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Gott und Teufel in der Bar

Eine kleine religiöse Satire
von

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Gott und Teufel in der Bar

In irgendeiner Stadt in irgendeinem kleinen Viertel herrschte in irgendeiner Bar wenig Betrieb. Die Luft war stickig und es roch nach Zigaretten, Alkohol und einigen anderen schwer definierbaren Gerüchen. Es war spät abends und das Licht war gedämpft und aus den Lautsprechern ertönte Musik. Alte Klassiker aus den 80ern, die man kennen musste. In einer Ecke spielte eine Gruppe Rocker Billard, manche saßen auch da und tranken Bier und lachten. Dann aber gab es auch jene, die am Tresen saßen, einen Drink nach den anderen kippten und denen anzusehen war, dass ihr Tag miserabel gewesen war und sie den Alkohol brauchten, um ihre Sorgen zu vergessen. In der Bar war, wie bereits erwähnt, wenig Betrieb. Es war relativ ruhig und es gab kaum Besucher und nur die Gruppe Rocker und drei Biertrinker waren in den Ecken zu finden. Am Tresen saß nur eine Person, die ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter hatte und die den Anschein erweckte, als könnte sie etwas Hochprozentiges gut brauchen. Nur war diese Person keine gewöhnliche und jeder hätte sie anders beschrieben. Manche hätten einen alten Mann mit langem weißen Haar und weißem Bart gesehen, manche auch eine blasse und schöne Frau, einige vielleicht sogar einen Morgan Freeman im weißen Anzug. In allen Fällen wäre die Person vollkommen weiß gekleidet gewesen und sie wirkte so niedergeschlagen, dass man wirklich Mitleid haben musste. Die Person in Weiß hatte sich einen Schnaps bestellt, besser gesagt bereits den zweiten. Sie redete mit niemandem und war in ein tiefes, niedergeschlagenes Schweigen versunken. Ab und zu hätte man gehört, wie sie mit sich selbst redete und etwas vor sich hin murmelte. Mehr aber auch nicht. Der Barkeeper selbst war ein nichts sagender Kerl, dessen Gesicht man sich schlecht im Gedächtnis behalten konnte, weil es so unscheinbar wirkte. Wie ein Allerweltsgesicht. Die meiste Zeit wischte er Gläser, wenn er nicht gerade Drinks servierte.

Schließlich aber öffnete sich die Tür der Bar und eine weitere seltsame Person kam herein. Sie war vollkommen in Schwarz gekleidet und manche hätten sie für eine attraktive Frau gehalten, manche auch für einen Mann mit aalglatter Frisur und ebenso aalglatter Ausstrahlung. Vielleicht hätten einige diese Person auch als einen Mann im fortgeschrittenen Alter gesehen, der eine sehr charismatische Ausstrahlung hatte und dem anzusehen war, dass man ihm nicht leichtfertig vertrauen durfte. Die Person steuerte direkt den Tresen an, setzte sich neben die weiß gekleidete Gestalt und bestellte einen Martini. Nachdem der gewünschte Drink serviert worden war, trank die Person ihn aus und schwieg einen Moment. Ohne den Sitznachbarn direkt anzusehen, ließ der Ankömmling ein amüsiertes Schnauben vernehmen und bemerkte „Na du machst ja ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter, mein alter Freund. Läuft das Geschäft etwa nicht mehr so gut?“

„Ach ich verstehe es nicht mehr“, seufzte die weiße Person niedergeschlagen. „Es scheint, als würde niemand mehr an mich glauben wollen. Nach und nach wendet sich jeder von mir ab und schimpft auf mich, obwohl ich mich seit über 2000 Jahren schon nicht mehr in die Angelegenheiten der Menschen eingemischt und ihnen freie Hand gelassen habe. Eine Zeit lang ging es gut und im Mittelalter herrschte sogar Hochkonjunktur, aber nun ist es schon so weit, dass ich bald den Laden dicht machen kann, wenn es so weiter geht. Ich verstehe das nicht.“

