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Star Trek - Timeline - 50-01

Retter des Imperiums: Gefallene Helden - Part-1
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Dieser erste Teil von "RETTER DES IMPERIUMS: Gefallene Helden" wird, zusammen mit dem zweiten Part den Auftakt zu einer losen Folge von Episoden bilden, die sich mit dem Aufstieg und Fall des imperialen Admirals John Jefferson Pickett (einem Nachfahren des Südstaaten-Generalmajors: George Edward Pickett) beschäftigt, und damit, was sich aus dem ersten Zusammentreffen von Jeffrey Gardner und Hoshi Sato entwickeln wird.

Diese Episoden sind quasi ein Prequel zu STAR TREK - BREAKABLE, wo ich zu spät gemerkt habe, dass ich diesen Twist nicht so ausrollen konnte, wie er es verdient hat, also habe ich daraus halt ein Spin-Off gemacht. Der zweite Part dieser Eröffnungs-Doppelepisode ist für Anfang 2016 in Planung. Komplett anzeigen

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Morgen-Grauen

Splitter der Vergangenheit

 

ORT: San Francisco - Hauptquartier der Terranischen Sternenflotte

DATUM: 06. November 2160

ZEIT: 14:29 Ortszeit

 

Der Mann in der Uniform eines Vizeadmirals des Terranischen Imperiums, schritt durch die weiten Gänge des Sternenflottenhauptquartiers in San Francisco. Dabei lag ein verschlagenes Lächeln auf seinem Gesicht, das er nur aufsetzte, wenn niemand in der Nähe war. Seine durchscheinend blauen Augen wirkten kalt, beinahe brutal, selbst dann, wenn er lächelte, was nicht besonders oft vorkam. Diese Augen beherrschten das markante Gesicht des Mannes, von dem man behaupten konnte, dass er sich im besten Alter befand. Kaum Jemand im Imperium wusste, wie alt er wirklich war, und der Admiral sagte es nicht. Seine Haare trug er lang, obwohl man munkelte, dass es in seiner Jugend eine Phase gegeben haben soll, während der er sie wesentlich kürzer getragen hatte. Seine Gesten wirkten zumeist beherrscht, so auch in diesem Moment, als er sich mit der Hand über den gepflegten Kinnbart fuhr. Zumeist tat er dies, wenn er einen finsteren Plan in die Tat umsetzte.

Seit er durch den mysteriösen Tod seines Vorgängers zum Chef des Imperialen Geheimdienstes aufgestiegen war, hatte er spürbar an Macht und Einfluss im Imperium gewonnen. Dies lag nicht zuletzt daran, dass es der Admiral ausgezeichnet verstand Lebewesen in seinem Sinne zu manipulieren. Hinter vorgehaltener Hand galt der Vizeadmiral als potenzieller Anwärter auf den Posten des Oberkommandierenden der Imperialen Sternenflotte. Noch hatte diesen Posten Flottenadmiral Gardner inne, doch er, John Jefferson Pickett, war auf dem Weg, den zweiten Zug in einem verzwickten Ränkespiel auszuführen, welches zum Ziel hatte, ihn an die Spitze der Flottenhierarchie zu katapultieren.

Der erste Zug hatte darin bestanden, das DAEDALUS-PROJEKT, nur zwei Jahre nach dem Stapellauf des Prototypen der ANDROMEDA-KLASSE zu initiieren. Von Anfang an hatte er dabei die Fäden in der Hand gehalten, um zu gewährleisten, dass all das, was er sich für sein neues Flaggschiff vorstellte, auch umgesetzt werden würde. Sie sollte mit Phasern ausgestattet werden, die es mit denen, des von den Tholians erbeuteten Raumschiffs, welches aus einer zukünftigen Epoche eines Paralleluniversums stammte, aufnehmen konnten. Auch der Warpantrieb sollte völlig neu konzipiert werden, so dass der Prototyp Warp 6,8 erreichen würde. Die Schilde des Schiffes würden ebenfalls die stärksten sein, die das Terranische Imperium jemals entwickelt hatte.

Pickett war, trotz seiner ehrgeizigen Ambitionen, stets Realist geblieben. So wusste er, dass es über Kurz oder Lang – aber wohl eher über Kurz – Krieg mit den Romulanern geben würde. Ein sardonisches Lächeln verzerrte sein Gesicht. Nicht zuletzt war er es gewesen, der die Angst vor den Romulanern bei Imperatrice Hoshi Sato geschürt hatte. Und spätestens dann würde er ein Schiff, wie die I.S.S. DAEDALUS dringend benötigen. Zusammen mit den ersten Schiffen der ANDROMEDA-KLASSE würde man die Romulaner in die Knie zwingen. Nicht umsonst hatte Pickett, der bereits zu Akademie-Zeiten den Ruf eines genialen Strategen genossen hatte, seit längerer Zeit Pläne entwickelt, um schon bald einen vernichtenden Erstschlag gegen die verdammten Spitzohren führen zu können. Doch dazu mussten zunächst einmal jene zögerlichen Elemente aus der Flottenführung entfernt werden, denen der Mut fehlte, etwas zu riskieren – zum Wohle des Imperiums.

Und heute würde er den Grundstein dazu legen, seinen Zielen ein ordentliches Stück näher zu kommen.

Heute Morgen hatte er sich bei Flottenadmiral Gardner angemeldet. Der weißhaarige, skrupellose Flottenchef hatte dabei nur schlecht verhehlen können, dass er Pickett nicht sonderlich ausstehen konnte. Doch das würde sich schon bald erledigt haben. Picketts Lächeln bekam etwas beinahe satanisches, als er in den Gang zu Gardners Büro einbog. Der Sohn des Flottenadmirals, Commander Jeffrey Gardner, war gleichzeitig der erste Offizier seines Schiffes, und der Vizeadmiral gedachte, den jungen und absolut loyalen Mann für seine finsteren Pläne einzuspannen. Schade nur, dass dem Flottenadmiral letztlich die Ironie der Situation entgehen würde, aber man konnte nun einmal nicht alles haben.

Der diabolische Ausdruck in Picketts Gesicht verschwand, als er das bewachte Schott des Flottenchefs erreichte. Die beiden MACO´s, in ihren grau-gefleckten Tarnuniformen, die speziell für den Infanterie-Kampf entwickelt worden waren, grüßten vorbildlich. John Jefferson Pickett erwiderte den Gruß und trat zwischen den beiden Wachen hindurch, nachdem einer von ihnen das Schott für ihn geöffnet hatte.

