ein zerknülltes Stück Bonbonpapier vom Boden auf.

Der Rest von uns folgt ihr.

»Hier, das ist Karens Lieblingssorte«.

»Stimmt, sie behält manchmal Süßigkeiten in ihrer Latzhose«.

»Das heißt sie muss hier durchgekommen sein! Kommt schnell!«, ruft Mary und macht sich auf, durch den Tunnel zu laufen.
 

Wir stehen nun vor dem Styx. Ein guter Anhaltspunkt, nicht nur wegen des Bonbonpapiers, sondern auch deswegen, weil man normalerweise zuerst hier auftaucht, wenn man in der Hölle landet.

Der Styx ist ein breiter, nebliger Fluss, fast schon wie ein Meer, aus zähflüssigem, sumpfigen Wasser voller Seelen, bewohnt von Nixen und anderem Getier. Am Ufer, wo wir stehen, sind nur kahle Bäume und ein Holzpfahl mit einer großen Klingelglocke mit Schnur zum Läuten.

Weit und breit keine Karen. Nur gequältes Gestöhne der Seelen.

»Hier hat sich nicht viel verändert« , meine ich.

»Vielleicht ja doch« , sagt Helena, greift das Seil und läutet die Glocke.

Der Nebel ist dicht, aber so langsam lassen sich Züge einer Gondel erkennen. Und eine Gestalt im dunklen Gewand, die wohl bedrohlich ausgesehen hätte, würde sie nicht stark winken und „HIIIIII!!! <3 KÖNNT IHR MICH SEHEN?!? :D " schreien, bis sie vor uns hält.

Der Fährmann hat wie immer ein breites, freundliches Lächeln auf den Lippen, die wohl niemals geküsst werden (erinnern mich an Tia Dalmas Mund aus Fluch der Karibik 2).

Als er mich sieht, verschwindet sein Lächeln.

»Finger weg von meiner Gondel!!« , schreit er und klammert sich an sein Gefährt. »Die kriegst du nicht nochmal! =` 3 ´= « .

Luzifer hält sich vor Lachen den Bauch.

»Ach das... Ja, sorry deswegen. Hör zu, wir wollen — « .

»Nein! =`3´= « .

»Ich will doch nur — « .

»Kommt nicht in die Tüte!« . Er lässt mich nicht ausreden.

»Schon gut, Fährmann« , beruhigt Luzifer den Irren. »Der böse Mensch wird dir die Gondel nicht ein zweites Mal klauen« . Hey! Seit wann sind Menschen hier die Bösen?! »Alter Gauner, erstielst dir noch immer dein Geld wie ich sehe?« .

Jetzt erkennt der Fährmann erst, wen er vor sich hat.

»M-MAJESTÄT!!!« , platzt es aus ihm heraus. Er wirft sich sofort auf die Knie. Das muss wehgetan haben...

Er senkt sein Haupt bis auf den Boden.

»ICH BITTE UNTERTÄNIGST UM ENTSCHULDIGUNG!!!« .

»Schrei nicht so« .

»Jawohl Herr!« .

Mary schiebt sich an uns vorbei und redet mit dem Fährmann: »Ist hier ein kleines Mädchen vorbeigekommen, mit roten Haaren, Sommersprossen und blauen Augen?« .

»Hm, ja, da war was. Die ist irre sag ich euch. Hat sogar im Styx geplanscht und hatte den Spaß ihres Lebens« .

»Sie hat im Styx geplanscht?!?!« , melde ich mich zu Wort.

Luzifer zuckt mit den Schultern. »Dann ist sie jetzt tot, futsch, existiert nicht mehr. Wir können nach Hause gehen«.

»Ich bitte untertänigst um Verzeihung Euch widersprechen zu müssen, Majestät, aber dem ist nicht so. Das Kind ist wohlauf und rennt weiterhin durch die Gegend und stiftet Unruhe. Weder die Verdammten noch die Nixen haben sie angefallen« , sagt der Fährmann und bringt Mary in nur noch mehr Aufruhr.

»Und wo ist sie jetzt?!« .

Der Fährmann deutet mit einem Finger auf den Tunneleingang, durch den wir hergekommen sind.

»Folgt den Schreien« .

Keine große Hilfe. ._.°
 


 


 

Wir laufen weiter am Lethe vorbei und durch die Felder des Elends, wo fast durchsichtige, duftlose Blumen wachsen. Ich habe noch nie Blumen in der Hölle gesehen. Hat ja schon etwas Romantisches an sich. Da fällt mir ein...

Wann Luzifer wohl Besagtes auf später verschieben wollte? =///w///= <3

»Meeeh, ich kann nicht mehr laufen... «, beschwert er sich.

Zwischendurch ist er ein wenig herumgeflogen, um nicht laufen zu müssen, aber auch das scheint ihn sehr zu ermüden. Muss schwer sein sich selbst in der Luft halten zu müssen. Eigentlich beschwert er sich schon die ganze Zeit, dass er, der König, laufen muss. Aber hätten wir etwas wie ein Gefährt oder gar eine Eskorte gehabt, wäre es viel zu auffällig gewesen, denn in der Hölle herrscht durchgehend Armut, weil sie immer noch die Währung „Drachmen" führt. Aber das könnte sich ändern, in der Lage in der sich Griechenland gerade befindet...

»Luzifer-sama hat recht, wir sollten wirklich eine Pause einlegen« , sagt Helena und setzt sich ans Blumenfeld.

»Wir können jetzt nicht schlapp machen! Klein Karen läuft hier irgendwo herum, ganz allein! Wir müssen sie finden!« , hetzt Mary besorgt.

»Mary, wir können nicht unsere letzten Kräfte aufopfern um ein Kleinkind zu finden, bei dem wir nicht einmal wissen, in welche Richtung es gelaufen ist. Die Unterwelt ist gigantisch« .

»Ja... aber —!«.

»Nichts aber, Schatz. Helena hat recht, ruh dich aus« .

Schließlich bleibt sie doch stehen.

»Ok. Dann baue ich die Zelte auf« , sagt sie und macht sich mit ihrer überschüssigen Energie nützlich.

»Wann habt Ihr denn Zelte mitgenommen?« , fragt Luzifer verwundert.

»Als wir am Markt waren um Proviant zu kaufen, habe ich auch zwei Zelte besorgt« , erklärt Helena mit einem Lächeln, »Jeder von uns muss sich eins teilen. So ist es sicherer, dann ist niemand allein«.
 

Nach einer kleinen Diskussionsrunde haben wir uns geeinigt. Luzifer und ich teilen uns ein Zelt, und Mary und Helena gehen ins andere zum Übernachten.

Mary wollte mit mir in eines, aber Helena wollte nicht zu Luzifer. Mary hat strikt abgelehnt, als ich vorschlug, Helena in mein Zelt aufzunehmen, weil sie auf keinen Fall zu Luzifer ins Zelt wollte. Luzifer war ein bisschen beleidigt, enthielt sich aber.

Von daher gab es wohl nur die Möglichkeit, ein „Mädchen-Zelt" und ein „Jungen-Zelt" aufzuschlagen. Wie in der Grundschule! xD

Dabei hat mich Mary sehr streng gewarnt, dass ich es mir bei Luzifer nicht „zu gemütlich" machen soll.

Ich habe es ihr fast schon versprochen... <3

Aber ich werde mich zusammenreißen! Diesmal lasse ich mich nicht so leicht um den Finger wickeln! Ich kann schließlich nicht alles mit mir machen lassen.
 

Es ist spät abends. Die Mädels sind schon im Zelt, aber ich denke nicht, dass sie bereits schlafen. Luzifer und ich sitzen noch draußen und reden, während er das Lagerfeuer am brennen behält. In der Hölle ist es nachts sehr kalt und am Tag sehr heiß.

»Meinst du wir finden Karen?« , frage ich besorgt.

»Hoffentlich« , antwortet er und kritzelt weiter in einem Buch herum. Ehrlich? Macht er sich etwa Sorgen?

»Dann kann ich endlich wieder nach Hause, die Mädels machen sich bestimmt Sorgen wo ich bin oder suchen nach mir« .

»Kannst du denen nicht irgendwie eine Nachricht zukommen lassen?« , frage ich.

»Erst morgen früh, wenn Hermes unterwegs ist« . Stimmt, es wäre dumm von mir zu fragen, ob er ein Handy besitzt. Der doch nicht, niemand hier besitzt eins. Ich glaube auch, dass man hier unten sowieso keinen Empfang hätte. Das hier ist ein antiker Ort mit genauso alter Kultur.

Luzifer ist Linkshänder, und obwohl bei mir nur Gekrakel dabei herumkommen würde, schwingt er den Stift so präzise und elegant, dass man meinen könnte, er sei schon immer künstlerisch begabt gewesen. Mit den Händen ist er es auf jeden Fall. <3

Mann, ich kriege seine Worte nicht aus dem Kopf! Hoffentlich kehren wir bald ins Schloss zurück! ^////^

...

Ich bin ja so gay... x-x

»Sag mal, was machst du da überhaupt?« , frage ich interessiert.

»Ich zeichne an meinem Manuskript weiter. Es ist eines meiner Bücher, die ich vor langer Zeit mal in Zusammenarbeit mit einem Menschen auf der Erde herausgebracht habe. Die meisten sind aber verbrannt und viele Exemplare, die noch existieren, sind entweder gefälscht oder weit von einander entfernt verstreut« , erklärt er mir mit einem Lächeln. Das scheint ihm viel zu bedeuten.

»Es ist unwichtig, ich schreibe es aus Langeweile nochmal« , meint er daraufhin. Also doch nicht.

»Und worum geht es in dem Buch?« .

»Interessiert dich nicht« .

»Woher willst du das wissen? Vielleicht gefällt es mir ja!« .

»Das ist soviel wie... ein Sachbuch, um es in deiner Sprache auszudrücken. Ich will jetzt nicht beleidigend wirken, aber deine Denkweise wäre ein wenig zu primitiv, um dies zu verstehen« , formuliert er kühl und schließt das Buch mit einer Hand. Man merkt wirklich, dass er etwas Besseres ist und aus gutem Hause kommt. Aber das heißt doch nicht, dass ich ungebildet bin.

Also ehrlich, als würde ich nur Bilderbücher lesen.. *>__>

Ich verschränke meine Arme und merke, wie kühl sie inzwischen geworden sind.

»Luzifer, das Feuer geht aus« .

»Hm« , macht er und beugt sich vor. Er hält eine Hand behutsam über die kleine Flamme, als würde er sie mit Abstand streicheln. In einer langsamen, flüssigen Bewegung nach oben hebt sich auch die Flamme, als würde diese aufblühen. Es sieht wunderschön aus. Als würde er dem Feuer neues Leben schenken.

»Wow... Echt schön« .

»Was meinst du?« .

»Deine Kräfte sind einfach unglaublich« . Er fühlt sich ein bisschen geehrt, da er wieder diesen Angeberblick zieht. Als würde er sagen: Pff, ich weiß dass ich toll bin!

»Aber ich bin auch erschöpft vom Laufen« , er lehnt sich zu mir, »Ich bin völlig ausgelaugt...« . Er öffnet den Mund und nähert sich meinem Hals.

»W-Warte Luzifer!« , flüstere ich, da ich nicht will, dass Mary mich hört und gleich etwas Falsches denkt.

»Ich habe Hunger, Hans... Lass mich von dir essen« , dürstet er.

»K-Kannst du dich nicht anderweitig ernähren?« .

»Wenn du ein großes Stück Fleisch dabei hast...« .

»U-und... ähm..« , ich traue mich kaum zu fragen. Ich erinnere mich daran, was Alice mir gesagt hat. Er kann sich auch von anderen Dingen ernähren, selbst wenn das Risiko besteht, dass Mary uns erwischt, aber ich will diese Worte auch endlich einlösen. »Was ist mit... Lust? >////< « .

»Um meinen Energieverbrauch wiederherzustellen, müsste ich eine Orgie feiern. Außerdem bin ich nicht in der Stimmung dazu« .

»D-Dann...« , versuche ich mich weiter rauszureden.

»Hans, wenn du nicht willst, dass ich mich deiner Seele begnüge, dann lässt du mich von dir essen« .

Er sagte einmal, dass er mir irgendwann ein großes Stück Fleisch ausreißen wird. Ich will nicht, dass das geschieht.

»Wie wäre es, wenn wir dir morgen etwas zu Essen beschaffen und du dich für heute schlafen legst? Abends soll man sowieso nicht so viel essen und die Energie bekommst du beim Schlafen wieder« , erkläre ich ihm in der Hoffnung, dass er von mir ablässt.

Luzifer zögert erst, sieht mich mit großen Dämonenaugen an, und gibt einen leisen Laut von sich, wie letztens, als ich ihn beim Schlafen beobachtete.

Er wirkt wieder so dämonisch, so völlig instinktgesteuert.

Er kommt mir wieder näher, bedrängt mich, hält meine Handgelenke an den Boden gedrückt und flüstert an meinem Hals: »Wenigstens ein bisschen Blut... Ich fühle mich so schwach..« .

Für jemanden, der sich schwach fühlt, kann er ordentlich zubeißen und mich gut festhalten. Meine Handgelenke tun schon weh, er zerquetscht mich noch.

Das Blut - Mein Blut scheint ihn süchtig zu machen. Er krallt seine Nägel in meine Hand, sein Atem wird unregelmäßig und gierig, so gierig wie er mein Leben seine Kehle hinunter fließen lässt.

Ob er mich töten wird?

Wird sein Hunger eines Tages so weit gehen, dass er mich komplett auffrisst?

Er lässt von mir ab. Er hat wirklich nicht viel genommen, fast gar nichts im Vergleich zu den letzten Tagen. Nur so viel, dass er sich nicht mehr so ausgelaugt fühlt. Aber auch so wenig, dass er trotzdem todmüde ist.

»Ich gehe schlafen, das Feuer wird nicht übergreifen - « , er gähnt herzhaft, »Ich habe es gebannt...«. Verschlafen torkelt er ins Zelt.

Diese Nacht werde ich wohl nicht mehr um den Verstand gebracht werden, aber das sollte ich ja auch nicht.

Es ist besser so.

Die Suche geht weiter

~ Marys Sicht ~
 

»Sag mal, Helena« .

»Hm?« . Wie es aussieht, darf ich sie so ansprechen. Sie kämmt sich ihr wunderschönes Haar mit meiner Bürste, wir sind quasi schon Freundinnen. :)

»Wieso wolltest du unbedingt nicht zu Luzifer ins Zelt? Ihr seid doch verheiratet« .

»Wir wurden verheiratet, Mary. Ich kenne ihn eigentlich gar nicht, ich wollte da nicht unbedingt direkt ein Bett mit ihm teilen, wo er euch doch so gut kennt« , antwortet sie und senkt die Bürste nachdenklich. Jetzt lächelt sie beschämt. »Außerdem bin ich viel zu schüchtern« .

»Das kann ich verstehen, er ist auch aufdringlich. Du tust mir leid, dein Leben mit ihm teilen zu müssen« .

»Oh, ich finde es gar nicht so schlimm. Ehrlich gesagt, glaube ich, dass ich mich in ihn verliebe« .

Mir fährt ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ich nur daran denke! »Ich frage mich immer noch, wie man sich in diesen arroganten, provokanten, besserwisserischen Mistkerl verknallen kann« .

Sie lächelt nervös. »Frauen verlieben sich eben gerne in Arschlöcher«.

»Helena! Sowas von dir zu hören, wow! Ich bin beeindruckt!« . Sie kichert.

Ja, "Frauen" ...

Wenn ich so an Hans denke... Der ist ja völlig hin und weg von ihm.

»Ich glaube wir werden gute Freundinnen, Helena« .

»Wirklich?« , fragt sie mit großen Augen, »Wow, ich hatte noch nie eine Freundin« .

»Wirklich nicht?«. Sie hatte noch nie eine Freundin oder Bekannte?

»Nein, meine Eltern waren viel zu beschäftigt, mir einen guten Ehepartner zu suchen. Ich wurde Zuhause unterrichtet und durfte nicht raus, weil sie nicht wollten, dass mir und meiner Schönheit etwas passiert. Ich könnte mir ja Krankheiten holen, oder mir die Knie aufschürfen oder mich in jemanden mit niederem Stand verlieben« .

Das klingt für mich ziemlich hart. Ihre Kindheit muss schrecklich gewesen sein. Kein Rausgehen, kein Freunde-Kennenlernen, keine Schule mit Schulhof und so, nichts. Sie ist noch nicht einmal unter Leute gekommen?

»Verzeih... Das interessiert dich bestimmt nicht« , raunt sie beschämt und streicht sich eine Strähne hinters Ohr.

»Doch natürlich, erzähl bitte weiter«.

Sie schaut verdutzt, lächelt aber dann wieder.

»Meine Mutter, sie..« , fängt sie an und ihr Lächeln schwindet etwas, »Sie schleppte mich, als ich alt genug war, in verschiedenste Städte und fragte nach dem wohlhabendsten, bestaussehenden, unverheirateten edlen Herren weit und breit. Nicht gerade niedere Ansprüche. Aber so war sie. Sie war immer der Meinung, dass es ihr gut gehen wird, wenn sie eine hübsche Tochter hat« .

»Wie egoistisch«.

»Ich stelle es ihr nicht nach. Sie wollte wirklich nur das allerbeste für mich. Und das beste für mich war auch das beste für sie. Ich meine, wie schlecht kann es einem gehen, wenn man in saus und braus lebt?«.

»Sehr schlecht, wenn man denjenigen nicht liebt«.

»Vielleicht«.

Oh man, wenn ich mir so vor Augen halte, wie ich mit ihr spreche, komme ich mir so gemein vor. Sie hat bestimmt nie ein anderes Leben gekannt, da kann ich es doch nicht schlecht reden. Meins ist schließlich auch nicht perfekt. Ich sollte sie eher aufmuntern.

»Entschuldige. Mein Leben ist auch nicht perfekt, und ich bin froh, dass du das beste aus deiner Situation machen kannst. Ich wünschte ich wäre so stark wie du«.

Sie wird rot. »Meinst du das wirklich?«.

»Ganz ehrlich. Und weißt du was? Jetzt hast du auch noch eine Freundin gefunden. Du kannst ruhig stolz auf dich sein. Ich bin für dich da, Helena, verlass dich auf mich«.

»Danke, Mary. Du bist wirklich nett. Zugegeben, bisher fand ich dich ein bisschen, naja, extrem ^^°«.

»Oh, naja, dann haben wir beide wohl noch viel voneinander zu lernen«, lache ich.

»Ganz bestimmt«, kichert auch sie.

»Aber jetzt bin ich müde« .

»Ich auch« .

Nach einem großen Gähnen lege ich mich hin und mache es mir gemütlich.

»Gute Nacht- Oh«, sagen wir gleichzeitig und müssen noch einmal kichern.

Wie schön, das habe ich gebraucht.
 


 


 


 

Von einem lauten Geruckel des Zeltes nebenan werde ich geweckt. Auch Helena richtet sich auf und fragt nach einem Gähnen, was denn los sei.

»Hast du das eben auch gehört?« .

Sie schüttelt mit dem Kopf. Nach einem erneuten Ruckeln höre ich wie jemand flüstert:

»Pssst! Wir müssen leise sein!« .

»Leiser geht's nicht!« .

»Dann aber schnell, ja?« .
 

Die Stimmen kommen von Hans und Luzifer, sie sind schon wach.

»Hilf mir mal, dein Bein ist im Weg« .

»Au!« .

»Mecker nicht, das tut nunmal weh« .

...

»Luzifer?« .

»Ja?« .

»Beeil dich, ok? Mir wird langsam zu heiß- Uwaaaah!« .

»Shhhhhh!« .
 

So langsam wird es mir zu viel.

»Geht Hans mir schon wieder fremd?!«. Ich öffne unser Zelt.

»Fremdgehen?« , wundert sich Helena und hält schritt, während ich wütend zum Jungs-Zelt stampfe.

Mit einem Ruck reiße ich die Plane weg und schaue auf den Schlafplatz der beiden nieder. Aber ich sehe etwas anderes als erwartet. Die beiden sitzen einem halb angebrannten Kissen gegenüber und Rauch tritt aus dem Zelt.

Hustend wehe ich das bisschen Rauch mit der Hand weg und frage die beiden aus.

»Äh, was macht ihr da und warum spielt ihr hier mit Feuer herum?« .

»Das ist weil -« , fängt Hans an.

»Da ist sie!!« , ruft Luzifer.

»Schnell raus hier«. Hans springt aus dem Zelt und zerrt Helena und mich mit, bis wir einen Sicherheitsabstand gewinnen.

Aus der leichten Entfernung sehen wir, wie das Zelt mit einem großen Knall explodiert.

Schockiert hält sich Helena die Hände vor den Mund. Ihre Sorge ist unbegründet, denn Luzifer ist unversehrt und kommt uns gelassen entgegen. Sein Haar ist ein wenig durcheinander und ein bisschen Ruß legt sich auf seiner Wange, aber sonst sieht er wieder so schrecklich perfekt aus.

»Hach, das war erleichternd« , seufzt er und streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht.

Ich verschränke die Arme vor der Brust. »Wieso hast du das Zelt in die Luft gejagt?«.

»Da war eine Fliege« , antwortet er mit einem Killerblick, der mich leicht verstört.

Helena entspannt sich. »Ein Glück seid Ihr wohlauf«.

Luzifer ignoriert sie und mustert stattdessen mich. »Schickes Outfit, Mary« .

Ich bin noch so gut wie in Unterwäsche.

Damit er mich nicht weiter so anglotzt, als würde ich mich ihm opfern wollen, verstecke ich mich hinter Hans.

»Hey!« , zischt er und zieht meinen Ehemann in Schutz, als hätte ich seine teure Lieblingsvase beschmutzt.

Hans sagt nichts dazu und lächelt.

»Du, Menschlein. Du hast nicht zufällig etwas zu Futtern dabei?«.

»Essen kannst du, wenn du wieder Zuhause bist«.

»Verzeiht mir, dies zu sagen, aber wir sollten wirklich weiter nach Karen suchen, sie könnte in großer Gefahr schweben« , erwähnt Helena, um mir beizustehen.

»Als würde mich das kümmern. Aber gut, ich will schließlich so schnell es geht zurück« .

Es überrascht mich, dass er so schnell eingewilligt hat mitzugehen.

»Aber ich könnte dich jederzeit auffressen, Mary, sei also gewarnt« .

»Nein Luzifer, tu es nicht!« , ruft Hans und fällt ihm um den Hals. Er nutzt seine Niedlichkeit, die Luzifer so an ihm mag, aus, um ihn zu manipulieren. »Du willst doch wohl nicht, dass ich traurig werde, oder, Luzifer?« . Schnulzig hält er sich eine geschlossene Hand vor den Mund und schaut weg, dabei bauen sich kleine Tränchen in seinen großen blauen Augen auf. Nun schaut er ihn mit einem Hundeblick an.

Luzifer scheint verzaubert von seiner Niedlichkeit, denn ich meine gesehen zu haben, dass er ein wenig rot geworden ist. Jetzt flirtet er wieder mit ihm, aber auf eine andere Weise. Er hebt Hans' Kinn mit zwei Fingern an.

»Es schmeichelt mir, mein Süßer, wie du versuchst, mich zu manipulieren« .

Nun verschwindet Hans' Aura und er fühlt sich in Grund und Boden gestampft. Er ist einfach zu leicht zu durchschauen.

»Aber...« , fügt Luzifer hinzu und kommt mit seinem Gesicht näher an das meines Mannes, »... mir gefällt dein Enthusiasmus <3 « . Nun dreht er sich um und geht voraus. »Beeilung, ich hab Hunger auf saftiges Fleisch!« .

Ich halte mit Hans mit. »Was sollte das denn?«.

»Ich habe gedacht, naja, vielleicht kann ich dich so beschützen. Er kann sehr... zerstörerisch sein, wenn er hungrig ist«.

Oje... -.-°
 


 


 

Ich hätte nie gedacht, dass Luzifer so ein Kleinkind ist, wenn es ums Essen geht. Am liebsten hätte ich ihm ein Snickers in den Mund gesteckt, damit er die Klappe hält.

Wir befinden uns auf einem Landweg mit herbstlichen Bäumen, die an der linken Seite eine Art Allee bilden. Hans geht an meiner Seite, Luzifer voraus und blödelt rum. Macht er mal was Interessantes, macht Hans mit und Helena und ich unterhalten uns.

Sie trägt eine der Taschen mit den Zelten darin und ich die andere. Sie lacht schüchtern als Luzifer kopfüber von einem gelb geblätterten Baum hängt und mit den Flügeln so tut, als sei er eine Fledermaus, um dann weiter zu fliegen.

Helena macht auch sonst nicht so den wehrenden Eindruck. Also ich würde mich von niemandem herumkommandieren lassen, weder von meiner Mutter noch von meinem aufgezwungenen Mann, obwohl es wahrscheinlich nie zur Ehe gekommen wäre, da ich mich ja wehre.

»Ist es wirklich ok für dich die Tasche zu tragen?«, frage ich sie höflich. Ich meine, sie ist jetzt Königin und so.

»Ach, es geht schon, Seine Majestät würde sie wahrscheinlich nie tragen, nicht einmal, wenn er dazu gezwungen würde« .

»Aber Eure Majestät schon oder was?« .

»Das macht mir nichts, wirklich nicht!« . Sie lächelt und winkt ab.

Helena ist wahrscheinlich nur nicht mutig genug es zuzugeben.

»HANS!! Komm von dem Baum runter! Wir gehen weiter!« . Er hat Ausschau gehalten. Luzifer liegt weiter vorne auf einem anderen Baum und hält ein Nickerchen.

Hans klettert die Äste hinunter, bis er hinunterspringen kann.

Schnell nehme ich Helena die Tasche ab und werfe sie Hans zu. Also gegen Räuber hätte ihr lascher Griff keine Chance. Hans fängt die Tasche überrascht.

»Du trägst sie jetzt« , ordere ich an.

Ohne Widerworte wirft er sie sich um die Schultern und reiht sich ein. Na, geht doch. Zeit, auch das letzte Gruppenmitglied einzusammeln.
 

An Luzifers Baum angekommen. Er liegt auf einem Ast, der durch die vielen Herbstblätter kaum zu erkennen ist. Wir sehen nur seinen Schweif, der hinunterhängt und ein bisschen vor sich hinbaumelt. Den Stresst auch gar nichts.

Gedanklich spekulieren wir darüber, wie wir ihn am besten aufwecken.

»Soll ich einen Stein nach ihm werfen?« , schlage ich vor, hebe einen auf und lasse ihn demonstrativ in meiner Hand hüpfen.

»Auf keinen Fall!« , meint Helena und drückt meine Hand runter.

»Ich gehe rauf« , schlägt Hans vor und legt die Tasche ab. Ich halte ihn zurück.

»Nein, ich mache das« . Ich habe schon langsam das Gefühl, dass ich zu wenig tue. Auch wenn Luzifer überhaupt nichts zur Suche beiträgt. Wozu haben wir ihn eigentlich mitgenommen?

Nie hätte ich gedacht, dass es so schwer ist auf einen Baum zu klettern. Ich muss echt in Form kommen...
 

Ich versuche mir auf dem Ast Platz zu machen, auf dem Luzifer liegt, und schaffe es letztendlich, mich irgendwie hinzusetzen. Der Depp schläft. Mal ehrlich, wir riskieren hier unser Leben, und er? Er liegt einfach da und sieht... perfekt aus. Aber auch gefährlich. Alle meine Sinne ringen und geben Alarmsignale, ich solle ihn weder anrühren noch wegrennen. Einfach still sein und warten, bis alles vorbei ist. Aber warum? Ist das der natürliche Instinkt eines Menschen, wenn er auf einen Dämon trifft?

Vorsichtig strecke ich meine Hand nach ihm aus, um ihn aufzuwecken.

Ehe ich mich versehe liege ich auf dem Ast und Luzifer hält mich an den Schultern gegen das Holz gepresst. Er hatte mich ganz schnell gepackt und mit mir getauscht. Über mich gebeugt grinst er mich an. Nicht wie sonst, sondern anders. Wie ein selbstgefälliges Raubtier schaut er von oben auf mich herab. So... gehässig.

Seine Augen sind so tiefrot in diesem Licht, es verschluckt meine Seele, und seine scharfen Pupillen stechen darauf ein.

»Verwunderlich, dass ausgerechnet du hier bist um Ore-sama zu wecken« . (Ore = unhöfliche Selbstanrede; ich; benutzt von Männern. -Sama = vornehme Anrede einer höher gestellten Person) (Ore-sama = Meine Wenigkeit, meine Exzellenz, meine Ehrwürdigkeit ect.)

Ich antworte nicht, stehe irgendwie unter Schock. Er scheint mich wirklich abgrundtief zu hassen, zu verachten und sich doch aufgrund meiner Existenz zu amüsieren. Er will mich leiden sehen.

Er flüstert mir ins Ohr: »Hast du gewusst, dass Dämonen nie fest schlafen? Außerdem kann ich alles riechen« .

Ich halte die Luft an und rühre mich nicht.

»Deine Menschlichkeit, deine Angst, dein... Verlangen?« . Er scheint überrascht und kichert.

Lüge! Ich habe kein Verlangen nach ihm!! Ganz besonders nicht nach ihm!!!

»Luzifer? Bist du jetzt wach?!« , ruft Hans von unten. Wie eine heiße Kartoffel lässt er mich los und springt runter. Der Druck auf meinen Schultern legt sich und ich kann mich wieder aufrichten.

Was war das gerade? Was hat mir die Sprache verschlagen?

»Beeil dich, Menschlein, wir gehen!« , ruft Luzifer von unten und die Truppe setzt sich in Bewegung.

»Hey! Wartet!« . Toll, wie komme ich hier jetzt runter?...
 


