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Prelude of Shadows

Die Team Shadow Chroniken
von

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Chris – Akt 1, Szene 3

8 Jahre vor Team Shadows Gründung

 

Chris musste zwei ihrer Wasserflaschen opfern, um das Feuer zu löschen, doch als der dicke weiße Rauch sie nicht mehr umhüllte und sie wieder frei atmen konnten, war Jaydens Schlafsack ein schwarz verkohlter Haufen geschmolzenes Polyesters. Jayden seufzte und ging neben den Überresten auf die Knie. Chris beobachtete unterdessen Glumanda, das nun das Lagerfeuer neu entfachte und anschließend einen interessierten Blick auf ihren Rucksack warf. Sie machte einen Schritt zurück.

„Vielleicht wollte es nicht entführt werden“, sagte sie.

„Das hat damit nichts zu tun!“, entgegnete Jayden heftig. Chris entging nicht, dass er dieses Mal keinen Widerspruch gegen die Entführungstheorie machte. „Und warum kann es überhaupt schon Glut? Das lernen Glumanda doch erst auf Level 7.“

„Dann ist es mindestens Level 7.“

„Aber Starterpokémon sollten —“

„Es war kein Starterpokémon“, erinnerte ihn Chris erneut. Wieso sah er seinen Fehler nicht sofort ein? „Es gehörte einem Wissenschaftler und du hast es gestohlen.“

Jayden ließ den Kopf hängen. Chris warf einen letzten Blick auf das Glumanda, das ihr heller vorkam als normal—aber vielleicht war es das fleckige Licht des Waldes—und machte sich auf den Weg nach Vertania City.

Ihre Hoffnung, Jayden auf diese Weise abzuhängen, erwies sich schnell als fehlgeleitet. Er brauchte einige Minuten, um ihren Vorsprung aufzuholen, doch dann ging er neben ihr her. Den zerstörten Schlafsack hatte er zurückgelassen und Glumanda war sicher in seinem Pokéball verstaut.

Chris ließ sich ihre Enttäuschung nicht anmerken, während sie gemeinsam und schweigend durch den Wald stapften, aber nach einigen Stunden gesellte sich noch ein anderes Gefühl dazu, das sie nicht ganz einordnen konnte. Es ließ ihre Brust warm werden und zog an ihren Mundwinkeln, bis sie lächelte.

 

 

Sie waren noch drei Tage unterwegs. Nachts erlaubte Jayden Glumanda, das Lagerfeuer anzuzünden und rief es danach sofort in seinen Pokéball zurück. In der ersten Nacht beschwerte er sich über den harten Untergrund und die Wurzel, die ihn in die Schulter pikste, egal wie er sich drehte, aber Chris ignorierte ihn und als ihm auffiel, dass sie ebenfalls keinen Schlafsack besaß, ließen seine Beschwerden nach.

Am Nachmittag des dritten Tages lichtete sich der Wald genug, um den Blick auf Vertania City freizugeben, die erste Stadt auf ihrer Reise. Es war der erste markierte Punkt auf ihrer Karte, aber nicht wegen der Stadt selbst, sondern wegen den Orten, zu denen sie führte.

Umgeben von Bergen im Westen und dichtem Laubwald in allen anderen Himmelsrichtungen, erschien Chris die Stadt wie eine wahre Metropole, so eng waren die Häuser aneinander gebaut. Es gab keine Wiesen und Felder, keine abgenutzten Pfade, die irgendwie herhalten mussten, sondern fest angelegte Straßen, kleine vertrocknete Vorgärten und die rot flackernden Neonleuchten des hiesigen Pokécenters. Ohne den Schutz der Bäume war die angestaute Hitze fast unerträglich. Chris` Arme fühlten sich heiß und wund an und trotz des Strohhuts brannte ihr Hinterkopf.

„Ein See!“, rief Jayden plötzlich und rannte an ihr vorbei. Chris sah ihm hinterher, wie er den Rucksack abwarf, sich bis auf die Unterhose auszog und in den See sprang, der dank des langen Sommers leicht eingetrocknet war. Das Schilfgras am Ufer hing lasch.

Chris kräuselte die Nase und stapfte weiter Richtung Stadt, Jayden hinter sich lassend, der lachend und prustend auftauchte und durch das Wasser tollte. Wenn er weiter mit ihr reisen wollte, würde er sie schon finden.

Ihren ersten Zwischenstopp legte Chris im Pokémarkt ein. Sie brauchte dringend neue Wasserflaschen und Energieriegel. Sie kaufte außerdem drei Pokébälle, wonach sich ihre Geldbörse zu leicht anfühlte, aber damit musste sie sich abfinden. Als der Verkäufer, ein älterer Mann mit lichtem Haar sie fragte, was er sonst noch für sie tun könne, kramte sie den kaputten Pokédex ihres Vaters aus der Tasche und legte ihn auf die Anrichte.

