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Good old memories

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Good old memories

„Wir bekommen ein Dutzend Hamburger; dazu zwei Mal die scharfe Soße und zehnmal Ketchup. Ach ja und zweimal zwei große Becher Fanta!“

Kaum hatte Ness seine Bestellung aufgegeben und bezahlt, nahm er die Quittung mit seiner Warteschlangennummer darauf und gesellte sich zu Paula hinaus. Fröhliche tippte sie mit ihren Schuhen an die Wand, an welcher sie sich anlehnte und las vollkommen gedankenversunken den Brief in ihrer Hand. Ness betrachtete ihn neugierig.

„Wieder ein Brief von Jeff? Was schreibt er denn dieses Mal?“

Zwar ist es nur wenige Monate her, dass die vier zusammen gegen Giygas gekämpft hatten, dennoch schreiben sich Paula und Jeff wie verrückt Briefe. Ness dagegen ging das alles viel ruhiger an, und ließ sich wie Poo viel zu viel Zeit mit dem Antworten.

Nur dass Poo im Gegensatz zu ihm eine gute Entschuldigung dafür hatte. Poo musste sein kleines Königreich regieren; Ness dagegen durfte seit seiner Rückkehr dagegen nur die Schulbank drücken.

Zu seinem Glück konnte er die Lücke, sie sich während seiner langen Abwesenheit gebildet hatte, recht schnell wieder aufholen. Was zum größten Teil daran lag, dass ihm manche Lehrer und Mitschüler viele Mitschriften und Einträge kopiert hatten. Zum anderen daran, dass Paula ihn unterstützte und ihm viel davon erklärte.

Doch nicht nur zum Lernen trafen die beiden sich, auch im ihrer restlichen Freizeit verbrachten sie sehr viel Zeit miteinander. Was ihre Mütter des Öfteren zum Tuscheln brachte und Ness den einen oder anderen misstrauischen Blick von Paulas Vater einbrachte.

 

Sie las den Brief in Ruhe zu ende, dann sah sie auf und nickte.

„Ja, und ich soll dir liebe Grüße ausrichten, auch von Tony. Er sagt, er würde sich bald wieder über einen Brief von dir freuen.“

Sie zwinkerte ihm zu, er sah dagegen verschämt zur Seite. Kannten sie ihn doch lange genug, um zu wissen, dass er nicht gerade der fleißigste Schreiber war; doch sie nahmen es ihm nicht übel. Meistens schrieb Paula für Ness in ihren Briefen mit; und dennoch zogen sie ihn nur zu gerne damit auf, ohne seine Gefühle ernsthaft verletzen zu wollen.

„Danke, grüß sie bei deinem nächsten Brief von mir zurück!“

Er lehnte sich neben ihr an die Wand und linste auf das Blatt in ihrer Hand.

„Was schreibt er denn noch alles?“, will er neugierig wissen.

„Er erzählt größtenteils von seinem neuen Projekt, an dem er momentan mit seinem Vater und ein paar Mr. Saturn arbeitet. Aber ich kann nur herauslesen, dass es wohl was richtig Tolles werden soll. Was es genau werden soll dagegen nicht. Darf er uns nicht verraten, schreibt er.

Jedenfalls noch nicht.

Außerdem beschwert er sich darüber, dass sein Vater ihn wieder auf das Internat geschickt hat, denn so kann er nicht immer an ihrem Geheimprojekt mitarbeiten. Dafür verbringt er mehr Zeit mit Tony, und das findet er, wenn ich ihn zitieren darf, gar nicht mal so schlecht.“

Mit glänzenden Augen sah sie ihn an, er lächelte zurück.

War es doch ein offenes Geheimnis, dass Tony Gefühle für Jeff besaß, besonders nach Jeffs letzten Briefen an Paula.

Genauso wie es für Paula sonnenklar war, dass Jeff diese Gefühle erwiderte, dieser es allerdings entweder nicht merkte und oder nicht wahrhaben wollte. Paula schmiedete schon länger an einem Plan, wie sie die beiden erfolgreich miteinander verkuppeln könnte, doch Ness wollte sich vorerst lieber nicht einmischen.

Seiner Meinung nach sollte Jeff seine Gefühle selbst entdecken, in seinem eigenen Tempo, anstatt von anderen dazu gedrängt zu werden.

Er wollte gerade etwas erwidern, als seine Nummer aufgerufen wurde. Schnell schnappten sie sich die große Papiertüte und die zwei Becher; und machten sich auf den Weg zu Ness‘ Haus.