 


 


 

Wir fragen jeden, der uns über den Weg läuft. Bis sich herausstellt, dass die meisten einfach an uns vorbeilaufen, weil sie nicht unsere Sprache sprechen. Verzweifelt versuche ich meine Tochter auf Englisch zu beschreiben, aber es kommen immer nur belanglose Antworten wie „Weiß ich nicht, ist mir auch egal" .

Einen Hinweis konnten wir rauskriegen, von einem Dämon, der eine sehr exotische Sprache gesprochen hat. Luzifer unterhielt sich mit ihm, weigerte sich aber für den Rest von uns zu übersetzen. Der Unbekannte zeigte nach unserer Beschreibung in eine Richtung.

Wir gehen nun diesen Weg. Luzifer und Hans amüsieren sich anscheinend köstlich, während Helena und ich uns Sorgen machen. Auch wenn es nicht den Anschein erweckt, aber Hans macht sich auch große Sorgen. Ich kenne doch meinen Mann. Ab und zu schaut er nämlich auf seine Hand und schließt sie ein paar Male, erinnert sich wie Karen sie immer festhielt, wenn wir durch Parks spaziert sind. Nur ist er viel optimistischer als ich und versucht das Beste aus unserem Trip zu machen, um nicht krank vor Sorge zu werden, so wie ich.

»Wo laufen wir eigentlich gerade hin?« , frage ich unsere Navigatoren da vorne.

»Zum Tartarus« , antwortet Luzifer gelassen. »Da gibt es jemanden, der gerne verhandelt« .

»Was ist der Tartarus?« .

»Der zweittiefste Ort in der Unterwelt«, erklärt mir Helena wie aus einem Buch, »Dort sind die Titanen eingesperrt. Es ist ein weites Ödland, sie gehen auf glühenden Steinen. Es ist wie eine Wüste mit brennendem Boden«.

Hoffentlich kann man uns dort ein wenig weiterhelfen. Luzifer sagte, dort gäbe es jemanden, der gerne verhandelt. Würde er uns seine Hilfe anbieten? Wenn ja, für welchen Preis?
 


 

Es ist, wie Helena es beschrieb.

Ein weites Ödland mit riesigen Gestalten, die darauf ziellos herumwandern. Hier gibt es kein Ziel. Hier gibt es nichts.

Nur ein riesiger Titan, als wüsste er, dass wir hier sind, kommt langsam aber sicher auf uns zu. Er bewegt sich nicht schnell, aber ich bin sicher, er legt eine lange Strecke mit jedem Schritt hin.

Er trägt einen gewaltigen Felsen auf dem Rücken, befestigt mit Ketten. Sein Rücken muss furchtbar schmerzen, diese gebückte Haltung, jeder Schritt scheint ihm schwer zu liegen. Das sieht man.

Nach näherem Betrachten fällt mir auf, dass er überhaupt keine Körperbehaarung besitzt.

»Hallo Kronos!!« , ruft Helena dem Titanen zu, als er sich gerade zu uns gesellt. Wir stehen auf einem hohen Abhang, auf Augenhöhe mit dem Titanen. Klar, wir sind klein für ihn, deswegen müssen wir lauter sprechen.

»Helena von Troja? Was macht Ihr denn hier?« , fragt er mit einer Stimme, die Berge zum erzittern bringen kann, wäre er nicht so bemüht, leise zu sprechen.

»Das ist eine lange Geschichte!! Sagt, habt Ihr hier ein Kind vorbeilaufen sehen?!« .

»Aber Ihr seid doch selbst so klein, wie hätte ich da ein kleines Kind gesehen?« .

Verwirrt drehe ich mich zu Luzifer.

»Ich dachte, wir sind hier um zu verhandeln?« .

»Hab ich nie gesagt« .

Ich blinzle ihn ungläubig an. »Also wollten wir ihn nur fragen, ob er Karen gesehen hat?«.

»So sieht's aus« , antwortet er emotionslos.

Ich starre auf meine Hände und fange schließlich doch an zu weinen. »Es ist alles hoffnungslos!« , schluchze ich jämmerlich.

Hans versucht mich zu trösten: »Nich' weinen! c(;o;`c) « , bis er dann doch auch weint. So war er immer. Musste ich flennen, fing er auch an. Er ist eben nicht so stark.

Karen kann tot sein. Oder für immer verschollen. Ich werde sie nie wieder sehen. Nie wieder...

»Kann es sein, dass sie einfach Hunger bekommen hat und zurückgelaufen ist?« , meldet sich Kronos zu Wort.

Stimmt. Wieso sind wir nicht vorher darauf gekommen?

Hans wischt seine Tränen weg. »Also sind wir den ganzen Weg umsonst gegangen?!«.

»Nein, denn jetzt wissen wir, dass es eine hohe Chance gibt, dass sie nicht mehr durch die Hölle rennt« , antwortet Luzifer und macht sich auf den Weg zurück. »Kommt, sie kann nicht weit sein«.

Wir folgen ihm bis aus dem Tartarus hinaus und legen eine kurze Rast ein. Hans wischt mir die Tänen aus dem Gesicht, flüstert mir dabei beruhigende Worte zu und drückt mich ganz fest. In Zeiten großer Schwierigkeiten ist Hans mein emotionaler Anker, ich kann mich immer darauf verlassen, dass er mir beisteht.

Helena stöhnt erschöpft. »Wollen wir jetzt wieder den ganzen Weg zurücklaufen?« . Sie will ja keine Umstände machen, aber auch sie kann nicht lange verschweigen, dass ihr die Füße weh tun.

»Wenn Ihr wollt. Ich nehme lieber mein Teleportfeuer, wer schließt sich mir an?« , sagt Luzifer und streckt demonstrativ eine Hand nach uns aus.

Ich starre darauf. »Wir sind den ganzen Weg bis hier hin gelaufen, um uns nach Klein Karen umzusehen, da sollten wir auf den schnellsten Weg wieder zurückkehren, wenn sie wirklich im Schloss sein sollte. Also ich lasse mich lieber teleportieren«. Ich fasse einen Entschluss und stelle mich neben ihn. Hans gesellt sich zu mir und Helena bildet das Schlusslicht.

Damit Teleportfeuer auf mich und die anderen übergreift, muss ich Körperkontakt zu Luzifer herstellen.

...

Nein, vergiss es!

Trotzig schiebe ich Hans zu ihm und tausche somit unsere Plätze. Ich bin wirklich kein Fan davon, mich mit Luzifer auf eine Seite zu schlagen. Er ist der Teufel persönlich. Wir sollten nicht einer Meinung sein.

Luzifer zieht Hans an der Taille zu sich, ich halte seine Hand und Helena klammert sich an meinen Arm. Flammen kommen auf und hüllen uns ein. Helena schnappt einmal ängstlich nach Luft. Es ist — wie es aussieht — das erste Mal für sie, mit Teleportfeuer zu reisen.

Wir werden in blaue Flammen gehüllt und verschwinden von diesem trostlosen Ort.

Lug und Trug - 1

~ Luzifers Sicht ~
 

»Majestät!!« , ruft die große Caren und läuft aufgeregt auf mich zu. Hat sie etwa Tränen in den Augen?

Unerwartet läuft sie gegen mich und drückt ihr Gesicht in mein Hemd.

Sie verweilt dort einige Sekunden. Als sie jedoch merkt, was sie getan hat, springt sie gleich einen Meter von mir weg. Hochrot im Gesicht verneigt sie sich tief und explodiert in Federn, die aus ihrer Haut springen. Als hätte jemand eine Konfetti-Bombe gezündet. Immer wieder lustig.

»Verzeiht!!« , ruft sie demütig. Ich kann ihr ansehen, dass sie jetzt am liebsten in einem Loch verschwinden würde.

»Wieso so aufgeregt, Caren?« , frage ich sie gelassen. Sofort richtet sie sich auf.

»Ihr wart fort, Herr! Als keine Nachricht zu finden war, haben wir Truppen entsandt, um nach Euch zu suchen. Wir haben uns gesorgt, Meister! Wir befürchteten schon das Schlimmste« , beichtet sie. »Wir haben sogar in Betracht gezogen, Code -« .

»Es gibt keinen Grund, Code „Red Gold" durchzuführen. Wie du siehst bin ich wohlauf« , beruhige ich die aufgebrachte Harpyie, breite demonstrativ meine Arme aus und drehe mich ein Mal um mich selbst.

Nun atmet sie endlich erleichtert auf und verneigt sich erneut.

»Verzeiht die Umstände, Gebieter« .

»Schon gut« . Ich werde sie weder dafür loben noch tadeln, dass sie alles in ihrer Macht stehende und darüber hinaus tat, um Ore-sama zu retten, wenn es nötig gewesen wäre. Das sollte selbstverständlich sein.

»Dann können wir ja loslegen« , meint Hans und wendet sich an Caren. »Senpai, könntest du bitte die anderen zusammentrommeln und mit uns zusammen das Schloss nach meiner Tochter absuchen? Mit mehreren Leuten geht es schneller!« .

»Pff, was denkst du, wer du bist?« , antwortet sie prompt. Da muss ich kichern.

»Bitte Caren! c(;o;c) « .

»Du glaubst also du kommst hier einfach so angetanzt und kannst mit uns umgehen, als hättest du hier irgendwas zu sagen?« .

»Nein äh, also-« .

»Vergisst du etwa schon, wer hier der Mentor ist?« .

»Du bist der Mentor ._.°« .

»Ganz recht, also benimm dich gefälligst« .

Hans sieht schockiert aus. Ups, hat sie sein Weltbild zerstört? Wollte er etwa vor seiner Frau angeben? xD

Ich melde mich mal lieber zu Wort, ich will ja, dass ich endlich Ruhe habe.

»Caren, nimm die anderen mit und suche nach der jungen, niederen Menschenbrut. Aber bevor du das tust, entsorgst du diese Sauerei hier«, befehle ich und deute auf die verstreuten Federn auf dem Boden.

»Jawohl, Herr«. Sie verneigt sich und geht ihrer Pflicht nach.

Fassungslos starrt Hans zu Boden. Ich trete neben ihn und lege eine Hand auf seine Schulter. »Menschen mögen soziale Wesen sein, aber du kannst nicht dasselbe von Dämonen erwarten«.

»J-Ja, ich verstehe schon...« .

Aww, er dachte wirklich, er wäre mit den anderen meiner Servants gleichgestellt. Verstehe, er hat sie für eine große Gemeinschaft gehalten. Für eine Familie. Wie naiv.
 


 

»Bingo!« , rufe ich, als ich sehe, womit der Kühlschrank alles gefüllt ist! JAAA RINDFLEISCH!!! (*Q*)

Aber... gleichzeitig rieche ich Menschen.... schmecken noch viel besser... Hunger...

Zwei... Hans und Mary...

»Luzifer-sama?« , meldet sich Helena zu Wort.

»Äh ja?« , erwidere ich perplex.

Sie wartet auf eine Antwort.

»Was ist?« , frage ich nach.

»Mary hat mir gesagt, dass Klein Karen das Meer, hohe Orte und Trubel liebt. Ihr wisst nicht zufällig, welchen Ort sie besucht haben könnte?« .

»Ich bin zu beschäftigt, um mir über derartiges Gedanken zu machen. Ich muss essen« . Ich schaffe es noch sie zu vergraulen, aber mit Stil.

»Mir ist nämlich gleich Atlantis in den Sinn gekommen« , meint Helena und wartet auf eine Reaktion, die ich ihr nicht gönne.

»Ich dachte, Atlantis existiert nicht« , meint Mary interessiert.

»Doch, es existiert! Sie ist die Beschützer-Stadt des Poseidon. Jeder der drei großen Götter besitzt eine Stadt auf der Erde« .

»Es ist eine große Stadt« , räume ich kauend ein, »Sie entwickelt sich sehr schnell und ist ihrer Zeit voraus. Würden die Bewohner auf die Idee kommen, andere Länder einzunehmen, würden sie binnen kürzester Zeit die ganze Weltbevölkerung beherrschen« .

»W-Wieso sollte sie dort sein...« , schluchzt Hans. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass er angefangen hatte zu weinen. »Klein Karen ist doch hier verschwunden!« .

»Ich weiß, Herzchen« , versucht Helena ihn zu trösten, »Aber ein Versuch ist es wert, wenn sie weder im Schloss, noch sonst wo in der Hölle ist« .

Ich rupfe noch ein Stück von meinem Rindersteak ab. »Und wenn sie wieder bei euch zu Hause aufgetaucht ist?«.

Mary schüttelt den Kopf. »Unwahrscheinlich. Wenn sie einmal draußen herumtollt ist es fast unmöglich, sie wieder ins Haus zu schaffen« .

Hans wischt sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. So viel Stress und Unruhe. Das muss aufhören.

»Dann muss es wohl sein«. Ich stelle meinen Teller weg und erschaffe eine Auftragskarte, die aus dunkler Magie geformt zwischen meinen Fingern auftaucht, und gebe sie Hans.

Er nimmt sie an sich und mustert den Schriftzug. »Heißt das, du wirst nicht mitkommen...?« , fragt er betrübt und schaut enttäuscht zu mir auf.

»Naja, ich denke, wenn ich schon auf den Olymp kann, schaffe ich es bestimmt noch in eine Beschützerstadt« .

»Wirklich?«. Er strahlt und fällt mir um den Hals. »Hurra! Mary, Luzifer kann mitkommen! <3 « .

»Manchmal frage ich mich, wer dir wichtiger ist...« , meint Mary, zieht die Lippen zu einer strengen Linie und schüttelt den Kopf.
 

Nach einer langen Verschnaufpause und einem ausschweifenden Versprechen an Caren, dass ich auf mich aufpasse und im schlimmsten Fall sofort zurückkehre, teleportiere ich mich und die anderen in Richtung Erde.
 

Wir spawnen in einer Umgebung, in der es nicht das Geringste zu sehen gibt. Wie ein großes, dunkles Nichts, das sich bis in die Unendlichkeit erstreckt. Nur mit dem Unterschied, dass wir einen glatten Untergrund haben und direkt vor uns ein kleiner Waffen-Stand steht, der von einem Froschdämon geführt wird.

»...« .

Bin ich der Einzige, der nicht komplett verwirrt ist?

»Wo sind wir?« , fragt Mary und sieht sich in der Zwischenwelt um.

»Im Fegefeuer« .

»Fegefeuer?« .

»Der Ort vor der Vorhölle, die Zwischenstation der Erde und Unterwelt« , erkläre ich. Jetzt muss ich schon den Tourguide spielen, oder was?

»Und wieso sind wir hier?« .

»Dinge funktionieren nicht so einfach, wie sie vielleicht für dich aussehen« , weise ich Mary darauf hin, dass sie mir auf die Nerven geht, »Also warte ab, bis wir weiterkommen, und halt' den Rand« .

Da, sie ist wieder beleidigt. Soll sie doch heulen.

»Ich bin auch noch da, wisst ihr?« , meldet sich der Frosch. »Habt ihr vielleicht Interesse daran, etwas aus meinem Sortiment zu kaufen? Ihr könnt es gut gebrauchen, wenn ihr in die Hölle kommt« .

»Da kommen wir gerade her, Schlaumeier« .

»Oh, na dann. Aber irgendwem muss ich sie doch verkaufen«.

Hans sagt nichts dazu und schaut sich den Dämon nur an. Jetzt lächelt er gedankenversunken.

Bei seinem Gesichtsausdruck ziehe ich die Stirn kraus. »Geht's dir gut?« . Macht er etwa der niederen Kreatur da hinten schöne Augen?!? >`O´<

»Der Typ erinnert mich irgendwie an Kermit aus der Sesamstraße« .

Wer auch immer das ist, wenn ich dem auf der Erde begegne, kann er was erleben! Sesamstraße also? Ist notiert.
 

Unser Aufenthalt zieht sich in die Länge. Dabei ist weit und breit keine einsame Seele zu sehen, was kann also so lange dauern?

Hans schaut sich während wir warten die Sachen an, die der Schleimbeutel anbietet. Mary macht einen auf beleidigte Leberwurst. Helena läuft verwirrt durch die Gegend und summt irgendwas.

Und ich langweile mich zu Tode.

»Wow! Guck mal, Mary! Wie cool!« , schwärmt Hans und präsentiert stolz ein Kurzschwerter-Paar, zusammenhängend mit einer Eisenkette.

»Die Verbannungsklingen!«, verkündet der Frosch, »Habe ich von so einem Kratos abgekauft. Nur 1907538436896523456789098764432345678€ (T)Euro und 62 Cent. (^^)v « .

»Mary, hast du noch 62 Cent?« .

»ALS WENN DU SO VIEL GELD HÄTTEST!« .

»War nur ein Witz. :P« .

»Ähm, Luzifer-sama?«, meldet sich Helena nun zu Wort, »Ich stehe in Flammen« .

»Sagt bloß, das ist Euch aufgefallen...« , antworte ich sarkastisch grinsend.

Nach einem strengen Blick aus Hans' Richtung entscheide ich mich doch für die Vernunft. Ich atme einmal tief durch. »Die Absicht und die Kräfte der Reisenden werden geprüft und demnach entschieden. Entweder werden wir abgelehnt und werden zu unserem Ausgangspunkt geschickt, oder wir werden akzeptiert und zur Erde weitergeleitet« .

Bisher habe ich es noch nie durchgeschafft. Aber mit dem gutmütigen, naiven Hans; der entschlossenen, vertrauenswürdigen Mary und der freundlichen Helena sollte ich durchkommen. Zumal ich diesmal keine Absicht habe, die abgelehnt werden könnte. Ich bin aus einen mehr oder weniger guten Grund hier.

Helena verschwindet, während die Flammen uns drei noch prüfen.

»Helena?!«, ruft Mary und schaut sich nach einem Zeichen von ihr um.

»Was passiert hier?« , fragt Hans besorgt.

»Sie prüfen, ob wir würdig sind zu passieren. Jeder Einzelne« . Das „einzelne" macht mir Sorgen. Was ist, wenn ich dennoch zurückgeschickt werde, wenn die anderen alle auf der Erde sind? Zählt meine „gute Absicht" — zur Erde zu gelangen — wirklich nur in der Gruppe, um durchzukommen?

Hans verschwindet.

Mary schaut mich an, skeptisch und besorgt. Sie zweifelt doch nicht etwa daran, dass ich die Wahrheit gesagt habe? Was für einen Grund hätte ich, sie jetzt verschwinden zu lassen?

»Wer ist „sie"?« .

»?« .

»Du sagtest, „sie" prüfen uns. Wer prüft uns?« .

»Die drei Richter des Elysions. Minos, Aiakos und Rhadamantis. Sie galten als besonders herausragende und gerechte Könige ihrer Zeit. Sie bestimmen nicht nur, wer würdig ist ins Elysion einzutreten und wer nicht, sondern auch die Wege des Fegefeuers. Eigentlich nur drei alte Säcke, die ihr Menschen das „Schicksal" nennt. Sie entscheiden was passiert und was nicht. Sie sind der Münzwurf« .

»Interessant« , staunt Mary und schaut sich um, als versteckten sie sich irgendwo, um über uns zu wachen.

»Luzifer?« .

»Hm?« .

»...« . Sie senkt den Blick. »Weißt d-?« , sie verschwindet.

Jetzt bin nur noch ich da. Ich denke mal, alle sind durchgekommen. Unwahrscheinlich, dass ich es auch schaffe. Dennoch schließe ich die Augen und lasse es geschehen. Ich werde aus dieser Welt gezogen und in eine andere hineingeworfen, ich spüre es.

Nur welche es sein wird, ist unklar.

Lug und Trug - 2

~ Hans' Sicht ~
 

Überrascht schwimme ich an die Oberfläche. Sieht so aus, als hätte ich es bis zur Erde geschafft. Oben angekommen atme ich tief durch. Plötzlich ins kühle Nass zu fallen ohne darauf vorbereitet zu sein, da muss man wieder hoch kommen, da hat man keine Zeit seine Luft anzuhalten.

Gründlich schaue ich mich im weiten Meer um. Niemand außer mir zu sehen. Habe ich es als Einziger hergeschafft?

Plötzlich zieht mich etwas wieder unter Wasser!

Voller Panik trete ich im Wasser umher und versuche, wieder an die Oberfläche zu gelangen. Es lässt mich los und schwimmt mir vor mein Gesicht.

Es ist Mary, die mich angrinst. Direkt mit von der Partie auch Helena.

Oben angekommen, frage ich sie direkt aus: »Wo warst du?« .

»Wollte dich erschrecken« .

»Hast du geschafft« , atme ich auf.

»Hey Leute, seht mal!« , ruft Helena und zeigt auf eine Insel mitten im Meer. Sie ist nicht allzu weit weg, wir können hinschwimmen. »Da ist Atlantis!« .

»Wir haben es geschafft!« , ruft Mary froh und fällt mir um den Hals, das Wasser plätschert hoch und ich sinke fast wieder ab.

»Wo ist Luzifer-sama?« , fragt Helena besorgt.

»Ich dachte, er wäre bei euch?« , erwidere ich.

»Nein, er war der letzte, der verschwunden ist« , erklärt mir Mary und sieht sich im großen Gewässer um.

...

»Dann ist er wohl nicht durchgekommen« , erkenne ich enttäuscht.

»Oder... « , fängt Helena an und überlegt. »... er ist doch da« .

Mary und ich schauen uns verwundert an.

»Was meinst du?« .

»Er kann nur nicht- « .

»Schwimmen!! Luzifer kann nicht schwimmen!!« , mit diesen Worten tauche ich ab und begebe mich abermals in die kalten Tiefen des Atlantischen Ozeans. Ich sehe nur noch verschwommen, aber ich kann genug erkennen.

Fische, Fische... Da ist er!!

Er scheint das Bewusstsein zu verlieren. Aber vereinzelte Luftblasen vom Ausatmen steigen hoch, das heißt er ist ganz bestimmt noch nicht tot!

Mit aller Kraft kämpfe ich mich nach vorn, immer näher und immer näher an ihn heran. Als ich meine Hand nach ihm ausstrecke, öffnet er langsam die Augen und sieht mich. Es ist ein müder Blick, keine Überraschung mich zu sehen. Als wäre es selbstverständlich, dass ich ihn rette - Nein. Als hätte er sich mit dem Tod abgefunden und wartete darauf, erlöst zu werden.

Ich packe sein Hemd und ziehe ihn an mich. Ich werde ihn beschützen! Ich werde ihn retten!

Weil ich es will und nicht weil ich es muss!

Mit einem Ruck befördere ich uns in Richtung Wasseroberfläche. Der Druck bringt uns nach oben, aber auch ich muss meine Beine anstrengen, um uns so schnell wie möglich wieder an die Luft zu bringen. Als ich tot war, hatte sich mein Körper zwar an eine lange Zeit ohne Sauerstoff gewöhnt, aber so lange unter Wasser zu bleiben können meine funktionierenden Lungen nicht aushalten.

„Wieso rettest du mich?"

Huh?

„Du hast keinen Grund dazu" . Luzifer. Er spricht mithilfe des Siegels in meinem Kopf.

Während wir nach oben treiben schaue ich ihn an. Sein Ausdruck bleibt unverändert.

„Ich habe dir nie erzählt, was du mit Dr. Facilier hättest tun sollen" .

Stimmt, als ich ihn fragte, sagte er nur 'Siehst du, wenn du da bist' .

„Du hättest ihn töten sollen. Ich hätte dich zum Mörder gemacht, Hans. Nicht nur, dass ich dir dein Leben verfrüht genommen habe, ich hätte dein neues von Grund auf zerstört" .

Ein Mörder? Ich? (,-._.-)

„Du hast keinen Grund, mich zu retten. Ich trage an deinem Leid Schuld. Also Hans, was tust du?" . Somit bricht die Verbindung ab. Er ist bewusstlos.

Wir sind an der Oberfläche angekommen.
 


 

Es war ein ganzes Stück Arbeit, ihn mit an Land zu schleppen. Ausgepowert liegen wir am Strand von Atlantis und schauen zum - immer noch bewusstlosen - Luzifer.

Uns allen schwirrt ein Gedanke durch den Kopf: Wer macht Mund-zu-Mund-Beatmung?

Mary meldet sich als erste: »Ich mach's nicht« .

Danach Helena: »Ich auch nicht« . Wirklich? Leute, ihr könnt ihn doch nicht einfach im Stich lassen!

»Also ich habe kein Problem damit«, tadele ich die anderen. Und ich bin der einzige Kerl von uns dreien!

Als ich mich gerade über ihn beugen will, hält mich Mary zurück.

»Ich bin dafür, dass Helena das macht« .

»N-Nein, ich traue mich nicht! >////< « .

»Ihr seid verheiratet!« , sagt Mary und lässt mich los.

»J-Ja, aber wir kennen uns doch gar ni- « .

»Wann willst du denn anfangen?!« .

Während die beiden gerade eine kleine Diskussion führen, wende ich mich in der Zeit wieder Luzifer zu. Als ich mich gerade zu ihm hinunter beuge, merke ich, wie ein kleiner Lufthauch meine Haut berührt. Das gibt's doch nicht!

»Hey Leute, Luzifer atmet! Ihr könnt aufhören zu streiten« . Luzifer macht kleine Anstalten, dass ich ihn küssen soll.

»Steh auf, Schwuchtel, wir müssen weiter« .

Er nimmt es mit Humor, lacht und setzt sich auf.

»Jaja, ist ja gut. Mannomann, die Erde ist ja fast noch tödlicher als meine Hölle« .

Mary schnaubt skeptisch. »Das denkst aber auch nur du« .

»Nein Schatz, er hat recht« , widerspreche ich ihr, »Seit ich das erste Mal gestorben bin, kommt mir die Menschheit so vor wie ein hirnloser Haufen Lebewesen, die einfach durch die Gegend stolzieren, ohne zu merken, dass sie gerade fast draufgegangen wären. Nach dem zweiten Mal sogar noch mehr. Niemand ist sicher bei dieser primitiven Lebensart, völlig ohne Rücksicht auf den Tod« . Sie denkt jetzt bestimmt, dass ich einfach nur paranoid bin.

»Du sprichst ja schon fast wie ein Dämon« .

»Wieso? Spricht ein Dämon etwa anders als ein Mensch?« .

»Du... siehst wirklich keinen Unterschied mehr?« , sie mustert mich schockiert. Was hat sie denn?

»KEINE BEWEGUNG!!!« , brüllt plötzlich jemand und Helena schreit vor Schreck kurz auf. Es war eine tropisch gekleidete Frau mit vielen Armreifen und einer geflochtenen Strähne im Haar. Sie hat auf beiden Wangen einen vertikalen, spitz zulaufenden Strich blaue Farbe, steht mit zwei weiteren Wachen vor uns und richtet ein schweres MG auf uns.

Etwa ein Teil des Atlantischen Militärs?!?

»DAS HIER IST NATIONALES GEWÄSSER! WIE KOMMT IHR HIER HIN UND WAS SUCHT IHR?!« . Helena zuckt ständig zusammen bei ihrer rauen Stimme.

»Wir verstehen Sie nicht!!« , ruft Mary verängstigt, »Wir sprechen Ihre Sprache nicht! Bitte lassen Sie uns gehen!!« . Wie bitte? Ich verstehe jedes Wort. Mal sehen, ob sie mit sich reden lässt.

»Hören sie zu, wir suchen nur unsere Tochter...« .

»SCHWEIG! Eindringlinge wie ihr werden bei uns sofort hingerichtet!« .

»Hi« , meldet sich auch Luzifer. »Wir suchen hier nur jemanden, ich bin sicher, da lässt sich bestimmt eine Lösung finden...« .

Der Frau und ihren Begleitern steigt die Furcht ins Gesicht.

»D-Der Leibhaftige...« . Luzifer hebt eine Hand, um mit ihr zu winken. Aus Reflex rennen sie davon.

»RENNT UM EUER LEBEN!!!« . Und schon sind sie über alle Berge verschwunden. Ich stoße ein anerkennendes Pfeifen aus.

»Wow, Luzifer! Du bist sogar hier berühmt! :D « .

»Ich weiß« .

Als wir aufstehen und uns in Richtung Zivilisation begeben, tippt mich Mary verdutzt an.

»Was war das eben?« .

»Wir sind hier wohl nicht willkommen« .

»Das meinte ich nicht« , sie schaut mich ernst an. »Du hast eine völlig weltfremde Sprache gesprochen. Und du hast sie verstanden. Du... bist Hans... oder?« .

»Natürlich bin ich das. Luzifer war es. Er hat mir die Fähigkeit verliehen, jede Sprache zu verstehen, die benötigt wird, um meinen Auftrag zu erfüllen« , erkläre ich ihr. Mit dieser Antwort gibt sie sich zum Glück zufrieden.
 


 

Wir laufen durch eine riesige Stadt mit vielen Menschen, die allesamt weltfremd aussehen. Wie ein spirituelles Volk. Man könnte sie besser beurteilen, wenn sie nicht panisch vor Luzifer davonlaufen würden.

Eine Stadt mitten im Meer. Sie sieht beinahe futuristisch aus. Gläserne Fahrtunnelsysteme, die in einem gewaltigen Netzwerk in die alles kontrollierende Mitte führen. Kleintierarten, die ich noch nie vorher gesehen habe — weder in Zoos, noch auf Bildern — tummeln sich in satten Grünanlagen. Kaninchenartige, gefleckte Fluffel mit Flügelchen, die wie Spatzen herumfliegen.

Sogar von den Insekten geht ein türkises Leuchten aus. Das hier ist ein magischer Ort.

»Wow... Wenn die Wissenschaftler das hier sehen könnten... Das wäre die Entdeckung, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat!« , murmele ich vor mich hin. Luzifer macht eine kleine Sightseeingtour, da wir alle so erstaunt durch die Gegend glotzen.

