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이상한 경우 (Isanghan Kyeong'u)

Seltsame Situationen
von

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Zwei seltsame Angestellte

At first, I couldn't do good because I was busy

Later, I only made hurt because I was bad

At that time, I didn't know that it were the last tears
 

Even though I lacked, I couldn't give anything

Now that you're gone, I can't do anything

At that time, I didn't know that if it's not that time, it doesn't matter
 

At that time, you're there in that distance

Now, I'm here in this distance

We're talking to each other from far away

I love you, I love you, I love you
 

At that time, you were waiting for me,

And now, I'm waiting for you

Because it's a different time, we can't meet

I'm sorry, I'm sorry, I'm sorry

Say goodbye
 

War ich kurz zuvor noch fast eingenickt, ließen mich diese Zeilen plötzlich wieder zu klarer Besinnung kommen. Obwohl ich den Song noch nie gehört hatte, fühlte ich von Beginn an eine gewisse Wärme, etwas... Spezielles. Vielleicht war es einfach die Harmonie zwischen der Gitarre und der angenehm warmen männlichen Stimme. Wahrscheinlich trafen diese Zeilen inhaltlich auf eine Situation zu, in der sich so einige Leute schon einmal befanden. Allerdings nicht ich... ich befand mich zwar vor einigen Jahren schon einmal in den festen Seilen einer nicht unbedingt funktionierenden Liebesbeziehung, aber es gab keine Situation, wo ich später noch einmal das Bedürfnis verspürt hätte, die schon im Kapitel zuvor erwähnte Frau wieder zu treffen. Und ebenso war davon auszugehen, dass meine Verflossene nicht so fühlte.

Aber nichts desto trotz ein schöner Song...
 

Im nächsten Moment wurde mir bewusst, dass das Erwachen aus meinem Minutenschlaf eher daran lag, dass der Schalk die Klimaanlage angemacht hatte und mir jetzt ein leichter, warmer Wind ins Gesicht bließ.

Zur Situation – ich saß auf dem Beifahrersitz eines alten Autos, welches ich definitiv noch nicht zuvor in Korea gesehen hatte, und lauschte dessen leicht rauschenden Autoradio. Neben mir auf dem Fahrersitz saß Earl Gray, der bunte Vogel der Truppe aus der SONDERbar.

Nachdem die Konversation sich dort nicht weiter um mein Problem gedreht hatte, zeigte der angeblich aus dem Fürstentum Luxemburg stammende Earl Erbarmen und ging ebenfalls vor die Tür, wo ich gelangweilt an einem etwas staubigen Holzbalken lehnte, während Jihoon eine extra lang gedrehte Zigarette rauchte. Tatsächlich hatte mich dieser Kerl scheinbar nur nach draußen gebeten, weil er beim Rauchen Gesellschaft haben wollte. Falls er mich doch irgendetwas fragen wollte, vergeudete er diese Gelegenheit jedenfalls gekonnt, bis schließlich sechs, sieben Minuten später auch der Earl nach draußen kam. Ohne ein Wort zu dem vergnügt Rauchenden bat er mich, mit ihm zu seinem Wagen zu gehen, da er sich sicher war, dass wir noch heute an die CCTV-Aufnahmen des Clubs meiner Probleme kommen sollten, welche die hübsche Melissa angeblich selbst als Mitarbeiterin nicht besorgen konnte.

Ich war ihm zweifelsohne sehr dankbar, schon alleine die Geste war überragend. Dass es immer noch Menschen gibt, die einem einfach so helfen...

...Irgendwie zu schön um wahr zu sein.

Jihoon winkte uns lächelnd zu, als wir ihn mit dem Wagen passierten. Ich konnte nicht ausmachen, ob er wusste, was wir vorhatten, aber ich nahm spontan an, dass es ihm komplett egal war.
 

