Vorwort: Das Paradoxe ist zu paradox zu verstehen.
Ein Wochentag. Ein Monat. Ein Jahr.
Der Tag, an dem die Worte verschwanden, kam plötzlich. Ohne Worte, ohne Ankündigung. Wer hätte es auch warnen können.
Es war kein besonderer Tag, weder sonnig, noch stürmisch. Weder politisch von Bedeutung, noch für irgendeine Person.
Einfach ein Tag. An dem die Worte verschwanden.
Wohin sie gingen, es weiß niemand. Wer weiß, ob es jemand weiß, aber sagen wird er es nicht.
Die Menschen stehen auf wie immer, frühstücken wie immer, gehen zur Schule und zur Arbeit und zum Kindergarten und in den Hof, und sie kommen abends wieder nach Hause.
Aber die Worte, die fehlen. Die Zeitungen sind leer, voller Zeichen ohne Grund. Das Internet ist das Erste, das die Krise überwindet, Bilder haben Hochkonjunktur.
Nun kann man aber nicht mehr den Nachbar grüßen mit Floskeln und flibbrigen Flossen, und nicht mehr nichts mit vielen Worten sagen, denn die Worte sind verschwunden.
Statt wichtigen Informationen nach umso wichtigeren Informationen nebst heftig wichtigen Informationen müssen die Nachrichtensprecher singen, denn wie sonst soll man auf Quote kommen.
Währenddessen entdecken die Schriftsteller und Journalisten das Spiel der Laute neu, und schreiben Bücher über Krach und Melodie.
Die Wirtschaft schreit sich an, wo doch keiner zuhört und selber Krach macht, und Ansagen am Bahnhof klingen anders als sonst.
Wie sehr die Welt plötzlich doch laut geworden ist, von Einem aufs Andere, ganz ohne Worte. Darüber, darunter, mehr als die Definition von Tag lang, mehr als die Definition von Nacht lang.
Und dann wurde es still.
Und das Schlimmste daran - die Stummen haben davon nichts mitbekommen.
