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Der Skorpion

von

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Kapitel 12

Marcos Pov
 

...„Naaaaaah!“, rief Viktoria wütend und mit hochrotem Kopf aus, während sie heftig gegen die Reling trat.

„Komm Viktoria... Lass sie gehen...Sie kann gut auf sich selbst aufpassen...“, versuchte Marco sie zu beschwichtigen und legte ihr sachte eine Hand auf die Schulter.

„Warum tut sie sowas?! Ist sie von allen guten Geistern verlassen?! Jeder, aber absolut jeder hier an Bord sagt ihr ‚Geh nicht. Es ist zu gefährlich‘ und was tut sie? Verdammt nochmal!“, rief Viktoria weiter aus und stapfte aufgebracht auf und ab.

Marco beobachtete sie etwas genauer und begann schliesslich vorsichtig: „Es geht hier nicht darum, dass sie einfach so gegangen ist, hab ich Recht?“.

Abrupt blieb Viktoria stehen. Marco den Rücken zugewandt. Sie atmete einige Male tief durch und antwortete mit viel ruhigerer Stimme: „Du hast Recht“, sie sah sich um.

„Worum geht es dann?“, fragte Marco und lehnte sich mit dem Rücken an die Reling.

„Das will ich dir hier nicht erzählen“

Marco überlegte. Im Prinzip war man überall auf diesem Schiff in Gesellschaft. Ausser... Aber würde sie das nicht eventuell falsch verstehen? Nein, daran durfte er jetzt überhaupt nicht denken. Er räusperte sich leise und ging einen Schritt auf Viktoria zu.

„Nun ja, eigentlich gibt es nur eine Möglichkeit hier an Bord unter vier Augen zu reden...“, begann er vorsichtig, doch Viktoria drehte sich schlagartig um, packte sein Handgelenk und zog ihn mit sich übers Deck und zur Türe zu den Quartieren, wo sie schnurstracks auf Marcos Zimmer zuhielt. Vor seiner Türe blieb sie stehen.

Marco war etwas verwirrt. Das hätte er jetzt als letztes erwartet.

„Na los, mach schon auf. Du weißt ich teile mir ein Zimmer...“, drängte sie und Marco öffnete die Türe. Er liess Viktoria zuerst eintreten und schloss dann die Türe hinter sich. Viktoria ging im Zimmer nervös auf und ab. Sie sah aus, als würde sie nach Worten ringen.

„Hör zu...“, begann sie nach einer Weile, „Schon bevor ich auf euer Schiff gekommen bin hatte ich diese... nun ja, Träume, weißt du. Und immer wieder habe ich eine Frau mit feuerroten Haaren gesehen. Ich konnte damals natürlich nichts damit anfangen, aber seit Jess wieder hier ist weiss ich, dass sie es war“.

„Das ist doch super. Da scheint ihr beiden wohl eine Art Verbindung zu haben“, warf Marco in auf-munterndem Tonfall ein und lächelte.

„Ja, das mit der Verbindung ist eben so eine Sache, weißt du...“, fuhr Viktoria fort.

Sie schien wieder nach Worten zu suchen und ihre Gedanken förmlich zu ordnen, denn sie sah aus als trüge sie einen geistigen Kampf mit sich selbst aus.

„Es ist so... Diese Träume, die...naja... geschehen meist wirklich. Besonders dann, wenn ich mich zu fast 100% daran erinnern kann. Ich kann meistens nicht sagen, wann das geschehen wird, aber ich erkenne es wenn es so weit ist. Dann ist es als hätte ich dasselbe schon einmal mitangesehen“, erklärte sie weiter.

„Also ein Déjà-vu?“

„Sozusagen, ja“, Viktoria blieb mit einem Mal stehen, drehte sich zu Marco um und ihr Gesichtsaus-druck liess Marcos Herz schwer werden. So viel Trauer hatte er nur sehr selten gesehen.

„Jess und Ace wird etwas furchtbares zustossen Marco“, sagte sie mit einer solch klaren Stimme, dass Marco beinahe das Blut in den Adern gefror.

