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Kindheitsmomente

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Charaktere: Sirius Black (8), Regulus Black (6)

Weitere Charaktere: Orion Black, Walburga Black, Kreacher
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Die Mahlzeit des Grauens

„Regulus Arcturus Black!“

Die silberne Gabel in Regulus’ kleiner Kinderhand erstarrte mitten in der Luft. Mit einem leisen Platschen fiel das Stückchen Pilz von den Zinken in die braune Flaischsauce hinab und starrte ihm vom Teller aus höhnisch entgegen.

Regulus schluckte.

„Was sind das für Tischmanieren?“

Vorsichtig legte der kleine Junge die Gabel beiseite und spähte mit gesenktem Kopf zu seiner Mutter. Walburga Blacks scharfe Gesichtszüge hatten einen Ausdruck tiefster Missbilligung angenommen.

„Ich mag die Pilze nicht, Mutter“, nuschelte er kleinlaut.

„Das spielt keine Rolle. Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Und wenn du nicht aufisst“, fügte sie hinzu, „wirst du so lange am Tisch bleiben, bis der Teller leer ist.“

Regulus’ Herz rutschte ihm bei diesen Worten in die Hose. Dabei hatte sich Sirius ausgerechnet für diesen Nachmittag bereit erklärt, gemeinsam mit ihm Quidditch zu spielen. Vorsichtig pikste er mit seiner Gabel in das glibberige Stück Pilz, holte tief Luft und führte es zum Mund. Ein Ausdruck reinstem Ekels schüttelte Regulus, als er seinen Bisschen hinunterwürgte. Hastig versuchte er den widerlichen Geschmack mit Wasser hinunterzuspülen, doch verzeichnet das wenig Erfolg.

Über den Rand des Kelchs hinweg konnte Regulus Sirius grinsen sehen, als ihm der hilfesuchende Blick seines kleinen Bruders begegnete. Neben Sirius hatte sich Walburga wieder ihrem Essen gewidmet, während Orion Black dem Geschehen am Kopfende der Tafel kaum Beachtung schenkte und völlig in einem Tagespropheten vertieft war.

„Sirius, nimm die Ellenbogen vom Tisch!“, hörte Regulus seine Mutter irgendwann sagen, während er damit beschäftigt war, seine kleine Sammlung an Pilzen von einem Tellerrand zum anderen zu schieben, auf der verzweifelten Suche nach irgendwelchen verbliebenen Stücken Fleisch. Aber zu seinem Grauen musste er feststellen, dass da nichts mehr war. Nur noch eine Vielzahl an Pilzen schwamm in der kalt gewordenen Sauce und wartete darauf verspeist zu werden.

Unglücklich sah Regulus von seiner Mahlzeit auf. Mittlerweile hatten alle anderen aufgegessen und starrten ihn abwartend an.

„Du hast gehört, was deine Mutter gesagt hat“, sagte sein Vater streng und stand auf, um sich wieder an seine Arbeit zu machen.

„Muss ich die wirklich essen?“, wagte Regulus ganz leise einzuwenden.

Doch seine Mutter blieb unerbittlich. Abwartend sah sie ihn an und Regulus wusste, dass er keine Wahl hatte. Während seine Eltern den Raum verließen, beobachtete Sirius ihn schadenfroh.

Mit Mühe schaffte Regulus es, einen weiteren Pilz hinunterzuwürgen. Doch beim Anblick des kleinen Haufens auf seinem Teller, drehte sich ihm der Magen um. Er würde nie im Leben so viel von diesem ekligen Zeug essen können!

„Kreacher?“, rief er leise.

Pflichtbewusst erschien der Hauself an seiner Seite. „Was wünscht der Herr?“, schnarrte der Hauself.

„Kannst du … kannst du mein Essen abräumen?“

„Kreacher muss den jungen Herrn enttäuschen, doch er hat ausdrückliche Befehle von der Herrin erhalten, zu warten, bis der Teller des jungen Herrn leer ist.“

Bei dieser Hiobsbotschaft sank Regulus noch weiter in sich zusammen. Tapfer nahm er wieder seine Gabel in die Hand und zwang sich dazu noch einen Pilz aufzuspießen. Mit festzusammengekniffenen Augen nahm er einen Bissen.

