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Beyblade in Love

Staffel 2
von

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Kapitel 10

Kapitel 10
 

Draußen schneite es dicke Flocken, Glatteis machte es beinahe unmöglich ohne Rutschpartie durch den Alltag zu kommen. In einer Garage schraubte Tala hochkonzentriert an seinem Motorrad, so dass er seinen Besuch im ersten Moment nicht wahr nahm. Erst als Luna ihn auf die Schulter tippte zuckte er kurz zusammen.

„Hey.“

„Hey...“

„Wir sind wieder vom Einkaufen zurück.“

„Okay. Danke.“

Schweigen. Luna tribbelte nervös von einem Fuß auf den anderen.

„Kann ich dir irgendwas helfen?“

„Nope.“

Wieder schweigen. Tala seufzte schwer, legte sein Werkzeug weg und sah zu Luna.

„Was liegt dir auf dem Herzen?“

„Ich wollte...mich eigentlich nur...für vorgestern entschuldigen.“

„Okay. Vergeben und vergessen.“

Sie stutzte. Tala sah sie immer noch an, während er sich eine Zigarette anzündete.

„...und?“, hakte er nach.

„Das geht bei dir so einfach?“

„Soll ich es dir denn schwieriger machen?“

„Nein. Danke.“

„Du wusstest, dass ich keine feste Bindung wollte.“

„Vorerst nicht“, berichtigte Luna.

„Bitte?“

„Das hast du damals zumindest gesagt.“

Tala überlegte kurz und musste feststellen, dass er das tatsächlich gesagt hatte. Er stutzte kurz und aschte ab.

„Sonst noch was?“

„Gehst du mit mir zusammen in die Sauna? Als Mitbewohner...versteht sich.“

Der Rotschopf blickte seine Mitbewohnerin dezent genervt an und sie hob entschuldigend die Hände. Tala warf sein Werkzeug, welches er gerade erst wieder aufgenommen hatte auf die Werkbank und murmelte irgendwas vor sich her.

„Ich kann dir nicht antworten, wenn du nuschelst“, nörgelte Luna und fing sich damit einen bösen Blick ein.

„Musst du nicht arbeiten?“

„Kein Grund, gleich so gereizt zu sein!“

„Du nervst mich gerade aber.“

„Sag das doch gleich“, entgegnete das Mädchen im selben Tonfall und verschwand aus der Garage.
 

*~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~*
 

„WEIBER!“, fauchte Tala, als er Ölverschmiert und bis zum Anschlag gereizt in die Wohnung zurückkehrte.

Spencer und Bryan wichen ihm sofort aus, als der Rotschopf an ihnen vorbei in Richtung Badezimmer stampfte.

„Wer hatte es noch mal abgesegnet, dass eine Frau bei uns einzieht?“, erkundigte ich Bryan bei seinem Teamkollegen.

„Hör bloß auf!“, beschwerte sich Spencer, „ich habe keine Lust ihn die restlichen drei Monate bis zur Meisterschaft so gelaunt zu haben, bis er endlich Dampf ablassen kann!“

„Da...ist was dran...“, murmelte Bryan und blickte zu Kai, welcher gerade aus dem Wohnzimmer in sein Zimmer schlenderte, „lassen wir es ihn doch einfach ausbaden.“

Kai warf Bryan im Vorbeigehen einen vielsagenden Blick zu und schloss hinter sich die Tür.

„Dir macht das doch Spaß, oder?“

„Was meinst du?“

„Dich mit ihm anzulegen!“

„Och...“, schmunzelte Bryan, „irgendwie schon.“

In diesem Moment stieß Tala die Tür vom Badezimmer wieder auf und verschwand ebenfalls in seinem Zimmer.

„Verdammt viel los hier“, grinste Spencer und schlenderte mit Bryan ins Wohnzimmer.
 

*~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~*
 

Luna ließ ihren Frust geschickt an ihren Gästen aus, indem sie übertrieben freundlich zu ihnen war. Zu Hause hatte man sie schon längst durchschaut und ihr geraten, sowas lieber zu unterlassen.

„Wieso? Warum darf der da rumzicken nur ich nicht? Ich bin hier die Frau!“, hatte sie sich daraufhin beschwert und Tala einen bösen Blick zugeworfen.

Marvin war es ebenfalls aufgefallen, doch er war schlau genug, sich nicht mehr mit einer gereizten Frau anzulegen…

Luna schnitt gerade einen Kuchen zurecht, als die Tür aufging und ihr ein sehr bekanntes Gesicht entgegenkam.

