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Die Alben von Gremrah

von
Koautor:  DeCien

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Vom Regen in die Traufe

Lian war nun beinahe zwei Tage in dem Käfig eingesperrt gewesen. Ihm tat alles weh, dadurch dass er nur eingeschränkte Bewegungsfreiheit hatte. Nicht nur das war furchtbar, er hatte auch wahnsinnigen Durst und sein Magen krampfte, weil er schon so lange nichts mehr gegessen hatte. Doch all das war nicht im Vergleich zu dem, wie er sich seelisch fühlte. Immer wieder fragte er sich, warum sein Vater ihn verkauft hatte. Waren sie wirklich so bankrott gewesen? Wenn ja, dann hätte er sich freiwillig verkauft, wenn sein Vater mit ihm geredet hätte, aber dann zumindest gleich an eine Privatperson, mit der er auch einverstanden gewesen wäre. Nein, das war auch Schwachsinn, er wusste nicht was er gemacht hätte. Nur die Tatsache, dass es so gelaufen war, wie es gelaufen war, war unerträglich für ihn. Er fühlte sich wie Abfall, wie jemand der nie geliebt wurde, sondern nur wie jemand, dem Liebe vorgegaukelt wurde.

Seine Gedanken wurden von dem Händler unterbrochen, der ihn gekauft hatte. Mittlerweile stank er bestimmt schlimmer als dieser selbst, doch das tat nichts zur Sache. Schnell sah er sich um, ob sich alle noch bewegten. Gestern war ein Junge drei Käfige weiter gestorben und man hatte den Leichnam einfach vor den Augen der anderen verbrannt, ehe man keine Stunde später einen neuen Sklaven in den Käfig gesteckt hatte. Ob in seinem eigenen Käfig vorher auch jemand gewesen war der gestorben war wusste er nicht. Hier redeten die Sklaven nicht untereinander, sie waren mit anderen Dingen beschäftigt.

Dem Händler folgte ein anderer Mann. Dieser sah sehr edel aus, trug teure Kleidung und Schmuck und seine Schuhe sahen makellos aus. „Frische Ware, wie versprochen, seht euch um, ob euch etwas zusagt“, sagte der Händler zu dem Fremden Mann und leckte sich kurz begierig die Lippen. Er witterte wohl ein großes Geschäft.

Der Handlanger des Händlers ging an allen Käfigen vorbei und schüttete einen Eimer Wasser hinein, um jeden Einzelnen zu waschen, wenn man dies so nennen konnte. Ob dieses nun jedoch nicht letzten Endes die Sklaven schmutziger machte als sie aktuell waren, konnte wohl niemand genau sagen. Jedenfalls glaubte der Handlanger wohl, dass er mit der frisch sauber gemachten Ware noch etwas mehr verdienen würde.

„Schaut euch in Ruhe um mein Freund“, fing der Händler an zu schleimen und zeigte auf Käfig 17 „Er hier ist einer der Neusten, er ist schön ruhig und macht‘s Maul nicht ungefragt auf. Hat’n nettes Gesicht und sein Arsch ist sicher auch nicht von schlechter Qualität und er hat noch alle Zähne im Gebiss!“ sagte er lachend, da dies hier keine Selbstverständlichkeit war. „Sein Vater hat ihn verkauft und versichert, dass er noch Jungfrau ist!!“, preiste er ihn an „und der kleine dort hinten kam heute erst rein, ganz frisch und noch sauber!“, zeigte er ihm Käfig 20, lachte weiterhin, was bei seinen gelben, Stummel Zähnen nicht der schönste Anblick war. Der Junge in Käfig 20 blickte beschämt zu Boden, wusste, dass sie über ihn redeten und das sicher nicht sonderlich freundlich. Er war sehr jung, dennoch wusste er, wie es war in einem Käfig zu sein, wenn auch nicht auf diese Weise. Es war schlimm für ihn, aber sicher nicht so schlimm, wie für Lian, der bisher in einer harmonischen Familie gelebt hatte. Der wohlgekleidete und gepflegte Händler, der sich hier umsah schwieg erst einmal, zeigte zwar Interesse an einzelnen Sklaven, machte jedoch nicht deutlich, wie weit dieses ging.