„Genau darin liegt dein Fehler“, erklärte die schwarzgekleidete Gestalt. „Du hast dich so lange schon nicht mehr um die Menschen gekümmert und nichts unternommen, als das alles ausgeufert ist. Du hättest schon eingreifen müssen, als sie auf den Trichter gekommen sind, die Bibel zu schreiben. Ich habe dir ja gesagt: lass es bei den zehn Geboten, wenn du es nicht lassen kannst, aber lass es bloß sein, alles schriftlich festzuhalten. Du hast ja gesehen, was das gibt: die Menschen bekriegen sich gegenseitig, weil sie meinen, sie allein würden dein Wort verkünden und nicht zu vergessen die heiligen Kriege und die Inquisitionen. Ich will dir ja keine Vorwürfe machen, aber du hättest wissen müssen, worauf du dich einlässt, als du die Menschen erschaffen hast.“

„Ich war wohl etwas naiv“, gab der Sitznachbar zu, seufzte und trank seinen Drink aus, woraufhin er direkt den nächsten bestellte. „Aber ich habe doch nicht allzu viel von den Menschen verlangt. Nur dass sie einander respektieren, ein anständiges und ehrliches Leben führen sollen und dass sie meinen Namen nicht für selbstsüchtige Zwecke missbrauchen sollen. Wer hätte denn ahnen können, dass es gleich darin ausufert, dass sie mir Worte in den Mund legen, die gar nicht meine eigenen sind? Hab ich je gesagt, dass sie ihre Frauen auf dem Scheiterhaufen verbrennen, Menschen töten oder Randgruppen ausschließen sollen? Alle Welt sagt, dass ich Homosexuelle hasse. Wenn ich das wirklich tun würde, dann hätte ich sie doch nicht erschaffen, genauso wie die Transsexuellen. Dann heißt es wiederum, ich würde keine anderen Religionen dulden. Wenn dem so wäre, hätte ich sie längst vernichtet. Ich habe nie etwas anderes verlangt, als dass die Menschen in Frieden miteinander leben sollen und was ist daraus geworden? Sie haben sich von mir abgewendet. Und dann schicke ich ihnen meinen Sohn auf die Erde und was ist? Sie bringen ihn um. Selbst meine Gefolgschaft ist ratlos und in Zeiten wie dieser scheint der Teufel der Einzige zu sein, der mir Rat geben kann.“

„Die Menschen sind halt dumm“, erklärte der Teufel und klopfte seinem Sitznachbarn aufmunternd auf die Schulter. „Weißt du, dein Problem ist einfach, dass du dich zu sehr darauf verlassen hast, dass die Menschen das alleine schaffen. Du hast sie vernachlässigt und deshalb nicht gesehen, was passiert ist. Und in solchen Zeiten, wo sich die Wissenschaft durchsetzt, bist du nicht mehr auf dem neuesten Stand. Du bist altmodisch geworden und hast den Wandel der Zeit nicht mitgekriegt. Ich hingegen bin immer unter den Menschen geblieben, hab von ihnen gelernt und konnte mich anpassen. Das hättest du auch tun sollen, anstatt dich im Himmel zurückzulehnen und dich um deine Engel zu kümmern. Das Seelenbusiness ist hart und deine Methoden sind veraltet. Außerdem habe ich dir schon im Mittelalter gesagt, dass es eine dumme Idee ist, den Aberglauben der Menschen auszunutzen, um mehr Anhänger zu sammeln, indem du ihnen Angst machst. Fegefeuer und Hölle… Dank dir hatten sie alle Angst vor mir und denken bis heute noch, ich will ihnen was Böses. Dabei stell ich sie doch nur vor Herausforderungen und stelle sie auf die Probe, wie weit es mit ihrem Glauben steht. Naja… einen Vorteil hat es ja doch. Das hat den Menschen zumindest die Hoffung gegeben, dass die schlechten unter ihnen von mir bestraft werden.“

„Und was war mit den sieben Plagen, dem brennenden Busch oder den Wundern, die Moses und mein Sohn vollbracht haben?“

„Daran glaubt heutzutage keiner mehr“, erklärte der Teufel und seufzte. „Die Menschen glauben nur noch an das, was sie sehen. Aber das ist nicht dein einziges Problem. Nein, dein wahres Problem ist ganz einfach, dass du nichts unternommen hast, als die Menschen meinten, sie müssten deine Worte gegen andere missbrauchen, um zum Beispiel die Homoehe oder Abtreibungen oder Verhütung zu verbieten.“

