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Die vier Jahreszeiten

von

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4.

Was für ein abscheuliches Wetter…

Ein Gewitter der ganz besonderen Art und zu dem Bedauern der zwei Jungen, war es dazu noch kalt –

Eiskalt.
 

Eigentlich nichts Besonderes für Moskau…
 

Heute hatten die zwei Freunde ausnahmsweise auch etwas Glück, denn sie hatten einen alten verlassen Holzschuppen entdeckt, indem sie wenigstens Schutz von der Nässe fanden.
 

Unter Anführungszeichen natürlich!
 

Schließlich waren sie schon klatschnass, als sie auf der Suche nach etwas Wärme waren.

Tala begutachtete den Schuppen, während Bryan in einer Kiste, welche an der Wand stand herumkramte. „Bingo!“ Triumphierend hielt der grauhaarige eine große alte Decke in der Hand und präsentierte es seinem Freund. „Schade nur, dass wir hier kein Feuer machen können.“, sprach er weiter und breitete die Decke aus. Tala konnte erkennen, wie der Körper seines Freundes zitterte. „Du wirst noch krank.“ – Bryan sagte nichts.
 

Schweigend legten sich die zwei auf den Boden und gaben sich dem Versuch hin, in den Schlaf zu fallen.  Nach wenigen Minuten konnte der rothaarige schon die gleichmäßigen Atemzüge seines Freundes hören. Kurz darauf fiel er selbst auch in den Schlaf.
 

Die Nacht verlief seltsam ruhig. Schon seit langem konnten die Freunde nicht richtig ausschlafen. Entweder war es zu kalt, sie hatten Hunger, oder irgendjemand verscheuchte sie von ihrem Schlafplatz.
 

₰ Die Welt…

früher schien es doch so wunderschön, doch nun erwies sich das genaue Gegenteil, - dunkel und leer.

– Leer von Mitgefühl, Menschlichkeit und umhüllt von dem dunklen Gedanken der Bevölkerung.
 

Wie auch immer. Es ergab keine Sinn sich über die Ungerechtigkeit der Welt zu ärgern. Schließlich ging es darum zu überleben und in Selbstmitleid zu ertrinken war nicht die beste Lösung.  
 

Die Nacht verblasste und der Morgen brach an. Erholt öffnete Tala seine Augen. Das erste was er zu sehen bekam, war das Gesicht seines Freundes. Dieser schlief noch seelenruhig.

Seltsam…

Bryan war eigentlich immer vor ihm wach, doch er wollte ihn nicht wecken. Er sollte ausschlafen. Schließlich wussten sie nicht, wann sie wieder die Möglichkeit dazu finden würden.

Freudig streckte der Junge seine Gliedmaßen aus. Er fühlte sich gut. Ein Blick aus dem schmutzigen, alten Fenster verriet ihm, dass die Regenwolken sich auch verzogen hatten, doch die Regung zu seiner Linken lenkte seine Aufmerksamkeit vom Fenster ab. Sein grauhaariger Freund massierte verschlafen seine Schläfen und gähnte herzlich. Kurz darauf blickte er den rothaarigen mit seinen waldgrünen Augen an.

„Guten Morgen…“

„Morgen.“

Tala setzte sich auf und der grauhaarige tat es ihm gleich. „Der Regen hat aufgehört“, fuhr der rothaarige fort. „Gut. Heute können wir uns was zu essen besorgen. Ich hab mich mal umgehört, es gibt ein Basar in der Stadt. Jede Menge Köstlichkeiten sollen dort zu finden sein. Da können wir bestimmt was mitgehen lassen.“

Endlich einmal  gute Nachrichten. Das Verlangen nach Nahrung war zu groß. „Dann lass uns gleich losgehen“, gab der rothaarige erwartungsvoll zurück. Sein Gegenüber nickte. Die zwei standen gleich darauf auf und falteten erst einmal die Decke zusammen. Diese wurde wieder in die Kiste gepackt. Am Abend würden sie nochmal her kommen. Zuerst mussten sie erst mal ihre Mägen füllen.

Sie machten sich auf den Weg. Zum Glück war es nicht so kalt, denn eine gute halbe Stunde würden die Freunde brauchen um in die Stadt zu gelangen. Trotz des langen Weges marschierten sie ohne Beklagen weiter. Angekommen war die Freude hoch. Jede Menge Stände waren zu sehen. Es war riesig.  „Okay Tala... ich würde sagen wir machen es wie immer.  Du lenkst die Leute hier ab und den Rest übernehme ich.“ –„Ja, so machen wir es.“
 

