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Prelude of Shadows

Die Team Shadow Chroniken
von

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Amy – Akt 3, Szene 6

7 Jahre vor Team Shadows Gründung

 

Am nächsten Morgen fand sich Amys Truppe im Gemeinschaftsraum des Pokécenters zusammen. Amy gähnte ausgiebig und rieb sich schläfrige Tränen aus den Augen. Sie war extra früh aufgestanden, um noch Zeit für eine Dusche zu haben, auch wenn sie vermutete, dass sie am Ende des Tages nach Kanalisation und Rauch stinken würde. Brandon hingegen wirkte quietschfidel.

„Wieso bist du so fit?“, fragte sie vorwurfsvoll. „Du warst doch gestern Nacht viel nervöser als ich, und ich habe fast kein Auge zugetan.“

„Schlafen kann ich immer“, entgegnete Brandon stolz. „Einmal bin ich—“

„Amy?“, unterbrach Oliver ihn, als er sich zu ihnen stellte.

Amy nickte ihm zur Begrüßung zu. „Was gibt es, Oliver?“ Bitte bekomm jetzt keine kalten Füße, ich brauche jeden einzelnen von euch!

„Ich, ehm, wollte nur sagen … Es tut mir leid, dass ich gestern etwas ungehalten war, aber ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du versuchst, all unsere Sachen zurückzubekommen. Leah … in ihrem Rucksack war das einzige Bild ihrer verstorbenen Oma, das sie besitzt. Sie war am Boden zerstört, nachdem sie überfallen wurde. Die Chance, das Bild zurückzubekommen, bedeutet ihr alles.“

„Leah …“ Amy sah an Oliver vorbei zu dem Mädchen mit den kurzen Haaren und dem Floink auf der Schulter. Sie sah nicht wirklich wie Ronya aus, ihre Gesichtszüge waren weicher, ihr kurzes Haar war länger und die Augenfarbe anders, aber trotzdem fühlte Amy sofort eine Verbindung zu ihr. „Wir werden das Bild wiederfinden“, sagte sie eindringlich. „Versprochen.“

Oliver nickte und ging zurück zu dem Rest der frisch rekrutierten Trainerbande. Amy rubbelte ihre Wangen, um sich wachzurütteln. „Aaaalso gut, Brandon, wir dürfen niemanden enttäuschen. Es gibt Bilder, Omas und Sammelkarten zu retten. Lass uns gehen.“

„Was? Jetzt schon?!“ Er stolperte hinter ihr her, während sie Richtung Ausgang stapfte und den anderen Trainern bedeutete, ihr zu folgen. „Was ist mit meinem Bruder, wollten wir nicht auf ihn warten? Was ist mit Frühstück?

„Dahinten steht ein Snack-Automat. Und deinem Bruder kannst du einfach eine Nachricht bei Schwester Joy hinterlassen“, winkte Amy seine Einwände ab. Sie hatten keine Zeit, auf Brandons Bruder zu warten. Er war nicht mal sicher, ob er kommen würde, geschweige denn wann. Es konnte heute, oder morgen, oder Ende der Woche sein. „Er wird uns schon finden.“

„Klar, natürlich, ich schreibe ihm einfach die Adresse des Geheimverstecks in der Kanalisation auf!“

Amy reckte ihm einen Daumen entgegen und kicherte, als sie ihn hinter sich fluchen und zurückrennen hörte.

Trotz ihrer Drohung warteten sie und die restlichen Trainer vor dem Pokécenter, bis Brandon zu ihnen aufschloss. Brandon warf ihr einen strafenden Blick zu. „Ich hoffe wirklich, er kommt auf die Idee, bei Schwester Joy nachzufragen. Ich sage dir, er ist wirklich stark.“

„Ganz genau, und weil dein Bruder so ein erfahrener Trainer ist, wird er sich schon zurechtfinden. So!“ Sie klatschte in die Hände und wandte sich den Trainern zu. Schläfrige, nervöse und aufgeregte Gesichter blickten ihr entgegen. Sie lächelte grimmig. „Es geht los. Danke für eure Hilfe, ich weiß das wirklich zu schätzen und ich werde euch nicht enttäuschen.“ Sie sah zu Leah, als sie das sagte. Leah sah sie überrascht an, aber nach ein paar Sekunden verwandelte sich die Überraschung in ein Lächeln.

