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Wie man auf dem Rücken des Windes reitet -James & Lily the Prequel

James&Lily
von

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Unverbindlichkeiten gibt es nicht

23.Akt: Unverbindlichkeiten gibt es nicht
 


 

„Manchmal hat man so viel auf dem Herzen,

dass man es gar nicht über die Lippen bringen kann.

Das sind diese Augenblicke, in denen man nichts sagt,

obwohl es soviel zu sagen gäbe.“


 

»Ich kann nicht glauben, dass wir tatsächlich Wahrsagen wieder belegt haben und vor allem, dass wir es nicht schwänzen«, seufzte James.
 

Remus und Peter verabschiedeten sich von den beiden und gingen zum Klassenraum für alte Runen, während James und Sirius die Treppen in den südlichen Turm hinauf stiegen.
 

»Hast du deinen Horoskopkalender schon fertig?«, fragte Sirius.
 

James fuhr skeptisch die Augenbrauen zusammen, als er Sirius mitschwingende Motivation für sein Horoskop bemerkte.
 

»Sehe ich so aus, als würde ich meine Zeit mit so einem Schwachsinn vergeuden? Ich habe bald ein Quidditchspiel zu gewinnen.«
 

James und Sirius betraten als letzte das stickige Klassenzimmer und setzten sich an ihren Stammplatz in die letzte Reihe in die violetten Kissensäcke, welche überall auf dem Boden verteilt waren. Sogleich kam auch schon Prof. Sinclair aus der hinteren Kammer und blickte geheimnisvoll wie eh und je in die Runde der Schüler.

James schwante schon nichts gutes, als er die Kristallkugeln auf den Tischen erblickt hatte, dennoch seufzte er theatralisch auf, als Sinclair sie tatsächlich anwies die entsprechende Seite in ihrem Lehrbuch 'Wahrsagen für Fortgeschrittene' aufzuschlagen.
 

»Im nächsten Jahr wähle ich dieses selten dämliche Fach ab«, murrte James.

»Warts ab Prongs, vielleicht passiert ja noch was spannendes.«

»Je schneller du deine Eroberungspläne bei Melissa Stratford durchgezogen hast, desto schneller können wir dieses Fach abwählen und das ist das einzige was mir heute noch einen Kick an Begeisterung verschaffen könnte.«
 

James las sich die entsprechende Doppelseite im Buch durch und verdrehte nach beinahe jedem Satz die Augen. Wie konnte jemand, der klar bei Verstand war nur glauben, dass es tatsächlich funktionieren würde in die Zukunft zu sehen?
 

Wahrsagen war das undurchsichtigste und schwammigste Fach, was jemals unterrichtet wurde, das fand sogar das Zaubereiministerium und aus diesem Grund wurde alle paar Jahre diskutiert, ob man das Fach abschaffen sollte.

Aber jedes Mal war die eindeutige Mehrheit der Ansicht, dass es wichtig wäre neue Talente in diesem Gebiet zu finden und zu fördern, damit diese äußerst nützlichen Fähigkeiten für das Allgemeinwohl der Zauberergesellschaft eingesetzt werden konnten.
 

James schnaubte nur darüber. Als ob es jemals einen Zauberer gegeben hatte, der mehr als eine brauchbare Prophezeiung gemacht hatte.
 

»Und siehst du was?«, fragte Sirius nach einer Weile.
 

James hatte wohl etwas abwesend in die Kristallkugel gestarrt, was Sirius zu der Annahme verleitete, dass er damit beschäftigt war in seine Zukunft zu sehen.
 

»Ich sehe, dass es bald Zeit zum Nachmittagstee ist«, sagte er dann ernst und Sirius musste lachen.
 

Sinclair entging dies natürlich nicht und warf den beiden einen empörten Blick zu.
 

»Na los, versuch du doch was zu sehen«, zischte James Sirius zu.
 

»Ich sehe- ähm weißen Rauch«, setzte Sirius an, als Prof. Sinclair an ihren Tisch trat und Sirius skeptisch bei seiner Vorhersage musterte.

»-oder Nebel?«

Sirius zog die Augenbrauen zusammen.

»Regen«, ergänzte er noch.
 