„Ich habe nie so etwas verboten!“

„Das weiß ich doch“, beschwichtigte der Teufel, als er merkte, dass Gott recht empört darüber war. „Aber es steht halt in der Bibel und die ist die Wurzel allen Übels. Solange es sie gibt, werden die Menschen immer an diesen vollkommen veralteten Ansichten festhalten.“

„Und ich dachte, es wäre hilfreich für sie, wenn sie die Bibel als Leitfaden nehmen, damit sie lernen, dass man seinen Nächsten lieben und andere akzeptieren soll. Darum habe ich meinen Sohn doch damals runtergeschickt.“

„Ja aber du vergisst das alte Testament. Nimm das dritte Buch Moses, näher gesagt den Leviticus als Beispiel.“

„Stammt nicht von mir.“

„Weiß ich. Aber da steht ja auch genug über Unreinheit, Sklavenhandel und sonst dergleichen drin. Du findest sogar Stellen, in denen dazu aufgerufen wird, Schwule umzubringen, genauso wie Sodomisten und Ehebrecher. Es wird sogar vorgeschrieben, Leute umzubringen, die Muttermale haben! Ganz zu schweigen davon, dass vorgeschrieben wird, was die Leute zu essen haben und was nicht.“

Fassungslos schüttelte Gott den Kopf und ließ den Blick sinken.

„Ich habe doch extra das neue Testament schreiben lassen, damit die Menschen von diesem Quatsch ablassen und verstehen, dass es einzig und allein zählt, seine Mitmenschen zu lieben und zu respektieren. Mehr verlange ich doch gar nicht.“

„Es gibt eben genug, die lieber an den alten Kamellen festhalten. Es gibt ja sogar noch Menschen, die daran glauben, dass Adam und Eva die ersten Menschen auf der Welt waren und verleugnen vehement die Wissenschaft.“

„Als ob es je in meiner Absicht stand, dass das passiert. Es ist mir manchmal wirklich ein Rätsel, wie die Menschen auf den Gedanken kommen, die Bibel Wort für Wort ernst zu nehmen, obwohl sie einfach nur ein Leitfaden für das tägliche Leben sein soll und mehr nicht.“

„Sag das nicht mir, sondern den Menschen. Es wird immer welche geben, die meinen, sie müssten in deinem Namen ihre Mitmenschen auf einem Scheiterhaufen verbrennen oder vermeintliche Hexen steinigen. Es gibt eben vernünftige und unvernünftige. Und leider ist es halt so, dass du die Bibel nicht idiotensicher gemacht hast.“

Ja, den Schuh musste er sich leider anziehen und da musste er dem Teufel auch Recht geben. Allein schon der Vatikan war eine dumme Idee gewesen und wenn er daran dachte, was dort alles veranstaltet wurde, konnte er sich nur die Haare raufen. Er hatte nie nach Priestern, Bischöfen, Äbten oder Päpsten gefragt oder ausdrücklich gesagt, dass er so etwas brauchte. Wozu brauchte er denn bitteschön einen menschlichen Stellvertreter auf Erden? Reichte es denn nicht, wenn jeder seinen eigenen Glauben hatte und diesen auslebte, solange niemand ausgeschlossen wurde oder zu Schaden kam? War es denn wirklich von Nöten, dass ein alter Mann der Jugend vorschrieb, woran sie zu glauben hatten und was sie tun mussten, weil das ihrem Glauben entsprach? Hatte denn nicht jeder Mensch die Freiheit von Gott bekommen, dass er an das glauben durfte, was er wollte und dass es so in Ordnung war? War es denn da von Nöten, dass es Menschen gab, die sich selbst höher stellten, weil sie meinten, nur sie würden Gottes wahre Worte verkünden? Aus diesem Grund hatte er doch damals Martin Luther den Floh ins Ohr gesetzt, er solle seinen Dickschädel durchsetzen und endlich etwas gegen diesen Unsinn unternehmen. Nur war das Ergebnis gewesen, dass sich die Kirche endgültig gespalten hatte, anstatt dass sie gänzlich reformiert wurde.

