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Schneeflocken

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Schneeflocken

Mein erster One Shot zu Silentshipping. Ich weiß, wir haben gerade Sommer, aber ich wollte diesen trotzdem veröffentlichen. Er ist meiner lieben Freundin Tebian gewidmet und war ihr Weihnachtsgeschenk. Die Geschichte beschreibt das Geschehen hauptsächlich aus Serenitys Sicht. Ist auch eine kleine Romanze und ja, ich schreibe gern Romanzen :) Viel Spaß beim Lesen!

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Schneeflocken
 

Die kalte Luft brannte auf ihren Lungen und an ihren Wangen, während sie durch den Park rannte. Kleine Wölkchen bildeten sich vor ihrem Gesicht, als sie ausatmete, ihr warmer Atem abkühlte und so sichtbar wurde. Ihre kupferfarbenen Haare wehten nach hinten und der Stoff ihres Wollrocks flatterte umher. Ihre größere Hängetasche störte sie etwas beim Rennen, doch sie versuchte das unangenehme Gefühl, was sie beim Aufschlag auf ihren Körper verursachte, zu ignorieren.

//Ich komme noch zu spät!//, dachte sich Serenity voller Sorge. Sie bemühte sich noch schneller zu werden, auch wenn sie wusste, dass sie gerade so schnell rannte, wie sie konnte. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen und bildete einen größeren Widerstand beim Rennen, den sie überwinden musste, was sie noch zusätzlich verlangsamte. Sie gab allerdings nicht auf und rannte weiter.

Bald sah sie ihn. Stolz gerade stehend, mit einem langen, beigen Mantel und der rechten Hand abgestützt an seiner Hüfte. Er trug elegante schwarze Hose, einen bordeauxroten Rollkragenpullover, der unter dem offenen Mantel deutlich zu sehen war, schwarze Stiefel und einen beigen Schal, der locker um seinem Hals gebunden war. Das einzige seltsame an seiner Erscheinung war die etwas größere schwarze Sporttasche, die er in der linken Hand hielt. Er schien nach etwas Ausschau zu halten.

„Seto!“

Er wandte sich ihr sofort zu und Serenity spürte wie ihr allein bei seinem Anblick warm in ihrem Inneren wurde. Sie lächelte und winkte ihm freudig zu. Noch ein paar wenige Meter! Sie war so gut bei ihm!

Eigentlich wollte sie ihren Schritt verlangsamen und so vor ihm zu Stehen zu kommen. Doch, als sie das tat, stolperte sie kurz vor dem Brünetten, da sie ein Hindernis übersah, wodurch der Anlauf, den sie hatte, den Rest für sie erledigte und sie in seine Arme trieb. Der Aufprall war etwas unerwartet, doch Seto reagierte nach Instinkt und hatte die Tasche im Schnee fallen gelassen, um so Serenity besser auffangen zu können.

„Heute sind wir aber stürmisch“, bemerkte er mit amüsierter Stimme und beobachtete, wie Serenity verlegen zu ihm aufsah und beschämt lächelte.

„Entschuldige“, hauchte sie leise. „Ich war spät dran.“

Sie vergrub wieder das Gesicht in den roten Pullover und vernahm seinen so vertrauten exquisiten Geruch, vermischt mit Eau de Cologne. Er beruhigte sie und die Wärme, die sein Körper ausstrahlte, hüllte sie vollkommen ein. Seine sanfte Umarmung gab ihr Sicherheit und Schutz. Serenity fühlte sich in den Armen des jungen Firmenchefs einfach geborgen. Und glücklich. Sehr glücklich wie das flatternde Gefühl in ihrem Magen verriet.