Er ließ sich alles zeigen was neu gekommen war, ließ sich mitteilen welche offenbaren Vorzüge hier waren und auch, wie sie vom ersten Eindruck des Charakters her waren, denn dies war wichtig für ihn zu wissen, bildete er doch die perfekten Sklaven aus. Als sie sich alles angesehen hatten ging es ums verhandeln „Nun gut mein… Freund“, der Händler sprach überheblich und falsch. „3 interessieren mich, wenn du mir wieder einen Mengenrabatt gibst… 17,20 und 27 nehme ich für jeweils fünf Silberstücke“, machte er ihm ein Angebot. Der Sklave in Käfig 27 war hübsch anzusehen, hatte aber einen gewissen Bick von Wahnsinn in den Augen. Er war extrem ruhig, man konnte nicht durchblicken, ob er Angst hatte oder ob es ihm gut ging. Dieses Geheimnisvolle hatte durchaus seinen Reiz. Er war älter als die anderen Beiden, wenn auch nicht viel.

Der Händler grunzte etwas aufgebracht und sah dem edlen Mann in die Augen. „Bei allem Respekt mein Freund, jeder von Ihnen ist sicherlich 50 Silberstücke wert! Der Kleine aus 17 sicher sogar noch mehr.“

Lian hörte die beiden Männer, konnte es nicht fassen wie sie hier gehandelt wurden. Am liebsten hätte er sie angeschrien, doch er traute sich nicht, da er sowieso vom Handlanger des Händlers begutachtet wurde und er hatte gesehen, wie er schon mal Käfige unter Strom gesetzt hatte zur Bestrafung. Der Anblick war schrecklich gewesen. Die Sklaven, deren Käfige unter Strom gesetzt wurden, zappelten wie ein Fisch, den man an Land geholt hatte. Sie konnten sich aber von den Gittern, die sie mit ihren Fingern umschlossen hatten, nicht lösen, da der Strom sie so verkrampfen ließ.

Schließlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Sie hatten sich geeinigt, auf 15 Silberstücke für Sklave 20 und 27, für Sklave 17 hatten sie 25 Silberstücke ausgemacht. Natürlich hatte er Angst, als der Händler ihre Käfige öffnete, damit der Fremde an seine neue Ware heran kam.

Der wohlhabende Händler blickte zu seinem Begleiter. Er nickte mit dem Kopf, womit er diesen anwies allen Sklaven Halsbänder anzulegen. Selbst machte er keinen Finger an diese, sie waren ihm aktuell viel zu schmutzig. Uninteressiert überreichte er dem Händler nun ein Säckchen, in welchem die Münzen waren, blickte zu den Sklaven und seinem Begleiter, der sie alle drei an Leinen hatte und sie mit sich führte. Sie waren mit einer Kutsche hier. Die Sklaven wurden wie Tiere auf die Ladefläche gebracht und angebunden. Die beiden gut gekleideten Männer stiegen auf die Kutscherbank, fuhren nun mit dem Einkauf zum Anwesen, in welchem sie lebten und die Sklaven zu perfekten Sklaven ausbildeten. „Bring sie runter, sie sollen sich waschen und saubere Gewänder anlegen.“ Er hielt kurz inne und überlegte einen Moment „sobald sie fertig sind, können sie etwas essen und Wasser zu sich nehmen, schlafen sollten sie heute auch und morgen fangen wir mit der Arbeit an“, sprach er zu einem seiner Diener, die auf den Neuzugang gewartet hatten, so als wären diese nicht mit im Raum.

Lian wurde mit den Anderen eine Etage tiefer gebracht. Er konnte kaum laufen und wankte immer wieder, wenn seine Konzentration nachließ. Im Waschraum angekommen sah er sich um. Hier sah es gar nicht so schlecht aus. Es gab Duschen, die Wasser automatisiert von oben fallen ließ. Das hatte er bisher erst ein paar Mal gesehen. Seine Familie hatte sich so etwas nicht leisten können. Der Mann, der sie in den Raum gebracht hatte wies sie an ihre Kleidung auszuziehen und sich hier zu waschen. Er deutete an eine Garderobe, die an der gegenüberliegenden Wand angebracht waren, von der Wand, wo die Duschköpfe waren. „Dort sind Handtücher und frische Kleidung. Seife ist da auf der Ablage, beeilt euch, ich hole euch in 10 Minuten wieder ab!“ sagte er mit Nachdruck und verließ den Raum wieder. Die Jungen sprachen nicht, wie auch schon zuvor nicht und taten was man ihnen sagte. Sie alle waren viel zu schwach, um Widerstand oder dergleichen zu leisten. Das Wasser tat Lian gut, es entspannte ihn, aber es machte ihn gleichzeitig auch unheimlich müde. Trotzdem war er pünktlich fertig. Das neue Gewand fühlte sich gut an, es war ihm nur etwas zu groß. Als der Mann sie alle in einen anderen Raum führte knurrte sein Magen so laut, dass auch die anderen es hatten hören können, doch zum Glück sagte niemand etwas. Das war peinlich gewesen, aber der Geruch war unbeschreiblich. Dann erblickte er die drei vollen Teller mit Gemüsesuppe und setzte sich sofort, ehe er anfing zu essen. Die anderen beiden taten es ihm gleich. Sie hatten nicht warten können, bis man ihnen erlaubte zu essen. Bereits in der Dusche hatten sie alle schon getrunken, weil sie so ausgetrocknet gewesen waren.

