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Echoes

Marco x Ace
von

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Das Echo einer dargebotenen Hand

»Eh?!« Unvermittelt endete die Nacht für Ace in genau jenem Augenblick, als sich der Untergrund, auf dem er schlief, bedrohlich zur Seite neigte. Er versuchte sich noch verschlafen zu orientieren, als er auch schon mit wild rudernden Armen aus seiner Hängematte kippte.
 

»Verdammte Scheiße, was-…« Ace‘ Fluchen ging in ein schmerzhaftes Schnaufen über, als er unsanft auf die Planken des Bodens krachte. Noch völlig benebelt vom abendlichen Gelage und der daraus resultierenden sehr kurzen Nacht stemmte er sich müde und zerknirscht wieder in die Höhe, bereit, dem unverfrorenen Störenfried gehörig die Meinung zu geigen.
 

»Man, was sollte der Mist, he?!«, maulte der Feuerteufel empört und rieb sich den dröhnenden Schädel, bevor er gegen das fahle Licht der offenen Tür blinzelte. Direkt vor ihm ragte ein bedrohlicher Schatten in die Höhe.

»Musste das wirklich sein?!«, klagte Ace dann doch nicht ganz so vehement und laut wie vorgenommen, als er endlich erkannte, wer ihn da so grob aus seinem Schlaf gerissen hatte,- außerdem schnarchten die restlichen Nakama, mit denen er sich die Kajüte teilte, noch glückselig vor sich hin.
 

»Sonst bist du ja nicht wach zu bekommen, yoi.« Marco stand mit den Händen in den Hosentaschen vor ihm und sah unerbittlich auf ihn herab,- die Züge des blonden Kommandanten waren ernst, unnachgiebig und für diese Uhrzeit eindeutig zu frisch, wenngleich seine Augenlider gewohnt auf Halbmast hingen. Muss der Kerl eigentlich nie schlafen? Irgendwie hab ich den echt noch nie schlafen sehen…
 

»Morgendliche Trainingseinheit. Los, komm!«, befahl der Kommandant der ersten Division unbeeindruckt gegenüber Ace‘ Gejammer, der sich mit leidender Miene die geprellte Schulter rieb. Marco quittierte das nur mit dem schlichten Heben einer Braue.
 

»Morgendliche Trainingseinheit…?«, ächzte die Feuerfaust ungläubig und spähte durch Marcos Beine zum Bullauge der Kajüte. Die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen,- da war nichts mehr als ein vager, heller Streifen am Horizont, der auf den dämmernden Morgen hindeutete. »Tickst du noch richtig?! Es ist Nacht, du Vogel!«, empörte sich Ace gequält und starrte vernichtend zu dem blonden Kommandanten auf.
 

Sein Glück war wohl, dass Marco seine unbedachten Worte der frühen Uhrzeit zuschob und deshalb in diesem Moment darüber hinwegsah oder - was wahrscheinlicher war - sich die Bestrafung für später aufhob. »Ich sag’s nicht nochmal…«, raunte der Phönix nur warnend und drehte sich auf dem Absatz herum, ohne sich davon zu überzeugen, dass Ace auch folgen würde.
 

Normalerweise mochte Ace das Konditions- und Kampftraining der ersten Division unheimlich gern, in das ihn der Kommandant seit ein paar Tagen mit einbezog und ihm damit ein gutes Gefühl von Zugehörigkeit und Gemeinschaftssinn vermittelte,- Ace konnte sich beweisen, seine Kontakte in der Mannschaft weiter ausbauen und seine eigenen Grenzen testen, denn er erkannte auch immer mehr, dass diese Crew hier einen himmelweiten Unterschied zu seinen Spade-Piraten darstellte und er selbst noch lange nicht am Ende seiner eigenen Möglichkeiten angelangt war.
 

Aber normalerweise fand das Training auch nicht so verdammt früh statt…
 

Ace streckte dem breiten Rücken des gehenden Blonden die Zunge heraus, stemmte sich anschließend aber schnaufend in die Höhe und angelte nach seinem Hut, welchen er sich missmutig auf den Kopf klatschte.

Das ist bestimmt noch die Rache für die Sache mit dem Koch, vermutete Ace mit einem gewissen Maß an Schadenfreude. Er hätte auch nicht ernsthaft erwartet, dass Marco das kommentarlos auf sich sitzen lassen würde, wenngleich der Phönix diese Angelegenheit die letzten Tage über erst einmal hatte auf sich beruhen lassen.
 

Da fühlt sich der Piepmatz wohl doch auf den Schwanz getreten, musste Ace bei seiner zweideutigen Mutmaßung kichern.
 

