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Smallville-Expanded - 05

Bloodbrothers
von

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Ein Streit und eine Fahrt nach Metropolis

Gleich am nächsten Tag musste Christian schmerzlich feststellen, dass er nicht gerade sehr viel zu lachen hatte. Am Abend zuvor war alles noch prima gewesen, und hätte ihn sein etwas schlechtes Gewissen, Clark gegenüber, an diesem herrlichen Samstagmorgen nicht auf die Kent-Farm geführt, so wäre es vermutlich auch noch eine Weile prima geblieben.

So aber hatte er sich gleich nach dem Frühstück auf den Weg gemacht, nachdem er kurz per Handy bei Clark angeklingelt hatte, um sich davon zu überzeugen, dass er auch wirklich da war.

Als er dort eintraf, erkannte er schon von weitem Lois Lane auf der Veranda, die sich heftig mit Clark unterhielt. Unterdrückt seufzend marschierte er auf die beiden zu – einerseits konnte er sich gut vorstellen was Clark zu der Aktion sagen würde, die er und Lois gestern Abend initiiert hatten, andererseits konnte Lois echt nervig sein, wenn sie in dieser, für sie schon fast typischen, etwas gereizten Stimmung war. Als er die Treppe erreichte machte er auf sich aufmerksam indem er freundlich grüßend sagte: „Guten Morgen, ihr zwei!“

Beide drehten sich in demselben Moment in seine Richtung, und es war Lois, die ihn anfuhr: „Ich hoffe, dass du dein kleines Schmuckstück bereits herzhaft in ihren hübschen, kleinen Hintern getreten hast! Wenn nicht, dann solltest du das dringend nachholen, wenn du mich fragst!“

Christian blickte, etwas konsterniert über diesen Empfang, von Lois zu Clark, der mit ernster Miene meinte: „Lois und ich hatten gestern Abend ein ernsthaftes Gespräch mit Mandy Walsh, und nachdem wir sie damit konfrontiert haben, was wir herausfanden, hatte sie hat keinen Hehl daraus gemacht, dass Alicia mit an der Sache mit diesem verseuchten Getränk beteiligt war, dass aus den Jungs willenlose Trottel gemacht hat. Sie sagte, dass Alicia den Auftrag gehabt hatte das Getränk zunächst an dir auszuprobieren, bevor sie es dann im großen Stil mit diesem Liebesmolekül versetzt haben.“

„Tja“, machte Lois süffisant. „Wie fühlt man sich denn so als Versuchskaninchen?“

Christian spürte, wie sich die Epidermisdurchblutung seiner Gesichtshaut deutlich steigerte und unbewusst ballte er seine Hände zu Fäusten.

„Ganz toll, Lois“, kommentierte Clark, der ahnte, dass Christian bis zu diesem Zeitpunkt nicht daran hatte glauben können, dass seine Freundin wirklich an dieser Sache beteiligt gewesen war. Dann meinte er zu beiden: „Lasst uns reingehen und reden.“

Lois, die erst jetzt erkannte, wie weit sie mit ihrer letzten Bemerkung über das Ziel hinaus geschossen war, warf Christian und Clark entschuldigende Blicke zu. Dann folgte sie den Jungs ins Haus.

„Meine Eltern sind heute Morgen auf dem Markt, in Granville“, erklärte Clark, während Lois und Christian am Küchentisch Platz nahmen, bevor der Freund eine entsprechende Frage stellen konnte. Er selbst schritt zum Kühlschrank und holte eine Karaffe mit Orangensaft heraus, die er, zusammen mit ein paar Gläsern, auf den Tisch stellte bevor er sich zu ihnen beiden setzte.

Während Christian sich, sichtlich sauer, bediente und etwas von dem Orangensaft in ein Glas schüttete, erklärte Lois verlegen in seine Richtung: „Hör zu, ich wusste ja nicht, dass dir das so nahe geht. Ich dachte, du würdest ahnen wie die Dinge liegen. Ich selbst bin nur so sauer wegen dieser Angelegenheit, weil auch Chloe von diesem Meteoritengesöff probiert hat, und sie mich gestern, im Keller der Schule, fast erschlagen hätte. Weil sie dachte...“ Im letzten Moment realisierte das Mädchen, dass Clark ja auch mit am Tisch saß, und sie unterbrach sich abrupt.