Sie sieht süß aus, dachte Amy. Dann fiel ihr auf, was sie da gerade gedacht hatte. Ihr wurde schlagartig heiß und kalt. Sie räusperte sich energisch und sah schnell von Leah weg.

„A-also, wie ich gestern bereits erklärt habe, teilen wir uns in mehrere Gruppen auf. Richard und Chloe sind Köderteam 1, Percy und Vanessa sind Köderteam 2. Ihr stellt euch bei den Gullis östlich von Trend Street und Stratos Street auf und täuscht vor, gute Opfer zu sein. Inszeniert einen Kampf gegeneinander, tut so, als hättet ihr euch verlaufen oder verletzt, was immer euch liegt. Wenn wir Glück haben, reicht das schon, um sie aus der Kanalisation zu locken.“

Die vier nickten ihr zu und stellten sich nebeneinander auf. Amy hatte sie für die Köderteams ausgewählt, weil ihre Pokémon am wenigsten für Ablenkungsmanöver geeinigt waren, und Percys kleine Statur machte ihn zu der perfekten Zielscheibe. Sie hatten die vier mit leeren Rucksäcken ausgestattet, die aber so prall mit Plastikflaschen und Papier ausgestopft waren, dass sie aus allen Nähten platzten.

„Als nächstes das Invasionsteam“, fuhr Amy fort. „Das wären Brandon, Oliver und meine Wenigkeit. Wir sind dafür verantwortlich, das Versteck der schwarzen Trainer in der Kanalisation zu finden und das Diebesgut zurückzubringen. Mit uns kommen die Ablenkungsteams 1, 2 und 3. Leah und Greg, Jimmy und Karl, Melanie und Zeke. Ihr kommt mit uns mit in die Kanalisation. Team 1 bleibt bei uns als Verstärkung, Team 2 und 3 stiften Verwirrung in unterschiedlichen Richtungen. Auch wenn sie in der Kanalisation verteilt sind, sollten wir sie so von ihrer Basis weglocken können.“

„Wir zeigen es diesen Waschlappen!“, rief jemand in die Runde. Amy machte eine beschwichtigende Geste. „Ich freue mich über den Enthusiasmus, aber bitte spielt nicht den Helden.“ Sie sah sich ernst in der Runde um. „Wenn es zu heiß wird, wenn ihr in Gefahr seid oder Angst bekommt, geht kein Risiko ein und lauft weg. Ihre Aufmerksamkeit auf euch gelenkt zu haben, ist schon die halbe Miete. Passt bitte auf euch auf.“

„Hört, hört“, lachte Greg. Sein Bluzuk Joker hielt sich an seinem Haar fest, so als säße er auf einem Motorrad und Bluzuk müsste sich festhalten, um nicht wegzufliegen. „Ich haue nicht ab, egal was passiert. Diese Diebe können mich mal!“

Amy gab auf. Sie tauschte einen letzten Blick mit Brandon. Er zuckte mit den Achseln, so als wollte er sagen, dass ihm auch nichts mehr einfiel, was es zu sagen gäbe. „Gut, dann gehen wir los. Köderteam 2, wir sehen euch heute Abend im Pokécenter. Der Rest kommt mit mir.“

Sie bildeten eine lustige Karawane, wie sie mit elf Trainern und fast derselben Zahl Pokémon eng gequetscht durch die gefüllten Straßen von Stratos City marschierten. Amy bildete die Vorhut zusammen mit Brandon, Oliver hatte sich für die Nachhut bereiterklärt. Amy versuchte, ihre Nervosität unter Kontrolle zu halten, aber je näher sie der Gasse kamen, in der sie und Brandon gestern überfallen worden waren, desto zusammengeschnürter fühlte sich ihr Brustkorb an. Hatte sie ein Recht, so viele Trainer zu ihrem nicht gerade ausgereiften Plan zu überreden, nur weil sie unbedingt ihre Gemälde zurückhaben wollte? Was, wenn jemandem etwas passierte? Was, wenn—

„Hey.“ Sie sah zur Seite, nur um Leahs Gesicht direkt vor sich zu sehen. Ihre Augen waren ein stürmischen grau, das nach innen hin zu blau wurde. Ihr Mund wurde trocken und sie sah hektisch zurück nach vorne.

„H-hey Leah!“ Viel zu laut!