Plötzlich war Sirius neben ihm und griff nach Regulus’ Hand. „Gib her“, sagte er.

Ehe Regulus irgendetwas tun konnte, hatte sich Sirius bereits Gabel und Teller geschnappt und verschlang mit nur wenigen Happen die Reste des Mittagessens.

„Und ich verbiete dir, etwas zu sagen“, fügte er mit einem bösen Blick zu Kreacher hinzu.

Dieser verneigte sich ehrerbietig, auch wenn dem Hauselfen der Widerwille anzusehen war, und verschwand.

Dann wandte sich Sirius mit einem triumphierenden Grinsen zu Regulus, während er zwischen zwei Bissen nuschelte: „Aber dafür bist du gleich Hüter“, und schluckte den Rest der Pilze hinunter.
 

ENDE


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorgegebenes Wort: Tischmanieren

AN: Hier etwas Kürzeres und vielleicht auch Sinnfreies. Musste auch mal wieder sein. (der nächste OS wird wieder länger ;D) Dabei fällt mir auf, dass ich bisher noch keinen One-Shot aus Regulus' Sicht geschrieben habe :o Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  RoyalFool
2016-11-29T14:51:39+00:00 29.11.2016 15:51
Ich kann mich dem vorigen Kommentar nur anschließen. Diese kleine Familienszene beim Essen ist herrlich normal. Und für ein kleines Kind ist es doch ein großes Grauen, was aufessen zu müssen, was es nicht mag, weil es morgen sonst angeblich kein gutes Wetter gibt.
Von:  Kerstin-san
2015-09-13T14:14:47+00:00 13.09.2015 16:14
Hallo,

also bei dem Titel hab ich irgendeine Mutprobe oder einen gemeinen Streich erwartet und nicht das Regulus Pilze verabscheut. Aber warum nicht? Das ist irgendwie herrlich normal.

Den Anfang fand ich schon mal sehr gelungen. Jedes Kind mit Doppelnamen weiß genau, dass Ärger droht, wenn die Eltern sich auf einmal die Mühe machen den vollen Namen auszusprechen...

Ich fand auch, dass Walburga sehr gut rüberkam. Schwäche (und handle es sich dabei nur um etwas zu essen) wird bei ihr nicht geduldet. Sie hat nun einmal diese Vorstellung, dass alle Blacks stark zu sein haben und das sich das ganze mit einer harten Hand in der Erziehung gerade biegen lässt.

Auch, dass sein Vater sich am Anfang aus der Sache raushält, weil er mit seiner Zeitung beschäftigt ist (Was sind das denn bitte schön für Tischmanieren?) und am Schluss nur lapidar meint, dass Regulus zu tun hat, was seine Mutter sagt, finde ich passend. Zu der Zeit war die Erziehung nun mal eher Frauensache.

Ich kann Regulus' Widerwillen völlig nachempfinden. Ich war als Kind selbst sehr mäkelig, was bestimmte Sachen anging und Pilze finde ich auch ziemlich eklig.

Das Sirius im dann rettend zur Seite springt, fand ich sehr schön. Zu dem Zeitpunkt war die Beziehung zwischen den Brüdern noch nicht völlig verfahren, sondern scheinbar noch relativ normal. Auch der Schlusssatz gefällt mir. Das ist typisch Sirius :)

Liebe Grüße
Kerstin
Antwort von:  SweeneyLestrange
15.09.2015 22:22
Hey,

vielen lieben Dank für deinen ausführlichen Kommentar.

Was Titel anbelangt, versuche ich mittlerweile für die Sammlung irgendwelche ausgefallene Titel zu finden, die vielleicht auch nicht immer das beschreiben, was man erwartet ^^;

Haha und stimmt, Orion zeigt auch nicht gerade, die besten Tischmanieren, wenn er einfach so Zeitung liest. Aber bei ihm als Familienoberhaupt konnte ich mir das irgendwie gut vorstellen.

Es freut mich auf jeden Fall, dass es dir anscheinend ganz gut gefallen hat :)

LG, Sweeney


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