Allerdings half ihm das jetzt auch nicht über die bohrenden Kopfschmerzen und das dumpfe Pochen hinter seinen Schläfen hinweg,- alles Anzeichen, die auf zu viel Alkohol und zu wenig Schlaf deuteten. Man, von Blenheims schwarzgebranntem Zeug muss ich in Zukunft echt die Finger lassen, mahnte sich Ace selbst an, während er flink in seine schweren Stiefel schlüpfte.
 

Den letzten Abend hatte er mit der gesamten Crew im Kreise der obersten Kommandanten und Whitebeard selbst gefeiert, die seinen nun offiziellen Beitritt zu ihrer Familie heftig und enthusiastisch begossen hatten,- denn am gestrigen Tag hatte Ace verkündet, dass er den Jolly Roger seiner neuen Familie, das Zeichen Whitebeards, auf dem Rücken tragen wolle und sich damit endgültig und unwiderruflich für die Crew des Kaisers entschieden hatte.
 

Ein ehrliches Lächeln schlich sich auf Ace‘ Lippen, als er an das erfreute, stolze Nicken des alten Mannes dachte, ebenso wie an die fröhlichen und begeisterten Gesichter seiner neuen Nakama, die in überraschend bereitwillig in ihrer Mitte aufgenommen hatten, wenn man die Tatsache bedachte, dass er ihren Kapitän vor ein paar Wochen noch hatte töten wollen.
 

Selbst der kühle Phönix hatte sich am letzten Abend zu einem winzigen, anerkennenden Lächeln hinreißen lassen und Ace dann unter einem kameradschaftlichen Nicken zugeprostet,- eine kleine Geste, welche die Feuerfaust irgendwie besonders gefreut hatte, da man dem kontrollierten Kommandanten normalerweise eher selten eine Regung entlocken konnte.
 

Für einen verschwindend kleinen Augenblick hatte er sich dem Gefühl von ankommen hingegeben und erahnen können, wie eng und innig der Zusammenhalt dieser Crew doch war,- und es gefiel ihm. Das tat es wirklich.
 

Schlurfend folgte Ace Marco nun endlich auch hinauf auf Deck, wo er überrascht, aber völlig unerwartet Thatch erspähte, der sich eben gähnend streckte, bevor er sich gelassen gegen die Reling lehnte und Ace mit einem seltsam schiefen Grinsen begrüßte.
 

Die Feuerfaust sah sich irritiert um, doch außer Marco, Thatch und ihm war wirklich niemand sonst anwesend,- die Moby Dick schaukelte beinahe friedlich über den morgendlichen Ozean und war zu dieser frühen Stunde ungewöhnlich still und leer. Nur die vereinzelten Männer der Nachtwache besetzten ihre Posten auf Deck und untermalten das seichte Schwappen des Wassers mit leisen Gesprächen.
 

Offenbar wird das hier doch keine der üblichen Trainingseinheiten für die erste Division, mutmaße Ace finster, versuchte sich innerlich bereits für kommendes zu wappnen und sich die aufkeimende Unruhe bloß nicht anmerken zu lassen. »Äh, trainiere ich heute etwa ganz allein…?«
 

Marco schwang sich inzwischen locker auf eine in der Nähe befindliche Kiste mit alten Tauen, lehnte sich gegen den Mast im Rücken und schob sich seine Sehhilfe auf die Nase, die bisher an einem dünnen Kettchen um seinen Hals gebaumelt hatte.

»Ja«, antwortete der Phönix einsilbig. Dann steckte er sich routiniert eine Zigarette zwischen die Lippen und klemmte diese in den Mundwinkel. »Wir beginnen heute zum Aufwärmen mit zwanzig Runden im Laufschritt um’s Deck«, erklärte er sachlich und sah Ace auffordernd an, bevor er ein Klemmbrett mit Schreibarbeit hervorzog und das Knie seines angezogenen Beines als Ablage dafür nutzte.
 

Ace blinzelte entgeistert und maß das Deck mit den Augen flüchtig ab. Die Moby Dick war gewaltig und die verlangte Strecke damit echt herausfordernd, selbst ohne Kater; seine - vom Alkohol noch - schweren Glieder schrien jetzt schon allein bei der Vorstellung um Gnade. »Zwanzig?! Spinnst du? Warum nicht gleich vierzig?!«, empörte er sich provozierend.
 