»Früher haben diese Tiere in fast jeder tropischen Region gelebt, bis die machthungrigen Menschen sie ihrer Heimat beraubt und sie vertrieben hatten. Übrigens ist Nessie - oder wie ihr sie nennt „Das Monster von Loch Ness" - hier geboren. Sie schwamm glücklich in der Welt herum, bis eine Naturkatastrophe sie in einen schottischen See beförderte. Jetzt ist sie gefangen und besitzt seit Jahrzehnten keine magischen Kräfte mehr und wird von den Menschen als so eine Art „Attraktion" gesehen. Ihr seid wirklich nicht gesellig, oder?« .

»Und wieso leben sie dann hier? Ich meine, hier sind doch auch Menschen!« .

»Mit Knarren« , ergänzt Mary, noch eingeschüchtert vom freundlichen Empfang.

»Mein Onkel ist sehr bescheiden und suchte sich diesen Ort aus, um ihn unter seiner Macht zu beschützen. Er sollte ein Zufluchtsort sein, deswegen zog er einen Bann um das Gebiet und ließ nur diejenigen passieren, die eine gute Absicht verfolgten. Eines Tages wurde eine Frau angespült. Sie interessierte sich sehr für Tiere und Pflanzen und verehrte die Natur, wie es ihr zustand. Sie war reinen Herzens und gutmütig genug, diesen Ort nicht zu zerstören, wie es die Menschheit sonst vermag zu tun. Diese Frau baute die Zivilisation auf, die in Frieden leben sollte; im Einklang mit der Natur, aber auch fortschrittlich. Komischerweise wusste sie sehr gut, die spirituelle Magie der Natur zu erkennen und daraus zu lernen, anders als die meisten. Ist das Erklärung genug?« .

»Ich wusste ja gar nicht, dass du so gebildet bist, Luzifer! *O*« , bewundere ich.

»Denkst du etwa ich bin dumm?!!? >O< « .

»Warum haben die Götter überhaupt Beschützerorte?« , fragt Mary interessiert.

»Nicht alle. Als sich die Rasse der Menschen gerade bildete, waren die Götter sich sicher, dass sie eines Tages die Erde in Schutt und Asche legen werden. Deswegen haben sie bestimmte Orte in Schutz genommen, damit wenigstens diese in Sicherheit vor eurer Zerstörungswut sind«. Mit ernster Miene schaut er voraus. »So langsam frage ich mich, wer hier die Dämonen sind...« . Er macht den Eindruck, als hätte er alte Wunden wieder aufgekratzt. Ist es, weil er aus dem Paradies verbannt wurde? Weil sein ganzes Leben schlagartig zerstört war, weil er angeblich Unheil mit seiner Denkweise bringt?

»WAAAAAAAH!!!« , schreit Helena. Der Grund dafür klatscht Luzifer gerade ins Gesicht. Hey! Das ist Simon! (Hans' Albinofledermaus = Underworld Teil eins)

»Pass auf, wo du hinfliegst, Kleiner« , meint Luzifer und nimmt ihn in die Hand. Dieser sult sich und würde wohl ein Schnurren von sich geben, wenn er eine Katze wäre. Zwischendurch leckt er an seinen Fingern und kuschelt sich ein.

»Und was ist mit mir?« , frage ich beleidigt. Jetzt hat er schon Luzifer lieber als mich?!

»Moment mal« , räumt Mary ein, »Wenn Simon hier ist, dann muss Klein Karen auch hier sein!!« . Aufgeregt läuft sie allein voraus durch eine Menschenmenge — in die Richtung, aus der Simon kam.

»W-Warte! Wir kommen mit dir!!« , ruft Helena im Hinterherrennen. Wir setzen uns in Bewegung, haben aber tatsächlich Probleme, mit ihr mitzuhalten. Ich verliere sie aus den Augen!

»Ich halte sie auf« , meint Luzifer, breitet seine Flügel aus und fliegt ihr hinterher, bis auch er verschwunden ist. Panisch rennen die Einwohner durcheinander, als sie Luzifer zu Gesicht bekommen — das macht es einfacher sie wiederzufinden.

Helena und ich laufen immer weiter und stoßen mit Zivilisten zusammen, die vor dem Teufel fliehen. Als wir die anderen eingeholt haben, hält Luzifer die aufgebrachte Mary an den Schultern zurück und versucht sie zu beruhigen.

»Es ergibt überhaupt keinen Sinn jetzt kopflos durch die Gegend zu rennen! Wir können nicht noch mehr vermisste Personen gebrauchen, wenn wir uns erstmal aus den Augen verloren haben« .

Erst hat sie versucht, sich an ihm vorbei zu kämpfen, aber nun muss sie leider einsehen, dass er recht hat und lässt widerwillig den Kopf sinken.

»Hey... Mary.. ganz ruhig ja?... « , keuche ich atemlos.

»Entschuldige, Baby« , entschuldigt sie sich und nimmt mich in den Arm. Das habe ich irgendwie vermisst. c:

»Wir sollten ins Stadtzentrum gehen«, schlägt Luzifer vor, »Da steht ein riesiger Turm, von dem aus sollten wir auf jeden Fall einen besseren Überblick bekommen« .

»Da gibt es nur ein Problem« , meldet sich nun auch Helena, »Ich möchte nicht unhöflich klingen, Luzifer-sama, aber die Menschen scheinen Euch nicht wirklich willkommen zu heißen. Und in der Innenstadt könntet Ihr ernsthaften Schwierigkeiten ausgesetzt werden« . Sie hat recht. Obwohl sie sehr gehoben spricht, bleibt sie leicht zu verstehen. Sie sucht wohl ein Zwischending, damit wir es auch verstehen und nicht nur die Royals.

»Stimmt« , meint Luzifer und hält sich nachdenklich das Kinn, »Ich glaube, dafür habe ich was«.

Er hält seine Hände vor seiner Brust zusammen und schließt konzentriert die Augen. Wie ein kleiner Luftstrom von unten hebt sich sein Haar und schon lassen sich Veränderungen an seinem Körper feststellen. Die Flügel verschwinden, die Hörner lösen sich auf, ebenso wie sein Schweif. Als er seine Augen wieder öffnet und die Hände runternimmt, kann ich erkennen, dass seine Pupillen rund geworden sind. Seine Augenfarbe ist jetzt viel dunkler, nicht mehr so stechend, fast schon wie ein Braunton. Er grinst uns an - belustigt über unsere Reaktion. Er hat nun das Gebiss eines Menschen, viel unbedrohlicher mit den kurzen Eckzähnen.

Fast seine komplette dämonische Ausstrahlung ist dahin! Es ist, als stünde dort ein völlig Fremder. Ich erkenne ihn fast gar nicht wieder. Ich will den originalen Luzifer zurück... p.p

»So sollte es gehen. Na kommt schon, ich will nicht ewig in dieser Gestalt herumlaufen« , kommandiert er und geht voraus.

Er ist schon öfter mit meinem Körper gelaufen, weshalb er jetzt auch ohne Schweif sein Gleichgewicht halten kann. Irgendwie bin ich deswegen stolz auf ihn.
 

»Wow!« , bestaune ich die weite Aussicht vom Turm aus. Lauter Menschen in blau-türkisen Gewändern und eine riesige Statue des Gottes Poseidon. Ja, ich weiß, wer das ist, bin ich nicht gebildet? ;)

»Seht mal, Luzifer-sama! Dort steht eine Statue eures Onkels!« , bemüht sich Helena um ein Gespräch mit ihren Gatten.

»Na und? Die stehen hier doch sowieso überall herum. Außerdem ist die Nase krumm und darauf wurde herumgemalt« , gibt er launisch zur Antwort. Das scheint Helena ein wenig zu kränken. Ach Luzifer, sei doch mal ein Gentleman!

»Moment, was hast du gesagt?« , fragt Mary, die auf der anderen Seite der Aussichtsplattform Ausschau hielt.

»Dass mich die angemalte Statue nicht interessiert?« .

»Zeig mal her!!«. Sie drängt sich an den anderen „Touristen" (wenn man sie als solche beschreiben könnte) vorbei und schaut auf Luzifers Seite nach unten. Ich geselle mich zu ihr und halte Ausschau.

»Das ist Wachsmalkreide!« , erkennt sie. Simon meldet sich fiepend von meinem Ohr aus und fliegt zur Poseidon-Statue hinab. Wir beobachten gespannt seine Reaktion und erblicken kurz darauf auch die kletternde Karen.

»Da ist sie! Da ist meine Tochter!!« , ruft Mary froh, »KAREN, MAMI IST HIER!!!«.

»Kommt, bevor sie uns wieder davonläuft!« , rufe ich und stürze zurück ins Innere Gewölbe des Turms. Die anderen folgen. Ich laufe so schnell ich kann die Treppen hinunter, bis ich einen Drehwurm bekomme, aber das ist mir egal. Um meine Tochter wieder zu bekommen, würde ich die ganze Hölle durchqueren! (Was ich ja irgendwie schon getan habe)

Draußen angekommen, sammeln sich schon eine Menge Leute um die Statue und rufen Sachen wie „Komm da runter, Kleine!" oder „Das ist viel zu gefährlich! Wo sind denn deine Eltern?" . Genau, was jetzt? Jetzt stehen wir hier und wissen nicht, wie wir sie sicher da runter bekommen.

»Luzifer! Könntest du ganz kurz deine Kräfte einsetzen und sie da herunter holen?« .

Luzifer sieht mich eindringlich an. »Wenn ich meine Kräfte auffällig einsetze, wird es mein Onkel mitkriegen und mich melden, auf der Erde gewesen zu sein. Dann finden sie uns, und damit auch dich, identifizieren meine Magie an dir und dich als meinen Wirtskörper und wir sind beide geliefert. Glaube mir, meine Kräfte hier einzusetzen wird schwerwiegendere Folgen haben als du denkst« .

»Dann können wir also nichts tun?« .

Er überlegt. »Hmm... Ich könnte kurz zu ihr hinauffliegen und sie mitnehmen. Das kostet nicht so viel Zeit« .

»Dann los!« , stachelt Mary ihn an. Ohne sich zu beschweren erscheint sein komplettes dämonisches Aussehen wieder und er fliegt hoch zu Karen. Keine Sorge, Karen, Luzifer kommt und holt dich!

...

Das klingt irgendwie gar nicht gut. ^^°

»Seid bitte vorsichtig!!« , ruft Helena den beiden da oben zu.

Klein Karen kreischt, als sie hinunterfliegen. Nicht aus Angst, sondern aus Freude. Es macht ihr Spaß.

Mit kleineren, schnelleren, aber immer noch festen Flügelschlägen landet Luzifer vor uns und fegt uns den Wind ins Gesicht.

»Mein Baby!!«, rufen Mary und ich unter Freudentränen und stürzen uns sofort auf unser Kind. Wir schließen sie fest in die Arme und lassen sie nicht mehr los.

»Nochmal!! :D« , ruft Karen froh und zieht an Luzifers Hörnern.

»Ja, die sind echt und jetzt lass los!« , sagt dieser genervt und reißt sich von ihrem Griff los. »Kein Dankeschön?« , beschwert er sich. Jetzt nicht, zu beschäftigt.

Helena und Luzifer schauen sich unser Schauspiel an. Sehe ich da etwa ein kleines Lächeln auf ihren Gesichtern?

Leicht nimmt Helena Luzifers Hand in ihre, nur ein paar Finger, nicht viel. Er schaut sie verwundert an, dann zieht sie sie schüchtern wieder weg und senkt den Blick. Die Arme...

»Karen, Papa ist sehr enttäuscht von dir«, tadele ich sie angemessen, »Du kannst doch nicht einfach so verschwinden ohne uns Bescheid zu sagen!«.

»Wir haben uns solche Sorgen gemacht!«, stimmt Mary mit ein, »Wie bist du überhaupt hier hergekommen?«.

»Hopp hopp, wuuuusch! Tadaaa! Hihi!«, erwidert Karen und patscht Mary im Gesicht herum. Ich lasse erschöpft von ihr ab und schon macht sie es sich auf Marys Arm gemütlich. So schnell werden wir wohl keine Antwort bekommen.

»Können wir jetzt nach Hause? Ich hab' Hunger« , beschwert sich Luzifer.

»Wann hast du denn mal nicht Hunger?« , lache ich und komme auf ihn zu.

»Vielleicht habe ich diesmal Hunger auf dich, Süßer... <3 « , flüstert er mir im Vorbeigehen zu.

Oh .////. Das Versprechen habe ich ja ganz vergessen. >///>

Lug und Trug - 3

~ Luzifers Sicht ~
 

Ich habe es niemandem erzählt aber ich habe mir mit Absicht ein wenig Zeit gelassen, als ich Klein Karen von der Statue herunter geholt habe. Ich habe es gesehen.

Sie starrte mir in die Augen, nicht direkt staunend, aber wie erstarrt. Sie fühlte keine Angst und hatte Respekt vor mir - weniger als Person sondern mehr als höher gestellter Dämon. Ich schaute sie mir gründlich an, denn hätte ich sie sofort mit runtergenommen, wäre Mary sofort dazwischen gegangen. Diesmal hatte ich Zeit genug.

Ich habe es sofort gemerkt, denn sie hat mir geantwortet: auf Nardrazim. Der Dämonensprache.

„Shin tollár Karen", hat sie gesagt und mich nach meinem Namen gefragt. Deswegen konnte sie ohne Probleme so schnell überall hin. Sie trägt einen dämonischen Teil in sich.

Karen muss kurz nach Marys und Hans' Hochzeit gezeugt worden sein — nachdem Hans mir gehörte — während er noch dämonisch krank von mir war.

Versteht mich nicht falsch, ich habe mit Klein Karen nichts zu tun, sie ist einzig und allein Hans' und Marys Kind. Nur, dadurch dass Hans dämonisch krank war, also fast wie vergiftet, ist dieses Kind mit der Vergiftung gezeugt und auf die Welt gebracht worden. Sie ist also dämonisch krank geboren und wird es für immer bleiben.

Es ist Teil ihrer DNA. Dadurch hat sie die schwächsten Fähigkeiten eines Dämons, obwohl sie ein Mensch ist. Sie ist kein Halb-Dämon oder dergleichen.

Für einen Menschen regeneriert sie sich schneller — beinahe sofort — und kann sich teleportieren, untrainiert aber nur sich selbst und kann niemanden mitnehmen, der größer wäre als Simon. Klein Karen hat dazu noch einen Hauch meiner Pheromone und eine sehr schwache dämonische Ausstrahlung, weswegen sie für einige sowohl einladend- als auch seltsam und einschüchternd wirkt, ohne dass sie wissen warum. Wäre sie ein Halbdämon, sehe die Sache ganz anders aus.
 

Als wir fünf uns vom Stadtzentrum entfernen, um nicht von weiteren Atlantern gesehen zu werden, da stolpert Hans plötzlich über einen im Boden verankerten Gegenstand.

»Autsch! Drecksding!« , flucht er und tritt energisch dagegen. Der Gegenstand löst sich aus seiner Verankerung, schießt aus dem Loch und fliegt im hohen Bogen auf den Rasen. Erst jetzt bemerke ich, was das für ein Gegenstand war, und pruste los.

Wasser blubbert in dem Loch und heizt sich auf.

»Hans...« , meldet sich Helena zu Wort. Er schaut auf das Wasser. »Das war der Hauptstopfen« .

»Wofür?« , fragt er und geht einen Schritt zurück. Sofort schießt der Geysir das heiße Wasser in Massen in die Höhe.

»Dafür«.

»Wir müssen schnellstens hier weg!! c(°O°c)« , ruft Mary und schnappt sich Hans' und Helenas Arm, damit diese sich an mir festhalten können. Karen kuschelt sich an Mary und Simon hängt an Hans' Ohr. Dann scheinen ja alle da zu sein.

»Luzifer, was ist denn?!«.

»Hach, wie gern würde ich mir das ansehen...« . Die Menschen rennen schreiend davon, mehrere Geysire sprengen ihre Stopfen, Schreie gehen im Wasser unter und ertrinken - was für ein Spektakel! Atlantis geht unter! Und das durch meinen Diener Hans! Ich bin ja so stolz auf ihn!! Das wird Poseidon eine Lehre sein, dafür dass er —

»Luzifer!! Wir müssen her weg!« , reißt mich Hans aus meinen Gedanken.

»Oh, ach ja. Festhalten!« . Hans greift meinen Ärmel und das Teleportfeuer greift auf uns alle über. Mit Schwung teleportiert es uns zurück in mein Schloss.
 

Sofort falle ich meinen süßen Menschen an. »Hans! Das hast du wunderbar gemacht! Du hast eine ganze Zivilisation umgebracht!« .

»A-Aber, das war doch keine Absicht!« , wimmert er und schaut wie ein Häschen, welches gerade aus Versehen etwas Schlimmes getan hat. Naw, da muss man ihn doch einfach knuddeln! Mein kleiner, gutmütiger Massenmörder.

»Hey, Depp!«, ertönt eine bekannte Stimme von meinem Thron aus, »Da bin ich ein Mal hier, und du schleichst dich weg!«. Wie hätte es auch anders sein können...

»Was willst du denn hier?« , frage ich Lena, die es sich auf meinem Thron gemütlich gemacht hat! Runter da! -.-

»Wer ist das?« , fragt Hans und schaut sie genauer an. Lena kommt hochnäsig die Treppe hinuntergestiegen und grinst. Ich murmle Hans zur Antwort: »...Meine kleine Schwester...« .

»Du hast eine Schwester?!« , fragt er und schaut verdutzt hin und her. Sie kommt auf uns zu. Mein Territorium verteidigend nehme ich Hans in Schutz.

Lena räuspert sich und schaut mich ernst an. »Du weißt warum ich hier bin, ich habe Hermes einen Brief schicken lassen, in dem alles drin steht«.

»Ich war nicht da« .

»Weiß ich, deswegen bin ich hergekommen«. Neugierig späht sie an mir vorbei und mustert Hans. »Oh, ein Mensch. Das ist ja mal was Neues!«.

»Ja, und er gehört mir!!« .

»Keine Frage, dass er dir gehört. Du sorgst zu gut dafür, dass er nach dir stinkt« .

»Du stinkst hier!«.

»Natürlich, Eure königliche Idiotigkeit« , lacht sie. Wie ich sie hasse!

»Um genau zu sein«, mischt sich Mary ins Gespräch, »gehört er zu mir!«.

»Noch ein Mensch, das wird ja immer lustiger«, sagt Lena und schaut zu Helena herüber, die Klein Karen im Arm hält. »Und noch einer. So wie ich das sehe, läuft hier einiges durcheinander«.

»Was weißt du schon?«, sage ich und schaue hochnäsig zur Seite.

»Ich weiß, dass du jetzt verheiratet bist. Und ich weiß, dass dir das Wort fremd ist, aber du musst deiner Frau Treue entgegen bringen«.

Nachdenklich schaue ich zu Helena und möchte am liebsten nur noch ins Bett gehen und schlafen. Helena soll weg. Nichts von all dem soll mich weiter unnötig sorgen.

»Kein Interesse«, sage ich und stehe mit Hans zusammen auf. Er zieht sein Hemd zurecht, das wegen meiner Anhänglichkeit verruscht ist.

»Ach nein«, pfeift Lena amüsiert und ignoriert mich komplett, »Das ist ja herzallerliebst«.

Sie zieht Hans' Hemd nach oben und legt das Siegel frei. Als ich es neu zeichnete habe ich es modifiziert und eine klitzekleine Änderung vorgenommen, die Lena nun auffällt. Mary schaut empört drein. Sieht so aus als hätte sie so langsam genug von Dämonen, die alle Hans begrabschen. Und ich ebenfalls!

»Hey! Finger weg von meinem kleinen, niedlichen, sexy Hans«.

»Was war das letzte? ',:/ «, fragt Hans.

»Klein? ^^ «. Ich will ihn gerade küssen, da nimmt Mary ihn mir weg.

»Jetzt mach mal halblang! Hans ist immer noch mein Ehemann, HA!«.

»Naja«, wendet sich Lena an sie, »Da Hans von Luzifer gezeichnet wurde und er sich ihm verschrieben hat, ist er noch immer Luzifers Eigentum. Und da ist noch etwas. Darf ich mal?«.

»Nein«.

»Danke«, ignoriert sie und zieht Hans' Hemd nach oben, um seinen Bauch freizulegen.

»Hey!! Nur ich darf Hans ausziehen!!«.

»Doppel "Hey"!! >`O'< «, ruft Mary.

»Fragt mich mal einer?«, meldet sich Hans, wird aber direkt von Lena unterbrochen:

»Seht ihr diesen Ring hier? Da, um das umgegrehte Kreuz in der Mitte herum? Ich bin sicher Luzifer hat den extra hinzugefügt. Denn der hier bedeutet Luzifer und Hans sind verheiratet!«.

»WAAAAAAAS?!«, rufen alle anderen im Chor.

»Oh, habe ich das nicht erwähnt?«. Ups.

»WAS SOLL DAS HEIßEN WIR SIND VERHEIRATET?! WARUM WEIß ICH NICHTS DAVON?!?«, schreit Hans und schüttelt mich kräftig durch, als hätte ich den Verstand verloren.

»Hans, so süß du auch versuchst mich umzubringen, ich muss dir nicht alles sagen«.

Eingeschnappt lässt er mich los und fässt sich an die Stirn. Dann schaut er mich mit einem eisigen Blick an und zeigt mir die kalte Schulter.

»Was ist denn?«, frage ich und versuche mein Hemd richtig zuzuknöpfen, »Bis vorhin wolltest du es mit mir tun und jetzt wo du erfährst, dass du es offiziell darfst, willst du nicht mehr. Oder war es nur der Nervenkitzel, etwas Verbotenes zu tun, der dich antrieb mit mir das Bett zu teilen? Immer und immer wieder ~ «.

Er schnaubt verächtlich. Na sowas, so kratzbürstig heute! Ich kann's ihm nicht verübeln, auch mir drückt der ganze Stress auf die Laune.

Helena meldet sich zu Wort. »Wie kann es sein, dass ich Euch bisher noch nie hier gesehen habe, Lena?«.

»Weil ich weder hier wohne, noch sonstwo regiere«.

»Nunja, das ist so«, fange ich an und lege einen Arm um meine Schwester, »Lena hat zwei Brüder UND ist die Jüngste. Sie darf nicht regieren, obwohl sie ein Mitglied der Königsfamilie ist«.

»Jaja, so interessant das auch klingt... Viel interessanter zu sehen ist doch, dass mein großer Bruder, der ewige Junggeselle in seinem Bunnyschloss, zu einer doppelt verheirateten Schwuchtel geworden ist«.

»Hey! Wen nennst du hier eine Schwuchtel?!«.

»Alter, du hast 'nen Ehemann. Und ne Ehefrau. Egal was du bist, du bist ein Flittchen«.

»Erstens mal, ich bin pansexuell, und zweitens weißt du genau, dass ich immer etwas mit meinen Spielzeugen hatte, also warum sollte ich mich nicht auch mit Hans vergnügen? Er gehört mir«.

Ich blinzele zu Hans herüber, der sich mit verschränkten Armen von mir abgewendet hat. Ich lächele in mich hinein, pirsche mich von hinten heran und lasse meine Hände unter seine Arme gleiten, damit ich ihn berühren und mich an ihn schmiegen kann. Ihm entfährt ein kalter Schauer als ich mit der Nasenspitze über seinen Nacken fahre und seinen menschlichen Duft inhaliere.

»Noch dazu«, fahre ich fort, »ist er lecker <3 «.

»Luzifer o`///ó «, quängelt er, »Nimm deinen Schweif da weg«. Oh, er hat sich wohl wieder selbstständig gemacht, hehe.

»Komm schon. Ich weiß du willst eeees«.

»Ich bin immer noch sauer auf dich«.

»Das nehme ich in Kauf«.

»Das ist ja wohl die Höhe!!«, beschwert sich Mary und ich kann spüren, wie die Anspannung in mir brodelt. Ich hasse es, wenn jemand versucht meine Autorität zu untergraben. Ihre Stimme hängt mir wie ein Mückensurren in den Ohren. »Ich lasse nicht zu, dass Hans — «.

»SCHLUSS JETZT«, fauche ich und meine Stimme rutscht in ihre dämonische Natur zurück. Meine Flügel haben sich abwehrend um Hans und mich gespannt. Klein Karen vergräbt ihr Gesicht in Helenas Kleid.

»Uh oh«, lacht Lena und erwartet wohl meinen entfesselten Zorn in Aktion sehen zu können.

»Hans gehört MIR, und du wirst ihn mir nicht wegnehmen! Er hat sich mir hingegeben, Hans ist MEIN Spielzeug!!«. Ein tiefes Knurren entfährt meiner Kehle, aber ich muss mich zurückhalten. So viel Unruhe und Stress waren noch nie gut für mich. Am besten ist, ich ziehe mich zurück.

Ich schaue auf Hans nieder, dem so viele Gedanken und negative Energien durch den Kopf schwirren, dass ihm schwindelig ist. Sieht so aus, als könnten wir beide eine Pause gebrauchen.

Ich richte mich auf und nehme Hans an mich.

»Und wegen dir ist mir jetzt die Lust vergangen«, sage ich und meine Stimme klingt wieder ausgewogen.

Zusammen mit dem noch immer ziemlich benommen wirkenden Hans trete ich schnellen Schrittes hinter den dicken, roten Vorhang, der die Eingangshalle einrahmt, um kurz darauf hinter einer der Türen zu verschwinden. Ich verweile dort eine Minute, um mich abzureagieren und meine Flügel wieder einzuziehen, die sich zuvor so unfreiwillig geöffnet hatten. Derweil höre ich die Stimmen der anderen, wie sie sich verdutzt und kleinlaut unterhalten.

»Luzifer ist die Lust vergangen?«, pfeift Lena schockiert, »Mary, bist du wirklich ein Mensch? Oder bist du eine sehr gefräßige Chaos-Sukkubus??«.

»... Kann es sein, dass Luzifer.. nie geliebt worden ist?«, fragt Mary besorgt. Pfft, was weiß die schon.

»Er war schon immer kindisch und besitzergreifend, aber jetzt wo du es sagst.. Das würde vieles erklären. Bist du eine Detektiv Sukkubus?«.

»Vielleicht hast du recht, Mary«, meint Helena, »Vielleicht braucht er jemanden, der ihm sein kleines, hohles Herz füllt«.

»Oooh, mein Kopf.. «, stöhnt Hans und hält sich schmerzend die Stirn. Genug gelauscht.

»Komm mit, Hans«, ordere ich an und ziehe ihn mit.

»...Wohin denn..«, fragt er benommen, macht aber keine Anstalten sich zu wehren. Gut so. Ich wüsste nicht, was passieren könnte, wenn er mir jetzt das Leben schwer machen würde. Nichts Gutes, jedenfalls.
 

Gezielt steuere ich das Schlafgemach an und trete hinein. Die Tür schließt sich hinter uns und wir sind allein. Ohne viel Zeit zu verlieren geleite ich ihn zu Bett.

»Was machst du..?«.

»Wir«, sage ich und ziehe mir mit einem Ruck die Hose aus. Darunter trage ich meine Lieblingsboxershorts mit den Schweinchen drauf, »schlafen jetzt«.

».. Jetzt..?«, murmelt er verwirrt und lässt sich nieder.

»Ja. Jetzt«, entgegne ich und lege mich zu ihm. Unbeholfen hebt er die Arme, als ich mich an ihn kuschele. Ich nehme seinen Oberkörper in Beschlag und werfe mein Bein über seines, um mich halb auf ihm breit zu machen. Mein Schweif peitscht leise umher, nur kurz, um sich nach meiner Liegeposition zu richten.

Erst jetzt genehmige ich mir einen Moment der Ruhe, wo ich tief durchatmen kann. Beim Ausatmen lasse ich ein tiefes Grummeln und somit auch meinen Frust heraus, der sich bis jetzt angestaut hatte. Hans' süßer, menschlicher Geruch hilft mir dabei mich zu entspannen, der Hölle sei Dank. Sein Herzschlag wird sich bald beruhigen und dann ebenfalls angenehm auf mich einwirken.

Hans weiß nicht so recht wohin mit seinen Armen und entscheidet sich sie langsam und vorsichtig runterzulassen, aus Furcht etwas falsch zu machen und die Konsequenzen meines vorherigen Wutausbruchs zu erleben. Er entscheidet sich eine Hand auf meinem Rücken ruhen zu lassen.

Ich atme noch einmal still durch und versichere ihm, dass ich mich heute nicht mehr aufregen werde.

Zögerlich entspannt er seine Muskeln und beginnt mir sanft über den Rücken zu streicheln. Ich gebe keine Reaktion von mir, sonst hätte ich ihn vielleicht noch verschreckt und ich will ja, dass er weich und offen für mich bleibt.

Mein Schweif wickelt sich langsam um Hans' Bein und verweilt dort, damit Hans ja nicht auf die Idee kommt abzuhauen.

Er soll hier bleiben. Bei mir.

Verständnis

~ Marys Sicht ~
 

Heute morgen bin ich neben Hans aufgewacht. Er hat mich ausschlafen lassen und Klein Karen in den Kindergarten gebracht.

Er liegt angezogen neben mir und streicht mir behutsam über die Wange. Ich gähne herzhaft.

»Dir auch einen guten Morgen, mein Engel«, antwortet er mit einem Lächeln.

»Mmhm«, grummele ich und setze mich auf. Man möge meinen, lange zu schlafen würde einem Energie geben. Mir wohl nicht. Oh Mann, ich brauche dringend einen-

»Kaffee?«, fragt Hans und hält mir dienlich eine Tasse entgegen.

»Jaaaa.. «, stöhne ich so lange bis meine Lippen das heiße Getränk berühren und meine Stimme darin versinkt.

Hans kichert und seine Wangen sehen wieder genauso pink aus wie am Tag, als ich ihn traf. Keine Frage, er liebt mich.

