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A ever changing Life

von

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Die Tücken des Lernens

Ein dumpfes Geräusch erschreckte mich beim Frühstück. Ich war seit dem Sonnenaufgang wach. Ich stellte das Glas Orangensaft zur Seite und kaute auf einem Stück Toast herum, als ich vor der Haustür die Tageszeitung sah und ein paar Häuser den Zeitungsjungen.

»Na der kann ja mal ziehen.«, schmunzelte ich und biss in mein Toastbrot, die Zeitung nahm ich mit. Zurück in der Küche legte ich die Zeitung neben meinen Teller und ließ beim Kauen den Blick schweifen. Egal wohin ich sah. Scott hatte einen schlimmeren Ordnungsfimmel, als ich, was mich schmunzeln ließ. Alles war an seinem Platz und nichts lag einfach herum.

Meine Beine baumelten am Tresen hinunter.

Es herrschte eine angenehme Stille, ich trank einen Schluck vom Orangensaft und aß weiter mein belegtes Toast. Mein Blick schweifte zur Zeitung.

»Na mal sehen, wie viel ich davon verstehe.«

In der aufgeschlagenen Zeitung kamen mir viele Wörter bekannt vor, bei anderen gab ich auf. Allerdings las ich mir die Wettervorhersage für die nächsten Tage durch. Es wird weiterhin heiß und sonnig bleiben.

Mein Blick schweifte zu meiner dunkelblauen Armbanduhr, ich setzte Kaffee an und schaltete die Maschine an. Zurück am Tresen versuchte ich mich an einen Artikel, der über den Palm Beach berichtete.

»Shark… Aber welcher Hai ist das damit gemeint?«, leider fand ich keine Information darüber, welche Haiart am Palm Beach, wohl einen Surfer angegriffen hatte.

»Der Hai wird mal wieder als der böse dargestellt. Und der Surfer mit seinem Brett sah ja nur für den Hai, wie eine schwimmende Robbe aus.«, murrte und grummelte ich. Ich fand diese Haihetze schrecklich! Haie waren Lebewesen, wie wir. Und sie sind weit länger als wir Menschen auf diesem Planeten.

Seufzend legte ich den Zeitungsartikel zur Seite und zerfetzte dabei fast die Zeitung. Ein Glucksen ließ mich innehalten.

In mein Sichtfeld kam Scott, der mich grinsend ansah.

»Steht nichts Besondere drin?«, fragte er mich schmunzelnd.

Ich murrte. »I unterstand only the half of the newspaper and then could it be better when I don’t unterstand. Dafür wird es wieder so heiß, wie gestern.«

Scott sah mich mit hochgezogenen Brauen erstaunt an. Ich hatte mich sehr bemüht die Wörter richtig zu sprechen.

»Du wirst immer besser.«, schmunzelte er.

»Das sagst du jetzt nur so. Ich muss die Aufnahmeprüfung für die High-School schaffen!«, hinter mir hörte ich, wie sich die Kaffeemaschine ausschaltete.

»Du hast wirklich Kaffee gekocht?«, fragte er mich und sah zum Kaffee.

Ich zuckte mit den Schultern und biss in meinen Toast.

»Ich habe bloß keine Ahnung.«

Bisher hatte ich nur für Papa welchen gekocht und Papa mochte starken Kaffee.

Ich drehte mich halb herum und beobachtete, wie Scott sich Kaffee nahm. Er lehnte sich an die Arbeitsfläche und trank von dem Kaffee.

Meine Augen spielten mir einen Streich. Ich fegte vor Schreck die Zeitung vom Tisch und rieb mir die Nasenwurzel. Für einen kurzen Moment dachte ich Papa gesehen zu haben. Ich schüttelte den Kopf. Das kam sicher noch vom Sonnenstich!

»Sophie?«

Ich sammelte die Zeitung vom Boden und legte sie auf den Tresen, mein Geschirr stellte ich in die Spüle, sodass ich mit dem Rücken zu Scott stand. Meine Unterlippe gab nach und ich schmeckte Blut. Wieso musste ich mich gerade jetzt an Papa‘ Gewohnheit erinnern, wie er Kaffee trank?

»Sweetheart what’s up?«, hörte ich hinter mir und knurrte Scott an.

Ich hasste es, wenn man mich verniedlicht! Und Sweetheart war der Gipfel vom Gipfel.

Scott legte den Kopf leicht schief und schmunzelte mich an. Scott hat braune Augen, Papa hingegen hatte grüne!

