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Smallville-Expanded - 01

Black and White
von

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Prolog

Dieser verdammte Regen...

Die tiefhängenden, grauen Wolken über Hagen in Westfalen hatten bereits vor einigen Minuten ihre Schleusen geöffnet, so wie an allen Tagen der vergangenen Woche, und irgendwie passte es zur momentanen Stimmung der beiden hochgewachsenen Personen, die auf dem Friedhof, an dem noch frischen Grab standen.

Der eine ein Endvierziger im eleganten, schwarzen Designeranzug, der andere gerade siebzehn - in schwarzes Leder gekleidet, wobei die einzigen Konventionen an diesen Besuch das weiße Hemd und die schwarze Krawatte waren.

Obwohl der Junge sich fest vorgenommen hatte, sich zusammenzureißen, rannen nun Tränen über seine Wangen. Dabei spürte er kaum, dass sein Vater den Arm um ihn legte und ihn zu sich heran zog. Auch die Augen des Erwachsenen schimmerten feucht.

„Warum sie?“, fragte der blonde Junge mit brüchiger Stimme. „Sie hat doch nie jemandem etwas zuleide getan.“

„Ich weiß es nicht, mein Junge“, antwortete der Mann mit den langsam grau werdenden Schläfen so leise, wie es der Junge kaum gewohnt war. Normalerweise sprach dieser energiegeladene Mann stets mit sonorer tragender Stimme. Passend zu seiner gesellschaftlichen Stellung als Wirtschaftsmagnat. „Aber ich verspreche dir, dass ich nicht eher ruhen werde, bis das BKA die feigen Terroristen, die für ihren Tod verantwortlich sind, ihre gerechte Strafe bekommen haben.“

„Das mach sie nicht wieder lebendig, Papa“, begehrte der Junge zornig auf und ein gefährliches Funkeln lag in seinen strahlend blauen Augen, als er seinen Vater ansah.

Gernot von Falkenhayn erwiderte den Blick seines Sohnes und erwiderte, diesmal mit festerer Stimme: „Das ist richtig, Christian. Aber dennoch müssen diese Mörder zur Verantwortung gezogen werden.“ Er atmete tief durch, bevor er seinem Sohn eröffnete: „Ich habe dir bisher nicht gesagt, dass das BKA vermutet, dass gar nicht sie das Ziel des Attentats war, sondern ich. Und ich fürchte auch um dein Leben.“

Christian blickte seinen Vater, ob dieser unerwarteten Offenbarung überrascht an. Dann sagte er: „Wenn das stimmt, dann musst du untertauchen, zumindest bis man die Täter gefasst hat.“

Gernot von Falkenhayn lächelte schmerzlich. „Du weißt, dass ich das nicht tun kann. Und selbst wenn, dann würde ich nicht davonlaufen, und mein Leben von diesen Attentätern bestimmen lassen.“

Widerspruch lag in den Augen seines Sohnes, doch er wusste natürlich, dass sein Vater Recht hatte. Deshalb presste er in ohnmächtigem Zorn seine Lippen auf einander und blickte wieder auf das Grab seiner Mutter. Sie war erst Mitte Vierzig gewesen. Vor dem Geistigen Auge des Jungen entstand das Abbild ihres gütigen und gleichzeitig hübschen Gesichts, mit den goldblonden Haaren und den blauen Augen, die stets eine leicht verschmitzte Note besessen hatten. Diese äußerlichen Attribute hatte Christian von seiner Mutter geerbt, von seinem Wesen her, kam er eher auf seinen Vater hinaus.

Wie durch Watte hörte er die nachfolgenden Worte seines Vaters.

„Ich kann zwar nicht weg von hier, aber du, Christian. Ich habe in den letzten Tagen darüber nachgedacht, dich nach Amerika, zu deiner Tante Annette, die in in Metropolis wohnt, zu schicken. Mit der Sprache hast du ja keinerlei Probleme. Ein Freund beim BKA hat mir angeboten, dass du einen Pass mit ihrem Nachnamen, Falken, bekommen kannst, den sie nach der Emigration ihres Vaters, während des Zweiten Weltkrieges, dort angenommen hat. Junge, ich wünschte, dass ich das nicht tun müsste, aber du bist gleichfalls ein Ziel, denn über dich würden diese Mörder an mich herankommen, und das wissen sie.“

Christian von Falkenhayn blickte seinem Vater fest in die Augen. Tausend Gedanken jagten sich hinter seiner Stirn. Er wusste, dass sein Vater sich niemals von ihm trennen würde, wenn er nicht wirklich Angst um ihn hätte. Gleichzeitig schien es ihm keine schlechte Idee zu sein, etwas anderes zu sehen, und Abstand von diesem Ort, und somit auch von dem grausamen Verlust zu gewinnen. Aber zu Tante Annette...? Eine Idee durchzuckte ihn und er entgegnete: „Bei Tante Annette würde ich in einem goldenen Käfig wohnen, der mehr Zimmer hat, als das Weiße Haus. Aber wie wäre es, wenn ich bei Onkel Jason und Tante Mary in Smallville wohnen würde. Das liegt von Metropolis doch nur einen Katzensprung entfernt, oder nicht?“

Gernot von Falkenhayn überlegte und meinte zögernd: „Nun, das würde sicherlich gehen, beide haben uns schon so oft aufgefordert, sie wieder einmal zu besuchen, und ich weiß, dass gerade Mary dich in ihr Herz geschlossen hat. Wenn ich Jason und Mary die Situation schildere, sagen sie bestimmt nicht Nein. Aber bist du sicher, dass du es auf einer Farm in Kansas, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, überhaupt aushältst?“

„Länger als bei Tante Annette allemal“, erklärte der Junge und seine Augen drückten aus, dass er sich nicht würde umstimmen lassen. „Zudem trägt Onkel Jason denselben Nachnamen, wie Tante Annette, so dass dein BKA-Fuzzie auch für diese Wahl einen Pass auf den Namen Falken ausstellen kann. Und sollte es mich doch zu Tante Annette ziehen, dann lässt sich das problemlos bewerkstelligen.“

„Dann machen wir es so“, entschied sein Vater und blickte Christian eindringlich an. „Ich hoffe, du weißt, dass ich dich vermissen werde.“

Der Junge schluckte. „Ja, das weiß ich.“ Dann umarmte er seinen Vater und für einen Moment lang hörte er nur seinen eigenen Herzschlag - und den Regen.

Dieser verdammte Regen...



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