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Zeit zum Verlieben

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Kapitel 2 - Zeit zum Fiebermessen

Diese Nacht verlief um Einiges ruhiger als die letzte. Ich träumte lediglich davon auf einmal fett und potthässlich zu sein, also von meinen üblichen Alpträumen. Zum Glück wurde ich aber beizeiten von meinem Wecker geweckt. Ich wunderte mich allerdings, dass immer noch alles ruhig war, denn normalerweise ist Conner immer schon wach und im Bad oder zieht sich an, wenn ich aufwache. Dieses Mal aber war kein Geräusch zu hören. Ich setzte mich auf und schaute zu meinem Zimmergenossen hinüber und tatsächlich lag er noch im Bett, auch, wenn ich von ihm nicht mehr sah als seine Haare. Auf Rufen hin antwortete er nicht, also musste er noch schlafen. Ich ging zu seinem Bett und streichelte ihm durchs Haar um ihn zu wecken. Conner gab nur ein murrendes Geräusch von sich und drehte sich langsam um. Als er mich anschaute erschrak ich allerdings, denn er sah aus wie der Tod selbst. Seine Haut war blass, seine Augen glasig und verschwitzt war er auch noch. Zudem schien er nicht sonderlich gut geschlafen zu haben, das sagten mir seine Augenringe. Ich starrte ihn einen Moment lang entsetzt an und fragte dann, ob alles okay sei. Er wollte gerade antworten, da bekam er einen plötzlichen Hustenanfall.

Es ging ihm also allem Anschein nach überhaupt nicht gut. „Da wirst du heute wohl im Bett bleiben müssen … Ich sag unserem Lehrer Bescheid okay?“ sagte ich zu Conner und rief dann per Handy unseren Lehrer an. Dieser wollte in ein paar Minuten vorbei kommen um sich die Sache selbst an zu sehen. Ich legte auf und in diesem Moment schoss mir eine Idee durch den Kopf. Ich wollte Conner so krank nicht alleine zurück lassen, also musste ich mir etwas einfallen lassen um bei ihm bleiben zu können. Ich eilte also ins Bad und schmierte mir sehr eilig viel zu helle Schminke ins Gesicht. Außerdem tat ich das erste Mal im Leben alles um möglichst heftige Augenringe zu bekommen. Sogar ein wenig Wasser träufelte ich mir in die Augen, damit sie gläsern wirkten. Dann sorgte ich dafür, dass ich eine Sturmfrisur hatte und legte mich mit einem Sprung wieder ins Bett zurück. Nun kam es auf meine schauspielerischen Fähigkeiten an. Ich musste den Lehrer unbedingt davon überzeugen, dass es mir dreckig ging und ich an jenem Tag auf keinen Fall das Haus verlassen konnte.

Schon klopfte es an der Tür und ich hörte die Stimme des Lehrers, der um Einlass bat. Ich verstellte meine Stimme, damit sie möglichst heiser klang und bat ihn herein. So wie Conner mich anschaute musste er mich für völlig bescheuert halten, aber zum Glück ging es ihm zu schlecht, als dass er irgendetwas dazu hätte sagen können. Der Lehrer schaute ziemlich verwirrt, als er uns alle beide in einem solchen Zustand vorfand. Ich richtete mich auf und versuchte dabei so leidend auszusehen wie nur möglich. „Guten Morgen. Tut mir leid, aber ich glaube uns beide hat es ganz schön erwischt… Wir würden ja total gern mit wandern gehen, aber ich fühle mich nicht in der Lage dazu und Conner geht es auch nicht besser.“ sagte ich mit heiser klingender Stimme und so zittrig, dass man denken konnte, ich würde jeden Moment ins Nirwana eingehen. Der Lehrer schaute uns beide nur an, seufzte und sagte: „Gut, dann bleibt heute im Bett. Wenn es zu schlimm wird, sagt aber bitte bei der Hotelrezeption Bescheid, die schicken dann einen Arzt. Ach ja und dort in dem Schrank müsste ein Verbandskasten sein, da ist vielleicht ein Fieberthermometer drin. Ich wünsche euch beiden gute Besserung und seht zu, dass ihr morgen wieder fit seid.“. Dann schaute er mich noch einmal prüfend an, was mir für einen kurzen Augenblick einen echten Schauer über den Rücken jagte. Er nickte mir jedoch nur aufmunternd zu und verließ das Zimmer wieder. Ich konnte erleichtert durchatmen und schaute zu Conner hinüber. Dieser schaute mich mit einem strafenden Blick an, da er ganz genau wusste, dass es mir blendend ging. Ich stand auf und ging zu ihm. „Jetzt guck doch nicht so, du brauchst doch jemanden, der sich um dich kümmert. Wenn ich dieser Jemand bin, wird es dir im Handumdrehen wieder super gehen.“ sagte ich mit einem breiten Grinsen und wuschelte ihm durchs Haar. Er gab nur ein murrendes Geräusch von sich und drehte sich von mir weg. Ich wusste, dass er es hasste, wenn ich ihm durch die Haare wuschelte, aber ich fand seine schmollende Reaktion darauf so niedlich, dass ich es immer wieder machen musste.