Der Vizeadmiral trat mit verbindlichem Gesichtsausdruck an den Schreibtisch von Gardners Adjutantin, einer gertenschlanken Rigelianerin, mit schulterlangen, dunkelbraunen Haaren, und einer beeindruckender Figur, heran. Der Chef der Flotte schien sich offensichtlich nichts zu versagen. Pickett lächelte in Gedanken daran, dass diese hübsche, junge Frau schon sehr bald SEINE Adjutantin sein würde. Und dann... Nun, man würde schon sehen.

„Ich bin beim Chef angemeldet, Lieutenant-Commander“, sagte Pickett mit sonorer Stimme und blickte direkt in die sphinxartigen, grünen Augen der Rigelianerin.

Natürlich war die Rigelianerin bereits von Gardner darüber unterrichtet worden, dass der Vizeadmiral ihn aufsuchen würde. Verhaltenen lächelnd entgegnete sie, mit klarer Stimme: „Der Flottenadmiral erwartet Sie bereits, Sir. Einen Moment bitte.“ Sie meldete Gardner per Interkom Picketts Hiersein und entriegelte gleich darauf das Schott zu Gardners Büro. „Bitte treten Sie ein, Sir.“

Pickett dankte knapp und marschierte zielstrebig in den angrenzenden Raum.

Das großzügig dimensionierte Büro des Flottenadmirals wurde von einem wuchtigen Schreibtisch beherrscht, der mehr einer Schaltkonsole glich, denn einem Möbelstück, was nicht verwunderte, liefen hier doch die Fäden der Imperialen Flottenführung zusammen. Gardner saß entspannt vor einer der drei gewaltigen Panoramascheiben, so dass gegen das herein scheinende Licht beinahe nur seine Silhouette erkennbar war. Erst nach einem Moment hatten sich Picketts Augen an die Lichtverhältnisse im Raum gewöhnt, und er konnte die harten Augen des Grauhaarigen erkennen. Pflichtgemäß entbot Pickett den Imperialen Gruß, und wartete darauf, dass Gardner ihm einen Platz anbot.

Der Flottenadmiral ließ seinen Untergebenen einen Moment lang stehen, bevor er schließlich herablassend sagte: „Nehmen Sie doch Platz, Mister Pickett. Sie sagten heute Morgen, dass die Angelegenheit, in der Sie mich sprechen wollen, dringend sei. Also, was haben Sie also auf dem Herzen?“

John Jefferson Pickett musste sich Gewalt antun, seinem Gegenüber nicht jene Verachtung zu zeigen, die er insgeheim für ihn empfand. Er tröstete sich jedoch schnell mit dem Gedanken daran, dass Rache ein Gericht war, das man am Besten kalt servierte. Schon sehr bald würde dieser Stinkstiefel Geschichte sein, und diese Überlegung sorgte dafür, dass sich schließlich ein falsches Lächeln auf sein Gesicht stahl, bevor er überlegt antwortete: „Ich glaube, dass ich einen Weg gefunden habe, wie wir unsere geliebte Imperatrice auf einen längeren Urlaub schicken können, von dem es keine Wiederkehr gibt, und den dann vakanten Posten mit einem umsichtigen und fähigen Flottenführer besetzen können.“

Das war nicht einmal gelogen, überlegte Pickett. Immerhin konnte Gardner, dessen Machtambitionen ihm nur zu gut bekannt waren, nicht ahnen, dass er damit NICHT den Flottenadmiral gemeint hatte, sondern sich selbst. Neben seinen fraglos vorhandenen Fähigkeiten, besaß der weißhaarige Mann eine große Schwäche, und das war seine Ungeduld. Dieser Umstand, so überlegte Pickett, würde ihn letztlich zu Fall bringen.

Conrad Abel Gardner gab seine bisherige, scheinbar entspannte Haltung auf, und Pickett registrierte befriedigt die leichte Unruhe, die den Flottenadmiral überkommen hatte. Es war ein offenes Geheimnis, dass der Weißhaarige Hoshi Sato hasste, wie die Pest.

„Wollen Sie damit andeuten, Sie hätten einen gangbaren Weg gefunden, diese Giftschlange vom Thron zu entfernen, ohne dass man uns später dafür zur Verantwortung ziehen wird?“

Vizeadmiral Picketts Gesicht war nun vollständig zur Maske erstarrt und nur seinen Augen konnte man jetzt noch seine wahren Gefühle entnehmen. Doch dazu kannte Gardner ihn nicht gut genug, und der Chef des Imperialen Geheimdienstes war sich dessen bewusst. Natürlich wusste Pickett, dass es in Gardners Büro keine Überwachungsgeräte gab, und so würde es später keine Beweismittel gegen ihn geben. Gelassen antwortete er: „Ja, das habe ich. Doch ich werde Ihre Unterstützung im Imperialen Palast benötigen. Ihre, und die ihrer Verbündeten, Admiral. Ich habe in den letzten Wochen und Monaten, unter schwierigsten Umständen, an den Gardesoldaten vorbei, Waffen in einen der selten benutzten Salons eines Seitentrakts des Palastes geschmuggelt. Wir sind damit in der Lage, vom Inneren des Palastes heraus, eine Revolte zu initiieren, ohne uns auf längere Gefechte einlassen zu müssen. Wir werden die Wachen zu Hoshi Satos Privatgemächer ausschalten, und uns ihrer bemächtigen. Dann zwingen wir sie abzudanken. Tut sie es nicht freiwillig, dann...“ Er führte den Satz nicht zu Ende, sondern lächelte lediglich verschlagen.