„Ich wollte mich bei dir bedanken“, sagte Leah. Sie lehnte sich vor, so als wollte sie Amy ins Gesicht sehen, aber Amy wich ihrem Blick stoisch aus. „Bei den Sachen, die mir gestohlen wurde, war ein Bild von meiner verstorbenen Großmutter dabei.“

„Ich weiß“, sagte Amy, bevor sie nachdenken konnte. „Oliver hat es mir eben erzählt.“

„Oh!“ Leah sah ebenfalls nach vorne. „Dann weißt du es schon.“ Sie schwiegen eine Weile. Amy wünschte, sie könnte einfach im Boden versinken.

Sie wollte sich dir anvertrauen, und du würgst sie mit „Ich weiß“ ab!

Nach einer Weile fuhr Leah jedoch fort, so als hätte Amy sie nie unterbrochen. „Sie hat mich aufgezogen, weil meine Eltern keine Zeit für mich hatten. Letztes Jahr hatte sie eine Lungenentzündung und hat es nicht geschafft. Ich vermisse sie sehr.“ Sie zog die Nase hoch. Amy schielte zur Seite.

Oh nein, sie war kurz davor, zu weinen. Was sollte sie tun? Was sollte sie tun?!

Bevor sie es sich anders überlegen konnte, legte sie einen Arm um Leahs schmale Schultern und zog sie während des Gehens an sich. „Hey, nicht weinen. Wir finden dein Bild. Wir finden es. Vertrau mir einfach, okay?“

Leah schniefte und nickte und ließ sich in Amys halbe Umarmung sacken. Sie gingen die ganze Zeit weiter, aber durch den Ansturm der Menge von allen Seiten war Amy recht sicher, dass hinter ihnen niemand das Gespräch mitbekommen hatte. Ihr Blick fiel zu Brandon, der direkt neben ihr lief und sie mit hochgezogenen Augenbrauen unverschämt angrinste. Am liebsten wäre Amy ihm an die Gurgel gesprungen, aber sie hielt immer noch Leah fest.

Nach einer Weile erreichten sie die Gasse und sie löste ihren Arm. Leah wirkte wesentlich gefasster. Ihre Augen glänzten zwar etwas, aber sie strahlten auch Entschlossenheit und Siegeswille aus. „Du wirst mal eine richtig gute Trainerin werden“, sagte Amy zu ihr und wischte eine Träne aus ihrem Augenwinkel. Leah beobachtete ihre Hand, als sie diese zurückzog.

„In dir steckt sehr viel Trauer, Amy“, sagte sie und strich ihr eine blonde Locke aus der Stirn. „Was immer du dort unten suchst, wir finden es auch, okay? Mach dir keine Sorgen.“

Plötzlich stand Brandon direkt neben ihnen. „Ladies, wenn ihr euer Flirten kurz pausieren könntet, wir sind da.“

„Wer flirtet?!“, fauchten Amy und Leah gleichzeitig. Amy zog sehr viel Genugtuung daraus, dass Leah genauso rot war wie sie. „Verdammt, Brandon, als Freund bist du ein absoluter Alptraum, weißt du das?“, grollte Amy und stapfte an ihm vorbei in die dunkle Gasse. Hinter sich hörte sie nur Brandons wildes Keckern und Leahs Schimpftirade. Sie führte die Trainer durch die vielen Windungen zu dem Gulli, den sie gestern gefunden hatten. Erleichtert stellte sie fest, dass er noch genauso leicht verschoben war, sie ihn gestern zurückgelassen hatten. Noch war niemand herausgekommen.

„Da sind wir“, sagte sie zu der versammelten Mannschaft. Ihr Blick glitt zu Percy und Vanessa. „Ihr bleibt hier oben. Sobald ca. 30 Minuten vergangen sind, könnt ihr euer Theater starten.“

Percy, der schlaksige Junge von gestern, nickte ihr zu. „Wir werden euch nicht enttäuschen.“