„Mom und Tracy freuen sich bestimmt, dich wieder zu sehen.“

 

Sie beide wussten, dass „freuen“ leicht untertrieben war. Sowohl seine Mutter, als auch seine Schwester hatten einen Narren an ihr gefressen. Sie fragten bei jeder sich bietenden Gelegenheit, wann Paula wieder bei ihnen zu Besuch kommen würde. Am liebsten wäre es ihnen, würde Paula auf der Stelle ihre sieben Sachen packen und bei ihnen einziehen.

Doch sowohl Paula, als auch ihre Eltern waren gegen die Umzugspläne. Paula mit hochrotem Kopf und ihre Eltern energisch. Sie konnten und wollten sich noch nicht von ihrer geliebten Tochter trennen.

„Gut, dann müssen wir eben noch ein paar Jahre warten, bis du ein Teil unserer Familie wirst, Paula!“, meinte Ness‘ Mutter dezent enttäuscht.

Was sie jedoch nicht an ihren Verkupplungsplänen hinderte. So wie Paula Jeff und Tony gerne als glückliches Paar sehen möchte, so war es bei seinen Verwandten, was ihn und Paula anging, das Gleiche.

„Du hast doch dein eigenes, kleines Haus, Ness. Da könnten du und Paula, wenn ihr älter seid, einziehen. Was das renovieren angeht, werden wir nur zu gerne mit anpacken.“

Damit war das Thema die meiste Zeit vom Tisch, nur hin und wieder kamen sie damit um die Ecke.

 

„Weißt du noch, als ich das erste Mal bei dir zuhause war? Deine Mutter wollte mich fast nicht mehr gehen lassen!“, erinnerte sich Paula amüsiert.

„Aber bei ihren leckeren Steaks habe ich wirklich für einen Augenblick lang überlegt, ob ich nicht doch eine kleine Pause machen soll. Trotzdem, unsere Mission hatte Vorrang!“

Ness kicherte vor sich hin.

„Ja, meine Mom macht die besten Steaks auf der ganzen, weiten Welt. Keiner macht sie so gut wie sie. Vielleicht kann sie es dir ja irgendwann mal beibringen, jedenfalls wäre das echt schön …“

Ness errötete, Paula ebenfalls. Vergeblich versuchte sie, das Thema zu wechseln, viel zu sehr wirbelten ihre Gedanken umher, bei der Vorstellung eines Tages für Ness sein Lieblingsessen zu kochen.

Zwar hatte sie während der Reise auf die Ernährung der Jungs geachtet; und auch die meiste Zeit für die Gruppe gekocht. Ein Steak war in der Auswahl nie dabei.

 

Gerade, als sie etwas erwidern wollte, hörte sie, wie jemand freudig ihren Namen rief und sie kräftig umarmte.

„Hallo, Paula, ich freue mich auch, dich wieder zu sehen! Wir haben uns schon viel zu lange nicht mehr sehen können!“

„Zwei oder drei Wochen waren es etwa“, presste Paula angestrengt heraus.

Ihr Gesicht lief puterrot an, bevor Tracy von ihr abließ und die beiden an den Händen hineinzog.

„Mom, Mom, guck mal, wenn Ness uns da mitgebracht hat!“

Auch seine Mutter bekam glänzende Augen, als sie Paula sah und wollte sie ebenfalls umarmen. Glücklicherweise konnte sie diese Mal die Becher vorher abstellen, bevor sie sanft, aber bestimmt an jemanden gedrückt wurde. Doch auch sie freute sich, die beiden wiederzusehen.

„Paula, du warst ja ziemlich lange nicht mehr hier! Was ist passiert? Warst du krank? Aus Ness konnte man leider nicht so viele Informationen herauskitzeln …“

Während Ness seine Mutter mit einem Ich-wusste-es auch-nicht-Blick ansah, schüttelte Paula den Kopf.

„Tut mir Leid, wenn ich Ihnen irgendwelche Sorgen bereitet habe. Ich war die letzten Wochen ziemlich stark eingespannt, da zwei unserer Betreuer krank wurden und ich ihre Arbeit übernommen habe. Ich hatte nicht mal die Zeit gefunden, mich bei Ness zu melden. Dafür hat es eine Menge Spaß gemacht, auch wenn es sehr anstrengend war. Immerhin mögen mich die Kleinen und das macht das Ganze doch etwas angenehmer.“

Die mögen dich nicht nur, die verehren dich, dachte sich Ness in sich hinein, als er an seinen allerersten Besuch in der Polestar Vorschule erinnerte.