„Hey!“, grinste sie locker, „wieder nüchtern?“

Riwahn starrte sie mit großen Augen an und versuchte ihr Gesicht zuzuordnen. Vergebens. Er schlenderte auf die Theke zu und fragte Luna, woher sie sich kannten.

„Du hast am Neujahrestag hier deinen Rausch ausgeschlafen...zumindest einen Teil davon.“

„Ich war hier?“, wiederholte er ungläubig.

„Ja.“

„Haben Sie...zufällig mein Portemonnaie gefunden?“

SIE? Luna traute ihren Ohren nicht! War das wirklich derselbe Typ von vor zwei Wochen? Kaum vorstellbar, jedoch liefen in der Stadt nicht viele junge Männer mit schulterlangen rötlichen Haaren und solchen Klamotten herum.

„Tatsächlich haben wir ein Portemonnaie gefunden, Riwahn.“

„Wieso nennen Sie mich so?“

„So hast du dich mir vor zwei Wochen vorgestellt. Riwahn. Den Nachnamen hast du vor lauter lallen nicht mehr richtig rausbekommen“, kicherte Luna.

„Ich heiße aber Adrian.“

„Hallo, Adrian!“, strahlte das Mädchen mit gespielter Euphorie, „leider haben wir nicht dein Portemonnaie gefunden.“

„Sicher?“

„Sicher.“

„Shit!“

In diesem Moment trat eine junge Frau ins Café und nahm gleich neben Adrian ihren Platz ein. Er wandte sich an sie und sprach in einer Fremdsprache, welche Luna nicht verstand. Die Frau hatte eine warme Filzmütze auf, dennoch konnte man darunter ihre dunkelroten Locken erkennen.

„Vielleicht hast du es ja auf dem Weg hierher verloren?“, erhob Luna wieder das Wort.

Die beiden Gäste sahen sie mit große Augen an, wobei der Kellnerin auffiel, dass beide dieselbe Augenfarbe hatten; graugrün.

Ihre gingen jedoch mehr ins grünliche und sie hatte auch definitiv ausgeprägtere Sommersprossen, er hatte gar keine.

Die junge Frau lachte kurz auf: „Klar! Weil der noch weiß, wo er alles saufen war!“

„Männer, was?“, entgegnete Luna.

„Da haben Sie Recht“, erwiderte die Frau, „und sie haben wirklich nicht sein Portemonnaie?“

„Leider heißt der Mann auf dem Ausweis anders und ist locker mal in den 40ern.“

„Merde...“, fauchte die junge Frau Adrian an, „nur wegen dir so einen Stress!“

„Ich habe dich nicht gebeten, mitzukommen!“, verteidigte er sich.

„Natürlich! Und Mutter lässt dich einen weiteren ganzen Tag durch eine Stadt irren, welche du nicht kennst! Ventouse!“

Adrian zog ihr gegenüber eine vielsagende Fratze, entgegnete jedoch nichts. Er fragte Luna nach dem Weg zu den Toiletten und verschwand.

„Sie...haben...“, begann Luna vorsichtig, „ihn echt gut im Griff...“

„Merci“, lächelte die Frau zurück, „bei so einem Trotzkopf muss man eine starke Hand haben.“

„Wie lange sind Sie schon zusammen?“

Die Frau sah Luna groß an, dann verstand sie, was die Kellnerin gerade gefragt hatte und lachte hell auf.

„Je suis sa sœur!“

Luna starrte sie an und sah hilflos in sämtliche Richtungen.

„Oh...Sie verstehen kein französisch?“

„Nein...“

„Tut mir aufrichtig leid!“, entschuldigte sich die Frau, „ich meinte, dass ich seine Schwester bin.“

„Sie ärmste!“

„Eigentlich ist er gar nicht so übel...aber ich denke, dass ich das als Familienmitglied über ihn sagen muss oder?“

„Möglich“, lächelte Luna immer noch hilflos.

„Ich bin übrigens Lucielle.“

„Luna.“

„Du bist von hier?“

„So gesehen ja...ihr aber nicht?“

„Oh non. Wir hatten über die Feiertage ein Familienfest hier in der Stadt und jetzt müssten wir eigentlich wieder in Frankreich sein...aber...wie du mitbekommen hast, sucht mein Bruder sein Portemonnaie!“

„Dabei dachte ich immer, dass Frauen für die Verspätungen verantwortlich sind“, lächelte Luna.

In diesem Moment kam Adrian wieder zurück und knöpfte sich seinen Mantel zu. Lucielle machte eine vielsagende Geste zu ihm, woraufhin er schon mal das Café verließ.