Christian hob bereits fragend die Augenbrauen, als Lois ihn mit weit aufgerissenen Augen beinahe hypnotisierend anstarrte. Er verstand, und verkniff sich die Frage, wie sie den Satz hatte beenden wollen. Statt dessen wandte er sich an Clark und fragte hoffend: „Kann es nicht sein, dass Mandy gelogen hat?“

„Christian, wer hat dir das Getränk gegeben?“

Der Blonde sank etwas in sich zusammen. „Schon gut – ich habe es kapiert, Clark.“

Lois, die darauf brannte Christian zu erzählen wie sie und Clark dahinter gekommen waren, wippelte aufgeregt auf ihrem Stuhl hin und her und platzte schließlich heraus: „Willst du gar nicht wissen wie Clark und ich die Sache haben auffliegen lassen?“

„Ich kann´s mir gut vorstellen“, erwiderte Christian gedankenlos. Erst dann wurde ihm klar was er gesagt hatte und schnell meinte er: „Na, nun erzähl doch schon!“

Etwas verwirrt blickte sie von Christian zu Clark und wieder zurück zu Christian. „Wie schräg seid ihr zwei heute morgen schon wieder drauf? Liegt das an dem Spiel heute Nachmittag? Kommt schon, das ist nur ein Spiel.“

Christian blickte gereizt zu ihr. „Die gesamte Mannschaft ist etwas nervös, weil es Clarks erster richtiger Einsatz, als Quarterback, ist. Aber jetzt erzähl endlich, was los war.“

Lois schüttelte die Gedanken an das Verhalten der beiden Jungs ab und berichtete Christian davon was sich am Vorabend, während der Poolparty, ereignet hatte. Seltsamerweise erweckte Christian den Eindruck, nur mit mäßigem Interesse zuzuhören, während Clark anscheinend äußerst interessiert lauschte obwohl der selbst dabei gewesen war. Jungs waren schon ziemlich komisch.

Erst als Lois Lane zum Ende der Geschichte kam begann Christians Interesse sichtlich zu erwachen, und er konnte seine Belustigung nicht ganz im Zaum halten, als sie erwähnte, wie Chloe und sie anschließend in das wilde Gerangel zwischen Clark und der barbusigen Mandy, die drauf und dran gewesen war ihre Hand unter den Bund von Clarks Shorts wandern zu lassen, hineinplatzten.

„Ich finde, Chloe und du hättet euch wirklich etwas Zeit lassen können“, lachte Christian und blickte augenzwinkernd zu Clark. „Also wirklich, dass du so ein Draufgänger bist, das hätte ich nun wirklich nicht vermutet. Du und Mandy, Brust an Brust, wild auf dem Schreibtisch herum machend und...“

„Ja, lass uns das ganz schnell vergessen, okay“, unterbrach ihn der Schwarzhaarige leicht gereizt, da er nur zu gut wusste, wer ihm diese Szene eingebrockt hatte. Danach blickte er zu Lois und hob auffordernd seine Augenbrauen, bis auch sie grinsend zustimmte und meinte: „Ich weiß nicht was du hast. Als Single kann dir doch niemand etwas vorhalten.“

Clarks Gesicht sprach Bände und Lois hob beschwichtigend ihre Hände: „Schon klar, ich weiß Bescheid. Lana...“

„Komm schon, Lois“, sprang Christian in die Bresche. „Der Gag ist ausgereizt.“

„Das wäre er erst gewesen, wenn ich auch noch Carrie erwähnt hätte, aber du hast es vermasselt, Kraut“, beschwerte sich das Mädchen gereizt bei dem Deutschen. Dann wechselte sie unvermittelt das Thema und fragte: „Was wirst du nun machen? Wegen Alicia, meine ich. Bei dieser Getränkeaktion mitzumischen ist schon starker Tobak.“

„Das ist es“, gab Christian düster zu. „Andererseits hat jeder hier am Tisch bestimmt schon etwas angestellt, auf das er nicht sonderlich stolz ist, denke ich. Ich werde mit ihr reden und sie mit den Tatsachen konfrontieren. Danach werden wir weitersehen.“

„Für einen Moment zeigte Lois eine ungewohnt weiche Seite, indem sie ihr langes, braunes Haar zurücwarf, ihre Hand kurz auf seinen Unterarm legte und ruhig meinte: „Dann sei nicht zu grob zu ihr.“

Beinahe etwas verwundert blickte Christian in ihre Augen und spürte dabei, dass sie seinen Arm bereits wieder los ließ. Es gab also auch noch eine andere Lois – eine die nicht so grob, bestimmend und zynisch war, wie sie nach Außen hin zumeist vorgab. Sie hatte sehr genau gespürt, wie es momentan um ihn stand, etwas das er Lois, wegen ihrer bislang zur Schau gestellten Art, kaum zugetraut hätte. Den Dingen in Gedanken vorauseilend erwiderte er schließlich: „Ich werde versuchen es mir zu Herzen nehmen.“

Lois und Clark beobachteten Christian dabei, wie er sich vom Tisch erhob.