Doch da sich offenbar keines der Kinder ihr gegenüber je darüber geäußert hatte, hielt Ness es für das Beste, es ebenfalls nicht zur Sprache zu bringen.

„Da bin ich aber erleichtert. Ich hatte schon Angst, du wärst ernsthaft verletzt oder krank. Oder noch schlimmer, dass du dich mit meinem Sohn verkracht hättest und deswegen nicht mehr zu uns kommen wolltest … egal, jetzt bist ja hier!

Und ich freue mich sehr, dass du heute vorbeigekommen bist. Tracy, Schatz, kannst du bitte noch den Tisch für Paula mitdecken? Sei doch so lieb!“

In wenigen Minuten war der Tisch um einen Teller und ein Glas erweitert worden.

„Ich wollte heute einfachmal die Küche kalt lassen; da hatte Ness die Idee, heute ein paar dieser leckeren Hamburger zu holen. Dabei hat doch dich wohl getroffen, oder?“

Sie setzten sich nebenbei an den Tisch, Ness verteilte Saucen und Hamburger. Fast schon begierig verteilte Tracy die scharfen Saucen auf ihren Bouletten. Paula nickte zustimmend.

„Ja, ich kam gerade von der Bibliothek, hab für ein paar Kinder und mich selbst ein paar ausgeliehene Bücher zurückgebracht. Da hat mich Ness getroffen und mich spontan zum Essen eingeladen. Hoffe, es stört Sie nicht, dass ich einfach so hineinplatze …“

Doch Ness‘ Mutter winkte ab.

„Ach was, nein, im Gegenteil. Ich freu mich immer, wenn du bei uns zu Besuch bist. Zwar bestimmt nicht so sehr wie Ness …“

Sie zwinkerte zu ihrem Sohn hinüber, welcher mit hochrotem Kopf in seinen Stuhl versank.

 

„Um aber mal auf ein anderes Thema zu kommen, jetzt wo du mal wieder hier bist“, meinte Ness‘ Mutter und biss wie die anderen genüsslich von ihrem Burger ab.

„Ich und Tracy würden nur zu gerne ein paar weitere Geschichten über eure Abenteuer hören! Eure Erlebnisse waren alle so seltsam und faszinierend, wir bekommen einfach nicht genug davon! Wärt ihr also so lieb, und erzählt uns noch ein wenig mehr von dem, was ihr auf eurer Reise erlebt habt?“

Mit leuchtenden Augen sah sie zwischen Ness und Paula hin und her, Tracy tat es ihr gleich. Die beiden sahen sich nachdenklich an.

Was könnten wir ihnen nur erzählen?

Ein paar Augenblicke sahen sie sich an und überlegten, dann hatte Ness einen Einfall.

„Erinnerst du dich noch an diese schrecklich heiße Wüste, als wir die zwei Sesamsamen getroffen haben? Nicht nur, dass es mehr als seltsam war, dass die beiden reden konnten: Wir haben auch dafür gesorgt, dass die beiden sich wiedersehen konnten!“

Paula fing ebenfalls zu grinsen an, wenn auch aus anderen Gründen als Ness.

„Ja, das war richtig schön!“

Sie seufzte.

„Ich find es schön, dass wir den beiden dabei helfen konnten. Das war richtig rührend! Sie haben sich so lange nicht mehr gesehen, und konnten sich nicht mehr finden, weil die Wüste für sie so unendlich groß ist …“

Ness blieb davon zum größten Teil unbeeindruckt, fand er die Geschichte zwar schön, aber nicht so herzerweichend wie seine Familie oder seine Freundin. Welche nun ebenfalls eine Erinnerung anschnitt.

„Oder kannst du dich noch an damals erinnern, als ich in Fourside entführt wurde? Das war echt seltsam, aber Mr. Monotoli war richtig nett zu mir. Gut, er war etwas seltsam, als er unter der Macht der Mani Mani Statue stand, aber an sich war er ein wirklich sehr freundlicher Gastgeber.

Nur Pokey und seine ständigen Anmachen waren etwas … nervig. Der und sein Vater glaubten ernsthaft, dass man sich mit genug Geld in der Börse alles erlauben kann. Das war richtig widerlich.

Und den Rest der Familie haben sie zuhause sitzen gelassen. Irgendwie ist das recht traurig, wenn ich so darüber nachdenke …

Jedenfalls, so habe ich das Ganze erlebt. Es war eher wie ein unfreiwilliger, aber kostenloser Urlaub in einem Fünf-Sterne-Hotel. Ich wurde mit allem versorgt, was ich wollte und brauchte. Nur war es mir nicht möglich, von dort zu flüchten.

