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Dann ändert sich alles

Chelsea&Vaughn
von

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Am Tag vor der Party

Kapitel 9: Am Tag vor der Party

 

 

Der junge Rancher, Mark, unternahm wie so häufig in den letzten Tag einen langen und einsamen Spaziergang durch den Wald. Ab und zu hatte er Toto mitgenommen, aber, immer wenn Chelsea in der Küche stand und backte, war der kleine Vierbeiner nicht von ihrer Seite zu kriegen. Immerhin hatte er die Hoffnung, dass ein kleines Leckerli für ihn dabei herauskam. Was ständig der Fall war. Ja, dieser kleine Racker ist wahrhaftig mehr als nur ein bisschen verwöhnt. Dennoch musste Mark darüber schmunzeln. Glücklicherweise eine Erinnerung, die ihn halbwegs zum Lachen bringen konnte.

 

Länger konnte er es nicht mehr vor sich selber leugnen. Er liebte und vermisste Nathalie. Er vermisste die Abende, die sie zu zweit auf der Veranda oder am Kamin verbracht hatten, die zufälligen Begegnungen auf der Straße im Dorf, wobei es nie wirklich Zufälle waren. Mark hatte es mit Absicht jedes Mal auf diese zufälligen Treffen ankommen lassen, weil er neben seiner anstrengenden Arbeit in der Hochsaison, trotzdem für ein paar Minuten mit seiner Nathalie zusammen sein wollte. Ihm war aufgefallen, dass seine Freundin nicht hellauf erfreut gewesen war, dass Mark über mehrere Wochen hinweg so wenig Zeit für sie übrig hatte. Persönlich, gefiel es ihm auch nicht. Tatsächlich konnte er sich einen besseren Zeitvertreib vorstellen, als jeden verdammten Tag Ställe auszumisten oder den Acker zu pflügen. Es gab weiß Gott, schönere und entspannende Dinge als die eigene Arbeit, die man jeden Tag vor seiner Haustür hatte. Besonders zur Winterzeit, die für Paare, wie geschaffen schien.

 

Frustriert begann er Steine aus dem Weg zu kicken und hin und wieder Äste zu zerbrechen, als ihm plötzlich auffiel, dass er unbewusst den Weg zur Göttinenquelle eingeschlagen hatte. Hilflos starrte er auf die klare glänzende Wasseroberfläche und spürte eine wahnsinnige Wut in sich aufsteigen. Vor seinem geistigen Auge erschien das Bild von Nathalie, wie sie errötend zu ihm aufgeschaut hatte, als sie sich das erste Mal an dieser Stelle geküsst hatten. Wie sehr hatte sie gegen ihre Gefühle für ihn gekämpft, weil sie es damals einfach nicht wahrhaben wollte und sich nicht eingestehen konnte. Sein unschuldiges Mädchen, die so unvergleichlich süß geschmeckt hatte, als seine Lippen endlich von ihren kosten konnten. Sogar sein Herz war für einen Moment stehen geblieben. Mit einem Mal wünschte er sich diesen Augenblick bitterlich zurück.

 

Außer sich vor Zorn schlug er auf den harten kalten Boden ein und warf alles in die Quelle, was er in die Finger kriegen konnte. Er fluchte dabei, war sauer auf sich selbst und den stillen Wald um sich herum. Das Wasser platschte und brach die glatte Oberfläche entzwei. Dass er selber dabei nass wurde, störte ihn gar nicht, obwohl es ein verdammt kühler und teilweise eisiger Tag war. Sein Atem kam stoßweise. Nachdem er völlig erschöpft auf die Knie sank und seine komplette Wut verraucht war, konnte er noch immer Nathalies Gesicht vor sich sehen. In der Hoffnung, dass sie mit einem Mal hinter ihm auftauchen würde, drehte er sich um und blickte keuchend den Weg hinunter. Doch, niemand erschien.

Als er sich wieder der Quelle zuwandte, funkelte die Wasseroberfläche wie zuvor in einem herrlich schönen Blau, welches nicht von dieser Welt schien. Einen tröstlicheren Anblick konnte Mark ansonsten nur in Nathalies klaren blauen Augen sehen.