„Was meinst du mit ‚Etwas furchtbares‘?“, fragte Marco, nachdem er kurz schlucken musste, um seinen Hals frei zu bekommen.

„Das weiss ich nicht genau. Ich sehe Jess blutüberströmt. Ace in Ketten. Dann eine rote Flamme, anders als die von den beiden. Und dann nur noch Trauer. So viel Trauer...“, Tränen liefen über Viktorias Wangen und Marco gab seinem inneren Drang nach und umarmte sie schliesslich. Sie schluchzte nicht. Sie weinte nur still an seiner Schulter, während er sie einfach nur so festhielt...
 

Jess‘ Pov
 

„Kannst du nicht schlafen?“

Ich brauchte nicht mal den Kopf zu drehen, um zu wissen, dass Ace hinter mir stand.

„Ja“, antwortete ich und sah weiterhin aufs offene Meer hinaus. Ace gesellte sich neben mich an die Reling des Bugs und schwieg.

„Warum bist du einfach gegangen ohne mir was zu sagen?“, fragte ich. Doch die Frage blieb in der kühlen Nachtluft stehen. Nachdenklich holte ich mir eine Zigarette aus der Hosentasche, die ich Sanji ausgerissen hatte und zündete sie mir an. Den Rauch lange ausatmend begann ich nochmals:

„Wie kann ich dir vertrauen, wenn du solche Entscheidungen ohne mich triffst?“

Schweigen. Ich nahm einen weiteren Zug von der Zigarette.

„Das kannst du nicht“, antwortete Ace schliesslich, den Blick weiterhin aufs Meer gerichtet. Dieses Mal war ich diejenige, die schwieg. Ich liess dieses Statement eine Weile in der Luft stehen.

„Das mit Teach ist eine Angelegenheit, die ich selbst regeln muss. Es ist nicht an dir diese Bürde zu tragen Jess“.

Ich schnippte den Zigarettenstummel ins Meer und nahm diese Antwort einfach mal so hin.

„Warum hast du meinen Gleiter abgefackelt?“, fragte ich in neutralem Tonfall weiter.

„Ich wollte dich in Sicherheit wissen. Ich wollte nicht riskieren, dass dir etwas zustösst“

Leicht den Kopf schüttelnd erwiderte ich: „Und was, wenn dir etwas zustösst?“

„Dann wärst du in Sicherheit und würdest nicht waghalsig versuchen mich zu retten“

„Und was spricht dagegen, dass ich so etwas Waghalsiges tun würde?“

„Dass ich es, im Gegensatz zu dir, nicht verdient habe überhaupt zu leben“

Diese Aussage schien in der nächtlichen Stille zu verharren, denn ich wusste erst nicht, was ich darauf antworten sollte.

„Wie kommst du darauf, dass du nicht verdient hast zu leben?“, fragte ich nach einer Weile vorsichtig.

„Mein Vater war Gold Roger. Niemand auf der ganzen Welt will, dass seine Blutlinie fortbesteht“.

Warum überraschte mich das nicht? Ich lachte. Ace wandte den Kopf.

„Na und?“, lachte ich auf, „Mein Vater ist Akagami no Shanks! Denkst du, dass irgendwer will, dass diese Blutlinie fortgesetzt wird?!“, ich sah ihn an, „Übrigens habe ich es dir zu verdanken, dass ich diesen Mistkerl sehen musste...“, fügte ich mit einem bösen Blick und missbilligendem Tonfall hinzu.

„Shaaanks?!“, rief Ace worauf hin ich ihm schleunigst eine Hand auf den Mund presste.

„Ja. Und jetzt halt die Klappe. Niemand weiss davon...“, zischte ich, „Ausser unserer gesamten Crew inzwischen...“, bemerkte ich mit einem ungehaltenen Seitenblick. Na das würde etwas werden, wenn wir zur Moby Dick zurückkehrten.

„Auf jeden Fall...“, fuhr ich fort und löste meine Hand von Ace‘ Mund, „Da ich mich nicht verscheu-chen lasse werden wir Teach zusammen finden. Und sobald wir Teach gefunden und fertig gemacht haben, gehen wir zurück. Zusammen. Versprochen?“, fragte ich und sah Ace direkt in die Augen. Er nickte nur.

