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Kiss the starlight, Kiss the moonlight

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich bin die Wächterin des Kosmos. Willkommen in Cauldron, dem Kessel aller Galaxien und Universen. Hier wo Sterne geboren, Welten erschaffen und Schicksale ihren Lauf nehmen, ist auch dein Stern entstanden. Bitte schau mich nicht so an. Ich habe dich geweckt, um dir eine Nachricht zu übermitteln.
Hier in Cauldron, nehmen viele und doch gleiche Schicksale ihren Lauf. Viele verschiedene Zukünfte werden geboren. Eine davon handelt von dem 30. Jahrhundert, dem Silberjahrtausend, in dem die mächtigste Kriegerin mit ihrem Licht das Universum erhellt. Doch auch diese Kriegerin, hat mehrere Versionen ihrer Zukunft., die nur an Sekunden verschiedener Entscheidungen und Schicksale gebunden sind. Diese Zukunft, die ich dir zeigen möchte, von der ich dir erzählen mag, ist nicht nur anders, sondern auch eine fast linear verlaufende Zukunft zu der, die vielen bekannt ist. Dennoch ist sie unbekannt und fremd, vielleicht auch düster und ungeliebt. Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Egal in welcher Zukunft. Es ist das einzige Gesetz, dass überall gleich ist, denn der Kessel der Galaxien gebärt sowohl das Licht als auch die Dunkelheit.
Wie wirst du dich in dieser Zukunft bewähren, kleiner Stern? Wir werden es sehen, vielleicht kann dein Licht für einen Augenblick das der mächtigsten Kriegerin überragen. Nun ziehe dahin, öffne deine Augen und sieh deinem neuen Schicksal ins Gesicht. Zögere nicht, deinen Weg zu gehen. Komplett anzeigen

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Prolog

Schwer atmend stützte sich Sailor Star Fighter mit der rechten Hand am Boden ab. Ihre schwarze Lederuniform, die sowieso nicht aus viel Stoff befand, hatte überall Risse und entblößte Stellen ihres Körpers, die sie für gewöhnlich zu bedecken pflegte. Im Anbetracht ihrer derzeitigen Situation war es aber unpassend sich ausgerechnet jetzt um den Kleiderkodex auf Kinmoku zu sorgen. Dieser Kampf dauerte eindeutig schon zu lange an und er würde noch wesentlich länger andauern, wenn sie nicht bald einen Weg fanden Nyx und ihre Armee zu besiegen.

„Fighter!“ Ihr Blick richtete sich auf ihre Mitstreiterin mit dem langen silbrigen Haar. Sie gab ihr Handzeichen, die verrieten, dass sie erneut einen gemeinsamen Angriff wagen würden, zusammen mit Sailor Star Maker, die soeben einen Aither niedergerungen und Bewegungsunfähig gemacht hatte. Diese Biester waren einfach nicht aufzuhalten.

'Nur nicht nachgeben...' Das war der einzige Gedanke der Fighter zum weitermachen drängte. Müde strich sich Fighter eine schwarze Strähne ihres Haares zurück und kam wieder in eine aufrechte Haltung. Sie mussten nur noch etwas durchhalten. Nur noch so lange, bis Sailor Galaxia und ihre Prinzessin das Schlachtfeld betraten und mit vereinten Kräften Nyx ein weiteres Mal in ihre Schranken wiesen.

„LOS!“ Mit dem mutigen Brüllen einer Löwin, gab Fighter den Befehl und sammelte die letzten Reserven. Egal was kam, sie drei durften nicht scheitern. Nicht hier, nicht heute.

„Star Sensitive Inferno!“

„Star Gentle Uterus!“

„Star Serious Laser!“

Es waren magische Formeln. Worte, mit denen sie so viele übernatürliche Gegner in die Knie gezwungen hatten. Mächtige Worte, die vereint soviel Kraft besaßen die Armee eines ganzen Königreiches zu vernichten. Doch es war keine Armee gegen die sie diesen Angriff richteten. Es war eine einzige Frau, Gott gleich, mächtig. Ihr dunkelblaues Gewand, bewegte sich, entgegen ihrer Körpersilhouette, obwohl kein Wind wehte. Ihr Blick lag ausdruckslos auf den Kriegerinnen, wie immer. Sie zeigte keinerlei Emotionen, machte keine Bewegung und doch prallte der Angriff wenige Zentimeter vor ihr ab, als umgab sie ein unsichtbares Schutzschild.

„Nein... Warum? Wie geht das?“ Fassungslos sah Fighter auf die Angreiferin Kinmokus. Sie verstand es nicht. Warum waren ihre Prinzessin und Galaxia die einzigen, die sie verjagen konnten? Warum waren sie zu schwach dafür? Wieso musste ihre Prinzessin, die sie beschützen sollten, sie beschützen und ein ums andere Mal ihr Leben riskieren?

„Noch einmal!“, forderte Fighter ihre Mitstreiterinnen auf. Sie wusste zwar, dass sie keine Kraft mehr hatten, aber sie konnten sich nicht immer darauf verlassen, dass Prinzessin Kakyuu im letzten Moment erschien und sie rettete.

„Galactica Inflation!“ Fighter wirbelte herum, als sie die ihr wohlvertraute Stimme Galaxias vernahm. Sie sah nur noch die Druckwelle, die gespalten an ihr vorbei rauschte und eine Horde Aither, die auf die Sailorkriegerinnen zuliefen, in ihre Moleküle zerlegte. Sailor Galaxia war nicht ohne Grund die mächtigste Kriegerin der Galaxie. Sie hatte die Macht ganze Planeten auszulöschen, ein Fakt, der Fighter immer wieder mulmig werden ließ. Sie war froh, dass diese legendäre Kriegerin auf ihrer Seite war und sie Galaxia nicht zu ihren Feinden zählen musste.

„Fighter, Healer, Maker! Geht es euch gut?“ Die Erleichterung, dass Galaxia als Unterstützung erschienen war, wich, als Prinzessin Kakyuu in ihrer Sailoruniform das Schlachtfeld betrat. Erneut musste die Prinzessin selbst mit all ihrer Macht gegen Nyx kämpfen, weil sie zu schwach war. Nichts war schlimmer als dieses Gefühl der Schwäche, dass sich immer wieder in ihr breit machte, sobald ihre Prinzessin auftauchte.

„Prinzessin, was macht ihr hier. Ihr solltet wo anders sein. Da, wo es sicher ist, wir kümmern uns um das hier.“ Fighter konnte einfach nicht zulassen, dass die Prinzessin sich so in Gefahr begab. Sie hatten immerhin geschworen sie zu beschützen. Das konnte und durfte sie nicht zulassen.

„Fighter, es ist gut. Ihr habt tapfer gekämpft. Ruht euch nun aus.“ Sanft lächelte Kakyuu die Anführerin ihrer Leibgarde an. Sie wollte nicht, dass Fighter von bitteren Gefühlen beherrscht wurde. Auch wenn sie die Prinzessin war, so musste sie in den Kampf schreiten, wenn es darum ging jene zu beschützen, die ihr am Herzen lagen. Gerade weil sie die Prinzessin war, musste sie gegen Nyx kämpfen um ihren Planeten und dessen Hermera zu beschützen. Das Licht, dass den Tag brachte.

„Prinzessin!“ Flüchtig hatte Kakyuu Fighters Wange berührt. Sie durfte keine Zeit verlieren, weswegen sie sich schnell wieder von Fighter löste und zusammen mit Galaxia auf Nyx zuging. Fighter spürte nur noch dieses leere Gefühl, diese Vorahnung, die ihr verriet, dass diese Berührung für lange Zeit die letzte sein würde, die sie von ihrer Prinzessin empfangen durfte.
 

„Fighter... Wach auf, Fighter.“ Ein Murren kam von Fighters Lippen, als sie die vertraute Stimme wie durch einen Schleier vernahm. Nur langsam dämmerten ihr die Fragen, die ihren aktuellen, schläfrigen Zustand in Frage stellten. Warum schlief sie? War sie nicht vor kurzem noch auf dem Schlachtfeld gewesen? Ja, sie war dort gewesen, zusammen mit ihren Freundinnen und der Prinzessin. Die Prinzessin! Es brauchte nur einen Gedanken, um sie zurück in die Gegenwart zu holen. Vor ihrem inneren Augen blitzten wieder die Bilder auf, wie sich ihre Prinzessin todesmutig in den Kampf gegen Nyx stürzte. Sie erinnerte sich daran, wie Nyx die Hand gehoben und eine Energiewelle auf ihre Prinzessin konzentriert hatte. Es war nur ein winziger Augenblick, der so unbedeutend erschien und dennoch mächtigen Einfluss hatte. Ein Augenblick, der mit seiner Energie an ihren Körpern gezerrt hatte. Im ihrem Geist hallte noch die Stimme der Prinzessin wider, die nach ihnen rief und zu einem Schrei mutierte. Ein Schrei, der Fighters Herz erneut einen Moment gebot stillzustehen.

„Prinzessin!“

Ruckartig hob sich Fighters Oberkörper, doch sie spürte schnell die Hände, die sie zurückdrängten. Sie wollte sich aber nicht zurückdrängen lassen. Sie wollte zu ihrer Prinzessin, wollte sehen wie es ihr ging und sie gegebenenfalls beschützen.

„Fighter, beruhige dich!“ Sie hörte die mahnenden Worte ihrer Freundinnen, die sie mit aller Gewalt versuchten zu beruhigen. So war es schon immer gewesen. Healer und Maker mussten dafür sorgen, dass Fighter in ihrer Hitzköpfigkeit nicht ins Verderben lief. Gerade jetzt, da Fighter noch nicht bei Sinnen war und blind ignorierte, dass sie verloren hatten.

Um sie herum herrschte Dunkelheit. Kinmokus Hermera war verschwunden, zusammen mit dem Licht ihrer Prinzessin, die nicht unweit von ihnen auf unebenen Boden lag. Leblos, einer Puppe gleich. Healer und Maker hatten ihre Prinzessin bereits gesehen, doch diesen Anblick wollten sie Fighter ersparen. Sie kannten ihre Anführerin gut genug um zu wissen, was sie tun würde.

„Beruhigen? Wo ist die Prinzessin? Wir müssen sie beschützen! Lasst mich endlich los!“ Mit aller noch verbliebenen Kraft wehrte sich Fighter gegen die sanfte Gewalt ihrer Freundinnen. Doch sie war machtlos, zu erschöpft um noch weiter zu kämpfen oder weiter aufzubegehren.

„Wo ist die Prinzessin?“ Sie wollte es dennoch wissen. Auch wenn sie in ihrem Herzen bereits die Wahrheit kannte. Sie ahnte es, doch sie wollte hören, das ihre Vorahnung nur ein Traum war. Ihre Freundinnen schwiegen aber. Das reichte als Antwort. Sie hatten verloren, sowohl ihre Prinzessin als auch ihren Planeten.
 

Mit ihrer letzten verblieben Kraft, hob Galaxia die Trümmerteile, die auf ihrem Rücken ruhten. Der letzte Angriff Nyx hatte selbst sie ins rudern gebracht und unter Schutt und Gestein begraben. Es grenzte an ein Wunder, dass sie das überlebt hatte.

„Schaut, sie wird wirklich leben.“

„Sie lebt also wirklich.“

„Sie hat wirklich gelebt.“

Schwer atmend sah Galaxia auf, zur den drei Mädchen, nach ihrer Uniform zu urteilen ebenfalls Sailor Kriegerinnen, die scheinbar darüber diskutiert hatten, ob sie denn schon Tod oder noch lebendig war. Sie kannte diese drei nicht, weswegen sie sogleich in Kampfhaltung ging. Es war eindeutig, dass diese drei keine Bewohner Kinmokus waren.

„Sie denkt wir kämpfen gegen sie“, erklärte die Mittlere. Sie trug ein graues Kleid, über dem ein noch weißer Seemannskragen auf ihren Schultern lag und eine Schleife an ihrer Brust bildete, in dessen Mitte eine schwarze Brosche hing.

Nein, so eine Kriegerin hatte sie noch nirgends in dieser Galaxie gesehen. Wie Nyx waren sie plötzlich aufgetaucht, als sei es das Verständlichste in der Welt. Als wären sie schon immer da gewesen.

„Wir wollten ihr doch nur von unsere Vision erzählen.“ Es war die Linke, die nun das Wort ergriff. Ihr Kleid war weiß, der Seemannskragen schwarz und die Brosche grau. Im gleichen Schnitt wie der der Mittleren. Doch es war nicht die Kleidung die Galaxia verwunderte, sondern das was sie sagte. Sie wollten ihr etwas erzählen? Hieß dass, dass sie es nun nicht mehr tun würden?

„Wir werden es ihr sagen, wenn sie sich beruhigen wird.“ Die Dritte, mit dem schwarzen Kleid, dem grauen Seemannskragen und der weißen Brosche, sah zur ihren Gefährtinnen und legte behutsam eine Hand auf die der Linken. Galaxia beruhigte sich allmählich, denn diese Drei schienen nicht darauf aus zu sein, jetzt gegen sie zu kämpfen. Wenn sie es vor gehabt hätten, dann wäre es bereits geschehen, noch bevor sie die Chance gehabt hätte, sich aus den Trümmern zu graben.

„Wer seid ihr drei? Gehört ihr zu Nyx?“ Alle Vorsicht konnte Galaxia doch nicht fahren lassen. Es waren immerhin fremde Kriegerinnen, von denen sie nicht wusste, ob sie Freund oder Feind waren. Sie wären zumindest nicht die ersten Kriegerinnen gewesen, die den Kampf mit anderen ersuchten um sich an Macht zu bereichern.

„Wer wir sind tut nichts zur Sache. Wichtig ist was wir sehen und was wir dir berichten.“

„Nyx wird in ein anderes Universum ziehen. Um die silberne Perle für sich zu gewinnen. Eine Macht die mächtiger wird, als die stärkste Kriegerin der Galaxie.“

Die silberne Perle, von der die schwarz gekleidete Kriegerin sprach, erweckte in Galaxia eine Erinnerung. Sie hatte vor einigen Monaten von einem Kristall gehört, der unendliche Macht besaß. Den Gerüchten zufolge gab es nur eine Kriegerin, die diese Macht bändigen und benutzen konnte. Was würde passieren, wenn sich so eine mächtige Kriegerin Nyx anschloss? In ihrer jetzigen Form war Nyx schon fast unbesiegbar. Das durfte nicht passieren.

„Wo ist diese silberne Perle?“ Sie wusste, dass die drei Kriegerinnen ihr diese Antwort geben konnten. Nicht ohne Grund hatten sie darauf gewartet, dass sie sich aus dem Schutthaufen grub.

„Wir sahen euch vier auf diesem Planeten, den man die Erde nannte. Dort fandet ihr die Prinzessin eines Königreiches, dass schon lange untergegangen war. Sie wurde beschützt von ihrer Leibgarde. Und doch war die Leibgarde selbst mit eurer Hilfe nicht in der Lage, die silberne Perle vor dem tiefen Schlaf zu behüten.“ Die Worte der drei Kriegerinnen ergaben für Galaxia keinen Sinn. Zumindest nicht, wie sie formuliert wurden. Sie vier auf einem Planeten den man die Erde nannte? Sie war noch nie auf diesem Planeten, schon gar nicht in Begleitung.

„Das wird eure Zukunft sein. Ihr werdet alle Kräfte sammeln und vereint dahinziehen. Ihr werdet sie suchen, sie finden und sie wieder verlieren.“ Erst die Worte der letzten Kriegerin ergaben Sinn und machten deutlich, wenn sie hier vor sich hatte. Auch diese drei Kriegerinnen, waren Legenden entsprungen. Sie kämpften nie aktiv im Gefüge des Schicksals und beobachteten nur. Umso verwunderlicher war es, dass sie nun hier standen.

„Und ich dachte ihr Moiren seid nur eine Legende.“ Ein leises Lachen kam über Galaxias Lippen, als sie den Namen derer aussprach, die sie nun so verwundert ansahen. Scheinbar hatten sie nicht damit gerechnet, dass es doch noch Wesen gab, die ihren Namen kannten.

„Geht, bevor es zu spät ist.“ Die Mittlere, Galaxia erinnerte sich, dass ihr Name Sailor Lachesis war. Die Kriegerin der Gegenwart und Schwester der Vergangenheit und Zukunft. Sie mussten ihr nicht sagen, dass sie gehen sollte, immerhin hatten sie bereits ihre Reise gesehen. Doch im Gegensatz zu dem gesehenen, würde sie nicht unterliegen. Nur deswegen waren die drei doch gekommen, um das Schicksal des Universums zum besseren zu wenden.
 

Es hatte gefühlte Stunden gedauert den gewohnt vertrauten Weg zurück in den Palast zu finden. Dunkelheit war alles, was sie sahen. Keine Sterne, denn sie reflektierten nur das Licht ihrer Sonnen oder Prinzessinnen. Doch Nyx hatte einen nach dem anderen ihrer Sonne oder ihrem Licht beraubt. Und nun auch Kinmokus.

Fighter saß am Bett ihrer Prinzessin und hielt ihre Hand. Sie war noch warm, ein Zeichen dafür, dass sie nur schlief und noch nicht tot war. Ob es den anderen auch so ergangen war? Schliefen sie, weil man ihnen ihr Licht, ihr Hermera, gestohlen hatte? Wenn dem so war, dann gab es noch Hoffnung. Sie mussten nur Nyx vernichten und die Lichter zurückbringen, damit der Tag wieder geboren werden konnte. Allerdings, was würde aus ihrer Prinzessin werden, wenn sie gingen? Jemand musste hier bleiben und auf Prinzessin Kakyuu aufpassen, selbst wenn sie nur schlief. Man wusste immerhin nie, wann ein Feind angreifen würde und versuchte den Planet zu erobern. Vielleicht, wenn sie alleine ging. Dann konnten Maker und Healer noch für den Schutz Kinmokus garantieren.

„Ich werde dir dein Licht zurückbringen, Prinzessin“, flüsterte Fighter und hob die Hand ihrer Prinzessin um sie sanft zu küssen. Ihr Versagen war Schuld, dass ihr Planet nun in diesen Schwierigkeiten steckte. Deswegen musste sie das wieder gut machen. Sie musste das Licht zurückbringen, um jeden Preis.

„Du glaubst doch nicht, dass wir dich alleine gehen lassen?“ Erschrocken sah Fighter auf und erkannte an der Tür von Kakyuus Zimmer ihre Gefährtinnen Healer und Maker. Sie hatten gehört, was Fighter für sich alleine geflüstert hatte. Oder viel mehr wussten sie gut genug was in ihrer Anführerin vor sich ging. Sie empfanden genauso und wollten ihre Prinzessin unter allen Umständen retten. Allerdings wären sie im Gegensatz zu Fighter niemals auf die Idee gekommen alleine loszuziehen. Noch dazu wussten sie nicht einmal wohin es Nyx als nächstes verschlug.

„Wenn wir dich alleine gehen lassen, stürzt du dich nur wieder Hals über Kopf in Schwierigkeiten.“ Ein neckender Unterton lag in Healers Stimme, was vollkommen normal für die Kriegerin war. Sie nahm eben nie ein Blatt vor den Mund, eine Eigenschaft die Fighter gleichermaßen schätzte wie hasste. Aber so war das mit ihnen. Jeder von ihnen hatte Eigenschaften, die den anderen missfielen und doch akzeptierten sie einander als Verbündete und Freunde.

„Noch dazu sind unsere Chancen zu dritt um ein deutliches besser.“ Maker wieder mit ihrer Logik. Sicher, alleine hatte sie keine Chance, aber selbst als Gruppe waren sie gegen Nyx gescheitert. Dennoch, wenn Fighter es einmal mit derselben kühlen Logik wie Maker betrachtete, hatte sie Recht. Alleine wäre sie ohne einen Prozent von einer Chance.

„Und zu viert macht es sich noch besser.“

Maker und Healer fuhren erschrocken zusammen, als sie die Stimme Galaxias hinter sich vernahmen. Die Kriegerin, lief an den beiden vorbei, gen dem Bett, auf dem Kakyuu lag, die ihr in den letzten Monaten nicht nur eine Freundin geworden war, sondern auf Kinmoku auch eine Heimat geboten hatte. Sie hatte dasselbe Ziel wie Fighter und auch wenn beide einander alles andere als gut verstanden, verknüpfte ihre Zuneigung zu Kakyuu sie doch.

„Ich weiß was Nyx nächstes Ziel ist. Wenn wir zusammen arbeiten, können wir sie besiegen und Schlimmeres verhindern. Außerdem können wir dann Kakyuu und die anderen retten.“ Ernst fixierte Galaxia mit ihren goldenen Augen Fighter, die diesen Blick ebenfalls erwiderte. Es war deutlich, dass es schwere Spannungen zwischen den beiden Kriegerinnen gab und gerade fochten sie einen unsichtbaren geistigen Kampf aus. Galaxia war die letzte, mit der Fighter zusammen arbeiten wollte, doch auch sie verstand, dass sie die stärkste Kriegerin der Galaxie brauchen würden, wenn sie Kakyuu retten wollten. Wie sagte Maker immer: „Die Klügere gibt nach.“ Auch wenn Fighter sich nicht zu den Klügeren zählte, sie konnte nicht anders. Es ging hier um ihre Prinzessin und in der Not fraß der Teufel auch Fliegen.

„Dann sollten wir keine Zeit verschwenden.“ Fighter erhob sich von ihrem Platz. Sie war entschlossen Kakyuu zu retten und dazu würde sie zu allen Mitteln greifen. Selbst wenn dieses Mittel Galaxia selbst war.
 


 

Ernst blickten ihre dunkelbraunen Augen durch das kühle Glas ihres zwei Zimmer Apartments. Schon wieder war ein Stern am Firmament erloschen, was ihr nur mehr deutlich machte, dass die Zeit drängte und sie nicht länger auf der Erde sicher sein würde. Auch wenn die Menschen dieses Planeten es noch nicht wussten, schon bald würde die größte Bedrohung hier eintreffen und jedem einzelnen Stern seines Hermeras berauben. Fest drückte sie ihre zierlichen Hände auf ihre Brust, in der sie ihr Herz vor Aufregung und Angst schlagen spürte. Sie hatte soviel auf der Erde erlebt. Soviel Böses kommen und verlieren sehen. Doch dieses Mal zweifelte sie daran, ob die Beschützer dieses Planeten wirklich mächtig genug dafür waren, um das Unheil und die ewige Nacht abzuwenden.

Mit jedem Gedanken an die Krieger die sie schon fallen sehen hatte, schlug ihr Herz wilder. Sie war ein Feigling. Ein Flüchtling. Jemand der nicht den Mut dazu hatte sich zu erheben.

„Selbst mit meiner Kraft...“, wisperte sie leise und biss sich auf die Unterlippe, so dass sie den Geschmack von Eisen auf ihrer Zunge spürte. Es war unmöglich. Sie war nicht stark genug und konnte nur auf die Kräfte des Silberkristalls hoffen. Darauf, dass Sailor Moon erneut die Verantwortung übernahm und das Universum rettete.

The moon is so blue tonight

Im Hause Tsukino klingelte wie gewohnt ein einziger Wecker tapfer um seine Besitzerin aus dem Reich der Träume zu zerren. Das Rascheln der Decke verriet, dass ihr Besitzer noch nicht gewillt war aus Morpheus Armen zu entfliehen. Wieso auch? Sie hatte die ganze Nacht geweint und war erst in den frühen Morgenstunden eingeschlafen.

Usagi Tsukino, ein junges Mädchen, das heute ihren ersten Tag in der Juuban High School hatte, erlebte ihren ersten großen Liebeskummer. Jahrelang hatte sie geglaubt, mit Mamoru Chiba den Mann ihres Leben an ihrer Seite zu haben, doch das war nun vorbei. Die Zukunft die sie gesehen hatte, war zerstört und das nur, weil sie beide nicht an Gefühlen aus einem vergangenen Leben klammern wollten.

Selbst jetzt, halb schlafend, halb wachend, fragte sie sich, wer diese Tränen vergossen hatte. Sie, Usagi Tsukino, oder Prinzessin Serenity aus dem Mondkönigreich. Wann hatte es angefangen sie zu stören? Wann war es ihr wichtig geworden zu wissen, dass sie Usagi und nicht mehr Serenity war?

„Usagi! Steh auf, sonst kommst du zu spät zur Schule!“

Die Stimme ihrer Mutter Ikuko drang in ihren Geist vor. Diese Anforderung galt ihr Usagi Tsukino. Eindeutig. Ihre Mutter wusste nicht von ihrem vergangenen Ich. Sie wusste nichts über das 30. Jahrhundert, Neo-Königin Serenity oder das Silberjahrtausend. Wie hätte Sie, Usagi Tsukino, überhaupt Königin werden sollen, wenn niemand wusste, dass sie Sailor Moon war? Wenn man es recht bedachte, hätte das niemals funktioniert. Sie hätte sich nur weiter an diese Hoffnung geklammert und sich dabei selbst verloren.

„Usagi!“

Die Stimme Ikuko Tsukinos wurde lauter. Sie näherte sich definitiv dem Zimmer ihrer Tochter. Doch diese war nicht gewillt ihre müden Knochen aus dem Bett zu bewegen.

'Ob es Mamo-chan auch so geht?' Müde keimte dieser Gedanke in ihr auf. Warum interessierte sie das eigentlich? Sie hatten Schluss gemacht. Einvernehmlich. Das letzte Mal hatte sie ihn gesehen, bevor er in den Flieger nach Amerika gestiegen und somit aus ihrem Leben verschwunden war.

„USAGI!“

Mit Schwung wurde die Tür aufgerissen und Ikuko stand mit der Kelle in der Hand vor ihrer Tochter, die müde das Gesicht aus dem Kissen grub. Ihr wutverzerrtes Gesicht verriet Usagi, dass sie, obwohl Ikuko von ihrem Liebeskummer wusste, ihr niemals erlauben würde, die Schule zu schwänzen. Sie verstand das in ihrem tiefsten Inneren auch. Doch die Gefühle Serenitys sagten was anderes. Sich vor der Welt verstecken, so zu tun, als existierte man nicht mehr, schien der passendere Plan. Bloß nicht raus in diese grausame Welt.

„Auch wenn Mamoru dir den Laufpass gegeben hat, das Leben geht weiter. Also steh endlich auf!“

Ihre Mutter war einmalig darin, den Finger der Wahrheit noch tiefer in die bereits aufgebrochenen Wunden zu bohren. Aber es war besser so. Schließlich waren es Ikukos Worte, die Usagi den letzten Antrieb gaben, den sie brauchte um sich von ihrer Matratze zu trennen.

„Er hat mir nicht den Laufpass gegeben. Es war eine einvernehmliche Trennung.“ Einvernehmlich. So hatten Mamoru und sie es genannt, um eine Ausrede dafür zu haben, warum sie einander nicht verabscheuen konnten. Sie hätten niemals diese Gefühle, die sie in den letzten Jahren, gegenwärtig aus ihrer Vergangenheit, miteinander geteilt hatten, in negative verwandeln können. Dafür hingen die Herzen ihrer alten, Inkarnationen viel zu sehr aneinander. Serenitys Herz... und Endymions.

Da war es wieder. Diese Namen aus der entfernten unwirklichen Vergangenheit. Diese Namen, die beinahe ihrer beider Zukunft geworden wären. Nun war sie nur noch Usagi Tsukino. Für jetzt und für alle Zeit.

„Ich frage mich wirklich, wann du Erwachsen wirst. Selbst an deinem ersten Tag in der High School kommst du zu spät.“ In Ikukos Stimme lag etwas leidvolles, doch das mitfühlende Lächeln verriet Usagi, dass ihre Mutter ihr nach dieser Trennung das vertraute Gefühl der Normalität geben wollte. Etwas, dass Usagi ganz gut gebrauchen konnte.

„Danke, Mama“, wisperte sie leise und stieg aus dem Bett. Jetzt war wirklich nicht die Zeit Trübsal zu blasen.
 

Sie hasste die Morgenstunden genauso sehr wie sie diese liebte. Sie musste zwar aufstehen, aber solange sie kamen, wusste sie, dass die Erde noch sicher war. Die Frage war nur wie lange noch. Jeden Abend erloschen mehr Sterne. Planeten, die sie kannte, weil sie eben jene auf ihrer langen Flucht besucht hatte. Jahrelang hatte sie nun in Frieden gelebt und doch wurde sie das untrügliche Gefühl nicht los, das ihre Vergangenheit sie einholte.

Ihre Sachen standen schon bereit, so dass sie jederzeit aufbrechen konnte. Viel brauchte sie nicht, auch wenn sie mit schlechtem Gewissen dieses Leben zurücklassen würde.

'Frühstück...', murmelte sie in Gedanken und sah zu ihrem Huskeywelpen Koichi, der noch den Schlaf der Gerechten schlief. Im Laufe des Tages würde er mit Sicherheit wieder für genug Chaos sorgen. Doch egal wie viel Mist er baute, sie liebte ihn.

Lächelnd ging sie an ihm vorbei gen Küche, die mehr eine Nische war und nicht unweit von dem Wohnzimmer entfernt lag. Frühstück war die wichtigste Mahlzeit des Tages, sagten die Menschen immer. Sie machte an einem schlechten Morgen gute Laune und stärkte die Kräfte. Ideal also um ihre müden Knochen zu motivieren.

„Guten Morgen, Suki...“ Ein leises Gähnen, welches sie erahnte, weil es ihre Badezimmertür übertönte, verriet ihr, dass auch ihre Mitbewohnerin bereits wach war. Ein seltenes Bild, denn in der Regel schlief sie bis Mittags.

„Guten Morgen, Yumi. Habe ich dich geweckt?“ Besorgt sah Suki zu ihrer Mitbewohnerin. Nicht weil sie sich darum sorgte, ob sie genug Schlaf bekam, sondern weil sie sich darum sorgte, dass sie es überlebte.

„Geweckt? Ich habe nicht einmal geschlafen“, nuschelte sie müde und ging zu ihrer Mitbewohnerin, die frisches Gemüse aus dem untersten Fach ihres Kühlschranks zog. Ohne Suki zu stören, griff sie hinein und zog aus der Seite der Tür einen Energydrink hervor, den sie wohl mehr als nötig hatte.

„Das ist selten... Du schätzt für gewöhnlich deinen Schönheitsschlaf.“ Etwas spottendes lag in Sukis Stimme. Sie wusste wie empfindlich Yumi auf ihr Aussehen reagierte. Besonders am Morgen, wenn ihre Haare in alle Richtungen abstanden und dicke Wagenräder ihre Augenränder waren.

„Du weißt es nicht? Meine Agentur hat vor zwei Wochen eine neue Band unter Vertrag genommen. Gestern wurden sie der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Three Lights! Ich schwöre dir, die Jungs werden der Grund meiner schlaflosen Nächte. Was heißeres als die Three Lights wirst du in nächster Zeit nicht finden.“

Suki hob eine Augenbraue und sah ihre Mitbewohnerin zweifelnd an, während sie zu der Flasche Sojasoße griff. Sicher, Yumi wusste immer was im Trend lag, aber die Three Lights waren in dieser Hinsicht noch frisch geschlüpfte Küken. Niemand konnte sagen, ob sie überleben würden.

„Weißt du was, schau sie dir selbst an. Am Ende der Woche geben sie ihr Konzert. Ich hab Freikarten.“

Ein Konzert? Das klang doch nach einer guten Idee. Suki war seit dem Zirkus nirgendwo mehr hingegangen und solange die Erde noch sicher war, musste sie doch alles genießen.

„Gehst du dann diese Woche mit mir shoppen?“

Ein Konzert. Das war doch mal wieder der richtige Anlass um neue Klamotten zu kaufen. Auch wenn es unwahrscheinlich war, dass die aufstrebenden Stars sie sehen würde, wollte sie für den Fall der Fälle einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
 

Mit verschränkten Armen stand Galaxia an der Wand und beobachtete die Starlights, die hier auf Erden als die Three Lights getarnt waren. Um ihnen nahe zu sein, hatte auch Galaxia ihre Sailor Rüstung abgelegt und sich den Namen Nozomi Kin, die die Managerin der Three Lights war, gegeben.

Die Mädchen verkleidet als Jungs, gaben mit ihren Posen wirklich ihr Bestes, auch wenn Galaxia sich nicht sicher war, ob das reichen würde.

„Seiya, schau bitte nicht direkt in die Kamera und dein Gesicht etwas nach links.“

Ohne zu murren, wie es Seiya alias Fighter in der Regel bei ihr tat, machte die Kriegerin, was der Fotograf von ihr verlangte. Dieses Business war wirklich seltsam, aber gleichzeitig auch so hilfreich. Nur über ein grandioses Debüt konnten sie die silberne Perle der Erde erreichen. Das war das erste, was sie gelernt hatten, als sie auf dem Planeten angekommen waren.

Es war unglaublich. Dieser Planet, der fern davon war machtvolle Stämme zu beherbergen, war der einzige dieses Sonnensystems, der überlebt hatte. Nicht einmal die machtvollen Bewohner des Silbermondes hatten den grausamen Krieg gegen die Erdbewohner überstanden.

„Okay, das war's für heute. Ihr Jungs seid echt super.“ Lobende Worte vom Fotografen. Das war ein gutes Zeichen. Je mehr Respekt die Menschen vor den neuen Stars hatten und je mehr sie ihre Arbeit anerkannten, desto größere Aufträge konnten sie annehmen um noch weiter ihre Botschaft hinauszutragen.

„Was steht als nächstes an, Nozomi?“

Es hatte die drei nicht viel Mühe gekostet ihre Managerin zu finden. Auch wenn sie abseits von allem stand. Sie stach dennoch mit ihrem langen gewellten, fuchsiabraunen Haar, dass mehr ins orange wich, hervor. Zu Anfang hatten die Menschen sie für ein Model gehalten, wollten ihr ebenso einen Vertrag andrehen, aber Galaxia war alles andere als begeistert von dem Gedanken, dass sie sich von irgendjemanden herumkommandieren lassen sollte. Immerhin war sie die stärkste Kriegerin der Galaxie.

„Es steht noch eine Pressekonferenz an. Danach habt ihr frei und könnt euch in der Stadt umsehen, allerdings solltet ihr abends im Studio sein. Wir machen heute die ersten Aufnahmen für euer Album.“

Sie brauchte keinen dieser Terminkalender, wie die Menschen sie nannten, um alle Termine auf dem Schirm zu haben. Sie hatte jeden einzelnen für diese Woche in ihrem Kopf. Genauso wusste sie, wann ihre Stars Luft für mehr Arbeit hatten und wann nicht.

„Gehen wir. Ihr sollt immerhin einen guten ersten Eindruck hinterlassen.“

Galaxia stieß sich von der Wand ab und wandte sich der Tür zu, die direkt neben ihr war und sie aus dem viel zu warmen Studio führen würde. Frische Luft war das beste um die anhaltende Morgenmüdigkeit oder einen übergalaktischen Jetlag zu beseitigen. Zumindest hoffte sie das, denn ihre Mädchen wirkten nach der ganzen Anstrengung schon sehr erschöpft. Sie brauchte keine Stars, die schon nach der kleinsten Anstrengung zusammenbrachen. Das würde nur bedeuten, dass die drei für das Showbusiness nicht gemacht waren.
 

Oh ja, sie standen ihnen ausgezeichnet. Die Uniform der Juuban High School standen ihnen allen, abgesehen von Rei die immer noch auf die T.A. Privatschule ging, ausgezeichnet.

„Ist das nicht toll? Wir gehen endlich alle auf dieselbe Schule!“ Mit einem gespielten Lächeln, hakte sich Usagi bei Minako und Ami ein, die sie überrascht ansahen.

Sie hatten damit gerechnet, dass Usagi nach der Trennung von Mamoru am Boden zerstört war, doch dem war augenscheinlich nicht so. Sie wirkte heiter, strahlend und fröhlich wie eh und je.

„Endlich können wir gemeinsam unsere Bentos essen, über die Jungs in unserer Klasse reden und dieselben Grauen derselben Lehrer durchmachen.“

Schnell hatte Minako verstanden, dass Usagi nicht gewillt war über ihre Trennung zu reden, weswegen sie das Thema Usagis annahm und über ein gewöhnliches Leben als High School Schüler sprach.

„Und wir können natürlich gemeinsam in der Bibliothek lernen.“

Da war sie wieder, die Stimme ihrer Vernunft. Ami Mizuno, das Genie, dessen große Liebe scheinbar die Bibliotheken dieser Welt waren.

„Musst du uns schon am Anfang des Schuljahres auf die grausamen Ereignisse der Zukunft aufmerksam machen, Ami?“

Vorwurfsvoll klang Minako, als sie ihre Freundin ansah, die sich aber keine Schuld bewusst zu sein schien.

„Aber lernen ist wichtig! Wie wollt ihr sonst die Prüfungen bestehen?“

Wie konnte man das lernen nur so sehr lieben? Diese Frage stellte sich Minako immer wieder.

„Lass gut sein, Ami. Lass ihnen doch ihren Spaß. Der Ernst des Lebens kommt früh genug.“

Freundschaftlich legte Makoto ihre Hand auf Amis Schulter, die zwar immer noch nicht ganz verstand warum Usagi und Minako die Schule nicht ernst genug nahmen, aber sie war auch die Klügere, weswegen sie es einfach gut sein ließ.

„Genau, Ami. Der Spaß und die Liebe sollten auch nicht zu kurz kommen.“ Und deswegen war Ami der kluge Part ihrer Gruppe. Minako beließ es nämlich nicht dabei und konnte nicht anders als Ami, während des Gehens, zu erklären, wie Mädchen ihres Alters sich benehmen sollten.

Ein trauriges Lächeln lag auf Usagis Lippen, als sie etwas abgeschlagen von den drein dieses vertraute Bild beobachtete. Es war alles was ihr geblieben war, ihre Freunde.

„Das ist nicht das Lächeln das ich von dir gewohnt bin, Mondgesicht.“

Erschrocken sah Usagi neben sich, als sie die vertraute Stimme Harukas hörte. Da war sie, Haruka Tenno, Spitzenläuferin, Rennfahrerin, Freundin der bekannten Violonistin Michiru Kaiou und Besitzerin eines Talisman. Anders als sonst wirkte sie jugendlicher, fast schon ebenbürtig mit Makoto oder Minako, was vielleicht an der hiesigen Jungsuniform der Juuban High School lag. Erneut fragte sich Usagi, wie alt Haruka war, denn bis eben hätte sie bezweifelt, dass sie noch auf die High School gehen würde.

„Es ist doch nur verständlich, dass ihr nicht nach Lächeln zumute ist nachdem sie und Mamoru sich getrennt haben.“

Usagis Blick wandte sich nach rechts, dahin wo Michiru war, ebenfalls in einer Juuban Uniform. Wie immer war sie diejenige, die Usagis Maske sofort durchschaute und dies natürlich auch ganz direkt aussprach. Vielleicht lag das auch an ihrem Talisman, der sie Dinge erkennen ließ, die für das gewöhnliche Auge nicht sichtbar waren.

„Wenn das so ist, wie wäre es, wenn wir nach der Schule einen Kaffee trinken gehen, Mondgesicht?“ Usagi wusste, dass dieses Angebot der Aufmunterung dienen sollte, doch sie konnte es unmöglich annehmen. Nach der Schule wollte sie einfach nur nach Hause und sich wie der sterbende Schwan ins Bett fallen lassen.

„Danke, Haruka, aber ich habe schon etwas vor.“

Es war eine Lüge und sie wusste auch, dass Haruka das erkennen würde. Doch diese besaß genug Empathie um das einfach hinzunehmen und sie nicht weiter zu belästigen.
 

Man konnte es wohl unglaubliches Glück nennen, dass Usagi mit ihren Freundinnen Ami, Makoto und Minako in dieselbe Klasse gekommen war. Unglaubliches Glück. Mehr konnte man sich doch nicht wünschen.

'Außer Mamo-chan...' Da war er wieder. Der Gedanke an den Mann den sie versuchte zu vergessen, der aber allgegenwärtig war und in ihrem Kopf herumgeisterte. Was musste sie nur tun um ihn zu vergessen?

'Will ich ihn überhaupt vergessen?'

Usagi tat sich schwer damit ihn loszulassen. Warum eigentlich? Wieder keimte diese Frage auf, diese Zweifel, wer sie war. Wer war sie nun wirklich? Usagi Tsukino oder Prinzessin Serenity? Hülle oder Eindringling? Sie wusste es nicht.

„Pst!“

Usagi wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie hörte wie Minako, die zwei Reihen hinter ihr saß, um ihre Aufmerksamkeit buhlte. Verwundert wandte sich Usagi zu ihr und sah, wie Minako mit abstrusen Handzeichen versuchte zu kommunizieren. Das dies nur wenig Erfolg hatte, wurde Minako klar, als sie Usagis fragenden Blick sah.

Seufzend riss sie ein Blatt aus ihrem Notizbuch und schrieb die kurze Botschaft auf das Stück Papier. Unbewusst aerodynamisch faltete sie es zusammen und warf es gezielt zu Usagi, die sich schon wieder von Minako abgewandt hatte.

Usagi spürte das Papier auf ihren Kopf aufkommen und nahm es von diesem, um es neugierig aufzufalten.

In der Pause auf dem Dach.

Mehr stand nicht da. Auch wenn es Usagi verwunderte, denn sie hatten doch noch vor Unterrichtsbeginn ausgemacht, dass sie gemeinsam zu Mittag essen würden. Sie war zwar schusselig und augenblicklich etwas neben der Spur, aber noch lange nicht vergesslich, das sollte selbst Minako bewusst sein.
 

„Freiheit~!“

Die Pressekonferenz wurde gerade beendet als Seiya, ihren Körper dehnend und streckend, hinter der Bühne verkündete, dass sie nun wirklich genug hatte. Zumindest für die nächsten Stunden.

„Hier“, Seiya sah zu Nozomi, die ihr und den anderen beiden Handtücher entgegen hielt. Wie vorausschauend. Es war in der Tat sehr warm im Saal gewesen, was sie wohl den Scheinwerfern und dem Blitzlichtgewitter verdankte. Daher nahm sie dankbar das Handtuch an und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Wenn ihr wollte, frage ich einen Fahrer, ob er euch durch Tokyo fährt. Je besser wie dieses Gebiet kennen, desto wahrscheinlich ist es, dass wir die Prinzessin des Mondes finden.“ Yaten und Taiki nickten, als Nozomi die weiteren Varianten ihres Handelns verkündete. Seiya hingegen blieb ruhig und sah zu Boden. Es war nicht ihre Art sich herumfahren zu lassen. Sie wollte diese Stadt auf ihre Weise kennenlernen, so war es zumindest einprägsamer für sie.

„Macht ihr ruhig. Ich habe auf dem Weg hierher ein paar Orte gesehen, die ich mir gerne genauer ansehen würde. Bis dann.“

Noch bevor Nozomi zu den ersten Worten ansetzen konnte, hatte Seiya ihr das Handtuch entgegen geworfen und fluchtartig das Gebäude verlassen. Dennoch hörte sie, außerhalb des Gebäudes, wie ihre Managerin wütend ihren Namen rief. Später konnte sie sich mit Sicherheit noch etwas anhören, soviel stand fest.
 

Erst im Nachhinein bemerkte Seiya, dass ihre Flucht wohl keine gute Idee gewesen war. Nachdem sie den Ort der Pressekonferenz hinter sich gelassen hatte, hatte sie sich vollständig verlaufen. Erst bei einer Grundschule war ihr das aber bewusst geworden. Schmollend stand sie am Gitter, welches als Verzäunung des Sportplatzes diente und beobachtete die Kinder. Sie waren ausgelassen, glücklich und so unwissend.

So wie einst die Kinder Kinmokus. Wie sehr sehnte sie sich nach den Tagen, in denen sie mit den Kindern Kinmokus gespielt und mit den Kriegern trainiert hatte. Letzteres meist nur um Kakyuu zu beeindrucken. Niemand war stärker als sie, kein Man und auch keine Frau. Abgesehen von Galaxia, aber sie war auch keine Bewohnerin Kinmokus.

„Wirf den Ball hier her!“

Verträumt beobachtete Seiya das Spiel der Kinder. Wie sehr sehnte sie sich gerade nach diesen ruhigen Tagen ihrer Heimat zurück, zusammen mit ihrer Prinzessin.

„Haben Sie sich verlaufen?“

Seiya sah von den spielenden Kindern weg. Ihr Blick richtete sich zu ihrer Linken, wo ein kleines Mädchen mit schwarzen, kinnlangen Haar stand. Ihre violettfarbenen Augen fixierten Seiya eindringlich. Etwas lag hinter dieser unschuldigen Fassade verborgen. Etwas mächtiges, zerstörerisches.

„Kann man so sagen, Kleines. Ich bin noch nicht all zulange in dieser Stadt.“ Seiya versuchte sich an einem Lächeln. Auch wenn das Mädchen vor ihre eine unheimliche Aura verströmte, musste sie ihre Fassade aufrechterhalten. Nozomi würde sie einen Kopf kürzer machen, wenn ihre geheime Identität schon jetzt aufflog.

„Hotaru!“

Eine ganze Zeit lang, hatten die beiden einander angestarrt, bis das Mädchen ihren Blickkontakt abbrach und zu einer Gruppe Mädchen sah, die hinter ihr aufgetaucht waren.

„Hier bist du! Meiou-sensei sucht dich schon.“

„Ich komme!“

Die düstere Aura war abgeebbt. Sie lächelte fröhlich und wirkte nun ganz wie die anderen Kinder ihres Alters. Seltsam. Vielleicht hatte Seiya sich das auch eingebildet.

„Ach ja, wenn Sie die Straße weiter in diese Richtung gehen, kommen sie zur Juuban High School. Dort kann ihnen sicher jemand helfen.“ Noch bevor das Mädchen bei ihren Freunden angekommen war, hatte sie sich zu Seiya umgewandt und in eine Richtung gewiesen.

'Also doch nur ein normales Kind', sagte sich Seiya in Gedanken und hob zum Dank die Hand. Sie sah wirklich schon Gespenster. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass der Untergang Kinmokus mit einem Kind angefangen hatte.
 

Wie konnten die Menschen nur mit soviel Licht auskommen. Einfach eklig.

Das war der erste Gedanke, der Erebos kam, als sie diesen Planeten das erste Mal von der Ferne entdeckt hatte. Sollten die Menschen sich doch solange wie möglich an ihrem Tageslicht erfreuen. Es würde nicht mehr lange strahlen.

„Sauer, dass Nyx-sama noch warten will?“

Hämisches Gelächter erklang hinter Erebos, die wusste, wer das war. Sie schenkte der Zwietracht in Person deswegen keine Aufmerksamkeit, sondern konzentrierte den Blick ihrer eisig blauen Augen auf die Erde. Es war wirklich widerwärtig.

„Hey, es ist unhöflich nicht zu antworten“, motzte die Zwietracht hinter ihr, doch Erebos warf sich als Antwort abfällig eine ihrer blonden Strähnen zurück.

„Versprüh dein Gift gefälligst bei den Kriegern da unten. Da verschwendest du deine Zeit wesentlich besser.“ Kalt und monoton kam Erebos der Befehl für die Zwietracht über die Lippen. Sie durfte ihr keine Angriffsfläche bieten, sonst war sie genauso verloren wie die anderen Krieger der nun tageslosen Planeten.

„Hier gibt es Krieger? Wirklich?“

Freude war in Zwietrachts Stimme zu hören. Sie liebte es Missgunst zu säen. Es machte so viele Dinge einfacher.

„13 an der Zahl. Allerdings rate ich dir die Finger von Sailor Moon zu lassen. Nyx-sama kümmert sich persönlich um sie.“ Sailor Moon. Erebos hatte gehört, wie sehnsüchtig Nyx ihre Schwester den Namen dieser Kriegerin ausgesprochen hatte. So hatte sie Nyx noch nie erlebt. Ein Grund mehr Sailor Moon zu verschonen, zumindest wenn es nach Erebos ging.

„Ich werde sehen, was sich tun und vermeiden lässt. Sobald der goldene Apfel aber gefallen ist, habe ich keine Macht mehr über das Geschehen.“

Angewidert verzog Erebos das Gesicht. Sie wusste genau, dass sie Zwietracht die Macht hatte diverse Partein aus Zank und Missgunst heraus zu halten. Sie tat es nur nicht gerne.

„Geh einfach...“

Wenn nötig, musste sie Sailor Moon eben beschützen. Das war ihr egal, solange Discordia ihre Arbeit erledigte.
 

Die Schulglocke der Juuban High School hatte eine Melodie, die in Seiyas Herz widerhallte. Die Erde war schon erstaunlich, auch wenn ihre Bewohner in gewisser Weise unkultiviert waren. Die Technik die sie auf Kinmoku besaßen, war weitaus fortgeschrittener und das Leben nicht nur entspannter, sondern auch langwieriger. Menschen auf Kinmoku lebten hunderte von Jahren, wohingegen die Menschen der Erde von Glück reden konnten, wenn sie an die Hundert kamen. Dennoch beneidete Seiya sie. Im Vergleich zu den Bewohnern Kinmokus schien das Leben hier so viel wertvoller und lebenswerter. Sie sah das in den Gesichtern derer, die sich aus dem Schulgebäude schlichen um, wie nannten es die Erdlinge, zu chillen.

„Schaffst du das auch wirklich alleine, Usagi?“

Unmittelbar in Seiyas Nähe hörte sie eine Gruppe Mädchen, die besorgt zu einer von ihnen sahen. Ihre blonden, langen Haare, die zu zwei runden Haarknoten gebunden waren, wehten leicht im Wind und verdeckten ihr blasses Gesicht. Ihre Lippen formten ein unwirkliches Lächeln, eines, das Kakyuu immer maskenartig aufsetzte, wenn sie nicht wollte, dass man sich um sie sorgte. Seiya konnte man mit so etwas aber nicht täuschen.

„Keine Sorge, Mädchen. Ich schaffe es schon nach Hause. Es ist nicht so weit.“

Sie zwang sich stark zu sein, wie Kakyuu und wahrscheinlich würde auch dieses Mädchen versuchen die Last eines ganzen Planeten auf ihren Schultern zu tragen, wenn sie musste.

„Pass auf dich auf, Usagi.“

Besorgnis war aus der Stimme ihrer andren Freundin, die ebenfalls blondes Haar hatte, welches aber dunkler war, zu hören. Dieselbe Sorge, die in ihrer Stimme lag, wenn Kakyuu wieder eine Maske aufsetzte um Kummer und Leid zu verbergen.

Dieses Mädchen und Kakyuu... Sie waren sich so ähnlich.
 

Usagi wusste, dass sie körperlich fit war. Dass hatte selbst die Schulkrankenschwester erkannt. Dennoch sollte sie nach Hause gehen. Liebeskummer war eben doch nicht so leicht zu überwinden wie viele sagten. Es fühlte sich schrecklich an. Grausam. Fast so als würde ihr Herz sterben.

„Wir sehen uns morgen.“ flüsterte Usagi und gab sich Mühe zu Lächeln. Sie wollte nicht, dass ihre Freundinnen sich sorgten, auch wenn das wohl nicht zu verhindern war. Sie spürte es zumindest, selbst wenn sie es nicht sah. Ihre Freundinnen sorgten sich wirklich. Wahrscheinlich zu recht. Dass sie den Tag nicht ohne Probleme durchstehen konnte, wie ein normales Mädchen, bewies ihr, wie schwach sie in Wirklichkeit war.

Den Kopf vollkommen abschaltend, verließ Usagi das Schulgelände und lief langsam gen der Heimat. Ihre Mutter würde sauer sein. Sie würden schimpfen, seufzen und letztenendlich doch nichts dagegen sagen. Im Gegenteil, es würde ein mütterliches Gespräch geben, zusammen mit zwei Tassen heißer Schokolade.

„Hey, O-Dango..“

Usagi war nur wenige Schritte weitergegangen und hielt erschrocken inne, als sie diesen vertrauten Spitznamen hörte. Sofort musste sie an Mamoru denken, denn so oder so ähnlich hatte er sie auch genannten. Bei dieser ersten schicksalhaften Begegnung. Es war für sie daher nur natürlich, dass sie sich umwandte, woraufhin ihr die traurigen, dunklen Augen eines Fremden entgegen blitzten.

„Du scheinst dich hier in der Stadt auszukennen und ich habe mich verlaufen. Kannst du mir helfen?“

Sprachlos sah Usagi den Fremden an, dessen Pferdeschwanz leicht wie eine Feder im Wind wehte. Sie realisierte erst wenige Sekunden später, was der Fremde gesagt hatte.

„W-Wohin wollen sie?“

Ein Lächeln glitt über die Lippen des Fremden. Ein schönes Lächeln. Fesselnd und faszinierend wie die Person selbst.

„Crystal Crown Studios.“

Unwillkürlich hoben sich die Augenbrauen Usagis. Das war einer der letzten Orte, die sie erwartet hätte. Allerdings hatte der Fremde eine Aura an sich, die sie wirklich glauben ließ, dass ein Star vor ihr stand.

