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Mit neuen Augen...

...sieht die Welt gleich ganz anders aus
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, das ist nun meine dritte, etwas längere Fanfiction und ich hoffe, es finden sich einige, denen sie gefällt. Ich hab eigentlich so ziemlich alles vorgeschrieben, es fehlen nur noch ein paar Kapitel und ansonsten muss ich jedes noch mal überarbeiten. Ich versuche also, die Kapitel auch so schnell ich kann hochzuladen, kann aber nicht garantieren, dass ich es immer rechtzeitig schaffe. Sie werden bei dieser FF nicht zu lang, dafür aber umso mehr^^
LG sadness Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ein neuer Tag, ein neues Kapitel!
Viel Spaß damit^^
sadness Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Das kapitel kommt ein wenig verspätet, tut mir leid...
Bei mir geht jetzt auch die schule wieder los, von daher könnte es sein, dass es sich jetzt öfter mal verzögert, deshalb bitte ich im vorfeld schon mal um gnade für dieses sakrileg^^
LG sadness Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier wieder ein neues kapitel :)
Und danke für eure kommentare, die freuen mich immer sehr ^.^
LG sadness Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier das nächste Kapitel, es ist echt ein Wahnsinns-Kapitel (und das wortwörtlich^^) :D
also viel Spaß ^.^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
so... hier gehts weiter nach Sasukes kleinem Ausraster, man darf gespannt sein^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey ihr :)
Hier ein neues kapitel und vielen dank für so viele kommentare und favoriten, total cool von euch ^.^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier das nächste Kapitel... verzeiht, wenn es etwas dauert, aber ich hab grad soo viel zu tun und bin so uninspiriert, was die Kapitelnamen angeht... ich versuch mich zu beeilen =O
LG Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier wieder ein weiteres kapitel!
Sry dass es nicht schneller geht, aber internat und schule rauben ziemlich viel zeit^^
LG Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Juhu die bombe platzt und wenn ihr das lest, wird alles in die luft fliegen!!! ^.^
Hehe, nein, aber vielleicht wird es für manche nicht ganz das, was man vlt erwarten würde... wie auch immer, viel spaß :)
LG Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey ihr, sorry, dass ich so lange gebraucht habe... Schulstress, viel zu tun, die üblichen Entschuldigungen^^
Dafür jetzt wieder ein Kapitel und ich hoffe, es gefällt euch :)
Und tausend Dank für die vielen Favoriten, ich hätte echt nie gedacht, dass diese Geschichte so erfolgreich sein würde! Danke an jeden, der die Geschichte hier liest und kommentiert und so weiter ^.^
LG sadness Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey ihr alle!
Ich habe endlich meine Schreibblockade überwunden und darf nun feierlich verkünden, dass ich die Geschichte fertig habe und den Rest nun auch recht schnell hochladen werde (es sei denn, mein Internet streikt mal wieder -.-)
Und für die, die sich fragen, wieso es jetzt so schnell ging: Ich hatte den Schluss bereits geschrieben und mir fehlte nur der Übergang... Es werden noch sieben Kapitel und ein Epilog und hier ist schon mal das erste!
Viel Spaß ^.^
LG sadness Komplett anzeigen

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Beängstigende Alternative

Keuchend richtete Sasuke sich auf und sog gierig die frische Luft ein. Heftig atmend stand er am Rand des Dorfes und wusste sich keinen Reim darauf zu machen. Warum war er hergekommen??? Er wusste es selbst nicht. Frustriert seufzte er auf und stützte sich an einem Baum ab. Das war ein reiner Alptraum... immer wieder schwirrten Itachis Worte durch seinen Kopf. Seit Tagen plagten ihn die Erinnerungen an alles, was dieser ihm gesagt hatte, doch es ergab einfach keinen Sinn... wieso nur...?!

Und nun stand er hier, jeglicher Perspektive beraubt und wusste einfach nicht weiter. Konnte er denn wirklich zurück...? Andererseits hatte er eine sehr überschaubare bzw. verschwindend geringe Zahl an Alternativen und notfalls konnte er ja einfach wieder abhauen...?

Unsicher wankte er durch das Dorf. Er erkannte den Weg wieder, erinnerte sich an die Biegungen der Straße und ein seltsames Gefühl überkam ihn, wenn er an die Zeit dachte, wo er hier gelebt hatte. Trotz aller Vorbehalte und seiner schlechten Vergangenheit an diesem Ort war es doch immer alles, was er gekannt hatte. Beinahe sentimental schlich sich der Gedanke ein, dass es mal seine Heimat gewesen war, doch er verscheuchte ihn sofort wieder und folgte weiter dem Weg zum Hokageturm. Die Leute wichen vor ihm zurück. Er spürte ihre Angst und ihre Feindseligkeit, doch keiner hielt ihn auf. Er musste wirklich erbärmlich aussehen, nicht als ob er in der Lage wäre, spontan um sich herum ein Massaker zu veranstalten.

Er erreichte schließlich den Turm und wurde sofort von zwei Wachen in Beschlag genommen, die ihn nach kurzer Absprache in Tsunades Büro schleiften. Er wehrte sich nicht.

Als Sasuke durch die Tür trat, schaute Tsunade ärgerlich darüber, gestört zu werden, auf- und erstarrte.

"Meine Güte...", entfuhr es ihr, bevor sie in ein ungläubiges Schweigen verfiel. Sie sagte eine ganze Weile nichts und Sasuke konnte nur ahnen, wie sie sich dabei fühlte, ihn nach so langer Zeit wieder hier zu sehen. Schließlich seufzte sie und meinte: "So... Sasuke. Bevor ich voreilige Schlüsse ziehe... warum bist du hergekommen?" Lange ließ er sich diese Frage durch den Kopf gehen, kam aber zu einem resignierenden Ergebnis. Wenn er die Antwort wüsste, wäre er selbst auch schon ein Stück schlauer.

"Hn.", gab er nur in alter Manier von sich und registrierte, wie die Hokage ungeduldig in ihrem Sessel herumrutschte. "Ich habe meine Rache bekommen.", sagte er leise und beugte so dem Geschimpfe vor, was sonst gefolgt wäre. Doch wiederum erntete er nur ein Schweigen. "Und nun will ich zurückkommen." Er war sich im Klaren darüber, dass die eigentliche Antwort auf die Frage anders lautete, doch er wusste sie noch nicht. Die Wahrheit war es jedenfalls nicht.

"Dir dürfte klar sein, dass eine derartige Situation nicht alltäglich für mich ist. Aber ich habe auch keine Lust, jetzt irgendwen zu Rate zu ziehen. Was soll ich deiner Meinung nach jetzt mit dir anstellen?", seufzte das Dorfoberhaupt und klang gleichermaßen müde wie überfordert. Er schwieg sich aus, was sollte er auch sagen? "Von mir aus...", holte Tsunades Stimme ihn aus seinen Gedanken, "kann ich dich wieder im Dorf aufnehmen, sofern du gewillt bist, dich diesem Leben wieder anzupassen." Sasuke hörte die stumme Frage und nickte leicht abwesend. Sie wollte ihn tatsächlich wieder aufnehmen...? Einfach so? "Allerdings wirst du beobachtet werden und noch eine Bedingung...", meinte Tsunade plötzlich und ihre Stimme klang deutlich amüsiert, als sei ihr gerade der Aprilscherz des Jahrhunderts eingefallen. Stumm zog er eine Augenbraue hoch und wartete, dass sie weitersprach. Im Geiste hörte er den stummen Nachsatz "damit es lustiger wird" und er spürte förmlich das nahende Unheil. Tsunade musste ja wirklich mächtig gelangweilt sein. "Du gehst wieder zur Schule.", eröffnete sie ihm feierlich und ihm wäre beinahe die Kinnlade runtergeklappt. Wollte sie ihn zu Tode langweilen?! Hielt sie es wirklich für nötig, ihn an ihrem Leid teilhaben zu lassen? Mit Grausen erinnerte er sich an seine Schulzeit und ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Was hatte er seinem Schicksal nur getan...?

Schweigend lief Sasuke hinter dem Anbu her, der ihm seine neue Wohnung zeigen sollte. Tsunade hatte sie ihm vorerst zur Verfügung gestellt, da er sich stur weigerte, das Uchiha- Viertel zu betreten. Außerdem hatte diese Wohnung eine günstige Lage und ließ sich gut überwachen... das war jedenfalls der Teil, den er selbst sich dazu dachte.

Vor dem Haus angekommen wurde er noch informiert, dass seine Wohnung im zweiten Stock lag, und dann stehengelassen. Das hieß wahrlich nicht, dass er jetzt allein war. Nein, keineswegs. Sollte er jetzt beispielsweise anfangen, mit einer Waffe irgendeinen Passanten zu bedrohen, hätte er vermutlich schneller Gesellschaft, als er den Schlüssel fallen lassen konnte, der zu seinem neuen Heim gehörte. Unschlüssig wog er ihn in der Hand, dann betrat er das kleine Treppenhaus und stieg die Stufen bis zur zweiten Etage empor, auf der sich sein nobles Appartment befinden sollte.

Es stellte sich als kleine, aber feine Zwei-Zimmerwohnung mit Bad heraus, die Küche war in den Wohnraum integriert und jenes Bad nicht größer, als ein großes Bett. An einem Ende war eine Dusche, am anderen das Klo und in der Mitte das Waschbecken, in das man als erstes reinrannte, wenn man das Bad "betreten" wollte. Mit Glück konnte man sich sogar umdrehen. Im Schlafzimmer befand sich sogar ein Bett (welch überflüssiger Luxus) und ein kleiner Schrank. Das beste an der Wohnung war vermutlich das Fenster, welches die gesamte Wand einnahm. Wunderbar... so konnte ihm jeder beim Schlafen zusehen, wenn er die Vorhänge nicht zu zog. Das Wohnzimmer bestand aus einem kurzen Sofa, einem schmalen Sessel und einem entsprechenden Tisch, die Küche beschränkte sich auf ein Waschbecken, einen Kühlschrank, einen kleinen Herd und ein schmales, aber deckenhohes Regal für Vorräte.

Insgesamt doch eigentlich sehr gemütlich und einladend. Im Prinzip passte es perfekt zu ihm. Alles war aufgeräumt und fanatisch sauber. Nichts würde herumliegen, alles wirkte hart und kalt- genau wie er selbst. Wunderbar...

Er überlegte, was er als nächstes tun sollte, aber ihm fiel nichts sinnvolles ein, wofür er die Wohnung nicht wieder verlassen müsste. Also ließ er sich auf das Sofa fallen und stellte erleichtert fest, das wenigstens dieses Möbel gemütlich war. Bei dem Bett war er sich nicht so sicher... aber das würde er ja noch früh genug herausfinden.

Er könnte sich ja auch einfach des Familienerbes bedienen und eine größere Wohnung leisten... aber andererseits war das auch wieder unnötig. Diese hier würde es schon tun und er zweifelte nicht daran, dass er und diese Möbel sich bald schon prächtig verstehen würden. Pffff....

Resozialisierung wider Willen

Schlecht gelaunt betrat Sasuke das altbekannte Klassenzimmer und zählte die Bankreihen ab. In der dritten setzte er sich ganz an den Rand und wartete. Er war natürlich viel zu früh (wer hätte es gedacht) und langweilte sich dementsprechend. Wie kam Tsunade auch auf eine derart bescheuerte Idee?! Er hatte jetzt eindeutig zu viel Zeit, um sich aufzuregen...

Erst eine ganze Weile später tauchten die ersten Schüler auf und Sasuke vernahm ein vielstimmiges Kichern. Oh nein... kleine Mädchen... er verdrehte innerlich die Augen. Neben ihm drängte sich ein ganzer Pulk kichernder Gören auf die Bank, die restlichen Schüler- fast nur noch Jungs- verteilten sich auf die anderen Bänke. Sasuke hörte das unterdrückte Getuschel der Mädchen und spürte beinahe die Körperwärme der einen, so dicht saß sie neben ihm. Er rutschte noch ein bisschen weiter nach außen und drehte missgelaunt den Kopf weg. Warum nur flogen immer alle auf ihn? Frauen in seinem Alter reichten ja nicht, nein, jetzt auch noch diese sechs- bis zehnjährigen Schoßhüpfer...

Er erschrak heftig, als das Mädchen neben ihm mit Schwung gegen ihn geschupst wurde und er seitlich von der Bank fiel. Wütend sprang er auf und formte reflexartig die Fingerzeichen für Chidori. Konnte man ihn denn nicht einmal in Ruhe lassen?!

Schlagartig war es still, nur das bedrohliche Zwitschern des Jutsus war zu hören.

"Hör sofort auf!", rief Iruka, der in diesem Moment den Raum betreten hatte. Sasukes Lippen waren zu einem schmalen weißen Strich gepresst und es ging zutiefst gegen seinen Stolz, auf seinen ehemaligen Lehrer zu hören, doch was nützte es? Widerwillig ließ er die Hand sinken und die Kunst ungenutzt verlöschen.

"Du bist hier in der Schule und du wirst dich benehmen wie ein Schüler, auch wenn du schon alles kannst.", tadelte Iruka ihn, "Zweck dieser Übung ist die Eingliederung und die Aufbesserung deines Sozialverhaltens. Also nimm es gefälligst ernst.

Und ihr Mädchen lasst ihn in Ruhe. Verteilt euch mal, ihr erstickt ja, so nah wie ihr beieinander sitzt." Sasuke seufzte und ließ sich wieder auf die Bank fallen. Sollte so ehrlich sein Alltag aussehen? Soziale Aktivitäten gezwungener Maßen...? Das konnte ja nur noch mehr als öde werden...

"Also...", begann Iruka nun, "Heute fangen wir mit ein bisschen Theorie an, soll heißen, mit den Fingerzeichen. Wer von euch kann denn schon welche?" …...

Noch missgelaunter als vor dem Unterricht verließ Sasuke das Schulgebäude und stampfte einmal wütend auf, während er wie ein kleines Kind die Hände zu Fäusten ballte. Er konnte sich nicht erinnern, je seine Emotionen derart deutlich gezeigt zu haben, aber diese nervenraubende Situation verlangte eben besondere Maßnahmen. Wie sich herausgestellt hatte, hatte Iruka den extravaganten Auftrag bekommen, ihn ein bisschen zu beschäftigen, sodass er nun immer, wenn die Kinder mit ihrem Latein am Ende waren, ihnen helfen durfte, was mühseliger war, als er am Anfang gedacht hätte. So ein *zensiert* aber auch!!!

Er hatte echt keinen blassen Schimmer, warum er sich das hier antat. Was war nur mit seinem Kopf los? Irgendetwas stimmte doch nicht?! Abgesehen von seinem anderen Hauptproblem...

Bemüht gelassen öffnete er die Hände wieder und verlangsamte seine Atmung. Es würde ihm nichts bringen, sich aufzuregen. Rein gar nichts. Wieder völlig ruhig lief er zu seiner Wohnung. In dieser angekommen ließ er sich zuerst aufs Sofa fallen und blieb dort unbewegt wie eine Statue liegen. Was hatte er auch zu tun? Er wurde ja erstmal überwacht und Lust zu irgendetwas bestimmten hatte er auch nicht.

Seine Gedanken schweiften zu seinem eigentlichen Team ab. Er hatte sie einfach zurückgelassen. Um Karin tat es ihm nicht leid. Sie war ein Mittel zum Zweck gewesen und hatte sowieso genervt. Suigetso hatte eine große Klappe, ihn würde er auch nicht vermissen. Einzig Juugo machte ihn nachdenklich. Er selbst war der einzige gewesen, der seine Mordsucht hatte aufhalten können. Aber was sollte es ihn interessieren? Er hatte sein Ziel ja erreicht, er brauchte sie nicht mehr. Und spätestens, wenn sie merkten, dass er nicht zurückkam, würden sie sich gegenseitig meucheln, da Karin Suigetso auf den Tod nicht ausstehen konnte, was allerdings auf Gegenseitigkeit beruhte. Er sollte sie einfach vergessen.

Er verbrachte beinahe den gesamten Rest des Tages in der gleichen Pose, denn zu tun hatte er nichts und rausgehen wollte er nicht, da er nicht das Risiko eingehen wollte, jemandem zu begegnen, der ihn von früher kannte. Noch nicht jedenfalls. Auf Dauer kam er natürlich nicht drum herum. Was für blendende Aussichten.
 

(Einen Tag später)

Fluchend sah Sakura sich um und erblickte dann zu ihrer Erleichterung den blonden Schopf zwischen dem Blätterwerk.

"Naruto, lass dir nie wider einfallen, mir solch einen Schrecken einzujagen!", schimpfte sie und war mit zwei Sprüngen bei ihrem Teamkammeraden angekommen. Der sah sie nur verwirrt an und schüttelte irritiert den Kopf, bevor er dann meinte: "Ich... ich bin nur gestolpert."

"Gestolpert...", moserte die Rosahaarige und half ihm wieder auf die Füße.

"Alles okay bei euch?", meldete sich Kakashi zu Wort, der eben mit Sai bei den beiden aufgetaucht war.

"Wärst du mal da, wenn man dich braucht, könntest du dir diese Frage sparen.", giftete Sakura und stolzierte davon.

"Meine Güte, jetzt krieg dich mal wieder ein!", rief Naruto, während er ihr nachhastete.

"Ich hab genug von diesem Theater! Reicht ja nicht, dass uns Tsunade diese kindische Mission aufdrücken musste, nein, ihr verhaltet euch auch noch alle wie Kinder! Ich fühl mich wir ein 'Mädchen für alles', ich hab keine Lust mehr!", schnauzte sie ihn an und lief wütend weiter.

Genervt stieß sie die Tür zu Tsunades Büro auf ohne anzuklopfen und wollte gerade lautstark ihre Meinung kund tun, als Tsunade sie schon mit einem "jetzt beruhig dich erstmal" abwürgte, bevor sie überhaupt ein Wort gesagt hatte. Ungläubig hielt sie einem Moment inne, bevor sie sich aufgebracht ereiferte: "Ich soll mich beruhigen? Wieso soll ausgerechnet ich mich beruhigen?! Ich hab ja wohl allen Grund mich aufzuregen! Ich hab mir schließlich nicht ausgesucht, diese lächerliche Mission auszuführen! Und das mit diesen absolut unfähigen-"

"Sasuke ist wieder da.", unterbrach die Hokage sie mit gelangweiltem Gesichtsausdruck und Sakura glaubte, mit Eiswasser überschüttet zu werden.

Weiterer Faktor guter Laune

........................

"Das ist jetzt ein Scherz, oder?", fragte sie mit bedrohlicher Miene und registrierte gar nicht, wie Naruto, Kakashi und Sai hinter ihr in den Raum traten.

"Was ist ein Scherz?", wollte der Blonde ahnungslos wissen und zuckte zusammen, als Sakura ihm einen mörderischen Blick zuwarf.

"Nein, ist es nicht.", meinte Tsunade beiläufig, während sie angestrengt in den Schubladen ihres Schreibtisches herumkramte. Sakura starrte sie entgeistert an und ihr Herz hämmerte so heftig, dass sie Angst hatte, es würde aus ihrer Brust springen.

"Verflixt... Shizune, wo hast du meinen Sake versteckt?!", donnerte die Hokage wütend, aber sie bekam keine Antwort. Mit zusammen gekniffenen Lippen zerknüllte sie einige Formulare und schleuderte sie zornig durch den Raum. Sakura schüttelte nur missbilligend den Kopf, doch in Gedanken war sie ganz woanders.

Grummelnd gab Tsunade die Suche auf und wandte sich wieder an Sakura.

"Mit dir will ich noch reden. Naruto, Kakashi, Sai, ihr könnt schon gehen und vergesst nicht, eure Berichte zu schreiben." Stirnrunzelnd, allerdings mit den Gedanken immer noch nicht voll da, schaute Sakura zu ihrer Lehrmeisterin und wartete, dass die anderen drei das Büro verließen.
 

Seufzend verschloss Sasuke seine Wohnung und schlug den Weg zum Hokageturm ein. Tusnade hatte gewollt, dass er sich untersuchen lassen würde, allerdings war er nicht sehr erpicht darauf, ins Krankenhaus zu gehen. Er fand den Weg erstaunlich gut, allerdings brauchte er trotzdem länger, als seine Nerven es akzeptabel fanden. Schließlich klopfte er an die Tür der Hokage und wurde hereingerufen. Noch während er die Tür öffnete, spürte er die Chakren im Raum und stöhnte lautlos auf. Das hatte ihm ja gerade noch gefehlt...

Er war auf alles gefasst, auf Geschrei, erschreckte Ausrufe, tausend Fragen oder Vorwürfe... aber nicht auf das undurchdringliche Schweigen, dass ihn empfing. Ein kalter Schauer lief über seinen Rücken und das erste Mal war ihm die Stille unangenehm.
 

Sakura hatte sich gerade wieder Tsunade zugewandt, als es der Tür klopfte und die Hokage den Besucher herein bat. Sakura erkannte das Chakra, noch bevor sie ihn sah und erstarrte ungläubig und gleichzeitig neugierig darauf, wie er inzwischen wohl aussehen würde.

Es war sowieso eine paradoxe Situation. Nachdem sie und die anderen aufgebrochen waren, um Sasuke zu suchen, allerdings nur den verlassenen Kampfplatz gefunden hatten, der vom Duell der beiden Brüder zeugte, waren sie unverichteter Dinge nach Konoha zurückgekehrt und hatten von Tsunade sofort eine lächerliche Mission aufgedrückt bekommen, von der sie die Ahnung hegte, dass die Hokage sie damit nur ein wenig beschäftigen und ablenken wollte.

Und nun stand er hier vor ihr, den sie vor wenigen Tagen noch gesucht hatte- und schwieg. Sie konnte nicht anders, als ihn anzustarren. Er sah furchtbar aus. Seine Klamotten waren an mehreren Stellen gerissen und das ohnehin zu große Hemd ging wie ein Sack auf seinen schmalen Schultern. Er hatte etliche Wunden und noch mehr Kratzer, sein Haar war wirr und hing ihm strähnig ins Gesicht. Immerhin war er nicht blutverschmiert, er schien die Gelegenheit für eine Wäsche schon wahrgenommen zu haben. Sie registrierte, wie seine Hand wie zufällig auf dem Griff seines Schwertes lag, dann wanderte ihr Blick langsam weiter nach oben... zu seinen hypnotischen schwarzen Augen, die teilnahmslos neben ihr an die Wand schauten. Ihre Augenbrauen zuckten unsicher, sie war verwirrt. Nie hätte sie damit gerechnet, ihm so bald gegenüber zu stehen, aber wie er diese gleichgültige Miene erhalten konnte und es nicht einmal für nötig hielt, sie anzugucken, verstand sie beim besten Willen nicht.

"Sooo...", durchbrach Tsunade schließlich die Stille und schaute beide abwechselnd an. "Gut, dass du hier bist, Sasuke. Das ist ganz praktisch, dann kann Sakura dich gleich untersuchen, denn ich hab viel zu tun." Sakura starrte ihre Meisterin ungläubig an. Was ging nur in ihrem Kopf vor???

"Nein.", sagte Sasuke leise, "untersuchen sie mich."

"Aber Sasuke, hör doch mal. Ich hab zu tun und Sakura ist mindestens genauso gut wie ich-"

"Ich will nicht, dass Sakura mich untersucht!", zischte Sasuke plötzlich mit ärgerlicher Stimme und zog wütend die Augenbrauen zusammen. Eine Sekunde wirkte Sasukes Haltung völlig verkrampft, dann entspannte er sich wieder und die Emotion wich aus seinem Gesicht. Sakura spürte einen Stich in der Brust. Was war denn mit ihm? War sie denn so schrecklich, dass er sie auf keinen Fall in seiner Nähe haben wollte? Sie würde ihn nicht untersuchen, okay, aber er hätte sie wenigstens mal angucken können. Statt dessen starrte er die Wände an, als könne er sie mit bloßer Willenskraft zum Einsturz bringen. Lautlos seufzend senkte sie den Kopf und starrte auf ihre Hände.

"Na gut, wenn es unbedingt sein muss...", stöhnte die Hokage und erhob sich, um zu Sasuke herüber zu gehen. "Dann kannst du wohl gehen, Sakura. Tut mir leid, ich wollte dich nicht aufhalten."

Sie nicke und wandte sich zur Tür um. Als sie an Sasuke vorbei ging, murmelte sie nur: "Willkommen zurück...", und schob sich eilig durch den Türspalt, den Sasuke offen stehen gelassen hatte.
 

Schlechtgelaunt, was wohl inzwischen ein Dauerzustand zu werden versprach, verließ Sasuke den Turm und schickte unendlich viele stumme Flüche gen Himmel, aber ausrasten wollte er nicht, das wäre zu auffällig gewesen. Im Allgemeinen war er gesund, seine Wunden würden heilen, aber sein Hauptproblem bestand noch immer – seine Augen. Itachi hatte ihm vor seinem Tod noch ein schönes Abschiedsgeschenk vermacht und er hatte gehofft, Tsunade könne ihm helfen, aber zu ihrem Leidwesen, da sie an ihre eigenen Grenzen gestoßen war, hatte sie nichts für ihn tun können. Und da sage noch einer, den Heilkundigen sei nichts unmöglich... pah! Aber was nützte es... er würde ab diesem Moment damit leben müssen, dabei war das Leben an sich nicht das allergrößte Problem, eher hatte er ein Problem damit, sich damit abzufinden. So etwas akzeptierte man doch nicht einfach so! Ach verdammt...

Sein Leben wurde von einem Moment auf den anderen derart durcheinander geworfen, dass er es immer noch nicht glauben konnte. Alle Konsequenzen seiner Situation kamen ihm in den Kopf und am liebsten wäre er schreiend davon gelaufen, doch mit einem Mal wurde ihm klar, dass ihm vorerst keine andere Wahl blieb, als im Dorf zu bleiben, denn momentan war er einfach zu verletzlich. Er wollte sich gar nicht ausmalen, wie seine Zukunft wohl aussehen würde...

Minder erfolgsversprechende Bemühungen

Völlig aufgewühlt lief Sakura, den Blick zu Boden gerichtet, durch die Straßen und achtete überhaupt nicht auf ihre Umgebung. So kam es, wie es kommen musste und sie rannte mit voller Wucht in jemanden hinein, stolperte nach hinten und landete sehr unelegant auf ihrem Hintern. Kurz schloss sie die Augen und hielt den Atem an, um nicht wütend loszuschreien. Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, schaute sie auf und erblickte Kakashi, der sie verwundert betrachtete. In der Hand hielt er wie üblich seinen Schmuddelroman. Er hatte sie also genauso wenig gesehen, toll. Missmutig verzog sie den Mund und schenkte ihrem Sensei einen Todesblick. Der setzte allerdings nur eine unschuldige Miene auf und half ihr auf die Füße.

"Warum so in Fahrt, Sakura?", fragte er ruhig und registrierte, wie die Rosahaarige sich auf die Zunge biss, um sich zu beherrschen.

"Wusstest du, dass Sasuke in Dorf zurückgekehrt ist?", presste sie schließlich heraus und sah ihn herausfordernd an. "Ich kann es einfach nicht glauben, dass wir uns diese scheiß Mühe machen, um ihm zu folgen und ihn zu finden, während er ohne unser Wissen sowieso wieder auf dem Weg hierher ist! Und dann sehe ich ihn nach all den Jahren wieder und er würdigt mich nicht mal eines einziges Blickes, dieser arrogante Idiot!", fauchte sie und wischte sich wütend eine Träne weg, die sich aus ihrem Augenwinkel gestohlen hatte.

Stumm schaute Kakashi sie an und schien zu überlegen. "Soso...", murmelte er, "dann wird er ja hoffentlich zurück in unser Team kommen..." er kratzte sich an der Nase.

"Ist das echt deine einzige Sorge?!", schnauzte Sakura und rieb sich mit den Fingerspitzen über die Schläfe. Sie brauchte eindeutig Urlaub, ihre Nerven waren schon seit einiger Zeit nicht mehr die besten.

"Er ist auch dein Teammitglied. Nach allem, was du getan hast, damit er wiederkommt, ist es bestimmt nicht angemessen, ihm jetzt Vorwürfe zu machen. Und du hast noch mehr als genug Zeit, um sauer auf ihn zu sein.", meinte Kakashi beschwichtigend und legte Sakura eine Hand auf die Schulter. Sie seufzte tief und nickte dann zaghaft, während sie sich eine Strähne aus dem Gesicht strich.

"Ich bin einfach überfordert...", nuschelte sie und wandte sich ab. Kakashi ließ sie gehen und sah ihr noch kurz hinterher, bevor er seinerseits seinen Weg fortsetzte. Sie würde das hinbekommen. Er kannte seine Schülerin, sie war stark.
 

Sasuke war unbeschadet vom Turm der Hokage bis zu seiner Wohnung gelangt und saß nun bewegungslos wie eine Statue auf dem kleinen Sessel in seinem Wohnzimmer. Ihm war klar, dass er einkaufen musste, da er überhaupt nichts zu Essen hatte, aber er war absolut unmotiviert und wollte immer noch nicht mehr als nötig draußen sein. Spätestens morgen, wenn er zur Schule ging, würde er seine Wohnung wieder verlassen müssen, dann würde er einfach danach einkaufen. Genau... einen weiteren Tag ohne Essen würde er schon aushalten.

Gerade in dem Moment, in dem sein Bauch zu einem hitzigen Protest ansetzte, klopfte es zweimal an seiner Tür. Erschrocken zuckte er zusammen - er hatte gerade überhaupt nicht auf seine Umgebung geachtet - und verzog dann missmutig den Mund. Bestimmt hatte sich jemand in der Adresse geirrt - hoffte er jedenfalls. Nach einigem Zögern und einem erneuten Klopfen stand er schließlich mit einem stummen Seufzen auf und öffnete die Tür. Es war Sakura. In Sasukes Kopf herrschte nur Leere und am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn er sie allein durch sein Schweigen wieder hätte vertreiben können, aber dem war nicht so, also wartete er darauf, dass sie etwas sagen würde.

"Ich hab dir was zu Essen mitgebracht. Und neue Kleider.", meinte sie schließlich tonlos und hielt Sasuke eine Tüte hin. Er schwieg irritiert. Eigentlich hätte er mit Sakuras Aufmerksamkeit rechnen müssen, aber das überraschte ihn dann doch. Sie hatte ihm also Essen gebracht...? Sofort verbot sein Stolz ihm, das anzunehmen, doch sein Magen verlangte immer noch beharrlich nach etwas verdaubarem. Hier stand Kopf gegen Bauch, doch sein Bauch gewann.

Wortlos nahm er Sakura die Tüte ab.

"Darf ich mit reinkommen?", fragte die Rosahaarige zögerlich.

"Hn.", meinte Sasuke nur und verschwand in seiner Wohnküche.
 

Unsicher folgte Sakura ihm in die kleine Wohnung, die Tsunade ihm zugewiesen hatte. Die Hokage hatte ihr die Adresse verraten und so hatte sie sich dazu durchgerungen, Sasuke zu besuchen, auch wenn sie wusste, dass es sie vermutlich nur frustrieren würde. Leise schloss sie die Tür und folgte Sasuke in den kleinen Raum, wo er gerade die Kleidung auspackte.

"Ich hoffe, sie passt. Aber eher wird sie wohl zu groß sein, als zu klein...", murmelte die Kunoichi, als der Schwarzhaarige gerade ein blaues, langärmeliges Shirt in den Händen hielt. Er nickte nur und verschwand mit den Klamotten in einen anderen Raum während Sakura wartete. Er brauchte bemerkenswert lange, doch als er zurückkam, staunte Sakura nicht schlecht. Er trug das blaue Shirt, dass ihm perfekt passte, und eine schwarze, kurze Hose, die bis knapp über seine Knie ging. Seine Beine waren bandagiert und erinnerten Sakura an früher. Da fehlten eigentlich nur noch die Stulpen.

"Scheint doch zu passen.", sagte Sasuke mit emotionsloser Stimme und holte Sakura damit aus ihren Gedanken zurück.

"Äh... ja, umso besser.", nuschelte sie nur und sah zu, wie der ehemalige Nuke- nin sich über das Essen hermachte.

Eine unangenehme Stille entstand, in der Sakura trübe vor sich hinstarrte und nachdachte. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, wieso Sasuke freiwillig zurückgekommen sein sollte, wenn er das alles hier doch so nervig und abstoßend fand. Inklusive sie. Er hatte sie immer noch nicht ein einziges mal angeguckt. Immer nur schaute er in die Gegend oder sein Blick ging unbestimmt durch sie hindurch. Es kränkte sie und ein unbefriedigtes Gefühl nistete sich in ihrer Brust ein. Was tat sie eigentlich hier? Das war doch vergebene Liebesmüh...

"Ist Sai immer noch in eurem Team?", fragte der Clanerbe da überraschend und jagte Sakura einen gehörigen Schrecken ein.

"Wieso interessiert dich das?", fragte sie irritiert, bevor sie auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte.
 

Stille.
 

"Ja ist er.", seufzte die Rosahaarige schließlich, "aber nur, damit wir vollzählig sind. Wahrscheinlich wirst du wieder in unser Team kommen... jetzt wo du wieder da bist..."

"Hn.", erwiderte er vielsagend. Sakura fühlte sich auf dezente Weise nicht ernst genommen. Er schaute sie nicht an, sprach nicht viel und wirkte sowieso ganz und gar desinteressiert.

"Was ist mit Naruto?", fragte er da plötzlich und veranlasste die Kunoichi, skeptisch eine Augenbraue hochzuziehen.

"Was meist du?", vergewisserte sie sich vorsichtig.

"Wie... geht es ihm?" Sakura zog verwundert einen Mundwinkel nach unten.

"...Gut?", meinte sie ratlos und Sasukes Augenbrauen zuckten.

"Er weiß nicht, dass ich hier bin?", stellte Sasuke ohne besondere Überraschung fest.

"Nein, noch nicht.", antwortete Sakura nachdenklich und fragte sich, wie er wohl reagieren würde. "Sag es ihm nicht."

"Nicht? Wieso?", wunderte die Rosahaarige sich. Kurz senkte Sasuke die Augenlider und knabberte an seiner Lippe. Fasziniert beobachtete Sakura, wie seine weißen Zähne sanft die volle Unterlippe einfingen und sie dann langsam wieder losließen. Er tat das ein paar mal und seine Lippe bekam eine immer rosigere Farbe. Sakura musste schlucken und versuchte, sich auf etwas anderes zu konzentrieren, während Sasuke nichtsahnend seinen Gedanken nachhing.

Dann hob er den Kopf wieder und meinte nur: "Damit ich noch eine Weile meine Ruhe habe."

Der Unterschied von nervig und nervtötend

Sasuke erwachte exakt fünf Sekunden, bevor sein Wecker ohrenbetäubend zu bimmeln begann und schlug im Reflex danach, als das nervige Ding seinen morgendlichen Beitrag zur Zerrütung seiner Nerven leistete. Er traf jedoch nicht hundertprozentig und so wurde der Wecker gegen die Wand geschleudert, fiel auf den Boden und bimmelte weiter, was Sasuke nur mit einem gequälten Seufzen quittierte. Als er es nicht mehr aushielt, sprang er aus Bett, eilte zur Quelle des Lärms und trat mit voller Wucht dagegen. Der Wecker flog durchs Zimmer, prallte von der Wand ab und landete unter dem Bett. Seine Aktivität wurde dadurch jedoch nicht eingeschränkt. Sasuke fluchte lauthals und krauchte unter das Schlafmöbel, um den Störenfried ein für alle mal zu töten. Er fragte sich einmal mehr, warum er sich dieses Untier angeschafft hatte. Die Antwort war einfach- er wollte nicht jeden zweiten Tag einen neuen Wecker kaufen müssen. Aber dieses Teil war doch einfach abnormal. Man konnte ein ganzes Haus darauf stellen und er würde trotzdem noch funktionieren. Ein Lackschaden wäre vielleicht drin, mehr aber auch nicht.

Er bekam das widerspenstige Ding zu fassen, zügelte gewaltsam seine Wut und drückte auf die kleine Taste, statt weiter auf das Gehäuse einzuhämmern. Sofort verstummte der Wecker und Sasuke entfuhr ein sarkastisches Schnauben. Nicht einmal er selbst konnte es sich recht machen... was war er doch für ein hoffnungsloser Fall.
 

Nicht minder missgelaunt als an seinem ersten Schultag saß Sasuke auf der Schulbank und hatte den Kopf in die Hände gestützt. Um ihn herum übten die Kinder fleißig die Fingerzeichen, um sie trotz ihres Vorwissens zur Perfektion zu bringen. Hätte ihn Tsunade nicht wenigstens zu den Ge-nin stecken können, statt zu den Kleinen, die die Schule eben erst angefangen oder immer noch nicht bestanden hatten? Langsam hatte er das Gefühl, dass sie sich über ihn lustig machen wollte...

In der Pause trottete er unmotiviert auf den Hof hinaus, die Hände in den Taschen vergraben, und setzte sich unter einem Baum auf eine Schaukel. Er erinnerte sich, wie Naruto hier immer gesessen hatte, während die anderen gespielt und ihn ignoriert hatten. Seltsame Gefühle beschlichen ihn, wenn er daran dachte. Naruto war immer einsam gewesen, genau wie er selbst, aber keiner hatte es gesehen. Vielleicht wäre er doch ein guter Freund gewesen...?

"Du siehst einsam aus...", hörte er plötzlich eine zarte Stimme und erkannte nach kurzem überlegen in ihr das Mädchen, welches in der Klasse neben ihm saß. "Ich... denke nur nach.", meinte er tonlos und schwieg dann. "Worüber?", fragte die Kleine neugierig und entlockte Sasuke ein genervtes Seufzen. "Die Vergangenheit.", gab er knapp von sich und hüllte sich dann weiterhin in Schweigen. "Ohh... naja, da hab ich nicht so viel nachzudenken, bin ja erst sieben Jahre alt...", murmelte das Mädchen leise und klang ein wenig bedrückt. "Warum bist du nicht bei den anderen?", wechselte Sasuke das Thema, in der Hoffnung, sie vielleicht irgendwie loszuwerden. "Eben weil du einsam aussahst.", erwiderte sie ruhig und Sasuke kniff die Lippen zusammen. "Mir gehts gut.", grummelte er und drehte den Kopf desinteressiert zur Seite. "Mir aber nicht.", meinte das Mädchen, "denn ich bin auch einsam. Die anderen wollen nicht mit mir spielen. Ich bin ihnen zu... ruhig und... zurückgezogen." Sasuke zögerte und dachte an sich selbst. Spielen war nie sein Problem gewesen, das hatte er selbst ja nicht mal gewollt. Er hatte sich eher bedrängt gesehen... Naruto dagegen hatte man gefürchtet und verabscheut. Und dieses Mädchen? Sie wurde ausgestoßen, weil... naja, einfach, weil sie anders war... "Darf ich vielleicht hier bei dir bleiben?", fragte die Kleine plötzlich hoffnungsvoll und holte ihn aus seinen Gedanken. "Hn", murmelte Sasuke nach einer Weile, "wenn du nicht nervst..." Er wusste nicht, was ihn dazu gebracht hatte, ja zu sagen. Er war doch stark und unabhängig, er brauchte keine Gesellschaft und noch weniger wollte er andere trösten... doch dieses Mädchen... sie schien nicht besonders nervig. Er konnte es wenigstens versuchen. Er musste ja nicht unbedingt mit ihr reden...?

In der Schule war sie still aber fleißig und sehr geschickt. Er hatte ihr bisher wirklich selten helfen müssen. Für ihre sieben Jahre hatte sie schon einen erstsunlichen Wissensumfang und ihr Lerneifer war äußerst nachahmenswert. Er selbst war von sich aus nie so bestrebt gewesen, etwas zu lernen, er hatte es einfach gekonnt. Seine einzige Motivation war die Anerkennung seines Vaters gewesen. Das was kein Vergleich zu dem Mädchen. Er jedenfalls war trotz seiner guten Noten kein gutes Vorzeigebeispiel gewesen.
 

Das Mädchen kam ab jetzt in jeder Pause zu ihm. Ab und zu fragte sie ihn etwas, aber im Allgemeinen war sie sehr ruhig und nervte ihn auch nicht. Sie besaß einen hohen Grad an Empathie und bemerkte stets, wann sie besser den Mund zu halten hatte. Er duldete ihre Anwesenheit und machte sich zu seiner eigenen Überraschung nichts daraus, im Gegenteil, schon nach kurzer Zeit hatte er sich daran gewöhnt, mit ihr auf den Wurzeln des großen Baumes zu sitzen, an dem auch die Schaukel hing, und dort seinen Gedanken nachzuhängen.
 