„Vielleicht sollte ich die Menschen ein neues Testament schreiben lassen“, warf er als Idee in den Raum. „Ein modernes Testament, in dem ausdrücklich klar gemacht wird, was meine wirklichen Worte sind.“

„Keine gute Idee“, wandte der Teufel direkt ein. „Es hat ja schon bei dem neuen Testament nicht geklappt und wie willst du es mit einem weiteren neuen Testament versuchen, wenn es bald kein Mensch mehr lesen wird? Ganz zu schweigen davon, weil die Kirche es eh nicht zulassen wird, dass sie ihre Macht verliert, weil du ihr diese entsagst. Auch wenn es manchen von ihnen vielleicht mal ganz gut tun würde. Erinnerst du dich noch an die Missbrauchsskandale?“

„Ach hör mir damit auf“, seufzte Gott und verbarg das Gesicht in den Händen, wobei er ein wehleidiges Seufzen von sich hören ließ. „Ich rätsele bis heute noch, wie diese Priester darauf kommen, so etwas Furchtbares zu tun, obwohl nicht einmal in der Bibel steht Treibt es mit euren Jungs.“

„Es steht aber auch nicht, dass es verboten ist.“

„Weil das ja wohl von selbst klar sein sollte, dass das nicht geht.“

„Tja, aber was willst du machen? Die Katholiken haben nun mal das Zölibat, weil sie ihr Leben allein dir widmen wollen. Nur leider sind die Männer nun mal Männer und es liegt halt in ihrer Natur, sich fortzupflanzen. Und da sie mit Frauen keine sexuelle Beziehung haben dürfen und mit Männern schon mal gar nicht, bleiben als Notlösung nur die Kinder. Und da der Vatikan seine fehlgeleiteten Priester in Schutz nimmt, ist das natürlich ein gefundenes Fressen für Pädophile, die diese Lücke im System für sich ausnutzen. Sie werden einfach Priester und wenn sie erwischt werden, fällt das unter die Gesetze des Vatikans und der unternimmt in diesen Fällen leider nichts Hilfreiches. Stattdessen erlauben sie Sex mit Kindern ab 12 Jahren.“

„Ich verstehe auch nicht, warum das Zölibat unbedingt nötig sein soll“, murmelte Gott und versuchte, sich zusammenzureißen. Nachdem er seinen nächsten Drink geleert hatte, fügte er hinzu „Die verheirateten Protestanten machen einen genauso guten Job wie die enthaltsamen Katholiken. Nimm mal die Buddhisten als Beispiel: sie predigen zwar Enthaltsamkeit, um ihren Weg zur Erleuchtung zu finden, aber sie verbieten es dennoch nicht, weil sie wissen, dass es die menschliche Natur ist, Kinder zu zeugen.“

„Es ist einfach so, dass vieles aus einer Zeit stammt, wo die Menschen noch sehr verklemmt waren“, erklärte der Teufel ihm. „Und genau darin liegt der Fehler mit der Bibel: es ist noch derselbe alte Kram wie vor Jahrhunderten, ohne dass etwas der neuen Zeit angepasst wurde. Zwar hat es einen gewissen Nostalgiewert für uns, aber in Zeiten, wo die Menschen sich ändern, ist es für viele von ihnen überflüssig geworden. Früher haben sie die Frauen unterdrückt, heute führen sie die Frauenquote ein. Was früher Hexerei war, ist heute eine beliebte Showeinlage, mit der die Menschen Geld verdienen. Teufelskunst ist heute der Fortschritt und es liegt nun mal in der Natur der Menschen, immer nach Neuem zu streben und dazuzulernen. Heute haben sie hochmoderne Technik und soziale Netzwerke, da will kaum einer von ihnen noch lesen, wie die Menschen vor 2000 Jahren noch gelebt haben. Keiner will mehr zu einem alten Relikt beten, was nicht imstande ist, sich der neuen Zeit anzupassen.“

„Aber wieso funktioniert es bei anderen Religionen denn?“

„Das liegt ganz einfach daran, in welchem Teil der Welt man lebt. Je weiter technisch fortgeschritten die Menschen sind, desto weniger Interesse haben sie an alten Traditionen. Es ist zwar ein hübscher Trend, aber mehr auch nicht. Und solange sich die Kirche gegen die neuen Weltansichten wehrt und sich weigert, mit der Zeit zu gehen und zu akzeptieren, dass vieles nicht mehr so ist wie vor 2000 Jahren, wird es leider dazu kommen, dass die Menschen sich davon abwenden. Es liegt nicht unbedingt an dir persönlich, sondern einfach nur daran, weil die Anführer deines Vereins keine Neuerungen zulassen wollen, weil sie Angst haben, dass dies das Ende der Kirche sein wird.“