„Die Straße in die entgegengesetzte Richtung runter. An der ersten Kreuzung links, immer der Neonreklame nach. Das letzte Gebäude ist es. Sie können das nicht verfehlen.“ Usagi bemühte sich, dass ihre Stimme ernst klang, nicht verweint oder schwach. Es kostete Kraft, doch irgendwie gelang es.

„Danke, Schätzchen.“

Usagi errötete, als er sie mit diesem Spitznamen bedachte. Schätzchen. Er hallte seltsam fremd in ihren Ohren wider.

„N-Nenn mich nicht Schätzchen!“ Es war ihr nicht angenehm. Sie wollte nach ihrer Trennung keine Kosenamen, schon gar nicht von jemanden, der es nicht ernst meinte. Noch weniger dann, wenn sie nicht in der Stimmung für solche Späße war.

„Wir sehen uns, Schätzchen. Nächstes Mal allerdings, zeigst du mir dein wahres Lächeln.“

Lächelnd wandte er sich von ihr ab, hob die Hand zum verabschiedenden Gruß und lief in die ihm gezeigte Richtung.

Wütend darüber, dass dieser arrogante Kerl nicht auf ihre Bitte hörte, wischte sich Usagi eine Träne weg, die ihr wieder bei den Gedanken an Mamoru gekommen war.

„Nenn mich nicht Schätzchen, du unverschämter Kerl!“

Vergessen war ihr Kummer, als hätte der Fremde diesen einfach mitgenommen und durch ein anderes, ebenso starkes Gefühl ersetzt. Es war schon seltsam. Doch, irgendwie auch angenehm. Gleichzeitig verwunderte es Usagi aber, denn der Fremde hatte hinter ihre Fassade gesehen, so als kannte er sie in- und auswendig.
 

Aus Sukis Sicht wirkten Michiru Kaiou und Haruka Tenno wie zwei normale Mädchen. Nicht außerordentlich hübsch, nicht sonderlich hervorstechend, aber doch irgendwie besonders. Im Duo erst wurden sie wunderschön, vor allem wenn man wusste, dass sie erfolgreiche Personen in ihrem jeweiligen Bereich waren. Seltsam war nur, dass sie hier waren, an der Juuban High School, wie zwei normale Mädchen.

„Aikawa-san!“

Erschrocken fuhr Suki zusammen, als die ernste Stimme ihres Lehrers sie aus den eigenen Gedanken riss. Ertappt, weil sie nicht aufgepasst hatte, sprang sie förmlich von ihrem Platz auf, mit dem Literaturbuch in ihrer Hand.

„Du kannst uns sicher sagen, wie Natsume Soseki die Worte >I love you< ins japanische übersetzte, oder?“

Erleichterung machte sich in Suki breit. Auch wenn ihre Lehrerin sie vorführen wollte und sie selbst für gewöhnlich selten antworten konnte, wenn eine Frage für sie im Raum stand, so würde es doch dieses Mal sie sein, Suki Aikawa, die dieses Duell gewinnen würde. Sie war schließlich ein Bücherwurm wie er im Buche stand und es gab kein Werk von Natsume Soseki, welches sie nicht gelesen hatte.

„Der Mond ist heute Nacht so blau, oder?“

Sie liebte diese Metapher, dieses Liebesgeständnis, was man so einen Menschen getarnt nahe bringen konnte, ohne sich zu blamieren. Denn heutzutage lasen nicht mehr viele die Werke Sosekis, so dass die Bedeutung, das Geständnis selbst, auf ewig zu einem stummen Geheimnis werden konnte.

Stolz setzte sie sich wieder, als ihre Lehrerin nickte, doch schnell bereute sie diesen Stolz, denn missgünstig lagen die Blicke einiger Klassenkameraden auf ihr. Unangenehm. Das war mit Sicherheit eines der Dinge, die sie in später Zukunft nicht vermissen würde.

„Sehr gut, Suki. Immerhin hast du schon einmal von Soseki gehört. Pass bitte dennoch im Unterricht auf.“ Eine Rüge von ihrer Lehrerin. Das reichte aus, um ihr endgültig den Tag zu verderben.
 

„Es ist also schlimmer als Anfangs angenommen“, schlussfolgerte Haruka aus dem was die Inner Senshis ihr erzählt hatten. Sie war schon verwundert gewesen, wo ihr strahlendes Mondgesicht war, als sie dieses zur Pause nicht erblickt hatte.

„Als ihre Freunde müssen wir sie aus diesem Tief herausholen und ich weiß auch schon genau wie. TADA!“

Noch während sie sprach, kramte Minako in ihrer Tasche und zog zwei Tickets hervor, auf den drei junge Männer in verschiedenfarbigen Anzügen abgebildet waren.

„Darf ich vorstellen, die heißeste Gruppe des Jahres! Drei Jungs, drei Lichter, die Three Lights!“

Euphorisch wedelte Minako mit den Tickets herum und drückte sie schließlich an sich, wie kleine Mädchen es für gewöhnlich mit ihrem Teddy taten.

„Am Wochenende geben sie ihr Debütkonzert und dank Nadeshiko habe ich zwei Freikarten bekommen. Ich denke es könnte Usagi mal gut tun, wenn sie unter Leute kommt und abgelenkt wird.“

Auch wenn sofort klar war, dass Minako einfach nicht alleine zu einem Konzert gehen wollte, so bot sich diese Gelegenheit doch perfekt als Ablenkung für Usagi an. So ganz Unrecht hatte Minako damit nicht.

„Meine Mutter hat von einem Patienten ebenfalls zwei Karten bekommen. Makoto, magst du vielleicht mit mir dahin gehen?“

„Dann braucht nur noch Rei-chan eine!“, jubelte Minako, als sei es bereits beschlossene Sache, dass sie wie gewohnt gemeinsam zu dem Konzert gehen würden.

„Dann würde wirklich die ganze Bande da sein.“

Fragend sahen die Mädchen zu Haruka und Michiru, die verspielt lächelten. Doch hinter den Sinn ihrer Worte kamen sie nicht, denn ihre Senpai hüllten sich in Schweigen.
 

Seiya ärgerte sich, dass sie keine Tickets für ihr kommendes Konzert bei sich hatte. Wie gerne hätte sie dem Schätzchen, das ihr den Weg gezeigt hatte, als Dankeschön ein Ticket gegeben. Natürlich mit dem Hintergedanken sie wiederzusehen und zum Lächeln zu bringen. Sie hasste es immer, wenn Kakyuu traurig war und weil das Schätzchen Kakyuu so ähnelte, konnte sie diesen traurigen Blick einfach nicht ertragen.

An der Schule, wo sie das Mädchen zum ersten mal bemerkt hatte, blieb Seiya stehen und las die Zeichen, die hervorgehoben in Bronzefarbe, auf der Tafel prangten.

„Juuban High School...“, flüsterte sie leise, um diesen Namen nicht zu vergessen. Vielleicht konnte Nozomi etwas drehen, damit sie ihr Schätzchen wiedersehen konnte. Schließlich war sie die Managerin.
 

Als Usagi am nächsten Morgen aus ihrer Art Koma erwachte, fühlte sie sich besser. Die Tränen waren versiegt, zusammen mit ihren Gefühlen. Alles was in ihr übrig war, war Leere. Sie konnte nun also von Neuem beginnen, zumindest hoffte Usagi das.

Zum ersten Mal in ihrem Leben, stand sie pünktlich auf, ohne dass sie unter bösen Einflüssen stand oder das der Wecker so nervig wurde, dass sie freiwillig aufgab. Überrascht bemerkte dies ihre Mutter, die bereits das Frühstück für die ganze Familie machte.

„Usagi, seit wann... Geht es dir gut?“

Es war schon seltsam. Sie fühlte sich gut. Ihr ging es gut und dennoch fragte ihre Mutter sie, ob sie sich wohl fühlte. Nur weil sie einmal früher aufstand?

Sie reagierte nicht darauf und setzte sich einfach schweigend auf ihren Platz.

„Dass ich das noch einmal erleben darf, dass du früher aufstehst. Sonst immer schläfst du so fest, dass nicht einmal ein Bombeneinschlag dich wecken könnte.“

Keine Antwort. Zumindest sah Usagi es als nicht nötig an dem zu antworten. Ihre Mutter erwartete wahrscheinlich auch keine, denn sie war zu beschäftigt damit das Geschirr auszuräumen.

„Wem gehört die denn?“, hörte Usagi plötzlich und wandte sich zu Ikuko, die eine vertraute Tasse in der Hand hielt.

„Chibiusa“ stand in deutlichen Buchstaben unter dem Abbild eines Hasen. Das Wort war genauso deutlich wie der Stich, der Usagis Herz erneut durchbohrte, denn diese Tasse war der letzte Beweis, dass Chibiusa und damit eine Zukunft von ihr mit Mamoru existiert hatte. Doch Chibiusa und diese Zukunft, würde es nie wieder geben.

„I-Ich muss los, sonst komme ich zu spät.“ Mehr mechanisch erhob sich Usagi von ihrem Platz und ging in den Flur, wo bereits ihre Tasche stand.

„Chibi... Chibi...“ Sie hörte nicht, wie ihre Mutter versuchte den Namen Chibiusas einzuordnen. Sie wollte es nicht hören, denn sie und die anderen Kriegerinnen, waren die einzigen die sich an die kleine Lady aus der Zukunft erinnerten. Usagi wollte aber nicht mehr daran denken. Sie wollte die alternative Zukunft vergessen, denn sie würde für immer unerreichbar bleiben.
 

Usagi hätte es sich denken müssen, dass nicht nur ihre Mutter überrascht darüber war, dass sie zum Frühaufsteher mutiert war. Doch jeder von ihnen, selbst ihre Freundinnen, hatte eine andere Theorie, wieso. Ami war der Meinung, dass Usagi endlich erwachsen wurde. Minako hingegen schien überzeugt zu sein, dass ihre Usagi von Aliens entführt und umprogrammiert wurde. Auf dieses Geschwätz gab Usagi nichts. Sie war doch immer noch sie Selbst, ob sie verschlief oder nicht. Wer war sie denn sonst für ihre Kameradinnen?

„AUA!“

Erschrocken zuckte Usagi zusammen, als sie die Stimme vor sich hörte, gefolgt von einem dumpfen Aufschlag eines menschlichen Körpers auf den Asphalt. Erst jetzt da sie dieses Mädchen mit den tiefschwarzen langen Haar auf dem Boden sitzen sah, wurde ihr bewusst, wie abwesend sie im Geiste gewesen war.

„T-Tut mir leid...“, flüsterte sie entschuldigend und reichte der Gefallenen ihre Hand. Das Mädchen sah auf und Usagi stockte fast schon der Atem, als sie in diese nachtblauen Augen sah.

„Schon in Ordnung. Ich habe auch nicht hingesehen, wo ich hin laufe. Es ist also auch meine Schuld.“

Ihr trauriges Lächeln traf Usagi tief ins Herz. Sie wusste nicht warum, aber das Mädchen erinnerte sie an sich selbst.

„Danke für deine Hilfe“, wisperte das Mädchen, als sie Usagis Hand ergriff und mit ihrer Hilfe aufstand. Es war seltsam, denn just in diesem Moment hatte Usagi das Gefühl, diesem Mädchen nahe zu sein. Dabei kannte sie dieses nicht einmal. Es war seltsam, wenn man es logisch betrachtete. Aber nichts in ihrem Leben war normal.
 

Usagi konnte ihre Überraschung nicht verbergen, als das Mädchen vom Morgen neben ihrer Lehrerin an der Tafel stand. Sie hatte nicht erwartet sie wieder zu sehen und doch freute es sie.

„Hört mal bitte alle zu. Ab heute habt ihr eine neue Klassenkameradin. Sie hat jahrelang in Griechenland gelebt und wird nun aufgrund der Arbeit ihres Vaters hier in Japan bleiben. Bitte helft ihr so gut es geht und heißt sie willkommen. Kurozawa-san, stell dich doch bitte der Klasse vor.“

Lächelnd blickte das Mädchen in die Klasse und griff zu der Kreide, die ihr die Lehrerin reichte. Es dauerte etwas, doch mit einer wirklich schönen, zierlichen Handschrift, hatte sie ihren Namen an die Tafel geschrieben.

„Mein Name ist Kuraiko Kurozawa. Mein japanisch ist noch nicht so gut, aber scheut euch nicht, mit mir zu reden. Ich hoffe wirklich, dass wir alle gute Freunde werden.“

Dieses Lächeln... Es war Usagi so vertraut. Sie lächelte auch so. Unehrlich, leer, glücklos und doch versucht andere Menschen damit zu beruhigen, oder sich selbst zu versichern, dass sie stark war.

„Neben Tsukino-san ist noch ein Platz frei. Dort kannst du dich hinsetzen. Also gut. Schlagen wir das Buch Seite 14 auf.“

Es war so wie es immer war, wenn neue Schüler in die Klasse kamen. Sie wurden vorgestellt, bekamen ihren Platz zugewiesen und schließlich ging man wieder zur Tagesordnung über.

„Hey.“

Verwundert sah Usagi neben sich, als sie eine flüsternde Stimme hörte. Es war Kuraiko, die ihr ein ehrliches Lächeln schenkte. Usagi erkannte sofort den Unterschied zu dem, was sie der ganzen Klasse gezeigt hatte.

„Ich finde es toll ein vertrautes Gesicht hier zu sehen. Vielleicht können wir ja Freunde werden. Mein Vater hat mir zwei Tickets für ein Konzert an diesem Wochenende gegeben. Magst du mit mir dahin?“ Obwohl Kuraiko leise flüsterte, konnte Usagi sie gut verstehen. Das Angebot das Kuraiko ihr machte, kam jedoch etwas plötzlich. Sie musste sich das gut überlegen, wobei es vielleicht besser war dahin zu gehen. Sie konnte sich dann von all den Kämpfen und auch von Mamoru ablenken. Noch dazu kannte Kuraiko niemanden hier. Freunde konnte sie sicher gut brauchen.

„Gerne, danke für das Angebot.“
 

Ungläubig sah Minako zu Usagi, als sie ihnen erzählte, was die Neue getan hatte. Der schöne Plan Usagi selbst mit einer Konzertkarte zu überraschen, war dahin.

„Es tut mir leid! Ich wusste nicht, dass ihr dasselbe vor habt“, beendete Usagi ihre Ausführungen und sah Minako entschuldigend an.

„Schon okay, schon okay. Mach dir keine Sorgen, dann gebe ich Rei-chan diese Karte. Dann können wir ja zu sechst dahingehen.“ So gut es ging, versuchte Minako zu verbergen, wie es in ihrem Inneren tobte. Ihr schöner Plan.

„Usagi-chan!“

Der Ruf, der von der Tür des Daches erklang, ließ die Mädchen aufsehen. Minako erkannte sofort die Neue.

„Ah! Ich habe ganz vergessen, dass ich Kuro-chan die Schule zeigen wollte. Wir reden später weiter.“

Lächelnd wandte sich Usagi von ihren Freundinnen ab und lief zu Kuraiko, mit der sie zusammen zurück ins Schulgebäude ging.

„Ich schwöre euch... Diese Kuraiko plant irgend etwas“, murrte Minako leise. Sie hatte die Neue schon in den kurzen Pausen beobachtet und bemerkt, wie intensiv sie einzig die Nähe von Usagi suchte. Alle anderen ließ sie einfach so stehen.

„Du kannst doch nicht sagen, dass sie etwas plant, nur weil sie Usagi vor uns eine Karte gegeben hat.“ Selbst die eiskalte Logik Amis konnte Minako nicht zur Vernunft bringen. In ihrem Kopf hatte sich bereits das Szenario festgefressen, dass Kuraiko ein Feind war. Irgendein Alien, der es auf Usagi abgesehen hatte.

„Mizuno-san, Kino-san! Ich habe euch beide schon überall gesucht.“

Minako seufzte. Heute konnten sie wohl wirklich nicht in Ruhe mit einander reden, ohne das jemand glaubte sie stören zu können.

„Yumehara-kun? Was ist denn los?“ Verwundert sahen die beiden Angesprochenen zu den jungen Mann, der auf sie zugelaufen kam.

„In der Cafeteria gibt es Probleme. Die elektronische Kasse gibt falsche Preise aus und die Schüler stehen kurz vor einer Revolte.“

Sofort verstanden Ami und Makoto den Ernst der Lage. Es war nun auch klar, was Yumehara von ihnen erwartete. Als stärkstes Mädchen der Klasse, konnte Makoto verhindern, dass es zu schlimmeren Ausschreitungen kam, während Ami die Elektronik der Kasse in Ordnung brachte.

„Wir kommen sofort!“, verkündeten beide im Chor und liefen auch schon los.

„Hey, und was ist mit mir?“ Minako konnte es einfach nicht glauben, dass sie nun wirklich alleine gelassen werden sollte.

„Wir reden später weiter“, rief Ami ihr zu, bevor sie durch die Tür verschwand.

Später... Diesen Spruch hatte sie heute einmal zu oft gehört.
 

Selbst beim Essen hatten, so sah Suki es zumindest, Haruka und Michiru etwas an sich, weswegen sie ihre Augen nicht von ihnen nehmen konnte. Die beiden störten sich nicht einmal an ihren Bewunderern, sondern tauchten in ihre eigene kleine Welt ab.

Sie konnte die tiefe Verbundenheit spüren, die beide miteinander teilten und doch beruhigte sie das nicht im geringsten. Seit sie am morgen das Schulgelände betreten hatte, lag ein dunkler, verräterischer Schatten über ihnen.

'Vielleicht sind meine Nerven überspannt.' Wieder und wieder versuchte sie sich das einzureden, doch ihre dunkle Vorahnung ließ sie einfach nicht los. Sie spürte in ihrem tiefsten Inneren, dass etwas schlimmes passieren würde.

„Ist alles in Ordnung, Michiru?“ Suki sah zu Haruka und Michiru. Sie hatte beide vollkommen ausgeblendet, doch nun war es Harukas Stimme, die sich zurück in die Realität geholt hatte. In Michirus Hand erkannte sie den Spiegel, der ihr nur allzu vertraut war. Suki wusste um dessen Geheimnis und auch wem dieser Spiegel in Wahrheit gehörte.

„Ich... Nein, es ist alles in Ordnung. Ich habe mich wohl getäuscht.“ Suki glaubte genauso wenig wie Haruka, dass Michiru sich, bei was auch immer sie gesehen hatte, täuschte. Wenn es nur sie gewesen wäre, die eine schlechte Vorahnung hatte, wäre es eine andere Sache für Suki gewesen, aber so...

Etwas stimmte hier ganz und gar nicht und diese Tatsache durch Michiru zu erfahren, beunruhigte sie noch mehr.
 


 

In ihrem Kopf, vor ihrem dritten Auge, zog ein Schatten über den Mond. Er erschrak Rei, so dass sie von ihrem Buch aufsah und auf ihre Hand blickte. Sie hatte ihren Bleistift zerbrochen und zitterte selbst jetzt noch am ganzen Körper. Es war nicht wie die Vision des Mondes, der durch den Schatten des Neumondes verdeckt worden war, damals als der Dead Moon Circus durch die Sonnenfinsternis zu ihnen gekommen war. Es war etwas viel mächtigeres, etwas das vom Mond Besitz nehmen, sich mit ihm vereinen und seine Macht nutzen konnte.

'Wird es dieses Mal die Macht des Silberkristalls selbst sein, die wir fürchten müssen?' Rei erschauderte bei diesem Gedanken, denn sie wusste nur zu genau, dass, wenn ihre Vision dies bedeutete, die Erde verloren war. Denn es gab keine mächtigere Kriegerin als Sailor Moon.
 

„Sag mal, Usagi-chan, wie hast du deine Freundinnen kennengelernt?“

Verwundert sah Usagi zu Kuraiko. Sie hatte mit so vielen anderen Fragen gerechnet, aber nicht mit dieser einen.

„Wie wir uns kennengelernt haben? Nun ja, Ami habe ich das erste Mal in der Mittelschule angesprochen. Makoto ist später zu uns gewechselt und hatte erst einen schlechten Ruf, aber weil sie mich beschützt hatte, dachte ich mir, dass sie kein schlechter Mensch sein konnte. Rei habe ich in dem Tempel getroffen in dem sie lebt und Minako... Nun Minako hat uns irgendwie gefunden.“ Gerne dachte Usagi an diese Zeit zurück. An die Zeit, in der alles noch gut gewesen war. In der sie sich nie Sorgen darüber gemacht hatte, wer sie eigentlich war.

„Kann man das Freundschaft nennen? Abgesehen von Aino-san, scheint keiner von ihnen daran interessiert gewesen zu sein, DICH kennenzulernen, wenn du nicht den ersten Schritt gemacht hättest. Ich frage mich, warum sie bei dir geblieben sind.“

Die Verwunderung wich der Verwirrung. Ihr war nicht klar, wie Kuraiko nun auf diesen Gedanken gekommen war. Die Mädchen waren schließlich schon so lange an ihrer Seite. Seit sie Kriegerinnen geworden und gemeinsam gegen Metaria gekämpft hatten, waren sie nie von ihrer Seite gewichen. Sie hatten sie, Prinzessin Serenity, immer beschützt. Prinzessin Serenity... Da war er wieder der Name aus ihrer Vergangenheit, der Name der Prinzessin dessen Inkarnation sie war. Waren ihre Freunde nur vielleicht wegen ihr mit ihr befreundet? Weil sie Prinzessin Serenitys Inkarnation war? Hatten sie vielleicht nie Interesse an ihr als Usagi gehabt?

„Mach dir keine Sorgen, Usagi-chan. Mir kannst du vertrauen. Ich bin bei dir, weil ich DICH liebe.“ Unschuldig lächelte Kuraiko Usagi an, ergriff ihre Hand und gab ihr das Gefühl, dass sie, obwohl sie einander so fremd waren, wirklich nur Usagi Tsukino in ihr sah und nicht Sailor Moon oder Prinzessin Serenity, von denen sie nicht einmal wusste.
 

Der Tag ihres Debütkonzertes war sehr schnell gekommen. So schnell, dass Seiya wirklich zum ersten Mal so etwas wie Nervosität verspürte. Dabei war sie selbst dann, wenn Kakyuu sie beim Training beobachtete, so selbstsicher. Jetzt hingegen war sie sogar erleichtert, dass die berühmte Michiru Kaiou zusammen mit ihrer Pianistin Haruka Tenno als ihre Vorband fungierte. So hatte sie noch eine kurze Gnadenfrist.

„Dir werden doch nicht etwa die Nerven durchgehen wenn es darauf ankommt, oder?“

Seiya zuckte zusammen, als sie Nozomis Stimme hinter sich hörte. Sie hatte in der Phase tiefster Nervosität gesteckt und ihre Managerin hatte sie mit ihren spottenden Worten herausgeholt.

„Wer sagt hier, dass mir die Nerven durchgehen?“

Wie sehr sie es doch hasste wenn Nozomi sie provozierte und sie nicht anders konnte als darauf zu reagieren. Sollte doch Nozomi auf diese Bühne gehen und sich von enttäuschten Fans ausbuhen lassen, wenn ihr die Stimme vor Aufregung versagte. (Das war zumindest jenes Horrorszenario, welches sich Seiya ausmalte.)

„Du siehst aus, als würdest du gleich in Tränen ausbrechen und weglaufen“, spottete Nozomi, verkniff sich aber ein diabolisches Grinsen. Ihre Worte waren schon genug um Seiya auf die Palme zu bringen. Sie musste mit einem Grinsen nicht noch ihre Mordlust wecken.

Aber von wegen Weglaufen. Seiya Kou lief vor nichts weg. Schon gar nicht dann, wenn sie ihrer Managerin beweisen konnte, wie falsch sie mit ihren Worten lag.

„Dir werde ich es zeigen. Ich werde da raus gehen und die Mondprinzessin finden!“

Nozomi lächelte zufrieden. Das waren doch genau die Worte, die sie von Seiya hören wollte. Mit diesem selbstsicheren Verhalten konnten sie sicher mehr als nur die Prinzessin finden. Sie konnten sie dann auch beschützen.
 

Usagi staunte nicht schlecht, als sie Michiru und Haruka auf der Bühne sah. Sicher, Michiru war berühmt, aber dass man sie auch als Vorband nutzte um eine debütierende Band zu vermarkten erschien ihr wie ein Geniestreich.

„Das sind also auch Freunde von dir?“ Usagi nickte fasziniert. Sie hatte Kuraiko ja schon erzählt, dass sie viele Freunde hatte, doch hatte sie ihr verschwiegen, dass zwei von ihnen nicht nur ihre Senpais, sondern auch kleine Berühmtheiten waren. Jeder aus ihrer Schule, der heute hier war, würde am nächsten Tag von den beiden reden, da war sich Usagi sicher.

„Usagi-chan...“

Usagi löste ihren Blick von Michiru, als die schwache Stimme Kuraikos neben sich erklang. Fest klammerte sich ihre neue Freundin an sie und benutzte Usagi als Stütze. Ihre Beine gaben mit einem Mal nach und forderten so Usagis ganze Aufmerksamkeit.

„Kura-chan, ist alles in Ordnung?“ Panik machte sich bei Usagi breit. Sie hatte schon recht früh gemerkt, als Kuraiko sie abgeholt hatte, dass sie blass gewesen war, doch erst jetzt dämmerte es ihr wirklich, dass es dem Mädchen nicht gut ging. Sie hatte wahrscheinlich die ganze Zeit so getan, als ginge es ihr gut, um Usagi nicht zu beunruhigen. Kuraiko hatte schließlich nur das beste für Usagi im Sinn. Sie hatte sich schließlich auch zu Beginn des Konzertes so weit nach vorne wie möglich gekämpft, damit Usagi alles gut sehen konnte. Dabei hatten sie zwar Minako und die anderen aus den Augen verloren, was Usagi leid tat, aber sie vertraute darauf, dass ihre Freundinnen zurecht kamen.

„E-Es geht schon. Tut mir leid...“, wisperte Kuraiko und klammerte sich Halt suchend an Usagi. Sie verstand, dass sie besser nicht inmitten der Menge stand, wenn Kuraiko in Wahrheit so schwach war. Etwas zu trinken und ein Platz zum sitzen waren da wohl besser geeignet.

„Komm mit, Kura-chan. Wir müssen nicht wegen mir so weit vorne stehen.“ Usagi bemühte sich zu Lächeln. Sie wollte nicht, dass Kuraiko nun wegen ihr ein schlechtes Gewissen bekam. Das hatte sie nicht verdient, denn sie hatte schon soviel für sie getan. Sie verdankte es schließlich ihr, dass sie nun hier war. Noch dazu, sie wollte wirklich eine Freundin für Kuraiko sein und eine Freundschaft bestand aus Geben und Nehmen.
 

Die Vorgruppe in Form mit Michiru Kaiou und Haruka Tenno hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Die Menge war begeistert und es war nun an den Three Lights diese Stimmung zu halten und wenn möglich sogar noch mehr anzuheizen. Die passende Motivation brachten sie dafür mit, dass erkannte Nozomi, als ihre „Jungs“ auf die Bühne gingen. Wenn es weiter so ging, wie es aktuell lief, konnten sie die Prinzessin des Mondes in Null Komma nichts finden. Allerdings, und das war Nozomi auch bewusst, durften sie sich dafür nicht nur auf das musikalische Können der Mädchen konzentrieren. Sie mussten mehr Wege ergründen und andere, neue Möglichkeiten in Betracht ziehen.

Nachdenklich zog Nozomi deswegen ein Schulformular aus ihrer Tasche. Wahrscheinlich hatte Seiya Recht und sie konnten noch effektiver suchen, wenn sie andere Wege gingen. Normale Wege. Außerdem hatten sie den Three Lights das Alter von 16 Menschenjahren gegeben. In diesem Alter war es normal zur High School zu gehen und nach Berufen zu streben, die auf Dauer haltbarer waren als eine Karriere.

„Was mich wahnsinnig macht, ist nicht das Licht des Mondes...“

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie das verspielte Kichern einer Person hörte, die Nozomi nur zu gut kannte. Zuletzt hatte sie es auf Kinmoku von einem Kind gehört.

„... sondern meine Gefühle für den Mann, der mich als erstes erblickte.“

Ihre Alarmglocken schrillten, als sie eine schöne, junge Frau sah, die eindeutig nicht zum Bühnenpersonal gehörte. Dennoch bezirzte ihre Anwesenheit die um sich befindlichen Männer nur zu deutlich. Es fing genauso an, wie auf Kinmoku und genau das musste Nozomi unterbinden.

Sofort faltete sie das Formular, welches Seiya so wichtig war, zusammen und steckte es zurück in ihren orangefarbenen Blazer. Dahin, wo ihr wohl wichtigster Schatz lag, den sie immer bei sich führte. Fest umklammerte sie den Galaxiekristall sprach ihre Formel leise in Gedanken und erlaubte der Kraft der Galaxie ihren Körper zu erfüllen und zu stärken.
 

Die Musik vibrierte in Seiyas Körper, als sie auf der Bühne stand und das Medley, welches sie für ihre Begrüßung geschrieben hatten, sang. Auch dieser Song enthielt die Nachricht für die Mondprinzessin, eine Nachricht, die nur eine wahre Kriegerin des Universums erkennen konnte.

„Seiya no ore ga kanjiru, fushigi na kimochi.

Fighter no ore ga kanjiru, shimeikan to wa chigatta

kitto ginga ichi imiban chigai na kata omoi da ne.“

Seiya war die letzte die sich gesanglich präsentierte, bevor sie wenige Takte später mit ihren neuen Song ansetzte und die Halle in tosenden Beifall ausbrach. Es war genau dieser Moment, in dem sich Seiya sicher war, dass sie Erfolg haben würden. Sie würden bei dieser Anzahl an Zuhörern sicher die Mondprinzessin erreichen.

„Bleib hier!“

Seiyas Stimme verstummte, als sie Nozomis Ruf hörte. Sie verdankte es nur ihren schnellen, antrainierten Reflexen, dass sie dem Mädchen auswich, das auf sie zu gestürmt kam, dicht gefolgt von Galaxia, die sich gerade für einen Angriff bereit machte. Seiya wusste, dass die stärkste Kriegerin der Galaxie dies nicht aus Spaß tat. Dieses Mädchen, das so unscheinbar war, musste zu den Feinden gehören.

„Seiya...“ Ihre Mikrophone waren abgeschaltet wurden, was Seiya erst wahrnahm, als sie Yatens Stimme von der anderen Seite der Bühne hörte. Ein Blick in diese Richtung verriet ihr, dass Taiki ihre Mikros deaktiviert hatte, sodass sie ohne Probleme die Situation miteinander besprechen konnten, während sich Galaxia um dieses Mädchen kümmerte. Mit Sicherheit würde diese noch Hilfe brauchen, denn schon jetzt war den Drein klar, dass es sich um eine Schergin Nyx handelte.
 

Panik brach in der Halle aus, als die unbekannte Sailor Kriegerin auf die Bühne stürmte und das Mädchen mit all ihrer Macht angriff. Diese duckte sich in einem Anflug der Angst und kroch auf die andere Seite der Bühne zu.

„Hilfe...“, wimmerte sie verängstigt und sah hilfesuchend ins Publikum, dass bereits in Richtung der Notausgänge floh.

„Du tückische Ratte!“

Erneut griff die Sailor Kriegerin an, anders als aber zuvor, konnte das Mädchen nur so knapp ausweichen, dass sie von dem Energiestrahl gestreift und verletzt wurde.

Wimmernd lag sie am Boden, hielt sich den linken Arm mit der rechten Hand, durch deren Finger Blut sickerte. Sie hatte keine Aussicht auf Rettung, denn die Konzerthalle war bereits vollständig evakuiert worden.

„Halt!“

Galaxia wollte gerade zu einem weiteren Angriff ansetzen, als aus den Zuschauerreihen plötzlich eine Stimme erklang. Ihr Blick richtete sich zu jenen und sofort war ihr klar, wer hier vor ihr stand. Diese Matrosenuniform war eben im gesamten Universum bekannt, auch wenn ihre eigene eher weniger danach aussah. Aber wie hätte man sie nicht kennen können, wenn man selbst eine von ihnen war.

„Wir lassen nicht zu, dass du unschuldige Mädchen bei dem Debütkonzert der heißesten Newcomerband des Jahres angreifst. Wir stehen für Liebe und Gerechtigkeit und werden dich im Namen des Mondes bestrafen!“

Die vier Kriegerinnen, die Galaxia sah, gehörten also zu der Prinzessin, die sie so sehr suchten. Sie konnte also gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

„Gut, dass ihr hier seid. Ich habe euch schon gesu-“ Galaxia konnte ihren Satz nicht beenden, denn blitzschnell war die Kriegerin im grünen Matrosengewand auf sie zugerast. Rechtzeitig war sie dem unangekündigten Faustschlag ausgewichen und hatte sich von ihrer unschuldig wirkenden Gegnerin entfernt.

„Wer bist du und warum bedrohst du dieses Mädchen?“

Ernst sah die grüne Kriegerin sie an und forderte Antworten, die sie schon wenige Sekunden vorher gegeben hätte, wenn sie nicht unterbrochen worden wäre. Doch es ließ Galaxia auch verstehen, was sie übersehen hatte im Eifer. Wie sollte es auch anders für die Kriegerinnen wirken, dass sie hier ein harmlos wirkendes Mädchen angriff?

„Ihr irrt euch! Sie ist nicht...“

Sie versuchte gerade sich zu erklären, als ihre Gegnerin sich an die grüne Kriegerin hilfesuchend klammerte.

„Helft mir... Sie und ihre Kameradinnen wollen mich töten. Sie sagten, dass sie mein Hermera nehmen wollen.“

Wut kam in Galaxia auf. Wie konnte dieses Ding es nur wagen? Wie konnte sie es wagen, sie hier zu der Bösen zu machen, wenn sie doch auf der Seite der Erden Krieger stand?

„Du miese...“ Erneut konnte Galaxia keinen klaren Gedanken formulieren, denn die Kriegerinnen der Erde handelten schnell in dem sie geschlossen ihre Angriffe auf sie zu schleuderten.

„Star Gentle Uterus!“

Ein Strahl schlug wie eine Wand zwischen der Angriffswelle und Galaxia ein und blockierte so die Attacken, denen Galaxia unmöglich hätte ausweichen können. Erleichterung machte sich bei der stärksten Kriegerin der Galaxie bereit, denn nun musste sie diese ungewollte Schlacht nicht alleine schlagen.
 

Usagi hatte mit Kuraiko hinter dem Tresen Deckung gesucht. Fest hielt sie das Mädchen im Arm, das wie Espenlaub zitterte. Sich hier vor Kuraiko zu verwandeln, kam für Usagi nicht in Frage, immerhin ging es hier um ihre geheime Identität. Sie hoffte einfach, dass ihre Freundinnen auch ohne ihre Hilfe gegen die nun vier fremden Kriegerinnen ankamen.

„Ich habe Angst, Usagi-chan...“

Usagi wandte ihren Blick von ihren Freundinnen ab und strich sanft über Kuraikos Kopf. Sie zu beruhigen war nun ihre Aufgabe und diese wollte sie auch erfüllen.

„Alles wird gut. Das Sailor Team ist da.“

Sie vertraute wirklich sehr auf ihre Freundinnen, auch wenn sie als Sailor Moon die stärkste Kriegerin dieser Galaxie war. Ihre Freundinnen selbst waren auch nicht zu verachten.

„Usagi-chan... Ich...“

Kuraiko brach ab, den in ihrer unmittelbaren Nähe schlug ein Angriff der fremden Kriegerinnen ein. Das Zittern in Usagis Armen hatte nachgelassen.

„Kura-chan?“

Schweigen. Usagi sah zu dem Mädchen in ihrem Arm. Sie war ohnmächtig geworden. Auch wenn Usagi sich Sorgen um Kuraiko machte, sie musste das ganze beenden, auf der Stelle.

„Ich bin gleich wieder da“, wisperte sie dem bewusstlosen Mädchen zu und strich sanft über ihre Wange.

„Silver Moon Crystal Power, Make Up!“

Der Gral erschien in Usagis Händen, wie gewohnt wurde sie in das silberne Licht des Silberkristalls gehüllt. Sie spürte die Macht der Vergangenheit in sich strömen. Die Macht von Prinzessin Serenity.

Als sich Usagi in Erinnerung rief, wessen Macht sie sich hier bediente, um sich in Sailor Moon zu verwandeln, wer die eigentliche Sailor Moon war. Sie wollte nicht Prinzessin Serenity sein. Sie war schließlich Usagi Tsukino, das Mädchen das Kuraiko mochte. Das sie kennengelernt hatte, dessen Nähe sie gesucht hatte. Nein, sie war und würde niemals Prinzessin Serenity sein.

Als sich Usagi diesem Gedanken sicher wurde, erlosch der Kraftstrom mitsamt der aufgenommenen Energie und Sailor Moon blieb vom Schlachtfeld fern.
 

Venus sah Usagi an, die hinter dem Tresen hervorgekommen war. Sie wusste, dass nun alles gut werden würde, denn Sailor Moons Macht hatte bisher jeden Feind besiegt, oder in die Flucht geschlagen.

Etwas stimmte aber nicht. Das wurde Venus bewusst, als das Bild des Grals verschwand und das Licht des Silberkristalls verblasste. Sailor Moon hingegen hatte nicht die Bildfläche betreten und war Usagi gewichen.

„W-Was ist da passiert?“ Sie verstanden es nicht. Genauso wenig verstand es Usagi nicht, die fassungslos auf ihre Hände blickte. Das war noch nie passiert. Sie konnte sich nicht verwandeln.

„Mädchen... Bringt die Kleine zu Usagi und beschützt sie!“

Sofort hatte Venus, als Anführerin der Inner Senshis, auf diese Veränderung der Situation reagiert. Wenn Sailor Moon nicht auf den Plan treten konnte, musste sie sich selbst dieser Sache annehmen. Sie als Anführerin musste dann auch alles in die Wege leiten.
 

Voller Wut sah Galaxia wie diese Schlange sich hinter den irdischen Sailor Kriegerinnen versteckte.

„Mars Flame Sniper!“

„Venus Love and Beauty Shock!“

„Space Turbulence!“

Galaxia war den Angriffen von Venus und Mars ausgewichen, als sie in der Luft war und eine weitere Stimme zum Angriff blies. Geschockt sah sie hinter sich, da diese Stimme von dort herkam und erkannte den Energiestrahl, der unausweichlich auf sie zuraste.

„Galaxia!“

Eine Wucht prallte auf ihren Körper, noch bevor der Strahl sie treffen konnte, und wenige Sekunden später, sah sie Fighter schützend auf sich liegen. Das Gesicht der Kriegerin war schmerzverzerrt. Galaxia verstand auch schnell wieso, denn ihre Hand glitt über den feuchten Rücken Fighters.

'NEIN!'

Das hatte sie nicht gewollt. So weit hätte es niemals kommen dürfen.

„Healer! Maker! Wir ziehen uns zurück!“

Es war die einzige Möglichkeit. So gut sie konnte, hievte sich Galaxia Fighter auf ihre Schulter. Vorsichtig, denn das schmerzerfüllte Gesicht Fighters zeigte ihr nur zu deutlich, welche Qualen sie gerade litt. Sie jetzt aus der Schusslinie zu ziehen, war das mindeste was sie tun konnte.
 

Usagi sah, wie ihre Freunde hinter den unbekannten Sailor Kriegerinnen herliefen. Sie hatte deutlich gesehen, dass eine der anderen Kriegerinnen verletzt worden war. Sie hatte sich schützend vor ihre Kollegin geworfen und dabei willentlich in Kauf genommen, selbst geschadet zu werden. So wie ihre Freundinnen sich für sie geopfert hätten. Konnten diese Kriegerinnen dann wirklich böse sein?

„S-Sie sind weg...“

Usagi sah auf, als das Mädchen das ihre Freundinnen gerettet hatten, sich an sie klammerte. Sie schien wirklich erleichtert zu sein, aber aus anderen Gründen, als es Usagi sonst erlebt hatte.

„Die Sailor Kriegerinnern werden sich um sie kümmern. Du musst dir also keine Sorgen machen.“

Usagi bemühte sich zu lächeln. Natürlich würden ihre Freunde sich um die fremden Kriegerinnen kümmern. Allerdings sorgte sich Usagi um die Fremden. Sie wussten nicht was los war, hatten nur gehört, was das Mädchen erzählt hatte mehr aber auch nicht.

„Mit Sailor Moons Hilfe hätten die Kriegerinnen sie sicher vernichtet... Was wenn... wenn Sailor Moon nie wieder auftaucht?“

Mit geweiteten Augen sah Usagi das Mädchen an. Sicher, ihre spontane Nichtverwandlung hatte für Ärger gesorgt, aber wer sagte, dass es beim nächsten Mal wieder so enden würde? Wer sagte, dass man Sailor Moon noch brauchte? Wer garantierte ihr, dass ihre Freunde noch bei ihr bleiben würden, wenn sie nicht mehr zu Sailor Moon wurde?

Es war das erste Mal, dass ihr diese Gedanken kamen. Ausgelöst durch ein Ereignis. Ausgelöst durch den Wunsch Usagi Tsukino zu sein.5
 

Ihre Hand zitterte, als sie die Rufnummer des Notrufes wählte. Die Geschichte für Seiya Kous Verletzung war schon längst geplant und doch beruhigte es Nozomi nicht im Geringsten.

„Verdammt! Was hast du dir dabei gedacht, Nozomi?“

Sie hörte die Wut in Yatens Stimme nur zu deutlich heraus. Wut und den stillen Vorwurf, dass das alles ihre Schuld war. Wahrscheinlich hatte sie Recht. Hätte sie nicht übereifrig reagiert, wären niemals die Sailor Krieger der Erde in Aktion getreten. Seiya wäre dann nicht verletzt worden und jene die ihre Verbündeten sein sollten, hätten nicht ein vollkommen falsches Bild von ihnen bekommen. Es war alles schief gegangen was schief gehen konnte.

Die Panik, dass sie wie auf Kinmoku versagen würde, hatte sie just in dem Moment, als sie Nyx Schergin bemerkt hatte, einfach überwältigt.

„Hört auf..“ Die gequälte Stimme Seiyas erhob sich. „Nozomi hat genauso gehandelt, wie ich es auch getan hätte. Außerdem wissen wir nun, wie schnell uns die Zeit in Wirklichkeit davon läuft. Wir müssen die Mondprinzessin finden.“

Jedes Wort das Seiya sprach, kostete sie Kraft. Jedes Wort und das nagte noch mehr an Nozomi, auch wenn Seiya sie verteidigte.

„Und wie stellt ihr euch das nun vor? Die Krieger dieses Planeten glauben nun, dass wir die Bedrohung sind!“

Erneut war es Yaten die berechtigte Fragen und Argumente vorbrachte. Als Kriegerinnen konnten sie sich der Prinzessin einfach nicht mehr nähern. Allerdings gab es da noch eine andere Möglichkeit.

„Dann suchen wir sie mit allen Mitteln, die wir als Menschen zur Verfügung haben. Wir werden die Prinzessin finden und beschützen.“

Mehr denn je war Nozomi entschlossen alles wieder in Ordnung zu bringen und Nyx aufzuhalten.
 

Suki hatte ihre Freundin Yumi so weit es ging in Sicherheit gebracht, kurz nachdem die Konzerthalle evakuiert worden war. Sie zitterte am ganzen Körper, denn ihre dunkle Vorahnung war wahr geworden. Auch wenn das Mädchen, dass von dieser goldenen Sailor Kriegerin angegriffen wurde, nur zu gut getarnt gewesen war, hatte sie Discordia, ihre Nichte doch erkannt. Nyx war also hier und wahrscheinlich arbeitete sie daran diesen Planeten den Tag zu stehlen.

„Schrecklich... Es sollte ihr Debüt werden...“, wimmerte Yumi, die immer noch nicht fassen konnte, dass die Konzerthalle zu einem Schlachtfeld mutiert war.

„Keine Sorge... Alles wird gut.... Alles wird gut.“

Egal wie oft Suki diesen Satz sagte, sie konnte sich selbst nicht glauben. Wie auch, in Gedanken war sie schon längst von diesem Planeten geflohen. Ohne Wiederkehr. Die Frage war nur, wie lange konnte sie noch fliehen? Irgendwann hatte Nyx das Hermera eines jeden Planeten. Jedes in der Galaxie und im Kosmos. Wer sollte sie dann noch aufhalten, wenn überall Dunkelheit herrschte?

„Zuhause mache ich uns eine heiße Schokolade“, wisperte Suki.

Eine heiße Schokolade konnten sie wirklich gebrauchen. Sie mussten ihre Nerven beruhigen und dann überlegen, wie sie von diesem Planeten kam. Heimlich, ohne dass sich jemand an sie erinnerte. Nyx war immerhin nicht ihr Problem, sondern das der Erde. Es war „nur“ das Ende eines Planeten, der ihre zweite Heimat geworden war. Vielleicht war es ja doch ihr Problem und sie musste sich dem langsam stellen.
 

Usagi saß im Krankenhaus neben Kuraikos Bett. Das Mädchen war immer noch nicht wieder zur Besinnung gekommen und so hatte Usagi beschlossen, so lange bei ihr zu bleiben, bis sie wieder erwachte. Ihre Freundinnen hatten die fremden Sailor Kriegerinnen nicht mehr erwischt, so dass sie jederzeit wieder angreifen konnten. Jederzeit. Würde sie sich dann in Sailor Moon verwandeln können? Diese Frage geisterte Usagi seit diesen Ereignissen im Kopf herum. Was wenn sie mit der Ablehnung ihres vergangenen Ichs die Fähigkeit sich zu verwandeln, verloren hatte?

Usagi seufzte leise und hielt sich den Kopf. Ihr wurde ganz schwindelig bei diesem Gedanken. Zwar wünschte sie sich immer, nicht mehr kämpfen zu müssen, aber sie wollte auch nicht zum Zusehen verdammt sein.

Sie blickte aus dem Fenster und sah zum Mond, dessen Licht selbst den hintersten Winkel des dunklen Krankenzimmers erhellte. Silber wie eine wertvolle Perle. Kraftvoll und anmutig so wie sie es als Sailor Moon einst gewesen war. Doch sie, als Metapher des Lichtes, war erloschen. Zumindest für diesen Moment.

„Der Mond ist heute Nacht so blau, oder?“

Usagi zuckte zusammen, als sie plötzlich Kuraikos Stimme hinter sich wahrnahm. Sie wandte sich um und erkannte die aufrechte Silhouette des Mädchens, dessen Gesicht trotz des Mondlichtes einen Schatten warf.

„Kura-chan! Geht es dir gut?“

Sofort waren Usagis Sorgen, ob sie jemals wieder Sailor Moon werden würde, weggeblasen. Wichtig war in diesem Moment nur ihre neue Freundin.

„Keine Sorge, Usagi-chan. Du bist hier bei mir. Damit geht es mir also bestens.“

Kuraiko lächelte und streckte ihre Hand zu Usagi aus. Vorsichtig legte sie diese auf Usagis Wange, so dass sie spüren konnte, wie kalt sie war.

„Du frierst...“, wisperte Usagi leise und erhob sich von ihrem Platz.

Sanft drückte sie Kuraiko zurück in die weiche Matratze und zog die Decke hoch, so dass Kuraiko gut darin eingehüllt war.

„Du solltest dich gut ausruhen. Es ist heute viel passiert.“

Glücklich lächelte Kuraiko Usagi an. Es war wieder dieses ehrliche Lächeln, was Usagi nur selten, aber wohl als einzige Person zu Gesicht bekam.

„Danke. Du solltest nach Hause gehen und schlafen. Für heute hast du genug getan.“

Aufrichtige Sorge klang aus Kuraikos Stimme wider, sodass Usagi zögernd nickte. Zwar machte sie sich auch weiterhin Sorgen um ihre neue Freundin, aber ihr war auch nicht geholfen, wenn sie hier zusammenbrach.
 


 

Jeder Schritt den Seiya machte, schmerzte. Aber sie konnte einfach nicht hier untätig bleiben. Sie musste zurück zu Yaten und Taiki, die mit Sicherheit gerade einen Plan zur Rettung der Mondprinzessin erdachten.

Langsam, Schritt für Schritt, hangelte sich Seiya an die Wand gelehnt zum Ausgang. Immer wieder musste sie eine Pause machen, denn trotz der Tabletten, die man ihr verabreicht hatte, schmerzte die Wunde am Rücken unsagbar. Sie versuchte es zu ignorieren, doch immer wieder verschwamm ihre Sicht.

'Die dämlichste Idee die ich je hatte...', dachte Seiya, doch sie war auch nicht gewillt jetzt zurück zu gehen. Immerhin war sie schon so weit gekommen.

„Verdammt!“

Seiya verdankte es nur der Wand, an der sie sich langsam hinab gleiten ließ, dass sie nicht vornüber zusammenbrach. Sie konnte nicht mehr stehen, geschweige denn noch einen Schritt laufen.

„Hey, ist alles in Ordnung?“

Seiya betete innerlich, dass die Stimme nicht von einer Schwester kam. Es reichte schon, wenn Nozomi ihr Vorwürfe machte, noch mehr Menschen mussten sie nicht als Idiotin bezeichnen. Sie wusste schließlich selbst, dass sie eine war.

„Alles okay, ich geh gleich zurück in mein Zimmer. Ich konnte einfach nicht mehr liegen.“

Sie bemühte sich um ein Lächeln, doch schon das fiel ihr schwer genug, so dass sie wusste, dass man diese Maske schnell durchschauen würde. Dennoch sah sie tapfer auf, wie es sich für eine Kriegerin gehörte und erkannte Sie.

„Du?!“

Synchron mit dem Mädchen, machte Seiya ihrer Überraschung Luft. Da war sie, dass Mädchen, das sie an ihre Prinzessin erinnerte.

„Schätzchen, was machst du denn hier? Bist du krank?“

Wie gerne hätte sich Seiya gerade in diesem Moment geohrfeigt. Da traf sie das Mädchen, das sie gerne erneut gesehen hätte wieder und sprach so einen Unsinn.

„Du musst gerade reden. Du siehst blass aus. Wo ist dein Zimmer?“

Ohne zu zögern bückte sich das Mädchen zu Seiya und legte den Arm der Kriegerin auf ihre eigene Schulter. Soviel Selbstlosigkeit... Ja, dass war eindeutig Kakyuus Art.

„Irgendwo dahinten... Wo Seiya Kou an der Plakette steht.“

Seiya war einfach zu schwach um sich zu wehren, sonst hätte sie gegen diesen Akt der Hilfsbereitschaft aufbegehrt.

„Seiya Kou? Seltsam... Du hast denselben Namen wie ein Mitglied der Three Lights.“

Verblüfft sah Seiya zu ihrer barmherzigen Samariterin. Sie hatte sich immerhin ihren Namen im Bezug auf die Three Lights gemerkt, nicht aber wie sie aussah. Ein Blick in ihr Gesicht, verriet Seiya sogar, dass sie diese Aussage ernst meinte.

Ohne dass sie etwas tun konnte, brach Seiya in lauten Gelächter aus. Dieses Mädchen war einfach erfrischend unglaublich.

„Genau der bin ich auch, Schätzchen.“

Glucksend, auch wenn das schmerzte, antwortete sie auf den fragenden Blick des Mädchens.

„Da du meinen Namen nun kennst, darf ich auch deinen erfahren?“

Auch wenn ein Krankenhaus nicht der passendste Ort für einen Flirt war, sah Seiya nun die Gelegenheit, ihr Schätzchen eine Information nach der anderen aus der Nase zu ziehen.

„Usagi Tsukino.“

Seiya konnte nicht anders als zu lächeln. Nun wusste sie immerhin ihren Namen. Es war damit ein leichtes, sich für ihre zweifache Hilfe erkenntlich zu zeigen.

„Ein schöner Name und so passend für ein Mondgesicht.“

Kiss the starlight

Wenn Seiya ihren Rücken ansah, konnte sie immer noch nicht glauben, dass die Verletzung keine Narben hinterlassen hatte. Sie war damit perfekt auf ihren ersten Schultag vorbereitet. Ein Monat war für sie eine viel zu lange Auszeit gewesen, allerdings gab es da eine Sache, die sie erträglich gemacht hatte.

„Guten Morgen Seiya.“

Seiya hatte gerade das Haus verlassen, als sie auch schon ihre Sonne aufgehen sah. Damit hatte sie wirklich nicht gerechnet.

„Guten Morgen, Schätzchen.“

Ein zufriedenes Lächeln zierte Seiyas Lippen. Während sie im Krankenhaus gelegen hatte, war ihr Schätzchen regelmäßig zu Besuch gekommen. Zu Anfang jeden Tag weil auch ihre Freundin Kuraiko im Krankenhaus lag, später nur noch zweimal die Woche. Doch diese zwei Besuche waren es, auf die Seiya sich am meisten gefreut hatte.

„Hör auf mich Schätzchen zu nennen... Ich heiße Usagi!“

Es machte Spaß sie aufzuziehen, das musste Seiya zugeben. Doch sie wollte es auch nicht auf die Spitze treiben.