Der Blonde erklärte: „Ihr entschuldigt mich nun bitte, ich habe ein ziemlich unangenehmes Gespräch vor mir, und es vor mir her zu schieben macht´s nur schlimmer.“

Die beiden Angesprochenen blickten Christian nach, als er das Haus verließ, und es war Clark, der schließlich das Schweigen durchbrach und schlicht sagte: „Danke.“

 
 

* * *

 

Alicia hatte vor wenigen Augenblicken erst das gemeinsame Frühstück mit ihren Eltern beendet, als ihr Handy den typischen SMS-Ton von sich gab.

„Da schreibt bereits schon wieder Jemand elektronische Liebesbriefe, am frühen Morgen“, spöttelte Jerome Sterling und zwinkerte seiner Tochter zu, die schnell kontrollierte, dass die SMS wirklich von Christian war. Ungewohnt knapp hatte er geschrieben, dass er sich mit ihr treffen müsse, und dass er unterwegs sei.

Alicia, die ein ungute Vorahnung verspürte, seit sie vor etwa einer Stunde mit Mary Caruk telefoniert hatte, grinste ihren Vater grimmig an und steckte ihr Handy schnell wieder ein. Eilig erhob sie sich vom Tisch und begab sich ins Bad. Irgendwie froh, dass Chris noch nicht da war, als sie es zehn Minuten später wieder verließ, verabschiedete sie sich schnell von ihren Eltern und verließ eilig das Haus. Sie wurde, nach dem Gespräch mit Mary, das merkwürdige Gefühl nicht mehr los, dass Christian über die Aktion der Cheerleader Bescheid wusste und sie wollte vermeiden, dass Christian, im Beisein ihrer Eltern, mit ihr darüber sprach. Schlimm genug, falls es sich wirklich so verhielt.

Sie hatte kaum das Haus verlassen, als sie Christian bereits von weitem, auf seinem Motorrad, erkannte. Schnell schritt sie zum Zaun der Farm um ihn dort zu erwarten.

Nachdem Christian dicht neben der Zaunpforte angehalten hatte, stellte er das Motorrad auf dem Feldweg auf den Seitenständer, stieg rasch von der Maschine und nahm seinen Helm ab. Bereits als er auf Alicia zu kam wusste das Mädchen, dass ihre düstere Vorahnung berechtigt gewesen war. Mary hatte sie darüber informiert, dass Clark Kent alles herausgefunden hatte, und da Christian mit ihm befreundet war lag auf der Hand, dass er es nun ebenfalls wusste.

Die Miene des Jungen sprach eine eindeutige Sprache, als Alicia zu ihm auf den Feldweg trat und sich ihm zögerlich näherte.

Christian blieb einen Schritt vor Alicia stehen und die Tatsache, dass sie ihm kaum in die Augen sehen konnte, sagte dem Jungen alles. Clark hatte Recht gehabt. Auf ihre gewohnte Umarmung verzichtend deutete er den Feldweg entlang und meinte bestimmt: „Du weißt also, warum ich hier bin, und worüber wir nun reden werden. Lass uns ein Stück gehen, dabei redet es sich leichter.“

Das Mädchen schluckte und nickte stumm.