 

                                                                                          ~<>~

 

„Chelsea, ich verlange eine Erklärung.“

Wenig begeistert zog Vaughn seine dicke Jacke an und trat mit Chelsea in die eisige Kälte vor seiner Tür. „Warum müssen wir ausgerechnet heute, an diesem verdammt kalten Tag, an den Strand gehen und Steine sammeln? Noch dazu mit Lana???“

Daraufhin lächelte Chelsea bloß, trat auf ihre Zehenspitzen und küsste ihrem Freund besänftigend auf den Mund. Diese Gelegenheit nutzte Vaughn und zog seine Chelsea noch enger in seine Arme und erwiderte leidenschaftlicher den Kuss. Inzwischen tat er das ziemlich oft, wenn das junge Paar alleine war. Trotzdem hatte sich Chelsea noch nicht wirklich daran gewöhnt. Sie bezweifelte, ob man sich jemals an die innige und aufrichtige Zuneigung von seinem eigenen Freund gewöhnen konnte. Denn so, behielt es die knisternde Spannung zwischen den beiden bei.

„Lass uns zu Hause bleiben und einen gemütlichen Nachmittag zu zweit machen. Nur wir beide.“

„Vaughn, ich, ich habe es Lana nun mal versprochen. Es dauert auch nicht lange, das verspreche ich dir. Außerdem, das letzte Mal als wir beide allein waren, da…“

 

Dem Paar gingen dieselben Gedanken durch den Kopf. Beide dachten an den Nachmittag zurück, an dem sie gemeinsam und halbnackt in Chelseas Bett gelegen und alles andere um sich herum vergessen hatten. Dies waren unglaublich sinnliche Stunden für sie beide gewesen. Besonders für Chelsea, die immer noch leicht errötete, wenn sie daran dachte, dass Vaughn zum ersten Mal ihren halbnackten Körper gesehen hatte. Allerdings war er so unfassbar sanft und zärtlich gewesen, dass das junge Mädchen es nach wie vor nicht bereute. Wozu auch? Hatte sie es denn selber nicht ebenfalls so gewollt, wie Vaughn? Bestimmt. Außerdem, fast jedes Mal, wenn sie an ihren Freund denken musste, wünschte sie sich ihm körperlich nahe zu sein. War es dann nicht normal, dass man solche Sehnsüchte bekam, wenn man schon so lange mit jemanden zusammen war?

 

„Chelsea? Ist alles in Ordnung mit dir?“

„Wie? Oh, äh, ja. Ja, es ist alles gut. Ich habe nur gerade daran denken müssen, als wir beide…Äh, du weißt schon.“

„Mm, ja, das weiß ich noch. Es war ein herrlicher Nachmittag gewesen.“, flüsterte Vaughn ihr ins Ohr und küsste sie dann auf ihre Stirn.

„Werden wir es irgendwann wieder machen?“

Perplex starrte Vaughn seine Freundin aus großen Augen an und Chelsea hätte sich am Liebsten auf ihre Zunge gebissen. Die Worte waren aus ihrem Munde gewesen, noch ehe sie sie aufhalten konnte, geschweige denn richtig darüber nachdenken konnte, was sie überhaupt sprach. „Oh, Gott!“

Abrupt wollte sich Chelsea von ihm abwenden, doch Vaughn hielt sie zurück und nahm sie erneut in seine starken Arme.

 

„Das muss dir nicht peinlich sein.“, versuchte Vaughn seine Freundin zu besänftigen.

„Dafür hast du mich aber völlig entsetzt angesehen.“

„Entsetzt? Chelsea, nein, nicht entsetzt. Ich war bloß überrascht, dass ist alles.“

„Und ich erst.“

„Willst du mich nicht wieder ansehen?“

Stur schüttelte die braunhaarige ihren Kopf und drückte ihr Gesicht noch tiefer an Vaughns Brust.

„Nun, wenn das so ist. Irgendwann musst du es aber wieder, weil ich darauf bestehen werde. Und, soll ich dir was verraten?“

„Was?“

„Ich freue mich schon darauf, wenn wir wieder so eng zusammen sein werden, wie neulich.“

 

Vaughn wollte, das Chelsea ihn wieder ansah, aber sie war noch nicht bereit ihren Kopf wieder zu heben, der so tiefrot angelaufen sein musste, dass sich Chelsea nur noch mehr geschämt hätte.