Nach ungefähr zwanzig Minuten Fahrt fuhren wir bereits in Apgujeong ein, dem nordwestlichen Nachbarbezirk von Gangnam. Hier arbeitete ich früher mal für zwei Jahre in einem Restaurant, während ich zeitgleich mein Studium abschließ. In Korea war es normal, dass man als Student ein oder sogar zwei Nebentätigkeiten nachging, um Geld zu verdienen. Im Vergleich zu Europa, wie mir einige Freunde während meines ersten Auslandsaufenthaltes mitgeteilt hatten, war das Studien- und Arbeitssystem in Korea hart. Asiatisch hart kann man wohl sagen, da es in China oder Japan nicht groß anders war. Es ging in einigen Familien so weit, dass die Studenten pro Semester sieben Fächer belegen und diese auch mit annehmbaren Noten abschließen mussten, um ihr Studium so schnell wie möglich hinter sich zu bringen und arbeitstätig zu werden. Versagen konnte mitunter zu Strafen bis hin zu Enterbung führen, wie mir einmal eine Freundin mitteilte, welche nahe der Klausurenphase stets ein Bild des Jammers abgab. Als ich ihr einmal empfahl, ihre härtesten beiden Kurse auf das folgende Semester zu verlegen, zeigte sie mir den Vogel und erzählte mir von dem Druck ihrer Eltern. Aber es war nicht nur sie, die so unter dem Studiensystem litt – irgendwoher müssen ja die Leute kommen, die dafür sorgen, dass während der studentischen Klausurenphasen jede Nacht sämtliche 24 Hour-Coffeeshops in ganz Seoul voll besetzt sind.

Der Ursprung dieses innerfamiliären Drucks liegt zweifelsohne in den immens hohen Gebühren, welche die Familien für gewöhnlich dafür bezahlen, dass ihre Kinder überhaupt erst die Chance erhalten, an einer stattlichen Universität studieren zu dürfen.

Ich dachte für einen Augenblick, wie es besagter Kommilitonin wohl heute ginge und ob sie tatsächlich dem Wunsch ihrer Eltern nachgegangen ist – Star-Anwältin zu werden.

Da wir der berüchtigten Seouler Rush Hour zuvorgekommen waren, sah ich aber auch schon im nächsten Moment das New Hilltop Hotel, in dessen Keller der Club Octagon residierte. Der Earl hatte schon einen recht rasanten Fahrstil; aber das machte mir nichts aus, ganz im Gegenteil.

Schließlich parkte er seinen schicken Wagen neben einem Seven Eleven, zwanzig Meter entfernt vom Hotel- bzw. Clubeingang.
 

Beim Aussteigen musterte ich den schicken Wagen noch einmal genauer. Die Hauptfarbe war ein leicht bräunliches Orange, der Lack war in bemerkenswert gepflegtem Zustand. Zwei schwarze Rallyestreifen zierten den kompletten Wagen von hinten nach vorne, alleine deshalb schon fiel der Wagen auf. Die Stoßstangen an der Vorderseite waren stark ausgeprägt und das Metall etwas korrodiert. Seitlich neben den Frontleuchten waren je zwei Furchen, deren Funktion ich als eher flüchtiger Autokenner nicht zu identifizieren vermochte.

„Ein Ford Mustang, Baujahr 69. Aus Großbritannien importiert. Man kann sagen ich bin Autosammler.“, bemerkte der Besitzer meine interessierten Blicke und klärte mich etwas auf. Ich dachte mir schon, dass dieser Earl Gray kein Kind von Armut war, Autos sammeln empfand ich dann allerdings doch als ein ziemlich exquisites Hobby. Aber ich entgegnete nur ein Interesse ausdrückendes „Oah“ und wir machten uns gleich darauf auf den Weg in den Club.

Für einen Moment fragte ich mich kurz, ob in ein Club denn um diese Tageszeit überhaupt Personal beschäftigte, aber gerade als wir den Club passieren und in das Hotel gehen wollten, öffnete sich die silber-schwarze Tür und zwei Männer kamen heraus, um sich im nächsten Moment eine Zigarette anzuzünden und sich in einem interessanten Akzent ausgelassen über einen aktuellen Unfall eines Firmenwagens der JYP-Company unterhielten, in dem angeblich ein den Medien noch nicht bekannter Star schwer verletzt wurde. Earl Gray wartete einen Moment ab und trat dann zu den beiden vermuteten Angestellten.