„Verzeih mir, Usako.“

Wobei, vielleicht machte es doch nichts, sie weiter aufzuziehen. Zumindest hoffte sie das. Allerdings bereute sie diesen Gedanken schnell, als sie das traurige Gesicht ihres Schätzchens sah.
 

Usako. So hatte sie lange niemand mehr genannt. Es sollte sie auch niemand mehr so nennen. Sie brachte es aber auch nicht übers Herz, Seiyas das zu sagen, denn sowohl er als auch Kuraiko hatten sie im letzten Monat von ihrem Kummer abgelenkt.

„Weißt du schon, in welche Klasse du kommst?“

Ablenken, das war doch eine gute Strategie. Seiya sollte nicht merken, dass sie traurig war. Sie wollte Mamoru vergessen. Das konnte sie nur, wenn sie vergaß, dass er sie Usako genannt hatte. Er sollte nicht der einzige Mensch sein, der dieses Privileg für diesen Spitznamen besaß.

„Ich vermute in Yatens und Taikis Klasse. Wieso? Hättest du mich gerne nahe an deiner Seite?“

Usagi errötete, trotz der Tatsache, dass sie solche Sprüche von ihm bereits gewohnt war. Sprüche, die sie im richtigen Moment ablenkten und die schmerzliche Vergangenheit vergessen ließen.

„Von wegen. Von mir aus kannst du dahin gehen, wo der Pfeffer wächst.“

Gespielt verstimmt verschränkte Usagi die Arme vor ihrer Brust, denn sie sagte ihm nicht zum ersten Mal, dass er sonst wohin gehen könnte. In Wahrheit war sie aber darüber dankbar, dass er da war.

„Sag mal, Schätzchen... Reicht für dich ein Date als Dankeschön für deine Besuche?“
 

„Ein Date?!“

Usagi ignorierte die Tatsache, dass Minako ihre Milch auf dem Boden verteilte. Eine Reaktion, die sie abschätzen hätte können, immerhin kannte sie Minako schon einige Jahre.

„Es ist kein Date, sondern ein Dankeschön“, korrigierte Ami sie, die aber selbst mit aller Logik nicht daran glaubte, dass es nicht kein Date war. Egal wie man es sah, denn selbst Seiya nannte es ein Date.

„Wie kann das kein Date sein? Natürlich ist das eines! Seiya der aktuell heißeste Typ der Musikszene will mit Usa-chan ausgehen! Das ist ihre Chance!“

Minako übertrieb eindeutig. Zumindest aus Usagis Sicht. Seiya war ein Junge wie jeder andere, nur ein bisschen berühmt. Dennoch äußerte sie diesen Gedanken nicht. Dank Minako lag schließlich schon jetzt genug Aufmerksamkeit auf ihnen. Wenn sie auch nur ein weiteres Kommentar abgab, würde sicher bald die ganze Schule von dieser Verabredung wissen.

„Es ist wirklich nichts besonderes.“ Auch wenn Usagi wusste, dass es wohl doch etwas besonderes war, versuchte sie alles herunter zu spielen. Sie war eben ein ganz normales Mädchen und sicherlich würde sie Seiyas Aufmerksamkeit nicht mehr lange auf sich ruhen haben.

„Solltest ihr euch nicht lieber um andere Dinge kümmern?“

Die Mädchen sahen auf, als sie Harukas Stimme hörten. Ernst blickten sie die Outer Senshis an, die die begeisterten Ausrufe ihrer ganz persönlichen Fans ignorierten.

„Du solltest dich nicht mit ihm treffen. Etwas stimmt mit diesen Three Lights nicht. Ich kann nicht genau sagen, was es ist, aber Usagi sollte mit keinem von ihnen alleine sein.“ Michirus Worte enthielten eine leise Warnung. Sie hatten die fremden Kriegerinnen immer noch nicht gefunden, doch sie wusste, dass die Erde in Gefahr war. Sie hatten keine Zeit sich um die normalen Dinge des Lebens zu kümmern.
 

Es war nur Zufall, dass Nozomi in ihrer Mittagspause über den Pausenhof gelaufen war. Die nächsten Termine für die Three Lights standen nun fest, doch das war nicht das eigentliche Problem.

„Etwas stimmt mit diesen Three Lights nicht.“

Dich drückte sich Nozomi an den Baum um nicht von den Mädchen an dem großen Steintisch erkannt zu werden. Dafür erkannte sie aber umso deutlicher, wer diese Mädchen waren.

Michiru Kaiou, herausragende Violonistin, Klassenbeste und noch dazu die Partnerin der bezaubernden Rennfahrerin Haruka Tenno.

Beide waren viel zu überragend für diese Schule und doch waren sie hier und gaben sich mit diesen Mädchen, die abgesehen von Ami Mizuno mehr als nur gewöhnlich waren, ab. Noch dazu schienen beide etwas bezüglich ihrer Mädchen zu ahnen. Nein, gewöhnlich waren sie definitiv nicht.

„Wir sollten das aber nicht jetzt ausdiskutieren.“

War sie entdeckt worden? Fester drückte sie sich an den Baum, die Luft anhaltend. Sie durfte jetzt nicht entdeckt werden, immerhin war dies ihre letzte Chance die Mondprinzessin zu finden.

Die Glocke ertönte. Gerettet. Mit Sicherheit hatten die beiden nur die Zeit im Auge behalten. Es drohte also keine Gefahr. Erleichtert lehnte sich Nozomi an den festen Stamm des Baumes. Ihre Tarnung funktionierte noch für den Augenblick. Doch das war etwas, worüber sie mit den Mädchen sprechen musste. Vor allem musste sie aber Seiya das Date mit Usagi Tsukino ausreden.

Nicht weil sie Seiya ihren Spaß nicht gönnte, sondern weil Usagis Freunde eine Gefahr für ihren Auftrag darstellten, wenn sie wirklich noch hinter ihre wahre Identität kamen.
 

„Ich soll die Verabredung absagen?“ Nozomi hatte bis zum Feierabend gewartete, ehe sie Seiya die schlechten Nachrichten überbrachte. Wie gedacht, war sie alles andere als begeistert. Verständlich.

„Es dient zum Schutz unserer Identität. Michiru Kaiou und Haruka Tenno scheinen zu ahnen, dass ihr drei nicht menschlich seid. Meinen und Taikis Informationen zufolge, scheinen die beiden in irgendeiner Verbindung zu den irdischen Sailor Kriegerinnen zu stehen.“

Ernst sah Seiya Nozomi an. Sie kannte diesen Blick, immerhin hatte Seiya ihr diesen schon oft geschenkt. Er war angefüllt mit Wut und Verachtung, zwei Gefühle, die sie sehr schmerzten.

„Sag mal, was hast du eigentlich gegen mich? Ich hab im Krankenhaus sowohl den Schulstoff, als auch die Arbeit erledigt. Glaubst du nicht, dass ich da in der Lage bin diese Identität zu wahren?`“

Als ob sie etwas gegen Seiya hatte. Sie hatte ihr das Leben gerettet. Nur zu gerne hätte sie Seiya ihre Verabredung gelassen und damit auch etwas von der Illusion eines normalen, sorglosen Lebens, aber es ging einfach nicht.

„Wenn du meinst, dass ich etwas gegen dich habe, dann bitte. Du wirst dennoch nicht zu dieser Verabredung gehen.“ Damit war für Nozomi das letzte Wort gesprochen. Sie mussten vorsichtig sein, denn noch einen Fehler durften sie sich nicht erlauben.
 

Erschöpft kam Suki nach Hause. Die Schule war seit einem Monat Kräfte zerrender als gewohnt. Es war seltsam, aber vielleicht lag es auch an ihrer Entscheidung der Erde treu zu bleiben. Sie hatte hier Freunde gefunden, ein Leben, das erstrebenswert war.

„Da bist du ja, Suki.“

Verwundert sah sie auf, als Yumi sie ansprach. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihre Freundin und Mitbewohnerin schon so früh zu Hause sein würde. Das war ungewöhnlich, weswegen sie Yumi misstrauisch ansah. Entweder hatte ihre Freundin nun ein Attentat auf sie vor oder sie war einfach zu misstrauisch. Eines von beiden traf auf jeden Fall zu.

„Du hast es also vergessen...“

Schmollend sah Yumi sie an, als sie ihr nun vorwarf, dass sie etwas vergessen hatte. Die Frage war nur, was es war.

„Mit dir...“, murmelte Yumi leise und nahm ein Geschenk, welches durch die Lehne der grauen Couch verdeckt war, hervor.

„Heute vor zwei Jahren, habe ich dich bei mir aufgenommen. Erinnerst du dich noch?“

Sukis Augen weiteten sich. Natürlich wusste sie das noch. Damals war sie ahnungslos auf die Erde gekommen, die eine Welt voller Wunder für sie gewesen war. Eine Welt, von der sie nicht wusste, wie sie in ihr überleben sollte, weil ihr die Regeln vollkommen fremd gewesen waren. Schließlich hatte sie Yumi getroffen, die sie einfach von der Straße entführt und aufgenommen hatte. Mit Freuden dachte sie an diese Nacht zurück. Sie war eine vollkommen Fremde gewesen und trotz allem hatte Yumi sie aufgenommen.

„Sind es wirklich schon zwei Jahre? Unglaublich. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Selbst heute frage ich mich, warum du mich anstandslos aufgenommen hast.“

Noch während Suki sprach, packte sie das Geschenk aus, welches Yumi ihr gereicht hatte. Irgendwie fühlte es sich nicht richtig an, denn sie hatte nichts für Yumi. Sie hatte ihre erste Begegnung einfach vergessen.

„Ich hoffe es gefällt dir.“

Unsicherheit klang aus Yumis Stimme, doch kaum als sie Sukis freudestrahlendes Gesicht sah, war diese Unsicherheit wie weggeblasen.

Suki konnte nicht glauben, dass sich Yumi wirklich noch an dieses Buch erinnerte. Es war eine Neuausgabe von dem Exemplar, was sie als erstes auf der Erde gelesen hatte. Damit hatte ihre Liebe zur Literatur begonnen und ihre Liebe für die Erde. Ihre Ausgabe war damals so abgegriffen gewesen, dass sie in Tränen ausgebrochen war, als diese zerfallen und nicht mehr lesbar gewesen war. Doch nun, hatte sie genau dieses Werk wieder.

„Ich habe dieses Buch wirklich sehr vermisst...“, wisperte Suki und drückte es an sich. Endlich konnte sie das Märchen von Dornröschen in allen möglichen Varianten lesen. Endlich, nach einer so langen Ewigkeit.

„Danke, Yumi.“

Es war seltsam, sie konnte es nicht kontrollieren, dass ihr Tränen der Freude über die Wange liefen. Für viele wäre das hier nur ein Buch gewesen, doch für Suki war es der letzte Grundstein den sie gebraucht hatte um sich sicher zu sein, dass sie auch in Zukunft auf der Erde leben würde, zusammen mit Yumi.
 

Das Licht der Erde war wirklich unerträglich hell. Der Tag kam und kam immer wieder und das störte Erebos. Noch mehr störte sie Discordia, die kichernd vor einem technischen Spielzeug der Erdlinge saß.

„Und dann noch eine Brise davon. Das wird wirklich wunderbar!“

Genervt verdrehte Erebos die Augen. Egal was Discordia plante, es war nichts Gutes. Immerhin hatte sie es geschafft, dass die Sailor Krieger der Erde misstrauisch gegenüber den Kämpfern Kinmokus waren. So konnten sie sich in aller Ruhe um die Mondprinzessin kümmern. Dennoch...

Misstrauisch sah Erebos zu Discordia. Sie traute ihr nicht. Man müsste wohl naiv oder wahnsinnig sein, um der Zwietracht sein aufrichtiges Vertrauen zu schenken.

„Was planst du jetzt schon wieder?“

Auch wenn Erebos ahnte, dass die Antwort, die Discordia ihr geben würde, sie nicht zufrieden stellte, wollte sie nicht gänzlich unwissend bleiben. Vielleicht hatte Discordia ja doch einmal einen lichten Moment und gab ihr eine passable Antwort.

„Die endgültige Trennung der Sailor Krieger. Sie sind auch nur Mädchen mit Schwächen und schönen Wünschen. Ich werde zwar mehr als einen goldenen Apfel brauchen, aber das Ergebnis wird sich lohnen. Ich liebe diesen Planeten. Es ist so einfach~“

Sie kicherte geheimnisvoll und tippte angeregt auf ihrem Spielzeug herum. Es war genau so, wie es Erebos sich gedacht hatte. Die Frage hätte sie sich sparen können, doch umso misstrauischer war sie nun. Was auch immer Discordia plante, sie musste aufpassen, sonst fiel ihnen die Zwietracht noch in den Rücken.
 

Setsunas Finger verkrampften sich um ihren Stift. Sie spürte, dass Raum und Zeit sich immer mehr verzerrten. Das war nicht gut. Schließlich hatte sich die letzte Verzerrung, verursacht durch Usagis und Mamorus Trennung, immer noch nicht begradigt. Auf einmal gab es so viele Möglichkeiten für eine alternative Zukunft, dass nicht einmal Setsuna sagen konnte, welchen Weg die Gegenwart einschlagen würde. Doch in jeder dieser Varianten, gab es einen Schatten und die Tatsache, dass Sailor Moon nicht mehr existierte. Egal welche Zukunft sie erwartete, fest stand nur, dass Sailor Moon alias Prinzessin Serenity, nicht mehr sein würden. Ihre Zukunft sah somit in jeder ihrer Möglichkeiten düster aus.

„Setsuna-Mama?“

Setsuna erschrak, als sie Hotarus Stimme vernahm. Sie hatte nicht gehört wie die Tür geöffnet worden war, so dass sie Hotaru verwirrt ansah.

Besorgt blickte Hotaru zu ihr. Es war immerhin nicht das erste Mal, dass sie in letzter Zeit so abwesend gewesen war. Wie hätte sie das auch vor Hotaru geheim halten sollen, wenn sie einander jeden Tag sahen, weil sie, gemeinsam mit Michiru und Haruka, zusammen lebten.

„Hast du vergessen, wir wollten nach der Schule einkaufen.“

Nach der Schule? Verwundert sah Setsuna auf ihre Armbanduhr. Die Schule war wirklich schon vorbei. Das hatte sie gar nicht mitbekommen. Sie war vollkommen abgelenkt gewesen.

„Schon so spät... Also schön, Schluss für heute.“

Setsuna erhob sich von ihrem Platz und zog ihren weißen Kittel aus. Erst einmal würde sie aufhören über die Zukunft nachzugrübeln. Am Abend aber, würde diese ungewisse Zukunft das Thema vor ihr und ihren Gefährtinnen werden.
 

Seiya hatte sie um ein Date gebeten. Usagi konnte es immer noch nicht glauben. Es wäre ihre erstes Date seit der Trennung von Mamoru. Wenn sie ehrlich war, freute sie sich sogar darauf. Seiya war mehr als das war die anderen Mädchen von ihm sahen. Auch wenn sie nicht viel über ihn wusste, sah sie Seiten bei ihm, die anderen verborgen blieben.

„Usagi?“

Ihr Blick glitt zu Luna, die wie üblich durch das Fenster ihr Zimmer betrat. In letzter Zeit war sie nicht mehr oft bei ihr gewesen. Wenn Usagi es recht bedachte, schien Luna sich von ihr fernzuhalten, seit sie wusste, dass Usagi es ablehnte ihre vergangene Prinzessin des Mondes und damit Sailor Moon zu sein.

„Luna! Wie geht es dir?“

Sie lächelte, denn wenn sie ehrlich war, vermisste sie die Katzendame, wenn sie nicht täglich bei ihr war. Früher hatte sie Lunas Gezeter als nervig empfunden, doch mittlerweile...

„Mit geht es gut. Ich bin hier, um mit dir zu reden, Usagi.“

Wie sehr sie diesen Satz doch fürchtete. Damals bei Mamoru, war nichts gutes dabei herausgekommen. Dennoch, sie musste sich dem stellen, denn danach würde sich klären, wie ihr Leben nun weiter verlaufen würde.

„Du willst nicht mehr Sailor Moon sein, oder?“

Usagi hatte einen Kloß im Hals. Für sie war klar, dass sie nicht mehr Sailor Moon sein wollte, wenn dies gleichbedeutend damit war, dass sie auch Serenity sein musste. Sie war Usagi Tsukino und niemand anderes. Das sollte auch in Zukunft so sein.

„Nein, Luna. Ich werde nicht mehr Sailor Moon sein. Es tut mir wirklich leid.“

Wenn Usagi ehrlich war, hatte sie schon ein schlechtes Gewissen. Als Usagi hatte sie drei Jahre lang die geheime Identität als Sailor Moon bewahrt, doch irgendwann musste das aufhören.

„Du musst dich nicht entschuldigen, Usagi. Du hast mehr als genug für die Erde getan und auch du hast es verdient ein normales Leben zu führen.“

Vorsichtig hob Usagi Luna auf ihre Arme und drückte sie sanft an sich. Luna war mehr als ein Haustier, wie es für viele nach außen hin schien, sondern auch eine Freundin, die sie von Anfang an auf ihrem Weg als Sailor Moon begleitet hatte. Dennoch kam in Usagi die Frage auf, ob es fair war die anderen weiter kämpfen zu lassen. War es fair, dass sie sich weiterhin übermenschlichen, galaktischen Gefahren aussetzten?

„Mach dir keine Sorgen, Usagi.“

Sanft leckte Luna über Usagis Wange. Etwas, dass sie selten tat, weil sie sprechen und sich damit verständigen konnte. Doch diese Geste sagte in diesen Moment viel mehr aus, als es Worte vermochten.

„Sie werden sich um die Sicherheit der Erde kümmern, weil sie sich dazu entschieden haben. Mach dir keine Sorgen.“

Dankbar rang sich Usagi ein Lächeln ab. Ja, ihre Freundinnen waren stark. Sie brauchten Sailor Moon wahrscheinlich nicht so sehr, wie Sailor Moon sie gebraucht hatte.

„Danke...“, flüsterte sie leise und küsste Luna zärtlich auf die Stirn, wo die Mondsichel zu sehen war. Auch wenn ihre Entscheidung bedeutete, dass sie sich von ihren Freundinnen entfernte, so war das doch der Beginn eines neuen Lebensabschnittes. Kuraiko war der beste Beweis dafür.
 

Es war ein seltenes Bild ihre Mitschüler so angeregt miteinander reden zu sehen. Zumindest für Usagi, die meist solche Diskussionen verschlief.

„Usa-chan!“

Lächelnd sah Usagi zu Kuraiko, die auf sie zugelaufen kam. Sie schien gar nicht von dem Klatsch und Tratsch ihrer Mitschüler beeinflusst, sondern lief geradewegs auf Usagi zu, als wäre sie der Mittelpunkt ihres Lebens.

„Kura-chan, guten Morgen. Was ist denn hier los?“

Da Kuraiko augenscheinlich schon länger vor Ort war, musste sie wissen, worüber alle so eifrig diskutierten.

„Es geht um Sailor Moons verschwinden. Alle fragen sich, wer von den verbliebenen Sailor Kriegerinnen ihren Platz einnehmen soll.“

Ein dicker Kloß machte sich in Usagis Hals breit. Sie wusste, dass ihre Entscheidung nicht nur positiv sein würde, doch dass solche Probleme aufkamen, hatte sie niemals bedacht.

„Was redest du denn da? Natürlich ist Sailor Venus die beste Wahl. Sie ist nicht nur erfahrener als die anderen, sondern auch von Beginn an die Anführerin gewesen. Wer soll da bitte besser geeignet sein?“

„Das ist doch eindeutig! Sailor Merkur. Sie ist nicht nur hübsch, sondern auch noch klug. Ohne sie hätte Venus nie einen Plan auf die Reihe bekommen und die Kriegerinnen koordinieren können.“

„Und das kann Merkur auch nur, weil Mars genug spirituelle Kraft besitzt. Immerhin ist sie es, die jede Gefahr spürt, bevor sie passiert und die Feinde mit brennender Leidenschaft bekämpft.“

„Rede doch nicht so einen Unsinn! Besäße Mars wirklich soviel Weitsicht, wäre dieser Vorfall bei dem Konzert der Three Lights nicht passiert. Nur dank Jupiters Kraft konnte schlimmeres verhindert werden. Also ist es eindeutig Jupiter, die Sailor Moons Platz einnehmen wird!“

Das war alles so falsch. So unglaublich falsch und Usagi schien wirklich die Einzige zu sein, die das wusste und verstand. Sie, als Sailor Moon, hätte niemals durch gehalten, wenn ihre Freundinnen nicht gewesen wären. Jede von ihnen hatte ihren Teil zur Rettung beigetragen und war an ihrem persönlichen Feind gewachsen.

„Mach dir keine Sorgen, Usa-chan. Egal wer es wird, die Erde ist mit Sicherheit in guten Händen. Wir beide können also unbesorgt unser Leben genießen.“

Wie gerne hätte Usagi Kuraiko geglaubt. Doch sie machte sich auch Sorgen um ihre Freundinnen, die nun die Last dieser Welt auf ihren Schultern trugen. Aber sie waren ja nicht alleine, sie hatten immerhin einander.
 

„Wir wissen alle, dass keiner von uns das Mondgesicht ersetzen kann.“ Ernst sah Haruka zu den Inner Senshis, die soeben mitgeteilte hatten, dass sie Usagi nicht weiter in die Kämpfe hineinziehen wollten. Haruka und Michiru schienen darüber alles andere als begeistert zu sein. Sie sahen diese Situation realistischer.

„Usa-chan hat aber mehr als genug getan. Egal ob gegen Metaria, Black Moon, Pharao 90 oder den Dead Moon Circus. Sie hat immer wieder ihr Leben riskiert, also hat sie auch das Recht ein normales Leben zu führen.“

Entschlossen sah Minako ihre Senpai an. Egal was die beiden sagten, Usagi hatte ihr neues Leben verdient. Sie und die anderen Mädchen hingegen würden weiterkämpfen und die Erde, zusammen mit Usagi, beschützen.

„Wir können das nicht einfach nach belieben entscheiden. Eine Kriegerin zu sein ist unser Schicksal, das wir seit dem Tag haben, an dem wir unsere Kräfte entdeckt haben. Sie kann nicht einfach vor diesem Schicksal davon laufen.“

Minako wusste das. Sie wusste es und doch wollte sie das nicht einfach so akzeptieren. Viel zu oft hatte sie mit der Angst gelebt Usagi zu verlieren. Viel zu oft hatte die Macht des Silberkristalls Sailor Moon dazu getrieben, alle Verantwortung auf ihrer Schulter zu tragen.

„Das mag sein, aber wir können sie nicht zwingen Sailor Moon zu sein. Vor allem dann nicht, wenn sie Angst hat sich selbst dadurch zu verlieren! Wir haben diese Entscheidung als Usa-chans Freunde getroffen nicht als Leibwächter der Prinzessin.“

Egal was Haruka und Michiru sagen würden, der Entschluss der Inner Senshis stand fest.

„Rei ist auch eurer Meinung? Obwohl sie den düsteren Schatten über unser aller Zukunft gesehen hat?“

Rei war Michirus letzte Hoffnung die Anderen zur Vernunft zu bringen. Nach dem Gespräch mit Setsuna und der Entscheidung ihrer Kouhei, fürchtete sie die Zukunft nun noch mehr.

„Auch wenn ich die Schatten gesehen habe, bin ich ebenfalls ihrer Meinung.“

Erschrocken wandten sich Haruka und Michiru zu der Tür, die weg von dem Dach führte. Da stand sie, Rei Hino in der Uniform der Juuban High School. Ihr Blick war ebenso entschlossen wie der der Anderen und zeigte nur noch deutlicher, dass sie es ernst meinte.

„Ich kann eure Argumentation ja verstehen, aber glaubt ihr wirklich, dass wir ohne Sailor Moons Kräfte gegen Gegner wie Nehelenia oder Pharao 90 bestehen können?“

Ein kurzer Zweifel blitzte in den Augen der Inner Senshis auf, doch er schwand genauso schnell wie er aufgekeimt war. Egal was kam, die Entschlossenheit der Kriegerinnen konnte höchstens einen kurzen Augenblick erschüttert werden.

„Also schön, dann sind wir-“

Sie war kurz davor nachzugeben, als plötzlich ein Sturm aus Rosenblättern aufkam. Verwirrt sahen die Kriegerinnen auf und erkannten eine Silhouette inmitten des Sturmes. Bevor sie jedoch realisieren konnten, was genau mit ihnen geschah, war alles vorbei.
 

Besorgt sah Usagi zu den leeren Sitzplätzen ihrer Freundinnen. Vor dem Unterricht waren Haruka und Michiru gekommen um mit den Mädchen zu reden. Ursprünglich hatte sie mit gehen wollen, doch Minako hatte sie daran gehindert. Es war ein deutliches Zeichen gewesen, dass sie nicht bei solchen Gesprächen dabei sein sollte, da sie nur noch ein normales Leben führen wollte. Es betraf sie einfach nicht mehr, wenn das Thema die Sicherheit der Erde war.

Dennoch, es sah ihnen nicht üblich wegen so einem Gespräch zu spät zum Unterricht zu kommen. Vor allem Ami nicht. Etwas stimmte nicht und es war egal, ob sie Sailor Moon, Prinzessin Serenity oder sonst wer war, sie machte sich Sorgen.

„Mizuno-san, Kino-san und Aino-san sind nicht da. Hat jemand etwas von ihnen gehört, oder sie gesehen?“

Es war klar, dass ihr verschwinden nicht unbemerkt bleiben würde. Schon gar nicht wenn die halbe Klasse die fehlenden Mitschüler gesehen hatte.
 

Sie waren den ganzen Unterricht lang nicht erschienen. Besorgt hatte Usagi die Mittagspause mit Kuraiko abgesagt und entschieden ihre Freundinnen zu suchen. Ihr erster Weg hatte sie auch direkt zum Dach geführt. Da lagen sie, ihre Freundinnen, bewusstlos auf dem kalten Boden.

„Mädchen!“

Angst machte sich in Usagi breit. Mit einem Anflug von Panik lief Usagi zu ihren auf dem Boden liegenden Freundinnen. Sie fragte sich was passiert war, denn selbst für sie erschien die Wahrscheinlichkeit gering, dass sechs Mädchen auf einmal zusammenbrachen.

Hilflos sah sich Usagi um. Was sollte sie nur tun? Sie musste Hilfe holen, allerdings konnte sie die Mädchen auch nicht alleine lassen. Es war ärgerlich, dass sie kein mobiles Telefon hatte. Vor allem jetzt.

„Kommen sie so schnell wie möglich zur Juuban High School. Sechs Schülerinnen sind bewusstlos. Ja, wer werden erste Hilfe leisten, bis sie eintreffen.“

Verstört sah Usagi auf und erkannte Seiya, der sich ihr vollkommen ruhig näherte, während er am Handy mit jemanden, vermutlich dem Notruf, sprach.

„Der Puls ist normal, dennoch sollten sie sich beeilen. Wir warten hier.“

Tränen der Erleichterung liefen Usagi über die Wangen. Seiya war da. Er war da. Gerade jetzt, als sie jemanden brauchte, war er da. Gerade jetzt, als sie nicht wusste, was sie tun sollte.

„Seiya...“

Sie fand keine Worte für seine Hilfe. Die brauchte sie auch nicht. Nicht bei Seiya der sie fast immer ohne Worte verstand.

„Keine Sorge, es wird alles gut, Schätzchen.“
 

In kürzester Zeit war Usagi schon wieder im Krankenhaus und erneut hatte sie das Gefühl, dass es ihre Schuld war. Ihre Schuld, weil sie einfach nicht akzeptieren wollte, dass sie Serenity war und auch sein würde. Würde dass nun immer so sein? Musste sie auch in Zukunft ihre Freunde hier besuchen, weil sie nicht mehr Sailor Moon war?

„Usa-chan?“

Schwach drang die Stimme Minakos an Usagis Ohr. Sie hatte die ganze Zeit bei ihren Freundinnen gewacht und nur auf diesen Moment gewartet.

„Mina-chan! Ist alles in Ordnung? Wie fühlst du dich?“

Erleichterung machte sich bei Usagi breit. Immerhin wachten sie wieder auf, das war gut.

„Wo bin ich?“

Verwirrt setzte sich Minako auf und sah sich im Krankenzimmer um. Sie bemerkte ihre drei Gefährtinnen, doch sagte nichts.

„Im Krankenhaus. Ihr lagt alle bewusstlos auf dem Schuldach. Was ist passiert, Mina-chan?“

Sie wollte unbedingt wissen was geschehen war, immerhin waren da draußen noch die vier fremden Sailor Krieger die eine vermeintliche Bedrohung darstellten. Usagi malte sich bereits aus, dass sie es gewesen waren, doch sie wollte auch nicht zu vorschnell urteilen. Sie musste um jeden Preis erfahren, was Minako wusste.

„Was passiert ist?“

Nachdenklich sah Minako aus dem Fenster. Sie wusste es nicht mehr. Sie erinnerte sich nur noch an das Gespräch mit Haruka und Michiru und dann... Was war danach passiert?

„Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß, dass du dir keine Sorgen machen musst. Ich werde die Erde an deiner Stelle beschützen.“
 

Seiya hatte Usagi ins Krankenhaus begleitet und war im metaphorischen Sinne nicht mehr von ihrer Seite gewichen. Usagi brauchte nun eine starke Schulter und Seiya wollte ihr diese bieten.

Es war die zweite Dose Wasser, die geräuschvoll aus dem Automaten fiel. Eine hatte sie sich selbst gezogen, die andere war für Usagi, die seit einer geschlagenen Stunde nichts getrunken hatte. Wenn sie jetzt nicht auf Usagi aufpasste, würde sie vor lauter Sorge zusammenklappen. Das durfte Seiya nicht zulassen.

„Seiya Kou...?“

Sie war gerade auf dem Weg zum Zimmer von Minako und den anderen gewesen, als sie eine bekannte Stimme hinter sich vernahm und inne hielt. Sie wusste genau, welches Zimmer hinter ihr lag und wer sie rief.

„Das kommt ganz darauf an, wer mit mir sprechen will“, erklärte sie und drehte sich zu Haruka Tenno um, die gehüllt in einem Krankenhaus Kittel vor ihr stand. Seiya wahrte ihre Haltung und grinste Haruka an, obwohl sie durch Nozomi wusste, dass diese Frau gefährlich war.

„Haruka Tenno... Ich erinnere mich. Sie haben zusammen mit Michiru Kaiou auf unserem Konzert gespielt. Ihr Stil gefällt mir, sie spielen wie der Wind.“

Innerlich war Seiya von sich selbst überrascht. Sie hätte nie gedacht, dass sie so ruhig und unwissend spielen konnte und das auch noch so überzeugend.

„Wieso schmeißt du dich so an Usagi ran?“

Es verwunderte Seiya nicht, dass Haruka nicht auf sie ein ging. Ihr Misstrauen war stark genug um jedes ihrer Worte zu ignorieren. Sie sah in Seiya nur den Feind.

„Ich schmeiße mich nicht an sie ran. Das ist gar nicht meine Absicht. Ich bin einfach gerne in ihrer Nähe und möchte sie wenn möglich besser kennenlernen.“

Es war keine Lüge mehr. Zu Anfang, als sie in Usagi ihre Prinzessin Kakyuu gesehen hatte, war es vielleicht eine gewesen. Doch jetzt wollte sie ihr nahe sein, weil sie Usagi mochte und zu einem Teil ihres Lebens werden wollte.

„Nur um es klar zu machen, halte dich von Usagi fern.“

Eine stumme Drohung schwang in Harukas Worten mit. Eine Drohung, die Seiya besser nicht auf die leichte Schulter nahm. Dennoch würde sie sich nicht von Usagi fernhalten. Nicht solange ihr Schätzchen das nicht ausdrücklich verlangte.

„Haruka!“

Wenn man vom Teufel sprach. Beide wandten sich zu Usagi, die ihnen mit einem erleichterten Lächeln entgegen gelaufen kam. Glücklich umarmte sie ihre Freundin. Vorsichtig, denn mit Sicherheit war Haruka, genauso wie Minako, noch nicht wieder bei vollen Kräften.

„Ein Glück, es geht euch allen gut.“

Tränen der Erleichterung liefen über Usagis Wangen. Tränen die Haruka ihr wegwischte. Haruka, die Seiyas Schätzchen im Arm hielt, obwohl sie gerne an ihrer Stelle gewesen wäre. Haruka, die Seiya einen Blick zuwarf, der ihr sagte, dass sie nicht mehr weiter gebraucht wurde.
 

Das sie die Einkäufe nach der Schule erledigte, war doch das mindeste, was Suki tun konnte. Es war ihre Aufgabe geworden, dafür zu sorgen, dass der Kühlschrank niemals leer wurde. Ob das heute aber eine gute Idee gewesen war? Suki zweifelte daran. Ihre Gedanken waren immer wieder bei Haruka und Michiru, die beide mit dem Krankenwagen abgeholt worden waren. Niemand wusste, was passiert war, doch Suki ahnte, dass es nichts Gewöhnliches war.

In Gedanken versunken, lief Suki den gewohnten Weg nach Hause. Diese ganze Situation kam ihr bekannt vor und verdeutlichte nur noch mehr, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.

„Entschuldige...“

Erschrocken zuckte Suki zusammen und sah zu der Gasse, aus der die Stimme gekommen war. Sie war ihr genauso vertraut wie die Person, die sie erblickte. Hatte man sie doch erkannt? Wusste man um ihr Geheimnis?

„Du hast deine Kräfte durch deine letzte Reise scheinbar verloren. Dann wirst du das hier brauchen.“

Man hatte sie also wirklich erkannt und doch schien man nicht darauf aus zu sein, sie vernichten zu wollen. Das war seltsam, denn statt dessen legte man ihr ein Amulett auf die Einkaufstüte. Es hatte die Form einer Rose, die aus roten und schwarzen Edelsteinblättern bestand. Ein machtvolles Glitzern ging von diesem Amulett aus. Eine Macht, die Suki schon seit langer Zeit nicht mehr gespürt hatte.

„Wir brauchen dich, Eros. Das ist unser Friedensangebot, wenn du zu uns zurückkommst. Wenn du dich für uns entscheidest, benutze das Amulett und kehre zu uns zurück.“

Suki sah auf das Amulett. Es hatte eine finstere Ausstrahlung und doch war es für sie ein Friedensangebot.

„Überleg es dir“, wisperte ihr Gegenüber, bevor sie in der Finsternis verschwand.
 

Der Vorfall lag Suki quer im Magen und sie sah auf das Amulett, welches sie vor sich auf den Tisch gelegt hatte.

„Das ist aber ein schönes Schmuckstück. Wo hast du das denn gekauft?“

Erschrocken griff Suki das Amulett und packte es schnell aus Yumis Sichtfeld. Doch zu spät, denn sie hatte es ja bereits gesehen.

„Es war ein Geschenk... Von jemanden aus meiner Vergangenheit.“

Suki bekam einen Kloß im Hals. Mit diesem Amulett hatte sie wieder diese Macht aus alter Zeit. Allerdings war es nicht ganz ihre Macht. Seit sie auf die Erde gekommen war, hatte sie ihr Armband, in dem alle ihre Kräfte ruhten, nicht mehr gesehen. Zumindest erinnerte sie sich nicht daran, es noch am Handgelenk getragen zu haben, als sie die Erde betreten hatte. Bis zum heutigen Tag hatte sie es auch nicht vermisst, denn diese Kraft des Armbandes, wäre nie nötig gewesen, um den Planeten zu verlassen. Ihre Kraft, ruhte schließlich immer noch in ihr. Das Armband war lediglich dazu da, ihr volles Potential zu aktivieren.

„Heißt das, du gehst wieder zurück nach Hause?“

Etwas trauriges lag in Yumis Stimme, als sie diesen Gedanken, Suki wieder ziehen zu lassen, in Erwägung zog. Es fiel ihr schwer, sich von ihrer Mitbewohnerin zu trennen, die ihr so etwas wie eine Freundin und Familie gleichzeitig geworden war.

„Ich weiß nicht... Ehrlich, Yumi. Du bist mir so unglaublich wichtig geworden, aber die Anderen sind meine Familie. Dennoch, ich traue ihnen nicht. Andererseits, Blut ist dicker als Wasser.“

Suki war sich wirklich nicht sicher, was sie tun sollte. Sie wusste immerhin, dass sie der Welt den Todesstoß geben würde, wenn sie dieses Amulett nutzte und ihrer Familie half. Allerdings, vielleicht konnte sie dann etwas gegen das Unheil unternehmen, wenn sie sich ihnen anschloss. Vielleicht konnte sie Nyx überzeugen, die Erde zu verschonen und Yumi so beschützen.

„Suki, mach dieses Sprichwort nicht zu deinen Fesseln. Nur weil die Anderen deine Familie sind, heißt es nicht, dass das was sie tun von dir gut geheißen werden muss. Auch Familie macht Fehler. Unverzeihliche, aber du kannst immer etwas dagegen tun. Allerdings darfst du nicht wegsehen.“

Yumi erhob sich von ihrem Platz und ging in Richtung ihres Zimmers. Suki wusste, dass sie Recht hatte, doch gleichzeitig wusste sie nicht, was sie tun sollte.

„Vergiss nicht, Suki...“

Sie zuckte zusammen, als Yumi erneut neben ihr stand und sie ansprach. Sie hatte das Gespräch als beendet gesehen und daher nicht damit gerechnet, dass ihre Mitbewohnerin es doch noch fortführen wollte. Doch als Yumi ihre Hand nahm und ihr ein Armband ums Handgelenk machte, wusste sie, dass dieses Gespräch noch lange nicht vorbei war.

„Sie sind nicht die einzigen, die dein Geheimnis kennen. Als ich dich damals traf, wusste ich sofort wer du bist. Warum auch immer du dieses Schicksal auf deinen Schultern trägst, ich wollte nicht, dass du ein Leben voller Kämpfe lebst. Es mag naiv von mir gewesen sein, aber wir hatten Sailor Moon bei uns und damit sah ich für dich keinen Grund, warum du diese Last weiter tragen solltest. Ich wollte dir ein normales Leben zeigen, auch wenn mir klar war, dass du irgendwann wieder dein Schicksal annehmen musst.“

Yumi lächelte schwach. Ihre Worte klangen viel mehr danach, als wollte sie sich dafür entschuldigen was sie getan hatte. Sie hatte ihr das Armband kurz nach ihrer Ankunft genommen und damit auch jegliche Möglichkeit die Kriegerin von damals zu werden.

„Wenn du dein Schicksal annehmen musst, Suki, dann wähle bitte nicht das Falsche.“

Sanft gab Yumi Suki einen Kuss auf die Stirn. Mehr hatte Yumi nicht mehr zu sagen, denn es lag nun an Suki zu entscheiden. Sie war nur diejenige gewesen, die ihr diese Möglichkeit geben musste. Eine Möglichkeit alles vollständig zu überdenken.
 

Mit verschränkten Armen sah Erebos auf die sechs Rosen, die hinter jeweils einer Glaskuppel ruhten. Sie waren plötzlich aufgetaucht, was Erebos zeigte, dass dies ein Werk Discordias war.

„Sind sie nicht schön, meine Rosen der Zwietracht?“

Ein breites, verspieltes Lächeln lag auf dem Gesicht Discordias.

„Diese Rosen gehören zu sechs der irdischen Sailor Krieger. Mit jedem Blütenblatt das fällt, werden die Kriegerinnen sich mehr und mehr von einander trennen. Sie werden nicht merken, dass es geschieht, oder dass sie den Kampf gegen Nyx-sama verlieren. Sie werden so sehr mit sich beschäftigt sein, dass sie nicht merken, wenn wir dem Erdenwächter sein Hermera nehmen.“

Das Discordia mit weiter Voraussicht plante, wusste Erebos. Aber gerade das machte sie so bedrohlich. Nicht nur für die Erde, sondern auch für Nyx selbst.

„Du weißt also schon, wer der Wächter der Erde ist?“

Erebos wusste, dass sie diese Frage bereuen würde, immerhin hatte sie den Wächter selbst noch nicht gefunden. Zu Anfang hatte sie geglaubt, dass es Prinz Endymion war, doch diese Idee hatte sie verworfen. Das Leuchten, dass von ihm ausging, entsprang dem Goldkristall, aber nicht dem irdischen Hermera. Nicht einmal die Person die Sailor Moon war, besaß das Hermera, das sie suchten.

„Natürlich weiß ich das und es dauert nicht mehr lange, bis die ewige Nacht über die Erde einbricht. Überlass das also ganz mir.“

Es Discordia überlassen, das konnte Erebos nicht. Egal was Discordia wirklich plante, sie musste sie aufhalten.

„Sag mir einfach wer der Wächter ist und ich übernehme die Extraktion des Hermeras. Du kannst dich ja weiterhin um die Sailor Kriegerinnen kümmern.“

Ernst sah Erebos Discordia an, die diesen Blick erwiderte. Sie schien kurz darüber nachzudenken, doch schlussendlich schüttelte sie mit dem Kopf.

„Lehn dich einfach zurück und genieße die Show. Bald wird sogar ein verlorenes Mitglied unserer Familie die Bühne betreten.“

Erebos Augen weiteten sich. Ein verlorenes Mitglied ihrer Familie... Das konnte nur eine einzige Person sein.

„Steh mir einfach nicht im Weg, sonst wirst du es bereuen.“

Sie plante definitiv etwas. Wenn sie es bisher nicht sicher gewusst hatte, so war diese Drohung der endgültige Beweis dafür. Egal was Discordia vor hatte, Erebos würde es herausfinden und sie wusste schon genau, wen sie deswegen fragen würde.
 

„Sailor Klotho, Sailor Lachesis, Sailor Atropos! Ich weiß, dass ihr da seid. Kommt heraus!“

Erebos hatte sich soweit wie möglich zurückgezogen um die Kriegerinnen des Schicksals zu rufen. Discordia durfte es nicht mitbekommen, denn wenn sie im geheimen Pläne schmiedete, wollte sie das auch tun. Allerdings nur, wenn sie wirklich etwas gegen Nyx plante.

„Wieso rufst du uns?“

„Ja, wieso rief sie uns?“

Die Stimmen der Moiren erklangen hallend im leeren Raum. Wie üblich, denn die Kriegerinnen vermieden es ihre Gesichter öffentlich zu machen. Solange sie aber mit ihr sprachen, reichte ihr das.

„Ihr seht doch alles was war, ist und sein wird. Deswegen möchte ich wissen, was Discordia macht.“

Stille war es, die auf ihre Frage folgte. Hatten die Moiren entschieden zu schweigen oder waren sie sogar Teil von Discordias Plan? Immerhin konnte jeder, wenn er die Macht hatte, die Moiren befehligen, selbst wenn sie voneinander sagten neutral zu sein und nur dem Schicksal zu dienen.

„Die Zwietracht wird selbst die Nacht in Finsternis tauchen und die Finsternis wird ausgelöscht.“

„Sie beschwört Chaos um ewige Macht zu erlangen.“

„Selbst die silberne Perle konnte sie nicht aufhalten. Aber mit der Finsternis und ihrer Schwester wurde ein neuer Tag geboren.“

Kryptisch wie immer waren die Worte der Moiren. Doch etwas anderes war Erebos nicht gewohnt. Es reichte aber. Sie verstand, was die Moiren ihr sagen wollte und das war vollkommen ausreichend.

„Ich danke euch.“

Sie lächelte, denn nun hatte sie das nötige Wissen um Discordia und ihre wahren Pläne zu durchkreuzen.

„Warte!“ Lachesis Stimme erschallte und hielt Erebos davon ab zu gehen.

„Du wirst eine Armee brauchen. Die Sailor Krieger der Erde werden dir nicht helfen, denn die Zwietracht wird in ihren Herzen nisten.“

„Allerdings gab es vier Sterne, die kurze Zeit erwacht waren.“

„Ihre Herrin ist nicht mehr, aber sie haben die Kraft die du brauchst. Wecke sie aus ihrem Schlummer und du gehst einen Schritt näher auf den Sieg zu.“

Erebos wandte sich verwundert in die Richtung, aus der die Stimmen kamen. Die Moiren mischten sich sonst nie ins Schicksal ein, doch nun... Etwas schien im Schicksal nicht zu stimmen, so dass die Moiren sich dazu verpflichtet sahen, zu helfen. Wahrscheinlich war dies gut so und der Trumpf den Erebos brauchte um Nyx vor Discordia zu beschützen.

Allerdings verstand sie unter einer Armee etwas anderes als vier Krieger die im Augenblick noch schlummerten. Dennoch, wenn die Moiren ihr diesen Hinweis gaben, würde sie ihren Rat folgen und diese vier Krieger finden. Noch dazu musste sie ihr Schwester auf Erden finden und sie in ihren Plan einweihen. Nur dann war ihnen der Sieg über die Zwietracht gewiss.

„Ich danke euch erneut, ihr Kriegerinnen des Schicksals.“
 

Nachdenklich sah Nozomi in ihren Becher, der mit heißen Kaffee gefüllt war. Er schmeckte genauso bitter, wie sie sich fühlte und entsprach damit perfekt ihrer Gemütslage.

„Wieder Haruka und Michiru... Das ist nicht länger ein einfacherer Zufall...“, wisperte sie leise an sich gerichtet. Noch dazu waren wieder Usagis Freundinnen betroffen. Nein, etwas stimmte mit diesen Mädchen ganz und gar nicht.

Ernst sah Nozomi zu den Bildern der Sailor Krieger die sie auf ihrem Tisch liegen hatte, zusammen mit einigen umfassenden Informationen der Personen, die sie bereits für die Kriegerinnen hielt. Ihr war der Gedanke schon lange Zeit gekommen, doch immer mehr bestätigte sich ihre Theorie.

„Haruka Tenno und Michiru Kaiou waren beide auf dem Konzert. Ebenso wie Sailor Uranus und Neptun. Sie waren viel zu schnell da um einfach nur in der Nähe gewesen zu sein. Noch dazu sind sie uns sehr weit gefolgt, nicht dass sie bemerkt haben, wie wir in unsere zivile Gestalt geschlüpft sind. Das würde ihr Misstrauen erklären.“

Es war die logischste Erklärung, die Nozomi hatte und ihr gleichzeitig eine Schlussfolgerung dafür bot, warum diese beiden Mädchen sich mit normalen, durchschnittlichen High School Schülerinnen abgaben.

„Das heißt, diese vier sind ebenfalls Sailor Krieger. Ob Usagi Tsukino davon weiß... Oder...“

Nozomi nippte kurz an ihrem Kaffee. Es schien alles so logisch, allerdings war da immer noch die Frage, warum Usagi sich nicht in Sailor Moon verwandelt hatte. Sie war auch bei dem Konzert gewesen und doch hatten die Kriegerinnen ohne ihre Prinzessin gekämpft.

„Vielleicht irre ich mich auch...“

Ja vielleicht irrte sie sich auch. Aber wie wollte sie das überprüfen?

„Nozomi!“

Sie zuckte zusammen, als die Tür zu ihrem Zimmer so plötzlich aufgestoßen wurde. Sie sah zu Taiki und Yaten, zu denen dieses Verhalten so gar nicht passte. Es musste also etwas passiert sein und wenn sie richtig lag, hatte es etwas mit Seiya zu tun.

„Was ist passiert?“

Ihre Alarmglocken schrillten. Wenn es wirklich mit Seiya zu tun hatte, war ihre Sorge berechtigt. Seiya gelang es immer sich hitzköpfig in Dinge zu verrennen, die nicht sein mussten.

„Wir haben Meldung von Seiya erhalten. Die Mädchen verhalten sich seltsam. Es ist genau wie bei den Soldaten von Kinmoku.“

Erschrocken fuhr Nozomi hoch, als sie den Bericht Taikis hörte. Sie wusste was das bedeutete. Die Feinde infiltrierten bereits das Sailor Team der Erde. Das mussten sie verhindern.

„Wo ist Seiya?“

Sie brauchten einen Schlachtplan. Sofort, aber ohne Seiya konnten sie keine Gegenmaßnahmen ergreifen.

„Sie ist auf dem Weg.“

Innerlich atmete Nozomi über Yatens Worte auf. Immerhin so viel Weitsicht besaß ihr Sorgenkind. Gott sei dank.
 

„Auch wenn es nur dezent ist, ihr Verhalten hat sich verändert. Ihre Art zu reden. Abgesehen von Haruka Tenno und Michiru Kaiou.“

Ruhig hatte Nozomi dem Bericht Seiyas gelauscht. Sie war nun doch froh, dass Seiya in Usagis Nähe geblieben war, denn nur so hatten sie von der Veränderung gehört.

„Wir sollten sie also im Auge behalten. Taiki, du bist doch in Kino-sans und Mizuno-sans Clubs, oder?“

Ein Nicken kam von Taiki, was Nozomi nur verdeutlichte, dass sie die Lage richtig erkannt hatte.

„Yaten, du behältst Aino-san im Auge. Ich kümmere mich um Tenno-san und Kaiou-san.“

Es war das Beste, was sie in der Eile erdenken konnte. Immerhin war sie in derselben Jahrgangsstufe wie Michiru und Haruka. Damit blieb nur noch Seiya. Doch für sie hatte Nozomi eine besondere Aufgabe.

„Von Hino-san wissen wir nicht viel. Für gewöhnlich geht sie nicht auf die Juuban. Allerdings gibt es da eine Person, die vermutlich unseren Schutz brauchen wird.“

Auch wenn Nozomi keine Beweise hatte, sie durfte diese Möglichkeit nicht verwerfen.

„Seiya, ich will, dass du dich um Tsukino-san kümmerst. Ich vermute, dass sie die Mondprinzessin ist, die wir suchen. Damit ist sie ein potentielles Ziel des Feindes. Solange ihre Freundinnen, die der Wahrscheinlichkeit zufolge die irdischen Sailor Krieger sind, unter dem Einfluss des Feindes stehen, sind wir die einzigen, die sie beschützen können.“

Nozomi wusste wie wichtig Usagi für Seiya war. Selbst wenn sie das nicht bestimmt hätte, wäre Seiya nicht mehr von ihrer Seite gewichen. Sie war somit perfekt für diese Aufgabe.

„Du glaubst wirklich, dass Tsukino-san die Prinzessin ist, nach der wir schon die ganze Zeit suchen?“ Unglauben klang aus Yatens Stimme heraus. Etwas, das Nozomi ihr nicht verübeln konnte. Usagi schien so gewöhnlich, doch genauso hatte dieses Mädchen, das soviel Unheil über Kinmoku gebracht hatte, gewöhnlich gewirkt.

„Ausschließen können wir das nicht. Wir dürfen keine Möglichkeit wegen der zivilen Erscheinung ausschließen, sonst haben wir verloren.“

Selbst Yaten musste das klar sein. Allen war das bewusst. Schließlich war dies ihre letzte Chance Nyx zu besiegen und Kakyuu zusammen mit Kinmoku zu retten.
 

Ein Blick in ihren Spiegel verriet Michiru, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Diese Ohnmacht, die fehlenden Erinnerungen und nun das Gefühl, dass sie die Einzige war, die wusste, was richtig für Usagi war. War das wirklich noch sie?

Sanft strich sie über die flache Oberfläche des Spiegels. Etwas war passiert. Etwas das tief in ihrer Seele, oder ihrem Herzen ruhte und sie einzunehmen versuchte. Etwas, von dem sie wusste, dass es falsch war und von dem sie nicht ablassen konnte.

„Michiru-Mama?“

Ein zaghaftes Klopfen war ertönt, bevor Hotaru die Tür geöffnet und ihr Zimmer betreten hatte. Sie hielt ihre Geige mitsamt Bogen in der Hand und Michiru wusste sofort, was Hotaru von ihr erwartete. Eigentlich war sie viel zu müde für den Geigenunterricht, doch seit sie Hotaru bei sich aufgenommen hatte, hatte sie nie eine Stunde ausfallen lassen.

„Wie kamst du mit dem letzten Stück zurecht?“ Michiru legte ihren Spiegel zur Seite und lächelte Hotaru an. Die Kleine verzog wie gewohnt keine Miene. Zumindest in letzter Zeit lächelte sie weniger. Wie jeder von ihnen.

„Ich denke ich komme einigermaßen zurecht. Wenn du willst, spiele ich es für dich.“

Hotaru wusste, dass Michiru ihr darauf keine Antwort geben würde. Sie baute ohne ein weiteres Wort ihren Notenständer auf und legte ihre Partitur darauf. Es waren geübte Handgriffe, von denen Michiru glaubte, dass Hotaru sie bereits schneller durchführte als sie selbst. Wenn man es recht bedachte, war Hotaru in allen besser als sie. Sie konnte alleine die Erschaffung des Universums spielen. Sie konnte weiter in die Zukunft sehen als Setsuna. Ihre Noten waren die Besten der Schule und selbst als Kriegerin war sie mit nur halb erwachten Kräften wesentlich stärker als der Rest von ihnen. Egal wie sehr Michiru Hotaru liebte, sie fürchtete ihre Macht gleichzeitig. In Momenten wie diesen sogar noch mehr als gewohnt.