„Ich möchte mich für alle Unannehmlichkeiten, welche du mit ihm hattest entschuldigen.“

„Schon gut. War sogar irgendwie lustig.“

Die junge Frau verabschiedete sich und ging mit Adrian die Straße runter.

Luna sah ihr eine Weile nach, irgendeine Frage hatte ihr auf der Zunge gelegen und sie wusste nicht mehr welche…

Sie zuckte kurz mit den Schultern und ging ihrer Arbeit wieder nach.
 

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Später am Abend

„Kai…? Hast du kurz?“

Der Junge blickte von seinem Buch zu seiner Mitbewohnerin auf.

„Ich hatte heute im Café eine junge Französin und ihren Bruder...also...ich wollte fragen, ob du mir etwas übersetzen könntest?“

„Und das wäre?“

„Ich hoffe, dass ich es richtig wiederholen kann...“, überlegte Luna und versuchte sich an das Wort zu erinnern, „ventouse…?“

„Trottel.“

„WIE BITTE?“

„Deine Übersetzung“, entgegnete Kai monoton, „ventouse heißt Trottel...oder Idiot.“

„Ach so...danke.“

„Keine Ursache“, erwiderte er und widmete sich wieder seinem Buch.

„...und was heißt merde?“

„Scheiße.“

Luna hob erstaunt die Augenbraue: „Ihr Franzosen...ihr könnt fluchen was ihr wollt, doch es hört sich für mich immer total edel an!“

Er blickte erneut von seinem Buch auf und sie konnte ihren Augen nicht trauen! Lächelte Kai da gerade wirklich?!

„Was für Leute triffst du eigentlich?“, mischte sich jetzt auch Bryan ein, welcher auf dem Sofa gammelte, „neulich erst wieder deinen Ex und diesen Alkoholiker...jetzt eine fluchende Französin...“

„Oh du wirst es nicht glauben!“, kicherte Luna, „die fluchende Französin war Adrians Schwester!“

„Wer ist Adrian?“

„Der Alkoholiker...Riwahn.“

Jetzt hatte Luna Kais volle Aufmerksamkeit.

„Adrian und Lucielle waren bei dir?!“

„Oh? Du kennst die beiden?“

„Natürlich“, entgegnete der Junge, „sie sind beide vom Chevalier Clan.“

Jetzt fiel es Luna wie Schuppen von den Augen! Jetzt wusste sie auch wieder, was sie vorhin Lucielle fragen wollte!

„Alles...okay?“, erkundigte sich Kai bei seiner Mitbewohnerin, welche in der Gegend stierte.

„Ich...habe Mitglieder der Chevaliers auf offener Straße getroffen...voll cool!“

Kai zog seine Augenbrauen in der Mitte zusammen, da er nicht verstehen konnte, dass seine Mitbewohnerin sich darüber so freute. Als Luna die erste Welle der Euphorie überwunden hatte beugte sie sich weit über den Tisch, sodass Luna beinahe Nase an Nase mit Kai war.

„Dann kommen die beiden doch mit Mirka wieder oder?“

„Ja?“

„Wann ist das?“

„August.“

Lunas Augen leuchteten: „Kannst du mir bis dahin Französisch beibringen?!“

„Du bist doch eine Frau, Luna“, lachte Bryan auf dem Sofa, „müsstest du dann Französisch nicht perfekt beherrschen?“

Während sich Kai zu seinem Kollegen umdrehte, um ihn ungläubig anzusehen lächelte Luna müde.

„Ich habe dir schon mal gesagt, dass ich Französisch perfekt beherrsche, nur mit meiner Aussprache klappt‘s noch nicht.“

Kai wandte sich wieder an das Mädchen, welche nun dran war mit ungläubig ansehen. Luna blickte den Jungen hingegen genauso an.

„Jetzt sag bloß, dass du den Wink mit dem Zaunpfahl nicht kennst?“

„Doch...“, raunte Kai genervt, „und wenn du jetzt auch noch dieselbe Geste wie Mirka machst, dann ramm ich ihn dir bis zum Anschlag in den Hals!“

Bryan, Spencer und Luna starrten Kai an, während Tala mit weit offenem Mund ungläubig seine Illustrierte sinken ließ.

„Was?“

„Ich muss mich gerade zurückhalten, dass ich die Geste nicht mache“, gab Luna zu.

Jetzt wurde sie von den Blitzkrieg Boyz angestarrt. Doch anstatt vor Scham rot anzulaufen musste Luna kichern.