„Ich meine es ernst“, etwas sehr kleines Weisses flog in mein Blickfeld, ich sah ihm nach und als es auf dem Boden aufkam fuhr ich fort, den Blick wieder auf Ace gerichtet: „Keine Egoaktionen mehr. Egal was passiert. Wir gehen beide zusammen zurück zur Moby Dick und zu unserer Crew. Und wenn dieser Teach doch zu gefährlich ist, lassen wir das ganze bleiben und ziehen uns ausnahmsweise mal aus einem Kampf zurück. Versprochen?“, drängte ich.

„Ja...versprochen“, antwortete Ace schliesslich, doch mir entging nicht, dass er es vermied mir in die Augen zu sehen. Er hatte Recht, ich konnte ihm nicht trauen. Ich musste ihn definitiv im Auge behalten.

Bei der Antwort lächelte ich jedoch, um ihn nichts von meinen Zweifeln spüren zu lassen und sah wieder aufs Meer. Die Sonne ging gerade am Horizont auf. Heute würden wir den Fluss Sandora erreichen und somit die Sandora Wüste, die wir durchqueren mussten, um Yuba und Alabasta zu erreichen. Mir grauste jetzt schon vor all diesem Sand.
 


 

Viktorias Pov
 

„Viktoria! Das kannst du nicht machen! Sei doch bitte vernünftig!“. So ging es schon den ganzen Morgen. Sie hatte ihre Sachen gepackt und eine Möglichkeit gefunden das Schiff zu verlassen. Jetzt brauchte sie nur noch... Viktoria rauschte wieder an Marco und Thatch vorbei und in Jess‘ Zimmer. Sie brauchte etwas von Wert. Etwas, das Jess bestimmt sehr wichtig war. Ungeduldig schaute sich Viktoria um, ein Armband an ihrem linken Handgelenk mit der rechten Hand dabei umklammert.

„Was ist dir wichtig Jess?“, murmelte sie immer wieder, bis ihr Blick schliesslich auf ein altes in Leder gebundenes Buch fiel. Das Armband an ihrem Handgelenk wurde warm.

Sie nahm das Buch vom Regal und öffnete es. Ein Stück Papier fiel heraus.

„Ein Foto?“, murmelte Viktoria erstaunt und hob es auf. Darauf war ein kleines Mädchen mit schar-lachroten Haaren abgebildet auf den Armen seines Vaters, der ebenso rote Haare hatte. Neben ihnen stand eine hübsche junge Frau mit langen wallenden blonden Haaren und dem wärmsten Lächeln, das sie je gesehen hatte. An der unteren rechten Ecke war ein Brandloch zu sehen, doch das Bild an sich war nicht beschädigt.

Schnell steckte Viktoria das Bild ein und eilte aus dem Zimmer, aufs Deck und zur Reling wo sie be-reits eines der Beiboote ins Wasser gelassen hatte.

„Viktoria tu das nicht“, sagte Marco nochmals nachdrücklich.

„Ich muss. Wenn ich es nicht tue bringt sie sich in höchste Gefahr. Wenn es noch nicht zu spät ist..“.

„Sie sind bestimmt schon auf dem Rückweg“, versuchte Thatch sie zu überreden.

„Nein sind sie nicht. Sonst hätten diese ständigen Alpträume aufgehört“, Viktoria sprang hinunter ins Beiboot und legte den Rucksack vor sich hin.

„Es ist doch viel zu weit!“, rief Marco herunter, doch Viktoria lachte nur.

„Bitte! Als ich von meiner Insel aufgebrochen bin damals hatte ich auch nicht mehr als ein solches Boot! Und jetzt weiss ich immerhin wohin ich rudern muss!“.

Mit diesen Worten begann Viktoria zu rudern und entfernte sich Stück für Stück von der Moby Dick.

Sie würde nicht noch einmal zulassen, dass jemand zu Schaden kommt, obwohl sie etwas hätte unternehmen können. Nie wieder...
 