„Du musst dich vor mir nicht schämen.“

„Vaughn?“

„Ja, Liebling.“

„Ich habe noch nie…ich meine, was ich fragen wollte…Hast du schon mal mit einer…mit einer anderen…Gott! Du weißt, was ich sagen will.“

 

Nie in seinem Leben hätte Vaughn es für möglich gehalten, dass er ein solches Gespräch führen würde. Anscheinend war es Chelsea wichtig, und sie hatte bereits länger darüber nachgedacht. Er hörte es an ihrer Ungeduld an, die in ihrer Stimme lag und daran, wie krampfhaft sie ihn festhielt. Als könnte die Antwort, die er ihr geben musste, ihr nicht gefallen. Dabei, und Chelsea wusste es noch nicht, war es für ihn ebenso Neuland, wie für sie.

„Liebling, ich, nun. Ich war noch nie mit einer anderen Frau als mit dir zusammen in einem Bett.“

„Ist das wahr?“ Und endlich sah sie wieder zu ihm auf. Liebevoll strich er eine braune Haarsträhne aus ihrem Gesicht und nickte bestätigend.

„Aber, du bist doch schon 20 und ich dachte immer, ich bin davon ausgegangen, dass du…“

„Chelsea, vor dir hat mich keine Frau so sehr fasziniert wie du. Du weißt, meine Kindheit war nicht einfach, deswegen habe ich lange nie jemanden an mich heran gelassen. Ich hätte es auch gar nicht tun können, weil ich nicht wollte, dass mir jemals jemand zu nahe kommt. Ich dachte immer, ich hätte es nicht verdient, geliebt zu werden.“

Zärtlich bedeckte er ihr Gesicht mit unzähligen Küssen. Mühsam unterdrückte Chelsea ihre Tränen. Einerseits, weil sie daran denken musste, wie ihr Vaughn von seinem eigenen Vater schwer misshandelt wurden war, andererseits, weil es sie so sehr rührte, dass sie fürchtete etwas falsches sagen zu können und der innige Moment wäre damit ruiniert.

 

„Nicht weinen.“

„Du kennst mich einfach zu gut.“

„Ja, überrascht mich nach wie vor noch. Ich liebe dich, Chelsea.“

„Ich liebe dich auch, Vaughn.“

Ein langer sanfter, warmer Kuss folgte. Dann setzten sie ihren Weg zum Strand fort.

 

                                                                                        ~<>~

 

Der fantastische, glückliche Moment war so eben vorbei. Ausgerüstet mit einem blümchenbemalten Eimer sammelte Vaughn am Strand Steine ein. Nicht nur irgendwelche Steine. Es durften nur schöne und glänzende Steine sein, die eine makellose und glatte Oberfläche besaßen. Seit einer guten halben Stunde versuchte er allen Ernstes derartige Steine zu finden. Hinter seinem Rücken hörte er Chelsea und Lana miteinander reden und zeitweise lachen. Beim besten Willen konnte sich der junge Mann nicht vorstellen, was am Steine sammeln Spaß machen konnte, noch dazu in dieser Kälte. Dummerweise trug er keine Handschuhe. Chelsea hatte ihre zu Hause liegen gelassen und er hatte ihr seine überlassen. Bei dieser gehirnamputierten Aktion, die sich Lana mal wieder in den Kopf gesetzt hatte, sollte seine Freundin garantiert nicht unnötig frieren.

 

„Vaughnie!“

Vaughn zuckte zusammen. Oh, großer Gott, mach dass das endlich aufhört.

„Ich habe dir doch gesagt, dass du mich so nicht nennen sollst!“

„Und ich habe dir gesagt, dass ich solche hässlichen Steine nicht haben will.“, keifte die junge Sängerin. Demonstrativ hielt sie ihm eine der Steine vors Gesicht, die Vaughn achtlos in seinen blümchenbemalten Eimer geschmissen hatte. Dabei konnte er es immer noch nicht fassen, dass er mit einem herumlief. Was tat man nicht alles für seine Freundin.