Langsam kam sie wieder zu Atem und fühlte sich sicher auf den Beinen, so dass sie sich von Seto löste und ihn ansah. Er erwiderte ruhig ihren Blick. Seine Augen waren das reinste Blau, was sie je gesehen hatte. Vielleicht war es genau die Intensität dieses Blaus, die so sehr andere in ihrer Meinung über den jungen CEO beeinflusste. Einige beschrieben seine Augen als kalt und emotionslos, andere fürchteten seinen Blick, da er so viel Stärke und Dominanz ausstrahlte. Sie und Mokuba hingegen, fanden darin noch viel mehr. Fürsorge und Liebe. Brennende Leidenschaft. Zärtlichkeit. Alles Sachen, die die meisten Menschen Seto Kaiba nicht zumuteten, er sie aber besaß und das nicht mal in kleinen Maßen. Nur Menschen, die ihm nahe standen und ihn kannten, konnten diese Gefühle in seinen einehmenden Augen sehen und sich davon mitreißen lassen. Denn es war schwer so einem Blick zu widerstehen, wie Seto ihn drauf hatte. Und wenn Serenity so nachdachte war gerade dieser dafür verantwortlich, dass sie sich am Ende so stark in ihn verknallt hatte.

„Deine Wangen sind ganz rot vom Rennen“, bemerkte Seto schmunzelnd und durchbrach so die Stille zwischen ihnen. Er hob seine Hände und legte sie sanft an ihre Wangen. Sie waren warm und Serenity lehnte sich gegen die Berührung auf. Das war sehr schön und angenehm. Ein wenig war ihr die Situation trotzdem peinlich und sie suchte daher fiebrig nach einem Thema, was seine Aufmerksamkeit etwas von ihr ablenkte.

„Was hast du da mitgebracht?“ Sie sah neugierig auf die Tasche, die in ihrem Blickfeld fiel.

„Hm?“ Sein Blick wanderte zum besagten Gegenstand, wobei er langsam Serenitys Kopf losließ. „Ach, das? Wirst du gleich sehen.“

Verwirrt sah sie zum ihm hoch. Ihre Blicke begegneten sich kurz, bevor Kaiba seinen abwandte, sich umdrehte und die Tasche hoch hob.

„Komm! Ich will dir etwas zeigen.“

Neugierig folgte sie ihm. Während sie neben ihm ging, sah sie auf seine Hand, die er locker neben seinen Körper hielt und fragte sich, ob es okay sein würde, wenn sie seine Hand nahm. Würde ihm das gefallen? Würde er es zulassen? Sie war sich bei solchen Sachen immer noch etwas unsicher, da sie Seto seit einen Monat so privat kennen lernte. Er schien schon Erfahrung zu haben, im Gegensatz zu ihr, und daher hatte Serenity auch ihre Sorgen, dass sie etwas machen konnte, was ihm nicht gefallen würde. Selbst wenn sie bist jetzt auf alles andere als Ablehnung gestoßen war, waren ihre Unsicherheit und Angst nun mal da. Auch jetzt plagten sie sie, doch sie schaffte es ihren ganzen Mut zusammen zu nehmen und seine Hand vorsichtig zu ergreifen. Überraschend für sie war es dann, als er sofort ihre Hand empfing und ihre Finger sich leicht in einander verhakten. Sie sah verwundert zu Setos Gesicht auf, der ihrem Blick begegnete und sich ihr zuwandte. Von seinem Gesicht war kaum etwas anderes abzulesen, als vollkommene Ruhe und Gelassenheit, aber sie erkannte den warmen Glanz in seinen Augen. Dieser brachte sie glücklich zum Lächeln.

Bald fiel ihr auf, welchen Weg durch den Park sie genommen hatten. Die Allee führte zu einer Stelle, wo es eine offene Eislaufbahn gab. Tatsächlich sah sie diese auch nach wenigen Schritten und war erstaunt als Seto sie eben zu dieser führte.

„Ähm, Seto…?“

Sehr unsicher blickte sie ihn an, da sie nicht verstehen konnte, was sie hier machen würden. Wollte er, dass sie einfach so über die Eislaufbahn rutschten? War das nicht gefährlich?

Statt eine Antwort zu geben, dirigierte der Brünette sie zu einer der Bänke und deutete ihr, sich hinzusetzen. Blinzelnd beobachtete sie, wie er die Tasche neben sie abstellte und sogleich ein schneeweißes Paar Schlittschuhe herausholte. Sie waren nagelneu und sahen zu klein für ihn aus. Plötzlich reichte Seto ihr diese.