"Du redest nie viel.", stellte sie fest. "Du auch nicht.", erwiderte er selbsterklärend. Sie schwieg. "Ich meine nur..", fügte sie nach einer Weile an, "du siehst nicht fröhlich aus, ist irgendetwas los?" Er sagte eine Weile nichts, dachte nur nach. Tja, was war mit ihm? Was genau war es denn, das ihn hier hielt, aber gleichzeitig sein Glück verhinderte? "Ich... muss mich wieder an dieses Leben gewöhnen.", meinte er dann schlicht. "Mhm...", summte die Kleine. "Du hast schönes Haar.", bemerkte sie irgendwann leise. Ohne es zu wollen, musste er leicht lächeln. "Das hab ich wohl von meiner Mutter.", erwiderte er nachdenklich. "Du solltest öfter lächeln.", meinte sie mit einem derart naiven Klang in der Stimme, dass er entgegen seiner Laune schmunzeln musste. Immerhin reichte es für einen Mundwinkel. "Genau!, rief sie glücklich und lachte hell auf. Verwirrt realisierte er, wie ihre kindliche Unschuld ihn langsam auftaute und endlich begriff er, was ihn so betrübte. Eine makabere Situationskomik schob sich in seine Gedanken und ließ ihn ungläubig den Kopf schütteln. Er, Sasuke Uchiha, trauerte seiner Kindheit nach, die so brutal beendet worden war.

Vielversprechende Begegnung

Mit den Händen in den Taschen und gesenktem Kopf lief er durch die Gassen und überließ sich seinen Gedanken. In seiner Versunkenheit bemerkte er den anderen nicht, der ihm entgegen lief und es sehr eilig zu haben schien. Mit voller Wucht raste der in ihn hinein und rannte ihn glatt über den Haufen. Sasuke fiel fluchend auf den Hintern und der andere verfing sich in seiner Kleidung, stolperte und landete mit lautem Gezeter unsanft auf Sasuke, der einen gehörigen Schlag in die Rippen bekam und erschrocken aufkeuchte. "Naruto. Geh runter von mir, du bist so knochig wie ein Skelett!", beschwerte er sich lautstark. Sein Gegenüber blieb stumm und verharrte in einer ungläubigen Starre auf Sasuke, ohne auch nur auf den Gedanken zu kommen, seiner Bitte Folge zu leisten. "Verdammt Naruto!", schimpfte dieser ärgerlich und schließlich wurde es ihm zu bunt, er zog ein Bein unter den Körper des Ninjas und trat mit aller Kraft zu. Nauto flog in einem hohen Bogen durch die Luft und krachte- alle Gliedmaßen von sich gestreckt- gegen eine Hauswand, die unter der Wucht des Aufpralls leicht schwankte und feine Sandkörner in Narutos Haare rieseln ließ. Dieser schnappte keuchend nach Luft und sank mit schmerzendem Rücken auf den Boden. In der Zeit hatte Sasuke sich aufgerichtet und mit mürrischer Miene den Straßenstaub von seinen Sachen geklopft. "...Scheiße... Sasuke, verarsch mich nicht!", fand Naruto nun endlich seine Sprache wieder und richtete sich langsam auf, wobei er mit einer Hand vorsichtig seinen Rücken betaste. "Käme mir nie in den Sinn.", erwiderte der bissig und richtete seine Stulpen, die er sich eben besorgt hatte. "Diese sarkastischen Kommentare... du bist das wirklich! Was zum..." Fassungslos umrundete Naruto seinen ehemaligen Teamkameraden und begutachtete ihn von allen Seiten. "Du siehst aus wie früher... das muss ein schlechter Traum sein...", brabbelte Naruto ungläubig. "Wenn du noch weiter son Schrott laberst, verpass ich dir eine, dass du bis nach Suna fliegst! Wenn du dann immer noch glaubst zu träumen, kann ich dir nur eine gute Nacht wünschen.", zischte Sasuke entnervt und gab Naruto eine leichte Kopfnuss. "Kein Grund so unfreundlich zu sein...", murrte der nur. Dann weiteten sich seine Augen und seine Haltung wurde angespannt. "Ich muss es Sakura sagen! OmG, sie wird ausflippen!" "Wird sie nicht, sie weiß es schon.", grummelte Sasuke vor sich hin und machte sich auf das gefasst, was folgen würde. "Seit wann?", kam sofort die Frage und Sasuke verdrehte nur innnerlich die Augen.

"Eine Woche."

"Und sie hat mir nichts gesagt?!"

"Hn"

"Wie konnte sie nur?"

"Tja..."

"Ich... also... wieso nur? Wieso sagt sie mir nichts davon...?"

"..."

"Ich muss sofort zu ihr.", kam es plötzlich entschlossener von Naruto und schon war er weg. "Öhm...", murmelte Sasuke und schüttelte nur seufzend den Kopf. "So viel zu seiner Freude, mich wiederzusehen." Im nächsten Moment wurde er schon wieder umgerannt und fand sich zum wiederholten Male unter Naruto wieder, der ihn so stürmisch umarmte, dass Sasukes angeschlagene Rippe ihn schmerzhaft das Gesicht verziehen ließ. Erneut keuchte er auf und versuchte, sich zu befreien, doch Naruto hielt ihn unbeirrt weiter fest. "Es ist so toll, dass du wieder da bist!", rief er überschwänglich, dann ließ er ihn los und war im nächsten Moment wieder verschwunden.

"Irgendwann bring ich ihn um.", knurrte Sasuke, den Fakt ignorierend, dass er das ja schon des öfteren versucht hatte. Stöhnend richtete er sich auf. Seine Brust schmerzte wie die Hölle, aber das kümmerte ihn nicht weiter. War ja nicht so, als ob Schmerz ihn in die Kniee zwingen konnte.

Leicht schwankend erreichte er seine Wohnung und duschte erst einmal, um den Schmutz der Straße weg zu bekommen. Danach ließ er sich seufzend auf das Sofa fallen und streckte sich träge. Seine Rippen taten immer noch weh, daher entschloss er sich, für den Rest des Tages das Haus nicht zu verlassen, man konnte schließlich nie wissen, wer einem noch so über den Weg lief.

Sasuke genoss die wohlige sanfte Wärme um sich herum und döste langsam ein. Vor seinem inneren Auge tanzten bunte Punkte und bildeten fantasievolle Muster. Fasziniert betrachtete er ihre Farbigkeit und stellte fest, dass er noch nie viel auf Farben gegeben hatte. Dabei waren sie so... fröhlich... im nächsten Moment schnaubte er über seinen Gedanken und strich sich die schwarzen Haare aus dem Gesicht. Farben... als ob sie etwas wert wären. Es gab wichtigere Dinge im Leben.

Sasuke wollte sich gerade wieder in seinem Gedanken vertiefen, als es lautstark an der Tür klopfte. Er fuhr hoch und erlitt beinahe einen Herzstillstand. Sein Blutkreislauf reagierte zu träge auf die plötzliche Bewegung und sein Bewusstsein drohte sich zu verabschieden. Er schwankte gefährlich und taumelte gegen die Wand. Seine Schulter gab ein leises Knacken von sich und er sog scharf die Luft ein. "Was für ein scheiß Tag.", murmelte er resignierend, dann öffnete er die Tür. Sakura stand da und wirkte ähnlich genervt wie er. "Hey.", meinte sie unglücklich, "darf ich rein?" Wortlos hielt er ihr die Tür auf. Die Rosahaarige betrat das Wohnzimmer und ließ sich seufzend auf den Sessel fallen. Sie stellte eine Tüte auf den Tisch mit den Worten "Hab was zu Essen mitgebracht." Sasuke nickte und nahm wieder seinen Platz auf dem Sofa ein, während er seine schmerzende Schulter rieb. "Naruto war eben da.", fuhr Sakura fort und schaute Sasuke aufmerksam an. "Er war total sauer auf mich, weil ich ihm nichts gesagt habe. Manchmal würde ich doch gern..." zum Ende hin wurde sie immer leiser und nuschelte die letzten Worte in ihren nicht vorhandenen Bart, sodass Sasuke sie nicht verstand. "Er wird es überleben.", kommentierte er nur knapp. Sakura lachte trocken auf. "Natürlich wird er, er hat schon ganz anderes überlebt..." Sasuke seufzte nur stumm und strich sich ein weiteres Mal sein Haar aus der Stirn. Sie schwiegen eine Weile, bis Sakura das Gespräch schließlich wieder auf ihr Team brachte. "Und, willst du zurück?", fragte sie und er glaubte, einen Funken Hoffnung in ihrer Stimme zu hören. "Hn...", murmelte er, "das geht nicht." "Wieso?" Erschrocken sah Sakura ihn an. Er sparte sich die Antwort vorerst, doch als sie noch immer nicht aufgab und er ihren Blick beinahe schon auf sich spüren konnte, seufzte er resignierend und meinte: "Ich bin erst seit kurzem wieder im Dorf und Tsunade würde es nicht erlauben." Sakura verfiel in ein Grübeln und nuschlte: "Und wenn ich sie fragen würde... oder Naruto... sie kann gewiss nicht dagegen rebellieren, wenn wir unser Team wieder vollständig haben wollen... zudem bin ich ihre Lieblingsschülerin... mir kann sie wirklich nur wenige Bitten abschlagen...

Was hälst du davon?", wandte sie sich nachdenklich an Sasuke. Grummelnd rutschte der auf dem Sofa herum und konnte sich nicht entscheiden, ob er Sakura nun nervig finden sollte, oder nicht - immerhin ein Fortschritt.

Tja, wollte er wieder zurück ins Team? Einerseits bestünde dann die Gefahr, dass die anderen merkten, dass mit ihm etwas nicht stimmte, andererseits könnte er vielleicht so der Schule entfliehen. Einen Versuch war es auf jeden Fall wert. "Von mir aus, frag sie.", brummte er schließlich und Sakura lächelte hoffnungsvoll. "Mach ich.", stimmte sie noch einmal überflüssigerweise zu und stand dann auf. "Na gut... Hab noch was zu erledigen. Ich sag dir morgen, was Tsunade entscheidet." Er begnügte sich mit einem knappen Nicken und blieb sitzen, als Sakura die Wohnung verließ.

Theorie und Praxis

Seufzend stand Sasuke auf, ging zu dem kleinen Jungen in der zweiten Reihe und korrigierte dessen Handhaltung, während er ihm noch einmal die Zeichen für das Erschaffen eines Doppelgängers nannte. Der Junge übte fleißig weiter, bis Iruka schließlich eine kleine Pause einlegte und danach fortfuhr, die Schüler mit dem theoretischen Wissen über das Verhalten bei einer Mission zu quälen. Sasuke strich sich das Haar aus dem Gesicht und stützte dann seinen Kopf auf die Hände. Unwillkürlich verglich er die Regeln, die Iruka vor der Klasse präsentierte, mit dem Verhalten, dass sie in Team sieben an den Tag gelegt hatten. Er kam zu dem Schluss, dass die Einhaltung der Richtlinien und die Realität eine schwimmende Grauzone waren, denn auf einer echten Mission konnte man all diese Dinge gar nicht mit einbeziehen. Naja, abgesehen davon war es mit einem Chaosninja wie Naruto im Team schier unmöglich, einem genauen Plan zu folgen. Sein Mundwinkel hob sich zu einem sanften Schmunzeln, während er daran dachte, was Naruto mit seiner verfluchten Spontanität schon alles angerichtet hatte. Zugegeben- manchmal war es durchaus hilfreich, aber oftmals kamen schlichtweg dämliche Aktionen heraus, die schon wieder so dämlich waren, dass Naruto fast schon einen Orden dafür verdiente. Irgendwie interessierte es ihn doch schon mal, was aus Naruto geworden war.

Seine Gedanken wurden vom Läuten der Schulglocke unterbrochen, die die Pause ankündigte. Langsam erhob er sich von der Bank und folgte den lärmenden Kindern auf den Hof. Er ließ sich auf der Wurzel nieder und gleich darauf kam das kleine Mädchen angelaufen und setzte sich auf die Schaukel. "Über was denkst du nach?", fragte sie mit ihrer zarten Stimme und Sasuke legte darauf minimal den Kopf schief. "Über die Vergangenheit. Mal wieder.", erwiderte er ruhig und streckte seinen Rücken durch, um die Steifheit seiner Gleider zu vertreiben. Die Kleine summte vor sich hin und schaukelte, so hoch sie konnte. "Wie heißt du eigentlich?", griff Sasuke das Gespräch wieder auf. Es war der fünfte Tag, nachdem er sie kennengelernt hatte. Das Mädchen zuckte die Schultern und meinte: "Ich hab viele Namen. Die meisten Erwachsenen nennen mich Hana und die anderen Kinder rufen mich manchmal Moe, Haruko oder Akina, wegen der vielen Blumen, die ich um mein Haus gepflanzt habe... nenn mich einfach, wie du willst." Ein Lächeln klang in ihrer Stimme mit und veranlasste Sasuke zu einem nachdenklichen "Mhm...

Blumen also..." Er sann eine Weile still nach, dann legte sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen. "Wenn das so ist, werde ich dich Reika nennen", entschied er und die Kleine kicherte leise und fröhlich.

Es war dieses Kichern, dass ihm noch lange in den Ohren nachklang, als er schließlich den Klassenraum verließ.

Doch bevor er durch das Haupttor schritt, folgte er der Lektion, die ihm die letzten Tage erteilt hatten, und suchte die Gegend nach Chakren ab. Zu oft war es ihm jetzt schon passiert, dass er aus Unachtsamkeit überrascht oder umgerannt worden war. Er suchte alles in näherer Umgebung ab, konnte aber nichts beunruhigendes feststellen. Beruhigt trat er durch die Tür und folgte dann der Straße, die zu seiner Wohnung führte. Er war nur wenige Schritte gegangen, als er plötzlich Sakuras Chakra spüren konnte. Sie stand einige Meter von ihm entfernt an einer Straßenecke, doch als sie merkte, dass er sie bemerkt hatte, setzte sie sich zögerlich in Bewegung und kam auf ihn zu. "Sasuke...", grüßte sie ihn und er hörte deutlich die Irritation in ihrer Stimme. Er nickte nur stumm, während er die Hände in den Taschen vergrub. "Was... warum kommst du aus der Schule?", stellte sie nun die vorsichtige Frage, auf die er schon gewartet hatte. "Hn.", meinte er nur und wandte sich unbehaglich von ihr ab. "So schlimm...?", bohrte die Rosahaarige weiter und brachte ihn zu einem genervten Schnauben. "Tsunades Idee.", erwiderte er nur knapp und begann zu Sakuras Erstaunen, wieder an seiner Lippe zu knabbern. Hatte er früher nie getan. Irgendwie wirkte er nervös. "Das du... was tust? Gehst du wieder zur Schule?", hinterfragte die Kunoichi Sasukes Aussage erstaunt und konnte ein verwirrtes Lachen nicht zurückhalten. "Ja, witzig nicht?", schnappte Sasuke plötzlich ein und schritt mit einer derartigen Sauerbier-Miene an ihr vorbei, dass sie fast schon wieder lachen musste. Im letzten Moment konnte sie es unterdrücken und rannte ihm hinterher. "Jetzt warte doch! So schlimm ist das doch nicht, ich meine, du kannst doch sowieso schon alles. Und keine Sorge, ich finds nicht komisch." Beschwichtigend legte sie eine Hand auf seine Schulter und tatsächlich blieb er stehen. "Vielleicht sollte ich wirklich mal mit Tsunade reden, damit sie dir das erspart.", überlegte sie laut. "Ich würde es sehr begrüßen.", grummelte Sasuke genervt und Sakura schnaubte amüsiert. "Keine Sorge. Von mir aus kannst du ja jetzt gleich mitkommen, ich war gerade auf dem Weg zu ihr." Sasuke überlegte kurz, aber eigentlich war ihm sowieso alles egal. "Von mir aus...", erwiderte er tonlos und folgte Sakura zum Turm der Hokage.

Als sie das Büro betraten, saß Tsunade gerade auf dem Fensterbrett und reckte sich. Sie wirkte recht müde, aber das war nicht ungewöhnlich. Die Arbeit musste wirklich sehr demotivierend sein.

"Ah, Sasuke, Sakura. Was wollt ihr denn?", wurden sie von der Hokage in Empfang genommen, nachdem diese sie entdeckt hatte. "Ähh... ich wollte dich um einen Gefallen bitten.", begann Sakura und kratzte sich etwas verloren am Kopf, während sie nach den richtigen Worten suchte. "So? Was denn?", wurde Tsunade hellhörig, stieg vom Fensterbrett und schenkte ihrer Lieblingsschülerin ihre volle Aufmerksamkeit. "Ich... ähm... ich wollte fragen, ob Sasuke nicht wieder in unser Team könnte...", fuhr die Rosahaarige fort und knabberte an ihrer Unterlippe. Tsunade ging ein Lichtlein auf und sie schaute zum Schwarzhaarigen, der den Kopf weggedreht hatte und sich alle Mühe zu geben schien, desinteressiert auszusehen. Sie musste schmunzeln und dachte anschließend über die Bitte nach. Wenn sie ihn jetzt wieder ins Team ließ, machte sie ihm große Zugeständnisse und dabei war erst knapp eine Woche wieder hier. "Ich weiß nicht.", murmelte sie. "Bitte Tsunade, er gehört einfach zum Team und ich bin mir sicher, dass es auch Naruro sehr freuen würde."

"Mhm..."

"Wir passen auch auf ihn auf.", versicherte die Medic-nin zusätzlich und erntete dafür ein abfälliges Schnauben seitens Sasuke. Mit fragendem Blick wandte sich Tsunade an diesen und meinte: "Bist du sicher, dass du das willst? Du weißt, dass du damit ein nicht geringes Risiko eingehst." Sasuke nickte nur stumm. Verwirrt warf Sakura dem Clanerben einen Seitenblick zu, doch dieser reagierte gar nicht darauf.

"Na gut.", meldete sich da Tsunade wieder zu Wort. "Er darf wieder ins Team, aber ihr werdet vorerst keine Missionen machen, nur Training innerhalb des Dorfes. Außerdem nur drei Tage die Woche. Von Donnerstag bis Samstag. Montag bis Mittwoch wird Sasuke weiterhin in die Schule gehen.

Was wir dann mit Sai machen, werde ich später mit Danzo besprechen, er war schließlich sowieso nur ein Ersatz.", vollendete die Hokage ihre Ansprache und forderte das Einverständnis beider ein, bevor sie zufrieden nickte. "Gut, dann könnt ihr wieder gehen, ich hab noch zu tun.", meinte sie und verschanzte sich wieder hinter ihrem Schreibtisch.

Ein- und Vielfalt verschiedener Lebensformen

"Hast es gehört, Training wird also frühestens in zwei Tagen was.", seufzte Sakura und atmete tief die frische Luft ein. "Hn.", kam es nur zurück und die Kunoichi verdrehte die Augen. Ja, es gab definitiv Dinge, die sich nie ändern würden, egal was passierte... und dieser nichtssagende Laut war eins davon. "Jaja.", murmelte sie grinsend und schritt kopfschüttelnd die Straße hinab, um Naruto zu suchen. Sasuke verzog das Gesicht, folgte ihr in Ermangelung einer sinnvollen Beschäftigung und überlegte, wie er das mit dem Training machen sollte. Irgendwie hatte er nicht wirklich damit gerechnet, dass Tsunade es ihm erlauben würde. Tja, das hatte er davon, er hätte vielleicht besser nachdenken sollen.

Sie fanden Naruto - wie konnte es anders sein - in seinem lieblings-Nudelrestaurant, wo er fröhlich vor sich hinfutterte. Eigentlich war es ja erstaunlich, dass seine Schüssel überhaupt noch etwas enthielt...

Sakura ließ sich auf einen Barhocker neben ihn fallen und legte erschöpft den Kopf auf die Arme. "Ahh, Sakura!", rief der Blonde, als er seine Teamkameradin sah. Dann erblickte er den Schwarzhaarigen. "Ohh, Sasuke, du auch hier?" Mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck schaute er zwischen den beiden hin und her, doch dann breitete sich wieder das allbekannte Grinsen auf seinem Gesicht aus, von dem er nicht mal den Bruchteil einer Sekunde lassen konnte und er bot Sasuke an, sich ebenfalls zu setzen. Doch der grummelte nur und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Theke, um dann gelangweilt in die Gegend zu starren.

"Sasuke kommt wieder in unser Team.", teilte Sakura dem Blonden nun mit und der verschluckte sich beinahe an seiner Nudelsuppe. "Echt?!", rief er mit leuchtenden Augen und Sasuke verspürte das dringende Bedürfnis, ihn auf den Hinterkopf zu schlagen. Er konnte sich aber gerade noch so beherrschen und seufzte stattdessen wehmütig. "Ja, sowas sag ich doch nicht aus Spaß!", schnauzte Sakura und funkelte Naruto böse an. "Ist ja gut.", nuschelte der und widmete sich wieder seinem Lieblingsgericht. Einen Moment später schaute er jedoch wieder auf und rief: "Aber das ist doch voll cool! Dann ist es fast wieder so wie früher!" "Nichts ist so wie früher, Dobe.", meinte Sasuke da plötzlich mit tonloser Stimme, "und es wird nie wieder so sein." Mit diesen Worten stieß er sich von der Theke ab und verschwand in der nächst besten Seitenstraße. In Narutos Gesicht stand ein großes Fragezeichen, doch Sakura zog nur kurz die Augenbrauen hoch und stand dann ebenfalls auf, um zu gehen. Sie fühlte sich gerade nicht in der Lage, Sasukes Launen zu interpretieren, also verabschiedete sie sich von Naruto und ging.
 

(Zeitsprung)

Es überraschte ihn selbst, aber er hatte sich sehr schnell an die Schule und die Kinder gewöhnt. Es war schon nach dieser einen Woche eine Art Gewohnheit geworden, den Kindern zu helfen und sie zu verbessern. Das überraschendste daran war aber, dass die Kleinen ihn auch mochten. Hätte ihm vor zwei Wochen jemand erzählt, dass er sich mal um einem Haufen lärmender Kinder kümmern und auch noch so etwas wie Spaß dabei haben würde; er hätte ihm das Gehirn umgekrempelt.

Dies wurde ihm aber erst an diesem Morgen bewusst, wo er wieder einmal hier saß und das Treiben um sich herum auf sich wirken ließ. Es war Mittwoch - morgen würde er das erste Mal seit Jahren wieder mit seinem Team trainieren... und er hatte keinen blassen Schimmer, wie er das anstellen sollte. Er würde einfach versuchen, sich im Hintergrund zu halten. Oder sollte er Kakashi einweihen...? Das würde es auf jeden Fall einfacher machen, aber andererseits wollte er nicht, dass man auf ihn Rücksicht nahm, als sei er ein Schwächling. Er würde einfach spontan gucken, wie es sich ergab.

Mit dem Läuten der Schulglocke verließ er das Gebäude und wollte sich gerade auf den Weg machen, als er Reika hinter sich rufen hörte. Er blieb stehen und wartete, bis sie zu ihm aufgeschlossen hatte. "Was ist denn?", fragte er ruhig und hob eine Augenbraue. Die Kleine musste erstmal wieder zu Atem kommen, dann hauchte sie: "Was... was machst du jetzt?" Sasuke hielt verwundert inne und runzelte die Stirn. "Ich weiß noch nicht.", gestand er und strich sein Haar nach hinten, damit es ihm nicht in die Augen fiel. "Magst du Blumen?" Sasuke zögerte kurz. "Wieso?" "Ich würde dir gern mein Haus zeigen, dann verstehst du bestimmt auch meine Namen.", meinte Reika mit einem Lächeln in der Stimme und nahm seine Hand, um ihn hinter sich her zu ziehen. Ein wenig überfordert folgte Sasuke dem Mädchen, er hatte ja sowieso nichts zu tun.

Sie führte ihn durch unzählige Straßen und Gassen, sodass er das Gefühl bekam, sich schon längst außerhalb des Dorfes zu befinden. Tatsächlich wohnte sie auch sehr nah am Waldrand, was ihn gleichermaßen beeindruckte, wie auch beunruhigte. Er fand es beachtlich, dass sie jeden Morgen diesen Weg zurücklegte, um zur Schule zu kommen, andererseits kam es ihm nicht ganz ungefährlich vor, so weit außerhalb zu wohnen. Eer brauchte einen kleinen Moment, bis er realisierte, dass er sich Sorgen um sie machte. Mit einem seltsamen Gefühl des Unwohlseins nahm er es zur Kenntnis und und ohne das er es merkte, verlangsamte sich sein Schritt.

"Wir sind da.", erklang da Reikas zarte Stimme und sie blieb stehen, hielt aber weiterhin seine Hand fest. Er ließ es zu, obgleich es immer noch befremdlich auf ihn wirkte. Fühlte es sich vielleicht so an, sein eigenens Kind an der Hand zu halten...?

"Wie gefällt es dir?", fragte Reika leise und in ihrer Stimme klang gleichermaßen Liebe wie Stolz mit, für das, was sie geschaffen hatte. Tief atmete Sasuke ein und ein Geruch von einer Fülle von Blumen verschiedenster Arten schlug ihm entgegen und hüllte ihn ein, als ob er ein lebendiges Wesen wäre. Benommen folgte er dem Duft und kniete sich vor eines der vielen Beete. Vorsichtig tastend berührte er einen der Rosenköpfe und fühlte die zarten Blütenblätter unter seinen Fingerspitzen. Er war wie in Trance und fand keine Worte für das, was hier vor ihm lag. Es war unglaublich. "Wunderschön...", flüsterte er und hörte Reikas helles Lachen neben sich. "Jetzt verstehst du es.", stellte sie zufrieden fest, dann strich ihm verspielt durchs Haar, gab ihm einen Kuss auf die Stirn und richtete sich wieder auf.

"Was ist mit deinen Eltern?", fragte Sasuke, als die Kleine sich gerade verabschieden wollte. "Ohh... sie sind schon früh gestorben. Deshalb auch die vielen Namen, keiner kann sich mehr an meinen richtigen erinnern.", erwiderte Reika mit ungetrübter Stimme. Sasuke schwieg sich aus. Es schien nicht, als würde es sie belasten und er selbst fand es immer abscheulich, wenn jemand ihm mit Mitleid kam. Er stand auf und verabschiedete sich, dann machte er sich auf den Rückweg.

Risiken und Nebenwirkungen

Sorgfältig band er sich die Taschen für die Waffen um und befestigte sein Katana am Gürtel, obgleich er wusste, dass er es beim Training nicht brauchen würde. Selten sentimental hielt er das Stirnband in den Händen, doch es war immer noch das eines Nuke-nins... im Dorf sollte er es besser nicht tragen. Statt dessen nahm er einen breiten Stoffstreifen und band damit sein Haar zurück. Einen kurzen Moment zögerte er noch, dann verließ er seine Wohnung und machte sich auf den Weg. Er würde zu früh kommen, so wie immer.

Mit viel Mühe verlangsamte er seine Schritte und achtete verstärkt auf seine Umgebung. Nur vereinzelt waren Leute unterwegs, deren schwaches und unausgeprägtes Chakra er spüren konnte. Keine Ninja, nur harmlose Dorfbewohner. Er lief auf kürzestem Weg, eine Angewohnheit, die ihn sein Leben lang schon begleitete. Wozu auch Umwege machen? Wegen der schönen Umgebung oder den dunklen, beängstigenden Gassen? Längere Wege waren unefizient, also sparte er sie sich.

Er kam viel zu früh am Trainingsplatz an und stellte sich stumm seufzend auf eine lange Wartezeit ein. Nach kurzer Zeit kam Sakura und begrüßte ihn knapp. Sie wirkte müde und unausgeschlafen. Er nickte nur und rührte sich ansonsten nicht. Bis Naruto erschien, verging eine längere Zeit, aber selbst er war noch einigermaßen pünktlich im Gegensatz zu Kakashi, der sie eine dreiviertel Stunde warten ließ. Wie in alten Zeiten tönten Sakura und Naruto gleichzeitig: "Zu spät!", und hörten sich dann missmutig Kakashis Ausrede an, bevor Naruto plötzlich fragte: "Was ist mit Sai?"

Kakashi hielt in seiner Bewegung inne und beäugte den Blonden abschätzend, bevor er schwammig antwortete: "Wird vermutlich versetzt, aber genau weiß ich es auch nicht." "Aber er kann doch nicht einfach aus dem Team geschmissen werden!", kam sofort die Widerrede und der Grauhaarige seufzte stumm. "Naruto... du weißt, dass Sai nur ein Ersatz für Sasuke war. Er gehört zu einer ganz anderen Einheit und es war nie wirklich geplant, dass er dauerhaft bei uns bleibt." Naruto wollte erneut widersprechen und seinem Unmut über die Situation Ausdruck verleihen, doch der Jonin ignorierte seine Beschwerde mit der Begründung, dass er nicht dafür verantwortlich sei und begann das Training.

Kakashi wies Naruto und Sakura an, sich mit einem Trainingskampf aufzuwärmen, dann kam er zu Sasuke und meinte: "Schön, dass du wieder da bist. Tsunade hat mich aufgeklärt, wir lassen es einfach langsam angehen. Konzentriere dich ordentlich und dann klappt das schon. Daran hab ich eigentlich keinen Zweifel." Sasuke nickte stumm und richtete seine Aufmerksamkeit dann auf den Kampf seiner Teammitglieder. Sie waren beide sehr schnell geworden und hatten viel gelernt und er war maßlos erstaunt über die Fortschritte, die beide gemacht hatten, auch wenn er das natürlich nie zugegeben hätte.

Der Kampf wurde schließlich von Kakashi unterbrochen, nachdem Naruto die umstehenden Bäume zu Kleinholz verarbeitet und Sakura fast den gesamten Boden aufgerissen hatte. "Ach je, ihr müsst es auch immer übertreiben. Ich hab gesagt, ihr sollt euch aufwärmen, nicht alles zerlegen, was euch unterkommt.", tadelte er, erhielt aber nur ein halb belustigtes und halb verächtliches Schnauben von Sakura. "Mhm... da ist wohl der Fuchs mit mir durchgegangen...", murmelte Naruto und Sasuke hob eine Augenbraue.

"Na gut, jetzt Naruto gegen Sasuke. Wir machen etwas Neues, ihr werdet mit verbundenen Augen kämpfen. Ich möchte, dass ihr langsam anfangt. Keine speziellen Künste, nur Grundwissen. Konzentriert euch auf eure Wahrnehmung. Hier geht es nicht darum, zu gewinnen.", wies Kakashi an und Sasuke nickte überrascht. Diese Idee war durchaus nicht blöd.

Während Kakashi dem murrenden Naruto ein Tuch über die Augen legte, schob er einfach sein Stirnband nach unten, bis er es an seiner Nasenspitze fühlen konnte. Er würde nun genau aufpassen müssen. Vom vorherigen Kampf war der Boden immer noch uneben, also musste er nicht nur auf Naruto achten, sondern auch auf seinen Untergrund. Andersrum galt das für den Blonden natürlich auch. Vorsichtig ging er ein paar Schritte seitlich, um mehr in die Mitte des Platzes zu gelangen. Er spürte, wie Naruto ihm folgte und dann ein Stück auf ihn zukam. Leise hörte er dessen Schritte auf dem steinigen Untergrund. Er zog lautlos einen Kunai und fasste ihn verkehrt herum am Griff, sodass die Spitze nach hinten wies. Er wollte gerade noch einen Schritt zur Seite machen, als er plötzlich spürte, wie sich Narutos Chakra sprunghaft auf ihn zu bewegte. Blitzschnell duckte er sich und der kalte Lufthauch traf ihn im Nacken. Er wirbelte herum und hob reflexartig seinen Arm zur Abwehr, da traf ihn auch schon ein Schlag, den er mit seiner Reaktion allerdings gut abfangen konnte. Ohne groß zu überlegen trat er frontal dorthin, wo er Narutos Bauch vermutete und dieser stolperte nach hinten, konnte sich jedoch noch gut abfangen. In dem Versuch, ein wenig Zeit zu gewinnen, formte er kurz ein paar Fingerzeichen für die Kunst des Tauschens und fand sich im Geäst eines der Bäume wieder, die Naruto nicht zum Opfer gefallen waren- kurz darauf hörte er das dumpfe Einschlagen einer Klinge in Holz. "Das ist doch krank.", murmelte er verdrießlich, "Wie soll man das denn kalkulieren?" Auf einmal teilte sich Narutos Chakra und statt einem spürte er nun drei. Der Chaos- Ninja hatte also wieder seine geliebten Doppelgänger erschaffen. Das blöde war nur, dass diese keine verbundenen Augen hatten... gleich darauf rannte auch schon einer der drei in seine Richtung und er ahnte, dass er nicht so gut versteckt war, wie er gehofft hatte. Er erlaubte sich ein stummes Seufzen, während er die Entfernung abschätzte, die der Doppelgänger haben würde, wenn er es bis zum Boden geschafft hätte. Dann spannte er sich an und sprang. Er landete perfekt auf den Schultern des Fake- Narutos und stach nach dessen Seite. Der falsche Naruto verpuffte unter ihm und er fiel unsanft auf die aufgerissene Erde. Inzwischen hatten auch die anderen beiden Narutos ihn gefunden, von denen einer sich um ihn herum bewegte, den Abstand aber hielt. Okay, jetzt hatte er ein Problem. Einer von beiden konnte sehen und wenn er vom echten Naruto angegriffen wurde, würde der andere ein leichtes Spiel haben... angestrengt stieß er die Luft aus und festigte den Griff um seinen Kunai. Als der eine Naruto sich ihm näherte, wandte er diesem seine Aufmerksamkeit zu und tastete mit den Füßen geräuschlos den Boden ab. Naruto machte einen Satz auf ihn zu und griff ihn an, Sasuke wich ein Stück zurück, dann schlug er ein Rad, wobei er Naruto mit einem Fuß unter dem Kinn traf, sodass dieser taumelte, bevor sein Angriff den Schwarzhaarigen erreicht hatte. Kaum stand Sasuke wieder, da wirbelte er herum und warf seine Waffe auf den blonden Fake. "Okay, stopp!", rief Kakashi und im gleichen Moment, wie der Doppelgänger, durch Sasukes Wurf getroffen, verpuffte, streifte ein Kunai, den der andere Naruto noch nach ihm geschleudert haben musste, Sasukes Oberarm und schlitzte ihn auf. Er zischte überrascht und tastete nach der Wunde. Sie war verhältnismäßig tief und das Blut tränkte schon das Oberteil. "Warte, ich heile es.", rief Sakura und wollte sich eben ans Werk machen, als er sie simpel auf Abstand hielt und verneinte. "Sie ist ziemlich tief, du solltest das nicht sich selbst überlassen.", warf die Rosahaarige ein, erntete aber nur Schweigen von Sasuke, während dieser einen Streifen aus seinem ohnehin ruinierten Shirt riss und sich um den Arm knotete, um die Blutung zu stillen. "Dein verfluchter Stolz bringt dich noch mal um!", meinte Sakura missgelaunt, beließ es aber dabei, weil sie wusste, dass es sowieso keinen Zweck hatte.

"Übrigens gut gekämpft, ihr beiden.", lobte Kakashi knapp und ein müdes Lächeln schlich sich auf Sasuke Gesicht.

Schmackhafte Provokation

Er holte sein Katana, dass er vor dem Kampf nun doch abgelegt hatte, als Sakura nach ihm rief und meinte: "Willst du die Augenbinde nicht mal langsam abnehmen, oder hast du dich schon so daran gewöhnt?" Fluchend riss sich Sasuke das Stirnband herunter und zog finster die Augenbrauen zusammen. Hoffentlich hatte Sakura nichts gemerkt. Er musste unbedingt besser aufpassen.

"Hey, Sakura, Sasuke!", rief Naruto plötzlich, als die beiden gerade Anstalten machten, zu gehen. "Mhm?", kam es von Sakura und sie schaute sich nach dem Blonden um. "Wir könnten doch mal zusammen essen gehen, jetzt wo wir wieder ein Team sind!" Naruto wirkte vollauf begeistert, während Sasuke, immer noch mit dem Rücken zu ihm, stehen blieb und sich ausschwieg. "Also ich hätte nichts dagegen.", erwiderte die Rosahaarige mit einem Lächeln und stupste Sasuke an, "Was ist mit dir?" "Hn.", meinte der Clanerbe nur und wollte gerade losgehen, als Naruto plötzlich an seinem Ärmel hing und daran zog wie ein kleines Kind. "Ach komm schon! Nur einmal.", schmollte er und Sasuke stöhnte genervt auf. Augenrollend packte Sakura Naruto am Kragen und zog ihn von Sasuke weg. "Bitte Sasuke.", meinte sie mit versöhnlichem Tonfall, "Dein Wohlbefinden bessert sich auch nicht dadurch, dass du immer allein bleibst." Der Schwarzhaarige seufzte leidend und nickte dann knapp. "Wenn es unbedingt sein muss...", murrte er und schob die Hände in seine Taschen. "Wann?", fragte er mit tonloser Stimme. "Morgen, wenns recht ist.", schlug Sakura vor und Sasuke nickte nochmals. Dann lief er ohne weitere Worte den Weg hinab und verschwand vom Trainingsplatz.

Er musste zu Tsunade und die Wunde heilen lassen. Sakura hatte Recht, er konnte sie nicht so lassen. Die Gefahr einer Infektion war einfach zu groß.
 

Nachdem Tsunade sich um die Wunde gekümmert hatte, verließ Sasuke das Krankenhaus, wo er sie ausnahmsweise sogar mal angetroffen hatte. Sonst war sie immer viel zu beschäftigt mit ihrem ganzen Papierkram. Er wollte nur noch nach Hause und den Rest des Tages schnell vergehen lassen. Wieder einmal fragte er sich, was er hier sollte? Irgendwie fand er nichts sinnvolles zu tun... Schule und Training waren das einzige, was seinen Tag dominierte und jetzt kamen auch noch gemeinsame Essen und was weiß man nicht für Zeug dazu...

Grummelnd verschwand er in seiner Wohnung und ließ sich auf das Sofa fallen, das unter seinem Gewicht bedenklich knarzte. Wehe, wenn das auseinander fiel...

Er erwachte in tiefster Nacht und als er sich aufrichtete, schmerzte sein Rücken höllisch. Stöhnend schleppte er sich ins Schlafzimmer und bevor er sich versah, fand er sich auf seinem Bett wieder, wo er quer lag und ein Arm auf der einen Seite und ein Bein auf der anderen Seite heraus hing. Todmüde gab er auf und schlief ein.

Fünf Sekunden, bevor sein Wecker zu bimmeln anfing, wachte er auf und fasste reflexartig nach dem Störenfried, um ihn auszuschalten, bevor er seine Nerven terrorisieren konnte. Diesmal traf er sogar. Abgrundtief seufzend stand er auf und machte sich fertig für das heutige Training.
 

Diesen Morgen verlief es ähnlich wie den letzten Tag, nur diesmal musste Sasuke gegen Sakura kämpfen, was sich als schon kniffeliger herausstellte. Sie hatte zwar nicht so viel Chakra wie Naruto, kalkulierte aber besser und setzte es gezielter ein. Zeitweise unterdrückte sie ihr Chakra, um dann direkt vor oder hinter ihm aufzutauchen, ohne dass er sie bemerkt hatte. Sie verstärkte ihre Schläge und Tritte und verlieh ihnen eine höhere Effektivität. Er musste wirklich aufpassen und fing sich auch die ein oder anderen Treffer ein, andersrum teilte er aber auch ordentlich aus, indem er nach jedem Schlag oder Tritt sofort zum Gegenangriff startete und ihr so viel wie möglich zurück gab. Es war ein stummer und verbissener Kampf und mit der Zeit gewann er das Gefühl, als ob dieser Kampf nicht für das Training oder die Schulung der Wahrnehmung war, viel mehr, als wolle Sakura ihm etwas beweisen. Und dabei musste er tatsächlich anerkennen, dass sie sehr gut geworden war.

Irgendwann stoppte Kakashi den Kampf, als auch er den Eindruck gewann, dass sich hier ein stummer Wettstreit abspielte. Er beendete das Training an dieser Stelle und appelierte noch einmal an ihre Konzentration in jeder Situation des Lebens.