»Don’t call me Sweetheart again!«, dabei imitierte ich seine Stimme, so gut ich konnte. Scott gluckste und lachte unterdrückt.

»Blödmann.«, grummelte ich und sah auf die Uhr. »Wir müssen los.«

Ich nahm mir den Beutel, wo ich mir eine Lunchbox und zwei Flaschen Wasser und etwas Obst eingepackt hatte. Bis zum Schluss des Kurses wollte ich alles geleert haben! Gut, bei den Wasserflaschen, war eine Reserve, zur Sicherheit!

»I’m waiting in the outside… sagt man das so?«, fragte ich mich und nahm mir bei Scott‘ Lachen die Autoschlüssel.

Draußen schloss ich den Wagen auf und packte mein Essen und die beiden Flaschen in die Tasche. Die Tasche stellte ich in den Fußraum vom Beifahrersitz. Scott war noch immer nicht da.

»Was ist das überhaupt für eine Marke, die er fährt?«

Ich ging um den Wagen herum und staunte, als ich sah, der Wagen war ein Land Rover ein Range Rover Evoque. Die kannte ich nur aus Filmen und aus England, wo sie mit Panzerglas als Schutzfahrzeuge eingesetzt wurden.

»Das er sich so einen leisten kann?«

Aber irgendwie fühlte ich mich auch wichtig, da nicht jeder so einen Wagen fuhr.

Schmunzelnd ging ich weiter herum. Einer meiner Freunde war ein Autonarr, er könnte mir jetzt direkt alle Fakten über diesen Fahrzeugtyp erzählen.

Neben mir räusperte sich Scott, ich sah auf.

»Car keys now!«, das erste Mal hörte ich ihm an, dass er sauer war. Ich gab ihm die Schlüssel und kräuselte die Lippen.

»Ich wäre schon nicht gefahren.«, meinte ich und ging zur Beifahrerseite.

Ich schnallte mich an und hörte ihn grummeln. Leise seufzte ich. »I’m sorry. Really.«

Sein Blick schweifte kurz zu mir, als er zurücksetzte und dann durch die Siedlung fuhr.

Vielleicht sollte ich mich nochmal entschuldigen. Ich öffnete den Mund, als er an einer Ampel bremsen musste.

»Don’t apologize you. It’s okay… How are you?«, fragte er mich stattdessen, ich überlegte, was nochmal dieses eine Wort hieß.

»Better as yesterday… bist du mir noch böse?«

Scott schaltete neben mir und schmunzelte. »Du weißt das ich nicht nachtragend bin. Aber mach es nicht nochmal.«

Blinzelnd starrte ich von ihm zur Umgebung. Ich sollte wissen, dass er nicht nachtragend ist? Aber woher?

»Wie hat dir denn der Kaffee geschmeckt?«

»Daran solltest du noch üben. Der Kaffee war wirklich stark. Aber ich kannte jemanden, der Kaffee stark am liebsten trank.«

»Ja, ich auch.«, meinte ich abgelenkt. Ich sah mir die Umgebung an, an der wir vorbeifuhren.

»Bitte schreibe mir heute, wenn ich dich abholen soll. Ich muss nachher zu einem Meeting wegen des neuen Entwurfs und danach muss ich noch was für die Hochzeit erledigen.«

Ach ja, die Hochzeit würde nächsten Monat sein.

»Aber was ist, wenn du mich doch nicht abholst?«

Ich kannte mich hier überhaupt nicht aus. Er hielt den Wagen auf dem Parkplatz.

»Ich vergesse niemals dich abzuholen… versprochen.«, er zwinkerte mir zu. Ich rollte mit den Augen und gurtete mich ab.

»Sei bitte pünktlich, sonst bin ich dir dieses Mal böse!«, mit diesen Worten nahm ich mir meine Tasche und stieg aus dem Wagen.

Weit kam ich nur nicht. Scott hielt mich am Arm fest. Er steckte mir einen grünen Schein zu.

»Falls ich mich verspäten sollte, musst du nur die Straße runter, da ist ein Café, wo du auf mich warten kannst.«

Nun war ich verwirrt und starrte die 10 USD-Note in meiner Hand an.

»Jetzt solltest du dich aber beeilen.«, gluckste Scott.

Ich sah auf meine Armbanduhr und drehte mich auf dem Absatz um. Ich eilte da drinnen und war noch rechtzeitig da.

Erleichtert stellte ich fest, dass ich die Hausaufgaben ja gemacht hatte.