Am Ende brauchte ich das auch gar nicht, denn ich wusste, du und Jeff kommt und würdet mich holen. Daher habe ich dich auch damals gebeten, Mr. Monotoli nichts anzutun.

Apropos fliehen, ich habe versucht, mit euch telepathisch in Kontakt zu kommen, als ich wieder bei Bewusstsein war, konnte eure Geister jedoch nicht erreichen. Lag es vielleicht daran, dass ihr in der Zeit in dieser seltsamen Stadt wart?“

 

Fragend sah sie Ness an; war er doch damals zu der Zeit nicht dazu gekommen, Paula die ganze Geschichte zu erzählen. Und später hatte er es schlicht und einfach vergessen.

„Das war seltsam, sehr seltsam. Aber irgendwie auch lustig und verwirrend. Wenn ich mich richtig erinnere, hieß die Stadt Moonside. So haben die Bewohner sie genannt.“

„Moonside?“, mischte sich seine Mutter ein.

„Davon höre ich zum ersten Mal. Wo liegt die Stadt denn?“

„Darauf komme ich noch“, erklärte Ness.

„Aber mal von Anfang an. Wir, also Paula, Jeff und ich, waren gerade in einem Kaufhaus unterwegs, als die Lichter ausfielen und wir verdächtige Geräusche hörten. Ich wollte Paula gerade fragen, ob bei ihr auch alles ok ist, als wir feststellten, dass sie ein weiteres Mal entführt wurde.

Wir konnten zwar einen der Verantwortlichen dingfest machen, aber er verriet uns nicht, wo sie Paula hingebracht haben.

Also machten wir, Jeff und ich, uns beide einfach selbst auf die Suche. Nach irgendwelchen Spuren oder Hinweisen. Allerdings wurden wir nicht fündig, wir fanden so gut wie nichts. Es war so, als wäre Paula aus der Welt radiert worden.

Bis wir den schwer verletzten Everdred gefunden haben. Er hat sich nicht von mir heilen lassen wollen, das einzige, was er wollte, war, dass wir ihm zuhören. Für seine angeblich letzten Worte auf dem Sterbeasphalt hatte er erstaunlich viel zu sagen …

Irgendwann kam er auf den Punkt und riet uns, in Jackie’s Cafe nachzusehen.

„Dort fanden wir schließlich den Zugang zu Moonside.“

Fragende Gesichter sahen ihn an, selbst Paula schien ein wenig verwirrt zu sein.

„Everdred geht es wieder gut, er hat nur ein wenig mit dem Drama übertrieben. Er hat sich danach, ohne Hilfe anzunehmen, ins Krankenhaus gebracht.“

Paula atmete erleichtert auf.

 

„Wie bereits gesagt, wir haben das Cafe untersucht und den Weg nach Moonside gefunden. Moonside ist unbeschreiblich kurios. Dort herrscht eine ewige Nacht, die Bewohner sind komisch drauf und wir mussten uns gegen Taxis, Straßenschilder und Gemälde behaupten. Ja war dort nein; und nein war dort ja. Aber nach einiger Zeit haben wir das kapiert und konnten uns so einfacher mit den Leuten dort unterhalten.

Was wir auch tun mussten, denn die Stadt war mit unsichtbaren Mauern eingeteilt. Um in einen anderen Bereich zu kommen, musste man mit bestimmten Personen sprechen, die einen dann auf magische Art und Weise woandershin teleportieren. Für uns klingt das seltsam, aber in Moonside war das vollkommen normal und logisch.“

Jetzt sahen ihn die drei anderen verwirrter, aber noch viel stärker interessiert an.

„Wir sind ziemlich viel herumgeirrt, bis wir herausgefunden habe, welche Personen wir ansprechen müssen und welche nicht. Manche bringen dich in einen anderen Bereich hinein, andere dagegen nur zum Krankenhaus oder ans andere Ende der Straße.

Es ist schon ein wenig nervig, wenn du dein Ziel siehst, aber wegen der unsichtbaren Mauern nicht dorthin kommst. Wenigstens war Moonside vom Aufbau her eins zu eins wie Fourside, also konnten wir uns wenigstens ein bisschen orientieren.“

„Und was war euer Ziel?“, frage Tracy neugierig.

„Wir haben vor dem Abbild des Monotoli-Gebäudes eines Mani Mani Statue gefunden. Wir kamen schnell zu dem Schluss, dass diese Statue mit all dem zu tun haben muss, vor allen nach dem, was ich in Happy Happy Village gesehen habe.“

„Also war das die gleiche Statue wie damals in diesem Dorf? Die alle so blausüchtig gemacht hat?“

Ness verneinte.

