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Rose der Elfen

von

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Die ersten Sonnenstrahlen strichen über mein Gesicht und ich erwachte. Schnell stand ich auf und öffnete die Truhe am Fußende meines Bettes. Von ganz unten zog ich ein Bündel hervor. Ich schlug den Stoff beiseite und zum Vorschein kam ein Korsett aus schwarzem Stahl. Vorsichtig strich mit den Fingerspitzen darüber. Dann kroch ich unter mein Bett und zog eine Diele aus dem Boden. Darunter lag ein Schwert. Ich holte es aus dem Versteck und zog den Anderthalbhänder aus der Scheide. Die Klinge war schneeweiß und so scharf, dass sie ein Haar spalten konnte. "Deine Zeit ist gekommen, Fejris. Deine Klinge wird von neuem erstrahlen." Ich steckte das Schwert zurück in die Scheide und wickelte es in eine Decke und legte es in die Truhe.

Als ich aus meinem Zimmer trat zog Brom gerade seinen Mantel an. Als er mich sah, lächelte er kurz. "Ich muss etwas erledigen. Kannst du etwas Fleisch kaufen? Wir haben keines mehr hier. Auf dem Tisch ist ein wenig Geld."

„Muss das sein? Du weißt doch, dass ich das nicht leiden kann."

Brom winkte nur ab und schloss die Tür hinter sich.

Ich seufzte und schaute aus dem Fenster. Brom verschwand gerade hinter der Hausecke. Ich ging zum Tisch. Dort lag ein Stapel Münzen. Missmutig nahm ich die Münzen und meine Tasche und verließ das Haus.

Es hatte über Nacht geschneit und alles lag unter einer weißen Decke. Da ich nur einen dünnen Mantel an hatte, froh ich ganz schön. Zum Glück war Sloans Metzgerei nicht weit entfernt. Wieder sahen mir alle verächtlich hinterher, doch ich ignorierte sie. Es war sowieso alles bald vorbei. Als ich Sloans Laden betrat, schlug mir sofort der Geruch von totem Tier entgegen und ich musste mir ein Würgen verkneifen.

"Was willst du?", fragte Sloan mich unwirsch.

"Ich brauche Fleisch. Für Brom."

Sloan sah mich mit zu Schlitzen verengten Augen an. "Stimmt ja. Das Prinzesschen isst kein Fleisch."

„Was ist so falsch daran? Ich möchte halt nicht, dass ein lebendes Wesen stirbt nur, weil ich Hunger habe.“

„Du bist komisch.“, knurrte Sloan.

„Gib mir einfach das Fleisch und ich bin wieder weg.“

Sloan schnaubte und wickelte das Fleisch in einen Lumpen. Ich bezahlte und verließ den Laden. Draußen konnte ich endlich wieder frei atmen. Der Geruch von Totem war mir schon immer zu wider gewesen. Ich verstand nicht, warum sich keiner Gedanken darum machte, ob das Tier auf dem Teller vor sich nicht auch gerne gelebt hätte. Niemand dachte an die anderen Lebewesen um sich herum. Eine schwarze Katze strich um meine Beine und ich bückte mich, um sie zu streicheln.

„Da ist ja die kleine Hexe!“ Ein Schneeball traf mich an der Schulter und ich sah auf. Einige Meter von mit entfernt stand eine Gruppe Kinder. Sie wurden von einem großen Jungen mit pausbäckigem Gesicht angeführt.Er hielt schon den nächsten in der Hand. Ich konnte sogar aus der Entfernung sehen, dass er fast einen halbe Kopf kleiner als ich war. Und ich war wirklich nicht sonderlich groß.

"Willst du mir nicht was vorzaubern, Hexe?" Das letzte Wort zischte er. Ich überlegte kurz, ob es die Mühe wert war, ihn hier und jetzt zu verprügeln, doch ich entschied mich dagegen. Er würde mir nur seine Eltern auf den Hals hetzen und das würde lange Diskussionen nach sich ziehen. Nein. Ich hatte ein besseres Druckmittel.

"Wenn ich du wäre, würde ich nicht nochmal werfen. Bald kommen die Händler und Brom ist heiser." Ich ließ die Andeutung erst mal wirken bevor ich weiter sprach: "Es könnte sein, dass auch ich plötzlich heiser werde und das wars dann mit der Geschichte. Willst du dir das wirklich zu Schulden kommen lassen?"

Der Junge wurde bleich. Er wusste, dass ich es ernst meinte, also schüttelte er den Kopf.

"Gut. Dann verstehen wir uns ja." Die Kinder verzogen sich und ich wollte gehen, als mich ein weiterer Schneeball am Hinterkopf traf. Langsam drehte ich mich um. Eragon stand ein paar Meter von mir entfernt und grinste.

"Was sollte das?" Ich versuchte mit den Fingern den Schnee aus meinen Haaren zu kämmen, doch ein großer Klumpen rutschte in meinen Kragen. Ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken.

"Der Schnee sieht in dem Rot deiner Haare wirklich schön aus.", meinte Eragon. Ich sah ihn wütend an und zog meinen Mantel aus. Dann schüttelte ich mich einmal kräftig und der restliche Schnee fiel von mir ab.

"Dass du nicht frierst. Dein Kleid geht dir kaum über die Knie und deine Stiefel sehen auch nicht gerade warm aus. Nicht mal einen Schal hast du an."

"Wer sagt denn, dass ich nicht friere?" Ich wandte mich zum Gehen. Eragon folgte mir. "Warum bist du so abweisend? Bei Brom bist du doch auch nicht so. Ich habe dich gesehen."

Ich erstarrte. Warum? Warum jetzt? Wenn ich nichts tat, wäre alles um sonst gewesen. "Er ist eine Ausnahme." Ich beschleunigte meine Schritte. Eragon nahm mein Handgelenk und zog mich hinter eine Hausecke.

"Was soll das?" Ich versuchte mich loszumachen, doch sein Griff war zu fest.

"Ich möchte jetzt endlich wissen, was mit dir los ist! Du gehst kaum ins Dorf und wenn doch, dann nur kurz. Und dann verbringst du oft Tage im Buckel."

Ich öffnete den Mund, um ihm zu widersprechen, doch er unterbrach mich: "Leugne es nicht. Ich habe Brom gefragt. Also?"

Ich lachte bitter. "Ausgerechnet der, der selbst im Buckel jagt und rätselhafte Steine aufliest versucht mich auszuquetschen? Ich hatte wirklich schon bessere Tage."

Eragon sah mich verdutzt an. "Woher weißt du von dem Stein?"

Ich schnaubte. "Ich bin nicht annähernd so blind wie die meisten hier im Dorf. Meinst du etwa, ich hätte den blitz nicht gesehen. Oder ich wüsste nicht, was sich so alles im Buckel abspielt?" Ich sah ihm fest in die Augen und sagte leise: "Ich bin anders als alle hier!"

Dann drehte ich mich um und lief schnell zu Broms Haus zurück. Es tat weh, ihn so behandeln zu müssen, doch es war zu seinem eigenen Schutz. Je weniger er über mich und meine Vergangenheit wusste, desto besser.



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