In den kleinen Pausen trank ich Wasser und aß eine Kleinigkeit.

Der Kurs ging schneller vorbei, als der am Tag zuvor und Scott war auch rechtzeitig da. Ich schmunzelte und trank die zweite Flasche leer, als er auf den Parkplatz fuhr. Mir ging es gut und ich hatte das Gefühl, das es auch teilweise an Scott lag.
 

Die nächsten Tage verliefen ähnlich, ich besuchte den Englischkurs, wurde besser und sicherer.

Aber dieser Dienstag war eine Katastrophe gewesen. Ich hatte viele Fehler gemacht. Die Grammatik im Schreiben verdreht und auch wieder Fehler in der Aussprache und Betonung zogen meine Laune hinunter. Da half auch das Lob vom Kursleiter nicht. Meine Bücher und Aufzeichnungen waren ordentlich geführt und ich machte mir immer noch Hilfen und Bemerkungen.

»Okay das war’s und vergesst nicht die Seiten 124 bis 125 durchzunehmen.«

Ich lehnte mich über meine Bücher und packte alles ein und zog mein Handy.

„Kurs ist vorbei.“, schrieb ich Scott und verstaute dann den Rest in meiner Tasche.

Mein Handy vibrierte als ich durch die Glastür ging.

„Warte bitte. Ich steh im Stau. Bis gleich.“, war seine Antwort.

Seufzend blieb ich einen Moment noch im Gebäude und zog aus der Seitentasche meine Sonnenbrille und trat dann nach draußen in die grenzwertige Wärme. Das Thermometer fiel in den letzten Wochen nicht unter 35 Grad! Heute waren es fast 40 Grad! Grübelnd sah ich nach einem Platz, einen Schatten, den ich nutzen könnte. Die Tür zur Schule wurde verschlossen, der Parkplatz leerte sich.

Ein Transporter stand auf dem Parkplatz und warf einen kleinen Schatten.

»Besser als gar nichts.«

Ich nahm mir alles aus der Tasche, was ich zum Lernen brauchte. Die Hausaufgaben waren zum Haare raufen. Ich verzweifelte, schrieb dann das wie es mir richtig vorkam, und aß meine letzten Weintrauben. Der Boden war irgendwann unangenehm und mein Rücken schmerzte. Im Gehen machte ich meine Volkabelübungen und ging dabei ein wenig hin und her. Vertieft im Lernen trat ich hinter dem Transporter hervor und hörte nur das Quietschen von Reifen, als ich auch schon aufsah. Ich saß vor dem schwarzen Wagen.

Eine Wagentür knallte.

»Damn! Sophie! Are you okay? Hey!«

Scott war neben mir, ich löste meinen Blick vom Scheinwerfer, der keinen Meter von mir entfernt war. Ich schluckte nervös. Mir schlug das Herz bis zum Hals.

»Sophie? Please answer me!«, drängte mich Scott und berührte meine Wange.

Mein Herzschlag beruhigte sich langsam.

Ich stand auf und klopfte mir den Dreck vom Hintern und Händen. Ich hatte mir die linke Hand etwas aufgeschürft.

Scott tastete meinen Kopf, Arme und Hände ab. Er wollte wissen, ob ich verletzt war!

»Mir geht es gut. Wirklich!« Ich hielt inne und schluckte, er strich sanft über die Schürfwunde an meiner Hand.

Sein Gesichtsausdruck war so gequält, dass ich meine Hand wegzog und ihn umarmte.

»I’m fine. Really! I’m fine… bitte Scott…«

Seine Arme lagen um mich, ich spürte sein Kinn an meinem Kopf.

»Ich könnte es nicht ertragen, dich auch zu verlieren.«

Mich nicht verlieren? Ich schüttelte den Kopf und drückte mich etwas von ihm weg um aufzusehen.

»Scott. I’m fine… Ich habe mich nur erschrocken.«

Er schüttelte den Kopf. »Ich hätte dich beinahe angefahren. Das… Ich kann mir das nicht verzeihen.«

»Aber ich verzeih dir! Immerhin war ich hinter dem Transporter, du konntest mich also nicht sehen.«, ich strich ihm über die Wange und merkte, dass er weinte.

»Wieso weinst du denn? Männer weinen doch nicht.«

Er zog mich an sich, seine Arme drückten mich so fest an ihn, dass mir der Rücken schmerzte.

»Eh, nicht so doll, du zerdrückst mich noch. Jetzt komm schon Papa, ist doch alles wieder gut.«, meinte ich und wischte ihm seine Tränen von den Wangen.

