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Amnesia

Wenn die Erinnerung streikt
von

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Kapitel 28

~Uruha POV~
 

Ein ungewohntes Gewicht auf meiner Brust, ließ mich am Morgen die Augen aufschlagen. Müde richtete ich meinen Blick nach unten und musste unwillkürlich lächeln. Aois Kopf lag auf meiner Schulter, sein Arm an meinem Bauch. Ein friedliches Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er sich enger an mich kuschelte. Wenigstens hatte er die restliche Nacht durchgeschlafen und war nicht wieder von Alpträumen geplagt worden. So aufgelöst hatte ich ihn bisher nur ein Mal gesehen und das war vor zwei Wochen gewesen, als ich Idiot die Unterführung benutzt hatte. Während ich meinen Gedanken nachhing streichelte ich über seinen Oberarm. Ein leises Murren entkam ihm, was mich zum Lachen brachte. Er blinzelte träge. „Hey mein Schatz! Na? Bist du endlich aufgewacht?“ Er machte keine Anstalten sich zu bewegen, sondern schloss die Augen wieder. „Was denn? Bekomm ich keinen Guten-Morgen-Kuss? Wie langweilig!“ Eigentlich hatte ich nur vor gehabt ihn ein bisschen zu ärgern. Umso erstaunter war ich, als er sich streckte und mir wirklich einen Kuss auf die Lippen hauchte. „Guten Morgen!“ Seine Stimme hörte sich noch müde an, etwas kratzig. Er kuschelte sich wieder an mich und seufzte leise. „Kou? Für gestern … danke!“ Ich schüttelte meinen Kopf. „Nicht dafür!“ Seine Finger begannen kleine Kreise auf meine Brust zu malen, während er sich nachdenklich auf die Unterlippe biss. Dann hob er seinen Blick wieder um mich anzusehen. „Ich habe lange nachgedacht Kouyou. Auch über die Dinge, die du gestern beim Tempel zu mir gesagt hast.“ Dieser Dummkopf. Hatte er etwa die ganze Zeit gegrübelt? War er deshalb so ruhig gewesen? Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er mein Liebesgeständnis erwiderte. Er war noch nicht so weit. Zärtlich ließ ich meine Finger über seine Wange streicheln. „Du musst nicht darauf antworten, das weißt du?“ „Fall mir nicht dauernd ins Wort! Es fällt mir schon schwer genug darüber zu sprechen, wenn du mich nicht unterbrichst!“, moserte er und funkelte mich wütend an, was mich dazu brachte meine Lippen fest aufeinander zu pressen. Er seufzte leise und setzte sich auf. Dann griff er nach meiner Hand und sah mir wieder in die Augen. Ich erwiderte seinen Blick, wusste aber nicht, was ich davon halten sollte. So war er doch noch nie drauf gewesen.
 

„Du bist unglaublich Kou, weißt du das eigentlich?“ Verwirrt runzelte ich die Stirn. „Du bist immer für mich da gewesen. Seitdem ich in diesem Krankenhaus aufgewacht bin, warst du immer an meiner Seite. Ich weiß, dass es dir oft sehr schwer gefallen ist.“ Ich wollte ihn unterbrechen, wollte ihm sagen, dass er nicht so einen Blödsinn daherreden sollte, aber sein wütender Blick vorhin erschien wieder vor meinem inneren Auge und ließ mich stocken. „Du hast dich selbst immer hinten angestellt. Es ging dir immer nur um mich! Natürlich habe ich mitbekommen, wie deine Gefühle für mich aussehen. Ich wusste es seit dem Moment, als du mir im Krankenhaus gesagt hast, dass wir ein Paar wären. Ich … Es tut mir so leid.“ Aoi stockte und schluckte trocken. Was meinte er? Wovon sprach er? Was tat ihm leid? Meine Finger schlossen sich fester um seine Hand, nicht bereit dazu ihn gehen zu lassen. „Ich … ich war mir so lange unsicher. Ich wusste nicht ob ich das gleiche für dich empfinden könnte! Aber … je mehr Zeit ich mit dir verbringe, desto mehr sehne ich mich danach noch mehr Zeit mit dir zu verbringen. Es ist nie genug!“ Er begann meinen Handrücken zu streicheln und erwiderte meinen Blick ernst. „Ich fühle mich so … lebendig, wenn du in meiner Nähe bist! Wenn ich dich ansehe, dann ist das Einzige an das ich denken kann, dass ich dich küssen will! Das ist doch nicht etwas, das Freunde füreinander empfinden! Es tut mir so leid, dass ich so blind war und dir damit wehgetan habe.“ Er leckte sich über die Lippen und atmete leicht zitternd aus. „Ich möchte es versuchen. Ich möchte wissen wie es ist mit dir zusammen zu sein. Kouyou … ich …“ Sein Blick war fest, als er meinen erwiderte. „… ich glaube ich liebe dich!“
 