Er bekam gar nicht mit, dass Thatch sofort heftig mit dem Kopf schüttelte und abwiegelnd die Hände hob. Doch der Schaden war eh schon angerichtet…
 

Marco kritzelte seelenruhig irgendetwas auf sein verdammtes Papier und demonstrierte wieder einmal die elende Ruhe in Person. »Gut, für dich einundvierzig, yoi«, erwiderte er nur trocken und machte sich nicht mal die Mühe aufzusehen. »Und jetzt Abflug!«
 

Dieser verdammte…. Ein Knurren entrang sich der Kehle der Feuerfaust. Das macht der doch mit Absicht! Es war wohl mehr als offensichtlich, dass der blonde Kommandant ihn ärgern wollte,- leider war seine Zunge wieder mal schneller als sein Kopf, wenn das Temperament mit ihm durchging.
 

Ace ballte die Fäuste,- unkontrolliert loderten die ersten Flammen an seinem Handgelenk empor und züngelten aufbegehrend über seine Haut. »Das ist kein Training, das ist Folter, du Sklaventreiber!«, warf er dem Vize entrüstet vor und zuckte auch nicht zurück, als sich der Blick des Phönix nun doch hob und ihn fixierte.
 

Marco beobachtete Ace‘ Wutausbruch über den Rand seiner Brille und zog die gebogenen Brauen unbeeindruckt in die Höhe. »Du kannst gern noch weiter diskutieren, aber wenn du nicht bald losläufst, streich ich dir heute auch die Mahlzeiten. Ausnahmslos jede Mahlzeit«, drohte der Phönix mit sichtlicher Genugtuung, als Ace unter dieser Vorstellung merklich erbleichte,- immerhin wusste er inzwischen, wie sehr der kleine Feuerteufel doch am Essen hing. »Und jetzt los. Alle beide, yoi…« Ein anordnender Blick traf nun auch Thatch, der sich bisher unbeteiligt im Hintergrund gehalten hatte.
 

»Waaaaaaaaas?!« Dem Kommandanten der vierten Division fiel die Kinnlade herunter und er gefror in der Bewegung, seine vorsorglich mitgebrachte Kekspackung zu öffnen. »A-aber…warum denn jetzt auch ich, Marco?! Ich dachte, ich wäre nur als moralische Unterstützung für den Jungen hier…«, jammerte Thatch verzweifelt, doch der Phönix ließ sich nicht erweichen,- ausdruckslos ließ er das Klemmbrett in der Hand sinken und inhalierte einen tiefen Zug seiner Zigarette.
 

»Thatch, wie oft habe ich schon gesagt, dass ich diese unsinnigen Aufnahmerituale für die Neulinge nicht dulde? Warst du es nicht, der Ace neulich dazu angestiftet hat, den Koch zur Weißglut zu treiben?«, stellte der blonde Kommandant die sachliche Frage, die eigentlich viel mehr einer unumstößlichen Tatsache glich.
 

»Äh, also eigentlich…« Thatch sah sich hilfesuchend um, doch außer Ace, der eh schon mit ihm in diesem kenternden Boot saß, war niemand hier, der ihn aus dieser misslichen Lage hätte retten können.
 

Natürlich war Marco klar, dass Thatch nicht der alleinige Unruhestifter gewesen ist,- doch was der Phönix dem anderen Kommandanten absolut zugutehielt war dessen grenzenlose Loyalität. Er würde die anderen zwei niemals verraten,- auch wenn Thatch das wahrscheinlich nicht hören wollte, er war eine absolut treuherzige und verlässliche Seele.
 

»Wie du weißt, hab ich gern einen ruhigen, kontrollierten Ablauf an Bord, Thatch«, erinnerte Marco mit bedrohlich tonloser Stimme, die wahrscheinlich furchteinflößender wirkte, als wenn er sich lautstark Gehör verschafft hätte,- vor allem, da warnend bläuliche Flammen in seinen Augen loderten.
 

»Schon gut, schon gut…ich geh ja…«, maulte Thatch mit abwehrend erhobenen Händen, klatschte seine Kekspackung mürrisch auf die Reling und zog sich dann seine Jacke aus. »Hier bleibt einem auch gar nichts erspart…«, murmelte er verstimmt und zerrte den störrischen Ace am Arm hinter sich her.
 

»Los komm, Junge. Glaub mir, es wird nur noch schlimmer, wenn wir uns dagegen wehren…ich kenn das schon…«
 


 

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*Krach*

»Zu langsam.«
 

*Rumms*

»Zu vorhersehbar.«
 

*Krawum*
 

Zum gefühlt hundertsten Mal knallte Ace nun an diesem Morgen auf den Boden,- diesmal mit dem Gesicht voran, während sein linker Arm schmerzhaft auf den Rücken gedreht wurde und ein Knie sich unnachgiebig zwischen seine Schulterblätter bohrte.
 