„Probiere mal an. Sie sollten dir passen.“

„Eh…?“

Ihre Augen weiteten sich überrascht und sie sah zwischen ihm und den Schlittschuhen hin und her. Er wartete geduldig, dass sie seiner Forderung folgte.

„Aber…“

Die Rothaarige wusste nicht, was sie sagen sollte. Daher starrte sie den Brünetten fassungslos an. Er schien die Fragen zu erraten, die ihr durch den Kopf schossen, darum erklärte er seine Handlung:

„Du hast gesagt, dass du das am Meisten an den Winter gemocht hast, als du ein Kind warst und du das Schlittschuhlaufen vermisst. Ich dachte mir, wir können deine Erinnerungen an das Gefühl beim Fahren erfrischen. Heute haben wir die Bahn hier für uns, also sollten wir das ausnutzen.“

Serenity öffnete den Mund um etwas zu sagen und klappte ihn dann wieder zu, weil sie doch nicht wusste, was sie darauf erwidern sollte. Ihre Gefühle waren jetzt vollkommen durcheinander. Sie war überrascht, verwirrt, gerührt, fröhlich und glücklich. Gleichzeitig damit saß sie einfach wie versteinert da und versuchte die Situation zu realisieren. Das war eine unglaublich liebevolle Geste von Seto und so süß und rührend, dass sie fast unwirklich erschien. Aber die Jüngere wusste, dass das jetzt wirklich passierte und sie sich das Ganze nicht einbildete. Seto Kaiba lud sie gerade dazu ein, mit ihm Schlittschuh zu laufen. Und er hatte ihr sogar eigene Schlittschuhe besorgt!

Sie schaffte es, sich wieder aufzuraffen und nahm die Schlittschuhe wortlos an. Sacht, fast ehrfürchtig fuhr sie über das künstliche Leder und bemerkte, dass Innenfütterung aus Wolle war. Die Schuhe wurden ihr sicherlich sehr warm halten. Sie sahen auch sehr schick aus und die Ausarbeitung wirkte teuer. Serenity errötete ein wenig. Seto machte sich wirklich alle Mühe um sie. Das war ungewohnt.

Nach wenigen Augenblicken hatte sie die Schlittschuhe an. Sie passten wirklich und das Gefühl um ihren Fuß war angenehm.

„Sie scheinen zu passen.“

Die Rothaarige sah auf, als Kaiba sie so ansprach und nickte leicht. Ein Lächeln bildete sich auf ihre Lippen.

„Sie sind auch sehr bequem und halten warm. Danke, Seto.“

„Nichts zu danken.“

Sie bemerkte, dass Seto auch seine Schlittschuhe anhatte. Sie waren schwarz im Vergleich zu ihren, schienen aber die gleiche Fütterung aus Wolle zu haben und wirkten ebenfalls elegant. Sie standen ihm, wie alles, was er trug.

„Lass uns es mal versuchen“, schlug er ihr vor und sie nickte, bevor sie sich vorsichtig erhob, nachdem sie ihre Tasche abgelegt hatte. Beide gingen zur Eisfläche. Seto zögerte nicht und glitt zielstrebig über das glatte Eis, lief in einem kleinen Kreis, ehe er dann stehen blieb. Sein Blick ruhte nun auffordernd auf ihr.

Serenity musste zugeben, dass sie nervös war. Das letzte Mal, als sie Schlittschuh gelaufen war, war sie gerade mal zwölf Jahre alt gewesen. Und das war eine ganze Weile her. Sie wusste nicht, ob sie es jetzt schaffen würde, sich auf der Eisfläche zu halten, ohne arg abzurutschen und gnadenlos hinzufallen.

„Unsicher, hm?“

Setos ruhige und sanfte Stimme ließ sie aufsehen. Er war zu ihr gekommen und stand nun vor ihr, während seine Augen sie forschend musterten. Sie lächelte ihn ein wenig beschämt an.