Der restliche Tag verging schnell und schließlich stand Sasuke an einer Straßenecke und wartete auf Sakura und Naruto, die auch gleich darauf daher spaziert kamen und ihn beide begrüßten. Sie gingen auf Narutos Wunsch hin (natürlich) Nudelsuppe essen, was Sasuke nur mit einem Schnauben quittierte.

Er fühlte sich ein wenig fehl am Platz und merkte schnell, dass er von vielem, worüber die beiden redeten keine Ahnung hatte. Er hatte wohl einiges verpasst. So begnügte er sich damit, stumm den Gesprächen der anderen zu lauschen, was seine Laune aber keinesfalls verbesserte.

Irgendwann wandte sich Naruto dann aber ihm zu und schien etwas sagen zu wollen, nur die rechten Worte nicht zu finden. "Was ist los?", fragte er seufzend, während er in seinem Essen herum stocherte. "Du... Warum bist du gerade jetzt wiedergekommen?", traute Naruto sich schließlich zu fragen und Sasuke schloss kurz die Augen. "Die Frage kommt aber spät.", bemerkte er, um die Antwort noch etwas hinaus zu zögern. "Das ist keine Frage für zwischendurch.", verteidigte Sakura Narutos Zögern. "Hn", murrte Sasuke und stützte seinen Kopf auf die Hand. "Ich hab meinen Bruder getötet. Das war immer mein Ziel und ich hab es erreicht. Also bin ich wieder hier.", meinte er ausweichend und wartete auf Narutos wortreichen Kontra, doch erstaunlicherweise blieb dieser aus.

"Warum wohnst du eigentlich nicht im Uchiha-Viertel? Es gehört dir doch schließlich...", wollte Naruto statt dessen plötzlich wissen und erntete dafür einen schiefen Blick von Sakura. Unmerklich versteifte Sasuke sich und seine Lippen bildeten eine schmale Linie. Erst einige Momente später meinte er unterkühlt: "Warum interessiert dich das auf einmal?" Naruto zuckte die Schultern. "Ich meine nur, weil du es immer meidest und nie hingehst. Man könnte fast meinen, du hättest Angst." Sakura biss sich auf die Lippe und schenkte Naruto einen vernichtenden Blick, doch dieser bemerkte das gar nicht. "Ich hab keine Angst.", knurrte Sasuke warnend und Naruros Augen weiteten sich minimal. Beschwichtigend hob er die Hände und meinte: "Ist ja gut, ich hab mich nur mal gefragt, warum du es so konsequent meidest, wo du doch früher schon da gelebt hast..." "Ich meide es nicht!", rastete Sasuke plötzlich aus und Zornfalten erschienen auf seiner Stirn. Sakura zuckte zusammen und Naruto machte einen kleinen Satz auf seinem Hocker. "Öhm...", machte er verwirrt und beobachtete schluckend, wie Sasukes Hand sich krampfhaft zur Faust ballte. Doch dann entspannte er sich mit einem Mal wieder und stand auf. "Wo willst du hin?", fragte Sakura irritiert und stand ebenfalls auf. "Ins Viertel.", entgegnete er tonlos. "Du willst da hin?", nuschelte sie und zog die Stirn kraus. Seit wann ließ Sasuke sich so leicht provozieren? "Klar, ist doch meins...", meinte er trocken, aber sie merkte deutlich, wie angespannt er war.

Uchiha-Wahnsinn

Schweigend liefen sie in die Richtung des alten Viertels und selbst Naruto wurde jetzt etwas hibbelig, denn auch er spürte die Spannung, die in der Luft lag. Sasuke versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, doch inzwischen konnte er es schlecht verbergen, wie unangenehm ihm das hier war. Zögerlich ging er auf das Hauptgebäude zu und blieb vor der Tür stehen.
 

Er schauderte und eine Gänsehaut überzog seinen Rücken, als er die kalte Türklinke ergriff und herunter drückte. Ein Gefühl der Beklemmung ergriff ihn und sein Inneres streubte sich instinktiv, auch nur einen Schritt weiter zu tun. Knarzend schwang die alte Tür auf, der Geruch des Alters schlug ihm entgegen und plötzlich kehrte die Erinnerung zurück...

Er sah ihre Gesichter vor sich, vor Schreck verzerrt, im Moment der Überraschung erstarrt... tot. Mit einem Mal war alles wieder da, all der Schrecken und die Fassungslosigkeit, die Verzweiflung beim Anblick dieser leblosen Züge und die Hilflosigkeit, die er verpürt hatte. All das stürzte innerhalb von Sekunden auf ihn ein und er schrie. Er krallte krampfhaft die Hände in seinen Haaren fest und schrie seinen Schmerz in die Nacht hinaus. Die gleiche Hilflosigkeit wie damals ergriff Besitz von ihm und brachte ihn beinahe um den Verstand. Er musste zu Sinnen kommen, er musste sich unbedingt beruhigen und seine Maske wieder aufsetzen, so wie all die vielen Jahre zuvor auch!

Er würgte gewaltsam seine Stimme ab, doch noch immer drängte es ihn, einfach weiterzuschreien, all diesen Frust und die ungeteilten Gefühle loszuwerden und sich endlich zu befreien. Hypnotisch wiegte er sich hin und her, aber wie sehr er sich auch bemühte, immer wieder entfuhr ihm ein klägliches Wimmern und mit einem Mal spürte er Tränen auf seinen Wangen. Seit Jahren die ersten Tränen... salzig fraßen sie sich in seine weiße Haut und röteten sie. Fest biss er die Zähne zusammen und hielt einen Moment die Luft an. Er stand kurz davor, vollends die Kontrolle über sich zu verlieren und das würde verherende Auswirkungen haben. Er musste sich beherrschen!

Plötzlich legte sich zaghaft eine Hand auf seine Schulter und er zuckte furchtbar zusammen. Bevor er erkennen konnte, wer hinter ihm stand, wurde er plötzlich in eine zärtliche Umarmung gezogen und jemand strich beruhigend über sein Haar. Und wäre er gerade nicht so verzweifelt, hätte er gestaunt, wie gut das funktionierte. Langsam wurde das Zittern seiner Glieder schwächer und die Tränen versiegten. Apathisch ließ er sich weiter umarmen, ohne auf die Person zu achten, die ihn so viel zu vertraut an sich gezogen hatte. Das war schließlich eigentlich irrelevant, denn er wollte vor niemandem Schwäche zeigen, egal vor wem und doch tat er es...

Kreidestriche ersetzten die Leichen, nichts als ein Umriss derer, die einst seine Familie gewesen waren, Absperrbänder waren überall und nahmen seinem Heim die einstige Vertrautheit. Hilflosigkeit flutete durch sein Herz und abgrundtiefer Hass. Er würde seinen Bruder finden und ihn bestrafen, für das, was er ihm angetan hatte. Das hatte er sich damals geschworen. Nun war da nur noch Leere...
 

Sanft strich sie dem Schwarzhaarigen über den Rücken und zog ihn noch mehr zu sich, damit er sich anlehnen und endlich ein bisschen entspannen konnte. Er war völlig verkrampft und wirkte schwer traumatisiert. "Sasuke...", flüsterte sie und fühlte sich ein bisschen fehl am Platz. "...Lass dir doch endlich helfen..." Seufzend schaute sie in den Nachthimmel hinauf und erinnerte sich an all die Male, wo sie die Sterne betrachtet und an ihn gedacht hatte. Welch eine Farce... die Sterne waren immer die gleichen, wie hatte sie nur glauben können, dass sie sie trösten würden...? Sie gaben keinen Trost, vor allem nicht für jene, die ihn brauchen würden...

Sanft strich sie noch einmal über Sasukes Rücken, dann drehte sie sich suchend um und erblickte Naruto, der völlig geschockt und mit tellergroßen Augen auf seinen Teamkammeraden starrte und offensichtlich total den Sinn für die Realität verloren hatte. "Naruto hilf mir mal.", rief sie und holte ihn damit aus seiner Starre. Etwas verwirrt kam er auf sie zu und packte dann mit an, als er sah, wie Sakura sich mühte, Sasuke auf die Beine zu bekommen. Gemeinsam stützten sie ihn und Sakura steuerte den Weg zu Sasukes Wohnung an, das alte Anwesen hinter sich lassend. Sasuke wehrte sich schwach und je weiter sie kamen, desto wehrhafter wurde er. "Lasst mich los, ich kann allein laufen.", protestierte er, doch seine Stimme zitterte leicht. Sakura überging seinen Einwand und hielt ihn weiterhin fest. "Verdammt, lasst mich los!", rief Sasuke nun etwas lauter und Sakura hörte den Unterton in seiner Stimme; beinahe panisch und traumatisiert. "Sasuke, du hast einen richtigen Nervenzusammenbruch, ich werd dich jetzt ganz gewiss nicht dir selbst überlassen.", murrte sie stur und hörte nur ein Knurren von dem Schwarzhaarigen, bevor dieser ihr seinen Arm entriss und nach ihr schlug. Reflexartig duckte sie sich und starrte ihn dann erschrocken an. "Sasuke...", hauchte sie und fühlte sich nun selbst überfordert. Doch der Uchiha hörte überhaupt nicht, er versuchte nun auch Naruto loszuwerden und gebärdete sich wie ein wildes Tier. Jegliche Ruhe und eisige Emotionslosigkeit war ihm abhanden gekommen, reiner Wahnsinn stand in seinen Augen und Sakura wusste, dass er unter Schock stand. Ein recht ungewöhnlicher Schock zwar, aber was wollte man von einem Uchiha schon erwarten...? "Halt ihn fest Naruto!", rief sie dem Blonden zu und der gab sich alle Mühe, den Clanerben in den Griff zu bekommen. Er verdrehte ihm einen Arm auf den Rücken und angelte nun nach dem anderen, mit dem der Schwarzhaarige nach ihm schlug. Sakura schnappte sich Sasukes Hand und hielt sie fest, während sie die andere an Sasukes Schläfe legte und ihr grünes Chakra aufleuchten ließ. Sie musste ihn zwangsberuhigen, anderenfalls würde es nur Ärger geben und das konnte keiner hier gebrauchen. In Narutos Griff sank Sasuke zusammen und als seine Augen sich schlossen, sah er unglaublich erschöpft aus. "Drei Stunden...", murmelte Sakura leise, "aber ich hoffe, dass er danach trotzdem noch weiterschläft." Naruto nickte betroffen, während er sich den anderen auf den Rücken wuchtete und weiter bis zur Wohnung trug. Sie fanden den Schlüssel in Sasukes Tasche und betraten die Wohnung schweigend. In stiller Übereinkunft verfrachteten sie ihr drittes Teammitglied in sein Bett und Sakura deckte ihn sorgfältig zu, während sie immer noch besorgt sein Gesicht musterte. Wieder seufzte sie, dann drehte sie sich um und zog Naruto am Arm mit sich hinaus.

Verzweiflungs-Attentat

(Zeitsprung, vier stunden später)

Stumm und den Blick auf den Boden gerichtet lief er durch die Straßen und dachte darüber nach, was Sakura wohl denken würde, wenn sie sein erneutes Verschwinden bemerkte. Irgendwie belastete ihn der Gedanke, sie wieder allein zu lassen, doch er erstickte die aufkeimenden Schuldgefühle, bevor sie ihn an seinem Vorhaben hindern konnten. Er konnte nicht riskieren, erneut derart die Kontrolle über sich zu verlieren. Er musste seinen Weg gehen, sonst fand er keine Ruhe... jedenfalls versuchte er sich das einzureden. Er konnte einfach nicht akzeptieren, dass er hier seinen Frieden finden könnte. Er hatte dieses Dorf gehasst, er hatte es zerstören wollen und doch war er wieder hier gelandet. Er hatte sich irgendwie verirrt...

Er bog ab und betrat festen Schrittes den Weg, der ihn aus dem Dorf führen würde. Und wieder folgte er seiner Orientierungslosigkeit und er fuhr fort, nach etwas zu suchen, das sich direkt hinter seinem Rücken befand und das er nivht sehen konnte, da er nicht bereit war, sich umzudrehen...
 

Sakura erwachte mit einem leisen Schrei und setzte sich heftig atmend auf. Eine Last schien auf ihrer Brust zu liegen und schnürte ihr den Atem ab. Sie rang nach Luft und strich sich die schweißnassen Haare aus der Stirn. "Scheiße...", hauchte sie und erinnerte sich just in diesem Moment an den Abend, an dem Sasuke das Dorf verlassen hatte... da hatte sie sich genau so gefühlt... aber wieso...? Wieso kam es jetzt so über sie? Woher kam dieses Gefühl, war es eine Warnung ihres Unterbewusstseins? Das wäre doch paradox... sie war zwar ewig in Sasuke verliebt gewesen, aber sollte sie nur deshalb solch eine Bindung zu ihm haben...? Einen Moment saß sie zweifelnd auf ihrem Bett, bis ein kleiner Schock sie durchfuhr. Damals hatte sie nicht gezögert...

Eilig sprang sie auf und zog sich ein paar Klamotten über. In leiser Panik ersparte sie sich den Weg durch die Wohnung und sprang kurzerhand aus dem Fenster auf die ruhige Straße. Sofort rannte sie los, während ihre Gedanken sich eine Schlacht lieferten. Sollte sich herausstellen, dass alles okay war, dann rannte sie jetzt umsonst wie wild durch das ganze Dorf... aber andererseits könnte sie es sich nie verzeihen, wenn sie nicht auf ihr Gefühl hören würde und Sasuke dann weg wäre... Sie stolperte um die Ecke und bekam beinahe einen Herzstillstand, als sie Sasuke vor sich auf der Straße gehen sah. Erschrocken schnappte sie nach Luft und das Gefühl in ihrem Innern ließ ihr beinahe schlecht werden. "Sasuke!", rief sie laut und lief ihm hinterher, doch plötzlich stolperte sie und schrammte mit dem linken Knie über den Steinboden, während sie sich mit den Händen abfing. Eine Träne tropfte auf den Boden und ihr Herz zog sich unter Verzweiflung, Verbitterung und Schmerz zusammen. Sie sah auf und registrierte wie durch einen Schleier, dass Sasuke stehen geblieben war und sich halb zu ihr umgewandt hatte. "Du solltest nach Hause gehen...", sagte er leise und sein Blick wirkte leer und teilnahmslos. "Damit du wieder abhaust? Du kannst nicht immer davon laufen!", rief sie mit zitternder Stimme.

Sasuke seufzte lautlos und hob den Kopf. Sein Blick schien in weite Ferne gerichtet zu sein, als er leise zischte: "Mach es mit nicht immer so schwer. Lass mich gehen, das ist kein Ort für mich." Sakura schüttelte wütend den Kopf und rief: "Eer einzige, der es sich schwer macht, bist du. Keiner hier verwehrt dir das Leben, das du führen könntest, wenn du nur mal akzeptieren würdest, dass das hier deine Heimat ist." Er zuckte leicht zusammen und meinte nur: "Ich habe zu vielen hier wehgetan." Sakura biss grimmig die Zähne zusammen. "Und nun willst du ihnen noch mehr weh tun, indem du sie wieder verlässt? Immer und immer wieder?", brachte sie mühsam hervor, während sie sich langsam aufrichtete und ihr schmerzendes Knie ignorierte. Er presste die Lippen aufeinander und wandte sich ab. Sakura spannte sich an. Das würde er nicht tun. Nicht noch einmal. Durch ihre Wut und Enttäuschung beflügelt sprang sie blitzschnell hinter ihn und schlug ihm kräftig auf den Hinterkopf. Sasuke gab keinen Laut von sich. Er taumelte und fiel dann ungebremst auf den kalten Steinboden. Plötzlich aller Gefühle beraubt schaute Sakura mit emotionslosem Blick auf ihn herab. Sie kniete sich hin und betrachtete apathisch seine ruhigen Gesichtszüge. "Kannst du dir überhaupt im mindesten vorstellen, wie ich mich gefühlt habe?", flüsterte sie und eine einzelne Träne rann ihre Wange hinab.

Als Sasuke erwachte, dröhnte sein Kopf wie ein Bienenstock und sein Körper tat weh, als hätte er überall blaue Flecken. Stöhnend drehte er sich auf die Seite, die ein bisschen weniger schmerzte und schärfte seine Wahrnehmung. Sakura saß neben dem Bett auf einem Stuhl und schien zu dösen. Als er sich umdrehte, erwachte sie allerdings aus ihrer geistigen Abwesenheit und schaute zu ihm herüber. "Sakura...", stöhnte er und zog seinen schmerzenden Arm unter seinem Körper hervor, um sich die Haare aus dem Gesicht zu streichen. "Was hast du mit mir gemacht?", murmelte er und tastete nach seinem Hinterkopf, der immer noch dumpf pochte. "Dich davon abgehalten, eine Dummheit zu begehen.", antwortete sie mit tonloser Stimme. "Warum?", hauchte er, "Warum kannst du mich nicht gehen lassen?" "Man muss dich förmlich zu deinem Glück zwingen... das ist manchmal echt anstrengend.", brabbelte sie und er seufzte lautstark. "Aber wieso?!" "Weißt du Sasuke...", meinte sie ernst, "Du hast schon früh den Glauben an dich verloren und dein eigentliches Lebensziel verpasst. Alles hast du für deine Rache gegeben, aber nichts für dich selbst. Und du kannst mir nicht erzählen, dass deine Rache dich glücklicher gemacht hat. Aber wir glauben an dich und wir wollen dir helfen, aber du must dir auch helfen lassen. Und ich lasse nicht zu, dass du noch einmal verloren gehst und wenn ich dich wieder niederschlagen muss." Sasuke seufzte ergeben und schloss die Augen. Sakura betrachtete sein Gesicht und glaubte, etwas wie stumme Freude zu sehen... ganz leicht nur, aber Sasuke sah anders aus als sonst immer. Sie zog die Stirn kraus und kaute auf ihrer Lippe. Wann würde sie ihn endlich verstehen können? Immer wenn sie dachte, ihn einigermaßen zu kennen, überraschte er sie wieder. Und das schon seit Jahren... das machte sie fertig. Er war und blieb ein Rätsel, dabei wollte sie ihn doch einfach nur verstehen...

Seufzend stand sie auf und wandte sich zur Tür, um das Zimmer zu verlassen. Kurz davor zögerte sie jedoch, drehte leicht ihren Kopf zu Sasuke und meinte mit kalter und niedergeschlagener Stimme: "Du wirst wieder beobachtet. Verzeih, aber ich konnte es nicht darauf ankommen lassen. Ich musste es Tsunade sagen." Dann verließ sie den Raum und Sasuke blieb allein zurück.

Legales Stalking und der Uchiha-Virus

Er wusste nicht, was und wie viel allen erzählt worden war, aber er wurde tatsächlich an jeder Ecke beobachtet. Egal wo er war... in der Schule ließ Iruka ihn nicht aus den Augen, wenn er mit den Kindern übte und beim Training behielt Kakashi ihn im Blick. Vermutlich war auch Sakura auf ihn angesetzt, um ihn im Alltag zu überwachen, wobei es genau so gut sein konnte, dass sie das freiwillig tat. Aber am meisten erstaunte ihn, dass es ihn selbst nicht störte. Er wusste, er wurde beobachtet, aber es machte ihm nichts aus. Nichts machte ihm etwas aus, er fühlte sich auf eine seltsame Art befreit und so leicht, dass er das Gefühl hatte, Flügel zu besitzen. Plötzlich schien eine riesige Last von seinen Schultern verschwunden zu sein und mehr denn je genoss er Reikas Gesellschaft, da die Kleine es wie kein anderer verstand, ihn die Welt mit anderen Augen sehen zu lassen. Häufiger besuchte er sie jetzt und es war ihm zur Gewohnheit geworden, sich mit ihr zwischen die Blumen zu setzen und mit ihrer Hilfe die Düfte unterscheiden zu lernen. Nie hatte er sich vorher für so etwas interessiert, aber es nahm ihm das Gefühl, gestresst zu sein und erlöste ihn von der Tristheit des Alltags. Gerüche waren seine neuen Farben.

Er brauchte eine Weile, bis er sich wieder "normal" fühlte, irgendwie schien er die letzten Tage geschwebt zu sein, er kam nun wieder auf dem Boden der Tatsachen an.

Mit Naruto hatte sich nichts geändert, der hatte gar nichts mitbekommen und wie es aussah, hatte Sakura es ihm auch nicht erzählt. Bei ihr selbst war es schwieriger. Sie wirkte wirklich enttäuscht und Sasuke konnte sich gar nicht vorstellen, wie es sie getroffen haben musste. Doch je länger sie ihn beobachtete, desto mehr nahm ihr Verhalten ihm gegenüber eine verwunderte Ader an, in Anbetracht der Veränderung, die sich bei ihm eingestellt hatte. Und jetzt- gut eine Woche danach- schien alles wieder recht normal zu sein, mit dem Unterschied, dass er selbst sich aufgeräumt und durcheinander zugleich fühlte. Es kam ihm vor, als sei ein Schloss gesprengt worden, das die Hüllen seines Seins zusammengehalten hatte. Und nun, wo sein Innerstes regelrecht offen lag, stürmten so viele neue Eindrücke auf ihn ein, dass er sich vorkam wie ein Kind, das neu die Welt entdeckte. Es war eigenartig und zutiefst verwirrend, aber andererseits doch genau das, was ihm immer gefehlt hatte...
 

Nun war es wieder Donnerstag- der erste Trainingstag in der Woche und Sasuke fühlte sich irgendwie viel zu fröhlich für ernsthaftes Training. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es jetzt so einfach werden würde, sich zu konzentrieren. Innerlich schien alles zu hüpfen, so sorglos und lebendig. Äußerlich merkte man es ihm natürlich nicht an. Selbst wenn er gewollt hätte, er schaffte es nicht, seine Gefühle bewusst offen zur Schau zu tragen. Aber das musste er ja auch nicht. Wen interessierte es schon...?

Beschwingt machte er sich auf den Weg und seine Gedanken schweiften zum Viertel, dass er vor etwa einer Woche seit langem zum ersten Mal wieder betreten hatte. Er hätte nie gedacht, dass es ihn so mitnehmen würde und die Erinnerungen, die er so erfolgreich verdrängt hatte, so gewaltsam wieder über ihn hereinbrechen würden. Aber jetzt schien es ihm gar nicht mehr so schlimm. Es war schon so lange her... die Vergangenheit brachte einen manchmal auch nicht weiter. Eigentlich hatte dieses verdammte Viertel schon viel zu lange leer gestanden...

Bevor er sich weiter in den Gedanken vertiefen konnte, machte er sich auf den Weg und wusste jetzt schon, dass er wieder viel zu früh da sein würde. Aber selbst das war völlig egal.

Viel viel viel zu früh kam er am genannten Treffpunkt an, von dem aus die drei Teamkameraden gemeinsam zum Trainingsplatz gehen wollten, traf zu seiner großen Verwunderung aber auf Sakura, die schon eine Weile zu warten schien. Sie saß an der Straßenecke auf einem kleinen Mauervorsprung und baumelte mit den Beinen wie ein kleines Kind. Doch kaum, dass sie ihn erblickte, versteifte sie sich ein wenig und verschlang umständlich die Finger in ihrem Schoß. "Du bist schon hier.", stellte er fest und lehnte sich locker an die Mauer des Eckhauses. "Wie man sieht...", antwortete sie fadenscheinig und versank wieder in nachdenklichem Schweigen. Sasuke ging nicht weiter darauf ein und Sakura beließ es ebenfalls dabei.
 

Um sieben Uhr hatten sie sich hier treffen wollen. Natürlich war Naruto zu spät... Sakura wurde langsam nervös und warf immer wieder unsichere Blicke zu Sasuke hinüber, doch der lehnte nach wie vor an der Wand und schaute augenscheinlich in den Himmel. Verwundert starrte sie ihn an. Seit wann interessierte ihn die Wolken? Und wieso regte er sich nicht auf, dass Naruto ewig nicht kam? Ein verwundertes und irritiertes Lächeln legte sich auf ihr Gesicht und sie konnte nicht anders, als ihren Teamkameraden weiter zu mustern, seine große Erscheinung mit der blassen Haut, den inzwischen schon fast schulterlangen Haaren und diesen hypnotischen schwarzen Augen... die sich plötzlich ihr zuwandten. Erschrocken zuckte Sakura zusammen und blinzelte. Doch dann registrierte sie, dass Sasuke sie gar nicht direkt ansah, sondern viel mehr durch sie hindurch schaute und erneut spürte sie ein kleines Stechen in ihrer Brust. Er machte einmal mehr den Anschein, als ob er in einer ganz anderen Welt leben würde. Noch während Sakura stirnrunzelnd darüber nachdachte, meinte Sasuke: "Na endlich.", und stieß sich mit einem leisen Seufzen von der Mauer ab. Im nächsten Moment kam ein strahlender Naruto um die Ecke und holte Sakura aus ihrer Trance. "Du bist zu spät!", machte sie der unerträglichen Anspannung Luft und beobachtete mit Genugtuung, wie Narutos Lächeln einer schuldbewussten Grimasse wich, die ihrer Meinung nach aber noch nicht schuldbewusst genug war. "Tut mir leid, ich...", setzte Naruto an, wurde jedoch sofort wieder unterbrochen. "War ja klar, dass Kakashi irgendwann auf dich abfärbt, genau wie Jiraya mit seinen Schundromanen..." "Und bei dir Tsunade mit ihren Wutausbrüchen.", schaltete Sasuke sich plötzlich mit leicht amüsierter Stimme ein und brachte beide dazu, verdutzt zu verstummen und ihm unsichere Blicke zuzuwerfen. "Was hast du mit Sasuke gemacht?", hinterfragte Naruto das Verhalten des Schwarzhaarigen skeptisch, doch dieser gab nur ein vielsagendes "Hn" von sich und schlenderte in Richtung des Trainingsplatzes davon. Allerdings entging den beiden anderen nicht das winzige Schmunzeln, das an seinen Mundwinkeln zupfte. Sie warfen sich kurz einen ratlosen Blick zu, dann folgten sie eilig dem Clanerben, der den Rest des Weges kein einziges Wort mehr verlor.

"Hey, was ist plötzlich mit Sasuke los?", flüsterte Naruto Sakura mit großen Augen zu. Sie selbst hatte ebenfalls große Augen bekommen und schüttelte ratlos den Kopf. "Keine Ahnung...", nuschelte sie, "Seit seinem Zusammenbruch hat er sich irgendwie verändert... er scheint... irgendwie entspannter zu sein." "Mhm", brummte Naruto nur und schaute wieder zu dem Schwarzhaarigen, der friedlich im Gras lag, auf einem Grashalm rumkaute und scheinbar den Wolken nachstarrte. Ihm fiel nichts weiter dazu ein, also begnügte er sich damit, den Clanerben verwundert zu beobachten, während dieser entspannt die Augen schloss. Eine Weile schwiegen sie. "Mal sehen, wann Kakashi kommt. Der braucht bestimmt noch ne Ewigkeit.", meinte Naruto dann. "Hn", kam es von Sakura, die in Gedanken völlig abwesend war. Naruto musste lachen und boxte sie grinsend gegen die Schulter. "Ist ansteckend, wa?" Sakura verdrehte nur die Augen.

Umzugspläne

Wie vermutet tauchte Kakashi erst eine gute Stunde später auf und fand seine drei Schüler mehr oder weniger entspannt am Trainigsplatz, wo sie den bisherigen Tag genossen. Sasuke lag im Gras, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und erinnerte erstaunlich an Shikamaru. Sakura lehnte an einem Baumstamm und starrte Sasuke an, während Naruto fröhlich auf sie einplapperte. Irritiert schaute er zwischen seinen Schülern hin und her und kratzte sich ratlos am Kopf. Irgendwie schienen die Rollen leicht vertauscht...
 

Nach dem Training setzte Sasuke sich gemächlich auf einen Holzstamm, der an der einen Seite des Platzes lag, und fuhr sich durchs Haar. Es war schon wieder länger geworden...

Er reagierte nicht, als sich Sakura neben ihn setzte. Er blieb eine Weile dort sitzen, während Naruto und Kakashi sich schon verabschiedeten und gingen. Sakura blieb bei ihm, schwieg aber weiterhin. Es verunsicherte ihn, sonst störte es ihn, wenn sie viel redete, aber jetzt merkte er erstmal, wie normal es sich trotzdem angefühlt hatte. Sie war beängstigend, wenn sie schwieg. Denn wenn sie schwieg, sagte sie nicht, was sie dachte, aber wenn sie genau das nicht tat, wie sollte er sie dann einschätzen können???

Er versuchte, diese Gedanken zu vertreiben, doch je länger er da saß- eigentlich in der Absicht, der Natur zu lauschen- desto öfter und intensiver kehrten seine Gedanken zu Sakura zurück, die da immer noch stumm neben ihm verharrte. Sie störte ihn, indem sie ihn nicht störte. Verdammt... "Lass uns was essen gehen.", meinte er kurz entschlossen und stand auf. "...Was?", kam es verwirrt von Sakura, die wohl gerade aus einer anderen Welt aufgetaucht war. Ohne weiter nachzudenken, hielt er ihr auffordernd die Hand hin. "Ich lad dich ein, aber nur, wenn wir keine Nudelsuppe essen.", erklärte er und seufzte ungeduldig, als Sakura zögerte. Daraufhin ergriff sie seine Hand und er zog sie hoch. Sie schwieg weiterhin, doch jetzt wirkte sie irgendwie... verwirrt...? Oder nur verwundert...? Bevor er sich der Konsequenzen bewusst werden konnte, zog er sie Richtung Dorfzentrum und achtete nicht auf ihre zaghafte Gegenwehr.

Sie fanden einen kleinen Imbiss und setzten sich auf die Barhocker. Sie bestellten beide und schwiegen dann weiter. Es war wirklich verstörend... "Ich will umziehen.", meinte Sasuke plötzlich. Er wusste selbst nicht, warum er das gesagt hatte, vielleicht, weil es ihm zu still war, oder weil er es wirklich unbewusst wollte. "Öhm... wohin?", fragte Sakura überrascht und machte sich über ihr eben gebrachtes Essen her. "Nach Hause.", erwiderte er knapp und Sakura verschluckte sich prompt und hustete sich regelrecht die Seele aus dem Leib. Sasuke seufzte nur und drehte den Kopf zur Seite. Nach einer Weile hatte Sakura sich wieder gefasst und räusperte sich kurz. "Okay...", hauchte sie ungläubig und trank einen Schluck. "Du glaubst mir nicht.", stellte er trocken fest und aß teilnahmslos weiter. "Ähm..." "Ich mein es ernst.", bekräftigte er seine Aussage, "Allerdings muss ich wohl fast das komplette Anwesen restaurieren lassen..."
 

Sakura schwieg verwirrt. Sie wusste nichts dazu zu sagen, also enthielt sie sich komplett. Sasukes Miene verfinsterte sich unmerklich, doch Sakura sah es und schluckte nervös. Das alles hier war ihr sowieso schon ein Nervenkitzel pur, weil sie nie wusste, was Sasuke wohl dachte und sich völlig überfordert mit der Situation fühlte. "Du bist so still.", sagte Sasuke mit tonloser Stimme und überraschte Sakura damit schon wieder. Verwundert zog sie eine Augenbraue hoch. "Sollte... ich etwa reden...?", fragte sie verwirrt. Sasuke schüttelte heftig den Kopf und kaute dann nervös auf seiner Lippe herum. "Nein... es ist nur... diese Stille... sie macht mich... ich bin es nicht gewohnt, dass du... so still bist..." Leise fluchte der Schwarzhaarige und legte seine Stäbchen weg. "Ich... ähm... also, was soll ich... also...", stotterte die Kunoichi ratlos, doch Sasuke schnitt ihr das Wort ab. "Ist schon okay... es ist nur gerade alles so viel..." Sakura schaute ihn verständnislos an, doch sein Blick schien schon wieder in weite Ferne gerichtet. Kopfschüttelnd griff der Clanerbe nach seinen Stäbchen und aß weiter.

"Also... wenn du willst, helfe ich dir.", meinte die Rosahaarige nach einer Weile vorsichtig, "Ich meine, du kennst dich wahrscheinlich nicht mehr so gut aus, was Reinigungs- und Baufürmen angeht." Sie rechnete eigentlich schon damit, dass sein Stolz ihm verbieten würde, fremde Hilfe anzunehmen, doch Sasuke schwieg eine Weile und nickte dann sanft.

"...Okay.", nuschelte sie und schrieb sich eine kleine Notitz auf einen Zettel. "Und du kannst das alles bezahlen?", vergewisserte sie sich plötzlich zweifelnd. Sasuke lachte kurz auf und meinte: "Ich habe das gesamte Vermögen meiner Familie geerbt. Die paar Baukosten sind gar nichts. Die Zeit dafür ist wahrscheinlich das teuerste am Ganzen." Sakura schlug sich gedanklich gegen die Stirn. Natürlich, er war ja ein Uchiha; wie hatte sie das auch nur eine Sekunde vergessen können...
 

Irgendwann verabschiedete Sasuke sich von Sakura und verschwand, nachdem er bezahlt hatte, ohne weitere Worte mit den Händen in den Taschen und den Kopf nachdenklich gesenkt. Sakura schaute ihm nicht minder nachdenklich nach und kaute auf der Innenseite ihrer Wange herum. Sasuke wollte wirklich in sein Elternhaus zurück, wo er vor kurzem erst derart zusammengebrochen war... Sie konnte ihn einfach nicht einschätzen und vermutlich würde sie das nie können.

Noch am gleichen Abend rief sie bei einer Firma an, von der sie wusste, dass sie sehr gute Arbeit leistete, und beauftragte sie mit der Restauration des Hauptanwesens im Uchiha-Viertel. Sie wusste, dass das komisch klingen musste, aber der Mann am Telefon schien sie sogar für verrückt zu halten. Erst, nachdem sie ihm erklärt hatte, dass sie Sasuke in der Angelegenheit vertrat und schließlich ihre Autorität als Tsunades Schülerin gelten gemacht hatte, willigte der Mann ein, sich mit ihr zu treffen, um sich auf die Arbeitsmaßnahmen zu einigen. Als sie das geklärt hatte, schmiss sie sich erschöpft aufs Sofa und schloss die Augen. So wenig Glauben wurde einem also geschenkt, wenn man nicht eine einigermaßen bekannte Persönlichkeit war.

Fremder Leute Angelegenheiten

Sakura musste sich beeilen, um sich nach dem Training noch frisch machen zu können, bevor sie ihren bzw. Sasukes Termin wahrnahm. Schnell schlüpfte sie in neue Sachen und machte sich dann auf den Weg zu Sasukes derzeitiger Wohnung. Pünktlich klopfte sie an seine Tür und schaute noch einmal auf die Uhr. Sasuke hasste Unpünktlichkeit- das war nichts Neues. Sie war zwei Minuten zu früh. Sasuke öffnete und begrüßte sie oberkörperfrei; das T-shirt hielt er in der Hand. Sofort wurde die Rosahaarige purpurrot und musste gewaltsam ihren Blick abwenden, um ihn nicht ungeniert anzustarren. Er sah einfach verboten gut aus. "Sasuke...", empörte sie sich vorwurfsvoll, doch dieser zuckte nur mit den Schultern und zog sich das Shirt über. "Nicht meine Schuld, wenn du zu früh bist.", rechtfertigte er sich gleichmütig und fuhr sich einmal mit der Hand durchs Haar, damit es sich wieder richtig legte. "Ganz schön wuschelig.", stellte Sakura amüsiert fest, als es sich einfach nicht bändigen lassen wollte. "Es ist schon ziemlich lang geworden...", murmelte der Schwarzhaarige und verzog missmutig den Mund, bevor er sich kurzerhand einen Stoffstreifen krallte und sich um den Kopf knotete. "Ich finds okay.", äußerte die Kunoichi betont gleichgültig ihre Meinung und erntete ein spöttisches Grinsen. "Du findest es also nur 'okay'... ich bin beleidigt.", zog Sasuke sie auf und hob eine Augenbraue. "Tss... Idiot.", fauchte sie und wandte sich ab, doch ihre Wangen waren so heiß, dass sie Angst hatte, wie ein Leuchtfeuer zu strahlen. Warum musste ihr blödes Hirn ausgerechnet jetzt anfangen, sich auf Sasuke zu fixieren??? Schaubend stapfte sie die Treppe hinab und wartete auf der Straße auf Sasuke der auch kurz darauf erschien. Zusammen liefen sie zum Uchiha-Viertel, wo sie sich mit dem Verantwortlichen der Baufirma treffen wollten. Er war schon da, als sie ankamen und betrachtete bereits mit fachkundigem Auge das Gebäude.

"Ach du meine Güte...", entfuhr es Sakura und sie schlug sich die Hand vor den Mund beim Anblick des Hauses. Als sie das Anwesen das erste und einzige mal gesehen hatte, war es stockdunkel gewesen. Doch jetzt lag es in seiner ganzen verfallenen Pracht vor ihr.

"Keine Sorge.", meinte Sasuke da neben ihr, "Von außen sieht es viel kleiner aus, als es ist." "Bitte was?!", rief sie aus und starrte fassungslos auf das riesige Anwesen und dann zu Sasuke, der sich nur mit einem seltsamen Lächeln am Kopf kratzte, um dann seine Hände in den Hosentaschen zu vergraben. "Es ist das Hauptanwesen, was erwartest du?", grinste er und schritt dann am ihr vorbei, um sich mit dem Bauleiter zu besprechen. Sprachlos blieb sie zurück und bestaunte weiter die Größe des Bauwerks. In so einem Haus würde man sich doch ständig verlaufen, so gigantisch, wie es war. Und da wollte Sasuke allein drin wohnen...? Andererseits hatte er ja schon immer das Ziel gehabt, seinen Clan wieder aufzubauen, aber dazu brauchte er erstmal... eine Frau...

Schlagartig wurde Sakura wieder rot und senkte dann an ihrer Lippe nagend den Kopf. Der Gedanke, Sasuke könnte sich wirklich irgendwann ein Mädchen suchen, traf sie irgendwie. Fluchend schloss sie die Augen und versuchte, diese Gedanken zu vertreiben. Sie wollte ihre früheren Gefühle für ihn doch ein für alle Mal vergessen. Da war doch nichts mehr... Bedrückt stellte sie fest, dass dieses Vorhaben wesentlich einfacher gewesen war, bevor Sasuke sich entschieden hatte, zurück zu kommen. So viel zu ihrer Charakterstärke. So konsequent, wie sie gehofft und geglaubt hatte, war sie also doch nicht... Aber das durfte ihr jetzt einfach nicht passieren. Wenn sie sich jetzt verliebte, hätte sie das ganze Drama von damals nochmal und sie wusste, dass sie es diesmal nicht so heil überstehen könnte.

"Sakura?", riss der Clanerbe sie aus ihren bedrückenden Gedanken und sie schreckte heftig zusammen. "Äh...was?", fragte sie verwirrt und schaute Sasuke an, der abwartend vor ihr stand. "Ich hatte doch gefragt, ob du mir, wenn es soweit ist, bei der Inneneinrichtung helfen willst." Überrascht und ein wenig skeptisch musterte sie Sasuke, doch er schien es völlig ernst zu meinen. Total überfordert stierte sie auf ihre Fußspitzen und murmelte: "Ja... also, nein, eigentlich... ich hab noch ziemlich viel zu tun... also..." "Ist schon okay.", unterbrach Sasuke ohne besondere Regung in der Stimme. Er schien nicht enttäuscht oder ähnliches... langsam ließ Sakura die Luft aus ihren Lungen entweichen und sank ein Stück in sich zusammen. "Ich... werd dann mal gehen. Das hier bekommst du ja auch allein hin.", verabschiedete sie sich und wartete gar nicht erst auf seine Antwort.
 

Ratlos blieb Sasuke zurück. Es wurmte ihn, dass sie ihn einfach so stehen ließ. Andererseits wusste er nicht mal, warum er ihr das Einrichten der Wohnung überhaupt angeboten hatte. Vielleicht, weil sie mehr Ahnung von stilistischen Sachen hatte... Aber das war doch Blödsinn. Außerdem hatte sie abgelehnt und aus einem ihm unerfindlichen Grund kränkte ihn dieser Fakt. Andererseits hatte sie ein wenig durch den Wind gewirkt, er wusste aber nicht, was dahinter steckte. Verstehe einer diese Frau... Dann würde er eben selbst versuchen, es mit der Einrichtung auf sich zu nehmen. Das war zwar ein Unterfangen, das Selbstmord ziemlich nah kam, aber warum nicht.