Glück. Unsagbares Glück durchflutete mich. Wie lange hatte ich darauf gewartet, dass er diese Worte sagte? Diese drei kleinen Worte, die ich seit über einem halben Jahr so schmerzlich vermisste. Ich wusste, dass er sie ernst meinte. Er wich mir nicht aus, erwiderte meinen Blick ernst, bis ihn etwas, zu einem hinreisenden Lächeln verlockte. Ich hob seine Hand an meine Lippen und hauchte einen Kuss auf die Fingerknöchel. „Meine Gefühle kennst du ja schon. Aber ich sage es dir gerne immer und immer wieder. Ich liebe dich, Yuu Shiroyama! Ich habe dich immer geliebt und ich werde dich immer lieben! Ich werde dich nie mehr wieder gehen lassen! Du weißt doch schon längst, dass du zu mir gehörst!“ Ich konnte den eindeutigen Besitzanspruch in meiner Stimme nicht verbergen. Ich hatte meine Eifersucht so lange zurückgestellt. Jetzt brach sie aus mir heraus. Ein angenehmer Schauer durchströmte mich, als er sich langsam zu mir hinüberbeugte. Kurz bevor sich unsere Lippen zu einem zärtlichen Kuss trafen glaubte ich seine Stimme zu hören. Und verdammt noch mal, er sagte ja!
 

Wieder fing ich seine Lippen zu einem sanften Kuss ein, der unsere Worte nur noch einmal bestätigte. Ich vergrub meine Finger in seinen Haaren und drehte mich mit ihm, sodass ich nun auf ihm lag und ihn auf die Matratze drückte. Aoi allerdings schien das nichts auszumachen. In seinen Augen blitzte Verlangen auf, als er sich hochstemmte und mich erneut küsste. Es war, als wären alle Barrieren und Schranken seit gestern Abend weg. Ihn nun endlich wieder berühren zu dürfen war so schön! Unser Kuss änderte sich, wurde intensiver, hitziger. Sein leises Keuchen im Ohr streichelte ich über seine Brust, während sich meine Zunge mit seiner duellierte. Meine Finger umfassten seinen Oberschenkel, streichelten langsam nach oben zu seinem Hintern, während ich ihn leicht anhob, sodass er den Rücken durchstrecken musste. Aoi schlang seine Arme um mich und zog mich wieder zu sich hinunter. Das Klopfen an der Zimmertür ließ mich hochfahren. „Ja?“, rief ich, während ich versuchte meinen Atem unter Kontrolle zu bekommen. „Kommt ihr zum Essen hinunter?“ Auch Aois Brustkorb hob und senkte sich schnell. Ich streichelte über die weiche Haut an seinem Hals und stellte erfreut fest, dass er davon eine Gänsehaut bekam. „Merk dir, wo wir waren! Wir machen später weiter“, flüsterte ich ihm ins Ohr und biss in sein Ohrläppchen. Laut erwiderte ich: „Ja Mama, wir sind gleich da!“ Ich küsste ihn wieder und erhob mich schließlich, was ihm einen unwilligen Laut entlockte.
 