„Komm! Gib mir deine Hände!“, forderte er und hielt ihr seine Hände hin. Zögerlich ließ sie vom Geländer ab, was die Eisbahn umschloss, um dann ihre Hände in seine zu legen. Er ergriff sie sicher und führte sie sehr langsam auf die Eisfläche. Serenity wurde etwas unruhig, als sie die glatte Oberfläche erspürte.

„Nicht nach unten blicken. Sieh mir in die Augen, Serenity.“

Sie hob den Kopf und ihre Blicke begegneten sich. Das starke Blau seiner Augen ließ sie sich sicher fühlen. Sie wusste, er würde alles in seiner Macht tun, um einen Sturz ihrerseits zu verhindern.

„Jetzt lass deine Füße in einem Rhythmus gleiten, als würdest du über den Boden gehen. Wende dein Blick nicht von meinem ab.“

Ihr Griff um seine Hände wurde fester, doch Serenity traute sich und folgte seiner Aufforderung. Im ersten Moment schwankte sie kurz, doch sie konnte gut balancieren. Ab dann ging es leicht.

Seto fuhr Rückwerts ohne sich umzudrehen. Sein Blick ruhte auf ihr und ließ keine Bewegung ihrerseits außer Acht. Sie spürte ein freudiges Gefühl in ihrer Brust aufsteigen.

„Ich lasse jetzt deine linke Hand los. Mach einfach weiter.“

Sie nickte ihm zu und konzentrierte sich darauf weiter zu fahren. Er ließ von ihrer Hand ab. Sie lief weiter.

„Nur nicht zu stark nach vorne mit dem Gewicht lehnen“, riet ihr der Brünette. Bald erreichten sie den Rand und Seto führte sie sicher an der Kurve vorbei. Serenity schnappte aufgeregt nach Luft. Sie spürte, dass sie sich nun wieder sicher auf den Schlittschuhen fühlte und erinnerte sich an das wunderbare Gefühl der Freiheit, was sie schon als Kind verspürt hatte, wenn sie auf dem Eis lief.

„Ich kann es!“, rief sie freudig und gleichzeitig ungläubig aus. Sie ließ Setos zweite Hand los und lief selbst weiter. Kaiba machte einen Bogen um sie und erschien nun an ihrer Seite.

„Natürlich kannst du es. So etwas vergisst man nicht einfach. Es ist wie das normale Laufen. Einmal richtig gelernt, hat man es für immer.“

Serenity sah zu ihm und ein Lächeln erschien auf ihre Lippen. Auch wenn das, was Seto ihr sagte, sich selbstverständlich anhörte, war es für sie alles andere als selbstverständlich. Der Brünette setzte Vertrauen in sie, was sie selbst nicht immer hatte, war an ihrer Seite und half, wenn er gefragt wurde. Er glaube an sie und ihre Fähigkeiten und das hatte der Rothaarigen immer sehr viel bedeutet. Wenn er wenig von ihr halten würde, konnte sie sicherlich nicht so einen Zuspruch von ihm erwarten. Sie wusste das einfach. In allem, was der junge Firmenchef machte, war er ziemlich direkt und zeigte auch deutlich, was er von einem hielt. Er blieb selten neutral, auch wenn Serenity nicht sagen konnte wieso er manchmal Neutralität wahrte.

„Da hast du Recht“, stimmte sie ihm zu und fuhr weiter, wobei sie merkte, dass er sich etwas zurückzog, so dass sie die Eislaufbahn für sich hatte und den Moment einfach nur genießen konnte. Das tat sie auch und war ihm wirklich dankbar dafür. Es war einfach wundervoll wieder Schlittschuh fahren zu können. Das erinnerte sie wirklich an ihre Kindheit und machte sie glücklich.

„Weißt du, was ich gerne gemacht habe beim Schlittschuhlaufen?“

Nach ein paar Runden war Serenity stehen geblieben und suchte nun nach Seto, der die Arme hinter dem Rücken verschränkt hielt und in Distanz zu ihr lief. Er glitt zu ihr und blieb dann in der Nähe stehen. Sein Blick wanderte fragend zu ihr, ohne dass er etwas dazu sagte oder gar sagen musste.