„Einen schönen guten Tag die Herren. Ist zufällig gerade der Besitzer oder sonst jemand im Club, der hier das Sagen hat?“

Die beiden Männer schauten erst meinen Begleiter und dann sich gegenseitig entgeistert an und überlegten offensichtlich, welche Antwort sie für sinnvoller hielten, ungeachtet der Wahrheit. Earl Gray erkannte das auch sofort und wartete nicht lange: „Wir sind Sonderermittler und benötigen Zugriff auf das Band einer Überwachungskamera.“

Während ich erwartete, dass die beiden kantigen Burschen nun aufgrund der dem Argument entgegen stehenden Kleidung des Luxemburgers laut loslachen würden, reibte der eine stattdessen seinen rechten Daumen an Zeige- und Mittelfinger, so wie man es für gewöhnlich macht, wenn man von jemandem Geld haben möchte. Aber mein Begleiter war darauf vorbereitet: „Ach so sind wir hier drauf...? Nun, Geld ist nicht das Problem. Wenn ihr uns besorgt, was wir brauchen, soll die Entlohnung nicht zu gering ausfallen.“

Das war wohl das Stichwort, denn die beiden schnipsten ihre gerade angefangenen Zigaretten weg und verschwanden schnurstracks wieder durch die Tür, durch die sie gekommen waren. Ich schaute den Earl etwas verdutzt an, aber er lächelte zufrieden. „Ich hatte erwartet, dass ich erst mit der goldenen Kreditkarte wedeln muss.“

„Aber ist es denn okay, wenn Sie einfach Ihr Geld dafür benutzen, jemandem zu helfen, den sie nicht kennen?“

„Natürlich, ich habe gerade sonst nichts zutun.“
 

Während ich noch versuchte, zwischen den Zeilen dieser Antwort zu lesen, passierten hinter uns zwei Frauen den Bürgersteig. Während ich die eine dafür argumentieren hörte, dass mein Begleiter doch selbst für einen Ausländer wirklich seltsam aussähe, schien die andere ziemlich angetan von dem Begleiter des verrückten Vogels zu sein, mir. „In Gangnam kann halt schon ein teurer Mantel für grundsätzliches Interesse sorgen“, dachte ich seufzend, als ich an mir herunter schaute. Denn einen anderen Grund dürfte es in diesem Moment nicht gegeben haben, so mitgenommen von den Strapazen der vergangenen Nacht, wie ich immer noch aussah.
 

Nach einem Moment trat einer der beiden Männer wieder aus dem Club heraus und fragte, welche Aufnahmen wir überhaupt wollten, also von welchem Bereich und von welcher Uhrzeit. Ich erklärte ihm, dass ich Aufzeichnungen von letzter Nacht aus dem zweiten Untergeschoss benötigte, am liebsten aus sämtlichen Bereichen. Der Kerl verschwand daraufhin wieder und ließ uns in Folge geschlagene zwanzig Minuten im Freien warten.

„Wir haben Ihnen einfach alles auf eine Disc kopiert. Aber das kostet, ganz legal ist es schließlich nicht!“, forderten sie schließlich, als sie zu zweit wiederkamen. Der Earl hatte dies zwar scheinbar erwartet, war aber nur bedingt zufrieden: „Bevor ich hier irgendetwas bezahle, möchte ich das Material zuerst testen. Sie können uns ja auch einen Porno auf die CD gebrannt haben!?“

„Ich bitte Sie...!“

„Alles schon erlebt.“

„Wirklich? Nun...“

„Nun?“

„Ehrlich gesagt haben wir zwar versucht, Ihnen die Daten zu brennen, aber genau genommen... wissen wir gar nicht wie das überhaupt geht. Daher hab ich Ihnen einfach eine CD mitgebracht, die in der Nähe la..“ mein Begleiter unterbrach den Mann mit einem Schnipser gegen seine Stirn. Zu mir gewandt sagt er: „Wenigstens eine halbwegs ehrliche Haut. Ich denke sie haben nichts dagegen, wenn wir einfach mal mitkommen und uns das Material unten anschauen.“