James begann mit zusammengepressten Lippen ungehalten zu kichern. Dafür kassierte er prompt einen Tritt von Sirius unter dem Tisch, was James kurz aufstöhnen ließ und ihnen interessierte Blicke, der umliegenden Tische einbrachte.
 

»Genau du wirst bei Nebel im Regen hinfallen und dein Bein wird schmerzen«, prophezeite Sirius ihm dann, konnte allerdings selber ein Lachen nicht unterdrücken.
 

Prof. Sinclair jedoch nahm Sirius' Vorhersage sehr ernst und blickte ebenfalls in die Kristallkugel, um sich vom Rauch, der vielleicht weißer Nebel war und dem Regen selbst zu überzeugen. Seine Stirn war in Falten gelegt, als er eine Weile in die Kristallkugel blickte. Doch dann riss er seine Augen auf, seine Pupillen weiteten sich, er wurde blass im Gesicht und fuhr sich mit der Hand über den Mund.
 

»Bei Merlin. Sie erwartet ein schlimmes Schicksal mein Lieber«, sagte Sinclair.

James verdrehte nur die Augen vor so viel überschwänglicher Dramatik.

»Sie werden fallen, wie in einer griechischen Tragödie.«
 

Alle Schüleraugen waren gebannt auf den Tisch der drei gerichtet, doch niemand sagte etwas bis Prof. Sinclair in einem wehleidigen Anfall aufsprang und die Stunde frühzeitig beendete.
 

»Passen Sie gut auf sich auf«, sagte Sinclair mitleidig, bevor er in seiner Kammer verschwand und vermutlich in einem cholerischen Anfall versuchte, sein genaues Todesdatum zu ermitteln.
 

Als die beiden Freunde die Treppen hinunter stiegen, streiften mehrere wehleidige Blicke James und ein paar Mädchen tätschelten sogar seine Schulter, als hätte er nur noch wenige Tage zu leben.
 

»Prongs du hast ihn gehört, du solltest wirklich auf dich aufpassen«, erwähnte Sirius fürsorglich. » Aber wenn demnächst hier wirklich alles im Nebel versinkt, darf ich dich dann schubsen, damit sich meine Vorhersage bewahrheitet?«

James warf Sirius einen vernichteten Blick zu.

»Schon gut«, beruhigte Sirius seinen Freund. »Das hätte zwar meine Zwischennote gerettet, aber wenn du nicht willst, kassiere ich eben wider ein T für Troll.«
 

»Was ist los?«, fragte Peter wenig später, als er die gedrückte Stimmung der beiden bemerkte.
 

»Prongs hat es in diesem Jahr erwischt«, sagte Sirius nur und Remus wusste sofort was er damit meinte.
 

»Dann bin ich eben in diesem Jahr, derjenige der stirbt, na und?«

Remus wunderte sich wie gereizt die Stimme seines Freundes klang.

»Das ist eine wirklich ernste Sache, Prongs. Du hast vielleicht nur noch ein oder zwei Jahre zu leben«, neckte Sirius ihn jedoch weiter.

»Red keinen Unsinn«, sagte Remus gelassen. »Vor drei Jahren hat Sinclair Frank Longbottom den Tod vorausgesagt und wie wir alle wissen ist er mittlerweile ein anerkannter Auror.«

»Na bitte, dann hätten wir ja geklärt, dass Sinclair so wie die meisten Wahrsager nur ein Schwindler ist«, beendete James die sinnlose Konversation und verließ die anderen.
 

James wusste nicht warum er so gereizt gewesen war, als er wenig später zum Quidditchfeld hinunter lief. Sinclair war ein Schwindler, so wie die meisten Wahrsager. Noch nie traf irgendetwas zu, was er vorausgesagt hatte und darüber machte er sich auch keine Sorgen. Er hatte nicht vor in den nächsten Jahren das zeitliche zu segnen.

Doch normalerweise wäre er Sirius nicht böse gewesen, wenn dieser Scherze auf seine Kosten machte, sie neckten sich ständig gegenseitig, nur heute hatte er keine Lust darauf gehabt.

Daher hatte er beschlossen zum Quidditchfeld zu gehen und sich beim fliegen abzureagieren, da zu dieser Zeit kein Team Training eingetragen hatte. Als er den Rasen des Stadions betrat erkannte er eine Gestalt, welche am Himmel in wirren Formationen flog. James stieg auf seinen Besen und näherte sich den Torringen. Erst da erkannte er, dass es Emmeline Vance aus seiner Mannschaft war, welche einen Quaffel durch die Torringe pfefferte.
 