„Aber das ist doch Unsinn“, erwiderte Gott. „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Selbst wenn es plötzlich heißt, dass Sex vor der Ehe keine Schande mehr ist, oder dass Schwule genauso dazugehören wie Heterosexuelle und alle vor meinen Augen gleich sind, egal welcher Religion sie angehören, wird das die Kirche nicht untergehen lassen. Wieso denken sie das?“

„Weil Menschen Gewohnheitstiere sind“, erklärte der Teufel und zuckte mit den Schultern. „Wenn etwas lange genug gut funktioniert hat, haben sie Angst vor Veränderungen, weil das Alte ihnen Sicherheit gibt. Darum fällt es ihnen auch so schwer, Neuerungen zu akzeptieren. Ich will jetzt nicht sagen, dass die Kirche komplett hinterm Mond lebt, bloß nicht! Sie tun gute Dinge und ihre Institutionen wie zum Beispiel Hilfswerke, Seelsorge und Beratungsstellen sind gute Anfänge. Solange es diese Sorte von Menschen gibt, die ihren Glauben an dich nutzen, um anderen zu helfen, dann ist das gut so und dann wirst du schon nicht so schnell arbeitslos werden. Es gibt durchaus Gläubige, die mit diesen Neuerungen gehen und keine Angst vor Veränderungen haben. Es gibt genügend Kirchenanhänger, die sagen, dass Schwule ein Recht auf eine Eheschließung haben, weil es einzig und allein darauf ankommt, dass man sich liebt und wertschätzt. Das sind die Menschen, die deine Worte wirklich verstanden haben.“

„Und was soll ich deiner Meinung nach tun, Satan?“

„Hab Vertrauen in diese Menschen, auch wenn sie keine vergleichbare Macht haben, wie deine Priester, Bischöfe und Päpste. Vielleicht kommt es wirklich dazu, dass die Kirche selbst zugrunde geht und es bald keine Päpste, Äbte oder Bischöfe geben wird, weil die Menschen sich nicht mehr an veraltete Traditionen halten wollen, die den Fortschritt ausbremsen und sich nicht mit der modernen Zeit vereinbaren lassen. Aber das heißt noch lange nicht, dass es auch keine Menschen mehr geben wird, die sagen „Ich glaube daran, dass es einen Gott gibt, der jeden von uns liebt und der sich nur wünscht, dass wir ein ehrliches Leben ohne Reue führen und dass wir unser Leben damit verbringen, Gutes zu tun.“ Solange es die gibt, wird die Kirche niemals untergehen. Vielleicht wird dann eine neue geschaffen, wenn die alte untergegangen ist. Und dann wird sie in der Lage sein, mit dem Lauf der Zeit zu gehen und dann wird es auch hoffentlich keine solchen Anfeindungen oder Kriege mehr geben, geschweige denn religiös begründete Morde.“

Ja, das waren wahr gesprochene Worte, wie er sie von seinem alten Freund nicht anders erwartet hatte. Aus diesem Grund war er auch froh, wenigstens den Teufel zu haben. Dieser verstand die Menschen wirklich besser und konnte ihm vernünftige Ratschläge erteilen und ihm die Augen öffnen. Manchmal brauchte eben auch Gott eine andere Sicht der Dinge, darum gab es den Teufel.

„Ja ich glaube, du hast Recht“, sagte er schließlich und stand auf. „Wenn die Kirche zugrunde geht, so wird es dennoch Menschen geben, die meine wahre Botschaft weitertragen. Und selbst wenn in ferner Zukunft niemand mehr an mich glaubt, so ist es dennoch tröstlich zu wissen, dass es solche Menschen gibt, die sich um ihre Nächsten kümmern und das weitergeben, was mein Sohn sie einst gelehrt hat.“

„Besser hätte ich es nicht sagen können“, pflichtete der Teufel bei und klopfte ihm auf die Schulter. „Das wird schon wieder, mach dir keine Sorgen. Zwar mag der Mensch viele Fehler und Macken haben und so einiges auf den Kerbholz haben, aber in der Hinsicht hast du wirklich einen guten Job gemacht. Also Kopf hoch und lass dich nicht unterkriegen. Wenn du mal wieder Kummer hast, schau gerne mal bei mir vorbei. Du weißt, du bist mir jederzeit Willkommen, alter Freund.“

