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Smallville-Expanded - 04

Reciprocal Effect
von

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Streitgespräche

Nach dem Frühstück standen sich Alicia und Christian im Trainingsraum des Jungen gegenüber. Beide trugen Kopfschutz, Handschuhe und Oberkörperschutz.

Christian war stolz auf das, was seine Freundin mittlerweile in Sachen Selbstverteidigung gelernt hatte. Athletisch war Alicia bereits zuvor gewesen, und sie hatte einen geradezu unglaublichen Ehrgeiz, bei ihrem bisherigen, gemeinsamen Training, an den Tag gelegt.

An diesem Vormittag hatte Alicia bereits zwei Treffer bei Christian gelandet, und während sie sich nun belauernd umkreisten fragte sie mit prüfendem Blick, über die erhobenen Hände hinweg: „Du scheinst heute Morgen nicht voll bei der Sache zu sein? Beschäftigt dich etwas?“

Christian verringerte die Distanz zwischen ihnen unmerklich. „Nichts wirklich Weltbewegendes. Ich habe mich nur gefragt, was du von Clark hältst. Ganz allgemein.“

Alicia versuchte einen Kopftreffer bei Christian anzubringen, doch der Junge wich diesmal rechtzeitig aus. Während sie sich wieder belauerten, erwiderte Alicia: „Wie kommst du denn jetzt auf diese Frage? Ich finde Clark ganz nett.“

Der Blick des Blonden wurde stechend. „Und sonst ist da nichts?“

Ein gefährliches Funkeln erschien in den Augen des Mädchens. „Fängst du jetzt an zu spinnen, Chris? Oder sind dir die Details der letzten Nacht so schnell entfallen?“

Alicia ahnte nicht, dass sie mit ihren letzten Worten genau den wunden Punkt bei Christian getroffen hatte. Es war Clark, und nicht er, der diese Details kannte, und genau das machte ihn momentan beinahe wahnsinnig. Bislang hatte er die geringe Hoffnung gehabt, sie und Clark hätten vielleicht nicht mit einander geschlafen.

Haben sie auch nicht, machte sich eine leise Stimme der Vernunft in Christian bemerkbar. Zumindest hat Alicia nicht mit Clark geschlafen.

An diesem Punkt widersprach sich Christian in Gedanken selbst: Aber Clark hat mit ihr geschlafen, wenn man es genau nimmt.

Fast gleichzeitig startete Alicia einen erneuten Angriff.

Christian wich knapp aus und nutzte einen kurzen Moment, in dem seine Freundin ihre Deckung vernachlässigte, für einen Konterangriff. Er erwischte Alicia am Kopfschutz. Bislang hatte er sich in ihren gemeinsamen Trainings stets zurückgehalten, doch diesmal zog er durch, ohne darüber nachzudenken. Seine ganze Wut hatte er in den Schlag gelegt.

Alicia sah für einen Moment Sterne, bevor alles um sie herum schwarz wurde, und sie rücklings auf die Matte fiel.

Erschrocken blickte Christian Alicia an. Dann löste er sich aus der momentanen Starre, schnürte fieberhaft seine Handschuhe auf und warf sie zur Seite, während er sich schnell zu seiner Freundin hinunter kniete und ihren Puls fühlte.

Zur Erleichterung des Jungen gab Alicia einen Moment später ein leises Stöhnen von sich. Schnell löste er die Handschuhe des Mädchens, schob seinen rechten Arm unter ihre Schulter und hob sie leicht an. Mit der anderen Hand stützte er ihren Kopf. Als sie dabei war, endgültig wieder zu sich zu kommen löste er ihren Kopfschutz und warf ihn achtlos zur Seite. Gleich darauf entfernte er auch seinen eigenen. Er streichelte, beinahe übervorsichtig, ihre Wange, während sie mit flatternden Augenlidern stöhnend ächzte: „Hast du die Nummer von dem Kerl notiert, der mich gerade überfahren hat?“

„Tut mir leid, Alicia, das wollte ich nicht.“

Endgültig wieder zu sich kommend funkelte Alicia ihren Freund an und machte Anstalten sich zu erheben.

Christian half ihr dabei und schließlich stand seine Freundin ihm, wenn auch noch etwas wackelig auf den Beinen, gegenüber. Mit zornfunkelnden Augen erkundigte sie sich gefährlich leise: „Was, zum Teufel, war das eben, Chris?“

Der Junge erkannte in diesem Moment in seltsamer Klarheit, was ihm nun blühte, gerade so, als wäre es bereits geschehen, und da er wusste, dass er es verdient hatte, legte er seine Hände hinter den Rücken, wobei seine rechte Hand das Handgelenk seines linken Armes fest umklammerte.