Gardner tat es ihm nach. Seine Antipathie gegenüber Pickett schwand für einen Moment lang, und es sagte anerkennend: „Gute Arbeit Pickett. Ich bin mit Ihrem Plan einverstanden. Wenn ich die Regierungsgewalt übernommen habe, dann werde ich mich für Ihre Hilfe erkenntlich zeigen.“

Pickett wahrte sein Pokerface, während er erwiderte: „Der beste Moment um zu zuschlagen wäre vor der Konferenz mit den führenden Admiralen der Flotte, die Sato in genau einer Woche im Palast abhalten wird. Ich werde zu diesem Zeitpunkt offiziell im Palast zu tun haben, so dass ich Ihnen den Rücken frei halten kann.“ Er zog ein Daten-Padd aus der Innentasche seiner Uniformjacke und reichte es Gardner. „Darauf finden Sie den betreffenden Salon, und die Positionen, an denen ich die Waffen versteckt habe.“

Gardner nickte huldvoll, und nahm das Padd an sich. „Gibt es sonst noch etwas?“

Pickett schüttelte den Kopf und erhob sich. „Nein, Admiral. Sie entschuldigen mich bitte nun. Ich habe, nun, da sie sich für meinen Plan entschieden haben, noch einige Vorbereitungen zu treffen. Ich kontaktiere Sie in sieben Tagen, sobald Sie in Paris sind.“

Gardner nickte zustimmend. „Ja, lassen Sie sich nicht aufhalten, Pickett.“

Der Vizeadmiral lächelte verbindlich, bevor er sich abwandte, und schnell das Büro des Flottenadmirals verließ. Innerlich frohlockend eilte er durch die Gänge des Flottenhauptquartiers. Alles würde zu seiner Zufriedenheit verlaufen.

Nachdem er das weitläufige Gebäude durch den Haupteingang verlassen hatte, eilte er zu seinem Gleiter. Er startete ihn, und steuerte ihn in östliche Richtung. Dann erst aktivierte er eine sichere Leitung und nahm Kontakt zum Ersten Offizier seines Schiffes auf: Commander Jeffrey Gardner...

 
 

Spiegel der Gegenwart

 

ORT: Paris - Imperialer Palast

DATUM: 14. November 2160

ZEIT: 04:45 Ortszeit

 

Die zierliche, schwarzhaarige Frau, die barfuß an einem der Fenster des Schlafzimmers stand, fröstelte leicht, und zog den seidenen Kimono, den sie sich nur über die schmalen Schultern geworfen hatte, und unter dem sie ansonsten völlig nackt war, mit der linken Hand, vor ihren straffen Brüsten zusammen. Sie warf einen kurzen Blick über die Schulter, dorthin, wo das breite Doppelbett, auf der anderen Seite des Zimmers stand, von der aus man auf einen breiten Balkon hinaus treten konnte. Ebenso, wie auf dieser Seite des geräumigen Zimmers gab es auch dort eine breite Fensterreihe. Das fahle Mondlicht welches dort herein schien tauchte den Raum in düsteres, silbriges Licht.

Langsam drehte sie den Kopf wieder und blickte durch die Scheibe des Fensters, an dem sie stand, hinunter in den Innenhof des Imperialen Palastes. Einige Shuttles waren dort in Stellung gebracht worden und deuteten mit der Front auf eine Seitenmauer. Ein paar bewaffnete Soldaten der Imperialen Garde bewegten sich zwischen den Shuttles, darauf wartend, dass ihr Offizier, der noch nicht anwesend war, ihnen Befehle erteilte.

Die Finger von Hoshi Satos rechter Hand schlossen sich fester um den Griff des Gegenstandes den sie darin hielt, und ihre Gedanken eilten zurück in die Vergangenheit.

 

Splitter der Vergangenheit

 

ORT: Paris - Imperialer Palast

DATUM: 17. Januar 2155

ZEIT: 10:13 Ortszeit

 

Als sie am frühen Morgen, mit der DEFIANT, über der Erde erschienen war, hatte die Admiralität noch gedacht, spielend mit dieser zierlichen, jungen Frau und ihren machtbesessenen Ambitionen fertig zu werden. Doch damit hatten sie sich in einem Irrtum befunden. Mit der Macht der U.S.S. DEFIANT im Rücken, die von den Tholians aus einem Paralleluniversum in dieses gelockt worden war und dazu mindestens einhundert Jahre aus der Zukunft stammte, hatte sie bereits auf dem Weg hierher, die meisten Flottenoffiziere schnell auf ihre Seite gebracht. Jetzt noch keine sieben Stunden nach ihrer Ankunft über der Erde, war der Kommandotrupp der an Bord befindlichen MACO´s unter der Führung ihres Favoriten, Travis Mayweather, bereit den Imperialen Palast zu stürmen. Nachdem die Luftabwehr durch einen präzisen Militärschlag der DEFIANT vernichtet worden war, brachen sie mit den drei Shuttles der DEFIANT auf. Sie selbst führte dabei das Kommando. Ihr war bewusst, dass der Plan riskant war, aber wenn es ihr und ihrem Trupp gelang, den Imperialen Palast in einem schnellen Handstreich zu nehmen, dann hatte sie so gut wie gewonnen. Die Kommandanten der Sternenflottenschiffe würden ihr folgen, sobald sie ihre Macht demonstriert hatte.

Unangefochten jagten die drei Shuttles durch die untere Atmosphäre des Planeten auf die Oberfläche hinunter. Zusammen mit den Piloten der Shuttles hatte Hoshi Sato den Plan entworfen, direkt vor dem Portal der Eingangshalle niederzugehen. Sie würden die Palastgarde damit überraschen. Sobald der Kommandotrupp abgesetzt war, sollten die Shuttles wieder starten und mit ihren Phasern ihr Eindringen in den Palast ermöglichen. Danach würden sie hoch über dem Palast kreisen und auf weitere Befehle warten.

Die Überraschung gelang. Ohne Feindbeschuss erreichten die drei Shuttles den Palast, feuerten ihre Phaser auf das Portal der Eingangshalle ab und legten es in Trümmer.

Kaum dass sie zu Boden gegangen waren sprangen die MACO´s aus den Seitenschleusen. Die ersten gingen am Rande des zerstörten Eingangs in Stellung und sicherten das weitere Vorwärtsstürmen ihrer Kameraden.

Aus der Eingangshalle drangen die Geräusche von Phasenpistolenfeuer, als Hoshi Sato neben Travis Mayweather, den sie zum Lieutenant der MACO-Truppen befördert hatte, geduckt in Stellung ging. Offensichtlich hatten die Gardisten innerhalb des Palastes endlich realisiert was geschah und begannen, organisierten Widerstand zu leisten.

Mayweather gab seinen Untergebenen das Zeichen nachzurücken, wobei er selbst den Anfang machte. Hoshi Sato blieb ihm dabei dicht auf den Fersen.

