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Zeit zum Verlieben

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Kapitel 6 - Zeit zum Heimkehren

Die Landschaft flog vorbei und die warme Sonne schien mir genau ins Gesicht. Trotz des eher unbequemen Sitzes und der eingeschränkten Beinfreiheit genoss ich die Fahrt. Das Ruckeln und die Lautstärke störten mich überhaupt nicht, denn meine Gedanken waren weit, weit weg. Selbst die schöne Berglandschaft war für mich nur ein vorüber ziehendes Phänomen, das keine große Beachtung wert war, obschon ich sie mochte. Mein Bewusstsein war momentan am vorigen Abend und keinesfalls in jenem Reisebus, in dem wir gerade auf der Fahrt zur Schule zurück saßen. Der vorige Abend, es war der aller erste seit sehr langer Zeit, an dem ich endlich wieder einmal sein Lächeln sehen konnte. Ich hatte es so sehr vermisst, dass mir gar nicht mehr bewusst war, wie viel Wärme es mir immer gespendet hatte und dass ich immer zum Mitlächeln animiert worden war, egal in welcher Situation ich mich befunden hatte. Jener Abend hatte so sorgenvoll angefangen, indem ich Angst hatte, ihm könnte etwas in den Bergen passieren. Dann ging es eher mit wütenden Gefühlen weiter und schließlich hatte es so wunderschön geendet, wie ich es mir nicht erhofft hätte. Als wir nach dem Gewitter durch den Wald liefen dauerte es tatsächlich nicht lang, da liefen wir dem Lehrer mit einem Suchtrupp bestehend aus anderen Schülern über den Weg.

Zurück im Hotel bekamen wir natürlich den Anschiss unseres Lebens. Dieses Mal musste ich die Standpauke aber wenigstens nicht allein über mich ergehen lassen, schließlich ist geteiltes Leid halbes Leid. Nachdem wir vom Lehrer also ewig lang fest gequatscht worden waren, durften wir endlich duschen gehen, aber von Ausruhen keine Spur. Es war Rückreisetag und somit durften wir gleich unsere Sachen packen und uns in den Bus setzen. Frühstück gab es nicht, denn der Lehrer hatte uns belabert, während alle anderen am Essen waren. Das war dann wohl seine Art der Bestrafung… Barbarisch!!!! Wir setzten uns also völlig übermüdet und mit knurrenden Mägen wieder in den Bus und wurden dabei von der halben Klasse mit bitterbösen Blicken bombardiert. Conner war das etwas unangenehm, aber mir war es egal. Ich war einfach nur froh, dass der Höllentrip von Klassenfahrt endlich vorüber war. Shina war immer noch stink wütend auf meinen Freund und hatte sich deshalb ans andere Ende des Busses gesetzt. Mich sollte es nicht stören. Conner war deshalb natürlich etwas geknickt, aber gleichzeitig so müde, dass er schon nach wenigen Minuten auf meiner Schulter hing und schlief. Ich hielt extra still um ihn bloß nicht zu wecken und um sein süßes Schlaflächeln weiterhin bewundern zu können. Er hatte nämlich eine ganz besondere Art im Schlaf zu grinsen. Er kniff manchmal die Augen zusammen, als wolle er gleich niesen, fing aber gleichzeitig an die Mundwinkel zu einem Grinsen nach oben zu ziehen. Zuweilen konnte das für lustige Grimassen sorgen, aber meistens fand ich ihn einfach zutiefst süß mit diesem Gesicht. Auch im Bus setzte er jenes Grinsen auf und ich schaute ihm zu gern dabei zu. Weil ich aber wusste, dass er aufwachte, wenn man ihn zu lang anstarrte, schaute ich lieber zum Fenster hinaus. Ich wollte ihm schließlich seinen Schlaf gönnen nach der holprigen Nacht.

Meine Gedanken hingen nun nicht mehr an letzter Nacht, sondern viel mehr daran, wie ich mein Problem lösen könnte. Ich liebte Conner mehr denn je, aber er hatte mir klipp und klar gesagt, dass er freundschaftliche Gefühle für mich und Liebesgefühle für seine Schlampe von Freundin, ich meine natürlich für Shina, hatte. Wie sollte ich also dagegen ankämpfen? Konnte ich das überhaupt und wäre es Conner gegenüber nicht unfair? Sollte ich nicht einfach froh sein, dass er jemanden hatte, den er liebte und den beiden meinen Segen geben? So sehr mein Kopf wusste, dass ein wahrer Freund so handeln sollte, so sehr sträubte sich alles in mir dagegen. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er sie lieben konnte und mich nicht. Was hatte sie schon zu bieten und was tat sie schon für ihn? Sie machte sich ja nicht einmal Gedanken über ihn, als er allein im Wald war. Es war ihr nur wichtig, dass er ihre Gefühle verletzt hatte und die Ärmste kam damit nicht klar. Bei ihr hieß es doch immer nur Sie, Sie und nochmal Sie! Diese Gedanken brachten mich augenblicklich wieder auf 180, aber nur im Inneren. Wenn ich mich äußerlich aufgeregt hätte, wäre die Gefahr groß gewesen Conner zu wecken und das wollte ich schließlich verhindern.