Der Klang der Geige ertönte, sanft und leise, doch mit jedem Ton nahm sie an Stärke zu. Ein Bild erschien vor Michirus Augen. Das Bild einer Rose unter einer Glaskuppel, die Stück für Stück verblühte.

Eine Warnung? Eine Vision der Zukunft? Oder war das doch etwas, dass die Gegenwart betraf?

„Hotaru, was willst du mir zeigen?“

Hotaru hielt in ihrem Geigenspiel inne und sah Michiru mit demselben Blick an, wie sie es als Sailor Saturn getan hätte.

„Etwas das in Haruka-Papas und deinem Herzen wächst. Hast du es nicht in deinem Spiegel gesehen?“

Da war er wieder, dieser Grund warum sie Angst vor ihr hatte. Sie hatte es gespürt und gewusst, ohne den Spiegel. Egal wie oft sie Hotaru ansah, sie wurde mit jedem Tag mächtiger. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis ihre vollen Kräfte erwachten. Was würde dann aus ihnen werden? Für wen würde sie die Sense des Schweigens schwingen?

„Es reicht für heute, Hotaru“, wisperte sie leise. Sie wollte Hotaru die nächsten Stunden nicht sehen, denn sie fürchtete, ihr sonst etwas unaussprechliches anzutun.
 

Der Blick der drei Kriegerinnen des Schicksals lag auf eine leuchtende, in Nebel gehüllte Kugel gerichtet. In ihr sahen sie, was seit Wochen auf der Erde vor sich ging.

>Und auch heute hat Sailor V wieder zu den Waffen gegriffen und den Geiselnehmer dingfest gemacht. Alle fragen sich, was aus dem Rest des Sailor Teams geworden ist, doch scheinbar hat sich die Gruppierung mit Sailor Moons Verschwinden aufgelöst.<

Missmutig beobachteten die Moiren Sailor Venus Tun. Doch nicht nur sie, sondern auch Yaten, die ihr auf Schritt und Tritt folgte. Genauso wie Mars, die aus sicherer Entfernung angriff um Venus zu beschützen.

„Ihre Rosen blühen und es entfernt sie weiter voneinander...“ Es schmerzte Lachesis das zu sehen, denn die düsterste Version ihrer aller Zukunft machte ihr Angst.

„Haben wir zu spät gehandelt?“ Klotho sah ihre Schwestern zweifelnd an. Die Tatsache, dass sie gehandelt hatten, hatte schon gegen jede ihrer selbst aufgestellten Regeln verstoßen.

„Das werden wir sehen...“, wisperte Atropos und strich mit der Hand über die Glaskugel, woraufhin die Szene zu Minako und Yaten wechselte, die beide ein ernstes Gespräch auf dem Dach führten.
 

Ernst sah Yaten zu Minako, die im Vergleich zu den letzten Wochen abgenommen zu haben schien. Sie wusste wieso das so war, denn sie hatte kaum Zeit noch genug zu essen und Yaten fürchtete, dass Minako sich verausgaben würde.

„Warum hast du mich hier her bestellt?“

Misstrauisch sah Minako zu Yaten. Sie hatte sich wirklich vollkommen verändert. Noch vor wenigen Wochen hätte sie sich nichts sehnlicher als dieses Treffen auf dem Dach gewünscht und nun war ihr Herz angefüllt von Misstrauen.

„Ich dachte du würdest dich mehr über so eine Einladung freuen, oder hat dein Herz sich bereits entschieden und deine Worte die ganze Zeit waren nicht mehr als eine Farce? Hast du in Wahrheit schon eine Person gefunden, für die du dein Leben lebst?“

Minakos Hände verkrampften sich. Natürlich gab es in ihrem Leben diese Person, für die sie alles gab. Sie hatte sich sogar schon zu ihrem Schutz als eben sie ausgegeben, noch bevor sie einander überhaupt gekannt hatten. Nur für sie übernahm sie auch ihre Mission, damit diese Person das Leben bekam, was sie sich wünschte. Ja, ihr Leben als Minako Aino war eine Tarnung, genauso wie ihr Verhalten. Alles an ihr war eine Fassade, ein Schauspiel, welches nicht viele erkannten.

„Du hast mich also durchschaut. Und wenn schon... Ja, es gibt bereits diesen Menschen in meinem Leben. Für diesen Menschen riskiere ich alles, selbst mein Leben wenn es sein muss.“

Ohne Erwartungen sah Minako Yaten an. Sie wusste nicht, dass Yaten diese Gefühle ebenfalls kannte. Das Gefühl, nur für eine Person zu leben, ihr das eigene Leben zu widmen und dabei alle anderen, eigenen Bedürfnisse zu vergessen und hinten anzustellen. Jede Kriegerin trug dieses Schicksal auf ihren Schultern, vor allem wenn eine Prinzessin damit in Verbindung stand. Sie hatten nur die Chance in einer Traumwelt zu leben. In einer Lüge, die nach Außen hin wie die Wahrheit wirken musste. Auch hier auf der Erde mussten sie eine Lüge leben. Selbst als Kriegerinnen waren sie dank ihrer Feinde in eine ungewollte Rolle gedrängt worden.

„Wenn ich dir bei deiner Lüge helfe, hörst du dann auf, dein Leben leichtfertig wegzuwerfen?“

Yaten war mit ausgestreckter Hand auf Minako zugegangen, doch sie hielt in ihrer Bewegung inne, als eine Tarotkarte zwischen ihnen vorbei sauste und im Boden zum stecken kam.

„Eben weil wir jemanden haben für den wir leben, brauchen wir auch keine Männer. Das schließt auch dich ein.“

Yaten hätte es sich ja denken können. Egal wo Minako war, war Rei Hino nicht weit.
 

Die Moiren schüttelten seufzend den Kopf. Die Saat Discordias keimte wirklich ausgezeichnet, was irgendwie kein Wunder war. Jeder von ihnen hatte dank ihrem Wunsch, Sailor Moon zu entlasten, den perfekten Nährboden geliefert.

„Wie wird es bei den anderen Kriegerinnen aussehen?“ Atropos strich über die Glaskugel, die sofort die Bilder der anderen Kriegerinnen zeigte. Ami saß alleine in der Bibliothek, versunken in einem Astrologie- und gleichzeitig einem weiteren Mythologiebuch. Augenscheinlich forschte sie nach, hinter was ihre vermeintlichen Gegner her waren. Makoto hingegen trainierte bis zum Umfallen um stärker zu werden. Stück für Stück entfernten sie sich, ohne von ihrem Fluch zu wissen.

„Und wie sah es bei den anderen Beiden aus?“ Klotho sah zu ihrer Schwester, die erneut über die Glaskugel strich um die Bilder zu wechseln und hielt bei Seiya, Usagi und Haruka inne. Eine bedrohliche und explosive Mischung, das wussten die Moiren. Eine Mischung, die durch Discordias Fluch nur noch bedrohlicher wurde.
 

Es war zu früh, definitiv zu früh, das wusste Seiya als sie vor Usagis Haus stand. Doch Nozomi hatte ihr einen klaren Auftrag gegeben. Sie durfte Usagi nicht mehr aus den Augen lassen. Sie frühs abzuholen, am Nachmittag nach Hause zu bringen und mit ihr gemeinsam die Mittagspause zu verbringen, ja das war jetzt ihr Job.

„Ob es zu weit geht von ihrem Bento zu probieren?“

Seiya schüttelte eilig den Kopf. Nein, das ging wohl zu weit, wobei sie nichts dagegen hätte mit Usagi etwas mehr als nur freundschaftlich zu sein.

„Seiya?“

Kaum dass Seiya Usagis Stimme hörte, stieß sie sich von der Wand ab und sah ihr Schätzchen lächelnd an. Sie wirkte nicht krank und gut genährt, was man wahrscheinlich auch Kuraiko verdankte, die Usagi immer wieder mit Bentos versorgte.

„Gehen wir gemeinsam zur Schule?“ Lässig hatte Seiya sich die Schultasche über die Schulter geworfen und lächelte Usagi an. Es sollte nicht zu auffällig wirken, immerhin hatte sie ihr Schätzchen auch am Tag zuvor nach Hause gebracht.

„Deine Anwesenheit ist nicht nötig.“

Seiyas Lächeln erstarb, als sie die Stimme Harukas hörte, die gleich hinter Usagi aus deren Haus kam. Bedrohlich blitzte die Ältere ihr entgegen und drückte wortlos etwas aus, von dem Seiya genau wusste, was sie ihr sagen wollte.

'Halte dich von Usagi fern.'

Seiya hatte diesen Spruch so satt, denn Haruka stand ihr damit im Weg. Wie sollte sie auf die Mondprinzessin, oder viel mehr auf Usagi aufpassen, wenn man sie am liebsten zum Ende der Welt schicken wollte?

„Du kannst gehen!“, setzte Haruka nach und verengte bedrohlich die Augen. Ihre Hand glitt in die Jackentasche der Uniform, bereit etwas zu benutzen von dem Seiya wusste, was es war. Haruka griff schließlich, zumindest laut Nozomi, häufiger zu diesem Gegenstand, der sie zu Sailor Uranus machte. Das wollte sie nicht riskieren. Oder viel mehr durfte sie das nicht.

„Ich hab schon verstanden. Wir sehen uns später, Schätzchen.“

Auch wenn es Seiya störte, der Rückzug war die einzigste und wohl auch klügste Option.
 

Ein erleichtertes Seufzen kam über Klothos Lippen. Immerhin waren die von ihnen gesandten Kriegerinnen bei klarem Verstand.

„Und die letzte Rosenträgerin?“

Lachesis sah zu Atropos die nickend ein letztes Mal das Bild in ihrer Glaskugel änderte.

Das Bild von einer verzweifelten Michiru Kaiou, die sich in ihrem Zimmer verbarrikadiert hatte. Den Talisman fest umklammert, dennoch den Blick in den Spiegel meidend.

„Sie vergeht in Agonie und Angst. Dabei blüht ihre Rose am schwächsten.“

Nachdenklich sahen sie sich die Szene an. Auf der anderen Seite stand Hotaru Tomoe, wild an die Tür klopfend.

„Welche Zukunft wird sie wohl gehen?“

Besonders Atropos, die alle Varianten der neuen Zukunft kannte, war gespannt, denn im Bezug auf Michiru gab es eine gute und eine viel schlechtere.

„Und wir haben wirklich nichts unternommen?“

Zweifelnd sah Klotho zu ihrer Schwester, die den Kopf schüttelte. Nein sie hatten nie etwas getan und sie würden nichts tun, denn mit dem was sie bereits taten, war genug Einfluss geschehen.
 


 

Die Nachricht über die veränderte Zukunft waren bis in Elysion vorgedrungen und hatten Helios, dessen Herz an der kleinen Lady gehangen hatte, in tiefen Kummer gestürzt. Warum eigentlich? Sollte er nicht glücklich sein, solange sein edler Herr, Prinz Endymion lebte? Nun die Liebe war wirklich unergründlich.

„Helios-sama!“

Müde sah er von seiner Liegestätte zu den Priesterinnen auf. Ihre Gesichter waren erfüllt von Angst und ließen ihn aus seinem apathischen Zustand erwachen.

„Helios-sama! Wir werden angegriffen!“ Entsetzten machte sich in Helios breit. Warum nur, warum war Elysion nur immer das Ziel von Angriffen? Sie hatten den Goldkristall doch nicht mehr, was konnte man sonst noch wollen?

Nein, dass war nicht die richtige Zeit um Fragen zu stellen. Elysion durfte nicht fallen. Nicht dieser geheiligte Ort. Entschlossen erhob sich Helios und rief seinen Pegasus. Er war zwar nur ein Wächter des geheiligten Landes, aber er wusste auch, wie man kämpfte und das verteidigte, was einem wichtig war.
 

„Michiru-Mama!“ Hotarus verzweifelten Worte ließen Michiru erneut Tränen über die Wange laufen. Wie gerne hätte sie die Tür geöffnet und Hotaru in den Arm genommen, doch sie konnte nicht. Jedes Mal wenn sie Hotaru ansah, sah sie nur das Gesicht von Sailor Saturn und ein fast unbändiges Verlangen sie zu beseitigen kam in ihr auf. Irgend etwas hatte, oder viel mehr versuchte in ihr eine Idee einzupflanzen, dass Hotaru der düstere Schatten war, der über das Ende Usagis entschied. Das konnte und durfte aber nicht sein. Hotaru hatte schließlich alles aufs Spiel gesetzt, um sie zu beschützen. Warum sollte sie dann für Usagi die Sense des Todes schwingen?

„Michiru-Mama!“

„Bitte geh...“ Michirus Worte waren nur ein Flüstern. Sie wollte ihr nichts antun, immerhin hatte sie Hotaru zusammen mit Haruka und Setsuna groß gezogen. Sie war wie ihre eigene Tochter.

„Bitte geh einfach...“ Fester umklammerte Michiru ihren Spiegel. Warum nur zeigte er ihr nicht, wer ihr diese Gedanken einflüsterte? Sie konnte dann losziehen und dieses Etwas vernichten, bevor sie ein Unheil anrichtete.

„Bitte... Deep Aqua Mirror... Bitte nur noch dieses eine Mal...“ Ihr war egal, ob der Spiegel danach seine Kraft verlor. Sie wollte einfach frei von jedem fremden Einfluss sein und vor allem von allem Bösen.
 

Mit dem Spiegel fest an sich gedrückt, war Michiru eingeschlafen. Ihre Träume waren wirr, zeigten immer wieder Hotaru als Sailor Saturn und eine Erde, die in ewige Nacht gehüllt war. Ein prophetischer Traum, genau wie der, der sie zu ihrer Bestimmung als Sailor Neptun geführt hatte. War das ihre Zukunft? Eine Erde, gehüllt in ewige Nacht? Das Bild der Erde erlosch und statt dessen wurde ihr jeder Planet im Kosmos gezeigt. Ihre Heimat, Uranus' Heimat... Überall war nur noch Finsternis. Kein Licht, keinen Tag gab es mehr im Kosmos. Es schien ausgelöscht. Konnte das wirklich alleine Saturns Schaffen sein?

„...zessin... tun...“

Eine Stimme durchdrang die Stille der Finsternis.

„Prinz...in... ptun...“

Rief jemand nach ihr? Es fühlte sich so an. Nur woher kam die Stimme? Michiru suchte nach dem Urquell und schließlich, auf Neptun fand sie diesen. Es war ein ungewohntes Gefühl, die eigene Heimat nach so langer Zeit wieder zu betreten. Den Triton Palast, der einst ihr Zuhause gewesen war.

„Prinzessin Neptun...“ Sie folgte der Stimme, die unablässig nach ihr rief. Ihr Weg führte in den Thronsaal, der wie gewohnt leer war. Seit Jahrhunderten wurden hier keine Feste mehr gefeiert, bei denen man freundschaftliche Bande und Bündnisse knüpfen konnte. Hier hatte sie einst Uranus kennengelernt. Eine schöne Erinnerung aus der längst vergangenen Zeit.

„Willkommen Zuhause, Prinzessin.“

Ja, die Stimme kam definitiv von hier. Doch sie sah keinen Urheber. War es ihr Guardian? Warum zeigte er sich dann nicht? Das war ungewöhnlich.

„Ihr könnt mich nicht sehen, auch wenn ich hier bin. Ich bin eine Projektion der Wächterin von Neptuns Hermera. Daphne.“

Daphne... Der Name sagte Michiru etwas. Er war ihr so vertraut und doch gab es keine klaren Erinnerungen mehr an diese Person, mit der sie diesen Namen verknüpfen konnte.

„Ich spüre, dass die Zwietracht ihre Saat gestreut hat. Auch in Eurem Herzen blüht eine ihrer Rosen. Deswegen habe ich euch gerufen.“

Aus dem Nichts erschien vor Michiru der meerblaue Geist einer Frau. Schlank, mit langem Haar, dass sich unbändig wellte als wären es die Wellen des Meeres. Ihre türkis-blauen Augen lächelten sie freundlich an und mit einem Mal, wusste Michiru wer Daphne war.

„Mutter...“

Tränen kamen ihr, denn sie hatte, anders als die Mondprinzessin, ihre Mutter nur selten gesehen. Sie hatte sich in die Tiefe des Planeten zurückgezogen. In den Kern um das Licht Neptuns, sein eigenes Hermera, zu beschützen.

„Ich wünschte, ich hätte über dich wachen können, Prinzessin. Du hast soviel Last und Verantwortung auf deinen Schultern getragen. Heute wie auch damals. Tapfer hast du sie immer ertragen, mit Hilfe deiner Freundin Uranus. Und später waren da auch noch Pluto und Saturn, die dir geholfen haben. Es stimmt mich deswegen traurig, wie weit ihr euch von einander entfernt, seit die Saat der Zwietracht blüht.“

Ihre Mutter hob vorsichtig die Hand und legte diese auf Michirus Wange. Diese Berührung fühlte sich so unwirklich an und doch war sie real genug um die Einsamkeit aus alten Tagen wieder hervorbrechen zu lassen.

„Keine Angst, ihr werdet wieder zu einander finden. Deswegen...“

Ihre Mutter hielt kurz inne und streckte die Hand aus. Es verging nur ein kurzer Augenblick, bevor ein Licht erstrahlte und eine feste Form annahm. Die Form eines Kristalls, in dem das Zeichen Neptuns eingraviert war. Seine Farbe funkelte in einem mächtigen türkis-grün, welches Michiru an die Meere Neptuns erinnerte.

„... nimm das Licht Neptuns an. Es wird dir neue Kräfte geben. Kräfte, die du brauchen wirst, wenn du deine Freundinnen retten willst.“

Einen Augenblick lang zögerte Michiru. Sollte sie Neptun wirklich das letzte bisschen Licht nehmen? Sein letztes Hermera? Sie musste... Sie brauchte diese Kraft. Für Haruka, für Hotaru, für ihre Freunde und auch um Usagis Willen.

„Ich werde wieder kommen. Versprochen.“

Entschlossen griff sie zu dem Stein. Sie spürte sofort seinen Pulsschlag, der zu ihrem wurde und sie mit dieser unbändigen Macht erfüllte.
 

Erschrocken fuhr Erebos zusammen, als sie das Klirren von Glas hinter sich vernahm. Ihr Blick richtete sich zu den Rosen, von denen nur noch fünf hinter dem Glasgefängnis welkten. Die sechste hingegen erstrahlte in vollem Glanz und war zu einem richtigen Rosenbusch herangewachsen. Dieses Licht, dieses elende Licht... Erebos erkannte es.

„Ein Hermera!“ Sie hatten den gesamten Kosmos, alle Planeten nahe der Erde abgesucht. Kein anderer Planet hatte ein Hermera besessen und doch erstrahlte es im Herzen einer dieser Kriegerinnen und hatte noch dazu Discordias Fluch gebrochen.

„Perfekt...“, wisperte Erebos leise.

Damit hatte sie die Macht Discordia zu vernichten. Sie musste es nur geheim halten. Siegessicher hob sie ihre Hand und verdeckte den Rosenbusch mit ihrer alles verschlingenden Dunkelheit.
 

Zähneknirschend hatte Seiya feststellen müssen, das Haruka kaum von Usagis Seite gewichen war. Lästig. Wie gerne hätte sie mit Usagi gesprochen. Alleine. Doch Haruka... Nein, Seiya wollte nicht daran denken. Sie hatte immerhin einen Plan.

„Seiya! Konzentrier dich gefälligst!“

Die Musik verstummte und Seiya wurde aus ihren Gedanken gerissen. Erst jetzt bemerkte sie, dass entgegen der vermeintlichen Tanzschritte sie auf der falschen Seite der improvisierten Bühne stand. Zum Ärger ihres Choreographen, der sie ebenso böse anfunkelte wie Nozomi.

„Tut mir leid. Können wir noch einmal von vorne anfangen?“

Seiya hasste es. Sie hasste das abgrundtief, denn sie war schon den ganzen Tag unkonzentriert. Das Yaten und Taiki darunter leiden mussten, war daran wohl das Schlimmste. Dabei hatte sie bezüglich Usagi einen Plan. Einen guten Plan, nahezu perfekt. Wieso also konnte sie sich nicht konzentrieren?

„Also gut, noch einmal von Anfang an.“

Entschuldigend lächelte Seiya ihre Freundinnen an. Doch diese schüttelten verständnisvoll den Kopf. Es war gut, ein Trio zu sein. Wie die Musketiere gab es für sie nur ein Motto. Alle für einen und einer für alle.
 

Das sie dank Haruka Seiya den ganzen Tag nicht mehr gesehen hatte, störte sie doch gewaltig. Usagi hätte gerne mit ihm und Kuraiko gemeinsam die Pause verbracht. Nicht dass sie etwas gegen Harukas Anwesenheit hatte, doch diese schüchterte selbst Kuraiko sein, so dass sie kaum von einem gemütlichen Mittagessen reden konnte.

Haruka war in den letzten Wochen alles und jedem gegenüber misstrauisch geworden. Sie war zwar früher nicht gerade die gewesen, die anderen schnell ihr Vertrauen schenkte, doch das war selbst für Harukas Verhältnisse zu viel. Etwas musste passiert sein. Etwas, dass nicht nur Haruka betraf, denn auch die anderen Mädchen hatten sich verändert. Es schien fast so, als fehlte in ihrem Gefüge etwas, das sie alle verband. Hatte sich ihre Freundschaft denn wirklich nur aufgebaut, weil sie Serenity gewesen war? Musste sie in eine ungeliebte Rolle schlüpfen, damit ihre Freundschaft wieder funktionierte?

Missmutig legte Usagi ihren Kopf auf ihre angewinkelten Knie. Was sollte sie nur tun?

„Tsuketai, sukuitai, ore ni dekiru nara

Inochi sae nagedashite, kimi no tame ni,

Fuan no toki tsurai toki, ore ga tsuite iru

Itsumo misete ite kure, kimi wo egao

Seiya no ore ga kanjiru, fushigi na kimochi

Fighter no ore ga kanjiru, shimeikan to wa chigatta...

Kitto ginga ichi imibun chigai na kata omoi da ne.“

Usagi hob den Kopf, als sie die Melodie eines vertrauten Liedes hörte. Sie kannte diese Stimme, die so einfach alle Sorgen auf die Ersatzbank schicken und sie auf andere Dinge fokussieren konnte.

Ihr Blick glitt zum Fenster, das geöffnet war um der frischen Abendluft Einlass zu gewähren. Nur deswegen konnte sie Seiyas Stimme hören und als sie ihren Kopf etwas raus beugte, erkannte sie ihn.

„Seiya! Was machst du hier?!“ Sie hatte nicht damit gerechnet, Seiya heute noch zu sehen, doch sie war froh darüber, dass er da war.

„Bist du denn kein bisschen froh mich zu sehen, Schätzchen?“ Ein verwegenes Lächeln lag auf Seiyas Lippen. Natürlich kannte er bereits die Antwort, doch er wollte sie von unbedingt von Usagi hören.

„Doch schon, aber was machst du so spät um diese Zeit hier? Draußen ist es doch kalt.“

Usagi wollte noch so viel mehr sagen. Sie wollte ihn rein bitten, ihm vielleicht eine heiße Schokolade anbieten, auch wenn das angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit missverständlich für ihre Eltern gewesen wäre.

„Halt, Schätzchen. Ich bin nur hier um dich zu warnen. Morgen früh, komme ich um dich zu entführen. Ich habe dir schließlich ein Date versprochen. Allerdings bezweifle ich, dass Haruka uns das erlauben wird, selbst wenn ich sie lieb frage.“

Das Seiya dies als Scherz meinte, war Usagi bewusst, doch sie konnte darüber nicht lachen, denn dieser Fakt entsprach der traurigen Wahrheit.

„Zieh dir also was hübsches an, Schätzchen. Ich will morgen nur Augen für dich haben.“

Neckisch zwinkerte Seiya Usagi zu. Er wusste, dass solche Sprüche ihre Wirkung nicht verfehlten und ihr einen roten Schimmer auf die Wangen zauberten. Dank diesem Anblick, das wusste Usagi, würde Seiya sich noch mehr auf das Date freuen.
 

Wenn Minako nicht so beschäftigt gewesen wäre, hätte Usagi sie gefragt, ob sie diesen roten Rollkragenpullover wirklich zu dem schwarzen Rock mit der schwarzen Thermostrumpfhose tragen konnte. Allerdings wäre das überhaupt in Seiyas Sinne gewesen, wenn jemand von ihrem Date erfuhr? Zumindest Haruka sollte es nicht erfahren. Kuraiko hatte sie davon allerdings erzählt, kurz nachdem Seiya gegangen war.

„Ich glaube, du bist heute wirklich die schönste Dame die ich sehe.“

Erschrocken fuhr Usagi herum, als sie Seiyas Stimme hörte. Da saß er, in einem lässigen Baseballshirt, mit dunkelblauer Jeanshose und einem Cappi, was ihn noch jünger wirken ließ, als er eigentlich war.

„Seiya! Kannst du nicht durch die Vordertür gehen wie jeder normale Mensch?“

Grinsend ließ sich Seiya von der Fensterbank gleiten und ging auf Usagi zu. Sie wusste, dass er darauf schon eine Antwort parat hatte.

„Würde ich durch die Vordertür kommen, wäre es keine Entführung. Also bist du bereit, Schätzchen?“

Natürlich, so etwas hätte sie von Seiya erwarten müssen. Es machte sie aber nicht wütend, im Gegenteil, es war erfrischend. Ohne zu zögern griff Usagi zu ihrer Jacke, die sie vorsorglich bereit gelegt hatte.

„Wenn die Prinzessin dann bereit ist, schlage ich vor, dass wir einen angenehmeren Ort aufsuchen. Einen wo es nur uns beide gibt.“

Usagi errötete wegen Seiyas Worte. Nach dieser langen Zeit mit Mamoru hatte sie wirklich vergessen, wie es war auf ein Date zu gehen und wie es war, umworben zu werden.

„Ob du nun bereit bist oder nicht, los geht’s.“

Usagi erschrak, als sie von Seiya plötzlich auf die Arme genommen wurde. Zielstrebig ging er auf ihr Fenster zu und stieg auf das Fensterbrett. Auf einmal wirkte für Usagi der Boden so weit entfernt und sie flehte Seiya mit ihren Blicken förmlich an, nicht das zu tun, was sie ahnte, was er tun würde.

„Keine Sorge, Schätzchen. Solange ich in deiner Nähe bin, wird dir niemals etwas passieren.“

Kaum dass er das gesagt hatte, stieß sich Seiya vom Fensterbrett ab. Usagi spürte den Luftzug des freien Falls und klammerte sich fester an Seiya, der jedoch leicht wie eine Feder auf dem Boden ankam.
 

Als Seiya gemeint hatte, dass sie einen Ort aufsuchen würden, an dem es nur sie beide gab, hatte sie nicht damit gerechnet, dass er es ernst meinte. Doch nun saßen sie hier, alleine im Planetarium.

„Ich hoffe, du langweilst dich nicht.“

Es war Seiyas größte Sorge, dass Usagi sich langweilte, doch diese Sorge war vollkommen unbegründet. Staunend sah Usagi in den projizierten Himmel. Sie erkannte den hellsten Stern, der orangefarben schimmerte, die Venus. Sie leuchtete genauso hell, wie Minako einst. Besonders, auffällig.

„Ich muss dir etwas zeigen.“

Usagi errötete, als sie Seiyas Stimme so nahe an ihrem Ohr vernahm. Sie spürte seinen warmen Atem, der ihr Herz zum schneller Schlagen brachte.

„Mir was zeigen?“

Sie sah neben sich, doch Seiya saß nicht mehr da. Er war aufgestanden. Verwundert sah sie sich um, doch durch die Dunkelheit konnte sie nichts sehen.

„Schau in den Himmel, Schätzchen. Ich möchte dir eine Geschichte erzählen.“

Er war verrückt. Seiya war wirklich verrückt und doch mochte Usagi das an ihm. Wie er es wollte, sah sie in den Sternenhimmel, an dem nur noch ein einzelner Stern funkelte.

„Das ist der Planet Kinmoku. Vor hunderten von Jahren wurde dort eine Prinzessin geboren. Wunderschön, mächtig und mit einer Last auf ihren Schultern, die sie tapfer alleine trug ohne sich zu beklagen. Dabei musste sie diese Last nicht alleine tragen. Sie hatte Freundinnen, die sie beschützten so gut es ihnen möglich war. Doch als ein Feind Kinmoku wieder und wieder angriff, zog die Prinzessin zu ihren Schutz in die Schlacht und unterlag dem Gegner. Sie fiel in einen tiefen Schlaf und ließ jene zurück, die sie liebten und nicht mehr wussten, wie sie ohne sie noch leben sollten.“

Usagi wusste nicht, wie Seiya das machte, aber sie zeigte ihr am Himmel die Geschichte Kinmokus, einem Planeten, den niemand auf der Erde kannte.

„Seiya...“

Es war ein leises wispern, ein Gedanke, der Usagi plötzlich kam und sie Seiya in einem vollkommen neuen Licht sehen ließ.

„Die Freunde der Prinzessin Kinmokus erfuhren, dass ihr Feind das Leben einer weiteren Prinzessin bedrohte. Um die Tragödie zu verhindern, zogen sie deswegen in eine fremde Welt, um diese Prinzessin zu beschützen. Ohne zu wissen wer sie war, oder wie sie sie finden sollten. Auf ihrer Suche traf eine der Kriegerinnen aber jemanden. Diese Person erinnerte sie sehr an die eigene Prinzessin. Zu Anfang sah sie in ihr nur ein Abbild von eben jener, doch je näher sie einander kamen, umso mehr sie die Person kennenlernte, desto mehr sah sie, dass sie nicht ihre Prinzessin war. Die Kriegerin verliebte sich mit jeden Tag mehr in diese Person. Ihr war egal, wer sie war oder wer nicht. Sie liebte sie und sie wollte sie mit allen Mitteln beschützen, ungeachtet dessen was in der Zukunft noch passieren würde.“
 

Usagi hatte sich seit der Geschichte im Planetarium nicht mehr getraut etwas zu sagen. Sie wollte diesen schönen Nachmittag, der noch dazu geführt hatte, dass sie mit Seiya im Park saß und einen Crêpe aß, nicht ruinieren. Doch Seiyas Worte gingen ihr einfach nicht aus dem Kopf.

„Du bist so ruhig. Hab ich etwas falsch gemacht?“

Usagi sah auf und blickte in Seiyas Gesicht. Er schien nicht zu wissen, was in ihr vorging, oder wollte er so tun, als sei nichts geschehen? Dabei hatte Seiya ihr soviel offenbart. So viel mehr, als sie ihm von sich erzählt hatte. Auch sie hatte da dieses Geheimnis, auch wenn sie es bereits abgelehnt hatte. War es fair es ihm dennoch zu verschweigen?

„Nein, nein. Du hast nichts falsch gemacht... ich... Mir geht nur diese Geschichte nicht aus dem Kopf. Die du erzählst hast, meine ich.“

Usagi sah Seiya an, der sie jungenhaft anlächelte. Doch sie sah nicht mehr länger nur noch Seiya. Neben ihr saß die unbekannte Kriegerin. Eine von denen, die angeblich zu den Bösen gehörte. Das konnte doch nicht sein. Seiya war so freundlich, so fürsorglich. So jemand konnte doch nicht schlecht sein.

„Ach die. Ich hoffe sie hat dich nicht gelangweilt.“

Nur zu deutlich konnte Usagi die Unsicherheit aus Seiyas Stimme hören. Das war ungewohnt, aber irgendwie niedlich.

„Nein, sie wa-“

„Prinzessin...“

Usagi hielt inne, als sie eine vertraute Stimme hörte. Erschrocken sah sie auf, denn die Stimme klang so nahe. Er war hier ganz in ihrer Nähe, da war sie sich sicher. Sie spürte es.

„Schätzchen, ist alles in Ordnung?“

Verwundert sah Usagi zu Seiya. Er hatte es also nicht gehört. War sie denn die Einzige?

„Prinzessin... helft mir...“

Nein, etwas war ganz und gar nicht in Ordnung. Das wurde Usagi klar. Jemand, denn sie aus ihrer abgelegten Vergangenheit kannte, brauchte ihre Hilfe.
 

Helios spürte ihr Licht. Sie war ganz in seiner Nähe und nur sie konnte ihm jetzt noch helfen. Sein Geist rief um Hilfe. Ihrer Hilfe.

„Komm zurück!“

Da war sie wieder, die Angreiferin Elysions. Das konnte nur bedeuten, dass die Priesterinnen ihr unterlegen waren. Er musste weg. Er musste zu den Sailor Kriegerinnen und ihnen das Licht der Erde anvertrauen, bevor es in die falschen Hände geriet.

„Öffne dich...“, wisperte er leise und beschwor die ihm verbliebenen Kräfte. Die Pforte zwischen der Erde und Elysion öffneten sich. Sie war seine letzte Fluchtmöglichkeit. Helios streckte seine Hand nach dem Tor aus. Seine letzte Rettung lag genau vor ihm und doch, spürte er mit einem Mal, dass alles zu spät war.
 

Unmittelbar in Seiyas und Usagis Nähe, wurde der Springbrunnen weggesprengt, als sich die Pforte zu Elysion öffnete. Bruchstücke des Steines flogen in der Gegend herum und schlugen in den Asphalt, oder nahegelegenen Bänken ein.

Menschen die bis vor wenigen Sekunden noch friedlich beieinander gewesen waren, liefen panisch davon um bloß weg von diesem Unglück zu kommen.

Die Erde schien zu beben und entriss den Menschen ihre Standhaftigkeit. Genauso wie Usagi, die sich nur halten konnte, weil Seiya ihr seine stärkende Schulter gereicht hatte.

Es vergingen gefühlte Stunden, die eigentlich nur Sekunden waren, in denen Usagi in Seiyas Armen lag.

„Wir sollten schnell hier weg...“

Usagi sah zu Seiya auf. Ja, sie sollten hier weg, aber sie konnte nicht. Sie durfte nicht.

Als sie merkte, dass die Erde nicht mehr bebte, löste sie sich von Seiya. Er musste hier irgendwo sein. Helios, der um ihre Hilfe gebeten hatte und sicher in Verbindung mit dieser Explosion stand.

„Na Na, nun hast du wohl nicht mehr genug Kraft wegzulaufen.“

Usagi sah in die Richtung aus der mit einem mal diese kalte herzlose Stimme geworden war. Da war sie, die Kriegerin, die Helios fest in ihrer Gewalt hatte. Bewusstlos lag der junge Wächter Elysions am Boden und konnte nicht verhindern, dass ein seltsam leuchtender Strahl in Regenbogenfarben aus seiner Brust floss und sich in einer Kugel, die in der Hand der Kriegerin lag, sammelte. Egal was dort geschah, sie musste eingreifen.

„Warte, Schätzchen!“

Seiya hatte scheinbar erkannt, was in Usagi vorging, weswegen er ihr losstürmen damit stoppte, dass er seinen Arm vor ihr hielt.

„Überlass mir das.“

Ohne zu zögern ging Seiya an Usagi vorbei und näherte sich dem Gegner, der in seinem Tun inne hielt und den regenbogenfarbenen Strahl versiegen lies.

„Fighter Star Power, Make Up!“

Mit einem Schlag bewahrheitete sich Usagis Vermutung, dass Seiya eine der fremden Kriegerinnen war.
 

Wenn es stimmte, das Usagi die Mondprinzessin war, dann konnte Fighter sie unmöglich in den Kampf ziehen lassen. Sie musste Usagi mit allem was sie hatte beschützen.

„Oh... Du...“

Die Kriegerin sah zu Fighter, als sie deren Anwesenheit bemerkte und verzog verstimmt das Gesicht. Sie hatte viel mehr mit den irdischen Kriegern gerechnet, nicht aber mit der Made von Kinmoku, die sie auf die Feindesliste der irdischen Krieger gesetzt hatte.

„Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ihr euch noch aus eurem Rattenloch traut. Allerdings...“

Sie sah an Fighter vorbei und stellte lauthals lachend fest, dass die Kriegerin doch wirklich glaubte alleine gegen sie anzukommen. Wie erbärmlich. Aber gut, wenn sie das wirklich glaubte, dann wollte sie ihr doch noch ein paar Freunde zum Spielen geben.

„Weil du so tapfer bist, habe ich ein Geschenk für dich.“ Belustigt schnippte sie mit den Fingern, woraufhin sich bewusstlose Menschen, denen die Flucht nicht gelungen war, vom Boden erhoben.

„Ich habe mir erlaubt, den Menschen hier etwas Hermera zu schenken. Schaut, was mit jenen passiert, die keine Sailor Kräfte besitzen.“

Lichter stoben aus dem Boden und hüllten die Menschen in sich ein. Als er erlosch, standen sie als Monster, Nyx' Aither, vor Fighter.
 


 

Sie wusste von Seiyas Date, weswegen Nozomi unruhig wurde, als sie die Lichtsäulen aus dem Park kommen sah. Diesen Anblick kannte sie nur zu gut von Kinmoku, als sich die Bewohner in Aither verwandelt und gegen sie gekämpft hatten. Wenn Seiya dort war, befand sie sich eindeutig in Schwierigkeiten.

„Yaten, Taiki, ihr lockt die Sailor Krieger in den Park. Ich gehe schon einmal vor und halte den Schaden in Grenzen. Lange werde ich es aber nicht aushalten, deswegen beeilt euch.“

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, legte Nozomi auf und trat fester das Gaspedal nach unten. Sie hatte sich diesen Wagen, auch wenn es wohl gegen das Recht der Menschen war, geliehen und es grenzte an ein Wunder, dass sie damit umgehen konnte, doch sie hatte keine Zeit um sich Gedanken um Nichtigkeiten zu machen. Sie musste so schnell wie möglich in den Park, denn jetzt zählte wirklich jede Sekunde.
 

Fighter konnte nicht anders als den Aither auszuweichen. Nicht dass sie Skrupel hatte ihnen zu schaden, es lag viel mehr daran, dass sie zu sehr darauf fixiert war, diese von Usagi fernzuhalten. Wenn nicht bald Hilfe kam, war sie verloren.

„Fighter!“

„Bleib zurück, Schätzchen. Ich regel das schon.“

Sie durfte jetzt nicht aufgeben. Immerhin hatte sie sich geschworen, Usagi zu beschützen, selbst wenn sie dabei ihr Leben aufs Spiel setzte.

„Du langweilst mich, Kriegerin von Kinmoku. Wenn du dir nicht etwas mehr Mühe gibst, wird die Erde nie wieder das Tageslicht sehen!“

Fighter versuchte ruhig zu bleiben, obwohl die gegnerische Kriegerin ihr das alles andere als leicht machte. Dabei konnte sie nichts tun, außer sich und Usagi zu verteidigen, während ihre eigentliche Gegnerin sich wieder daran machte dem Wächter des Erdhermeras dieses zu entziehen.

'Wenn das so weitergeht... endet das hier wie auf Kinmoku... Aber alleine schaffe ich das nicht...'

Fieberhaft dachte Fighter darüber nach, wie sie ihre Gegnerin an ihrem Vorhaben hindern konnte.

„Fighter, pass auf!“

Fighter konnte trotz Usagis Warnung nicht mehr rechtzeitig reagieren und dem Energiestrahl ausweichen. Schützend zog Fighter Usagi in ihre Arme und machte ihren Körper zum Schutzwall für ihr geliebtes Schätzchen.

Der Schmerz, den Fighter in diesem Moment spürte, war unerträglich, doch sie durfte jetzt einfach nicht aufgeben. Sie musste durchhalten und weiterkämpfen, bis die Verstärkung, von der sie wusste, dass sie bereits auf dem Weg war, eintraf.
 

Sie sah diesen gequälten Gesichtsausdruck in Fighters Gesicht und bereute, dass sie sich wieder einmal beschützen ließ. Es war egal wer sie war, ob Sailor Moon, Serenity oder Usagi, es gab immer jemanden, der sein Leben riskierte nur damit sie in Sicherheit war.

„Fighter!“ Ihre Stimme wurde nahezu von Tränen erstickt, als sie Fighter an sich drückte. Doch die Kriegerin lächelte sie sanft an und tat so, als wäre alles Bestens. Eine Farce, die Usagi schnell durchschaute.

„Keine Sorge, Schätzchen. Das zwiebelt nur etwas.“

Sanft strich Fighter Usagi eine Strähne aus dem Gesicht und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Usagi wusste, dass sie das nur tat um sie zu beruhigen, doch es beruhigte sie nicht im geringsten. Es änderte schließlich nichts an der Tatsache, dass ihre schwache Anwesenheit die Chancen von Fighter noch mehr dezimierte. Die Chance selbst gegen diese Überzahl an Aither zu bestehen standen sowieso nicht gerade hoch und dann war sie zusätzlich noch der Klotz am Bein.

'Ich muss ihr helfen. Noch länger darf ich mich nicht hinter den anderen verstecken... Ich muss etwas unternehmen!'

Es war ein Gedanke, der Usagi einen Stich ins Herz versetzte. Sie hatte sich nun so lange gegen ihre Bestimmung, ihr Schicksal das sie Serenity war, aufgelehnt, doch nun konnte sie das nicht mehr. Sie durfte es einfach nicht. Als Sailor Moon trug sie immerhin die Verantwortung der Erde auf ihren Schultern. Diese konnte sie nicht einfach so ablegen, als wäre sie ein abgetragenes Kleidungsstück. Nein, sie musste jetzt handeln. Als Usagi, als Serenity, vor allem aber als Sailor Moon.

Fest entschlossen sammelte Usagi alle ihre Kräfte zusammen und hob ihre Hände um den heiligen Gral zu beschwören.

„Silver Moon Crystal Power, Make Up!“
 

Fighter wandte sich fassungslos zu Usagi um, die in ein silbernes Licht gehüllt war. Sie wusste, was das bedeutete und als das Licht erlosch und Usagi als Eternal Sailor Moon vor ihr stand, wurde dieses Wissen zur grausamen Wahrheit.

Bis zu diesem Moment hatte sie gehofft, dass Usagi nicht die Mondprinzessin war, doch nun hatte die Realität ihr eine brennende Ohrfeige verpasst.

„Ihr habt es wirklich gewagt so einen schönen Tag zu zerstöre, indem ihr den Menschen den Tag stehlen wollt. Das lasse ich nicht zu! Ich bin Sailor Moon und im Namen des Mondes, werde ich euch bestrafen!“

Erneut konnte Fighter nicht anders als in Usagi ihre Prinzessin Kakyuu zu sehen. Auch sie trug eine Last auf ihren Schultern und sie war bereit diese alleine zu tragen um all jene zu beschützen, die sie liebte. Dieser Wunsch, dieses Bestreben würde ihr Untergang sein und zurückbleiben würden jene, die sie liebten.

Mutig schritt Eternal Sailor Moon voran und beschwor ihren Stab. Schützend platzierte sie sich vor Fighter und ließ die Aither, die auf sie zu stürzten, keinen einzigen Augenblick lang aus den Augen.

„Silver Moon Crystal Power Therapy Kiss!“

Sailor Moons Stab entließ einen mächtigen Strahl, der alle Aither erfasste und ihnen ihre wahre Gestalt zurückgab, indem es die Menschen von dem Hermera trennte.

„Fighter, ist alles okay bei dir?“

Besorgt sah Eternal Sailor Moon zu Fighter, die fassungslos auf die gelichteten Reihen ihrer Feinde sah. Sailor Moon hatte sie mit einem einzigen Angriff besiegt. War sie, Fighter, denn wirklich so schwach, wie ihre Gegnerin es behauptete? Konnte sie nicht einmal diese geliebte Prinzessin beschützen, weil sie einfach nicht diese Macht besaß? Fighter biss sich auf die Unterlippe und schob diese negativen Gedanken und ihre Wut beiseite. Sie hatten noch eine Gegnerin vor sich und es war einfach nicht die Zeit in Selbstzweifel zu zerfließen.

„Hahahahahahahahahaha! Ihr seid zu spät! Zu spät!“

Von einer Sekunde zur anderen hatte sich der Himmel verdunkelt. Die Nacht war angebrochen, obwohl es gerade einmal der späte Nachmittag war. War es wirklich zu spät? Hatten sie trotz ihrer Bemühungen verloren?

„Starlight Honeymoon Therapy Kiss!“

Ein Strahl reiner Energie schoss auf ihre Gegnerin zu, die hysterisch lachend die Hand ausstreckte und diesen abwehrte. Doch Eternal Sailor Moon gab nicht auf und erstaunte Fighter damit nur noch mehr. Das Hermera der Erde war verloren und doch kämpfte Sailor Moon weiterhin diesen aussichtslosen Kampf.

„Awwwww, glaubst du wirklich du kannst gegen mich noch gewinnen? Lächerlich. Selbst du, Sailor Moon, die stärkste Kriegerin des Kosmos, kann gegen mich nichts mehr ausrichten. Ich habe die Macht von Kinmokus Hermera absorbiert und nun gehört mir auch das der Erde! Schau her!“

Fest drückte sich die Kriegerin die Kugel mit dem Hermera der Erde an ihre Brust. Ohne Probleme glitt dieses in sie und ließ ihre Augen bedrohlich rot aufleuchten.
 

Ja, das war sie, die Macht der Erde. Mehr Macht. Schon jetzt überragte sie Erebos und dass wusste sie nur zu genau, weswegen sie den Anstieg ihrer eigenen Kräfte ausgiebig genoss. Sie war gespannt, was sie nun mit dieser neuen Macht alles tun konnte. Vielleicht unterlag ihr ja sogar Sailor Moon. Hysterisch lachend streckte Discordia ihre Hand Sailor Moon entgegen und sammelte darin Energie für ihren alles vernichtenden Schlag.

„Halt, Sailor Discordia!“

Discordia zuckte zusammen, als die Stimme ihrer Mutter wie Donnergrollen über das Schlachtfeld tönte. Verstimmt sah sie sich um und erkannte schließlich ihre Mutter in dieser schwächlichen Verkleidung als normaler Mensch.

„Mir ist egal was du mit den anderen Kriegerinnen machst, aber ich rate dir Sailor Moon kein Haar zu krümmen.“

Ein verächtlicher Laut entglitt Discordia auf die Worte ihrer Schöpferin. Aus ihrer Sicht war es besser Sailor Moon auszuschalten, allerdings wäre es nicht dienlich für ihre Pläne, sich jetzt schon ihre eigene Mutter zum Feind zu machen.
 

Sie hatten es wirklich getan. Sie hatten ihre Maskerade vor den Inner Senshis fallen gelassen und waren nun auf der Flucht vor den Kriegerinnen, die ihnen nicht nur Flüche entgegenwarfen, um sie an der Flucht zu hindern.

„Bleibt sofort stehen!“

Unbeirrt trotz Venus' Ruf, liefen Healer und Maker die leeren Straßen des Pfades entlang, den sie für ihre Hatz ausgesucht hatten. Hier lebten kaum Menschen, was gut war in Anbetracht der Tatsache, dass die Kriegerinnen ohne Rücksicht auf Verluste ihnen ihre Angriffe entgegenschleuderten. Sie waren vollkommen besessen von der Zwietracht und blind dafür, was sie mit ihrem Tun anrichteten.

„Als ob wir so größenwahnsinnig wären...“, murmelte Healer und wich einem Feuerball von Mars ganz geschmeidig wie eine Katze aus. Sie beide durften sich nicht erwischen lassen, denn ihr Auftrag war es nun, die Kriegerinnen in den Park zu locken, wo hoffentlich Fighter die ein oder andere helfende Hand gebrauchen konnte.

„Was ist das?“

Ernst sah Maker in die Richtung des Parks und sah die silberne Säule, die sich gen Himmel erhob. Selbst von der weiteren Entfernung aus, konnten sie diese unbändige Kraft spüren, die von ihr ausging. Eine Kraft, die sie noch nie zuvor gespürt hatten.

Doch kaum, dass das Licht erloschen war, brach die Nacht über die Stadt ein, zusammen mit dieser düsteren Aura, die ihnen dass Gefühl gab, dass sie von überall beobachtet wurden. Healer und Maker kannten dieses Gefühl nur zu gut von Kinmoku, denn es war diese Aura, die alle Wärme und Liebe ausgelöscht hatte und alles Gute mit sich riss.

„Sie erscheint...“, wisperte Maker, die kurz in ihren Schritten inne gehalten hatte. Eine Tat, die sie wenige Sekunden später bereute, als ein Donnerschlag sie knapp verfehlte und neben ihr einschlug.

„Wir haben keine Zeit dafür. Wir müssen weiter.“

Healer hatte Recht. Sie hatten keine Zeit dafür. Wenn sie sich beeilten, konnten sie Nyx vielleicht doch noch aufhalten und das Hermera ihres Planeten zurückerobern.
 

Es war wohl das, was Sailor Moon als persönlichen Albtraum sah, als Kuraiko das Schlachtfeld betrat und ihre Gegnerin erfolgreich davon abgehalten hatte, sie anzugreifen.

„Kuraiko...“ Der Name ihrer Freundin kam ihr mit einem ungläubigen Unterton über die Lippen, denn sie ahnte bereits was passieren würde, auch wenn sie es nicht recht glauben wollte.

„Es tut mir leid, Usagi-chan. Die Zeit mit dir war aber wirklich schön. Wir hatten aufrichtigen Spaß miteinander. Deswegen tut es mir auch um die Erde leid, aber...“

Ein starker kalter Wind kam auf und hüllte Kuraiko in eine Wolke der Finsternis. Erst als diese sich gelegt hatte, erkannte Sailor Moon ihr wahres Gesicht.

„Du warst also die ganze Zeit in ihrer Nähe, Nyx!“

Fighter kannte dieses dunkelblaue Gewand und diese kalten, ausdruckslosen, nachtblauen Augen. Diese Frau hatte ihr Kakyuu genommen und sie würde nicht zulassen, dass sie ihr nun auch noch ihr Schätzchen nahm.

„Sailor Discordia... Beseitige diese Kriegerin Kinmokus.“

Sie schenkte Discordia keinen Blick, denn sie wusste, dass sie ihren Befehl folge leisten würde, auch wenn es ihr missfiel.

„Wie du befiehlst, Mutter...“

Fighter wollte gerade zu Discordia sehen, um den Angriff, den sie vorbereiten sollte, auszuweichen, doch da wurde sie bereits von einer unsichtbaren Macht von Sailor Moon weg geschleudert.

„Fighter!“ Panik ergriff Sailor Moon. Sie wollte zu der Kriegerin laufen und ihr helfen, doch gerade als sie einige Schritte gegangen war, prallte sie gegen eine unsichtbare Wand.

„Bleib von ihr fern, Usagi-chan. Diese Kriegerin ist des Todes.“

Nyx Gesicht blieb ausdruckslos, als sie auf Sailor Moon zuging, die versuchte die Barriere der Nacht zu durchbrechen.

„Fighter, warte ich komme!“

Wieder und wieder rammte Sailor Moon ihre Schulter gegen die Barriere und ignorierte dabei den Schmerz, der jedes Mal etwas stärker wurde. Sie wollte nur eines, Fighter helfen, die schwer angeschlagen war und nun als Gegnerin Discordia vor sich hatte.

Die Kriegerin der Zwietracht setzte bereits zufrieden lächelnd zu ihrem nächsten Schlag an, während Fighter alle verbliebenen Kräfte sammelte, um auszuweichen.

„Galactica Inflation!“

Scheinbar aus dem Nichts raste eine Welle der Energie auf Discordia zu, die dem gerade rechtzeitig ausweichen konnte, dabei aber ihren eigenen Angriff abbrach.
 

Ein Lächeln huschte über Fighters Gesicht. Noch nie war sie so froh drüber gewesen, dass Galaxia gerade jetzt erschien. Ja, sie brauchte Hilfe, sonst fiel ihr Schätzchen in Nyx' Hände und das durfte keinesfalls geschehen.

„Du kommst reichlich spät...“, scherzte sie daher und sah zu der goldenen Kriegerin, die sich neben sie gesellt hatte.

„Der Verkehr war die Hölle. Außerdem wollte ich nicht bei deinem Date stören.“

Galaxia erwiderte das Lächeln, welches Fighter ihr widmete. Niemals hätte sie geglaubt, dass Fighter und sie sich auf dieser Ebene verstehen würden, doch es gefiel ihr ohne Zweifel. Es war besser als die ungeliebte Rivalin zu sein.

„Was dagegen wenn ich mich um Sailor Discordia kümmere?“

Auch wenn Galaxia damit rechnete, dass Fighter ihr widersprechen würde, machte sie sich bereit für ihren nächsten Angriff.

„Solange ich der Ritter auf dem weißen Pferd für mein Schätzchen sein werde, kannst du dich kümmern um wen du willst.“

Das waren doch mal ungewohnte Worte von Fighter. Aber gut sollte sie ruhig der Held für die Mondprinzessin sein. Sie würde ihr den Weg dafür ebnen.

„Tut mir leid, aber weiße Pferde übersteigen unser Budget!“

Bereit für alles was sie nun im Kampf gegen Discordia ertragen und aushalten musste, stürzte sich Galaxia in den Kampf.
 

Nyx sah zu, wie Galaxia in den Angriff überging und ihre Tochter Discordia unter Beschuss nahm. Das bedeutete also, dass sie Sailor Star Fighters Gegner war.