... „General! Befehle!“, Korra Fujitora überblickte ihre gesamte Flotte von 4 Marine Kriegsschiffen von denen nur noch 3 Kampftauglich waren, und das Piratenschiff vor ihnen: „Steuer hart Backbord, bereitmachen zum Feuern!“, befahl sie und alle Soldaten bezogen ihre Posten. Sie kannte die Flagge nicht. Musste wohl eine unbekannte Piratencrew sein. Doch es war ihr ohnehin egal. Pirat war Pirat und jeder von ihnen musste die gerechte Strafe für seine Untaten bekommen.

Endlich lagen sie Flanke an Flanke mit dem Schiff der Piraten und statt den Befehl zum Schiessen zu erteilen rief Korra: „Entern, alle gefangen nehmen und versenken!“.

Das Klirren hunderter Schwerter war zu hören vermischt mit dem Kampfgeschrei der Piraten, die versuchten an Bord zu springen und ihnen tatsächlich die Stirn zu bieten. Ein überlegenes Lächeln zierte Korras Lippen besonders, als sie sie Spürte. Die Anwesenheit einer Person hinter ihr, die bestimmt keiner ihrer Soldaten war.

„Korra... Lange ist’s her...“, erklang eine weibliche Stimme und Korra wandte sich immer noch lächelnd um. Vor ihr stand ihre Zwillingsschwester. Ihr absolutes Ebenbild.

„Viktoria... Wie ich sehe hast du also tatsächlich die Seiten gewechselt“

„Ach diese alte Leier schon wieder? Ich habe dir gesagt, auch du wirst erkennen, wie korrupt und zerfressen dieses System ist“

Korra seufzte: „Nicht schon wieder. Du bist nichts weiter als eine Deserteurin“

„Ich habe die richtige Seite gewählt, Korra. Jede Seite ausserhalb der Marine und Weltregierung ist besser. Und Pirat zu sein macht Spass“, lachte Viktoria und fügte in ernstem Tonfall hinzu: „Dieses Mal bekommst du meine Crew nicht, Korra“, sie zog ihr Schwert.

„Ach Viktoria, haben wir das nicht schon längst geklärt? Du stehst keine Chance gegen mich in einem Schwertkampf“, und auch sie zog ihr Schwert. Viktorias überhebliches Lächeln machte sie rasend. Dem ersten Hieb ihres Schwertes ausweichend sprang sie auch noch rücklings von Bord und auf ihr Schiff gleich darunter. Die Augen verdrehend sprang Korra ihr nach und liess die Attacken nur so auf ihre Schwester niederregnen bis sie sie schliesslich in die Ecke gedrängt hatte. Einige Schreie verrieten Korra, dass sie noch eines der Schiffe verloren hatte. Schwer keuchend standen sie Klinge an Klinge gepresst, die Gesichter keine drei Zentimeter voneinander entfernt da.

„Warum tust du das? Du könntest frei sein“, fragte Viktoria ihre Schwester, „Wir könnten als Schwestern die Meere bereisen“

„Ich bin frei.“, erwiderte Korra trotzig.

„Dass ich nicht lache! Du glaubst nicht, was für eine Erleichterung es war, diese Uniform abzulegen!“

„Du hast sie im Stich gelassen! Die Marine und besonders mich! Du bist einfach desertiert! Und ich habe keine Schwester mehr...“.

Viktoria lachte und liess ihr Schwert sinken: „Du sagst du hast keine Schwester mehr? Du kannst dich selbst belügen, Korra. Aber nicht die Verbindung, die wir ewig teilen werden. Du kannst diese Bindung nicht ablegen, genauso wenig wie unseren mittleren Namen. Und das weißt du verdammt nochmal so gut wie ich“.

Korra liess ebenfalls ihr Schwert sinken: „Lässt du mich dich jetzt endlich festnehmen?“

Viktoria seufzte und hob ihre Hände. Gerade als Korra ihr die Handschellen anlegen wollte fiel ein Schuss hinter ihr auf dem Kriegsschiff und traf Viktoria direkt in die Brust.