Als der Firmenvertreter schließlich mit seinen umfassenden Restaurationsplänen abgezogen war, war Sasuke allein. Er stand noch immer vor dem Anwesen und ließ alles auf sich wirken. Nach einer gefühlten Ewigkeit setzte er sich langsam in Bewegung und schritt durch den Vorhof zur Tür, wo er noch einmal kurz zögerte, bevor er entschlossen nach der Klinke griff und die Tür öffnete. Wieder schlug ihm der markante Geruch nach Alter entgegen und er musste schlucken, weil es ihn zu sehr an letzte Woche erinnerte. Gewaltsam verdrängte er für einen kurzen Moment die Erinnerungen und betrat das Haus. Schon beim ersten Schritt wölkte Staub auf und Sasuke musste husten. Notgedrungen zog er sich den Stoffstreifen aus dem Haar, welches ihm daraufhin sofort wieder ins Gesicht hing, und band ihn sich vor Mund und Nase. Dann setzte er seinen Weg fort und stoppte in der Mitte des Raumes. Ungefähr hier hatten seine Eltern gelegen... Aber jetzt schien es schon wieder so fern, dass es ihn nicht mehr ganz so doll anrührte. Er schloss die Augen und versuchte im Kopf, aus seinen Erinnerungen zu rekonstruieren, wo was gewesen war. Dabei fiel ihm auf, dass die Mauer, die den Hof begrenzt hatte, nicht mehr stand. Vielleicht war sie eingefallen. An viel erinnerte er sich sonst aber nicht. Nach dem Mord am gesamten Clan hatte er vieles verdrängt, was sein vorheriges Leben geprägt hatte. Seltsam sentimental suchte er den Weg zu seinem damaligen Zimmer und stolperte prompt über etwas. Neugierig hob er es auf und schnaubte halb verächtlich, als er erkannte, dass es Spielzeug war. Wenn er sich vorstellte, dass er mal mit sowas gespielt hatte, kam er sich ziemlich klein, naiv und dumm vor. Mit einem versonnenen Lächeln richtete er sich auf, das Spielzeug immer noch in der Hand haltend. Ja... dieses Haus hatte neues Leben dringend nötig.

Ganz neue Erkenntnisse

"Und was soll ich jetzt hier?", fragte Sakura halb irritiert und sah sich mit einem Seufzen um. "Mir helfen.", entgegnete Sasuke knapp und begann schon mit der Erkundungstour. "Schon klar...", murrte die Rosahaarige und folgte dem Clanerben in die Abteilung der Kücheneinrichtungsgegenstände. "Was ich mit meiner Frage sagen wollte, ist: warum muss ausgerechnet ich dir beim Einrichten deines Elternhauses helfen?", führte sie ihre Gedankengänge weiter aus und beobachtete den Schwarzhaarigen, wie er von einem Musterzimmer zum anderen ging, wobei er komischerweise gar nicht richtig hin sah... "Wen hätte ich sonst fragen sollen?", erwiderte Sasuke mit einem Ton der Selbstverständlichkeit, "Naruto würde alles in grell orange und mit Ramen- Tapete gestalten und alle anderen kenne ich nicht gut genug, als dass ich sie um Hilfe bitten würde." "Wie schmeichelhaft...", murmelte Sakura verdrießlich und verschränkte schmollend die Arme vor der Brust. "Jetzt mach dich nicht lächerlich.", meinte Sasuke unerbittlich und stellte sich- ebenfalls die Arme vor der Brust verschränkt- ihr gegenüber. "Ich war der Meinung, es würde dich freuen, mir helfen zu können, außerdem bist du doch sowieso den ganzen Tag damit beschäftigt, mich zu beobachten, da kannst du mir auch genauso gut mit deinem wertvollen Rat zur Seite stehen." Zum Ende hin bekam Sasukes Stimme einen immer sarkastischeren Klang und Sakura fühlte sich mal wieder auf dezente Weise nicht ernst genommen.

"Schön, ich helf dir, aber dann sei zur Abwechslung mal nicht ganz so unnahbar, wie du immer tust.", stellte Sakura klar und erntete nur ein Schnauben, bevor Sasuke sie schließlich am Arm packte und zu den Musterküchen schleppte. "Welche magst du?", fragte er knapp und wartete einigermaßen geduldig, bis Sakura ihre Beobachtungen beendet hatte. "Ähm... die dritte... ist ganz nett."

"Wieso?"

"Naja, sie ist geräumig, die Arbeitsfläche ist ausreichend, leicht zu reinigen und die Aufteilung der Schränke wirkt sinnvoll. Gut, der Kühlschrank ist recht groß, der reicht mindestens für drei Personen, aber das dürfte für dich ja irrelevant sein... und welche findest du gut?"

"..."

"Tse..."

"Ich mag auch die dritte."

"Welch Zufall..."

"Wieso?"

"..." Kopfschüttelnd ging Sakura an Sasuke vorbei und suchte nach der Abteilung für die Bäder. Der Schwarzhaarige trottete ihr seltsam motivationslos hinterher und stellte sich hinter ihr auf. "Irgendwelche speziellen Wünsche?", fragte Sakura unterkühlt und machte sich innerlich schon ernsthafte Gedanken, ob sie das alles allein machen sollte, oder ob Sasuke auch mal was sagen würde. "Groß", war alles, was der von sich gab und Sakura schnaubte augenverdrehend. "Dann ist das hier wohl genau das Richtige für dich...", sinnierte sie und deutete auf eins der letzten Muster. "Große Eckdusche, Badewanne, riesiger Bodenspiegel (für deine Eitelkeit) und ein Waschbecken, in dem noch ein Vierjähriger samt Quietscheentchen baden könnte.", nuschelte sie und musterte die lange, noch freie Wand, in der auch noch zusätzlich Platz für ein riesiges Flügeltor wäre. "Da könnte man noch einen Schrank hinstellen für Handtücher, Duschkram und sowas."

"Mhm."

"Ist das alles, was dir dazu einfällt?"

"Es ist perfekt. Dann brauch ich aber noch eine sepperate Toilette."

"Ist ja nun nicht das Problem. Dein Häuschen hat doch genug Zimmer."

"Hn..."

Vor Selbstmitleid zerfließend setzte Sakura mit Sasuke im Schlepptau ihren Weg fort und landete nun bei der Wohnzimmereinrichtung. "Oh... Sofas, Sessel und Couchtische. Da ist doch mal Spielraum für Geschmack.", murmelte sie und ahnte bereits schlimmes. "Also, was meinst du?", wandte sie sich an den Clanerben, "Und berücksichtige bei deiner Wahl auch bitte die Optik des Bodens."

"Hn..."
 

Eine ganze Weile ging das noch so weiter und Sakura hätte nie im Leben gedacht, dass sie einmal so sehr von Sasuke genervt sein würde. Er stellte sich bei der Wahl seiner Möbel echt dämlich an und das, wo sie ihn immer für so geschmackvoll gehalten hatte. Er äußerte nur wenig Wünsche und überließ den Hauptteil der Einrichtung ihr. Sie suchte schließlich für ihn die Teppiche und das Parkett für die Zimmer des Wohnbereiches aus, stimmte passend dazu die Optik der Wände ab und gab entsprechende Ratschläge zur Farbe der Möbel. Nur bei den Schlafzimmern sparte sie sich bisher aus, da es ihr komisch vorkam, ihm seinen Schlafraum zu gestalten. Das ginge schließlich doch zu weit.

Es war schon fast Abends, als sie endlich fertig waren und nur noch besagte Schlafräume fehlten. Erschöpft riss Sakura den Zettel vom Block ab, auf dem sie alles notiert hatte und steckte ihn Sasuke förmlich ins Gesicht. "Nimm und werde glücklich.", seufzte sie, "Das sind jetzt nur meine persönlichen Ratschläge, kannst die Farben und sowas natürlich noch ändern. Den Rest wirst du schon allein hinkriegen." Damit wandte sie sich um und schlurfte aus dem Gebäude hinaus ins Freie, wo die frische Abendluft sie empfing und ihr wie eine Ohrfeige entgegen schlug. "Ohh womit hab ich das verdient...", nuschelte sie und fragte sich unwillkürlich, was sie nur dazu gebracht hatte, ihre Zeit derart uneffizient anzulegen. Schön, sie hatte Sasuke helfen können, aber besonders dankbar oder angetan schien er davon jetzt auch nicht zu sein... dieser elende Bastart!

Gerade wollte Sakura ihren Weg in Richrung nach Hause fortsetzen, als plötzlich jemand ihren Namen rief und sie schnelle Schritte hörte. "Sakura, welch Zufall, dass ich dir hier begegne... ich wollte gerade Nudelsuppe essen gehen, magst du mitkommen?!" rief Naruto fröhlich und seine Augen leuchteten vor Begeisterung. "Ähh..." "Och komm schon, Ramen ist doch toll! Hey da ist ja Sasuke vielleicht will er auch mitkommen?" Beim Klang seines Namens zuckte Sakura leicht zusammen und sah sich nach dem Schwarzhaarigen um, der tatsächlich in diesem Moment die Straße runter schlenderte. "Vielleicht...", murrte Sakura und verfluchte ihr sie ärgerndes Schicksal.

"Na du, wie schön, dich so schnell wieder zu sehen.", grüßte Sakura halbherzig und der Clanerbe schmunzelte amüsiert. "Ich freu mich auch.", erwiderte er, doch im Gegensatz zu Sakuras schien seine Laune ungetrübt. "Wie schön...", murmelte sie und wandte sich ab. Doch plötzlich berührte etwas ihre Hand und unerwartet lief ihr ein angenehmer Schauer über den Rücken. Erschrocken sah sie zu Sasuke, der sie an besagter Hand hielt und sie daran hinderte, zu gehen. "Sakura?", meinte er leise und ihr Atem beschleunigte sich unbeabsichtigt beim Klang seiner weichen Stimme. "Mhm?", brachte sie nur heraus und schaute ihn mit großen Augen an. "Danke.", meinte er schlicht und ihr blieb die Luft weg.

Undurchsichtiger Verfall

"Ähm... klar, hab ich gern gemacht...", nuschelte sie und starrte trübe zu Boden. Wie hatte sie sich nur so in ihm verschätzen können...?

"Wollen wir dann jetzt was essen?!", fragte Naruto eifrig, den dieses Geplänkel etwas zu nerven schien. "Von mir aus...", kam es von Sasuke und er zog Sakura immer noch an der Hand hinter sich her. Sie konnte nichts anderes tun, als ihm verblüfft und völlig überfordert zu folgen.

Letztendlich fand sie sich an der Theke sitzend und mit einer Nudelsuppe vor sich wieder, Naruto zu ihrer Linken und Sasuke zu ihrer Rechten. Naruto schaufelte die Mahlzeit begeistert in sich hinein, während Sasuke lediglich wie sie selbst darin herumrührte und ab und zu einen Bissen nahm. Er schien inzwischen nicht mehr so guter Laune, seine ungewohnte Heiterkeit war einer nachdenklichen Miene gewichen, die sie stark an Sai erinnerte, wenn der versuchte, Gefühle zu interpretieren. Sie vermochte absolut nicht einzuschätzen, was wohl in ihm vorging, allerdings war ihr das sowieso erst selten gelungen. In letzter Zeit machte es sie aber schier wahnsinnig, da er seine emotionslose Maske ja teilweise verloren hatte, sie ihn aber immer noch nicht durchschauen konnte. Sie fühlte sich dann auf eine seltsame Art und Weise hilflos, als ob sie nicht in der Lage wäre, richtig mit ihm umzugehen... Es verwirrte sie, dass er sie schon wieder so sehr beschäftigte. Es war nicht wie früher, dass sie genau wusste, dass sie in ihn verliebt war, aber trotzdem ging er ihr einfach nicht aus dem Kopf... Der Gedanke an ihn wollte sie nicht mehr loslassen. Es war doch zum verzweifeln... was wollte ihr Kopf nur von ihr???
 

Stumm rührte er mit den Stäbchen durch die Suppe und nahm dann einen Happen, doch so recht schmecken wollte es ihm nicht. Die Stille zwischen ihnen stimmte ihn seltsam und unwillkürlich fragte er sich, was die anderen wohl denken mochten... wobei es genaugenommen doch nicht zu schwer zu erraten war. Naruto dachte an seinen Ramen und daran, wie viele Portionen er sich wohl leisten konnte und Sakura... so wie sie sich in seiner Nähe verhielt, dachte sie vermutlich über irgendetwas nach, was mit ihm zu tun hatte. Sakura...

Es fühlte sich seltsam an, neben ihr zu sitzen. Sie, die ihn früher immer so genervt hatte und so verknallt in ihn gewesen war. Heute nervte sie überhaupt nicht, sie war erwachsen geworden und lebte ihr Leben. Und trotzdem... der Gedanke daran, warum sie ihn gehindert hatte, das Dorf erneut zu verlassen und warum sie so daran hing, dass er blieb, obwohl sie nichts verband als die Vergangenheit... Sie hielt fest an etwas, das einmal gewesen war und das, obwohl sie wusste, dass es nie wieder genauso werden würde...

Es beeindruckte ihn auf eine gewisse Weise und irgendwie hatte sich seine Sicht auf sie seit ihrem ersten Wiedersehen grundlegend geändert, obwohl er sie da mehr oder weniger ignoriert hatte. Er konnte auch nicht festlegen, woran es lag... Vielleicht daran, dass sie nicht überreagiert hatte, wie sie es früher getan hätte, oder weil er erfahren hatte, dass sie Medic-nin geworden war, was er ihr nie zugetraut hätte...

Ohne es zu bemerken, baute sich eine deutliche Spannung zwischen ihm und seiner Teamkollegin auf, die ihn nervös machte und ihm ein Kribbeln im Bauch beschehrte. Ärgerlich zog er die Augenbrauen zusammen und verzog den Mund. Sowas war ihm ja noch nie passiert... Schnaufend pfefferte er seine Stäbchen in die halbleere Schüssel, legte etwas Geld dazu und richtete sich ruckartig auf. Wieder völlig ruhig meinte er: "Ich geh jetzt heim. Bin ziemlich müde." "Aber Sasuke... es ist doch noch gar nicht so spät?", wunderte Naruto sich, worauf Sakura nur seufzte und ebenfalls aufstand. "Ich kann ihn gut verstehen. Sorry Naruto, aber ich muss jetzt auch dringend nach Hause.", murmelte sie mit monotoner Stimme und wandte sich zum gehen.

"Warte...", rief Sasuke und sie drehte sich noch einmal nach ihm um. "Ich... ich bring dich.", erklärte der Schwarzhaarige, doch er klang nicht so von sich überzeugt wie sonst, was Sakura verwundert und skeptisch die Augenbrauen hochziehen ließ.

"...Okaaaay...", meinte sie und lief etwas verkrampft los. Sasuke folgte ihr und schloss schnell auf, um dann wieder in Gedanken versunken neben ihr herzutrotten. Wieder bemerkte er diese Spannung, doch jetzt bewusster und er fragte sich, wieso ihm das nie vorher aufgefallen war... Plötzlich spürte er förmlich Sakuras Blicke auf sich und er stieß ein fragendes "Mhm?" aus. "Was schaust du so?", ergänzte er und Sakura gab ein ertapptes "Öhm..." von sich. "Ich... dachte nur, wie... undurchschaubar du bist... ich dachte immer, irgendwann würde ich dich kennen, aber das ist nicht so, obwohl ich dich einen Großteil meines Lebens vor Augen hatte...", nuschelte sie und er hörte ihrer Stimme an, dass es ihr ein bisschen peinlich war. "Hn.", machte er vielsagend und vergrub die Hände in den Taschen. "Ich... kenn mich manchmal selber nicht. Kann mir nicht vorstellen, dass es da jemand anders besser hinkriegen würde." "Mhm...", war die vielsagende Antwort, aber Sasuke vermutete, dass er Sakura mit seiner eigenen Aussage nicht sehr viel weiter geholfen hatte. Dafür dachte sie zu viel nach. So war sie einfach, sich wegen allem den Kopf zu zerbrechen...

"Wenn ich mein Haus einrichte, kannst du mir da nochmal helfen?", fragte er, eigentlich nur in der Absicht, die Stille zu durchbrechen. "Schon wieder?", motzte Sakura und schon kam sie ihm wieder bekannter vor. Er musste schmunzeln und nickte leicht. "Nur mit den Möbeln, es wird aber sowieso noch ein bisschen dauern. Die Arbeiter beeilen sich zwar, aber trotzdem wird es noch ungefähr eine Woche dauern, bis sie mit den Fußböden anfangen können." Sakura seufzte und sah Sasuke an. Er sah einfach so umwerfend aus und das, ohne etwas dafür tun zu müssen... Wie sie ihn doch beneidete...

"Na gut.", meinte sie schließlich und die bittere Erkenntnis füllte sie, dass sie ihm diesen Wunsch gar nicht abschlagen konnte, selbst wenn sie es gewollt hätte. Sie war ihm schon wieder verfallen... Scheiße...

Der Untergang naht...

Die Woche war schnell vergangen, Sasuke hatte viel damit zu tun gehabt, die Schule, das Training und die Bauarbeiten an seinem künftigen Heim unter einen Hut zu kriegen. Zusätzlich hatte er nun endlich mal bei der Bank vorbei geschaut und sein Erbe eingefordert und es hatte Ewigkeiten gedauert, bis die Unterlagen aus den alten Stapeln gefunden worden waren.

In der Zwischenzeit hatte er sich weiterhin oft mit Reika getroffen, die ihr Leid klagte, weil manche ihrer Lieblingsblumen beim Jahreszeitenwechsel den Geist aufgaben. Dafür erwachten aber auch wieder andere und gaben ihrem Garten einen neuen Fundus an Farben, Formen und Gerüchen, die vor allem Sasuke eine willkommene Abwechslung verschafften. Es waren zwar nur wenige, aber sie hatte tatsächlich ein paar Zierpflanzen, die erst im Herbst ihre Blüte trugen. Der Clanerbe fand es faszinierend, da besonders diese Blumen eine hohe Widerstandsfähigkeit besaßen. Sie waren kräftig und trotzten der Kälte mit ungebrochenem Elan.

Nun war es endlich soweit und die letzten Arbeiten an den Böden wurden beendet. Jetzt war das Anwesen wieder genauso prächtig, wie zur Zeit seiner Eltern und es war schon mit Teppichen, Parkett und Fliesen ausgestattet, sodass eigentlich nur noch die Möbel fehlten und diese würden in Kürze geliefert werden. Das einzige, was dann noch übrig war, waren einige der Schlafzimmer auf dem oberen Flur, die er nicht zum Wohnen benötigte. Sie waren noch nackt und würden es auch bleiben, bis sie vielleicht mal gebraucht würden. Das konnte aber noch dauern...
 

Wohlig seufzend stieg Sakura aus der Dusche und trockente sich dürftig ab, bevor sie sich ein Handtuch umwickelte und den Flur betrat, um in ihr Zimmer zu gelangen. Gerade, als sie darin verschwinden wollte, klopfte es lautstark an ihrer Tür und sie zuckte heftig zusammen. Das musste Sasuke sein, er wollte sie ja abholen. "Du bist zu früh!", keifte sie ärgerlich und griff erneut nach der Klinke. "Das bin ich immer. Jetzt mach mir auf!", konterte ihr liebenswertes Teammitglied und diesmal war ihr Seufzen resigniert. Sie wickelte sich das Handtuch noch enger um und hielt es verkrampft fest, während sie zur Tür schlurfte und sie öffnete. Sasuke stand dort, wie immer perfekt aussehend, und starrte vor sich hin. Sakura errötete, weil er sie so sehen konnte, doch es schien ihn überhaupt nicht zu stören. Er würdigte sie mal wieder keines Blickes, schob sich nur an ihr vorbei und betrat die Wohnung. Ein wenig erleichtert, aber auch verletzt folgte sie ihm und wies ihm den Weg zum Wohnraum, bevor sie sich in ihr eigenes Zimmer verzog und sich saubere Klamotten raussuchte. Wieso nur schaute er sie nie an? Nach einer Weile hatte sie es ignoriert, doch wenn sie jetzt nachdachte, fiel ihr immer noch kein Moment ein, in dem er sie direkt angesehen hätte... es kränkte sie... mal wieder.
 

Ein paar Minuten später war sie soweit und betrat das Wohnzimmer, um nach dem Schwarzhaarigen zu sehen. Sie fand ihn zusammengesunken in einem ihrer Sessel sitzend vor, wobei er nicht den Eindruck machte, als genieße er sein Leben. Mit einem seltsamen Gefühl im Bauch ging sie auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er reagierte erst nicht darauf, als hätte er es gar nicht gemerkt, doch dann wandte er sich zu ihr um, ergriff ihre Hand mit seiner und stand auf. "Wollen wir?", fragte er leise und Sakura brachte nur ein Nicken zustande. Sein Anblick zog sie derart in seinen Bann, dass sie sich nicht dazu in der Lage fühlte, ihre Stimme zu benutzen. Ohne weitere Worte zog Sasuke sie aus der Wohnung und lief mit ihr zum Anwesen, wo die Möbellieferung bald eintreffen würde. Sakura ignorierte das benommene Gefühl in ihrem Kopf und folgte ihm schweigend. Beklommen fragte sie sich, ob Sasuke vergessen hatte, dass er immer noch ihre Hand hielt...

Sie erreichten das Anwesen und das seltsame Gefühl hatte sich nur noch verstärkt. Sakura schluckte trocken und fragte sich, wie sie es überstehen sollte, wie sie es einmal mehr schaffen sollte, seine Nähe zu ertragen, in dem Wissen, dass er sie nie näher wahrnehmen würde...

Erleichtert atmete sie auf, als er ihre Hand losließ und schaute zu dem Möbelberg, der sich vor ihnen türmte. Die Lieferanten waren also schon da, wie praktisch. Sofort fasste sie sich und ging geradewegs auf die Männer zu, die gerade an den Möbeln rumschichteten, während Sasuke zurück blieb und wartete. Sakura entfaltete ihre Liste, die sie anhand der Möbelauswahl geschrieben hatte, und erklärte den Arbeitern, welche Möbel in welches Zimmer sollten. Diese wurden dann reingetragen und Sasuke würde beaufsichtigen, wie sie in den jeweiligen Räumen angeordnet werden würden.

Während die Männer gerade schon mit die ersten Möbeln im Haus verschwanden, schaute Sakura sich das Anwesen genauer an und staunte maßlos. Es hatte sich innerhalb einer Woche dermaßen verändert, dass sie es kaum wieder erkannte. Es sah kein bisschen mehr verfallen aus, das Dach war ausgebessert worden, die Wände erneuert und der Boden geebnet und von Unkraut befreit. Die Mauer, die früher den Innenhof begrenzt hatte, stand ebenfalls wieder und ließ den Blick auf einen gepflasterten Weg frei, der durch den Hof, eine kleine Treppe hinauf und über eine die ganze Länge des Hauses reichende Terasse zur großen Haupttür führte. An dieser Seite des Hauses gab es noch zwei weitere Türen, aber neben der in der Mitte wirkten sie unscheinbar und klein.

Das Haus wirkte imposant und einschüchternd. Zweifellos hatte es zu Sasukes Vater gepasst, genauso geformt, ein direkter Vergleich zu seinem Charakter. Es wirkte unheimlich, andererseits aber auch edel und erhaben. Es war einem Uchiha würdig.

Nachdem die Einräumung des Anwesens zu Sasukes und ihrer Zufriedenheit beendet worden war, faltete sie ihre Liste wieder und stieß seufzend die Luft aus. "Jetzt kannst du also umziehen...", murmelte sie und betrachtete Sasukes neues Heim mit einem befremdlichen Ziehen im bauch. Wenn er hier wohnen würde, schien er noch viel unerreichbarer... sie hatte nicht das Gefühl, ihm irgendwas bieten zu können und es machte sie verrückt...

"Ja...", nuschelte er undeutlich und senkte den Kopf. "Ich werd dann wohl gehen. Jetzt gibt es ja nichts mehr zu tun...", meinte Sakura leise und wollte sich umdrehen, doch Sasuke hielt sie zurück, indem er sie am Arm festhielt und den Kopf wieder hob. "Warte, willst du... ähm..." "Mhm?", fragte Sakura überrumpelt nach und wunderte sich einmal mehr über seine plötzlich viel offenere und verletzlicher wirkende Art. "Willst du... vielleicht... mit mir... also... mit mir ausgehen? ...heute Abend?", haspelte Sasuke unsicher und zog seine Hand wieder zurück, als hätte er Angst, sich an ihr zu verbrennen.

Sakura klappte der Kiefer runter und sie starrte ihn entgeistert an. War das wirklich Sasuke...? Wie brachte er es nur immer wieder fertig, sie dermaßen zu überraschen...? "Ich... ja.", hauchte sie und spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. Die Welt würde untergehen...

Sasukes sensible Seite

Die ganze Welt und vor allem sich selbst verfluchend entledigte er sich seiner Waffen, die er aus Gewohnheit immer mit sich herumschleppte, und legte sie auf die kleine Kommode neben seinem Bett. Was war nur in ihn gefahren, warum hatte er das getan??? Er konnte sich selbst nicht erklären, wie er dazu gekommen war, Sakura um eine Verabredung zu bitten. Aber zurück konnte er nicht, es würde viel zu sehr gegen seinen Stolz gehen, sich vor so etwas zu drücken. Am Ende würde Sakura ihn noch als Feigling sehen und ihn verschmähen... WTF??? Was dachte er da?! Sein Kopf schien sich auch gegen ihn verschworen zu haben, ständig diese Gedanken... er hatte es nicht nötig, sich ihr zu beweisen. Das war doch krank...

Völlig verwirrt zog er sich ein weißes Hemd über und fuhr sich noch einmal durch die Haare. Konkurenzdenken hatte er nicht nötig, obgleich es ihm irgendwie schon wichtig schien, was Sakura von ihm dachte. Aber wieso nur...? Was war nur mit ihm los? Das war doch absurd...
 

Viel zu früh kam er am vereinbarten Treffpunkt an und setzte sich vor einem Cafe an einen kleinen Tisch. Er wartete eine ganze Weile, bis Sakura schließlich kam, dabei war sie sogar pünktlich- er war eben nur überpünktlich. Er spürte ihre Freude, obgleich sie es sich ausnahmsweise mal ersparte, ihn lautstark zu begrüßen. Schade eigentlich... irgendwie hatte er es vermisst. "Hey.", meinte er nur und bemerkte im Nachhinein, wie kalt das geklungen hatte. "Wie gehts dir?", fragte er deshalb versöhnlicher klingend nach. "Gut.", meinte sie und klang auch wirklich so. "Das ist schön...", murmelte er leise vor sich hin. Die Rosahaarige setzte sich ihm gegenüber und schwieg dann unbehaglich. Er konnte beinahe spüren, wie sie nach Worten suchte, um dies Stille zu durchbrechen. Er überlegte angestrengt, doch auch ihm wollte nichts einfallen. Auf einmal fühlte er sich hilflos und er wusste nicht, was er tun sollte. Er hatte sie um dieses Treffen gebeten, jetzt sollte er doch auch etwas sagen, oder nicht? Verflucht sei der, der die Dates erfunden hatte... Irgendwie hatte er sich das einfacher vorgestellt...

Plötzlich tauchte Naruto hinter ihm auf und stupste ihn sachte an. "Was ist denn hier los?", fragte der Blonde mit einem halben Lachen in der Stimme, "Habt ihr ein Date?" Sakura schwieg eisern und Sasuke bemerkte ihre Verlegenheit. "Woraus willst du das schließen?", erwiderte er kühl, ohne sich zu dem Wirbelwind umzudrehen. "Also bitte...", neckte Naruto grinsend, "Schau dir Sakura doch mal an, sie sieht umwerfend aus! Ich hoffe, du weißt es wenigstens zu schätzen." "Hn...", seufzte der Clanerbe und meinte dann mit seltsam tonloser Stimme: "Sie könnte ebenso gut einen Kartoffelsack tragen, das würde für mich keinen Unterschied machen." Er hörte, wie beide nach Luft schnappten, Naruro empört, Sakura verletzt. Bevor er reagieren konnte, war Sakura aufgesprungen und stürmte frustriert die Straße hinab. Sasuke fluchte leise, sprang ebenfalls auf, ließ Naruto stehen und folgte Sakura durch das Gewirr aus Gassen, in dem sie versuchte, ihn abzuhängen... Sie sollte ihn besser kennen.

Er schnappte sie an den Schultern und presste sie an die Wand. "Lass mich los.", wimmerte sie kläglich und versuchte sich zu befreien, doch sein Griff war eisern. "Hör mir zu!", rief er verzweifelt, "Ich wollte dich nicht verletzen! Ich hab das nicht gesagt, weil ich dich hässlich finde..." "Warum dann...?", hauchte sie so leise, das er sie kaum verstand. "Ich... das Problem ist... dass ich...", er zögerte und biss sich kopfschüttelnd auf die Unterlippe. "...Lass mich einfach los...", hauchte sie und ein feiner Schmerz bohrte sich in seine Brust, als er hörte, wie hoffnungslos sie klang. "Das war so echt nicht geplant...", murmelte er und biss sich auf die Lippe. Sie setzte zu einer bissigen Antwort an, doch er kam ihr zuvor, indem er, einer spontanen Eingebung folgend, bestimmt ihr Kinn anhob und seine Lippen auf ihre drückte. Sie schnappte erschrocken nach Luft und krallte ihre Finger in seinen Rücken. Ihre Nägel bohrten sich durch die Kleidung hindurch in seine Haut und er zog scharf die Luft ein, löste seine Lippen aber nicht von den ihren. Nach einer Weile lockerte sich ihr Griff und der Schmerz kehrte erneut zurück. Langsam ließ er ihre Schultern los und strich ihre Arme hinab, bis er sanft ihre Hände umfasste. Er spürte, wie sie leicht zitterte und drückte ihre Hände fester. Zögerlich trat Sakura schließlich einen Schritt zurück und beendete den Kuss damit widerstrebend. "...Sasuke...", flüsterte sie und ihre Stimme war eine Mischung aus Hoffnung und gleichzeitiger Traurigkeit und noch immer klang sie ein bisschen verletzt. "Es tut mir leid... Sakura...", murmelte er und ließ ihre Hand los, doch sie ergriff seine wieder und fragte zögerlich: "... Warum... warum hast du es gesagt?" Er atmete heftig aus und kaute nervös auf seiner Lippe herum, auf der er immer noch Sakuras Kuss spüren konnte. Er hatte es noch niemandem gesagt und jetzt war der Moment gekommen, wo er es ihr gestehen sollte...? "...Du... ich will wirklich nicht sagen, das du nicht hübsch bist... die Sache ist nur... ich... ich kann es... nicht sehen..." Er hob zögerlich den Kopf und öffnete die Augen, um sie anzuschauen, ihren Anblick einzufangen und zu sehen, wie sie sich verändert hatte... doch es stimmte, er konnte nichts sehen und dies war der erste Moment, wo er den Verlust seines Augenlichts auf eine selbstlose Weise bedauerte. Seit Itachi ihm kurz vor seinem Tod sein Augenlicht genommen hatte, hatte es ihm noch nie so leid getan, keine Farben mehr sehen zu können.

"Das ist der Grund Sakura... Ich bin blind, schon seit ich wieder zurückgekehrt bin." Sakura war stocksteif geworden und kein Wort kam über ihre Lippen. Sasuke schwieg und wartete bang auf ihre Antwort, die für eine ganze Weile ausblieb und eine knisternde Spannung in der Luft zittern ließ. Es dauerte mehrere Minuten, bis sie überhaupt eine Reaktion zeigte, ihr Griff um seine Finger verstärkte sich unmerklich, dann verlagerte sie ihr Gewicht und kurz darauf spürte er ihre weichen warmen Lippen auf seinem Mund. Er schmeckte eine salzige Träne und blinzelte verstört. "Ich hätte es dir eher sagen sollen... nicht wahr...?" Er senkte den Kopf und enzog ihr sanft seine Hand. "Sasuke...", hauchte sie, "... Ich will dich nicht verlieren. Nicht schon wieder! Es ist mir egal, ob du mir das verschwiegen hast!" Sie umschlang seinen Hals und drückte ihr Gesicht in sein Hemd. Flach atmend legte er die Arme um ihre Taille und zog sie mit unterdrückter Erleichterung an sich. "Danke...", flüsterte er leise und drückte sie noch fester an sich.

Naivität lässt grüßen

Nach diesem Geständnis hatte Sakura sich völlig verunsichert verabschiedet, um nach Hause zu gehen und zu versuchen, zu realisieren. Sasuke hatte sie gehen lassen, auch wenn ihm überhaupt nicht wohl dabei war. Er hatte das Gefühl die Kontrolle abzugeben und somit bestand für ihn die Gefahr, dass ihm alles zwischen den Fingern hindurchglitt. Diese ganze Sache hatte sich zwar irgendwie von selbst entwickelt, da meistens sein Mund schneller gewesen war, als sein Kopf (da hatte Naruto wohl auf ihn abgefärbt), aber dennoch wollte er Sakura, jetzt, wo er so weit gekommen war, auf keinen Fall wieder hergeben. Es war dieser Moment, wo er Gewissheit über seine Gefühle hatte und alles, was er befürchtet hatte, sich bestätigte. Und trotzdem störte es ihn nicht... das einzige, was ihn belastete, war die Frage, wie Sakura sich entscheiden würde. Klar, sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn nicht verlieren wollte, aber vielleicht war sie ja einfach überrumpelt gewesen... Er brauchte Gewissheit, für sich, auch wenn es ihm erneut bewusst machte, wie schwer es ihm fiel, jemandem ganz zu vertrauen...
 

So in Gedanken versunken lief er langsam zurück zu seiner Wohnung und ließ sich dort angekommen auf einen Sessel fallen. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Schwärze um ihn herum. Alles war dunkel und umfing ihn mit einer sanften Vertrautheit. Es schien ihm wie ein Versteck vor der Welt. Er musste seine Umgebung nicht sehen, musste nicht die Augen öffnen, für all das Schlechte und konnte seine Sinne dafür auf schöne Dinge richten. Gerüche, Gefühle... Nur um Sakura tat es ihm leid. So gern würde er sehen, was aus ihr geworden war, aber das würde nie passieren, also musste er sich damit abfinden, dank Itachi.

Kurz vor seinem Tod hatte er ihm sein Augenlicht genommen. Sasuke hatte keine Ahnung, wie sein Bruder das gemacht hatte, denn seine Augen an sich waren noch ganz und offenbar war es keinem aufgefallen, also mussten sie sogar ihre Farbe behalten haben... er hatte ihm einfach seine Sehkraft geraubt mit den Worten: "Diese Augen bringen dir kein Glück..." Er hatte wohl noch mehr sagen wollen, aber er war zu schwach gewesen. Durch die Wut über den Verlust hatte Sasuke genug Kraft gefunden, sich zu verstecken, um eventuell vom Kampf herbeigelockten Ninja zu entgehen. Danach war er auf seiner blinden Suche irgendwie nach Konoha gelangt... Sein Bruder war also indirekt daran Schuld, dass er jetzt hier war. Und er hatte sich entschieden zu bleiben. Seine Rache hatte er, dieses Dorf konnte er als seine Heimat akzeptieren und nun... Sein nächstes Ziel war eigentlich der Wiederaufbau seines Clans gewesen, doch das kam ihm noch viel zu früh vor. Jetzt, wo er diesem Vorhaben gegenüber stand, fühlte er sich unsicher und noch nicht bereit dafür. Und trotzdem wollte er in das Haus seiner Eltern zurückkehren, das für eine große Familie geschaffen war. Er selbst würde dort sehr einsam sein, aber das war er hier auch...

Stumm seufzend erhob er sich und ging in sein Schlafzimmer, wo er all seine wenigen Sachen zusammen suchte und in einen Rucksack stopfte. Dann befestigte er seine restlichen Waffen am Gürtel und band sich die Tasche mit den Wurfmessern um den Oberschenkel. Einen Moment verharrte er bewegungslos und atmete tief durch, dann verließ er die Wohnung und schlug den Weg zum Viertel seines Clans ein. Ab diesem Moment würde er sein Elternhaus wieder sein zu Hause nennen.
 

Erneut wischte sie eine Träne von ihrer Wange und ballte wütend über sich selbst die Hände zu Fäusten. Sie fühlte sich schwach und unfähig, weil sie einfach nicht glauben konnte, was passiert war und nicht wusste, wie sie sich verhalten sollte. Außerdem kam sie sich dämlich vor, weil sie nichts gemerkt hatte. Sasuke war blind und sie hatte sich immer verletzt gefühlt, weil er sie nie angesehen hatte... aber wenn sie genau nachdachte, hatte er auch nie jemand anderen angesehen. Er hatte einfach nur immer in die Gegend gestarrt - augenscheinlich. Und nun hatte er sie geküsst und ihre ganze Welt, in der sie ihm egal war, auf den Kopf gestellt. Wie hatte sie nur nichts merken können? Wenn er wirklich etwas für sie empfand, warum hatte sie es ihm dann nie angesehen? Klar, er war ein Meister der Maske, geübt darin, all seine Gefühle hinter einer hohen Mauer aus Emotionslosigkeit zu verstecken, aber dennoch... Sie konnte es einfach nicht glauben, dass sie sich so sehr getäuscht haben sollte... Und sie wollte nicht mehr naiv sein. Zu gern wollte sie glauben, dass Sasuke mehr in ihr sah, als das nervige Mädchen von damals, aber ihre Gutgläubigkeit hatte ihr schon zu viele schlechte Erfahrungen beschehrt... Sie konnte es nicht einfach drauf ankommen lassen. nicht jetzt und nicht mit ihm... Dafür war er ihr zu wichtig. Es war wohl besser, wenn sie alles beim Alten beließ und ihn nicht bedrängte... genau... so war es das beste...
 

(Zeitsprung)

Sasuke fluchte leise und dachte sehnsüchtig an Sakura, die er den ganzen Tag noch nicht gesehen hatte. Sie war ihm ein paar mal fast auf der Straße begegnet, doch er hatte das Gefühl, dass sie ihm aus dem Weg ging. Zeitweise spürte er ihr Chakra in der Nähe, doch es verschwand auch genauso schnell wieder... Und das nervte ihn massiv, was er vorher nie gedacht hätte.

Gequält seufzend klopfte er an die Tür zu Tsunades Büro und betrat es, nachdem er das gewohnte "Herein!" vernommen hatte. Er ging geradewegs zum mächtigen Schreibtisch, der fast ein Drittel des Raumes einnahm, und legte den Schlüssel seiner alten Wohnung auf die Tischplatte der Hokage. "Den brauche ich jetzt wohl nicht mehr.", lächelte er dünn und Tsunade grinste. "Es freut mich, das Viertel wieder bewohnt zu sehen. Vielleicht wird ja sogar mehr daraus..." Er hörte das Grinsen in ihrer Stimme und ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen. "Da würde ich nicht drauf wetten...", murmelte er und drehte sich um, um das Büro zu verlassen. Doch da rief ihn Tsunade noch einmal zurück und meinte: „Du darfst wieder trainieren, ich glaube, die Schule hat ihren Zweck erfüllt.“ Erstaunt drehte er sich herum und sah die Hokage fragend an. „Jetzt schau nicht so. Geh schon.“, scheuchte sie ihn und er verließ wortlos das Büro. Er sah nicht, wie die Blonde Sannin ihm versonnen hinterher starrte und wie ein kleines Mädchen schmunzelnd auf ihrer Lippe kaute.

sanfte Kehrtwende...

Mit gemischten Gefühlen betrat Sasuke den Trainingsplatz und fand seine beiden Teamkammeraden dort sitzend vor. Es war das erste Mal, dass er - abgesehen von Kakashi - als letzter kam. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Sakura, doch sie empfing ihn lediglich mit einem eisigen Schweigen. Er zögerte verunsichert und überlegte, wie er sich verhalten sollte, doch er war lange nicht so cool, wie es vielleicht den Anschein machte und so entschied er sich, erstmal abzuwarten, was passieren würde... Außerdem wollte er hier nicht vor Narutos augen eine Szene verantstalten... Der konnte ruhig noch eine Weile unwissend bleiben.

Etwas angesäuert ließ er sich ins Gras fallen und schwieg verbissen zurück. Es kostete ihn wirklich ungeheure Energien, nicht einfach etwas zu sagen, doch er schaffte es und Kakashis Ankuft war eine wahre Erlösung für ihn. Warum musste sein Lehrer auch immer so spät kommen...?
 