„Nein, es war nicht die exakt gleiche, die haben wir damals im Kampf zerstört. Es war eine ähnliche, mit genauso gefährlichen Kräften. Wir sind sehr lange herumgelaufen und haben dann schließlich, nach langer Zeit, die richtige Person gefunden.

Die Statue war viel hartnäckiger als die letzte davor, aber mit vereinten Kräften haben wir zwei ihr zeigen können, wo der Hammer hängt.“

„Lass mich raten: Ihr habt die Statue besiegt, seid in das Hotel hineingestürmt und du hast Paula wie eine echte Prinzessin hinausgetragen!“

Doch das musste Ness ebenfalls verneinen.

„Nein, als wir die Statue zerstört haben, schien sich die Welt um uns herum zu drehen. Als wir wieder zu uns kamen, standen wir wieder im Keller des Cafes. Schließlich fanden wir heraus, dass wir niemals in Moonside waren. Falls es einen solch abgedrehten Ort wie Moonside überhaupt geben sollte …“

 

Mit großen Augen starrte ihn seine Schwester an.

„Moment, dass ich das jetzt richtig verstehe: Ihr war gar nicht wirklich in dieser lustigen Stadt? Ihr habt euch das alles nur eingebildet?“

„Ja, genau, besser könnte man es gar nicht ausdrücken. Denn kaum hatten wir den Keller betreten, standen wir unter dem Einfluss der Mani Mani Statue. Wir dachten, wir laufen in einer schrägen Version von Fourside herum.

In Wirklichkeit aber sind wir mit vernebeltem Blick durch den Keller gelaufen, wie uns später eine Cafe-Maus erzählt hat. Nicht nur wir und Monotoli, auch manche Leute im Cafe selbst waren in einer Illusion der Statue gefangen. Erst danach machten wir uns auf den Weg zum Monotoli-Gebäude und wie das ausging, hat euch Paula ja erzählt.“

Staunend, und auch ein wenig neidisch, sah Tracy ihren Bruder an. Seine Mutter dagegen machte einen stolzen Eindruck.

„Komm schon, Ness! Ich möchte noch so eine tolle Geschichte hören! Wenn ich schon nicht dabei war, dann möchte ich wenigstens jedes Detail von euch wissen!“

Dieser verschlang den letzten Bissen seines Burgers, und sah nachdenklich in die Ferne. Hatten sie doch so viel auf ihren Reisen erlebt, dass er sich nicht entscheiden konnte, welche Geschichte er als nächstes anschneiden sollte. Noch bevor ihm etwas in den Sinn kam, kam ihm Paula dazwischen.

 

„Ich wüsste noch was … kannst du dich noch daran erinnern, als wir in der Höhle der kleinen Tenda gelandet sind? Die erst mit uns reden konnten, als ihnen ihr Anführer aus dem Buch gegen Schüchternheit vorgelesen hat? Die waren ziemlich niedlich, wenn du mich fragst.“

Ness dachte nach, dann konnte er sich wieder daran erinnern, und stimmte ihr zu.

„Ja, daran kann ich mich noch erinnern. Ich habe noch niemanden getroffen, der so schüchtern war wie das Volk der Tenga. Selbst Jeffs Schüchternheit war nichts dagegen.

Zum Glück konnten wir ihnen helfen, denn sonst wären wir gar nicht mehr weitergekommen.“

„Ah, ich verstehe!“

Tracy sah die beiden an.

„Ihr brauchtet die Hilfe von diesen Tenga, aber sie waren zu schüchtern, um mit euch reden zu können. Also habt ihr euch in der Bibliothek das Buch gegen Schüchternheit geschnappt und es den Tenga gebracht?“

Erwartungsvoll blickte sie ihn an, doch ihr Bruder schüttelte den Kopf.

„Nein, ganz so einfach war es für uns leider nicht. Es ist richtig, dass wir in der Bücherei waren und nach dem Buch gesehen haben. Allerdings  war es bereits von jemand anderen ausgeliehen worden …“

So erzählte Ness seiner kleinen Schwester, wie sie herausfanden, wer sich das Buch geliehen hatte und dass derjenige dummerweise entführt worden war. Wie sie ihn fanden und befreiten; und wie gesprächig manche Tenga nach dem Vorlesen des Buches wurden.

Danach folgten noch mehr aufregende Erlebnisse und Details ihrer Reise, und die beiden Zuhörer stellten die eine oder andere Frage. Hin und wieder diskutierten sie oder lachten sie über die Dinge, die Ness und Paula erzählten.