Apropos Liebe. Luzifer... So wie er gestern drauf gewesen ist.. Er scheint seine Schwester nicht ausstehen zu können. Ob es mit seinen Eltern genauso ist? Ob er überhaupt weiß, wie es sich anfühlt, geliebt zu werden?

Nachdenklich schaue ich in meinen dunklen Kaffee.

»Schatz?«, fragt Hans und legt eine Hand auf mein Knie. Ich atme einmal tief durch.

»Wie kommt es, dass du hier bist? Du bist gestern nicht nach Hause gekommen. Ich bin davon ausgegangen, dass du bei ihm geschlafen hast«.

»Hab ich auch, aber...«, fängt er an und seufzt, »ich will nicht, dass du denkst, ich würde lieber Zeit mit ihm verbringen statt mit dir. Denn das stimmt nicht«.

»Ich weiß«, sage ich und nehme noch einen Schluck. Ich bin ja froh, dass er hier ist. Aber ist er es auch? Bei dem ganzen Aufruhr in letzter Zeit habe ich Hans vollkommen vernachlässigt und nur darauf geachtet, was mir guttut. Er muss einem enormen Druck ausgesetzt sein, zu jeder Zeit dafür zu sorgen mich bloß nicht zu verärgern. Und das nur, weil ich so eifersüchtig bin. Das führt doch nur dazu, dass er seine eigenen Bedürfnisse hinten anstellt. Das ist nicht richtig. Ich will doch, dass er glücklich ist.

»Er bedeutet dir viel. Er ist dir wichtig, das kann ich nicht leugnen«.

»Aber Mary-«.

»Ich will dir nicht verbieten bei der Person zu sein, bei der du gerade sein willst, nur weil ich manchmal ein bisschen eifersüchtig bin. Es ist ok, ich kann dir nicht verbieten ihn auch zu lieben. Du teilst deine Gefühle gern, Hans, deswegen liebe ich dich so. Du bist ein Brunnen, der nie versiegt. Und es ist Zeit, dass ich ihn teilen lerne«.

»Was meinst du damit?«.

»Sei ehrlich, Hans. Liebst du Luzifer?«.

»Aber Mary, ich könnte dich niemals für Luzifer hergeben! Ich weiß du willst nur mein Bestes, aber ich bin glücklich mit dir-«.

»Es geht nicht um mich, Hohlkopf. Es geht um dich. Liebst du ihn?«, frage ich und sehe ihn mit gelassener aber dennoch ernster Miene an.

»Naja...«, beschämt streicht er sich mit der Hand über den Nacken und schaut ins Leere. Dann lächelt er zögerlich und schaut mich an. »Und.. wenn ich "ja" sage?«.

»Wofür liebst du ihn?«, frage ich gespannt und stelle meinen Kaffee auf meinen Nachttisch.

»Wofür?«.

»Genau. Was magst du so an ihm?«. Ich frage ihn das teilweise deswegen, weil ich ihm die Sicherheit geben will, dass er endlich offen mit mir darüber reden kann, ohne zu fürchten dass ich seine Gefühle misbillige. Und teilweise deswegen, weil es mir wirklich ein Rätsel ist, was an ihm so toll sein soll.

»Ok. Erstens«, sagt er und gibt mir ein Küsschen, »ohne ihn hätte ich dich nie kennengelernt«.

Äußerlich grinse ich über seine süße Geste. Innerlich grinse ich, weil ich weiß, dass ich das beste bin, was ihm im Leben widerfahren ist. Er sagte mir mal, dass ich sein Leben wieder farbenfroh gemacht habe. Für mich ist er auch trocken geworden. Trotz allem, was das Höllenthema angeht, hat er mir immer und immer wieder bewiesen, wie ernst es ihm um mich ist. Das respektiere ich.

»Zweitens: er ist unglaublich im Bett.. <3 «, bemerkt er schüchtern.

»Wie gern hätte ich das überhört -.- «.

»Und drittens... Gibt es eine gute Seite an ihm, die er niemandem zeigen will. Ich weiß es steckt mehr in ihm, als man es ihm ansieht, und wenn wir allein sind, dann ist er so anders.. so... wunderbar«.

Da muss ich lächeln, wie verträumt er aussieht.

»Dann musst du es ihm irgendwie beweisen«, erkläre ich und halte seine Hand, »So wie es aussieht, wurde er noch nie wirklich geliebt. Ich glaube, er benutzt Sex und Alkohol nur um sich von seinen Problemen abzulenken. Er weiß, dass keiner seiner Untertanen jemals verstehen kann, wie es ihm geht. Aber du bist nicht wie die anderen, Hans. Deswegen hat er dich ausgewählt«.

»Meinst du das wirklich?«, fragt er und denkt über meine Worte nach.

Ich nicke.

»Er braucht dich mehr als er zugeben will«.

Hans schnaubt über diese Erkenntnis. Dann lächelt er mich an.

»Danke Mary«, sagt er und drückt mir einen liebevollen Kuss auf die Stirn. Er ist so kühl und riecht ein bisschen nach den Wachs-Malstiften aus dem Wohnzimmer.

»Aber bevor ich zu ihm gehe.. «, meint er und zieht mir die Bettdecke weg, ».. würde ich gerne noch das hier tun!«.

Jetzt drückt er mich fest an sich und presst sein Gesicht in meinen Ausschnitt. Dabei gibt er hungrige Geräusche von sich und kitzelt mich.

»H-Hey!! Lass das, das kitzelt!«, lache ich und nehme ihm die Mütze vom Kopf, die ich auf den Nachttisch werfe. Das überrascht ihn und er schaut mit großen Augen zu mir auf.

»Komm her, du untoter Holzkopf«, raune ich und küsse ihn herzhaft, so wie ich es jeden Tag gerne tun würde.

»Mmmh ~«, summt Hans genüsslich und schmilzt in meine Berührung hinein. Ich löse den Kuss und streiche ihm eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht.

»Ist Luzifer besser als ich im Bett?«.

Er wird rot und spitzt die Lippen, während er gekünstelt an die Decke schaut.

»Najaaa, also wenn es darum geht... «.

Ich mache einen missbilligenden Ton und schon lacht er mich aus.

»Na warte, das werden wir noch sehen!« sage ich und nehme die Herausforderung an!
 


 


 

Die Stunden vergehen und Hans hat es sich zur Aufgabe gemacht heute Abend mit Klein Karen zusammen Kekse auszustechen. Ich sitze ihnen gegenüber und helfe ein bisschen.

Es ist schön Hans hier zu haben. Nicht, dass er selten hier ist, nur schätze ich unsere gemeinsame Zeit sehr und freue mich ihn zu Hause zu sehen. Bei uns, wo er hingehört.

Unsere Tochter gibt ein Freudenquieken von sich, als Hans ihr Mehl auf die Nasenspitze tupft. Ein schönes Geräusch. Es bedeutet Heimat.

»Papa, können wir für Onkel Luzifer auch welche machen?«, fragt Karen und strahlt ihn an. Ich unterdrücke ein nervöses Schlucken. Eigentlich darf sie ihn nicht kennen. Aber nach der Suchaktion letztens ist es leider darauf hinausgelaufen. Mein Baby kennt den Teufel höchstpersönlich. Na wunderbar.

»Wenn du das willst, Schlumpf«, sagt er und streichelt ihr den Rücken. »Ich werde ihm später welche vorbeibringen«.

Glücklich drückt sie ihr Förmchen in den ausgerollten Keksteig.

»Meinst du sie werden ihm schmecken?«, frage ich Hans und zupfe die Teigreste von den Förmchen ab.

»Wer weiß? Ich habe gesehen, was er so isst. Vielleicht kann ich hiermit seinen Appetit auf Kekse lenken. Das wäre jedenfalls weniger.. gefährlich«.

»Heh. Verrate ihm das nicht, sonst denkt er noch du machst ihn zum Softie«, lache ich.

»Bis dahin wäre es ein langer Weg.. ^^°«.

»Ein Versuch ist es wert«.

»Mama, können wir Spongebob gucken?«.

»Nachdem die letzten Kekse im Ofen sind, ok Spätzchen?«, frage ich und helfe vorsichtshalber mit, damit es schneller voran geht und sie nicht zu lange wach bleibt.

»Aber nur die alten Folgen. Die neuen sind einfach nicht das Wahre«, merkt Hans an und legt ein Stück Keksteig auf das Backpapier.

Ich hebe den Kopf.

»Du bleibst hier?«.

»Na klar«, sagt er und nimmt einen Schluck Kakao, »Ich bin sicher, Luzifer kann auch noch bis morgen warten«. Er zwinkert mir zu.

Ich weiß nicht wieso, aber mein Herz machte einen Sprung, als er das tat. Ich habe ihm gesagt, dass er sich frei entscheiden kann, und seine erste Wahl.. bin ich?

»Was ist? Hab ich Mami die Sprache verschlagen?«.

»Mami, du bist so rot wie deine Haare!«.

Ich halte mir eine aufkommende Träne zurück und gehe um die Kücheninsel herum zu Hans, den ich sofort in die Arme schließe.

»Hey, Schatz.. was hast du denn?«, fragt er leise und drückt mich ganz fest.

»Du machst mich so glücklich«.

»Nawww, komm her«, sagt er und schenkt mir einen Kuss.

»Bäääh!«, macht Karen und schüttelt sich.

»Nun hab dich nicht so«, lache ich und gebe ihr ein Küsschen auf die Wange. Sie macht ein mulmiges Geräusch und wischt sich die Wange. »Mami und Papi haben sich sehr lieb, das ist alles«.

»Und ich muss die Kekse alleine machen!«, sagt sie trotzig und zeigt auf den Keksteig, der wohl nie weniger werden wird, wenn wir ihr nicht helfen.

»Entschuldige, wir machen ja schon weiter«, kichert Hans und macht sich mit mir zusammen ans Werk.

Stolz präsentiert Karen einen Klumpen, den sie mit ihren Patschehänden geformt hat.

»Guck mal, ein Dino!«.

»Und was für ein Dino?«, fragt Hans.

»Ähhh... der, der im Wasser war!«.

Ein Dino im Wasser? Meint sie damit etwa Atlantis? Ich erinnere mich an die Geschichte, dass das Monster von Loch Ness angeblich aus den Gewässern dort stammt.

»Den hätte ich auch gerne gesehen«, gebe ich zu und tue so, als ob das nichts Gruseliges wäre.

Aber das ist schon ok. Ihr ist ja nichts passiert. Ich brauche mir keine Sorgen mehr darum zu machen.

Klein Karen kreuzt die Beine und wippt auf und ab.

»Was ist?«, frage ich.

»Ich muss mal!«, winselt sie.

»Na dann geh schnell«, sagt Hans und schon springt sie auf und watschelt zur Toilette.

»Und wasch dir danach bloß die Hände!«, rufe ich ihr hinterher, »Mit Seife!«.

»Mindestens zwanzig Sekunden lang!«, stimmt Hans mit ein.

»Eiiiins, zweeeei, dreeeei.. «, erschallt es aus dem Flur.

»Erst beim Händewaschen zählen!«, rufen Hans und ich gemeinsam und müssen lachen.

Ein kleines Kinderkichern erklingt, bevor ich die Badezimmertür schließen höre.

Es ist still, nur die Uhr tickt vor sich hin. So friedlich auf einmal. Ich lächele in mich hinein.

»Du musst nicht hierbleiben«, murmele ich.

»Ich will es aber«, antwortet er und räumt die benutzen Förmchen aus dem Weg. »Du hast selbst gesagt, ich kann mich entscheiden bei wem ich sein will. Und ich werde dich heute Abend in die Decke einwickeln, mich ganz dicht an dich kuscheln, und neben dir einschlafen. Und dann..«, er gibt mir ein Küsschen auf den Mundwinkel, »..werde ich neben dir aufwachen«.

Und was ist, wenn er wieder in die Hölle teleportiert wird ohne gefragt zu werden? Dann ist er weg und ich bin wieder allein.

»Mach nicht soein Gesicht. Ich werde nicht wieder verschwinden. Diesmal nicht«.

Ich will ihm glauben. So sehr.

Ich lächle ihn an.

»Das wäre schön«.

Na gut, dann werde ich es versuchen. Ich werde fürs erste daran glauben. Es wird keine Überraschungen geben.

In diesem Moment kommt Klein Karen aus dem Badezimmer.

»ZWANZIG!«, ruft sie und zeigt ihre frisch gewaschenen Händchen.

»Super!«, lobt Hans und schiebt das fertig belegte Backblech in den Ofen. »Wer hat Lust auf Spongebob?«.

»Iiiiich!!«, ruft sie.

»Wer zuerst auf der Couch ist muss nicht spülen!«, rufe ich und sprinte zur Couch, Karen läuft lachend mit und wirft sich nach meiner Landung auf mich.

»Hey!! >:/ «, meckert er und macht den Ofen zu.

Ich grinse ihn nur verschmitzt an. Tja, Hans. Ich bin zwar eine klasse Ehefrau, aber sicherlich kein Engel.

Eines Tages...

~ Luzifers Sicht ~
 

Lena hat sich dafür entschieden, mir die nächsten paar Tage zum Tartarus zu machen. Sie blockiert mein privates Badezimmer, isst meine Snacks, liegt mir in den Ohren und sitzt auf meinem Thron. Niemand sonst würde soetwas im Traum wagen, nur sie.

Das schlimmste daran: Ich kann nichts dagegen unternehmen. Unsere Eltern haben mir vor langer Zeit verboten mich an ihr zu rächen oder ihr Schaden zuzufügen. Lena ist eine Petze und würde es ihnen sofort mitteilen. Nichteinmal erpressen kann ich sie, weil sie nicht viel hat und ihr der Rest egal ist.

Dieses Gefühl der Machtlosigkeit in meinem eigenen Schloss raubt mir jedwede Geduld und Nerven.

Ihr Verhalten ist inakzeptabel. Was werden meine Servants denken? Dass ich zu schwach bin gegen meine eigene kleine Schwester anzukommen?

Der Gedanke allein bringt mein Blut zum Kochen!

Ich schlafe schlecht. Mein Chiropraktiker Diego ist mit Alice Besorgungen machen gegangen und kommt nicht vor nächster Woche wieder. Der Papierkram stapelt sich und das letzte Mal, dass ich gevögelt habe, war... vor meiner Hochzeit. Uwäch! Die Heirat! Das ist ein ganz anderes Thema, über das ich nicht nachdenken darf.

Mich zurückzuziehen reicht nicht mehr aus, um mit dieser Impertinenz fertig zu werden. Was habe ich denn letztes Mal getan, um mich abzureagieren?

Ich habe gespielt, mit meinem liebsten Spielzeug.. Hans. Er schafft es immer meine Laune zu heben.
 

»Hans, ich hole dich her«, teile ich ihm über sein Siegel mit.

"J-Jetzt?", fragt er.

»..Habe ich undeutlich gesprochen?«.

"Nein, ich bin gleich soweit. Gib mir eine Minute, ja?".

»Schön«, grummele ich und löse die Verbindung. Auf dem Weg zum Speisesaal stoße ich mir den Zeh an einem Stuhl, der nicht gänzlich an den langen Esstisch gestellt wurde.

»Shit!!«, fluche ich und schaue mit Verachtung auf den Gegenstand, den ich gerne pulverisiert hätte.

Das war bestimmt auch Lena. Diese miese kleine..!

"Ok, bin bereit!", erschallt Hans' Stimme in meinem Kopf.

»Na endlich«. Mit einem Fingerschnippen befördere ich ihn von seiner jetzigen Position her zu mir.

Ein Schwall blauen Teleportfeuers lodert im Raum auf und schon steht er vor mir, einen kleinen Behälter in den Händen haltend.

»Hi!«, begrüßt er mich heiter, »Du siehst blass aus«.

»Danke, das kommt mit auf den Haufen von Dingen, die mich plagen«, sage ich schroff und gehe an ihm vorbei. Ich ziehe meinen Stuhl von der Tischkante zurück und lasse mich darauf nieder, nur um dann auf dem Esstisch zusammenzufallen und ein frustriertes Nörgeln von mir zu geben.

»Ich hab dir Kekse mitgebracht«, sagt Hans und schüttelt den Behälter in der Hoffnung mich damit aufzuheitern.

»Hoffentlich ist das was zu essen, mir hängt der Magen in den Kniekehlen«.

»Ja, das kann man essen«, sagt er geduldig und setzt sich zu mir auf den Stuhl zu meiner Linken. Er öffnet den Behälter wie eine Truhe mit Goldmünzen darin. »Ich habe dir extra welche aufgehoben. Die habe ich mit meiner Tochter zusammen gemacht. Es ist ein Dankeschön, dass du uns geholfen hast sie zu finden«.

Er schiebt die sogenannten Kekse in meine Richtung. Es sind unförmige Gebäckkreise mit kleinen dunklen Stückchen darin.

Skeptisch nehme ich mir einen und probiere ihn.

Es..Es schmeckt ausgezeichnet!

»Bei den Dämonen der Finsternis! Hans, das hast du gemacht?«.

»Gefällt es dir?«, kichert er und lächelt mich an.

»Was ist das?«, frage ich und esse den Keks ganz auf.

»Das ist Schokolade«.

»Schoko-was?«, frage ich und nehme mir gleich noch einen.

»Du weißt nicht was Schokolade ist??«, fragt Hans und fässt sich ungläubig ans Herz. »Meine Güte, wie lange bist du denn schon hier unten??«.

»Jahrtausende?«, antworte ich mit vollem Mund, »Hab irgendwann aufgehört zu zählen«.

Hans bläst sich schwer die Backen auf und pustet die Luft dann aus, als könne er es sich gar nicht vorstellen ein ewiges Leben ohne Schokolade zu führen.

»Sind aber nicht sehr sättigend, diese Dinger«, merke ich an und mustere das süße Gebäck.

»Meinst du?«, fragt er und nimmt sich auch einen Keks, »Dabei habe ich sogar Vollkorn benutzt«.

Da wollte ich mir gerade Gedanken darüber machen, was das nun wieder heißen soll, da genehmigt sich Hans ebenfalls einen Bissen von seinem Keks und zieht meine Aufmerksamkeit auf etwas ganz anderes.

Die Art, wie sein Kiefer sich bewegt während er kaut. Wie er seine Unterlippe einzieht, um die Krümel nicht zu verschwenden, und wie weich und rosig er aussieht..

Ich verhungere..

Gerade, als er noch einmal abbeißt, lasse ich sanft die Spitze meines Teufelsschweifs über seine Kehle streichen.

So wie letztes Mal, als wir genau das taten, was ich jetzt wieder tun will. <3

Überrascht schaut er mich an und wird wieder rot, darüber, wie ich ihn ansehe.

»Luzifer, was wird das?«.

»Wonach sieht's denn aus?«, frage ich zurück und nähere mich ihm, »Ich will das Versprechen einlösen, erinnerst du dich?«.

»Das.. Versprechen..?«.

Hatte er es etwa vergessen?

»Ganz recht«, sage ich und nehme sein Kinn in die Hand, »Es ist eine Ewigkeit her«. Er hat mich lang genug hingehalten. Viel zu oft wurde ich unterbrochen. Jetzt nicht mehr. Endlich habe ich ihn wieder ganz für mich und kann-

»Warte«.

.. Sagte er gerade das, was ich glaube gehört zu haben?

»Ich.. ich will jetzt nicht«.

Er lehnt mich ab? Hans lehnt mich, seinen Herren, einfach so ab?!

"Wann bist du nur so schwach geworden? Lässt dich einfach so von Menschen herumkommandieren", schallt Lenas Stimme in meinem Kopf wider.

»Sag.das.nochmal«, fordere ich.

»Ach, Luzifer«, lacht er und will mir eine Hand auf die Schulter legen, »Ich meinte doch nur, dass-«. Ich fange sie ab.

Seit wann erlaube ich einem meiner Untertanen mich derart zu beleidigen? Was erlaubt er sich, so mit mir sprechen zu können.. Was ist nur aus mir geworden?

»Du stinkst nach Mary.. «, zische ich mit dämonisch bipolarer Stimme. Schluss mit dem Versteckspiel. Schluss mit den Samthandschuhen. Ich bin ein Teufel. Und er.. ist ein Nichts.

»Ich war es, der dich ins Leben zurückgerufen hat«, mein Griff um seinen Arm verstärkt sich, »Ich war es, der dich dorthin gebracht hat, wo du jetzt bist«. Die Keksdose zerschellt am Boden, als er vor Schmerz auf die Knie sinkt. »Ich bin dein Herr und Meister! Und du wirst gehorchen. Wenn nicht... «.

Er hält schockiert die Luft an.

»... Nehme ich dir alles«.
 


 


 


 

.. Was habe ich getan...
 


 


 

Ich teleportiere Mary her. Verwirrt schaut sie sich um und lässt ein Stück frische Wäsche los, welches sie gerade im Begriff war zu falten.

»Mary, was ich dir jetzt sage wird dir nicht gefallen«.

Ihre Miene ändert sich von Verwirrung auf größte Sorge.

»Hans liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Ich habe ihn so schnell es geht dorthin gebracht«.

Ihr Gesicht fällt aus allen Wolken.

»Was..hast du getan..«, droht sie mit zusammengepressten Zähnen. Ihr Gesicht wird hochrot vor Zorn.

»Ich habe ihn gewarnt«, bringe ich gerade noch hervor und schon leite ich sie an seinen Aufenthaltspunkt weiter. Mit mehr kann ich mich jetzt nicht herumschlagen.

Es ist still.

»Du hast es vermasselt, was?«, hallt Lenas gehässige Stimme durch den Saal. Diesmal ist es kein Figment meines Fieberwahns, sondern die echte Lena.

Ich bleibe ganz ruhig. Ich habe meinen Druck bereits abgelassen. An ihm.

»Stimmt wohl«, murmele ich und geselle mich zu meiner Schwester, die es sich auf Helenas Thron neben meinem gemütlich gemacht hat.

»Fühlst du dich jetzt besser?«, fragt sie. Nicht einfühlsam, sondern sarkastisch.

»Ein bisschen. Ich hätte meine Wut an jemand anderem auslassen sollen, nicht an Hans. Obwohl er die Chance hatte sich zu wehren, war er dennoch so... leicht zu verletzen. Es war ein Fehler. Schließlich hatte es nichts mit ihm persönlich zutun«.

»Und womit dann?«.

Seufzend fahre ich mir durchs Haar und kralle meine Finger in die Wölbung meines Horns.

»Es war eine sehr stressige Woche für mich, und zugegeben, du machst es nicht gerade besser, Lena!«.

»Nichts zu danken«, sagt sie und rühmt sich in ihrer Macht mir den letzten Nerv rauben zu können. Jetzt schaut sie mich still mit einem belustigt zweifelnden Blick an. Ich schaue zurück, sie sagt immer noch nichts.

»So lange hast du noch nie die Klappe gehalten«, stachele ich sie an, »Also, was ist?«.

»Hältst du ihn immer noch bloß für ein Spielzeug?«.

»Natürlich«. Sie glaubt mir anscheinend kein Wort, denn sie macht ein abfälliges Geräusch und rollt mit den orange-grünen Augen.

»Das hier ist nichts als ein kleiner Rückschlag. Eine mindere Unannehmlichkeit. Ich wollte so gern mit ihm die Folterkammer ausprobieren...«, seufze ich verträumt, »Das kann ich jetzt wohl vergessen«.

»Warum das denn?«.

Niedergeschlagen stütze ich meinen Kopf auf die Armlehne meines Throns ab.

»Menschen als Spielzeug zu halten erfordert Vorsicht und Geduld. Sie sind sehr zerbrechlich, physisch und psychisch. Außerdem sind sie selten unbeschadet anzutreffen. Ich will ihn nicht verhunzen, keine bleibenden Schäden oder Narben verursachen«.

»Warum sollte ich Hans eigentlich sagen, dass ihr angeblich verheiratet seid?«, fragt sie und zieht eine Grimasse. Ich lächele in mich hinein und setze mich auf, um mich entspannt anzulehnen.

»Damit er bei mir bleibt!«.

Ich bin froh, dass es geklappt hat. Das sollte Mary ein bisschen in ihre Schranken weisen, damit sie nicht immer die "Ehemann-Karte" spielen kann, wenn sie meine "Er gehört mir-Karte" schon nicht respektiert.

Trotzdem hätte Lena ihre Schauspielkünste ruhig etwas herunterschrauben können. Sie hat sich wirklich was erlaubt, mich vor den anderen so aufzuziehen!

»Damit ich das richtig verstehe«, fängt sie an und gestikuliert mit einer Hand, »Du willst nicht, dass Hans dich verlässt, weil er sexy ist?«.

»Das ist nicht alles«, sage ich und schwelge in Erinnerungen, »Immer, wenn ich von seinem Körper nasche, überkommt mich dieses wohlige Gefühl von vergessener Geborgenheit. Der Geschmack von einem Tropfen Heiligkeit und Güte, als sei er die verbotene Frucht persönlich. So süß. Und wie er sich mir hingibt, so gewillt und voller Gefühl. Und wie er klingt! Ich kriege sein Gestöhne nicht mehr aus dem Kopf!«.

Bei diesem Gerede wird mir ganz warm in der Hose. Das gibt's doch nicht, ich vermisse ihn ja jetzt schon!

»Lenaaaa«, quengele ich, »Wie lange dauert es, bis Menschen genesen?!«.

»Ich kann mir nicht vorstellen, wie übel er zugerichtet sein muss, wenn du ihn direkt ins Krankenhaus befördert hast. Vielleicht ein paar Monate?«.

»MONATE?! Ich gebe mich ja nichtmal mit Stunden zufrieden!«.

»Dein Pech«, sagt sie und zuckt mit den Schultern, »Was übertreibst du auch immer? Du baust echt nur Scheiße«.

So sehr ich diese Bemerkung doch misbillige, daran könnte etwas Wahres dran sein. Wenn ich ihn wirklich so zugerichtet habe, dass ich ihn monatelang nicht sehen kann, dann habe ich wirklich Scheiße gebaut — um Ore-samas Willen.

Er kann zwar nicht bei mir sein. Aber es steht doch bestimmt nichts dagegen ihn wenigstens zu besuchen, oder?

Abrupt stehe ich auf und begebe mich an einen Ort, wo Lena mich nicht stören kann.

»Ich denke, ich schaue mal nach wie es ihm so geht«.

»Und du sagst du liebst ihn nicht...«, höre ich sie flüstern, bevor ich hinter der nächstbesten Tür verschwinde.

Keine Ahnung, was sie damit meint.

Ein Schatten deiner Selbst

~ Hans' Sicht ~
 

Mary fragt mich jede freie Minute ob er es war und was er getan hat.

»Hans, du kannst mir alles sagen, das weißt du doch«.

»Ja, weiß ich«, wehre ich ab. Ich.. kann es ihr nicht sagen.

»Tut es sehr weh?«.

»Wenn du hier bist, ist es nicht so schlimm«, sage ich und will ihr über die Wange streichen, aber beim bloßen Versuch meinen Arm zu heben schmerzt alles.

Mary zuckt hilfsbereit in meine Richtung, hält sich aber zurück, um mich nirgendwo zu berühren, wo es wehtun könnte.

»Ist schon gut«.

»Gar nichts ist gut! Du liegst schwer verletzt im Krankenhaus und willst nicht einmal darüber reden!«, ruft sie frustriert, mindert dann aber ihren Ton, »Warum hast du Geheimnisse vor mir? Ist deine Liebe zu ihm stärker als dein Vertrauen zu mir?«.

»Natürlich nicht. Ich liebe dich Mary, aber ich kann dir nicht sagen, was es ist. Ich bin so.. verwirrt«.

»Das war wirklich knapp, weißt du das? Ich hatte solche Angst um dich«.

»Ich habe aber alles überstanden. Und wenn nicht, wäre es gar nicht so schlimm, denn wenn ich sterbe komme ich doch sowieso in die Hölle«.

»Hör auf das zu sagen. Niemand stirbt hier«, sagt sie scharfzüngig und hätte mir dafür einen Klaps auf den Hinterkopf gegeben, wenn ich nicht so schwer verletzt wäre.

Ich kichere darüber, auch wenn es wehtut.

»Bitte geh nicht mehr in die Hölle, es ist viel zu gefährlich«, bittet sie traurig und gräbt ihre Hände in den Stoff ihres T-Shirts.

»Das ist Teil des Jobs, Schatz. So ist das Leben«. Oder eher der Tod, aber davon darf ich ja nicht mehr reden hat sie gesagt.

»Und deine Arbeit hier? Die werden dich rauswerfen«.

»Sollen sie doch«, entgegne ich trotzig und meide ihren Blick, »Ich hab es da sowieso nie gemocht«.

»Aber der Diener des Teufels zu sein gefällt dir?«.

»Besser als dieser langweilige Bürojob auf jeden Fall«.

»Hans..«, sagt sie und schüttelt den Kopf, »Ich kann zwar gerade noch so für uns sorgen, aber wenn Karen erst einmal in die Schule kommt, wird es knapp werden«.

Ich lasse seufzend den Kopf aufs Kissen fallen und muss nochmal vor dem Schmerz aus meiner linken Schulter aufzischen.

»Reden wir nicht weiter darüber«, sagt sie, »Hast du alles, was du brauchst? Soll ich dir noch Kleidung vorbeibringen?«.

»Heh, naja, ich vermisse meine Mütze. Mein Kopf fühlt sich so nakt an«.

»Die kannst du jetzt sowieso nicht tragen«, meint sie und lächelt, »Aber na gut. Ist das alles, was du willst?«.

Was ich will?

Ich will, dass Mary bei mir bleibt. Ich will, dass dieser Vorfall nie passiert ist. Und ganz besonders will ich wissen, wie es jetzt weitergehen soll. Was aus mir wird. Und aus.. ihm.

»Madame?«, wendet sich eine Krankenschwester an Mary, »Sie müssen leider gehen. Der Patient braucht Ruhe und wir müssen noch ein paar Tests durchführen. Morgen können Sie wiederkommen, bis dahin wissen wir hoffentlich mehr«.

