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Von Abenteuern und dergleichen

Die Geschichte eines Hobbitmädchens
von

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Der Entschluss des Mädchens


 

Dann glaubt Ihr, dass die Dunkelheit kommt? Unentrinnbare Dunkelheit? – Eowyn
 

„Wir wollen Goldi mit zum Einsamen Berg nehmen.“

Faramir blieb so abrupt stehen, dass im nächsten Moment Eómer in ihn hinein lief. Sie waren auf der Suche nach Goldfranse durch den Irrgarten der königlichen Gemächer gelaufen. Auf einem Innenhof mit Säulenrundgang hörten sie nun Legolas’ melodiöse Stimme und beeilten sich, sich im Verborgenen zu halten und doch nichts zu verpassen.

„Das dürfen wir nicht entscheiden. Es war schon nicht in Ordnung, sie mit hierher zu nehmen. Sam hat ganz klar gesagt, dass er das nicht will“, erklang Pippins ernste Stimme.

„Und warum habt ihr sie dennoch mitgenommen?“ Das war Gimli. Seine tiefe Stimme hatte etwas Lauerndes.

„Weil sie andernfalls alleine auf Reisen…“, begann Merry und verstummte träge. „Oh“, machte er leise.

„Genau“, brummte Gimli.

Schweigen legte sich über den Innenhof. Das Treiben der vielen Bewohner und Gäste Minas Tiriths war hier nicht zu hören. Es war ein Ort der Kontemplation, ruhig, entspannt, friedlich. Doch das jetzige Schweigen fühlte sich sogar für Faramir, der die alten Gefährten nicht sehen konnte, äußerst angespannt an. Ihm wurde klar, dass auch sein Vater und dessen Freunde bemerkt hatten, wie es um Goldfranse stand.

Allerdings verstärkte das seine Sorgen eher, als dass es sie beruhigte. Hieß das doch, dass seine von seinen Gefühlen für Goldfranse beeinträchtigten dunklen Ahnungen von Anfang an richtig gelegen hatten. Hätte er all das vielleicht verhindern können, wenn er sich von Anfang an anders verhalten hätte?

Erst die Hand seines Freundes auf seiner Schulter machte ihm bewusst, wie angespannt er war.

„Es handelt sich bei Goldfranse nicht einfach nur um Abenteuerlust“, durchbrach Legolas bedächtig die Stille. „Sie läuft vor etwas davon.“

„Wohl eher vor jemandem“, murmelte Merry. Die Anderen mussten ihn fragend angesehen haben, denn er hob die Stimme bei seinen nächsten Worten etwas. „Ich denke, dass sie vor Sam und Rosi davon läuft. Die Beiden haben es sicher nur gut gemeint, aber in gewisser Hinsicht haben sie Goldfranse eingesperrt. Vielleicht hätten sie Goldi mehr Freiheiten eingeräumt, wenn sie gewusst hätten, was in ihr vorgeht. Eleanor haben sie ja auch vor der Zeit heiraten lassen. Aber sie konnten es ja auch gar nicht wissen, da Goldi offensichtlich nie über ihre Gefühle spricht.“

„Dann ist es vielleicht umso wichtiger, dass sie mit euch zum Einsamen Berg geht“, mutmaßte Pippin. Ein hoffnungsvoller Unterton lag in seiner Stimme. „Wenn sie Vertrauen zu euch fasst, könnt ihr mit ihr darüber reden. Das bringt sie hoffentlich zur Besinnung.“

„Und was ist mit deinem Jungen?“, fragte Merry.

In seinem Versteck errötete Faramir und klammerte sich unwillkürlich fester an die Säule, hinter welcher er sich mit Eómer versteckt hielt.

„Faramir ist alt genug, um selbst zu entscheiden und für diese Entscheidung auch gerade zu stehen. Ich darf mich da nicht einmischen. Das würde ihm nicht helfen.“

Die Worte klangen herzlos, aber die Art und Weise, sie Pippin sie aussprach, war voller Gefühle. Es schnürte Faramir die Kehle zu.

Ein dumpf klopfendes Geräusch erklang. Ein Schulterklopfen, erriet Faramir.

„Es war einfacher, als sie kleine Naseweise waren“, seufzte Merry. Gimli brummte leise und wieder erklang ein Klopfen.

„Versteht mich nicht falsch“, wehrte Pippin ab. „Ich bin stolz auf den Jungen. Im verliebten Zustand führte sich zwar wie ein Narr auf, aber wie könnte ich ihm das zum Vorwurf machen? Ich war ja nicht besser.“

„Die schlimmsten zwei Jahre unserer Freundschaft“, schnaubte Merry.

„Es kann nicht jeder vor aller Augen zu den tanzenden Mädchen gehen und die Anführerin auf einen Krug Bier einladen“, grummelte Pippin.

„Ja, das wäre tatsächlich langweilig“, sagte Merry gedehnt. „Ohne liebeskranke Narren wäre das Leben nur halb so lustig.“

Gimli und Legolas lachten. Obwohl ihre Stimmen so unterschiedlich wie Tag und Nacht klangen, ergab es doch irgendwie eine Harmonie, in die sich Merrys und Pippins einstimmendes Gelächter wunderbar einfügte. Es war das Lachen von Freunden, die gemeinsam durch ganz Mittelerde gereist waren, Seite an Seite Gefahren getrotzt hatten, füreinander das eigene Leben riskiert hatten. Es war das reife, aufrichtige Lachen von Männern, die sich von einer Krise nicht mehr einschüchtern ließen.

Dieses Lachen vermittelte Faramir nicht Spott über seine Situation, sondern Hoffnung auf eine Besserung. Zuversicht für ihn und Goldfranse.

Faramir drehte sich zu Eómer um und erkannte auch in seinen Augen Hoffnung. Und ein Versprechen.

Eómer lächelte, als er den Blick seines Freundes erwiderte. Dann legte er Faramir eine Hand auf die Schulter, drückte einmal und wandte sich dann ab.

Faramir blieb, wo er war, und lauschte weiter dem Lachen der Ringgefährten.



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