Enttäuscht zog Sakura die Kniee an die Brust. Ganz gemäß ihrer Erwartungen hatte Sasuke nichts zum Tag seiner Offenbarung gesagt und hatte nur schweigend dagesessen. Offenbar war ihm sogar das mühsam gewesen in ihrer Nähe, da er, als Kakashi endlich kam, sofort aufgesprungen war, um ihrem Sensei in die Mitte des Platzes zu folgen.

Sie versuchte, ihren Ärger herunter zu schlucken, und konzentrierte sich auf den Grauhaarigen, der ihnen erstmal ein paar simple Kämpfe zur Aufwärmung verordnete. Zuerst sollten sie und Naruto kämpfen, dann Naruto und Sasuke und zum schluss Sasuke und sie.

Sie begannen harmlos und übten auf primitive Weise Grundtechniken, wie Doppelgänger, Kunst des Tauschens, oder Verwandlung. Mit der Zeit wurde es allerdings immer rabiater, bis Kakashi dazwischen gehen musste, um seine Schüler vor dem sicheren Tod zu bewahren. Bei Sasuke und Naruto lief es ähnlich ab, bis auf den Unterschied, dass Sasuke um einiges unsicherer als sonst wirkte. Dies war schließlich kein Blindkampf, sondern voller Ernst. Es endete tatsächlich mit Sasukes Niederlage, doch er nahm es gelassen hin und machte sich für den Kampf mit Sakura bereit.
 

Sakura hatte eigentlich wirklich keine Lust, jetzt gegen Sasuke zu kämpfen, doch was hatte sie schon für eine Wahl? Nervös und schlecht gelaunt erhob sie sich von ihrem Beobachtungsposten und betrat den Platz. Forschend sah sie Sasuke an, doch er strahlte lediglich seine gewöhnliche Ruhe und Gelassenheit aus. Es machte sie wütend, wie unemphatisch er wirken konnte und sie rannte blindlings auf ihn zu, während sie Chakra in ihrer geballten Faust sammelte. Mit aller Kraft schlug sie auf ihn ein, doch er wich ihr geschickt aus, brachte sie mit einem gezielten Schlag aus dem Gleichgewicht und pinnte sie auf dem Boden fest. Sauer schaute sie zu ihm auf und presste ihre Lippen fest aufeinander. "Warum meidest du mich?", fragte er ruhig, doch sie konnte eine Spur Schmerz in seiner Stimme hören. Ihr Atem stockte bei diesem Klang. Konnte es wirklich sein...? "Ich... ich dachte... ich war mir nicht sicher...", stotterte sie und biss sich auf die Lippe, um ihre aufsteigende Frustration zu verbergen. "Du dachtest, ich meine es nicht ernst.", stellte er tonlos fest und wandte den Kopf ein Stück zur Seite, als ob es ihm weh täte. "Ich... es tut mir leid...", stammelte sie unbeholfen und fühlte sich wieder wie damals - klein und naiv. Sanft schüttelte Sasuke den Kopf und drückte ihr einen zarten Kuss auf die Lippen, der sie ungläubig erstarren ließ. "Braucht es nicht.", murmelte er, ohne auf Narutos aufgeregtes Geschnatter und Gefrage zu reagieren.

"Komm heut Abend ins Uchiha-Viertel und such mit dort. Du wirst mich finden. Bestimmt.", fügte er noch an und richtete sich auf. Sakura nickte benommen und realisierte erst danach, dass er es gar nicht sehen konnte. "Okay...", hauchte sie und rappelte sich anschließend ebenfalls auf.
 

(Zeitsprung)

Leise hörte er, wie Sakura auf das Dach sprang und zu ihm kam. "Das ist ein seltsamer Ort, um sich zu treffen.", bemerkte sie, aber er glaubte nicht wirklich, dass es sie groß wunderte. "Wenn ich sehen könnte, würde ich sagen, dass ich die Aussicht genieße.", erwiderte er tonlos. "Es ist dunkel...", konterte Sakura, aber sie klang nicht sonderlich amüsiert, wahrscheinlich war seine Blindheit für sie noch immer mehr als gewöhnungsbedürftig. Er sollte vielleicht aufhören, Witze darüber zu machen... "Wie auch immer...", murmelte er und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Er spürte ihre Wärme, als sie sich schließlich neben ihm niederließ und die Kniee eng an die Brust zog. Sie saßen eine Weile schweigend nebeneinander und lauschten in die Nacht hinein, bis Sakura leise fragte: "Meinst du, du wirst irgendwann wieder kämpfen können?" Sasuke verzog missmutig den Mund und senkte den Kopf. "Ich halte es nicht für unmöglich, dass ich mich gegebenenfalls verteidigen könnte, denn ich spüre ziemlich viel in meinem Umfeld, aber ich fürchte, dass ich mich im Falle eines richtigen Kampfes nicht auf meine Wahrnehmungen verlassen kann...", meinte er mit einem bitteren Unterton in der Stimme und Sakura konnte ihn sehr gut verstehen. "Aber das ist an sich auch nicht so wichtig...", fügte er überraschender Weise an, "Jetzt wo ich wieder im Dorf bin..." Sakura betrachtete ihn staunend und mit großen Augen, wusste aber nicht, was sie dazu sagen sollte...

"Sakura...", murmelte Sasuke nach einer Weile leise, aber seine Stimme klang ernst und gefasst. "Mhm?", machte sie und wandte sich ihm zu, hielt aber ihre Kniee weiterhin fest umklammert. Sie war sich trotz der Nähe immer noch nicht sicher, wie sie ihre... Beziehung... sehen sollte. Starr hatte Sasuke seinen Kopf nach vorn gewandt, als ob er in den Wald blicken würde. Mit den Händen hatte er sich scheinbar locker hinter sich abgestützt, aber Sakura sah, wie seine Finger zitterten. Sie zögerte kurz, doch dann biss sie sich auf die Lippe und legte vorsichtig eine Hand über seine. Er zuckte leicht zusammen, doch dann verschränkte er seine Finger mit ihren und wandte ihr seinen Kopf zu, aber es sah aus, als würde er auf den Boden gucken. "Ich wollte dich fragen, ob du... ob du gern mit mir... also bei mir... in das Familienanwesen einziehen würdest..." Sakura klappte der Mund auf und sie starrte Sasuke geschockt und gleichzeitig völlig überwältigt an. Sie war dermaßen erstaunt, dass sie total vergaß, ihm zu antworten. "Sakura...", murrte er leise, "Deine Blicke tun förmlich weh..." er klang mehr als nur gequält. "Äh...", brachte sie wenig intellegent heraus, dann fing sie sich endlich und hauchte glücklich: "Das... das würde ich sehr gern... also bei dir einziehen." Sasukes Gesichtszüge entspannten sich geringfügig und jetzt richtete er seine glanzlosen Augen direkt auf sie. "Morgen?", fragte er knapp. "...Okay...", stimmte sie überrumpelt zu und jetzt endlich breitete sich ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht aus.

Wie zu Hause auch...

Am nächsten Morgen stand sie also völlig verunsichert und zittrig mit zwei Taschen voller Klamotten und weniger Andenken vor dem riesigen Anwesen und fühlte sich mehr als fehl am Platz. Sie traute sich einfach nicht, das Haus zu betreten oder anzuklopfen oder so... Kannte sie Sasuke denn wirklich so schlecht? Wenn er sowas sagte, würde er es doch ernst meinen? Oder hatte sie das nur geträumt? Hilfesuchend sah sie sich in der Gegend um, da öffnete sich plötzlich die Tür und Sasuke trat hinaus. "Sakura... so früh hatte ich dich gar nicht erwartet.", stellte er fest. Sie biss sich auf die Lippe. sah das jetzt komisch aus? Irgendwie fanatisch? Konnte sie nicht einmal etwas richtig machen?! "Ja ich... konnte nicht wirklich gut schlafen...", murmelte sie und ging ein paar Schritte auf ihn zu. "Mhm... komm erst mal rein." Sie beäugte ihn misstrauisch und fragte sich, was nun als nächstes passieren würde... Sie ging auf ihn zu und als er zur Seite wich, an ihm vorbei und betrat das große Haus. Sie fand sich in einer riesigen Eingangshalle wieder und sah sich staunend um. Sie registrierte nur nebenbei, wie Sasuke die Tür schloss und ihr eine Tasche abnahm. Er lief eine Treppe hoch und sie folgte ihm zögerlich. Oben sah sie einen langen Flur, von dem verhältnismäßig viele Türen abgingen. "Es ist... echt groß...", murmelte sie. "Deshalb will ich auch gewiss nicht allein hier leben. Allerdings die Vorstellung, dass das hier alles Kinderzimmer sein sollen..." Sasuke ließ den Satz in den Raum gestellt und Sakura wurde heiß bei dem Gedanken, dass sie einmal Mutter dieser Kinder sein könnte... Sie folgte Sasuke, als der eins der Zimmer am Anfang des Flures betrat und erblickte einen Raum mit weißen Wänden, an denen das Zeichen der Uchiha prankte, genau über einem mehr als ausreichend großen Bett, welches mit einfarbig hellgrauer Bettwäsche bezogen war. Die Möbel waren dunkel, schwarz oder braun und der Boden war mit hellen Holzplanken ausgelegt. Vor dem Bett lag ein roter Teppich und die Vorhänge an den Fenstern waren ebenfalls rot. Diesen Raum hatte er ohne ihre Hilfe gestaltet und er sah echt gut aus. "Hübsch.", kommentierte sie knapp und sah sich noch einmal um. Es war peinlich ordentlich. Ob sie sich daran gewöhnen konnte...?

Sasuke ging zu einem Schrank und stellte ihre Tasche davor ab. "Den kannst du haben.", meinte er, "Meiner ist der hinter Tür." Sakura schaute zu besagtem Möbelstück, welches nicht halb so groß war, wie das, was ihr eben zugesprochen wurde. "Okay...", erwiderte sie erstaunt. "Das Bett darfst du auch haben. Ich werde in der Zeit wohl irgendwo anders schlafen. Bin noch nicht dazu gekommen, die anderen Zimmer bewohnbar zu machen.", fuhr er fort und Sakura blickte ihn erstaunt und irgendwie enttäuscht an. Er wollte nicht mit ihr in einem Bett schlafen? Aber gut, was erwartete sie? Einen streichelzahmen Sasuke? Da konnte sie ruhig auch nochmal ein paar Jahre warten. "...ähm... das Bett ist auch ziemlich... groß...", stellte sie fest und beäugte es misstrauisch. Sie sollte allein in so einem riesigen Ding schlafen? Das war echt eine beängstigende Vorstellung. "Naja...", meinte Sasuke und ging zum Fenster, "Es mag groß sein, aber das ist doch nicht schlecht." Er zog die Vorhänge zur Seite und Sakura erblickte einen Balkon, der hinter dem bodenlangen roten Stoff nicht zu sehen gewesen war. Er war sehr groß und mit wenigen, aber sehr hübschen Verzierungen. "Nicht direkt schlecht... aber doch ein bisschen einsam.", murmelte Sakura leise. Sasuke hielt in seiner Bewegung inne und ließ dann seinen Arm sinken. Er drehte sich halb zu ihr um und sein Gesichtsausdruck war nachdenklich. "Ich will dich nicht bedrängen...", gab er zu bedenken und Sakura guckte erstaunt. Er verzichtete darauf, in seinem eigenen Bett zu schlafen, für den Fall, dass sie mit so viel Nähe nicht umgehen konnte? Ein amüsiertes Lächeln legte sich auf ihre Lippen und sie ging zu ihm und nahm seine Hände. "Tust du nicht. Sonst wäre ich nicht hier.", meinte sie kichernd und umarmte ihn spontan. Er zog sie an sich und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. "Na gut, dann bleib ich hier... bei dir.", flüsterte er und gab ihr einen sanften Kuss, der sie bis in ihre Zehenspitzen erzittern ließ. Ob sie sich daran je gewöhnen würde...?

In der Nacht konnte sie nicht wirklich gut schlafen. Zu deutlich nahm sie die Nähe zu Sasuke wahr und es schien, als würde ihre Haut brennen, nur weil sie im gleichen Bett lagen. Sie schaute an die Decke und fragte sich, wie es weitergehen würde... Sasuke war derart eigen, dass sie schon manches mal bezweifelt hatte, dass er überhaupt in der Lage war, eine Beziehung zu führen. Tja, der Versuch war schon mal da... Sie drehte den Kopf und sah Sasuke auf der Seite liegend neben sich, Strähnen seines Haars fielen ihm ins Gesicht und verdeckten halb seine Augen. Ohne das Stirnband sah er älter aus, erwachsener und doch irgendwie immer noch... naiv. Aber das lag wohl noch am ehesten daran, dass er jetzt nicht mehr wie früher so demonstrativ genervt die Augenbrauen zusammen zog. Sie betrachtete seine Gesichtszüge, die ruhig und entspannt aussahen; friedlich. Unwillkürlich fragte sie sich, ob sie ihn je zuvor schon so gesehen hatte... er sah einfach wunderschön aus. In dem Moment schlug er die Augen auf und sein verschlafener Blick schien durch sie hindurch zu gehen. Dann schloss er sie wieder und ein seufzen kam über seine Lippen. "Du kannst nicht schlafen...", murmelte er. "Mhm... nein. Es ist... ähm... ein bisschen kalt.", murmelte sie, obwohl ihr eigentlich wohlig warm war. Sasuke tastete nach ihrer Schulter, strich dann sanft bis zu ihrer Taille hinab und zog sie zärtlich an sich, sodass ihr Gesicht in seiner Halsbeuge lag. Schlagartig wurde ihr heiß und sie dachte, ein winziges, amüsiertes Lächeln auf seinen Lippen zu sehen, was allerdings genauso schnell wieder verschwand. Er strich kurz über ihr Haar und nuschelte: "Warm genug?" Sie nickte schnell, die Augen immer noch weit aufgerissen, entspannte sich dann aber und schmiegte sich noch ein bisschen enger an Sasuke, der tatsächlich so viel Wärme abstrahlte, dass sie innerhalb von Sekunden eine träge Müdigkeit überfiel und sie zufrieden seufzend die Augen schloss.

morgendliche Aktivitäten

Sie erwachte durch ein Kitzeln an ihrer Nase und verzog das Gesicht. Sie versuchte, die Haare weg zu streichen, doch sie waren hartnäckig und fielen immer wieder zurück. Widerwillig öffnete sie die Augen, sah dicht vor ihrem eigenen Sasukes Gesicht und zuckte erschrocken zurück. Doch ihr Schock endete gleich darauf, als sie realisierte, was geschehen war. Seufzend ließ sie ihren Kopf wieder auf Sasukes arm sinken und schloss die Augen, da es einfach zu anstrengend war, sie offen zu halten. Wie hatte das passieren können? Noch vor einem Monat hätte sie nie geglaubt, dass diese Situation jemals hätte eintreten können und jetzt lag sie hier mit Sasuke im Bett und er duldete ihre nähe. Famos...

Erst eine ganze Weile später, die sie ruhig vor sich hingedöst hatte, regte Sasuke sich und seufzte leise. Sakura öffnete die Augen und schaute ihn neugierig und auch ein bisschen skeptisch an. Sie hatte wirklich nicht die geringste Ahnung, wie er auf sie reagierte... Er öffnete die Augen und blinzelte ein paar mal. Ein Reflex, schätzte sie. So etwas gewöhnte man sich nicht ab, auch wenn es mit einem Mal unnötig war. "...Morgen...", murmelte sie leise und Sasuke schien nun zu realisieren, dass sie ja auch da war und strich mit der Hand sanft über ihren Rücken. "Morgen.", nuschelte er zurück und schloss die Augen wieder. Sakura schaute ihn fasziniert an, wie er so völlig verschlafen und mit strubbeligem Haar neben ihr im Bett lag. Er sah einfach unglaublich süß aus mit dieser Haarmatte auf dem Kopf. Sie musste leicht grinsen und biss sich auf die Lippe. "Mhm?", machte er und reckte sich etwas. "Hä?", fragte sie irritiert zurück und jetzt musste er verschlafen grinsen. "Warum starrst du mich so an?", zog er sie auf. Sakuras Augen wurden größer und sie blickte ihn ungläubig an. "Schon wieder...", murmelte er und leckte sich kurz über die Unterlippe. "Äh... woher... ich meine, wie hast du das gemerkt?" Er seufzte leise und drehte sich auf den Rücken. "Ich merke es einfach... so schwer ist das ja nicht.", gab er lediglich zurück. "Tse... das ist unfair...", beschwerte sie sich leise und sah, wie Sasukes Mundwinkel zuckte. Sie verzog beleidigt den Mund und setzte sich auf. Ihr T-shirt war etwas verrutscht, also zog sie es wieder gerade und stand auf, um die Vorhänge zu öffnen. Es war schon sommerlich hell und die Sonne kitzelte ihr in der Nase. Sie musste niesen und wandte sich dann zu Sasuke um, der immer noch im Bett lag und einen Arm über die Augen gelegt hatte. Die Decke war bis zu seinem Bauchnabel herunter gerutscht und sein durchtrainierter Oberkörper glänzte leicht in dem gelben Licht. Sie musste schlucken und wandte gewaltsam den Blick ab. Leicht fiel es ihr nicht und immer wenn er sich gähnend rekelte, huschte ihr Blick wie von einem Magneten gezogen zu ihm zurück und blieb an seiner bloßen Haut und den darunter hervortretenden Muskeln hängen... zu dumm aber auch...

"...Willst du nicht mal aufstehen?", fragte Sakura von der Tür aus, nachdem sie Sasuke etwa eine Stunde später immer noch im Bett vorgefunden hatte. Sasuke murmelte irgendetwas vor sich hin und drehte sich auf die andere Seite. Er hörte wie Sakura seufzte und näher ans Bett trat. "Ich wusste gar nicht, dass du so ein Morgenmuffel bist...", stellte sie mit verwundertem, aber auch irgendwie amüsiertem Tonfall fest. Sasuke öffnete für einen kurzen Moment die Augen und zwinkerte ein paar mal aus Gewohnheit. Dann schloss er sie wieder und meinte nur leise: "Was hab ich denn schon zu tun? Zimmer putzen vielleicht? Ich sehe doch sowieso nicht, wo der Staub ist..." irgendwie klang er ein bisschen griesgrämig. "Mhm... vielleicht musst du ja für die Schule lernen?", kam es neckisch zurück und Sasuke schnaubte empört. Sakura kicherte leise, doch das verging ihr sofort, als Sasuke nach ihren Beinen tastete, sie umfasste und sie zu sich zog, sodass Sakura mit einem erschreckten Ausruf quer über ihm landete. Sofort wollte sie sich wieder aufrappeln, doch Sasuke hielt sie fest und zog sie so zu sich, dass sie wie in der Nacht wieder dicht an ihn geschmiegt lag. "Das ist nicht sehr effizient...", murrte sie leise, aber ihre Gegenwehr war verschwunden.

Zwei Stunden später lagen sie immer noch eng nebeneinander im Bett und dösten friedlich. "Verläuft dein Wochenende immer so?", murmelte Sakura nebenbei und Sasuke murmelte eine Verneinung. "Eigentlich putze ich sonst... aber irgendwie ist es halb so schlimm, wenn man den Dreck nicht sieht." "Öhm...", entfuhr es Sakura und sie fragte sich unwillkürlich, wie er darüber immer solche Witze machen konnte. "Mhm...", meinte sie dann nur und drehte sich auf den Rücken. Sasuke drehte sich passend dazu auf die Seite und seufzte leise. Sakura rappelte sich auf und fuhr sich durch die Haare. "Jetzt ist aber gut.", meinte sie und stand das zweite Mal an diesem Tag auf, um etwas zu essen. Sasuke brummte unwillig, doch Sakura zog ihm die Decke weg und legte so seine nackte Haut frei. "Jetzt komm schon, es ist bestimmt schon Mittag." Sie schmunzelte, als Sasuke erst blind nach der Decke tastete, sich dann murrend aufrichtete und die Haare aus dem Gesicht strich. Er schniefte kurz, dann stieg er aus dem Bett und reckte sich. Sakura konnte mal wieder nicht anders, als zu starren, doch dann besann sie sich und meinte: "Ich bin schon mal in der Küche." Sie hörte noch ein "Hn...", dann verschwand sie aus dem Zimmer und schritt den Flur entlang und die Treppe hinab.

Sasuke tauchte erst eine halbe Stunde später auf und setzte sich an den Tisch, ohne ein Wort zu sagen. Sakura schaute kurz in sein Gesicht und schüttelte amüsiert den Kopf. Irgendwie schien er ihr ein wenig verpeilt, seit er wieder da war.

"Und was hast du heute noch vor?", fragte sie mit einem Lächeln in der Stimme, während sie weiter in den Töpfen rumrührte, die friedlich auf dem Herd vor sich hinköchelten. Sasuke schwieg erst eine Weile, bevor er meinte: "Ich will Reika besuchen... Sie scheint zwar nicht sonderlich einsam, aber schaden kann es ja nicht..." Sakura schaute interessiert auf und betrachtete Sasukes bewegungslose Miene, während er sich die Haare aus dem Gesicht strich. "Darf ich mitkommen? Ich würde ihr Haus gern mal sehen...", fragte sie vorsichtig. Sasuke stimmte nur stumm zu und spielte mit seinen Fingern, während er blind vor sich hinstarrte.

Reika

Etwas später verließen sie das Anwesen und liefen immer noch stumm nebeneinander her in Richtung des Waldrandes. Sakura war diese Stille irgendwie nicht geheuer und sie warf ab und zu nervöse Blicke zu Sasuke herüber, traute sich aber nicht, etwas zu sagen. Sie dachte an die Nacht zurück und wie nah sie ihm gewesen war, aber selbst das reichte nicht, um ihn genauer einschätzen zu können. Fast immer, wenn sie nicht damit rechnete, überraschte er sie mit irgendeiner Geste oder mit Worten, die sie nie gedacht hätte, von ihm mal zu hören zu bekommen. Andere Verhaltensweisen dagegen hatten sich seit früher nicht im mindesten geändert und so wusste sie sich beim besten Willen keinen Reim darauf zu machen und hatte einfach überhaupt keine Ahnung, wie sie sich verhalten sollte.

Schon bald kam am Waldrand das kleine Haus in Sicht und Sakura musste lächeln, als sie die vielen Blumen sah, in denen es beinahe ertrank. Es war wirklich bunt und es herrschte eine Vielfalt, die sie zu dieser Jahreszeit selten gesehen hatte. Dafür, dass es Herbst war, sahen die Blumen nämlich wirklich sehr farbenfroh aus. "Und hier wohnt sie mit ihrem Eltern? Es ist ganz schön weit weg vom Zentrum...", überlegte sie im nächsten Moment leicht skeptisch und zog die Augenbrauen zusammen. "Falsch, sie wohnt allein. Ihre Eltern leben nicht mehr.", berichtigte Sasuke tonlos und Sakura wäre vor Überraschung beinahe gestolpert. "Sie wohnt ganz allein? In dem Alter?!", rief sie erschrocken aus und starrte fassungslos zu Sasuke und dann wieder zum Haus, aus dem eben ein kleines Mädchen trat. Es war etwa zwei Köpfe kleiner als Sasuke und hatte dunkelbraunes Haar und schimmernde blau-grüne Augen, die sie neugierig ansahen. "Sie kommt gut damit zurecht.", entgegnete Sasuke kühl und trat an Sakura vorbei auf das Mädchen zu, welches ihm fröhlich entgegengelaufen kam und ihn lachend umarmte. Sakura verzog das Gesicht angesichts seines Tonfalls und fragte sich unwillkürlich, warum er die Kleine so heftig verteidigte. Dann schaute sie stirnrunzelnd auf die Szene, die sich ihr bot. Von einem Moment auf den anderen schien Sasuke gelöst von allem, was ihn belastete, und ein wunderschönes Lächeln hatte sich auf seinem Gesicht ausgebreitet, während er der Braunhaarigen über den Kopf strich und sie schon begonnen hatte, ihm mit heiterer Stimme etwas zu erzählen. Sakura spürte einen kleinen Stich in der Brust und schalt sich selbst. Keinesfalls hatte sie einen Grund, eifersüchtig auf das Mädchen zu sein, nur weil die Kleine es schaffte, Sasuke zum lachen zu bringen, und sie nicht. So, wie sie Sasuke hier vor sich sah, hätte er früher sein sollen. In diesem Moment mutete er an wie ein Kind und das war nichts, was sie ihm zur Last legen konnte. Ein stummer Seufzer löste sich von ihren Lippen und sie wandte sich ab von dem Anblick dieser Freude, mit der sie gerade nicht so recht etwas anfangen konnte.

Bevor sie sich noch weiter in ihre Resignation hineinsteigern konnte, schlangen sich plötzlich zwei Arme um ihre Taille und hielten sie davon ab, den Weg zurück zu gehen, den sie gekommen waren. "Verzeih...", flüsterte Sasuke an ihrem Ohr und sein warmer Atem jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Sie atmete einmal tief ein und wieder aus und drehte sich dann zu ihm um. "Ist schon okay.", murmelte sie und richtete dann wieder ihren Blick auf die vor Energie beinahe funken sprühenden blau-grünen Augen des Mädchens, die sie nun wieder aufmerksam anschauten. "Das ist Reika.", erklärte Sasuke mit ruhiger Stimme, "Jedenfalls nenne ich sie so. Reika, dass ist Sakura, meine Teamkammeradin und..." unauffällig schielte Sakura zu Sasuke rüber und sah, wie er sich leicht auf die Lippe biss. "...Lebensgefährtin.", meinte der Schwarzhaarige schließlich. Sakura schluckte und wandte ihren Blick von ihm ab. Es war seltsam, ihn das sagen zu hören, als hätte ihr Unterbewusstsein beschlossen, daran zu zweifeln, dass Sasuke sich trauen würde, sich öffentlich dazu zu bekennen. "Freut mich.", vernahm Sakura jetzt eine zarte Stimme und sah das kleine Mädchen sanft lächeln. "Also bist du nicht mehr einsam.", meinte sie an Sasuke gewandt und ein kleines Schmunzeln stahl sich auf ihre Lippen. "Wie es aussieht...", entgegnete der leise und strich sich eine schwarze Strähne aus dem Gesicht. "Mhm... das ist schön. Dann sind wir jetzt wohl zu dritt. Geh doch schon mal, wir kommen gleich nach.", bestimmte das kleine Mädchen und Sakura beobachtete neugierig und ein wenig überrascht, wie Sasuke nur nickte, ihr in einer liebevollen Geste kurz über den Arm strich und dann zwischen den Blumen verschwand. Seine seichte Berührung hatte ihr eine Gänsehaut beschert und ihr wieder mal vor Augen geführt, wie schlecht sie ihn doch kannte. Nun stand sie hier allein mit der Braunhaarigen, die sie nun aus ihren strahlenden Augen musterte. "So kennst du ihn wohl nicht?", riet Reika und Sakura nickte wortlos. "Das lernst du ihn jetzt kennen. Eine seiner vielen Seiten." "Wie hast du ihn kennengelernt?", fragte Sakura leise und ließ ihren Blick abwesend über die farbenfrohen Beete gleiten. "Ich hab ihn in der Schule angesprochen. Eben, weil er einsam aussah.", erwiderte die Kleine und ihr Lächeln wich einer nachdenklichen Miene. "Es scheint nur alles so fern, als würde es mich nicht betreffen oder nichts angehen...", versuchte Sakura ihre Gefühle zu erklären, aber diese Worte schienen sehr dürftig für das, was in ihr vorging. "Hier gibt es nichts, was du nicht teilen könntest. Komm jetzt, ich zeig es dir.", widersprach Reika ruhig und nahm ihre Hand. "Es wird dir bestimmt gefallen." Sie zog sie mit sich zu den Beeten und jetzt sah Sakura den kleinen aus flachen Steinen gelegten Weg, der durch die Blumen führte. Daneben standen Sasukes Sandalen und nun forderte Reika auch sie auf, ihre Schuhe auszuziehen. "Und jetzt schließ die Augen.", bat das Mädchen und ergänzte noch: "Hier sind wir alle blind. Verlass dich auf dein Gespür und konzentriere dich auf den Boden, die Blumen und das, was du hören kannst." Etwas zögerlich schloss die Rosahaarige die Augen und beschloss, der Kleinen zu vertrauen, wenn Sasuke es auch tat. Sie würde sie schon nicht fressen...

mit allen vier Sinnen

Reika führte sie langsam zwischen den Blumen hindurch und Sakura tastete mit den nackten Füßen, so gut sie konnte, den Wegrand ab, um sich zu orientieren. Der Weg war nicht lang, vielleicht vier bis fünf Meter, aber da sie recht langsam gingen, kam er Sakura dennoch wie eine kleine Ewigkeit vor. Dann ertastete sie plötzlich eine Rundung , die in einem steilen Winkel vom geraden Wegverlauf wegführte. Sie vermutete eine Kreisform, wie eine kleine Lichtung und gleich darauf spürte sie Sasukes Anwesenheit direkt vor sich. "Setz dich.", wies Reika sie leise an und Sakura tat, wie ihr geheißen. Vorsichtig und ohne die Augen zu öffnen, ließ sie sich auf den flachen Steinen nieder und ertastete durch Zufall Sasuke Hand. Reflexartig zuckte sie zurück, doch Sasuke griff nach ihr und umschloss ihre Hand mit seinen schlanken Fingern. Zart strich er über ihre Haut und Sakura konzentrierte sich auf dieses Gefühl und sog es tief in sich auf. Diese kleine Geste geschah mit einer derartigen Sanftheit, dass es sie erschauern ließ und sie es über den gesamten Rücken spüren konnte. Seine Hand war kühl und trotzdem verursachte die Weichheit seiner Glieder eine angenehme Wärme in ihrem Körper, die sich bis in ihre Zehenspitzen zog. Unwillkürlich umschlang sie seine Finger mit den ihren und glitt zart mit den Spitzen über seine Knöchel. Er erwiderte ihre Berührung behutsam und ein vorsichtiges Spiel ihrer Finger entstand. Sie rangen verspielt um die Kontrolle, doch schließlich umschloss Sasuke ihre Hand einfach mit seiner größeren und verschränkte seine Finger mit ihren. Wie von selbst musste Sakura lächeln und ihr Herz hüpfte beinahe vor Freude. Es gelang ihr kaum, sich auf noch andere Dinge zu konzentrieren, als die Wärme des Körpers neben ihr und die sachte Berührung. Mit der Zeit drangen allerdings dann doch die Gerüche zu ihr durch und sie schnupperte neugierig. Es waren so viele, dass sie sie kaum unterscheiden konnte. Sie verstand jetzt auf jeden Fall den Reiz dessen... benebelt von den vielen Düften breitete sich eine wundervolle Leere in ihrem Kopf aus und sie atmete noch tiefer ein, um die Vielfalt an Aromen in sich aufzunehmen. Ein leichter Wind kam auf und sie hörte das Rauschen der Blätter im Wald. Es war nichts ungewöhnliches, doch jetzt klang es wie ein sehnsüchtiges Seufzen, ein Raunen und Säuseln im Ozean der Geräusche. Gleichzeitig fielen ein paar Blütenblätter von einer spät blühenden Rose und streiften vom Wind getragen ihre Wange. Es kitzelte und reflexartig griff sie danach und fing ein paar der Blätter ein. Sie waren so zart und weich und sie hob sie zu ihren Lippen und strich damit über die seidige Oberfläche. Es war ein so schönes Gefühl...

Im nächsten Moment spürte sie eine Berührung an ihrem Arm und schlug die Augen auf. "Tee?", fragte Reika lächelnd und hielt ihr eine Tasse hin. Sakura sah auf ihre Hand und erblickte die Rosenblätter darin. Sie waren rosa, wie ihr Haar. "...Gern.", meinte sie und legte die Blätter auf den Boden, um dem Mädchen die Tasse abnehmen zu können. Dieses reichte nun auch Sasuke einen Becher, der ihn ihr abnahm, ohne Sakuras Hand loszulassen. "Und?", fragte Reika nun an die Rosahaarige gewandt, "Die Zeit vergeht schneller, als man denkt, nicht wahr?" Sakura runzelte orientierungslos die Stirn und fragte: "Wie lange sitzen wir denn schon hier?" "Etwa zwei Stunden.", meinte Sasuke ruhig und Sakura verschluckte sich beinahe. "Wow..." mehr fiel ihr dazu nicht ein. Für sie hatte es sich nicht viel länger als fünfzehn Minuten angefühlt...

Die Kleine lachte leise und ihre Augen glänzten. "Es gefällt dir.", stellte sie grinsend fest. " Man muss blöd sein, wenn es einem nicht gefällt...", murmelte Sakura in ihren Tee und schielte auf die rosanen Blütenblätter, die nun neben ihr auf dem Boden lagen. "Mhm...", summte Sasuke.
 

"Sie ist faszinierend.", murmelte Sakura, als sie und Sasuke sich auf den Rückweg gemacht hatten. Sasuke nickte nur und hielt weiterhin in einer versonnenen Geste den Kopf gesenkt. "Aber so allein...", fügte Sakura leise hinzu und schaute mit nachdenklichem Blick vor sich hin. "Sie kommt doch zurecht.", entgegnete Sasuke mürrisch, doch Sakura legte schnell eine Hand auf seinen Arm und meinte: "Es mag so aussehen, aber jeder fühlt sich mal einsam und ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei ihr anders sein sollte. Schau doch, wie versessen sie auf ihre Blumen ist. Das ist wie eine Sucht." Sasuke schwieg verbissen, bis Sakura missbilligend seufzte. "Und doch geht es ihr dabei gut. Sie will es nicht anders.", beharrte er auf seine Meinung. Sakura blies unschlüssig die Wangen auf und ließ die Luft schließlich rasch entweichen. "Und wenn sie zu uns kommen würde...?" Ruckartig wandte Sasuke ihr seinen Kopf zu und die Rosahaarige zuckte erschrocken zurück. "Also... ich meine, das Anwesen ist doch groß, sie könnte doch... in einem anderen Flügel wohnen... Oder in einem Nachbarhaus? Und ihre Blumen könnte sie auch mitnehmen, der Garten ist doch riesig." Verunsichert biss sie sich auf die Lippe und starrte wieder vor sich auf ihre Fußspitzen. Es war eine ganze Weile still und sie liefen ohne einen Laut nebeneinander her.

"...Warum nicht...", nuschelte Sasuke schließlich leise und Sakura glaubte, sich verhört zu haben. "Mhm?", fragte sie deshalb etwas perplex nach und blinzelte überrascht. "Es ist gar keine dumme Idee... sie könnte in den anderen Flügel... dann hat sie immer noch genug Freiraum und könnte trotzdem immer zu uns kommen. Und wir... hätten noch genug... Privatsphäre.", führte er leise aus und Sakura meinte, einen fast verunsicherten Klang in seiner Stimme wahrnehmen zu können. "Mhm...", wiederholte sie sich einfallslos und schielte verstohlen zu ihm herüber. Er verzog leicht den Mund in einer Geste, als ob er sich nicht entscheiden könne, ob er lächeln oder lieber einen Flunsch ziehen sollte. Sakura musste aus einem ihr unerfindlichen Grund grinsen, doch bei dem Gedanken an die "Privatsphäre" schoss ein warmes Kribbeln durch ihren Körper und ließ ein flaues Gefühl in ihrem Magen zurück.

"Wann wollen wir sie fragen?", lenkte sie sich selbst von ihren Gedanken ab. "Morgen, nach dem Training.", erwiderte Sasuke knapp und Sakura nickte nur. Warum auch warten? So bald würde sich nichts ändern... Vielleicht würden sie also bald eine neue Mitbewohnerin kriegen...

Versteck dich!

Als sie am nächsten Morgen vom Wecker aus dem Schlaf gerissen wurde, fand Sakura sich in einer seltsamen Situation wieder. Sie lag flach auf dem Bauch, Sasuke lag quer über ihr und sein Gesicht war in ihrem Haar vergraben. Stöhnend schaltete sie den mörderisch lauten Wecker aus und versuchte, sich herumzurollen und Sasuke von sich zu schieben, doch er drückte sie mit seinem Gewicht unbarmherzig in die Matratze und ließ sich keinen Zentimeter bewegen. Nach ein paar Versuchen, bei denen der Schwarzhaarige nicht einmal mit der Wimper gezuckt hatte, blies Sakura eingeschnappt die Wangen auf und ließ dann resignierend die Luft wieder entweichen. So viel zu einem harmonischen Zusammenleben mit dem größten Mädchenschwarm aller Zeiten...

Nach ein paar Minuten, die sie nutzte, um sich für einen neuen Versuch zu motivieren, regte Sasuke sich träge und kuschelte sich verschlafen wieder in ihr Haar. Sie verdrehte die Augen. Was hatte er nur für ein Morgenproblem? Sie schaute auf die Uhr und erschrak. Sie hatten nicht mehr viel Zeit, bis das Training begann. Wenn Sasuke nicht endlich aufwachte, würden sie zu spät kommen! Sie holte tief Luft und brüllte: "Herrgott Sasuke, wenn du jetzt nicht sofort von mir runtergehst und aufstehst, ist deine Blindheit dein geringstes Problem, glaub mir!" Sie spürte, wie der Schwarzhaarige sein Gewicht verlagerte und dann schließlich langsam auf die andere Seite des Bettes robbte, um dort reglos liegen zu bleiben. Sakura presste die Lippen aufeinander und richtete sich auf. Sie stöhnte unterdrückt, als sie ihren Rücken streckte. Sasukes Gewicht war größer, als sie gedacht hatte. "Ich hatte aufstehen gesagt. Wir haben nicht mehr viel Zeit.", wies sie ihren Freund zurecht, während sie ihr Kissen ausschüttelte. "Kakashi kommt doch sowieso zu spät...", war Sasukes einziger genuschelter Kommentar und das brachte bei Sakura das Fass zum überlaufen. "Wie kann man nur so ein Faulpelz sein?", knurrte sie, dann griff sie kurzentschlossen nach dem Rand der Matratze und hob sie an, sodass Sasuke samt seiner Decke wie ein nasser Mehlsack auf dem Boden landete. "Zum letzten Mal: aufstehen.", sagte sie betont ruhig und baute sich über ihm auf dem Bett auf. Er rollte sich herum und legte die Hand über seine Augen. "Wieso hab ich dich nochmal einziehen lassen...?", murmelte er schwach. "Weil du einsam warst.", entgegnete Sakura prompt und musste plötzlich grinsen. "Du benimmst dich, als wären wir schon seit Jahren verheiratet.", stellte Sasuke plötzlich fest und ein feines Lächeln zupfte für den Bruchteil einer Sekunde an seinen Mundwinkeln. Sakura errötete und für einen Moment fehlten ihr die Worte. Bevor sie reagieren konnte, griff der Schwarzhaarige nach ihren Armen und zog sie abwärts, sodass sie auf ihm landete, dann drehte er sich mit ihr und war nun über sie gebeugt. "Sasuke!", empörte sie sich lautstark und zappelte wehrhaft, "Hab ich dir schon mal gesagt, was für ein riesen Idiot du bist?!" "Hab ich dir schon mal gesagt, dass du zu viel redest?", konterte er amüsiert. "Verbiete mir doch den Mund!", entgegnete sie schnippisch. "Gern." Mit einem Grinsen beugte er sich blitzschnell herab und küsste sie mit einer nie dagewesenen Intensität, bis sich alles um sie herum drehte. Überrascht schnappte sie nach Luft und krallte ihre Finger in seine Schultern. Der Kuss dauerte ewig und vertiefte sich jeden Moment mehr. Sakura wusste schon nicht mehr, wo sie begann und wo sie aufhörte und das Kribbeln in ihr schien sie verschlingen zu wollen. Ein Schauer überlief ihren Körper, als Sasuke langsam ihr Oberteil nach oben schob und ihre nackte Haut streichelte. Sie entkam seinen betörenden Küssen für einen Moment und rang angestrengt nach Luft. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie ihre Stimme wieder fand, dann flüsterte sie: "Wir... wir müssen los." Ein lautloses Seufzen entkam Sasukes sündhaften Lippen, bevor er sich leicht aufrichtete und sie zögerlich los ließ. "Dann lass uns gehen.", meinte er und half ihr auf.