Für eine Weile schritten sie neben einander den Feldweg entlang, und es war Christian, der schließlich das unangenehme Schweigen zwischen ihnen brach. „Alicia, was haben sich die Cheerleader und du dabei gedacht, die Jungs des Teams, und nicht zuletzt mich selbst, mit einem Getränk zu dopen, dass uns mental beeinflusst und darüber hinaus möglicherweise gesundheitliche Schäden verursacht?“

„Mandy und Rhonda haben vorher sichergestellt, dass das Getränk keinerlei gesundheitliche...“

„Darum geht es doch gar nicht, Alicia!“, fuhr Christian seiner Freundin aufgebracht in die Parade. „Hier geht es darum, dass ihr anderen Menschen ihren freien Willen genommen habt! Und was die gesundheitlichen Folgen betrifft dies: Dan Cormay hätte fast den Assistenzcoach erschossen, da er seine, vollkommen unbegründete, Eifersucht nicht mehr unter Kontrolle gehabt hat, und er sitzt nun in Belle Reve ein. Später ist Jason Teague auf Clark losgegangen, obwohl der ihn gerettet hatte. Und schließlich – zu deiner Information – wäre gestern Abend beinahe Lois Lane von ihrer Cousine erschlagen worden, nur weil diese ebenfalls unter dem Einfluss des Getränks stand! Wie nennst du das? Wäre auch nur eine dieser Aktionen schief gegangen, was wäre wohl dann gewesen, in Bezug auf keine gesundheitliche Folgen?“

Erschrocken, bei den letzten Worten ihres Freundes, blickte Alicia ihn inständig an und erwiderte schwach: „Das haben wir alle nicht gewollt, Chris.“

Christians blaue Augen bekamen ein eigenartiges Funkeln, als er erwiderte: „Aber ihr müsst doch damit gerechnet haben, dass ein Getränk, dass ihr mit einer schwach radioaktiven Substanz vermischt vollkommen unberechenbare Folgen zeitigen kann. Ihr könnt doch nicht so naiv gewesen sein, euch zu sagen, alles unter Kontrolle zu haben, bei so einer Aktion. Und wie lange hättet ihr das durchgezogen, wenn´s nicht aufgeflogen wäre? Hattet ihr vor, uns auf unbestimmte Zeit mit diesem Zeug vollzudröhnen?“

Das Mädchen schluckte und fand keine Antwort darauf. Jedes seiner Worte hatte gesessen und sie hätte sich in diesem Moment am liebsten selbst geohrfeigt, weil sie bei dieser Wahnsinnsaktion mitgemacht hatte. Schließlich blieb sie stehen, blickte, mit Tränen in den Augen, zu dem Jungen auf und fragte leise: „Was wird nun aus uns, Chris?“

Der Junge wurde etwas von dieser Frage überrascht, denn er hatte bisher keine Zeit gehabt darüber nachzudenken. Traurig in die Augen seiner Freundin blickend entgegnete er leise: „Ich weiß es nicht, Alicia. In meinem Kopf dreht sich momentan alles. Ich brauche jetzt erst einmal eine Pause, um das alles richtig einzuordnen und zu verdauen. Danach werden wir darüber reden, okay?“

Alicia war nicht in der Lage etwas darauf zu erwidern. Sie fühlte sich so elend, wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Christian hatte sie, vor wenigen Monaten erst, vor einem Verbrechen gerettet, wobei er selbst verletzt worden war, und was hatte sie getan? Tränen rannen über ihre Wangen, als sich Christian, mit maßlos enttäuschter Miene, von ihr abwandte, und langsam den Weg zurück schritt, den sie beide eben erst gekommen waren.

„Chris, ich wollte nicht, dass so etwas passiert.“

Der Junge hob nur beide Hände, ohne sich noch einmal umzudrehen. Dann stieg er auf sein Motorrad, wendete und fuhr davon, ohne mitzubekommen, wie Alicia ihr Gesicht in den Händen vergrub, und begann, bitterlich zu weinen.

 
 

* * *

 

Eine Stunde später hielt Samantha Collins ihre beste Freundin, bei sich Zuhause, in den Armen und streichelte tröstend über ihr Haar, während sie beruhigend auf sie einredete.

„Hör zu, wenn Chris dich nicht mehr lieben würde, dann hätte er doch bestimmt längst Schluss gemacht. Dass er es nicht getan hat und erst einmal in Ruhe über alles nachdenken will zeigt doch nur, dass ihm etwas an dir liegt. Und du kannst es ihm wohl auch kaum verdenken, wenn ich daran denke, was du, und alle anderen Beteiligten, euch mit ihm, und den anderen Jungs des Teams geleistet habt. Das hätte auch noch ganz anders nach Hinten losgehen können, Alicia.“

Alicia gab nur einige erstickte Laute von sich, und Samantha streichelte der Freundin sacht über den Rücken. Für eine geraume Zeit lang schwiegen sie, bis sich Alicia etwas beruhigte und Samantha leise einen erneuten Anlauf nahm, indem sie fragte: „Was habt ihr euch bloß bei einem solchen Blödsinn gedacht. Ihr hättet doch selbst drauf kommen müssen, was für eine Schnapsidee das ist und dass das niemals gutgehen konnte. Ich muss sagen, dass ich an Christians Stelle vielleicht noch heftiger reagiert hätte, als er.“

Alicia hob den Kopf und eine Mischung aus Verwunderung und Enttäuschung lag in den dunklen Augen der jungen Afroamerikanerin.