»Ok«, sagt Mary und drückt mir zum Abschied ein Küsschen auf die Stirn. Dann flüstert sie mir zu: »Ich weiß, du willst ihn nur beschützen, aber das klappt nicht. Er ist der einzige, der es gewesen sein kann, und dafür werde ich ihn für immer hassen«.

»Schatz..«, flüstere ich bedrückt. Ich bin mir selbst nicht sicher, was ich gerade empfinde, aber es fühlt sich bitter an. »Es.. war ein Unfall«.

»Pff, wer's glaubt wird selig«, flüstert sie zurück und hält mir behutsam das Gesicht. Dabei schmerzt meine Wange, aber ich lasse es mir nicht anmerken. »So etwas passiert nicht aus Versehen. Niemals«.

Die Schwester räuspert sich und tippt ungeduldig auf ihre Armbanduhr.

»Ich gehe ja schon..«, zischt Mary schnippisch und geht aus dem Raum, dreht sich allerdings im Türrahmen noch einmal zu mir um. »Bis morgen, Baby«.

Ich lächele ihr zum Abschied und schon ist sie weg. Wie sehr wünschte ich, sie würde nicht gehen..

»Gleich kommt eine andere Schwester zu Ihnen. Am Bettrand ist ein Knopf, falls es einen Notfall gibt«.

»Verstanden. Danke«, antworte ich schlicht und auch sie verschwindet. Es ist still. Nur das rhythmische Piepen des Gerätes, welches meinen Herzschlag überwachen soll, schallt durch den leeren Raum.
 

Ich erinnere mich kaum daran, was passiert ist. Nur ein paar Erinnerungsfetzen kommen mir in den Sinn, oft begleitet von Kopfschmerzen und einem unerklärlichen Zittern durch meinen geschundenen Körper. Das Fleisch meiner linken Schulter ist aufgerissen, meine Hüfte gebrochen, ich bin übersät mit tiefen Kratzern und mein rechter Arm trägt Verbrennungen mit sich. Jede kleine Bewegung tut weh. Ich fühle mich furchtbar.
 

»Hiiii, naaaa??«, meldet sich die junge Krankenschwester, die schon gestern bei mir war. »Wie geht's uns denn heute? OwO«.

»Haben Sie gerade "OwO" laut gesa-«.

»Supi!«, ruft sie und klatscht in die Hände. »Ich bin hiew, um Ihnen ein paaw Fwagen zu stellen, uwu«.

»Oh je«.

»Bei Ihrer Hüftopewation haben unsere Chiwuwgen eine seltsame Substanz entdeckt. ɿ(。・ɜ・)ɾ Es könnte sich dabei um tote Spewmien handeln, sind Sie viewweicht (「๑•₃•)「 homosexueww vewanwagt??? :3 «.

»Naja- «.

»Aber viiiiiel wichtiger ist!!! :0 Das Bwutbild hat mehw Wätsel als Antwowten hewvorgebwacht! •́ε•̀٥ Sowas haben wir noch nie zuvor gesehen!! Es sah iwgendwie unmenschwich aus ( '⁰﹏⁰)«.

»Hören Sie, ich- «.

»Haben Sie etwas injiziewt bekommen?? ⚆ᗝ⚆ Sind Sie nekwophil?? Gehöwen Sie einew Sekte an???? o-O :3 «.

»Das ist genug, Schwester«, meldet sich ein Arzt, der unbemerkt ins Zimmer gekommen ist. Na endlich, jemand normales in diesem Raum.

»Abew Doktor!!!!11!1!1!!! (:0 Wie kam es zu den Vewwetzungen???? ฅ^•ﻌ•^ฅ «.

»Ich.. weiß es nicht..!«, erzählt er ihr dramatisch und hält sich die Brille wie in einer Seifenoper, »Die Bissspuren an der Schulter könnten auf einem Haiangriff zutreffen, aber die Kratzspuren kann ich nicht einordnen. Noch dazu ist seine Hüfte gebrochen und er hat starke Verbrennungen... Es ist ein Wunder, dass er überlebt hat. Wie ein Hauptcharakter ist er nicht gestorben«.

»Sie wissen schon, dass ich alles hören kann?«.

»Oh«, sagt er und wendet sich an mich, »Wissen Sie.. Sie sind mein bisher rätselhaftester Patient. All unsere Untersuchungsgeräte fallen aus oder werden komplett zerstört beim Versuch, Ihren Bauchbereich zu scannen«.

Mir entfährt ein nervöses Schlucken. Ich weiß genau, was da ist. Aber davon sollte besser niemand etwas erfahren.

»Noch dazu wurde Ihr Nachname noch nie erwähnt, ist das nicht seltsam?«. Er redet weiter, aber seine Worte klingen nurnoch dumpf und entfernt, ich höre ihn kaum noch. Aber ich höre etwas anderes.

»Oh, Hans..«, raunt Luzifer in mein Ohr. Ich halte bei dieser Stimme den Atem an, »Das mit den "Doktorspielen" hast du wohl zu wörtlich genommen~ «.

Er ist hier!!?

Mein Puls wird schneller, genauso wie das Piepen der Maschine.

»BLEIB WEG!«, schreie ich ihn an und schon wieder bricht ein starkes Zittern aus, »WARUM HAST DU MIR DAS ANGETAN?!«.

Anstelle mir zuzuhören kuschelt er sich an mich. Ich kann mich nicht bewegen.

»Freust du dich denn gar nicht, dass ich dich besuchen komme? Dabei habe ich solche Sehnsucht nach dir«.

Wie ist das möglich? Er kann doch nicht auf die Erde. Nicht hierher. Warum.. Warum quält er mich so?!

Ich höre dumpfes Gerede des Arztes und das hastige Piepen der Maschine. Es wird immer lauter. Ich spüre einen unangenehmen Druck auf mir. Und ich spüre wie das Siegel blutet.

»Shhh, Hans, ganz ruhig..«. Luzifer schaut mir direkt in die Augen. Er hält einen Finger auf meine Lippen. Seine Flügel hüllen mich ein und schirmen alles andere ab.

Mein Gesicht ist nass vor Tränen.

»Diesmal werde ich dir nicht wehtun. Es tut mir leid, das alles habe ich nicht gewollt. Ich habe einen Fehler begangen. Verzeih mir«.

»Luzifer...«. Die Maschine im Raum dreht durch.

»Dieser ganze Stress hat sich bei mir angestaut. Und als ich dann den Geruch von jemand anderem an dir vernahm... Das habe ich nicht ausgehalten. Denn wenn ich dich nicht haben kann, mein süßer Hans..«, flüstert er und kommt mir noch näher, ».. dann soll dich keiner haben«.

Er küsst mich. Und mein Herz steht still.
 


 

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»Er kommt wieder!«, höre ich und öffne meine Augen. Die uwu-Krankenschwester hält mir eine kleine Taschenlampe ins Gesicht und der Arzt schaut besorgt, mit Defibrillator in der Hand, auf mich herab.

Meine Lunge fühlt sich an wie aus Metall, als ich einen ersten, neuen Atemzug nehme.

»Geht es Ihnen jetzt bessew ٩(^ᴗ^)۶?«.

»Was.. Was war das?«, frage ich und spüre meinen schmerzenden Körper. Das Gefühl musste ich vorhin wohl ausgeblendet haben.

»Ein Anfall, höchstwahrscheinlich«, sagt der Arzt und stellt das Gerät ab, »Wir hatten wirklich Schwierigkeiten dabei, Ihren zuckenden Körper zurückzuhalten«.

Zurückhalten? Das Siegel, es.. Wollte er e-etwa..?

»Er war hier! Ich konnte ihn sehen, er-!!«.

»Beruhigen Sie sich erst einmal. Es war niemand hier außer uns. Sie stehen unter Schock und haben eine Wahnvorstellung gesehen, die es nicht gibt«.

Ich schlucke und atme tief durch. Natürlich hätten sie ihn nicht hören können. Aber warum konnte ich ihn sehen? Warum war er hier? War er überhaupt hier? Wollte er mich umbringen?

Oder drehe ich jetzt endgültig am Rad?

»Ich.. K-Können Sie bei mir bleiben? B-Bitte?«, wimmere ich zum Arzt.

»Es tut mir leid, aber ich muss mich noch um andere Patienten kümmern«.

»Bitte, lassen Sie mich nicht allein, ich-«.

»Keine Sowge. Ich bweibe gewne bei Ihnen (✿◠‿◠)«.

Das beruhigt mich ein wenig. Ich versuche meinen Atem zu regulieren und zwinge mich zu einem Lächeln.

»Danke«.

Wenn man vom Teufel spricht

~ Luzifers Sicht ~
 

»Immer diese Menschen und ihre Wiederbelebungsmethoden«, nörgele ich und sinke auf meinen Thron zusammen.

»Reitest du immer noch darauf herum?? Götter..«.

»Lenaaaa, mir ist langweiliiiiig!«.

»Ich weeeeiß! -.- «.

»Was soll ich tuuuuuun?!«.

»Keine Ahnung, das fragst du mich schon seit 4 Stunden!«.

»Echt? 4 Stunden schon?«.

».. Ja! ¬_¬ «.

Seufzend starre ich an die Decke. Das Ölgemälde, das sich über die gesamte Decke erstreckt, ist schon so lange ich denken kann da oben. Wer hatte es noch gleich gemalt? War es Micky? Ah, ja. Ich erinnere mich. Er konnte Männer so gut in Szene setzen. <3

»Weshalb bist du wirklich hergekommen, Lena?«.

Sie überlegt kurz, dann macht sie große Augen.

»Ach ja!«, fällt es ihr wieder ein, »Mutter kommt her«.

»WAS?!«, platzt es aus mir heraus und schon falle ich fast vom Thron, »Warum?!«.

»Keine Ahnung. Sie wollte, dass ich dabei bin. Weswegen hat sie nicht gesagt«.

Oh nein, das ist gar nicht gut! Mutter hat immer einen Grund herzukommen und wenn sie erst einmal da ist, nimmt sie mich und mein ganzes Schloss auseinander. Widerstand ist da zwecklos.

Hat sie es herausgefunden? Weiß sie von dem Siegel? Oh Mist, sie wird mich melden, wenn sie das rauskriegt!

»Was immer es ist, sie wird kritisch sein. Sorg also besser dafür, dass du präsentabel bist«.

Wie soll ich mich passend vorbereiten, wenn ich nicht einmal weiß, warum sie herkommt? Es gäbe tausende Gründe, die kann ich unmöglich alle umgehen!

Ich muss herausfinden, was sie vorhat. Und es gibt nur zwei Personen, denen sie es sagt. Meinem Vater und ihrer Lieblingsnichte. Sie wird es wissen.

»Wie viel Zeit bleibt mir noch?«.

»Ähm... Sagen wir mal drei«.

»Drei was? Tage? Stunden?«.

»..zwei«.

»Red keinen Scheiß, Lena!!«. Sie lacht. Verächtlich über diesen Witz peitscht mein Schweif in der Luft herum und bringt damit gut zum Ausdruck, dass man darüber nicht spaßen sollte.

»Hör mal, ich wüsste auch gern zu welcher Minute ein Sturm hereinbricht. Was auch immer du vorhast, mach es schnell, sonst ist der Tartarus los!«.

»CAREN!«, rufe ich und schon eilt sie herbei und steht bereit. Wie schnell sie ist, kaum zu glauben. Deswegen ist sie meine Beraterin.

»Ja, Herr?«.

»Ich will, dass du und die anderen alle Empfangssäle und Gästezimmer auf Vordermann bringt. Meines vorsichtshalber auch. Lasst kein Staubkorn zurück. Wenn meine Mutter in Turmsichtweite ist, lass es mich sofort wissen, hast du verstanden?«.

»Jawohl, Herr«.

»An die Arbeit«.

»Zu Befehl«. Sie verneigt sich und verschwindet auf schnellstem Wege dahin, wo sie hergekommen ist.

»Das ist dein großer Plan?«, lacht Lena.

»Nicht ganz«, sage ich und beschwöre Teleportfeuer, »Vorerst muss ich noch etwas erledigen«.

Und ohne ein weiteres Wort bin ich weg.
 


 

Ich tauche auf in einer Gegend, die viel zu hell, viel zu flauschig und viel zu fröhlich ist. Etwas weiter vorn grast ein Wolkenschaf und dahinter erstreckt sich die viel zu riesige Goldene Mauer mit dem gigantischen, perlenbestückten Goldgitter. Und die nennen mich Hedonist?

Vor dem Gitter befindet sich eine Sperre mit der Aufschrift "Schalter 1", wo man sich beim Typen in der Bude anmelden muss. Leider muss sich Ore-sama ebenfalls an diesen Mist halten, da ich nach der ganzen Fall- und Höllenverlies-Sache wohl nicht mehr willkommen bin. Wie dem auch sei, ich mache mich besser auf den Weg.

Auf Wolken zu laufen fühlt sich fast so unangenehm an, wie ins kühle Nass des Ozeans vor der Küste von Atlantis geschmissen zu werden. Dieser Ort eignet sich besser für schwerelose Seelen als für ganze Körper. Jeder Schritt sinkt tiefer im Wolkenboden ein. Scheiß drauf, ich fliege hin.

Am Schalter angekommen flattere ich vor dem Budenfester auf der Stelle, um die Aufmerksamkeit des Arbeiters zu erregen, der es sich auf einem Stuhl gemütlich gemacht- und seine Nase in einem religiösen Buch vertieft hat.

»Name und Anliegen?« , fragt er einstudiert ohne aufzuschauen.

»Luzifer« , sage ich schlicht.

»Heh, ja klar. Und ich bin Krischna« , scherzt er und blättert um. Das amüsiert mich gerade noch genug, dass ich zu dieser frechen Bemerkung nichts sage.

»Ich verlange eine Audienz bei Elohim« .

»Und ich will ein Käsesandwich. Wir kriegen wohl beide nie das, was wir wollen« .

Ich hebe interessiert eine Augenbraue und mein Schweif peitscht.

»Ach wirklich?« .

»Wenn Sie eine Audienz wollen, müssen Sie das Einschreibeformular ausfüllen, welches Sie bei Schalter 2 beantragen können. Der leitet Sie weiter zu Schalter 11. Sobald Sie den Passierschein A38 erhalten, bekommen Sie in ungefähr 2 Jahren einen Termin zur Sprechstundenzeit in Metatrons Büro. Gesegneten Tag noch« . Er blättert erneut um.

»Ich bin sicher, da lässt sich eine Ausnahme machen« , sage ich und nehme ihm sein Buch weg, um es hochzuhalten und dann in meiner Hand zu Asche zu verbrennen.

»Hey, was-!« , ruft er, verschluckt sich aber an seiner eigenen Luft und hustet sich fast vom Stuhl.

»Ich fange nochmal an. Ich verlange eine Audienz bei meiner alten Freundin Elohim und ich werde auch eine bekommen. Klar soweit?« .

Er ist sprachlos und die Federn seiner Engelsflügel stellen sich auf.

»S-Sehr wohl«, stammelt er und gibt eine Nummer in ein altes Drehscheiben-Telefon ein. Mit verschränkten Armen warte ich und tippe mir ungeduldig mit dem Zeigefinger auf den Arm. Der Hörer gibt ein Geräusch ab, das sich wie eine Warteschleife anhört.

Ich schaue mir abwartend auf die Nägel und seufze kaum hörbar. Der Engel rutscht nervös auf dem Stuhl umher und räuspert sich.

»Ihr ähm.. Ihr seht anders aus, als ich es mir vorgestellt hatte«.

»Tatsächlich?«, frage ich und mustere ihn. Er muss jünger sein als die Entstehung der Welt. Gar nicht verwunderlich eigentlich, ein ehrwürdiger Seraph aus der alten Zeit hätte nicht so einen demütigenden Job.

»Mhm«, antwortet er nickend. »Ihr seid... schön«.

»Ich weiß« , sage ich und fahre mir durchs pechschwarze Haar. Die Warteschleife am Telefon dauert jetzt schon ziemlich lange. Ob es überhaupt ein anderes Ende in der Leitung gibt? Hier ist alles so unnötig bürokratisch und kompliziert. Noch etwas, das ich bei der Revolution reformiert hätte, wenn sie nicht fehlgeschlagen wäre. Und was wird dieser gefiederte Kollege sagen, wenn er durchkommt? Welche Garantie habe ich, dass er mir wirklich hilft und nicht die heilige Security ruft oder sowas? Das würde er nicht wagen.

»Schönes Wetter heute, stimmt's? Ok, hier ist es immer schönes Wetter, also..« .

Ich seufze. Das Telefon hat immer noch niemanden erreicht. Mir läuft die Zeit davon, meine Mutter könnte jeden Moment in meinem Schloss ankommen. Hoffentlich kann ich mich auf Caren verlassen.

»Das wird mir hier zu blöd« , sage ich und schlage kräftig mit den Flügeln, um über die Bude und die Mauer hinaus zu fliegen. Das lasche "Ihr dürft da nicht rein" vom Schalter 1 Engel kann mich da auch nicht aufhalten.

Es wäre ja zu einfach, wenn jeder so mir nichts dir nichts über die Mauer fliegen könnte. Nein, ich kann zwar hinüberspähen, aber nicht hinein. Ein Bannkreis hält mich auf. Aber ich kann sehen, dass Elohims Residenz da vorn einen Hintereingang durch die Mauer hat.

Ohne viel nachzudenken fliege ich an der Mauer entlang zum nächsten glänzenden Tor, und zum nächsten, und zum übernächsten. Am vierten Tor halte ich an und mustere die schwere weiße Tür mit Diamant-Ornamenten daran. War Bescheidenheit nicht eine Tugend? Oder zählt das bei ihr nicht? Wie auch immer.

Ich will gerade anklopfen, da durchfährt ein elektrischer Impuls heiliger Energie meine Hand und ich ziehe sie fauchend von der Tür weg. Das hat wehgetan! Blöder Bannkreis..

Aber ich weiß mir auszuhelfen. Mit einem Fingerschnippen teleportiere ich meine magisch gesicherten Lederhandschuhe her, die ich für solche Fälle immer bereitliegen habe. Sie tragen das Zeichen meiner Augen. Damit sollte es gehen.

Ich ziehe sie über und klopfe energisch an. Es klappt, die Magie dringt nicht zu meinen Händen durch.

»Mach endlich auf, du blöde Schnepfe!!« .

»Ist ja gut, ich komme ja schon!« , höre ich Elohims Stimme.

»Wird aber auch Zeit« , murmele ich und verschränke die Arme.

Die Tür öffnet sich mit einem Knarzen. Hervor tritt Elohim in einem schlichten Kleid, hochgesteckten Haaren, und mit einem muffigen Ausdruck im Gesicht. Sie ist wohl gerade erst aufgestanden, aber als sie mich sieht wird sie ganz schnell wach.

»GAAAH!! Luzifer, was machst du denn hier?!« .

»Ich muss mit dir reden« . Ihre Miene verfinstert sich und sie hält die Hände vor sich.

»Fort mit dir Teufel!« , beschwört sie und magisches Licht tritt aus ihren Handflächen, »Du verunreinigst diesen heiligen Ort!« .

»Aber nur-« , sage ich und greife ihren Ärmel, damit mein Teleportfeuer auf sie übergreift, »..wenn du mitkommst!«.

Gemeinsam verschwinden wir.
 


 

Zum Glück werde ich durch die Mischung dieser Teleportationsmagien nicht in Stücke gerissen. Elohim geht es auch blendend, auch wenn ein kleiner Rachekratzer nicht geschadet hätte. Als wir durch die Welten reisen und dann in eine zufällige hineingeworfen werden, muss ich mein Gleichgewicht in der Luft wiederfinden. Sie federt sich mit vier Flügeln ab und schlittert im Restdruck von mir weg. Wir kommen zum Halt.

Die Gegend um uns herum ist ein großes Nichts. Elohims Heiligenschein erhellt ihre Silhouette in der dimmen Dunkelheit dieser Zwischenwelt. Das einzige, was weit und breit zu sehen ist, ist der Waffenstand des Frosches, der laut Hans so aussieht wie dieser Kermit-Typ aus der Sesamstraße, den ich mir noch vorknöpfen muss. Ganz klar, wir sind im Fegefeuer. Neutraler Boden, perfekt.

»So, und jetzt reden wir Klartext«.

»Was willst du, Luzifer?«, fragt sie und richtet sich zu ihrer vollen Größe auf, »Du weißt, dass du nicht in den Himmel kommen darfst« .

»Technisch gesehen war ich das nicht, nur im Empfangsbereich, der übrigens von unfreundlichen und inkompetenten Mitarbeitern geführt wird«.

»Sie tun ihr Bestes. Du hast keine Ahnung wie anstrengend es ist, täglich so viele Gebete und Anliegen zu bekommen« .

»Jaja, reib's mir unter die Nase, Elohim. Das konntest du schon immer am besten«.

»Ist das alles? Kann ich jetzt gehen?« .

»Du hast mit meiner Mutter gesprochen. Lena sagte sie ist auf dem Weg in mein Schloss. Was hat sie vor? Dir erzählt sie doch alles«.

»Entschuldigung, kann ich Sie vielleicht für einen Waffenhandel interessieren?« , ruft der Frosch dazwischen, »Ich habe gestern erst neue Ware beko-« .

»Klappe zu, Schleimbeutel!« .

»Das ist kein Schleim, sondern ein klebriges Sekret. Aber eigentlich bestehe ich aus Stoff« .

»Willst du mich testen?« , drohe ich und lasse mein Höllenfeuer spielen. Er hebt entschuldigend die kleinen Hände. Ich schnaube schnippisch und wende mich dann wieder Elohim zu.

»Also?« .

»Sie überprüft deine und Helenas Ehe, die du - wie ich hörte - völlig vernachlässigst«.

Helena? Die hatte ich jetzt gar nicht auf dem Schirm. Ich bin ihr bisher erfolgreich aus dem Weg gegangen und habe sie seit mindestens einem Tag nicht mehr gesehen. Und jetzt soll ich für meine Mutter einen auf perfekte Ehe machen?

»Na großartig!«, fluche ich und ziehe frustriert meine Hörnerspitzen nach unten.

»Dann stimmt es also. Also, wenn du mich fragst, dann hättest du dieses Problem nicht, wenn du nicht so stur wärst«.

»Tja, dich fragt aber niemand nach deiner Meinung«.

»Wow, so erwachsen, Luzifer«, sagt sie sarkastisch und klatscht langsam in die Hände. Sie lächelt allerdings wieder so selbstgefällig. Ich kann ihr ansehen, dass sie ihren Lieblingszweifler vermisst. Seit ich weg bin hat sie bestimmt nur Arschkriecher als hohen Rat, weil sich keiner traut Gott höchstpersönlich zu widersprechen, wenn sie deren Meinungen zu einer ihrer neuen Ideen hören will.

Meine Meinung war die einzige, die zählte. Nicht ihre.

Der Froschtyp räuspert sich.

»Wollen Sie vielleicht ein Trinkgeld da lassen? Es ist schwer, neue Kundschaft zu bekommen heutzutage«.

»Lass uns gehen«, kommentiert Elohim.

»Zum ersten Mal einer Meinung«.
 

Wir tauchen vor den Diamanttoren von Elohims Residenz wieder auf, an derselben Stelle, von der wir hergekommen waren.

»Eine Sache noch«, füge ich hinzu bevor sie abhaut, »Dein Vater muss mir die Fähigkeit verleihen, mich auf der Erde materialiseren zu können«.

Wie gern würde ich das können. Meine bisherige Siegelmodifikation ist gut, aber noch lange nicht perfekt. Wer weiß wie weit mir die Schriften noch weiterhelfen können, wie nah diese Magie an das wahre Dortsein kommen kann.

Mein letzter Besuch bei Hans war ein nicht zufriedenstellender erster Test. Ich konnte ihn nicht fühlen oder riechen. Ich war nichts als ein unsichtbares Hologramm, eine Erscheinung.

»Ich soll meinen Vater fragen, ob er Satan persönlich die Macht verleiht auf die Erde zu kommen?!«, fragt Elohim empört, als habe sie sich eben verhört.

»Äh, ja?«.

»Vergiss es«.

»Warum nicht?«. Mach doch ein Mal was ich sage.

»Frag ihn doch selbst«.

»Ich und Zeus fragen?! Der brutzelt mich doch mit Haut und Haar mit seinen blöden, heiligen Götterblitzen!«.

"Majestät", meldet sich Carens Stimme in meinem Kopf, "Unsere Späher haben eine göttliche Eskorte nahe der Felder des Elends gesichtet. Sie ist auf dem Weg hierher".

»Verstanden. Danke, Caren«, antworte ich leise. Wenigstens weiß ich jetzt, wann sie ungefähr eintreffen wird. »Nun denn. Es war nett mit dir zu plaudern, Elohim. Das sollten wir öfter machen. Vielleicht lädst du mich nächstes Mal zu dir ein?«.

»Du bist nicht willkommen«.

»Nicht einmal zum Tee?«.

»Du kommst nicht in den Himmel, Luzifer«.

»Zu schade«, säusele ich grinsend und lasse Teleportfeuer um mich herum auflodern. »Wir sehen uns«.

»Bitte nicht«, sagt sie und verschwindet ebenfalls zurück in ihr eigenes Königreich.
 

Ich tauche in der Eingangshalle neben Lena wieder auf.

»Und? Hast du es herausgekriegt?«.

»Leider ja«. Auf soetwas kann ich mich nicht auf die Schnelle vorbereiten, es ist zwecklos. Aber wer weiß? Vielleicht sieht sie ja ein, dass die Heirat ein Fehler war, und löst die Ehe wieder auf! Ein Grund mehr mich nicht unnötig zu stressen.

»MERELYN«, rufe ich in den Raum und warte geduldig. Da kommt sie auch schon.

»Ja, Herr?«, fragt sie außer Atem und verneigt sich.

»Ich habe den Grund erfahren, weswegen meine Mutter herkommt. Macht noch den letzten Rest fertig und dann lasst es gut sein. Richte Chi-Chi aus, sie soll mir ein Bad einlassen. Wenn ihr fertig seid, möchte ich, dass sich alle - außer das Küchenpersonal - auf ihre Zimmer begeben und dort verweilen«.

»Wie lange?«.

»So lange, wie ich es sage«.

»Und das Training, my Lord?«.

»Fällt heute aus. Das war alles«.

»Sehr wohl«, antwortet sie und verneigt sich erneut. Dann spannt sie ihre schwarzen Fledermausflügel und fliegt davon.

»Du solltest dich auch frisch machen, Lena«, rate ich ihr.

»Sicher. Kann ich dein Bad benutzen? (ʃƪ¬‿¬)«.

»Nein«, sage ich und teleportiere mich lieber schon mal dahin, sonst nimmt sie es mir trotzdem weg. ᕦ(ò_óˇ)
 


 

»Nun denn, ihr kennt den Ablauf«, sagt Mutter, die Lena und mich nebeneinander aufgestellt hat wie Soldaten vor der Verkündigung der Tagesordnung. Sie trägt altehrwürdige griechische Adelsbekleidung und ihre Krone. Ihr Haar ist in einer Flechtfrisur hergerichtet und der Rest von ihr ist mit Edelsteinen in jeder Fassung ihrer Accessoires geschmückt. Mein Vater schenkt ihr ständig Schmuck, da all die wertvollen Metalle aus den tiefsten Tiefen geformt werden, über die er verfügt. Und alle wertvollen Rohstoffe zum Überleben, darüber herrscht meine Mutter. Sollte einer daherkommen und die beiden verärgern, schlage ich vor derjenige überlegt schnell, wie er sich ans Leben im Wasser oder in der Luft gewöhnt.

Mutter geht ein paar Schritte auf und ab. Sie mustert mich mit Adleraugen und beginnt mit der Kritik.

»Zu strubbelige Haare, lass sie dir wieder schneiden. Lass dir dein Hemd richtig knöpfen, wofür hast du Diener? Kleide dich das nächste Mal besser ein, wenn du Besuch bekommst. Sei gefälligst pünktlich. Und zieh dir Schuhe an. Ich sehe doch, wie sehr du dich bemühst gerade zu stehen! Steh öfter aufrecht, eine ungesunde Haltung schickt sich nicht! Und wo ist dein Königsideal (♔)? Image ist alles!«.

Oh je, dabei habe ich doch versucht präsentabel zu wirken! Die bringt mich immer fast um bei solchen Inspektionen.

»Das einzig positive: Du schaust mir in die Augen, wenn ich mit dir rede«. Na immerhin etwas.

Jetzt nimmt sie Lena ins Kreuzfeuer. Na, da bin ich ja mal gespannt wie sie diese Göre auseinander nimmt!

»Ich sehe schon. Du hast dir Mühe gegeben«.

Wie bitte? Das war's? Unfair!!

»Aber eine Diät könnte dir guttun«.

HA! Lena knirscht mit den Zähnen und wird rot im Gesicht. Tja, halt bloß die Klappe, Schwesterchen, wenn du widersprichst bist du Geschichte!

»Es war eine lange Anreise. Ich hoffe für dich, dass deine Köche auch talentiert sind, Luzifer«, warnt Mutter und stöckelt in Richtung Speisesaal. Natürlich ist sie auch Feinschmecker, was sonst? Ob sie etwas Neues erwartet?

Heh, wenn Hans hier wäre, könnte er wieder diese tollen Kekse machen!

Hans...

Die Leiden einer Königin

~ Helenas Sicht ~
 

Mutter sagte immer "Wenn du verheiratet bist, musst du dich vor nichts mehr fürchten". Ich wusste nie was sie meint. Und jetzt, nachdem ich verheiratet bin, verstehe ich es immer noch nicht.
 

Seit ich hier bin, habe ich mich einsam gefühlt. Die Diener sind die einzigen, die Unterhaltungen mit mir führen, allerdings nur kurze, zweckmäßige und oberflächliche Unterhaltungen. Und der König? Ich kann froh sein, wenn er mir überhaupt antwortet!