„Und du mir genauso. Mach’s gut!“

Damit zahlte die Gestalt in weiß die Drinks, verabschiedete sich und verließ die Bar mit neu geschöpftem Mut für die Zukunft.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bin in der letzten Zeit oft mit dem Thema Religion konfrontiert worden, habe mich mit der Kritik an den Vatikan auseinandergesetzt und was die Menschen dazu veranlasst hat, sich von der Kirche abzuwenden. Und so bin ich auf den Gedanken kommen, dass Gott und Teufel sich zusammensetzen und über diese Themen diskutieren. Nicht als Todfeinde im Kampf um die Seelen der Menschen, sondern als alte Freunde, die in der Vergangenheit zwar ab und zu Meinungsverschiedenheiten hatten, aber keine Feinde sind. Im Grunde war der Teufel nie ein direkter Gottesfeind, das wurde erst durch die Kirche beschlossen. Der Teufel hatte immer die Rolle des Versuchers, um Gottes Gläubige auf die Probe zu stellen. Zwar verkörpert der Teufel das Dunkle in der Welt, aber er ist ebenso ein Teil von Gott und beide brauchen einander, denn der eine kann ohne den anderen nicht existieren. Darum wäre es nur unlogisch, wenn Gott und Teufel versuchten, den anderen zu vernichten.
Ich hoffe, euch hat meine kleine Satire gefallen. Wenn ja, dann teilt mir ruhig eure Meinung in den Kommentaren mit. Wenn es euch nicht gefallen hat, könnt ihr es mir auch gerne sagen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Herzloser
2016-01-03T10:00:33+00:00 03.01.2016 11:00
Einr echt interessante Art und Weise Gott und den Teufel zu sehen. Ich selbst bin nicht gerade die religiöseste, aber auch nicht unbedingt die, die komplett auf Gott und co. verzichtet. Ich bin etwas hin und hergerissen, könnte man sagen. Der Gedanke, das die beiden sich so gut verstehen, gefällt mir :) Und wie du es umgesetzt hast auch :D

Lg Herzloser
Von:  Kaylien
2015-08-30T12:30:29+00:00 30.08.2015 14:30
Erstmal: Hut ab, vor der Story :DD
Hab mich ein paar mal köstlich amüsiert ;D ich mag die Darstellung von Gott und dem Teufel als alte Freunde (Bei der Überschrift hab ich erst an den Film 'Constantin' gedacht, da haben die ja eine Wette am laufen, wer die Welt bekommt und fand es sehr interessant, wie es hier dargestellt ist :3)
Ich find die Geschichte sehr gut gelungen und stehe komplett hinter dem Ergebnis der Diskussion; Und den Argumenten beider Parteien! :D
Ich durfte in Reli letztes Jahr oft über Dinge wie Homoehe und Änderungen im Vatikan diskutieren, und die Argumente die mir da aus 'der Elite der Schüler Deutschlands' (Gimy...) *hust *hust* entgegengeschlagen sind waren zu 99% sowas von daneben und veraltet...@@ Nur bin ich nicht auf die Idee gekommen ne Geschichte draus zu machen - umso mehr gefällt sie mir :33

Vielleicht sollte man die Geschichte mal eher auf fb und so verbreiten als diesen ganzen anderen Knatsch :PP

Aba eine Frage hätte ich: darf ich mir die Geschichte (unter deinem mexx Namen) ausdrucken, zum herzeigen? :D

*sich nochmals davor verbeugt*
LG Kay
Antwort von:  Sky-
30.08.2015 14:35
Schön, dass jemand diese Ansichten teilt und gerne kannst du die Geschichte ausdrucken, wenn sie dir gefallen hat.
Ehrlich gesagt hatte ich in der Vergangenheit mal die Idee gehabt, eine Geschichte zu schreiben, in der die Religion der Vergangenheit angehört und Gott arbeitslos ist und er notgedrungen in der Menschenwelt irgendwie über die Runden kommen muss und der Teufel hilft ihm, im normalen Leben klar zu kommen. Die Idee hat auch was, dass die beiden sich in der Not gegenseitig helfen. Das zeigt auch, wie sehr wir Menschen eigentlich voreingenommen sind und oft zu schnell urteilen.
Antwort von:  Kaylien
30.08.2015 19:51
danke :3
oh :D klingt nach einer klasse Idee :DD würd ich gerne lesen... :D


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