Der grauhaarige sauste in irgendeine Richtung. Tala begab sich schon mal in die Menge. Mit langsamen Schritten latschte er dahin und blickte sich um. Einige Leute starrten ihn an. Das lag wohl daran, dass man vom ersten Blick an sehen konnte, dass er ein Straßenkind war. Seine Klamotten waren nicht mehr die neuesten,– alt, zerrissen und dreckig. Die Leute sollten ihn ruhig anstarren, das war schon gut so, denn er musste die Show jetzt starten und die volle Aufmerksamkeit auf sich ziehen.  Er taumelte hin und her und ließ sich unerwartet zu Boden fallen. Nun hieß es abwarten. Es war nicht das erste Mal, dass er diese Show abzog. Hundert? Zweihundert? Vielleicht Mehr?  Das hieß er hatte schon Übung darin und alles wirkte sehr real. Im Nachhinein verknotete sich alles von selbst. Sekunden später bildete sich ein Kreis um ihn herum. Er konnte das Gerede um sich herum hören. Tala hörte den gerne Leuten zu und wartete.  Seit ungefähr zwei Minuten lag er auf dem Boden. Die Leute starrten ihn zwar an, doch niemand half ihm.
 

Natürlich war das alles nur getäuscht, doch als er und Bryan das erste Mal diese Aktion abzogen, hätte er sich eine andere Reaktion von den Menschen erwartet...

Etwas hilfsbereiter, oder barmherziger.

Voller Neugier wurde er beobachtet. Nun kam auch schon jemand und rüttelte ihn, versuchte auf ihn einzureden, doch Tala spielte gekonnt weiter. Er wartete auf ein Zeichen von Bryan. Weitere Minuten verstrichen. Langsam aber sicher lag er schon zu lange hier. Nicht, dass die Menschen hier auf die Idee kommen würden ihm einen Krankenwagen zu rufen. Doch endlich kam die erwartete Person zu ihm zugelaufen. Hysterisch schüttelte er den Körper des rothaarigen. Er schrie die Menschen an. Sie sollen Wasser bringen, – ihnen helfen. Die Art wie sein Freund da hin und her schrie, brachte Tala wahrhaftig zum Nachdenken. Für eine Sekunde stellte er sich tatsächlich die Frage, ob auch alles mit ihm stimmte, oder ob er da wirklich in Ohnmacht lag. – Diese Szene hätte ihnen ein Oscar eingeholt.

Ein Typ brachte ihnen die erwartete Flasche. Bryan spritze Tala ein bisschen was auf das Gesicht seines Freundes. Nun war es Zeit das Theater zu beenden. Langsam öffnete der rothaarige seine Augen. Bryan legte den Arm seines Freundes um seine Schulter und half ihm auf die Beine. Mit einem schleppenden Gang entfernten sich von der Menge. Der Trudel um sie herum wurde immer größer. Sie mussten sofort gehen. Weiterhin spürte der rothaarige die Blicke der Personen auf seinem Rücken.  

Nachdem sie sich sicher waren, dass sie weit genug weg waren, beendeten sie das Spiel. Tala atmete einmal tief ein uns aus. „Warum hat das so lang gedauert?“ Mit hochgezogener Augenbraue betrachtete Bryan seinen Freund und grinste ihn schief an. „Komm mit“, gab er nur lässig von sich und rannte schon voraus.  Tala folgte ihm und wurde durch verschiedene Gassen geführt.  Sie waren wieder in der Nähe des Basars. „Tala, schau mal her.“ Die Anweisung des grauhaarigen wurde befolgt und das was er zu sehen bekam zauberte ihm ein breites Lächeln ins Gesicht. „BRYAN! Du bist der BESTE!!“ Jede Menge Leckereien lagen vor den Jungen. Begeistert von den Raubkünsten seines Freundes, sprang Tala hin und her.

Er selbst war kein guter Dieb, deshalb übernahm er immer die Ablenkung und Bryan die eigentliche Arbeit. Der grauhaarige nahm wieder das Gespräch auf. „Wohin bringen wir die ganzen Sachen?“,  Der blauäugige überlegte. „Ich würde sagen in den Schuppen. Ich denke es ist verlassen und wir haben unsere Ruhe.“ Bryan überlegte. „Nur wird es ein Problem die Sachen zu transportieren. Zweimal müssen wir die Strecke bestimmt gehen.“ „Ja… aber ich glaube das ist es wert.“ Zufrieden blickte der rothaarige sein gegenüber an. Als Antwort packte Bryan schon die ersten Sachen an. Auch Tala nahm so viel er konnte und sie machten sich auf den Weg zurück. Der rothaarige war immer noch von der Menge erstaunt. Bryan musste ihm das unbedingt beibringen. Es interessierte ihn, woher sein Freund das konnte. Die Frage würde er ihm auf jeden Fall stellen. Viele Fragen schwirrten ihm durch den Kopf. Tala wusste nichts über den grauhaarigen. Vor ungefähr sechs Monaten wurde er von Bryan gerettet. Seit dem Tag waren sie sich nicht mehr von der Seite gewichen und sie verstanden sich ausgezeichnet.
 