»Na betreibst du auch Aggressionsabbautraining?«, rief er ihr zu und Emily drehte sich verwundert zu ihm um.

»Sowas in der Art.«

»Trainierst du öfter außerhalb unseres normalen Trainings?«, fragte er dann.
 

Emmeline kratzte sich verlegen am Kopf. Eigentlich hatte sie nicht gewollt, dass James mitbekam, dass sie öfter trainierte als die anderen. Aber das hier war ein öffentlicher Platz innerhalb der Schule. Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis irgendjemand sehen würde, dass sie außerhalb des offiziellen Trainings trainierte.
 

»Hut ab, das nenne ich mal Einsatz!«, neckte James sie dann, als sie nicht antwortete.

»Trainieren wir doch zusammen!«, sagte sie dann und passte im selben Satz auch schon den Quaffel zu James.
 

Und so ging alles eine Weile hin und her. Sie übten Pässe und James stellte sich hin und wieder als Hüter zur Verfügung, damit sie an ihrer Torwurftechnik feilen konnte.
 

Emily war nun doch froh, dass James aufgetaucht war, da er ihr gute Ratschläge gab wie sie ihre Technik verbessern konnte. Denn das hatte doch irgendwie von Anfang an zu ihrem Plan gehört.

Schließlich sollte Emily versuchen, James den Quaffel abzujagen, denn das war ihre größte Baustelle. Doch schnell entwickelte sich das ernste Training in eine Jongliervorstellung mit Kunstfliegen, als James den ersten Regentropfen auf seiner Wange spürte.
 

Lachend starteten die beiden eine wilde Verfolgungsjagd durchs Stadion und es gelang ihr nicht einmal James den Quaffel abzujagen, was sie letztendlich entnervt aufseufzen ließ.
 

»Du bist einfach zu schnell. Bei Theo ist das viel einfacher«, beschwerte sie sich, als der Regen gerade über sie hereinzubrechen drohte.
 

James grinste jedoch nur arrogant, als die beiden wieder auf dem Boden landeten und ihre Taschen aufsammelten, um dem immer stärker werdenden Regen zu entkommen.
 

»Ich bin nicht zu schnell. Du bist einfach nur zu langsam«, sagte er überheblich. »Oder du gehst die Sache mit der falschen Technik an.«
 

»Ach ja?«, fragte sie mit hochgezogener Augenbraue.

Emily war empört stehen geblieben und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. James grinste unschuldig vor sich hin, während er den Quaffel in seinen Händen drehte.
 

Emily schulterte ihren Besen und versuchte mit James Schritt zu halten, als sie zu den Umkleidekabinen gingen.
 

»James«, sagte sie dann und griff nach seinem Handgelenk.
 

Als er sich zu ihr umwandte war ihr Gesicht dem seinen plötzlich ganz nah. Emily grinste breit und zeigte ihm ihre akkurat aneinander gereihten weißen Zähne, die mit jedem Zahnpastawerbespot mithalten könnten. Sie klimperte mit ihren Wimpern so verführerisch wie es im Regen nun einmal möglich war und legte einen Finger auf seine Lippen bevor er etwas sagen konnte. Dann fuhr sie mit dem Zeigefinger an seinem Hals hinunter und streifte seine Brust, während sie den Augenkontakt mit ihm nicht abbrach.
 

James gluckste, als er sich daran erinnerte, dass das hier Emmeline Vance war, ein Mädchen, welches er im letzten Schuljahr gedatet hatte. Sie waren vielleicht ein oder zwei Mal zusammen aus gewesen, dann hatte er sich gelangweilt.

Doch diese Emily war irgendwie anders als das Mädchen vom letzten Jahr. Sie war sehr viel selbstsicherer als damals und hatte sich als brauchbaren Jägernachwuchs herausgestellt.
 

Wieso hatte er eigentlich nicht gewusst, dass sie sich so sehr für Quidditch interessierte? Sie hatte sich damals jedenfalls nie von ihr aus mit ihm darüber unterhalten. Hätte er das gewusst, hätte er vielleicht nicht so schnell sein Interesse an ihr verloren. Denn ein attraktives Mädchen war sie definitiv mit ihren meerblauen Augen und den dunkelblonden Locken, welche vom Regen durchtränkt nun nass auf ihrer Haut klebten, während sie mit den Fingern seinem nassen Hals entlang fuhr.
 