Samantha erwiderte den Blick ungerührt und erklärte: „Hey, ich bin deine beste Freundin, und du wirst darum nie weniger als die volle Wahrheit von mir hören, okay?“

Alicia blickte in die undefinierbar blau-grün-grauen Augen ihrer besten Freundin und nickte schließlich dankbar. „Du hast ja Recht, Sam. Wenn ich nur wüsste, wie ich das mit Chris wieder geradebiegen kann. Ich liebe ihn doch, und ich habe so schreckliche Angst, ihn durch diese dämliche Aktion zu verlieren.“

Die Blondine tätschelte sacht Alicias Wangen und meinte aufmunternd: „Ihr zwei werdet einen Weg zurück zu einander finden, da bin ich mir ganz sicher, okay. Denn wenn nicht ihr zwei, wer dann?“

„Vielleicht sollte ich noch vor dem Spiel, heute Nachmittag, mit Chris reden, was denkst du, Sam?“

Die Freundin fuhr sich durch das kurze, honigblonde Haar und erwiderte ernst: „Das halte ich für nicht so gut, Alicia. Christian braucht jetzt wirklich erst einmal Zeit, um das alles zu verarbeiten. Wenn er das Gefühl hat, du drängst ihn nun obendrein, dann macht das die gesamte Angelegenheit bestimmt nicht besser. Gib ihm ein paar Tage, auch wenn es dir schwer fällt. Wenn am Ende alles gut ausgehen sollte, dann wäre das ein sehr geringer Preis, findest du nicht?“

Alicia blickte ihre beste Freundin dankbar an und umarmte sie dann noch fester, als bisher schon, wobei sie sagte: „Ich bin so froh, dass du meine Freundin bist, Sam. Du weißt immer einen Rat.“

„Dafür sind beste Freundinnen doch da“, erwiderte Samantha leise. Sie ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sie selbst bald dringend auf einen solchen Rat angewiesen sein würde. Nach einer Weile erklärte sie leise: „Vielleicht ist der Moment gerade nicht optimal, aber ich wollte dir bereits die gesamte Woche über schon etwas erzählen, nachdem ich zuvor lange überlegt habe, ob ich überhaupt wem davon erzählen sollte, und jetzt kann ich es irgendwie nicht mehr länger bei mir behalten, Alicia. Es ist nämlich so: Als ich Neil letzten Monat in Kansas besucht habe, da ist es zwischen uns passiert.“

Überrascht von dieser Eröffnung blickte Alicia verwundert auf. Sie verdrängte ihren Kummer wegen Christian und fragte leise: „Ihr habt mit einander...?“

„Ja. Wir haben mit einander geschlafen, und es war wundervoll. Wir hatten das eigentlich gar nicht geplant, es hat sich einfach so ergeben.“

Alicia wischte sich über die Augen und ein zaghaftes Lächeln überflog ihr Gesicht. „Und da komme ich gerade mit meinem Liebeskummer an. Mensch, Sam, ich freue mich so sehr für euch beide. Liebst du ihn denn wirklich?“

Das blonde Mädchen nickte mit leuchtenden Augen. „Zuerst hätte ich das niemals vermutet, aber als wir auf deiner Geburtstagsfete mit einander getanzt haben, da hat es mich voll erwischt. Ihn aber auch, würde ich sagen. Ich bin mir ganz sicher, dass er der Richtige für mich ist.“

„Dann sind jetzt für uns beide die Zeiten, in denen man uns Mädchen nennen durfte, wohl endgültig vorbei, schätze ich. Aber es betrübt mich, erst jetzt davon zu erfahren.“

Samantha zwinkerte spitzbübisch und ging auf den Tonfall der Freundin ein, froh, dass sie von ihrem Kummer etwas abgelenkt war, und meinte: „Nur noch junge Frauen. Mit Betonung, auf jung. Und hey: Du hast auch etwas gebraucht, bis du mir von deiner Nacht mit Chris erzählt hast.“