Mit schnellen Schritten fuhren sie mit ihrer Arbeit fort. Leider schafften sie es bei zweiten Mal auch nicht alles mitzunehmen. Wieder nahmen sie denselben Weg auf, sammelten die letzten Sachen und wollten sich nur noch ausruhen. „Hab ich einen Hunger“, gab der rothaarige murrend von sich. „Mir geht es nicht anders. Nicht mehr weit…“ Die letzten Schritte waren auch überwunden. Endlich ließen sie  die Sachen ab und setzten sich nieder. Eine Weile sagten sie nichts, bis Tala die Stille unterbrach. „Sag mal Bryan… Wie machst du das?“ „Was?“ Ahnungslos musterte der grauhaarige seinen Freund. „Ich meine, wer hat dir das Klauen beigebracht.“ Der Gesichtsausdruck des Jungen veränderte sich und er blickte nachdenklich zu Boden. „Ich war immer schon ein Straßenkind, mit der Zeit lernt man es eben.“ Der Ton seiner Stimme brachte Tala zum grübeln.

Trauer?

„Du hattest nie ein Zuhause?“ Irritiert versuchte Tala sein Gegenüber zu verstehen.  „Und deine Familie?“, hackte er neugierig weiter, doch bevor der grünäugige eine Antwort darauf geben konnte hörten Sie einen Schrei.

Es kam aus der Ferne.

„Hast du das gehört?“ – „Ja!“
 

Schon wieder war es zu hören. „Da steckt jemand in Schwierigkeiten.“

Tala erschrak und musste an die Nacht denken, an dem er von dem elenden Typen verprügelt worden war. Das Ereignis damals, sollte sein erster Einbruch werden und er hatte versagt. Was wäre wohl aus ihm geworden, hätte Bryan ihn nicht gerettet?

Das was sie taten war nicht richtig, das wussten beide, doch wenn es keine andere Lösung mehr gab, dachte man nicht mehr an Richtung oder Falsch.

Ein weiteres Mal hörten sie den Schrei. Bryan erhob sich plötzlich und verließ den Schuppen. Mit schnellen Schritten folgte er dem Geschrei. Tala blieb regungslos sitzen und versuchte sich zu sammeln. Auch er erhob sich nach wenigen Sekunden und wollte Bryan folgen. Mittlerweile rannte der grauhaarige schon und kam dem Geschrei immer näher. Es kam von einer Sackgasse. Er kannte diese Umgebung in und auswendig. Es war ganz nah. Kurz vor dem einbiegen sah er wie 2 Männer raus taumelten. Man konnte genau erkennen, dass sie berauscht waren. Diese gingen geradeaus ihren Weg. Bryan bog in die Gasse ein und hörte ein schluchzen. Seine Schritte wurden schneller und als er am Ende ankam, fand er einen Jungen zitternd auf dem Boden liegen. Schnell ging er zu ihm. „Geht es dir gut?“ Der Junge hatte seine Augen geschlossen und öffnete sie, als Bryan ihn ansprach. „Schmerzen.“ Mehr konnte der Junge in dem Moment nicht sagen. Er war nicht in der Lage dazu.

Verzweifelt versuchte Tala in der Zeit seinen Freund zu finden. Der Schrei war nicht mehr zu hören, also hatte er keinen Plan wo er lang sollte.

„BRYAAAN!“

Besorgt  rief er nach ihm und hoffte auf eine Antwort. Was wenn Bryan etwas zugestoßen ist.

Nein! An solche Sachen durfte er nicht denken.. „BRYAAN! Wo bist du!!“ Bryan der weiterhin in der Gasse war hörte die Stimme seines Freundes. „TALA! Die Sackgasse!!“, schrie er lauter als gedacht. Sofort blieb der rothaarige stehen und rannte in die Richtung von der Bryans Stimme kam. Er wusste nicht wo hier eine Sackgasse war. „Bryan, WO VERDAMMT" – „WARTEE!!“  Tala konnte nicht weit entfernt sein. Er wandte sich wieder zum Jungen. „Los wir gehen jetzt. Kannst du aufstehen?“ Angestrengt schüttelte der Junge seinen Kopf. „Wir müssen jetzt zusammen arbeiten. Ich helfe dir aufzustehen und du wirst dich dann bei mir abstützen.“ „Okay.“ Mühevoll brachten sie den blonden auf die Beine. Er war etwas größer als Bryan. Mit langsamen Schritten kamen sie voran. „BRYAN! Endlich! Was ist passiert?“ Tala kam gerade auf sie zugerannt. „Ich weiß nicht. Hilf mir bitte er kann kaum stehen.“ Das ließ sich der rothaarige nicht zweimal sagen. Sofort half er dem unbekannten und sie machten sich auf den Weg zurück zum Schuppen. Schnell wurde die Decke wieder ausgebreitet und über den Körper des Fremden gelegt. Dieser blickte die Jungs erschöpft an und das letzte was er an diesem Abend sagte war – „Danke!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Phoenix-of-Darkness
2019-09-02T10:20:40+00:00 02.09.2019 12:20
Ah damit haben sie den 3. im Bunde.
Ich fand du hast gut beschrieben wie Bryan und Tala so über die Runden kommen.


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