Zum Inhalt der Seite

Warum erwachsen werden

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 11

Irritiert blinzelte Peter ein paar Mal, doch so oft er auch blinzelte, es konnte das Gehörte nicht aus seinem Kopf streichen. Vorsorglich bohrte er sich mit dem Finger im Ohr, doch auch dies half nicht. Er war jung, fit und genau deshalb wusste er, dass er sich auf keinen Fall verhört haben konnte, oder doch? Hatte seine Phantasie ihm einen üblen Streich gespielt? Vielleicht träumte er ja einen dieser ganz seltenen Träume, die er ab und an hatte und in Wirklichkeit war er gar nicht Gefangener des Stockfisches und schlief nur tief und fest. Glöckchen würde ihn sicherlich gleich wecken und dann wäre dieser merkwürdige Traum auch schon vergessen. Hook bedienen, komische Küsse, die weder etwas mit Eicheln, noch mit Fingerhüten zu tun hatten, ein Hook, welcher ständig behauptete, dass er wachsen würde – alles Humbug. Nur ein Albtraum, nichts weiter. Kapitän James Hook war jedoch grausam genug, um Peter die Realität aufzuzeigen.
 

„Ja, ich werde dir helfen. Ein einmaliger Service von mir für dich.“

„Fass mich bloß nicht an!“, knurrte Peter. Er hatte kein Interesse daran, von Hook angefasst zu werden. Schon gar nicht, wo dieser Mann ihn zurzeit so schnell durcheinander brachte. „Außerdem“, gab Peter gehässig zurück, „was soll es bringen? Ist dir aufgefallen, dass du mich samt Kleidung ins Wasser geworden hast?“

Hooks Augen leuchteten freudig erregt auf. „Soll das heißen, du möchtest, dass ich dich ausziehe?“
 

Peter wusste nicht genau, was, doch irgendwie hatte die Art, in welcher Hook dies sagte, einen so merkwürdigen Nachhall, dass er errötete. Ohne darüber nachzudenken, wusste er, dass er dies auf gar keinen Fall wollte. Nacktheit war nicht sein Problem. Die verlorenen Jungs und er waren oft gemeinsam baden. Keiner von ihnen scheute sich davor, nackt in einem See oder dem Meer zu baden. Für sie war es einfach natürlich, doch Peter bekam den Eindruck, dass es für Hook anders war.
 

„Dazu müsstest du mir die Fesseln abnehmen“, erinnerte Peter und hoffte, dass dies ausreichen würde, um Hook auf Abstand zu halten.

„Ich könnte dir die Kleidung auch einfach vom Leib schneiden. Im Pult liegt eine Schere.“

„Was soll ich dann anziehen?“, fragte Peter entsetzt über diese Idee.

„Eines meiner alten Hemden.“

„Du hast sie doch nicht mehr alle!“ Peter hatte genug. Er wollte nur noch hier weg. Mit den Zähnen zerrte er an den Fesseln seiner Hände. Es war ihm egal, dass er sich dabei selbst verletzte, Hauptsache weg.

„Lass das!“, befahl Hook ruhig, doch Peter ignorierte ihn. Selbst dann noch, als der Pirat vor ihm stand. „Hör auf!“
 

Wütend funkelte er Hook an und riss noch stärker an dem Strick. Brutal zog Hook an ihm, bis er seine Handgelenke nicht mehr erreichte. Was er jedoch mit dem Mund zufassen bekam, war Hooks Arm. Peter biss hinein. So fest er konnte. Hooks Schmerzensschrei war laut, dann bekam Peter einen Schlag Hooks ab. Seine Wange glühte von der Ohrfeige und er löste den Biss.
 

„Du bist ein widerspenstiges Biest!“

„Ich bin DER Pan!“

„Ein rotzfrecher, starrköpfiger und hochnäsiger Bengel bist du!“

„Wenn ich dich nerve, dann lass mich doch gehen!“

„Dich gehen lassen? Damit du und deine verlorenen Jungs mir immer und immer wieder auflauern und meine Mannschaft aufknüpfen könnt? Niemals, eher lasse ich dich Kiel holen!“

„Leeres Geschwätz, wenn du mich töten wolltest, hättest du es schon längst tun können.“
 

Hook drehte sich abrupt um und ehe Peter sich versah, war er wieder zurück und hielt ihm einen Säbel an die Kehle. Angst tauchte schlagartig in ihm auf. Würde er jetzt wirklich sterben? Doch fast sofort dachte Peter nur, welch ein Abenteuer der Tod bedeuten würde. Das Größte, welches es zu erleben galt.
 