Und trotz, dass sie sich bis in den späten Abend hineinunterhielten, hatten beide das Gefühl, noch lange nicht alles von ihrer Reise erzählt zu haben.

 

Als es draußen bereits finster war, sah Ness‘ Mutter auf die Uhr, dann die Kinder an.

„Paula, ich möchte dich nicht hinauswerfen, aber es ist bereits 22 Uhr und bis nach Twoson ist es doch ein wenig weit. Du kannst dich zwar gut selbst verteidigen, aber ich möchte dennoch nicht, dass du so spät noch da draußen unterwegs bist. Das könnt ihr dann gerne machen, wenn ihr ein paar Jahre älter sind“, fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu.

„Dann könnt ihr meinetwegen die ganze Nacht aufbleiben, aber wenn man noch so jung ist wie ihr, dann sollte man sich jede Stunde Schlaf gönnen, die man bekommen kann.“

Paula verneigte und verabschiedete sich, bedankte sich für die Burger und die Gastfreundschaft. Ness‘ Mutter kicherte.

„Es ist immer wieder schön zu sehen, wie gut du erzogen wurdest! Nicht, dass ich nicht auch auf meine Kinder stolz bin. Nur in Sachen Höflichkeit könnten sich die zwei noch ein wenig von dir etwas abgucken. Komm gut nach Hause, Paula, und richte Grüße deine Eltern von uns aus!“

Paula verließ gerade das Haus, als ihr Ness nacheilte und angeregt meinte, er würde sie gerne auf ihrem Weg begleiten. Lächelnd, mit rosa Wangen, nahm sie seine Hand und sie liefen langsam in die Richtung der Stadt.

Während Ness‘ Mutter den Tisch räumte und den Müll sortierte, wünschte ihr Tracy eine gute Nacht. Gähnend verzog sie sich in ihr Zimmer, ein paar Minuten später herrschte vollkommene Ruhe im Obergeschoss. Stolz sah die Mutter in die Richtung, in die ihr Sohn und seine Freundin gelaufen waren.

Dann ging sie zum Telefon, hob den Hörer ab und wählte eine bestimmte Nummer.

 

Es dauerte nicht lange, bis ihr Gegenüber auf der anderen Seite der Leitung das Gespräch annahm.

„Hallo, mein Schatz. Schön, wieder von dir zu hören. Wie geht es dir?“

Ein sanftes Lachen am anderen Ende des Hörers.

„Gut, gut, wie immer habe ich hier sehr viel Arbeit. Dir und den Kindern geht es auch gut?“

Sie bejahte, dabei spielte sie mit einer Haarlocke.

„Weißt du ungefähr, wie lange du noch arbeiten musst? Wir haben dich seit vielen Monaten nicht mehr gesehen. Und ich muss dir noch unbedingt Ness‘ Freundin Paula vorstellen, sie ist so ein liebes Mädchen … Sie und Ness werden sich wohl bis zum Ende ihres Lebens gegenseitig glücklich machen!“

„Ness hat wohl ein gutes Händchen, was Frauen angeht. Ganz wie sein alter Herr!“, was beide zum Lachen brachte.

„Achja, gut, dass du gerade anrufst, mein Sonnenschein, ich wollte dir sowieso bald etwas erzählen. Wenn ich das richtig verstanden habe, stellen die hier gerade ein paar neue Leute ein, um uns ein endlich entlasten zu können. Bis sie allerdings durch die ganze Bewerbungsphase durch sind, wird es wohl noch drei oder vier Wochen dauern …

Aber ich habe auch eine sehr gute Nachricht für dich! Die Firma denkt gerade darüber nach, eine Zweigstelle in Fourside zu eröffnen. Ein paar Kollegen und ich versuchen gerade unseren Vorgesetzten dazu zu überreden, in Onett ebenfalls eine kleine Zweigstelle zu öffnen. Für uns, die wir aus Onett und Twoson kommen.

Er meinte zwar, dass er es sich noch überlegen muss, schien aber von der Idee bisher nicht abgeneigt zu sein. So kann ich dann wieder mehr Zeit mit euch verbringen und muss nicht monatelang wegen der Arbeit verreisen …

Gut, genug von mir, was bei euch alles los? Bei mir hat ja nicht sonderlich viel getan, außer eben, dass ich wohl bald in Onett arbeiten kann.“

Sie erzählte von ihrem aufregendem Nachmittag; und auch die eine oder andere Story in der Kurzfassung. Wieder begann er zu lachen, dieses Mal etwas lauter und lockerer.

