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Momente, in denen ein roter Hund auf der Seife ausrutschte

OS/Drabbelsammlung
von

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Schnurren (/!\Slash/!\ Pauly/Lucci)

Seufzend zog er weiterhin seine Finger durch die dichte Haarmähne, um dabei den anderen hinter dem Ohr zu kraulen.

Manchmal… nein, eigentlich immer, verstand er den Älteren nicht. Mal kam er von sich aus, mal musste ihm Pauly den sprichwörtlichen Zaunpfahl hinterher schmeißen und durfte dazu noch damit rechnen für seine Unverfrorenheit gekratzt, wenn nicht sogar gebissen zu werden. Teilweise konnte man dies metaphorisch auslegen, teilweise hinter verschlossenen Türen wortwörtlich.
 

Er wurde einfach aus diesem Verhalten nicht schlau und doch schien ihre Affäre irgendwie zu laufen, wenngleich Pauly noch immer nicht ganz durchschaut hatte, nach welchen Regeln. Fast erschien es ihm, als wäre dieses verzwickte Verhältnis ein besoffener Traum aus irgendeinem zu bunt angereicherten Drogenwahn entstiegen und dabei balancierte es gefährlich zwischen Schwachsinn und Sinnlosigkeit. Dennoch wagte der junge Schreinermeister nicht aus dem Reigen auszusteigen, in den sie beide durch höchst suspekte und überstürzende Umstände reingestolpert waren.

Reingestolpert… das war vielleicht das zutreffendste Wort für ihre Situation. Der Blonde konnte nicht mal sagen was der Auslöser für dieses Stolpern überhaupt gewesen war, nur dass, kaum war er wieder halbwegs stabil auf den Beinen, noch verwirrt und fassungslos, hatte er feststellen müssen, dass sich gesetzte Handlungen nicht mehr zurücknehmen lassen und der Schritt nach vorn ihn nur noch mehr ängstigte. Doch irgendwie war es doch weiter gegangen und hatte sogar einen routinierten Ablauf bekommen.
 

Den Begriff Beziehung verweigerte er dem Arrangement dennoch vehement. Nicht das Pauly damit ein Problem hätte, dass niemand von seinem kleinen Techtelmechtel was mitbekam, aber er bevorzugte den jetzigen Zustand mehr. Seine Kollegen hatten von seinen drei vergangenen Verhältnissen nur eines mitbekommen und dass auch nur weil die blöde Zicke auf seinen Arbeitsplatz aufkreuzen musste. Auch wenn er im Alltag laut und offen in seinen Gedanken war, was intimere Details aus seinem Leben anging, hatte er gerne seine Ruhe und so kam es ihm sehr gelegen, dass sein jetziger Partner ebenfalls Diskretion sehr schätzte. Nicht dass er eine andere Einstellung von dem anderen erwartet hätte. Diesem Mann, ohne Hintergrund, ohne Passionen und manchmal kam es Pauly so vor auch ohne Gefühle.
 

Die Schwüle des längst hereingebrochenen Abends war bereits ungewöhnlich drückend und versprach für die nächsten Tage heftige Stürme. Vielleicht war auch das ein Grund warum dieser Vogelfreund sich heute zu ihm verkrochen hatte. Seine kleine Wohnung lag zwar im obersten Stock des alten Turmes, welcher schon Generationen davor von den Bewohner Water Sevens in ein Wohngebäude umfunktioniert worden war, doch die dicken, beinahe immer feuchten Steinmauern kühlten besser als die Ziegelwände der Unterkunft seiner Affäre, welche diese mit der Langnase teilte. Dennoch kam es ihm surreal vor nun hier auf seiner alten Ledergarnitur mit dem Lockenschopf zu sitzen und die Zeit an sich vorbei rinnen zu lassen, um so gut es ging das elende Wetter zu überleben, bis dieses sich in den nächsten Tagen entlud.
 

Bisher hatte der andere nur dann den mühsam langen Weg über die Wendeltreppe in Kauf genommen, um, wie er es selber abschätzend nannte, Druck abzubauen und sich dann wieder zu verabschieden. Ein anderes Beisammensein war bis dahin auch nie im Bereich des Vorstellbaren gerückt, noch hatte der blonde Schreinermeister auch nur einen Gedanken daran verschwendet. Sie hatten in den letzten Monaten ein unheimliches Arbeitspensum zu bewältigen gehabt, dass er erstmal keine zusätzliche Energie aufgebracht hatte, sich mit seiner Affäre näher zu befassen, solange sie für ihn das erbrachte, was er zu Ablenkung vom Stress in der Werft brauchte und wenn er sich nicht völlig irrte, was bei dem Mann aus schon genannten Gründen leicht geschah, ging es dem anderen nicht anders. Aber im Stillen war es auch mal entspannend auf diese Art die Ruhe zu genießen und vielleicht ein wenig von dem nähren Kontakt zuzulassen, mit dem sie bisher eher sparsam umgegangen waren. Selbst der Umstand einen anderen Körper dicht bei sich in dieser Schwüle zu haben, störte den Seilemeister kaum.
 

Abermals setzte er die Fingerspitzen sanft zwischen Ohrmuschel und Kopfhaut an. Seine bisherigen Freundinnen und wie auch der Barbier am Ende seiner Straße, seine erste kurzweilige Affäre mit einem Mann im letzten Lehrjahr, hatten sich immer wieder über die Rauheit seiner Hände beschwert. Er arbeitete nun mal in der Werft seitdem er fünfzehn war und seine Hände hatten sich seiner Arbeit angepasst. Der Lockenschopf hingegen hatte diesem Umstand auch nie eine Sekunde lang seine Aufmerksamkeit geschenkt, wenn Pauly aber ebenfalls anmerken musste, dass dieser Idiot aus welchen Gründen auch immer keine dieser typischen Arbeiterhände hatte.
 

Die Asche seiner vorhergegangenen Zigarre war schon längst erkaltet da, da griff Pauly ungeschickt nach dem Zigarrenetui, welches er neben sich auf das wacklige Tischchen gelegt hatte. Das leichte Vibrieren auf seiner Brust hörte augenblicklich auf, als er seine Finger aus den schwarzen Locken gezogen hatte, um sich das gerollte Nikotin anzuzünden. Unter halboffenen Lidern blitzten ihn zwei dunkle Augen an, vorwurfsvoll und selbst wenn Pauly dafür nicht seine Hand ins Feuer legen würde, ein wenig bedauernd.

„Wirst jetzt kurz ein wenig warten müssen!“, schnauzte er den Älteren an, welcher seinen harschen Tonfall mit blasierter Mine quittierte. Wie eine verdammte Katze, schoss es dem Blondschopf durch die Gedanken.

„Ach ja, übrigens“, redete er weiter, als sich Lucci ohne groß auf Paulys Bequemlichkeit zu achten, wieder seinen Platz an ihn gekuschelt einnahm und die ersten grauen Rauschwaden die Decke des Zimmers eroberten. „Du schnurrst wenn man dich krault.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Betagelesen von MeeresRegen (ff.de) Komplett anzeigen

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