„Usagi-chan, warte auf mich. Ich beseitige nur schnell den Störenfried.“ Sie lächelte Sailor Moon sanft an, die ihre Worte mit Schrecken aufnahm.

„Nein! Kuraiko, hör auf! Lass Fighter in Ruhe!“

Panisch hämmerte sie gegen die Barriere. Sie musste hier raus und Fighter helfen, doch wie?

„Wieso? Du brauchst sie nicht. Du brauchst jemanden, der dich wirklich beschützen kann. So wie ich. All das Hermera, Usagi-chan... Das habe ich nur für dich gesammelt. Mit diesem Hermera, bin ich stark genug um dich vor allen Gefahren der Galaxie zu beschützen. So wie ich es die versprochen habe.“

Versprochen? Sailor Moon wusste nicht was Nyx meinte, doch sie meinte es ernst. All diese Planeten, sie waren wegen ihr untergegangen?

„Red doch nicht so einen Unsinn!“

Sailor Moon sah auf, als sie Fighters Stimme hörte.

„Du sagst du bist wegen dem Hermera stark genug und kannst sie deswegen besser beschützen als ich? Das ist Unsinn! Ich mag schwach sein, aber ich kann auch ohne Hermera immer wieder Kräfte mobilisieren um aufzustehen. Im Gegensatz zu dir, kann ich selbstständig über meine Schwäche hinauswachsen. Ja, ich bin schwach. Ich konnte meine Prinzessin nicht beschützen, aber ich werde nicht noch einmal gegen dich verlieren. Ich werde mein Schätzchen retten!“

Desinteressiert sah Nyx zu der Kriegerin. Sollte sie es doch versuchen. Mit großen Sprüchen und Reden würde sie niemals gewinnen. Sie war einfach schwach und nichts konnte daran etwas ändern.
 

Fighter merkte, dass Nyx sie nicht ernst nahm, doch das war ihr egal. Sie würde schon noch merken, dass man sie nicht unterschätzen durfte, egal wie viel Hermera sie schon gestohlen hatte.

Fighter wusste nicht wieso, aber sie spürte plötzlich diese unbändige Macht in ihrem Herzen. Eine Macht, die ihr das Gefühl gab, dass sie Nyx heute besiegen konnte.

„Du machst dich lächerlich...“ Ruhig und ohne eine Regung von Gefühlen, antwortete Nyx auf Fighters Rede. Doch mit diesen Worten verstärkte sie nur noch mehr das Gefühl dieser Macht, die in ihrem Herzen anschwoll.

„Und wenn schon! Star Serious Laser!“

Mit der ganzen Energie die Fighter konzentriert hatte, griff sie Nyx an. Doch wie schon auf Kinmoku, hob sie ihre Hand als wäre das was sie zu bieten hatte wirklich lächerlich.

'Dieses Mal nicht!'

Fighter war zu allem entschlossen und diese Entschlossenheit spiegelte sich in ihrem Angriff wieder.

„NEIN!“

Es war ein kurzer Aufschrei, doch sie wusste, dass sie gewonnen hatte. Nyx hatte nachgegeben und das Zeichen dafür war eine Explosion und das Zusammenbrechen der Barriere, die Sailor Moon davon abhielt einzugreifen.

Triumphierend sah Fighter zu der Stelle, an der Nyx sich noch befinden sollte, doch sie war weg.

„Verdammt... Wie hat sie...?“ Sie lebte noch und war wohl auf, was Fighter bemerkte, als sie ihren Blick gen Nachthimmel wand, wo Nyx in den Armen einer anderen Kriegerin lag.

„Beruhige dich. Ich werde mich um diese unverschämte Made kümmern“, erklärte sie und ließ sich zusammen mit Nyx wieder auf den Boden nieder.
 

Etwas abseits vom Geschehen, hatte sich Suki auf einem Laternenpfahl niedergelassen und beobachtete den Kampf der Sailor Kriegerinnen. Auch sie war in dieser Nacht in ein rot-schwarzes Matrosenkleid geschlüpft. Es fehlten nur noch ein paar Akteure auf dieser Bühne. Solange musste sie waren, bis ihr Stichwort fiel und das Trauerspiel seinen Lauf nahm.

Sie spürte das Vibrieren ihres Handys, welches sie sich, mit einem roten Strick befestigt, um ihre Hüfte gebunden hatte. Kurz sah sie auf das leuchtende Display und erkannte Yumis Namen. Sie hatte sich entschieden, deswegen durfte, oder viel mehr konnte sie nicht abnehmen.

Erst einmal musste sie Discordias Bühnenshow ausführen. Was danach kam, stand in den lichterlosen Sternen geschrieben.
 


 

Discordia war wirklich die hartnäckigste Gegnerin seit langem. Das musste Galaxia zugeben. Sie wich wieder und wieder so flink aus, dass es den Anschein hatte, dass sie einfach verschwunden war. In Wahrheit erschien sie aber meist hinter Galaxia wieder.

„Eris Flash!“

Erneut brachte diese Taktik des Angriffes aus dem Hinterhalt sie zum schwanken. Ihre Rüstung, die sonst sogar Sonnenstürme unbeschadet aushielt, splitterte und drohte zu brechen.

„Wo ist deine Zuversicht hin, stärkste Kriegerin der Galaxie?“

Ja, wo war ihre Zuversicht nur hin? Stück für Stück hatte sie diese im Kampf verloren. Sie, die immer so stolz auf ihre Stärke gewesen war, hatte einen Gegner gefunden, der sie überragte.

„Star Gentle Uterus!“

Ein Angriff kam gerade auf Galaxia zugeschossen, als ein Wall reiner Energie sich vor ihr aufbaute. Sie war dankbar, auch wenn ihr Stolz durch die Tatsache, dass sie Hilfe brauchte, angeknackst war.

„Galaxia! Geht es dir gut?“

Lächelnd sah Galaxia hinter sich. Sie hatten es geschafft. Sie hatten die Kavallerie hergeholt. Damit waren die letzten Minuten angebrochen. Die letzten Minuten ihrer diebischen Feinde.
 

Nachdem Eternal Sailor Moon dank Fighters Hilfe aus Nyx Barriere entkommen war, hatte sie erneut zu den Waffen gegriffen. Fighter konnte unmöglich gegen zwei Gegner kämpfen, weswegen sie sich schützend vor ihr aufgebaut hatte und sich kampfbereit dem Neuankömmling präsentierte.

„Erebos, schalte diese Kriegerin Kinmokus aus. Bring mir Sailor Moon!“

Verstehend nickte Erebos und machte einen Schritt auf Sailor Moon zu. Doch diese machte keine Andeutungen auch nur einen Schritt zurückzuweichen und Fighter damit den Löwen zum Fraß vorzuwerfen.

„Sailor Moon, geh aus dem Weg!“

„Niemals! Ich werde Fighter beschützen!“

Erebos erkannte, dass sie wohl keine andere Wahl hatte. Sie musste Sailor Moon mit einem schwachen Angriff ausknocken, um an die unverschämte Made zu kommen, die beinahe ihre Schwester ausgelöscht hatte. Eine kleine Explosion würde reichen, um Sailor Moon aus dem Weg zu räumen. So viel stand fest.

Sie hob ihre Hand, die in schwarzen Samt gehüllt war und an deren Fingerkuppen plötzlich ein Licht aufglomm. Sie setzte bereits zu einer Bewegung an, als...

„Space Turbulence!“

Ein brennender Schnitt zog sich über Erebos Handrücken. Reflexartig zog sie die Hand zurück und sah wütend zu ihrer linken, von wo der Angriff gekommen war. Dort standen sie, die vier Outer Senshis dieses Sonnensystems.

Ein weiterer Blick über das Schlachtfeld verriet Erebos, das ihre Situation sich geändert hatte, denn auch die Inner Senshis hatten sich in den Kampf eingeklinkt. Schlecht, denn damit waren sie zahlenmäßig unterlegen.

„Uranus!“

Die Freude und Erleichterung war deutlich in Sailor Moons Stimme herauszuhören, denn so lange ihre Freunde da waren und sie im Kampf unterstützten, konnte Fighter sich ausruhen und erneut Kräfte sammeln.
 

Ihr Plan funktionierte also. Damit konnte sie alle aus dem Weg räumen, die nur ein Hindernis für sie waren. Zufrieden hob Discordia ihre Hand und schickte einen Strahl gen Himmel, der ihr Signal war. Sie hatte gewonnen, ganz gleich was Erebos später sagen würde. Sie hatte die Krieger dieses Sonnensystems ausradiert. Sie allein, die bald die mächtigste Sailor Kriegerin im Kosmos war.
 

Die Sailor Kriegerinnen sahen gen Himmel, als ein Lichtstrahl emporstieg und zu einem farblosen Feuerwerk wurde. Es verging nur ein Augenschlag, als der Nachthimmel plötzlich grell aufleuchtete und schließlich als gewaltiger Lichtregen auf die Kriegerinnen niederregnete.

Wie glühende Meteore schlugen sie in den Boden ein und hinterließen Spuren der Zerstörung.

Sailor Moon erkannte sofort, genau wie ihre Freundinnen, dass dieser Lichterregen gefährlich war. Geschickt wichen sie seinen Tropfen an. Es schien jedoch kein Ende zu nehmen und Sailor Moons Aufmerksamkeit wurde plötzlich auf Helios gelenkt, der bewusstlos am Boden lag. Bisher grenzte es an ein Wunder, dass keiner der Tropfen ihn erwischt hatte. Doch lange konnten sie nicht hoffen, dass dieses Wunder auch weiterhin andauerte.

„Helios!“

Fest entschlossen, lief Sailor Moon auf Helios schlafenden Körper zu und hob ihren Stab, um mit der Macht des Silberkristalls einen Schutzschild um sie zu errichten. Sie musste nur solange durchhalten, bis der Regen stoppte und keine Gefahr mehr drohte.

„Genug damit!“

Sailor Moon sah auf, als sie die Stimme Discordias hörte. Die Kriegerin machte sich zum alles entscheidenden Schlag bereit.

„Eris Final Break!“

Der Lichterregen war erloschen, doch Discordia ließ den Kämpfenden keine Ruhe und machte ihren alles zerstörenden, finalen Schlag bereit.

„Das wirst du nicht!“

Obwohl ein Grollen die Luft erfüllte, hörte Sailor Moon Erebos aufgebrachte Stimme. Sie schien zu wissen, was das für ein Angriff war und versuchte nun, diesen zu verhindern.

Es ging alles so schnell. Erebos war auf Discordia zu gestürmt, obwohl die Erde bebte, doch noch bevor sie die Zwietracht erreichen konnte, durchbohrte ein Strahl reinen Lichts die Kriegerin der Finsternis, die leblos zu Boden fiel.

„Ich hab es dir gesagt. Misch dich nicht ein.“

Hysterisch lachend entließ Discordia ihre Macht, aufgeteilt auf 14 zerstörerische Impulse, die die Kriegerinnen um sie herum anvisierten. Sailor Erebos sollte nicht die Einzige sein, die hier und jetzt ihr Leben ließ. Jeder, Nyx eingeschlossen, sollte sterben, damit sie, Discordia zur mächtigsten Kriegerin des Kosmos wurde.

„Silver Moon Crystal Power!“

Ohne darüber nachzudenken, hatte Sailor Moon mit Hilfe aller ihrer Kräfte den heiligen Gral beschworen. Sofort fokussierten sich die Lichtimpulse auf sie und den heiligen Gral. Impuls für Impuls vereinte sich mit dem heiligen Gefäß, dessen Kraft immer weiter anschwoll und immer mehr in sich aufnahm. Risse zeichneten sich auf dem Kelch ab. Genauso wie auf Sailor Moons Brosche, in der ihr Silberkristall ruhte. Es war der letzte Impuls, der das Fassungsvermögen den Grals und des Silberkristalls überstieg. Mit einem knacksenden Geräusch, barsten Sailor Moons Brosche und der Gral in tausend Stücke.
 

Fighter hatte bemerkt, was Sailor Moon plante. Doch zu spät, der Silberkristall war zerbrochen und Usagi fiel wie eine leblose Puppe, ihren Blick stumpf gen Himmel gewandt, zu Boden.

„Schätzchen!“

Die Gefahr war gebannt, doch zu welchem Preis? Was hatte ihr Schätzchen da getan? So schnell ihre Beine sie trugen, lief sie ihrem Schätzchen entgegen, doch sie prallte plötzlich gegen eine unsichtbare Wand.

„Bleib von Usagi-chan fern...“, murrte Nyx, die der Kriegerin Kinmokus aber sonst keine weitere Beachtung schenkte.

Fest hämmerte Fighter gegen die Barriere und sah zu, wie Nyx auf Usagi zu ging und sie vom Boden auf ihre Arme hob.

„Star Serious Laser!“

Wieder und wieder schleuderte Fighter ihre Angriffe gegen die Barriere, doch sie gab keinen Millimeter nach.

„Discordia, wir gehen. Nimm Erebos Stein mit. Über das was du getan hast, werden wir noch reden.“ Nyx warf Fighter einen letzten Blick zu, bevor sie mit Usagi auf ihren Armen verschwand.

„Jaja... Ich kümmere mich um den Rest“, knurrte Discordia und hob einen Stein auf, der dort lag, wo Erebos ihrer List zum Opfer gefallen war.

„Du räumst für mich auf und beseitigst den Rest!“, rief sie gen Himmel, bevor sie dem Beispiel ihrer Mutter folgte und verschwand.

„NEIN! Schätzchen!“

Verloren. Sie hatten nicht nur das Erdhermera verloren, sondern auch die Prinzessin des Mondes.

Kiss the moonlight

Usagi saß steif wie eine Puppe auf dem Thron, auf dem Nyx sie platziert hatte. Ihr Blick war monoton und stumpf nach vorne gerichtet. Es zeigte sich keine Gefühlsregung und auch kein Anzeichen von Leben. Nicht einmal als Nyx sie wie eine Puppe in dieses nachtblaue Abendkleid mit den Rüschen gekleidet hatte, hatte sie auch nur einen Muskel gerührt.

„Ich weiß nicht warum du sie mit genommen hast. Sie ist mehr Tod als lebendig.“

Missbilligend sah Discordia zu ihrer Mutter, die gerade Usagis Haare fertig frisierte und mit einer Rosenspange so befestigte, dass ihr keine zu langen Strähnen im Gesicht hingen.

„Das wäre sie nicht, wenn du nicht eigenmächtig gehandelt hättest. Aber...“

Nyx hielt inne und strich sanft über Usagis blasse Wange.

„Ich sehe ihr Licht... Sie lebt noch. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis sie wieder erwacht. Solange kümmere ich mich um sie.“

Sanft zog Nyx Usagi in ihre Arme und strich ihr liebevoll über den Rücken.

Sie hatte sie doch nicht mehr alle. Aber das war Discordia schon früher klar gewesen. Wäre Eternal Sailor Moon nicht gewesen, hätte sie ihre Mutter auch von diesem Leid erlöst. Doch die Sailor Kriegerin hatte sie daran gehindert. Nun trug sie die Konsequenzen dafür. Es war Nyx' reines Wunschdenken, dass sie wieder zu sich kam. Sailor Moon, gehörte der Geschichte an.
 

Misstrauisch sahen die Inner Senshis zu Yaten und Taiki, die in Ruhe einen Tee tranken. Sie hatten ihre Geschichte erzählt und nun lag es nicht mehr an ihnen, was weiterhin passieren würde.

„Und wir sollen euch das wirklich glauben? Ich meine, dass eurer Heimat dasselbe widerfahren ist und ihr hier hergekommen seid um Sailor Moon zu beschützen?“

Taiki hörte deutlich heraus, dass Makoto ihnen nicht glaubte. Allerdings sah sie wartend zu ihren Freundinnen, die selbst den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte abwogen.

„So unglaublich es auch klingt, scheinen sie aber ebenso wie wir Nyx' Feind zu sein und Nyx ist es schließlich, die unser Hermera nun hat“, gab Ami zu bedenken, die diese Geschichte versuchte mit eiskalter Logik abzuwägen.

„Das ändert aber nichts daran, dass ihre Freundin zu ihrem Konzert ein unschuldiges Mädchen angegriffen hat!“ Leidenschaftlich verteidigte Rei dennoch ihr Misstrauen. So ganz schien sie nicht verstanden zu haben, dass das alles zu dem Plan von Nyx gehörte.

„Ich gebe Rei-chan recht. Immerhin ist eine von Nyx Gefährtinnen im Kampf gefallen. Wir können also gar nicht sicher sein, wer die Guten und wer die Bösen sind...“, murrte Minako und ließ ihren Blick speziell auf Yaten ruhen.

Gerade weil sich die Kriegerinnen Kinmokus als Männer ausgegeben hatten um ihnen, dem Sailor Team der Erde, näher zu kommen, waren ihre Alarmglocken im Dauerbetrieb.

„Egal wie sehr ihr uns vertraut oder nicht, wir bieten euch dennoch unsere Hilfe an. Ihr wollt sicher Sailor Moon und euer Hermera zurückholen, genauso wie wir unseres wieder wollen. Wir haben also dasselbe Ziel. Ob mit euch, oder nicht, wir werden Nyx auf jeden Fall herausfordern.“

Ohne zu zeigen wie sehr sie das Misstrauen der anderen störte, nippte Yaten an seinem Tee und brachte die einzigen Optionen auf den Punkt, die die Inner Senshis nun hatten.
 

Nozomi hatte sich weit ab von den anderen Kriegerinnen niedergelassen und sah aus dem Fenster in den Abendhimmel. Erneut hatte sie, die mächtigste Kriegerin der Galaxie, eine Grenze ihrer Allmacht erreicht. War sie doch nicht so mächtig? Hatte man sie belogen, oder verlor sie Stück für Stück von ihrer Macht, weil sie ihre Einsamkeit aufgegeben hatte?

Es war nicht das erste Mal, dass Nozomi zweifelte. Zweifelte, ob sie nach dem Sieg über Nyx nicht wieder ihren eigenen Weg gehen sollte.

„Was wäre aus mir geworden, wenn ich Kakyuus Gastfreundschaft ausgeschlagen hätte?“, wisperte sie leise und lehnte ihren Kopf gegen das kühle Glas.

„Willst du wissen was aus dir geworden wäre?“

Nozomi sah nicht auf, denn sie sah im spiegelnden Glas Setsuna Meiou, die sie augenscheinlich aufgesucht hatte. Sie war nicht verwundert darüber, immerhin hatten sie die irdischen Krieger zu ihrer gemieteten Villa mitgenommen, obwohl diese ihnen nicht vollständig vertrauten.

„Du bist die Wächterin über Raum und Zeit. Darfst du denn einer wankenden Kriegerin zeigen, was aus ihr geworden wäre, obwohl die Gefahr besteht, dass ich es noch werden könnte?“

Setsuna lächelte geheimnisvoll und setzte sich zu Nozomi. Sie versank in Gedanken an ihre Vergangenheit. Damals, auf einem unbenannten Planeten im Theta Quadrant. Auf einem Planeten, der so verdorben gewesen war, dass die Götter ihr die Kraft einer Sailor Kriegerin verliehen hatten und sie damit das Licht der Welt erblickt hatte.
 

Obwohl die Sonne ihren Zenit erreicht hatte, sorgte der Staub und Smog in ihrer Umgebung dafür, dass es so finster wie in der Nacht war. Frische Atmosphäre war eine Legende aus alten Tagen. Ein Gerücht, von dem Galaxia nur gehört, es selbst aber nicht erlebt hatte. Dieser Planet war verdorben. Gier, Mord, Totschlag, Diebstahl, Misstrauen... Alles negative was die Galaxie zu bieten hatte, versammelte sich hier und sie, Galaxia war die einzige Kriegerin, die einzige Hoffnung, die dieser Planet noch hatte. Ihre Macht, die bisher dazu genutzt wurde, um das schlechte in Grenzen zu halten, war auch gleichzeitig die Macht, die sie nutzten konnte, um diesen Planeten auszulöschen.

Es war einer dieser Tage, in denen Galaxia in einer kleinen verrauchten Bar saß und dem Abschaum der universalen Gesellschaft lauschte, während sie einen kühlen Drink ihre Kehle runterstürzte.

Wisst ihr wo der Ort ist, an dem Sterne geboren werden? Ihr wisst schon, sowohl Schwache als auch Starke. Stellt euch vor, man könnte diesen Ort finden und an sich reißen. Man könnte Gott werden und Leben auslöschen noch bevor es geboren wird. Lasst uns gemeinsam diesen Ort finden. Lasst uns zu Göttern der Galaxie werden!“

Mit einer Flasche Alkohol erhob sich der leidenschaftliche Redner der angeblich ein Geistiger der nahegelegenen Ketzerkirche war. Von wegen Wasser statt Wein.

Auch wenn er augenscheinlich betrunken war, er wusste sich klar genug zu artikulieren, um die Menge mit seiner wahnwitzigen Idee mitzureißen. Hier saßen genug Menschen, die bereit waren diesen legendären Ort zu suchen und ihn auch zu finden um ihn erobern zu können. Dieser Ort versprach die Herrschaft, den Respekt, nach dem sich jeder auf diesen Planet sehnte.

Abschaum...“, wisperte Galaxia und stellte ihren Drink ab. Sie hatte genug davon und schmiss das Geld für ihr Getränk achtlos auf den Tisch. Ohne zu zögern ging sie zu dem Tresen und griff hinter diesen. Sie wusste genau, dass dort ein Messer lag, mit welchen der Barkeeper Zitronen und andere Früchte schnitt. Man musste die Saat des Bösen ersticken, bevor sie keimte und das war ihre Aufgabe, auch wenn es sie zur Mörderin machte. Passend, wenn man eine Bewohnerin dieses Planeten war.
 

Jedes Mal wenn Galaxia eine Saat im Keim erstickte, keimten zwei Neue. Es war ein endloser Kampf für den niemand dankbar war. Man fürchtete sie, bezeichnete sie als Monster und obwohl sie wussten, was sie erwartete, wenn man vor ihren Augen sündigte, konnten sie nicht damit aufhören. Im Gegenteil. Für sie war Galaxia der Ursprung allen Übels. Oft hatten sie schon versucht sie zu beseitigen, doch jedes Mal waren sie unterlegen. Gegen die Macht einer Sailor Kriegerin konnten sie eben nicht ankommen.

Es war einer dieser Morgende, an den Galaxia aus dem Schlaf erwachte und nicht wusste, ob sie dankbar dafür sein sollte, oder nicht. Sie war diesem Planeten überdrüssig geworden. Das hier war nicht mehr ihre Heimat, denn die Menschen waren schwach und erbärmlich. Sie wollte nicht mit diesem Planeten zugrunde gehen. Nein, sie wollte ihn richten und in der Galaxie einen Planeten finden, der ihrer würdig war, der ihr alleine gehört. Einer, der nicht so verdorben war, der ihr genügte.

Sie verließ ihr Versteck und blickte ein letztes Mal zurück. Da lag eine Puppe an der Schwelle des Einganges. Eine Puppe, die aussah wie sie und einen Zettel in der Hand hielt. Mit großer Wahrscheinlichkeit ein Drohbrief, der sie nicht mehr interessieren musste. Doch sie wollte sicher gehen und öffnete das Blatt Papier.

'Danke für alles, Galaxia-dono.'

Es waren Worte, die Galaxia nicht kannte. Ihr hatte noch nie jemand gedankt und gerade jetzt, als sie sich entschlossen hatte, dem allen ein Ende zu bereiten, kam dieser Dankesbrief. Vielleicht gab es doch etwas Hoffnung auf diesem verseuchten Planeten. Ja, wenn es diese Hoffnung gab, dann durfte sie ihn nicht zerstören. Sie musste jenen die auf sie vertrauten die Chance geben, alles zum besseren zu wenden.
 

Sie hatte Kriege gesehen, andere Sailor Kriegerinnen, Mädchen die dasselbe Schicksal wie sie trugen, aber gegeneinander kämpften um sich zu beweisen, wer mächtiger war. Galaxia lernte, dass Gut und Böse einen schmalen Grad besaßen. So schmal, dass sie nicht mehr wusste, was gut war und was nicht. Jeder schien ihr Gegner zu sein und die Suche nach einer neuen, besseren Heimat ging weiter. Jahre waren vergangen. Jahre, die für sie und andere Sailor Krieger nur wie eine Momentaufnahme erschienen. Jahre, die aber gereicht hatten, um ihr zu zeigen, was sie war. Eine Kopie ihres früheren selbst. Der Träger eines gebrauchten Star Seeds. Geformt durch diesen Star Seed mit dem selben Schicksal wie ihre letzte Trägerin.

Der Gläubige aus ihrer Heimat, der aus der kleinen Bar, hatte Recht. Es gab einen Ort, an dem schwache und starke Sterne geboren worden. Die Starken, verschwanden aber nicht in der Ursuppe. Sie überlebten und warteten darauf, neu zu erstrahlen. Genauso wie Planeten. Mit aller Wahrscheinlichkeit wurde dort auch das Böse geboren. Wenn sie diesen Ort fand, konnte sie das Böse mit einem Schlag eliminieren und für Frieden in der Galaxie zu sorgen.

Galaxia hatte überall nachgefragt wo dieser Ort war, doch niemand hatte ihr das sagen können. Niemand, außer einem Fremden mit Glaskugel. Er war gehüllt in eine schwarze Kutte und lehrte Galaxia was das Wort Furcht bedeutete.

Wo Sterne geboren werden? Ja, ich weiß wo dieser Ort ist. Es ist ein Ort, an dem die Star Seeds geboren werden. Zero Star, im Sternzeichen des Schützen. Das ist das Zentrum des Universums.“

Endlich hatte sie die Antwort nach der sie solange gesucht hatte und doch hinderte Galaxia etwas daran, zu diesem Ort zu ziehen. Er war mächtig, genau wie sie. Sie konnte zu einer Göttin werden und doch...

Nein, dass durfte sie sich nicht anmaßen. Sie musste einen anderen Weg finden. Nur dann, konnte sie wirkliche Macht erlangen.
 

Fruchtlos war ihre Suche. Sowohl nach ihrer Heimat, als auch nach einem Weg alles Böse zu eliminieren. Obwohl sie jetzt wusste, wo sich das Zentrum des Universums befand, verweigerte sie sich dieser einfachen Lösung.

Ihre Reise hatte sie nach Kinmoku geführt, einem erstaunlichen Planeten. So lebendig, so friedlich einfach außergewöhnlich.

Ja, dieser lästige Planet im Theta Quadranten... Im Krieg haben sie sich alle ausgelöscht, mitsamt ihres eigenen Planeten. Ein Glück. Damit müssen wir ihren Größenwahn nicht mehr fürchten.“

Galaxia war gerade über den Basar gelaufen als sie ein Gespräch zweier Händler aufschnappte. Ein Planet im Theta Quadrant? Ihr Geburtsort war im Theta Quadrant. Der einzige Planet, auf dem es noch Leben gab, weil dieser Planet alles andere ausgelöscht hatte.

Wenn das stimmte, dann war sie nun wirklich heimatlos.
 

Wofür? Wofür hatte sie gesucht und gekämpft? Wofür hatte sie ihren Planeten verschont, wenn dieser sich selbst zu Grunde richtete? Wäre das geschehen, wenn sie geblieben wäre? Hätte sie es verhindern können, wenn sie Zero Star aufgesucht hätte?

Niemand... Wirklich absolut niemand konnte ihre eine Antwort auf diese Fragen geben.

Missmutig sah Galaxia in den Sand unter ihren Füßen. Sie hatte sich auf einen Spielplatz zurückgezogen um alleine zu sein. Fernab dieser glücklichen, schwachen Menschen, die eine Heimat hatten.

Es war das erste Mal, dass sie weinte. Das erste Mal, dass sie verstand was Trauer bedeutete. Sie war nun wirklich alleine. Die mächtigste und einsamste Kriegerin der Galaxie.

Ist alles in Ordnung?“

Galaxia zuckte zusammen, als sie eine Hand spürte, die ihr sanft die Tränen wegwischte. Ein hauchzarter Duft von Kinmokublüten umspielte ihre Nase. Er war warm, tröstend und soviel stärker als sie.

Ihr Blick wandte sich zu ihrer Linken, dahin wo der Geruch herkam. Sie sah in das freundliche Gesicht einer Frau, die sie von Bildern kannte. Prinzessin Kakyuu.

Ich habe meine Heimat verloren“, wisperte Galaxia. Sie wusste nicht einmal, warum sie das erzählte. Noch dazu einer Person die sie nicht kannte.

Dann willkommen in deiner neuen Heimat. Mein Name ist Kakyuu.“
 

„Wie ich sehe, hast du damals viele Entscheidungen getroffen, die dich zu diesem Weg geführt haben. Hättest du deinen Planeten zerstört, wärst du gefürchtet und gejagt worden. Niemals hätte dich ein anderer Planet willkommen geheißen. Hättest du dann Zero Star eingenommen, wärst du der Dunkelheit in die Hände gefallen und wärst damit zu einem Gegner Sailor Moons geworden um gegen sie zu fallen.“

In aller Kürze hatte Setsuna mit ihren Fähigkeiten den Werdegang Nozomis durchgespielt und dabei jede Änderung ihrer prägendsten Entscheidungen bedacht.

Nozomi gefiel die Tatsache nicht, dass sie zur Nemesis des Universums geworden wäre, wenn sie wirklich Zero Star aufgesucht hätte. Allerdings, ihre Entscheidungen hatten sie auch schwach gemacht. Sie hatte ihr Herz an Kakyuu verloren und kurz darauf Kakyuu selbst. Dank der Moiren hatte sie Hoffnung gefunden und doch erneut versagt.

„Und wie sieht meine Zukunft aus, Wächterin der Zeit?“

Sie sah zu Setsuna, die ihren Blick erwiderte und sanft die Hand auf die ihre legte.

„Nun, aus eigener Erfahrung, auch wenn du es vielleicht noch nicht so wahrnimmst, ist deine Zukunft mit denen die du liebst strahlender als wenn du in alte Muster zurückfällst.“

Nozomi war sich diesbezüglich nicht sicher, aber als sie in Setsunas Augen blickte, sah sie etwas wissendes. Vielleicht war sie gerade jetzt wieder eine Entscheidung davon entfernt, der Dunkelheit zu verfallen.
 

So ganz ohne Sternenlicht und mit dem Mond der von dicken Wolken verhangen war, als wollten sie Sailor Moon damit zu Grabe tragen, fiel es Seiya nicht leicht zwischen all dem Schutt die Splitter von Usagis Silberkristall zu finden. Über jeden Splitter, egal wie klein er auch war, war sie froh, doch sie wusste, dass es wohl die ganze Nacht dauern würde und sie selbst dann nicht sicher sein konnte, ob sie auch wirklich alle gefunden hatte.

„Brauchst du Hilfe?“

Seiya sah verwundert auf, als ein Splitter den sie definitiv nicht selbst aufgesammelt hatte, in ihrer Hand landete. Sie kannte das Mädchen, das vor ihr stand, denn ihr verdankte sie es, dass sie Usagi kennengelernt hatte. Vor wenigen Stunden hatte sie noch dazu gelernt, dass sie eine Sailor Kriegerin war, womit sich ihr mulmiges Gefühl von damals wie von selbst erklärt hatte.

„Danke, vier Auge sehen mehr als zwei.“

Es war seltsam. Früher hätte Seiya versucht solche Dinge alleine zu erledigen, doch mittlerweile vertraute sie anderen und nahm Hilfe dankend an. Nozomi war der beste Beweis dafür. Bis vor wenigen Tagen hatte sie diese immer hin als Rivalin gesehen und nun war sie ihre verlässlichste Verbündete. Usagi hatte sie auf so viele verschiedene Arten verändert und positiv beeinflusst.

„Warum machst du dir so viel Mühe? Der Silberkristall wird sich auch nicht zusammensetzen, wenn du alle Splitter gefunden hast.“

Obwohl sie an ihrem Tun zweifelte, half sie ihr und hob Splitter um Splitter auf. Eine widersprüchliche Handlung, zumindest aus Seiyas Sicht.

„Warum hilfst du mir dann, wenn du das glaubst?“

Verwundert sah Hotaru zu Seiya. Ihr schien selbst erst in diesem Moment aufzufallen, wie widersprüchlich ihr Tun war. Warum tat sie das? Tat sie es, weil Usagi die Prinzessin des Mondes war und sie diese beschützen musste?

„Du wirkst zwiegespalten. Was ist los?“

Seiya hatte sie ertappt. Wobei das wohl nicht schwer war. Ja, sie war zwiegespalten. Sie mochte Usagi genauso sehr, wie sie diese im Augenblick hasste.

„Meine beste Freundin... war die zukünftige Tochter von Usagi. Weil sie und Mamoru aber nicht mehr zusammen sind und auch nicht heiraten werden, wird Chibiusa niemals geboren.“ Trauer lag in Hotarus Stimme. Chibiusa hatte ihr wirklich so viel als Freundin bedeutet und nun sollte sie niemals existieren? Das war nicht fair und doch konnte sie ihren Kummer nicht aufrichtig nach außen tragen. In der Schule erinnerte sich niemand mehr an Chibiusa und ihre Zieheltern und Freundinnen wollte sie nicht verunsichern.

„Du hast also das Gefühl, dass Usagi dir jemanden weggenommen hat, der dir die Welt bedeutet hat. Gleichzeitig bist du dir aber auch im Klaren darüber, dass du Usagi nicht zwingen kannst, ihre festgelegte Zukunft zu verwirklichen, nur damit du glücklich wärst.“

Für einen kurzen Moment hielt Seiya in ihrer selbst auferlegten Aufgabe inne und strich Hotaru sanft über den Kopf. Sie wusste nur zu gut, wie sich die Kleine fühlen musste.

„Es mag schmerzhaft sein, dass du deine beste Freundin verloren hast, aber du wirst dennoch weiterhin alles tun um Usagi zu beschützen, auch wenn sie dir in vermeintlicherweise Chibiusa genommen hat. Tief in deinem Inneren weißt du schließlich, dass Chibiusa es gewollt hätte, dass Usagi glücklich ist und dass du sie an ihrer Stelle beschützt.“

Nachdenklich sah Hotaru auf einen Splitter in ihrer Hand. Es wäre für sie immer schon ein leichtes gewesen, richtend die Sense über Usagi zu schwingen. Dennoch hatte sie Seiya zu Usagi geführt, als diese in größter Trauer war und das nur, weil Chibiusa ihre Mutter geliebt hatte. Sowohl die vergangene Version, als auch die ihr gegenwärtige. Selbst jetzt half sie Seiya die Splitter des Silberkristalls zu sammeln, hoffend, dass sie damit Sailor Moons Macht wieder reaktivieren konnten. Dank dem Gespräch mit Seiya, machte das alles auf einmal soviel Sinn.

„Du sprichst aus Erfahrung, oder?“ Ein wissendes Lächeln lag auf Hotarus Lippen. Sie musste das eigentlich nicht fragen, doch gerade jetzt wollte sie nicht die alles wissende Saturn sein, sondern Hotaru Tomoe, dass kleine Mädchen, dass den Rat einer halben Erwachsenen brauchte, um mit ihren eigenen negativen Gefühlen auszukommen.

„Könnte man so sagen. Gerade deswegen will ich mein Schätzchen nicht auch noch verlieren.“
 

Der Wind fuhr durch Uranus Haar, als sie am Ufer der Tokyo Bay stand. Ihr Blick war entschlossen gen Himmel gerichtet, denn sie hatte einen Plan gefasst und wollte diesen konsequent verfolgen.

„Uranus!“

Sie wandte sich nicht um, als sie Michiru Stimme hörte, denn sie hätte es sich ja denken können, dass ihre bessere Hälfte ahnte, was sie vor hatte. Es bedurfte zwischen ihnen nie viele Worte um zu wissen, was die Andere dachte oder wollte. Zumindest hatte es nie viele benötigt.

„Was willst du, Michiru?“

Es hatte sich wirklich viel zwischen ihnen verändert, seit die Saat der Zwietracht keimte. Uranus entfernte sich immer weiter von ihr und sie bemerkte es nicht einmal.

„Alleine schaffst du es nicht gegen Nyx. Wir haben den letzten Kampf nur dank Sailor Moon überlebt.“

„Das weiß ich! Und gerade deswegen muss ich sie zurückholen!“

Ein „wir“ gab es in Uranus' Welt nicht mehr. Sie vertraute niemanden genug um Hilfe zu fordern. Sie war zu einer einsamen, mächtigen Wölfin geworden.

„Aber nicht alleine! Du brauchst Hilfe, Uranus. Alleine wirst du das nicht schaffen.“

Ihre Worte prallten an Uranus ab. Nicht einmal ihrer engsten Freundin konnte sie noch vertrauen.

„Soll ich etwa auf diese fremden Kriegerinnen vertrauen? Was wissen wir schon über sie, Michiru?“ Auch wenn Uranus Recht hatte, es versetzte Michiru einen Stich ins Herz.

„Und mir kannst du auch nicht mehr vertrauen?“

Es folgte Schweigen. Aber es hätte sowieso keine Worte gebraucht, damit Michiru verstand, dass die Antwort „nein“ lautete.

„Ich muss los.“

Uranus' Worte durchschnitten die Stille. Sie machte sich für den Teleport bereit, ohne zu wissen, wohin sie eigentlich sollte. Ihr Vorhaben war somit zum Scheitern verurteilt und das bereitete Michiru Sorgen.

„Nicht!“ Michiru dachte nicht darüber nach und klammerte sich an Uranus, die zusammen mit ihr wenige Sekunden später verschwand.
 

Uranus bekam keine Luft mehr, als die Tiefen des Meeres sie ergriffen und hinabzogen. Wie eine Last drückten die Wassermassen auf ihre Brust und schienen alles Leben aus ihr pressen zu wollen. Rettende Luft drückte sich zwischen ihren Lippen hervor, die ein seichtes blau annahmen. Meter für Meter sank sie wie ein Stein, wurde zum Teil des Meeres, dessen Oberfläche so unerreichbar war und verächtlich glitzerte. So war es also zu sterben. Reuevoll, dass sie es ihr über ihre Taten zeigen wollte und nicht gesagt hatte, was sie für sie fühlte, streckte sie die Hand gen Oberfläche und stellte sich ihr Gesicht vor, bevor sie die Augen schloss.
 

Sie musste tot sein, im Himmel, oder anderswo, sonst hätte sie nie ihren salzigen Meeresduft gerochen und die Tränen gesehen, die über ihre Wangen liefen. Ja, sie musste tot sein, sonst hätte sie Neptun niemals weinen sehen. Nicht die starke, ruhige, beherrschte Neptun, die ihr immer das Gefühl gab, dass sie zu aufbrausend und stürmisch war. So wie sie eben gehandelt hatte, als sie in die tosenden Wellen der neptunischen Meere gesprungen war um ihre neue Freundin Neptun zu beeindrucken. Sie hatte ihr gesagt, dass sie niemals gegen dieses Unwetter ankommen konnte, immerhin wehte ein mächtiger Wind über die sonst so ruhigen Gewässer. Doch gerade weil ein mächtiger Wind geweht hatte, war sich Uranus so sicher gewesen. Sie kam immerhin von einem Planeten auf dem jeden Tag ein kraftvoller Wind wehte.

Idiotin!“

Ja, Neptun hatte Recht. Sie war eine Idiotin. Sie hatte Neptun immerhin zum Weinen gebracht.

Ich habe dir gesagt, dass das Meer unberechenbar ist und deine dumme Tollkühnheit bestrafen wird.“

Ein leises Lachen kam Uranus über die Lippen. Sie war der Grund, warum Neptun aufgebracht war und Emotionen zeigte, die niemand außer ihr zu Gesicht bekam.

Dann musst du mich in Zukunft an den dummen Tollkühnheiten hindern.“

Langsam hob sie ihre Hand und strich sanft die Tränen von Neptuns Wangen. Sie wusste, dass sie sich auf Neptun verlassen konnte, selbst dann, wenn sie noch nicht tot war.
 

Sie kannte diesen Rosenduft der ihre Nase kitzelte. 'Rosa dal mare' war der Name des Parfüms, welches sie Michiru zum letzten Weihnachtsfest geschenkt hatte. Ihr war dieser Duft nur allzu vertraut, denn sie wurde jeden Tag von ihm in beruhigendster Weise geweckt.

„Michiru?“

Seltsam, sie hatte gerade gedacht, sie war auf dem Weg zu Nyx. Was machte sie dann hier, bei Michiru? Hatte sie das alles nur geträumt?

„Idiotin!“

Sie öffnete die Augen und stellte fest, dass ihr Kopf auf Neptuns Schoß gebettet war. Nichts außer ihrer Stimme war zu hören. Um sie herum herrschte Stille. Die Frage war also, wo sie waren.

„Du kannst froh sein, dass wir es wenigstens bis zum Uranus geschafft haben. Ich hab dir doch gesagt, dass du es alleine nicht schaffst!“

Neptun war wütend, dass konnte sie deutlich hören, doch Uranus konnte nicht anders als sich plötzlich an eine ähnliche Situation, aus ihrem anderen Leben, zu erinnern. Eine Zeit, in der sie einander vertraut hatten. Doch nun konnte sie das nicht mehr. Ihr war aber nicht klar wieso.

Es musste doch einen Weg geben, dass sie einander wieder wie damals vertrauen konnte. Die Frage war nur, ob das überhaupt noch möglich war.
 

Das war sie also, die ihr gewidmete Tageszeit. Die Nacht. Warum nur? Einst war sie so mächtig gewesen, dass es ihre gesamte Existenz ausgelöscht hätte, wenn sie sich nicht von dieser unglaublichen Kraft getrennt hätte. Ihr Körper hatte diese Kraft, die sie Hermera nannte, abgestoßen, als sei es ein bösartiger Virus gewesen. Nun erhellte dieses Hermera Milliarden von Planeten und gebar Leben, welches sie selbst nicht zu Gesicht bekommen konnte. Nicht einmal auf der Erde schien es auch nur eine gutherzige Kreatur zu geben, die es sich traute, die Nacht zum Tag zu machen. Sie war somit die einsame Königin der Dunkelheit.

Was identifizierte man schon mit der Nacht. Nur Schlechtes. Einbruch, Mord, Trunkenheit... Niedertracht, Verzweiflung. Das einzig Schöne, was die Nacht zu bieten schien, war genug Dunkelheit um ein buntes Feuerwerk gen Himmel zu schießen.

Das hatte sie hier auf der Erde gelernt, einem Planeten, auf dem sie genauso unwillkommen war wie auf jeden anderen.

Dabei war sie universal gesehen noch ein Kind, dass sich nach nichts anderes als Liebe sehnte. Sie war einsam und verachtet. Das war ihr in den kurzen Minuten des Feuerwerks bewusst geworden. Einen kurzen Moment lang hatten die Menschen sie bewundert nur um sie wenig später wieder zu vergessen.

Es tat weh. Es tat so unglaublich weh, dass Nyx sich fragte, wofür sie überhaupt existierte. War sie nur geboren worden um den Tag zu erschaffen? Das war einfach nicht fair.

Sie deckt dich zu mit ihrem schönen Kleid, nimmt dir im Schlaf das Leid. Mit einem sanften Kuss schickt sie dich in den neuen Tag und zeigt dir so, dass sie dich mag. Auch wenn sie stets ganz einsam ist, lächelt sie nur für dich, damit du auch ohne Kummer bist. Oh Nacht, oh Nacht ich danke dir, ich bleib für immer nur bei dir, ich werd dein treuer Mond, der dich mit silber Licht belohnt.“

Nyx horchte auf, als sie aus einem nahegelegenen Garten eine kindliche Mädchenstimme hörte, die ein Loblied auf sie sang.

Usagi, komm endlich rein. Es ist schon spät und das Feuerwerk ist längst vorbei.“

Da waren sie, die letzten Verfechter der Schlaflosigkeit. Innerlich betete Nyx aber, dass sich ihre kleine Sängerin nicht hinein zu warmen Bett wagen würde.

Aber Mama.. Ich... bin nicht... müde...“

Nyx hatte sich nahe genug in den Garten geschlichen, um zu sehen, dass ihre Nachtschwärmerin in Wahrheit sehr müde war.

Ein Lächeln huschte über Nyx' Gesicht. Dieses Mädchen, sie wollte ihr Licht sein. Sie besang sie. Sie mochte sie sogar so sehr, dass sie ihre Müdigkeit versuchte zu ignorieren um länger bei ihr zu sein. Wie wunderbar.
 

Nacht für Nacht besuchte Nyx das Haus des Mädchens. Sie saß dort immer alleine. Nacht für Nacht und sang ihr niedliches Lied. Es ließ Nyx' Herz höher schlagen, doch es reichte ihr nicht mehr. Sie wollte mit ihr reden. Mit ihr spielen und ihr ein ebenso mächtiges Versprechen geben, wie es das Mädchen jeden Abend mit ihrem Lied tat. Heute war die richtige Nacht das zu tun. Die letzte, die sie hier auf Erden verweilte.

Oh Nacht, oh Nacht ich danke dir, ich bleib für immer nur bei dir, ich werd dein treuer Mond, der dich mit silber Licht belohnt.“

Dicht hatte Nyx sich an den Baum im Garten gedrückt und lauschte ihrer Stimme. Bald würde wieder ihre Mutter rufen. Das durfte dieses Mal nicht geschehen. Sich vollständig im Klaren, was sie tun musste, zog sie eine Flöte hervor. Die Hypnos, von ihr geschaffen um Menschen die ihr nicht passten, einschlafen zu lassen.

Mit aller Macht blies sie in die Flöte, doch kein Klang erschallte in der Nacht. Dennoch wusste sie, dass es funktioniert hatte. Jetzt musste sie es nur noch wagen. Niemand würde sie stören. Tief holte sie Luft und tat einen Schritt nach dem anderen aus dem Nachtschatten des Baumes und ging auf das Mädchen zu.

Hallo...“ Leise und schüchtern kam ihr die Begrüßung in japanisch über die Lippen. Was würde das Mädchen tun? Was würde sie sagen? Sie hatte so vieles nicht bedacht. Was wenn das Mädchen Angst vor ihr hatte, weil sie nicht wusste, dass sie die Nacht war?

Hallo! Willst du mit mir spielen?“

Sie lächelte. Ohne zu hinterfragen wie Nyx in den elterlichen Garten gekommen war, lächelte sie. Dieses Mädchen war ein Geschenk. Das wurde Nyx mit jedem Atemzug bewusster. Eine Erkenntnis, die sie tief ins Herz traf.

Warum weinst du?“

Sie weinte? Verwundert über die Frage des Mondgesichts, strich sich Nyx eine Träne weg. Ja, sie weinte wirklich Tränen. Tränen der Freude.

Tut dir etwas weh?“

So viel Liebe in einer Person. Das war zu viel für Nyx. Sie zögerte nicht und umarmte das Mädchen. Sie weinte sich an ihrer Schulter aus und es fühlte sich gut, so richtig an.
 

Du kannst also nicht in die Schule gehen, weil du das Sonnenlicht nicht verträgst? Das ist traurig. Wenn du nur Nachts zum spielen raus kannst, schlaffen alle deine Freunde ja schon.“

Nyx war sich nicht sicher, ob Usagi sie wirklich verstanden hatte, als sie ihr erzählte, wer sie war. Doch wahrscheinlich brauchte sie das auch nicht, immer hin war sie aufmerksam genug um ihre emotionale Situation zu verstehen.

Ich... habe keine Freunde.“

Freundschaft so etwas kannte Nyx nur aus Märchen und Erzählungen, nicht aber aus eigener Erfahrung.

Falsch! Wir sind Freunde, Kura-chan.“

Mit großen Augen sah Nyx Usagi an, die ihr den Namen Kuraiko gegeben hatte, wohl weil ihr richtiger Name zu schwer auszusprechen war.

Wir sind Freunde?“, fragte Nyx leise und sah das fröhliche Nicken Usagis.

Ja, Freunde. Ich werde Abends immer lange wach bleiben, damit wir spielen können. Dann bist du nie wieder alleine.“

Was war das nur für ein seltsames Gefühl, welches Usagi ihr da vermittelte. Es war schön und gleichzeitig beängstigend. Begehrenswert und doch machte es sie unsicher.

D-Das geht leider nicht. Morgen muss ich wieder weg.“

Sie hatte eine Freundin gefunden, doch sie konnte nicht bei ihr bleiben. Hätte sie Usagi doch nur eher angesprochen. Das war einfach nicht fair.

Dann geben wir uns ein Versprechen.“

Usagi schaffte es doch tatsächlich sie zu verwundern. Vorsichtig nahm sie Nyx' Hand und streckte ihren kleinen Finger aus, damit sie diesen mit dem Eigenen verhaken konnte.

Wir versprechen uns, dass wir uns wiedersehen, wenn wir groß sind. Wer dieses Versprechen bricht, muss tausend Nadeln schlucken.“

Usagi lächelte fröhlich und löste ihren Finger wieder von Nyx'. Das Versprechen war damit besiegelt.

Usagi-chan... Ich... Ich verspreche dir, wenn ich zurückkomme, werde ich so mächtig sein, dass ich dich vor alles und jeden beschützen kann!“
 

Ihr Kopf lag auf Usagis Schoß gebettet, das wusste Nyx als sie die Augen öffnete. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, denn sie hatte ihr Versprechen gehalten. Sie hatte alle ihre frühere Macht zurückgeholt und konnte Usagi damit beschützen. Wie versprochen. Sie genoss es ihr Mondgesicht bei sich zu haben, von ihr monoton gestreichelt zu werden und zu wissen, dass Usagi sie gerade jetzt am meisten brauchte.

„Ich verspreche dir, Usagi-chan, dass ich für immer bei dir bleiben werde.“ Nyx lächelte selig und schloss wieder ihre Augen. Erleichtert schlummerte sie ein, denn Usagi gehörte nun ganz alleine ihr.
 

Die Sonne würde sich an diesen Morgen nicht über den Horizont erheben, das wussten die Kriegerinnen nur zu genau, als sie am Tokyo Bay standen und in den dunklen Abendhimmel sahen. Mehr Zeit durften sie nicht verstreichen lassen, wenn sie Usagi und das Universum retten wollten.

„Michiru und Haruka konnten wir nirgendwo finden“, erklärte Setsuna. An sich war das suboptimal, denn ohne die beiden fehlte es ihnen an Kraft um wirklich sicher bei Nyx ankommen zu können.

„Wir können nicht länger auf die beiden warten. Uns läuft die Zeit davon.“

Nozomi hatte Recht. Mit jeder Sekunde die sie warteten, verloren sie die Chance Nyx zu überraschen.

„Vielleicht sind sie schon vor gegangen. Wenn dem so ist, können wir nur hoffen, dass es ihnen gut geht. Gerade sollten wir uns mehr Sorgen um uns selbst machen. Wenn wir uns nicht mit aller Macht auf Usagi konzentrieren, funktioniert der Sailor Teleport nicht.“

Die Kriegerinnen nickten. Sie wussten, dass Setsuna Recht hatte. Wichtig für diesen Moment war die Sicherheit ihrer eigenen Reise. Wichtig war, dass sie einander nun vertrauten. In Anbetracht der Tatsache, dass vier von ihnen unter den ungebrochenen Fremdeinfluss standen, war das aber schwer.

Dennoch nahmen sie einander an die Hände und schlossen die Augen. So gut sie konnten, fokussierten sie sich auf Usagi. Sie war das Ziel, als sie sich in Lichtsäulen auflösten und gen Himmel stiegen.
 

Suki sah zu, wie die Kriegerinnen vereint gen Himmel stiegen. Doch schon wenige Sekunden später stoben ihre Lichter auseinander und verteilten sich über das Firmament.

Das war gar nicht gut, doch gleichzeitig nichts, was nicht vorhersehbar gewesen wäre.

„Wir hätten zu ihnen gehen sollen, Suki...“, murrte ein Mädchen mit grünen Haaren, dass dem Stil eines Giftstachels von einem Skorpion ähnelte.

Suki sah zu ihr und schüttelte den Kopf. Sicher, sie hätten sie alle sicher zu Nyx bringen können, aber wofür? Sie hatte die Rose der Zwietracht deutlich in ihren Herzen blühen sehen. Diese waren ein Hindernis, welches erst aus dem Weg geräumt werden musste.

„Meinst du, sie schaffen es ohne unsere Hilfe sich von der Saat der Zwietracht zu befreien?“

Das Mädchen mit den rosefarbenen Haaren, sah zweifelnd zu Suki. Auch sie war sich nicht sicher, ob die Kriegerinnen es schaffen konnten.

„Ich weiß es nicht. Sie werden es schaffen, wenn sie verstehen, dass sie mehr als nur Sailor Moons Garde sind. Wenn sie zu der Kraft ihres Planeten finden und verstehen, dass sie Menschen in ihrem Leben haben, die für sie da sind. Wir können also nur abwarten.“

Es gefiel Suki nicht, aber sie mussten sich an den Plan halten. Nur wenn sie ihre Rollen spielten, konnten sie gewinnen.