„Ich bin so mit seitlich ausgebreiteten Armen gefahren. Das hat so Spaß gemacht!“

Um es gleich zu demonstrieren, breitete sie seitlich die Hände aus und machte einen großen Halbkreis, ehe sie dann in Richtung anderes Ende der Eisbahn fuhr. Sie lachte dabei fröhlich.

„Seto, probiere es aus! Das Gefühl ist toll!“, teilte sie ihm mit. Er stand am unteren Rand der Eisfläche und hatte keine einzige Sekunde seinen Blick von ihr abgewandt. Ein Schmunzeln umspielte seine Mundwinkel, aber er rührte sich keinen Millimeter.

„Komm schon, Seto!“

Er blieb immer noch, wo er war, und blickte dann scheinbar abschätzend auf die Eisfläche. Ob das Zögern war oder nicht, konnte Serenity im Endeffekt nicht sagen. Sie dachte auch, er würde das nicht machen, doch dann setzte er sich in Bewegung, nahm ein wenig Anlauf und breitete dann seitlich die Arme aus. Er ließ das irgendwie so elegant wirken, dass die Jüngere gar nicht anders konnte, als ihn fasziniert anzusehen. Er erreichte sie schnell und machte bei ihr Halt.

„So richtig?“, fragte er nach, wobei ein etwas neckischer Unterton in seiner Stimme lag. Statt zu antworten, grinste sie ihn an.

„Gib es zu, dass hast du auch gemacht, als du Schlittschuh gelaufen bist.“

„Ich glaube, jedes Kind macht das mal“, gestand er und sah den freudigen Glanz in ihren Augen. Serenity reichte ihm ihre Hand und auch wenn er kurz zögerte, nahm Seto sie in seiner. Er spürte das leichte Ziehen und setzte sich mit ihr in Bewegung. Nun liefen sie zusammen über die glatte Eisfläche. Daraus wurde bald eine Art unbekannter Tanz, der nur den Rhythmus der verliebten Paare kannte. Sie hatten beide ihren Spaß und nutzen auch das Eislaufen, um einander ein wenig mit Blicken und flüchtigen Berührungen zu umschwärmen. Serenity spürte, dass es ihr immer leichter wurde, sich in Setos Nähe gehen zu lassen und einfach dem Ruf ihres Herzens zu folgen. Es reichte nur zu sehen, wie er sie anblickte und anlächelte, zu spüren wie er sie führte oder berührte, um zu wissen, dass das einfach das Richtige für sie war. Seto war der Richtige für sie. Und das, was sie verband, war unbeschreiblich.

Sie verbachten noch einige Zeit auf der Eisfläche, bis Serenity müde wurde und sie sich nun auf ihre Bank hinsetzten, um zu Atem zu kommen und zu entspannen. Serenity hatte Tee in einer Thermosflasche gebracht und goss Seto gerade welchen ein. Sie reichte ihm die Tasse und er nahm sie dankend an, bevor er langsam und genießend davon trank. Es war ein typischer Früchtetee mit Apfelzimt. Sehr angenehm um diese Zeit. Außerdem mochte der Brünette den Geschmack sehr.

„Seto, sag mal… Würdest du mit Mokuba zum Neujahrfest zu uns kommen? Meine Mutter wird leider nicht da sein, da sie Spätschicht im Krankenhaus hat, aber Joey wird mich besuchen kommen.“

Seto senkte die Hand, die die Tasse hielt, und sah Serenity forschend an.

„Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist. Versteh mich nicht falsch. Ich würde gern kommen. Aber du weißt wie Joey und ich uns verstehen…“

Nämlich fast gar nicht. Besonders nicht nachdem der Blonde herausgefunden hatte, dass Kaiba mit seiner geliebten Schwester ausging. Seto erinnerte sich sehr gut an ihrem Gespräch in seinem Büro in der Kaiba Corp. Die Stimmung war so geladen gewesen, dass es verwunderlich war, wie sie beide nicht handgreiflich wurden. Seto hatte niemals so sehr gewünscht Wheeler die Haare einzeln heraus zu rupfen. Was sie da für Worte mit einander gewechselt hatten und wie sie sich verhalten hatten, war einfach unschön gewesen. Ein Wunder war es wohl zu verdanken, dass keiner von ihnen es erlaubte, dass die Emotionen die Oberhand bekamen. Das hätte hässlich enden können. So ziemlich.

Seitdem war ihre Beziehung deutlich abgekühlt. Nicht, dass sie je warm gewesen war, aber jetzt war es wie der Kalte Krieg in Europa. Yugi und Tea versuchten zu verhindern, dass daraus mehr als nur kalter Krieg wurde, während Tristan genauso das Bedürfnis hatte ihm den Hals umzudrehen, wie Joey. Nicht, dass Seto das besonders bewegte. Aber die Lage war nicht gerade rosa. Und er und Wheeler dann an einem Neujahrfest in einem Raum? Na ob das gut ging, wollte er mal bezweifeln.

Serenity seufzte schwer.

„Ich weiß. Er will trotzdem versuchen sich mit dir zu verstehen, da du nun mein Freund bist und ich dich nicht hergeben will. Außerdem, Seto, ich möchte einfach mit den Menschen, die mir am Meisten etwas bedeuten, Neu Jahr feiern. Ich brauche sowohl dich, als auch Joey. Er ist mein Bruder und meine Familie neben meiner Mutter. Du weißt selbst, wie das zwischen Geschwistern ist. Und du bist mein Freund. Ich will nicht auf dich verzichten. Ich bin glücklich mit dir und Joey muss das akzeptieren.“

Sie sah ihn mit ihren wunderschönen braunen Augen an. In ihrem Blick lag eine Bitte, die er unmöglich abschlagen konnte. Egal wie sehr ihm sein Verstand sagte, dass das ein hoffnungsloses Unterfangen war. Er konnte und wollte Serenity nicht traurig machen. Und das würde er, wenn er ablehnte. Leise seufzte er.

„Okay. In Ordnung. Ich werde kommen. Aber ich habe dich gewarnt. Erwarte nicht Wunder von uns.“

Ein sanftes Lächeln huschte über ihre wunderschönen vollen Lippen. Serenity wirkte erleichtert, als wäre ihr ein Stein vom Herzen gefallen.

„Das werde ich nicht. Danke, Seto. Das bedeutet mir viel.“

„Ich weiß“, erwiderte er sanft und legte den Arm um sie, damit er sie an sich lehnen konnte. „Aber nicht nur dir. Schließlich wird das unser erstes gemeinsames Neujahrfest.“

Er platzierte einen kleinen Kuss auf ihr kupferrotes Haar und spürte, wie sie sich an ihn schmiegte. Ein leises Seufzen kam über ihre Lippen, während sie ihm die Tasse aus der Hand nahm und selbst ein Schluck vom Tee trank. Eine Thermosflasche hatte nun mal eine Tasse, die man sich teilen musste. Und es war besser, als von der Flasche selbst zu trinken. Sie kuschelte sich an seiner Brust.

„Ja. Das stimmt. Das wird sicherlich schön.“

Nun, das hoffte Seto inständig. Er würde Joey kräftig durchschütteln, wenn er ihnen das Fest versaute. Was ihn selbst anging – er würde Serenity zu Liebe seine Klappe halten. Auch wenn es sicherlich nicht leicht sein wird. Aber Seto vertraute darauf, dass sowohl Serenity als auch Mokuba die Stimmung lockern würden…

//Hoffentlich wird das gut gehen.//

Zu 100% war er nicht von der Idee überzeugt, aber er hatte nun mal zugestimmt und würde sehen, dass er das Beste daraus machte. Schließlich wollte er das gleiche wie Serenity. Ein ruhiges und konfliktfreies Neujahrfest feiern.

