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Prelude of Shadows

Die Team Shadow Chroniken
von

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Ronya – Akt 3, Szene 3

7 Jahre vor Team Shadows Gründung

 

Ronya massierte ihren Nacken und klickte auf Enter. Sie hatte Amy nur ein paar Zeilen schreiben wollen, aber dann war aus ihrer E-Mail eine dreiseitige Affäre geworden. Nachdem sie auch ihren Eltern eine lange Nachricht geschrieben hatte, loggte sie sich aus und kehrte in den Aufenthaltsraum zurück, wo der Joy sie freundlich zu einem der Tische nickte, auf dem bereits eine leicht abgekühlte Schale ihres Essens stand. Sogar für Max war eine Schale mit Futter und Wasser bereitgestellt worden.

Einige Minuten mampften sie vor sich hin, bis Ronya ihre Schüssel auskratzte, um auch noch das letzte bisschen Reis zu erwischen. Ihr Hunger endlich gestillt, ging Ronya zur Theke, um zu bezahlen.

„Sag mal“, sagte sie, „wo ist denn Veit? Macht er Urlaub?“

„Urlaub“, schnaubte der Joy und lehnte sich keck vor, Kinn in die Hand gestützt. „Das Wort kennt unser Veit gar nicht. Nein, er ist in den Minen und kümmert sich dort um die Exkavation einer weiteren Ebene. Er ist Arenaleiter, aber zuallererst ist er Bergarbeiter. Ich vermute, dass er erst in ein paar Wochen in die Arena zurückkehrt, aber zumindest kommt er alle paar Tage raus, um Zeit mit seiner Familie zu verbringen.“

Ronya nickte nachdenklich. Sie hatte nicht vor, mehrere Wochen in Erzelingen zu vergeuden, wo Thea ihr vielleicht in diesem Moment schon wieder auf den Fersen war, dann wiederum würde ihre Schwester kaum an Meghan und Konsorten vorbeikommen. Sie konnte also mit dem Training ihrer Pokémon in den Minen beginnen und wenn sie Glück hatte, würde sie Veit über den Weg laufen und ihn vor Kaiser warnen.

„Sind eigentlich weniger Trainer in der Stadt als früher?“, fragte sie.

Der Joy runzelte die Stirn. „Jetzt, wo du es sagst … wir hatten mal mehr Neulinge.“

Ronya lehnte sich vor und senkte ihre Stimme. „Das ist kein Zufall. Es gibt hier eine Gruppe Trainer, eine Art Gang, die—“

Weiter kam sie nicht. Jemand rempelte sie von hinten an, sodass sie fast kopfüber gegen den Joy knallte. „Oh, Entschuldigung!“, rief die Person hinter ihr. „Ich bin noch etwas schwindelig vom Schlafen.“ Ronya sah sich entrüstet um. Der Junge von eben, der die ganze Zeit auf der Bank geschlafen hatte, stand mit gelangweiltem Lächeln direkt hinter ihr und quetschte sie förmlich gegen die Theke.

„Abstand halten!“, fauchte sie ihn an.

Er besah sie schelmisch. „Sicher“, sagte er und trat einen Schritt zurück. Ronya stellten sich die Armhaare auf. Er trug eine stahlgraue Uniform, und ein schwarzes Band um seinen Oberarm. Um seine Hüfte war ein Pokéballgürtel geschnallt, an dem die ersten beiden Positionen leer waren. „Joy, was machen meine Pokémon?“

„Die sind fertig, einen Moment“, sagte dieser und verschwand durch eine Tür nach hinten.

„Du solltest vorsichtig sein, über welche Themen du sprichst“, sagte der schlaksige Junge und sah dabei auf Ronya herab. Er war einen guten Kopf größer, und ähnelte Jacob, den sie in der Höhle getroffen hatte, sehr stark. Vielleicht Brüder?

„Ich wüsste nicht, was es dich angeht, über welche Themen ich spreche“, sagte Ronya, spürte aber, wie ihr Herz instinktiv schneller zu schlagen begann. Die häkelnde Dame war nicht mehr da; sie und das Kaiser-Mitglied waren ganz alleine, und sie musste die Übelkeit hinunterschlucken, als ihre Gedanken zu Tommy abdrifteten, der sie von hinten packte und festhielt.

„War nur ein wohl gemeinter Ratschlag, Rebellin.“ Er kniff die Augen zusammen. „Was ist mit deiner Frisur? Bist du ein Mönch oder so?“

„Sei nicht albern“, sagte Ronya und fuhr sich über das stoppelige Haar. Sie mochte nicht, wie der Junge sie musterte. Plötzlich wurde ihr Pokéball heiß. Sie griff automatisch danach und betätigte dabei versehentlich den Öffnungsmechanismus. Sybill kam herausgeschossen und baute sich mit gesträubtem Fell vor ihr auf. Der Trainer machte einen Schritt zurück, Überraschung und dann Belustigung in seinem Gesicht.