Was konnte ich nur tun um seine Aufmerksamkeit in Liebesdingen auf mich zu richten? Er war schon immer überzeugter Hetero und ich wusste, dass er von Schwulen eigentlich nicht viel hielt. Wenn er gewusst hätte, was meine wahren Neigungen waren, wäre er niemals eine so enge Freundschaft mit mir eingegangen. Das war auch der Grund, weshalb ich immer alles getan hatte um alles zu verschleiern. Plötzlich fiel mir ein, was Conner bei Antritt der Klassenfahrt gesagt hatte. Shina würde die nächsten zwei Wochen zu ihren Eltern fahren. Natürlich ! Das war doch die Chance für mich ihn wenigstens dazu zu kriegen diese Frau zu vergessen. Ich musste nur so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen und immer mal ein wenig Kritik an Shina anbringen. Nach dem Streit von gestern könnte es klappen und Conner schlüge sie sich vielleicht aus dem Kopf. Ein schelmisches und breites Grinsen hatte sich auf meinem Gesicht breit gemacht wegen dieser Gedanken, da piekte mich etwas ins Gesicht. Es war Conners Zeigefinger. Er war aufgewacht, hatte meinen Gesichtsausdruck gesehen und mich daraufhin aus meinen Gedanken holen wollen, da er sie wahrscheinlich für sehr gruselig hielt. Ich schaute ihn leicht erschrocken an. Er legte den Kopf schief und zog eine Augenbraue nach oben. Das war sein Skepsis-Blick, den ich übrigens auch abgöttisch liebe. „Auf was für ´ner Wolke warst du denn grad?“ fragte er während er mich so anschaute. Jetzt musste ich mir schnell etwas überlegen, dass solch ein Grinsen wie meines zuvor auslösen konnte. Ich ließ mir Folgendes einfallen: „Ich musste an unseren Herrn Lehrer denken, wie er im Ballettkleidchen durch die Schule hoppst und alle ihn blöd machen. Das wär echt ein Bild für die Götter.“. Ich lachte etwas döflich und bemerkte, dass das Gesagte ja üüüüüüberhaupt nicht schwul klang, ach Quatsch! Aber Conner nahm es zum Glück gut auf und lachte sich erstmal halb tot. Zu meinem Glück hat er eine extrem bildhafte Fantasie. Wenn man sich was Gutes einfallen lässt, kann man ihn in 99% der Fälle super ablenken.

Nachdem wir uns beide einige Minuten über dieses Bild amüsiert hatten, wurde Conners Ausdruck wieder ernster. Ich konnte mir gleich denken, was er ansprechen wollte, wenn er schon so schaute. „Sag mal Chris, was meinst du soll ich wegen Shina machen? Sie ist super wütend… Ich hab vor mich wenigstens noch mit ihr zu versöhnen, bevor sie zwei Wochen lang weg ist. Was sagst du dazu?“. Er wollte mich doch jetzt nicht ernsthaft als Beziehungsberater missbrauchen? Anscheinend doch! „Na gut…“ dachte ich mir. „Du hast schließlich versprochen, nicht mehr eifersüchtig zu sein und seine Beziehung nicht mehr zu torpedieren.“. Ich dachte kurz nach und dann holte ich tief Luft. „Duuuuu… solltest dich bei ihr entschuldigen. Weiber wollen immer, dass die Männer sich entschuldigen, egal, wer eigentlich Schuld am Streit hatte. Naja und dann lässt du sie wegfahren und nach den zwei Wochen siehst du dann ja, wie sie sich dir gegenüber verhalten wird.“. Gott, was fiel mir dieser Ratschlag schwer, denn er war auch noch gut und konnte dafür sorgen, dass die beiden sich nie trennen würden. Hätte Conner mich nicht angeschaut, hätte ich mich auch sofort selbst geohrfeigt, aber so konnte ich das nur im Geiste tun. Er überlegte kurz und lächelte dann begeistert. „Das ist eine gute Idee, sobald wir angekommen sind werd ich mich bei ihr entschuldigen…Ich meine, im Grunde war ja wirklich ich Schuld und nicht sie.“ sagte er und schaute verlegen. Zu gern hätte ich ihm in jenem Moment eine Kopfnuss gegeben, denn es war ganz und gar nicht seine Schuld, dass seine Freundin eine unsensible Bitch war, die ständig nur flach gelegt werden wollte. Conner wagte einen Blick zu seiner Angebeteten, aber die beachtete ihn nicht, denn sie war damit beschäftigt mit einer Freundin über die ultimativen Techniken für ein schöneres Gesicht zu fachsimpeln. Ich hätte da ja auch einen beisteuern können, den einzigen, der bei ihr wirklich geholfen hätte: eine komplette Gesichtstransplantation mittels Kettensäge! Wenigstens hatte ich mit meinem Ratschlag Conners Laune gehoben. Den Rest der Fahrt unterhielt er sich ausgelassen mit mir über Gott und die Welt. Ich genoss es seine Aufmerksamkeit zu haben und ihn immer wieder mit blöden Witzen zum Lachen zu bringen, denn diesen Gesichtsausdruck sah ich nun einmal am liebsten an ihm.