Seine Umarmung lockerte sich etwas. Dafür lag seine Stirn auf meiner linken Schulter.

»D-Du kippst mir aber nicht um, oder?«, fragte ich ihn.

Scott schmunzelte und küsste mich auf die Schläfe, als er den Kopf hob.

»Nein. Ich denke nicht.«, sein Blick wanderte zu meiner linken Hand. Er strich mit seinen Daumen über die Schürfwunde.

Ich grummelte ihn an. »Hey! Du Blödmann. Mir geht es gut!«, sagte ich so barsch wie möglich.

Scott sah mich mit einem überraschten Blick an und gluckste. Er gluckste! Okay, es klang eher wie ein Grunzen, aber sein Gesichtsausdruck hellte sich wieder auf.

»Hast du mich wirklich einen Blödmann genannt?«, grinste er. Ich zuckte mit den Schultern.

Ich holte Luft. »Blödmann! Blödmann… Blödmann…«, wiederholte ich und streckte ihm die Zunge raus. Und das einzige, was er tat, war zu lachen! Scott lachte über meinen Versuch ihn zu beleidigen, obwohl nein. Ich wollte das er lachte. Dennoch verschränkte ich die Arme und holte meine Tasche und hob das Heft vom Boden. Aber meinen Stift sah ich nirgends.

»Was suchst du denn, Süße?«

Ich kniete am Transporter. »Meinen Bleistift…«, meinte ich nur. Ich suchte am Transporter. Scott räusperte sich und hielt mir den Bleistift hin.

»Der lag am Reifen…«, ich schnappte mir den Stift und packte den in die Stifttasche.

Mit wenigen Schritten war ich an der Beifahrerseite und ließ mich auf den Ledersitz sinken. Ich neigte den Kopf. Scott stand noch immer vorm Wagen und strich sich durch sein rotbraunes Haar. Ich kräuselte die Lippen und betätigte die Hupe. Er schrak zusammen. Ich grinste so breit über seinen Gesichtsausdruck, dass ich mich kleiner machte, als er auf der Fahrerseite einstieg und mich mit einem finsteren Blick ansah.

Ich gluckste und hielt mir die Hände vorm Mund. Wenn ich jetzt lachte, wusste ich nicht, was er machte.

Ich prustete und gluckste und dann brach es aus mir heraus. Ich lachte.

»Sag mal, was ist denn jetzt bei dir kaputt?«, fragte er mich und kam näher.

Ich lachte noch immer und schüttelte den Kopf.

»Na auch gut…«, grinste Scott neben mir. Ich holte tief Luft und beruhigte mich.

»Go drive home…«, gluckste ich und grinste schief.

Er fuhr vom Parkplatz und sah nach beiden Seiten. »Du bist in deiner Aussprache besser geworden. Nur…«

Irritiert sah ich, wo er entlangfuhr. Er bog normalerweise an der Kreuzung rechts ab.

»Wo fahren wir hin?«

»Einkaufen.«, meinte er und hielt an der nächsten Ampel.

Ich starrte ihn fassungslos an. »Aber das geht nicht. Ich muss noch lernen und… und…«

»Und du darfst dir etwas aussuchen. Zudem müssen wir langsam mal deine Schulsachen besorgen.«, meinte er lächelnd zu mir. Ich grummelte vor mich hin und zog die Beine an.

»Müssen wir wirklich einkaufen fahren?«

Dann sah ich, dass er sich bereits bei einem riesigen Einkaufszentrum einordnete und den Blinker setzte.

Ich konnte nur einen kurzen Blick auf das Schild zur Miami Mall erhaschen, aber das Teil war offensichtlich riesig und der Parkplatz recht voll.

Scott parkte in einer der tausenden Parklücken und schmunzelte mich an.

»Come on Sweetheart.«

»Du sollst mich nicht so nennen!«, grummelte ich. Murrend und grummelnd gurtete ich mich ab und nahm mir nur noch mein Handy aus der Tasche. Ich ließ dann einen Wagen vorbei und ging zu Scott, der mich näher zu sich zog und meine Hand nahm.

»Übst du jetzt für deine Zeit als Stiefvater?«

Er seufzte neben mir und ließ drei Wagen vorbei. »Ich habe eher das Gefühl, auf dich aufpassen zu müssen.«

Wir betraten die Mall und ich blieb dann sprachlos stehen, das Teil war riesig und dann verstand ich einen Großteil der Schriftzüge. Ein paar Läden sagten mir was und…

Ich blickte mich um.