„Sei vorsichtig!“, sagte Mayweather warnend in ihre Richtung gewandt. Gleich darauf schoss er auf einen Gardisten, der sich aus der Deckung gewagt hatte, und nun getroffen zusammenbrach. Die Japanerin, die den Beutephaser von der DEFIANT in der Hand hielt, der kurzzeitig in Archers Besitz gewesen war, visierte und erschoss einen weiteren Gardisten, der sich vor ihren Augen auflöste. „Ich kann auf mich selbst achten!“, lachte sie kalt und stürmte weiter nach vorn.

Fluchend folgte ihr der Afroamerikaner. Erst am Fuß der großen Freitreppe holte er sie wieder ein. Da er wusste, dass es nicht nur sinnlos, sondern obendrein gefährlich war, der jungen Frau zu widersprechen, sparte er sich jeden weiteren Kommentar. Um das Marmorgeländer herum spähend meinte er: „Gruppen 1 und 2 - mir nach!“ Damit sprangen er und Hoshi auf. Zusammen mit rund einem Dutzend weiteren Bewaffneten stürmten sie die breite Freitreppe hinauf und verteilten sich gleichmäßig auf die drei vom Treppenabsatz fortführenden Gänge. Während die beiden Gänge rechts und links wie ausgestorben lagen, schlug ihnen aus dem Gang vor ihnen wütendes Abwehrfeuer entgegen. Zwei MACO´s brachen, tödlich getroffen zusammen, der Rest suchte Deckung hinter den runden Marmorsäulen, entlang der Wände. Offensichtlich hatten die Verteidiger vor, nur das Hauptgebäude mit dem Thronsaal zu verteidigen, und die beiden Seitenflügel evakuiert. Damit besaßen sie den Vorteil ihre Kräfte konzentrieren zu können.

Doch die verbliebenen MACO´s waren allesamt durch eine harte Schule gegangen. Travis Mayweather ließ die übrigen beiden Gruppen nachrücken. Säule für Säule arbeiteten sich die Angreifer nach vorne und Gardist um Gardist fiel ihren Waffen zum Opfer. Mit nur drei weiteren Opfern auf Seiten der MACO´s erreichten sie den Gang, der zum Thronsaal führte. Zur Überraschung der Angreifer war dort niemand zu sehen.

Eine Weile blieben sie in Deckung, und Hoshi Sato rief über Funk die DEFIANT, um Anweisung zu geben, weitere Besatzungsmitglieder in den Palast zu beamen, damit diese die restlichen Bereiche sichern konnten und nach möglichen, verbliebenen Gardisten zu suchen. Danach sah sie ihren Favoriten auffordernd an, und gab das Zeichen zum Sturm des Thronsaals des Palastes.

An den Seitenwänden entlang arbeiteten sie sich vor, bereit jederzeit in Deckung zu gehen. Doch als dann doch etwas unerwartetes geschah, kam es so schnell, dass kaum jemand die Zeit fand zu reagieren.

Ein einzelner Gardist sprang plötzlich hinter einer Zierstatue hervor und richtete seine Waffe auf Hoshi Sato. Er drückte ab und ein grell gelber Energiestrahl verließ die Waffe.

Für einen Moment wie paralysiert, bemerkte die Japanerin einen Schatten an sich vorbei huschen. Erst einen Moment später realisierte sie, dass es Travis Mayweather war. Noch im Fallen feuerte er seine Waffe ab und schoss dem Gardisten, der Hoshi Sato hatte umbringen wollen, die Waffe aus der Hand.

Die junge Frau dachte erst, der Schuss hätte sie verfehlt und wollte Travis zu seiner schnellen Reaktion gratulieren. Doch dann bemerkte sie die seltsam starre Haltung ihres Favoriten, der reglos am Boden lag. Voller dunkler Vorahnungen drehte sie ihn auf den Rücken und blickte erschrocken in die starren, leblosen Augen. Ein hässliches Brandloch in seiner Brustpanzerung wies darauf hin, dass Mayweather den tödlichen Schuss statt ihrer empfangen hatte. Als sie wieder aufblickte lag zügellose Mordlust in ihren Augen.

Der Schütze war mittlerweile von Ihren MACO´s überwältigt worden. Drei Mann drückten ihn an den Armen und Beinen nach unten. Auch sie waren wütend, dass er einen aus ihren Reihen getötet hatte.

„Haltet ihn nur fest!“, schrie Hoshi Sato unbeherrscht. Dabei steckte sie den Phaser weg und zog ihren Dolch.

Trotzig blickte der wehrlose Gardist sie an, als sie sich rittlings auf seinen Bauch setzte und ihren Dolch immer näher zu seinem Gesicht führte. Erst als die Klinge unaufhaltsam immer näher kam, und er die furchtbare Entschlossenheit im Blick der Japanerin bemerkte, wich er so weit es ging zurück, bis der kalte Marmorboden ihm Einhalt gebot. Seine Augen weiteten sich entsetzt, als er erkannte, was sie vorhatte.

Als die Klinge langsam durch sein linkes Auge fuhr schrie er gellend auf.

Selbst einigen der MACO´s fuhr der Schrei des Gardisten durch Mark und Bein. Ungerührt davon wiederholte die junge Frau dieselbe Prozedur mit dem rechten Auge des Mannes, und wieder folgte ein Mark erschütternder Schrei des Gardisten, bis die Japanerin seinen Kopf an den Haaren zurückzog, und ihm die Halsschlagader aufschnitt. Ein Zucken erfolgte, das Blut spritzte an der Schlagader des Gardisten heraus, und es dauerte eine geraume Weile, bis der Mann endlich leblos liegenblieb.

Hoshi Sato wischte sich über das Gesicht, in das einige Tropfen Blut des Mannes gespritzt war, wodurch sie noch gemeingefährlicher aussah, und befahl, das verrammelte Doppeltor des Thronsaales aufzusprengen.

In den Augen der MACO´s glomm so etwas wie Respekt auf, während die beiden Sprengspezialisten der Einheit die geballte Ladung so verlegten, dass sich die Sprengkraft hauptsächlich auf die Tormitte konzentrierte.