„In Ordnung, Pallas, du führst Merkur und Jupiter zum Ziel. Vesta, dir vertraue ich Mars und Venus an. Juno, dich bitte ich auf Saturn und Pluto zu achten und du Ceres, suchst Uranus und Neptun. Ich werde mich um Galaxia und die Starlights kümmern.“

Die vier Mädchen um sie nickten. Sie gehörten zu den Eingeweihten des geheimen Plans und wussten daher auch, was Suki von ihnen erwartete. Auch wenn Suki nicht ihre Prinzessin war, so würden die vier bis zum letzten Atemzug für Suki kämpfen und sie verteidigen.
 

Sie war Neptun bis zum Miranda Palast gefolgt, ein Weg, der sehr bedrückend gewesen war. Beide schienen sich nichts zu sagen zu haben, was seltsam war. Sie sprachen nie viel und doch war die Atmosphäre selten so bedrückend gewesen. Sie erinnerte sich an dieses eine Ereignis aus ihrer Vergangenheit, das noch wesentlich bedrückender gewesen war als das hier. Doch sie hatten es damals geschafft, diese Spannungen aufzulockern.

Die Welle dieser einen Erinnerung, brach unaufhaltsam über Uranus ein, als wollte sie ihr etwas zeigen, dass sie vergessen oder viel mehr verdrängt hatte.
 

Die silberne Perle des Himmels stand in Flammen, zumindest war der sonst so silberne Schimmer in ein blutiges Orange gehüllt. Prinzessin Neptun hatte ihre Hand auf den kühlen Meereskalkstein ihres Palastes gelegt und durchlitt Qualen als sie das sah. Es war, als hätte Königin Serenity genau das vorausgesehen und sie und Prinzessin Uranus auf das Schlimmste vorbereitet. Sie hatten eine Mission, für den Fall, dass das Mondkönigreich fiel. Doch sie musste noch warten. Nur noch ein bisschen mussten die Menschen des Mondes leiden. Denn alleine konnte sie diese Mission nicht erfüllen.

Entschuldige, dass du warten musstest.“ Erschrocken wandte sich Neptun um, als sie die Stimme ihrer vertrautesten und besten Freundin hörte. Traurig lächelten ihr die meerblauen Augen Uranus' entgegen. Ein Lächeln, dass Neptun ebenso traurig erwiderte.

Hast du hier umgeräumt? Es war ganz schön schwer dich zu finden.“ Obwohl die Lage alles andere als amüsant war, konnte sie den Hauch eines Scherzes in ihren Worten heraushören. Sie konnte nicht anders als zu lachen, wenn Uranus solche Witze machte. Selbst in diesen Moment.

Hör schon auf. Du kommst so selten zu Besuch, dass du einfach vergessen hast wie hier alles steht.“ Sie waren sich so nahe und doch konnten sie einander nicht so oft sehen. Uranus hatte ihre Pflichten und auch sie.

Leider sind die Umstände dieses Besuches nicht die besten. Wir sollten los, bevor sie noch weiter leiden.“ Neptun nickte auf Uranus Worte und griff zu einem kleinen Stab, der um ihrer Hüfte hing. Sie konzentrierte ihre Kraft darauf, schloss für einen Moment die Augen und spürte die Kraft ihres Planeten in sich fließen. Erst als sie die Augen öffnete, sah sie, dass Uranus es ihr gleich getan hatte und nun, wie sie in ihrer Kriegerinnnen-Uniform vor ihr stand. Als sie jünger waren, hatten sie diese Kraft von Königin Serenity erhalten. Das alles nur für diesen einen Augenblick. Nur für diese eine Mission, die beide so sehr verabscheuten.

Gehen wir.“ Langsam kam Uranus auf Neptun zu und hielt ihr ihre Hand entgegen. Mit einem letzten Lächeln ergriff Neptun diese und nahm dankbar die Kraft Uranus in sich auf, die sie beide zum Saturn brachte.
 

Die Stille auf Saturn war nur Zeuge davon, dass hier kein zufriedenes Volk mehr lebte. Neptun kannte die Gerüchte. Einst sollte hier eine Prinzessin gelebt haben, die in der Blütezeit ihres Reiches die Sense des Schweigens geschwungen und damit alles Leben ausgelöscht hatte. Wahrscheinlich waren es keine Gerüchte, denn Königin Serenity hatte ihnen die Geschichte erzählt, dass hier eine Kriegerin schlief, die die Macht besaß ganze Sonnensysteme mit ihrer Sense zu vernichten. Unter keinen Umständen sollte diese Macht freigesetzt werden, außer die Dunkelheit bedrohte das Universums. Denn die Waffe der schlafenden Kriegerin machte keinen Halt vor Gut oder Böse. Es war die gerechte Sense, die alles gleichermaßen hinwegraffte.

Wo liegt der Palast?“

Da sie beide noch nie auf diesem Planeten waren, war Uranus Frage berechtigt, aber gemeinsam hatten sie alle Mittel um ihre Mission auszuführen. Wie aus dem Nichts erschien in Neptuns Hand ein Spiegel. Seine glasige Oberfläche war Dunkel und doch konnte Neptun in seinem Spiegelbild mehr sehen als andere. Dieser Talisman, ebenfalls ein Geschenk von Königin Serenity, war das Heiligtum ihres Planeten. Der Deep Aqua Mirror.

Wir müssen in diese Richtung.“ Kraftlos wies Neptun mit ihrer Hand nach Osten und versuchte für ihre Schuhe den ebensten Weg zu finden. Doch mit jedem Schritt wurde ihr mulmiger zumute, denn jeder Schritt führte sie näher in ihr Verderben.

Mach dir keine Sorgen. Pluto sagt, dass es auch für uns eine Zukunft geben wird.“ Es war typisch für Uranus, dass sie ihre Sorgen und Ängste verstand, ohne dass sie diese aussprechen musste. Deswegen waren sie eben beste Freundinnen und wahrscheinlich noch viel mehr. Doch auch das waren Dinge die sie nicht offen miteinander aussprachen. Warum auch? Gefühle brauchten keine Worte wenn die Herzen miteinander verbunden waren.

Hätten wir das verhindern können, wenn wir nicht so weit von ihnen entfernt wären? Hätten wir die Dunkelheit dann aufhalten können?“ Es war eine Frage, die Neptun schon seit Jahren bewegte. Doch nicht einmal ihr Spiegel hatte eine Antwort drauf.

Wahrscheinlich nicht.“

Es war ein Gefühl, ein Wunsch der plötzlich in Neptuns Herzen aufkeimte, also sie Uranus Hand fasste. Sie fühlte trotz der Handschuhe die Wärme und das Zittern. Uranus hatte Angst, genau wie sie und das war es, was Neptun irgendwie beruhigte. Immerhin hatte sie Uranus bei sich. So schlimm konnte ihr Untergang also auch nicht sein.
 

Der Palast war ein Trümmerhaufen. Die Macht die hier gewütet hatte, hatte wohl wirklich kein einziges Leben verschont. Kein Wind wehte, die Natur hatte resigniert und doch nahm Neptuns Spiegel eine Quelle Lebens hier wahr. Sie folgte der Spur zusammen mit Uranus und blieb schließlich im Thronsaal stehen. Dort saß sie, mit geschlossenen Augen, blass wie eine Puppe, in der Uniform einer Kriegerin, mit der Sense der Stille im Arm. Der einzige Grund warum sie nun nicht wach war, war der leuchtende Ring um ihren Körper, der ihre Kraft daran hinderte weiterhin zu wüten Die Macht des Silberkristalls. Welch Ironie, dass sie einst das Böse war, was der Silberkristall bannen musste um das Universum zu retten und dass sie nun die Macht war die sie brauchten um die Dunkelheit daran zu hindern alles zu vernichten.

Dein Schwert kann die Fessel zerschneiden. Nach all der Zeit ist sie schwächer.“

Uranus nickte und ließ ihr Schwert erscheinen. Doch sie zögerte, denn was auch immer sie tat, Neptun würde das hier nicht überleben. Wie konnte sie das ihrer besten, liebsten Freundin antun?

Schon in Ordnung. Das ist unsere Mission, dafür müssen Opfer gebracht werden.“ Sanft legte Neptun ihre Hand auf Uranus'. Sie spürte die Kraft ihrer Freundin und das Herzklopfen, dass ihr für einen Moment versicherte, dass sie gelebt hatten.

Ich weiß. Und... Es tut mir leid. Aber wir haben eine Zukunft.“ Neptun nickte und lächelte. Alles was sie jetzt tun konnte, war auf diese Zukunft zu hoffen und ihrer Freundin zu sagen, dass alles in Ordnung sein würde.

Entschlossener als zuvor hob Uranus ihr Schwert. Sie holte tief Luft und ließ es auf die Ketten die Saturn am Erwachen hinderten, niedersausen. Als wäre es Butter durchtrennte das Schwert die Ketten und entfesselte die aufgestauten Energien des Untergangs. Von der Macht gepackt, wurde Uranus und Neptun zurück geschleudert, unfähig sich gegen die zweite Welle, die ihre Körper auflöste, zu wehren.
 

Sie hatten eine Zukunft gemeinsam gehabt. Eine Zukunft, die Uranus just in diesen Moment mit ihren Misstrauen und Zweifeln zerstörte. Die Zukunft, die beide sich in der Vergangenheit so sehr gewünscht hatten, weil sie nur dafür existierten um zu sterben.

„Neptun, warte...“

Sie waren gerade durch die Tore der großen Halle gegangen, die in den Miranda Palast führten, als Uranus in ihren Schritten Inne hielt. Es gab etwas, dass sie wissen musste um herauszufinden, warum zwischen ihnen auf einmal alles so anders war.

„Etwas stimmt nicht mit mir, oder?“

Erstaunt fuhr Neptun herum und sah Uranus in die Augen. Sie hatte so sehr gehofft, dass Uranus es selbst bemerkte und ihre Hoffnung erfüllte sich. Etwas von ihrer geliebten Uranus war durch all die Zwietracht gebrochen und hatte es bemerkt.

„Ja. Es stimmt etwas nicht mit dir und ich bin so froh, dass du es bemerkt hast.“

Es fühlte sich an, als wären sie gerade einander wieder näher gekommen. Diese Gewissheit, ließ all die Trauer der Erleichterung weichen und das zeigte Neptun mit ihren Tränen nur zu deutlich.

Selbst in diesem Leben war Uranus die einzige, die ihre Tränen sah. Selbst in diesem Leben bereute Uranus es, dass sie Schuld war.

Vorsichtig zog sie Neptun in ihre Arme und drückte sie an sich. Sie spürte die Feuchte der Tränen durch ihren Stoff. Sie musste Neptun trösten. Unbedingt.

Sanft schob Uranus ihre linke Hand unter Neptuns Kinn und hob es vorsichtig an. Sie sah in Neptuns meerblauen Tiefen. Sie konnte soviel Erleichterung und Trauer, gemischt mit Ängsten in ihnen sehen. Neptun musste in den letzten Stunden so gelitten haben und es war Zeit, ihr dieses Leid zu nehmen. Etwas beugte sich Uranus zu Neptun hinab und fuhr mit ihren Lippen die Spur der Tränen auf ihrer rechten Wange nach. Sanft küsste sie ihren Mundwinkel als sollte dies eine Warnung dafür sein, was sie vor hatte. Eine Warnung für den Kuss, den Uranus ihr stahl und der doch von Neptun sehnsüchtig erwidert wurde. Egal was passierte, Uranus war entschlossen Neptun niemals wieder zum Weinen zu bringen, sondern all die Macht, die sie in sich erwachen fühlte, einzusetzen, damit sie sich in der Vergangenheit nicht umsonst geopfert hatten.
 

Das Glas welches Uranus' Rose der Zwietracht behüten sollte, war unter der Macht des neu erwachten Hermeras zerbrochen und enthüllte nun das mächtige Licht. Es erstrahlte genauso wie Neptuns, auffällig und verräterisch, doch es dauerte nicht lange an bis es verschwand, so dass Discordia nichts von all dem mitbekommen hatte. Der Vorhang der Finsternis, der auch Neptuns Licht schützte, verdeckte Uranus' gebrochenen Fluch, als hätte er nie dort existiert.

Erebos hätte sich an diesem Anblick erfreut, wenn sie noch unter den Lebenden geweilt hätte. Egal wie sehr sie das Licht hasste, dieses hier, bedeutete einen weiteren Nagel in Discordias Sarg. Das schönste daran war wohl, dass Discordia es nicht wusste, obwohl sie die Personifizierte Zwietracht war.
 

Das der Sailor Teleport nicht funktioniert hatte, wusste Merkur, als sie sich auf dem abgestorbenen Planeten umsah. Ihre Freundinnen waren nicht mehr bei ihr, was wohl bedeutete, dass sie sich nicht genug konzentriert hatten. Egal. Erst einmal musste sie wissen, wo sie war.

Merkur drückte den Knopf an ihrem Ohrring, so dass ihre Brille vor ihren Augen sichtbar wurde und der integrierte Computer nach Lebenszeichen suchte. Leben fand er keines, aber ein Energiesignal, welches aber nicht analysierbar war. Wenn sie wissen wollte, was das für eine Energie war, musste sie also der Spur folgen. Vielleicht fand sie dort eine ihrer Gefährtinnen, oder eine Möglichkeit diesen Planeten schnellstmöglich wieder zu verlassen.
 

Jupiter wusste, dass sie den Garten kannte, in dem sie aufgeschlagen war. In einem anderen Leben hatte sie viele Stunden damit verbracht diesen neidvoll zu bewundern. Es war schon seltsam. Auf Jupiter hatte sie eine gut geführte Bibliothek gehabt, obwohl sie sich lieber einen gut blühenden Garten gewünscht hatte. Einen wie diesen hier. Merkurs Garten. Selbst jetzt, obwohl es nicht mehr ihr Leben war, beneidete sie Merkur, oder viel mehr Ami Mizuno. Sie hatte einen Garten in ihrem Penthouse. Einen mit dem sich ihre Topfpflanzen nicht messen konnten. War es fair, dass jede von ihnen etwas hatte, das die andere in Wahrheit wollte? Nein. Das war es weder heute noch damals. Dennoch hielt sie etwas daran ab, Merkur dafür zu hassen. Eine Erinnerung die tief verborgen in ihr lag und aus ihr brechen wollte, machte sich bemerkbar. Eine Erinnerung aus alten Tagen.
 

Ihre Brille hatte sie zu einem Palast geführt, der ihr aus alten Zeiten noch gut vertraut gewesen war. Sie hatte viel Zeit hier verbracht, immerhin besaß dieser Palast eine so umfangreiche Bibliothek, das es ihr wie ein Traum vorgekommen war. Ein Paradies.

„Der IO Palast... Also bin ich in Jupiters ehemaliger Heimat.“

Es war ein seltsames Gefühl wieder hier zu sein, denn es wirkte so unwirklich. Dennoch schwellte dieses vertraute Gefühl in ihrer Brust an und drohte zusammen mit einer Erinnerung aus alten Tagen herauszubrechen.
 

Mit einem Buch, das Merkur schon zum tausendsten Mal gelesen hatte, hatte sie sich in ihren Garten zurückgezogen um es in aller Ruhe zu lesen. Es war nicht das, was ihr Vater am heutigen Tag erwartete, immerhin bekamen sie heute Besuch von König Zeus und seiner Tochter. Ihr Vater wollte die diplomatischen Verbindungen zu den Jupiteranern verbessern, immerhin hatte Königin Serenity ihnen, den Töchtern der Planeten, die Ehre erteilt, die Leibgarde der Prinzessin zu werden. Bis sie dieser Aufgabe wirklich nachgehen konnten, würden aber noch ein paar Jahre vergehen. Solange konnten sie die wenigen Bücher hier im Palast wieder und wieder lesen.

Und hier ist der Garten. Prinzessin Merkur zieht sich gerne hier her zurück um zu lesen. Ich denke, dass sie auch jetzt hier ist.“

Merkur hatte sich noch nicht tief genug in ihr Buch vergraben, weswegen sie hörte, wie die Tür zum Garten aufgestoßen wurde. Sie erhob ihren Blick und erkannte eine ihrer Dienerinnen, die von einer Fremden bekleidet, den Garten betrat. Kaum, dass die Fremde den Garten in seiner vollen Pracht erblickt hatte, entwich ihr ein Laut der Begeisterung.

Wunderschön!“

Staunend lief sie durch den Garten und hielt immer wieder vor diversen Blumen inne, um den Namen ihrer Gattung respektvoll auszusprechen. Es war für Merkur einfach erstaunlich, denn wenn sie sich irrte, war es Jupiter, die durch ihren Garten streifte. Jeder hier auf Merkur wusste, dass es auf Jupiter keine Blumen gab. Dank der Atmosphäre des Planeten, waren die Bedingungen nicht ideal genug um Pflanzen zu züchten. Das Jupiter selbst so viel über Blumen wusste, beeindruckte Merkur daher.
 

Sie hatte noch nie ein Wort mit Jupiter gesprochen. Immer wenn Jupiter bei ihnen zu Besuch war, saß sie in ihrem Garten und las, während Jupiter die Schönheit der Rosen bewunderte. Merkur hatte nie gewusst, wie sie ein Gespräch beginnen sollte doch nun, da sie zu Gast auf Jupiter war, wollte sie das ändern. Das Geschenk in ihrer Hand sollte dabei helfen.

Willkommen im IO Palast, Prinzessin Merkur. Ich hoffe euer Aufenthalt wird angenehm.“

Merkur lächelte, als König Zeus sie begrüßte. Elegant verbeugte sie sich, verwies schließlich aber auf den kleinen Beutel in ihrer Hand.

Ich danke euch. Als kleine Anerkennung für eure Gastfreundschaft, habe ich für eure Tochter, Prinzessin Jupiter, ein Geschenk mitgebracht. Es sind besondere Blumensamen, die in jeder Umgebung wachsen.“

Ihr Blick fixierte Jupiter, die allein wegen dieser indirekt an sie gerichteten Worte begeistert war. Sie hatte gewusst, dass Jupiter dieses Geschenk gefallen würde. Nur deswegen hatte sie diese seltenen Samen gewählt. Es war also der ideale Anfang für ein Gespräch.
 

Die Saat die Merkur ihr geschenkt hatte, blühte wirklich in erstaunlicher Weise. Rosen, Narzissen, Hyazinthen... So viele verschiedene Arten waren aus diesen wenigen Samen gewachsen. Endlich gab es Blumen auf Jupiter. Dafür musste sie sich irgendwie bei Merkur bedanken. Die Frage war nur wie? Sie hatten nicht viel miteinander gesprochen, einfach weil sie sich nicht getraut hatte. Merkur war so gebildet und belesen, dass sich Jupiter in ihrer Gegenwart so dumm vorkam. Wahrscheinlich hätte Merkur mit den Büchern aus ihrer königlichen Bibliothek sogar viel mehr anfangen können.
 

Unglaublich, Jupiter, die Blumen sind noch besser gewachsen als ich gehofft hatte.“

Stolz hatte Jupiter ihren Garten präsentiert. Merkur sollte sehen, wie glücklich sie ihr Geschenk gemacht hatte und die Blumen sprachen da eine sehr deutliche Sprache.

Das verdanke ich nur dir, Merkur. Deswegen möchte ich dir danken.“

Jupiter hatte die schönste Blume in ihrem Garten ausgesucht, eine blaue Rose, und sie mit Hilfe des Hermeras von Jupiter für Äonen von Jahren haltbar gemacht. Sie würde ewig blühen, als ein Zeichen ihrer Freundschaft.

Scheint, als hätten wir dieselben Gedanken. Ich wollte dir das hier geben, als dank dafür, dass ich die Bücher eurer Bibliothek lesen darf.“

Merkur hatte ein Buch aus ihrer Tasche gezogen. Es strahlte eine ähnliche Energie aus wie die ewig blühende Rose. Auch Merkur hatte einen Teil von Merkurs Hermera benutzt, um dieses Buch für die Ewigkeit haltbar zu machen. Für eine Ewigkeit in Jupiters Bibliothek.
 

Lächelnd strich Merkur über den Rücken des Buches, welches sie vor Jahrhunderten Jupiter geschenkt hatte. Es war seltsam, wie so eine einfache Erinnerung alle negativen Gedanken verändern konnte.

Damals hatte Jupiter ihr den freien Zutritt zu dieser Bibliothek erlaubt und selbst heute, als Makoto Kino sorgte sie dafür, dass sie mehr lernen konnte. Zwar nicht in Form einer weiteren Bibliothek, aber mit kleinen Snacks für den Hunger Zwischendurch, oder indem sie ihr in der Bibliothek Bücher aus Regalen reichte, an die sie selbst nicht herankam.

„Mädchen... Ich will euch wieder vertrauen können.“

Erst jetzt war ihr aufgefallen, wie in den letzten Wochen diese kleinen Gesten verschwunden waren. Nicht nur von Makotos Seite, sondern auch von ihrer. Sie hatten sich voneinander distanziert und befanden sich deswegen in dieser Situation. Doch das sollte sich ändern. Sie musste sofort zu Jupiter und den anderen und alles wieder in Ordnung bringen.
 

Jupiter schallte sich eine Närrin, dass sie wirklich vergessen hatten, wem sie die Blumen Jupiters verdankte. Selbst jetzt in der Gegenwart waren Blumen in ihrer Wohnung, die sie von Ami erhalten hatte. Auch wenn sie einander nie viel zu sagen hatten, so waren sie sich immer näher gewesen als gerade in diesen Stunden.

Gedankenverloren griff Jupiter die Rose die sie einst Merkur geschenkt hatte. Sie spürte Jupiters Puls in ihr schlagen, doch nicht nur ihn. Merkur hatte ihr immer so viel bedeutet und sie bedeutete ihr immer noch viel. Einander konnten sie so viel mehr geben, als sie aus einem einsamen Training beziehen konnte. Merkur war klug genug um Schwachpunkte zu erkennen und sie besaß die Kraft diese anzugreifen. Sie musste zu Merkur, sofort.

„Jupiter!“

Als hätte sie denselben Wunsch geäußert, erschien plötzlich Merkur im Garten, zusammen mit Sailor Pallas. Gerade von dieser Kriegerin hatte sie nicht erwartet, sie jemals wieder zu sehen.
 

Als Pluto die Augen aufschlug und die zerstörten Überreste Saturns sah, lief es ihr kalt den Rücken runter. Sie erinnerte sich daran, dass sie diesen Planet einst in voller Blüte gesehen hatte. Ebenso hatte sie gesehen, wie sich die Bevölkerung auf einen ewigen Krieg eingelassen hatte. Dieser hatte Jahre außerhalb der sicheren Palastmauern getobt, bis im Palast die Sense ihre neue Besitzerin gewählt und dem Trauerspiel ein Ende gemacht hatte. Pluto hatte das alles kommen sehen und nie etwas dagegen tun können. Doch wahrscheinlich war das auch nur eine Ausrede. Mit ihrem Wissen hätte sie eingreifen und alles verändern können. Es wäre nie zu diesem Krieg gekommen und Saturn wäre auch niemals einsam gewesen. Vielleicht hätte sie dann dem Ruf der Sense widerstehen und damit ihr trauriges Schicksal vermeiden können.
 

Prinzessin Saturn!“

Sie hörte die Rufe ihrer Bediensteten, weswegen sie sich kleiner hinter einem Rosenbusch zusammenkauerte. Sie wollte nicht entdeckt werden, denn die Welt da draußen war so aufregend, dass sie sie endlich entdecken wollte. Jahrelang schon hatte man ihr verboten den Palast zu verlassen, doch dass sollte nun vorbei sein. Nur noch diese Bediensteten musste sie überlisten und dann war sie frei.

Langsam kroch sie, dem Busch entlang zu der Tür. Sie war nur noch so wenige Zentimeter von der Welt da draußen entfernt. So wenige und doch.

Da seid Ihr ja!“

Saturn sah auf und erkannte ihren Mini-Guardian, der wie eine winzige Ausgabe ihrer Selbst aussah. Erneut hatte ihr Mini-Ich sie gefunden, sodass sie sich fragte, ob dieses vielleicht Gedankenlesen konnte, oder nicht doch aus einem Teil ihres Bewusstseins geformt worden war.

Habt Ihr schon wieder versucht hier rauszugehen? Wie oft muss ich Euch noch erzählen, dass ihr das nicht dürft?“

Nicht dürfen, Saturn hatte genug von diesem Ausdruck. Sie durfte nicht raus in Freiheit, sie durfte keine Rosen aus dem Garten pflücken, sie durfte nicht mit anderen Kindern im Schloss reden. Es war doch lächerlich. Sie war ein Kind. Ein kleiner Vogel der seine Flügel ausbreiten wollte.

Ich weiß das ich nicht raus darf, aber warum nicht?“ Sie forderte wie so oft Antworten, denn bevor sie keinen nachvollziehbaren Grund bekam, warum sie diese Welt nicht entdecken durfte, würde sie es weiter versuchen.

Es geht einfach nicht.“ Eine Antwort, mit der Saturn gerechnet hatte. Schmollend erhob sie sich von ihrem Platz und ging zurück in Richtung des Palastes. Für heute war sie gescheitert, aber in den nächsten Tagen würde sie es wieder versuchen.
 

'Saturn~' Es war mitten in der Nacht als Saturn eine Stimme hörte. Sie klang zu wirklich um ein Traum zu sein und wurde davon wach. Es dauerte einige Zeit, bis sie ihre Umgebung wieder richtig wahr nahm. Sie rieb sich den Schlafdreck aus ihren Augen und lauschte in die Stille hinein. Nichts war zu hören.

'Saturn~' Doch sie war da, die Stimme von der sie geglaubt hatte im Traum zu hören. Es war eindeutig, dass die unbekannte Stimme nach ihr rief. Sie wollte nun herausfinden wer es war und erhob sich aus ihrem Bett. Leise, um Mini-Saturn nicht zu wecken, die in einem kleinen Korb, der ihr als Bett diente, schlief. Geschmeidig wie eine Katze, schlich sie um die Dielen im Boden, von denen sie wusste, dass sie knarrten und unangenehmerweise jemanden wecken würden, der besser weiterhin schlief.

'Komm zu mir, Saturn~' Sie folgte der Stimme in Winkel ihres Schlosses, die sie selbst noch nicht gekannt hatte, weil Mini-Saturn sie immer daran gehindert hatte sie zu erkennen. Es war aufregend nun diesen Teil für sich zu entdecken, auch wenn es tiefste Nacht war. Sie hatte keine Angst. Angst war an sich ein Gefühl, dass ihr fremd war. Sie brauchte auch keine Angst haben, denn hier war alles so sicher. Gefahren gab es für sie nicht.

'Du hast es gleich geschafft', wisperte die Stimme verführerisch und wies Saturn erneut den Weg. Sie folgte ihm, bis sie vor einer großen steinernen Tür stand, in die violettfarbene Amethysten eingefasst waren. Diese Tür hatte sie wirklich noch nie gesehen, umso mehr stieg daher ihre Neugier. Vorsichtig berührten ihre Finger den Stein und fuhren diesen entlang. Sie suchte nach einer Klinke, doch es war keine zu sehen.

Wie geht sie auf...“, flüsterte Saturn neugierig und tastete weiter den kalten Stein ab. Warum sollte diese Tür nicht aufgehen? Es musste möglich sein, denn sonst hätte man sie doch nicht gebaut.

'Ich helfe dir~'

Kurz leuchteten die Amethysten auf, bevor die Tür sich knarrend und quietschend öffnete. Die Geräusche hallten in der Halle wider, sodass Saturn sich besorgt umsah, um sicher zu gehen, dass niemand es gehört hatte. Niemand war zu sehen. Erleichtert schlüpfte sie durch den offenen Spalt und wagte sich tiefer in das Zimmer hinein. Nicht unweit von ihr entdeckte sie schließlich etwas, dass ihr zum ersten Mal das Gefühl der Ehrfurcht präsentierte.

In Ketten gelegt, hing sie von der Decke, eine Sense, die soviel Macht ausstrahlte, dass es Saturn fröstelte. In ihrem tiefsten Inneren wusste Saturn, dass diese Sense gefährlich war und doch kollidierte dieses Wissen mit dem Gefühl, dass diese Waffe ihr gehörte. Sie zog sie magisch an.

Vorsichtig näherte sich Saturn der Waffe und hob die Hand. Sie wollte sie berühren, die Sense, deren Klinge wie ein G geformt war. Sie wollte sie einmal in den Händen halten.

'Greif zu, und erlöse uns, von unseren Fesseln.'

Die Stimme verführte sie regelrecht dazu. Doch sie hatte Recht. Sie war wie diese Waffe. In Ketten gelegt, unfrei und bemuttert. Sie war wohl die einzige Person auf diesem Planeten, die wusste, wie sich diese Sense fühlen musste.

Ohne länger zu zögern, berührte sie die Waffe und spürte den Strom unendlicher Macht in sich fließen. Es war ein grausames aber auch angenehmes Gefühl, dass sie diese Welt klarer sehen ließ. Sie sah endlich die Welt nach der sie sich gesehnt hatte. Krieg hatte den Saturn verwüstet. Und er wütete immer noch. Nur die sicheren Palastmauern sorgten dafür, dass es eine Illusion von Frieden gab, doch in Wahrheit waren alle, die hier lebten verloren. Ihr Planet war verloren, sie war es.

Mit dieser neuen Gewissheit öffnete sie die Augen und sah in dem Spiegelbild ihrer Sense die Uniform einer Kriegerin. Entschlossen und wissend blickte sie sich selbst an. Sie wusste was zu tun war. Denn sie hatte die Zukunft gesehen.
 

Königin Serenity spürte die Wellen dieser Macht, die mit ihrem Erwachen freigesetzt worden waren. In der Ferne erblickte sie das lilafarbene Licht, dass wenig später erlosch und ihr die Gewissheit gab, dass das Volk des Saturns nicht mehr existierte. Und doch wütete diese Macht weiter. Unbändig und bedrohlich. Sie versuchte alles mit sich zu reißen, was noch eine Zukunft besaß. Serenity wusste, dass sie das verhindern musste. Als einzige hatte sie auch die Möglichkeit es aufzuhalten, auch wenn sie diese Macht nicht unterbinden konnte. Leben und Tod gehörten genauso zusammen wie Licht und Schatten.

Konzentriert hob sie ihren Silberkristall, dessen Licht das Universum überstrahlte. Eine Welle seiner Macht, schoss gen Saturn entgegen. Sie schickte mehrere Wellen dieser Macht los, denn sie wollte sicher gehen, dass die Kriegerin der Stille nicht auch das Mondkönigreich und ihre neu geborene Tochter mit sich riss.

Es dauerte einige Minuten, wurde zu einem kleinen Kampf, doch schließlich wurde die Macht der Kriegerin der Stille kleiner. Sie erlosch nicht, aber sie schrumpfte in so ein Maß an, dass sie für den Augenblick nicht mehr gefährlich werden würde.
 

Saturn kämpfte gegen ihre neuen Fesseln an. Sie wollte doch nur frei sein und hatte aus diesem Wunsch heraus ihren gesamten Planeten das Todesurteil gegeben. Ruinen standen überall um sie herum. Alles war ausgelöscht worden, außer ihr und diese Sense, die sie schützend an sich drückte. Es war eindeutig, dass diese Fesseln sich nicht lösen würden. Tränen glitten über ihre Wangen. Sie war also dafür bestimmt. Sie war es, die die Stille über Planeten und das Universum bringen sollte. Leise wimmernd, verfluchte sie dieses Schicksal. Sie hatte es nie gewollt und doch musste sie sich darin ergeben. Vielleicht, würde eine bessere Welt auf sie warten, wenn sie erwachte. Wenn sie jetzt schlief, würde in Tausend Jahren das Universum anders sein. Vielleicht würde sie dann nicht mehr die Kriegerin der Stille sein müssen.
 

Pluto hatte sich bis zu den Trümmern des Titan Palastes vor gekämpft. So mussten sich also Uranus und Neptun gefühlt haben, als sie ihre letzte Mission angetreten waren. Jeder hatte gewusst, dass niemand die Erweckung Saturns überleben würde und dennoch hatte Königin Serenity ihnen dieses Schicksal aufgebürdet.

Nur zu gut erinnerte sich Pluto daran, wie Uranus zu ihr gekommen war und gefragt hatte, ob es nicht doch noch eine Zukunft für sie und Neptun gab. Sie hatte gegen alle ihre Regeln verstoßen, als sie ihr von dieser Zukunft berichtet hatte. Ein zweites Mal hatte sie dagegen verstoßen als Königin Serenity eine Information über die Zukunft gefordert hatte. Für diesen Regelbruch hätte sie ihr Leben lang das Tor der Zeit bewachen sollen, doch selbst gegen ihre Strafe hatte sie sich aufgelehnt und zusammen mit Haruka, Michiru und Hotaru eine Familie gegründet.

Doch diese Gegenwart konnte nicht entschädigen, was für Sünden und Schicksale sie geduldet und auf die Schultern ihrer Liebsten Gefährten geladen hatte.
 

Sie schlug die Augen auf, als das wärmende Licht des Silberkristalls zu ihrer Heimat vordrang. Sie spürte seine Energie in sich fließen, eine Macht, die ihr verriet, warum sie erwacht war.

Erneut erlaubte man ihr nur zu strahlen, damit ein anderes Licht erlosch. Dieses Mal war es das Mondkönigreich, dessen Kultur von zu vielen geschätzt und deren Bewohner zumeist geliebt worden.

Oft hatte sie in ihren Träumen eben jenes Königreich besucht, die blonde Prinzessin beobachtet und sie hin und wieder beneidet. Auf ihren Schultern lag keine so schwere Aufgabe, wie die Ihrige. Die Prinzessin durfte sich mit anderen Menschen umgeben, durfte eben jene Menschen sogar Freunde nennen und mit ihnen lachen.

Freunde... Wie gerne hätte auch sie Freunde gehabt.

Doch zu welchem Preis? Wie die Körner vom Sand der Zeit, wären auch diese ihr durch die Finger geglitten, während sie weiter ihrer Bestimmung folgen musste.

Genau wie sie es jetzt die Sense des Schweigens über das Mondkönigreich schwingen sollte. Bis sie nicht bereit war, den Richtspruch des Schicksals auszuführen, würde die Zeit still stehen.
 

Fest umklammerte Saturn ihre Waffe und sah in die Weiten des Universums. Bis hier her erstrahlte das zerstörerische Licht des Silberkristalls. Es war so schön, so anziehend und dennoch so gefährlich.

Die Prinzessin des weißen Mondes hat das Todesurteil für alle gesprochen. Die von allen geliebte Prinzessin, die von diesen Menschen beschützt wurde.“

Saturn hob ihre Sense. Selbst wenn Jahrhunderte sie voneinander trennten, das Mondkönigreich würde so sicher fallen, wie der Cauldron Sterne gebar. Danach würde sie wieder schlafen, einsam, ohne diese ihr so geliebten Träume, solange bis erneut ein Reich oder Planet dem Untergang geweiht war.

Sie hielt in ihrer Bewegung inne und sah zu dem Licht. Sie würde schlafen, wenn sie ihre Bestimmung erneut erfüllt hatte. Doch sie würde wachen, wenn sie einmal nicht tat, was das Schicksal von ihr forderte.

Sailor Saturn.

Die Kriegerin zuckte zusammen, als sie die sanfte und doch mehr als nur mahnende Stimme vernahm, die sie erzittern ließ.

Wer bist du?“

Jahrelang war sie alleine gewesen, hatte niemanden zum Reden oder mit dem sie ihre Träume und Wünsche teilen konnte.

Schwing bitte die Sense. Die Zeit des Mondes ist abgelaufen.

Fester klammerte sich Saturn an ihre Sense und sah sich um. Sie fand nicht den Urheber der Stimme und sie war ihr auch nicht vertraut genug, um zu wissen von wem sie kam. Ebenso blieb die Stimme ihr eine Antwort schuldig.

Warum sollte ich? Ich will nicht wieder schlafen! Ich will nicht länger einsam sein und nur Zerstörung und Tod bringen.“

Zum ersten Mal seit Jahrtausenden, sprach sie ihre eignen Wünsche aus und versuchte zu verdeutlichen, dass sie ihrer Rolle leid war. Sie wollte nicht länger die einzige Sailor Kriegerin des Sonnensystems sein, die nur Unheil brachte. Auch sie wollte eine Prinzessin beschützen, Freunde finden und ein Leben leben, von dem sie immer geträumt hatte.

Tu es nur noch dieses eine Mal. Ich verspreche dir, dass du danach wieder diese Sense schwingen musst. Deine Kraft wird ruhen, und die Sense wird von jemand anderen geführt. Vertrau mir, kleine Sailor Saturn. Wenn du die Sense jetzt nicht schwingst, wirst du es bereuen.

Die Stimme verklang und Saturn wusste, dass sie auch nicht mehr ertönen würde. Schließlich war nur sie es, die über Existenz oder Nicht Existenz entschied.

Was würde passieren, wenn sie jetzt nicht die Sense schwang?

Das Licht würde sich ausbreiten, weitere Welten verschlingen und anderen Sternen ihr Strahlen stehlen. Am Ende würde auch für alle diese Welten und Sterne die Zeit stehen bleiben. Sie würden zwischen Existenz und Nicht Existenz schweben. Es würden keine neuen Sterne geboren werden, genauso wenig würden welche verlöschen. Kein Licht wäre in der Lage, jemals jenes des Silberkristalls zu übertrumpfen. Sie würden nicht mehr wachsen können und selbst die Dunkelheit würde verschwinden. Zusammen mit allem Bösen und Guten.

Mit einem Schlag würde es nichts mehr geben. Kein Gut, kein Böse, keine Liebe, keinen Hass Nichts außer diesem Licht.

Und selbst ihr sporadisch strahlendes Licht, ja auch ihr Stern würde der Macht des Silberkristalls unterliegen.
 

Ihr Blick glitt in die entgegen gesetzte Richtung des Mondes. Dort, in einem anderen Sonnensystem der Milchstraße, befand sich Cauldron. Die Ursuppe, der Kessel der Sterne gebar und somit auch Gut und Böse. Auch sie war einst diesem Kessel entsprungen, zusammen mit ihrer Bestimmung.

Mir ist nicht wichtig, wie groß oder hell mein neuer Stern wird. Ich bitte nur darum, dass man mir einen schenkt, der dazu bestimmt ist, nicht mehr einsam zu sein.“

Saturn wusste, dass sie die letzte Hoffnung des Universums war. Nur sie konnte mit ihrer Untergang bringenden Sense die Lichter und Sterne aller Sonnensysteme retten. Einmal in ihrem Leben, war sie es, die heller als alle anderen Sterne erstrahlen musste.
 

Fest entschlossen ließ Saturn ihre Sense niedersausen. Es war nur ein flüchtiger Augenblick, indem von ihr ein Licht erstrahlte, welches das des Silberkristalls verschluckte und gemeinsam mit ihm erlosch.

Die Zeit lief erneut, das Mondkönigreich war Vergangenheit und nur noch die verblassenden Erinnerungen an seine Existenz ließen die silberne Perle der Erde in ihrem warmen sanften Licht erstrahlen.

Die Sterne, die allerdings dort gelebt hatten, waren mitsamt jener Person verschwunden, die ihr Schicksal und das des Universums besiegelt hatte. Zusammen kehren sie zur Ursuppe zurück und bereiteten sich auf ihr erneutes erstrahlen an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit, mit einem neuen Schicksal, vor.
 

Fest umklammerte Saturn ihre Sense als sie in dem Thronsaal stand, der so lange Zeit ihre Schlafstätte gewesen war. Ihr Herz schlug beklemmend dumpf, denn all die Erinnerungen brachen über sie herein. Zusammen mit der Angst, dass sie ihr vergangenes Schicksal niemals vollständig ablegen konnte.

'Du spürst es~'

Ihr Blick glitt zur Sense, die wieder zu Flüstern anfing. Sie wusste, was das bedeutete. Sie müsste ihre Waffe bald schwingen. Nur für wen war die Frage.

'Sailor Moon~'

Ihre Augen weiteten sich. Sailor Moon sollte es sein? Wieso? Wieso sie?

„Saturn! Hier bist du.“

Tränen liefen ihre Wangen hinab. Tränen, die sie sich schnell wegwischte, als sie Plutos Stimme hinter sich hörte. Sie musste es ihr sagen, damit man sie aufhielt. Sie durfte unter keinen Umständen Usagi auslöschen.

„Da seid ihr ja. Ein Glück.“

Saturn fuhr herum, als sie Sailor Junos Stimme hörte. Breit grinste die Kriegerin des Sailor Quartetts sie an und streckte beiden jeweils einen Arm entgegen.
 

Nyx hatte Usagi Schlafen gelegt. Seit ihrer Ankunft in ihrem Königreich hatte sie kein einziges Wort gesagt, weswegen Nyx einen Plan gefasst hatte. Vielleicht musste sie Usagis Licht, dass sie noch klar und deutlich sah, verstärken. Mit etwas Hermera sollte das möglich sein. Usagi würde mit Sicherheit kein Aither werden, immerhin war sie Sailor Moon. Noch dazu konnte sie Usagi damit einen Teil von sich selbst geben. Einen Teil, der auf ewig in ihrem Herzen schlagen würde.

Sicheren Schrittes ging sie in den Raum, in dem sie die Hermera gesammelt hatten. In weißen Regalen leuchteten sie wie Christbaumkugeln in den verschiedensten Farben, eingesperrt in einer Kugel, damit sie nicht zurück zu ihrem selbst gewählten Ursprung fliehen konnten.

Jetzt musste sie nur noch das passende Hermera finden. Eines, das schwach und stark genug war, um aus der Puppe Usagi wieder den Menschen Usagi zu machen, ohne sie zu zerstören. Sie wusste auch schon, welches Hermera dafür geeignet war.

Auf ihr Ziel fixiert, lief sie auf das hinterste weiße Regal zu ihrer Rechten zu. Es war eines der ersten Hermera die sie gesammelt hatte. Irgendwo von einem nicht mehr existierenden Planeten im Theta Quadranten. Der Abschaum hatte diese Macht sowieso nicht verdient. Sie hatten ihre Atmosphäre zerstört und schließlich auch sich. Somit hatte sie das Hermera nur gerettet um es einer würdigen Person wie Usagi geben zu können.

„Du willst doch nicht tun, was ich glaube, dass du vor hast, oder, Mutter?“

Kalt sah Nyx zu Discordia die sie wütend ansah. Dieses Kind... Egal was sie tat, Discordia sträubte sich dagegen.

„Und wenn schon. Es geht dich nichts an. All dieses Hermera gehört mir und ich kann damit tun, was ich will.“

Sie musste sich vor nichts und niemanden rechtfertigen. Schon gar nicht vor Discordia.

„Oh Mutter... Und ob es mich etwas angeht wenn du vor hast meine Macht zu verschenken.“

Ein diabolisches Lächeln zierte Discordias Lippen, die Schritt für Schritt auf ihre Mutter zu kam, aber im Gehen zwei Kugeln Hermera von den Regalen nahm.

„Deine Macht? Du bist nicht erfahren genug um all diese Macht zu ertragen. Sie würde dich zerreißen.“

Ihre Mutter war ja so einfältig. Was glaubte sie eigentlich, wer sie war?

„Mich zerreißen? Es tut mir leid, Mutter, aber ich bin nicht du. Dich mag dieses ganze Hermera vielleicht zerfetzen, aber nicht mich. Schau her, dass Hermera Kinmokus und der Erde habe ich mir bereits einverleibt und mir geht es gut. Ich kann noch viel mehr in mich aufnehmen. Ich kann das gesamte Hermera in diesem Raum aufsaugen und das werde ich auch!“

Als wollte sie ihre Worte unterstreichen, absorbierte sie die zwei Hermerakugeln in ihrer Hand. Zufrieden seufzte sie auf, als die Macht sie durchströmte. Sie wollte mehr davon. Viel mehr, weswegen sie weitere Kugeln griff. Diese Macht, das hier gelagerte Hermera war ihres. Ihres allein.

„Hör auf!“

Sie wollte gerade die nächsten Kugeln absorbieren, als ein Angriff ihrer Mutter sie gen Boden schleuderte. Seltsam. Es hatte gar nicht wehgetan.

„Es... tut nicht weh... Haha... Es tut nicht weh... Hahahahahahahahaha! Welche Macht...“

Lachend erhob sich Discordia vom Boden und ging zu den zwei Kugeln, die sie dank Nyx' Angriff fallen gelassen hatte. Als wäre nichts passiert, hob sie diese auf und absorbierte sie vor dem entsetzten Blick ihrer Mutter.

„Siehst du, Mutter? Ich lebe! Weder du, noch Erebos, noch dein Hermera können mich vernichten!“

Der Wahnsinn stand in Discordias Blick geschrieben, als sie ihre Mutter ansah. Das Hermera tat bereits sein Werk und erfüllte die Zwietracht nicht nur mit Macht, sondern auch mit Größenwahn. Nyx musste etwas tun. Wenn sie noch mehr von dem Hermera absorbierte, würden sie und Usagi niemals in Frieden leben können.

„Ich werde dir niemals mein gesammeltes Hermera freiwillig überlassen!“

Entschlossen lief Nyx auf Discordia zu und holte zum Schlag aus. Ohne Mühe blockte Discordia diesen ab und sah ihrer Mutter tief in die Augen..

„Ich werde dich auch nicht darum bitten... Ich nehme es mir einfach.“

Ein Ruck durchfuhr Nyx' Körper als Discordia sie mit der freien Hand durchbohrte. Fassungslos sah Nyx an sich hinab und erkannte die blutende Wunde, die die Form eines Loches hatte, dass groß genug für eine Hand war.

„Danke Mutter, aber du wirst nicht mehr gebraucht...“

Discordia stieß Nyx von sich, als wäre sie ein unliebsamer Ballast, dessen sie sich nun entledigen wollte und verließ den Raum.
 

Sie wusste, dass sie sterben würde. Sie war Discordia unterlegen, etwas das sie hätte vorausahnen müssen. Erebos hatte es wohl und war deswegen nicht mehr an ihrer Seite. So einfach konnte sie dennoch nicht zurück zum Cauldron. Vorher musste sie noch etwas tun.

Mit aller verbliebenen Kraft erhob sich Nyx vom Boden und schlurfte über den Flur. Sie zog eine blutige Spur hinter sich her, doch so weit war es nicht mehr. Nur noch ein paar Schritte.

Schwer atmend stieß sie die Flügeltür zu ihrem Zimmer auf und schwankte hindurch. Nur noch wenige Schritte...

Noch ein letztes Mal wollte sie Usagis Gesicht sehen, bevor sie in der Ursuppe verschwand. Doch ihr Blick verschwamm. Sie hatte einfach nicht mehr genug Kraft bis zum Bett.

„U...sa...gi...“, wisperte sie leise, als sie mit ausgestreckter Hand zusammenbrach.
 

Langsam öffnete sie ihre Augen, als ihr Name leise geflüstert wurde. Usagi richtete sich auf und nahm nebenbei wahr, dass die Flügeltür offen stand. Ein Blick dahin verriet, dass sie sich nicht irrte. Eine rote Blutspur führte ihren Blick zu Nyx, die schwer atmend am Boden lag.

Puppengleich erhob sich Usagi vom Bett und ging auf Nyx zu. Als sei es das verständlichste der Welt, ging sie bei ihr in die Knie und nahm den schwerer werdenden Körper in ihre Arme. Sie spürte den schwachen Odem Nyx' und die Tränen die sie in den letzten Minuten ihres Todeskampfes weinte. Beruhigend strich Usagi über Nyx' Rücken, ohne zu wissen wer sie war, oder warum sie das tat.

„Usagi... chan...“ Ein kleiner Funken Freude lag in Nyx' Stimme. Freude, die Usagi nicht mehr verstand.

„Danke...“ Sie schloss die Augen, ließ ihren Atem stoppen und schlief glücklich in Usagis Armen ein.

Ihr Körper verweilte noch einige Sekunden in Usagis Armen, ehe sie sich auflöste und nur noch eine Kugel Hermera und ein Stein der Nacht zurückblieb.
 

Die Trommeln des Kampfes ertönten und rissen Venus aus ihrem Schlaf. Es waren vertraute aber auch gefürchtete Klänge, die ihr Herz jedes Mal zutiefst erschütterten.

Eilig stand sie aus dem Bett auf, lief an den zerbrochenen Spiegeln vorbei und griff von einem Trümmerhaufen, der einen Tisch nachahmte, einen orangefarbenen Kristall, der all ihre Macht aktivierte.

Noch während sie auf den Balkon zu schritt, hüllte dieser Kristall sie in ein samtenes Licht und verwandelte sie in Sailor Venus. Sie war die letzte Kriegerin ihres Heimatplaneten. Die Stärkste und bald auch die Anführerin der Garde von Prinzessin Serenity.

Erneut fordern wir, die Keren, dich Prinzessin Venus auf, dich zu ergeben! Gib uns das Hermera und niemand wird mehr leiden müssen.“

Verächtlich schnaufte Venus auf, als sie auf den bröckelnden Rand des Balkons kletterte. Sich ergeben? Niemals.

Ich gebe euch eine Tracht Prügel, aber mit Sicherheit nicht das Hermera meines Planeten!“

Elegant sprang sie von der Balkonreling und beschwor ihre stärksten Kräfte. Sie musste die Armee der Keren mit einem Schlag auslöschen. So wie sie es für gewöhnlich immer tat.

Venus Love and Beauty Schock!“

In ihren Händen beschwor sie ihre Kette, die schon so manchen Feind um den kleinen Finger gewickelt hatte und entließ einen Angriff, der über die Reihen fegte und einen Soldaten nach dem anderen weg schleuderte.

Eine Staubwolke stob auf und verdeckte Venus Sicht. Sie musste wohl warten, bis sich die Wolke gelegt hatte, um zu sehen, ob sie auch dieses Mal wieder siegreich aus der Schlacht hervorgegangen war.

FEUER!“

Als hätten ihre Gegner einen Sturm entfesselt, lüftete sich die Wolke und schickte blitzende Spitzen gen Himmel. Venus Blick glitt gen Himmel, der sich verdunkelte unter der Anzahl an Pfeilen, die plötzlich ihren Kurs änderten und mit gewaltiger Wucht auf sie niederregneten. Das war neu, unerwartet, doch nichts, was sie nicht durchstehen konnte.

Venus Wink Chain Sword!“

Schnellstmöglich hatte Venus aus ihrer Kette etwas starkes handfestes gemacht, dass wie ein Schwert in ihrer Hand lag und mit dem sie ohne Probleme Pfeil für Pfeil abblocken konnte um direkteren Schaden als nur ein paar Kratzer zu verhindern.

Wie du siehst, Prinzessin Venus, haben wir aus unseren letzten Niederlagen gelernt. Und nun ergib dich, denn du hast keine Chance.“

Wütend sah Venus zu dem Heerführer der Keren. Etwas war heute wirklich anders. Doch sie durfte jetzt nicht verzagen und aufgeben. Ihre Planet baute auf sie. Erst wenn diese Armee sie nicht länger bedrohte, konnte sie ihr Volk zurückholen und alles wieder aufbauen. Außerdem, war sie mehr als nur ein schönes Gesicht, weswegen man sie nicht unterschätzen sollte.

Ich hab mich ja noch nicht einmal warm gemacht.“

Sie musste stolz bleiben und durfte keine Schwäche zeigen. Sie war die letzte Kriegerin, die der Planet Venus zu seiner Verteidigung hatte. Wenn sie fiel, war ihre Heimat verloren und sie wäre es nie würdig gewesen zur Leibgarde Serenitys bestimmt zu werden.
 

Das etwas mit dieser Armee nicht stimmte, war ihr während des Kampfes immer klarer geworden. Egal was sie tat, wie schwer sie die Krieger verletzte, sie standen immer wieder auf, als wären sie unsterbliche Kreaturen. Zumindest schien ihnen dieser langwierige Kampf weit aus weniger zu zusetzen, wie ihr. Venus spürte, dass ihre Kräfte schwanden und doch war ihr Wille noch nicht gebrochen. Bis zum letzten Atemzug wollte sie kämpfen.

Venus Love-Me Chain!“

Mit aller verbliebenen Kraft die sie aufbringen konnte, holte Venus wieder mit ihrer Kette aus und schlug auf eine Gruppe Keren ein. Doch als diese den Körper des Feindes berührte, nutzte dieser seine Chance und ergriff die lästige Waffe, die diesen Kampf viel zu lange hatte andauern lassen.

Entsetzt sah Venus zu dem Krieger. Sie hatte nur eine Möglichkeit wenn sie heil aus dem ganzen herauskommen wollte. Sie musste ihre Waffe loslassen und sich zurückziehen. Allerdings konnte sie das nicht. Es war ihre letzte Waffe. Viel mehr hatte sie nicht mehr zu bieten.

Muhahahahaha, was ist los, Prinzessin Venus. Haben wir dein Spielzeug fest im Griff?“

Synchron lachten die Keren los und erweckten in Venus einen grausigen Verdacht. Einen, der ihr verriet, warum sie diese Kämpfer nicht hatte besiegen können. Wenn diese Theorie der Wahrheit entsprach dann hatte sie verloren.

