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Nummer Neun

von

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Die restliche Nacht war ruhig verlaufen. Rin hatte an Sesshomarus Seite keinen weiteren Alptraum gehabt und ‚Neun‘ daher ihre Ruhe.

Jaken und Ah-Uhn hatten von alldem eh nichts mit bekommen und so war die gesamte Gruppe ausgeruht, als sie kurz nach Sonnenaufgang aufbrachen.

Rin, nach wie vor auf Ah-Uhns Rücken, drehte sich immer wieder nach hinten. Ihre Reiseformation hatte sich nicht geändert, was hieß ‚Neun‘ lief hinter ihnen.

Auch wenn sie dank Jaken wusste, dass von der InuYoukai nichts zu befürchten war und sie ihrem Meister aufs Wort gehorchte, so verunsicherte sie deren Anwesenheit nach wie vor. Nicht nur die damit einher gehenden Erinnerungen an die Zeit in Kenzos Kerker, sondern auch an das, was danach kam, gingen ihr nicht aus dem Kopf.

Obwohl Rin gesehen hatte, wie grob die Frau mit ihren Opfern umging, war diese überraschend umsichtig im Umgang mit ihr. Auch heute Morgen hatte ‚Neun‘ das Frühstück besorgt und sogar ein Bambusrohr mit Wasser zum Lager gebracht, damit Rin trinken konnte.

Laut Jaken war es auch die Sklavin gewesen, die ihre Wunde am Kopf versorgte, sie wusch und ihr den neuen Kimono anzog.

Nein, aus dem Verhalten von ‚Neun‘ wurde Rin nicht schlau. Diese zwei gegensätzlichen Verhaltensweisen konnten unmöglich von ein und derselben Person stammen.

Nur weil sie einen anderen Besitzer hatte, änderte sich doch nicht die Einstellung der betreffenden Person. Oder aber… ‚Neun‘ dachte überhaupt nicht an Rins Wohlergehen, zumindest nicht direkt. Wenn sie einfach nur ihren Herrn zufrieden stellen wollte und daher ihr Verhalten entsprechend anpasste…

Das ergab Sinn, auch wenn es Rin ein mulmiges Gefühl in der Magengrube bescherte.

So wirklich wollte sie nicht glauben, dass es nur daran lag. Irgendwo in der Youkai musste doch mehr stecken, als die gefügige, stumme Sklavin!
 

Ihre Wanderung verlief noch eine Weile ruhig, als das geschah, was Sesshomaru längst erwartet hatte. ‚Neun‘ hatte die Aufmerksamkeit einer ganzen Horde Oni auf sich gezogen, die sich ihnen nun näherte.

Bei der nächsten Rast auf offener Fläche würde er sich definitiv um das Problem kümmern.

Ah-Uhn und ‚Neun‘ bemerkten ebenfalls, das sich etwas näherte und der Drache schnaubte auf. Das Schlusslicht der Gruppe hingegen überlegte, welches Verhalten nun gefordert sein könnte. Natürlich, sie wusste ihre Klauen im Notfall einzusetzen, aber sie war keine großartige Kämpferin. Das war nicht ihre Aufgabe.

Nun, ihrem Besitzer nicht in die Quere kommen war auf alle Fälle sinnvoll.

Nicht, dass ihr Herr sich wegen ihr Umstände machen musste. Würde er überhaupt Rücksicht auf sie nehmen?

Zwischen den Bäumen vor ihnen brachen die ersten Oni hervor. Gut doppelt so groß wie ‚Neun‘, grobschlächtig und von dicker, gräulicher Haut überzogen. Mit diesen Wesen war verhandeln zwecklos, sie besaßen kein bisschen Verstand.

Ihr Herr ließ sich davon nicht weiter beeindrucken, sondern schritt weiter voran.

Was er wohl vor hatte? Die restliche Reisegruppe schien zwar alarmiert, aber doch relativ entspannt. Für sie bestand demnach keine direkte Gefahr.

