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Von Tagen und Nächten

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[09] - »Auf Achse.«

Komm, nimm das Angebot wahr. Lass den tristen, eintönigen Alltag hinter dir, haben sie gesagt“, äffte Nami kaum hörbar, schlich auf leisen Sohlen die Mauer entlang. Trist und eintönig waren gewiss unpassende Worte für ihren Lebensstil.

Mit uns kannst du die Welt bereisen, Kulturen kennenlernen.“ Nach Anbruch der Nacht verschwand die hohe Temperatur; ein kühler, aber angenehmer Wind herrschte. Innerlich sehnte sie sich nach Gras. Grün, feucht. In den zwei Jahren, die sie mit diesem Trupp verbrachte, hatte Nami viele Orte gesehen. Manche standen bereits auf einer Liste, diese besuchte sie irgendwann nochmals. In Ruhe, mit viel Zeit, ohne einem Auftrag im Nacken, der sie jederzeit in große Schwierigkeiten bringen konnte. Dann existierten Orte, die sie abgehakt, gesehen hatte, sie jedoch wohl nie wieder von alleine betreten würde. Dieser hier stand weit oben auf jenem Teil der Liste. Besonders den Sand hatte sie satt. Ein Glück, dass das Abenteuer hier, bald schon sein Ende fand.

Nami erreichte ihr Ziel, lehnte gegen die Wand, des gegenüberliegenden Hauses. Verborgen in einer kleinen Seitengasse, erkannte sie keine brennenden Lichter. Perfekt für ihre eigene, kleine Operation, während ihr Team dem Hauptauftrag nachging. Am Tag war sie hier gewesen, die Umgebung unter die Lupe genommen, dann in der vorigen Nacht. Kaum Wachpersonal, aber ein kleiner, feiner Nebenverdienst.
 

Ich verspreche dir, du wirst auf deine Kosten kommen und Spaß haben.“ Auf Kosten kommen, das entsprach der Wahrheit. Da sie hauptsächlich für Navigation und den Vorbereitungen an Bord geholt worden war, hatte sie ausreichend Möglichkeiten, ihr eigenes Konto aufzubessern. Hie und da schnappte sie Anderweitiges. Kleinigkeiten, die ihren Freunden gefiel; Informationen, die sie durchaus zu verkaufen wusste. Ihre Langfinger entdeckte sie bereits im Kindesalter, oft hatte es sie in Schwierigkeiten gebracht, aber damals gab es keine anderen Mittel, und heute waren diese Fertigkeiten unabdingbar.

Der Spaß hingegen, den suchte sie ab und an, konträr zur ihren Freunden. Sie liebten, das stand außer Frage, den Nervenkitzel des Abenteuers. Während Nami die Hintertür suchte, begnügten sie sich oftmals mit der Vordertür. Ein Schusswechsel, eine Verfolgungsjagd folgte auf die nächste.
 

Listig, wie sie war, stand Nami mittlerweile im gewünschten Raum. Fünfzehn Minuten, dann musste sie verschwunden sein. Fünfzehn Minuten, die vollkommen ausreichten. Ein rascher Rundgang, und ihre Mundwinkel formten ein wohliges Grinsen. Vor ihren Augen sah sie bereits die Geldzeichen. Obwohl sie für diese Arbeit ihr ansonsten angenehmes Leben und allen voran ihre Freiheit riskierte, war diese Arbeit wesentlich lukrativer als alle bisherigen. Und ja, ob sie sich die Wahrheit eingestand oder nicht, diese Art des Abenteuers, das liebte auch Nami. Ein Hauch des Nervenkitzels, der sie am Leben erhielt. Warum sonst hätte sie zugestimmt?

Die Ausrüstung war ausgepackt, der Safe kein unüberwindbares Hindernis. Die Zeit spielte für sie. Leise summend besah sie nebenbei den Schreibtisch. Schelmisch schwang sich Nami in den Sessel, strich das Holz entlang. Automatisch suchten ihre Finger nach einem Hinweis.
 

„Mach das Boot klar, wir müssen verschwinden. Du hast zehn Minuten“, verpuffte ihre Ruhe via Headset. Tonlos seufzte Nami. Nach all den gemeinsamen Abenteuern, kannte sie die Angewohnheit. Bevor sie eine Antwort gab, lauschte Nami den Hintergrundgeräuschen, wog die Gefahr ab. Auf Anhieb bloß der Motor.
 

„Stress mich nicht“, erwiderte sie gelassen, warf einen Blick auf die Uhr. „Zwanzig Minuten ist das Maximum. Früher schaff ich’s nicht.“ Der Tisch erntete keine Aufmerksamkeit mehr. Gänzlich drehte Nami sich dem Safe zu, der mittlerweile offen war. „Bingo“, murmelte Nami und griff bereits nach dem ersten Geldscheinstapel. Ihre Hand jedoch hielt inne, neue Geräusche waren hörbar. Fluchen, das sich stark nach Franky anhörte und ein unverkennbares Lachen, Ruffy; gepaart mit … Schüssen?

„Ernsthaft?!“, stieß Nami schrill aus, lauter als vorgehabt.
 

„Kleine Fehlkalkulation“, erklärte Robin und Nami konnte förmlich sehen, wie diese ungerührt mit den Schultern zuckte. Entspannt wie eh und je.
 

