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Momente, in denen ein roter Hund auf der Seife ausrutschte

OS/Drabbelsammlung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Zehn Worte, mit denen ich als Kind oft in der Nacht vor dir stand
„Darf ich zu dir? Hab wieder von Papas Tod geträumt.“
aus Zwanzig Worte zu Möwen, die die Meere beherrschen... (Freundschaft, Hetero, !Boys-Love!, Feindschaft; Angehörige der Marine) Komplett anzeigen

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Zehn Worte, mit denen ich als Kind oft in der Nacht vor dir stand (Rocinante/Sengoku)

Tap tap tap…

Grummelnd schielte Sengoku in die Dunkelheit. Ein kleiner Schemen hielt direkt auf sein Bett zu.

Tap tap tap…

Seine Ziege war es schon mal nicht, döste diese brav neben ihm, und sonst kam nur eine Person in Frage, die mitten in der Nacht in sein Zimmer tappte.

Gut, es gab auch noch einen zweiten Verdächtigen in seinem Leben, der es wagen würde, seinen nächtlichen Frieden zu stören. Doch erstens glichen Garps Schritte schon lange nicht mehr dem typischen Tappen kleiner Kinderfüße, zweitens wäre seine wandelnde Katastrophe besoffen oder nicht, schon mehre Gänge vorher zu hören gewesen.

Ein kurzer Zug an seiner Decke folgte und mit Widerwillen zwang sich Sengoku, dem Schlaf für die nächsten Minuten zu entsagen. Gähnend richtete sich der Admiral auf und blinzelte in die Dunkelheit, bis sich seine Augen an sie gewöhnt hatten. Doch die kleine schmächtige Gestalt am Ende seines Bettes wäre auch ohne das sterile Licht des Mondes mit seinem weißen Nachthemd schwerlich zu übersehen gewesen. Das blonde Haar wirkte unheimlich weißlich, doch die ängstliche Haltung des Kindes lenkte von diesem Eindruck ab. Leicht verloren wirkend stand nun sein neues Mündel, wenn er den Kleinen als solches betrachten wollte, vor seinem Bett, einen Zipfel der weißen Decke in der Hand haltend, während er die andere unsicher an die Brust drückte. Zwar lag es nun schon Wochen zurück, dass er im North Blue diesen kleinen Jungen inmitten Dreck und Schutt gefunden hatte, doch so wie Rocinante an seinem Bett stand, wurde dem Admiral klar, dass im Kopf des Donquichottezöglings kein Tag vergangen war, an welchem ihn nicht seine schmerzhafte Vergangenheit einholte.

„Kannst du wieder nicht schlafen, Roci?“, murmelte Sengoku in die Dunkelheit, die sie beide umfing, und erhaschte nur für einen kurzen Augenblick das kaum wahrzunehmende Nicken des Kindes.

„Darf ich zu dir?“, nuschelte Rocinate schließlich, als die Stille sich wieder schwer wieder über sie beide legte. „Hab wieder von Papas Tod geträumt.“

Seufzend rückte der Herr des Bettes zur Seite und machte ein wenig Platz, was wiederum zu Folge hatte, dass er seine Ziege aufscheuchte, welche mit leisen Meckern vom Bett sprang. Noch immer nach seinem Geschmack zu verschlafen, um in der Situation angemessen reagieren zu können, schlug Sengoku ein wenig die Bettdecke beiseite und klopfte neben sich auf die Matratze. Schneller als er sich versah, war der Junge mitsamt seiner eigenen Decke zu ihm gekrochen und wäre aus Hektik beinahe an der Seite aus dem Bett gefallen. Nur die guten Reflexe des Admirales verhinderten den vermeintlichen Sturz des kleines Leibes auf seine Ziege, welche sich ohne weiteren Aufstand neben seinen Bett zum Weiterschlafen hingelegt hatte.

„Du bist wahrlich ein kleiner Tollpatsch, Rocinante.“

Ohne auf seine Worte zu achten suchte das Kind neben ihm eine bequem Liegeposition, wobei es zögerlich einen Respektabstand zu ihm einhielt. Sengoku begab sich daraufhin wieder in die Waagrechte und wollte eben die Augen schließen, als ein leises Schluchzen an seine Ohren gelang. Selbst wenn er noch nicht Herr all seiner geistigen Auffassung war, so konnte sich der Erwachsene den Grund denken. Mit der Situation leicht überfordert, streckte Sengoku einen Arm nach dem kleinen Donquichotte aus, welcher sich ohne Widerstand zu ihm ziehen ließ. Später konnte sich der Marineoffizier selber nicht erklären, warum er diesem Instinkt nachgegeben hatte, doch je länger er den Kleinen im Arm, leicht an sich gedrückt hielt, umso mehr schien sich dieser zu beruhigen, um dann schlussendlich in einen traumlosen Schlaf über zu gleiten.
 

Vielleicht hatte er sich einfach unbewusst an den Abend zurückerinnert, als ihn die Nachricht vom Tod seiner Mutter ereilt hatte. Damals hatte ihn Garp einfach wortlos in den Arm genommen. Sie waren beide noch in der Ausbildung gewesen und der Narr hatte ihn erst dann losgelassen, als er nach einer unbestimmten Zeit, in der er sich seiner Trauer hingegeben hatte, aus Müdigkeit eingeschlafen war. Keiner von ihnen beiden hatte diesen Abend später auch nur einmal erwähnt, aber bis zum heutigen Tag war Sengoku seiner wandelnden Katastrophe dankbar, dass er für ihn einst da gewesen war.
 

Während der Admiral gedankenverloren dem leisen Atmen des Kindes neben ihm und seines Haustieres an der Seite des Bettes lauschte, fragte er sich, ob Garp, ähnlich wie bei ihm einst, nach dem Tod seiner Frau auch Dragon in den Arm genommen hatte. Der Verlust der Mutter hatte den an sich schon verschlossenen Jungen sehr getroffen. Geistesabwesend strich Sengoku über das blonde Haar des Jungen neben ihm. Vielleicht unterschieden sich er und Garp grundlegend, aber langsam glaubte der Oberste der Marine seinem Freund nachfühlen zu können, was es hieß, sich um ein Kind zu sorgen, und irgendwas sagte ihm, dass Rocinante in Zukunft noch ein paar Male vor seinem Bett stehen würde.
 

Nur wenig Zeit später, als sich die Ziege sicher sein konnte, dass die beiden Langbeiner schliefen, hüpfte sie elegant wieder zu den Herren ins Bett und suchte sich ein Plätzchen zu ihren Füßen. Ihr sollten diese Nächte zu dritt nur recht sein.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Betagelesen von AmayaLily (ff.de) Komplett anzeigen

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