Seto schob den Gedanken bei Seite und ließ das Thema sein. Was kommen musste, würde kommen, ob er wollte oder nicht. So viel hatte er kapiert nach den ganzen Abenteuern mit Yugis Clique. Es gab Sachen, auf die konnte man nie wirklich vorbereitet sein.

Er ließ ruhig seine Finger durch das weiche Haar gleiten und begann wie so oft mit einer kupfernen Strähne zu spielen. Etwas, was er an Serenity sehr mochte, waren ihre wundervollen, glatten und langen Haare. Es war so ein tolles Gefühl, wenn er sie um seine Finger hatte. Sie waren weich und fühlten sich manchmal wie Seide an. Und sie standen Serenity, so locker über die Schuler wallend, sehr gut. Die Rothaarige war zwar keine blendende Schönheit und eine sexy Frau wie Mai, aber sie hatte einen anderen Charme, der sie so unwiderstehlich machte. Sie war einfach wie eine kleine Sonne. Warm, lebensfroh und ein sanftes Licht spendend, das den grausten Tag in etwas viel Schöneres verwandeln konnte. Das konnten wenige Frauen, wie Seto fand. Außerdem fand er bei Serenity eine Art von Akzeptanz, die er wo anders in dieser Form nicht bekommen würde. Er hatte mit ihr das, was er brauchte, und er wusste, er würde noch mehr bekommen. Denn mit jedem weiteren Tag ging sie ein Schritt weiter und erblühte vor seinen Augen. Sie war wirklich etwas Besonderes.

Ein Zusammenzucken von Serenity ließ ihn etwas verwundert zu ihrem Gesicht blicken. Sie blinzelte und richtete sich etwas auf.

„Was ist?“, fragte er sie und sah, wie sie zum Himmel hinaufsah. Er folgte ihrem Blick und wusste dann, was diese Veränderung in ihr hervorgerufen hatte. Weiße Schneeflocken fielen langsam auf sie beide herab, da es über der Bank keine Überdachung gab.

„Es schneit“, sagte sie sanft und ein Lächeln ließ ihr Gesicht erstrahlen. Ihre Augen glänzten vor Freude, so wie Seto es liebte, wenn sie ihn ansah oder er etwas machte, was ihr zauberhaftes Lächeln hervorrief. Sie hob die Hand, die in keinen Handschuh steckte, und fing damit eine Schneeflocke auf. Sie hielt sich nur kurz, bevor sie wegschmolz und nur eine feuchte Spur hinterließ. Seto nahm ihre Hand und führte sie zu seinen Lippen, um einen Kuss darauf zu platzieren. Überrascht sah ihn die Rothaarige an, während er ein wenig grinste.

„Die Schneeflocken sollen dich nicht mehr faszinieren als ich es tue“, beschwerte er sich theatralisch aber allein der neckende Unterton sprach dafür, dass er ihr das nicht übel nahm. In Wirklichkeit fand er es schön Serenity so glücklich zu sehen. Allerdings machte sie die Neckerei verlegen und sie spürte, wie die Wärme in ihren Wangen stieg.

„Schneeflocken sind schön“, versuchte sie sich zu verteidigen.

„Du aber auch“, war seine Erwiderung darauf, ehe er ihren Kopf zu sich umdrehte und sie sanft küsste.

//Seto, du Schmeichler, du!//, dachte sie bei sich, konnte natürlich nichts erwidern und entscheid sich stattdessen, sich zu ihm umzudrehen, nachdem sie die noch gefüllte Tasse Tee auf der anderen Seite abstellte. Sacht schlang sie die Arme um seinen Nacken und zog ihn zu sich, um seinen Kuss begierig zu erwidern. Dieser Mann stellte einfach ihre Welt auf den Kopf. Und sie war sich so ziemlich sicher, dass er das wusste und sogar stolz darauf war. Aber so war er nun mal, Seto Kaiba. Ein selbstbewusster stolzer junger Mann, der trotz seiner rauen Natur unglaublich feinfühlig und liebevoll sein konnte. In allem, was er sagte und machte. Aber diese Ehre bekamen nur wenige Menschen. Serenity war froh einer davon zu sein.



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