Für diesen ganzen Tag war ich also für Conners Wohlergehen verantwortlich. Dieser Gedanke machte mich gleichzeitig leicht ängstlich, aber auch stolz. Als erstes wollte ich ein Fieberthermometer aus besagtem Verbandskasten holen, aber dort war keines. Um zu ergründen, ob Conner Fieber hatte, musste ich also improvisieren. Ich ging wieder zu seinem Bett und drehte ihn zu mir um. Er wollte gerade meckern, da hatte ich schon meine Stirn auf seine gelegt um zu testen, ob er sich zu heiß anfühlte. Erst als ich bereits in dieser Position verharrte bemerkte ich die Brisanz dieser Pose. Seine tiefen grünen Augen starrten in die meinen und ich konnte genau sehen, dass er rot geworden war. Es ist sehr schwer zu beschreiben, wie gern ich mir in dieser Situation einen Kuss gewünscht hätte, denn ich war schon so kurz davor. Dennoch schloss ich schnell wieder die Augen um von seinen nicht in Versuchung geführt zu werden. Ich richtete mich wieder auf und er schaute mich immer noch sehr perplex an. „Du scheinst leicht erhöhte Temperatur zu haben, aber zum Glück nicht allzu heftig.“ sagte ich erleichtert. Ich ging zum Telefon und rief bei der Rezeption an um zwei Tee, eine Hühnersuppe und zwei Sandwich zu bestellen. Schließlich wusste ich, dass es für eine Genesung wichtig war zu essen. Conner schaute mich immer noch sehr verwundert an und fragte: „Eine Hühnersuppe? Wieso das?“. Ich lächelte ihn an und setzte mich auf einen Stuhl neben seinem Bett. „Na du hast bestimmt Halsschmerzen, da ist es am besten ein Süppchen zu essen und der Tee wird sein Übriges tun.“ antwortete ich. Erneut wurde er leicht rot und verlegen. Dann murmelte er, dass er noch etwa schlafen wolle, bis die Bestellung ankommen würde und drehte sich wieder von mir weg. Ich deckte ihn richtig zu und blieb neben seinem Bett sitzen, denn ich wollte gut auf ihn aufpassen und ihm nicht von der Seite weichen.

Als die Bestellungen gekommen waren weckte der Geruch der Suppe Conner wieder auf. Er drehte sich herum und wollte sich gerade aufsetzen um zu essen. Da drückte ich ihn mit sanfter Gewalt wieder ins Bett zurück und sagte: „Bleib liegen, ich helf‘ dir beim Essen schon.“. Er war davon zwar nicht begeistert, das sah ich an seinem Blick, aber er wehrte sich auch nicht weiter und ließ sich brav füttern. Als ich allerdings anfing „Ein Löffel für Mami und ein Löffel für Papi!“ zu sagen, reichte es ihm wohl. Er setzte sich hin und aß selbst, wobei mein leicht gehässiges Lachen ihn etwas verärgerte. „Hast du denn nichts Besseres zu tun, als mich hier zu nerven? Und überhaupt, wieso bist du nicht mit wandern gegangen?! Dir geht es schließlich super!“ meckerte Conner. Ich war nun leicht verletzt, denn das klang, als würde es ihn stören mit mir Zeit zu verbringen. War es denn für ihn wirklich so leidig, dass ich mich um ihn kümmerte? War ich überfürsorglich? Ich verstand es jedenfalls nicht und deshalb reagierte ich leicht angespannt: „Hättest du jetzt lieber deine geliebte Shina hier oder was?! Als ob die sich richtig um dich kümmern könnte!“. Ich war selbst erschrocken, dass ich dies laut ausgesprochen hatte, gleichzeitig war ich aber auch gespannt, wie Conner jetzt reagieren würde.