„Jaja, das ist unser Ness. Und jetzt bringt er sie eigenständig nach Hause. Er kommt wohl wirklich nach mir.“

„Ja, er hat tatsächlich viel von dir …“

 

Schweigen legte sich zwischen die beiden und sie wussten nicht so recht, wie sie dieses unterbrechen konnten. Beide gingen sie für ein paar Minuten ihren eigenen Gedanken nach. Ein kleines Seufzen störte die Stille.

„Erinnerst du dich noch an damals, als wir in ihrem Alter waren? Als wir uns kennenlernten? Ich denke sehr oft daran, an unsere Abenteuer und was wir alles zusammen erlebt haben … wenn ich unseren Sohn betrachte, scheint sich die Geschichte wohl auch an dem Punkt zu wiederholen.“

„Ja, ich erinnere mich, natürlich tue ich das. Ich denke sehr oft daran, vor allem, wenn die Kinder von all ihren großartigen Erlebnissen erzählen. Dann muss ich immer an unsere eigenen denken.“

Erneute Stille, jedoch war sie nicht so lange wie die letzte.

„Kannst du dich noch an diesen einen besonderen Abend erinnern? Als ich nicht wollte, dass du mich alleine lässt? Als wir beide zusammen getanzt haben und du mir deine Gefühle gestanden hast? Das würde ich gerne wieder tun. Nur wird beide, du und ich, bei einem gemeinsamen Tanz.“

„Ja, das wäre wunderschön, mein Schatz“, schwärmte er vor sich hin.

„Wenn ich wieder zuhause bin, können wir das so oft und so lange tun, wie wir wollen!“

„Hach, das wäre schön!“

„… Ana?“

„Ja?“, frage sie vorsichtig.

„Ich liebe dich, mein Schatz, und ich kann es kaum erwarten, dich wiederzusehen!“

Ana lächelte vor sich hin.

„Ich dich auch, Ninten, ich dich auch!“

 

Sie ihm noch einen kleinen Kuss durch den Hörer, da musste er auch schon auflegen, um seine letzte Arbeitsstunde zu verrichten. Seufzend, mit dem Hörer in der Hand, sah sie aus dem Fenster und ihren Sohn, wie er freudig, mit glühenden Wangen, ihr entgegen kam.

Wenn du nur wüsstest, wie unfassbar stolz wir auf dich sind, legte den Hörer auf und lief ihrem geliebten Sohn entgegen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es gibt ja die Theorie, dass Ana und Ninten Ness' Eltern sein könnten. Ich glaube kaum an die Theorie, finde sie aber an sich sehr interessant und dachte, das wäre für den OS eigentlich recht passend, wenn sie stimmen würde.

Achja, falls jemand wegen der Fanta verwirrt ist: Earthbound spielt im u.a. im fiktiven Land Eagleland, was eine Anspielung auf die USA sein soll. Fanta gibt es auch dort drüben, nur ist sie nicht so bekannt und verbreitet wie hier. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: Lupus-in-Fabula
2015-10-16T15:38:02+00:00 16.10.2015 17:38
Ich habe deine Geschichte schon einmal gelesen, besser gesagt überflogen, und fand sie damals schon niedlich. Jedoch habe ich endlich Zeit deine FF zu lesen und auch zu kommentieren :)

Zuerst einmal kurz zu der Theorie, das Ana und Ninten ein paar sind:
Ich finde sie schön und auch realistisch. Im Gegensatz zu der Theorie, das Loid der Vater von Doktor Andonuts ist. Das ist eher unwahrscheinlich.
Aber das ist ja Geschmacksache :)


Die Geschichte ist angenehm zu lesen und passend zu der Situation. Auch wenn es keine "voll-krasse-super-mit-explodierenden-Autos-Actionszene" ist, habe ich gespannt weiter gelesen. Oft geschieht es ja leider, das eine Alltagsszene langatmig oder langweilig beschrieben wird. Doch bei dir war dies nicht der Fall.

Ich habe es richtig gespürt, wie es Paula und Ness peinlich war über ihre Gefühle nachzudenken. Sie sind da und die Zwei spüren es auch, aber sie können es noch nicht richtig einordnen.
Frau Mama weiss, wie der Hase läuft ;) Jaja, Mütter und ihre Instinkte.
Du hast es wirklich gut beschrieben, ohne zu kitschig zu werden(mir passiert das gerne...). Schön und lustig fand ich auch, das die Mutter und Tracy Heiratspläne schmieden.