Ich hatte Respekt davor, dass der Earl scheinbar keine Angst vor den keineswegs schmächtigen Burschen hatte, die vor allem geistig eher schlicht erschienen, was bei nicht wenigen Leuten eine schnellere körperliche Handlungsbereitschaft mit sich brachte. Aber während ich erwartete, dass die beiden uns drinnen im dunklen Club vielleicht versuchen würden, gewaltsam die Kohle aus den Taschen zu ziehen, verlief der weitere Prozess überraschend flüssig. Wir folgten den beiden in einem Moment durch die Tür, in dem der hin und wieder zu uns herüber blickende Hotel-Türsteher abwesend war und fanden uns auf der Eingangstreppe zum oberen Untergeschoss des Clubs wieder. Nach einem kurzen Gang führten sie uns schließlich zu einem Videoraum und der Earl erwies sich sogleich als Mann vom Fach, als er die Gewalt über den großen Monitor mit den vielen Bereichen übernahm und in nur ein paar Sekunden die Zeit bis auf die vergangene Nacht zurückspulte. Die beiden Männer staunten darüber ebenfalls nicht schlecht, ehe einer sich dazu entschloss, sich draußen vor dem Club zu postieren, um sicher zu gehen, dass kein Höhergestellter plötzlich kommen und stören könnte.
 

Während ich in Folge intensiv das Geschehen in den treppennahen Bereichen beobachtete, welches sich um 3 Uhr herum abspielte, amüsierte sich Earl Gray neben mir ziemlich. Auf meine Frage nach dem Grund deutete er auf die Aufnahme des Bereiches hinter der Tanzfläche, in dem ich tatsächlich sogleich Melissa Chun erblickte, welche im Standard-Dress der vollbusigen Club-Bediensteten einige Probleme hatte, da ihr offensichtlich ein Träger des sehr eng ansitzenden Oberteils gerissen war. Im nächsten Moment waren sowohl Earl Gray, als auch ich und der verbliebene Clubangestellte leicht am Kichern.

„Kein Wunder, dass sie niemanden die Aufnahmen von letzter Nacht sehen lassen wollte.“, gluckste der Earl amüsiert und versuchte, die Szene auf dem großen Monitor noch etwas zu vergrößern. Nachdem er Melissas ungefähr zwei Minuten langen Kampf mit dem Träger sogar noch einmal wiederholt abgespielt hatte, wendete er sich schließlich den Bereichen zu, in denen ich mich zu diesem Zeitpunkt aufgehalten zu erinnern gedachte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
→ Der Song im Radio ist einer, den ich selbst sehr mag. Er ist von der koreanischen Band Standing Egg und heißt 시간이 달라서, übersetzt so in etwa "Weil die Zeit verschieden war...".
Die hier in Englisch benutzten Zeilen sehen im Original so aus (für Kenner des Koreanischen):
처음엔 바빠서 잘해주지 못했어
나중엔 나빠서 아프게만 했어
그때는 몰랐어 그때 그눈물이 마지막이란걸
그땐 내가 부족해 해주지 못했지만
이젠 네가 없어서 해줄수가 없어
그때는 몰랐어 그때가 아니면 소용 없다는걸
그때 그거리엔 네가 있어
지금 이거리엔 내가 있어
서로가 멀리서 말하고 있어
사랑해 사랑해 사랑해
그때는 네가 날 기다렸고
이제는 내가 널 기다리고
시간이 달라서 만날수 없어
미안해 미안해 미안해 say goodbye
→ Details zum beschriebenen Wagen von Earl Gray: 1969 Ford Mustang, Mach One-like 351 Cleveland Automatic.
→ Ich selbst hatte mal eine Freundin in Korea, welche genau auf die hier beschriebene 'ehemalige Kommilitonin' des Protagonisten zutrifft. Sie war in der Klausurenphase extrem kaputt und erwiderte auf meinen Vorschlag, zwei Kurse zu verschieben, vollen Ernstes, dass ihre Eltern sie dann enterben würden.
→ Ich weiß ehrlich gesagt weder, ob tagsüber irgendjemand im Club Octagon weilt, noch ob es im Inneren einen Videoraum gibt (schätze aber schon). Ich glaube aber, dass man ohne die Polizei nicht so leicht an Aufnahmen kommt, wie unsere Protagonisten in diesem Kapitel *lach* Komplett anzeigen

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