Nun standen sie da im Regen auf dem Quidditchfeld und Emily flirtete eindeutig mit ihm. Dann beugte sie sich vor und James spürte schon ihren Atem an seinem Lippen und ihre Finger, welche seine Hände berührten, als sie ihn plötzlich von sich weg schubste und mit dem Quaffel in der Hand lachend über das Quidditchfeld lief.
 

James brauchte eine Sekunde um zu realisieren, was hier gerade passiert war, doch dann stand er vom Boden auf und rannte ihr hinterher zu den Umkleideräumen.

Emmeline lachte immer noch, als sie sich mit den Kopf gegen die Wand im Flur gelehnt hatte.
 

»Na war das eine gute Technik, um dir den Quaffel abzujagen?«, neckte sie ihn.
 

James schüttelte grinsend den Kopf.

»Nicht schlecht, Vance«, gestand er dann und legte den Quaffel zurück in den Schrank.

Dann reichte James ihr ein Handtuch aus dem Schrank.

»Hier, ich will doch nicht, dass du krank wirst.«

Emily schenkte ihm ein Lächeln und nahm das Handtuch dankend an, mit dem sie sich auch sogleich die Haare abtrocknete.

»Machst du dir etwa Sorgen um mich?«

»Klar, immerhin steht bald das große Spiel gegen Ravenclaw an«, sagte er dann und Emily wich das Lächeln aus dem Gesicht, als er an ihr vorbei in die Männerumkleidekabine ging.
 

Es interessierte ihn nur wie es ihr ging, weil sie Teil des Teams war und er sich Sorgen machte, dass sie beim ersten Spiel der Gryffindors ausfallen könnte.

Diese Erkenntnis schmeckte bitter, da sie sich draußen auf dem Quidditchfeld andere Hoffnungen gemacht hatte. Sie hatten sich doch heute gut verstanden, sie haben miteinander geredet, zusammen trainiert und sogar gelacht. Und wenn sie es getan hätte draußen auf dem Feld, wenn sie ihn geküsst hätte, dann hätte er es erwidert, da war sie sich sicher. Er hätte sie ganz bestimmt nicht abgewiesen und das würde er jetzt auch nicht tun. Es war James und sie kannte ihn besser, als er vielleicht dachte.
 

Verwundert blickte James sich um, die Hand am Gürtel seiner Jeans, welche er gerade angezogen hatte. Als die Tür sich öffnete, stürmte Emily auf ihn zu und bevor er fragen konnte, was passiert war, hatte sie bereits sein Gesicht in ihre Hände genommen und ihre Lippen auf seine gelegt.

Benommen taumelte James an seinem Spind, bevor sie ihre Arme um seinen Hals schlingen konnte. James erwiderte den anfangs stürmischen Kuss und legte seine Hände an ihrer Taille.

Und so standen sie da, küssten sich und als Emmeline den Mund etwas öffnete, spürte sie direkt seine Zunge an ihrer. Sie lächelte in den Kuss hinein, da sie sich nicht getäuscht hatte, er wollte sie noch immer.
 

Ihre Hände wanderten seinem Hals hinunter und strichen über sein halb zugeknöpftes weißes Hemd, verharrten einen Moment an einem der Knöpfe, doch dann öffnete sie den ersten Knopf und all die anderen, um über seine nackt Brust und seinen Rücken zu streichen.

James unterbrach einen Moment den Kuss, um ihr in die Augen zu sehen, doch sie sah ihn nur mit einem unschuldigen Blick an, bevor er sie gegen den Spind drückte und seine Lippen wieder auf ihre legte, während seine Hände unter ihr nasses T-shirt bis zu den Ansätzen ihrer Brüste wanderten und ihr schließlich das T-shirt über den Kopf zog, während sie seinen Gürtel öffnete.
 

Es war dumm, dass wusste er, doch sie selber hatte sich darauf eingelassen. Er hatte sie zu nichts gezwungen und ihr nichts versprochen. Sie selbst hatte mit ihm geflirtet, ihn zuerst geküsst und sein Hemd aufgeknöpft.