»Verdammte Scheiße…«, schnaufte er ächzend gegen die von der Morgensonne gewärmten, unbestreitbar harten Planken des Decks, mit denen er inzwischen mehr als innig bekannt war,- mittlerweile war der Tag angebrochen und die Moby in das sanfte, helle Licht des aufgehenden Feuerballs getaucht.
 

»Zu ungezielt«, kommentierte der Phönix seinen letzten Angriff und Ace konnte das amüsierte Schmunzeln in dessen rauer Stimme förmlich hören,- am liebsten hätte er den dämlichen blauen Vogel dafür mit dem Kopf voran durch das nächste Korallenriff gedroschen.
 

Doch die hörbar beschleunigten Atemzüge des Kommandanten über sich besänftigten Ace‘ Temperament ein wenig und ein verstohlenes Grinsen huschte über seine Lippen. Da ist jemand wohl doch nicht so überlegen, wie er denkt. Die Gewissheit, dass Marco ihm an diesem Morgen mehr als eine Lektion erteilt hatte, schob er starrsinnig von sich.
 

Leider war der Kommandant der ersten Division nämlich ein verdammt harter und nicht zu unterschätzender Gegner, der Ace Angriffe geschickt abblockte und dessen Attacken immer bereits im Voraus zu ahnen schien,- nicht einmal war es ihm gelungen, Marco auf die Planken zu schicken, obwohl der auch einiges von der Feuerfaust hatte einstecken müssen.
 

Ace‘ Logia-Kräfte verschafften ihm in diesem Kampf auch keinen wirklichen Vorteil, da das Feuer des Phönix ein ebenbürtiger Gegenspieler für seine eigenen, hitzigen Flammen war.
 

Seine anfängliche Euphorie auf einen Sieg war nach seiner unbedacht geäußerten Herausforderung sehr schnell Ernüchterung gewichen,- nur leider erkannte er seinen Fehler wieder mal zu spät, sonst wäre Ace wohl auch nicht auf die selbstmörderische Idee gekommen, den Phönix immer weiter zu reizen, nachdem sein Stolz durch die unzähligen Runden um Deck merklich angekratzt gewesen war.
 

Das erdrückende Gewicht verschwand nun von seinem Rücken und ließ ihm wieder Luft zum Atmen. »Na los, steh auf«, verlangte Marco ruhig und trat um ihn herum, hinüber zu Thatch, der auf einem Fass hockte und dem blonden Kommandanten eine Wasserflasche entgegen hielt, während er den Junge auf dem Boden fast schon mitleidig angrinste.
 

Thatch hatte Ace noch gewarnt, diese Herausforderung lieber sein zu lassen, doch der hatte natürlich nicht hören wollen,- sein Stolz hatte ihm verboten, die einmal ausgesprochene Kampfansage zurückzuziehen. Außerdem war er auch viel zu neugierig darauf gewesen, was Whitebeards Vize eigentlich wirklich drauf hatte.
 

Keuchend stemmte die Feuerfaust sich jetzt vom Boden hoch und fixierte den nackten Rücken Marcos mit grimmigem Blick,- der Kommandant hatte vor einer Weile sein Hemd ebenfalls ausgezogen und zu Ace‘ Genugtuung glänzte die gebräunte Haut des Älteren ebenfalls vor Anstrengung.
 

»Das ist schon ein wenig unfair…«, nuschelte Ace frustriert, bevor er sich die verschwitzten Haarsträhnen aus der Stirn strich und den Phönix ganz genau beobachtete, um doch noch eine mögliche Schwachstelle ausfindig zu machen. »Ich bin ja wohl kaum in Topform, nachdem du mich ewige Runden ums Deck hast laufen lassen und ich noch dazu einen Kater vom gestrigen Abend habe! Ich kann ja nur verlieren!«, empörte er sich zähneknirschend, während er sich gänzlich aufrichtete und die linke Schulter kreisen ließ, um die schmerzenden Muskeln zu lockern.
 

Seine Argumente waren fadenscheinig, dass wusste Ace auch selbst, denn immerhin wären das auch keine ernst zu nehmenden Ausreden für den Ernstfall,- ganz zu schweigen davon, dass er ja selbst so störrisch auf dieses Duell bestanden hatte.
 

»Kleiner, einen Feind wird es wohl kaum interessieren, ob du vor einem Kampf schon um dein Leben gerannt bist, die ganze Nacht durchgesoffen oder zwischen den Beinen einer Frau verbracht hast. Du hast gefälligst immer vorbereitet und in Topform zu sein«, erwiderte Marco nur trocken und setzte die Wasserflasche an die Lippen, um einen kräftigen Schluck zu nehmen. Sein Brustkorb mit dem beeindruckenden Tattoo hob und senkte sich unter tiefen Atemzügen.
 