Ihre Überlegungen wurden unterbrochen, als der Fürst die rechte Hand hob.

Einen Moment später war das Kreischen der Oni zu hören, die von einer grünen Peitsche zerteilt wurden.

So einfach ging das… Nun, ihr Herr war einer der vier Fürsten. Da lag es nahe, dass solch niedere Kreaturen keine Herausforderung für ihn waren. Da stellte sich ‚Neun‘ die Frage, was er nur mit ihr wollte, wenn er Sklaven doch nicht nötig hatte.

Fünf weitere der niederen Dämonen tauchten auf, begleitet von drei fliegenden Kreaturen, die vage an geflügelte Schlangen erinnerten – auch diese wurden vom Fürsten zerlegt, ehe sie ihnen auch nur zu nahe kommen konnten.

Dann blieb ihr Herr aber stehen und ihre Nase verriet ihr den Grund. Aus allen Richtungen kamen noch mehr der Oni, angelockt von den Kampfgeräuschen und dem Blutgeruch.

Das konnte ja heiter werden… Bisher war sie solchen Ansammlungen einfach ausgewichen oder war davon gelaufen.

Für Ersteres war es zu spät und Letzteres konnte sie nicht tun, wenn ihr Herr anwesend war. Es sei denn, er gab ihr einen entsprechenden Befehl, aber das schien er nicht vorzuhaben.

Nach außen hin entschlossener als sie war, schloss sie zu Jaken, Rin und Ah-Uhn auf.

Das Schlusslicht einer Gruppe wurde in der Regel vom schwächsten Glied gebildet und war daher Angriffsziel Nummer eins. Darauf konnte sie gut verzichten.

Immer mehr Angreifer traten in ihr Sichtfeld und fielen rasch dem Fürsten zum Opfer.

Ein besonders flinker Vertreter, ähnlich einem zu groß geratenen Tausendfüßler, schaffte es, sich ihnen zu nähern.

Für den Anführer der Gruppe hatte Rins Sicherheit eine hohe Priorität, daher fällte die Sklavin ihre Entscheidung im Bruchteil einer Sekunde.

Mit einem Satz sprang ‚Neun‘ über Ah-Uhn und landete auf der anderen Seite, beugte sich vor und bleckte die Zähne. Könnte sie es, würde sie knurren, aber auch das hatte sie nie getan.

Unbeeindruckt von ihrer Drohung kam der Angreifer näher.

‚Neun‘ war so stark auf diesen konzentriert, dass sie nicht bemerkte, wie ihr Herr sie nebenbei beobachtete. Er hatte den Oni absichtlich näher kommen lassen, um zu sehen, wie ‚Neun‘ reagierte.

Die Inu wartete noch einen Moment, ehe sie nach vorne schoss und ihrem Gegner die Klauen in die weiche Unterseite hieb. Ekelhaft. Einfach nur ekelhaft!

Zeit, sich für das Blut an ihrer Hand zu bemitleiden, erhielt ‚Neun‘ nicht, denn ein weiterer Oni kam auf sie zu und forderte ihre gesamte Konzentration.
 

Einige Minuten später hauchte der letzte Dämon sein Leben aus.

Sesshomaru drehte sich halb zu seinem Gefolge um. Zu Rin, Jaken und Ah-Uhn war keiner durchgedrungen, dafür hatte er gesorgt – ebenso wie er bewusst immer etwas für die Sklavin übrig ließ.

Das Ergebnis war ernüchternd. Die Frau stand einige Meter neben dem Drachen, war über und über mit Blut besudelt und atmete etwas schneller. Während der ganzen Zeit hatte sie sich komplett auf ihre Schnelligkeit verlassen und ihre Gegner mit einem präzisen Klauenhieb getötet.