Es klatschte scharf, als Alicia ihm eine schallende Ohrfeige gab. Dass Christian keinerlei Versuch unternommen hatte, ihr auszuweichen, noch irgend etwas sagte, machte sie nur noch wütender, und sie gab ihm eine zweite Ohrfeige – fester als die erste.

Stumm blickte Christian sie aus seltsam feucht schimmernden Augen an. Er war nicht in der Lage etwas zu sagen und schluckte nur.

Alicia, deren Gefühlsaufwallung beinahe genauso schnell abklang, wie sie entstanden war, schlug erschrocken ihre Hände vor den Mund. Schnell wandte sie sich ab und lief in Richtung des Badezimmers davon.

Wie betäubt blickte Christian ihr hinterher und er ballte seine Hände zu Fäusten. Er musste sofort mit Clark sprechen.

 
 

* * *

 

Nachdem sich Christian und Alicia mehr schlecht als recht von einander verabschiedet hatten, griff der Blonde zu seinem Handy und rief Clark Kent an. Kaum hatte er ihm mitgeteilt, dass er spätestens in einer Viertelstunde bei ihm sein würde, machte sich Christian auf den Weg.

Dreizehn Minuten später hielt der Blonde sein Motorrad vor dem Haus der Kents an, hängte seinen Helm an den Lenker und stieg von der Maschine ab.

Jonathan Kent, der gerade dabei war, das Haus zu verlassen, winkte ihm zu und rief: „Hallo, Chris. Falls du Clark suchen solltest, der ist drüben, in der Scheune.“

Christian grüßte zurück. „Danke, Mister Kent.“ Er lächelte und schritt nachdenklich hinüber zum Eingang der Scheune. Obwohl er wusste wie unsinnig das war, spürte er bereits wieder Eifersucht in sich aufsteigen. Er musste einfach mit Clark über die Vorgänge der vergangenen Nacht reden, oder er würde noch platzen.

Gerade so, als habe Clark nur auf ihn gewartet, fand Christian ihn, gegen das Holzgeländer der Treppe gelehnt, vor. Der Schwarzhaarige blickte ernst zu ihm hinunter und begrüßte ihn mit den Worten: „Hi, Chris. Wir haben ein ernsthaftes Problem, schätze ich.“

„Mit dieser Meinung stehst du nicht allein da.“

Eilig erklomm Christian die Treppe, hinauf zur oberen Ebene der Scheune.

Clark, der ihn dabei beobachtete, machte einige Schritte zurück und blickte den Freund aus einer Mischung aus Verstehen und Verlegenheit an. Sein Blick fiel auf die zu Fäusten geballten Hände des Deutschen und betont humorvoll fragte er: „Willst du mich nun verprügeln, Chris?“

„Unsinn!“, wehrte Christian ab, doch so einfach war es nicht. Den fragenden Blick des Freundes erwidernd gab er zögerlich zu: „Heute Morgen war der Gedanke ziemlich verlockend, muss ich gestehen, aber es hätte wenig Sinn, schätze ich.“

Clark seufzte. „Gar keinen. Hör zu, ich weiß, dass es es sich vielleicht wie eine Ausrede anhört, aber genau genommen ist es nicht so, dass ich mit Alicia geschlafen habe. Und Alicia auch nicht mit mir. Ich steckte lediglich in deinem Körper, während ihr zwei...“

Christian entspannte seine Hände. Er fixierte einen Punkt der Wand, neben Clark, und sagte tonlos: „Ja, ich weiß. Aber es fühlt sich trotzdem so an, als...“ Er blickte Clark direkt in die Augen und erklärte: „Heute Morgen, da war ich so wütend, dass ich Alicia beim Training niedergeschlagen habe. Keine Sorge, ihr ist nichts passiert. Wir trainieren immer mit Schutz. Sie hat nur für eine Weile Sterne gesehen.“

Clark schritt näher und legte seine Hand auf die Schulter des Freundes. Beschwörend erwiderte er: „Chris, ich würde dir niemals Alicia wegnehmen wollen, und ich bin sicher, dass sie nur in dich verliebt ist, und in niemanden sonst. Für sie ist niemals etwas anderes gewesen, als dass sie gestern mir dir zusammen war.“

Christian senkte beschämt den Blick. „Ich Idiot war vorhin total eifersüchtig. Ich habe sie doch glatt gefragt, wie sie dich findet, und als sie mich prompt daran erinnern wollte, was gestern Nacht war, da wurde ich nur noch wütender. Dabei kann Alicia absolut gar nichts dafür, was momentan mit uns beiden passiert, Clark.“