»S-Scott?«

Ich sah hinter mich und ging ein paar Schritte und sah mich weiter um. Verflixt! Wo war er jetzt nur?

»Sco-…«, eine Hand berührte meine und ich drehte mich halb herum. Erleichtert folgte ich Scott den Gang, in den er mich führte. »Du warst weg!«, schimpfte ich schmollend.

»Ich war weg? Wer von uns beiden hat sich denn verträumt die Mall angesehen?«, er grinste mich an und hielt meine Hand fest in seiner. Ich kam mir wirklich vor, als würde mich Papa an der Hand festhalten, wie früher.

An einer Stelle blieb er stehen und sah mich zwinkernd an.

»Also. Erst deine Schulsachen kaufen oder erst einkaufen?«

Wie jetzt? Er überließ mir die Entscheidung?

»What’s up?«, fragte er leise.

»Mama lässt mich nie etwas entscheiden und da hat es mich eben überrascht.«

Scott schmunzelte mich an. »Ich bin ja auch nicht Miriam… also Süße. Entscheide.«

Irgendwie schmunzelte ich darüber. »Dann holen wir erst die Schulsachen.«

»Dann müssen wir hier entlang.«, er führte mich weiter und schließlich standen wir vor einem großen Stationary-Shop. Schon beim Betreten staunte ich mit offenem Mund, was es alles in dem Geschäft gab.

»Sweetie. Come on.«, grinste Scott und ich ging weiter. Ich blieb an so vielen Zeichensachen und Schreibzeug stehen, das mich Scott mitzerren musste.

»Sophie!«, gluckste Scott neben mir. Ich bin bei den Zeichenblöcken stehen geblieben.

»Was brauche ich überhaupt alles?«, fragte ich ihn. Scott zog einen Zettel hervor. Das erinnerte mich an etwas anderes.

Ich lugte mit auf den Zettel, die Hälfte der Wörter sagten mir nichts.

»Also bis auf die Bücher, kriegen wir hier alles. Willst du deine Schultasche auch hier nutzen?«

Ich nickte. Meine geliebte Schultasche würde ich niemals gegen eine andere oder einen Rucksack tauschen.

Scott schmunzelte und reichte mir den Zettel. »Dann suchen wir mal deine Schulsachen.«

Mit den Augen beobachtete ich, wie er einen Einkaufswagen holte. Derweil sah ich auf den Zettel. Ich ging zwei Gänge weiter und blieb bei den Füllhaltern stehen.

Mein alter Füller war kaputtgegangen, als Jan auf meine Federmappe getreten war. Ich biss mir etwas in die Unterlippe und probierte die Füllhalter aus. Dan sah ich einen blauen Füllhalter, den ich testete und wollte den am liebsten behalten, wenn mir der Preis nicht aufgefallen wäre.

»Schon was gefunden?«, fragte mich Scott. Ich starrte auf den Füllhalter in meiner Hand. Scott hob eine Augenbraue und griff in das Fach neben mir und nahm den Füllhalter und ein paar Packungen der Tintenpatronen. Ich wollte ihn aufhalten.

»Der ist doch zu teuer. Mama wird nur wütend werden.«

Scott schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht vor ihr zu sagen, wie viel ich für deine Schulsachen ausgebe.«

An den Füllhalter kam ich dann nicht mehr heran, er hielt ihn in der Hand.

Unterdessen suchte ich nach den Heften und war mir nicht sicher, welche gemeint waren.

Scott stand ein paar Meter weiter. Ich hielt inne und war mir irgendwie unsicher ihn beim Namen zu rufen.

»D-Dad?«, rief ich und sah kurz zu ihm. Scott gluckste und kam zu mir.

»What’s up Sweetie?«

Ich hielt ihm die Hefte hin. »Who’s I need in the school?«

Er sah auf den Zettel und nahm das Heft in meiner rechten Hand. Ich legte das andere weg und nahm mir von dem anderen drei weitere.

»Weißt du schon, ob du Chemie oder Biologie wählen wirst?«

Offenbar wusste er von meiner kleinen Physikschwäche, hingegen liebte ich Chemie und Biologie.

»Ich kann hier nur eines wählen?«, fragte ich ihn. Er nickte.

»Du kannst auch beide wählen, aber eines ist Pflicht.«

»Dann wähle ich auch beide Kurse.«, grinste ich und legte die blauen und grünen Hefte in den Wagen. Wir gingen die Liste durch und hatten bis auf zwei Sachen was alles zusammengesucht.