Was ist denn los? Hat es dir auf einmal die Sprache verschlagen?“

Hektisch sah sich Venus im Kreise ihrer Angreifer um. Sie klangen alle gleich. Sie sahen alle gleich aus und jeder von ihnen war unbesiegbar weil... Es nur einen Krieger gab, der wirklich sterblich war. Das Original. Der Anführer. Doch wie sollte sie diesen finden? Woher sollte sie wissen, welcher von ihnen der verwundbare war?

Erst jetzt erkannte Venus, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie war Hals über Kopf in die Falle gelaufen und nun inmitten der Armee würde es ihr noch schwerer fallen, den richtigen Krieger auszumachen. Ihr Planet und sie, waren erledigt.
 

Mars Flame Sniper!“Ein feuriger Pfeil schoss an Venus vorbei, gerade als einer der Keren seine Waffe hob, und damit den Gnadenstoß androhte. Es geschah alles so schnell. Ein Schrei durchschnitt die Stille und mit einem Mal zerfielen die Keren, als seien sie nie existent gewesen. Venus brauchte etwas um zu realisieren, was passiert war. Dieser Pfeil, der an ihr vorbeigeschossen war, musste den Anführer, das Original ausgelöscht haben, weswegen die anderen Krieger gefallen waren.

Ein Pfeil, aus Feuer. Sie kannte nur eine Person, die einen Feuerpfeil schießen konnte. Eine Person von der sie gedacht hatte, dass sie niemals hier auftauchen würde. Zwischen ihnen hatte es so etwas wie eine Rivalität gegeben. Einen Kampf um die Position des Anführers für Serenitys Garde und doch waren sie in gewisser Weise beste Freundinnen.

Ist alles in Ordnung Venus?“

Sie hörte die Absätze ihrer Schuhe, die sich ihren Weg über den Schutt bahnten. Stark, würdevoll. Wahrscheinlich wäre sie doch die bessere Anführerin gewesen. Immerhin hatte sie das Original erkannt, was kein Wunder war. Mars war immerhin spirituell begabt, anders als sie, die nur ihre Schönheit hatte. Sie war nicht einmal klug, so wie Merkur, oder stark wie Jupiter. Doch sie wollte das alles sein, weswegen sie bereit gewesen war diesen Kampf gegen die Keren wieder und wieder alleine zu schlagen. Sie musste doch zeigen, dass ihre Position als Anführerin der Garde eine Berechtigung hatte und doch...

Ja, dank dir, Mars...“, wisperte sie leise und konnte nicht verhindern, dass ihr Tränen der Erleichterung über die Wangen liefen. Tränen, die sie Mars nicht zeigen wollte, was sie wohl auch nicht brauchte. Mit Sicherheit wusste Mars, dass sie wie ein kleines unfähiges Mädchen weinte. Eine Anführerin weinte nicht. Sie war stark, so wie Mars.

Warum hast du nicht gesagt, dass du angegriffen wirst? Wir hätten dir schon viel früher helfen können.“

Das wusste sie doch. Sie wusste das nur zu gut. Aber sie konnte es einfach nicht. Sie konnte nicht sagen „Bitte helft mir“. Sie musste stark sein und durfte als Anführerin ihre Gefährtinnen keiner Gefahr aussetzen. Wahrscheinlich war das nun aber egal. Wenn Königin Serenity von ihrer Unfähigkeit erfuhr... dann würde sie den Posten der Anführerin verlieren.

Venus?“

Ich weiß, ich bin unfähig. Du wärst besser als Anführerin geeignet. Was für Fähigkeiten habe ich schon? Lach ruhig, Mars. Du hast es von Anfang an gesagt, meine Wahl war eine Fehlentscheidung!“

Sie konnte die Tränen nicht länger zurückhalten, weswegen sie ihre Hände vor ihr Gesicht nahm und der Stoff ihrer Handschuhe die salzige Flüssigkeit aufsog. Sie fühlte sich elendig, wie eine Versagerin, die niemand brauchte und doch, wurde diese Trauer plötzlich unterdrückt, als Mars ihre Arme um sie schlang und Venus mit dem Rücken zu sich, fest an sich drückte.

Du bist manchmal so eine Dramaqueen. Hör zu Venus, du bist die beste Anführerin die man sich wünschen kann. Du hast ein großes Herz und würdest alles dafür tun, um uns und die Prinzessin zu beschützen, ungeachtet dessen was dir dabei passieren könnte. Doch, du darfst dich ruhig etwas auf uns verlassen. Das bedeutet nicht, dass du schwach bist, sondern dass du nicht so eitel bist wie man es sich von der schönsten Frau des Universums erzählt.“

Venus horchte auf und löste ihre Hände von ihrem Gesicht um dieses zu Mars zu drehen. Doch gerade als sie das tat, spürte sie Mars' Lippen auf ihren eigenen. Ein roter Schimmer zeichnete sich auf Venus' Wangen ab und doch konnte sie sich diesem ersten Kuss nicht verwehren und erlaubte Mars ihre feurigen Leidenschaft zu folgen.
 

Als Venus ihre Augen öffnete, erwacht aus diesem wunderschönen Traum der Vergangenheit, waren es Mars violettfarbenen Augen, sie sie freundlich begrüßten. Venus wusste nicht, ob es noch wegen dem Traum oder wegen Mars' Anwesenheit war, aber ihr Herz schlug mit wilder Leidenschaft. Dieser Traum er war so real gewesen, als hätte sie diese Situation in ihrem früheren Leben wirklich erlebt gehabt. Doch... vielleicht hatte sie das auch und gerade jetzt beging sie denselben Fehler wie früher. Sie war alleine in den Kampf gezogen, hatte ihre Freundinnen zurückgelassen, damit diese ein normales Leben führen konnten. Sie hatte versucht Usagis... nein Sailor Moons Platz einzunehmen und war kurz davor gewesen zu vergessen, dass sie diese Last nicht alleine tragen musste. Nicht einmal Usagi trug ihre Mission alleine, denn sie hatte sie. Mars, Merkur, Jupiter, Uranus, Neptun, Pluto und Saturn. Und natürlich sie. Warum hatte sie dann gedacht, dass sie alles alleine durchstehen musste? Warum hatte sie ihre Freundinnen nicht um Hilfe gebeten? Warum hatte sie ihnen nicht vertraut?

„Es tut mir leid, Rei-chan...“, wisperte sie leise und drückte sich mehr an Mars, die einen Arm um sie gelegt hatte.

„Mir tut es auch leid, Mina-chan...“

Ihr war es also ähnlich gegangen. Das war also ohne Sailor Moon aus ihnen geworden. Sie waren auseinander gebrochen und hatten damit dem Feind in die Hände gespielt. Er hatte einen Sieg davon getragen, doch... Sie würden ihren Fehler wieder gut machen.

„Hilfst du mir, Usagi-chan zu retten?“ Venus wusste, dass diese Frage unnötig gewesen war, doch gerade jetzt hatte sie das Gefühl, dass sie mit ihr ein Zeichen setzen konnte. Ein Zeichen, dass ihnen demonstrierte, dass sie nicht noch einmal von ihrem Weg abkommen würden.

„Nicht nur ich werde dir helfen“, flüsterte Mars und strich mit einer Hand sanft über Venus' Wange um ihr eine verstohlene Träne wegzuwischen.

„Oh bitte, es reicht ja wohl langsam mit dem Geflirte. Steht endlich auf. Wir haben nicht ewig Zeit.“

Synchron schraken Venus und Mars auf, als sie nicht unweit von sich eine vertraute Stimme vernahmen. Sie folgten ihre zu ihrer Urheberin, die sie vielsagend angrinste.

„Nächstes Mal nehmt ihr euch ein Zimmer, oder?“ Sailor Vesta grinste die Kriegerinnen an, die beide sich nicht verwehren konnten, dieser ganzen Situation doch noch etwas unangenehmes abzugewinnen. Doch selbst wenn es ihnen ganz japanisch peinlich war, würden sie immer zu ihren Gefühlen stehen, denn sie hatten bereits die Zeit überdauert.
 

Fighter war froh, dass sie ihre Gefährtinnen und Galaxia bei dem fehlgeschlagenen Teleport nicht verloren hatte, allerdings machte sie sich Sorgen um die Sailor Kriegerinnen, von denen jede Spur fehlte. Noch dazu wussten sie nicht einmal, wo sie genau gelandet waren, doch da die Erdkugel so greifbar nah war, hatte sie schon eine Vermutung.

„Weit gekommen sind wir ja nicht gerade...“, murrte Healer und sah sich um. Diese Stille auf dem Mond war einfach bedrückend und wenn man sich die Ruinen ansah, konnte man wirklich kaum glauben dass hier einst ein blühendes Königreich gewesen sein sollte.

„Wir sollten auch nicht lange hier bleiben. Wir müssen die anderen suchen.“

„Und wie? Weißt du vielleicht wo sie sind?“

Auch wenn Maker recht hatte und sie unbedingt die anderen Sailor Kriegerinnen brauchte, waren Yatens Einwände berechtigt. Sie wussten nichts. Sie spürten nicht einmal die anderen Kriegerinnen, womit sie ewig gebraucht hätten um sie zu finden. Zeit, die sie gerade nicht hatten, weil sie zu einem Luxusgut mutiert war.

Stille trat zwischen den Vieren ein. Es war ein beklemmendes Gefühl, denn meist war es wenigstens Galaxia die noch eine Idee hatte, doch auch sie schwieg dieses Mal. Wenn Fighter es recht bedachte, was Galaxia seit ihrem Kampf gegen Discordia seltsam ruhig geworden.

„Schauen wir uns erst einmal hier um. Vielleicht finden wir hier einen Hinweis oder dergleichen.“

So ganz überzeugt war Fighter selbst nicht von ihrem Vorschlag, aber sie brauchte etwas Zeit, um sich Galaxia annähern und mit ihr sprechen zu können. Vielleicht lag ihr ebenfalls die letzte Niederlage schwer im Magen. Etwas, dass sie sich dann dringend von der Seele reden sollte, bevor es sie auffraß.
 

Healer und Maker waren voraus gegangen, als sie verwundert bemerkt hatten, was ihre Anführerin plante. Sie wussten beide, dass Galaxia und Fighter sich selten die Möglichkeit gaben, einander freundschaftlich oder kameradschaftlich näher zu kommen. Es war wahrscheinlich die letzte Möglichkeit, dass beide ihre Differenzen klären konnten, so wahr sie die nicht schon getan hatten.

„Alles in Ordnung, Galaxia?“

Galaxia sah neben links neben sich, wo Fighter lief. Sie hätte nicht gedacht, dass ihre selbst ernannte Rivalin wirklich das Gespräch mit ihr suchen würde, doch es war beruhigen. Seit dem letzten Kampf hatte es sich immerhin so angefühlt, als hätten sie sich einander angenähert. Eine Tatsache die wirklich seltsam war, wenn man bedachte, dass sie ihren Umgang miteinander nicht geändert hatten.

„Was sollte nicht in Ordnung sein?“ Auch wenn Galaxia wusste, dass es ein erbärmlicher Versuch war abzulenken, versuchen konnte man es doch.

„Du weißt was ich meine. Wir knabbern alle noch an unserer letzten Niederlage, aber noch ist nichts verloren Galaxia. Gemeinsam können wir es schaffen.“ Aufmunternd lächelte Fighter ihre ehemalige Rivalin an. Es gab noch Hoffnung. Erst wenn jede von ihnen gefallen war, hatten sie verloren.

„Dazu müssten wir die anderen erst finden...“, nuschelte Galaxia und verblüffte damit Fighter. Gerade zeigte sie eine Seite von sich, die Fighter so noch nie gesehen hatte. Die sonst so starke Kriegerin der Galaxie war verunsichert. Sie war also doch in gewisser Weise menschlich. Das war doch mal eine Einsicht, die voll und ganz beruhigend war, denn damit konnte sie Galaxia auf einer Ebene sehen, die mehr als ebenbürtig war.

„Selbst wenn wir sie nicht finden, wir beide können doch selbst im Alleingang Nyx den Hintern versohlen.“

Galaxia schwieg kurz. Was Fighter sagte klang mehr als unglaubwürdig. Sie beide hatten beim letzten Mal verloren und nun... Wobei...

Es war schon ein lächerlicher Gedanke und doch beruhigend zugleich. Sie und Fighter im Kampf gegen Nyx. Ja, mit ihr hatte sie wohl wirklich eine treue Gefährtin an ihrer Seite. Einer Gefährtin, der sie wohl die erste große Liebe ausgespannt hatte.

„Fighter... wegen Kakyuu...“ Sie wusste nicht, wie sie ausdrücken sollte, was sie empfand. Ihr bedeutete Kakyuu die Welt. Sollte sie Fighter sagen, dass sie überlegte nicht zurück nach Kinmoku zu gehen? Wenn sie es recht bedachte, Fighter hätte dann freie Bahn.

„Schon okay. Tu ihr bloß nicht weh und pass gut auf sie auf.“ Hatte sie da richtig gehört? Hatte Fighter ihr eben die Erlaubnis erteilt, Gefühle für Kakyuu zu haben?

„Fighter?“

Sie konnte es wirklich nicht glauben. Sie hatte mit so vielen anderen Dingen gerade gerechnet, aber nicht mit Fighter Zuspruch. Das machte ihren halbgaren Entschluss Kinmoku den Rücken zu kehren vollkommen nichtig. Immerhin gab es nun mehr als einen Grund Kakyuu wieder nahe zu sein. Sie durfte Fighter nicht verletzen, indem einfach verschwand und Kakyuu damit vielleicht das Herz brach. Nein. Sie musste diesen Kampf überleben und zu Kakyuu zurückkehren.
 

Sie hatten den Mondpalast erreicht aber nirgends auch nur eine Spur der anderen Sailor Krieger gefunden. Dennoch, staunten sie als sie den legendären Palast von Königin Serenity sahen. Auch wenn die Spuren des Krieges mit den Erdbewohnern allgegenwärtig waren, hatte er doch noch etwas prachtvolles.

„Willkommen auf dem Mond, Bewohner Kinmokus. Ich würde euch gerne die Sehenswürdigkeiten hier zeigen, aber wie ihr seht, sind die Überreste des Mondpalastes wohl alles was wirklich sehenswert ist.“

Die Kriegerinnen hielten Inne, als sie ein Mädchen in Sailor Kostüm vor den Toren des Palastes sahen. Ihr Kostüm war schwarz-rot und ihre Aura erinnerte sie an Nyx und ihre Gefährtinnen. Kampfbereit sahen sie zu dem Mädchen die keine Andeutungen machte sie angreifen zu wollen, doch man konnte niemals vorsichtig genug sein.

„Und du bist?“ Fighter hatte sich einen Schritt auf die Kriegerin zu gewagt, die sich immer noch nicht rührte.

„Ich bin Sailor Phanes, Schwester von Sailor Erebos und Sailor Nyx. Aber nicht euer Feind. Im Gegenteil, ich bin hier um euch zu helfen.“

Phanes wusste, dass ihre Worte alles andere als Vertrauen erwecken würden, aber sie musste einfach mit offenen Karten spielen. Misstrauen konnten sie sich im Kampf gegen Discordia nicht länger leisten.

„Und das sollen wir dir glauben, nachdem du so offen zugibst mit dem Feind verwandt zu sein?“ Healer sprach genau das aus, was sich Phanes gedacht hatte, doch es gab nun keinen Weg zurück. Sie musste auf dieser Linie weitermachen.

„Ihr glaubt mir doch auch, dass ich mit dem Feind verwandt bin.“

Phanes lächelte und machte einen Schritt auf die Kriegerinnen zu. Vorsichtig immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass sie angreifen könnten. Doch für den Moment blieben unüberlegte Handlungen aus.

„Also gut. Ja, ich bin mit eurem Feind verwandt. Allerdings haben meine Schwestern und ich kein sonderlich gutes Verhältnis. Um ehrlich zu sein, lebe ich sogar schon seit zwei Jahren auf der Erde. Mein Name dort ist Suki Aikawa.“ Mit jedem Wort das Phanes sprach, klopfte ihr Herz schneller. Sie hatte noch soviel, was sie den Kriegerinnen Kinmokus erzählen musste. Vieles, was sie nicht gerade zur besten Freundin machen würde.

„Aikawa? Du gehst doch in dieselbe Klasse wie Tenno-san und Kaiou-san.“ Galaxia wusste sofort, dass das Mädchen vor ihnen nicht log. Selbst von dieser Entfernung aus konnte sie die Ähnlichkeit mit Suki Aikawa erkennen. Es konnte also kein Zufall mehr sein.

„Genau. Ich habe zwei Jahre lang meine Identität als Sailor Kriegerin geheim gehalten und wie ein normales Mädchen auf Erden gelebt. Allerdings... kann ich nicht länger wegsehen, wenn meine Familie meine neue Heimat bedroht.“ Phanes hielt kurz inne und holte tief Luft. Sie brauchte eine passende Überleitung um alles zu erklären was passiert war.
 

Suki lag auf ihrem Bett und sah sich das Amulett und das Armband ganz genau an. Eines von beiden musste sie wählen und je nachdem, was sie tat, es würde ihr Schicksal sein. Blut war dicker als Wasser... Das dachte sie zumindest und Yumi hatte Recht, sie durfte dieses Sprichwort nicht zu einer Ausrede machen, um die Taten ihrer Familie zu rechtfertigen. Hätte sie das so einfach gekonnt, wäre sie niemals vor ihnen geflohen.

Suki? Besuch ist für dich da.“

Suki horchte auf als Yumi kurz an ihrer Tür klopfte und einen Besucher ankündigte. Erstaunt erhob sie sich von ihrem Bett und ging auf die Tür zu, die sie sofort öffnete. Doch als sie ihren Besucht sah, konnte sie es nicht richtig glauben.

Erebos?“

Ernst sah ihre Schwester der Finsternis sie an. Suki wusste sofort das etwas nicht stimmte, denn sonst hätte Erebos, die Suki so sehr verabscheute, sich nicht dazu herabgelassen sie aufzusuchen.

Du hast dich wirklich erbärmlich versteckt. Kein Wunder, dass Discordia dich so einfach gefunden hat.“ Ein bitteres Lächeln zeichnete sich auf Sukis Lippen ab, als sie Erebos Worte hörte. Sie konnte wirklich nicht freundlich sein, aber immerhin war sie ehrlich, auch wenn man diese Ehrlichkeit gerne übersah.
 

Misstrauisch sah Yumi zu Erebos, die neugierig an dem Tee roch, den Suki ihnen gekocht hatte. Wahrscheinlich vermutete sich, dass Suki diese vergiftet hatte. Doch soweit ging Suki wohl nicht, wenn sie und ihre Mitbewohnerin davon tranken.

Also, Phanes... oder Suki... oder wie auch immer du dich nennst. Discordia plant etwas gegen Nyx und wir beiden sind die einzigen, die sie aufhalten können. Das Sailor Team der Erde steht unter Discordias Zauber und Nyx ist so besessen von Usagi Tsukino, dass sie jeglichen Sinn für die Realität verloren hat. Du verstehst also, dass ich auf dich angewiesen bin. Alleine kann ich ihre Pläne nicht durchkreuzen.“

Erebos machte eine kurze Pause und nippte an ihrem Tee. Anerkennend nickte sie, ein Zeichen dafür, dass er ihr schmeckte.

Und wie gedenkst du das mit meiner Hilfe zu tun?“ Suki hielt es einfach nicht aus. Erebos ließ sich wirklich viel Zeit damit ihre Pläne zu erläutern, dabei sollte doch gerade für sie jede Sekunde zählen, wenn Discordia es wirklich auf Nyx Leben abgesehen hatte.

Ich weiß, dass Discordia versucht dich zu ihrer Marionette zu machen. Deswegen, wirst du mich umbringen, um ihr das Gefühl zu geben, dass es funktioniert.“

Sie hatte gerade einen Schluck von ihrem Tee getrunken, als Erebos erklärte, was für eine Aufgabe sie ihr zugedacht hatte. Sie sollte ihre eigene Schwester umbringen um eine Scharade zu spielen? War das wirklich der einzige Weg?

Ich... Das kann ich nicht... Ich meine... Das ist doch Wahnsinn!“ Entsetzt war Suki aufgestanden. Sicher, sie hatte nie viel von den Taten ihrer Familie gehalten, aber auch nur ein Mitglied umzubringen war ihr zuwider.

Wahnsinn wäre es, Discordia tun zu lassen was sie will. Was ist mein Leben im Vergleich zum ganzen Universum. Außerdem bist du die einzige, die die irdischen Sailor Krieger zu Nyx und Discordia führen kann. Ich würde nicht um deine Hilfe bitten, wenn es nicht wirklich notwendig wäre, vergiss das nicht.“

Suki musste zugeben, dass Erebos recht hatte. Allerdings hatte sie noch keine Entscheidung getroffen bezüglich dem Angebot das Discordia ihr gemacht hatte. Wahrscheinlich war es aber egal, welches Angebot sie annahm. Erebos würde letzten Endes sowieso sterben und sie wäre ihre Mörderin.
 

Schweigend hatten die Kriegerinnen Phanes gelauscht und wogen nun ab, wie viel Vertrauen sie ihr schenken würden. Wenn man es Recht bedachte, klang ihr Geschichte schon sehr unglaubwürdig. Allerdings, wenn sie wirklich die Wahl zwischen zwei Seiten hatten, war doch nun die Frage wie sie sich entschieden hatte.

„Und deine Entscheidung war?“

Als hätte sie auf diese Frage gewartet, ob Phanes ihren Arm und präsentierte das Armband, welches sie von Geburt an besaß und ihre Kraft aktivierte. Sie hatte sich damit für Erebos Plan entschieden und war zur Doppelagentin geworden.

„Auch wenn ich mich zur Mörderin gemacht habe, lasse ich nicht zu, dass Discordia meine Heimat und meine Freunde auslöscht. Wenn ihr mir also endlich vertraut, dann bringe ich euch zu Nyx.“ Kurz sahen sich die Kriegerinnen Kinmokus an und wogen ab, was es zu tun gab. Ja, sie mussten zu Nyx und hatten keine Ahnung wie. Phanes war damit ihre einzige Chance.

„Und das Sailor Team der Erde? Wir haben sie beim Teleport verloren.“

Das war die einzige Frage die noch offen blieb, doch Phanes Lächeln zeigte ihnen, dass sie scheinbar auch dafür schon eine passende Antwort, oder viel mehr einen Plan auf Lager hatte.

„Keine Sorge. Mein Team kümmert sich bereits um sie.“

Vertrauensvoll streckte Phanes beide Hände zu den Kriegerinnen aus. Mit Sicherheit warteten die irdischen Kriegerinnen schon auf sie oder kämpften bereits gegen Discordia und Nyx. Sie konnten dann wirklich jede Hilfe brauchen, die sie bekommen konnten.
 

Usagi hatte die ganze Zeit auf dem kalten Boden gehockt. Ihr Kleid war blutbefleckt und zeugte noch davon, dass Nyx wirklich existiert hatte. Eine Person um die sie nicht getrauert hatte und doch war sie in den letzten Sekunden bei ihr geblieben. Dabei erinnerte sie sich nicht einmal mehr an das Versprechen, was Nyx ihr gegeben hatte.

Doch etwas hatte sich mit einem Mal verändert. Ein Gefühl regte sich in ihr. Eines, das vertraut war und sie dazu antrieb sich zu erheben. Fest umklammerte sie die Kugel mit dem Hermera und drückte diese an ihre Brust. Sie spürte nicht einmal, wie diese in sie drang und sie mit einer unbekannten Macht erfüllte. Stattdessen umklammerte sie den Stein der Nyx und verließ das Zimmer. Es gab einen Ort zu dem sie musste. Etwas zog sie dahin. Ihr war nicht bewusst was genau, aber sie fühlte etwas so vertrautes, dass sie sehen wollte, was es war.
 

Der Thron auf dem Nyx immer gesessen hatte, war wirklich bequem. Sie hätte schon viel früher ihre Mutter beseitigen und ihren Platz einnehmen sollen. Allerdings hatte Erebos ihr so lange im Weg gestanden. Zum Glück hatte sich dieses Problem erledigt. Das Universum gehörte damit ihr. Ihr allein.

Zufrieden lehnte sie sich zurück und hob ihre Beine auf die Thronlehnen. Es war wohl besser, wenn sie überlegte, was sie als erstes tun sollte. Sie hatte ja noch etwas Zeit, immerhin hatte Phanes ihren Weg zu ihrer Herrin noch nicht gefunden. Wahrscheinlich zerstörte sie gerade die irdischen Sailor Krieger oder erholte sich von der Schlacht. Was es auch war, sie würde bald bei ihr sein, ihre kleine Marionette.
 

Monotone Schritte ertönten im Thronsaal und ließen Discordia aufschauen. Sie lächelte zufrieden, als sie Phanes sah, die vor ihrem Thron stehen blieb und vor ihr auf die Knie ging. So hatte sie sich das immer vorgestellt. Einen Thron, Fußvolk und die Macht über ein ganzes Universum.

„Hast du sie beseitigt?“ Die Frage war unnötig. Mit Sicherheit hatte Phanes die Kriegerinnen beseitigt, sonst wäre sie nicht hier und würde vor ihrer Herrin buckeln. Dennoch zu fragen schadete nicht. Noch dazu konnte sie dann hören, wie hörig ihre Puppe ihr war. Doch die gewünschte Antwort blieb aus.

„Was ist los, hast du deine Zunge verschluckt? Ich fragte, ob du sie beseitigt hast?“

Das konnte doch nicht sein. Sie war noch keinen ganzen Tag die Herrscherin und schon musste sie sich mit dem Ungehorsam ihrer Untertan abgeben. Es war besser wenn man so etwas sofort im Keim erstickte.

„Wie wäre es, wenn selbst nachsiehst, ob ich sie beseitigt habe.“ Mit so einer frechen Antwort hatte Discordia nun wirklich nicht gerechnet. Sie war wirklich unverschämt und das musste sie ihr austreiben, bevor sie glaubte den Aufstand proben zu können.

Erzürnt hob Discordia die Hand, doch sie hielt inne als erneut Schritte in der Halle ertönten. Mehrere Schritte. Etwas stimmte also nicht. Hatte ihr Fluch keine Wirkung auf Phanes? Oder... Nein...

Als Discordia die Kriegerinnen sah, wurde ihr bewusst, was hier vor sich ging. Phanes hatte sie verraten und ihr die Pest ins Haus gebracht. Die Pest in Form der irdischen Sailor Kriegerinnen.

„Verräterin!“, zischte sie und erhob sich von ihrem Thron. Alles musste man alleine machen, aber schön. Sie brauchte keine Lakaien, denn es gab nichts und niemand, der soviel Macht besaß.
 

Kampfbereit hatten sich die Kriegerinnen der Erde im Thronsaal aufgestellt. Die Atmosphäre war angespannt, aber wer konnte es den Kriegerinnen verübeln. Dennoch, etwas stimmte an diesem Bild nicht.

„Wo ist Nyx?“

Fighter hatte die Frage ausgesprochen, die alle anderen auch bewegte. Wo war sie, die Kriegerin der Nacht? Die Frau, die ihnen Usagi genommen hatte. Doch als Antwort bekamen sie nur ein hysterisches Lachen von Discordia.

„Wo Mutter ist, fragt ihr? Ihr dummen Sailor Krieger. Was glaubt ihr wo sie ist?“ Es amüsierte Discordia augenscheinlich, dass niemand wusste, was sie Nyx angetan hatte. Ihr Lachen war aber Antwort genug, zumindest für Phanes, die los preschte und damit Discordia vollkommen überraschte. Sie sah den Tritt nicht kommen, der sie erfasste und von dem Thron in die linke Wand des Saales schleuderte.

Der Marmor bröckelte von der Wand und die kleinen Partikel feinen Staubes bildeten eine Wolke, hinter der nicht mehr als Discordias Silhouette zu sehen war.

„Und ich hatte wirklich gedacht, dass ich mit dir noch einen kleinen Teil Familie behalten kann, Phanes. Ich habe mich wohl gehört.“

Hinter der Staubwolke flackerte ein Licht auf, welches in Form eines Strahles diese zerriss und direkt auf Phanes zusteuerte.

„Pass auf!“ Blitzschnell hatten die drei Mitglieder des Sailor Quartetts reagiert und sich vor Phanes aufgebaut um mit bloßen Händen einen Schutzwall aufzubauen, der diesen Angriff gen Decke richtete und ein sauberes Loch hineinschlug.

Es war der alles entscheidende Startschuss, für eine Schlacht, in der Discordia zahlenmäßig unterlegen war.
 

„Jupiter Oak Evolution!“

„Mercury Aqua Rhapsody!“

Discordia war den Kaskaden von Angriffen ausgesetzt und geblendet durch die schnittigen Blätter Jupiters, musste sie die Wassermassen ertragen, die ihren Körper drangsalierten. Doch wie schon bei ihrer Mutter, hatte sie noch kein einziges Mal auch nur einen Funken Schmerz verspürt. Ihr Wille dieses Gewürm auszulöschen blieb damit unbeeindruckt und vor allem ungebrochen, was sie von ihrem Körper allerdings nicht behaupten konnte.

„Mars Flame Sniper!“

„Venus Love and Beauty Schock!“

Mars Flammen verbrannten die Eichenblätter Jupiters und wurden stattdessen zu einer Flammensäule, durch die mit harter Grausamkeit Venus Kette peitschte. Doch noch immer spürte sie nichts, außer das ihr Körper an eine Grenze geriet, die sie schon viel eher bemerkt hätte, wenn sie Schmerzen empfunden hätte.

„Eros Cascade!“

„Galactica Super String!“

„Star Serious Laser!“

Die Angriffe nahmen keinen Abbruch. Es war, als wollten die Kriegerinnen wirklich sicher gehen, dass alles, was sie ihr entgegenschleuderten, sie zerstörte. Sie sollte also hier fallen? Sie, die mächtigste Kriegerin des Universums?

„Chronos Typhoon!“

„Star Gentle Uterus!“

„Star Sensitive Inferno!“

Sie wollten es also unbedingt. Schwer atmend hob Discordia ihren Kopf und sah zu der gebündelt Welle von Energie die auf sie zurollte. Wenn sie es so unbedingt wollten, dann sollten sie es auch bekommen. Sie sollten eine Gegnerin bekommen die mächtig genug war, gegen alle Sailor Kriegerinnen des Cosmos zu bestehen.

„Eris Breakthrough!“

Dornen schossen aus dem Boden und bildeten einen undurchdringliche Mauer um Discordia, die diesen Moment der Ruhe nutzte um sich zu erheben. Dieser Kampf war noch nicht vorbei, denn er hatte gerade erst begonnen.

Wütend, wischte sich Discordia das Blut von ihren Mundwinkeln und konzentrierte sich auf das Hermera, das ungehindert in ihrem Inneren strahlte. Wenn sie gewinnen wollte, brauchte sie noch viel mehr Hermera. Sie brauchte alles, um zu bestehen und sie würde auch alles bekommen, denn sie rief nach jeder einzelnen Kugel, die in Nyx Kammer der Hermera nur darauf wartete zum Einsatz zu kommen.
 

Die Kugeln in der Kammer der Hermera erhoben sich und schossen wie Lichtblitze aus dem Raum heraus. Sie folgten dem Ruf der anderen Hermera, die Discordia bereits absorbiert hatten und schienen sich mit diesen zu alt gewohnter Einheit vereinen zu wollen. Sie bahnten sich ihren Weg durch die Wände des Palastes, so dass das Gemäuer bald schon einem Schweizer Käse entsprach und die Statik nur noch einen kleinen Schubs zu benötigen schien, um in die ewigen Jagdgründe zu ziehen.

Gewaltsam brachen sie durch Discordias Schutzwall und drangen in ihren Körper der sich mit jedem Licht schneller regenerierte. Sie wuchs nicht nur kräftemäßig, sondern auch Körperlich. Erst hatte sie den Verstand hinter sich gelassen, dann den Schmerz und nun alle Schwächen die sie daran gehindert hatten das Sailor Team ein für alle Mal zu vernichten.
 

„Saturn!“ Pluto hatte schnellstmöglich reagiert, als ein Hermera auf Saturn zugerast kam und sie zu Boden gerissen, so dass diese Kugel nicht die Möglichkeit hatte Saturn zu zerreißen. Sie waren aber nicht die einzige, die den Boden als Rettung empfanden. Deckung suchend hatten sich die meisten Kriegerinnen der Gerechtigkeit zu Boden geworfen und hielten sich schützend die Hände über den Kopf. Nicht nur, dass der Palast mit einem Mal zu beben begann, der Strom von Hermera schien kein Ende zu nehmen und offenbarte die wahre Tragweite von Nyx' Taten. Sie schien wirklich das gesamte Hermera gestohlen zu haben und nun hatte es den Anschein, dass diese reine Energie aufbegehrte und sich gegen Discordia auflehnte.

Ihr Schutzwall bröckelte und durch die Risse drang Licht, welches immer stärker wurde und mehr von seiner Umgebung mit sich riss. Teile der Decke begannen sich zu Lösen und in Brocken auf sie niederzuregnen, ein Fakt, den die Kriegerinnen erst zu spät bemerkten, denn sie hatten keinerlei Möglichkeit den fallenden Trümmern auszuweichen.

„Submarine Violone Tide!“

Bevor die Trümmer die Kriegerinnen erschlagen konnten, wurde diese zu feinen Marmorstaub zermalmt. Dankbar sah Pluto auf und erkannte die letzten drei Mitglieder ihres Teams. Sailor Uranus, Neptun und Ceres.

„Ihr seid ganz schön spät“, scherzte Pluto, die aber mehr als nur erleichtert war.

„Tut mir leid, unser Honeymoon hat etwas gedauert.“ Uranus ging voll und ganz auf diesen Scherz ein, was Pluto nur mehr verdeutlichte, dass auch sie sich von den Fesseln Discordias befreit und zu ihrem alten Selbst wiedergefunden hatte. Ein Fakt, der sie alleine wegen Neptun unglaublich glücklich machte.

„Ob drei Kriegerinnen mehr, oder Milliarden, ihr habt verloren!“

Die Sailor Kriegerinnen erhoben sich vom Boden und sahen zu dem Schutzwall, der wie ein ein Kokon aufbrach und Discordia in einem neuen Sailor Dress präsentierte. Sie verströmte genug Macht, um Brocken ihres zerbrochenen Schutzwalles schützend vor sich schweben zu lassen und die Sailor Kriegerinnen damit gleichzeitig zu bedrohen.

Der Kampf war soeben in eine neue Runde gegangen und die Kriegerinnen hofften, dass sie nicht zu machtlos gegen diese unnatürliche Gewalt waren.
 

Ihre Mutter hatte sich geirrt. Dieser Überzeugung war Discordia, als sie die unbändige Macht in sich fließen spürte. Mit dieser Macht konnte sie alles und jeden in die Knie zwingen. Egal wer es war, alles Hermera gehörte ihr. Ihr allein. Sie war die mächtigste Sailor Kriegerin im Cosmos. Sailor Discordia Hermera. Leise lachend sah Discordia auf ihre Hände. Was sie wohl mit diesen neuen Kräften alles tun konnte? Sie wollte es unbedingt ausprobieren und da waren diese aufsässigen Kriegerinnen doch gerade passend hier.

„Space Turbulence!“

Discordia sah auf und erkannte eine der Kriegerinnen, die von ihrem Fluch besessen gewesen war. Seltsam. Zwei hätten tot sein müssen und doch standen sie hier vollzählig. Nur warum? Warum standen sie hier in voller Zahl? Tat das überhaupt noch etwas zur Sache?

Monoton hob Discordia ihre Hand und blocke Uranus' Angriff mit dieser ab. Sie spürte die Kraft des Uranus in diesem Schlag, doch sie war nichts im Vergleich zu ihrer. Um dies zu untermauern, drückte Discordia mit aller Macht und sendete Stöße der Energie durch das Schwert.

„Ihr dummen, kleinen Maden...“, murrte sie zufrieden, als sie den Blick von Uranus sah. Ihre Angst war einfach erfrischend weswegen sie nur noch fester zudrückte, bis die Klinge von Uranus' Schwert brach.
 

Keiner der Senshis konnte glauben, was sie da sahen. Ohne große Schwierigkeiten hatte Discordia den Talisman Uranus' zerstört. Ein Talisman, den sie so lange gesucht, für den sie so lange gekämpft hatten. Das war einfach... furchterregend.

„Hermera Eris Flash...“

Ein Schrei hallte durch den zerstörten Thronsaal, als Discordia einen direkten Angriff auf Uranus, die von den Ereignissen noch vollkommen paralysiert war, einsetzte.

„Uranus!“

Von der Wucht getroffen, wurde Uranus zurückgeschleudert. Neptun dachte gar nicht darüber nach, als sie loslief um ihre Partnerin zu fangen.

Selbst erstaunt von ihrer Macht, lachte Discordia hysterisch los. Es fühlte sich so unglaublich gut, so befriedigend. Ihre Mutter war nur egoistisch gewesen, als sie diese Macht nicht ihr geben wollte. Nur weil Nyx es selbst nicht ertragen hatte, sie war dem gewachsen. Mehr noch, als jemand anderes.
 

Die drei Moiren sahen in ihrer Glaskugel, was in Nyx Palast vor sich ging. Die Zukunft sah gerade nicht rosig aus im Gegenteil, sie war finster.

„Wir müssen etwas tun!“, forderte Lachesis und sah ihre Schwestern an. Sie alle drei wollten nicht, dass die Zukunft in Discordias Hände fiel.

„Wir konnten nicht kämpfen...“, erinnerte sie Klotho daran, dass sie zwar Sailor Kriegerinnen waren, aber ihre gesamte Kraft für ihre Visionen genutzt wurde. Sie waren daher kampfunfähige Kriegerinnen, die lediglich Hinweise auf verschiedene Versionen der Zukunft geben konnten.

„Dann werden wir aber ein Licht senden.“

Erstaunt sahen Klotho und Lachesis zu Atropos, deren Hand über die Glaskugel gestrichen war und Usagi Tsukino zeigte, die sich entgegen aller Beben ihren Weg zum Thronsaal gebahnt hatte. Es erschien seltsam, denn eine Aura umgab sie. Eine Aura, die sie vor den Trümmern die noch fielen, beschützte. Ein Licht, dass so mächtig war, dass es richtig eingesetzt doch noch eine schöne Zukunft versprach.

„Aber die Chancen standen nicht sehr hoch, dass sie nicht zur Nemesis wurde“, erinnerte Klotho sie. Zwar hatten sie eine Chance, aber diese war wie ein Glücksspiel. Unkontrollierbar.

„Sie werden bei 50 zu 50 stehen. Und es wird besser sein, als gar nichts zu versuchen.“

Nachdenklich sahen die Schwestern Atropos an. Es war wirklich eine Chance die sie abwägen mussten. Allerdings, was hatten sie schon zu verlieren, wenn Discordia weiter kämpfte und das Hermera nutzte. Noch schien sie es kontrollieren zu können, aber sie wussten, dass dies bald ein Ende haben würde.

„Dann schicken wir das Licht...“, entschied letztendlich Lachesis. Sie hatten genug ins Schicksal eingegriffen, da konnten sie es auch ein letztes Mal tun.

„Wir müssen einfach darauf hoffen, dass sie wissen wie sie mit der Chance umgehen.“

Entschlossen legte Lachesis ihre Hand auf die Glaskugel. Ihr Blick glitt zu Klotho, die immer noch zweifelte, aber es ihr schließlich gleich tat. Kurz darauf folgte Atropos Hand. Die Schwestern konzentrierten alles was sie an Macht geben konnten, ohne sich selbst das Leben zu nehmen, auf Usagi und ihre Hoffnung, die dieses Mädchen darstellte.
 

„Wie sieht es aus, Sailor Krieger. Glaubt ihr immer noch, dass ihr gewinnen könnt? Gegen eine so mächtige Kriegerin wie mich? Gegen eine Göttin?“ Discordia sammelte erneut Energie um diese auf die irdischen Kriegerinnen zu schleudern. Ihre Gegner krochen bereits im Staub und nun war es an der Zeit sie endgültig zu beseitigen.

„Ich habe lange genug mit euch gespielt. Verabschiedet euch von eurer Welt. Hermera Eris Final Break!“

Es war ein vertrauter Angriff der 17 Impulse losließ. Einst hatte Eternal Sailor Moon sie davor bewahrt und mit ihrer Existenz dafür bezahlt. Jetzt hingegen, gab es niemanden der sie retten konnte.

„So nicht...“ Phanes Stimme war ein Flüstern, als sie sich unter höchsten Strapazen erhob. Sie schloss ihre Augen und holte tief Luft. Sie wusste, dass sie Discordias Angriff nicht einfach so eliminieren konnte wie Sailor Moon, aber sie konnte den Schaden in geringer Weise reduzieren. Vielleicht reichte genau das um ihr Leben zu verschonen.

„Eros Barrier!“

„Hyperspatial Sphere Generate!“

„Garnet Ball!“

„Silence Wall!“

Phanes Blick glitt zu den drei Kriegerinnen neben ihr. Sie hatte nicht gedacht, dass Merkur, Pluto und Saturn ebenfalls alle Kräfte mobilisieren würden, um sie zu unterstützen. Es war ein schönes Gefühl, sich auf die Kriegerinnen verlassen und sie selbst mit den eigenen Fähigkeiten unterstützen zu können.
 

17 Explosionen folgen in kurzen Abständen und wirbelten Marmorstaub auf, durch den Discordia nicht sehen konnte, was aus den Kriegerinnen geworden war. Allerdings war sie selbst zuversichtlich, dass dieser Angriff sie erledigt hatte. Es gab eben keine Eternal Sailor Moon mehr, die sich ihr entgegenstellte.

Zufrieden wandte sie sich ab, denn dieses Thema hatte sich damit erledigt.

„Amazoness Jungle Arrow!“

„Sailor Planet Attack!“

„Galactica Inflation!“

„Starlights Royal Flush!“

Discordia wandte sich erschrocken um, als sie die Stimmen der Krieger hörte, die sie bereits als vernichtet angesehen hatte. Sie schaffte es gerade rechtzeitig die Hand auszustrecken um damit den Wall reiner Energie zu blocken, doch er hielt inne. Im Gegenteil, die Kriegerinnen setzten mit aller Macht nach und mobilisierten Kräfte, von denen sie nicht gedacht hatte, dass sie diese noch hatten.

„Eros Cascade!“

Nein. Nein nein nein nein! Das konnte doch nicht sein. Selbst Phanes schien noch Kräfte erübrigen zu können und glaubte nun der Nagel in ihrem Sarg werden zu können. Nichtsdestotrotz sorgten sie dafür, dass Discordia doch noch ihre zweite Hand benutzten musste, um sich dem ganzen entgegen zu stellen. Diese Macht, sie war einfach unglaublich. Es konnte doch nicht sein, dass diese gebündelte Kraft die ihres Hermeras überstieg. Sie hatte kein Hermera mehr, mit dem sie sich verstärken konnte. Nein. Sie war die mächtigste Kriegerin des Kosmos.

„Hermera Eris Breakthrough!“

Sie beschwor mehr Macht aus dem in ihr rumorenden Hermera und setzte zu einem Gegenangriff an, noch während sie die Kriegerinnen abblockte.

Schreie erfüllten erneut den Thronsaal. Explosionen folgten und mit einem Mal, herrschte Stille.
 

Als Usagi zu sich gekommen war, wusste sie nicht, wo sie war. Doch sie spürte und sah es in jeder Ecke, dass etwas nicht stimmte. Das Blut an ihrem Kleid, ließ diese Bedenken noch mehr wachsen, weswegen sie einfach in diese eine Richtung lief, aus der sie diese Energie spürte. Sie war nahe dem Thronsaal, als Schreie ertönten und die Stille schließlich sich schließlich ausbreitete.

„Mädchen!“ Schwach spürte sie das strahlen der Sterne, die ihren Freundinnen gehörte. Sofort war ihr klar, was sie für eine Energie gespürt hatte und ein beklemmendes Gefühl machte sich breit. Vorsichtig näherte sie sich der halb offen stehenden Tür zum Thronsaal. Allerdings fragte sie sich auch, was sie tun würde, wenn sich das Bild, was sie vor ihrem geistigen Augen sah, bewahrheitete. Sie spürte das Licht des Silberkristalls nicht mehr in ihrem Inneren glühen, was sie nicht verwunderte. Sie hatte den heiligen Gral mit ihrer letzten Aktion vollständig zerstört genauso wie den Silberkristall. Es grenzte daher an ein Wunder, dass sie gerade jetzt noch lebte.

„Oh, Phanes... Da bist du ein Leben lang vor uns weggelaufen und wofür? Dass du plötzlich ein Herz für schwache Menschen entwickelst. Du hättest dich nicht gegen mich stellen dürfen, dann hättest du überlebt.“

Usagi lugte durch die Tür und erkannte Sailor Discordia die auf eine ihr unbekannte Kriegerin zugegangen war und sich zu ihr hinunterbeugte. Grausam, riss sie ihren Kopf in die Höhe, damit diese sie ansah. Usagi konnte deutlich den schmerzerfüllten Ausdruck in ihrem Gesicht sehen und wusste, dass sie etwas tun musste.

„Aber ich bin heute gütig, Phanes. Sag, dass dir alles leid tut und schwöre mir die Treue, dann verschone ich dich.“

Usagis Herz klopfte wie wild, als sie Discordias Angebot hörte. Sie schrie innerlich danach, dass diese fremde Kriegerin nicht darauf einging. Es konnte doch nur eine Falle sein.

„Niemals, Discordia. Niemals schwöre ich jemanden wie dir die Treue um mein Leben zu retten.“

Ihre Stimme war schwach, doch im Gegensatz dazu hatten Phanes Worte eine entschlossene Stärke.

„Dann stirb!“

Discordia holte mit der Hand aus und drohte die Kriegerin zu vernichten. Egal ob sie Sailor Moon war oder nicht, Usagi konnte das nicht zulassen. Mit aller Kraft stieß sie die Tür und machte sich bemerkbar.

„Halt!“

Ihre Stimme hallte an den noch halb stehenden Wänden wider und ließ Phanes für Discordia in Vergessenheit geraten. Die Zwietracht erhob sich und sah zu Usagi, die sie unerschrocken ansah.

„Du lebst also noch...“

Discordia schien wirklich überrascht über diesen Umstand zu sein. Für sie war Usagi nicht mehr als eine leblose Hülle, eine Puppe gewesen, doch scheinbar hatte sie sich geirrt und ihre Mutter recht behalten. Aber was sollte dieses Mädchen noch ausrichten können. Sie hatte mit eigenen Augen gesehen, wie ihr Sailor Kristall zersplittert war und damit die Macht von Sailor Moon eliminiert wurde.

„Das können wir gleich ändern!“

Auch wenn Usagi keine Gefahr für sie drohte, Discordia hasste es die Dinge nicht zu Ende zu bringen. Noch dazu konnte man nie sicher genug sein.

„Eris Spear!“

Mit aller Macht musste sie dieses Mädchen nicht angreifen, dass wäre Verschwendung gewesen. Sie brauchte daher kein Hermera mobilisieren. Gleichzeitig lies sie die besiegten Kriegerinnen aber auch nicht aus den Augen. Dies wäre immerhin der Moment gewesen, in der eine sich erhob und doch noch den Ritter in der goldenen Rüstung spielte.
 

Fighter kam gerade wieder zu Sinnen. Ihr Körper schmerzte und es grenzte an ein Wunder, dass sie noch lebte. Aber das war gerade nicht das Problem. Sie hob ihren Kopf und erkannte Usagi, die sich in ihrer menschlichen Form Discordia entgegen stellte. Mit Mühe versuchte Fighter alle verbliebenen Kräfte zu mobilisieren, doch eine unsichtbare Macht drückte auf ihren Körper und zwang sie dazu liegen zu bleiben.

„Nein! Schätzchen!“

Erstickt kam der Schrei über ihre Lippen, doch er blieb ungehört, genauso wie die Vernichtung Usagis ausblieb. Der Energiespeer den Discordia auf Usagi geworfen hatte, prallte wenige Meter vor ihr ab, als sei sie von einem unsichtbaren Schild umgeben. Usagi selbst schien ebenso verwundert wie Discordia und Fighter. Was passiert hier mit ihrem Schätzchen?

„Was ist das für ein Trick?“ Wütend erschuf Discordia erneut einen Speer aus reiner Energie. Dieses Mal stärker, aber noch nicht stark genug um die Kraft der Hermera zu nutzen. Wieder prallte dieser Speer an dem unsichtbaren Schild ab.

„Hermera Eris Spear!“

Es reichte. Wenn sie mit normalen Kräften diesen Schild nicht durchbohren konnte, dann würde die Kraft des Hermera sein übriges tun. Doch wie die beiden Male zuvor prallte dieser an dem Schild ab.

„Wie... Was zum...“

Discordia verstand es nicht. Alles was begriff war die Tatsache, dass Usagi als Mensch soeben eine Bedrohung für sie geworden war.
 

Usagi konnte es selbst nicht glauben, dass sie diese drei Angriffe unbeschadet überstanden hatte. Gleichzeitig fühlte sie in sich eine Energie pulsieren, die ihr vertraut und unbekannt gleichzeitig war. Es war nicht die Macht des Silberkristalls. Es war aber etwas, dass durch die Macht des Silberkristalls immer hindurch gestrahlt hatte. War das der Grund für Sailor Moons Stärke gewesen? Der Ursprung, warum sie dank der Mächte ihrer Freunde zu Eternal Sailor Moon hatte heranwachsen können?

Usagi wusste es nicht, aber sie wollte diese Macht benutzen um ihre Freunde zu retten. Die Frage war nur wie. Ihr Silberkristall war zerbrochen und alles was sie noch in der Hand hatte, war ein Kristall der ihr nicht gehörte.

Benutze ihn.

Usagi zuckte zusammen, als sie diese Stimme hörte. Verwundert sah sie sich um, doch niemand war zu sehen. Im Gegenteil, es schien sogar so, als wäre diese Stimme aus ihrem Herzen gedrungen.

Du bist mächtiger als Sailor Moon und Sailor Discordia Hermera. Benutze den Stein, rufe die Überreste, werde zu der Kriegerin, nach die sich der Kosmos schon so lange sehnt.

Unsicher sah Usagi in ihre Hand auf den Stein. Sie, Usagi Tsukino, sollte mächtiger als Prinzessin Serenity sein? Sie ein einfaches Mädchen? Ein Lächeln huschte über Usagis Lippen. Das alles klang genauso unwirklich wie damals, als sie sich zum ersten mal in Sailor Moon verwandelt hatte. Doch damals hatte Luna recht behalten. Warum sollte dann diese Stimme Lügen? Sie hatte es doch mit eigenen Augen gesehen. Selbst ohne die Macht des Silberkristalls hatte sie die Macht Discordia die Stirn zu bieten. Noch dazu war sie die einzige im Moment, die noch Kraft genug besaß um zu kämpfen.

„Cosmos...“

Woher die Worte kamen, die nun brauchte, wusste sie nicht. Aber es fühlte sich richtig an. Wenn der Kosmos wollte, dass sie diese langersehnte Kriegerin war, dann würde sie sich dem Schicksal nicht widersetzen.

„... Hermera Power, Make Up!“
 

Discordia hatte erkannt, was Usagi vor hatte. Doch da alles so schnell innerhalb von Sekunden geschehen war, konnte sie das Mädchen nicht mehr daran hindern ein neues, fesselndes Schicksal anzunehmen.

„NEIN!“

Sie wollte auf Usagi zu stürmen, doch der Impakt der erwachenden Energie schleuderte sie zurück und erhellte den Thronsaal. Durch alle Ritzen und das offene Dach erstrahlte dieses Hoffnung bringende Licht und brachte für einen kurzen Moment den Tag zurück ins Universum. Doch es war nur einige Sekunden lang, denn das Licht erlosch wieder und enthüllte eine Kriegerin, die dass Universum in dieser Zeitperiode noch nie zu Gesicht bekommen hatte.
 

Fighter fühlte sich seltsamer Weise nicht mehr so ermattet. Das Licht hatte alle ihre Verletzungen geheilt und sie selbst strotzt wieder vor Kraft. Aber ihr ging es nicht nur alleine so. Als ihr Blick zu ihren Mitkämpfern streifte, bemerkte sich, wie sich seine nach der anderen vom Boden erhob und zu der Stelle sah, an der vor wenigen Sekunden noch Usagi gestanden hatte.

Vor ihnen stand eine stolze, weiß gekleidete Kriegerin, mit langem weißen Haar, welches zu zwei Dangos hochgesteckt war. Ihr Umhang wehte im Wind den ihre Verwandlung aufkommen lassen hatte und der langsam abebbte. Ihre schmalen Finger hielten einen langen Stab, dessen Spitze geschmückt von einer Kugel war, in der ein goldener Stern leuchte. Derselbe Stern, der drei bunte Bänder an ihrem Rock zusammenhielt und als Brosche auf ihre Brust ruhte.

„Ist das... wirklich Usagi?“

Fighter konnte das Unglauben verstehen, welches Jupiter äußerte, als sie die Kriegerin erblickte. Diese Macht die Usagi in ihrer neuen Kriegerinnenform ausstrahlte, war anders als die von Sailor Moon. Reiner, mächtiger und unzerstörbarer.