„Viktoria!“, rief Korra entsetzt und fing ihre Schwester auf.

Viktoria hielt sich die Hand auf die Wunde und keuchte: „Korra..“, sie sah auf in das schmerzerfüllte Gesicht ihrer Schwester, „So viele Emotionen habe ich ja schon lange nicht mehr in deinem Gesicht gesehen...“, sie lachte mit schmerzerfüllter Stimme.

„Sprich nicht. Wir werden das hinkriegen. Wir haben einen Schiffsarzt...“

„Hör auf Korra... Es ist zu spät...Hör mir bitte zu“

Tränen liefen über Korras Wangen und sie nickte, während sie ihre Schwester noch etwas fester hielt.

„Korra, als erstes nimm dies“, sagte Viktoria leise und streifte sich umständlich einen Armreif ab, den sie Korra in die Hand drückte, „Das ist der Drache, er wird dir bei jeder Entscheidung, die du fällst anzeigen, ob es die richtige ist oder nicht“, sie brach ab und hustete schwer.

„Viktoria..!“, keuchte Korra doch Viktoria schüttelte den Kopf und sprach weiter.

„Dann ist da noch etwas... Sie wissen, dass ich eine D. bin, Korra. Sie werden also alle meine Verbin-dungen zerstören.. Sie werden auch meine Tochter suchen und...“, wieder brach sie ab. Stille Tränen rannen über ihre Wangen.

„Du hast eine Tochter?“, fragte Korra schockiert und Viktoria nickte schwach.

„Finde sie bitte. Beschütze sie... Bitte Korra...“

„Sie werden sie bestimmt nicht töten. Ein Kind hat nichts verbrochen. Ein Kind ist frei von Schuld“

Viktoria lachte bei den Worten bitter, was ihr solche Schmerzen verursachte, dass sie harsch einatmete bevor sie wieder schwach in Korras Armen lag.

„Das ist es, was dieses System in sich birgt, Korra“, keuchte Viktoria, „Sie gehen wortwörtlich über Leichen... auch jene von unschuldigen Kindern. Aus der Angst, dass... aus der Angst, dass wir weiterleben...“, Viktoria schloss die Augen.

„Nein... Viktoria... du bist meine Schwester, du darfst nicht einfach so sterben...“, keuchte Korra entsetzt und hob sie ein wenig mehr in ihre Arme.

Viktoria lächelte mit letzter Kraft: „Schwester... Danke, Korra...“.

Mit diesen Worten starb sie in Korras Armen, die in Tränen ausbrach und ihre Schwester in den Ar-men hielt, bis sie jemanden hinter sich hörte.

„Ehm, General? Wir haben alle gefangen genommen. Befehle?“

„Ein Captain geht immer mit seinem Schiff unter...“, flüsterte sie Stirn an Stirn mit ihrer Schwester und legte sie vorsichtig auf den Boden ihres Schiffes, hob ihr Schwert auf und erhob sich. Dieselbe kalte Mine, wie sie sie immer trug: „Senken“, befahl sie, ging an dem Soldaten vorbei und kehrte auf ihr Schiff zurück.

Während Viktorias Schiff vor ihr in trauernden Flammen aufging nahm Korra noch einmal still Ab-schied von ihrer Schwester, bevor sie das Kommando für den Tag abgab und sich alleine in ihr Quar-tier zurückzog.

In den nächsten Tagen lieferten sie Viktorias Crew in Impel Down ab und begaben sich zurück zum Hauptquartier, wo Korra sogleich zu einem Meeting gerufen wurde.

„General Fujitora, Sie haben wieder einmal sehr gute Arbeit geleistet. Dank Ihnen werden wir wohl bald keinen Platz mehr in Impel Down haben!“, lachte Sengoku und Korra nickte nur dankbar.

„Der Captain der Crew ist tot, nicht wahr? Viktoria D. Fujitora. Ehemalige Marineoffizierin. Deserteurin“, Sengoku las eine lange Liste runter, doch Korra hörte ihn nicht mehr. Wie hatte sie ihre Schwester sterben lassen können?