„Das ist ein Stein, Lana. Genau, wie du wolltest.“

„Nichts da. Dieser hier ist dunkel, zu dunkel und rau. Ich will und brauche aber glatte und helle Steine. Mit so einem hier, kann ich nichts anfangen, Vaughnie!“

„Hör zu, Lana. Es reicht mir endgültig mit dir. Ich werde jetzt…“

„Hey, Leute, beruhigt euch.“

Gerade noch zur rechten Zeit trat Chelsea zwischen die Kontrahenten und nahm Lana den Stein wieder ab.

 

„Wozu brauchst du überhaupt all diese vielen Steine?“, lenkte Chelsea Lana von ihrem Freund ab und sorgte so dafür, dass sich Vaughn beruhigen konnte. In diesem Moment trat ein strahlendes Lächeln auf Lanas Gesicht.

„Ich möchte mit den Steinen etwas herstellen. Was genau, weiß ich noch nicht, aber es wird bestimmt etwas ganz Tolles. Und es soll eine Überraschung sein.“

„Für Denny?“

„Ja. Für wen wohl sonst? Damit versuche ich mir die Zeit zu vertreiben, solange er nicht da ist.“ Sehnsüchtig schaute Lana übers Meer und hoffte, dass sie Denny so schnell wie möglich wieder sehen würde.

 

„Denny ist zum Arbeiten aufs Festland gegangen, oder?“, hakte Chelsea nach und überraschenderweise war es Vaughn, der ihr antwortete.

„Ja. Sein Onkel besitzt eine Fischfabrik drüben. Ab und zu hilft Denny ihm aus, weil er sich mit seinem kleinen Anglerladen hier kaum über Wasser halten kann. Warum siehst du mich jetzt so komisch an?“

„Du und Denny, ihr seid Freunde?“ Ungläubig starrte Chelsea ihren Freund an. „Davon hast du mir gar nichts gesagt.“

„Tja, also, ob wir Freunde sind, weiß ich nicht, aber ab und zu sind wir uns überm Weg gelaufen und dabei hat er mir davon erzählt.“

„Ach, so ist das.“

„Ist alles in Ordnung, Chelsea?“ Bereits zum zweiten Mal stellte er an diesem Tag diese Frage.

„Wie? Ja, es, es ist alles gut. Mach dir keine Sorgen. Sammeln wir lieber weiter Steine.“

 

Mit diesen Worten wandte sich Chelsea von ihrem Freund ab und vertiefte sich von neuem wieder in ein Gespräch mit Lana. Dabei hatte Vaughn die restliche Zeit über das Gefühl, etwas Falsches gesagt zu haben.

 

                                                                                    ~<>~

 

Im Haus des Bürgermeisters stand Nathalie vor ihrem Kleiderschrank und probierte inzwischen das zwanzigste Outfit aus, welches sie am nächsten Tag zur Party anziehen wollte. Währenddessen, zwischen Make-up, Frisur und Kleid, plagten sie tiefe Gewissensbisse, weil ihr oberstes Ziel es war, mit ihrem hoffentlich atemberaubenden Aussehen Will endlich zu beeindrucken. Mittlerweile hatte sie Mark in die hinterste Ecke ihrer quälenden und reuigen Gedanken verbannt.

 

Zudem war Julia vor einer Stunde vorbeigekommen, um mit ihr gemeinsam ein passendes Outfit auszusuchen, doch Nathalie hatte ihre Freundin brüsk abgewiesen. Sie wusste, sie war unfair ihr gegenüber gewesen. Immerhin waren sie schon seit Ewigkeiten befreundet und sie hatten sich stets alle Geheimnisse, Sorgen und Nöten miteinander geteilt. Jedoch, konnte sie aus irgendeinem Grunde nicht anders, als ständig nur noch gemein und abweisend ihren Mitmenschen gegenüber zu sein. Sogar ihre Mutter hatte ihr angeboten zu reden. Nathalie hatte es ihrem Blick angesehen, dass sie sich um ihre einzige Tochter Sorgen machte.

 

Allerdings, es gab für Nathalie jetzt wichtigere Dinge zu durchdenken, als dauernd Trübsal zu blasen. Sie wollte sich keinen deprimierenden Gedanken länger widmen, sondern sich an ihrer neuen Hoffnung klammern, dem überaus attraktiven und charmanten jungen Mann, Will, zu gefallen.

Doch, warum tat ihr dabei nur ihr Herz so weh?



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