Ursprünglich hatte er gehofft, dass sich irgendwelche Fähigkeiten zeigen würden – dass sie ihr Youki unbewusst einsetzte. Dadurch wäre die geplante Lektion einfacher geworden.

Aber nichts dergleichen.

Konnte sie nicht oder hatte sie sich nicht bedroht genug gefühlt?

Sie war zweifelsohne mehrere Jahrhunderte alt, es musste doch Situationen gegeben haben, in denen sie ihre Energie benutzte!

Wortlos wandte er sich um und schritt weiter, änderte dabei ihre Route etwas. Seine neue Begleitung brauchte dringend ein Bad, das Blut an ihrem Körper begann bereits zu stinken. Für seine feine Nase alles andere als angenehm.
 

Gegen Mittag erreichten sie einen Fluss, von dort aus war es ebenfalls nicht mehr weit bis zum Ende des Waldes.

‚Neun‘, die sich mittlerweile wirklich unwohl fühlte und von ihrem eigenen Gestank genervt war, trat neben ihren Herrn und deutete fragend auf den Fluss.

Mehr als ein angedeutetes Senken des Kopfes kam nicht, aber war Antwort genug.

Die Youkai entfernte sich etwas von der Gruppe und erst, als Bäume und Büsche die Sicht versperrten, ging sie ans Flussufer.

Hoffentlich konnte sie ihr Kleidungsstück halbwegs sauber bekommen. Spuren von altem Oniblut rochen alles andere als appetitlich.

Im Flussbett waren große Steine zu sehen, wenn sie den Stoff darüber zog, sollte sie ihn besser reinigen können.

Da alles, was sie bei sich führte lediglich der Schlüssel für die Ketten war, legte sie diesen zusammen mit ihrem Haarband auf den Boden und öffnete dann ihren Yukata.

Ihre Kleidung klebte an ihrer Haut und es zog unangenehm, als sie sich dieser entledigte.

Obwohl der Tag warm war, das Wasser war es nicht. Da ihr dies aber nicht sonderlich viel ausmachte, watete ‚Neun‘ tiefer ins kühle Nass und begann mit dem reinigen ihrer Kleidung.

Wie erwartet, gestaltete sich dies als nahezu aussichtsloses Unterfangen, egal wie oft und lange sie rubbelte, rieb und auswrang – sie konnte nach wie vor Spuren des roten Lebenssaftes riechen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der sich das Ergebnis auch nicht mehr verbesserte, seufzte sie stumm auf. Es ging wohl nicht besser. Am Flussufer legte sie ihr Kleidungsstück zum Trocknen in die Sonne, ehe sie abermals ins Wasser ging.

Zwar hatte die leichte Strömung bereits die gröbsten Spuren von ihrem Körper weggespült, aber komplett gereinigt war ihre Haut noch nicht.

Wie lange sie tatsächlich gebraucht hatte, wurde ihr erst bewusst, als sie ihre Haare auswrang und dabei aus den Augenwinkeln das Ufer sah.

Durch das Wasser wurde ihr Geruchssinn stark eingeschränkt, daher hatte sie ihren Herrn nicht bemerkt. Wie lange er wohl schon da stand? Hatte sie zu lange gebraucht und damit sein Missfallen erregt?

Augenblicklich lief ihr ein Schauer über den Rücken. Sie durfte ihn nicht verärgert haben, alles nur das nicht. Aber er war doch auch ein Youkai, eine gründliche Reinigung war auch in seinem Sinne und die benötigte eben Zeit.

Langsam richtete sie sich auf und starrte ihm abwartend entgegen, ignorierte dabei geflissentlich, dass ihr das Wasser, wenn sie stand, nur bis knapp unter die Brust reichte.
 

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Kaum dass die Sklavin aus dem Sichtfeld verschwunden war, schickte Sesshomaru Jaken auf Ah-Uhn los, damit er in der nächsten Siedlung der Menschen neue Kleidung besorgte. Was bei Jaken wohl aufs Stehlen hinauslief, aber wen kümmerte das? Der Fürst war sich jedenfalls darin sicher, dass der Fetzen Stoff nicht mehr zu retten war – und überhaupt, gesittete Kleidung würde der Frau nicht schaden.

