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Klatschmohn im Auge


Erstellt:
Letzte Änderung: 09.02.2015
abgeschlossen
Deutsch
2876 Wörter, 1 Kapitel
Inhalt:
Einander fremd treffen sie sich zufällig in der Stadtmitte und reden vom Vorbeigehen und Vorübergehen, von gefräßigen Krankheiten und verpassten Gelegenheiten.

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Kapitel Datum Andere Formate Daten
Kapitel 1 Klatschmohn im Auge E: 09.02.2015
U: 09.02.2015
Kommentare (1)
2876 Wörter
abgeschlossen
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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Blaetterklingen
2015-02-20T15:48:02+00:00 20.02.2015 16:48
Den kleinsten Gemeinsamen Nennen hätte ich jetzt Assoziation genannt. Irgendwie haben ja beide was davon, die Einsamkeit und der Hunger wird gestillt. Egozentrik ist auch ok, wenn man sich auf den Weg trifft, ohne das sich die Straßen wirklich kreuzen. Am ende funktioniert menschliche Kommunikation ja meistens als Tauschhandel: ich brauche etwas/biete etwas du willst etwas. Auf der Arbeit im Studium merkt man es am stärksten, in der Freizeit sind es meistens einfach andere Aspekte, auf die man wert legt (unwertes Menschending, unterhalte mich!)
Wenn man sich mit biologischer Psychologie und evolutionäre Ästhetik befasst, ist es eigentlich pervers, wie essentiell für uns kleine Menschlein die Bildung von Vorurteilen sind. Man kommt gar nicht dran vorbei, nur das es bei einigen Sachen ok ist (das letzte offene Feuer hat mir die Hand verbrannt, dieses vielleicht auch) und bei anderen nicht (Ich wurde fünf mal von Russen im Park überfallen, unmöglich das daraus eine Regel ableitbar wäre!)

"Doch sich neben einen Wildfremden setzen und mit ihm reden? (Dabei ist es völlig egal, ob er obdachlos ist oder nicht.) Mir reichte allerdings zu wissen, dass es welche gibt, die so etwas tun."

Zwar nicht sitzend aber spazierend habe ich ganz krude Erfahrung von Hunde-sitting in der Stadt gemacht. Man kommt ja ständig mit anderen Hundebesitzern ins Gespräch - Notgedrungen! Wenn die Viecher sich erst mal eine Stunde lang abschnüffeln, muss man ja irgendwas in der Zeit machen. Peinliches Schweigen und Löcher in Hunde starren wird auch irgendwann langweilig. Ich glaube es ist allgemein so Farhstuhlding, das sollte man nicht auf alle Lebensbereiche ausweiten.

"Ist vielleicht gut so. Wahrscheinlich ist auch das menschlich. "

Mir gefällt was es geworden ist ^^ und solange du nicht dass ereicht hast, was du erreichen wolltest, hast du ja einen Grund weiter zu schreiben : D
Was ist eigentlich aus "Rauschen" geworden?
Von:  Blaetterklingen
2015-02-16T09:59:00+00:00 16.02.2015 10:59
irgendwie erinnert mich das ganze etwas an Bernemann, nur nicht ganz so trist wie er in letzter Zeit schreibt^^
Außerdem sind deine Beschreibungen und Situationen gefühlt realistischer und grotesker zugleich.

"„Du hast dafür bezahlt“, winkt er ab. „Ich bin billiger als ein Therapeut.“"

Der Gedanke kam mir zwischendurch auch^^ die Idee ist auch irgendwie so grotesk, sich neben einen wildfremden zu setzen, ihn zuzuquatschen und über den Egoismus anderer Leute zu lästern.

Ich mag die impliziten Vorwürfe und Vorurteile in der Geschichte, beispielsweise das mit dem Brot gleich am Anfang. 'Wenn sie mir kein Geld gibt, muss sie denken, dass man sich davon nur Alkohol kauft.' Genauso wie sie beide Vorwürfe über andere teilen und man als Leser überlegt Vorwürfe auf beide zu verteilen.