Als wir eine halbe Stunde später mit feuchten Haaren das Speisezimmer betraten, saßen beinahe alle am Tisch. „Na ihr beide? Habt ihr gut geschlafen?“ Meine Mutter lächelte liebevoll und schenkte uns beiden Kaffee ein, bevor sie wieder in der Küche verschwand um mit meinem Vater zusammen das Essen vorzubereiten. Aoi hob die Tasse auch gleich an seine Lippen um einen Schluck zu trinken. Ich beobachtete ihn dabei und begann zu schmunzeln. „Hey Brüderchen! Du strahlst ja regelrecht, ist da gestern Nacht noch was zwischen euch gelaufen?“ Ich verschluckte mich an meinem Kaffee und begann zu husten. Mein Freund lächelte gutmütig und klopfte mir auf den Rücken. „Nara! Selbst wenn es so wäre, ginge es dich nichts an!“ Solche Kommentare war ich eigentlich eher von meiner anderen Schwester gewohnt. Apropos… „Wo ist denn Kairi?“ Makoto saß immerhin bereits am Tisch. Ich hatte sofort seine Aufmerksamkeit, als ich den Namen meiner Schwester aussprach. „Keiji hat sich die halbe Nacht übergeben und hat Fieber. Sie sieht gerade nach ihm.“ Ach verflucht! Der arme Kleine! „Und Shinji?“ „Der hatte gerade einen Tobsuchtsanfall, weil er keinen Schokoriegel zum Frühstück bekommt und ist deshalb in seinem Zimmer!“ Ach ja die neuen Erziehungsmethoden. Jetzt gab es nicht mehr einen Klaps auf den Hintern sondern Einzelarrest im Zimmer. „Guten Morgen alle zusammen!“ Kairi betrat mit Keiji auf dem Arm das Esszimmer. „Wenn man vom Teufel spricht…“ „… dann kommt er!“, ergänzte ich Naras Satz und grinste, als Kairi uns mit hochgezogenen Augenbrauen ansah und Keiji auf ihrer Hüfte zurechtrückte. Der Kleine hatte ganz rote Wangen vom Fieber und sah ziemlich groggy aus. Müde kuschelte er sich an seine Mama.
 

„Mama ich hab Hunger!“ Shinji stand an der Tür und lugte vorsichtig ins Zimmer. Er schien sich nicht ganz sicher zu sein, ob er aus der Haftstrafe entlassen worden war oder nicht. „Dann komm rein und setz dich auf deinen Platz!“ Makoto zog den Sessel für ihn zurück, damit er sich setzen konnte und sah dann zu Keiji, den Kairi in den Hochstuhl setzte. Eine viertel Stunde später hatte ich meinen Kopf auf die Hand gestützt und sah zu, wie Keiji sein Essen auf dem Teller verteilte, während Kairi und Makoto ihn zu ermuntern versuchten es wenigstens zu probieren. Allerdings war der Erfolg eher mäßig. Mein Neffe weigerte sich vehement dagegen. „Hast du nicht gehört? Mama hat gesagt, dass du was essen musst, du Dummi!“, motzte Shinji dann und noch bevor jemand eingreifen konnte, hatte er Keiji eine Kopfnuss verpasst, was diesen dazu brachte lautstark loszuheulen. „Du sollst deinen Bruder nicht hauen!“, schimpfte Makoto und klopfte Shinji auf die Finger. Nun schien also die Haftstrafe zugunsten der Prügelstrafe aufgehoben worden zu sein. Shinji sah Makoto aus großen Augen an und gleich darauf begann auch er mit dem Gebrüll. Ich kam mir vor, wie im Irrenhaus. Auch Aoi sah nicht gerade glücklich aus. Das Geheule der Kleinen wurde nur noch lauter, als Kairi versuchte sie zu beruhigen. Aoi hob langsam eine Hand an seine Schläfe und begann sie mit leichtem Druck und kreisenden Bewegungen zu massieren. Sein Blick war aber immer noch auf die vier gerichtet. „Shinji! Hör auf zu weinen! So weh kann das gar nicht getan haben!“ Mein Versuch ihn dazu zu bekommen sein Gejammer abzustellen scheiterte kläglich. Er schien aus Trotz nur noch lauter zu kreischen. „Keiji, Schatz hör auf zu weinen!“, bettelte Kairi.
 