„Wie ich sehe, hast du eine hervorragende Beschützerin“, sagte er gedehnt. „Vielleicht solltest du ihrem Instinkt folgen und hier verschwinden, bevor der Joy zurückkommt.“

Ronya zitterte vor Entrüstung, spürte aber, wie Max an ihrem Finger nippte und sie mitzog, während Sybill sie mit ihrem Sternschweif Richtung Ausgang winkte.

„Bilde dir nichts darauf ein“, drohte sie ihm noch, bevor sie durch die elektronische Tür hinaustrat.

Von drinnen hörte sie nur noch ein Lachen.

 

 

„Was denkt er sich?!“ Ronya konnte vor Wut kaum an sich halten. Sie trat kleine Steinchen gegen die Wand der Mine, in der sie sich verschanzt hatte. Gemeinsam mit ihrem Team stand sie ganz nah am Eingang und versuchte, sich auf das Training zu konzentrieren, aber es fiel ihr unglaublich schwer. Die Begegnung mit dem Kaisermitglied hatte sie sehr mitgenommen. Warum dachte eigentlich jeder, dass man sich mit ihr anlegen konnte, ohne dass sie sich wehren würde? „Damit ist es jetzt vorbei“, sagte sie zu Sybill, die neben ihr saß und gelangweilt eine Pfote leckte. „Danke, dass du mich aus der Situation entfernt hast, aber das nächste Mal werde ich mich nicht so überrumpeln lassen.“ Sybill nahm diese Ansprache mit einem Gähnen hin.

Ronya seufzte. Sie würde Kaiser nichts entgegensetzen können, wenn sie ihr Training nicht endlich ernst nahm. Sie wandte sich wieder dem Kampfgeschehen zu. Abbott übte gerade seine Konfusion an Scharen von Zubat, gegen die er glücklicherweise einen Typvorteil hatte, während Max verzweifelt versuchte, sie mit seinem Tackle zu treffen. Einige Kleinstein lugten hinter Felsen hervor, schienen aber nicht kampfesfreudig zu sein und ließen sie daher in Ruhe.

Es waren bereits einige Stunden vergangen, seit sie in die Minen gegangen war. Einige der Minenarbeiter hatten sie auf die Gefahren in den tieferen Ebenen hingewiesen und ihr sogar einen Helm angeboten, sie aber sonst problemlos durchgelassen. Ronya war nicht die einzige Trainerin. Sie war einigen Kaisermitgliedern begegnet, die sich lachend in die Tiefen der Mine vorgewagt hatten. Hier am Eingang war sie alleine, und das war ihr gerade recht.

Ronya hatte schnell begriffen, dass Theorie und Praxis zwei völlig verschiedene Dinge waren. Sie wusste, welche Typvorteile es gab, welche Attacken ihre Pokémon lernten, aber ein Kampf gegen echte Gegner, in der echten Welt, war eine ganz andere Sache.

Max stolperte über loses Geröll, wenn er einen Tackle auf dem falschen Untergrund startete. Abbott ließ sich von dem Flattern der vielen Zubats aus dem Konzept bringen und seine Konfusion verteilte sich im ganzen Raum, statt gezielt einen Gegner zu treffen. Sybill kämpfte gut, vertraute aber lieber auf ihren eigenen Instinkt und horchte daher nur auf jeden zweiten Befehl. Das Zusammenspiel aus all diesen Faktoren bereitete Ronya Kopfschmerzen.

Aber es machte Spaß. Sie fühlte sich herausgefordert, wie schon lange nicht mehr. Hier konnte sie endlich all ihr erworbenes Wissen anwenden und ausprobieren, das ihr in der schlimmsten Zeit ihres Lebens Kraft gegeben hatte.

„Spring zur Seite Max!“, rief sie Evoli zu, das sich kraftvoll vor dem Luftangriff des Zubats rettete. „Jetzt Konfusion!“

Abbott hob die kleinen Hände und kaum sichtbare, psychische Wellen, trafen auf das herabsausenden Zubat, welches kreischend zu Boden ging. Ronya besaß keinen Pokédex, aber sie konnte anhand der Kraft der Attacken ihrer Pokémon erkennen, dass ihr Training bereits Früchte trug.

Sie lächelte grimmig und tauschte einen Blick mit Sybill, die das Geschehen befürwortend begutachtete. Bald würde sie nicht mehr wehrlos sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Lady_Ocean
2022-08-08T14:12:18+00:00 08.08.2022 16:12
(Jetzt sehe ich, dass das gar nicht drei verschiedene Kapitel sind, sondern dreimal dasselbe. Da ist wohl beim Upload etwas schief gegangen. Ich schreibe meinen Kommentar dann einfach hier noch mal. :) )
Der männliche Joy ist immer noch ein Highlight. XD Ich weiß gar nicht, ob ich im letzten Kapitel was dazu gesagt habe. Aber die Idee, dass es ja auch männliche Joys geben kann, fand ich spitze!
Aber man merkt richtig, wie sich Gewitterwolken über Ronya zusammenziehen. :( Anfangs geht das Training natürlich schnell, aber auch mit ein paar intensiven Tagen wird sie nicht ansatzweise das wett machen, wass Kaiser in wahrscheinlich Jahren des Trainings an Stärke erworben hat. Noch dazu sind die eine ganze Gruppe, die sich zusammengerottet haben. Und nachdem wir inzwischen ohnehin schon so einige gewissenlose Trainer erlebt haben, würde ich auch ohne den Ausgang dieser Auseinandersetzung sofort glauben, dass das, was dieser schlaksige Junge von Kaiser da im Pokémoncenter von sich gegeben hat, keine leere Drohung ist. :(