Ace beobachtete ihn still und leckte sich selbst die rauen, spröden Lippen, da die Sonne inzwischen merklich höher gestiegen war,- er hätte es an dieser Stelle vielleicht wirklich gut sein lassen sollen, doch aufgeben kam für ihn nun mal einfach nicht in Frage. Er würde nicht klein beigeben!
 

»Ich denke, es reicht für heute, yoi«, erklärte der Phönix ruhig, warf Thatch die Wasserflasche zu und griff nach seinem Hemd, um sich dieses wieder überzuziehen. Tatsächlich wollte er dem Jungen die Chance geben, seine Niederlage an diesem Tag zu akzeptieren und diesen Kampf ohne Schmach oder Schande zu verlassen.
 

Wieder einmal musste Marco zugeben, dass er Ace‘ Verbissenheit bewunderte und nicht nur das,- der Junge war zäh, verdammt zäh, sonst hätte er wohl auch kaum über Tage hinweg gegen Jimbei bestehen können. Außerdem besaß er eine wirklich beachtliche Stärke für sein Alter.
 

Doch der Hitzkopf war zu impulsiv und stürzte sich viel zu unüberlegt in jede Situation,- wenn er das irgendwann abstellen könnte, würde wohl auch der Phönix ernsthafte Schwierigkeiten haben, gegen den kleinen Feuerteufel zu bestehen, denn schon jetzt hatte der Junge einen ordentlichen Schlag drauf.
 

»Komm Ace, lass gut sein. Lass uns lieber zum Frühstück gehen, langsam hab ich nämlich verdammten Hunger«, versuchte ihn Thatch kameradschaftlich zu überreden und mit Essen zu locken, während er sich von seinem Sitzplatz rutschen ließ.
 

Einen letzten Versuch noch! stachelte Ace sich selbst an und nutzte die Gelegenheit, als ihm Marco den Rücken abermals zuwandte. Ich kann nicht einfach aufgeben, wo ich ihn bewusst herausgefordert habe!
 

Er hüllte seinen Körper in tosende Flammen und stürzte rasend schnell auf den blonden Vize zu,- seine Faust war geballt und peilte zielsicher den Nacken des Älteren an, während er sich zu einem mächtigen Satz in die Luft erhob und so mit aller Kraft auf Marco werfen wollte.
 

Doch der Phönix reagierte in letzter Sekunde auf den unerwarteten Angriff,- gewarnt durch das Knistern der Flammen wirbelte er herum, sodass Ace‘ Faust um Haaresbreite an seinem Gesicht vorbei schrammte. Er drehte sich flink zur Seite, um so wenig wie möglich Angriffsfläche zu bieten, war aber doch einen Tick zu langsam.
 

Frustriert knurrte Ace auf, als er seinen Angriff abermals ins Leere gehen sah,- sofort änderte er seine Strategie, als er sah, dass Marco einen Arm hob, um sein Knie zu blocken, was nun auf die Rippen des Vize zielte. Doch die Feuerfaust fixierte sich nicht mehr auf einen direkten Treffer, sondern packte das Handgelenk des Phönix, während ihm die Wucht des eigenen Angriffes nun half, den Älteren mit sich zu Boden zu reißen.
 

Ungebremst donnerten die beiden Kontrahenten somit auf die Planken,- die blauen Flammen Marcos erwachten sofort zum Leben und umschlangen Ace‘ Feuer fauchend, fast beschwichtigend, was ein angenehm kühles Kribbeln auf seiner Haut hervorrief, ähnlich einer elektrischen Entladung, die durch seine Knochen zuckte.
 

Thatch wich mit großen Augen vorsorglich zurück und achtete peinlich genau darauf, sich aus der Reichweite der beiden Flammenwerfer zu halten. »Tja, dann…äh…ich lass euch mal allein. Ihr braucht mich ja nicht…« Thatch entfernte sich mit einem schiefen Grinsen, da er eben entschieden hatte, die Gunst der Stunde zu nutzen und sich vom Acker zu machen, während Marco noch mit Ace beschäftigt war.
 

Die Feuerfaust rollte in den Phönix verkeilt mit diesem über den Boden,- den Schwung des unglücklichen Angriffes nutzend wollte er Marco unter sich zwingen, doch bevor Ace sich seine Vormachtstellung sichern konnte, packte ihn eine große, kühle, mit Haki verstärkte Hand an der Kehle,- unversehens fand sich der Feuerteufel auf dem Rücken liegend wieder, Marcos Finger um seinen Hals gelegt, gegen dessen stahlharten Griff er sich verbissen, aber sinnlos stemmte.
 