„General Fujitora? Haben Sie mich verstanden?“, drang plötzlich Sengokus Stimme durch den Nebel.

„Ja, Sir?“

„Wir haben beschlossen, Euch für eure Leistungen für den Posten eines Vize Admirals in Erwägung zu ziehen“

Wiederum nickte Korra nur und murmelte ein benommenes „Danke“.

„Des Weiteren müssen wir uns um Viktorias Vermächtnis kümmern. Hatte sie Kinder?“, fragte Sengoku und Korra zuckte nur mit den Schultern.

„Ich hatte seit ihrem Verlassen der Marine keinen Kontakt zu ihr“, antwortete sie schlicht.

„Gut. Dann müssen wir suchen. Jede Verbindung, die sie danach gepflegt hat. Jede Romanze, die den Leuten aufgefallen ist. Einfach alles. Verhört besonders die männlichen Crewmitglieder. Wenn es ein Kind gibt, findet es und tötet es“, Korras Kopf schnellte hoch, „Das ist alles“, schloss Sengoku und die Gruppe löste sich auf.

Viktoria hatte also Recht gehabt.

Korra verliess den Raum und flüchtete sich auf die nächste Toilette wo sie sich übergab. Das konnte nicht wahr sein... Ein unschuldiges Kind töten? Die Marine hatte doch ihre Gerechtigkeit, warum jetzt auch noch ein Kind? Sollte sie die Marine verlassen, bevor es für sie zu spät war?

Kaum hatte sie diesen Gedanken formuliert schien das goldene Armband von Viktoria zu glühen.

„Was zum..?“, Korra hielt sich das Handgelenk, wo sich das Armband beinahe einzubrennen schien.

War das die Antwort auf ihre Frage gewesen? Sollte sie die Marine verlassen?

Wieder ein Hitzeschub durch das Armband und Korra entschied sich. Sie verliess eiligen Schrittes das Gebäude und hielt auf ihr Schiff zu.

„General!“, ein Soldat salutierte ihr und sie erwiderte den Gruss.

„Wann sind wir bereit zum Auslaufen?“

„Auslaufen? Ehm.. General, wir sind gerade erst angekommen...“, stammelte der Soldat doch Korra blieb beharrlich.

„Wann?“, fragte sie bedrohlich.

„In 30 Minuten“ – „Gut“, Korra drehte sich auf dem Absatz um und ging in die Stadt, die das Haupt-quartier umgab und dort in ihre kleine Wohnung. Sie packte einige Dinge zusammen, die ihrer Schwester gehört hatten, Fotos, Anerkennungen, Artikel, Wantedposter. Dann holte sie eine Karte hervor und fragte sich bei jeder einzelnen Insel: „Soll ich Viktorias Tochter auf dieser Insel suchen?“, bis das Armband wiederum heiss wurde. Dann packte sie ihre sämtlichen Ersparnisse ein und brach auf. Auf, dass diese Insel sie nie wieder sehen würde.
 

Sie hatten einen guten Vorsprung zu den anderen Schiffen, die ausgesandt worden waren, um Viktorias Kind zu töten. Nach knappen 4 Tagen kamen sie auf der besagten Insel an und Korra wies die Crew an sich unauffällig zu verhalten und sie erst zu informieren, wenn sie ein verdächtiges Kind sichteten. Während alle Soldaten in die Stadt gingen entschied sich Korra an den Docks zu bleiben und dort zu suchen.

„Mamaaaaa!“, rief eine Kinderstimme plötzlich und zwei kleine Ärmchen schlossen sich um Korras rechtes Bein. Sie sah nach unten und entdeckte, ohne Zweifel, ihre Nichte.

„Leanne! Komm zurück! Lass den General zufrieden!“, rief ein Mann aus dem Schatten einer Werk-statt, während er hinaus in die Sonne trat, sich die schmutzigen Hände mit einem Tuch abwischend. Korra hob die Kleine in ihre Arme und brachte sie zu ihrem Vater.