„Habt ihr eigentlich eine Ahnung davon, was Mädchen beziehungsweise Frauen für eine Nacht mit euch geben würden?“

„So langsam krieg ich eine Eingebung“, meinte Spencer und stumpte Kai in die Seite, „das ist deine Chance! Ich sag auch Mirka nichts!“

„Genau“, lachte Bryan, „dann hat sie wenigstens mal Abwechslung, falls ihr Tala zuwider wird.“

Schweigen.

Langes Schweigen.

Zu lange.

Luna ließ den Blick bedrohlich langsam von Bryan bis zu Tala schweifen, welcher ihren funkelnden Augen standhielt. Die Luft schien zu knistern, nein sogar schon zu funken, als Luna plötzlich ruckartig aufstand hielt jeder andere im Raum kurz die Luft an.

„Soviel dazu, dass wir es unter uns lassen“, raunte sie dem Rotschopf zu, „bist du jetzt happy, dass es jeder der hier Anwesenden weiß?“

Tala erwiderte nichts. Innerlich wünschte er sich, dass sie nicht gleich wild kreischend auf ihn losstürmte und ein Stück Fleisch aus seinem Hals biss.

„Ich erwarte eine Antwort, Iwanov“, forderte Luna.

Vorsichtig legte er seine Zeitschrift weg, stütze sein Kinn auf eine Hand, wobei er Luna niemals aus den Augen ließ. Er holte noch einmal tief Luft und blies es zittrig aus.

„Es reicht dir wahrscheinlich nicht, wenn ich dir sage, dass es mir leid tut?“

Luna starrte ihn ungläubig an: „Nicht im Geringsten...“

Tala rieb sich die Schläfen.

„Also?“

„Es tut mir VERDAMMT NOCH MAL LEID! OKAY?“, rief der Junge verzweifelt aus.

„Oh, jetzt tut es dir also verdammt noch mal leid...wir steigern uns, Tala!“

Spencer hob die Augenbrauen weit hoch und schnaufte tief ein, während Bryan und Kai erst gar nicht wagten, sich auf irgendeine Art zu regen.

„Was willst du von mir hören, Luna? Das sie es von Anfang an wussten? Das ich nie vorhatte mehr als Sex mit dir zu haben? Ja das ist alles wahr! Und? Ich bin auch nur ein Mensch!“

„Du bist ein Arsch!“

„Von mir aus! Trotzdem kann ich es nicht mehr ändern!“

„Ich kann es auch nicht ändern, dass ich weder Priss noch Rachel bin! Ich kann es auch nicht ändern, dass du nach diesen beiden Frauen anscheinend nicht mehr für eine feste Bindung fähig bist!“

Tala schnappte hastig nach Luft, und sprang schon fast von seinem Platz auf. Er war jetzt dran mit böse gucken, doch das schien Luna gar nicht zu interessieren, denn sie erwiderte diesen Ausdruck in seinen Augen problemlos.

„Die beiden haben GAR NICHTS damit zu tun!“

„Ach nein? Warum führst du dich dann immer gleich so auf, wenn ich ihre Namen sage? Oder ist es, weil ICH ihre Namen sage?“

„Mach dich nicht lächerlich“, warf plötzlich Kai in den Raum.

„Wer hat dich denn...“, begann Luna, doch Kai würgte sie ab.

„...es reicht jetzt! Es war seine Entscheidung und Punkt! Du hast auch schon Entscheidungen getroffen, die du jetzt bereust, oder?“

Luna schnaufte angestrengt durch die Nase, erwiderte jedoch nichts. Und so hatte Kai diesen Streit beendet.
 

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Anfang März. Die letzten Wochen waren wie im Flug vergangen und alles hatte seinen ursprünglichen Lauf genommen. Die Blitzkrieg Boyz trainierten nun härter denn je für die Weltmeisterschaft, welche nur noch 4 Wochen hin war, während Luna sich voll und ganz auf ihren Job im Café konzentrierte. Mittlerweile hatten sich zwischen ihr und Tala die Wogen ebenfalls geglättet, auch wenn peinlich stilles Schweigen herrschte, falls die beiden alleine in einem Raum waren. Luna hatte inzwischen fast alle Piercings aus dem Gesicht entfernt, nur noch der kleine goldene Nasenring hatte überlebt. Auch sämtliche Ohrringe waren verschwunden und sie hatte sich dazu entschieden, ihre Tunnel wieder zusammen wachsen zu lassen. Ihre Haare hatten dank Tönungen viele Pastelltöne erlebt, während sie ordentlich an Länge gewonnen hatten. Sie gingen jetzt gerade so bis über die Ohren.