»Wirst du Kunst belegen?«, fragte mich Scott, als ich wieder bei den Zeichenblöcken stand und mir die verschiedene Papiersorten und Größen ansah.

»Solange ich keine seltsamen Dinge zeichnen muss, zeichne ich schon sehr gerne. Allerdings liegt mir die Aquarell- und Kohletechnik mehr. Im Basteln und Skulpturen bauen bin ich dafür nicht gerade herausstechend.«

»Das klingt für mich, als würdest du zwei Blöcke brauchen. Den für Skizzen und den für Aquarell. Nimm dir beide ruhig mit.«, Scott schmunzelte mich an. Ich packte beide besagten Blöcke ein und hatte somit alles, was ich brauchte.

»Darf ich mir eine Kunstmappe mitnehmen?«, meine alte zerfiel bereits und enthielt noch alte Werke von vergangenen Jahren. Scott legte den Kopf auf meine Schulter und deutete auf die graue mit den blauen Rändern und Ecken.

»Wie wäre es mit der?«

Ich gluckste über seinen Vorschlag, da ich diese Mappe bereits angeschaut hatte, landete die auch mit im Wagen.

»Das ging schneller als bei Jan.«, kommentierte Scott auf dem Weg zur Kasse. Allerdings staunte ich, wie teuer das ganze Schulzeug war.

Mit vollen Händen verließen wir das Geschäft.

»Danke, dass du mir das Schulzeug bezahlt hast.«

Er grinste. »Eher danke ich dir, weil du mich Dad genannt hast.«

In der Mall blieb er stehen, ich neigte den Kopf fragend.

»Warte hier, ich bringe die Sachen ins Auto.«

»Oh okay. I’m waiting here.«, meinte ich dann zu ihm.

Scott nahm auch meine Beutel und ging schmunzelnd davon.

»Ich habe ihn Dad genannt… wieso habe ich ihn Dad genannt?«, grübelte ich und suchte mir eine Sitzgelegenheit. Mir war nicht wohl dabei, allein in der Mall zu sein.

Auf der Sitzbank zog ich die Beine an und sah in die Richtung, in die Scott verschwunden war.

Meine Ohren nahmen den Klang einer Gitarre wahr. Jemand stimmte eine Gitarre und spielte. Ich folgte der gespielten Melodie und stand vor einem Musikladen. Ich betrat den Laden und sah mich um. Hier gab es wohl jedes Instrument, ob Streich-, Blas-, oder Tasteninstrumente. Ich blieb vor einer wunderschönen Akustikgitarre stehen und berührte die Saiten und den Hals der Gitarre. Ich sah den Preis und schluckte. Ich könnte mir diese Gitarre niemals leisten.

»Want do you play?«

Ich drehte mich um und blickte einen bärtigen Mann an. Wobei er eher wie Mitte zwanzig aussah, aber einfach mal wie ein Hippie gekleidet war, was mich schmunzeln ließ.

»Yeah.«, antwortete ich und trat zur Seite, der Typ nahm die Gitarre von der Wandhalterung und reichte sie mir. Er grinste mich schief an, sein Grinsen erinnerte mich an meinen besten Freund. Ich nahm die Gitarre entgegen und legte mir den Gurt über die Schulter. Erwartungsvoll grinste mich der Typ an. Ich versuchte ein paar Akkorde und spürte, wie die Musik durch meine Finger erklang. Ich hielt inne. Zwei drei Schritte weiter setzte ich mich auf einen Hocker und hielt die Finger über die Gitarre. Ich spielte wie ein Anfänger, dabei konnte ich Gitarre spielen!

»That’s can you better. I know it. You have music in your blood.«, meinte der Verkäufer zu mir.

Es stimmte. Ich liebte Musik, aber seit Papa‘ Tod habe ich weder Gitarre gespielt noch gesungen.

Ich schloss die Augen und legte die Finger an die richtigen Stellen des Gitarrenhalses und spielte eines meiner Lieblingslieder. Nach dem Intro sang ich mit. Der Typ neben mir hörte mir einfach nur zu. Zumindest für einen Moment, er übernahm den Drummer, was mich zum schmunzeln brachte. Ich spielte und sang ausgelassen.

Der Typ grinste und hob seine Hand zu einem High-Five, ich schlug ebenfalls grinsend ein.