Während sich die MACO´s zusammen mit Hoshi Sato ein Stück in den Gang zurückzogen, befahl die Japanerin herrisch: „Sobald die Detonation erfolgt ist, stürmen wir den Thronsaal. Und wir werden keine Gefangenen machen!“

Mehrere der Soldaten wollten etwas erwidern – darauf hinweisen, dass vermutlich auch die Frauen und Kinder des Hofstaates hinter der schweren Flügeltür verschanzt sein würden, doch der gefährliche Blick aus den dunklen Augen der zukünftigen Imperatorin hielt sie davon ab. Diese Frau würde im Moment keinen Unterschied machen, zwischen Freund oder Feind, wenn sich ihr jemand in den Weg stellte.

Hoshi Sato nickte den beiden Sprengspezialisten zu und einer von ihnen nahm die Fernzündung vor.

Trotz der guten Arbeit der beiden Spezialisten pfiffen einige kleinere Trümmerteile der gewaltigen Doppelpforte über sie hinweg. Das Donnergrollen ebbte ab und die Hitzewelle der Explosion verlief sich in den Gängen des Palastes.

„Vorwärts!“, schrie die Japanerin mit heller Stimme. „Lasst niemanden am Leben!“

Damit stürmte sie, an der Spitze ihrer knapp 20 Leute nach vorne, durch die gezackte Öffnung, welche die Explosion in das Doppeltor gerissen hatte.

Der Thronsaal bot ein Bild der Verwüstung. Einige der Anwesenden, die sich hier verbarrikadiert hatten, waren von Trümmern erschlagen worden, andere lagen verletzt auf dem Marmorboden und schrien um Hilfe. Der Imperator selbst kauerte hinter dem Thron, der sich erhöht auf einem Stufenpodest befand. Einige Frauen und Kinder drückten sich im Hinteren Bereich des Saales gegen die Wände, oder versteckten sich hinter Säulen.

„Steckt die Partikelwaffen weg!“, befahl Hoshi Sato mit fast heiserer Stimme, zog ihren Dolch und hielt ihn gut sichtbar für ihre Leute hoch über den Kopf. Dann marschierte sie, mit festen Schritten auf den zitternden, etwas beleibten Imperator zu.

Die Soldaten wussten, was sie damit sagen wollte. Auch sie zogen ihre Dolche, einige mit unverhohlenem Grauen , bei dem was nun folgen würde, in den Augen.

Nach nur wenigen Minuten war alles vorbei. Doch Diejenigen die dabei gewesen waren, sollten niemals die Bilder vergessen, oder die Schreie der Opfer, bevor sie, teilweise auf grausamste Weise, durch die Klingen starben. Auch Hoshi Sato nicht...

Nicht gerade wenige dieser Leute kamen dabei, an diesem Tag, auf grausamste Weise durch ihre eigene Hand um. Erst nachdem sie über und über mit dem Blut der Opfer besudelt war, und sie sich mit triumphierender Miene auf dem Thron setzte, hatte sich ihr Tötungsrausch endlich beruhigt.

Bis auf gelegentliche, spätere Aussetzer...

 
 

Spiegel der Gegenwart

 

ORT: Paris - Imperialer Palast

DATUM: 14. November 2160

ZEIT: 04:55 Ortszeit

 

Sie blickte erneut über die Schulter.

Undeutlich konnten ihre Augen, die an die herrschende Dunkelheit gewöhnt waren, eine Silhouette unter der leichten, atmungsaktiven Decke ausmachen. Unten schauten zwei Füße hervor, an deren Stellung und Form man erkennen konnte, das es sich um einen Menschen handelte, und dass dieser Mensch auf dem Rücken lag. Ebenfalls unschwer an der Größe und der Form zu erkennen war, dass es sich um einen Mann handelte. Er war jung und er war leidenschaftlich gewesen. Nun ruhte er.

Hoshi Sato richtete ihren Blick erneut auf den Hof des Palastes hinunter. Nur unterbewusst nahm sie dabei den nur noch schwachen Duft der längst abgebrannten Räucherstäbchen war, der sowohl eine halluzinogene, als auch aphrodisierende Wirkung besaß. Das noch immer leichte Zittern ihrer Knie, welches nichts mit ihrer leichten Bekleidung zu tun hatte, zeugte davon, dass diese Wirkung von durchschlagendem Erfolg gewesen war. Die zierliche junge Frau hatte dem jungen Mann alles abverlangt, in der letzten Nacht, und ein flüchtiges Lächeln huschte dabei über ihr Gesicht. Wie jedes Mal, wenn sie mit einem Mann, oder einer Frau schlief, wobei sie allerdings Männern den Vorzug gab, hatte sie sich vollkommen verausgabt, bis sie beide atemlos auf dem Lager zusammengesunken waren.

Unten auf dem Hof erschien ein hochgewachsener athletischer Mann in der Uniform eines Commanders der Imperialen Sternenflotte und ließ die Landescheinwerfer der Shuttles einschalten. Im aufbrandenden Licht erkannte die Imperatrice kurzzeitig ein markantes, gut aussehendes Gesicht, und ein verlangendes Kribbeln strömte bereits wieder durch ihren Unterleib. Ohne sich dessen bewusst zu werden fuhren die Finger ihrer linken Hand über ihre festen Brüste und über ihren flachen Bauch. Mit einem leisen Seufzen beobachtete die Frau, wie der Commander zwischen den Shuttles, in der Dunkelheit verschwand. Gleichzeitig umklammerte sie mit der rechten Hand immer noch den Griff des Gegenstandes. Etwas kühles berührte dabei ihren glatten Oberschenkel und hinterließ etwas klebriges, als sie ihre Rechte etwas zur Seite nahm. Das Gefühl des Griffes in ihrer Hand war ihr vertraut, denn sie hatte ihn zu nicht gerade wenigen Gelegenheiten in der Hand. Es handelte sich um den schwarzen Griff ihres Doppelschneiden-Dolches, wie er zur Standardausrüstung für Angehörige der Imperialen Flotte gehörte.

Langsam ließ Hoshi Sato die scharfe Doppelspitze des Dolches an ihrem Innenschenkel hinauf wandern, und gab schließlich einen wollüstigen Laut von sich, als diese sich sacht durch den dichten, schwarzen Flaum ihrer Scham bewegte und schließlich ihre empfindlichste Stelle berührte. Vorsichtig fuhr sie mit dem kühlen Stahl darüber hinweg und eine spontane Erregung ergriff sie. Nur zögerlich nahm sie den Dolch, mit einem erregten Seufzen, dass in dem großen Schlafraum wieder hallte, schließlich weg und konzentrierte sich darauf, was sich unten auf dem Hof des Palastes abspielte.