Viele Mädchen gingen so weit, doch wenn es darum ging, dass er sie ausziehen durfte, sträubten sich die meisten und wollten nicht weiter gehen, bevor sie mehr für die Person fühlten. Doch Emily hatte zugelassen, dass er ihr das T-shirt auszog und sie selber hatte ihm seine Hose ausgezogen. Sie hatte ihm zu verstehen gegeben, dass sie ihn wollte und James hatte dabei wie so oft nur die körperliche Seite im Kopf gehabt, denn körperlich haben sich beide gewollt, definitiv, dass wusste er.
 

Doch Mädchen waren anders. Es gab keinen unverbindlichen Sex für sie auch wenn sie das behaupteten. Es schlich sich immer ein Gefühl dazwischen, doch Emily hatte behauptet, dass sie nur seinen Körper gewollt hatte, ohne Gefühle.

Doch James glaubte nicht so Recht daran, vor allem als er Emily in den nächsten Tagen öfter begegnete als sie es sonst zufällig taten. Sie klettete sich zwar nicht an ihn, doch ließ sie selten eine Gelegenheit verstreichen, um mit ihm über Quidditchformationen zu sprechen und irgendwie fand er es auf verquere Weise erfrischend sich mal über Themen zu unterhalten, die ihn auch wirklich interessierten. Und auch an diesem spätem Abend in der Bibliothek war sie in der Nähe, als er mit Remus seinen Verwandlungsaufsatz schrieb.
 


 


 

***
 

Ganze drei Tage versuchte Lily sowohl James, als auch Severus aus dem Weg zu gehen. Seit dem Abend in den Kerkern, an dem sie sich mit James nach Ausgangssperre durch einen Geheimgang wieder ins Schloss geschlichen und Severus sie erwischt hatte wollte sie keinen von beiden sehen, was sie im Normalfall eigentlich auch nie wollte.

Doch sie konnte sich an Severus Blick erinnern, der zugleich wütend und traurig war, als er gesehen hatte, wie sie mit James in dem dunklen Korridor stand und er seine Hände an ihrer Taille gehabt hatte. Zwar nur, um sie aus dem Geheimgang zu heben, doch das hatte Severus nicht mitbekommen.

Eigentlich sollte es ihr egal sein, doch dann erwischte sie sich dabei, wie sie sich heimlich Gedanken um Severus machte und sich fragte, was er von ihr hielt. Er musste doch denken sie wäre ein Flittchen und eine Heuchlerin noch dazu, wenn man bedachte, dass sie ihm immer gesagt hatte, sie könne James Potter nicht leiden.
 

Und James Potter musste sich unglaublich toll gefühlt haben, dass gerade Lily dabei mitgespielt hatte Severus eins auszuwischen und sie fühlte sich schlecht deswegen.

Außerdem war es ihr unglaublich peinlich, wie sie dann mit Tränen in den Augen vor James weggelaufen war. Er musste sie spätestens jetzt für einen schwachen Menschen halten.
 

Sie wartete nur darauf, dass er sie womöglich auf die peinliche Aktion ansprach, doch das tat er nicht. Er verhielt sich scheinbar wie immer, stopfte sich beim essen voll, trieb seine Späße mit seinen Mitschülern, spielte Quidditch und flirtete mit ein paar Mädchen.

Sie war ihm dankbar, dass er sich nicht über sie lustig machte, doch vielleicht hatte er es auch nur vergessen oder verdrängt, da sie sich immer so weit wir möglich von ihm wegsetzte.

Und am dritten Tag ihres aus-dem-Weg-geh-Planes wäre sie in der Bibliothek beinahe in ihn hinein gelaufen, als er gerade wild rumknutschend Emmeline Vance aus ihrem Jahrgang gegen das Bücherregal drückte.

Doch die beiden waren so miteinander beschäftigt gewesen, dass Lily sich ungesehen wieder aus dem Staub machen konnte und ein paar Regalreihen weiter flüchtete.
 

»Hey Lily«, flüsterte eine gedämpfte Stimme und Lily entdeckte Remus Lupin, welcher gerade seine Schreibfeder und Pergamentrollen in seiner Tasche verstaute. Er musste hier wohl seine Hausaufgaben gemacht haben.