„Entschuldigen Sie bitte, aber kannten Sie vielleicht meine...“ – „Viktoria!“, rief der Mann aus und zog Korra in eine Umarmung. Sie löste sich schnell von dem Mann und übergab ihm die kleine Leanne.

„Geh ins Haus, kleine. Mami und Papi kommen gleich nach, ja?“, sagte der Mann zum Mädchen und es tat wie geheissen.
 

„Verzeiht bitte. Ich weiss, dass Ihr nicht Viktoria seid. Aber wenn ihre Schwester persönlich hier auftaucht, kann das nichts Gutes heissen, dachte ich. Das wollte ich der Kleinen nicht antun. Sie hat ihre Mutter lange nicht gesehen“.

Korra unterdrückte aufsteigende Tränen, räusperte sich und atmete kurz durch.

„Ihr habt Recht. Viktoria ist...auf See verstorben...“, erklärte Korra und der Mann nickte nur.

„Ich bin hier wegen Leanne. Die Marine ist hinter ihr her, weil Viktoria...“

„Nein! Ihr könnt sie mir nicht wegnehmen! Sie ist das einzige was ich noch habe!“, wiedersprach der Mann sogleich, doch Korra hob beschwichtigend eine Hand.

„Keine Sorge... Ich bin hier, weil ich Viktoria versprochen habe sie zu schützen. Aber ich müsste sie zumindest eine Zeit lang mitnehmen. Zumindest bis niemand mehr nach ihr sucht“.

„Kommt nicht in Frage!“ – „Denken Sie doch an ihre Tochter!“ – „Das tue ich ja!“

Korra schwieg. Was sollte sie nur tun? Das Kind bei ihrem Vater lassen? Hoffen, dass sie nicht gefunden wird? Oder sie mit sich nehmen?

Beim letzten Gedanken spürte sie eine nunmehr vertraute Wärme an ihrem Handgelenk. Das machte die Sache klar.

„Hören Sie. Ich werde mit der Kleinen untertauchen, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Maximal 3 Jahre. Dann haben Sie Ihre Tochter wieder. Versprochen“

Doch er weigerte sich weiterhin. Korra seufzte: „Nun gut. Ich werde für heute auf mein Schiff zurückkehren und Ihnen Bedenkzeit geben. Morgen früh werde ich wiederkommen und wir werden eine Entscheidung fällen. Bedenken Sie bitte: Sie werden Ihre Tochter töten, wenn sie in die Hände der Marine gerät...“, mit diesen Worten empfahl sich Korra und zog sich auf ihr Schiff und in ihr Quartier zurück, wo sie aufs Bett fiel und an die Decke starrte. Wenn das hier alles vorbei war und sie die Marine verlassen hatte würde sie es Viktoria nachtun. Die Meere bereisen. Die Freiheit geniessen. Und zwar unter ihrem Namen. Ihr zu Ehren. Doch erst musste sie sich um Leanne kümmern. War es die richtige Entscheidung dem Vater bis morgen Zeit zu geben? Hätte sie Leanne einfach gleich mitnehmen sollen?

Und wieder wurde das Armband warm. Doch es konnte bestimmt bis morgen warten. Sie hatte es schliesslich versprochen...
 

...Viktoria schrak aus ihren Erinnerungen auf. Tränen auf ihren Wangen. Wie lange war sie nun schon gerudert? War sie überhaupt noch auf Kurs? Hastig schaute sie sich um. Doch statt des erwarteten endlosen Ozeans, den sie rund um sich herum erwartet hatte fiel ihr Blick auf ein knallgelbes U-Boot keine 20 Meter weiter. Jess hatte etwas von einem Gelben U-Boot erzählt. Könnte es sein, dass es das von Law war? Sollte sie einfach mal an Bord gehen, ehe sie wieder abtauchten?

Der Antwort ihres Armbands folgend ruderte sie hin. Niemand war an Deck. Viktoria sprang an Bord und wartete. Keine Minute später lag eine Schwertklinge seitlich an ihrem Hals und eine kalte Stimme hinter ihr sprach: „Was will ein ehemaliger Marinegeneral an Bord meines Schiffes?“.



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