Nach etwa einer anderthalbstündigen Fahrt machten wir eine Pause an einem Rasthof. Wir hatten eine halbe Stunde um Toilettengänge zu erledigen und etwas zu essen. Nachdem Conner und ich Ersteres in Anspruch genommen hatten und uns einen Burger gönnten, sahen wir am Tisch gegenüber einen unseren Mitschüler, Bryan. Er war ein typischer Streber und mit dieser Berufung gleichzeitig auch das Opfer Numero Uno. Wir hatten ihm schon öfters Streiche gespielt oder ihn bloß gestellt, weil es einfach zu witzig war wie sein Kopf jedes Mal rot anlief wie eine Tomate in der Hochsaison und er anfing seine Wangen aufzuplustern um mit seiner viel zu hohen Stimme anschließend herum zu quietschen und sich aufzuregen. Conner und ich schauten uns an und grinsten. Das nennt man Gedankenübertragung! Wir nickten uns zu und Conner ging schließlich zu Bryan. „Hey Bry, ich hab glaube grade da draußen einen echt seltenen Vogel gesehen. Der war so leuchtend blau. Hab ich echt noch nie gesehen. Der sitzt auf einem Baum gleich neben dem Eingang!“ erzählte Conner dem kleinen Nerd mit aufgeregter Stimme. Hach, er konnte ja so gut schauspielern... Man muss dazu sagen, dass das Hobby des Strebers es war sich mit allen möglichen nicht-menschlichen Kreaturen zu beschäftigen, die es auf unserem Planeten gibt. Bryan starrte Conner mit großen strahlenden Augen an: „Ernsthaft!!!Oh mein Gott!“. Er schnappte sich seinen Rucksack, in dem er immer eine Kamera mitführte und rannte aufgeregt hinaus, irgendeinen lateinischen Tiernamen murmelnd. Conner gab mir ein Zeichen, also ging ich zu dem Burger, den Bryan natürlich liegen gelassen hatte. Ich hatte immer ein paar trickreiche Dinge dabei, so auch Kapseln mit Lebensmittelfarbe darin. Ich steckte sie schnell in Bryans Burger und dann setzten wir beide uns wieder auf unseren Platz und aßen weiter, als wäre nichts gewesen. Kurze Zeit später kam der kleine Nerd mit enttäuschter Miene zurück und setzte sich wieder vor seinen Burger. Vor lauter Frust machte er den Mund weit auf und nahm einen riesigen Bissen. Es geschah, was geschehen musste: Die Kapsel platzte und sorgte dafür, dass sein kompletter Mundraum, inklusive Nase, Brille und Zunge blau war. Nun konnten wir uns nicht mehr zurück halten und feierten lautstark los. Uns schossen förmlich Tränen in die Augen und ich bekam nach kurzer Zeit kaum noch Luft, so sehr musste ich lachen. Bryan war zu unserem Tisch gekommen, baute sich nun vor uns auf, soweit das bei seiner mickrigen Körpergröße überhaupt möglich war und fing an herum zu quietschen: „Ihr verdammten Bastarde! Wie klein muss euer IQ sein, dass ihr euch mit so bescheuerten Sachen die Zeit vertreibt und das auch noch witzig findet! Hört auf intelligenten Menschen das Leben schwer zu machen, nur weil ihr zu beschränkt seid sie zu verstehen! Damit ihr es wisst, ich beschwer mich beim Lehrer!!!!“. Seine Ansprache führte erstmal dazu, dass wir noch mehr lachen mussten, aber dann kriegten wir uns ein und ich stand auf und baute mich ebenfalls vor ihm auf. Das Größenverhältnis muss man sich in etwa so vorstellen, wie bei einem normal großen Erwachsenen und einem zehn- bis 12-jährigen, nur dass wir gleichalt waren. Ich schaute ihn von oben herab an, da es anders gar nicht möglich war und fing ein weiteres Mal an zu lachen, allerdings gehässig. Dann beugte ich mich zu ihm hinunter um ihm direkt in die Augen zu schauen und sagte: „Du gehst zum Lehrer? Dass ich nicht lache! Lerne lieber mal deine Probleme selbst zu lösen und stell vor allem erstmal diese lächerliche Quietschestimme ab, wenn du dich aufregst. Die ist so erbärmlich, da bekommt ja nicht mal ein Zwerghamster Schiss! So… Und wenn du nicht willst, dass ich dich ins Klo sperre und dafür sorge, dass man dich hier zurück lässt, dann bist du jetzt schön brav, gehst dir das Gesicht abwaschen und schweigst danach wie ein Grab, okay?“. Dann wuschelte ich ihm durch seine hässliche Streberfrisur und grinste noch einmal super freundlich. Bryan hatte während meiner Worte angefangen zu zittern, schaute nun geschockt Conner an, der ihm allerdings auch nur ein nettes Grinsen und eine sei-brav-oder-du-bist-tot-Geste zeigte. Dann drehte der Streber sich um und ging lieb und brav in die Männertoilette um sich zu waschen. Ich für meinen Teil setzte mich wieder und aß meinen Burger weiter. Conner grinste immer noch über das gesamte Gesicht und amüsierte sich über Bryan. „Dass der aber auch immer wieder auf sowas rein fällt! Etwas fies sind wir ja schon oder?“. Ich schätze Conner hat wohl eine sehr viel lautere Gewissensstimme als ich… Eigentlich sollte mich das beunruhigen oder? Ich dachte jedenfalls kurz über seine Worte nach und erwiderte: „Ach komm, dafür, dass wir ihn vor allen anderen Schlägern schützen um das Privileg zu haben ihn als einzige ärgern zu dürfen, sollten wir uns auch ab und zu was gönnen.“. Wir hatten nämlich mal so etwas wie einen Pakt mit Bryan geschlossen, dass wir ihn ab und zu ärgern und ihm Streiche spielen dürfen, er dafür aber von niemandem sonst schikaniert wird. Dafür sorgten wir schon. Trotz allem wollte er uns schon oft genug beim Lehrer verpfeifen, aber das traute er sich dann ja doch nie. Schließlich gab es noch genug andere um Weiten fiesere Mitschüler, die nur darauf warteten, dass wir ihn nicht mehr beschützten.