»Hey Remus. Was tust du hier so allein? Hast du Hausaufgaben gemacht?«

»Ja, eigentlich mit James, aber der ist vor einer ganzen Weile mit Emme- ich meine einem Mädchen verschwunden, “um weiterführende Literatur zu suchen“, wie er behauptet, doch irgendwie sind die beiden nicht mehr aufgetaucht«, erzählte Remus halb lachend.

»Oh ich glaub sie stecken in dem Gang, kurz vor der verbotenen Abteilung fest«, erwiderte Lily nur augenrollend. Remus schüttelte nur den Kopf.

»Na, wo wir uns schon mal getroffen haben, können wir auch direkt los und Streife gehen«, sagte er dann mit einem schmalen lächeln im Gesicht, welches Lily nur verhalten erwiderte.

»Ich muss nur eben noch dieses Buch ausleihen, bevor die Bibliothek schließt«, flüsterte sie ihm zu und ging zu Madamme Pince herüber.
 

Als die beiden wenig später durch die Gänge streiften, sagte eine ganze Weile niemand etwas. Lily fand es interessanter die hell erleuchteten Fackeln oder die Steine an der Mauer zu mustern, als Konversation zu betreiben.

Remus hingegen musterte Lily hin und wieder von der Seite und seufzte schließlich, als sie im siebten Stock am Wandteppich von Barnabas dem Bekloppten vorbei gingen.
 

»Ist bei dir alles in Ordnung Lily?«

»Klar, warum sollte es nicht«, antwortete sie gedämpft.

»Du schaust in letzter Zeit immer so traurig«, sagte Remus dann.

Es war weder eine Frage, noch klang erstaunen in seiner Stimme mit. Es war eine simple Feststellung.

»Du musst nicht darüber reden, aber wenn du das möchtest, bin ich für dich da wenn du willst«, sagte er dann und Lilys Kopf sah sofort zu ihm auf.
 

Manchmal hat man so viel auf dem Herzen, dass man es gar nicht über die Lippen bringen kann. Das sind diese Augenblicke, in denen man nichts sagt, obwohl es soviel zu sagen gäbe. Remus war nicht der richtige um über alles zu reden, sie brauchte Nicky, ihre beste Freundin. Doch diese war tausend Kilometer von ihr entfernt und vielleicht war Remus gerade deshalb die passabelste Wahl, die ihr momentan zur Verfügung stand.
 

»Nicky ist nicht hier«, sagte sie schließlich.

»Und Severus ist nicht mehr mein Freund«, fuhr sie langsam fort. »Ich habe zwar noch Rosalie und Mary, aber es ist irgendwie nicht dasselbe.«

Remus nickte mit einem mitfühlenden Lächeln.

»Ich kann es mir vorstellen.«

»Es ist nicht so, dass sie mir nichts bedeuten. Es sind auch sehr gute Freundinnen, aber es ist eben nicht so wie mit Nicky oder Severus.«
 

»Warum schreibst du Nicky nicht und erzählst ihr was dir auf dem Herzen liegt?«

»Ich will sie nicht mit meinen Problemen belasten. Ich möchte nicht, dass sie denkt, dass ich mich einsam fühle ohne sie oder, dass sie am Ende noch ein schlechtes Gewissen bekommt, dass sie gegangen ist.«
 

»Das ist dumm Lily.«

Remus seufzte und Lily sah ihn überrascht und skeptisch zugleich von der Seite an.

»Was wäre, wenn Nicky dort drüben einsam ist und niemanden hat mit dem sie reden kann. Würdest du wollen, dass sie das alles für sich behält und langsam daran zu Grunde geht?«
 

Lily schüttelte energisch den Kopf.

»Nein, natürlich nicht. Ich würde für sie da sein, egal wie!«

»Dann ist es doch ganz einfach«, fuhr Remus fort. »Nicky ist deine Freundin. Es ist egal wie weit sie weg ist, sie wird für dich da sein, wenn du sie braucht, so wie du für sie da sein würdest. Das solltest du nicht vergessen. Stoß nicht immer alles von dir und versuche alleine damit klar zu kommen, sondern vertrau deinen Freunden auch mal.«
 

»Danke Remus«, sagte Lily mit einem Lächeln im Gesicht.
 

Er hatte Recht. Es war dumm alles in sich hinein zu fressen. Gleich morgen würde sie Nicky schreiben.