„Fahr eine Runde, irgendwas, ich brauche noch ein paar Minuten“, sprach Nami deutlich angesäuert, packte den Inhalt ungehalten in ihre Tasche. Vermehrt wanderte ihr Blick Richtung Türe. Hoffentlich hatten die Wachen sie nicht gehört. Die Probleme, die ihr Team angehäuft hatte, reichten.
 

„Liebes, ab jetzt hast du zehn Minuten.“ Die Verbindung brach ab. Ihre Andern pochten, Abenteuerlust hin oder her, sie hasste Komplikationen jener Art.
 


 

× ×
 

„Du scheinst leicht gestresst.“ Nami brummte lediglich, lag in ihrer Koje und hatte die Augen geschlossen. Knapp, so beschrieb sie diese Tour. Knapp entkommen, knapp am Hafen angekommen, knapp eingeladen. Knapp den Verfolgern entflohen. Knapp halt.

„Nami, du hättest früher dorthin gehen können.“ Gereizt verzog sie das Gesicht, hievte sich auf.
 

„Früher? Laut Abmachung hatte ich zwei Stunden. Ich war planmäßig unterwegs!“, verteidigte sie sich.
 

„Schon gut. Hat dir das deine Laune so sehr verdorben?“ Robin, die die Magazine ihrer Pistolen gewechselt und sie sicher, aber greifbar, verwahrt hatte, richtete sich auf; blickte ihrer Freundin neckend entgegen.

„Deine Tasche sieht voll aus.“ Das tat sie und dagegen konnte Nami nichts sagen. Ihr Spesenkonto durfte sich freuen. Neugierig auf die genaue Summe war sie allemal, doch brauchte Nami noch die eine oder andere Minute. Kugelhagel mochte sie nicht.
 

„Dein Anruf … sagen wir, er kam unpassend.“ So wie ihre Reaktion. Entweder hatte sie die Zeit falsch eingesetzt oder aber, er hatte ihren kleinen Ausbruch gehört. Fakt war, der Wachmann stand plötzlich im Raum. Direkte Auseinandersetzungen vermied Nami. Im Gegensatz zu ihren Freunden trug sie ihre Waffe lediglich für den äußersten Notfall. Bisher ließ sich ihr Einsatz vermeiden und das wollte Nami beibehalten.
 

„Musstest du auf jemanden schießen?“, hakte Robin nach, als hörte sie die Gedanken der anderen.
 

„Fast.“ Das Schweigen, das eintrat, missfiel Nami und so griff sie nach ihrer Tasche und leerte den Inhalt auf den Boden, ließ sich selbst auf diesem nieder und lehnte gegen die Koje. Neben Geldscheinen stachen Juwelen hervor. Solche behielt sie nie, dafür hatte sie genügend Kontakte, die ihr recht gutes Geld einbrachten.
 

„Urlaub“, hörte Nami während des Zählens.
 

„Bitte?“ Robin lächelte sanft, gesellte sich zur anderen, beobachtete das gewohnte Bild.
 

„Du hast mich verstanden. Sag mir wohin und wie lange, ich erledige den Rest. Bloß wir beide. Unsere Chaoten überleben schon irgendwie.“ Misstrauisch blickte Nami über die Scheine hinweg.
 

„Kein Auftrag? Keine Artefakte, persönliche Schatzsuche?“ Glucksend verneinte Robin.

„Du verstrickst mich in keine wilde Verfolgungsjagd? Oder eine Schießerei?“ Ein Kopfschütteln folgte.
 

„Wie gesagt, wir machen Urlaub. Und sollten wir zwei Wochen am Strand liegen, dann … liegen wir halt am Strand.“ Die letzten Monate hatten kaum eine Pause enthalten. Von einem Ort zum nächsten. Unbeständigkeit, Chaos hatte regiert und dieses Mal wollte sogar Robin eine kleine Pause.
 

„Ich stelle lediglich eine Bedingung: Kein Sandstrand.“ Robin nahm die Worte zur Kenntnis, vermied jedoch einen neckenden Kommentar. Der Vorschlag traf genau ins Schwarze. Ein wenig Erholung, die sie allesamt brauchten und die, so wie Robin das einschätzte, nie ein Dauerzustand werden würde. Schon bald, das wusste auch Nami, egal wie oft sie sich gerne gegen den Gedanken wehrte, kam das Verlangen zurück. Das Verlangen nach einem neuen Abenteuer, dem resultierendem Nervenkitzel und das Spiel begann, wie stets, von vorne.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Mal wieder ein OS der auf eine FF-Idee basiert, die ich bisher nie wirklich ausführen konnte. Dann halt so. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dark777
2015-09-06T11:16:00+00:00 06.09.2015 13:16
Klingt für mich nach einer Parallelwelt, in der es die Strohhutbande zwar gibt, aber ganz ohne Kräfte (dafür mit Waffen). Interessant, die Charaktereigenschaften und -eigenarten (s. Nami) bleiben wohl gleich ;). Wie immer eine nette Geschichte für Zwischendurch.

V(~_^)
Von:  fahnm
2015-09-02T12:44:04+00:00 02.09.2015 14:44
Spitzen Kapitel


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