Ich spürte wie Aoi sich neben mir immer mehr anspannte. Verflucht. Vermutlich bekam er von dem ganzen Gebrüll auch noch Kopfschmerzen. Ich wollte ihm gerade vorschlagen raus zu gehen, als er bestimmt seinen Kopf hob und mit der flachen Hand auf den Tisch schlug, sodass das Geschirr klirrte. „RUHE JETZT!!“ Alle Blicke richteten sich auf ihn. „Shinji runter vom Stuhl und hör mit dem Geschrei auf, sonst stecke ich dich höchstpersönlich in dein Zimmer! Und ich schwöre dir, dass du den restlichen Tag dort verbringen wirst!“ Shinji schien so erschrocken darüber, dass Aoi mit ihm schimpfte, dass er tatsächlich ganz still wurde und sich auf seinen Sessel setzte. Keiji weinte immer noch und streckte seine Ärmchen aus. Aber es war nicht Kairi, zu der er wollte, sondern ganz eindeutig zu meinem Freund. Aoi atmete tief durch und erhob sich um den Kleinen mit einem Feuchtigkeitstuch die dreckigen Händchen abzuwischen und ihn dann hoch zu heben. Er setzte sich wieder neben mich und hielt ihn sanft fest, während sich Keijis Fingerchen fest an sein T-Shirt klammerten. Kurz darauf war nur noch ein leises Wimmern und Aois beruhigende Stimme zu hören. Er schaffte es sogar den Knirps zu überreden ein bisschen was zu essen. Kairi sah ihn nur überrascht an. „Ich weiß zwar nicht wie du das gemacht hast aber wow … ich nehme Unterricht bei dir! Wenn du nicht schon einen Job hättest, würde ich dich glatt als Babysitter einstellen!“ Ich begann leise zu lachen. Das konnte ich mir gerade irgendwie nicht vorstellen, auch wenn Aoi schon immer einen guten Draht zu den beiden gehabt hatte.
 

„Es ist für dich und Aoi wirklich in Ordnung beide Jungs zu nehmen?“, fragte Kairi zum gefühlt hundertsten Mal, als sie ihre Stiefel anzog. Shinji stand hinter mir und hielt sich an meinen Jeans fest. „Ich mag bei Onkel Uruha bleiben! Ich mag nicht mit in den Tempel! Das dauert immer soooo lange und es ist langweilig!“, moserte er und sah seine Mutter vorwurfsvoll an, was mich zum Schmunzeln brachte. Dieser kleine Giftzwerg hatte es wirklich in sich! „Keiji darf auch dableiben!“ Ich reichte ihr ihre Jacke und sah zu ihm hinunter. „Keiji ist erstens krank und zweitens noch zu klein um mitzugehen. Du bist aber eigentlich alt genug!“ Normalerweise konnte man Shinji mit dieser Aussage recht leicht ködern. Es gefiel ihm der Ältere zu sein. Heute allerdings schien ihm das gar nicht recht zu sein, denn er wirbelte herum und versteckte sich hinter Aoi, der gerade mit Keiji auf den Armen aus dem Speisezimmer kam und sich zu uns gesellte. Mit vor Fieber glänzenden Augen und roten Wangen kuschelte sich der Kleine an meinen Freund und hielt sich, wie auch schon die letzte halbe Stunde, an seinem T-Shirt fest. Keiji war gar nicht mehr von Aoi weg zu bekommen. Auch Aoi schien ganz vernarrt in ihn zu sein. Der Kleine hatte es geschafft ihn in kürzester Zeit um den Finger zu wickeln. „Onkel Aoi! Sag, dass ich hier bleiben darf!“, jammerte Shinji und sah ihn flehend an. „Ich bin auch ganz brav!“ „Ach? So wie vorhin?“ Shinjis Blick war göttlich. Aber ich merkte, dass es langsam zu viel wurde, da seine Augen schon verdächtig glänzten.
 