Ein Zupfen an dem Ärmel seines Haoris ließ ihn nach unten zu Rin blicken. Für das Kind war dies das Zeichen, dass sie sprechen konnte: „Sesshomaru-sama, darf ich mir ein paar Beeren suchen?“

Nur kurz suchte er mit seinen Sinnen die nähere Umgebung ab, um sicher zu gehen, dass sich keine Oni in der Nähe befanden oder etwas anderes, das dem Kind gefährlich werden konnte. Er wurde nicht fündig. „Geh nicht zu weit.“

„Hai, Sesshomaru-sama“, Rin klang in seinen Ohren nicht halb so fröhlich, wie sie es vor kurzem noch gewesen war.

So verharrte er allein und wartete darauf, dass sich sein Gefolge wieder einfand.

Als erstes kehrte Rin mit einer Hand voll Beeren zurück mit denen sie sich hinsetzte und eine nach der anderen aß.

Das Mädchen hatte nicht halb so lange wie früher gebraucht und keine einzige Blume mitgebracht oder erzählte von den schönen Blüten, die sie gesehen hatte. So normal, wie sie auf den ersten Blick zu sein schien, war sie also nicht.

Jaken kam an, mit mehreren Beulen am Kopf. Hatte er sich also auch noch beim Stehlen erwischen lassen.

Dennoch sprang der Kappa von Ah-Uhns Rücken, ein braunes Bündel in den Armen, und warf sich seinem Meister zu Füßen. „Mein Herr…“

Weiter hörte der Fürst gar nicht erst zu, sondern wandte kaum merkbar sein Haupt in ‚Neuns‘ Richtung. Die Geräusche des Wäsche Waschens waren verstummt.

Vielleicht… Ohne den Kappa wirklich zu beachten, nahm er diesem das Kleiderbündel ab und war mit einem Satz in der Krone des nächsten Baumes verschwunden.

Von dort aus war er mit wenigen Sprüngen auf einem breiten Ast angelangt, von dem aus er die Inu gut beobachten konnte. Schlüssel und Haarband lagen am Ufer und sie selbst breitete ihren Yukata zum Trocknen auf dem Boden aus.

Jeder andere Youkai würde sein Youki benutzen…

Er entschied sich dazu, sie weiter zu beobachten und noch etwas zu probieren. Testweise ließ er, während er sie bei ihrem Bad beobachtete, etwas von seiner Energie frei.

Keine Reaktion, sie schien es nicht zu bemerken.

Konnte ‚Neun‘ tatsächlich überhaupt nichts? Wo war sie bitte aufgewachsen?! Jeder Welpe lernte doch zumindest ein paar grundlegende Dinge im Umgang mit seinem Youki! Bei ihr war überhaupt nichts vorhanden.

So langsam keimte in dem Fürsten der Verdacht auf, dass sie wohl in jungen Jahren in die Fänge der Menschen geraten sein musste. Anders konnte er sich das mangelnde Können nicht erklären.

Als sie mit ihrer verwuschelten, nicht gerade gepflegten, silbernen Mähne fertig wurde, verließ er seinen Posten und bezog bei ihren wenigen Habseligkeiten Stellung.

Jetzt sollte sie seine Anwesenheit doch bemerken…

Was sie auch tatsächlich tat.

Irgendwas schien sie stark zu beunruhigen, tatsächlich schien sie sogar Angst zu bekommen. Nur wovor? Bisher war sie ihm respektvoll, aber nicht derart eingeschüchtert entgegengetreten.

Oder aber… Vor dem Schloss des Feudalherren hatte sie ähnlich reagiert, als er ohne Rin kam. Hinter ihrem seltsamen Verhalten schien also ein Muster zu stecken.