Amy hob den Deckel an und kletterte hinunter in den dunklen Schlund der Kanalisation.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Lady_Ocean
2023-04-26T11:57:24+00:00 26.04.2023 13:57
Ich bin die ganze Zeit schon gespannt darauf, wer wohl Brandons Bruder ist. Und jetzt betont er schon wieder so, dass der sehr stark ist. Ich rechne fast schon mit einem ganz großen Fisch. Arenaleiter oder vielleicht Top 4 sogar. Bis "Champ" will ich mal nicht pokern. ^^° Ich hoffe nur, dass er rechtzeitig ankommt, um bei der ganzen Aktion noch eine Hilfe zu sein. Es ist ja wirklich recht wackelig, was dieses Amateur-A-Team da geplant hat (und wofür das Öl? Schmierfallen legen, damit alle ausrutschen?). Ich hoffe, der Überraschungseffekt gibt ihnen den nötigen Vorteil.
*hihi* Mit Amy und Leah haben sich ja zwei gefunden. Und Brandon amüsiert sich köstlich. Ich bin nun aber auch neugierig, ob die zwei nach diesem Abenteuer den Kontakt halten, vielleicht sogar ein Stück weit zusammen weiterziehen (später hat man von Leah allerdings nichts mehr gehört, also wird es wohl so oder so eine temporäre Verbindung bleiben), oder ob sich ihre Wege direkt nach dieser Aktion schon wieder trennen. Aber erst mal muss diese Aktion überstanden werden. Ich hab schon richtiges Herzklopfen.

Wo Kerstin-san grad einen Kommentar zu dem Frühstück gelesen hat: Das hat mich an einen ähnlichen Kommentar gelesen, den ich neulich in einer Fanfic hatte: "Einen Krieg kann man verschieben, aber niemals ein Mittagessen." - Wie passend! XD
Antwort von:  Lady_Ocean
26.04.2023 13:58
Argh, ich brauch 'ne Korrektur-Funktion. "Wo Kerstin-san grad einen Kommentar zu dem Frühstück geschrieben hat" wollte ich schreiben.
Und apropos Fehler. Ziemlich am Anfang fehlt ein "Leid". Da heißt es: "Es tut mir, dass ich gestern etwas ungehalten war" :)
Antwort von:  Kerstin-san
26.04.2023 16:48
Vielleicht geh ich da auch zu sehr von mir aus xD Ich muss morgens frühstücken, komme was wolle. Nur wenn ich super krank bin, lasse ich vlt. mal ein Frühstück ausfallen, aber alleine schon kreislauftechnisch brauch ich morgens immer was im Magen.
Antwort von:  Lady_Ocean
27.04.2023 07:23
Mir ist mein Frühstück aber auch heilig. XD Also ich weiß, wo dein Gedanke herkommt. ^^ Und grad wenn 'ne superwichtige Prüfung oder irgendsowas ansteht, würde ich das nicht ausfallen lassen.
Aber als ich jünger war, hatte ich das auch, dass ich bei extremer Nervosität nix runterbekommen habe.
Von:  Kerstin-san
2023-04-22T06:43:03+00:00 22.04.2023 08:43
Hallo,
 
haha, "es gibt Omas zu retten". Amy ist wirklich noch nicht ganz wach, was? xD
 
Also ohne Frühstück würde ich auch nicht losziehen, weiß doch keiner wie lange sie unterwegs sein werden (es sei denn sie haben dran gedacht Proviant mitzunehmen) und sie müssen ja wahrscheinlich auch rennen etc. Auf leeren Magen nicht ganz so gut. Was, wen so was nachher den entscheidenden Unterschied macht? Da hilft wahrscheinlich auch ein kurzer Stop am Snackautomaten nicht (obwohl der natürlich besser als nichts ist).
 
Amy und Leah sind in ihrer peinlichen Verlegenheit echt süß. Ich musste etwas kichern, als sie Brandon so synchron angefahren haben.
 
Ein Fehlerchen hab ich noch gefunden: "Amy zog sehr viel Genugtun daraus" Genugtuung müsste es wohl heißen.^^
 
Und irgendwo war die Rede davon, dass sie zu elft durch die Stadt ziehen, aber müssten es nicht eig. 13 Trainer sein (2 Köder- und 3 Ablenkungsteams zu je 2 Personen sowie das dreiköpfige Invasionsteam)?
 
Liebe Grüße
Kerstin
Antwort von:  yazumi-chan
22.04.2023 10:58
Fehlerteufel ist korrigiert, danke dir!

Es sind elf Trainer, weil eins der Köderteams in die andere Richtung geht. Sie trennen sich quasi direkt am Anfang.
„Gut, dann gehen wir los. Köderteam 2, wir sehen euch heute Abend im Pokécenter. Der Rest kommt mit mir.“
Antwort von:  Kerstin-san
22.04.2023 18:55
Ahhh, okay, danke für die Aufklärung :)


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