»Warum bist du nur immer so weise in solchen Angelegenheiten?«, fragte sie Remus dann neckend.

Dieser lächelte ihr nur zu und leuchtete mit seinem Zauberstab weiter den Gang entlang.

»Kaum zu glauben, dass jemand wie du mit Black und Potter befreundet ist«, nuschelte sie dann leise.

»James, Sirius und Peter waren immer für mich da, egal worum es ging und ich fühle mich geehrt auch für sie da sein zu dürfen, wenn sie mich brauchen«, sagte er dann ruhig.
 

Lily blinzelte ein paar Mal und beobachtete Remus von der Seite. Es war nicht ein Hauch von Sarkasmus in seiner Stimme. Diese Worte, so geschwollen er es auch formuliert hatte, waren vollkommen aufrichtig gewesen und gingen ihr irgendwie in die Seele.

»Du magst sie wirklich«, seufzte Lily.

»Sie sind meine besten Freunde«, erwiderte Remus dann. »Sie benehmen sich zwar manchmal wie Kindsköpfe, aber sie sind gute Menschen, alle drei.«
 

Lily überkam das schlechte Gewissen, da sie die drei als Idioten bezeichnet hatte. Sie hatte immer nur beurteilt, was sie selbst von ihnen gesehen hatte. Und in der Öffentlichkeit benahmen sich alle meist unerträglich, was sie irgendwie zu der Annahme führte, dass Remus das ganze nicht objektiv einschätzen konnte, da er irgendwie auch einer von ihnen war, ein Rumtreiber eben.

Aber eigentlich kannte sie keinen von ihnen gut genug, um irgendetwas beurteilen zu können. Vielleicht benahmen sie sich kindisch und hirnrissig und vielleicht waren Potter und Black arrogant und spielten nur mit den Mädchen, aber für Remus waren sie dennoch seine besten Freunde. Und Remus war definitiv ein guter Mensch.

Vor der fünften Klasse, bevor sie und Remus Vertrauensschüler wurden, hatte sie ihn möglicherweise auch für einen Idioten gehalten, aber wusste sie es nun nicht besser?

Und wenn ein guter Mensch wie Remus etwas in den dreien sah, dann musste da doch etwas sein. Ein guter Kern, irgendwo tief in ihren Herzen.

»Vielleicht«, murmelte sie nur in den Korridor.

Lily tätschelte Remus Schulter, weil sie außer Stande war die passenden Worte zu finden, um Remus zu sagen, dass es ihr Leid tat, dass sie die drei als Idioten bezeichnet hatte.
 

So gingen sie noch ein paar Gänge weiter durch die Kerker, fanden jedoch keine Schüler, welche unerlaubt auf den Gängen umher streiften. Doch dann leuchtete Remus' Zauberstab gegen ein Pergament, welches an der Wand klebte.
 


 

„...und wir werden die Schule von allen säubern.“
 


 

Lily fragte sich, was der Satz zu bedeuten hatte, doch als Remus den Gang entlang leuchtete, erkannten die beiden, dass der ganze Flur mit Pergamenten, die wie Fahndungsplakate gestaltet waren, tapeziert war.
 

Auf den meisten standen ähnliche Slogan, wie auf dem ersten, doch dann erkannten die beiden, dass zwischendurch auch Bilder von Hogwartsschülern an die Wände geklebt wurden. Die beiden gingen einige Meter den Flur entlang. Lily trat dabei auf eines der Plakate. Erschrocken fuhr sie zurück, als sie bemerkte, dass ihr auf dem Plakat das Gesicht von Mary entgegen blickte.
 

Lily schluckte hart und blickte zu Remus, welcher sie genau so erschrocken an sah, wie sie ihn. Das hier war keinesfalls irgendein Scherz.
 

Es dauerte nicht lang bis Prof. Dumbledore, McGonagall, Slughorn und weitere Lehrer in dem Gang ankamen und mit geschockten Mienen die mit Pergamenten bedeckten Wände und Böden musterten, auf denen ihnen Schüler aus Muggelfamilien, sowie rassistische Slogan entgegen blickten.
 

Niemand fand das hier lustig und niemand sagte ihnen, dass das hier ein Scherz sein sollte. Wer auch immer das getan hatte, wollte damit ein Statement setzen: Muggelstämmige haben in Hogwarts nichts zu suchen und sollten eliminiert werden.