Unter seinem nichts sagenden Blick schien sie immer kleiner zu werden.

Wortlos warf er die neue Kleidung zu ihren anderen Sachen und ihre goldenen Augen folgten der Bewegung genau.

Fragend legte sie den Kopf schief und blinzelte eindeutig irritiert und überfordert. Was verstand sie nun wieder nicht?

Zögerlich deutete sie auf das Bündel und dann auf sich selbst. War das ihr ernst? Fragte sie sich ernsthaft, ob die Kleidung für sie war? Warum sonst sollte er sie ihr denn hinlegen?

In ihren Augen schien dies aber tatsächlich derart unwahrscheinlich, dass er sich zu einer bestätigenden Kopfbewegung herabließ.

Nur um von ihrer Reaktion noch mehr verwirrt zu werden.

‚Neun‘ strahlte über das ganze Gesicht und schien sich schier zu überschlagen vor Freude. Fast schon tänzelnd kam sie aus dem Wasser und ging in die Hocke, nur um begeistert ihre einfache, aber saubere und neue Bekleidung in Augenschein zu nehmen.

Dass es sich hierbei nicht um einen viel zu kurzen Yukata, sondern um Hakam und Haori handelte, schien sie nur noch mehr zu begeistern. Geradezu ungläubig starrte sie auf die beiden Teile und fuhr mit den Klauen darüber.

Bemerkte sie überhaupt, dass sie sich als Frau gerade vollkommen nackt vor einem Mann zeigte?

Offenbar nicht, oder es schien ihr gleichgültig zu sein, denn nach wie vor voller Freude und ohne sich zu bedecken, stand sie auf und verbeugte sich tief vor ihm.

Was wohl ihre Art war, danke zu sagen.

Fast, aber auch nur fast hätte er verständnislos den Kopf geschüttelt.

Unwillkürlich wanderte sein Blick über ihren zierlichen Körper, welcher wie der aller Dämoninnen nahezu makellos war. War ihr überhaupt bewusst, was sie da tat?

Da er heute noch weiter kommen wollte, wandte er sich einfach ab und schritt zurück zur Gruppe.
 

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Noch immer völlig beschwingt von der unerwarteten Geste ihres Herrn schlüpfte ‚Neun‘ in Hakama und Haori.

Sie war zwar die knappe Bekleidung gewohnt, aber sie wusste auch, wie unangemessen ihr Äußeres war. Nicht, dass es jemanden interessierte… Schon immer hatte sie angezogen, was ihr Besitzer ihr bereitstellte. Von der geringen Stoffmenge abgesehen, waren die Stücke auch oft bereits abgetragen und nicht mehr im besten Zustand. Manches Mal hatte sie ihre Kleidung auch schon flicken müssen.

Der Fürst war seit langem der erste, der ihr etwas gab, mit dem auch ihre Arme und Beine bedeckt waren. Ungewohnt, dennoch tat es ihr gut. Warum es kein Yukata oder Kimono war, passender für eine Frau, hinterfragte sie da nicht. Hauptsache es war mehr als ihre sonstigen Fetzen. Außerdem war es fast wie neu, so gut wie ungetragen.

Da fiel ihr etwas ein.

Ihr Herr legte seiner Auswahl nach Wert darauf, dass sie nicht wie eine Dirne herumlief. Hieß das nicht auch, dass sie sich hätte bedecken müssen? Das war ihr absolut nicht in den Sinn gekommen, stattdessen war sie nackt und ahnungslos vor ihn getreten.

Das bisschen Schamgefühl, das sie einst besaß, hatte sie schnell durch den Umgang mit ihren Herren verloren. Wurde wohl Zeit, dass sie wieder welches entwickelte, um nicht wieder in eine solche Situation zu geraten und sich womöglich Ärger einzuhandeln.