„Du hast es gewagt, das Licht des Kosmos für dich zu beanspruchen. Du hast deine eigene Familie ausgelöscht und versucht ein Menschenmädchen umzubringen. Die Strafe des Kosmos wird über dich verhängt und ich Sailor Cosmos, Kriegerin für Liebe und Gerechtigkeit, bin dein Richter!“

Sie schlug mit der untersten Spitze ihres Stabes auf den Boden. Ein Geräusch das durch die Stille hallte und wie eine Beschwörung erschien, denn nur wenige Sekunden später, leuchteten die Broschen der Kriegerinnen, die Discordia bekämpft hatten auf.

In Ihren Herzen hörten sie den Ruf von Sailor Cosmos, die um die Kraft des Hermeras ihrer Planeten bat. Einem Ruf, den sie nur zu gerne nachkamen indem sie eine geheime kosmische Formel sprachen.

„Mercury Hermera Crystal, Make up!“

„Mars Hermera Crystal, Make up!“

„Jupiter Hermera Crystal, Make up!“

„Venus Hermera Crystal, Make up!“

„Uranus Hermera Crystal, Make up!“

„Neptun Hermera Crystal, Make up!“

„Pluto Hermera Crystal, Make up!“

„Saturn Hermera Crystal, Make up!“

Die Zeichen ihrer Planeten leuchteten auf ihren Broschen auf, als sich plötzlich ihre Kostümen veränderten. Sie trugen einen Rock, der aus drei Teilen bestand, ähnlich wie der von Eternal Sailor Moon. Doch die Macht die sie nun riefen war eine ganz andere.

„Nein, das ist unmöglich! Ich besitze das ganze Hermera des Kosmos!“

Nun war es an Phanes sich zu erheben und zu lachen. Das war es also, das Erbe Erebos.

„Du hast sie unterschätzt. Erebos und auch Nyx. Und nun wirst du die Quittung dafür bekommen.“

Phanes streckte ihren Arm an dem sie das Armband trug, in dem alle ihre Kräfte ruhten. Auch sie wollte sich nicht ausschließen und Sailor Cosmos einen Teil ihrer Kraft übertragen. Sie konnte jeden Funken brauchen, denn mit Sicherheit gab sich Discordia nicht so einfach geschlagen.

„Phanes Star Power, Make up!“

Ein Strahl aus Phanes Armband vereinte sich mit dem Stab von Sailor Cosmos. Sie vereinte nun die Gefühle und Hoffnungen aller, die das Universum retten wollten. Ebenso taten es ihr die Starlights und Galaxia gleich. Doch da war noch eine andere Macht die sie spürte. Eine Macht, die sie lange Zeit als ihre eigene benutzt hatte. Die Macht des Silberkristalls. Doch wie konnte das sein? Cosmos wusste, dass der Silberkristall zerstört war und doch spürte sie die Kraft des Mondes.

„Hermera Eris Breakthrough!“

Discordia konnte und wollte nicht zulassen, dass Sailor Cosmos noch mehr Kräfte anhäufte. Sie durfte nicht mit einem Schlag stärker werden. Diese Angst, erfüllte sie. Sie musste diese Kriegerin, die als Mensch so unbesiegbar schien, vernichten, bevor sie zu einem Gegenschlag ansetzte.

So wie sie es geplant hatte, erlosch der Strom der Energie.
 

Als Cosmos ihre Augen öffnete und Discordia ansah, wusste sie, dass sie ihr Kräfte mäßig nicht einmal ebenbürtig war. Aber das konnte sie ändern. Sie wusste auch schon wie.

„Hahahahaha glaubst du wirklich dass du gewinnen kannst? Du bist des Todes, du dummes Mädchen!“

Discordia war die Angst deutlich herauszuhören. Sie verlor jedwede Wahrnehmung für die anderen Kriegerinnen, denn ihre einzige Gegnerin war nun Sailor Cosmos. Mit aller Kraft stieß sie sich vom Boden ab um näher an die Kriegerin heranreichen zu können. Am besten so nahe, dass nicht einmal ein Staubkorn zwischen ihnen Platz fand. Wenn indirekte Angriffe eben keine Wirkung hatten, dann musste sie es mit direkten versuchen.

Discordia ließ ein Schwert in ihrer Hand erscheinen, welches sie sogleich, als sie unmittelbar in Cosmos Nähe war, ausholte um sie damit anzugreifen. Cosmos erkannte, was ihre Gegnerin vor hatte und wich der Klinge geschickt aus. Gleichzeitig, holte sie aber mit ihrem Stab aus und versenkte die Kristall besetzte Kugel in Discordias Magengrube. Diese zuckte nicht einmal und ging gleich zum Gegenangriff über. Doch erneut wich Cosmos ihr aus, als würden sie einen Tanz aufführen, und berührte sie mit der Spitze ihres Stabes. Es waren keine starken, kräftigen Schläge, sondern viel eher Berührungen, die nicht einmal einer Fliege etwas anhaben konnten.
 

Die Kriegerinnen trauten sich nicht in diesen Kampf einzugreifen, denn Sailor Cosmos schien alles unter Kontrolle zu haben, auch wenn sie immer nur Discordias Angriffen auswich und ihr viel mehr mit kleinen Berührungen demonstrierte, wo ihre Verteidigung schwächelte.

„Was tut sie da? Das wird kaum helfen!“

Maker verstand nicht, was Cosmos mit ihrem Tun bezweckte. Jeder konnte sehen, dass sie diese nicht ernsthaft angriff und scheinbar nicht verletzten wollte. Doch an Merkur, die die ganze Zeit ihre Brille trug und damit sah, was vor sich ging, konnte Licht ins Dunkel bringen.

„Mit jeder Berührung ihres Stabes, überträgt sich ein Teil Discordias Energie auf Sailor Cosmos!“ Sie konnte deutlich mit Hilfe ihrer Brille die Energieströme sehen. Noch dazu sank der Kraftwert Discordias der wenige Minuten zuvor noch ins Unendliche ging. Jetzt hingegen, war es der Kraftwert von Cosmos der ins Unendliche wuchs.
 

Discordia spürte, dass etwas nicht stimmte. Sie wurde schwächer und ihr Kostüm nahm wieder die alten Formen an. Sie wusste nicht, was hier passierte, aber es hatte etwas mit Sailor Cosmos zu tun. Wie konnte es sein? Wie konnte sie gegen sie erliegen?

Ein letzter Schlag von Cosmos in ihre linke Seite, brachte sie zu Fall. Sie war am Ende. Vollkommen am Ende. Sailor Cosmos hingegen schien dieser ganze Kampf nichts ausgemacht zu haben. Stolz sah sie auf sie herab, mit diesem mitleidigen Blick, als wollte sie sagen, dass sie ihr helfen wollte.

Nein... Sie war noch nicht am Ende. Sie durfte nicht am Ende sein.

„Sailor Discordia... Es reicht. Du hast all dein Hermera verloren. Wenn du jetzt aufgibst, lassen wir dich in Frieden ziehen.“

Sailor Cosmos hatte nicht vor, sie zu vernichten. Das war niemals ihr Ziel gewesen mit ihrer Gerechtigkeit und Liebe. Es war einfach widerwärtig. Erbärmlich.

„Aufgeben? Nein... Ich bin so weit gekommen und noch habe ich nicht verloren!“

Discordia erhob sich unter Qualen von ihrem Platz. Sie hatte doch noch ein Ass im Ärmel. Eine Macht, die sich zwar nicht mit Sailor Cosmos messen konnte, aber immerhin stark genug war, um sie alle in ihr Verderben zu stürzen.

Triumphierend präsentierte sie den Kriegerinnen den Kristall der einst Erebos gehört hatte. Noch nie hatte es eine Kriegerin gegeben, die die Macht von zwei Kristallen benutzte. Welch unvorstellbare Fähigkeiten würden sich da vereinen.

Ohne länger zu zögern, absorbierte sie den Stein Erebos in sich und sprach die geheime Formel ihrer Verwandlung.

„Erebos Star Power, Make up!“

Eine Säule der Finsternis stob aus dem Boden und umhüllte Discordia, die hysterisch auflachte. Es hatte funktioniert. Es hatte wirklich funktioniert. Ihre Kräfte und die Erebos vereinten sich. Das Universum war damit dem Untergang geweiht. Sie hatte gewonnen. Gewonnen.

Du glaubst wirklich, dass ich dir das durchgehen lassen?

Discordias Stimme erstickte. Die Macht, die sie in sich fließen spürte, hatte sich plötzlich verändert. Sie vereinte sich nicht mit ihrem Kristall, sondern zerrte an ihrer Seele.

„W-Was soll das!“

Oh Discordia... Hast du wirklich geglaubt, dass ich das nicht vorausgeplant habe? Dachtest du wirklich, ich erlaube dir mich zu beseitigen und danach meine Macht zu benutzen? Du dumme kleine Discordia... Heute gehen nur zwei Sailor Crystals zurück in die Ursuppe... Ich werde dich in die Abgründe meiner Finsternis zerren!“
 

Ein gellender Schrei hallte durch den Thronsaal. Die Kriegerinnen hörten deutlich genug welche Qualen Discordia leiden musste, während die Säule sie bedeckte. Keiner von ihnen wagte auch nur einen Schritt auf die Masse an Energie zu, denn wer wusste schon, ob dass nicht noch so ein Trick der Zwietracht war, um sie zu vernichten. Doch als die die finstere Säule erlosch, war auch Discordia verschwunden. Aufgelöst im Nichts, wo sie hergekommen war.

„W-Was ist da passiert?“

Ungläubig sahen die Kriegerinnen zu der Stelle, wo bis vor wenigen Sekunden noch Discordia gestanden hatte. Es fühlte sich mit einem Mal so unwirklich an. Es war vorbei. Sie hatten dank Sailor Cosmos gewonnen.

„ARGH!“

Erneut durchschnitt ein Schrei die Stille. Die Blicke der Senshis wandte sich zu Sailor Cosmos, die schmerzerfüllt ihre Arme um ihren Körper geschlungen hatte. Kleine Blitze reiner Energie entwichen aus ihr, was nur deutlicher machte, warum Cosmos so litt.

„Oh nein... Ich hätte gedacht, das Cosmos es aushält...“

Phanes wusste sofort, was hier los war. Ein mulmiges Gefühl erfüllte sie. Ein Déjà-vu erwachte in ihr. Denn vor vielen Jahren hatte sie ihre Schwester, Nyx, auf dieselbe Weise leiden sehen.

„Was meinst du damit? Was dachtest du, hält sie aus?“

Fighter war erzürnt darüber, dass Phanes es scheinbar nicht für nötig gehalten hatte, ihnen etwas zu der ganzen Lage zu sagen, noch bevor sich Cosmos unter Schmerzen wand.

„Nyx hat damals das Hermera erschaffen... unwissend... weil ihre Macht sie beinahe zerrissen hätte. Ich vermute, nicht einmal Sailor Cosmos ist dieser Macht gewachsen. Und wenn sich die Macht weiter in Sailor Cosmos aufstaut und ansammelt, wird ihr Körper diesen Druck nicht mehr standhalten und sie zusammen mit dieser Galaxie zerreißen. Alles was wir tun können, ist das Hermera von ihrem Körper zu trennen oder... der Grund warum es an ihr haftet zu beseitigen.“

Phanes wusste ganz genau was sie da sagte. Egal wie sie es versuchten, es wäre Sailor Cosmos Ende. Sie mussten immerhin die Machtquelle zerstören, die Cosmos nicht nur Leben schenkte, sondern auch das Hermera festhielt. Sie mussten den entstandenen Kosmoskristall, die Kugel an Cosmos Stab zerstören.

„Das kann unmöglich der einzige Weg sein!“ Fighter konnte es nicht glauben, dass Phanes diese Möglichkeit in Betracht zog. Sie konnten Cosmos doch nicht opfern, nachdem sie alle gerettet hatte. Das war absurd.

„Saturn...“

Mit schmerzverzerrter Stimme, sah Sailor Cosmos zu den Kriegerinnen auf und rief den Namen der Kriegerin der Zerstörung. Sie hatte gehört was Phanes gesagt hatte und war bereit ein letztes Opfer zu bringen.

„Saturn... tu es... Bitte... deine Sense...“ Tränen liefen ihr über die Wange. Sie war sich vollkommen im Klaren, was ihre Worte bedeuteten. Sie würde ihre Familie und ihre Freunde nie wiedersehen, wenn Saturn tat, worum sie sie bat.

„Nein! Usagi! Hör auf. Du musst dich nicht opfern!“

Es war nicht nur Fighter, die diesen Weg nicht als Möglichkeit sehen wollte. Auch ihre Freundinnen, die Kriegerinnen, die mit ihr seit Jahren Seite an Seite gekämpft hatten, konnten sie nicht so einfach aufgeben.

„Und was für eine Möglichkeit haben wir sonst?“

Phanes sah die irdischen Kriegerinnen herausfordernd an. Sie wollte wissen, was sie noch für eine Wahl hatten, wenn nicht einmal Sailor Cosmos einen anderen Weg fand oder in Betracht ziehen konnte. Es war eindeutig, dass sie nicht sterben wollte, aber es keine andere Wahl gab.

„Nein... Ich... ich kann Usagi nicht umbringen...“ Fest umklammerte sie ihre Sense als fürchtete sie, dass diese sich sonst selbstständig machte. Es war genauso, wie sie es auf Saturn gesagt hatte. Sailor Moon, oder viel mehr Usagi war zum Tode verurteilt. Ihre Sense hungerte nach dieser Seele und doch konnte Saturn es einfach nicht tun.

„Saturn... Bitte... Du bist die einzige... Mein Leben... gegen das von vieler... ist nichts wert...“

Saturns Augen weiteten sich. Es stimmte. Wenn es keinen anderen Weg gab, dann würden viele Billiarden Leben heute noch vergehen. Sie wäre dann diejenige die für alle diese Leben die Sense schwingen musste. Dagegen schien es wirklich wie ein geringer Preis, Usagi einfach auszulöschen.

Tränen liefen über Saturns Wangen. Sie hatte Usagi beschützen wollen, obwohl sie ihr Chibiusa genommen hatte. Sie hatte sie wirklich beschützen wollen und doch war sie nicht stark genug dafür gewesen.

„Es tut mir leid...“, wisperte sie leise und löste sich aus der Gruppe, ihre Sense fest umklammert.

„Saturn, tu es nicht!“

Sie hörte die Worte ihrer Freunde und es machte ihr das ganze nicht leichter.

„Seid ruhig!“ Ihre Stimme hallte verweint an den Wänden nieder. Sie biss sich auf die Unterlippe, so dass sie das Blut schmecken konnte, denn diese Entscheidung gehörte wohl zu den Schwersten ihres Lebens.

„Es gibt keinen anderen Weg. Usagi wird sterben... Dann lasst ihr wenigstens die Entscheidung wie sie ihr restliches Leben nutzen will. Sie hat sich dazu entschieden, ohne viel Leid für das Universum zu sterben, also respektiert diese Entscheidung.“

Es kamen keine weiteren Wortmeldungen der Kriegerinnen. Für Saturn, war es das Zeichen, dass sie verstanden hatten. Sie holte tief Luft und erhob die Sense bereit Usagi die letzten Augenblicke von Cosmos in Vergessenheit geraten zu lassen.

„NEIN! HÖR AUF!“

Saturn befürchtete nach Fighters Aufschrei, dass diese sie zu Boden reißen, oder daran hindern würde, die Sense sinken zu lassen. Doch ihre Befürchtungen blieben unbestätigt.

„LASST MICH LOS! WIR MÜSSEN SIE AUFHALTEN!“

Fighters verzweifelte Schreie konnte Saturn nicht mehr daran hindern Sailor Cosmos, alias Usagi Tsukino auszulöschen.
 

Ungebunden verließ das Hermera Usagis Körper. Die Lichter des Tages traten ihre Heimreise an, zurück zu ihren Planeten, die schon so lange keinen Tag mehr erlebt hatten. Fighter konnte es nicht glauben. Sie wusste zwar, dass Kakyuu nun aufwachen würde, aber sie hatte Usagi verloren.

Maker und Galaxia hatten sie losgelassen, so dass sie nun zu Usagi gehen konnte, die leblos am Boden lag.

„Nein... Schätzchen...“ Kraftlos ging sie auf die Knie und griff nach Usagis Körper, den sie sanft anhob und an sich drückte. Sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten, denn in ihrem Inneren fühlte es sich an, als hätte man ihr das Herz herausgerissen.

„Wieso... wieso musst du alle Last immer alleine tragen?“ Fighter merkte nicht einmal, dass sie nicht die einzige war, die Tränen um Usagis Verlust weinte. Es war einfach eine Sache, die sich niemand hatte vorstellen können.
 

Als sie die Augen öffnete, hatte sie das Gefühl viel zu lange geschlafen zu haben. Die Kämpfe gegen Nyx lagen viel zu weit in der Vergangenheit und doch wusste sie, dass soviel Zeit gar nicht vergangen sein konnte.

Vorsichtig setzte sie sich in ihrem Himmelsbett auf und sah aus dem Fenster um den Sonnenaufgang zu bewundern. Es war ein beruhigendes Gefühl, auch wenn sich Kakyuu nicht erklären konnte, warum sie so ein Brennen in ihrer Brust spürte. Ein Brennen, dass mit einer großen Traurigkeit einher ging.

Ohne es zu wollen, liefen Tränen über Wangen. Tränen, die sie sich wegwischte. Sie wusste, dass etwas großes passiert war und es fühlte sich so an, als wäre sie dabei gewesen. Doch sie wusste nicht, was passiert war. Alles was sie wusste war, dass ihr Herz um Vergebung schrie und sich bei einer Sailor Kriegerin entschuldigte, die sie nie kennengelernt hatte.
 

Helios öffnete die Augen und schien zu wissen was passiert war. Er erinnerte sich noch an Discordia, die ihm das Hermera der Erde entzogen hatte, aber nicht was danach passiert war. Doch in seinem Herzen spürte er ein wildes Brennen, dass ihm zu sagen schien, wie der Kampf ausgegangen war. Der Morgen brach wieder an zu einem Preis, von dem so viele Menschen nichts wussten.

Obwohl er das Hermera wieder hatte, wollte Helios warten. Er wollte auf die Kriegerinnen warten und vor allem auf Sailor Moon, der er seinen Dank aussprechen wollte, auch wenn er bereits ahnte, dass er sie nicht mehr mit diesem fröhlichen Lächeln sehen würde. Dennoch, es gab da etwas, dass er vielleicht doch noch tun konnte. Etwas, dass zwar nicht genug ausdrücken konnte, wie dankbar er war aber doch etwas Licht in ihre Dunkelheit bringen konnte.
 

Usagi stand an der Bushaltestelle und sah auf die Uhr. Es war ein Drama, dass sie heute wieder zu spät aufgestanden war. Mit Sicherheit würde sie wieder einmal zu spät zum Unterricht kommen und durfte sich dann später von der Klassensprecherin eine Moralpredigt anhören. Eine gewohnte Prozedur, die Usagi einfach leid war, aber wogegen sie nichts tun konnte. Im Gegensatz zu ihrer Klassensprecherin hatte sie eben keinen super tollen Freund, der einen Führerschein besaß und sie zur Schule fahren konnte. Noch dazu wohnte sie auch nicht in unmittelbarer Nähe ihrer Schule.

Bist du heute schon wieder zu spät, Tsukino-san?“

Usagi zuckte zusammen, als sie unmittelbar angesprochen wurde. Sie hatte wirklich kein Glück.

Guten Morgen, Hino-san...“, wisperte sie leise und entschuldigend, während sie den Kopf senkte um die T.A Schülerin, und beste Freundin ihrer Klassensprecherin, nicht ansehen zu müssen. Mit Sicherheit würde diese ihr davon berichten, noch bevor sie überhaupt die Chance bekam pünktlich zu kommen.

Sie konnte jetzt schon die Standpauke aus dem FF singen. Nur weil sie zu spät kam, wurden ihre Noten schlechter, sie kümmerte sich nicht genug um die Schule, sie sollte dankbar für das Leben als Schülerin sein und sich endlich zusammen nehmen und so weiter und so weiter. Ihre Klassensprecherin hatte ja auch gut Reden. Sie hatte Freunde, war beliebt bei allen, hatte gute Noten. Sie war perfekt und noch dazu eine Prinzessin. Eine Prinzessin, die die Erde schon so oft gerettet hatte, dass jeder sich sicher war, dass sie die zukünftige Königin der Welt werden würde.

Ich werde dich heute ausnahmsweise nicht melden. Also beeil dich besser.“

Verwundert sah Usagi auf und erkannte das lächelnde Gesicht von Rei Hino. Sie war ja schon ganz nett, allerdings fühlte sich Usagi immer minderwertig in ihrer Nähe. Sie war genauso unglaublich wie die Prinzessin, einfach unvergleichlich und noch dazu so hübsch. Ein Traum, den Usagi auch gerne gelebt hätte.
 

Also wirklich Usagi!“ Usagi zuckte zusammen, als ihre Klassensprecherin vor ihr am Tisch stand. Ernst sah diese sie aus ihren blauen Augen an und blies sich eine Strähne ihres silberblonden Haares aus dem Gesicht. Usagi bewunderte sie wirklich, nicht umsonst hätte sie ihre Haare in denselben Stil gestylt. Zwei Knödel bändigten das lange Haar, doch Usagi empfand es bei ihrer Klassensprecherin immer als schöner, was wohl daran lag, dass immer diese königliche Aura um ihr war.

Es tut mir leid, Serenity... Ich verspreche, ich werde mich bessern.“ Serenity seufzte leise und schüttelte nur mit dem Kopf. Sie hatte dieses Versprechen schon zu oft gehört und langsam hatte sie genug davon.

Nein, Usagi, es reicht. Du versprichst jeden Tag pünktlich zu sein. Jeden Tag und nie passiert etwas. Aus dir wird nie was.“

Serenitys Worte trafen Usagi hart. Sie wusste ja, dass sie jeden Tag versprach pünktlich zu sein, aber was konnte sie dafür. Sie hatte niemanden der sie weckte. Serenity tat immer so, als wäre das so einfach, aber das war es nicht.

Zur Strafe wirst du heute nachsitzen und den Stoff nachholen den du verpasst hast. Vielleicht lernst du dann endlich wie man sich als angehende Dame benimmt.“

Wie eine Dame sich benimmt. Serenity hatte wirklich gut reden. Vielleicht wollte sie ja auch keine Dame sein. Nur weil sie Serenity bewunderte, musste sie doch nicht zu ihr werden. Sie wollte sie nur ein bisschen imitieren, mehr nicht.
 

Fest hielt Seiya Usagis Hand umklammert und strich mit dem Daumen über ihren Handrücken. Sie sah friedlich aus, als ob sie schlief. Seiya konnte und wollte daher nicht glauben, dass Usagi tot war. „Das sie noch atmet grenzt an ein Wunder. Ich kann allerdings nicht versichern, dass sie noch die Person ist, die ihr kennt, wenn sie aufwacht.“

Helios sah zu den Kriegerinnen, die nach ihrer Ankunft auf den Wächter Elysions getroffen waren. Das Bild was sich ihm geboten hatte, war nicht unerwartet gewesen. Im Gegenteil, er hatte es tief im Herzen gespürt.

„Allerdings... wenn der Prinz sie küsst... könnte der Silberkristall reagieren und sie könnte wieder ins Leben finden.“

Der Silberkristall war zwar zersplittert, aber Seiya hatte im Kampf gegen Discordia ganz deutlich gesehen, wie seine Kraft sich mit Usagi vereint hatte. Die Kraft der Prinzessin Serenity lebte also noch. Doch was war dann mit Usagi?

„Das ist schlecht. Mamoru ist in Amerika. Können wir denn gar nichts tun um den Silberkristall anderweitig reagieren zu lassen?“ Fragend sah Minako zu Helios der sie selbst ratlos ansah.

Der Silberkristall... Obwohl er scheinbar die einzige Möglichkeit war, Usagi wiederzubekommen, sträubte sich in Seiya etwas dagegen. Etwas, dass sie die ganze Zeit gestört hatte.

„Wird dann Usagi aufwachen, oder die Mondprinzessin?“ Seiya konnte nicht anders als diese Frage in den Raum zu werfen. Eine Frage, die mit Schweigen beantwortet wurde. Schweigen, dass soviel mehr ausdrückte als ein Wort oder eine Geste.
 

Usagi war so unglaublich müde, als sie am Morgen wieder in der Schule saß. Sie hatte es doch tatsächlich einmal pünktlich in die Schule geschafft, was Serenitys strengen Blick dennoch nicht erweichen ließ. Wahrscheinlich glaubte sie nicht daran, dass diese Besserung von Dauer war. Nicht einmal Usagi glaubte daran.

Aufstehen!“

Der Lehrer hatte das Klassenzimmer betreten und auf Befehl Serenitys erhob sich die Klasse und verbeugte sich höflich vor dem Lehrer.

Setzt euch. Ich möchte euch heute, bevor wir anfangen einen neuen Mitschüler vorstellen. Seiya, komm rein.“

Ein Raunen ging durch die Klasse, als der neue Schüler die Klasse betrat. Seine Schultasche hielt er lässig über seiner linken Schulter und auf seinem Gesicht lag ein selbstsicheres Grinsen.

Hallo, mein Name ist Seiya Kou. Ich hoffe wir kommen gut miteinander aus.“

Usagi errötete, denn wenn sie ehrlich war, sah Seiya wirklich gut aus. Doch mit Sicherheit hatte sie keine Chancen. Jeder der Jungs in ihrer Klasse schwärmte für die Klassensprecherin. Für Serenity. Ihr tat der neue Mitschüler jetzt schon leicht, immerhin würde er eine Abfuhr bekommen, wenn er seine Avancen bei Serenity machen wollte.
 

O-Dango~“

Verwundert sah Usagi von ihrem Bento auf und blickte in das breit grinsende Gesicht Seiyas. Sofort errötete sie wieder und doch fiel es ihr schwer ihren Blick von dem Jungen zu nehmen.

Ich bin noch recht neu hier und habe noch keine Freunde. Was dagegen, wenn ich mit dir gemeinsam zu Mittag esse?“ Seiya wartete nicht einmal ihre Antwort ab, sondern zog sich einen Stuhl zu Usagis Platz, die sich verwirrt umsah. Nein, nirgendwo stand Serenity, er meinte also wirklich sie und nicht die Prinzessin.

Das sieht ja wirklich gut aus, was du da mit hast, Schätzchen.“ Frech wie er war, holt Seiya mit seinen Stäbchen aus und schnappte sich eine Krokette aus Usagis Bento. Sie war unfähig etwas dazu zu sagen, oder sich zu wehren, denn gerade in diesem Moment war sie viel zu fasziniert von Seiya.
 

Wirklich, er ist geradewegs, kopfüber in die Mülltonne geflogen.“

Usagi musste auf die Erzählung Seiyas lachen. Er konnte wirklich gut Witze erzählen und noch dazu, erzählte er sie ihr. Es war erfrischend und schön. Zum ersten Mal stand sie bei jemanden im Mittelpunkt und war nicht nur die schlechte Kopie der Prinzessin. Seiya kümmerte sich um sie, holte sie zur Schule ab, brachte sie nach Hause und auch wenn er selbst nicht gerade der hellste war, bot er ihr an, mit ihm zusammen in der Bibliothek zu lernen.

Sie brauchte gar nicht mit Mädchen wie Ami Mizuno lernen. Sie hatte sowieso immer nur Zeit für die Prinzessin und ihre anderen Freunde. Seiya war anders. Er schuf sich Zeit nur für sie.

Du, Schätzchen...“

Seiya sah Usagi ernst an. Sie errötete sofort wieder, erwiderte seinen Blick aber und schluckte. War das nun doch der Moment, den sie so sehr fürchtete? Würde er sie nun fragen, auf was für einen Typ die Prinzessin stand? Oder wie er das Herz der Prinzessin erobern konnte?

Usagi Tsukino! Serenity will dich sofort sehen!“

Entnervt seufzte Seiya. Es schien ihm wirklich wichtig zu sein was er sagen wollte, doch nun kam er nicht dazu. Denn was die Prinzessin wollte, bekam sie auch. Als Retterin der Erde konnte man sich eben alles leisten.

Warte hier, Seiya. Ich komme so schnell wie möglich zurück.“
 

Man hatte ihre Bedenken nicht geteilt und sofort Mamoru, den Ex-Freund Usagis über ihren Zustand informiert. Seiya gefiel der Gedanke nicht, dass Usagis Lippen die von Mamoru berühren sollten, obwohl ihrer beider Beziehung Geschichte war. Es fühlte sich einfach nicht richtig an und wenn Seiya ehrlich war, war sie auch eifersüchtig, weil sie mit Usagi nicht soweit gekommen war. Sie hatte sich nie getraut, da Usagi bis zu ihrem verpatzten Date nicht gewusst hatte, dass Seiya kein Junge, sondern ein Mädchen war.

„Sag, Seiya... Wie lange willst du noch Trübsal blasen? Ihr Prinz wird kommen und sie wach küssen.“ Seiya sah Nozomi nicht an, die schon eine ganze Weile im Türrahmen stand und sie beobachtet hatte. Ihr musste klar sein, dass diese Kussgeschichte Seiya gar nicht gefiel und auch sie hatte bedenken und fragte sich warum man eine längst verstorbene Prinzessin einer gegenwärtigen Heldin vorzog.

„Allerdings~ Sie können dich nicht daran hindern, sie vorher zu küssen. Du weißt schon, so ein Kuss der wahren Liebe, vom Ritter auf dem weißen Pferd, der die Prinzessin aus ihrem tausendjährigen Schlaf erweckt.“

Seiya sah kurz über ihre Schulter zu Nozomi auf deren Gesicht sich ein diabolisches Grinsen abzeichnete. Wer wusste schon, wie oft sie das bei Kakyuu getan hatte, immerhin teilten beide dasselbe Bett. Auf einmal hatte Seiya das Gefühl mit Usagi entwicklungstechnisch hinterher zu hängen. Allerdings war das hier eine andere Situation.
 

Der Wind wehte stark auf dem Schuldach, so dass Serenitys Haarsträhnen wie die silbernen Saiten einer Geige wirkten.

Warum willst du mich sprechen?“ Serenitys Blick ruhte ernst und wütend auf Usagi die auch noch die Dreistigkeit besaß so dumm zu fragen.

Was bildest du dir ein? Du glaubst wirklich, du könntest den neuen Schüler für dich alleine beanspruchen?“ Wut klang aus Serenitys Stimme. Wut, die Usagi nicht nachvollziehen konnte.

Er gibt mir nicht einmal die Chance ihn kennenzulernen, weil er ständig an dir klebt. Du hast ausgedient, Usagi. Dein Leben gehört mir, genauso wie deine Freunde mir gehören!“

Die Worte Serenitys brachten Usagis Herz zum klopfen. Etwas an ihren Worten beunruhigte sie. Etwas, dass der Wahrheit entsprach und langsam Stück für Stück in ihr Bewusstsein vordrang.

Usagi erinnerte sich schwach an einen Kampf. Einen Kampf, den sie bestritten hatte und nicht Serenity. Stolz machte sich in ihr breit. Die mächtige Prinzessin hatte eine Schlacht geschlagen. Sondern sie. Genauso wie es einen Jungen in der Schule gab, der sich für sie interessierte, nicht für Serenity. Es war seltsam, ein schönes Gefühl, denn bisher hatte sie immer geglaubt, dass sich alles nur um Serenity drehte.

Grins nicht so dämlich. Du sollst verschwinden! Du hast in dieser Welt nichts mehr verloren. Dein Leben gehört mit. Mir allein. Es ist doch nicht fair, dass du mit meinen Freunden und meiner großen Liebe leben darfst. Und wozu? Du schmeißt das alles weg. Du hast mir meine Zukunft gestohlen!“

Vor Usagis innerem Auge, blitzte ein Bild von Kristalltokyo und Chibiusa auf. Das war einst ihre Zukunft gewesen. Zumindest hatte sie das geglaubt, doch Serenitys Worte, zeigten um so einiges deutlicher, wem diese Zukunft wirklich gehört hatte.

Dein Leben? Das ist nicht wahr. Das ist mein Leben. Meines. Das Leben von Usagi Tsukino.“

Sie konnte dieses Leben nicht einfach so abgeben. Sie hatte die Macht zu entscheiden. Ihr gehörte der Körper.

Usagi Tsukino? Du scherzt doch. Du existierst nur, damit ich wiedergeboren werden konnte. Nur wegen mir, bist du zu Sailor Moon geworden. Nur wegen mir hast du deine Freunde kennengelernt. Mir verdankst du es, dass du deine erste große Liebe getroffen hast. Nur weil es mich gibt, hast du Seiya Kou erst kennengelernt. Also hör auf so egoistisch zu sein und übergib mir dein Leben!“

Es war ein seltsamer Anblick der sich Usagi bot. Prinzessin Serenity weinte. Sie weinte Tränen der Verzweiflung, weil sie niemals das Leben leben konnte, was Usagi jetzt lebte. Man konnte mit ihr wahrlich nur Mitleid haben und es tat Usagi wirklich leid, dass sie ihr Leben nicht weiterleben konnte. Dass sie nicht vollständig zu Serenity werden wollte. Es war schön, zwei Jahre lang eine Prinzessin zu sein. Sie liebte auch ihre Freunde, die wahrscheinlich einzig und allein wegen ihrer Existenz als Serenity bei ihr waren, aber sie konnte diese Fassade nicht länger aufrechterhalten.

Ja, ich verdanke dir wirklich sehr viel. Ich wäre wohl nicht das Mädchen, dass ich heute bin. Ich hätte so viele Menschen wirklich nicht kennengelernt. Dafür bin ich dir auch dankbar, aber... Lass es bitte ruhen. Die Vergangenheit meine ich. Wenn du jetzt loslässt, wird dein Stern wiedergeboren. Und dann, dass verspreche ich dir, kannst du ein friedliches Leben leben.“ Usagi lächelte Serenity an. Sie beide hatten denselben Wunsch. Sie wollten ein einfaches Leben leben. Sich verlieben, Freunde finden und noch soviel mehr. Es waren die Träume, die ein jedes Mädchen ihres Kalibers hatte.

Und wer garantiert mir, dass es wirklich so sein wird? Ich bin eine Sailor Kriegerin, es ist unser Schicksal zu kämpfen. Wer sollte das also ändern?“

Ja, wer sollte das ändern? Es gab nur eine Antwort darauf.

Usagi schloss kurz die Augen. Sie spürte dieses warme Gefühl, dass sie im Kampf gegen Discordia erfüllt hatte. Ein ganz normales Leben würde sie wohl nicht mehr haben können. Sie war, seit sie als Sailor Moon das erste Mal ins Matrosenkleid geschlüpft war, durch und durch eine Kämpferin. Doch nun, hatte sie ihre eigene Macht entdeckt und sie war bereit diese einzusetzen, damit niemand mehr kämpfen musst.

Ich werde das ändern. Ich werde über den Kosmos wachen und jede Bedrohung eliminieren. Wenn du mir als Usagi Tsukino keinen Glauben schenkst, dann glaube mir, Sailor Cosmos.“

Sie hatte dieses Mal nicht die Formel benötigt um sich in Sailor Cosmos zu verwandeln. In ihrer neuen Uniform stand sie vor Serenity, die sie erstaunt ansah.

Du warst es also...“, wisperte sie leise. Es lag nichts wütendes mehr in ihr. Sondern eher etwas, das verstanden hatte.

Deine Macht war zu groß für mich und den Gral. Deswegen hat es uns zerschlagen. Dieser Kristall passt besser zu dir, Usagi Tsukino. Du kannst mir wirklich garantieren, dass ich eine Zukunft haben werde?“

Cosmos nickte und lächelte Serenity an. Wie sehr musste die Prinzessin mit all ihrem Groll gekämpft haben. Mit dem Hass zuzusehen, wie jemand anderes das Leben wiederholte und weiterlebte, dass sie vorzeitig verloren hatte.

Ich vertraue dir dann... Pass gut auf alle auf. Wenn nicht... werde ich dich im Namen des Mondes bestrafen.“

Schweigend sahen beide Mädchen einander an, bevor sie loslachten. Es war eine Situation die sich so unwirklich anfühlte und doch etwas befreiendes hatte. Vielleicht hätten sie dieses Gespräch schon viel eher führen müssen, auch wenn die Umstände einander in die Augen sehen zu können, alles andere als einfach waren.

Oh... Du wirst gerufen, Cosmos. Dann solltest du wohl gehen. Genieße dein Leben und danke für alles.“

Cosmos musste wirklich gestehen, dass Serenitys Lächeln bezaubernd war. Es hatte was unschuldiges, erfrischendes. Irgendwann, in ferner Zukunft, würde sie es jemanden schenken, mit dem sie ihr Leben teilen und bis zum Schluss leben konnte.
 

Seiya gingen die Worte Nozomis einfach nicht aus dem Kopf. Sicher, solange Usagi schlief, sollte sie sie einfach küssen. Aber was wenn Usagi aufwachte und Seiya nicht so mochte wie sie Usagi? Was wenn sie weiterschlief? Beide hätte ihr das Herz gebrochen.

Gleichzeitig war da der Gedanke, dass Usagi sie vielleicht doch etwas mehr als nur einen Freund oder eher Freundin mochte. Konnte sie es dann zulassen, dass ihr Ex-Freund sie küsste? Was wenn dieser Kuss alte Gefühle aufbrach und sie Usagi deswegen verlor?

„Argh! Verdammt, Nozomi!“ Sie hasste Nozomi dafür, dass sie ihr diese Gedanken eingepflanzt hatte und sie nun an nichts anderes mehr denken konnte.

„Seiya...“

Sie sah auf, als über Usagis Lippen ihr Name kam. Wachte sie etwa auf? Seiyas Herz schlug schneller. Oder träumte sie nur von ihr? Das war doch alles nicht so wichtig. Wichtig war nur, dass es ihr Name war, den Usagi da genannt hatte.

„Ich bin hier und warte auf dich!“ Fester drückte Seiya Usagis Hand und küsste sanft jeden einzelnen Finger. Sie wollte, dass Usagi fühlte, dass sie da war.
 

Die Nacht war angebrochen und Seiya war an Usagis Bett eingeschlafen. Dennoch hielt sie weiterhin die Hand des Mädchens, dass ihr soviel bedeutete. Doch sie schlief zu fest um zu merken, wie Usagis Finger zuckten und ihr Erwachen ankündigten.

Langsam schlug Usagi die Augen auf. Sie spürte diese Wärme die sie umgab. Die Vertraute Wärme einer einzelnen Person. Ein hauchzarter Duft von Kinmokublüten umschmeichelte ihre Nase und verriet ihr sogleich, wer diese Person war.

Ein Blick zu ihrer Seite verriet ihr, dass es wirklich Seiya war. Sie sah immer noch wie ein Junge aus, doch Usagi kannte nun die Wahrheit, die sie nicht im geringsten störte. Was hatte sich schon mit dem Geschlecht geändert? Gar nichts. Seiya war immer noch Seiya, ob sie nun eine Frau oder ein Mann war.

Schade nur, dass sie ihr Date nicht vernünftig hatten zu Ende bringen können. Dabei hatte sie sich nach dem Liebesgeständnis, welches ihr erst jetzt als solches bewusst geworden war, auf einen Kuss gefreut. Doch das konnten sie noch ändern.

Vorsichtig, um Seiya nicht zu wecken, beugte sie sich zu ihrem Gesicht und legte behutsam ihre Lippen auf Seiyas um ihr einen geheimen Kuss zu schenken.
 

Unschlüssig stand Suki mit dem Schlüssel in der Hand vor ihrer Haustür. Nach dem Kampf gegen Discordia hatte sie sich ein paar Tage zurückgezogen. Sie hatte überlegt, was sie tun sollte immerhin war die Erde doch nicht ihr Zuhause. Sie war ein Außerirdischer, ein Eindringling, verwandt mit Feind. Und doch zog es sie wieder hier her. Dahin, wo Yumi lebte. Dahin, wo Koichi auf sie wartete. Das hier war ihr Zuhause.

„Du hast ja lange auf dich warten lassen.“

Suki fuhr herum, als sie die Stimme Yumis hinter sich hörte. Da stand sie, mit den Einkäufen in der Hand. Dabei war das immer ihre Aufgabe gewesen, aber wer sollte das schon für Yumi erledigen, wenn sie nicht da war und es tat. Eigentlich logisch, dass Yumi dann selbst diese einfache Aufgabe nach der Arbeit übernehmen musste.

„Du... hast auf mich gewartet?“ Suki war etwas unsicher, wie sie Yumis Worte deuten sollte, doch das Lächeln ihrer Freundin, zeigte ihr, dass sie mit ihrer Interpretation nichts falsch gemacht hatte.

„Natürlich. Das hier ist immerhin dein Zuhause. Probier den Schlüssel aus, dann weißt du es.“

Suki sah auf ihren Schlüssel, den sie die ganze Zeit unschlüssig in den Händen gehalten hatte. Es war niemals die Angst gewesen, ob der Schlüssel passte oder nicht, sondern viel mehr die, dass Yumi sie vielleicht nicht mehr wollte. Ein schwachsinniger Gedanke, wenn sie es recht bedachte. Immerhin war Yumi die einzige, die von ihrer Identität wusste. Sie hatte sie dazu ermutigt das Richtige zu tun. Nur Yumi verdankte es die Welt, dass alles gut gegangen war, auch wenn die Welt niemals davon erfahren würde. Ja, bei Yumi war sie Zuhause und richtig bewusst wurde ihr das, als sie den Schlüssel ins Schloss steckte und ein kleiner Huskywelpe sie beim öffnen der Tür begrüßte.
 


 

Das Abschiedskonzert der Three Lights lag ein paar Tage zurück und es war Zeit für die vier, aufzubrechen.

„Und ihr müsst wirklich schon gehen?“

Es war seltsam zu hören, dass die Inner und Outer Senshis sie wirklich vermissen würden. Doch in den letzten Tagen, seit Usagis Erwachen, hatten sie sich angefreundet und einander näher kennengelernt. Der Keil den Discordia zwischen sie getrieben hatte, existierte nicht mehr. Immerhin hatten sie Seite an Seite miteinander gekämpft und das Universum gerettet.

„Die Prinzessin wartet auf uns. Wer soll sie beschützen, wenn wir nicht da sind?“

Es war ein Gefühl, dass auch die irdischen Senshis nur zu gut kannten. Sie hatten immerhin Jahrelang auf Sailor Moon aufgepasst und versucht sie zu beschützen, auch wenn sie letztenendes meist die Beschützten waren.

Es fiel daher nicht so schwer Abschied zu nehmen. Abgesehen von Seiya und Usagi, die beide abseits von der Gruppe standen und einander ansahen. Es fiel ihnen schwer die richtigen Worte zu finden, nachdem sie in den letzten Tagen soviel Zeit miteinander verbracht hatten, wie es für gewöhnlich nur Pärchen taten.

„Und... du bist dir sicher, dass du es ohne mich schaffst, Schätzchen?“ Seiya versuchte wie gewohnt sich nützlich zu machen. Dabei wusste er genau, dass Usagi als Sailor Cosmos keinen Schutz mehr brauchte.

„Abgesehen davon, dass ich dich vermissen werde, ja.“

Diese Worte von Usagi zu hören, versetzten einen Stich in Seiyas Herz. Wie gerne hätte sie ihre Aufgabe einfach ignoriert und wäre bei ihr geblieben, doch es ging nicht. Kakyuu erwartete sie. Und wenn ihre Prinzessin sie brauchte, musste sie anstandslos folgen.

„Schätzchen, hör mir bitte gut zu. Egal wie viele Jahre es braucht, ich werde zu dir zurückkehren. Und dann gibt es keine Geheimnisse und Lügen mehr. Außer du... Magst mich als Mädchen nicht.“

Sanft schnippte Usagi Seiya gegen die Stirn. Natürlich mochte sie Seiya, egal welchen Geschlechts sie war. Die Liebe fragte eben nicht ob man das andere Geschlecht interessant fand oder nicht das gleiche.

„Idiot“, nuschelte sie und zog eine Schmolllippe. Sie hätte gedacht, dass Seiya in den letzten Tagen bemerkt hatte, wie sehr sie sie mochte. Wahrscheinlich war sie nicht deutlich geworden, was wohl daran gelegen hatte, dass sie immer noch keinen Kuss miteinander ausgetauscht hatten. Etwas, dass Usagi gerade bereute, denn sonst wäre Seiya sicher nicht auf so dumme Ideen gekommen.

„Das war nur ein Scherz, Schätzchen. Wartest du aber dennoch auf mich?“

Schweigend nickte Usagi. Sie würde auf Seiya warten, in diesem und auch im nächsten Leben. Solange bis sie wieder vereint waren.

Till we meet again

Kaykuu beobachtete, wie Fighter sehnsüchtig aus dem Fenster sah. Sie hatte ihre beste Kriegerin noch nie so gesehen. So erwachsen, so voller Liebeskummer.

„Fighter! Die Soldaten wollen trainieren. Magst du mitmachen?“

Fighter hob nicht den Kopf, sondern nur die Hand, mit der sie Kakyuu zu verstehen gab, dass sie kein Interesse daran hatte. Das war wirklich seltsam. Sonst immer war sie so begeistert vom Training, dass sie das Fenster als Tür nutzte um so schnell wie möglich im Hof zu landen. Doch nun, war sie so ruhig geworden.

Nur dank Galaxia wusste sie, was Fighter bewegte und was mit ihr passiert war. Liebeskummer war wohl schlimmer noch als Heimweh, oder eine Kinmokugrippe. Dagegen gab es auch nur ein einziges Heilmittel. Eines, was Kakyuu nur ungern in Erwägung zog, weil Fighter ihre engste Freundin war. Allerdings sie wollte auch, dass Fighter glücklich wurde.

„Fighter?“ Vorsichtig setzte sie an und ging auf die Kriegerin zu, die nun doch ihren Kopf hob und sie mit Kummer erfüllten Augen ansah. Nein, diesen Anblick konnte sie einfach nicht ertragen und deswegen musste sie dieses Gespräch führen, so unangenehm es auch war.

„Sailor Star Fighter, hiermit entbinde ich, Prinzessin Kakyuu von Kinmoku, dich von deinen Pflichten als meine Leibgarde. Dir steht es von nun an frei, zu gehen wohin du willst. Niemand wird dich aufhalten, weder ich noch Healer oder Maker.“

Sie versuchte stark zu klingen, kämpfte aber in Wahrheit mit den Tränen. Fighter bedeutete ihre soviel dass es schwer schien sich ihrer zu entledigen. Sie erwartete, dass Fighter schimpfte, schrie und vollkommen aus der Haut fuhr, doch als sie vor ihr Stand, zog die Kriegerin sie in ihre Arme und drückte sie fest an sich.

„Danke, Prinzessin.“
 

Der Regen prasselte tröstend auf ihren Schirm als sie ihren Weg von der Schule nach Hause ging. Usagi wollte heute mal wieder etwas für sich sein und ihre Freunde respektierten das. Es war wirklich zu viel passiert. Sie hatte sich von Mamoru getrennt, ihr vergangenes Ich Serenity abgelehnt, Kuraiko kennengelernt, Seiya kennengelernt, sich in Seiya verliebt, war als Sailor Moon gestorben, wurde als Sailor Cosmos wiedergeboren und hatte sich schließlich von Seiya verabschiedet. Seit diesem Tag wartete sie darauf Seiya wiederzusehen. Sie würde auch weiter warten, immerhin hatte sie es ihr versprochen. Doch manchmal brauchte sie einfach diese Momente für sich alleine um all diese Ereignisse Stück für Stück sacken zu lassen. Heute war einer dieser Tage.

Fester klammerte sich ihre Hand um ihren Schirm. Ein tiefer Seufzer entwich ihrer Brust und kam klangvoll über ihre Lippen. Das Wetter tat ihr wirklich nicht gut. Es machte sie melancholisch und nachdenklich.

„Das war aber ein ganz schön tiefer Seufzer, Schätzchen.“

Schätzchen hatte sie schon lange niemand mehr genannt. Viel zu lange. Träumte sie jetzt schon mit offenen Augen? Vorsichtig, hob Usagi ihren Schirm etwas an um unter diesem hervor blicken zu können.

Da stand sie, in Fleisch und Blut. Unter einem roten Schirm, vor ihrem Haus. So wie damals, als sie sie abgeholt hatte.

„Du bist...“

Sie konnte es nicht fassen. Seiya hatte ihr ja versprochen, dass sie wiederkommen würde, doch dass es so schnell war, damit hatte sie nicht gerechnet.

„Ah ja. Mein Name ist Seiya Kou. Entgegen meines Äußeren bin ich eine Frau. Ich bin wieder da, Schätzchen, und dieses Mal bleibe ich an deiner Seite.“

Usagi konnte sich nicht mehr zurückhalten. Sie ließ ihren Schirm fallen und lief auf Seiya zu um ihre Arme um sie zu legen und ihr freudestrahlend in die Augen zu sehen.

„Willkommen zurück, Seiya.“

Vorsichtig, ohne den Schirm von ihnen zu nehmen, beugte sich Seiya vor und legte ihre Lippen auf Usagis. Sanft küsste sie Usagi und genoss dabei die Tatsache, dass es das erste Mal war, dass sie das taten. Ein Ereignis, dass sie niemals vergessen würde, weil Usagi ihren Kuss erwiderte.

„Ich bleibe jetzt für immer bei dir.“ Es war ein leises Versprechen, dass sie zwischen dem ersten und zweiten Kuss hauchte um Usagi klar zu machen, dass sie sie nie wieder verlassen würde.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja, willkommen zu meiner Wichtelff die für Phanes beim Winterwichteln enstand. Natürlich bin ich nicht die Wächterin von Cauldron, sondern nur die Schöpferin dieses alternativen Arcs der in einem AT spielt.
Ich hoffe ihr armen Seelen, die euch hier her verirrt, habt viel Spaß mit Seiya x Usagi und anderen angehinteten oder nicht angehinteten Pairs. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und heute gibt es etwas japanische Literatur. Neben den Three Lights. Wuhu. Bildung für das Volk!
Naja, was kann ich zu diesem Kapi sagen, Usagi mag vielleicht auf einige OoC wirken, allerdings muss man bedenken dieser Arc setzt nach dem Dead Moon Arc an, bei dem wir eine schon viel reifere Usagoo erleben durfen.
Sonst nyo... keine ahnung. Alles okay oder so. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Cliffhänger~ Ich hoffe ihr liebt sie. Wenn nicht, dann lyncht mich doch.
Was haltet ihr von dem Ende? Grandios, oder? Ich liebe ja die unmerkliche, merkbare Entwicklung. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Der Flashback ist vom Winterwichtelweihnachtsmann geschrieben worden, für ChocolateChip. Nutzung erlaubt

One Shot geschrieben vom Wichtelweihnachtsmann für Makoto17. Nutzung genehmigt

http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/757460/324316/ Absatz mit Erlaubnis von  Emerald_Phoenix benutzt

Ach ja, dieses Kapitel, es hat mich nerven gekostet. Vor allem weil ich soviel Vergangenheitsgeplänkel wie möglich reinbringen wollte. D sind mir dann 3 OS inst Auge stochen, die ich unbedingt nutzen wollte. Einer davon wurde von mir geschrieben... Na gut Butter bei die Fische, aber das bleibt unter uns, liebe Leser. Alle drei stammen aus meinem Hirn, aber PST!!! Ich schmücke mich niemals mit fremden Federn.

So naja, ich hoffe euch gefällt die Auflösung von allem. Discordia hat mir immer viel Spaß bereitet, sowohl beim Böse sein, als auch beim sterben. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Jaja... hier habt ihr euer kitschiges Happy End. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  _Natsumi_Ann_
2015-02-23T19:49:37+00:00 23.02.2015 20:49
:D
Ich liebe es wenn seiya usagi ein bissn neckt und sie rot wird xDDD
muss mich nur nochmal einlesen bei den eigenen Charas oO check ich grad nicht so ganz wer was und so xD
aber sonst super geschrieben :)
Antwort von:  Erenya
23.02.2015 20:51
Sind ja nur die bösen die die eigenen Charas sind. Und Suki XDDD
Von:  _Natsumi_Ann_
2015-02-23T19:45:02+00:00 23.02.2015 20:45
Ohhhhhhhhhhhhh was ne aktion gleich am anfang da muss man erstmal durchblicken xD
aber ich freu mich schon auf galaxia x kakyuu <3<3<3<3
Auch auf bunny und seiya du lässt sie vermutlich eher weiblich^^

soviel aktion muss in meine ff nicht sein :D aber trotzdem bin ich seeeeeeeehr gespannt wie es weiter geht^^
lese nach und nach weiter
freu mich schon
natsu
Antwort von:  Erenya
23.02.2015 20:46
Danke fürs Kommi. Naja Galaxia x Kakyuu wird durch Seiyas Perspektive eher immer angedeutet. So nen wirklich offiziellen Kuss kriegen sie leider nicht ;__;


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