Sybill ist faszinierend. :D Ein schwieriges Pokémon, dessen Respekt man sich wirklich erst mal erkämpfen muss. Sie hat ein bisschen was von Abbys Gott, finde ich. Inzwischen ist sie an einem Punkt, wo sie Ronya als ihre Trainerin anerkannt hat und sie auch beschützen will. Aber sie spürt Ronyas Unerfahrenheit und Unsicherheit und traut ihr daher nicht zu, brenzlige Situationen zu meistern. Deshalb verlässt Sybill sich beim Kämpfen lieber auf ihren eigenen Instinkt als auf Ronyas Anweisungen. Aber ich denke, wenn Sybill erst mal davon überzeugt ist, dass Ronya kompetent und zuverlässig ist, wird sie ihr umso loyaler folgen und eine sehr starke Mitstreiterin werden.

Ah, und was mir zu Tommy wieder einfiel: Das hat Ronya auch mächtig zugesetzt, wie der seine Kraft ausgenutzt hat, um sie bewegungsunfähig zu machen. Andere Probleme waren in all den schlimmen Dingen um Thea erst mal wichtiger, deshalb wundert es mich nicht, dass diese Erinnerung bisher nicht mal mal so klar hochgekommen ist, aber mich hätte das auch tief erschüttert, wenn mich jemand so gepackt und mir damit vor Augen geführt hätte, wie wehrlos und angreifbar ich eigentlich bin.

Ein paar Fehlerchen habe ich in diesem Kapitel noch entdeckt. Ich schätze, du hast dich unglaublich ins Zeug gelegt, um die drei Kapitel so schnell hintereinander fertigzubekommen (ich war total von den Socken!).
- Radschlag (Ratschlag)
- wand (müsste "Wand" sein, im letzten großen Absatz nach der Leerzeile)
- Sie hatte gut Reden schwingen (da sind zwei Redewendungen durcheinander geraten, oder?)
- es viel ihr unglaublich schwer (fiel)

Ich hoffe, die Anmerkungen kommen nicht ungelegen. :)
Von:  Kerstin-san
2022-08-07T19:59:52+00:00 07.08.2022 21:59
Hallo,
 
ah schön, da erfahre ich ja gleich, wo Veit abgeblieben ist.
 
Bei Ronyas Begegnung mit dem Gangmitgleid ist mir etwas anders geworden - und das obwohl es ja am helllichten Tag in einem Gebäude stattfindet, in dem ein potenzielelr Zeuge nur wenige Meter entfernt ist. Da hast du angespannte Stimmung und wie Ronyas Instinkte reinkicken wirklich sehr sehr anschaulich dargestellt. Ich fands echt stark, dass Ronya dann von ihren beiden Pokémon daran gehindert wird, etwas impulsives zu tun. Gerade Sybill hat da ja sehr feinfühlig reagiert.
 
Zu der Thea-Sache: Ich hatte mich im letzten Kapitel schon gefragt, ob die Gang eig. auch nicht Pokémontrainer von der Weiterreise abhält. Einerseits macht es natürlich Sinn, dass sie alle Durchreisenden abblocken (sonst könnte man sich ja auch einfach als Nicht-Trainer ausgeben), andererseits macht es das für Normalos noch unmöglicher nach Erzelingen zu kommen.
 
Schön gezeigt, dass zwischen Theorie und Praxis einige Unterschiede bestehen und Ronya sich da erstmal umstellen muss. Gerade, dass Sybill anfangs ihr eigenes Ding macht und Ronyas Befehlen nicht wirklich vertraut, fand ich da sehr überzeugend. Es passt aber auch zu Ronya, dass sie sich dann so reinkniet, um diese Schwäche auszumerzen.
 
Meine Lieblingsstelle, in dem Kapitel, weil ich sie so herzzerreißend finde ist übrigens die hier: Warum dachte eigentlich jeder, dass man sich mit ihr anlegen konnte, ohne dass sie sich wehren würde? Irgendwie hat Ronya wirklich so was an sich, das Probleme magisch anzieht und ich kann ihre Frustration, dass sie sich so oft so hilflos fühlt und dieses Muster durchbrechen will total nachvollziehen. *Ronya pat*
 
Liebe Grüße
Kerstin


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