Kai hatte inzwischen seine Zwischenprüfung mit Bravour bestanden, während die Scheidung seiner Eltern ebenfalls offizielle geworden war. Bryan und Spencer hatten zusätzlich zu dem Trainingsstress eine neue Wohnung gefunden. Vier Zimmer, großes Wohnzimmer, zwei Bäder inklusive Gästetoilette...und Balkon! Bezahlbar war sie komischerweise auch, dafür hatte der Vermieter verlangt, dass die Blitzkrieg Boyz die Räume selbst renovieren.

„Aha...und mit Blitzkrieg Boyz meint ihr mich“, hatte Luna lachend von sich gegeben.

„Sorry“, entgegnete Spencer, „wir sind zu der Zeit leider nicht da...“

„Is schon okay...“, dann wird mir wenigstens nicht langweilig.

Seit dem hatte Luna sich sämtliche Tutorials übers streichen und tapezieren angesehen, damit sie, bis ihre Mitbewohner wieder im Lande waren ein gemütliches Nest schaffen konnte.
 

Der März war plötzlich ziemlich warm geworden, die Menschen liefen mittlerweile ohne Bedenken mit kurz- arm herum und verspeisten die ersten Eissorten des neuen Jahres. Überall begannen Bäume, Sträucher und Wiesen zu blühen, neue Pärchen fanden sich.

„Wir müssen vor der Meisterschaft noch mal ordentlich feiern gehen“, schlug Bryan vor, als die Jungs eines lauwarmen Frühlingstages im Wohnzimmer saßen. Spencer nahm gerade seinen BeyBlade auseinander, um jedes Teil generalüberholen zu können, Bryan zockte ein Egoshooter, Tala blätterte in einer Zeitschrift und Kai war gerade unter die Dusche gesprungen. Luna hatte Frühschicht und damit demnächst Feierabend.

„Das Wochenende davor hört sich doch gut an, oder?“, erwiderte Spencer und bearbeitete Seaborg mit einem Schraubenzieher.

„Vorher Kino?“

„Können wir.“

„Geil“, freute sich Bryan und hüpfte mit seinem Arsch auf der Couch herum, ohne sein Spiel aus den Augen zu lassen, „endlich wieder Muschies!“

„Du kannst auch in der Zwischenzeit Mädels flachlegen...du brauchst nicht jedes Mal damit warten, bis wir weggehen“, erwähnte Tala und blätterte um.

„Und wann?“, beschwerte sich Bryan, „Wir trainieren seit Wochen ununterbrochen durch, gehen heim, essen, duschen und schlafen! Ich hab Luna seit einer Woche nicht mehr gesehen und die wohnt zufällig mit uns zusammen!“

„Dann mach die Augen auf“, kicherte Spencer, „ich sehe sie jeden Tag.“

„Du Muddie machst ihr wahrscheinlich Frühstück und packst ihr Pausenbrot...“

„Nein...das hab ich anfangs für Kai machen wollen, doch er erwiderte meine Fürsorge nicht.“

„Mit gutem Grund!“, warf Hiwatari in die Runde und rubbelte gerade seine Haare trocken, „deine Kochkunst ließ damals zu wünschen übrig!“

„Mittlerweile bin ich besser“, grinste Spencer breit.

Plötzlich ertönte ein schrecklich schriller Handyton, welcher die Jungs allesamt zusammen zucken ließ.

„Wer ruft dich denn jetzt an?“, wollte Bryan wissen, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden.

„Unsere Kleine…vielleicht ist ihr was passiert?“, grübelte Spencer, „sie fährt doch seit neustem diesen Roller!“

„Weißt du eigentlich, dass du die perfekte Glucke wärst?“, grinste Tala und blätterte in seiner Zeitschrift.

Spencer ging an das Handy: „Hey Luna. Ist was passiert?“

„Nein“, kicherte sie, „ich hab nur grad Heißhunger auf einen Milchshake und wollte euch fragen, ob ihr auch einen wollt?“

„Warte ich frag mal…“, erwiderte Spencer und rief in die Runde, „Luna besorgt Milchshakes. Wollt ihr welche?“

„Wo geht sie die denn holen?“, fragte Tala und sah zum ersten Mal von der Illustrierten auf.

„Von welchem Laden wollen sie wissen.“

„Vom Sunday’s.“

„Sunday’s“, rief Spencer erneut in die Runde.