„Du weißt doch ganz genau, dass wir das früher auch nicht mochten. Einmal hast du dich sogar unter deinem Bett versteckt, in der Hoffnung nicht mit zu müssen!“, erinnerte ich meine Schwester und sah zu, wie sie den Reißverschluss des Mantels hoch zog. „Und geholfen hat es mir trotzdem nicht!“ Ich lachte leise und nickte. „Ich bin froh die beiden mal wieder zu sehen. Ich hab von ihnen ja kaum etwas, weil wir die ganze Zeit unterwegs sind.“ Sie biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. „In Ordnung!“ Shinji johlte zufrieden und hüpfte vor Freude auf und ab. „Aber wenn ich höre, dass ihr euch nicht benommen habt, gibt’s Ärger!“ Sie sah die beiden Jungs streng an. Shinji hörte auf zu hüpfen und nickte brav. Keiji zog seine Finger aus dem Mund und wank Kairi zu. „Tschüss Mama!“ Kairi beugte sich zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Tschüss Keiji, brav sein!“ Er nickte zustimmend und hielt sich wieder an Aoi fest. „Na danke auch. Es ist wirklich klasse, wenn du mir deine Spucke ins T-Shirt reibst!“, murrte er, was ihm von Keiji einen verwirrten Blick und von mir ein Grinsen einbrachte. „Bis später dann!“ Kairi griff nach Makotos Hand und zog gleich darauf die Haustür hinter sich zu.
 

Ich seufzte leise. Endlich war die ganze Meute ausgeflogen. Das hatte auch lange genug gedauert. Mütter, sage ich da nur! Aoi strich Keiji durch die Haare und sah ihn aufmerksam an. „Wollen wir einen Film gucken?“, fragte er ihn leise. „Jaaaa!!!“ „Shinji! Du wurdest nicht gefragt!“, maßregelte ich ihn streng. Aber was solls? Dann war zumindest Shinji etwas beschäftigt und ließ seinen Bruder in Ruhe. Keiji nickte leicht. „Onkel Aoi auch!“ Auf Aois Lippen erschien ein sanftes Lächeln. „Natürlich gucke ich mit.“ Shinji war kaum mehr zu halten. Er stürmte ins Wohnzimmer und als wir den Raum betraten hatte er die Fernbedienung schon in der Hand. Aoi ließ sich im Schneidersitz auf die Couch nieder und zog Keiji an sich, sodass er zwischen seinen Beinen saß und sich an ihn kuscheln konnte. Als Aoi gestern hier rein kam und vor den Kindern zurückgewichen war, hatte ich wirklich für einen kurzen Moment Angst gehabt. Als er Shinji damals kennengelernt hatte, hatte er auch so reagiert. Er hatte den Kleinen nicht einmal halten wollen. Allerdings war er ihm mit der Zeit wirklich ans Herz gewachsen. Bei Keiji war es nie ein Problem gewesen. Er kannte den Kleinen ja seitdem er auf der Welt war. Es war nur gut, dass Shinji und Keiji nicht mitbekommen hatten, was in ihm vorging. In diesem Fall war es schön, dass sie Kinder waren. Jetzt saß Aoi mit ihnen hier, kuschelte mit Keiji (obwohl er krank war) und verwies Shinji in seine Schranken, wenn es notwendig wurde. Und seltsamerweise hörten die beiden Fratzen auf jedes Wort, das er sagte.
 