Die Freunde blickten einander in die Augen. Clark war der Erste, der das Schweigen brach und leise erklärte: „Gestern, da fühlte ich mich fast berauscht, Chris. Es war erschreckend, aber auch wunderschön so ganz normal zu sein – Schmerzen zu empfinden, und ohne Angst mit einem Mädchen... Na, ja – der Hauptgrund warum ich Lana bisher immer auf Distanz gehalten habe ist der, dass ich Angst davor habe, sie zu verletzen, wenn wir wirklich... Ich meine...“

Christian schluckte. „Ich verstehe schon.“ Mit schiefem Grinsen fügte er hinzu: „Erinnere mich daran, dass ich für den Schaden am Armaturenbrett deines Pickups aufkomme. Ich habe gestern, direkt nach unserem Wechsel etwas zu fest draufgehauen. Genau genommen warst es aber eher du.“ Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie immer noch in der Nähe der Treppe standen, und fragend meinte er: „Wollen wir es uns nicht etwas gemütlicher machen, Clark?“

Der Schwarzhaarige nickte. „Sicher.“

Während sich Chris in den Sessel am Fenster setzte, nahm Clark auf der roten Couch Platz. Er wunderte sich zunächst über den seltsamen Gesichtsausdruck des Blonden, bevor dieser sagte: „Bevor ich es vergesse, Clark, ich habe in deinem Namen zugesagt, als mich Carrie gestern Abend fragte, ob du dich heute mit ihr triffst. Sie erwartet, dass du sie um 14:00 Uhr abholst.“

„Warum hast du zugesagt?“, fragte Clark etwas konsterniert, beugte sich vor und legte dabei die Fingerspitzen seiner gespreizten Finger gegen einander.

„Hättest du denn abgesagt?“ Nun war die Reihe an Christian überrascht zu sein. „Ich hatte den Eindruck, dass ihr zwei euch ganz gut versteht, bevor ich gestern mit Alicia das TALON verlassen habe.“

„So, hattest du“, konstatierte Clark mit gereiztem Tonfall. „Warum will mich eigentlich jeder Mensch in Smallville mit irgend einem Mädchen verkuppeln?“

„Du kannst ihr ja absagen“, konterte Christian ironisch. „Aber wenn du mich fragst: Ich denke, es würde dir ganz gut tun, mal vor die Tür zu gehen, und einfach den Moment zu genießen, Clark. Und zwar mit Carrie. Vielleicht ist genau das der Grund, warum du nicht fliegen kannst. Du traust dir, und anderen Menschen, zu wenig zu.“

„Wie meinst du das?“

Christian lächelte spöttisch. „Komm schon, Clark, du weißt genau was ich meine. Außerdem finde ich, dass du einigen Freunden gegenüber, die du länger kennst als mich, ein gewisses Risiko eingehen solltest. Zum Beispiel Chloe gegenüber. Du sagst, sie wäre deine beste Freundin – aber dann solltest du ihr mindestens genauso sehr vertrauen, wie du mir vertraust. Und wenn du Lana nicht verlieren möchtest, dann wird dir auch bei ihr kaum eine andere Wahl bleiben. Ich bin mir sicher, dass beide Mädchen es verstehen würden – zumindest aber Chloe.“

Clark blickte den Freund, überrascht wegen seines Ausbruchs, an: „Aber was ist, wenn Chloe es nicht verstehen, und sich von mir abwenden, würde?“

Christian blickte Clark befremdet an. Dann erwiderte er spöttisch „Chloe und sich von dir abwenden? Clark, bevor das passiert tauchen eher die Hexen von Eastwick in deiner Scheune auf und feiern eine rauschende Party. So viel habe selbst ich bereits begriffen.“

Clark rang innerlich mit sich, bevor er meinte: „Es wäre schön, wenn Chloe über mich Bescheid wüsste, doch es ist eine große Verantwortung, die ich ihr damit aufladen würde, und sie ließe sich nicht wieder zurücknehmen.“

„Und was ist mit Lana?“

Clarks Gesicht sprach Bände. Deprimiert stand der Schwarzhaarige von der Couch auf und schritt zum großen Fenster hinüber. Ohne sich umzudrehen sagte er entschieden: „Ich kann Lana und Chloe diese Bürde nicht zumuten.“

Christian erhob sich aus dem Sessel und schritt langsam zur Treppe hinüber. Über die Schulter blickend sagte er ruhig: „Es ist letztlich deine Entscheidung, Clark, aber du weißt, wie die Konsequenzen aussehen. Vergiss nicht deine Verabredung mit Carrie.“

Damit wandte sich Christian ab und schritt die Stufen der Treppe hinab.

Zurück blieb ein nachdenklicher, kryptonischer Junge, der sich den Kopf zermarterte, ob er möglicherweise Christians Rat doch befolgen sollte.



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