„Erdbeere.“

„Banane mit bunten Streuseln.“

„Maracuja Joghurt. Falls sie den nicht haben will ich Schoko!“

Spencer gab seine und die restlichen Bestellungen weiter und legte auf. Dann guckte er Kai fragend an und versuchte ein Grinsen zu unterdrücken: „Banane mit bunten Streuseln? Echt jetzt?“

„Die Streusel sind lecker“, verteidigte sich dieser und striff sich sein schwarzes Muskelshirt über.

„Wer bist du, und was hast du mit unserem wandelnden Eisklotz gemacht?“

Kai warf seinem Teamkollegen eine Grimasse zu, während Tala erneut auf sah und überlegte.

„Was ist denn? Bereust du gerade, dass du nicht auch Banane mit bunten Streuseln genommen hast?“, grinste Spencer, während er seinen Beyblade weiter zusammenbaute, „oder eine extra Portion Sahne.“

„Habt ihr manchmal auch das Gefühl, dass es uns allen wieder erheblich besser geht seit diesem Streit?“

„Inwiefern besser? Hättest du ihr etwas mehr Zuneigung gegeben, wäre dieser Streit niemals zustande gekommen“, lachte Bryan wild die Knöpfe seines Kontrollers drückend.

„…seit dieser Auseinandersetzung streiten wir uns viel weniger über Kleinigkeiten, dafür unternehmen wir viel mehr miteinander. Wir sind, finde ich zumindest erst jetzt ein richtiges Team!“

„Oh mein Gott!“, Bryan drückte den Pauseknopf und drehte sich auf dem Sofa zu seinem Teamkollegen um, „du willst damit sagen, dass du dich auf diesen Zoff gefreut hast, oder?“

Kai und Spencer warfen ihrem Teamchef ebenfalls einen fragenden Blick zu.

„Nein! Nicht auf diese Weise!“, wehrte Tala ab.

„Auf welche dann?“, fragte Spencer und hob eine Augenbraue.

Tala hielt inne und überlegte erneut.

„Wahrscheinlich hätte ich ihr doch mehr Aufmerksamkeit widmen sollen...“

„Wahrscheinlich auf die Art und Weise: hier sind geschmolzene Schokolade und eine Augenbinde…aber leck nicht alles auf einmal ab“, imitierte Bryan mit übertrieben hoher Stimme.

Tala rieb sich die Stirn und seufzte: „Nein…“

„Oder doch ehr: ich habe keinen sauberen Löffel mehr, also musst du den Joghurt von meinem Bauch ablecken?“

„Jetzt im Ernst Kai?! Seit wann hast du solche Gedanken?“, wollte der Rotschopf überrascht wissen.

„Ich wusste gar nicht, dass er zu solchen Gedanken fähig ist!“, beschwerte sich Bryan vom Sofa aus.

„Ich bin unterzuckert!“, wehrte Kai ab, „außerdem bin ich doch auch nur ein Mann!“

„Ohne Scheiß“, lachte Spencer und klopfte ein paar Mal mit der flachen Hand auf die Tischplatte, „du solltest öfters unterzuckert sein!“

„Genau das meinte ich!“, warf Tala in die Runde, „hättet ihr jemals gedacht, dass wir uns so gut verstehen? Normalerweise hätte Kai nie so etwas gesagt, sondern geschwiegen wie immer!“

„Unterzuckert!!“, wiederholte Kai.

„Wenn Luna und du damals zusammen gekommen wärt, dann hätten wir das hier schon viel früher haben können“, beschwerte sich Spencer.

„Hättest du wirklich von mir verlangt, mich in diese Position zu zwingen?“

„Nein...aber...wir hätten es anders lösen können!“

Tala nickte Spencer zu. Es wäre alles so viel einfacher gewesen...

In diesem Moment ging die Wohnungstür auf und Luna schlüpfte hinein.

„Hey Jungs!“, grinste sie breit und stellte eine große Papiertüte auf dem Tisch gleich neben Talas Zeitschrift ab, „ähm…Moment…ah! Erdbeere? Hier. Creamy Coconut? Hier, Spencer. Sorry…aber die hatten keinen Maracuja Joghurt mehr, Bryan…und Banane mit bunten Streuseln.“

Kai nahm seinen Shake entgegen, drehte den Deckel ab, tunkte einen Finger in die Sahne mit den Streuseln und steckte sich diesen genüsslich in den Mund.

„Mach das noch mal“, bat Tala.

„Wieso?“

„Weil du das so toll gemacht hast, dass sogar ich jetzt rattig bin.“

Kai hielt ihm seinen Becher unter die Nase, so dass Tala die Sahnekrone mit ihren vielen kleinen bunten Kügelchen sehen konnte.