Ich verstehe nicht, inwiefern er zu mir passt. Hera hätte nie zwei Seelen verheiratet, die schlecht füreinander wären, und Mutter, sie.. Sie war sich sicher, dass es mir hier gut gehen wird. Ich vermisse sie.
 

Ich gehe in meinem Zimmer auf und ab. Es ist schön. Luxuriös und geräumig. Die Kleider, die ich geschenkt bekommen habe, sind aus feinster Drachenherzfaser und reißen nie. Der Stoff ist häufig im Schloss anzutreffen. Die Muster auf den Kleidern sind edel und repräsentieren, wofür dieses Herrschaftsgebiet steht. Ähnlich wie die Rahmen der Galerie sind sie ein Statussymbol, das sich sehen lässt. Mutter wäre stolz mich in soetwas zu sehen, wie das Kleid, das ich anzog, um des Königs Mutter, der Göttin Persephone persönlich, zu imponieren. Sie hatte sich auf der Hochzeit stolz und blumig gezeigt, so heiter und voller Leben. Das habe ich lange nicht mehr gesehen, etwas derartiges gibt es nicht hier in der Hölle.
 

Manchmal erwische ich mich dabei, wie ich die Schublade meines Spiegelschrankes beäuge. Bis zum Dinner dauert es bestimmt noch, also könnte es nicht schaden wieder einen Blick hineinzuwerfen.

Sogleich zücke ich den Schlüssel und schließe meine Geheimschublade auf. Darin befindet sich nichts anderes als Erinnerungsstücke meiner Familie und Heimat. Bilder aus meinem geliebten Sparta. Mein Titel "Helena von Troja" ist irreführend. Eigentlich bin ich in Pephnos geboren, eine Stadt im alten Lakonien, ein paar Kilometer entfernt von Sparta. Aber ich habe die meiste Zeit meines Lebens in Sparta verbracht, bis ich zum Olymp aufgestiegen bin. Die Trojaner waren Türken, keine Griechen, und obwohl manche von ihnen mich entführen wollten, bin ich nie dort gewesen.

In der Schublade liegen Andenken meiner Brüder, die sich als ehrwürdige Krieger bewährt haben und mich vor meinen Entführern retteten. Ich bin nicht das einzige Kind gewesen, das aus der Verbindung von Zeus und meiner Mutter hervorgegangen ist. Zwar durfte ich nicht viel tun außer mich weiterzubilden und mich um meine sterbliche Halbschwester zu kümmern, aber ich habe meine Brüder sehr gern gehabt und mich immer gefreut, wenn die Armee zurückkam und sie wieder heimbrachte. Manchmal bin ich sie besuchen gegangen, jedoch nur unter strenger Aufsicht meines Ziehvaters, der nicht wollte, dass sich die rüpelhaften Soldaten etwas Ungezogenes erlauben. Dabei waren sie allesamt ganz reizend und zuvorkommend.

Wie gern würde ich wieder ihren Geschichten lauschen.
 

»Helena«, erklingt Luzifers Stimme. Reflexartig schiebe ich die Schublade zu und drehe mich zu ihm um. Auch er hat sich Mühe gegeben präsentabel auszusehen. Er trägt einen prunkvollen Anzug, seine Krone, die ich noch nie außerhalb von Gemälden gesehen habe, und teure Juwele.

Ich richte meine Tiara und ziehe das Kleid zurecht. Die Zeit ist gekommen.

»Meint Ihr ich bin bereit dafür?«, frage ich ihn nervös.

»Es ist machbar. Ich werde es überleben und Ihr ebenfalls. Jetzt kommt, sie wartet schon«, antwortet er, greift mein Handgelenk und zieht mich mit. Ein überraschter Schauer fährt mir über den Rücken. Das ist der erste Körperkontakt seit der Hochzeit, und ich konnte mich noch nichteinmal darauf einstellen.

Ich bin gespannt, wie der Abend verlaufen wird.
 


 

Der Speisesaal ist groß und prunkvoll, so wie die meisten Empfangsbereiche des Schlosses. Der Esstisch ist ebenfalls lang und für viele Gäste gedacht.

Persephone setzt sich auf den bequemen Stuhl am Ende des Tisches, um alle im Blick zu behalten. Dieser Sitz ist reserviert für den höchstrangigen Hausherren. Normalerweise pflegt Luzifer-sama dort zu verweilen, jedoch muss er sich heute an einen anderen Platz begeben, da die Königsmutter als Elternteil und als Herrscherin der gesamten Unterwelt heute ganz klar die Befehlsgewalt besitzt.

Luzifer-sama begibt sich auf den Stuhl zu ihrer Linken. Als ich gerade überlegen will, wo der beste Platz für mich wäre, da setzt sich Lena zu Persephones Rechten. Oh je.

Das ist ein Test. Ich muss mich zu meinem Ehemann setzen. Also dann, tief durchatmen, und los geht's.

Einer der Servants hilft mir netterweise mit dem großen schweren Stuhl und zieht ihn zurück, damit ich mich bereitstelle, und schiebt ihn dann wieder vor, damit ich mich setzen kann. Wie zuvorkommend.

»Ich denke ich nehme zum Einstieg das Erdbeer Eclair vom letzten Mal, das hat mir gut gefallen, mit einem starken Kaffee«, schlägt Persephone vor.

Luzifer-sama gräbt eine Hand in sein rechtes Horn und beißt beschämt die Zähne zusammen.

»Den Konditor.. hab ich gefressen..«, murmelt er schuldbewusst.

»Tsk, Luzifer, also wirklich«, zischt die Königsmutter.

»Er hat sich was erlaubt, er-«.

»Ich will es gar nicht wissen«, sagt sie und reibt sich die Schläfen, »Schön, dann nehme ich einen Cognac. Lena, Ellbogen vom Tisch«.

»Sorry«, erwidert diese und hätte wohl stattdessen ihre Füße hochgelegt, wenn die Anweisung von Luzifer-sama gekommen wäre. Dieses Verhalten kenne ich aus meiner Familie. Meine Brüder haben sich auch ständig unmöglich verhalten. In der spartanischen Armee werden einem keine Manieren beigebracht. Da muss ich mir ein Kichern verkneifen.

»Heute habe ich Lust auf herbe Geschmäcker, nicht immer dieser Süßkram, den du dir hinterziehst«, sagt Lena zu Luzifer-sama und erntet einen gehässigen Blick dafür.

»Ich esse eben gar nicht nur Süßes, ich mag Salziges genauso gern«.

»Alles klar, Flittchen~«.

»Oy! >:0«.

»Kinder, am Tisch wird nicht gestritten«.

»Sie hat angefangen!«, sagt er und gestikuliert in die Richtung seiner Schwester.

»Und ein König sollte sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lassen«, entgegnet Persephone gelassen und schaut dann mich an. Abwartend, als ob ich etwas sagen sollte. »Habe ich nicht recht?«.

»Natürlich, gnädige Mutter des Frühlings«.

Sie lächelt auf meine Schmeichelei hin.

»Und nach was gelüstet es Euch heute, Helena-Schätzchen?«.

Ich überlege kurz. Ich könnte etwas auswählen, das jedem gerecht wäre, oder mich einfach enthalten. Allerdings gibt es da schon eine Sache, die ich gern wieder essen würde, weil es mit schönen Erinnerungen verbunden ist, die im Moment das einzige sind, was mir bei meinem Aufenthalt in der Hölle Trost spendet.

»Ehrlich gesagt«, beginne ich und schaue mit nostalgischem Blick auf den edlen Holztisch aus dunklem Mahagoni, »sehne ich mich nach Schwarzbrühe«.

Lena schaut entsetzt. »Diese essighaltige Blutsuppe, die Spartiaten vorgesetzt bekommen?«. Die anderen schauen überrascht. Selbst Luzifer-sama sieht mich mit einem interessierten Blick an. Das hat er noch nie getan.

»Ihr.. Ihr mögt auch blutiges Essen?«, fragt er leise und sein Schweif peitscht zuneigend in meine Richtung.

Du meine Güte, da werde ich ja rot vor dieser ganzen Aufmerksamkeit.

»Ein traditionelles Mahl wie dieses habe ich ja lange nicht mehr in Betracht gezogen«, staunt Persephone, »Eine gute Wahl«.

»Was?!«.

»Was ist denn, Lena? Bist du nicht ein Teufel wie deine Geschwister auch?«.

»Ja, schon«, sagt sie und verschränkt die Arme, »Aber das ist ein militärisches Gericht. Es ist zum Überleben gedacht, nicht zum genießen!«.

»Untersteh dich, Lena. Es ist nicht dein Platz die Speisenwahl der Königin niederzureden. Zeig Respekt. Immerhin ist es doch dem starken und tapferen Volk der Spartaner zu verdanken, dass Europa nicht von den Persern eingenommen wurde, nicht wahr?«.

Ich lächele und erröte erneut. Dass sich die Göttin Persephone für mich und meinen menschlichen Hintergrund einsetzt! Mich, ein bloßes Halbblut-Kind des Zeus! Wenn Mutter mich jetzt sehen könnte!

»Na gut. Wenigstens ist es sehr herb«, murmelt Lena. »Aber mit Wein dazu!«.

»Solltest du nicht auf deine Figur achten?«, fragt Luzifer-sama.

»Provozier mich nicht«, droht Lena und deutet mit ihren Augenbrauen auf ihre Mutter. Wie es aussieht eine Andeutung, dass sie seine Geheimnisse jederzeit petzen kann, und er sich deswegen hüten sollte so mit ihr umzugehen.

»Gegen Wein ist nichts einzuwenden, fürs erste«.

»Na gut«, sagt Luzifer-sama und winkt ab, wie es aussieht als Einverständnis.

»Dann ist es entschieden«, verkündet Persephone und lässt durch einen Servant der Küchenchefin ausrichten, was heute Abend auf den Tisch kommt. Der Servant verneigt sich und verlässt diskret den Saal.

»Wie geht es Vater?«.

»Lenk nicht vom Thema ab, Luzifer, ich weiß du willst nur Zeit schinden. Sagt schon ihr zwei, wie läuft es zwischen euch?«.

»Bestens«, lügt Luzifer-sama. Ob das gut geht...?

»Kommt ihr auch gut miteinander aus? Luzifers Besitzkomplex scheint Euch wohl nicht zu stören, Helena«.

»Es läuft alles gut«, sage ich und wünschte das Essen wäre bereits hier, damit ich mich darauf konzentrieren und mich von meiner Nervosität ablenken kann.

»Ist das so? Ihr zwei wirkt so distanziert von einander«.

Der Wein ist serviert. Ohne viel Zeit zu verlieren nehmen sowohl Luzifer-sama als auch ich einen großen Schluck. Oh je, er ist wohl genauso nervös wie ich.

»Hm, naja«, sagt sie scharfzüngig, »Ich hoffe doch, dass ihr wenigstens miteinander schlaft«.

Ich verschlucke mich am Wein und er stellt seinen sofort ab. Er schirmt mit der linken Hand sein Gesicht für mich ab und dreht sich beschämt zu Persephone.

»Mutter..!«.

»Was ist? Du weißt, dass dein Vater und ich Enkel wünschen«. Enkel? Jetzt schon? »Also? Ich habe dich etwas gefragt, junger Mann«.

Luzifer-sama denkt nach, scheint sich dann aber in Erinnerungen zu verlieren. Gedankenversunken zieht sich sein Mundwinkel langsam nach oben, vermutlich unfreiwillig.

»Na?«, hakt Persephone nach.

Er erwacht aus seinen Tagträumen.

»Oh, äh, ja könnte man so sagen«, lügt er und nimmt noch einen Schluck Wein.

Er hat ganz bestimmt nicht an mich gedacht, sondern an jemand anderen. Jemanden, mit dem er wohl schon so einiges angestellt hat.

»Dann seid ihr euch also schon sooo vertraut als Ehepaar?«.

»Jap«.

»Beweise es«.

»Äh, wie meinen?«, fragt Luzifer-sama und schwenkt seinen Kelch mit lockerem Handgelenk.

»Küss deine Königin. Dagegen hast du doch bestimmt nichts einzuwenden, oder?«.

Er soll was? J-jetzt? Das kann ich nicht!

Er stellt seinen Kelch ab und lächelt siegessicher.

»Ha! Nichts leichter als das!«.

Eh-?

Luzifer-sama wendet sich mir zu und streicht mir sachte über die Wange. Die Berührung setzt einen Schock in mir aus und ich kneife die Augen zusammen. Das geht mir alles so schnell, erst will er mich nicht einmal ansehen und jetzt soll er mich einfach so ungefragt küssen?

Ich schätze, das ist das Los einer verheirateten Prinzessin. So muss es wohl sein. Ich wünschte nur, Mutter hätte es mir gesagt. Ich sehe einfach nicht hin und warte, bis es vorbei ist.

».. Ich kann das nicht«, sagt Luzifer-sama und lässt von mir ab.

Überrascht öffne ich die Augen. Es ist nichts geschehen. Nur Luzifer-sama schaut mit finsterem Blick in seinen Wein. Du meine Güte, habe ich ihn verärgert?

Persephones Gesicht ziert ein weises Lächeln. Oh je, den Test habe ich wohl vergeigt...

»Na endlich«, ruft Lena aus, als meine geliebte Schwarzbrühe serviert wird.

Sie sieht genauso aus wie ich sie in Erinnerung habe. Zugegeben, sie schmeckt sehr gewöhnlich und karg. Aber wenn ich sie sehe, dann sehe ich meine Brüder. Und ihre Freunde. Ich höre die alten Kriegsgeschichten und Heldentaten meines Volkes auf der Erde, wo ich aufgewachsen bin. Es ist wie eine Zeitreise in meine Kindheit.

»Da freut sich aber jemand«, merkt Persephone an.

»Jaja, ich hab eben Hunger«, sagt Lena.

»Nicht du. Sieh nur«.

Sie meint wohl mich. Es ist mir nicht aufgefallen, dass sich einige Tränen aus meinen Augen geschlichen haben und an meinem breiten Lächeln herunterkullern.

»Ist alles in Ordnung, mein Kind?«, fragt Persephone liebevoll.

»Wie? Oh, ja, alles bestens. Entschuldigt«, sage ich und wische mir diskret über die Wangen.

»Kopf hoch, Luzifer. Ich wusste von Anfang an, dass ihr zwei noch nicht so weit seid. Du kannst mir nichts vormachen. Wahrscheinlich schlaft ihr nicht einmal beieinander«. Persephone schaut nun mich an. »Bestimmt kennt Luzifer nicht einmal deine Augenfarbe, Helena«.

»Stimmt gar nicht! Sie hat ähhh...«.

Ist das sein Ernst?

Er späht herüber, aber die Genugtuung gönne ich ihm nicht und schließe die Augen.

»... Mist«.

Ich kichere.

»Und bestimmt hast du nicht ein Mal das Wort "wir" benutzt. Ich kenne dich doch«.

»Und wenn schon. Bist du nur hergekommen, um mich kleinzureden?«.

»Keineswegs«, antwortet sie schlicht und wendet sich wieder dem Dinner zu, allerdings nicht lange. »Du isst ja gar nicht«.

»Mir ist der Appetit vergangen«.

»Na na, das ist nicht gesund. Du musst essen, wie willst du sonst groß und stark werden?«.

»Mutter, ich bin kein Kind mehr«.

»Ach, bist du nicht?«, scherzt Lena. Er ignoriert diese Aussage.

»Willst du, dass ich den Sonnenwagen mache?«.

»Nun übertreib doch nicht, ich esse ja schon«, gibt er sich geschlagen und probiert die Suppe.

Neugierig erwarte ich seine Reaktion. Sie scheint ihm zu schmecken. Sehr sogar. Das macht mich irgendwie stolz.
 


 

Der restliche Abend verlief ruhig und ohne Zwischenfälle. Die Königsmutter Persephone bleibt über Nacht. Luzifer-sama gibt sich glücklicherweise nicht die Mühe mit mir ein Bett zu teilen, da wir bereits als ungeeignetes und fehlerhaftes Paar aufgeflogen sind.

Ich versuche nicht darüber nachzudenken, was ich hätte ändern können. Es hätte kein anderes Ergebnis geben können. Wie lange also soll es noch mit uns weitergehen?

Jemand klopft an meine Zimmertür. Mir graut vor der Vorstellung, wer es sein kann.

»Herein«, sage ich schnell.

Die Tür öffnet sich und hinein späht Caren. Ich atme auf.

»Verzeiht die Störung. Ich wollte nachfragen, ob ihr noch etwas braucht«.

»Das ist nett, danke. Mir fehlt nichts«.

»Gut, also.. Ähem, hier ist jemand, der Euch sprechen möchte, Majestät«.

»Oh«, da kommt die Angst wieder hoch, »Wer ist es?«.

»Ach, jetzt lass doch die Formalitäten«, erklingt eine weitere Stimme. Lena gibt sich zu erkennen und drückt Caren beiseite, »Zisch ab, ich regel das ab hier«.

»Bei allem nötigen Respekt, verehrte Königsschwester, aber die Befehlsgewalt hier hat-«.

»Mach 'n Abflug, oder willst du wirklich einer Angehörigen des altehrwürdigen Teufelsgeschlechts schlechte Laune bereiten?«.

»Natürlich nicht! Verstehe schon. Gute Nacht«.

»Gute Nacht, Caren«, wünsche ich ihr noch, bevor sie verschwindet.

Lena kommt im Nachtgewand ins Zimmer geschlurft und gesellt sich zu mir.

»Was für ein Abend, was?«, fragt sie und gähnt, ihre Fangzähne frisch geputzt.

»Es war durchaus nicht leicht heute ^^°«.

Sie mustert mich mit einem mitleidigen Ausdruck.

»Wie fühlt Ihr Euch?«, fragt sie und lässt ihren Schweif vom gepolsterten Hocker gleiten. Wie ich mich fühle? Ich fühle mich eingesperrt. Ich fühle mich als würde ich alles falsch machen, das ich versuche hinzukriegen. Ich fühle mich belogen von meiner Mutter, die die Ehe als Lösung aller Probleme beschrieb, aber am meisten vermisse ich die Gesellschaft von den Menschen, denen ich wirklich etwas bedeute.

Ich zwinge mich zu einem Lächeln.

»Ihr seid nicht hier, um mit mir Smalltalk zu führen, so kurz vor der Schlafenszeit. Was ist es wirklich?«.

»Meine Mutter kann hinterlistig sein, und ja ihre Methoden sind nicht immer von der feinen Sorte, aber sie ist hier, weil sie etwas in Euch sieht. Euch beiden«.

Ich schnaube leise und meide ihren Blick.

»Was kann das schon sein?«.

»Sie hat mir gesagt, dass ihr auf einem guten Weg seid, euch zu einem guten Ehepaar zu entwickeln«.

»Pardon?«.

»Ja, echt. Ich kann's auch nicht glauben«, sagt sie und grinst, »Das Dinner war kein Reinfall und ich bin hier um Euch zu sagen, dass Ihr Euch irrt, wenn Ihr denkt, dass es das wäre«.

»Das ist lieb von Euch, aber ich verstehe nicht wie«.

»Mutter hat es mir erzählt«, sagt sie und rekelt sich auf dem teuren Mobiliar, »Sie wusste, dass Ihr Euch gegen den Kuss wehren würdet, Helena. Und sie wusste auch, dass Luzifer keine Scheu oder Skrupel hat jemanden einfach so zum Beweis zu küssen. Hätte er Euch geküsst, hätte er gar nichts bewiesen. Höchstens, dass er ein Schwachkopf ist«.

»Nanu.. «, murmele ich und denke an den Ausdruck zurück, den er hatte, als er sich von mir abwandte.

»Aber er hat nicht zugelassen, dass Ihr Euch quält, oder dass irgendetwas gegen Euren Willen geschieht. Das zeugt von Reife, hat Mutter gesagt«.

»So hatte ich das bisher nicht betrachtet.. :< «.

Lenas Augen schweifen prüfend nach hinten zur Tür und dann wieder zu mir.

»Das war nicht immer so«, flüstert sie, »Ich kenne meinen blöden Bruder gut. Etwas hat sich verändert. Wie es aussieht, hat er doch tatsächlich etwas dazugelernt. Ich denke, dafür könnt ihr Euch bei Hans bedanken«.

Hans? Kann ein einfacher Mensch wirklich so viel Einfluss auf jemanden haben, dass er sich für ihn ändert? Sogar der Teufel persönlich?

Nun, wenn Hans es schafft, vielleicht schaffe ich es ja auch, mit viel Geduld und Zeit.

Ich lächele.

»Wer hätte das gedacht?«.

»Ich nicht, aber naja. Es gibt immer ein erstes Mal«, sagt sie und steht auf. Sie streckt sich und gähnt. »Es ist spät. Ich gehe dann mal. Wir sehen uns morgen«.

»Gute Nacht, Lena«, wünsche ich ihr, als sie sich zur Tür begibt.

»Jaja, wie auch immer. Gute Nacht, oder so«, antwortet sie und verschwindet.

Welch eine interessante Familie.
 


 


 

»Kommunikation ist alles, denkt daran«, teilt Persephone uns als letzten kleinen Rat mit. Der nächste Tag ist eingetroffen und Persephone macht sich mit Lena zusammen aufbruchbereit.

Einerseits ist es schade, dass die Königsmutter nicht länger zu Besuch bleibt, andererseits ist Luzifer-sama froh seine Befehlsgewalt und unangefochtene Autorität wiederzuerlangen nach Tagen der Demütigung durch seine Schwester.

Ich kann es ihm nicht verübeln und denke auch nicht minder von ihm. Ich weiß wie es ist, in der Familie nicht ernstgenommen oder gar unfair behandelt zu werden.

»Nun denn, Luzifer.. «, sagt Persephone und stellt sich ihm gegenüber.

»Hm?«.

»Putzt du dir auch schön die Zähne?«.

»Mutter... Ich bin kein Kleinkind!«, meckert er und lässt die Schultern hängen. Persephone stemmt die Hände in die Hüften.

»Soll ich ungeduldig werden?«.

Luzifer-sama fährt sich genervt durchs Haar.

»Uuuugh, na schön«.

Er ringt sich ein breites Grinsen ab. Mit starkem Griff nimmt sie seinen Kiefer in die Hand und schaut prüfend in den Schlund des Teufels.

Ein sarkastisches "Au" entfleucht ihm und Lena kichert über diese Demütigung.

Persephone lässt ihn los und hält ihm liebevoll die Wange, während sie ihm ein Küsschen auf die andere gibt.

»König hin oder her. Du bist immer noch mein Sohn. Und ich werde nie aufhören dich zu bemuttern«.

»Ja ja, schon gut. Bist du fertig?«.

Persephone schnaubt zufrieden und gesellt sich zu Lena, mit der sie sich auf den Weg zum großen Tor in der Eingangshalle macht.

»Wir sehen uns nächsten Monat«.

»Kann's kaum erwarten..«, murmelt er ironisch. Ich winke den beiden zum Abschied, wie es sich gehört.

Das schwere Eisentor schlägt zu und es ist still. Ich bin mit meinem Mann allein.

Ich seufze.

»So!«, sagt Luzifer-sama feierlich, »Ich hab' noch was vor«.

Er geht.

»Luzifer-sama, ich-«, fange ich an aber er hört nicht auf mich. Er geht aus dem Raum und lässt mich ganz allein. »Ich.. Ich wollte mit Euch reden...«.
 


 


 

Man hätte meinen können, der Inspektionsbesuch der Göttin Persephone persönlich hätte ihn dazu angeregt, ihren Rat zu befolgen und sich zu bessern. Aber das geschah nicht.

So oft ich auch versuche ihm taktvoll über den Weg zu laufen und mit ihm zu reden, er umgeht mich oder blockt ab, wenn ich ihn anspreche.

Er ist immer so beschäftigt, studiert alte Schriften und Bücher über okkulte Magie. Ich höre hinter verschlossenen Toren, wie er sich stundenlang in der königlichen Bibliothek den Kopf zerbricht und nach Antworten sucht. Er ist ganz vernarrt in erdliche Angelegenheiten. Und in Hans.

Bin ich ihm völlig gleich?
 

Heute Abend habe ich mich entschieden. Ich fasse ich mir ein Herz und betrete die Bibliothek. Wenn Persephone recht hat und Kommunikation wirklich unabdingbar ist, dann wird das hier die Veränderung sein, die ich brauche. Die wir beide brauchen.

Mutigen Schrittes wage ich mich näher an Luzifer heran, der sich auf einem Sessel eingerollt und seine Nase in einem Buch namens "Menschliche Biologie" vergraben hat. Meine Schritte klingen auf dem dicken Teppich gar nicht mehr so stark und einschüchternd.

Ich warte gar nicht erst darauf, dass er mir die Höflichkeit erweisen könnte und sein Buch ablegt.

»Luzifer, wir müssen reden«.

»Keine Zeit, hab zutun«.

Sofort nehme ich ihm das Buch weg und rücke ihm auf die Pelle.

»NEIN, WIR REDEN!«.

Das hinterlässt ihn sprachlos. Gut, er hört mir endlich zu.

»Denkst du tatsächlich, das hier wäre ein Leben?! Ich verschwende mein Dasein zur Zeit mit einem Mann, den ich kaum kenne! Du weichst mir aus, ignorierst und vergisst mich komplett! Du kennst weder meine Augenfarbe, noch weißt du sonst etwas über mich!«.

Er zieht die Brauen zusammen und meidet meinen Blick. Ich lasse das Buch fallen und fahre fort:

»Und genauso wenig weiß ich über dich«.

Jetzt schaut er mich wieder an.

»Wie soll denn einer von uns glücklich werden? So kann es doch nicht ewig bleiben! Ich bin einsam, Luzifer! Ich lebe in Einsamkeit mit einem mir-unbekannten Ehemann, den ich nicht liebe - oder jedenfalls nicht lieben lernen kann, wenn alles so bleibt wie es ist!«.

Schweigend beißt er die Zähne zusammen und mustert mich angespannt.

»Sag doch irgendwas!«.

Er schnellt hoch und küsst mich.
 

Ich bin so perplex, dass ich mich gar nicht rühren kann. Das ist der erste Kuss seit... überhaupt.

Er lässt von mir ab. Sachte streicht er mir eine Strähne aus dem Gesicht und mustert mich.

»Das muss sehr schwer für dich sein. Erst diese Zwangsehe und dann auch mein Verhalten. Die Wahrheit ist, ich wollte nicht, dass sich mein Leben einfach so ändert und habe meinen Frust an dir ausgelassen. Das hast du nicht verdient. Es tut mir leid«.

Wenn ich ihm so nah bin wirkt er so.. anders. Und diese Worte von ihm zu hören, das ist seltsamerweise beruhigend. Es fühlt sich tröstend und einladend an.

»Woher der Sinneswandel?«, frage ich und werde rot.

»Das mag jetzt komisch klingen, aber du warst es. Ich bin dir aus dem Weg gegangen und habe dich ignoriert, weil ich wusste, wenn ich dich zu lange ansehe, dann..«.

In mir steigt Furcht hoch. Wenn ihn etwas zu lange nervt, kann er aggressiv werden, er könnte-

»... Dann gefällst du mir immer mehr«.

»Oh.. .///. «. Denkt er das wirklich?

»Ich gebe es zu. Ich hegte einen Groll gegen die Heirat, gegen Hera und meine Eltern.. und den habe ich auf dich projeziert, obwohl ich dich von Anfang an angenehm und sogar ganz reizend fand. Aber das wollte ich nicht zugeben und habe deshalb versucht mir einzureden, dass ich dich nicht mag und das alles wieder so wird wie früher«.

»Aber das wird es nicht«, sage ich und halte ihn an den Schultern. »Für keinen von uns«.

Sein Schweigen sagt mehr als Worte. In seinen Augen spiegelt sich Verlust wider. Verlust von Vertrautem und Furcht vor Neuem. Aber auch Neugier auf die Zukunft, die wir gemeinsam erschaffen können.

»Deine Augen sind aus Gold«.

Ich lächele verlegen.

»Dann kennst du ja jetzt ihre Farbe«.

Er umfasst meine Hand mit seinen.

»Dann werde ich dir von nun an ein besserer Ehemann sein«, flüstert er und küsst sie, »Ich verspreche es«.
 

Mutter sagte einmal "Wenn du verheiratet bist, musst du dich vor nichts mehr fürchten". Jetzt verstehe ich, was sie meint. Denn so in Luzifers Armen zu liegen gibt mir ein Gefühl des Vertrauens, das ich lange nicht mehr gespürt habe.

Es fühlt sich gut an.

Von Engeln und Blumen

~ Hans' Sicht ~
 

Mary ist gerade dabei eine Kiste in den Flur zu tragen, die wohl ein bisschen zu schwer für ihre dünnen Arme ist. Wir sind dabei alte Sachen aus Klein Karens Kinderzimmer zu sortieren, für die sie keine Verwendung mehr hat. Naja, "wir" sei mal so dahingestellt. Ich liege auf der Couch und streichele meine Albinofledermaus, Simon. Mehr bleibt mir nicht übrig.

»Schatz, lass mich dir helfen«, beschwichtige ich sie.

Mary keucht aus Erleichterung, als sie die Kiste auf den Boden knallen lässt.

»Auf keinen Fall«, meint sie und streckt den Rücken durch, »Du musst dich schonen! Du darfst keine schweren Sachen heben. Der Arzt hat gesagt-«.

»Ich weiß, was der Arzt gesagt hat, aber ich kann dich das doch nicht alleine machen lassen«.

»Hans, ich verstehe, dass du dich nur nützlich machen willst, jetzt da du mittlerweile fast ein Jahr lang krankgeschrieben bist und deine Arbeit das nicht gutheißt. Aber manchmal müssen wir akzeptieren, dass es nichts gibt, das wir tun können, so sehr wir das auch wollen«.