„Aber nicht über einen Monat.“

Eine Weile schwiegen sie und Alicias Miene wurde wieder ernster. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich heute wirklich zum Spiel gehen soll, Sam. Chris und den anderen Jungs in die Augen sehen zu müssen wird bestimmt nicht leicht werden.“

„Hey, gekniffen wird nicht“, widersprach Samantha bestimmt. „Ich glaube auch nicht, dass außer Clark und Chris noch jemand von den Jungs weiß, wer alles an dieser Aktion beteiligt gewesen ist, denn die beiden schaue ich nun nicht unbedingt dafür an, dass sie das herum getratscht haben.“

Alicia überlegte einen Moment lang. Dann nickte sie zustimmend. „Richtig, das wäre wirklich nicht die Art der beiden.“

„Ganz genau. Und indem du mich nicht hängen lässt, und mich dabei unterstützt, Chris und die übrigen Spieler nachher kräftig anzufeuern, kannst du schon mal wieder etwas von dem, was du verbockt hast, gutmachen.“

Alicia seufzte entsagungsvoll. „Na, schön. Ganz, wie du meinst.“

 
 

* * *

 

Während des Spiels, am Nachmittag, versuchte Christian nicht permanent an Alicia zu denken, oder an das, was sie und die anderen Mädchen sich geleistet hatten. Er war noch nie besonders nachtragend gewesen, aber dieser Fall lag schon ein wenig anders. Immerhin hatten die Mädchen sowohl mit der Gesundheit der Jungs als auch mit deren freiem Willen gespielt. Und auch wenn nichts Tragisches passiert war – es hätte schlimm enden können.

Er rechnete Alicia hingegen hoch an, dass sie nicht gekniffen, und das Spiel geschwänzt, hatte. Er vermutete, dass in dieser Hinsicht möglicherweise Samantha ein paar Worte gesagt hatte, denn zweifellos hatte Alicia sich, nach ihrem Gespräch am Morgen, nicht an ihre Eltern sondern an ihre beste Freundin gewandt.

Der Gedanke, dass sich Alicia momentan kaum besser fühlen dürfte als er selbst tat ihm leid, aber im Moment brauchte er einfach Abstand um zu entscheiden was aus ihnen werden sollte. Er liebte sie, aber er wollte ihr auch vollkommen vertrauen können.

Während der gesamten ersten Halbzeit grübelte Christian vor sich hin, bevor er kurz vor der Pause eine Idee hatte. Am Morgen hatte ihm seine Tante erzählt, dass sie am Vorabend mit Onkel Jasons Schwester, Annette, telefoniert habe, und dass sich seine Tante Annette beklagt habe, dass sich Christian noch nicht einmal bei ihr habe blicken lassen, nachdem er nun schon seit einem halben Jahr in Smallville leben würde.

In der nächsten Woche standen einige dringende Reparaturarbeiten an der Klimaanlage der Schule an, weshalb sie für drei Tage geschlossen bleiben würde. Vielleicht war das eine gute Gelegenheit auch räumlich etwas Abstand zu Alicia zu gewinnen und dabei gleichzeitig seiner Tante in Metropolis eine kleine Freude zu machen. Zuerst nahm er sich vor, Annette Falken in der Pause davon zu informieren, doch dann beschloss er, sie zu überraschen, um ihr erstauntes Gesicht zu sehen.

In den beiden letzten Vierteln, nach der Halbzeitpause, kam das Team, begünstigt von der mäßigen Leistung einiger Spieler – unter anderem auch seiner eigenen – arg ins Hintertreffen. Lediglich Clark Kent schien in bester Spiellaune zu sein, und durch einen Sechzig-Yards-Hail-Mary-Pass auf Nate Pratt, der seinen Wahnsinnspass in der Endzone fing, konnten die Crows das Spiel in der Schlusssekunde noch auf ein knappes 34:31 drehen.

Kaum verwunderlich, dass die Laune im Umkleideraum, trotz des Sieges, relativ bescheiden war.

Clark Kent beobachtete Christian dabei, wie er, mit hängenden Schultern, was nur zum Teil seinem mäßigen Spiel und dem berechtigten Anpfiff des Trainers dafür lag, den Umkleideraum verließ, und er hoffte inständig für den Freund, dass er einen Weg fand, um mit Alicia zusammenzubleiben.