„Der Himmel auf Erden“, erwiderte Kai und schaufelte sich erneut Sahne mit dem Finger in den Mund.

„Alter…das ist besser als jeder Softporno, den ich je gesehen habe!“, lachte Tala schallend.

„Ich habe den Kerl, der mich bedient hat gesagt, er soll extra viele Streusel drauf machen“, grinste Luna und nahm einen kräftigen Schluck ihres Getränks.

Kai sah sie mit diesem für ihn typischen Blick an, welchen man weder als gut noch schlecht deuten konnte, bevor er sich an die drei Jungs wandte und drohte: „Wenn einer von euch sie rausekelt oder rausschmeißt, der kriegt’s mit mir zu tun!“

Luna guckte leicht irritiert in die Runde.

„Er will damit sagen, dass er dich mag“, grinste Spencer.

„Aw…“

Das Mädchen machte den Ansatz, um Kai zu umarmen, als dieser einen Schritt zur Seite wich.

„Na, na, na! Wir wollen es nicht gleich übertreiben?“, kicherte Tala.

„Du kannst einem den Teppich hervorragend unter den Füßen wegziehen weißt du das?“, beschwerte sich das Mädchen.

„Was meinst du wohl? Du sprichst mit dem Meister der Perfektion…“, gab Bryan mürrisch von sich, während Kai schon fast gierig seinen Shake trank. Luna setzte sich und zog spielerisch einen Schmollmund, als ihr ein kleiner Zettel auf der Unterseite ihres Bechers auffiel.

„Oh…“, gab sie überrascht von sich.

„Hm? Die Rechnung?“

„Nein…die liegt in der Tüte…“

Sie riss vorsichtig den Zettel ab, entfaltete ihn und las die darauf geschriebenen Zeilen.

„Und?“, fragte Spencer neugierig.

„Hey kleiner Käfer. Falls du irgendwann das Hühnchen-Mango Sandwich nicht mehr essen kannst habe ich hier eine original deutsche Bockwurst für dich parat. Wenn du also Lust auf ein total neues Geschmackserlebnis haben solltest, du weißt ja, wo du mich findest. Louis.“

Bryan sah Luna mit zusammen gezogenen Brauen an, Tala machte zu Kai eine vielsagende Geste und Spencer hatte Mühe, sich nicht an seinem Milchshake zu verschlucken.

„Ich glaube, ich soll das süß finden, oder?“, fragte das Mädchen in die Runde.

„Ne Liebeserklärung würde sogar ich besser hinkriegen…“, raunte Kai und kratzte die letzten Reste der Sahne aus seinem Becher.

„Nimm ihn den Becher ab!“, befahl Spencer und blickte Bryan ernst an.

„Wieso denn das?“, hinterfragte Luna.

„Er wird schon wieder unwiderstehlich!“

„Wer ist denn Louis?“, fragte Tala und versuchte sein Interesse zu verbergen.

„Der wo mich in dem Laden immer bedient.“

Luna schmiss den Zettel in die Papiertüte zurück und trank ihren Milchshake.

„Wie jetzt? Kein Anruf?“

„Seine Nummer steht doch gar nicht drauf.“

„Er möchte, dass sie noch mal in den Laden kommt, du Genie…“, gab Kai monoton von sich und rieb seinen Bauch.

„Im Ernst jetzt, Bryan! Nimm ihn den Becher ab!“

„Der ist leer…“

„Na toll. Und wie lange dauert es, bis du wieder einmal unterzuckert bist?“

„Bis ich den nächsten Drang nach was Süßem habe…“

„Und wann soll das sein? Nenn mir eine Zeitspanne!“, forderte Spencer.

„Das war das erste Mal seit er bei uns wohnt, dass ich gesehen habe wie er überhaupt etwas Süßes isst!“, schmollte Tala und hob beide Augenbrauen, „das war’s dann wohl mit der schönen Zeit…“
 

*~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~*
 

Später am selben Abend zog ich Luna tatsächlich noch mal ihre Schuhe an und warf sich ihre Jacke über. Sie versuchte sich so leise wie nur möglich zu verhalten...vergebens.

„Du gehst wirklich zu dieser Bockwurst?“, erkundigte sich Tala, welcher plötzlich im Türrahmen der Küche stand.

Luna lächelte ihn mit einer gewissen Schärfe an, blieb jedoch freundlich.