Sie hat ja recht, auch wenn es vieles gibt, dass ich jetzt lieber tun will als rumzusitzen, abzuwarten und Medikamente zu nehmen. Ich bin froh, wenn ich mit meiner Tochter zum Kindergarten gehen und sie wieder abholen kann. Dann komme ich wenigstens ein bisschen aus dem Haus, ohne dass ich mir Sorgen um meine Gesundheit machen muss.

»Es sind nur noch ein paar Wochen bis zum nächsten Termin, so lange musst du dich noch auskurieren. Und bis dahin darfst du nicht zu Luzifer«.

»Ja ja«, murmele ich und kraule Simon das Köpfchen.

Es ist schon viele Monate her, seit ich Luzifer das letzte Mal gesehen habe. Seitdem hat er sich nur selten gemeldet. Caren dafür aber öfter, hat mir Botschaften von ihm und von Helena ausrichten lassen. Ich habe mich daran gewöhnt wieder von ihm zu hören. Hätte er es nicht getan, dann wäre ich wohl ziemlich einsam gewesen.

Manchmal lag ich lange wach und habe mit Luzifer gesprochen. Erst hatte ich einen Zimmergenossen, aber dann hat er darum gebeten woanders untergebracht zu werden, weil ihm mein Geflüster und die "Selbstgespräche" Angst gemacht haben. Zugegeben, das war schon witzig.

»Unglaublich, dass du ihm immer noch nicht böse bist«, schnaubt Mary und klappt den alten Wickeltisch zusammen, der sich nicht falten lassen will, »Du bist vielleicht gutmütig und nicht nachtragend, aber wenn ich den in die Finger kriege dann -!«.

»Mary, worüber haben wir gesprochen?«, tadele ich sie.

»Ja ja«, sagt sie und klappt den Tisch zusammen. »Ich finde trotzdem, dass du zu schnell vergibst«.

»Du magst vielleicht deinen Antrieb aus Wut ziehen, aber ich nicht. Ich war einfach nur verletzt, dass es passiert ist, aber deswegen hasse ich ihn nicht. Meine Gefühle sind dieselben. Außerdem haben wir darüber geredet und er hat sich entschuldigt«.

»Das macht es nicht besser«.

»Stimmt, das tut es nicht«, antworte ich streng und schaue ihr nach, »Aber es ist immer noch meine Entscheidung und ich erwarte, dass du sie respektierst. Ich habe dir alles gesagt, was ich sagen wollte und noch mehr. Es reicht jetzt, Mary. Ich will absolut nichts mehr darüber hören, genug ist genug. Hast du mich verstanden?«.

Mary hält den Atem an und lässt nachdenklich die Hände über den eingeklappten Wickeltisch fahren.

»Na gut..«, seufzt sie. »Tut mir leid. Ich höre auf«.

...

Meine Güte, so streng habe ich ja noch nie mit ihr gesprochen. Mit niemandem. Das macht mir sogar Angst.

Ich lächele sie freundlich an.

»Hey.. Mach dir nicht so viele Sorgen. Von jetzt an fokussieren wir uns nur auf das, was vor uns liegt. Du wirst sehen, alles wird wieder besser werden. Ich versprech's. Bis dahin denken wir erst einmal positiv, ja?«.

Sie lächelt in sich hinein.

»Ich werd's versuchen«.

»Siehste?«, heitere ich sie auf, »Das ist die Mary, in die ich mich verliebt habe«.

Sie rollt mit den Augen, als wäre sie nicht gerade rot geworden. Ich würde gern aufstehen und ihre Sommersprossen mit Küsschen versehen, aber sie klemmt sich den Wickeltisch unter den Arm und trägt ihn sofort in den Keller.

Es ist nicht leicht so bewegungseingeschränkt zu sein, dass ich nicht einmal aufspringen und Mary in die Arme schließen kann. Ich kann nur rumsitzen und nichts tun. Wie ätzend.

Simon krabbelt auf meinen Bauch und schnuppert. Dann fiept er mich an. Wenn ich der Intuition einer Fledermaus vertrauen kann, dann würde ich sagen es bedeutet, dass Luzifer mich zu sich holt.

Ich setze mich mühsam auf und schaue prüfend zur Kellertreppe. Soll ich Mary bescheid geben? Oder eine Nachricht hinterlassen?

Ich stemme mich gerade hoch, da kommen auch schon die bekannten Flammen aus dem Siegel.

»Luzifer..«, flüstere ich, »Ich weiß nicht, ob ich bereit bin dir gegenüber zu treten«.

Die Flammen verschlingen mich und teleportieren mich fort.
 


 


 

Ich tauche in Luzifers Gemach auf. Es sieht.. dekoriert aus. Ich trage keine Schuhe oder Socken, weswegen ich gespürt habe, dass ich auf etwas Seltsamem stehe. Ich schaue runter und sehe, unter meinen Füßen liegen rote Blüten auf dem Teppich. Ok, das ist ungewöhnlich.

Ein Teufelsschweif streift meinen rechten Arm und eine Stimme erklingt über meiner linken Schulter.

»Überrascht?«, fragt er, als er sich anschleicht.

»Hallo, Luzifer«, begrüße ich ihn leise.

»War ganz schön viel Aufwand. Nun, nicht für mich versteht sich hehe«.

Ich schmunzele, erwidere aber nichts.

»Endlich hab ich dich zurück«, sagt er und schlingt seine Arme um mich, »Verlass mich nie wieder, hörst du?«.

Schweigend schaue ich weg.

»Helena ist beschäftigt, sie wird uns nicht stören«, flüstert er und fährt zärtlich mit der Nasenspitze über meine Haut. Ich will seine Liebkosung genießen, aber.. ich kann nicht anders als angespannt reagieren.

»Luzifer, ich kann das nicht«, seufze ich.

Seine Berührung macht an meiner Schulter halt. Er zieht den losen Kragen meines Hemdes zur Seite.

»Sind das.. Nähte?«.

Ich nicke und wage es ihn anzusehen. Er sieht.. besorgt und traurig aus.

»Dein Körper ist immer noch verwundet. Eins ist klar, das gibt Narben«.

Er lässt mich los und ich atme auf. Er geht verzweifelt durchs Zimmer.

»Bei meiner Hölle, ich habe dich völlig kaputt gemacht! Physisch und psychisch! Mein schöner Mensch..«.

Ich ziehe mein Hemd zurecht und überlege was ich sagen könnte.

»Ich wünschte auch, es könnte wieder so sein wie vorher«.

Er hält inne und tippt sich ans Kinn.

»Ist es das, was du willst?«.

»Natürlich«.

»Wenn das so ist, gibt es noch Hoffnung«, sagt er.

»Wirklich? Wie?«.

»Wirst du schon sehen«, er räuspert sich, »ALICE!«.

Ungeduldig geht Luzifer vor mir auf und ab. Er schnippt mit den Fingern und zeigt lässig auf mein Hemd.

»Ausziehen«.

Das war eine klare Anweisung, die ich befolgen muss. Das sagt mir meine Intuition als Schüler von Caren, meiner Mentorin. Ich führe den Befehl aus und schon taucht Alice auf.

»Ja, Eure Majestät?«, sagt sie tonlos.

»Alice«, sagt Luzifer und reibt sich nachdenklich die Hände, »Du bist doch ein Engel, nicht wahr?«.

»Ja«.

»Und ich habe mich noch nicht an dir vergangen?«.

»Nein, Eure Majestät«.

»Gut«, sagt er und schiebt die überraschte Alice direkt vor mich, »Da. Mensch. Heilen. Jetzt«.

»Äh, j-jawohl, Herr«.

Alice legt ihre Hände behutsam auf meine Verletzungen. Diese beginnen kurz darauf hell zu glühen. Ich erinnere mich an das letzte Mal, als sie mich heilen musste. Da hatten wir ein nettes Gespräch geführt. Ich entscheide mich ihr zuzuflüstern.

»Was wäre denn passiert, wenn er sich... du weißt schon.. an dir vergangen hätte?«.

»Ich hätte meine heiligen Fähigkeiten verloren und wäre durch und durch verdorben«, flüstert sie zurück, »Du solltest froh sein, dass ich noch heilen kann. Dadurch, dass ich aus dem Himmel verbannt wurde, ist es mir strengstens verboten jemanden zu segnen«.

»Warum das?«.

»Die Segnung eines gefallenen, verbannten Engels ist unrein. Und dann ist der Gesegnete es auch«.

Vorsichtig löst sie die Nähte mit Magie auf und schließt die Wunde oberhalb meines Schlüsselbeins.

Ich mustere sie. Die Haut unter ihrem schwarzen Halsring sieht verbrannter aus als letztes Mal. Das war vorher nicht so. Wieso hat sie das nicht geheilt? Ist das Teil ihrer Strafe?

»Was ist mit deinem Hals geschehen?«.

Das Glühen ihrer Hände wird schwächer, als sie bedrückt die Brauen zusammenzieht.

»Nicht jetzt«, flüstert sie und konzentriert sich wieder auf ihre Arbeit. Es dauert nicht lange, da sind alle Wunden und Beschwerden verschwunden, als wären sie nie da gewesen. Alice tritt zurück und ich begutachte das Ergebnis.

»Hey, nichts tut mehr weh! Keine Spuren oder Kratzer!«.

»Danke, Alice«, sagt Luzifer. Sie verneigt sich und verlässt das Gemach. Nanu, er hat sich bedankt. Gibt's ja nicht..

»Tja, bleibt nur noch eines zutun«, meint er und schaut mich mitfühlend an. »Ich werde damit leben müssen. Aber du musst es nicht, mein Süßer«.

»Was meinst du?«, frage ich zaghaft.

»Ich werde deine Gedanken an den Vorfall löschen. Dein Trauma muss auch weg«.

»A-Aber, -«.

»Keine Angst, es wird nicht wehtun«.

Er streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht und presst dann seinen Daumen an meine Stirn. Mit den Fingern seiner anderen Hand drückt er auf ausgewähle Fixpunkte des Siegels, welches nun aufleuchtet.

»Warte Luzifer, ich muss dir etwas sa-«.

»Amnesia«.
 


 


 


 


 


 

Ich blinzele ein paar Male. Wow, was ist gerade geschehen? Alles sieht auf einmal so anders aus.

»Warum habe ich kein Oberteil an?«, frage ich Luzifer.

»Warum wohl? ~ «, antwortet er und zwinkert mir zu. Ich sehe mich um. Wie sind wir in sein Zimmer gekommen? Wann sind wir-?

»Waren wir nicht gerade noch am Kekse essen??«.

»Ja, und dann bist du kurz weggetreten. Um genau zu sein, fast ein Jahr lang«.

»Echt?? So lange?!«. Ich fasse mir an die Stirn, auf der ein Druck liegt, der mir den Verstand vernebelt.

Er hat recht, viele Monate sind vergangen bis zu diesem Punkt, ich kann es spüren. Was habe ich denn die ganze Zeit gemacht? Ich kann mich nur an kleine Dinge erinnern, alles andere, aber an eine wichtige Sache nicht. So sehr ich es auch versuche, ich komme nicht drauf. Bin ich dissoziiert?

»Dann habe ich Klein Karens Geburtstag verpasst! U-Und Weihnachten!«, entgegne ich und ziehe mir mein Hemd wieder an.

»Das ist nicht der einzige Geburtstag, den du verpasst hast«, sagt Luzifer und grinst. Ich blinzle verdutzt.

»Wann hattest du denn Geburtstag? Und wie alt bist du eigentlich?«.

»Du kennst meinen Geburtstag nicht, aber dafür den meines Großcousins? ¬_¬ «.

»Luzifer!«, ruft Helena aus der Ferne, »Hilfst du mir mal eben? Au, hey!«.

»Oh Mann..«, seufzt Luzifer, »MOMENT, BIN GLEICH DA SCHATZ«.

»Vergiss es, ich komme zu dir!«, antwortet sie.

»Ähhh, was ist denn sonst noch passiert, während ich weg war? Seit wann nennst du Helena bitte "Schatz"?«.

»Wie gesagt, Karens Geburtstag ist nicht der einzige, den du verpasst hast«.

Helena schreitet in den Raum. In den Armen hält sie etwas, das ich noch nie gesehen habe. Ein Dämonenbaby.

Es sieht aus wie jedes andere Baby, nur hat es blutrote Haare und kleine Teufelshörner am Kopf, gleich geformt wie Lenas, allerdings ist sein linkes Horn weiß mit einem schwarzen Punkt und das rechte schwarz mit einem weißen Punkt. Auf der rechten Wange ist ein kleines Zeichen, das aussieht wie zwei liegende Dreiecke parallel voneinander. Am rechten Handgelenk ebenfalls. Sein schwarzer Schweif ist noch kurz und plump, der wird wohl länger und feiner werden, wenn es älter wird, und Flügelchen hat es auch. An der Spitze des Teufelsschweifs ist ebenfalls ein weißer Punkt.

Moment mal... Helena... "Schatz"... Teufelsbaby..!!! :0

»WARTE. Weeeeer ist dAS?!«, frage ich und traue meinen Sinnen kaum.

»Das ist mein Sohn, Dev«, sagt Luzifer stolz.

»Ich glaube, er kommt ganz nach dir, Luzifer«, meint Helena und schaut auf ihr fröhliches Kind.

»Ach, was redest du da? Sieh doch! Er hat dein Lächeln«.

»Sei gegrüßt, Hans«, sagt Helena, »Wie ich sehe bist du wohlauf«.

»Wow«, flüstere ich und schaue gebannt auf das Kind.

Luzifer deutet mir an heranzutreten, und gibt mir die Erlaubnis es zu begutachten.

»Das ist also ein Dämonenbaby.. Sowas sehe ich zum ersten Mal!«.

Das Teufelchen starrt mir mit seinen großen goldenen Augen in die Seele. Dasselbe hatte meine Tochter getan, als sie noch ein Baby war. Nur bei diesem hier wirkt es ein bisschen einschüchternder.

»Tja, Hans. Du bist der erste Mensch, den er sieht«, meint Luzifer.

Der kleine Dev reckt sich aus den Armen seiner Mutter und gibt mir ein Küsschen auf die Nasenspitze.

»D-Dev!«, flüstert Helena verlegen.

»Äh, heh, Luzifer was passiert hier?«. Soll ich mich jetzt geehrt fühlen?

Luzifer lehnt sich großzügig an mir an.

»Wir Dämonen werden schon mit einem größeren Sexualtrieb geboren, mein Süßer«, raunt er in mein Ohr und leckt einmal kurz an meinem Tunnelpiercing. Das tut er nur, um mich verrückt zu machen!

Sogleich lehne ich mich aus seiner Umklammerung raus.

»Was ist? No kiss for the Devil? :( «.

»So sehr mich deine Küsse auch anmachen, Luzifer. Aber Mary ist bestimmt schon sauer, dass ich wieder weg bin ohne ihr Bescheid zu sagen. Außerdem sind Kinder anwesend!«.

»Also dann, war nett dich wiederzusehen, Hans. Komm schon, Luzifer. Schick ihn nach Hause«, sagt Helena und macht sich auf den Weg, »Ich erwarte dich beim Dinner, komm nicht zu spät«.

»Jaja«, sagt Luzifer und schaut ihr lächelnd hinterher.

Die Tür schließt sich hinter ihr und wir sind allein.

Ein gemeines Funkeln liegt in Luzifers Augen, als er mich angrinst.

»Uh oh«, murmele ich, da fällt er schon über mich her. Ich bin völlig überfordert, als er mich überall küsst und mir schon die Kleider vom Leib reißen will.

»Helenaaaaa Hilfeee!«, rufe ich.

Er kichert amüsiert.

Dann treten blaue Flammen aus dem Siegel und hüllen mich ein. Luzifer lässt sofort von mir ab und ruft in Richtung Flur.

»HELENAAAA! >:0«.

Jetzt kichert sie amüsiert.

»Lass mir meinen Hans da!«.

»Hilf DU mir lieber Dev zu erziehen, dass er nicht beißen soll!«.

»Ach ja, da war ja was..«.

Das war das letzte, was ich gehört habe, bevor ich verschwand. Ich weiß zwar nicht, was hier abgeht, aber ich spüre tief in mir, dass ich ihn vermisst habe.

Unser Körper

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Geständnis

~ Hans' Sicht ~
 

Es ist ein ruhiger Abend im Schloss, die Feuer der Hölle flackern dimm und beinahe einschläfernd vor sich hin. Caren hat sich ausnahmsweise einmal Zeit genommen mit mir herumzuhängen. Wörtlich. Ich hänge kopfüber von einer Stange im inneren Trainingssaal des Schlosses. Meine Knöchel sind aneinander gebunden und mir sickert das Blut in den drückenden Kopf. Ich muss sagen, so hatte ich mir unsere gemeinsame Zeit nicht vorgestellt.

»Warum muss ich das nochmal machen?«, frage ich meine Mentorin, die neben mir auf der Stange hockt wie eine Taube auf der Leitung. Ihre Erscheinung gleicht jetzt mehr ihrer Harpyien-Natur als gewöhnlich. Sie hat Klauen statt Füße, wie die eines Raubvogels, Flügel als Arme und Schwanzfedern. Sie sind weiß mit goldenen Stellen und sehen elegant aus.

Caren schaut mich mit ihren grünen Dämonenaugen an und lächelt.

»Ich muss trainieren. Du bist das Extragewicht. Das kann ich gut gebrauchen, nachdem Ruby letzte Woche zwei Gewichte aus dem Fenster und von der Klippe geschleudert hat. Ich hab ihr gesagt sie soll sich nicht so viel drehen«, erzählt sie und gestikuliert herum als stünde Ruby vor ihr.

»Ja, aber warum ich?«, quengele ich und kreise meine Fußgelenke, die unter dem Seil zu leiden haben.

»Weil du dich in letzter Zeit ganz schön hast gehen lassen, und ich dir noch was heimzahlen will«, sagt sie und zwinkert.

»... Immer diese Dämonen.. -.- «.

»Wie war das?«.

»Hab nichts gesagt!«.

»Das will ich auch hoffen«, meint sie und stellt sich bereit. Gut, je schneller wir das hinter uns bringen, desto besser.

Sie atmet einmal tief durch und schüttelt sich.

»Ok«, sagt sie und streckt die Flügel durch, »Wenn du mir unters Kleid guckst, lasse ich dich fallen«.

»Wird nicht passieren«, verspreche ich mit gedrückter Stimme. Diese Position gibt mir Kopfschmerzen.

»Na dann, auf drei. Eins-«.

»Zwei ¬_¬«.

»Drei!«, sagt sie und schlägt kräftig mit den Flügeln. Die Stange wird aus ihren Haltern gehoben und gemeinsam schweben wir langsam aber sicher empor. Caren muss sich mächtig anstrengen, weil sie innerhalb der Schlossmauern nicht oft fliegen kann und schnell aus der Übung kommt, wenn sie nicht regelmäßig trainiert. Ihre Spezies bewegt sich normalerweise immer fliegend fort, aber da sie ihre Federn meist eingezogen behalten muss, fehlt ihr diese mit der Zeit aufgebaute Alltagsausdauer. Aber das scheint kein Problem zu sein, denn sie schafft es tatsächlich mit mir zusammen abzuheben.

»Hätte nicht gedacht, dass das klappt«, merke ich an.

»Hgnn du hättest.. ruhig mal mehr Sport machen können!«, keucht Caren und lässt die Beinmuskeln abwechselnd ausruhen und dann wieder anspannen, weswegen die Stange, an der ich hänge, manchmal einen Ruck von sich gibt.

»H-hey! Pass auf, ja? Ich will nicht runterfallen und zu Matsch werden, klar?«. Ich schaue nach unten. Wir haben ganz schön an Höhe gewonnen... und ich hänge an einer Stange gebunden weit über dem Marmorboden des Trainingssaals...

»Ich tue schon, was ich kann!«, antwortet Caren.

»Komm schon, du schaffst das!«, motiviere ich sie, denn wenn sie jetzt aufgibt, habe ich die Konsequenzen zu tragen.

»Könntest du.. für nur fünf Minuten.. den Mund halten?!«, keucht sie unter schweren Atemzügen und schwenkt die Stange so, dass sie ihr Gewicht verlagern und koordinieren muss, wie sie sich bewegt, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Mir wäre es ja lieber, wenn sie ihre neuen Übungstechniken nicht an mir auslassen würde. Aber das habe ich wohl verdient, so wie ich sie bisher aufgezogen habe.

Nun flattert sie nicht mehr nach oben, sondern voraus und lässt mich im Flugwind hinter sich herziehen. Das fällt ihr wohl leichter. Sie fliegt eine Runde durch den Saal, zwar immernoch schwerfällig, dafür aber gleichmäßiger und ohne Turbulenzen.

Das macht sie gut, langsam und sicher. Mein Kopf dröhnt, als sie ihre normale Fluggeschwindigkeit erreicht. Und naja, kopfüber durch die Luft geschleppt zu werden - so hoch über dem Boden - da wird mir schwindlig.

»Ok, genug heimgezahlt, ich sehe es ja ein. Kann ich jetzt wieder auf den Boden? Das ist mir viel sicherer«.

»Mein Training dauert aber noch ein bisschen«, antwortet sie.

Ich versuche einen Punkt im Saal zu fixieren, aber sobald Caren im Zickzack fliegt ist es vorbei. Übung hin oder her, das halte ich nicht aus. Der Saal dreht sich um mich herum.

»Careeeen mir wird schlecht!«.

»Du bist aber empfindlich«, spottet sie, »Wehe du übergibst dich«.

»Dann lass mich runter«.

»Na gut, du Klotz am Bein«. Sie verringert die Flughöhe. Ich zeige auf die Stange.

»Wer hat mir denn diesen "Klotz" ans Bein gebunden, huh?«.

»Vorsicht. Noch kann ich dich fallen lassen«.

»H a. H a. Das will ich sehen«.

»Glaubst du ich traue mich nicht?«, droht sie und gibt meiner Stange einen Ruck.

»Du weißt genau, mir darf nichts geschehen, sonst wird der König sauer ( ˘◡˘)«.

»Alice ist da, sie wird dich wieder hinkriegen, selbst wenn du Matsch bist«.

.... Oh.

»Ach, weißt du, wenn ich es mir recht überlege, dann nehme ich doch lieber die sanfte Methode«.

»Gute Wahl«.

Sie schwebt kreisförmig nach unten und flattert zurück. Mit kräftigen Flügelschlägen legt sie die Stange auf die Halterung ab. Ich baumele ein bisschen hin und her.

»Ohh, mein Kopf.. x_x «, stöhne ich und kneife die Augen zusammen. »Bindest du mich auch los?«.

Mit einer schnellen Bewegung einer ihrer Klauen schneidet sie das Seil durch und schon falle ich zu Boden.

»Besser?«, fragt sie mit einem Lächeln.

»..Großartig«, antworte ich sarkastisch und rappele mich langsam auf. Um mich herum dreht sich alles. »Weißt du, das ging auch sanfter«.

»Es war schnell und effizient. Denk dran, hier darfst du nicht trödeln«, sagt sie mit ihrer Mentorenstimme und flattert zu mir herab.

»Wie ich sehe ist er in guten Flügeln«, meldet sich eine Stimme vom Türrahmen aus. Caren und ich schrecken auf und drehen uns mit gerader Haltung um. Carens Federn stellen sich auf und werden plüschig.

»M-Majestät!«.

Luzifer lehnt am Türrahmen und peitscht vergnügt mit dem Schweif. Wie lange steht er denn schon da? Oh Mann, ich hoffe er hat das vorhin nicht mitbekommen.

Ich zeige auf meine Mentorin und fange an zu stammeln:

»Wir haben trainiert, ähm, ich meine natürlich sie hat, also, mit mir, aber naja ich hab nicht wirklich ähm-«.

Er verkneift sich ein Grinsen. Ich schlucke nervös.

»... trainiert«, beende ich den Satz.

»Verstehe«, sagt er und schaut Caren an. »Dann müsst ihr wohl erschöpft sein. Schluss für heute, Anordnung der Königin«.

»Jawohl, Herr«, sagt sie und verneigt sich.

Er schaut zu mir. Und dann an mir herunter.

»Hans«.

»J-Ja?«.

»Komm mit mir«, fordert er und nickt in die Richtung, in die er gehen will.

»Jawohl«, entgegne ich und stolpere zu ihm. Ich bin wohl noch etwas wackelig auf den Beinen von der Fliegerei. »Oh, äh, wir sehen uns dann, Caren«.

Sie winkt mir höflicherweise zum Abschied und Luzifer macht sich auf den Weg.
 


 


 

Ich folge ihm durch die Gänge des Schlosses, durch die er mich leitet. Das Gewölbe verzweigt sich und endet in einer Gabelung, aus der ein Weg wieder zurück in den Hauptbereich des Schlosses führt. Aber diesen Weg nehmen wir nicht. Stattdessen biegt Luzifer in den anderen Gang ab, der uns woanders hinbringt. Die Wände hier bestehen aus dunklem Mauerwerk, die mit Kerzenschein erleuchtet sind. Diesen Abschnitt des Gebäudes kenne ich gar nicht.

»Wo gehen wir hin?«.

Er hält an der Tür am Ende des Ganges an und lächelt mir zu.

»Hier rein«.

Er öffnet sie und führt mich in einen riesigen hellen Raum, der an ein Spa erinnert. Mit großen runden Onsen zum Baden und Entspannen. Die Luft ist heiß und mit Dampf erfüllt. Hier riecht es traumhaft.

»Ich habe uns ein Bad vorbereiten lassen~«, sagt Luzifer sanft und nimmt meine Hand. »Komm«.

»Wow...«, flüstere ich und staune nicht schlecht über die Auswahl an fein dekorierten und teilweise tropisch geschmückten Oasen. Jedes ist individuell gestaltet und ausgestattet mit allem, was man so braucht. »Moment, "uns"?«.

»Oh ja«, meint er und bleibt vor einem Becken mit Bergquellen-Ambiente stehen, in dem heißes, rosa schimmerndes Wasser wartet. »Ich bade selten allein«.

»..Oh.. °-° «, murmele ich und blinzele zweimal.

Luzifer lässt meine Hand los, tritt näher an den Beckenrand heran und beginnt sein Hemd aufzuknöpfen. Er entblößt gerade seine Schultern, da fängt mein Hirn endlich an aufzuholen und sich im Klaren darüber zu werden, was hier gerade geschieht.

»U-Und du willst, dass ich..?«.

Er hält inne und späht über seine freie Schulter zu mir.

»Keine Sorge.. Ich beiße nicht ~ <3«.

Ich schlucke vorahnend. Ist es hier drinnen gerade wärmer geworden?

»Nicht mehr, meinst du wohl«, kichere ich nervös und mustere ihn. Er ist so schön...

»Nun? Planst du noch länger so angewurzelt da stehen zu bleiben?«.

»Oh! Äh-«, stammele ich und räuspere mich. »Gut, dann wollen wir mal«.

Ich ziehe mir schnell die Klamotten aus, damit ich früher fertig werde als Luzifer. Denn wenn er erst einmal weitermacht, will ich nicht zeigen müssen, was in meiner Hose vorgeht.

(¬////¬)

In aller Ruhe lässt er die Hüllen fallen. Ich schaue vorsichtshalber nicht hin und begebe mich stattdessen zum dampfenden Wasser. Es sieht.. magisch aus. Vielleicht ist es das auch, wer weiß schon, was in all den Fläschchen drin ist?

Es ist nicht tief, man kann definitiv darin stehen und sogar sitzen, wenn man möchte. Es gibt tiefere Stellen, und auch welche, die höher gelegen sind als andere, auf denen man es sich so richtig gemütlich machen kann.

Vorsichtig klettere ich hinein, dabei zieht sich meine Haut wegen des plötzlichen Temperaturunterschieds zusammen und mir entfährt ein unterdrücktes Zischen. Aber es lässt sich aushalten. Wenn man sich daran gewöhnt hat und tief durchatmet, ist es sogar ganz angenehm. Luzifer steigt auch hinein, macht aber keine Anstalten wie ich. Vielleicht bin ich ja doch empfindlich.

»Also ich muss schon sagen, Luzifer, dein Badezimmer ist riesig!«, staune ich.

»Findest du?«, fragt er und lässt sich auf eine Anhöhe am Rand des Beckens nieder.

»Na, aber hallo! Es ist ja fast größer als ein Schwimmbad hier!«, rufe ich und breite demonstrativ die Arme aus. Dann mache ich mich klein und schmelze zufrieden ins heiße Badewasser. Es fühlt sich an, als würde ich durch Wolken schwimmen. »Und alles duftet so herrlich!«.

»Kann schon sein«, sagt er, »Aber dank dir ist es ziemlich kühl hier drinnen«.

»Kühl?«, frage ich und schaue verdutzt auf.

»Für einen Teufel, der Temperaturen um die 440°C gewohnt ist.. Ja«.

»Oh, verständlich..«, meine ich und lächele, »Sowas hätte ich aber nicht aushalten können«.

»Weiß ich doch«, sagt er und gähnt. Nanu, er sieht erschöpft aus. Er dreht sich um und verschränkt die Arme auf dem Beckenrand, damit er seinen Kopf darauf ablegen und dösen kann.

Armer Luzifer, er muss einen anstrengenden Tag hinter sich haben. Deswegen wollte er wohl mit mir hier herkommen, um zur Ruhe zu kommen. Na schön, dann möchte ich ihm dabei behilflich sein.

»Duuu, Luzifer?«, frage ich und wate auf ihn zu.

»Mmh..?«, macht er zur Antwort.

»Du bist doch ein König.. Und hast bestimmt eine Menge Zeug zu erledigen, was dich stresst?«.

Er seufzt, »Ist es so offensichtlich?«.

»Mhm«, sage ich und umarme ihn von hinten.

»Verzeih, ich wollte dir deine gute Laune nicht verderben«.