Hektisch keuchte Ace seinen heißen Atem in das amüsierte Gesicht des Vize, da der Phönix unweit über ihm thronte,- seine Knie schlossen Ace Hüfte ein, die andere Hand stützte sich knapp oberhalb seines Kopfes auf den Planken auf. »Das war gut, yoi«, stellte der blonde Vize anerkennend fest, raunte ihm die Worte auf Grund ihrer Nähe beinahe vertraut entgegen, was Ace beschämt zurücksinken ließ.
 

Die Feuerfaust gab ein kurzes, spöttisches Schnauben von sich, während sich seine Flammen zurückzogen, die geröteten Wangen aber blieben. »Verarsch mich nicht«, maulte er unzufrieden und wich dem Blick der blauen Augen über sich befangen aus. Diese erneute Niederlage war ja sowas von erniedrigend!
 

»Das tue ich nicht. Das war mein voller Ernst«, erwiderte Marco ruhig und lockerte nun endlich seinen Griff um Ace‘ Hals, bevor er sich wieder in die Höhe stemmte, aber über dem Feuerteufel hocken blieb. »Dein Problem ist einfach, dass du dich viel zu sehr von deinen Gefühlen anleiten lässt. Du bist zu impulsiv und denkst zu wenig nach, Kleiner«, erklärte Marco mit einem seltenen Grinsen auf den Lippen, während er Ace einen Zeigefinger mahnend auf die Stirn tippte,- der schlug seinen Finger mit einem mürrischen Knurren beiseite und schob die Unterlippe schmollend vor, was Marco ein ehrliches Lachen abrang.
 

»Nenn mich nicht immer Kleiner, man! Ich bin kein Kind mehr und außerdem hab ich auch einen Namen!«
 

»Ist mir nicht entgangen, yoi«, erwiderte Marco gelassen schmunzelnd.
 

Der Junge war wirklich ein außergewöhnlicher Hitzkopf und noch dazu manches Mal von so kindlichem Gemüt, dass man kaum glauben mochte, dass da tatsächlich ein erwachsener Mann vor einem stand. Marco ertappte sich abermals dabei, dass sein Interesse für Ace immer mehr wuchs,- Pops' Urteil über den Rotzlöffel war völlig richtig gewesen.
 

Ace hatte mächtiges Potenzial. Er bräuchte wirklich nur jemanden, der ihm zeigte, wie man damit umging…
 

»Deine Schwachstellen sind dein Temperament und dein Starrsinn, Ace. Man kann dich zu schnell reizen und damit einen kopflosen Angriff provozieren. Ebenso sollte jeder gute Kämpfer wissen, wann es genug ist,- für andere und für ihn selbst«, erklärte der Phönix ruhig, während er sich wieder auf die Füße erhob. Dann streckte er dem Jungen entgegenkommend eine Hand entgegen, um ihm aufzuhelfen.
 

Zuerst erwartete Marco schon, dass der Kleine seine helfende Geste ausschlagen würde, da er die dargebotenen Finger abschätzend beäugte, doch schließlich ergriff er seine Hand mit einem Seufzen und ließ sich auf die Beine helfen.
 

Wieder einmal entging dem Phönix das irritierend angenehme Knistern nicht, was ihre Berührungen begleitete und wahrscheinlich von ihren so ähnlichen Teufelskräften stammte, die auf eigenartige Weise miteinander zu kommunizieren schienen,- Feuer verlangte es offensichtlich nach Feuer.
 

Ace schien es auch zu bemerken, denn er ließ Marcos Hand rasch wieder los und verschränkte die Arme vor der Brust. »Bisher habe ich mich mit meinen Schwachstellen aber ganz gut durchgeschlagen«, erklärte die Feuerfaust ärgerlich und spürbar verstimmt, denn offenbar teilte der kleine Flammenwerfer Marcos Sicht der Dinge ganz und gar nicht.
 

»Ich muss dich ja wohl nicht darauf hinweisen, dass ich bereits meine eigene Bande angeführt habe und die Weltregierung mich als Samurai der Meere anwerben wollte?!«, erinnerte Ace nicht ohne gewissen Stolz in der Stimme.
 

»Nein, musst du nicht. Das weiß ich alles bereits. Ich habe deinen Fortschritt auf der Grandline und deine Entwicklung für Pops überwacht, schon bevor du überhaupt auf ihn getroffen bist«, erklärte der Phönix sachlich, während Ace überrascht schien, dass man ihm wirklich eine solche Aufmerksamkeit hatte zukommen lassen.
 

»Und ich habe auch nicht gesagt, dass du schwach bist. Ganz im Gegenteil, Ace. Du bist wirklich begabt und besitzt eine unheimliche Stärke. Wenn du diese Talente nur noch ein wenig mehr schulst und deine Kampfkunst verfeinerst, wirst du selbst Gegner wie Jimbei bezwingen können«, gab der Phönix offen zu und brachte die Feuerfaust damit merklich aus dem Konzept.
 