„Ja...ich möchte mich wenigstens für die netten Worte bedanken.“

„‘Bedanken‘?“

„Tala...willst du mir etwas bestimmtes sagen?“

„Nein“, log er.

„Na dann“, grinste sie, „bis später.“
 

Im Sunday‘s waren nur noch vereinzelt Gäste anwesend. Wenigsten musste Luna so nicht aufpassen, wie laut sie sprach.

„Hallo, willkommen im Sunday‘s“, begrüßte sie der junge Mann an der Kasse, „waren Sie heute nicht schon mal hier?“

„Ich kann einfach nicht genug von eurem geilen Zeug bekommen“, grinste das Mädchen.

„Das ist der Zucker“, erwiderte er und nickte lachend, „Hünchen- Mango Sandwich...richtig?“

„Morgen wieder. Jetzt bin ich eigentlich nur hier, um mich bei dir für die netten Worte in meiner Bestellungen zu bedanken.“

Louis setzte ein zuckersüßes Lächeln auf, wahrscheinlich sogar das schönste was er in Reserve hatte.

„...allerdings...“, fügte Luna hinzu, „der Teil mit der originalen deutschen Bockwurst war total überflüssig.“

„Oh...sorry.“

„Ich hätte auch so mal mit dir einen Kaffee getrunken“, lächelte Luna.

„Echt jetzt?“

„Äh...ja? Oder willst du doch nicht mehr?“

„Nein, nein, nein! Ich habe nur nicht damit gerechnet, dass ein süßes Mädel wie du single ist!“

„Ja...ich und Beziehungen...“

„Wirklich? So anstrengend siehst du gar nicht aus“, lobte Louis sie.

„Danke. Also wann hast du Schicht?“

„Gleich“, lächelte er erneut.

„Okay“, lächelte Luna zurück, „dann bis gleich.“
 

Eine viertel Stunde später schlenderte Louis mit zwei Kaffeebechern auf die Parkbank zu, auf der Luna schon saß.

„Cappuccino?“

„Danke.“

„Also...erzähl mir von dir“, bat er.

„Hm...ich heiße Luna. Bin 21...aber nicht mehr lange, nur noch knapp zwei Wochen“, kicherte sie, „ich bin momentan Kellnerin im Café am Marktplatz. Oh, ja! Ich wohne in einer 5er WG!“

„Wow.“

„Mit 4 Jungs.“

„WOW!“

„Schlimm?“, erkundigte sie sich.

„Naja...auf jeden Fall nicht alltäglich“, gab Louis zu, „auf der anderen Seite, weiß ich spätestens jetzt, dass du dich bei Männern durchsetzen kannst!“

„Kann man so sagen.“

„Hast du eine gute Beziehung zu deinen Mitbewohnern?“

„Wir hatten vor einiger Zeit einen heftigen Streit...doch jetzt geht’s wieder.“

„Zoff in WGs sind scheiße. Ich habe auch mal in einer gewohnt...“

Luna nahm einen kräftigen Schluck und nickte zu Louis.

„Ich bin 25. Wohne gerade alleine. Ich arbeite hier im Sunday‘s, aber das weißt du ja schon.“

„Und wie arbeitest du morgen?“

„Frei“, prahlte Louis.

„Arsch“, kicherte Luna, „ich hab Frühschicht.“

„Passt doch! Dann hol ich dich von der Arbeit, wir gehen brunchen und sehen wohin der Tag uns führt?“

„Sicher?“

„Klar wieso nicht?“

„O...okay“, stimmte Luna zu, „12.30 Uhr habe ich aus.“

„Ich werde da sein“, versicherte Louis mit einem Zwinkern.
 

Sie gab sich wirklich die größte Mühe, die Wohnungstür so leise wie nur möglich aufzuschließen. Dennoch stand Tala hinter ihr, als Luna die Tür wieder schloss.

„Daddy“, raunte sie nach hinten, „bin wieder daha!“

„Hattest du Spaß, ja?“

„Ich habe einen gratis Cappuccino bekommen.“

„Trinkst du nicht lieber Milchkaffee?“

„Weiß er noch nicht.“

„Noch nicht.“

„Genau“, grinste Luna und schlich auf leisen Sohlen Richtung ihres Zimmers, „gute Nacht!“

„W...warte!“

„Was?“

„Kann ich mit reinkommen?“

Luna musste sich die Hand vor den Mund pressen, um nicht laut loszulachen.

„Jetzt? Jetzt, wo mich ein anderer Kerl anbaggert, Tala das war mir so klar!“

Sie schloss ihre Türe hinter sich, ohne ihn noch einmal anzusehen.



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