„Es würde dir gefallen, wenn ich dir diese Reise schenke, oder?“ Hook sah ihm tief in die Augen. „Oh ja, ich sehe es dir an, dass würde dir gefallen. Glaubst du wirklich, ich würde dir so ein Geschenk bereiten? Das Bad war mehr Geschenk, als du verdient hast und genau deshalb werde ich dich jetzt von oben bis unten abschrubben.“

„Wehe, du berührst mich!“, drohte Peter.

„Und was dann? Willst du mich aufspießen? Mit deinem Dolch vielleicht, der in meinem Schrank liegt?“ Hook verspottete und verhöhnte ihn. Unbarmherzige Wut schwoll in Peter heran. So sehr hatte er Hook nicht mehr gehasst, seit… Seit wann eigentlich? Sie hatten sich im Laufe ihrer vielen Kämpe schon derart aneinander gewöhnt, dass der Hass zu einer Gewohnheit geworden war, aber dieses intensive Prickeln, das in Peter empor kam, wann hatte er es zuletzt gefühlt?
 

Er kam nicht mehr dazu, darüber nachzudenken. Hook zerrte roh an seinem Hemd, bis es riss. Peter konnte sich noch nicht einmal wehren, da der Säbel weiterhin an seiner Kehle lag. Ein kurzer Schmerz erfolgte, als Hook sich zu grob bewegte und Peter, der deshalb zischte, spürte, wie ihm Blut am Hals entlang lief. Hook selbst warf den Säbel zur Seite, als er bemerkte, was er getan hatte, hielt Peter aber mit dem Arm, in den dieser zuvor gebissen hatte, in Schacht. Nun war es nicht die Gefahr einer aufgeschlitzten Kehle, sondern die Furcht, erstickt zu werden, die Peter dazu brachte, sich nur mäßig zu wehren.
 

„Hör auf damit!“, schrie Peter und Hook, der in diesem Moment Peters Oberkörper freigelegt hatte, hielt tatsächlich inne.
 

Sie sahen sich an. Unterschiedlichste Gefühle wogten in Beiden hin und her und dann entluden sich die von Hook, indem er seine Lippen hart und fordernd auf Peters presste. Er küsste ihn rau, plündernd, wie es nur ein Pirat konnte und ebenso schnell, wie der Angriff begonnen hatte, hörte er auf und Hook verschwand aus dem Raum. Nicht jedoch, ohne Peter vorher die Seife in den Zuber zu werfen.
 

Peters Herz raste, seine Lippen brannten und sein Hals schmerzte. Er war mit dieser Situation komplett überfordert. Verstand überhaupt nichts mehr. Sein Schädel dröhnte und in seinem Inneren war ein Chaos, wie er es nie zuvor verspürt hatte. Dann brachen auch bei ihm die Gefühle hervor und trotz der ganzen Wut, die er kurz davor noch verspürt hatte, weinte er. Tränen liefen ihm die Wangen hinab und er war froh, dass der elende Pirat verschwunden war. Gleichwohl alles in ihm sich dagegen sträubte, nahm er die Seife und begann sich und seine Kleidung zu waschen, soweit es ihm mit den Fesseln möglich war. Er konnte heute keine weitere Konfrontation mit Hook verkraften. Als er fertig war, stieg er triefend nass aus dem Zuber und langte nach dem Leinentuch, das man ihm zum abtrocknen hingelegt hatte. Dass das Tuch kaum bei der nassen Kleidung half, war Peter egal. Vollständig ermattet, ging er in seine Ecke, wo er so lange stumm vor sich hin weinte, bis er eingeschlafen war. Doch eigentlich hatte er gar nicht geweint, denn Peter Pan weinte niemals…
 

Fortsetzung folgt…



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sky-
2015-05-04T15:37:09+00:00 04.05.2015 17:37
Ach Mensch, Peter kann einem echt leid tun. Und jetzt muss ich auch heulen. TT^TT


Zurück