Doch wie weit würde der Verfasser gehen? Würde er wirklich Schüler angreifen oder dafür sorgen, dass sie Hogwarts verließen?
 

Lily schauderte es. Für einen einfachen Scherz hatte sich der Täter zu viel Mühe gegeben, die Bilder der Muggelstämmigen Schüler zu sammeln.
 

Lily zuckte zusammen als Remus ihr eine Hand auf die Schulter legte.

»Entschuldige«, nuschelte er nur.

»Lass uns zurück in den Gemeinschaftsraum gehen.«
 

Lily nickte nur benommen und warf einen letzten Blick über ihre Schulter, erkannte jedoch nur die in Falten gelegte Stirn von Albus Dumbledore.
 


 

»Albus, wir müssen etwas unternehmen«, forderte McGonagall.

»Wir wissen nicht, wer das getan hat und wie ernst die Lage ist. Dennoch können wir davon ausgehen, dass es ein Schüler war. Das Gelände ist zu gut geschützt, als das jemand unbemerkt hätte ins Schloss gelangen können«, fuhr McGonagall fort.
 

Dumbledores Stirn war in Falten gelegt, als er durch seine halbmondförmigen Brillengläser, die Gesichter der betroffenen Schüler mit den darunter stehenden Slogan musterte.
 


 

„Die Gesichter derer, die es nicht verdient haben zu leben.“
 


 

Auch Slughorn blieb nachdenklich vor einem der Pergamente stehen und musterte das darauf abgebildete Gesicht seiner Lieblingsschülerin aus der sechsten Klasse. Lily Evans.

Er fasste sich in die wenigen grauen Haare, die ihm noch geblieben waren. Sein Blick war glasig und verwirrt, als könne er nicht glauben, was er selbst sah. Er glaubte immer seine Schüler zu kennen, doch wer würde so etwas tun?
 


 

„Schlammblüter nehmt euch in Acht“
 


 

„Wir werden die Schule von euch säubern.“
 


 

„Schlammblüter, der Abschaum, der Zauberergesellschaft“
 


 

Eine Zeit lang hatte Dumbledore geglaubt, dass er seinen eigenen Schülern vertrauen konnte. Niemals hätte er gedacht, dass sich jemand während seiner Ausbildung der dunklen Seite anschließen würde. Natürlich wusste er, dass viele Schüler, durch ihre Eltern geprägte rassistische Ansichten hatten, doch hatte er gehofft, diese Ansichten hier hinter den dicken Mauern von Hogwarts abschirmen zu können.

Vielleicht musste etwas grundlegendes geändert werden, um die Jugendlichen dazu zu bringen über das nachzudenken, was sie ihren Eltern nachplapperten. Wenn es dafür noch nicht zu spät war, denn diese Slogan hier schienen aus purem Hass entstanden zu sein.
 


 

***
 


 

Remus und Lily hatten Dumbledore geschworen stillschweigen über diese Pergamente zu bewahren, dennoch ging die Information um wie ein Lauffeuer.
 

Irgend einer der Lehrer musste geplappert haben, denn am nächsten Morgen sprachen so gut wie alle darüber. Doch letztendlich stellte sich heraus, dass weitere solcher Pergamente im Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste aus gehangen wurden und ein ganzes Klassenzimmer voller Zweitklässler die Plakate gesehen hatten.
 

Und dann gab es kein Halten mehr und Gerüchte wanderten durch die Schule.
 

Es wurde unruhig und Dumbledore versuchte in einer seiner Reden zu erläuterten, dass niemand Angst zu haben brauchte und die Lehrer alles unter Kontrolle hatten. Doch Lily und Remus glaubten nicht so recht daran. Sie wussten doch noch nicht einmal wer dafür verantwortlich war, wie sollten sie denjenigen dann aufhalten?

So verließen sie mit gemischten Gefühlen die große Halle und begaben sich in ihre weichen Himmelbetten.


Nachwort zu diesem Kapitel:
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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  EL-CK
2015-12-01T15:15:36+00:00 01.12.2015 16:15
wow iwie ein trauriges Kapitel...
die Stimmung dieser Zeit hast du echt gut eingefangen.. ich bin schon gespannt wie es weitergeht..


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