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Er liebt mich, er liebt mich nicht

[Secret Love]
von

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Noch nicht einmal einen ganzen Tag lang hatte Takeda sein Zimmer im Wohnheim bezogen und schon wünschte er sich an einen Ort weit fort von hier. Vielleicht nicht unbedingt zurück nach Tokyo, aber Hokkaido wäre sicher ein guter Anfang gewesen. Oder Russland.

Im Nachhinein konnte Takeda beim besten Willen nicht mehr sagen, wie er in diese missliche Lage geraten war. Er wusste nur, dass er mitten auf dem Schulgelände stand, vor dem stattlichen Bau des Hauptgebäudes, gegenüber des großen Springbrunnens, von Yuuki Ishida und einer Horde anderer Oberschüler umringt, in ein rüschenbesetztes und verboten kurzes Kleid gezwängt.

»Rein mit ihm!«

Hände griffen nach Takeda, packten ihn an Schultern und Armen, schließlich an Hüfte und Beinen.

»Seid ihr wahnsinnig geworden?!«

Er wehrte sich aus Leibeskräften, schlug und trat um sich, doch gegen die Übermacht der Oberschüler hatte er keine Chance.

»Stell dich nicht so an, das ist unser kleines Willkommensritual!«

Die Stimme gehörte Ishida, soviel war sicher, auch wenn Takeda seinen Mitbewohner in der Menge um sich her nicht ausmachen konnte. All seine Konzentration galt nun dem Brunnen, der drohend immer näher und näher kam.

»Auf drei! Eins… Zwei…. Und drei!«

Ein Platschen, ein lauter Aufschrei und Takeda fand sich im kalten Wasser wieder, das unsägliche Kleid völlig durchnässt. In diesem Augenblick fühlte er sich unbeschreiblich nackt.

»Was soll der Scheiß?«

Gelächter um ihn her, schallend, demütigend, ansteckend und Takeda wurde leicht ums Herz. Diese Menschen waren jetzt seine neue Familie. Und er fiel in ihr Lachen ein, lachte, wie er seit einem Jahr nicht mehr gelacht hatte und fühlte sich lebendig, wie lange nicht mehr. In diesem Augenblick wurde ihm bewusst, dass sein Leben nicht mehr leer war.

Sein Blick huschte über die Oberschüler um ihn her, wollte sich jedes lachende Gesicht für immer einprägen, kein Detail dieses Augenblicks vergessen.

Dann sah er ihn. Er stand weit abseits, an eine der Säulen gelehnt, die das Tor des Hauptgebäudes rahmten. Ryo Hirakawa. Sein Gesicht lag im Schatten, doch Takeda war sich sicher, dass er zu ihm hinüber sah. Er musste ihn erkannt haben, er musste.

Hirakawas hochgewachsener Körper löste sich von der Säule hinter ihm. Einen Augenblick lang glaubte Takeda, er würde auf ihn zu kommen, wollte es glauben. Doch Hirakawa wandte sich ab, ging mit gleichmäßigen Schritten auf das entfernte Wohnheim zu.

Takedas Lachen erstarb. Er rappelte sich auf und hievte sich mühsam über den Rand des Brunnens. Das Kleid klebte nass und schwer an seinen Beinen. Die Zeit schien einen Augenblick lang still zu stehen, jede Bewegung eine Ewigkeit zu dauern.

Takeda kämpfte sich durch die immer noch grölende Menge auf die Stelle zu, an der er Hirakawa zuletzt gesehen hatte. Er wusste nicht wieso, doch ein drängendes Gefühl hatte sich mit eiserner Faust um sein Herz geklammert und drohte ihn zu ersticken. Er durfte Hirakawa jetzt nicht gehen lassen, er musste ihn aufhalten.

»Warte!«, hörte er sich rufen. Doch als er endlich wieder freie Sicht hatte, war Hirakawa bereits aus seinem Blickfeld verschwunden.



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