Ace wollte es sich wirklich nicht anmerken lassen, doch es freute ihn ungemein, dass der Phönix sich nicht über ihn lustig machte, sondern seine Fähigkeiten anerkannte und diese achtete,- das war fast so berauschend wie ein Sieg und ließ seine vorangegangene Frustration förmlich verrauchen.
 

»Wenn du möchtest, dann könnte ich dich privat ein wenig unterrichten. Natürlich zusätzlich neben den regulären Einheiten der Division, an denen du durchaus weiterhin teilnehmen solltest«, bot Marco freimütig an.
 

Eigentlich wusste der Phönix kaum, warum er dieses Angebot einfach so aussprach,- außerplanmäßiges Training mit Ace würde zusätzliche Arbeit für ihn bedeuten und sein Tagesplan war ohnehin meistens völlig vollgestopft. Aber auf der anderen Seite reizte es ihn doch unheimlich, den Jungen zu fordern und sein volles Potenzial wach zu kitzeln, um herauszufinden, was wirklich in ihm steckte.
 

Und irgendwie wollte er diese wichtige Aufgabe auch einfach keinem anderen überlassen, immerhin…ja, immerhin hatte Pops ihm doch auch genau das aufgetragen, oder nicht?
 

Ace blinzelte Marco völlig überrascht an,- so ein Angebot hatte er nun definitiv nicht erwartet, vor allem nicht, nachdem er mehrmals bewusst die Grenzen bei dem Phönix überschritten hatte. »I-ist das dein Ernst? Ich meine…würdest du das wirklich tun?!«, fragte er verunsichert nach, während kribbelnde Vorfreude in seinem Magen erwachte,- offenbar schien Marco tatsächlich einen ebenbürtigen Gegner in ihm zu sehen, sonst hätte er ihm das doch sicher nicht angeboten.
 

Persönliche Trainingsstunden bei Whitebeards Vize waren sicherlich nichts, was Ace leichtsinnig ablehnen würde,- er war überzeugt von seinen Fähigkeiten, aber er hatte in den letzten Wochen auch gemerkt, dass er von der Bande noch einiges lernen konnte. Und so eine einmalige Chance auf noch mehr Stärke und Erfahrung würde er sich gewiss nicht entgehen lassen!
 

»Natürlich ist das mein Ernst«, bestätigte Marco sein Angebot und streckte Ace die Rechte anbietend entgegen. »Also, hast du Lust?«
 

Der Flammenbezwinger schlug auch sofort ein. »Natürlich! Abgemacht!«, erklärte er mit einem breiten, fröhlichen Grinsen und plötzlich überaus lebhaft funkelnden Augen.
 

Marco schüttelte nur schmunzelnd den Kopf über das kindliche Gemüt des Kleinen,- von einem Moment auf den anderen schien sein Frust über die Niederlage verraucht, die Schmach völlig vergessen, während er nun fröhlich vor ihm stand und völlig begeistert von der Idee schien, was den Phönix zugegeben freute.
 

Ace angelte sich seinen Hut vom Boden, den er während des Kampfes verloren hatte, setzte sich jenen lässig wieder auf den Kopf und stolzierte mit einem kecken Grinsen an Marco vorbei: »Na hoffentlich wirst du dein Angebot nicht noch bereuen, alter Mann. Hältst du eigentlich weitere Kämpfe mit mir aus?«, zog er ihn unverschämt auf.
 

Marco hob nur verhalten einen Mundwinkel und zündete sich seelenruhig die nächste Zigarette an. »Da mach dir mal keine Gedanken drum, yoi. Überleg du dir lieber, wie du den Koch überredest, dass du noch etwas vom Frühstück abbekommst. Essenszeit ist nämlich gleich vorbei«, erinnerte er den Feuerteufel schadenfroh.
 