»Wow. That’s was amazing!«

Ich schmunzelte verlegen und reichte ihm die Gitarre. Die mir mit über 500 USD einfach zu teuer war. Ich hatte nicht mal so viel erspartes.

»Hey take it easy. This guitar is your guitar. Whenever you coming and buy they.«, grinste der Typ, als er meinen Blick sah.

»Really?«, war meine Reaktion und ich war erleichtert als er nickte. Da sah ich sein Namensschild auf seinem Shirt.

»Okay then we see us later, Liam.«, grinste ich. Der Typ, nein Liam grinste schief und hielt mir dann einen Zettel hin. Er zwinkerte mir zu, als ich den Coupon von 10 % sah.

Mit dem Coupon wollte er wohl sicher gehen, damit ich wirklich wiederkam. Ich hatte ein Ziel. Aber wie sollte ich an Geld kommen?
 

Unterdessen suchte Scott nach Sophie.

»Damn! Where are you little angel?«

Er suchte gefühlt die halbe Mall nach ihr ab und hörte dann aus dem Musikladen ihre Stimme.

Ein paar Schaulustige waren am Musikladen stehen geblieben, aber er kannte ihre Stimme und sah dann Sophie in dem Laden mit dem Verkäufer reden.

Der Kerl drehte sich um, als er den Laden betrat. Sophie kam auf ihn zu.

»Damn. Don’t runaway Sweetie!«, schimpfte er und war erleichtert, dass ihr nichts passiert war.

»Sorry Dad.«, an ihrem Blick erkannte er die Wahrheit. Er legte ihr die Hand auf die Schulter und führte sie nach draußen.
 

»Jag mir nie wieder solche Angst ein! Ich habe die halbe Mall nach dir abgesucht!«, meinte Scott zu mir. Ich biss mir auf die Unterlippe und schob meine Hand in seine.

»I’m sorry.«

Scott seufzte und hielt meine Hand fester.

Ich blieb beim Einkaufen in seiner Nähe oder beim Einkaufswagen. Er hatte Angst um mich gehabt und das verwirrte mich. Mal wieder. Und wieder fragte ich mich so vieles.

Neugierig las ich mir ein paar Verpackungen durch, die er in den Wagen tat.

»What’s that?«, gluckste ich, als er eine Packung Frühstück-Flakes in den Wagen tat.

»Lea mag die am liebsten.«, meinte er Schultern zuckend.

Ich hob eine Braue. Lea aß viel zu viel ungesunde Sachen.

»Sweetie?«, grinste Scott.

Ich knurrte ihn an und stieß ihm meinen Ellenbogen in die Seite. »Don’t call me Sweetie.«, dabei imitierte ich wieder seine Stimme. Scott lachte amüsiert.

»Irgendwann schubse ich dich in den Pool!«, drohte ich ihm mit verschränkten Armen. Scott trat nahe zu mir heran.

»Na das will ich sehen, wie du das Schaffen willst, kleiner Engel.«

Er zwinkerte mir zu und zog mich an der Hand weiter. Ich wartete hinter der Kasse auf ihn. Ich grummelte auf dem Weg zum Wagen neben ihm und sprach kein Wort mit ihm.

»Schmollst du jetzt etwa?«

Scott hielt mich zurück als ich weitergehen wollte. Zwei Fahrzeuge fuhren an uns vorbei.

»Sophie. Bitte pass auf. Ich will dich nicht auch noch verlieren.«

Ich spürte seine Wärme im Rücken und seine Arme um mich. Er hielt mich fest.

»Was meinst du?«, fragte ich.

Scott zog mich zur Beifahrerseite. »Du hast wohl vergessen, dass du vorhin erst vorm Auto saßt. Ich will das nicht nochmal.«

Ich drehte mich zu ihm herum. »Das meinte ich nicht. Was meinst du mit, du willst mich nicht auch noch verlieren?«

Er strich mir eine Strähne nach hinten. Ich befürchtete die Antwort zu kennen, aber wirklich sicher war ich mir nicht.

Ich biss mir auf die Unterlippe und wich einen Schritt nach hinten.

»Du siehst meinem Papa sehr ähnlich und dann machst du dir auch noch Sorgen um mich. Es tut weh. Manchmal denke ich, er ist noch bei mir und steht vor mir, aber vor mir stehst du. Nicht mein Papa.«

»Das ich Hendrik ähnlichsehe und wir vieles gemeinsam haben und hatten, weiß ich.« Scott lehnte am Wagen und sah gequält aus. Ich zitterte.