Ich blieb neben dem Sofa stehen und nahm Shinji die Fernbedienung ab. „Was wollt ihr denn sehen?“ Damit begann ich langsam die Filme durchzugehen, die auf der Festplatte gespeichert waren. „Das da!“, rief Shinji dann. Aoi begann leise zu husten. „Dein Neffe hat ja einen tollen Geschmack, Uruha. Nur blöd, dass das sicher nichts für Kinder ist!“ Ich sah die DVD Hülle am Bildschirm immer noch an und musste schmunzeln. Nein, definitiv nichts für Kinder! Die beiden waren sich aber recht schnell einig, was sie sehen wollten. Ich startete den Film und verschwand dann noch mal in der Küche um eine Karaffe mit Saft und Becher zu holen. Ich stellte alles auf dem Wohnzimmertisch ab und setzte mich dann neben Aoi. Kaum dass ich saß spürte ich auch schon, wie sich jemand an mich kuschelte. Shinji! Der Kleine warf Aoi, der sich auf die Seite gelegt hatte und nun mit Keiji kuschelte, über meine Beine hinweg einen vorsichtigen Blick zu. Er biss sich auf die Unterlippe und sah dann zu mir hoch. „Ist Onkel Aoi immer noch sauer?“, fragte er dann leise, so als hätte er Angst, Aoi könnte es hören. „Hat er mich denn nicht mehr lieb?“ Ich konnte nicht umhin zu lächeln. Sanft zog ich ihn an mich und drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe. „Natürlich hat er dich lieb, du Dummerchen!“ Ich spürte, wie Shinji sich an mich kuschelte und die Beine anzog. „Aber du warst vorhin nicht brav, hast Keiji gehauen, Mama und Papa geärgert und Onkel Aoi mit deinem Geschrei Kopfschmerzen bereitet. Deshalb hat er mit dir geschimpft! Aber das heißt doch nicht, dass er dich deshalb nicht mehr lieb hat. Mama und Papa schimpfen doch auch mit dir und trotzdem haben sie dich lieb, oder?“ Shinji nickte vorsichtig und schielte zu Aoi hinüber, der den Kopf gedreht hatte und uns ansah. „Komm her!“, sagte er dann nur. Zwei Worte und doch bedeuteten sie für Shinji anscheinend die Welt, denn er begann zu strahlen und krabbelte zu Aoi hinüber. „Hmpf!!“, entkam es ihm, als Shinji sich halb auf ihn legte und sich an ihn kuschelte. „Entschuldige“, flüsterte der Kleine. Aoi streichelte ihm über den Rücken. „Ist in Ordnung, Shinji. Aber das nächste Mal brüllst du bitte nicht so herum! Ich weiß, dass du Mama und Papa helfen wolltest, aber man haut seinen Bruder nicht und herumgeschrieen wird auch nicht!“ Shinji nickte wieder. „Ich hab dich lieb!“ Ich spürte, dass Aoi neben mir erstarrte. Dann legte er seinen Arm um Shinji und nickte. „Ich dich auch!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Gedankenchaotin
2016-01-10T15:04:51+00:00 10.01.2016 16:04
Awwww, ist das süß. Das hat mir wirklich noch ein wenig mehr den heutigen Sonntag versüßt als eh schon.
Es freut mich ebenso für Aoi und Uruha, aber ich denke auch, dass es richtig war, dass sie gestört wurden.
Nicht, dass ich es in dem Sinne, wie es hier nötig war, nötig hätte, aber darf ich mir Aoi mal als Babysitter für meinen Sohn ausleihen?
Ich bring ihn auch zu Uruha zurück. :D

Freu mich auf nächste Woche. ♥
Myv
Antwort von:  dani
10.01.2016 17:46
Hallöchen!
Wieder mal ein herzliches Danke für das Kommi =)
Ich dachte mir nach den ganzen schwierigen Kapiteln bisher ist endlich ein bisschen Glück für die beiden notwendig. Aoi wusste doch schon lange, was er für Uruha empfand. Angst vor einer Beziehung ist eine schlimme Sache.
Natürlich darfst du ihn dir mal ausleihen - aber vermutlich würde Uruha in dem Fall mitkommen *grinst* - aber ich denke nicht, dass dich das groß stören würde, was?

Bis demnächst
LG dani
Von:  TheNamelessLiberty
2016-01-10T13:05:28+00:00 10.01.2016 14:05
Nein wie süß war das denn bitte? Ich freu mich so für Uruha das er endlich die Worte gesagt bekommen hatte, die er schon die ganze Zeit über hören wollte. Schade sas sie dann von seiner Mutter unterbrochen wurde, wobei ich ehrlich gesagt froh bin denn ich weiß nicht ob Aoi schon SO weit ist!
Wie er mit den Kindern umgeht ist der Wahnsinn! Ich kann nur hoffen das seine Art nun so bleibt..aber ich denke du wirst uns weiterhin überraschen =)

Bis nächste Woche ♥
Lg Lin
Antwort von:  dani
10.01.2016 14:09
Hi Lin!
Danke für das Kommi =)
Tja die beiden haben es endlich geschafft, was? Natürlich ist das schade, aber Aoi ist tatsächlich noch nicht ganz so weit. Allerdings sind die beiden Männer *muhahaha* (was für ne aussage)
Jaja ... Kinder eben - aber Aoi macht das doch toll =)
Ich denke schon, dass ich euch noch überraschen werde. Immerhin steigen wir im Kurvenverlauf derzeit ziemlich an.^^
Bis zur nächsten Woche dann!

LG dani


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