Sofort fiel Ace‘ selbstsicheres Grinsen in sich zusammen und er erbleichte. »Oh scheiße! Verdammt, nein!« Eine Hand hielt den geliebten Hut an Ort und Stelle, während die Feuerfaust gehetzt davonstürmte, um sich bloß noch etwas zwischen die Zähne zu sichern.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2018-12-22T19:50:25+00:00 22.12.2018 20:50
Nette Kampfszene. Die sind schwer zu schreiben, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Deine konnte man sich sehr gut vorstellen. Vor allem, als Ace den Überraschungsangriff gestartet hat und Marco sogar überrumpeln konnte. Hehe ... das hat ein nettes Bild in meinem Kopf ergeben. :P
Ich hätte ja gern mit Thatch getauscht, um das aus nächster Nähe zu sehen, aber dann hätte ich ja auch rennen müssen und nah ... das passe ich lieber. :D
Was mich ein kleines bisschen gestört hat (wo ich aber drüber weg sehe, weil du gesagt hast, dass es deine erste FF ist und es zu Unstimmigkeiten kommen kann) ist der Umstand, Marco als Vize der Whitebeardpiraten zu sehen. Er ist ja lediglich der Kommandant der ersten Division. Aber es passt sehr gut, dass Thatch wohl aufgrund seines doch dezent schlechten Gewissens macht, was er sagt. XD Verdient hat er es ja wirklich. So ein Chaos zu veranstalten als Ritus. Ich kann mir gut vorstellen, wie sehr Marco die Harmonie an Bord schätzt, auch wenn er sicher auch ab und zu mal Mist mitmacht, aber da die letzte Aktion für ihn ja kein gutes Ende genommen hat, ist es klar, dass er die beiden nun leiden lässt. Auf dass es ihnen eine Lehre ist! (vermutlich ist es das nicht, aber egal. XD)
Die drei als Kombination habe ich wirklich am liebsten. Sie sind so ein gutes Team.
Und ich bin ja sehr gespannt, wie sich Ace beim persönlichen Training mit Marco schlagen wird. Würde mich nicht wundern, wenn sich die beiden da nach und nach näher kommen. Zumindest würde ich das sehr befürworten. ;P

Jay
Antwort von:  Ceydrael
23.12.2018 00:10
Oh ja, Kampfszenen sind echt so eine Sache für sich – jede Bewegung muss irgendwie so beschrieben werden, dass auch der außenstehende Leser folgen kann, auch wenn man selbst das gesamte Geschehen schon vollständig und in Farbe im Kopf hat ^^'
Manchmal wäre irgendwas hilfreich, was Gedanken sofort in geschriebenen Worten aufzeichnet xD

Glaub mir, bei dieser Szene – Ace unter Marco, der diesen am Ende auf den Boden drückt – wäre ich auch gern Mäuschen gewesen (hab ich schon erwähnt, dass ich eine Schwäche für den Phönix habe?! :D), aber das versprühte schon eine Art unterschwelliger Erotik, sodass ich seeeehr gerne mit Thatch getauscht hätte... ich hätte sogar das Rennen in Kauf genommen, obwohl ich danach wahrscheinlich tot gewesen wäre xD

Du hast recht, die Sache mit dem Vize ist so ein Ding für sich... ich muss ehrlich zugeben, ich hab es wahrscheinlich so oft irgendwo in anderen Storys gelesen, dass es mir unterschwellig im Gedächtnis hängen geblieben ist und der Umstand, dass Marco die Bande ja dann doch irgendwie übernommen hat, untermauerte diesen „Irrglauben“. Dieses komplexe Kommandantengefüge verleitet aber auch zu solchen Fehlern! ^^'
Dazu scheint Marco echt schon lange ein Teil der Crew zu sein und großes Vertrauen des Kapitäns zu genießen, sodass sich das irgendwie eingeschlichen hat. Ich glaube, im Nachgang wäre es jetzt auch noch schwierig zu ändern – ich nehme es mir jetzt mal als künstlerische Freiheit raus ;D
Würde aber definitiv bei einer weiteren Story besser darauf achten! :)
Von:  Myon-Wolf
2015-08-15T19:11:42+00:00 15.08.2015 21:11
Diesmal etwas ernster mit einem Touch Humor,,,ist auch mal eine nette Abwechslung ^^
Die armen beiden Kommandanten ich will nich 40 Runden übers Deck sprinten müssen aber gut die haben es ja überlebt xD
Der Kampf zwischen Marco und Ace hat mir gut gefallen auch wie du ihre Teufelskräfte so mit in Verbindung bringst wie sich das gehört ^^
Bin gespannt wie es weiter geht, freue mich drauf ^^
Antwort von:  Ceydrael
17.08.2015 19:41
Ja, irgendwann müssen eben auch mal ernstere Klänge angeschlagen werden ;D
Ein bisschen verdient haben Thatch und Ace die Strafe ja auch!^^
Freut mich, dass dich der kleine Kampf überzeugen konnte,- die Szene war gar nicht so einfach zu schreiben.
LG Cey
Antwort von:  Myon-Wolf
17.08.2015 19:44
Aber dann müssen Izou und Haruta auch noch eine Strafe bekommen, gleiches Recht für alle xD
Also ich finde du hast das sehr gut rüber gebracht ich konnte mir bildlich vorstellen wie sie übers Deck rollen :D


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