Als Christian aus dem Gang hinaus auf das Spielfeld trat, traf er dort auf Lois Lane, die auf Jemanden zu warten schien.

„Hi, Lois. Falls du auf Clark wartest, der braucht noch eine Weile.“

„Auf den warte ich nur, um mich von ihm zu verabschieden. Und dann werde ich mich nach einer Gelegenheit umsehen, um nach Metropolis zu kommen.“

Christian blickte das Mädchen überrascht an. „Du willst schon wieder fort?“

Lois nickte grinsend. „Ja. Clark hat seine Verbindung zu Lex Luthor spielen lassen, und der hat den Dekan der Met-U etwas unter finanziellen Druck gesetzt. Und nun werde ich wieder dort zugelassen.“

„Da soll noch einer behaupten, Milliardärssöhnchen wären für nichts gut“, spottete der Junge augenzwinkernd. Übrigens, ich fahre heute Nachmittag zufällig nach Metropolis, um eine Tante zu besuchen. Da könnte ich dich mitnehmen. Na, ja, genau genommen ist sie wohl eher meine Großcousine, aber das hört sich irgendwie schlimm an.“

„Sonst hast du keine Probleme?“, konterte Lois trocken. Dann erwiderte sie grinsend: „Dein Angebot klingt verlockend – dann muss Chloe die Strecke nicht zweimal fahren.“

Christian nickte. „Dann packe ich Daheim nur schnell meine Sachen zusammen und komme pronto zurück. Deine Siebensachen packen wir dann von Chloes Auto in meins und dann kann es losgehen. Was sagst du?“

„Man merkt, dass du Kraut bist – organisieren könnt ihr bekanntlich“, grinste das Mädchen. „Also gut, dein Plan klingt brauchbar. Und Chloe wird froh sein, dass sie die siebenundsechzig Meilen, von Metropolis zurück nach Smallville, nicht allein im Dunkeln fahren muss.“

Christian grinste schief. „Eben. Also bis nachher.“

Als der Junge über die Straße, zu seinem Pickup eilte, erkannte er ein paar Meter weiter Alicia und Samantha. Er überlegte kurz, bevor er zu ihnen schritt und Alicia ansprach: „Alicia, hast du einen Moment?“

Beide Mädchen wandten sich ihm zu und in Alicias Gesicht stand überdeutlich eine unausgesprochene Frage.

Etwas verlegen erklärte der Junge: „Ich fahre für ein paar Tage zu meiner Tante Annette, nach Metropolis, und ich wollte nur, dass du davon weißt. Er wollte noch mehr sagen, doch er wusste nicht wie. So lächelte er lediglich und meinte: „Wir sehen uns dann nächste Woche, Donnerstag in der Schule.“

Damit ging er und Samantha sagte beruhigend zu Alicia. „Na, bitte, ist doch ein gutes Zeichen, dass er dir davon erzählt, damit du dir keine Sorgen machen musst, wo er ist.“

Alicia blickte Samantha dankbar an. „Ja, vielleicht hast du Recht. Am liebsten würde ich jetzt trotzdem hinter ihm her laufen, und ihm um den Hals fallen.“

„Der Moment wird bestimmt schon nächste Woche kommen. Warte mal ab, wenn er dich erst einmal ein paar Tage vermisst hat. Komm jetzt.“

Samantha hakte sich bei Alicia unter und zog sie mit sich.

 
 

* * *

 

Fast zwanzig Minuten lang verlief die Fahrt nach Metropolis, zwischen Christian und Lois, ziemlich wortkarg. Als es Lois nicht länger aushalten konnte, nur so ruhig dazusitzen und auf die Landschaft zu starren, fragte sie schließlich, etwas gereizt klingend: „Willst du vielleicht darüber reden, Chris?“

„Nein.“

„Tja, dein Pech, denn ich werde hier keinesfalls noch länger, stumm wie ein Fisch, sitzen und gelangweilt aus dem Fenster starren.“

Der Junge hustete unterdrückt und sagte dann entschuldigend: „Tut mir leid, Lois, aber die Angelegenheit mit Alicia geht mir etwas an die Nieren.“