Erneut erschien der gut aussehende Commander im Lichtkegel der Landescheinwerfer, und die Japanerin befeuchtete mit der Zunge ihre Lippen. Dabei trat sie etwas dichter an das Fenster, um ihn besser erkennen zu können. Irgendwie hatte sie das unbestimmte Gefühl, diesen Commander schon einmal gesehen zu haben.

Diesmal bemerkte sie, dass der Mann schwarzes, leicht gewelltes Haar besaß. Seine Augenfarbe konnte sie nicht genau erkennen, aber es schien so, als wären sie dunkel. Auch der genaue Ton seiner hellen Haut, ließ sich bei dem künstlichen Licht nicht mit Sicherheit bestimmen, aber Hoshi Sato vermutete anhand seiner Gesichtszüge, dass der Mann europäischer oder nordamerikanischer Abstammung war. Seine Bewegungen wirkten kraftvoll und dynamisch, was zu seiner gesamten Erscheinung passte.

Grübelnd fragte sich die Frau, wer er wohl sein mochte. Da das, was sich dort unten im Hof gleich abspielen würde, unter dem Kommando von Admiral John Jefferson Pickett geschah, vermutete die Frau, dass er seinem Kommando unterstand, möglicherweise sogar zu seinem Stab gehörte. Nur einen Moment später durchzuckte es sie wie ein Blitzschlag, und beinahe hätte sie ihren Dolch fallen gelassen.

Dieser Commander war ihr erst gestern begegnet, und sie fragte sich, warum ihr nicht eher aufgefallen war, um wen es sich handelte. Es war niemand anderes, als Picketts Adjutant. Seines Vaters Mitverschwörer waren gestern abgeurteilt, und zum Tode verurteilt worden. In wenigen Minuten würde das Urteil vollstreckt werden, und der Commander, der eigenhändig seinen Vater erschossen hatte, bevor dieser mit seiner Dienstwaffe auf Admiral Pickett anlegen konnte, bei der Verhaftung der Verschwörer, war offensichtlich dazu vorgesehen, das Erschießungskommando zu befehligen.

Ein leicht süffisantes Grinsen überflog die Lippen der Japanerin. Sie musste zugeben, dass der Admiral Humor besaß; und einen feinen Sinn für Ironie. Sie würde Pickett wohl ebenfalls etwas genauer kennenlernen müssen. Zumindest vermutete sie, dass dieser Admiral, der bis Gestern den Oberbefehl über den Imperialen Geheimdienst inne gehabt hatte, für eine Weile ganz amüsant sein könnte.

Sie blickte kurz zum Bett hinüber. Durch das nun zusätzlich hereinfallende Licht waren die starren, weit aufgerissenen Augen des reglos da liegenden Mannes gut zu erkennen. Ihr nächtlicher Zeitvertreib hatte vor etwa einer halben Stunde seinen letzten Atemzug getan, es wurde also ohnehin Zeit, sich nach einem neuen Bettgefährten umzusehen. Und Picketts Temperament galt als ziemlich leidenschaftlich, den Gerüchten nach. So etwas schätzte sie. Außerdem würde sie ihm wohl den Oberbefehl über die Imperiale Sternenflotte antragen, denn er hatte sich als loyal erwiesen. Zudem war er nach dem gestern so plötzlich verstorbenen Flottenadmiral der Fähigste in dieser Hinsicht. Das war gleichzeitig eine gute Gelegenheit, seinen Ersten Offizier gleich mit zu dieser Unterredung her zu zitieren. Schon seit längerer Zeit trug sie sich mit dem Gedanken, einen Erstschlag gegen das Romulanische Sternenimperium zu führen, und sie hatte beschlossen Pickett in die Pläne zu dem Unternehmen „THOR´S HAMMER“ einzuweihen.

Ihre Augen richteten sich zu der Stelle neben ihrem rechten Fuß, an dem das von der Klinge tropfende Blut des Toten, der in ihrem Bett lag, einen glänzenden, roten Fleck gebildet hatte, und mit morbider Neugier fragte sie sich, ob grünes Blut eine spürbar andere Viskosität haben würde, als rotes Blut.

Draußen war mittlerweile ein Mann erschienen, den Hoshi Sato augenblicklich identifizierte. John Jefferson Pickett. Selbst von hier oben waren die Züge des Mannes unverkennbar. Er fuhr sich mit einer beherrschten Geste über seinen gepflegten Kinnbart, bevor er etwas zu Commander Gardner sagte. Gleich darauf erklang ein lauter Befehl des Commanders und sechs an den Händen gefesselte Gestalten, noch immer in den Uniformen der Imperialen Sternenflotte gekleidet, und alle im Rang zwischen Konteradmiral und Admiral, wurden von doppelt so vielen bewaffneten Gardesoldaten zur angeleuchteten Hofmauer geführt, wo ihnen die Fesseln abgenommen wurden. Danach nahmen die Gardisten recht und links der Gefangenen Aufstellung.

Vor jedem der sechs Gefangenen blieb Admiral Pickett kurz stehen und blickte ihn angewidert an, bevor er ihm die Rangabzeichen und Orden von der Uniform riss und auf den Boden warf.

Hoshi Sato öffnete das große Fenster einen Spalt, wobei ein kaum sichtbarer Prallschirm ein Entweichen der warmen Luft nach draußen und ein Eindringen kalter Luft verhinderte. Sie wollte die Stimmen der Männer im Hof hören.

Nachdem Admiral John Jefferson Pickett seine ehemaligen Kameraden erniedrigt hatte baute er sich vor ihnen auf und blickte sie der Reihe nach an, wobei seine Gedanken zum gestrigen Tag abschweiften...

 
 

Splitter der Vergangenheit

 

ORT: Paris - Imperialer Palast - Westflügel

DATUM: 13. November 2160

ZEIT: 09:47 Ortszeit

 

Vizeadmiral John Jefferson Pickett hatte Wort gehalten. Als Flottenadmiral Conrad Abel Gardner mit seinem Stab im Palast eingetroffen war, hatte er die Admirale auf der großen Freitreppe der HALLE DER IMPERATOREN erwartet. Diese monumentale Eingangshalle des Imperialen Palastes, in der die überlebensgroßen Statuen sämtlicher bisherigen Imperatoren an den Wänden aufgereiht standen, beginnend mit Imperator Zefram Cochrane, verfehlte seine Wirkung nicht, auf all jene, die zum ersten Mal hierher kamen.