Etwas durcheinander richtete sie ihr Haar und zog ihr Shirt glatt, nur um dann festzustellen, dass ihr unzüchtiger Anblick Sasuke wohl kaum tangieren würde. Sie tapste zum Schrank und suchte ihre Trainingssachen heraus. Schnell zog sie sich um und trieb dann auch Sasuke zur Eile an, damit sie noch rechtzeitig am Trainingsplatz ankommen würden.

"Also...", begann Kakashi, nachdem sich endlich alle (er inklusive) eingefunden hatten, "Wir machen eine Art Versteckspiel. Sakura, Sasuke, ihr versucht euch mit Jutsus oder anderen euch zur Verfügung stehenden Mitteln zu verstecken und Naruto, du musst sie suchen. Ich werde mich ebenfalls verstecken. Ihr dürft euch aber auch bewegen, müsst jetzt nicht die ganze Zeit steif auf einem Fleck rumstehen. Nur direkt vor Naruto wegrennen gilt nicht. Alles klar? Es ist vorbei, wenn Naruto alle gefunden hat." Sakura nickte, Sasuke gab nur ein "Hn" von sich, dann gab Kakashi das Startzeichen und die drei verschwanden im Wald, während Naruto auf der Lichtung stehen blieb und – verstimmt darüber, dass ausgerechnet er suchen musste – zu zählen anfing.

Sasuke landete hinter einem breiten Baumstamm und überlegte kurz, bevor er eine Tarnkunst anwandte, bei der er das Muster der Rinde hinter ihm annahm. Eng presste er sich an den Baum und wartete. Allerdings spürte er Naruto nur schwach in einer beachtlichen Entfernung, es würde wohl also noch eine Weile dauern...

Er änderte in der nächsten Stunde drei Mal seinen Standpunkt, weil Naruto ihm bedenklich nah kam, irgendwann aber, nachdem er ein paar hektische Haken geschlagen hatte, drückte er sich an eine mächtige Kiefer und beschloss, nun hier zu warten, bis Naruto ihn finden würde. Wozu auch die Mühe? Er wollte hier schließlich nicht verhungern... Sein Atem ging unregelmäßig, doch er versuchte, sich absolut still zu verhalten, während die anderen nach ihm suchten. Naruto hatte Kakashi und Sakura inzwischen wohl gefunden und sie beteiligten sich an der Suche nach ihm. Bisher hatten sie ihn noch nicht entdeckt und er wusste nicht, welchem unergründlichen Fakt er das zu verdanken hatte, aber stören sollte es ihn nicht.

Noch eine Stunde später störte es ihn aber, nachdem Naruto schon zum zigsten mal an ihm vorbei gerannt war, ohne ihn zu entdecken. Als der Uzumaki das nächste mal an ihm vorbei hirschte, brannten Sasuke die Nerven durch und er stellte Naruto einfach ein Bein. Der fiel lautstark fluchend auf die Nase, um sich dann aber in Blitzgeschwindigkeit aufzurichten und mit bösem Blick umzuschauen! Doch er sah nichts... "Mensch Naruto... Man könnte meinen, du bist blind, nicht ich.", seufzte Sasuke und löste seine Deckung auf. Naruto machte erschrocken einen Satz nach hinten, als der Schwarzhaarige direkt vor ihm stand. "Maaaan, mich einfach so zu erschrecken! Und was meinst du mit 'blind'?", nörgelte der Blonde und zog einen Flunsch. "Das ich blind bin und das schon lange. Und das hier ist kein Spiel.", murrte Sasuke, "Nicht so nach dem Motto: 'was ich nicht sehe, ist nicht da'." Naruto schmollte weiter, während er abwägte, wie ernst er Sasukes Kommentar bezüglich der Blindheit wohl nehmen könne, in der Zeit tauchten Sakura und Kakashi auf und runzelten bei Narutos Anblick synchron die Stirn. Sasuke schüttelte nur den Kopf und nuschelte ein "Dobe" vor sich hin, dann ließ er die drei stehen und schlenderte davon. Kakashi seufzte etwas über seine Eigenwilligkeit, doch dann entließ er auch die anderen beiden und beobachtete nachdenklich, wie Sakura sich Sasuke anschloss und die beiden weiter die Straße hinunter spazierten.

Irrwege

Sasuke machte keine Anstalten, nach Hause zu gehen, statt dessen steuerte er auf den Dorfrand zu. Er schien Sakuras Verwunderung gespürt zu haben, denn er meine nur: "Bringen wir es hinter uns." Die Rosahaarige nickte und schwieg.

Den ganzen Hinweg verbrachte Sakura in Gedanken, denn sie war nervös, was die Kleine denn sagen würde. Einerseits würde sie sich gewiss freuen, Gesellschaft zu bekommen, aber andererseits müsste sie dazu das Haus verlassen, das ihr jahrelang ihr Heim gewesen war. Außerdem kannte sie sie noch nicht lange und konnte sie schlecht einschätzen. Auf einmal kam ihr ihre Idee doch ein wenig übereilt vor, doch Sasuke schien das nicht zu stören... Nein, eigentlich konnte es so schlecht nicht sein, wenn noch jemand in diesem riesigen Anwesen leben würde. Und es gäbe jemanden, der sich um den Garten kümmerte. Nicht, dass das ihr Beweggrund wäre... Sie dachte einfach zu viel...

Sie beeilten sich nicht und doch kam das Haus schon bald in Sicht. Sakura wurde wieder etwas nervös und umfasste Sasukes Hand unbewusst etwas fester. Sie hörte ihn leise lachen und verzog unwillig das Gesicht. "Lach nicht.", murrte sie, doch Sasuke schnaubte nur amüsiert und schüttelte leicht den Kopf. "Sie wird dich garantiert nicht auffressen. Es ist doch nur ein Angebot.", schmunzelte er und erhielt einen leichten Schlag in die Seite. "Weiß ich doch.", war ihr knapper Kommentar, mit dem sie einmal mehr ungewollt seine Belustigung schürte.

Sie sah die Kleine schon von weitem und trotz ihrer Nervosität breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Als Reika sie sah, lächelte sie ebenfalls und kam ihr fröhlich entgegen. "Hey!", rief die Braunhaarige und umarmte sie heiter. Nachdem sie Sakura begrüßt hatte, wandte sie sich Sasuke zu und hieß auch ihn willkommen. "Und, wieso seid ihr hier? Oder wolltet ihr mich einfach nur besuchen?", grinste das Mädchen schelmisch, doch Sasuke lächelte nur mild und meinte: "Wir wollen dir lediglich einen Vorschlag unterbreiten." Reika zog die Augenbrauen hoch und schaute fragend zwischen Sasuke und Sakura hin und her. Die Rosahaarige schob ihre Nervosität bei Seite und erklärte gelassen: "Wir wollten dich fragen, ob du mit im Uchiha-Anwesen leben willst. Du würdest einen eigenen Flügel bekommen, sodass du trotzdem für dich sein kannst, aber dennoch würdest du nicht so allein sein, wie hier draußen, ach und natürlich wäre der Schulweg kürzer.", grinste Sakura und beobachtete, wie das Mädchen angestrengt überlegte. "Und wieso wollt ihr das tun?", kam die Gegenfrage, auf die nun Sasuke antwortete. "Wir hätten dich einfach gern in unserer Nähe und wollen nicht, dass du so fern ab des Zentrums lebst. Womit wir keinesfalls bezweifeln wollen, dass du das leben hier nicht meistern kannst." Das Gesicht der Kleinen wurde von Sekunde zu Sekunde heller und ihr Lächeln glücklicher. "Das wäre schön. Nur... meine Blumen..." "Ach, das hatte ich vergessen.", grinste Sakura fröhlich, "Du bekommst den ganzen Garten des Anwesens und glaub mir, der ist riesig. Und wir helfen dir beim umpflanzen." "Wie könnte man da nein sagen?", lächelte die Braunhaarige und wurde freudig von Sakura umarmt. "Dann gehörst du jetzt wohl mehr oder weniger... zur... ähm, Familie, schätze ich." Ihr unsicherer Blick begegnete Sasukes Schmunzeln und sie zog ungläubig eine Augenbraue hoch.

"Mhm... ihr könnt mich doch adoptieren.", meinte Reika schmunzelnd. "...Dazu müssten wir erst heiraten...", gab Sakura zu bedenken und verzog das Gesicht, während Sasuke nur stumm neben ihr stand und nun seinerseits eine Augenbraue hob. "Eben.", erwiderte das Mädchen mit einem hinterhältigen Grinsen und Sakura klappte beinahe der Kiefer nach unten. Fassungslos starrte sie die Kleine an. Dann sah sie zu Sasuke und ihr Kiefer landete fast im Blumenbeet - Sasuke lächelte verträumt in die Gegend, als ob er tatsächlich gerade darüber nachdenken würde, wie Sakura wohl im Brautkleid aussähe. "Äh...", entkam es ihr unintelligent und sie blinzelte überfordert.

"Aber gut.", kehrte die Braunhaarige zum Thema zurück, "Ich würde wirklich gern bei euch wohnen. Das ist echt das Beste, was ich mir vorstellen kann." "Schön, das freut uns.", lächelte Sakura erleichtert, das vorherige Thema hinter sich gelassen zu haben. Fröhlich lächelte das Mädchen und umarmte Sasuke stürmisch, dann tat sie das Gleiche bei Sakura und rief noch ein "Dann bis morgen!", bevor sie hüpfend in ihrem Haus verschwand, um zu packen.

"Tja, so viel dazu.", meinte Sasuke mit einem siegessicheren Lächeln. "Schön, du hattest recht.", meinte Sakura augenverdrehend, "Sie hat mir nicht den Kopf abgerissen, viel mehr mich erdrückt." Sasuke lachte leise und nahm wieder ihre Hand. "Hn.", war sein letztes Wort dazu, während sie den Weg zum Anwesen einschlugen und Sakura angestrengt versuchte, sich einen Plan des Hauses ins Gedächtnis zu rufen. "Verdammt, ist dieses Ding groß...", murrte sie missgelaunt und erregte so Sasuke Aufmerksamkeit. "Was?", fragte der nach und Sakura stieß die Luft aus. "Ich frage mich, wie lange es wohl dauern wird, bis ich mich in deinem netten kleinen Familienanwesen zurechtfinde. Ich meine, außerhalb des Schlafzimmers." Sie verzog das Gesicht, als sie Sasukes fröhliches Schmunzeln sah. "Das Schlafzimmer ist doch schon mal ein guter Anfang. Was will man mehr?", neckte er sie und sie stolperte prompt über einen nicht vorhandenen Stein. "...Ich habe das Gefühl, dass gute Laune dir nicht gut tut. Gar nicht gut.", erwiderte sie düster und schaute stur nach vorn. "Wie auch immer... was ich eigentlich sagen wollte ist, dass es jetzt auch dein Anwesen ist und du somit alle Zeit der Welt hast, es kennenzulernen. Also mach dir keinen Stress." "Mhm...", meinte sie abwesend und strich sich seufzend eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Sie erreichten das Anwesen schnell und Sakura begann sofort mit der Zimmersuche. Sie fand Küche, Bad und Wohnzimmer (jedenfalls eines der vielen) im unteren Geschoss des Flügels, im oberen waren diese ewig vielen Schlafzimmer. Im anderen Flügel, den Reika bekommen würde, sah es vermutlich so ähnlich aus. Blieb also nur noch der Mittelteil, der den großen Garten des Anwesens einschloss...

Gartenfreunde

Nach mindestens zwei bis drei Stunden hatte Sakura sich aus dem Wirrwarr von Wohnräumen, Gästezimmern und Konferenzsälen zurückgefunden und taumelte erschöpft in die Küche. "Ich habe jetzt zwar eine grobe Ahnung, was es hier alles gibt, aber verirren würde ich mich trotzdem immer noch..." Sasuke, der bis eben mit kochen beschäftigt gewesen war, setzte sich zu ihr an den Tisch und meinte: "Ich kann dir gern das Prinzip erklären, nachdem du dich in diesem Haus orientieren kannst. Das wird allerdings eine Weile dauern und bis du es verstanden hast, würde ich sagen, du hälst dich immer an den inneren Flur, dann kannst du von jeder abzweigenden Tür aus in den Garten und von da aus an einer beliebigen Stelle wieder hinein gelangen, okay?" Sakura bejahte und ließ ihren Kopf auf die Tischplatte fallen. Sasuke lächelte nur sanft und stand wieder auf, um sich weiter seinen Speisen zu widmen. "Morgen nach dem Training ist dann also Umzug angesagt.", griff Sakura das etwas ältere Thema wieder auf und sah Sasuke nicken.

Also standen sie am nächsten Tag um die Mittagszeit herum vor dem kleinen Häuschen und begutachteten das, was Reika zum mitnehmen nach draußen geschafft hatte. "Das ist... wenig.", stellte Sakura erstaunt fest und umrundete den Haufen langsam, um sich einen Überblick zu verschaffen. "Und wenn schon, wenn sie was braucht, wird sie es bei uns bekommen.", würgte Sasuke ihren Kommentar ab und zog den kleinen Handwagen zum Haufen, den sie mitgenommen hatten. "Für das bisschen Zeug dürfte der Wagen sogar reichen.", überlegte Sakura mit abschätzendem Blick und begann dann auch gleich, Reikas Hab und Gut auf die Ladefläche zu stapeln.

"Und die Blumen?", fragte Reika mit großen Augen, als Sakura alles verladen hatte. "Die holen wir später. Erstmal räumen wir deine Zimmer ein und dann kannst du dir auch schon mal den Garten anschauen, okay?", schlug Sasuke vor und griff bereits nach der Deichsel des Wagens. "Mhm... okay.", stimmte die Braunhaarige zögerlich zu und schloss sich Sakura an, die schon einige Schritte voraus gegangen war.

"Und das macht euch wirklich nichts aus?", vergewisserte die Kleine sich zum gefühlt hundertsten Mal und Sakura musste lächeln. "Nein, wirklich nicht. Wir haben dich gern bei uns.", erklärte sie und warf Sasuke, der sich standhaft weigerte, sie auch mal den Wagen ziehen zu lassen, einen angenervten Blick zu. Warum nur war er auch immer so stur?

Beim Anwesen angekommen machte Sakura sich daran, Sasuke einige der Sachen aufzuladen und nahm schließlich den Rest, um Reika sofort ihre Zimmer zeigen zu können. Sie betraten den rechten Flügel des Hauses über eine der kleineren Türen auf der Terasse und fanden sich, genau wie im anderen Flügel, in einem gigantischen Eingangsbereich wieder. Reika legte mit offenem Mund den Kopf in den Nacken, um die Höhe der Decke abschätzen zu können und ihre Augen wurden mit jeder Sekunde größer. Sakura hatte schon Angst, die Kleine würde platzen, also dirigierte sie sie zur Treppe und folgte Sasuke nach oben. Sie schob sich in das erste Zimmer und legte die Sachen der Braunhaarigen auf das riesige Bett, wo Sasuke ebenfalls seine Last abgeladen hatte.

Sprachlos vor Staunen stand Reika im Zimmer und sah sich um. "Und das soll alles mir gehören?", fragte sie zweifelnd nach und sah Sakura verunsichert an. "Mach dir mal keine Sorgen, du wirst dich schon dran gewöhnen. Ich muss das auch gerade durchmachen, ich kann dich gut verstehen.", grinste die Kunoichi und strich dem Mädchen beruhigend über das glatte Haar. "Und ihr werdet es gewiss beide überleben.", schaltete Sasuke sich ein und legte Sakura in einer Geste der Zärtlichkeit eine Hand auf den Rücken. Prompt kroch ein sanfter Schauer über ihre Haut und erinnerte sie daran, wie ungewohnt und selten seine Berührungen doch waren.

"Ähm... gewiss.", erwiderte sie, ohne noch zu wissen, worum es eigentlich gerade ging. "Wollen wir uns... dann den Garten anschauen?", rettete sie sich gekonnt aus ihrer Verwirrung und registrierte erleichtert, dass keiner ihre geistige Abwesenheit bemerkt zu haben schien. Reika stimmte freudig zu und Sasuke gab nur ein vielsagendes "Hn" von sich. Sie ging nicht weiter darauf ein, da sie wusste, dass es sowieso keinen Sinn hätte, und führte die Kleine mit einem winzigen Schmunzeln im Gesicht aus dem Zimmer, die Treppe hinunter und in einem Seitenflur, von dem aus man durch eine Tür in den Innenhof gelangen konnte. So viel hatte sie sich immerhin schon gemerkt.

Nun wiederholte sich das gleiche Schauspiel wie im Zimmer noch einmal. Wieder stand das Mädchen wie vom Donner gerührt starr vor Staunen und blickte wortlos auf die kleine Landschaft, die bald ihrer Obhut übergeben werden würde.

Die Abgrenzung der umstehenden Gebäudekomplexe ließ ein perfektes Quadrat entstehen, das von jeder Seite betreten werden konnte. Insgesamt führten zwölf Türen in den Innenbereich, die wie in der Außenlandschaft alle auf einer überdachten Terasse lagen. In jeder Ecke des Hofes stand eine Steinbank, die breit genug für vier Personen war und gewiss auch eine Menge Gewicht aushalten konnte. Die restliche Fläche wurde in einem vollkommenen Ring aus Steinplatten eingefasst, der an vier Stellen einen Weg zur Mitte auftat, sodass eine Kreuzform entstand, die sich mittig in einer weiteren Kreisform traf. Auf dem inneren Steinkreis erhob sich ein kleiner Pavillon aus geflochtenem Gestänge, der sich perfekt als Rosengitter eignete. Im Innern des Pavillons konnte man einen kleinen Springbrunnen erkennen, der fröhlich vor sich hin plätscherte. Die vier Sektoren zwischen den Wegen waren mit dunkelbrauner Erde angefüllt und penibel von Unkraut befreit worden. Im Allgemeinen war alles peinlich sauber und machte einen frischen, aber unbelebten Eindruck. Doch dies sollte sich ja bald ändern.

Reika konnte es gar nicht fassen. Sie flippte regelrecht aus und rannte hellauf begeistert den Weg entlang zum kleinen Innenkreis, um sich den Springbrunnen anzuschauen und alles zu bewundern. Sakura musste grinsen, als sie den Eifer der Kleinen sah, und schaute zu Sasuke, der nur mit emotionsloser Miene am Rande des noch unbepflanzten Beetes stand und auf seiner Unterlippe kaute. Ihr Grinsen wich einer nachdenklich-betroffenen Miene und sie versuchte sich vorzustellen, wie es sein musste, hier zu stehen und nicht sehen zu können, was man indirekt selbst geschaffen hatte. Bedrückt zog sie die Augenbrauen zusammen und nahm sich stumm vor, im Krankenhaus verstärkt nach einer Möglichkeit zu suchen, wie sie ihm seine Sehkraft zurückgeben konnte.

Ein schwieriges Unterfangen

An diesem Morgen herrschte eine seltsame Atmosphäre beim Training. Naruto war ungewöhnlich still und recht oft spürte Sasuke den Blick des Blonden auf sich. Anscheinend beschäftigte sein spontanes Geständnis den anderen mehr, als er gedacht hätte. Auch beim anschließenden Kampf benahm Naruto sich ungewöhnlich. Er stürmte nicht wie sonst unbedacht vorwärts, sondern zögerte oft und nahm sich zurück, als wolle er nicht riskieren, Sasuke etwas zu tun. Er war eindeutig verwirrt und zunehmend nervte den Schwarzhaarigen das Verhalten des anderen, sodass er gequält aufseufzte und kurzerhand das Training beendete, indem er seine Kampfhaltung aufgab und resigniert die Arme in die Luft warf – eine wirklich überschwängliche Geste für seinen Maßstab. "Was genau ist dein Problem, Naruto?", wollte er gereizt wissen und wandte sich dem Blondschopf zu. Eine Weile herrschte Schweigen, dann kratzte Naruto sich unsicher am Kopf und meinte leise: "Ich weiß nie, was von allem, was du sagst, ich ernst nehmen kann und was nicht. Also: meintest du das ernst?" "Wenn du meine Blindheit meinst: ja, das war durchaus mein Ernst.", entgegnete Sasuke tonlos, fügte dann aber noch an, "Ich weiß, ich hätte es dir eher sagen sollen, aber wenn du mich auch nur halb so gut kennst, wie du denkst, dann weißt du, warum ich es nicht getan hab." Naruto zögerte kurz, nickte dann aber. "Ich denke schon, ja." "Schön. Dann machen wir weiter. Indem ich rede, lerne ich nichts.", wies Sasuke Naruto an und verhinderte so geschickt die Frage, wie das mit seinen Augen passiert war.

Nach dem Training holten Sasuke und Sakura gemeinsam die kleine Reika von der Schule ab und gingen mit ihr zu ihrem alten Haus, um ihre Blumen zu holen. Zu diesem Zweck hatten sie wieder den Handwagen mitgenommen und standen nun neben dem Beet, um Reika die Blumen abzunehmen, die sie ausgrub und ihnen gab. Sie wollte nicht alle mitnehmen, sie rettete nur die wichtigsten und seltenen, die anderen würde sie mit Samen neu pflanzen. So reichte der Platz auf dem Wagen sogar und sie schafften es, die Blumen unbeschadet bis zum Anwesen zu transportieren, wo sie den Rest dem Mädchen überließen, die in Aufteilung und Gestaltung des Gartens nun freie Hand hatte.

Sakura derweil machte sich an die Aufgabe des Kochens, während Sasuke sich irgendwohin verkrochen hatte und sich mit eigenen Dingen beschäftigte. Sakura hatte eigentlich nicht wirklich die Motivation, etwas zu Essen zuzubereiten, aber es half ihr, sich auf das zu konzentrieren, was sie gerade beschäftigte. Sasuke war also blind, seine Augen hatten trotzdem nicht ihre Farbe verloren und er wirkte immer, als würde er in die Gegend starren. Wie er sein Augenlicht eingebüßt hatte, hatte er ihr noch nicht erzählen wollen, aber sie vermutete, dass es mit seinem letzten Kampf zu tun haben musste. Schließlich schien es ihr unmöglich, dass Sasuke ohne seine Augen gegen Itachi bestanden haben sollte. Wie aber war es passiert...? Und was war die Ursache...? Konnte man seine Sehkraft vielleicht mit einem Heilungsjutsu wiederherstellen...? Fragen über Fragen schwirrten durch ihren Kopf und ließen ihr keine Ruhe. Eventuell sollte sie doch in Betracht ziehen, ins Krankenhaus zu gehen, statt weiterhin Missionen zu erledigen. Aber ob das gut war...? Schließlich wollte sie nicht nur aus Eigennutz anderen Menschen helfen. Das wäre moralisch höchst verwerflich. Aber eigentlich war es ja nicht nur das. Die Arbeit machte ihr auch Spaß und sie fühlte sich gut dabei, Leben zu retten. Nur war ihr Team ihr immer wichtiger gewesen.

Schließlich kam sie zu dem Schluss, dass sie zu einem anderen Zeitpunkt noch mal darüber nachdenken sollte, da sie jetzt momentan sowieso zu keinem effizienten Ergebnis kommen würde. Sie war einfach zu zwiegespalten.

Gedankenverloren schaltete sie den Herd aus und ließ ihre Köcheleien einfach darauf stehen. Irgendwie hatte sie plötzlich keinen Hunger mehr und Sasuke ließ sich ja auch nicht blicken. Mit einem unentschlossenen Seufzen schlenderte sie in den Flur und bog in den Gang ein, der sie zum inneren Flur führte. Von dort aus gelangte sie schließlich in den Garten und begutachtete Reikas Fortschritte. Das Mädchen hatte um den Pavillon herum kleine Rosensträucher angepflanzt, die sich mit der Zeit um die Metallstangen ranken würden. Dahinter war dann ein Kreis mit allen möglichen Zierpflanzen, die in ihrem Farben einen wunderschönen Kontrast zum grauen Stein des Hofes bildeten. Der Rest der Erde war mit Grassamen bestreut bis auf den äußersten Streifen des Beetes, den jetzt eine kleine Hecke aus verschiedensten Kräutern säumte. In diesem Augenblick sprang die Braunhaarige von einer Bank und klopfte sich Reste von brauner Erde von den Sachen, dann erblickte sie Sakura und deutete auf die Blumenkästen, die am Geländer der Terrasse verteilt waren. "Wie findest du es?", rief sie freudig und schaute die Kunoichi erwartungsvoll an, während diese eingehend die Farbexplosion aus grün, gelb, orange, rot, blau, violett und rosa betrachtete. "Ich kann mich gar nicht erinnern, dass wir so viel mitgenommen hätten... woher hast du das alles?", fragte sie neugierig und legte den Kopf leicht schräg. "Ach... von hier und da.", wich die Kleine ihr mit einem Grinsen aus und Sakura zog die Augenbrauen hoch. "Ah ja.", schmunzelte sie und sah sich um. "Es ist echt schön. Du hast wirklich Talent bei der Gestaltung." Das Mädchen lächelte glücklich und Sakura bekam wieder mal Angst, der Kleinen würde der Kopf platzen, wenn sie sich weiter so freute. Sie war wirklich zu süß...
 

Am nächsten Morgen nach dem Training gingen Sakura und Sasuke, der am Abend zuvor dann doch noch aufgetaucht war, Hand in Hand die Straße hinab und unterhielten sich über das, was sie heute gemacht hatten, auch wenn Sasukes Redeanteil dabei deutlich geringer ausfiel.

"Entschuldige mich. Ich will noch mal zu Tsunade. Ich komme gleich nach, ja?", meinte er unvermittelt und überraschte Sakura mit seiner Spontanität. "Ähm... okay. Aber warte nicht zu lang, ich hab gestern gekocht und das muss heute weg.", erwiderte sie überrumpelt und musterte ihren Gefährten kurz. Was wollte er wohl bei der Hokage? "Ist okay. Ich werde hoffentlich nicht sehr lange brauchen.", beruhigte er sie und zog sie für einen flüchtigen Kuss zu sich heran. Augenblicklich schmolz sie dahin. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und wollte ihn am liebsten gar nicht mehr loslassen. "So wird das mit dem Zeitplan definitiv nichts...", nuschelte er an ihren Lippen und sie murrte missmutig. "Egal.", beschloss sie und er musste grinsen. Sanft schob er sie von sich und strich kurz über ihre Wange. "Ich beeile mich.", betonte er noch einmal, dann drehte er sich um und ließ sie stehen. Mit einem verträumten Seufzen sah sie ihm hinterher, beschloss dann aber, dass es wirklich ein wenig komisch kam, jemandem (auch dem eigenen Freund) so hinterher zu starren. Mit einem Schmollmund wandte sie sich ab und ging in Richtung des Uchiha-Viertels.

Dort angekommen betrat sie sofort die Küche und betrachtete die Ergebnisse des letzten Tages. Sie war nicht sehr weit gekommen. Also würde sie einfach da weiter machen, wo sie aufgehört hatte. Aus einem Schrank holte sie einen Kochtopf und machte sich ans Werk.

Loslassen

Sakura schaute auf, als sie die Haustür zuschlagen hörte und erblickte einen still in sich hinein lächelnden Sasuke, der schwungvoll die Küche betrat. "Warum so beschwingt?", fragte sie leicht schmunzelnd, zog allerdings verwundert die Augenbrauen hoch, als Sasukes Lächeln beim Klang ihrer Stimme erlosch. "...Mhm...", gab er nur von sich und blieb einen Moment stehen. Dann setzte er sich zögerlich wieder in Bewegung und ließ sich auf einem Stuhl nieder. Stumm verflocht er die Finger ineinander und starrte blind vor sich hin. "Sasuke...?", fragte Sakura unsicher nach, legte den Kochlöffel ab und setzte sich zu ihm. "Was ist denn los? Etwas schlimmes scheint es doch nicht zu sein...?" Sasuke schüttelte nur sachte den Kopf. "Nein nicht schlimm, nur..." er verzog nachdenklich den Mund zu einem Flunsch und Sakura musste erneut schmunzeln. Geduldig wartete sie, doch bei seinen nächsten Worten klappte ihr überrascht der Kiefer herunter: "...Ich werde Lehrer." Damit stand Sasuke hastig auf und verschwand aus der Küche. Kurze Zeit später vernahm sie das Brausen der Dusche, konnte sich allerdings noch immer nicht rühren. 'Lehrer...', schoss es ihr durch den Kopf, 'Ausgerechnet Sasuke...' Sie schüttelte ungläubig den Kopf und kicherte. 'Da weiß man nicht, ob man ihn, oder die Kinder bemitleiden soll...' Ein Grinsen legte sich auf ihr Gesicht. Doch dann traf sie plötzlich die Erkenntnis, die wohl auch Sasuke gehabt haben musste. 'Wenn er Lehrer ist..., dann wird er nicht mehr in unserem Team sein!' Ihr entgleisten die Gesichtszüge und sie konnte beinahe spüren, wie sich die Waagschale ihres Wohlbefindens gefährlich senkte. Wenn Sasuke plötzlich wieder das Team verlassen würde, wäre das sowohl für sie, als auch für Naruto ein gewaltiger Verlust und das, obwohl sie selbst ihn ja jeden Tag sah. Missmutig stützte sie ihr Gesicht in die Hände und starrte faustgroße Brandlöcher in den Küchenschrank. Ein Team ohne Sasuke... schon wieder... würde Sai dann wieder zu ihnen kommen...? Der Gedanke ermutigte sie nicht besonders. Sai war zwar okay, aber mit seiner gänzlich unsensiblen Art auch absolut anstrengend. Zum Kuckuck...

Fahrig stand sie auf und wandte sich wieder ihren Pfannen und Töpfen zu, die sie mit wütendem Eifer bearbeitete. Allerdings richtete sich diese Wut nicht gegen Sasuke, sondern gegen sie selbst. Es war erbärmlich, wie sie sich an ihn klammerte. Sie würde es ja wohl auch mal ohne ihn aushalten, das hatte sie die Jahre vor seiner Rückkehr auch geschafft. Sie sah ihn schließlich trotzdem jeden Tag.

Sie realisierte, wie das Rauschen der Dusche verstummte und kurz danach die Tür geöffnet wurde. Ohne sich umzuschauen rief sie: "Es gibt essen!", und rührte weiter verbissen im Reis herum, der trotz ihres Elans an einer Stelle angebacken war. Verstimmt kratzte sie den verbrannten Teil in den Mülleimer und verteilte den Rest auf zwei Schüsseln, stellte sie auf den Tisch und legte Stäbchen daneben. Dann stellte sie die Soße dazu und setzte sich. Sasuke kam fünf Minuten später barfuß in die Küche getappt und hinterließ eine kleine Spur von Wassertropfen, die aus seinen Haaren rannen. Bei diesem Anblick verflog Sakuras Wut und sie musste lächeln. Sie stand auf und nahm Sasuke das Handtuch von den Schultern, um zärtlich damit durch sein schwarzes Haar zu wuscheln. Er ließ es widerstandslos über sich ergehen und beschwerte sich auch nicht, als sie ihn zu sich ran zog, um ihm einen kurzen, liebevollen Kuss zu geben. "Es ist okay.", meinte sie leise und schob ihn zu seinem Stuhl. Kurz schwieg er und verharrte auch sonst regungslos auf seinem Stuhl, während Sakura sich hinsetzte. "Wirklich?", murmelte er und drehte seinen Kopf ein wenig zur Seite. "Mhm.", bekräftigte Sakura ihre Aussage, "Dann wirst du zwar nicht mehr in unserem Team sein, aber das... werden wir schon überleben. Ich sehe dich ja auch so jeden Tag..." Sasuke schloss die Augen und seufzte tief. "Ich weiß auch nicht warum... die Kinder haben es mir einfach angetan. Vielleicht, weil sie einfach alles sind, was ich nie sein konnte..." Sakuras Lächeln wurde breiter und sie ergriff Sasukes Hand. Sanft strich sie mit dem Daumen darüber und erwiderte: "Wenn es für dich das Richtige ist, will ich dich nicht davon abhalten." Er nickte und wandte sich dann seinem Essen zu. "Im Gegenteil...", fuhr Sakura in Gedanken versunken fort, "Ich überlege sowieso, mich mehr im Krankenhaus zu betätigen. Das habe ich bisher nur abgelehnt, weil es mir zu... irgendwie zu langweilig erschien. Zu ereignislos, aber das ist es ja eigentlich gar nicht..." Nachdenklich schob sie sich ein wenig Reis in den Mund und kaute darauf herum. Sie spielte mit dem Gedanken, ihm von ihrem Vorhaben zu erzählen, aber sie wollte ihm auch keine falschen Hoffnungen machen.

"Dann bleiben Naruto und Kakashi übrig.", sinnierte Sasuke, während er mit den Stäbchen im Reis herumstocherte. "Kakashi kann ja die nachfolgende Generation quälen und Naruto... er findet auch so genug Einsatzmöglichkeiten.", wank Sakura schmunzelnd ab, "Ich hoffe, er nimmt es uns nicht übel..." "Hn", war Sasukes geistreicher Kommentar dazu und den Rest der Zeit aßen sie schweigend.

Gleich nach dem Essen verabschiedete Sakura sich und suchte Tsunade auf. Sie betrat das Büro nach dem gewohnten "Herein" und sah die Sannin wie immer am Schreibtisch sitzen und in den Schubladen nach ihrem Sake suchen. Sie quittierte diese Mühe nur mit einem belustigten Schnauben und hatte damit auch schon die Aufmerksamkeit ihrer ehemaligen Lehrmeisterin erlangt. "Sakura, welch schöner Anblick an so einem stressigen Tag... Was möchtest du denn?" Sakura schmunzelte und meinte dann: "Ich will dich um eine Versetzung bitten." Fragend zog die Hokage eine Augenbraue in die Höhe und stützte ihre Ellbogen auf die Tischplatte. "Inwiefern?", wollte sie wissen, "Willst du das Team wechseln?" Sakura lachte auf und verneinte mit einer abwehrenden Geste. "Ich möchte lediglich das Team verlassen." Tsunade zog ein verstörtes Gesicht und legte den Kopf schräg. "Bitte?", fragte sie nach und erhielt ein Grinsen als Antwort. "Und dafür will ich hauptamtlich im Krankenhaus arbeiten." Tsunades Miene hellte sich auf und sie warf erleichtert die Arme in die Luft. "Gott sei dank, ich dachte schon, du würdest es dir nie anders überlegen! Ich bin langsam echt zu alt für den Job...", jammerte sie und zog eine Schnute. "Also bitte...", wehrte Sakura lachend ab und sah ihre Meisterin vielsagend an. "Jap. Vor zwei Tagen hab ich ein angegrautes Haar entdeckt. Ich würde es dir ja zeigen, aber ich hab es sofort ausgerissen.", beharrte die Hokage schaudernd auf ihrer Meinung. "Nun ja, wie auch immer... ich hab also deine Zustimmung?", vergewisserte die Rosahaarige sich und erhielt als Antwort ein heftiges Nicken. "Und wage ja nicht, es dir nochmal anders zu überlegen.", drohte die Sannin und Sakura musste schon wieder grinsen. Das wäre also geklärt...

Familie mal anders

Nach diesem kleinen Erfolg schlenderte Sakura gemächlich die Straße hinunter und dachte an alles, was nun vor ihr lag. Sie würde ein ganzes Krankenhaus zu leiten haben und wenn sie Pech hatte, würde Tsunade sich wirklich noch in den Kopf setzen, zu alt zu sein, und die Stelle aufgeben, sodass im Endeffekt alles an ihr hängen blieb. Aber das war es ihr wert, schließlich liebte sie die Arbeit als Medic-nin und die Chance, vielleicht Sasukes Augenlicht zurückzugewinnen, war schon Anreiz genug für sie. Sie wusste zwar noch kein bisschen, wo sie bei der Suche anfangen sollte und wie sie das ganze neben ihrer Arbeit hinkriegen würde, aber dennoch blieb sie zuversichtlich. Schließlich war es nicht undenkbar, also würde sie nicht ruhen, bis sie eine Möglichkeit gefunden hatte, oder aber einsehen musste, dass wirklich kein Weg zu ihrem Ziel führte.

Sie hatte aus irgendeinem Grund, den sie selbst nicht wusste, nicht vermutet, Sasuke im Haus anzutreffen, aber er saß, noch genau wie bei ihrem Verschwinden, in der Küche und drehte seine Teetasse in seinen Händen. Das einzige Indiz dafür, dass er sich in ihrer Abwesenheit bewegt hatte, war das dreckige Geschirr, dass nun wieder sauber in den Schränken, anstatt auf dem Tisch, stand. Sie musste lächeln bei seinem Anblick. Ihr wurde seltsamerweise genau in diesem Moment bewusst, wie irreal es war, dass sie hier wohnte, mit Sasuke, der sein ganzes Dorf verraten hatte, und einem kleinen Mädchen, dass frühreif und blumensüchtig war. Die Vorstellung dessen war so absurd, dass sie ein breites Grinsen nicht mehr unterbinden konnte. "Was ist los?", murmelte Sasuke gedankenverloren und Sakuras Grinsen wurde überdimensional. "Hättest du dir früher vorstellen können, an diesem Punkt zu landen? Im Anwesen deiner Eltern, mit mir und einem Kind, als ob du wieder eine Familie hättest und das von einem Tag auf den anderen.", erklärte sie mit einem halben Lachen. Fasziniert und belustigt beobachtete sie, wie Sasukes Wangen sich leicht rosa färbten und er ein wenig den Kopf weg drehte. "Das klingt ja, als wäre Reika meine... unsere Tochter.", nuschelte er undeutlich und senkte den Kopf ein wenig, sodass ihm die schwarzen Haare ins Gesicht fielen. Sakura hielt die Luft an, um nicht los zu lachen; so komisch war es, wie Sasuke auf diese Vorstellung reagierte. "Magst du etwa keine Kinder haben?", neckte sie gut gelaunt und trat näher an ihn heran, um seine Mimik besser beobachten zu können. Sofort wich die wenige Farbe wieder aus seinem Gesicht und er blinzelte kurz, fand aber keine Worte, um diese Frage zu beantworten. Sakura wusste, dass es sein Ziel war, seinen Clan wieder aufzubauen, von daher musste er ja Kinder kriegen wollen, aber seiner Reaktion entnahm sie, dass es ihm dazu noch deutlich zu früh war. An sich war sie da auch völlig seiner Meinung, aber er wirkte gerade so... beinahe verlegen, dass sie ihn einfach aufziehen musste. Er hatte gerade so unglaublich wenig von dem früheren Sasuke an sich, dass ihr Mut auch weiter stieg, vor allem in Anbetracht der fehlenden Kälte, die ihm, was man wohl als Nachteil verbuchen durfte, ein ganzes Stück seiner Autorität nahm. Mit einem fiesen Schmunzeln griff sie nach seinem Kinn und brachte ihn so dazu, ihr sein Gesicht zuzuwenden und bevor er reagieren konnte, beugte sie sich hinab und küsste ihn besitzergreifend auf den Mund. Er musste wirklich sehr überrascht und ziemlich überrumpelt sein, denn seine Reaktion fiel letztendlich recht dürftig aus. Genauer gesagt – er tat gar nichts. Wie starr vor Schreck verharrte er in dieser Position, als ob er noch nie jemanden geküsst hätte. Doch Sakura ließ nicht locker und nach ein paar quälend langen Sekunden erwiderte er ihren Kuss mit einer Sanftheit, dass es fast scheu wirkte. Irgendwie fragte die Rosahaarige sich schon, was mit ihm los war, vielleicht war er es ja nur nicht gewohnt, dass der andere die Initiative ergriff? Aber jetzt reizte es sie und sie verstärkte den Kuss noch und drängte Sasuke soweit zurück, bis er sich auf seinem Stuhl anlehnen musste, dann setzte sie sich rittlings auf seinen Schoß und schob langsam tastend ihre Hände unter sein Shirt. "Sakura?", keuchte er mit leicht panischem Unterton in der Stimme und schob sie ein Stück von sich weg. "Mhm?", erwiderte sie mit Unschuldsmiene und tastete sich vorsichtig weiter seinen Rücken entlang, wobei sie nicht umhin kam, zu bemerken, wie weich und warm seine Haut war, ganz im Gegensatz zu seinen immer kühlen Händen. "Vielleicht... können wir das ein wenig verschieben.", nuschelte er und regte sich unbehaglich. Mit verengten Augen betrachtete die Kunoichi das Gesicht ihres Freundes und musste grinsen. Konnte es wirklich sein, dass Sasuke Uchiha noch Jungfrau war?