»Du… du kanntest ihn?«

Er seufzte und sah mich mit diesem traurigen Blick an.

Meine Unterlippe zitterte. »D-Das glaube ich dir nicht! Woher solltest du ihn kennen?«

Scott hielt mich an der Hand fest. »Sophie. Erinnerst du dich wirklich nicht?«

Ich hob den Kopf. »Ich habe versucht alles zu vergessen. Alles. Ich habe mich so sehr verschlossen um nicht mehr zu weinen und du fragst mich, ob ich mich erinnere? Woran sollte ich mich erinnern?«

Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich heulte Rotz und Wasser. Scott reichte mir ein paar Kleenex Taschentücher.

»Woher kennst du mich?«

»Vor vielen Jahren besuchte ich meinen besten Freund und wurde von einem kleinen blonden Mädchen mit neugierigen braunen Augen verfolgt und mit vielen Fragen regelrecht ausgequetscht. Mein bester Freund fand das sehr komisch, da dieses kleine Mädchen immer wieder neue Fragen stellte…«

Ich starrte Scott an, hielt mir den Kopf und schüttelte dann meine blonden Haare hin und her.

»Er… Papa war dein bester Freund?«

Scott nickte. »Du hast wirklich versucht alles zu vergessen?«

Meine Beine gaben nach. Ich kauerte mich auf den Boden und lehnte mit dem Rücken am Wagen. Scott kniete sich zu mir und strich mir überm Kopf und wischte die Tränen weg.

»Sophie?«

Ich schüttelte den Kopf. So viele Fragen fanden Antworten. Er war die Antwort auf so viele Fragen.

»Wieso? Wieso warst du nicht da? Papa hatte dich gebraucht!«, fragte ich einerseits schluchzend und mit brüchiger abgehakter Stimme.

Scott zog mich in seine Arme. »Hey, beruhige dich bitte.«

In seinen Armen beruhigte ich mich langsam. »Es kam mir so komisch vor. So vieles war seltsam.«

»Inwiefern seltsam?«

Nach ein paar abgehakten Atemzügen stand ich auf und setzte mich auf den Beifahrersitz und kauerte mich zusammen.

»Gib mir einen Moment.«

Scott nickte und schloss die Beifahrerseite, er verstaute die Tüten und stieg schließlich auf der Fahrerseite ein.

Ich schloss die Augen und nickte wohl auf der Heimfahrt ein.

Als ich die Augen wieder öffnete stand der Wagen bereits in der Einfahrt.

Scott strich mir überm Kopf. Ich drehte den Kopf zu ihm. »Geht es dir besser?«, fragte er leise.

»Glaub schon…«, ich war bereits abgeschnallt und erstarrte, als ich das Klackern von Absätzen und die schrille Stimme meiner Mutter hörte.

Ich sah Scott mit Entsetzen an. »S-Scott?«

»Ich bin in zwei oder drei Stunden wieder da.«, antwortete er mir leise.

In mir schrie alles. Das würde bedeuten, ich könnte nicht lernen oder meine neuen Zeichenblöcke einweihen. Ich war mal wieder Babysitter für Jan und Lea!

Meine Halbgeschwister standen auf der Veranda und meine Mutter kam auf Scott zu und drückte sich gegen ihn während sie ihn küsste. Ich grummelte.

»Steig jetzt gefälligst aus!«, schnauzte mich meine Mutter an. Ich trat ihr mit Absicht auf den Fuß, als ich zur Veranda ging.

»Sophie! Du wirst gefälligst auf die beiden aufpassen. Hast du mich verstanden!«

»Ich bin ja nicht taub, du Schreckschraube!«

Ich hasste meine Mutter so sehr! Sie interessierte es nicht, wie es ihrem zukünftigen Mann ging oder ihrem Ex-Mann oder ihre Liebhaber, die sie hatte!

Meine Mutter interessierte sich nur für sie selbst und, dass sie ja gut dastand, egal wo oder bei was! Und genau das machte mich so wütend. Sie spielte nur mit Scott, sie liebte ihn nicht! Dabei war das traurige, er sah nicht, dass sie ihn nicht liebte! Der Wagen entfernte sich immer mehr. Ich wollte nicht, dass Scott allein mit meiner Mutter war!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  fairy92
2015-07-28T20:21:41+00:00 28.07.2015 22:21
Ah endlich freunden sich die beiden an. Wird ja auch Zeit dass Sophie ihn nicht bur abblitzen lässt :3

Dein Paolo


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