Wir amüsierten uns den Rest der Pause noch über unseren kleinen Streich. Bryan kam nach einiger Zeit gesäubert wieder, zeigte uns den Stinkefinger und ging hinaus zum Bus. Ich zwinkerte ihm nur zu und ließ ihn gehen. Wir hatten ihn schließlich genug geärgert und waren ja keine Unmenschen. Kurz darauf war die halbe Stunde um und wir fuhren weiter. Jetzt mit noch überschwänglicherer Laune genossen wir den Rest der Heimfahrt in vollen Zügen und hatten sehr viel Spaß. Ich freute mich außerdem schon auf die Schule, auch wenn das irgendwie gar nicht nach mir klingt. Schließlich erwarteten mich zwei Wochen, in denen ich Conner ganz für mich allein haben würde. Allein bei dem Gedanken daran fing mein Herz an Flügel zu bekommen. Ich war einfach gespannt, was die nächsten Wochen für uns bereithalten würden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Lavi
2015-05-14T20:30:02+00:00 14.05.2015 22:30
Yeah!!! AUFGEHOLT :D Und jetzt darfst du mich als fleißige Weiterleserin und Kommischreiberin betrachten xD
Chris ist echt nicht zu beneiden und Conner ist ein Idiot, wenn er wirklich glaubt, dass das mit Shina echt wäre...
und da will der sich auch noch ernsthaft mit der versöhnen und fragt dann auch noch... wie UNSENSIBEL und BLIND muss man sein xDDDDD Ich werde ihn immer trietzen xD
Aber da der gute Chris ist ja ein Fuchs ist wird der das sicher irgendwie hinbekommen xD auch wenn es ja nicht
die beste Ausgangsposition ist, dass Conner anscheinend ein wenig homophob ist ;u;

OMG! xD Der arme Streber-Typ xD So wie du das da beschreibst sind Chris und Conner so Kerle die ich in meiner Schulzeit für ihr verhalten verachtet habe xDDDDDDDDDDDDDDDDDD NImm mir nicht mein strahlendes Bild!! NOOO !



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