"Mhm... gerade so.", schmunzelte sie, drückte ihm noch einen kleinen Kuss auf und erhob sich, um ihn von seiner Schockstarre zu erlösen. Seine Reaktion fiel diesmal nicht ereignisreicher aus, als die davor und so blieb der Rosahaarigen nichts anderes übrig, als schnaubend den Kopf zu schütteln und den Raum zu verlassen. Wenn er jetzt nicht mehr mit ihr in einem Bett schlafen würde, dann wohl aus Angst, sie könnte in einer nächtlichen Anwandlung über ihn herfallen. Ob sie es wohl schaffen würde, ihn zu verführen...? Irgendwie reizte der Gedanke sie, doch dann schob sie ihn gewaltsam beiseite. Das war immer noch Sasuke und was auch immer gerade mit ihm gewesen war – die Chancen standen nicht schlecht, dass er sich aus diesem seltsamen Zustand recht bald wieder erholte. Außerdem war es ja durchaus nicht so, als ob Sakura es unbedingt nötig hätte und an Kinder wollte sie gar nicht erst denken. Das fehlte ja noch, vor allem jetzt, wo sie sich zur Arbeit im Krankenhaus verpflichtet hatte. Wobei die Vorstellung eines kleinen Mini-Sasukes sie schon irgendwie vereinnahmte... Dumm wäre es nur, wenn sie einen Jungen mit rosanem Haar bekommen würden. Der hätte es wohl nicht ganz so einfach in der Schule. Naja, theoretisch konnte man die ja umfärben, aber auf Dauer...? Oder einfach dem Jungen Zöpfe flechten und ihn als Mädchen ausgeben. Sakura musste prusten bei dieser Vorstellung, während sie sich im nächsten Moment fragte, warum sie sich jetzt plötzlich so viele Gedanken über Kinder machte. Das war doch noch viel zu weit weg.

Neue Wege

Als Sakura an diesem Tag erwachte, machte sich das seltsame Bewusstsein in ihr breit, dass ihr mal wieder eine Wende in ihrem Leben bevorstand. Das würde der letzte Tag sein, an dem sie mit Team Sieben trainierte. Und noch besser: Irgendwie mussten sie das noch Naruto beibringen. Kakashi wusste es vermutlich schon, aber der Blondschopf war wahrscheinlich noch völlig ahnungslos.

Ein mulmiges Gefühl machte sich bei diesem Gedanken in ihrer Magengegend breit, aber andererseits konnte sie elementare Entscheidungen ja nicht einfach von anderen Personen abhängig machen, wenn es doch schließlich sie selbst betraf.

Murrend richtete sie sich auf, was ihr ausnahmsweise auch gelang, da Sasuke brav auf seiner Betthälfte lag und schlief. Unwillkürlich fragte sie sich, ob seine Distanz vielleicht auf ihre Aktion zurückzuführen war, schob den Gedanken dann allerdings beiseite. Er hatte sie nicht aus dem Bett geworfen, was sollte also passieren?

Schläfrig setzte sie sich auf und gähnte ausgiebig, dann stupste sie Sasuke an und als dieser nicht reagierte, versetzte sie ihm einen etwas gröberen Stoß gegen die Schulter. Mit einem erschreckten Aufschrei fuhr der Schwarzhaarige hoch und verhedderte sich prompt in seiner Bettdecke. Blind drehte er den Kopf, dann seufzte er abgrundtief und strich sich die langen Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Sakura...", murrte er drohend und die Rosahaarige räusperte sich unschuldig. "Ähm... Training?", rechtfertigte sie sich mit aufforderndem Unterton und Sasuke seufzte erneut. Wortlos stand er auf und schlurfte mit hängenden Schultern ins Bad. Sakura musste kichern und schaute ihm belustigt nach. Anscheinend hatte er eingesehen, dass es nichts nützte, sich gegen ihren Weckruf zu wehren.

Nachdem auch sie sich fertig gemacht hatte und komplett angezogen war, aßen sie schnell etwas und Sasuke bestand darauf, sofort aufzuräumen. Sakura fügte sich leidend in ihr Schicksal. Sie musste einsehen, dass jeder so seinen Bereich hatte, auf den er achtete.

Als sie endlich fertig waren, seufzte sie erleichtert, nahm ihre Jacke und sie verließen das Haus.

Der Weg zum Trainingsplatz verlief schweigend und wenn Sakura sich den Schwarzhaarige so anschaute, wusste sie auch, woher das rührte. Er sah noch reichlich verschlafen aus. Sie selbst war zwar auch noch etwas müde, aber trotzdem musste sie bei seinem Anblick grinsen und verspürte zu ihrer eigenen Belustigung nicht das kleinste Bisschen Mitleid. Es bereitete ihr sogar ein gewisses Maß an Genugtuung, dass der Uchiha nicht mehr alle mit seiner Perfektion in die Flucht schlug. Nachdenklich über ihre eigenen Gedanken und Empfindungen rieb sie sich über ihren Wangenknochen, da dieser ein wenig juckte. Es war schon eine groteske Situation. Nüchtern betrachtet war sie sogar ziemlich bescheuert. Jetzt, wo Sasuke invalide war, hatte er fast all die Seiten abgelegt, die sie früher an ihm aufgeregt hatten. Er war regelrecht umgänglich geworden und hatte außerdem angefangen, sich für sie zu interessieren. All das, wegen seiner Blindheit. Und trotzdem wollte sie dafür sorgen, dass er sein Augenlicht zurück bekam. In diesem Moment kam ihr das erste Mal in den Sinn, dass er sich vielleicht wieder negativ zurück entwickeln könnte, wenn er seine Sehkraft wieder bekäme. Der Gedanke machte sie stutzig. War diese Überlegung wirklich relevant? Für unmöglich hielt sie das nicht, aber würde Sasuke sich an sein früheres Ich erinnern, wenn er wieder alles sehen konnte? Würde er sich erneut entscheiden, alles hinter sich zu lassen? Er hatte es schon mal getan und ein weiteres Mal versucht, wer sagte denn, dass er es nicht wieder versuchen würde? Er hatte jetzt sie und Reika und ein zu Hause, aber würde ihn das aufhalten? Lautlos seufzend musste sie sich eingestehen, dass sie nicht ansatzweise so viel über ihn wusste, wie sie gern würde, aber es war eine Tatsache, dass sie auch nichts von ihm erfahren würde, wenn er nicht freiwillig darüber sprach. Das war alles viel zu kompliziert...
 

Ihre Gedanken wurden durch ein rufendes und springendes, blondes Etwas durchbrochen, das sich auf den zweiten Blick als Naruto entpuppte. Irritiert blieb sie stehen und schaute fassungslos auf das Szenario, das sich ihren Augen bot. Auf dem Trainingsplatz drehte Naruto aufgekratzt seine Runden und rief ärgerlich: "Ihr seid zu spät! Ihr habt das Event des Jahres verpasst! Ausgerechnet ihr!" Daneben stand der groteskerweise viel zu pünktliche Kakashi, der nicht wie sonst in seinem Schmuddelheftchen las, sondern nachdenklich in den Himmel schaute. Immer noch wie vom Donner gerührt stand Sakura da und starrte auf die seltsame Szene. "Das verpasst zu haben, werde ich mein Leben lang bereuen.", murmelte sie und Sasuke schnaubte amüsiert. Ohne weiter auf ihren Kommentar einzugehen, nahm er ihre Hand und zog sie in Richtung Kakashi, während er Naruto halbwegs herzlich aufforderte, die Klappe zu halten. Der Blonde reagierte etwas eingeschnappt, kam dann jedoch herüber und gesellte sich zu den anderen Mitgliedern seines Teams.

"Bevor wir beginnen, haben wir noch was zu sagen.", meinte Sasuke ruhig und erstaunte Sakura mit seiner Gelassenheit. Sie waren immerhin kurz davor, ihr altes Team aufzulösen und egal, wie wenig er es zeigte, Sakura wusste, dass Sasuke in Naruto mehr sah, als nur einen Teamkameraden.

Sakura blickte fragend zu Kakashi, doch dieser nickte ihr nur beruhigend zu und sie nahm einen tiefen Atemzug. "Wir werden das Team verlassen.", sagte sie, bevor Sasuke sich weiter äußern konnte. Einen Moment herrschte angespannte Stille, dann folgte der Protest. "Waaaaaas?", schrie Naruto fassungslos und packte Sakura am Kragen. "Das könnt ihr nicht tun, sag mir, dass das nur ein Scherz ist! Wir sind doch Team Sieben, es kann doch nicht einfach kein Team Sieben mehr geben! Das wäre eine Katastrophe, der Weltuntergang-" "Jetzt reg dich mal ab.", fiel Sasuke ihm unsanft ins Wort und zog ihn von der Rosahaarigen weg. "Es ist kein Scherz.", fuhr er nun sanfter fort, "Sakura wird ab morgen im Krankenhaus arbeiten und ich habe mich entschieden, als Lehrer in der Schule zu unterrichten. Heute ist der letzte Trainingstag." Schnaufend stieß Naruto Sasuke Hand weg und machte einen Schritt rückwärts. "Das ist doch nicht wahr! Und das hättet ihr mir nicht früher sagen können?", entrüstete er sich lautstark und ballte die Hände zu Fäusten. Aber statt wütend zu sein, sah er einfach nur geknickt aus. Sakura überkam ein schlechtes Gewissen und sie seufzte müde. "Wir haben es selbst sehr spontan entschieden. Aber sei mal ehrlich, du warst dir doch darüber im Klaren, dass ich eines Tages im Krankenhaus arbeiten würde. Es ist doch fast zwangsläufig, dass ich Tsunades Arbeit übernehme. Außerdem werden wir uns doch trotzdem noch sehen. Wir bleiben als Team zusammen, wir trainieren nur nicht mehr gemeinsam und du gehst mit anderen Teams auf Missionen. Mehr ist das nicht." Naruto blies trotzig die Wangen auf. "Ich will nicht, dass sich ständig was verändert.", murrte er und wandte den Kopf zur Seite. "Ich habe es satt, mich ständig umgewöhnen zu müssen. Kann nicht einfach mal alles so bleiben, wie es ist?" Sasuke schmunzelte bei den Worten des Wirbelwindes. "Und das gerade von dir, wo du doch immer alles durcheinander bringst.", meinte er lächelnd und knuffte Naruto in die Seite. "Wirst schon sehen, so schlimm wird es nicht." Der Blonde schnaubte beleidigt, nickte aber und zog im nächsten Moment voller Elan ein Kunai aus seiner Tasche, um damit vor Sakuras Nase herumzufuchteln. "Dann lasst uns keine Zeit verlieren!", rief er und griff an.

ein würdiges Ende

Völlig zerschlagen ließ sich Sasuke auf einen Sessel fallen und seufzte abgrundtief. Naruto hatte sich beim Training wirklich nicht zurückgehalten. Er hatte schonungslos angegriffen, als sei ihm schon wieder völlig entfallen, dass Sasuke blind war. Seine persönliche These war allerdings, dass der Blonde so seinem Frust über die Trennung des Teams Luft gemacht hatte. Jedenfalls hatte sein Enthusiasmus seine Wirkung gehabt und Sasuke hatte nun viele Stellen an seinem Körper, denen er sein Selbstmitleid widmen konnte. Sakura war es etwas besser ergangen, denn sie war nicht blind und hatte, wie Sasuke erstaunt feststellen durfte, durch ihre Ausbildung die Möglichkeit, Naruto für kurze Zeit zu lähmen, was ihr einen gewissen Vorteil verschaffte.

Jedenfalls merkte der Schwarzhaarige mal wieder deutlich, in was für einem Rückstand er sich seit seinem Erblinden befand und es wurmte ihn, auch wenn er ja eigentlich keine richtige Verwendung mehr für seine Fähigkeiten hatte. Ab dem nächsten Tag würde er sein Wissen der jüngeren Generation vermitteln und dazu brauchte er seine Fitness nicht, eigentlich reichten da schon die Theorie und ein paar Grundtechniken. Genaugenommen war es ein frustrierender Gedanke, dass er all das, für das er die Hälfte seines bisherigen Lebens geopfert hatte, nun einfach so fallen ließ. Immer hatte er danach gestrebt, stärker zu werden, noch mehr zu lernen und jetzt saß er hier und ließ seine Kraft widerstandslos schwinden. Gut, vielleicht dramatisierte er da ein bisschen über – er war immer noch besser als viele gleichen Alters, aber das würde nicht immer so bleiben und schließlich brauchte er diese Kraft auch nicht, da er vermutlich nie wieder auf Missionen gehen würde, denn das war einfach zu riskant. Sasuke merkte deutlich, wie sehr er an der Vergangenheit hing, wo er all das gehabt hatte. Es war ein dummes, kindliches Verlangen, zu diesem Moment zurückzukehren und er wusste, dass es gut war, wie es war. Dieses dumpfe Gefühl in seiner Magengegend würde wieder verschwinden und er würde wieder in das Hier und Jetzt gelangen, wo er ein zu Hause hatte und Reika und... Sakura. Bei dem Gedanken an sie durchfuhr ein Schauer seinen Körper und ein kleiner roter Blitz zuckte durch sein sonst immer schwarzes Blickfeld. Er mochte es nicht oft zeigen, doch ihm lag viel an ihr. Sie hatte ihm ein Stück Normalität zurückgegeben und mit jedem Moment wurde sie ihm wichtiger. Auch wenn er sie nicht so ganz verstand, aber das beruhte höchstwahrscheinlich auf Gegenseitigkeit. Er konnte sich nicht ganz vorstellen, wie es in Zukunft mit ihr sein würde, aber wusste, dass er nicht herausfinden wollte, wie es ohne sie aussehen würde. Vielleicht sollte er ihr das öfter zeigen.

Er schreckte aus seinen Gedanken hoch, als er das Chakra der Rosahaarigen spürte. Er wandte seinen Kopf in ihre Richtung, um sie besser hören zu können und erntete ein kleines Lachen. "Es ist echt gruselig, wenn du das machst.", kommentierte Sakura seine Handlung, worauf er nur ein "Hn" von sich gab. "Hm.", erwiderte Sakura und er konnte das Grinsen in ihrer Stimme hören. Ihre Arme schlangen sich von hinten um seinen Hals und sie legte den Kopf auf seine Schulter. "Worüber denkst du nach?", murmelte sie leise und vergrub ihre Nase in seinem Haar. Sasuke schloss die Augen und nahm ihren zarten Duft wahr, spürte die federleichte Berührung ihrer Nasenspitze an seinem Hals und ihm fiel nur eine Antwort ein. "Über dich.", hauchte er so leise, dass er fast glaubte, sie hätte es nicht gehört. "Hm...", summte sie und die leichte Vibration ihrer Stimme ließ einen angenehmen Schauer über seinen Rücken laufen. Er tastete nach ihrem Kopf und bekam eine weiche Strähne ihres Haars zu fassen. Wie es wohl aussah?

"Geh nicht, niemals.", flüsterte er und eine tiefe Sehnsucht mischte sich in seine Worte. "Versprich mir, dass du bei mir bleiben wirst." Er spürte, wie Sakura inne hielt und einen Atemzug lang zweifelte er an seiner seltsamen Bitte, doch dann umschlangen ihre Arme ihn noch fester und sie schmiegte sich an ihn. "Ja.", hauchte sie, "Immer."
 

In dieser Nacht schlief Sasuke unruhig. Immer wieder schreckte er hoch und musste überprüfen, ob Sakura tatsächlich noch bei ihm war. Jedes Mal, wenn er die Präsenz der Rosahaarigen erspührt hatte, ergriff ihm ein minimales Gefühl der Erleichterung, aber gleichzeitig überwog die Unsicherheit. Seit sie ihm dieses Versprechen gegeben hatte, drückte ihn die Erkenntnis nieder, dass man so etwas nie wissen konnte. In dem Moment, wo man diese Worte aussprach, meinte man sie hundertprozentig ernst und er war sich sicher, dass auch Sakura ihre Worte todernst gemeint hatte, aber wissen konnte sie es nicht. Es konnte immer etwas passieren, etwas Unvorhergesehenes. Etwas, dass einen dazu brachte, anders zu denken. Er konnte sich nicht sicher sein, dass Sakura ihre Meinung nicht änderte und später ihre Worte bereute. Wer wusste schon, ob sie nicht plötzlich erkennen würde, auf wen sie sich da eingelassen hatte? Seine Vergangenheit war nicht auszuradieren und er selbst sah dort genug, was ihn in den Augen anderer hassenswert machen könnte. Was wäre, wenn...

Lautlos seufzend schloss er die Augen und kaute auf seiner Lippe – etwas, was er vorher nie getan hatte, da musste Sakura auf ihn abgefärbt haben. Eine Weile lag er so da und dachte nach. Wohl oder übel musste er einsehen, dass er nicht vertrauen konnte. Er hatte kein Vertrauen in die Beziehung, um die er selbst gekämpft hatte. Man mochte es ihm nicht anmerken, aber so war es. Er war paranoid. Etwas Unverbindliches wäre okay gewesen, aber das hier war mehr als das. Der Versuch, eine Zukunft aufzubauen. Dinge, die nicht feststanden, konnten einen auch nicht überrumpeln, aber diese Beziehung war fest. Nur wie sollte er diese führen können, wenn er sich nicht mal sicher sein konnte, dass Sakura bei ihm blieb?

Resignierend stieß er die Luft aus und stand auf. Er achtete darauf, leise zu sein, um die Haruno nicht zu wecken und verließ den Raum.

Trübsinnig starrte er vor sich hin. Seit langem dachte er einmal wieder an sein Team, dass nun ohne ihn klarkommen musste. Vielleicht hatten sie sich schon längst in alle Winde zerstreut. Er vermisste es kein Stück, doch er fragte sich, ob er in diesem Moment besser drangewesen wäre, als jetzt. Manche mochten die emotionalen Probleme, die ihn jetzt plagten, als nichtig ansehen, vor allem im Vergleich zu Menschen, die Hunger litten, oder totkrank waren, doch jene hatten keine Ahnung, wie sehr einen die eigene Psyche zu Grunde richten konnte. Diese Probleme waren nicht aufzuwiegen. Das Innere eines Menschen war oftmals so viel entscheidender für das Glück desjenigen, als die äußerem Umstände. Doch wer dachte schon so? Die Menschen waren so oberflächlich...

Ein humorloses Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Es wäre doch ein passendes Ende für Sasuke Uchiha, der für seine Emotionslosigkeit bekannt war, an den Folgen einer Beziehung zu sterben.

Versprechen

Mit Sorgenfalten auf der Stirn betrachtete Sakura den Schwarzhaarigen vom anderen Ende des Gartens aus. Sie wusste nicht, ob sie es amüsant finden sollte, dass er sie noch nicht bemerkt hatte, irgendwie hatte sie mehr das Gefühl, dass es ihr zu denken geben sollte. Sasuke gab selten ein klares Zeichen von sich, auch wenn sie spürte, wie er auftaute. Jetzt jedoch mutete er an, wie früher. Die kalte Aura, der augenscheinlich starrende Blick. Eine gewisse Hoffnungslosigkeit in seiner Haltung. Er wirkte bedrückt, als liege eine Last auf seinen Schultern, die ihn unerbittlich zu Boden zu drücken versuchte.

Ein kleiner Schauer überlief sie und sie zog die Decke enger um sich, die sie aus dem Schlafzimmer mitgenommen hatte. Sie hatte die letzten Tage so gehofft, dass Sasuke sich geändert hätte, dass seine Vergangenheit ihn endlich in Ruhe ließ, doch jetzt, wo sie ihn so sah, musste sie sich eingestehen, dass solche Hoffnungen nur ein Trug waren. In diesem Moment überkam sie eine Welle an Gefühlen, die sie kurz die Augen schließen ließ. Einerseits die Angst, Sasuke wieder zu verlieren. Er hatte sie gebeten, immer bei ihm zu bleiben, doch wie beständig mochte so eine Bitte sein? Vielleicht hatte er in diesem Moment das Gefühl gehabt, sie immer bei sich haben zu wollen, doch wer sagte denn, dass er seine Meinung nicht ändern würde? Vielleicht würde ihm wieder einfallen, wie nervig sie doch war und er würde sie verlassen.

Dem entgegen Stand die Sorge, er könne wieder werden, wie früher. So kalt und abweisend, alle freundschaftlichen Gefühle verachtend. Bei diesem Gedanken empfand sie Schrecken. Schrecken über die Möglichkeit, die Idee, dass dies passieren könne und Schrecken gegenüber dem Uchiha, der sie früher so verletzt hatte.

Lautlos seufzend öffnete sie die Augen und blickte direkt in das Gesicht des Schwarzhaarigen. Erschrocken stolperte sie rückwärts, wurde aber von Sasuke aufgefangen, bevor sie fallen konnte. "Du solltest schlafen.", sagte er mit emotionsloser Stimme und es überlief sie kalt. Durch das Mondlicht war sein Gesicht noch bleicher als sonst und tiefe Schatten fielen in sein Gesicht und verbargen seine blinden Augen. Ein Kranz von Licht umrahmte seine schwarzen Haarsträhnen und ließ ihn anmuten wie ein Todesengel. Sakura konnte sich nicht rühren. Kein Wort kam über ihre Lippen, sie konnte ihn nur ansehen, völlig erstarrt.

"Jetzt schau nicht so. Dir war klar, dass ich nicht von einem Tag auf den anderen zur Frohnatur mutieren würde. Auch wenn du es gehofft haben magst." Den letzten Teil murmelte er leise vor sich hin, während er den Kopf zur Seite wandte und die Rosahaarige langsam aus seinem Griff entließ. Sakura trat noch einen Schritt zurück und versuchte verzweifelt, ihre Fassung wiederzugewinnen. Sie verstand nicht, was hier gerade geschah. Sasuke war so anders und irgendwie auch wieder nicht. Er war nicht wie früher – diese Sorge konnte sie ausräumen – aber ihr war nicht wohl dabei, wenn er sich so melancholisch gab. Leise nuschelte sie: "Es reicht schon, wenn du nicht wieder verschwindest, der Rest ist relativ egal." Ihr war klar, dass er wusste, dass es nicht so war. Sie konnte kaum erwarten, ihn davon überzeugen zu können, dass sie nicht mehr wollte, als seine bloße Anwesenheit, egal, unter welchen Umständen. Es war absurd, zu glauben, sie könne ihre Sehnsucht auch nur vor einem Menschen verstecken. "Komm einfach zurück... zu mir.", fügte sie leise an und senkte den Kopf. Eine gewisse Hilflosigkeit erfasste sie. Sie hatte sich selten gescheut, ihre Gefühle zu zeigen, doch jetzt fühlte sie sich bloß, als hätte sie ihr Inneres nach außen gekehrt. Ein einfacher Satz, doch so viel mehr.

Sasuke senkte ebenfalls den Kopf und kaum hörbar flüsterte er: "Sollte ich jemals gehen, dann komm mit mir."

Zittrig atmete sie aus und klammerte sich noch stärker an ihre Decke, als zuvor. "Immer.", wiederholte sie ihr Versprechen und war sich voll im Klaren darüber, was sie da sagte. Ein leichtes Lächeln erschien auf Sasukes Gesicht und ließ ihn von einem Moment auf den anderen völlig verändert aussehen. Sanft zog er Sakura zu sich heran und schloss sie in die Arme. "Vielleicht sollten wir ein bisschen weniger über alles nachdenken.", murmelte er an ihrem Ohr und sie nickte zustimmend. "Das wäre hilfreich.", bestätigte sie leise und schmiegte sich enger an seine Brust. Eine Weile verharrten sie so, dann beugte Sasuke sich plötzlich runter und zog ihr die Beine weg. Erschrocken klammerte sie sich an seine Schultern, doch da hatte er sie schon auf seine Arme gehoben und trug sie langsam den Flur entlang ins Innere des Anwesens.

"Ich kann selber laufen.", nuschelte die Rosahaarige verunsichert, obwohl ihr klar war, dass er sie sowieso nicht runterlassen würde, bis sie nicht wieder im Schlafzimmer waren. "Ich weiß.", meinte Sasuke und sie glaubte, einen Hauch eines Lächelns in seiner Stimme zu hören. Schweigend legte sie ihren Kopf an seine Brust und verstärkte den Griff um seinen Hals, während er zielsicher die Gänge des Anwesen durchquerte.

Sachte legte er die Haruno zurück ins Bett, bevor er sich selbst wieder unter die Decke kuschelte. Erst jetzt fiel ihm auf, wie kalt es im Garten gewesen war und es fröstelte ihn noch nachträglich. "Meinst du, du kannst schlafen?", fragte er leise und drehte sich in die Richtung, in der Sakura lag. "Ich denke schon... irgendwann.", murmelte sie in ihr Kissen und seufzte müde.
 

Sie schreckte hoch und sah sich nach Sasuke um – er war nicht da. Seine Betthälfte war leer. Ihr Herz raste und sie hatte das Gefühl, einen schlechten Traum gehabt zu haben. Ruhelos sprang sie aus dem Bett und zog sich schnell an, dabei registrierte sie, dass es draußen gerade erst zu dämmern begann. Was war nur mit ihrem Tagesrhythmus los?

Nach einer kurzen Wäsche im Bad lief sie die Treppe hinab in den Eingangsbereich und sah sich um. Alles war ruhig. Doch dann vernahm sie ein Klappern aus Richtung Küche, das ihr Herz für einen kurzen Moment aussetzen ließ . Dann breitete sich Erleichterung in ihr aus und sie setzte sich in Bewegung, um in die Küche zu gelangen. In der Tür blieb sie stehen und betrachtete den Schwarzhaarigen, wie er mit dem Rücken zu ihr stehend Kaffee machte.

"Schon wach?", meinte sie leise und Sasuke schreckte kurz zusammen. "Wie du siehst.", meinte er lediglich und drehte sich zu ihr um, in der Hand zwei Tassen mit dampfender Flüssigkeit. Die Rosahaarige lächelte sanft und setzte sich an den Tisch, der Uchiha platzierte sich gegenüber.

"Heute ist ein großer Tag.", murmelte Sasuke.

Ein ganz normaler Arbeitstag

Das erste, was Sakura auffiel, als sie das Krankenhaus betrat, war die Disziplin, die das Personal an den Tag legte. Alles lief geregelt, schnell und relativ leise ab. Sie selbst war es gewohnt, mitten im Geschehen manchmal auch unter Stress zu heilen und sich dabei nicht ablenken zu lassen. Die Vorstellung, endlich einmal die Ruhe dazu zu haben, die sie sich am Anfang so verzweifelt gewünscht hatte, befremdete sie ein wenig. Sie war natürlich schon öfter hier gewesen, aber jetzt, wo sie selber hier arbeiten würde und vielleicht auch mal die Verantwortung für das alles übernehmen würde, betrachtete sie es mit ganz anderen Augen. Sie sah jetzt wieder den Grund, warum sie diese Ausbildung gemacht hatte. Helfen. Sie hatte nun die Chance, nicht nur gelegenheitsmäßig, sondern aktiv das zu tun, was sie am besten konnte, zum Wohle vieler.

An diesem Tag war Tsunade an ihrer Seite, um sie einzuweisen. Als erstes brachte sie sie in die Räume der Angestellten, wo sie einen eigenen kleinen Bereich für ihre Kleider und persönliche Dinge bekam. Dann zeigte sie ihr die Dienstpläne und erklärte noch etwas zu den Formularen, die bei Untersuchungen auszufüllen waren. An sich hatte Sakura das alles schon mal in ihrer Ausbildung gehört, aber so war es sicherer und sie war auch nicht böse, den ersten Tag mit Tsunade gemeinsam hinter sich bringen zu dürfen.

Den Tag über tat sie noch nicht besonders viel. Sie war bei der Visite einiger Patienten dabei, machte sich mit den anderen Mitarbeitern vertraut und prägte sich besonders genau jegliche Bereiche des Hauses ein, um einen guten Überblick zu haben. Trotz ihres beachtlichen Wissens und Könnens kam sie sich ein wenig vor, wie eine Praktikantin und musste über sich selbst schmunzeln. Ihr war klar, dass sich das schnell ändern würde und sie war sich sicher, dass es gut zu bewerkstelligen war.
 

Als sie am Abend schließlich das Anwesen betrat, war Sasuke bereits da und döste äußerst motiviert in einem Sessel vor sich hin. Sakura musste fies grinsen bei seinem schutzlosen Zustand, musste sie doch daran denken, was für ein aufmerksamer Perfektionist er früher gewesen war. Auf Zehenspitzen schlich sie zu ihm, beugte sich hinab und betrachtete neugierig sein Gesicht. Er sah friedlich aus und ein fast unschuldiger Ausdruck lag auf seinen Zügen. Fasziniert studierte sie jedes noch so kleine Detail und versuchte, es sich so genau wie möglich einzuprägen. Er war so wunderschön...

Nach einer Weile kam sie sich dann doch komisch vor, ihn so anzustarren und beschloss, dem ein Ende zu bereiten. Schelmisch grinsend beugte sie sich vor und setzte einen kleinen Kuss auf Sasukes Nasenspitze. Der Schwarzhaarige schreckte leicht auf und stieß dann seufzend die Luft aus. "Was machst du denn?", murmelte er halb lächelnd und streckte sich ein wenig. "Blödsinn", entgegnete Sakura schmunzelnd, "einfach, weil ich es kann." Sasuke schnaubte leicht, sagte aber nichts mehr, sondern zog statt dessen die Rosahaarige auf seinen Schoß und umschlang ihre Taille mit seinen Armen.

"Und wie war es?", fragte er mit warmer Stimme, was Sakura annehmen ließ, dass er seinen ersten Tag an der Akademie gut überstanden hatte. "Es war okay", antwortete sie lächelnd, "Ich denke, ich hab mich schon ganz gut reingefunden. Und wie lief es bei dir?" Der Uchiha neigte leicht den Kopf zur Seite und meinte schließlich: "Ich unterrichte die Klasse, in der ich Anfang des Jahres selber war. Langsam glaube ich wirklich, dass Tsunade mich ärgern will." Sie hörte den bissigen Unterton, wusste aber, dass Sasuke es nicht gar zu ernst nahm und eigentlich nicht so schlimm fand. "Dann unterrichtest du ja Reika", stellte sie schmunzelnd fest, "nicht, dass du sie bevorteilst" Sie knuffte Sasuke spaßig und er wank lächelnd ab, was eine wirklich überschwängliche Geste für ihn darstellte. "Sie ist so schon Klassenbeste, was soll ich denn da bevorteilen?", fragte er halb im Spaß und Sakura schüttelte lächelnd den Kopf. "Irgendwie passt sie ganz gut zu uns. Lauter Streber auf einem Haufen.", stellte sie fest und strich Sasuke eine lange Strähne aus dem Gesicht. "Hn.", entgegnete er einfallsreich, doch an seiner Betonung hörte sie, dass er dieses für ihn typische Geräusch absichtlich gemacht hatte, um sie zu ärgern.

Plötzlich müde geworden legte sie den Kopf auf seine Schulter und schloss selig seufzend die Augen. "Sakura?", murmelte Sasuke und drehte den Kopf ein wenig, sodass seine Haarsträhnen sie kitzelten. "Mhm?", murrte sie und vernahm sein leises Lachen. Du hast jetzt nicht vor, einzuschlafen, oder? Das wäre ein bisschen suboptimal." "Hn", gab sie nur von sich und döste weiter vor sich hin. Sasuke schnaubte nur, ließ sie aber gewähren.
 

Langsam erwachte Sakura aus ihrem leichten Schlaf und öffnete träge die Augen. Sie lag auf dem Sofa und war notdürftig zugedeckt. Verschlafen streckte sie sich und schaute aus dem Fenster. Es wurde bereits dunkel. Die Rosahaarige setzte sich auf und strich durch ihr Haar. Es war völlig durcheinander, sie musste aussehen, wie ein geplatzter Strohsack. Verbissen fuhr sie mit den Fingern durch die widerspenstigen Strähnen, um wenigstens ein bisschen Ordnung reinzukriegen, doch es wollte ihr nicht so recht gelingen. Schließlich gab sie es auf und sah sich nach Sasuke um. Sie erinnerte sich, ihn als Kopfkissen missbraucht zu haben, doch jetzt war er nicht mehr da. Anscheinend hatte er die Gelegenheit genutzt, sie loszuwerden, als sie geschlafen hatte. Dieser Fiesling...

Auf Rache sinnend stand sie auf und suchte das Haus nach ihm ab. Zuerst schaute sie in der Küche, dann in den anderen Wohnräumen, sogar im Garten, doch er war nirgends. Schnaufend stapfte sie die Treppe hinauf und betrat das gemeinsame Schlafzimmer und blieb abrupt stehen, als sie ihn friedlich schlafend auf dem Bett vorfand. Dieser Spross von einem Uchiha hatte sie doch wirklich unten auf dem Sofa liegen gelassen, um allein die volle Größe des Bettes auszunutzen. Ein fassungsloses Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und was nun geschehen würde, war ja klar. Entschlossen ging sie auf das Bett zu, schob den schlafenden Sasuke bis an den Rand und kuschelte sich nun selbst in die weiche Decke, von der der Schwarzhaarige jetzt auch nicht mehr zu profitieren hatte. Mit einem fiesen Schmunzeln auf den Lippen schloss sie die Augen und schlief wieder ein.

Eingebung

Sie erwachte durch ein dumpfes Poltern und schaute blinzelnd zur anderen Seite des Bettes, die nun leer war. Grinsend beugte sie sich über den Rand und erblickte Sasuke, der stöhnend auf dem Boden lag und einen resignierten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. Offenbar hatte er sich im Schlaf gedreht und war gefallen, so wie Sakura es kalkuliert hatte. Sie musste aufpassen, um nicht loszulachen und meinte immer noch grinsend: "Was machst du denn da unten? Das Bett ist doch groß genug." Die Provokation in ihrer Stimme war deutlich zu hören und zeigte auch prompt ihre Wirkung. Grummelnd rappelte Sasuke sich hoch und warf sich auf sie. Lachend versuchte sie, ihm zu entkommen, doch es war unmöglich. Eisern hielt er sie fest und kitzelte sie durch. Keuchend und japsend schob sie ihn schließlich von sich und floh aus dem Zimmer, jedoch folgte Sasuke ihr und holte sie am Fuße der Treppe ein. Zappelnd und mit den Armen rudernd fielen beide zu Boden und blieben dort lachend liegen. "Du...", brummte Sakura drohend und Sasuke schnaubte amüsiert. "Du hast angefangen.", rechtfertigte er sich mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Einmal mehr fasziniert starrte Sakura ihren Freund an und versuchte, sich dieses Bild einzuprägen. "Was ist?", meinte Sasuke da und wandte ihr seinen Kopf zu. "Du grinst.", entgegnete Sakura triumphierend und stupste ihn mit einem Finger gegen die Stirn. "Und?", fragte er verständnislos. Sakura verdrehte die Augen und zog an einer Strähne seines Haars. "Das tust du viel zu selten." "Hn.", machte er und vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter, während er die Arme um sie schlang. Sakura schüttelte leicht den Kopf und meinte feixend: "Willst du das jetzt umdrehen? Ist das deine Rache?" Sasuke brummte nur: "Du bist eben auch ein gutes Kopfkissen..."

Nach einer Weile regte Sakura sich träge und murmelte: "Was meinst du, wie spät es ist?" "Keine Ahnung..."; kam es gedämpft von dem Schwarzhaarigen, dann hob er jedoch den Kopf und richtete sich in eine sitzende Position auf. "Sehr effizient haben wir die Nacht bisher jedenfalls nicht genutzt.", fügte er mit einem Schmunzeln an und Sakura wusste nicht, ob er es zweideutig meinte, oder nicht. Trotzdem wurde sie leicht rot und ihr fiel keine passende Erwiderung ein. Einen Moment blieb sie noch liegen, dann stand sie auf und ging in die Küche, um dort auf die Wanduhr zu sehen. Es war schon früher Morgen und sie merkte, dass es sich nicht lohnen würde, noch einmal schlafen zu gehen. Also setzte sie Wasser auf, um sich und Sasuke Kaffee zu kochen. Ohne war sie im Krankenhaus nicht zu gebrauchen.

Der restliche Morgen verlief ruhig und wurde von einer Menge der schwarzen Flüssigkeit begleitet. Schließlich machte Sakura sich fertig, um ins Krankenhaus zu gehen. Ab heute würde sie richtig arbeiten.
 

Einige Wochen waren schon vergangen, seit Sakura begonnen hatte, endlich im Krankenhaus zu arbeiten. Die Zeit kam ihr nicht lang vor und sie liebte ihre Arbeit. Immer deutlicher wurde es ihr, dass es die Richtige Entscheidung gewesen war, damit anzufangen. Auch Sasuke hatte sich gut in seinen neu ergriffenen Beruf gefügt. Seine Schüler hatten einen erstaunlichen Respekt davor, dass er trotz seiner Blindheit immer wusste, was die Kinder machten und ob sie aufpassten, oder nicht. Er hatte sich entschieden, es ihnen zu sagen, denn er wollte inzwischen offen mit seiner Einschränkung umgehen. Trotzdem lief alles super und in seiner Klasse gab es fast niemanden, der deutlich hinter den anderen zurück stand. Er machte seine Aufgabe gut.
 

Nun saß Sakura gerade in einer ihrer freien Stunden in der Bibliothek des Krankenhauses, in der sie immer nach neuen Möglichkeiten suchte, zu heilen oder zu therapieren. Ihr Ergeiz war mit der Aufgabe als Krankenschwester neu erwacht und sie fühlte sich wieder, wie während ihrer Ausbildung, wo sie Tsunade regelrecht Löcher in den Bauch gefragt hatte. Sie wollte immer mehr wissen. Ein Teil war auch Sasukes Blindheit geschuldet, denn natürlich suchte sie vorrangig nach einer Möglichkeit, ihm sein Augenlicht wiederzugeben, was sich allerdings als keine einfache Sache erwies, da sie ja keinen Anhaltspunkt hatte, wie er es überhaupt verloren hatte.

Unwillkürlich dachte die an die letzte Op, die sie hinter sich gebracht hatte und plötzlich stockte sie und ihr Mund klappte auf. In Gedanken wiederholte sie ein paar Mal ihre Idee und nur langsam sickerte zu ihr durch, was ihr eben eingefallen war. Im nächsten Moment schlug sie sich mit der flachen Hand auf die Stirn und schimpfte mit sich selbst. "Wieso fällt mir das erst jetzt ein? Wie blöd kann man eigentlich sein? Es war doch so offensichtlich...", hielt sie sich selber vor und sprang auf, wie von der Tarantel gestochen. Sie musste sofort mit Tsunade reden. Vielleicht hatte sie endlich die Möglichkeit gefunden, wie Sasuke wieder sehen konnte.
 

Freudestrahlend kam sie schließlich von der Arbeit und konnte es kaum erwarten, Sasuke von ihrer Eingebung zu berichten. Sie fand ihn im Wohnzimmer und platzte ohne Ankündigung herein.