Natürlich lagen die Wurzeln des Imperiums weit vor der Zeit von Cochrane, jedoch war unter seiner Führung zum ersten Mal die gesamte Menschheit in diesem Imperium vereint gewesen, und nicht nur Teile davon, weshalb man diese Statuensammlung mit ihm begonnen hatte, und nicht mit einem Despoten der Prä-Warp-Ära.

Riesige Gemälde an den Wänden zeigten die Szenen ruhmreicher Schlachten des Imperiums, von den Anfängen, Mitte des 20. Jahrhunderts, bis zu den Raumschlachten der Terranischen Sternenflotte in der jüngeren Vergangenheit.

Durch die hohen schmalen Fenster der Halle fielen schräge Lichtstrahlen der tiefstehenden Novembersonne in die Halle, auf deren Marmorboden mit handtellergroßen, ebenfalls marmornen Mosaiksteinen das Logo des Imperiums abgebildet war.

Als Gardner mit seinen sechs Begleitern den ersten Absatz erreicht hatte, auf dem Pickett breitbeinig, mit vor der Brust verschränkten Armen, auf ihn wartete, löste sich der Chef des Geheimdienstes aus seiner starren Haltung und machte einen Schritt auf ihn zu. Er entbot den Imperialen Gruß, und führte die Admirale des Flottenstabes in den, von der Halle kommend, nach links abzweigenden Gang, der in den Westflügel des Palastes führte. An der hinteren Abzweigung trennte er sich von ihnen, nicht ohne Gardner dabei verschwörerisch zu zuzwinkern.

Dank des Planes, den Pickett dem Flottenadmiral überlassen hatte, würde Gardner den Raum finden, an denen der Geheimdienstchef die Waffen versteckt hatte. Dieses geheime Deponieren der Waffen war in der Tat ein beinahe genialer Schachzug gewesen, und ohne zwei, in die Garde eingeschleuste Agenten seiner Abteilung unmöglich gewesen. Denn natürlich wurde jeder Besucher, auch wenn es ein Admiral der Flotte war, mit modernsten Mitteln nach Waffen durchsucht, bevor er auch nur den Vorplatz des Palastes betreten konnte. Da die Wachen nicht immer am selben Ort Dienst taten, sondern nach einem ausgeklügelten Plan des Kommandanten der Palastwache rotierten, war es eine logistische Meisterleistung des Vizeadmirals gewesen, die sieben Waffen in vier Schüben in den Palast zu schmuggeln. Natürlich würde er, John Jefferson Pickett, nach der Verhaftung der sieben Verschwörer dafür sorgen, dass die sicherlich sofort anlaufenden Ermittlungen nach eventuellen Mittätern, genau zu den beiden Agenten führen würden. Erste Regel bei Verschwörungen: Töte die unliebsamen Mitwisser.

Mit einem geradezu mörderischen Blick schritt Pickett durch die weiten Gänge des Palastes. Er hatte Jeffrey Gardner, seinem Ersten Offizier, und Sohn von Conrad Abel Gardner, gegenüber bereits vor einer Woche Andeutungen gemacht, dass er einem üblen Komplott gegen die Imperatrice auf der Spur sei.

Ein Blick auf den Chronograph an seinem Mehrzweckarmband mahnte ihn zur Eile. Der junge Gardner konnte jeden Moment den Palast erreichen, und er wollte unbedingt, dass der Sohn des alten Gardner an seiner Seite war, wenn er seine unliebsamen Konkurrenten, des Verrats beschuldigte. Er wusste um die bedingungslose Treue des Commanders zum Imperium. Was er ebenfalls wusste war, dass dieser Commander, ganz im Gegensatz zu seinem Vater, keinerlei politische Ambitionen besaß. In dieser Hinsicht geriet er mehr nach seiner vor Jahren verstorbenen Mutter.

Als er Commander Gardner gegenüber, letzte Woche, angedeutet hatte, dass sein Vater möglicherweise mit in dieses Komplott gegen Hoshi Sato verstrickt sei, war der Commander natürlich aus allen Wolken gefallen und konnte nicht glauben, was Pickett ihm da eröffnet hatte. Pickett hatte ihn deshalb gebeten dabei zu sein, wenn er, zusammen mit einem Trupp Gardisten, die Verschwörer überführte.

Er war gerade rechtzeitig wieder auf dem Treppenabsatz, um zu sehen, wie Commander Jeffrey Gardner die HALLE DER IMPERATOREN betrat. Eine seiner hervorstechendsten Eigenschaften war seine Pünktlichkeit, auf die man sich auch heute verlassen konnte. Seine ansonsten meist zufriedene Miene drückte an diesem Morgen einen ungewohnten Ernst aus, kein Wunder, wenn man bedachte, was Pickett ihm gegenüber angedeutet hatte. Man merkte ihm deutlich an, dass er noch immer bezweifelte, was man seinem Vater vorwarf.

Mit federnden Schritten durchquerte der Commander die Halle, und eilte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend zu Pickett hinauf. Auf dem Treppenabsatz angekommen entbot er den Imperialen Gruß, wobei sein Blick in den rechten Gang schweifte, aus dem sich ihnen ein Trupp von einem dutzend Gardesoldaten näherte.

Pickett nahm den Gruß des Truppführers im Rang eines Majors zur Kenntnis und wandte sich dann zu Gardner. „Ich fürchte, dass sich mein schlimmster Verdacht bewahrheitet, Commander. Ich habe Ihren Vater und seinen Stab überwachen lassen. Die Admirale haben sich heimlich in den Westflügel begeben, und ich fürchte, dass sie von dort aus versuchen werden, ein Attentat auf unsere geliebte Imperatrice durchzuführen.“

Jeffrey Gardners Blick verfinsterte sich und seine Hand bewegte sich zu der Stelle, an der sich normalerweise sein Phaser befand. Dabei sagte er: „Wenn das alles wirklich wahr ist, Admiral, dann gehören diese Verräter hingerichtet.“

„Sie werden ihrer gerechten Strafe nicht entgehen“, versicherte Pickett. Dann blickte er den Offizier der Gardisten auffordernd an, ließ sich zwei Waffen geben, von denen er eine an Gardner weiterreichte und gab den Anwesenden das Zeichen ihm zu folgen.