„Können Sie den reparieren?“, fragte sie. Der Mann beugte sich tief über das klobige, rote Gerät und schob seine runde Brille zurecht.

„Sieht ganz schön mitgenommen aus. Ich denke, wir sollten Ersatzbatterien hier im Haus haben, aber ich weiß nicht, ob er danach einwandfrei funktioniert. Ich hole sie mal, einen Moment.“ Mit diesen Worten verschwand er in einem kleinen Durchgang hinter der Theke. Chris sah sich unterdessen im Laden um. Es war ihr erster Besuch in einem Pokémarkt. Der Laden war kleiner als reguläre Supermärkte, in denen sie mit ihrer Mutter einkaufen ging, und verkaufte offenkundig nur Dinge, die für Trainer interessant waren. Regale voller Tränke, verschiedener Bälle, Seile und Sprühflaschen, sowie Zelte, Schlafsäcke, Rucksäcke, Reisenahrung und diverse Getränkekanister füllten das quadratische Gebäude und türmten sich bis an die Decke. Die einzige freistehende Wand war die neben der Tür. Als sie hereingekommen war, hatte Chris es nicht bemerkt, aber sie hing voller Plakate und sogar einiger Postkarten. Neugierig geworden trat sie näher. Ein leicht zerfleddertes Plakat verkündete die Öffnungszeiten der hiesigen Arena, sowie eine Notiz, dass der Arenaleiter Blue aufgrund seiner Arbeit im Labor nicht alle Werktage im Monat hier sein konnte. Laut Plan würde die Arena bis Samstag in zwei Tagen offen haben und dann eine Woche aussetzen.

Chris las flüchtig über einige Anzeigen von Trainern, die Gegenstände verloren hatten und Finderlöhne versprachen oder ihre Telefonnummern auf kleinen abreißbaren Papierschnipseln ausgehangen hatten, wenn jemand an einem Trainingskampf mit ihnen interessiert war.

Am interessantesten fand Chris jedoch das frisch gedruckte Poster, das halb über den restlichen Anzeigen klebte. Es war ein Bild von einem gelb-goldenen Glumanda mit Maulkorb, das auf einer Wiese saß und den Kopf leicht zur Seite neigte. Darüber prangte in Großbuchstaben VERMISST. Unter dem Bild stand ein kurzer Text.

„Am 22. Juli wurde aus dem Labor in Alabastia ein Forschungspokémon (Glumanda, männlich, ungewöhnlich helle Farbe, s. Bild oben) gestohlen. Bei dem Dieb handelt es sich vermutlich um einen Jungen mit braunem Haar und blauen Augen (Jayden Williams, zwölf Jahre, ursprünglich aus Alabastia). Wenn Sie ihn oder das vermisste Pokémon gesehen haben oder andere Hinweise geben können, melden Sie sich bitte unverzüglich bei Thomas Meyer, Pokémongenetiker.“

Darunter waren eine Telefonnummer, sowie eine Geldsumme für Hinweise angegeben, die zur Erfassung des Täters oder der Findung des Pokémon führten.

Chris runzelte die Stirn. Jayden hatte ein ernstes Problem.

„Ah, junge Dame, interessiert dich das Plakat?“, fragte der Verkäufer plötzlich. Chris kehrte zu ihm an den Tresen zurück. Er steckte zwei frische Batterien in den Pokédex und schaltete ihn an, was dem Gerät ein lautes Brummen entlockte. „Es ist mir gestern zugefaxt worden. Im Pokécenter und an einigen Laternenmasten vor der Arena hängt es auch schon, aber bisher hat sich wohl niemand bei dem Labor gemeldet.“

Chris nahm den Pokédex entgegen. Der Verkäufer drückte ihr eine Packung Batterien in die Hand und verstaute die Bezahlung in der Kasse. „Hast du diesen Trainer gekannt?“, fragte der Mann. „Du kommst doch auch aus Alabastia, nehme ich an.“

„Wir waren in derselben Klasse“, gestand sie.

„Ah, ich verstehe. Kinder in dem Alter denken ja selten an die Konsequenzen. Aber was weiß ich alter Mann schon, vielleicht hatte er einen guten Grund, das Pokémon mitzunehmen. Ich tue nur meine Pflicht und hänge die Plakate auf, was danach geschieht, liegt nicht in meiner Hand.“

Chris hielt den Pokédex umklammert. Ihr Kopf lag in Chaos. Was sollte sie tun? Sie wusste nun ohne Zweifel, dass Jayden das Pokémon gestohlen hatte und dass er in diesem Moment im See von Vertania City plantschte. Sollte sie ihn verraten?