»Hast du nicht«, versichere ich ihm, »Lass mich dir helfen, ja? Ich habe mir gedacht, vielleicht könnte dir eine Massage guttun, was meinst du?«.

»Sowas kannst du?«, fragt er vergnügt.

»Ja.. Naja, also, die Sache ist die..«, beichte ich und fahre schon einmal mit den Händen über seine Schulterblätter. »..Das hab ich mal gelernt, weil ich Mary zu oft im Schlaf aus dem Bett getrampelt habe..«.

Er verkneift sich ein Prusten, »Bei mir hast du das noch nie gemacht«.

»Hm, da frage ich mich, warum das so ist«.

»Vielleicht weil ich dich befriedige?«, neckt er, »Manchmal könnte ich schwören du schnurrst im Schlaf«.

»Aber Luzifer«, sage ich und löse eine Verspannung in seinem Nacken, »Menschen können das gar nicht. Jedenfalls nicht ohne sich bewusst Mühe zu geben«.

»Mmmh, verstehe«.

»Du hingegen machst aber ein Geräusch. Es ist sehr leise und tief, kaum merkbar. Und ja, wenn ich es mir recht überlege, bist du der Schlafschnurrer!«.

»Ok ok, du hast mich erwischt«, lacht er und hält sich die Hand vor die Augen. Jetzt habe ich ihn zur Abwechslung mal verlegen gemacht, man mag es kaum glauben.

Er seufzt verträumt und genießt die kleine Massage. Das macht mich glücklich.

»Gefällt es dir?«, frage ich und fahre sanft mit den Händen seinen Rücken entlang.

»Das machst du super.. «, murmelt er.

Ein Kompliment, das hört man nicht oft von ihm. Die anderen Servants haben zu Anfang ihres Aufenthaltes ab und zu löbliche Worte bekommen, wenn sie etwas gut gemacht haben. Danach wurde es allerdings zur Selbstverständlichkeit. Es ist schön ab und zu gewürdigt zu werden. Und das auch noch von ihm.. Es ist etwas Besonderes.

Erst jetzt bemerke ich ein kleines Zeichen auf seinem Rücken. Es sind einfache schwarze Flügelsymbole.

»Seit wann hast du eigentlich ein Tattoo?«.

»Das ist kein Tattoo«, sagt er und lässt das Zeichen aufleuchten. Aus der Stelle, wo das Symbol war, treten seine Dämonenflügel schwungvoll hervor und stoßen mich gut zwei Meter weg. Mir entfährt ein überraschtes Geräusch und ich klatsche ins Wasser. Wer hätte gedacht, dass sie so stark sind?

Ich tauche auf und schüttele mir sowohl die Nässe als auch den verdutzten Blick aus dem Gesicht.

Luzifer hört auf zu Lachen und wendet sich mir zu. Er spannt die Flügel zu ihrer vollen Größe empor.

»Überrascht?«, fragt er grinsend.

Beschämt behalte ich mein Kinn gerade noch so unter Wasser.

»Das war aber sehr unhöflich, Luzifer..«.

»Awww«, macht er und schwimmt auf gleicher Höhe zu mir, »War ich wieder böse?«.

»Mhmm«, antworte ich und streiche ihm eine pechschwarze Strähne aus dem Gesicht.

»Ich ungezogenes Kind ~«, flirtet er und legt seine Hände an meine Taille. »Würde dir... das hier besser gefallen?«, sagt er und kitzelt mich.

Mit einem Mal zuckt mein Körper zusammen und ich kann nicht aufhören zu lachen. Dieser Mistkerl, das kriegt er zurück!

Aus Rache drücke ich ihn unter Wasser und ringe darum, von seiner Kitzelattacke loszukommen. Ich muss schon sagen, so viel Spaß hatte ich lange nicht mehr. Ich versuche ihn in den Schwitzkasten zu nehmen, aber seine Hörner machen das fast unmöglich. Er nutzt den Moment, packt mich und hieft mich aus dem Wasser. Er ist stark.. ( .////.)

»Hey!«, ist das Einzige, was ich rauskriege, bevor er mich dann schadenfroh hinter sich ins Becken fallen lässt. Oh Mann, den Kampf kann ich nicht gewinnen. Hm, jedenfalls nicht mit fairen Mitteln!

Ohne Zeit zu verlieren stehe ich auf, will ihn mit den Armen von hinten umschließen und ihm gekonnt ein Bein wegziehen, ehe ich mich nach hinten fallen lasse und ihn mit mir zu Wasser reiße. Aber das geschieht nicht, denn sobald ich stehe öffnet er seine Flügel so, dass ich ihn nicht anrühren kann, wickelt seinen Schweif um mein Fußgelenk und zieht mich von den Füßen. Ich rutsche aus und falle wieder ins Wasser.

Er zieht auf magische Weise seine Flügel wieder ein, dreht sich lachend um, als ich wieder auftauche, und bückt sich dann zu mir herab.

»Hast du genug?«, fragt er verschlagen.

»Okaay«, lache ich, »Ich geb's auf«.

Er reicht mir netterweise die Hand und hilft mir auf. Oh Mann, gegen einen Teufel kann man echt nicht gewinnen! Auch wenn ich keine Chance hatte zu gewinnen, so hat diese kleine Rauferei doch ganz gut getan.

Luzifer mustert sein nasses Haar, welches ihm ins Gesicht fällt, und nimmt eine Strähne zwischen Daumen und Zeigefinger.

»Hey«, sage ich und streiche zärtlich durch sein Haar, »Wie wär's, wenn ich es dir wasche?«.

Ein breites Lächeln ziert sein makelloses Gesicht.

»Das wäre schön«, antwortet er und schaut sich um. Wonach er wohl sucht?

»Aha!«, ruft er aus.

Er nimmt meine Hand und geht mit mir zu einem dekorativen Stein am anderen Ende des Onsen. Daneben lässt sich eine Anhöhe erkennen, die eine Liegefläche darstellt. Da ist ein kleines Abflussbecken am Kopfende, was ein bisschen so aussieht wie diese Waschbecken in Friseursalons. Nur sieht dieses hier mehr aus wie Teil einer natürlichen Gruppe von Becken, die in das jeweils nächste abfließen.

Am Stein angekommen tastet Luzifer die Oberfläche ab und öffnet dann eine Klappe, in der eine kleine Auswahl an besonderen Fläschchen drin steht. Sie sehen allesamt wundersam und beinahe mystisch aus, wie direkt aus dem Regal einer Hexe gegriffen.

Er sucht sich eine kleine, runde, lilane Flasche aus und hält sie mir behutsam hin.

»Die hier hab ich am liebsten.. «, sagt er leise.

Ich nehme sie vorsichtig an und ziehe den Deckel ab. Heraus strömt ein Duft, der grünen Äpfeln und Trauben ähnelt und in einem Hauch von Lavendel endet, und mich an Luzifer erinnert. Es stimmt, das kommt mir bekannt vor. Von ihm.

Ich nicke ihm zu und er macht sich freudig auf zur Anhöhe. Dort setzt er sich ans Ende und schaut mich an.

»Also dann«, sagt er und streckt die Arme durch, »Wie soll das ablaufen?«.

»Lass mich nur machen, ja?«.

Sein Mundwinkel zuckt so süß nach oben und er schließt die Augen.

Behutsam lasse ich das zähflüssige Zaubermittel aus geschmolzenem Gold auf sein Königshaupt niederfließen. Nicht zu viel, gut so. Ich stelle das Fläschchen an die Seite und mache mich ans Werk.

Das goldene Mittel gleitet wie Seide durch die tiefschwarzen Locken und erfüllen sie mit einem Duft, den es in der Hölle gar nicht geben dürfte. Er umgibt mich und lässt auch Luzifer entspannt durchatmen.

Luzifer.. Wenn ich ihn so sehe wird mir ganz warm ums Herz. Wie ruhig und vertraut er in meiner Gegenwart doch sein kann.

»Leg dich hin«, flüstere ich, um die Stille nicht zu stören, die so beruhigend wirkt.

Er stützt sich ab und senkt sich langsam auf die Liegefläche herab. Ich folge ihm in der Bewegung und lasse mich auf seiner Hüfte nieder, während meine geschickten Finger nahe seiner Schläfen massieren und den Schaum an den langen Strähnen zum Hinunterfließen bringen. Sein Schweif dümpelt entspannt im heißen Wasser.

Ich höre ihn ganz leise wieder dieses tiefe, kehlige Geräusch machen.

»Schnurrer«, necke ich ihn.

Er schnaubt amüsiert und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ich mag es, wenn er das tut. Damit zeigt er mir, wie sehr er mich mag. Und, naja, ich fühle es auch.

Der Schaum spült sich im heißen Wasser mit den Sorgen davon und hinterlässt nichts als Glanz und Reinheit.

Luzifer ist so schön.. Wie perfekt sein nachtschwarzes Haar hinten an den Seiten um seine Hörner fällt, und vorne sein makelloses Gesicht einrahmt. Wie anmutig er sich zeigt, immer, und das ganz ohne Mühe.. Ich bewundere ihn. Mein Herz sehnt sich nach seiner Nähe. Seine Lippen sind weich und voll Leben, wie könnte ich da verzichten?

Vorsichtig lasse mich zu ihm nieder und küsse ihn so sanft wie ich kann. Und ja, sie sind wirklich so zart wie die Blüte einer Rose.

Ich weiche zurück und kann mit ansehen, wie er langsam und verträumt die Augen öffnet und mich so warmherzig ansieht, wie ich es mir nur zu träumen erhofft habe. Dann schaut er mir auf meine Lippen, umfasst zärtlich mit der Hand meinen Nacken und küsst mich zurück. Ich glaube bei meinem Tod ist ein Fehler unterlaufen, das hier muss der Himmel sein. Sein lieblicher Kuss ist so sanft und innig, dass mein ganzes Sein in die Berührung hineinschmelzen könnte. Oh Luzifer.. Ich will es ihm sagen.

Vorsichtig löse ich den Kuss auf.

»Luzifer?«.

»Was ist, mein Süßer?«.

»Kann ich dir etwas sagen? Ich wollte es schon lange—«.

»Majestät?«, erklingt Alices Stimme im Raum.

Sie hat sich leise an den Rand des Beckens begeben und schaut verlegen woanders hin. In den Händen hält sie eine weiße Schüssel mit Kirschen.

»Ach ja!«, sagt Luzifer freudig und setzt sich auf. Aus Höflichkeit steige ich von ihm runter und lasse ihm Freiraum.

»Sag's mir gleich, ja?«, flüstert er und schenkt mir ein schnelles Küsschen, bevor er sich zu Alice gesellt.

Ich lächele in mich hinein und spüre den Nachdruck seiner Berührung auf meinen Lippen. Zu schade, dass Luzifer beschäftigt ist mit Alice Small Talk zu halten und sich von ihr mit Kirschen verwöhnen lässt. Aber das ist schon in Ordnung, bestimmt habe ich ihn bald wieder ganz für mich.

Ich schaue auf das Fläschchen, welches ich vorhin zur Seite gestellt habe, und die anderen, die noch im Geheimfach stehen. Hm, solange er abgelenkt ist denke ich kann ich mich ruhig waschen.
 

Ich bin gerade fertig da wird das Badewasser auf einmal heißer.

»Alice...«, höre ich Luzifer drohen. Er hat sie am Hals gepackt und zu sich gezogen.

»J-Ja?«, krächzt sie.

Mit Daumen und Zeigefinger hält er ihr etwas vors Gesicht. »Was ist das?«.

»Ein Kern...?«.

»Was hat dieser Kern hier verloren?«.

»Nichts, eure Majestät«.

»Wolltest mich wohl hintergehen? Du wolltest, dass ich daran ersticke!«.

Aua! Das Wasser wird immer heißer, ich muss schnell hier raus, bevor es noch zu kochen beginnt.

Ich höre nur noch wie Alice von einem Stromschlag aufschreit. Verstehe, dafür ist der Halsring da. Au weier, das muss wehgetan haben!

»Ich belasse es heute dabei. Geh mir aus den Augen, Alice«, sagt er und winkt ab.

»Jawohl, Eure Hoheit... «, sagt sie tonlos und steht auf. Sie gibt sich nicht einmal die Mühe ihre Tränen wegzuwischen, stattdessen nimmt sie die Schüssel mit und geht wortlos aus dem Raum.

»Unglaublich. Und das auch noch nachdem wir uns so schön unterhalten haben«, sagt Luzifer kopfschüttelnd und fährt herum, bis er mich sieht, wie ich mich mit einem Handtuch um den Hüften aufbruchbereit mache.

»Hans, wo gehst du hin? :( «.

»Ich gehe raus, ich bin fertig«, antworte ich schlicht und trockne mir mit einem weiteren Handtuch die Haare.

»Kommst du wirklich nicht mehr mit rein? :< «.

»Nee, ich will schlafen. Bin müde«.

»Aber alleine baden ist langweiliiiiiig >~< «.

Ich schmunzle. Diese Dramaqueen.

»Werd erstmal fertig. Ich warte dann so lange auf dich in deinem Gemach«.

»Na gut.. «.
 


 


 

Der Weg in Luzifers Schlafgemach war nicht schwer zu finden. Ich verlaufe mich glücklicherweise immer seltener.

Draußen ist es dunkel und der Raum ist nurnoch mit Kerzenschein erhellt. Die dicken Bettvorhänge sind tiefrot und mit goldenen Kordeln an die dunklen Holzpfeiler des Himmelbettes gebunden. Der dicke Perserteppich, verziert mit einem dunkelroten Muster, verleiht dem Raum ein gemütliches Ambiente, der durch den dimmen Kerzenschein nur betont werden kann.

Mit sauberen Klamotten ins frisch bezogene Bett - einfach traumhaft. Großzügig lasse ich mich mit dem Rücken aufs Bett fallen und genieße das Gefühl der weichen Bettdecke um mich herum. So gemütlich ist es sonst nirgends, nicht einmal in den Gästekammern. Alles riecht nach Luzifer..

Wie sehr ich es liebe in seinem Bett zu schlafen. Ach, wem mache ich hier etwas vor? Das ist nicht der einzige Grund, warum ich Luzifers Bett liebe <3.

Wie im Rausch suhle ich mich in diesem Queensized Bett umher und kichere zufrieden. Der Abend könnte kaum schöner sein! Die Bettdecke raschelt mir um die Ohren, sodass ich gar nicht bemerkt habe, dass Luzifer gähnend ins Zimmer geschlurft kam.

»Hach, wieder so ein anstrengender Tag..«, höre ich über mir. Als ich die Augen öffne lässt sich Luzifer ebenfalls ausgepowert aufs Bett fallen - jedenfalls würde er das, wenn ich nicht genau da liegen würde.

Doch es ist zu spät, er landet auf mir und ich liege verkehrt herum, sodass mir sein Teufelsschweif ins Gesicht fällt. Wie viel kopfüber muss ich heute noch ertragen?

»Pass nächstes Mal besser auf, ja?«, sage ich.

»Oh, ups, hihi!«, meint er und grabscht an meinen sockenbedeckten Füßen und wackelt damit herum. Wie es aussieht findet er das witzig.

»Ja, "ups". Und jetzt nimm deinen Schweif aus meinem Gesicht«, sage ich und versuche ihn wegzupusten, leider ohne Erfolg.

Luzifer richtet sich auf, aber nicht viel, nein. Er setzt sich auf meinen Brustkorb und klemmt mit den Schenkeln meine Arme links und rechts an meinen Körper ein. Die rosa Schweinchen auf seiner lockeren Boxershorts verhöhnen mich.

»Nö <3 «, sagt er und streckt die Zunge raus.

»Warum nicht? ¬_¬ «.

Er hebt die Arme über den Kopf und streckt sich, dabei kommt seine Rückenmuskulatur ein bisschen unter seinem Schlafhemd zur Geltung. Dieses hebt sich leicht an und ich kann seine schönen Venusgrübchen an seinem unteren Rücken erspähen, die so verlockend aussehen... Es ließe sich erahnen, was sich noch unter seinem Hemd befinden mag, wenn ich es nicht schon im Bad ausführlich erforscht hätte... Dazu seine wohldefinierte Taille, die nurnoch gekrönt wird von seinem—

Oh Mann, ich sollte aufhören...¬////¬

Luzifer summt unter der Erleichterung der Dehnung und nimmt die Arme wieder runter.

»Ich sitze hier gerade so gemütlich«, sagt er sarkastisch und bewegt seinen Schweif quer durch mein Gesicht. Oh, dieser Mistkerl!

»Na warte, wenn ich hier rauskomme bist du fällig!«.

»Mmmh jetzt sprichst du meine Bettsprache, Hans~«.

Nun lehnt er sich zurück und macht es sich auf mir richtig gemütlich.

»Es fehlt nur noch.. «, er nimmt meine Hand und führt sie zur Innenseite seines Schenkels, ».. die Gestik«.

Ich muss zugeben, dort fühlt sich sein Körper sehr weich und.. warm an. Ich drücke zu und werde neugierig, mehr zu fühlen. Meine Augen verdrehen sich, als ich mit der Hand hochfahre und—

»Hey wow, haha«, sage ich schnell, ziehe meine Hand weg und reiße meinen Verstand so wieder in die Realität, »Also wirklich, Luzifer!«.

Er lacht.

»Was denn?«, raunt er unschuldig und wackelt auf mir hin und her, »Du hast doch gegrabscht«.

So langsam wird er ziemlich schwer. Der Druck auf mir ist gerade unangenehm genug, dass es mir nichts ausmacht, wie er mit einer Hand mein Gesicht zu seinem dreht und mir zuflüstert:

»Sag einfach die Worte <3«.

.... Welche er wohl meint? Oh, da fällt mir ein, dass ich ihm doch noch etwas Wichtiges sagen wollte! Ich weiß nicht, wie lange es sich noch aufschiebt, wenn ich es ihm nicht so bald wie möglich sage. Diese ganzen Ablenkungen müssen ein Ende haben.

»Heute mal nicht, ja? ^^°«.

»Falsch, versuch's nochmal«.

»Ach Luzifer-«.

»Du ließt mich ein grausames Jahr darauf warten, Mann!«.

»Ich weiß. Es ist nur so, dass ich...«, mir stockt der Atem und mir steckt ein Kloß im Hals. Ich weiß nicht, wie ich es am besten ausdrücken soll.

Luzifer bemerkt meinen ernsten Ton und rutscht freundlicherweise von mir runter. Er liegt nun auf dem Bauch neben mir, verschränkt die Arme auf meiner Brust und streicht mir behutsam eine Strähne aus dem Gesicht.

»Hans..«, sagt er leise und lächelt mich an, »Du bist so abweisend in letzter Zeit. Was ist los? Willst du mit mir reden, hm?«.

»Da gibt es so einiges, was ich dir sagen will. Zum Einen kannst du manchmal echt gemein sein«, lache ich und reibe mir über die plattgedrückten Rippen.

Sein Schweif peitscht entzückt als er schmunzelt.

»Aber auch lieb und.. naja«, ich schlucke, denn ich war noch nie gut darin zu sagen was ich fühle, »Wenn ich in deiner Nähe bin, dann fühlt es sich an, als würde ich in eine warme Decke gehüllt«.

Luzifer legt den Kopf schräg und blinzelt interessiert mit seinen rubinroten Dämonenaugen.

»Alles an dir. Deine Stimme, deine bezaubernde Erscheinung und sogar dein Schweif, mit dem du mich ärgerst. Dein Schnurren, das mich nachts einlullt, dein betörender Duft, den ich vernehmen darf wenn ich hier bin.. Bei dir«.

»Wo du hingehörst«, ergänzt er leise.

»Du gibst mir das Gefühl, immer willkommen zu sein. Du beschützt mich, selbst wenn du weit weg bist. Du bist nicht nur mein König, Luzifer, du bist viel mehr«.

»Der Honig fließt dir heute aus dem Munde wie Wasser aus einem Berg, Hans«, staunt er zufrieden, »Schmeckt er denn genauso süß?«.

Ich lächele.

»Küss mich«.

»Gerne«, flüstert er und tut es. Oh, und wie er es tut..~

Ich genieße den Moment, nehme alles in mich auf. Luzifer.. Er geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Er hat mich verzaubert, und es könnte nicht besser sein.

»Ich liebe dich«, flüstere ich dazwischen.

Luzifer horcht auf und weicht ein Stück zurück.

»Was hast du eben gesagt?«.

Ich lächele ihm zu.

»Ich wollte es dir schon lange sagen, aber es kam immer etwas dazwischen«.

Er blinzelt zweimal, als habe er es nicht richtig gehört. Das macht nichts, ich weiß endlich, wie ich es sagen kann und komme gleich auf den Punkt.

»Luzifer, ich liebe dich. Ich will mit dir zusammen sein«.

Er setzt sich auf.

Warum schaut er mich so an?


Nachwort zu diesem Kapitel:
~WICHTIG~

Direkt ohne Prolog in die Geschichte geschmissen zu werden ist schon ein wenig unsensibel, findest du nicht auch Tomanto?
Keines Wegs, somit will ich die Leser sofort ins Geschehen einweihen, denn das weckt die meiste Aufmerksamkeit! :3

Ich rede wieder mit mir selbst und bin froh, den zweiten Teil ankündigen zu können. Das erste Kapitel, told by Mary. Ja, sie kommt einem sehr zickig vor, aber sie ist nunmal Tsundere.

Für alle, die das noch nicht mitbekommen haben:
Luzifer musste bei ihrem letzten Treffen Hans' Siegel auflösen, weil die Götter verdächtigten, dass Luzifer gegen das Gesetz verstößt (Wirtskörper sind illegal). Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
HALLÖ!!! -(^W^) / ))) *wink*
Die Herbstferien haben angefangen und ENDLICH habe ich wieder Zeit weiterzuschreiben! >///O///<
Freut ihr euch auch so sehr wie ich?
Hat ja lange gedauert für so ein kurzes Kapitel. Ich sollte mal wieder ein langes schreiben und schnell rausbringen. Wird nicht so einfach, aber ich gebe mir Mühe. Russisch üben kann auch mal ausfallen... V(|°O ~3~ =`)V *like a sir*
I'M BACK! XD
Eure Tomanto (~°w°)~ * * Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Tut mir leid, aber in letzter Zeit kriege ich nur noch Kurzkapitel hin. .-.
Auch überlege ich, diesen Teil auszusortieren, da dieser hier kaum eine Story hat. In diesem Teil geht es nämlich nur darum, wie Luzifer heiratet und dann mit Kindern klar kommen muss (Klein Karen).
Ich hoffe trotzdem, dass ich wieder einen guten Einstieg finde. Falls das alles doch nichts wird, lade ich meine andere Geschichte „Red Flag" hoch, was mein erster eigener Doji war.
Viel Spaß noch.
Eure Tomanto Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Heyho, endlich wieder ein Kapitel fertig.
Oh ja, ich bin wieder da Bitches und habe mir vorgenommen weiterzuschreiben, weil es doch noch ein paar tolle Szenchen gibt und die wollte ich euch beim besten Willen nicht entgehen lassen. Ich hoffe trotzdem, dass ihr nach dieser doch ziemlich langen Pause gerne weiterlest. ^^
Über Kommentare freue ich mich immer riesig.
Und perfekt zum Start des neuen Jahres bereit.

Edit: Luzifer mag zwar eine besonders elegante und präzise Handschrift besitzen, aber er macht so viele Rechtschreibfehler wie ein Zweitklässler. Mit diesem Wissen im Hintergrund finde ich die Szene mit dem "Das ist zu hoch für dich, du würdest es nicht verstehen" 100 mal witziger. xD

Eure Tomanto Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß, ich weiß, ein bisschen unspektakulär, aber es wird besser, ganz bestimmt.
Viel Spaß beim Lesen, freue mich über konstruktive Kritik. ^-^v
Eure Tomanto Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hurra! Ich habe wieder purpose in meinem Leben! ^^
Jap, ich glaube, das nächste Kapitel wird Lug und Trug Teil drei werden. Aber erst veröffentliche ich die ersten beiden, glaube ich. Ja, das wäre besser.
Tomanto Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich werde diese Fanfiction fürs Weitere pausieren. Vielleicht werde ich sie irgendwann weiterschreiben, also kein Grund sie aus der Favoritenliste zu entfernen. Nur im Moment gibt es Wichtigeres für mich zu tun. Ich könnte euch Gründe nennen, die einer langen Erklärung schuldig sind, aber das würde nur unnötig lange dauern und auch noch für euch unnütze Informationen bedeuten.
Deswegen verabschiede ich mich bis hier hin, hoffentlich sehen wir uns mal wieder.
~ Tomanto

Update 2021: *aus dem Grab erheb* ICH BIN ZURÜÜÜCK!
Ich schreibe offiziell weiter, da meine Schwester meine gezeichnete Fassung nach Jahren mal wieder gelesen- und mich jetzt auf einen Nostalgietrip mitgenommen hat.
Mein Dojinshi von Underworld war seit Jahren fast fertig, ich hatte es aber nie geschafft es tatsächlich zu beenden. Dann, vor ein paar Wochen, hatte ich meiner Schwester zuliebe die letzten 5 Seiten gezeichnet und die Trilogie vervollständigt.
Und natürlich musste ich ihr daraufhin unbedingt die geschriebene Fassung (diese FF) vorlesen, weil hierdrin Bonuscontent ist, den ich ihr nicht vorenthalten konnte. Das alles hat mich motiviert weiterzumachen und mich noch nicht ganz von der Geschichte zu verabschieden, die meine Teenager Jahre geprägt haben.
Tjoa, also bin ich wohl offiziell wieder da. Das liest hier wahrscheinlich niemand, weil animexx gefühlt tot ist. Ich hoffe nur ich kann die FF irgendwo abspeichern, falls die Seite komplett den Bach runter geht, was ich nicht hoffe. Ich liebe es hier immernoch so sehr wie vor 6 Jahren.
Also ja. Willkommen zurück.
~ Eure Tomanto Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das erste neue Kapitel. Und wie schnell das ging! Nicht zu fassen!
Mein untotes Herz hüpft vor Freude.
~ Tomanto Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bin nicht stolz auf das, was Luzifer mit Hans gemacht hat. Das war tatsächlich einer der Gründe, warum ich anfangs aufgehört hatte, diese FF weiterzuschreiben. Ich habe mich davor gescheut es erneut zu schreiben, jetzt, wo ich erwachsener geworden bin und besser weiß, was es heißt, wenn jemand... naja..
Ich als Creator hätte es auch einfach nicht schreiben können, aber Luzifer ist nunmal der Teufel, er ist nicht gut, und ihn für irgendetwas anderes - etwas besseres - zu halten, wäre naiv und entspricht nicht dem, wofür er steht. Und mehr Reue ist von ihm nicht zu erwarten als die Tasache, dass es ihn stört nicht sofort bekommen zu können, was er haben will.

Ich habe es hier extra vage gehalten, damit ich nicht noch einen Trigger an dieses Werk heften brauche.
Sollte jemand von euch dennoch getriggert sein, sagt es mir bitte. Dann füge ich weitere Triggerwarnungen hinzu.

~Eure Tomanto Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Cursed, I know xD
Ich übernehme keine Verantwortung für medizinische Unstimmigkeiten, hier ist Niemandsland, es gibt keine Regeln muhahaha!

~ Eure Tomanto Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Dev basiert auf einem Charakter aus dem Dojinshi "Devil Miau" von "eente" hier auf Animexx (check it out).
Ich hab sie vor einigen Jahren mal gefragt, ob ich ihn als Kind hier einbauen darf und sie hat ja gesagt. Eente, falls du das hier nach so vielen Jahren vielleicht mal liest: Sorry, dass ich so lange gebraucht habe weiterzuschreiben, sodass er endlich erwähnt wird. Ich weiß, du hast nur Underworld 1 in deine Favoritenliste gepackt und diesen Teil nicht, aber ich wollte dir nur sagen, dass ich dich und deine OCs nie vergessen habe. :)

~ Tomanto Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und das war's mit Underworld 2!

HIER GEHT'S ZUM DRITTEN TEIL :D
http://www.animexx.de/fanfiction/395373/

Es hat echt lange gedauert, bis ich weitergeschrieben habe und ich bezweifle, dass irgendwer das hier noch liest. Ich möchte nur sagen, dass mir diese Geschichte und die Charaktere sehr am Herzen liegen. Das hier ist eine meiner eigenen originalen Geschichten, die ich vor Jahren gezeichnet hatte, bis ich mich dazu entschied sie niederzuschreiben.

Meinen Manga habe ich vor mindestens 7-8 Jahren angefangen und habe über die Jahre immer weniger daran gearbeitet, bis das ganze Projekt zum Stillstand kam. Aber durch den neu entfachten Enthusiasmus meiner Schwester hat sie mich motiviert, es zuende zu zeichnen. Ich hab durch das ganze Ende hindurch gezittert und konnte nicht fassen, dass es fertig war.
Da ich mich aber noch nicht von meinen geliebten Charakteren, die meine Teenager Jahre mit Freude und Lebenswillen erfüllt haben, verabschieden wollte, habe ich mich entschieden nach 4 Jahren an dieser schriftlichen Version weiterzuarbeiten.

Und ich kann mich freuen, das war's nämlich noch nicht! Der dritte Teil wird emotional, heftig, und hoffentlich auch spannend. Und das allerbeste: Ich kann mein Underworld noch ein bisschen länger behalten, auskosten, und lieben.
Und ich hoffe es gibt da draußen jemand, dem es genauso geht.

Also dann, wir sehen uns im dritten Teil!
Eure Tomanto Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -VanillaPudding-
2015-09-20T17:12:18+00:00 20.09.2015 19:12
Five Night's AT Fu**boys X3
Warte... wenn die Serverants in der Hölle FNaFb voll abfeiern... ist das im Himmel mit den Engeln dann genau so? :D
Elohim pass auf deine Engel auf!
Antwort von:  Tomanto
21.09.2015 16:09
Lol, wer weiß? xD


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