Das Gespräch über die Reise fand ich wirklich gut. Ich konnte mir die Szene am Esstisch bildhaft vorstellen. Besonders gut gelöst hast du Jeffs und Ness Trip in Moonside. Das Tracy nachfragt hat, hat das Gespräch belebt.
Auch ich habe, wie Ana und Tracy, neugierig den Geschichten zugehört.


Bei dir hat Everdred jetzt überlebt. Ich halte es so, das er stirbt. Man trifft ihn ja gegen Ende in Ness Geist und da erwähnt Everdred ja sowas. Aber das ist wieder persönlicher Geschmack :)
Und du hast die Briefe erwähnt. Jeff und Paula sind wirklich eher die fleissigen Briefschreiber als Ness und Poo. Da kommt mir die Frage, wie können die drei die Schrift von Poo lesen? Er hat sicherlich andere Buchstaben, als seine Freunde.


Jetzt zum Schluss deiner Geschichte.
Das Telefonat zwischen Ana un Ninten war schön. Man merkte, das sie sich vertrauen und lieben. Und wie stolz Ana auf ihren Sohn ist.



Helfer der KomMission
Antwort von:  KiraNear
17.10.2015 18:25
Hallo :-)
Ja, das kenne ich auch, da finde ich FFs, komme aber aus diversen Gründen nicht dazu, sie zu lesen oder wills lieber in Ruhe lesen und komme dann erst später dazu ;-)

Von der Theorie mit Loid habe ich auch mal gelesen, glaube ich. Aber irgendwie käme mir das auch seltsam vor - ich kann nicht sagen, warum, aber mein Gefühl sagt mir, dass das nicht so passt XD

Danke für den Kommi und auch für das Kompliment :3
Ich bin auch jemand, der es gerne spannend mag, aber auch Slice of Life mag, wenn es nicht zu langatmig oder öde ist. Kann dich also da gut verstehen^^

Mütterinstinkte - die bekommt man wohl mit dem frischgeborenen Baby in die Arme gelegt XD
Ja, die beiden mussten das einfach machen - auch wenn es Ness und Paula selbst etwas unangenehm ist.

Und ich fand es dagegen toll, mich beim Schreiben an die Situationen zurück zu erinnern. Auch, wie es selbst für mich rüberkam und wie ich die Charaktere und die Situation ein wenig wahrgenommen habe. Und wie sie es für mich getan haben.

Bei Everdred war ich mir nicht sicher, bzw werde ich es wohl nie sein. Aber ich glaube, das haben die Macher bewusst offen gelassen, dass man es für sich selbst überlegen kann, ob er nun überlebt hat oder nicht :-)
Hm, gute Frage, vllt kann Paula seine Schrift lesen, dass sie es in der Schule als Fremdsprache lernen, so wie wir Englisch lernen. Wäre eigentlich mal interessant als eigene FF oder als Zeichnung^^

Danke auch hier für das Kompliment :33
Damit hab ich genau das erreicht, was ich damit erreichen wollte - Yay!
Von: abgemeldet
2015-10-10T11:43:15+00:00 10.10.2015 13:43
Diese FF erinnert mich irgendwie an ein Schreibprojekt, dass es hier auf Mexx irgendwann einmal gab, wo die Charaktere verschiedener Leute am Lagerfeuer hockten und sich gegenseitig Geschichten erzählt haben. Und ich mag solche Geschichten, vor allem, wenn sie wie hier auf Dingen beruhen, die die Chars erlebt haben und sie sich darüber austauschen. Das ist eine Atmosphäre, die du sehr schön eingefangen hast und die mir wirklich gut gefällt (unabhängig davon, dass ich das Fandom und die Charaktere nicht kenne ...). Vor allem finde ich es auch schön, dass sie eben nicht nur in der Vergangenheit schwelgen, sondern auch immer wieder die Gegenwart ein Thema ist. Schön geschrieben!
Antwort von:  KiraNear
10.10.2015 20:03
Hi und vielen Dank für den lieben Kommentar :-)

Das Schreibprojekt sagt mir jetzt leider nichts, wann gab es das denn? War das in nem Weblog oder in einem Zirkel?
Und schön, dass dir die FF so gut gefällt, auch, dass die Gefühle der einzelnen Personen gut rüberkommen. Das freut mich :-)
Außerdem ist es ja immer wieder interessant zu sehen, wie die Sicht der verschiedenen Leute sind, besonders bei gleichen Ereignissen.
Besonders Ness kommt mir wie jemand vor, der zwar gerne an die Vergangenheit denkt, sich aber davon nicht abhalten lässt, auch das hier und jetzt zu erleben.

Vielen Dank auch für die Komplimente^^


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