Mit ihren Fingern fuhr sie einige Male durch ihre nassen Haare, ehe sie sich entschied, diese vorerst offen zu lassen, damit sie schneller trockneten.

Mit wenigen Handgriffen hatte sie den Rest vom Boden aufgelesen und folgte eilig ihrem Herrn zurück zur Gruppe.

Dort wurde sie bereits erwartet, alle anderen waren längst bereit aufzubrechen.
 

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Kohaku, der an der Spitze des kleinen Zuges lief, drehte sich um und ließ seinen Blick über die Dorfbewohner schweifen.

Hinagiku, die wenige Schritte hinter ihm lief, bemerkte das. „Ist etwas?“

Der Dämonenjäger schüttelte den Kopf. „Nichts Wichtiges. Ich hoffe nur, Kirara findet bald einen nahen Platz für die Nacht. Lange werdet ihr nicht mehr laufen können.“

Die junge Frau tat es ihm gleich und musterte die anderen Menschen. Manch einem von ihnen hatte die kurze Gefangenschaft bereits übel zugesetzt und nicht wenige mussten von ihren Kameraden gestützt werden. Die Jüngsten unter ihnen waren allesamt bereits Huckepack genommen worden, da sie nicht mehr selbst laufen konnten.

Insgesamt kamen sie nur schleppend voran und waren leichte Beute.

Jetzt hatten sie zumindest etwas Schutz und einen Führer, der sich im Wald auskannte und auch den Weg wusste. Zuvor waren sie auf gut Glück los gelaufen, grob in jene Richtung, in der ihre Heimat liegen sollte.

Doch, sie alle waren erleichtert, als Kohaku mit der Nekomata aus dem Wald trat.

Bisher hatten sie Glück gehabt und waren nicht zum Opfer eines Überfalls geworden, doch dies war lediglich eine Frage der Zeit gewesen.

Um nicht wieder in Schweigen zu verfallen, suchte sie nach einem Ansatz, das Gespräch weiter zu führen. Dummerweise fiel ihr nichts ein, das es zu sagen Wert war.

Noch einige Minuten liefen sie und besorgte Blicke wurden gewechselt, als sich der Himmel langsam abendlich rot färbte.

Da endlich kam Kirara zurück zu ihnen und landete bei ihrem Gefährten. Dieser legte ihr eine Hand ins Nackenfell und streichelte sie. „Und, bist du fündig geworden?“

Ein bestätigendes Schnurren war die Antwort. Die große Katze schlug einen Weg weiter nach links durch die Bäume ein.

Hinter ihnen wurde die Frage laut, ob sie bald rasten würden, da endlich lichtete sich der Wald und gab den Blick auf einen alten und verlassenen Tempel preis.

Er war nicht sonderlich groß, aber der Platz sollte für alle ausreichen und sie somit ein schützendes Dach über dem Kopf haben. Zumindest für diese Nacht.

Jene, die sich noch kräftig genug fühlten, wurden paarweise in den Wald geschickt, um nach Feuerholz und Nahrung zu suchen, während die anderen den Tempel betraten. Während sich die einen an Ort und Stelle erschöpft fallen ließen, rafften sich einige Frauen doch noch auf und begannen ihr Lager für die Nacht halbwegs herzurichten.

Kohaku stand mit Kirara auf der Schulter am Eingang und lauschte in den Wald hinein. Sollte irgendetwas schief gehen, musste er schnell reagieren.

Mit einer Hand begann er seine Begleiterin unter dem Kinn zu kraulen und meinte so leise, dass ihn keiner der Dorfbewohner hören konnte: „Mögen uns die Götter gnädig sein, auf das wir bald und ohne Zwischenfall das Dorf erreichen.“

Neben seinem Ohr war ein zustimmendes Maunzen zu vernehmen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Rinnava
2016-01-10T16:56:15+00:00 10.01.2016 17:56
ein gutes kapi
ich freue mich schon auf das nächste und bin gespannt wie es weiter geht
Lg Rin


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