Der Mann, der sie gekauft hatte sah dies. Er selbst hatte sich mittlerweile umgezogen, um den Gestank vom Markt los zu werden. Er blickte nun zu seinen Dienern und nickte diesen zu, setze sich selbst den Sklaven gegenüber an den Tisch. „Hier lernt ihr Geduld und Zurückhaltung“, sagte er nur als jeder Sklave sein Gesicht in der heißen Suppe wieder fand, da sie von den Dienern hinein gedrückt wurden. „Damit meine ich, dass ihr dann essen werdet wenn ich es euch erlaube, ihr dann trinken werdet, wenn ich euch etwas gebe und ihr nur antwortet, wenn ihr auch gefragt werdet! Fragen jeder Art sind tabu. Ihr habt nichts zu hinterfragen, sondern schlicht und ergreifend zu funktionieren, wie ich es will, wenn ich es nicht mehr will, wollen es eure zukünftigen Besitzer.“ Dann wurden sie von den Dienern losgelassen. Lians Gesicht brannte wie Feuer, doch er schwieg und hielt seine Tränen zurück im Gegensatz zu einem der anderen Sklaven. Dieser war geschockt und fing an zu weinen, es war einfach alles zu viel in den letzten Tagen gewesen, alles war fremd und so unglaublich anders. Sein Besitzer stand auf und strich ihm sanft durchs Haar, doch die sanfte Art wurde unmittelbar von einem schallernden Schlag auf dessen Hinterkopf unterbrochen. „Ich sagte doch du sollst nicht denken, dazu gehört auch so etwas. In Zukunft werdet ihr alle funktionieren, sehe ich Emotionen werdet ihr dafür bestraft, sehe ich Handlungen, die euch nicht aufgetragen wurden, werdet ihr bestraft, geduldet ihr euch nicht, werdet ihr bestraft!“

Lian konnte nicht fassen, was er gehört hatte. Wer um alles in der Welt sollte das aushalten? Immer noch tropfte sein Gesicht von der Suppe, ihm war der Appetit trotz des großen Hungers vergangen. Als eine große Packung Feuchttücher in die Mitte des Tisches geworfen wurde zuckte er kurz zusammen, wollte direkt eines greifen aber hielt sich zurück, bemerkte, dass es den anderen beiden Sklaven genau so ging. „Macht euch damit eure hässlichen Gesichter sauber und danach esst, aber gesittet und nicht wie hungrige Straßenköter!“ sagte ihr Ausbilder streng und die drei gehorchten. Lian legte das Tuch beiseite, nachdem er sein Gesicht gesäubert hatte. Es hatte auch etwas gekühlt, sodass der Schmerz ein wenig besser geworden war. Dann fing er etwas wiederwillig an seine Suppe zu essen, langsam und darauf bedacht dem Ausbilder nicht zu Missfallen. Nun wollte er einfach nur schlafen und alles hinter sich lassen, zumindest ein paar Stunden weg aus dieser Welt zu gelangen, die sich in den letzten Tagen als furchtbar und grausam entpuppt hatte.
 

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein besonderer Dank gilt Xathos, unserem Betaleser.


Wir hoffen sehr, dass euch auch das zweite Kapitel Freude beim Lesen bereitet hat und ihr weiterhin dabei seid. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Xathos
2015-06-27T13:26:31+00:00 27.06.2015 15:26
Sehr gern geschehen <3 Tolles Kapitel :)


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