Mit schnellen Schritten eilten sie durch den Hauptgang des Westflügels. Am Ende bogen sie schließlich nach Links ab und blieben for der letzten Tür auf der rechten Seite stehen. Pickett selbst machte sich daran, die Klinke der Tür zu ergreifen, während sich Gardner und die Gardisten zu beiden Seiten der Tür verteilten. Sie zogen ihre Waffen und Pickett nickte Jeffrey Gardner zu, bevor er entschlossen die Klinke hinunter drückte, und als Erster in den Raum stürmte, dicht gefolgt von seinen Begleitern, die sich schnell an den Wänden entlang verteilten.

Die Admirale im Raum wurden vollkommen überrascht. Unübersehbar waren die verbotenen Waffen in den Händen der Flaggoffiziere. Conrad Abel Gardner blickte zu Pickett und sein Blick drückte für einen Moment Unverständnis aus. Dann überflog Erkenntnis seine Gesichtszüge, als er das grausame Ränkespiel Picketts durchschaute und mit einer schnellen Bewegung, die nicht einmal Pickett dem Flottenadmiral zugetraut hatte, hob dieser seine Waffe und legte auf den Schuft, der ihn in diese Falle gelockt hatte an.

Für einen Moment durchzuckte Pickett der fürchterliche Gedanke, seinen Gegner unterschätzt zu haben, und nun dafür mit seinem Leben bezahlen zu müssen. Doch bevor der Flottenadmiral abdrücken konnte, hatte ein Mann noch schneller gehandelt:

Commander Jeffrey Gardner.

Der Sohn des Flottenadmirals hatte seine Waffe noch schneller im Anschlag, als sein Vater, und bevor der Grauhaarige abdrücken konnte, hatte sein Sohn bereits gefeuert. Ein grell gelber Energiestrahl zuckte durch den Raum und traf den Flottenadmiral genau in der Brust. Tödlich getroffen entfiel Conrad Abel Gardner seine Waffe und er brach zusammen.

Die übrigen Verschwörer hatten die Sinnlosigkeit Widerstand leisten zu wollen eingesehen. In der Hoffnung vielleicht doch noch lebend aus dieser Sache heraus zu kommen, ließen sie ihre Waffen fallen und ergaben sich den Gardisten.

„Nehmt diese Verräter fest“, wies Pickett die Gardisten an. „Sie werden noch heute abgeurteilt werden, und im Morgengrauen ihrer gerechten Strafe zugeführt. Zur Warnung, und zur Abschreckung an alle, die vielleicht Ähnliches planen mögen. Dieses deutliche Zeichen soll ein Fanal für all jene sein, die glauben, gegen die Imperatrice opponieren und intrigieren zu können.“

Während die Admirale aus Gardner Seniors Stab gefesselt und abgeführt wurden, wandte sich Pickett an Jeffrey Gardner, der noch immer wütend auf die Leiche seines Vaters blickte – ungläubig, dass dieser wirklich Verrat geplant hatte. „Sie haben mir heute das Leben gerettet und sich als loyaler Soldat des Imperiums erwiesen, Commander. Ich werde das nicht vergessen, dessen können Sie sicher sein. Und nun lassen Sie uns gehen. Wir wollen der Imperatrice Bericht erstatten ob dieser Ungeheuerlichkeit.“

Gardner nickte, bevor er Pickett folgte, der sich bemühen musste, sich nicht zufrieden die Hände zu reiben. Alles entwickelte sich so, wie er es vorausgesehen hatte...

 
 

Spiegel der Gegenwart

 

ORT: Paris - Imperialer Palast

DATUM: 14. November 2160

ZEIT: 05:00 Ortszeit

 

John Jefferson Picketts Gedanken kehrten in die Wirklichkeit zurück. Natürlich hatte er im Anschluss an die Berichterstattung sofort die fingierten Beweise aus seiner Schreibtischschublade gefischt, und einigen Agenten seiner Abteilung unmissverständlich befohlen, dass die beiden involvierten Agenten, welche ihm beim Einschmuggeln der Waffen in den Palast geholfen hatten, die Verhaftung nicht zu überleben hatten. Noch im Laufe des frühen Nachmittags wurde ihm der Vollzug dieses Befehls gemeldet. Auf der Flucht erschossen, hatte es im Abschlussbericht Picketts an die Imperatrice geheißen.

Nach einer flammenden kleinen Predigt über Soldatenehre und Loyalität gegenüber des Imperiums, hatte Pickett den Delinquenten auf dem Palasthof jeweils eine schwarze Augenbinde angeboten. Alle hatten abgelehnt, und blickten dem Erschießungskommando, dass nun dabei war Aufstellung zu nehmen trotzig entgegen, wobei sie gegen das grelle Licht der Scheinwerfer nur Schemen erkennen konnten.

Pickett war mittlerweile aus dem Schussbereich getreten, und Jeffrey Gardner gab laut das Kommando anzulegen.

In einer letzten Trotzreaktion, in dem festen Glauben daran, dass ihr Handeln richtig, und zum Wohl des Imperiums gewesen war, entboten sie, wie auf ein geheimes Kommando, beinahe gleichzeitig, den Imperialen Gruß, indem sie sich mit der rechten Faust auf das Herz schlugen und den Arm dann, mit flacher Hand nach vorne ausstreckten.

„Gebt – Feuer!“

Noch während dieses Kommando von Commander Jeffrey Gardner über den Platz hallte, zuckten ein Dutzend grelle Energiestrahlen auf und tödlich getroffen sackten die sechs zum Tode verurteilten, ehemaligen Admirale der Imperialen Sternenflotte zu Boden.

Nur unterbewusst bekam Pickett mit, wie Gardner befahl, die Toten in die Gleiter zu schaffen, während er zu einem der Fenster hinauf blickte hinter dem er, aus den Augenwinkeln, eine undeutliche Bewegung wahrgenommen hatte. Schemenhaft erkannte er dort die zierliche Gestalt der Imperatorin und lächelnd grüßte er hinauf.

Dann wandte er sich ab und begab sich zu Gardner, mit dem zusammen er heute Nachmittag noch eine Audienz bei Hoshi Sato haben würde. Diesmal nicht ohne sich dabei die Hände zu reiben, was nur zu einem geringen Teil an den herbstlichen Temperaturen lag.



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