„Du vermisst sie bereits“, stellte Lois nüchtern fest. Sie bemerkte den unwilligen Blick des Jungen und lachte: „Oh, komm, um das zu erkennen muss man nun wirklich kein Hellseher sein, Chris. Du bist nach wie vor in Alicia verknallt, und du weißt es. Also besuche deine Tante, in Metropolis, und wenn du wieder in Smallville bist, dann fahr zu Alicia und sage ihr gefälligst, dass du ihr den Blödsinn verzeihen wirst weil du sie nicht wegen einer einzigen Blödheit, die sie zufällig angestellt hat, abservieren wirst, klar?“

„Aye, Sir“, grummelte Christian. Im nächsten Moment lächelte er schwach. „Ich hab es kapiert, Lois. Aber im Moment ist da etwas, das sich dagegen noch sträubt.“

„Alles andere würde mich auch schwer wundern“, erwiderte das Mädchen an seiner Seite. „Ich sage ja auch nicht, dass es so einfach sein wird, wie es sich eben angehört hat. Aber am Ende liebst du Alicia doch, oder nicht?“

„Schon“, räumte Christian ein. Ich denke aber, dass es verdammt schwer werden wird ihr wieder zu vertrauen.“

Lois Augen wurden zu schmalen Schlitzen, als sie Christian von der Seite musterte. „Dann spring, verdammt noch mal, über deinen Schatten. Ich glaube, Alicia hat gemerkt, was sie da angestellt hat, und ich bin mir sicher, dass sie so etwas nie wieder in ihrem Leben machen wird. Und wer weiß, was du dir noch leisten wirst. Also überwinde dich in diesem Fall, und hoffe darauf, dass sie es auch tun wird falls du selbst mal Blödsinn machst.“

Für eine Weile blieb es still zwischen ihnen. Dann sagte Christian: „Danke, Lois.“

„Keine Ursache, Kraut“, erwiderte das Mädchen, schon wieder obenauf. Dann wurde sie etwas ernster und meinte: „Weißt du, ganz am Anfang, als wir uns kennenlernten, da bist du mir schwer auf die Nerven gegangen, und ich dachte erst, du wärst ein ziemlich abgehobenes Bürschchen.“

„Ach – und jetzt?“

„Jetzt gehst du mir zumindest nicht mehr auf die Nerven.“

Lois weidete sich am Gesichtsausdruck des Jungen und fügte ernsthaft hinzu: „Okay, ich denke mittlerweile nicht mehr, dass du abgehoben bist. Sonst würde sich ein Landei, wie Clark Kent, kaum mit dir abgeben, und Ma Kent würde nicht so gut von dir reden. Vielleicht sind wir beide uns in unserer Art nur zu ähnlich. Man sieht sich höchst ungern selbst in einer anderen Person.“

„Da sagst du was“, stimmte Christian, ohne zu zögern, zu.

„He, was soll das denn heißen?“

Das breite Grinsen des Jungen wirkte recht vielsagend. „Siehst du. Genau so ist das, wenn man so ist, wie Lois Lane.“

„Jetzt werd´ mal nicht gleich größenwahnsinnig“, konterte das Mädchen amüsiert. „Niemand kann so sein, wie Lois Lane, klar?“

Christian erlaubte sich ein Schmunzeln. Dann meinte er nachdenklich: „An deiner Stelle würde ich Clark übrigens nicht so schnell als gewöhnliches Landei abstempeln. Nach meiner Meinung steckt in Clark mehr, als das Auge sieht. Anfangs dachte ich ernsthaft, dass Clark und du...“

„Clark und ich?“ Fassungslos blickte Lois ihren Begleiter von der Seite an. „Hör zu, es gibt kein Clark und Lois – oder Lois und Clark, besser gesagt. Clark ist ein naiver junger, durchschnittlicher...“

„...sehr gut aussehender Junge, der dir besser gefällt, als du zugeben willst“, beendete Christian ihren Satz. „Was deine Reaktion eben nur allzu deutlich unterstreicht.“

„Träum´ weiter, Kraut.“

Christian seufzte schwach. „Ganz wie du willst – ich hätte mich da ohnehin nicht eingemischt, oder irgendein Sterbenswort gesagt. Schade eigentlich...“

Einen Moment lang musterte Lois den Blonden prüfend, bevor sie zugab: „Clark ist ganz okay. Für einen Farmerjungen, meine ich.“

„Passt schon“, schmunzelte Christian belustigt. „Ich behalte das für mich.“

„Wehe, wenn nicht“, drohte Lois im Scherz. Dann fügte sie betont grob hinzu: „Und konzentriere dich gefälligst auf die Straße, damit wir nicht sonst wo landen.“



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