Er schaute zunehmend verärgert und stellte seine Suppe ab. „Jedenfalls würde sie mich nicht so bemuttern, sondern einfach in Ruhe lassen!“ erwiderte er mit leicht erhobener Stimme, die allerdings dank seiner Halsschmerzen etwas versagte. Ich schaute ihn tief getroffen an und es schien, als würde es ihm augenblicklich leidtun. Ich stand auf und ging zur Balkontür um diese zu öffnen für ein wenig Luft. Conner schwieg nun und sah mir nur nach. Die Stimmung war mit einem Mal eisig geworden und keiner von uns beiden wusste, was er nun sagen sollte. Ich durchbrach dennoch die Stille: „Es tut mir leid, dass ich dir so auf die Nerven gehe … Aber seit wann ist es mir als dein Freund nicht mehr gestattet mich um dich zu kümmern?“. Wieder folgte ein betretenes Schweigen und je länger dieses anhielt, desto schlechter fühlte ich mich. Wenn Conner dazu Nichts zu sagen hatte hieß das für mich, dass unsere Bindung nicht so eng war wie ich sie einschätzte. Dieser Gedanke machte mir wirklich Angst, doch schließlich wurde die Stille durch einen Hustenanfall von Conners Seite unterbrochen. Es dauerte ziemlich lange bis es wieder aufhörte und er musste sich deshalb wieder hinlegen. Ich vergas, dass wir uns gerade noch gestritten hatten, denn sein Zustand machte mir Sorgen. Deshalb beschloss ich ihm ein Bad einzulassen. Als ich aus dem Bad zurück kehrte stand er jedoch auf einmal vor mir, was mich fast zu Tode erschreckte. Er sah mich mit seinen kränklich wirkenden Augen an, der Blick todernst, aber gleichzeitig leidend, da er sich anscheinend das Husten zu verkneifen versuchte. „Es tut mir leid, okay? Ich wollte dich nicht so anschnauzen. Es ist ja nett, dass du versuchst dich um mich zu kümmern.“ sagte er mit fast heiserer und zitternder Stimme. Dann ging er, ohne meine Reaktion abzuwarten ins Bad und schloss die Tür hinter sich. Würde ich Conner nicht so gut kennen, hätte ich wahrscheinlich gedacht: „Was für eine halbherzige Entschuldigung!“, aber ich wusste, wie ich seine Reaktion zu nehmen hatte und dass er es ernst gemeint hatte. Ich freute mich über seine Worte und setzte mich auf mein Bett während er badete. In diesem Moment überkamen mich Erinnerungen und so holte ich mein Portemonnaie heraus und schaute mir das Foto darin an. Auf dem Bild waren Conner und ich noch Grundschüler und bei einem Schulausflug an den Strand hatten wir die größte Sandburg von allen gebaut. An jenen Ausflug hatte ich wunderschöne Erinnerungen, denn gleich am ersten Tag hatten wir beide uns zu weit von der Gruppe entfernt und uns im Wald verlaufen. Das klingt natürlich alles andere als schön, aber wir mussten die Nacht allein im Wald verbringen, weil sie uns erst am nächsten Morgen wieder fanden. Wir versteckten uns in einem ausgehöhlten, großen Baum und erzählten die ganze Nacht, weil wir viel zu große Angst hatten um einschlafen zu können. Dass ich auf die glorreiche Idee kam Gruselgeschichten zu erzählen, machte das Ganze natürlich nicht besser, aber wir hatten trotzdem viel Spaß vermischt mit Todesängsten. Jene Nacht war es, in der mir klar wurde, dass ich Conner niemals mehr von der Seite weichen wollte. Heute weiß ich, dass diese Zuneigung noch viel weiter geht, denn er ist mein Leben und nur ihm möchte ich es widmen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  _Lavi
2015-05-14T17:30:37+00:00 14.05.2015 19:30
Nawwww <333 Das ist so Zucker /D
SOOOOO ein Zufall, dass der arme Conner auf einmal krank wurde... das hast du wirklich geschickt eingefädelt ^.^
Ist ja auch viel schöner ein wenig von seinem verliebten, trottelpatschigen besten Freund behütet zu werden als
mit seiner zickenden Ische auf nen Berg zu klettern xDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD

Und die Idee mit dem "kränklich schminken" die hätte von mir stammen können /D
Ich hab mir das so lebhaft vorgestellt und musste einfach nur lachen!!

Find es übrigens auch gut, dass du wohl auf eine etwas längere Charakterentwicklung aus bist.
Das finde ich immer besser, auch wenn sie durch ihre jahrelange Freundschaft natürlich schon
die besten Vorraussetzungen haben ;)


Von:  narusasufan96
2015-03-24T09:29:16+00:00 24.03.2015 10:29
Ooh ein sehr schönes Kapitel (///▽///) uuu Conner bist etwa rot geworden Hmmm hmmmm (*˘︶˘*) Das Kapitel ist dir wieder sehr gelungen, bin ich froh auf deine ff gestoßen zu sein (*^o^*)
Antwort von:  Raitoki
24.03.2015 12:38
Hehe haben wir da einen Conner-Fan? ;) Vielen Dank für deinen Kommi, darüber freu ich mich immer sehr.
Das nächste Kapitel ist schon so gut wie am Hochladen und ich kann versprechen, es enthält eine interessante Enthüllung. ^^

~Hatchi


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