Das ist schon ziemlich beeindruckend, diese verschiedenen Aspekte der Situation, die menschlichen, die grotesken, die neblichen so zusammenzusetzen, das sie erbaulich sind und dennoch traurig. Man hinterfragt wenig und denkt sich gleichzeitig eine Menge dabei, das Loch, die Krankheit zum Loch, das Tier und die Warnung. Es kommt immer wieder, genau wie in ihrer Familie die Krankheit immer wieder kommt. Oder ihre Familie ein Vorwand ist, ihre eigene Zukunft zu prophezeiten. Denn Morgen wird sie nicht mehr da sein. Da kann man sich schon mal für eine Tüte Brötchen eine Tüte Mitleid erkaufen. ^^ allgemein ist es bei dir häufig so eine Wegkreuzung aus den Pfaden Verständnis, Egoismus, Ekel und Sterilität, die einen ziemlichen Charme ausmachen und gegenseitig zu etwas neuem werden.
Antwort von:  halfJack
17.02.2015 06:34
Mich erinnert das daran, dass ich schon lange nichts mehr von Bernemann gelesen habe und es unbedingt wieder tun sollte. Nach den drei Bänden von "Ich hab die Unschuld kotzen sehen" sowie dem etwas faden "Ich bin schizophren und es geht mir allen gut" und dem besseren, mir aber leider kaum in Erinnerung gebliebenen "Satt, sauber, sicher" habe ich nichts mehr von ihm konsumiert. Ich weiß, dass es da noch "Vogelstimmen" gab, aber ansonsten bin ich nicht auf Stand. :/
Seine Figuren waren, wenn ich mich recht entsinne, ein wenig theatralisch geworden. Jetzt sind sie trist? Bonjour Tristesse, das klingt anders, das klingt interessant.

> Die Idee ist auch irgendwie so grotesk, sich neben einen wildfremden zu
> setzen, ihn zuzuquatschen und über den Egoismus anderer Leute zu lästern.

Und dabei selbst egoistisch, egozentrisch und kindisch zu wirken, denn genau das tun sie beide. In ihren Gesprächen treffen sie sich fast nur zufällig, interessieren sich aber größtenteils für sich selbst. Manchmal reden sie aneinander vorbei. Sie spricht von einem Zusammenbruch in ihrer Familie, er davon, dass er sich nicht waschen kann und die Menschen ihn meiden. Er spricht davon, dass seine Eltern Italiener waren (wobei ich übrigens an italienische Gastarbeiter dachte), er aber weder die Sprache noch das Land kennt, sie spricht von ihrem Traum, Rom zu bereisen. Es gibt quasi einen gemeinsamen Nenner, von dem ausgehend sie sich nur um sich selbst kümmern.
Implizite Vorwürfe und Vorurteile ist ein gutes Stichwort dafür. Man könnte es auch Fehleinschätzungen nennen, aber Menschen sind nun einmal so, dass sie Themen auf sich selbst anwenden oder bereits Schlüsse ziehen, bevor sie nachfragen. Ich finde, das ist ein spannender Aspekt von Kommunikationen. So ein falscher Schluss offenbart sich beispielsweise auch, als sie fragt, ob "es schön dort" sei, obwohl bis dato Italien gar nicht erwähnt wurde. Es ist menschlich und dennoch kommt es mir absonderlich vor.

Ich wollte nicht unbedingt eine Situation kreieren, die grotesk wirkt. Persönlich würde ich mir niemals trauen, was das Mädchen (in meiner Vorstellung ist sie relativ jung, noch keine Frau) hier tut. Das Einzige, was ich mir bislang getraut habe, ist, dass ich einem Obdachlosen Essen gab. Ich glaube, es waren tatsächlich ein paar Brötchen in einer Tüte. Doch sich neben einen Wildfremden setzen und mit ihm reden? (Dabei ist es völlig egal, ob er obdachlos ist oder nicht.) Mir reichte allerdings zu wissen, dass es welche gibt, die so etwas tun.
Was ich nun vor dem Schreiben wollte, war eigentlich eine nüchterne Kurzgeschichte ohne Wertung. Ich dachte an Brecht, an "Nachts schlafen die Ratten doch", an einen Blick von außen, der nicht weiß, wie eine Geste oder Aussage gemeint ist. Beim Schreiben jedoch fiel es mir schwerer, als ich dachte, daher ist es doch wieder eine halbgare, nur fast nüchterne und erneut mit blumigen Umschreibungen gespickte Version geworden.
Ist vielleicht gut so. Wahrscheinlich ist auch das menschlich.
Antwort von:  halfJack
17.02.2015 13:26
Ach so, bevor hier Missverständnisse aufkommen:
Mit Brecht meine ich das Motiv "Glotzt nicht so romantisch!" und den Autor im Allgemeinen. Hingegen nenne ich "Nachts schlafen die Ratten doch", weil das die Kurzgeschichte von Borchert ist, die mir am besten atmosphärisch in Erinnerung blieb. Bei meiner Aufzählung, klingt es, als würde ich beides miteinander verschmischen; so etwas hat immerhin erst kürzlich Verwirrung gestiftet. :)
Von:  Kaylien
2015-02-09T20:04:44+00:00 09.02.2015 21:04
Jedes mal wenn ich eine deiner Geschichten les läuft es mir kalt den Rücken runter und ich fang an zu heulen... :"""")
Is aber nicht negativ gemeint oder so... ich find es total klasse wie die Geschichte geschrieben ist... vorallem weil sie so... in einander geschlossen ist, obwohl es irgendwie von außen nicht so scheint... :)
ich finds toll *w*
Sehr faszinierend fand ich auch die beschreibung von dem 'nichts' das in der Stadtmitte ist... :)
LG Kay