Der Verkäufer sah sie genauer an. „Wenn du diesen Jungen kanntest, weißt du vielleicht, wo er ist? Oder das Pokémon?“

Chris Gedanken drehten sich. Sie fand es nicht gut, dass Jayden ein Pokémon gestohlen hatte. Es war gegen das Gesetz. Sie wusste nicht, was seine Absicht gewesen war. Sie wusste nur, dass Jayden versessen auf ein Glurak war, und obwohl es vielleicht nicht die richtige Lösung war, konnte sie respektieren, dass er seinen Traum so hartnäckig verfolgte. Genau wie sie hatte er ein Ziel, von dem ihn nichts abbringen würde.

Ihre Entscheidung war gefallen.

„Nein“, sagte sie und steckte den Pokédex weg. „Ich habe ihn seit meiner Abreise nicht mehr gesehen.“

Der Mann nickte lächelnd und verabschiedete sich von ihr. Während Chris den Laden verließ, konnte sie den Gedanken nicht abschütteln, dass er ihre Lüge durchschaut hatte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben!

Erstmal vielen Dank für eure Geduld. Es war mir sehr wichtig, meine Daemon-Trilogie dieses Jahr noch fertigzustellen und da musste PoS leider hinten anstehen. Ab jetzt sollte es allerdings wieder regelmäßig vorangehen. Falls ihr dieses Jahr nichts mehr von mir hört, wünsche ich euch allen erholsame Weihnachtstage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr.

Eure yazumi-chan Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Teilchenzoo
2018-02-02T22:56:10+00:00 02.02.2018 23:56
Oh, das hat ja gleich die Runde gemacht. Nun ja, der will sein Forschungsobjekt zurück. In solchen Momenten kann ich N komplett verstehen. Until every cage is empty!

Nun, Chris, was machst du jetzt?
Antwort von:  yazumi-chan
03.02.2018 01:35
Ein gesundes Portiönchen Rebellion :D
Von:  JustLikeHi
2017-12-25T17:43:41+00:00 25.12.2017 18:43
gutes Kapitel (Wie immer eigentlich XD) es ist super beschrieben und auf welchem Level ist Glumanda? Über level 7 das weiß ich ja. Ich finde es auch lustig das sich Jayden über den Boden beschwert xD
Auch am ende ... wo sich chris nicht sicher ist ob sie Jayden verraten soll oder nicht... ist schön dargestellt. Ich hoffe jetzt einfach mal das sie es nicht tut ....
(ps. Ich bin super glücklich jetzt weiter lesen zu können :´D super Weihnachtsgeschenk)
Antwort von:  yazumi-chan
25.12.2017 20:15
Hehe, sorry für die lange Verzögerung. Glumanda ist genau Level 7 zu diesem Zeitpunkt :) Fröhliche Weihnachten!
Antwort von:  JustLikeHi
25.12.2017 20:16
Ahhh ok. dir auch schöne Weihnachten.... und an alle die das lesen auch :)
Von:  Kerstin-san
2017-12-17T13:26:40+00:00 17.12.2017 14:26
Hallo,
 
thihi der kleine Zündler wird Jayden noch ganz schön auf Trab halten. Ich finds übrigens ganz bezaubernd, dass Chris Jayden am Anfang eigentlich abschütteln will, aber sich das Ganze dann nach einiger Zeit doch noch wandelt und sie glücklich ist, ohne zu wissen, warum.
 
Oha, da hat Thomas aber kaum Zeit verloren, wenn er die Plakate überall hin gefaxt hat. Ich hätte ja erwartet, dass er das Ganze an die Polizei abgibt, aber offensichtlich will er das lieber selbst in die Hand nehmen.
 
Ich finde den Verkäufer ja etwas seltsam mit seiner Einstellung, dass Jayden vielleicht einen guten Grund hatte das Glumanda zu stehlen. Weiß nicht, finde ich irgendwie schräg, außer er würde davon ausgehen, dass Chris weiß wo er steckt und würde mit der Einstellung versuchen ihr Vertrauen zu gewinnen. Na ja, den Zwiespalt von Chris fand ich jedenfalls gut dargestellt und ich könnte mir vorstellen, dass sie Jayden gar nichts von den Plakaten erzählen wird, wenn sie ihn nochmal trifft.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Antwort von:  yazumi-chan
17.12.2017 14:55
Der Verkäufer wollte Chris wahrscheinlich einfach nicht auf den Schlips treten, nachdem er ja erfahren hat, dass sie und Jayden in derselben Klasse waren. Da ging er davon aus, dass sie vielleicht befreundet waren und will ihn nicht gleich als Rüpel und Dieb beschuldigen. Aber er kennt natürlich auch nicht die ganzen Details und will sich deshalb nicht voreilig ein Urteil über Jaydens Charakter bilden :)
Würde Chris Jayden wirklich ungewarnt in die Falle tappen lassen? ... Ja, vermutlich xD Sie ist eher auf ihren eigenen Weg fixiert. Die Gute :`)


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