"Stell dir vor Sasuke, Tsunade hat gesagt, dass es möglich wäre, dir die Augen einer anderen Person zu transplantieren!", rief Sakura begeistert und schaute ihn erwartungsvoll an. Sasuke erstarrte und vergaß über diese Neuigkeit völlig seine Beschäftigung, der er bis eben nachgegangen war. Sie hatte also eine Möglichkeit gefunden... jetzt, wo er überhaupt nicht mehr daran gedacht hatte. Unwillkürlich fragte er sich, ob er das überhaupt wollte. Gerade der Verlust seines Augenlichtes hatte ihm überhaupt die Augen geöffnet. Eine seltsame Unsicherheit erfüllte ihn bei dem Gedanken, wieder sehen zu können. Irgendwie fühlte er sich bei dieser Vorstellung direkt... schutzlos. Die Dunkelheit um ihn herum war wie eine Decke, die ein kleines Kind sich über den Kopf zog, um sich vor den Monstern unter dem Bett zu verstecken. Genau so fühlte er sich in diesem Moment - als ob es keine Gefahren gab, wenn er sie nicht sah. "Hn...", meinte er leise und senkte den Kopf. Er verstand Sakuras Freude und er wusste, das es sie schmerzen würde, wenn er ablehnte, aber er hatte sich so an seine Blindheit gewöhnt. "...Freust du dich nicht...?", fragte Sakura und er hörte, das ihre Laune bereits deutlich gedämpft war. Er zögerte und schloss kurz die Augen, um nachzudenken. Diese Geste hatte er sich nie abgewöhnen können, obgleich es sowieso die meiste Zeit schwarz um ihn war. "Ich... bin mir nicht sicher.", gestand er unsicher und seine Stimme brach am Ende. Er spürte, wie es im Raum ein Stück kälter wurde und verwünschte die Fähigkeit, Gefühle wahrzunehmen. Das war fast noch schlimmer, als zu sehen, wie Sakura niedergeschlagen den Kopf hängen ließ und ihre Unterlippe zu zittern begann. Er war sich sicher, das es so war und fast konnte er es lebensecht vor seinem inneren Auge sehen. Schemenhaft sah er ihr Gesicht, doch es war rund und kindlich mit großen Augen. Ein anderes Bild hatte er nicht von ihr. Wann hatte er sie das letzte Mal bewusst gesehen...? Er wusste es nicht. "Sei bitte nicht traurig... versuch doch mich zu verstehen... alles, was ich sehen könnte, würde mich an früher erinnern und ich weiß nicht, ob ich das aushalten würde. Es ist zu viel Schlechtes in meiner Erinnerung, das ich eigentlich lieber nicht wiedersehen würde..." Er hörte ihr leises Schniefen und merkte, wie sich ihre anfängliche Freude in bittere Enttäuschung verwandelte. Ratlos biss er sich auf die Lippe. Wie sollte er ihr das nur richtig erklären können? "Und was ist mit mir...?", hauchte sie leise und ihre Stimme klang traurig. "Willst du nicht mal mich wiedersehen?" Etwas in seinem Bauch zog sich schmerzlich zusammen und er schüttelte leicht den Kopf, angesichts des Zwiespaltes in seinem Innern, sagte aber nichts. Sakura holte zitternd Luft, dann drehte sie sich um und verließ schnellen Schrittes das Haus.

Zweifel

Seufzend lehnte Sasuke sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Das war einfach alles zu viel für ihn... Wie sollte er so auf die Schnelle eine so elementare Entscheidung treffen...? Mit einem verbissenen Schweigen stand er auf und verließ ebenfalls das Haus. Er lief zur Schule und setzte sich auf die Wurzel des großen Baumes, wo er immer in den Pausen gesessen hatte. Schon nach kurzer Zeit war Schulschluss und die kleinen Kinder strömten aus dem Gebäude. Gleich darauf spürte er ihre Anwesenheit. "Sasuke! Ich wusste gar nicht, das du mich abholen wolltest!" Er hörte ihr Grinsen und lächelte leicht. "Wollte ich auch nicht. Aber ich brauch mal deine Hilfe bei etwas..." "klar, gehen wir erstmal nach Hause?", lachte sie und er nickte und nahm ihre Hand. Zusammen liefen sie den Weg wieder zurück, den Sasuke gekommen war und erreichten bald das Anwesen. Sasuke setzte sich dort wieder auf das Sofa, während Reika in der Küche verschwand, um sich etwas zu essen zu machen. Kurze Zeit später ließ sie sich neben ihm nieder und er spürte ihren fragenden Blick. Er seufzte tief, dann fragte er unsicher: "Was meinst du, wäre es gut, wenn ich wieder sehen könnte?" "Nööh.", meinte sie mit vollem Mund und nuschelte, "Also, nichts gegen dich, aber ich glaube, das würde dich ziemlich durcheinander bringen... es hätte natürlich auch Vorteile, aber zu dem Punkt musst du eben wissen, was du willst." Sie lehnte sich an ihn und kaute genüsslich auf irgendetwas herum. "Mhm...", überlegte er lange und wippte unschlüssig mit seiner Fußspitze. "Sakura würde es sehr freuen...", murmelte er nachdenklich und rieb sich die Nase. "Aber darauf darfst du keine Rücksicht nehmen.", warf Reika ein, "Du musst schon tun, was du selbst für gut erachtest." Er nickte und versuchte noch einmal, alle Aspekte zu bedenken, doch je mehr er darüber nachdachte, desto trüber wurde sein Gesichtsausdruck, da er sich einfach nicht klar darüber wurde, was er wollte... "Ich... ich brauch ein bisschen Zeit für mich. Sag Sakura bitte, das ich heute nicht mehr nach Hause kommen werde." Die Kleine stimmte zu und sah ihm versonnen hinterher, als er abermals das Haus verließ. Sie wusste, das er in den Wald gehen würde, um Abstand von all dem zu bekommen und sie vertraute ihm vollkommen, das er nichts dummes anstellen würde.
 

Bedrückt lief Sakura durch die Gassen und wusste gar nicht, wo sie eigentlich hin wollte. Irgendwie fand sie sich vor Inos Blumenladen wieder und betrachtete die bunten Nelken, die in großen Kübeln vor der Tür standen und einen einladenden Spalier bildeten. Sie schluckte trocken und fragte sich, wie Sasuke ernsthaft zögern konnte, die Möglichkeit zu ergreifen, endlich wieder diese Schönheit sehen zu können. Es war ihr wirklich unverständlich und es verletzte sie. Sie hatte sich so viel Mühe für ihn gemacht und jetzt verschmähte er es einfach. Und was sie am aller meisten schmerzte, war sein augenscheinlich mangelndes Interesse an ihr. Er hatte sie doch früher schon gesehen. Wollte er nicht wissen, was aus ihr geworden war oder... hatte er sie etwa nie schön gefunden...? Natürlich waren Äußerlichkeiten eigentlich unwichtig, wenn man den Menschen an sich liebte, aber trotzdem versetzte es ihr einen Stich. Kein Mensch konnte etwas dagegen tun, das er trotz der Belanglosigkeit dessen doch wenigstens die Bestätigung wollte, das der Partner einen attraktiv fand. Oder war das etwa übertrieben? Vielleicht musste sie es einfach akzeptieren. Sasuke war immer schon eigen gewesen und eigentlich hätte sie von Anfang an damit rechnen müssen, dass sie einige Unstimmigkeiten haben würden. Sie hätte ihn nicht so bedrängen dürfen...

Etwas in ihrem Stolz verletzt trat sie gegen einen Stein und wandte sich dann um, um zurück zum Haus zu gehen. Sie würde sich wohl bei ihm entschuldigen...

Doch als sie das Anwesen erreichte, war Sasuke nirgends zu finden. Lediglich Reika hockte auf dem Sofa, wo der Schwarzhaarige sonst immer saß und löffelte eifrig einen Joghurt. "Weißt du wo Sasuke ist?", fragte Sakura sie stirnrunzelnd, "Ich muss dringend mit ihm reden." Die Kleine schüttelte den Kopf und meinte nur: "Schätze, er ist in den Wald gegangen, weil er seine Ruhe braucht. Er meinte, das er nicht so bald wiederkommen wird." Abgrundtief seufzend ließ sich Sakura auf einen Sessel fallen und schloss resignierend die Augen. Sie hatte es ganz schön vermasselt...
 

Lange lief Sasuke durch den Wald, ohne zu wissen, wohin. Er lief, bis seine Beine weh taten. Er war sich dessen bewusst, das es inzwischen spät sein musste und das Sakura sich Sorgen machen würde. Vielleicht sollte er langsam zurück... Er war sich immer noch nicht sicher, wie seine Antwort ausfallen würde, aber jetzt nach seinem Ausflug schien ihm die Vorstellung nicht mehr ganz so erschreckend. Eventuell wäre es doch ganz gut...?

Er war im Kreis gelaufen und befand sich nun bereits wieder am Waldrand. Kurze Zeit später war er schon in das Gewirr der Gassen eingetaucht und rannte zielgerichtet auf das Anwesen zu, dass ja nun seit einiger Zeit schon nicht mehr ihm allein gehörte. Mitten auf dem Weg wurde er volle Kanne über den Haufen gerannt. Schimpfend befreite er sich und schnauzte: "Mensch Naruto, kannst du nicht aufpassen?" "Sorry Mann...", meinte der und ergänzte, "Aber es war so dunkel, ich hab dich gar nicht gesehen." "Sehr witzig!", keifte Sasuke lautstark und Naruto zuckte zusammen. "Sorry...", wiederholte er, "Ganz vergessen..." "Ach lass es einfach. Ich hab´s sowieso eilig." Sasuke machte sich aus dem Staub, bevor Naruto noch mehr labern konnte und flüchtete sich in die nächste Gasse. Wann dieser Blondschopf wohl endlich erwachsen würde...?

wie im Traum

Sakura saß schon eine Weile auf dem Dach des Hauses und betrachtete die Sterne am Firmament. Schon immer hatten die Bilder sie fasziniert und schon immer hatte sie Trost darin gefunden. War es komisch, das sie sich noch genau erinnerte, welche Sternbilder sie zu der Zeit gesehen hatte, als Sasuke das Dorf verließ? Es war doch eine kleine Hoffnung gewesen, wenn Sakura abends den Mond anschaute und sich vorstellte, dass Sasuke es auch gerade tat... bloß war das jetzt nicht mehr möglich. Wie war es wohl, in so völliger Dunkelheit zu leben...? Sie konnte es sich nicht vorstellen... Seufzend schaute sie weiter in den Himmel und wünschte sich stumm, Sasuke würde endlich zurückkommen...

"Sakura...", hörte sie leise seine Stimme. Sie erschrak leicht und gleich darauf spürte sie seine Hand an ihrer Schulter. Wie war er hier hinauf gekommen, ohne das sie es gemerkt hatte...? "...Sasuke.", flüsterte sie und griff nach seiner Hand. Er ließ sich neben ihr nieder, während er weiter ihre Hand festhielt. Sanft strich er mit dem Daumen darüber und meinte leise: "Du schaust die Sterne an... das hast du auch früher schon immer getan..." Sie blickte ihn überrascht von der Seite an und überlegte, ob ihr je aufgefallen war, das er sie abends gesehen hatte. "Woher wusstest du davon?", hauchte sie fassungslos und eine Gänsehaut überzog ihre Arme. Er lächelte leicht. "Ich bin... naja, ich war ja nicht blind." Er kicherte über die Paradoxe und schüttelte leicht den Kopf. Dann hob er ihn wieder und es sah tatsächlich so aus, als würden seine schwarzen Augen in weite Ferne sehen. Sakura schluckte und wandte mit einem mulmigen Gefühl im Bauch den Blick ab. "Ich stelle es mir schön vor, die gleichen Sterne zu sehen, wie du...", flüsterte er und sie sah ihn mit offenem Mund an. Wer hätte gedacht, dass er zu so viel Kitsch fähig war?! Eine leise Hoffnung regte sich in ihr, doch keinesfalls wollte sie ein Hirngespinst verfolgen. Sie schüttelte den Kopf und schaute auf die Dachziegeln unter ihren Füßen. "Ich habe früher oft den Mond angeschaut... Irgendwie vermisse ich es..." "Sasuke...", hauchte Sakura überrascht. "Ja ich weiß... warum ich so ein Sturkopf sein muss. Ich gebe ja schon auf." Sie traute ihren Ohren kaum. Er wollte es wirklich... Stürmisch umarmte sie ihn und beide kippten nach hinten. Sasuke lachte leise und zog sie eng an sich. Er winkelte ein Bein an und horchte auf die Geräusche der Nacht, Sakura im Arm haltend. "Oh Sasuke... Das wird so vieles einfacher machen!", strahlte diese und schmiegte sich an ihn. "Mhm...", meinte er, "Objektiv gesehen sicher." Sie sah ihn ärgerlich an und er grinste. "Ich weiß auch so, was du denkst. Dazu brauche ich keine Augen.", neckte er sie und sie verzog beleidigt den Mund. War sie denn wirklich so leicht zu durchschauen? Er schien es jedenfalls zu genießen. Er wirkte so gar nicht hilflos, obwohl er nicht sehen konnte. Wie machte er das nur...? Sie selbst konnte es sich einfach nicht vorstellen. Aber da hatte sie schon oft genug drüber nachgedacht.

"Und... was glaubst du, wann ist es so weit?", fragte Sasuke leise. "Ich weiß nicht genau... es wird sich wohl kaum jemand freiwillig von seinen Augen trennen, also müsste man warten, bis jemand im Krankenhaus stirbt", überlegte Sakura und sie klang etwas abwesend.

"Hn.", meinte Sasuke und richtete sich auf. "Wir sollten rein gehen.", stellte er etwas müde klingend fest. Sakura folgte ihm schweigend und in ihrem Kopf türmten sich verschiedenste Gedanken, die sich immer mehr ineinander verwoben, bis nur noch ein wirres Knäul übrig war, was von der allgemeinen Erkenntnis dominiert wurde, das sie Sasuke wohl immer noch nicht wirklich gut genug kannte.
 

Schweißnass erwachte er, richtete sich auf und registrierte, dass Sakura neben ihm im Bett lag. Sie seufzte im Schlaf und ihr Griff um Sasukes Hand verstärkte sich für einen kurzen Moment, dann entspannte sie sich wieder, aber ihr Schlaf wirkte weiterhin unruhig. Mit einem seltsamen Gefühl im Bauch zog er leicht die Augenbrauen zusammen und entzog ihr sanft seine Hand, dann stand er auf und trat auf den Balkon. Er spürte die frische Luft und atmete geräuschvoll aus. Irgendwie vermisste er es doch, sehen zu können, auch wenn er sich dessen bewusst war, dass er es durchaus auch weiterhin entbehren konnte. Von seinen Gedanken verwirrt strich er sich durch sein schon deutlich längeres Haar und überlegte, ob er es nicht mal schneiden sollte. Es ging ihm schon bis über die Schulter. Er blieb eine Weile dort stehen und die kühle Luft umwehte ihn träge und ließ kleine Schauer über seinen Rücken laufen. Leise hörte er hinter sich das Rascheln der Bettdecke und gleich darauf ein verschlafenes Stöhnen. "Sasuke...?", murmelte Sakura und er spürte ihren Blick in seinem Rücken. "Mhm...", machte er nachdenklich und rührte sich nicht von der Stelle. Die Bettdecke raschelte wieder, dann hörte er tapsende Schritte und dann berührte Sakura ihn sanft an der Schulter. "Was machst du denn hier draußen? Weißt du, wie spät es ist?" "Ich habe nicht sehr gut geträumt...", nuschelte er leise und fuhr sich erneut durch die auffallend langen Haare. "Was war es denn?", fragte Sakura und ein Hauch von Sorge schwang in ihrer Stimme mit. "Etwas von dir...", erwiderte er schlicht und Sakura schnaubte beleidigt. "So meinte ich das nicht.", fügte er schnell an, "Es... es war einfach nichts sehr Schönes..." Sakura schwieg kurz, dann strich sie Sasuke beruhigend über den Arm und meinte: "Komm wieder rein, es ist kalt." Sasuke reagierte erst nicht, dann nickte er langsam, legte Sakura einen Arm um die Taille und ging mit ihr wieder in das Innere des Anwesens.

Gewissensbisse

Es war schon eine geraume Zeit ins Land gegangen, seit Sakura die Idee gehabt hatte, Sasuke einfach die Augen eines anderen zu transplantieren. Es hatte so einfach geklungen, aber seit diesem Moment hatten sich sämtliche Krankenhausbesucher vehement geweigert, zu sterben. Es war ein makaberer Wunsch seitens der Rosahaarigen, dass doch irgendjemand sterben möge, doch in diesem Zusammenhang musste sie einsehen, dass sie ihre Arbeit zu gut erledigte. Wie sollte auch jemand sterben, wenn sie sich mit all ihrer Kraft für das Leben ihrer Patienten einsetzte? Es erschien ihr stellenweise wie ein Fluch, dass sie so am Leben anderer hing, wie an ihrem eigenen, doch andererseits freute es sie, andere retten zu können.

"Wieso bin ich so ein Egoist?", seufzte sie und stützte trüb vor sich hin starrend ihr Gesicht in ihre Hände. "Mhm?", machte Sasuke, der in dem Moment nicht zugehört hatte und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Rosahaarige. "Ich rette täglich Leben und dann ärgere ich mich, weil ich es nicht schaffe, deine Augen zu heilen. Ich würde ein Leben für deine Sehkraft geben, wenn mir nicht mein Gewissen im Weg stünde. Das ist so armselig." Sie seufzte erneut und sank noch tiefer im Sessel zusammen. "Es ist dir halt wichtig.", zuckte Sasuke die Schultern, "Das ist doch nicht falsch." Sakura zog missmutig die Augenbrauen zusammen und brummte verstimmt. "Bei dir klingt das so einfach. Du erklärst Gefühle mit einem kurzen Satz und das, wo du früher der größte wandelnde Eisklotz warst, den ich je gesehen hab." Sasuke schnaubte amüsiert. "Ein wandelnder Eisklotz? Sei froh, dass du mich früher nicht so genannt hast. Du hättest es bereut." "Kann ich mir denken.", murmelte die Haruno vor sich hin und zupfte an einem Fingernagel herum.

"Und trotzdem...", fuhr sie mit ihrem Gemurmel fort, "Wenn es nicht anders geht... vielleicht sollten wir doch..." Sie stockte. "Was ist?", wollte Sasuke wissen und erschrak ein wenig, als seine Freundin ruckartig aufsprang. "Wir gehen auf Nuke-nin – Jagd.", verkündete sie lautstark. "Bitte was?" Sasuke hob überfordert eine Augenbraue. "Nuke-nin! Wir haben eine ellenlange Liste davon. Jeder, der gefangen wird, wird umgebracht. Warum also nicht dir die Augen eines Nuke-nin transplantieren, der sowieso sterben wird?", plapperte die Rosahaarige aufgeregt. Sasuke blieb stumm. Er fand keine Worte für die spontane Idee dieser Frau. Er sollte also die Augen eines Verbrechers bekommen? Das war ja fast eine Beleidigung... wobei, er war ja selbst einmal einer gewesen. Ach je... was ihr wohl sonst noch alles einfallen würde...
 

Hoch motiviert und zu allem entschlossen stürmte Sakura das Büro ihrer ehemaligen Lehrmeisterin und blieb schnaufend und keuchend vor dem riesigen und von Papieren bedeckten Schreibtisch stehen. "Nanu, was ist denn mit dir los?", vernahm sie die Stimme der Sannin und kurz danach tauchte die blonde Frau aus der Versenkung auf und Sakura sah an ihrem unzufriedenen Gesicht, dass sie mal wieder ihren geliebten Sake nicht finden konnte. "Ich will eine Mission, sofort.", verlangte sie, "Und am besten sollte die etwas mit einem Nuke-nin zu tun haben." Herausfordernd starrte sie die Hokage an, der langsam ein Licht aufging. "Augen, mhm?", murmelte diese und zog eine Augenbraue hoch. "Warum unbedingt jetzt?", hinterfragte sie Sakuras Eifer. "Ich bin eine Ärztin, ich kann es nicht aushalten, wenn ich eine Aufgabe nicht erledigen kann. Was sagt denn das über meine Arbeitsqualität?", ereiferte sie sich. "Ist ja gut...", beruhigte die Frau mit einer beschwichtigenden Geste und strich sich anschließend über die Stirn. "Zufällig habe ich erst kürzlich einen Bericht über eine kleine Gruppe von etwas zu freiheitsliebenden Ninja bekommen, die in der Nähe der westlichen Grenze Krawall veranstalten. Wenn du darauf bestehst, werde ich dich schicken, um sie in ihre Schranken zu weisen." "Ich bitte darum.", stimmte Sakura voller Tatendrang zu. "Na schön, zu diesem Zweck wirst du wieder ein Team mit Naruto und Sai bilden, da Sasuke nicht einsatzfähig ist. Naruto ist zur Zeit stark unterfordert, pass also auf, dass er keinen Blödsinn anstellt.", brabbelte die blonde Frau und schrieb gleichzeitig ihre Befehle auf eine Schriftrolle, die sie Sakura schließlich reichte. "Gib das Kakashi, der wird alles weitere regeln.", bestimmte sie und Sakura nickte. "Danke dafür, das bedeutet mir sehr viel.", erklärte sie und die Hokage lächelte sanft. "Das weiß ich doch.", meinte sie und entließ ihre ehemalige Schülerin mit einem Winken.
 

Bereits am nächsten Tag startete die Mission zur Rettung von Sasukes Augenlicht und Sai hatte sich fast noch mehr gefreut, als Naruto, wieder mit ihnen auf Mission gehen zu dürfen, was Sakura mit einiger Verwunderung und Erheiterung zur Kenntnis genommen hatte. Die drei waren gemeinsam mit Kakashi am frühen Morgen verschwunden und Sasuke war allein zurückgeblieben.

Die gesamte Zeit, während er seine Klasse in der Kunst der Verwandlung unterwies, war er in Gedanken bei Sakura und hätte sich bei der Demonstration des Themas beinahe in sie verwandelt. Er hatte es gerade noch so verhindern können und sich so viel Peinlichkeit erspart. Und trotzdem kam er nicht umhin, eine neue Seite an sich zu entdecken, die sich Sorgen um die Rosahaarige machte. Sie war losgezogen, um seine Blindheit zu heilen, sie tat das alles für ihn. Er erinnerte sich daran, wie sie gesagt hatte, dass sie ein Leben dafür geben würde und sofort legte er für sich fest, dass es nicht ihres sein würde. Er durfte nicht mal in Betracht ziehen, dass ihr etwas zustoßen konnte, denn sonst würde er keine Ruhe finden, bis sie wieder kam. Er musste sich irgendwie ablenken...
 

Nach zwei Tagen kehrte das Team siegreich zurück und Sakura war mehr als zufrieden mit dem Ergebnis. Drei Ninja waren es gewesen, die regelmäßig Händler überfallen und auch sie zu überraschen versucht hatten. Zwei hatten sie an Ort und Stelle getötet und den dritten hatte sie betäubt und mit nach Konoha gebracht. Er würde Sasuke als Spender dienen.

Der gefangene Ninja besaß sogar eine ausgesprochen gute Sehkraft, was aber wohl trotzdem nur ein schwacher Trost für den Verlust der Sharingan sein konnte, den Sasuke erlitten hatte. Er sagte zwar, das es ihm nichts ausmache, doch irgendwie zweifelte Sakura daran, das er das vollkommen überwunden hatte, denn diese Augen waren trotzdem Teil seines Stolzes gewesen, sein Erbe und Zeichen seiner Abstammung als letzter Uchiha. Nur interessierte sie, ob er die Augen wohl trotzdem noch weitervererben konnte...? Aber mit etwas Glück würde sie das zu gegebener Zeit ja noch herausfinden...

"Morgen schon...", murmelte sie, während sie sich müde seufzend an den Uchiha lehnte und ihren Kopf auf seine Schulter bettete. "Morgen wird ein großer Tag..."

mit neuen Augen...

Sasuke war gerade im Op- Saal verschwunden und Sakura musste draußen warten. Tsunade hatte ihr untersagt, die Op selbst zu leiten, da sie ja sozusagen "Angehöriger" war. Sie verstand es nicht so ganz, aber Tsunade wollte es so und da es sonst nichts im Krankenhaus zu tun gab, hatte Sakura nervenraubend viel Zeit, sich Sorgen zu machen, wo keine hin gehörten. Sie hibbelte auf und ab, stand auf, setzte sich wieder und sah ständig auf die Uhr. Das war doch nicht auszuhalten! Letztendlich beschloss sie, die Krankenhaus eigene Bibliothek aufzusuchen und ihre Bildung zu erweitern, obwohl ihr auf Anhieb nichts einfiel, was sie nicht schon wüsste. Selig sind doch die Unwissenden...

Sie stöberte die Bücher und Schriften durch, fand aber nichts interessantes, also wandte sie sich einem Buch des Types zu, wie Sai sie immer las, um sich ein wenig abzulenken und vielleicht auch zu amüsieren. In der Tat war die Lektüre sehr erheiternd, geradezu albern, da sie lediglich die gröbsten Verhaltensweisen des Menschen erklärten an Beispielen, die für jemanden wie Sai vielleicht aufschlussreich waren, für sie aber wirkten, wie ein Buch zum Sprachen lernen, in dem die allernötigste Konversation von 'Hallo' und 'wie geht es dir?' behandelt wurde.

Sie las: "Ein Mensch lächelt, wenn es ihm gut geht." Unter 'gut gehen' verstand man innerhalb des Buches natürlich, keine Probleme zu haben, also im Prinzip apathisch zu sein und nichts zu tun zu haben. Das war fast genau so dumm, wie: "wie geht es ihnen? - mir geht es gut, danke."

Das 'mir geht es gut' war schließlich meistens nur eine Höflichkeitsfloskel...

"Wenn ein Mensch laut schreit, ist er wütend." Schmerzen entstehen wohl zwangsläufig aus Wut... aber nein, Schmerzen kannten die Ne ja genauso wenig wie Emotionen...

Da könnte man genauso gut sagen: "wo wohnen sie? - ich wohne da und dort in was weiß ich welchem Land." Und insgeheim denkt derjenige: 'Das geht sie einen Scheißdreck an, das gehört nicht zum normalen kennenlernen!'

"Überartikulation der Gestik und übertriebene Betonung einer Aussage könnte eventuell auf Ironie hinweisen." 'Was ist Ironie?' Verstört kichernd suchte Sakura nach einer Definition für Ironie, da sie bezweifelte, das dieses Wort in Sais normalem Wortschatz überhaupt vorkam. Eine Weile später fand sie auch etwas, hier wurde Ironie als das Gegenteil einer wahren Aussage ausgegeben, um den Redepartner lächerlich zu machen. Dies sei wohl als Beleidigung aufzufassen. Sakura schüttelte noch ein wenig verstörter den Kopf und legte das Buch weg. Das war wohl Lektüre für den Gefühlskindergarten... warum nicht gleich die Wirkungsweise von Hormonen erklären? Das wäre wohl noch verhältnismäßig einfach...

Unruhig lief sie zum Op- Saal zurück und setzte sich wieder auf die Bank.

Eine Weile später - Sakura wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, sie hatte aber auch keine Lust, auf die Uhr zu gucken - öffneten sich die Türen zum Saal und Sasuke wurde auf einem Bett hinaus geschoben. Über seinem Gesicht war ein dicker, weißer Verband. Stumm sah sie dem Bett nach, wie es den Flur hinab zu einem der Zimmer geschoben wurde. Dann trat Tsunade hinaus und befreite sich von dem Op- Kittel, den sie anschließend in eine Tonne neben der Tür stopfte. "Uff...", seufzte sie, wandte sich dann an Sakura und sah sie mit einem milden Lächeln an. Sakura schaute fragend. "Alles ist super verlaufen. Sein Körper scheint die Augen auch gut anzunehmen. Mit ein bisschen Glück wird es überhaupt keine Probleme geben." Sakura atmete leise aber eindeutig erleichtert aus und lächelte zurück. "Kann ich schon zu ihm?", fragte sie hoffnungsvoll. "Dir kann ich es ja wohl schlecht verbieten. Schließlich gehört das Krankenhaus so gut wie dir.", grinste Tsunade, "Aber du weißt ja selbst, das er sich jetzt erstmal ausruhen und schonen muss." "Natürlich.", stimmte Sakura eifrig zu und gleich darauf war sie bereits den Flur hinabgerannt und bremste schlitternd vor Sasukes Zimmer ab. Eines war klar, sie würde nicht von seiner Seite weichen, bis er entlassen wurde.
 

Es war warm um ihn herum, ein leichter Wind wehte durch das Zimmer und eine Binde lag über seinen Augen, doch das Erste, was er wahrnahm, als er erwachte, war ihre Anwesenheit. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Wahrscheinlich war sie von Anfang an nicht von seiner Seite gewichen. "Wie lange sitzt du schon hier?", fragte er schmunzelnd. "Ähh...", kam es ertappt und sein Lächeln wurde zu einem Grinsen. "Du gefährdest deine Gesundheit. Zu oft schon klagst du über Schlafmangel.", meinte er belehrend und bekam einen Schlag auf den Arm, begleitet von einem beleidigten Schnauben. "Wenn ich beschlossen habe, meine Gesundheit auf Kosten deiner Gesundheit zu vernachlässigen, dann kannst du gar nichts dagegen tun.", verkündete Sakura stolz und ihre Stimme duldete keinen Widerspruch. "Als ob ich sterben würde, nur weil du nicht an meinem Bett wachst...", murmelte er amüsiert und vernahm ein missmutiges Grummeln. "Du solltest dich lieber freuen...", nuschelte die Rosahaarige und klang irgendwie bedrückt. Er nahm ihre Hand und strich zärtlich darüber. "Tu ich doch...", flüsterte er leise und sie drückte seine Hand glücklich.

"Und, wie fühlst du dich?", fragte sie nach einer Weile neugierig. "Erstaunlich... normal...", meinte Sasuke und verzog den Mund. "Sehr normal, fast zu doll. Hätte es nicht irgendwie absonderlicher sein müssen?", witzelte er. Sakura schnaubte, dann spürte er ihre Hand an der Binde um seinen Kopf und kurz darauf löste sie sich und war weg.
 

"Das ist absolut gut so.", lächelte Sakura und legte den Verband auf den Tisch neben dem Bett. Sie atmete lang aus und betrachtete mit einem sinnenden Lächeln sein ruhiges Gesicht. Es sah völlig normal aus, so wie immer und wie immer einfach nur perfekt und absolut anziehend. Nichts deutete auf die OP hin, die vor zwei Tagen gewesen war. "...Dein Körper sollte sich an die Augen gewöhnt haben...", murmelte sie völlig in der Betrachtung seiner weichen Züge versunken. Seine Lider regten sich und flackerten kurz, dann hoben sie sich langsam und unter den fast mädchenhaft langen Wimpern kamen schimmernde blaue Augen zum Vorschein. Sie huschten hin und her, von einer Ecke des Zimmers in die andere, dann blieben sie an Sakura haften und Sasuke sah sie an, wie er sie noch nie angesehen hatte, lange und tief. Sein Blick war eine Spur neugierig und forschend, aber geduldig. Sie erwiderte seinen Blick und konnte nicht verhindern, das sich ein Lächeln auf ihr Gesicht schlich. Seine Augen, die eigentlich nicht seine waren, hingen an ihr und dieses blau strahlte in einer Art und Weise, wie sie es nur bei ihm tun konnten. Und obwohl es nicht seine ursprüngliche Augenfarbe war, stand sie ihm wirklich ausgesprochen gut.

Sasuke sah sie noch immer an, wieder einmal war sich Sakura nicht sicher, wie viel Zeit schon vergangen war, doch sie versank in seinem Blick und sie war sich sicher, das sie sich noch nie besser gefühlt hatte, als in diesem Moment. Und da hob Sasuke eine Hand und strich ihr zart über die Wange. Leise flüsterte er: "Du bist hübsch geworden... kleine Kirschblüte.", und ein allumfassendes Glücksgefühl breitete sich in ihr aus.

Alles beim Alten

Es waren noch ein paar Tage vergangen, bis Tsunade Sasuke hatte gehen lassen. Er hatte sich furchtbar darüber aufgeregt, nur die weißen Wände des Krankenhauses sehen zu können und auch Sakura war es nach einiger Zeit ziemlich auf die Nerven gegangen, seine daraus resultierenden Laune ertragen zu müssen.

Jetzt endlich hatte Tsunade die Erlaubnis gegeben, dass Sasuke nach Hause und auch wieder als Lehrer arbeiten durfte. Er war selig darüber und die ganze Zeit, während er und Sakura die Straße hinab liefen, umspielte ein unscheinbares Lächeln seine Mundwinkel. Die Rosahaarige beobachtete schmunzelnd, wie ihr Freund sich die ganze Zeit unauffällig umblickte und alle neuen Eindrücke in sich aufsaugte. Er schien nun mehr wie ein kleines Kind, das neugierig die Welt erkundete. Abwesend fragte sie sich, wie Sasuke wohl die Einrichtung des Anwesens finden würde, jetzt, wo er sie sehen konnte. Vielleicht würde er seine damalige Wahl bereuen... aber immerhin war sie damit zufrieden. Was wollte sie mehr? Sie musste grinsen und hoffe aber trotzdem, dass die Farben seinen Geschmack trafen.

Als sie das Anwesen endlich erreichten, wartete Reika bereits davor, in der Hand eine kleine Blume. Sasuke blieb stehen, als er sie erblickte und musterte sie eingehend, er sah sie jetzt das erste Mal. Sie starrte ihn eine kleine Weile an, dann lachte sie fröhlich auf und lief freudig auf ihn zu. Ein wenig überrumpelt fing er sie auf, als sie in seine Arme sprang, und hob sie hoch. Sie kicherte und versenkte die pinke Blume in seiner schwarzen Haarpracht. Irritiert schielte er zu ihr hinauf und meinte: "Ehrlich? Dein erster Akt nach unserem Wiedersehen besteht darin, mich in ein Mädchen zu verwandeln?" Sakura lachte laut auf und rückte die Blume zurecht. "Sie steht dir ausgezeichnet.", versicherte sie fröhlich. "...Hn.", erwiderte Sasuke pikiert, ließ die Braunhaarige herunter und setzte seinen Weg zum Anwesen fort. Die beiden Mädchen folgten ihm in stummer Übereinkunft und beobachteten neugierig, wie der Uchiha das Familienanwesen betrat.

Langsam zog Sasuke die Tür auf und ließ seinen Blick durch die große Eingangshalle schweifen. Gespannt wartete Sakura auf seine Reaktion, die jedoch auf sich warten ließ. Einen Moment schwieg der Schwarzhaarige, dann drehte er sich halb zu ihr um und murmelte: "Wie sieht es denn hier aus?" Irritiert zog Sakura eine Augenbraue in die Höhe und blickte ihn fragend an. "...Hier ist ja überall Staub!", rief Sasuke völlig außer sich. "Das ist nicht dein Ernst?", fluchte die Rosahaarige, doch da war er bereits verschwunden auf der Suche nach einem Putzlappen, begleitet von Reikas schallendem Gelächter.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Juhuuu, spielen wir alle verrückt!!! ^o^
Naja, Sasuke ist ja eher entrückt... ob der das wieder hinkriegt...?^^
LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier ein neues meiner kleinen Werke....^^
Ob Sasuke wohl wirklich sesshaft wird...? Man darf gespannt sein, aber andererseits - wenn er sich erstmal was in den Kopf gesetzt hat...^^
LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Sooooo... hier mal wieder ein kleines Kapitel, wahrscheinlich das letzte dieses Jahr^^
Hoffe, es gefällt euch und ich wünsch euch allen eine schöne (und stressfreie) Weihnachtszeit und einen guten Jahreswechsel :)
LG sadness Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das erste Kapitel im neuen Jahr! Ich hoffe, es gefällt euch und wünsch euch ne schöne Woche! :D
LG sadness Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das kommt mal wieder reichlich spät, aber ich vertraue auf eure Nachsicht.
Ich komm auch an einer Stelle nicht weiter und hab nicht mehr so viele Kapis, die ich hochladen kann, bis das Handlungsloch fällig ist (das stellt sich aber auch ein bisschen blöd an...)
Naja wie auch immer. Hoffe, das Kapitel gefällt euch und ich versuch mich zu beeilen!
LG =) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hui... mal wieder reichlich spät, aber ich kann nichts dafür *unschuldig pfeiff* o.o
Hehe...^^
Naja, ich hoffe, es gefällt :)
LG ^.^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Sooo... ich denke gerade mal dran, also hier das neue Kapitel!
Und an dieser Stelle will ich mich mal gaaaaaaaaaanz doll für alle Leser bedanken, ich hätte nie gedacht, dass ich so viele Favos kriege (zumal meine vorherigen Geschichten nicht so erfolgreich waren).
Und auch für die vielen Kommentare vielen Dank! (Sowas pusht schon irgendwie das Ego...^^)
Nunja, genug gesülzt. Viel Spaß beim lesen! :D
LG sadness Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Tadaaaa! Okay, das ist übertrieben, ich komm ja kaum hinterher^^
Naja wie auch immer, hier das neue Kapitel. Wie immer hoffe ich, dass es euch gefällt (nicht, dass ich ein Sakrileg in die Geschichte einbaue, das wäre schade...) und wünsch euch eine schöne Woche :)
LG sadness Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Sorry, dass es immer so lange dauert, aber die Schule wird gerade echt zeitraubend... trotzdem jetzt hier ein neues Kapitel, ich hoffe (wie immer), dass es euch gefällt :)
LG sadness Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier nach viel zu langer Zeit mal wieder ein Kapitel. Sorry, aber ich komme leider nicht so recht hinterher... ich hoffe, ihr köpft mich dafür nicht^^
Nunja, hoffentlich gefällt es euch!
LG sadness :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Tädää!!!
...Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen^^
LG ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
^.^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey!! Sorry, dass ich nichts mehr geschrieben hatte, ich war das Wochenende nicht da, aber jetzt gehts weiter! :D
Und nochmal ein ganz fettes Danke, ich hab jetzt über 100 Favoriten und das ist so Wahnsinn!!! Danke dafür =D
Lg sadness =) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier nun das letzte Kapitel und damit auch die Auflösung!
Morgen kommt dann noch der Epilog und dann sind wir durch^^
viel Spaß und LG
sadness Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, hier endet also diese Geschichte und ich bedanke mich bei allen, die hier mitgelesen und kommentiert haben, es hat mich echt mega überrascht, wie viele hier mit Begeisterung dabei waren!
Vielleicht sieht man sich mal bei ner anderen Geschichte wieder, ich hab schon einiges in Planung^^
LG sadness Komplett anzeigen

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Von:  KazuhaToyama
2016-07-21T22:33:43+00:00 22.07.2016 00:33
erstmal alle kapis waren einfach wow! woooww<3<3

und auh das Ende ist wirklich super:D batürlich mega mega shade das es zu ende isg aber bin froh dass es gut rausgelommen ist;)
Von:  dragonfighter
2016-04-29T16:57:21+00:00 29.04.2016 18:57
Ach du meine Güte hahahaha 😂😂😂😂😂
Das ist ja ein super Ende X3
Auch wenn ich lieber eine Fortsetzung haben wollen würde... 😇😇😇😇
Es ist wirklich schade das die Story nun zu Ende ist... Sie war einfach zu toll :3
Von:  dragonfighter
2016-04-29T16:52:10+00:00 29.04.2016 18:52
Awww wiieeee süüüüß ☺️☺️☺️😘
Blau... Wird wohl etwas schwierig sich daran zu gewöhnen. eigentlich habe ich eher mit einer dunkleren Farbe gerechnet, da diese gesundheitsmäßig besser sind als blaue und grüne Augen. Aber das geht ja auch :3
Von:  dragonfighter
2016-04-29T16:39:28+00:00 29.04.2016 18:39
Ich bin super gespannt wie dieser Größe Tag ausgeht :3
Muss unbedingt gleich weiter lesen XD
Von:  dragonfighter
2016-04-29T16:19:37+00:00 29.04.2016 18:19
Warum nehmen sie nicht Itachi's?
Zwar schwer vorzustellen aber doch eine Lösung...
Von:  Cosplay-Girl91
2016-04-28T23:08:00+00:00 29.04.2016 01:08
Tolles Ende ;)
Sag bitte Bescheid, wenn du was neues schreibst.
Kannst ja auch mal bei meinen vorbei sehen, wenn du magst.
Lg
Antwort von:  sadness
29.04.2016 01:35
Kann ich gern machen^^
LG :)
Von:  Cosplay-Girl91
2016-04-28T22:50:25+00:00 29.04.2016 00:50
Tolles Kapitel :)
Schade, dass es bald vorbei ist.
Mach weiter so.
Lg
Von:  Cosplay-Girl91
2016-04-28T22:35:29+00:00 29.04.2016 00:35
Tolles Kapitel :)
Mach weiter so.
Lg
Von:  Cosplay-Girl91
2016-04-28T22:30:23+00:00 29.04.2016 00:30
Tolles Kapitel :)
Mach weiter so.
Lg
Von:  Sina123
2016-04-28T13:09:39+00:00 28.04.2016 15:09
Tolles Ende.
Aber das hat mich auch kaum überrascht so toll wie die Kapitel schon immer waren :)
Danke für dein stetes Bemühen!
Ich finde es super, dass Sasuke "seine" Augen wieder hat und generell dass sich in der Story endlich mal nicht alles nur um Sasukes Rachepläne etc dreht.Solche Storys gib es selten.
Klasse Story und ich werde auf jeden Fall im Auge haben wenn was neues von dir kommt.
Ganz liebe Grüße
Sina
Antwort von:  sadness
28.04.2016 15:42
Danke :)
Ich bedien ja auch generell nicht so gern das klischee... also: tadaa^^
Ja wie auch immer ^^
Also danke für den kommi und LG
Sadness


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