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Kiss the starlight, Kiss the moonlight

von

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Kiss the starlight

Wenn Seiya ihren Rücken ansah, konnte sie immer noch nicht glauben, dass die Verletzung keine Narben hinterlassen hatte. Sie war damit perfekt auf ihren ersten Schultag vorbereitet. Ein Monat war für sie eine viel zu lange Auszeit gewesen, allerdings gab es da eine Sache, die sie erträglich gemacht hatte.

„Guten Morgen Seiya.“

Seiya hatte gerade das Haus verlassen, als sie auch schon ihre Sonne aufgehen sah. Damit hatte sie wirklich nicht gerechnet.

„Guten Morgen, Schätzchen.“

Ein zufriedenes Lächeln zierte Seiyas Lippen. Während sie im Krankenhaus gelegen hatte, war ihr Schätzchen regelmäßig zu Besuch gekommen. Zu Anfang jeden Tag weil auch ihre Freundin Kuraiko im Krankenhaus lag, später nur noch zweimal die Woche. Doch diese zwei Besuche waren es, auf die Seiya sich am meisten gefreut hatte.

„Hör auf mich Schätzchen zu nennen... Ich heiße Usagi!“

Es machte Spaß sie aufzuziehen, das musste Seiya zugeben. Doch sie wollte es auch nicht auf die Spitze treiben.

„Verzeih mir, Usako.“

Wobei, vielleicht machte es doch nichts, sie weiter aufzuziehen. Zumindest hoffte sie das. Allerdings bereute sie diesen Gedanken schnell, als sie das traurige Gesicht ihres Schätzchens sah.
 

Usako. So hatte sie lange niemand mehr genannt. Es sollte sie auch niemand mehr so nennen. Sie brachte es aber auch nicht übers Herz, Seiyas das zu sagen, denn sowohl er als auch Kuraiko hatten sie im letzten Monat von ihrem Kummer abgelenkt.

„Weißt du schon, in welche Klasse du kommst?“

Ablenken, das war doch eine gute Strategie. Seiya sollte nicht merken, dass sie traurig war. Sie wollte Mamoru vergessen. Das konnte sie nur, wenn sie vergaß, dass er sie Usako genannt hatte. Er sollte nicht der einzige Mensch sein, der dieses Privileg für diesen Spitznamen besaß.

„Ich vermute in Yatens und Taikis Klasse. Wieso? Hättest du mich gerne nahe an deiner Seite?“

Usagi errötete, trotz der Tatsache, dass sie solche Sprüche von ihm bereits gewohnt war. Sprüche, die sie im richtigen Moment ablenkten und die schmerzliche Vergangenheit vergessen ließen.

„Von wegen. Von mir aus kannst du dahin gehen, wo der Pfeffer wächst.“

Gespielt verstimmt verschränkte Usagi die Arme vor ihrer Brust, denn sie sagte ihm nicht zum ersten Mal, dass er sonst wohin gehen könnte. In Wahrheit war sie aber darüber dankbar, dass er da war.

„Sag mal, Schätzchen... Reicht für dich ein Date als Dankeschön für deine Besuche?“
 

„Ein Date?!“

Usagi ignorierte die Tatsache, dass Minako ihre Milch auf dem Boden verteilte. Eine Reaktion, die sie abschätzen hätte können, immerhin kannte sie Minako schon einige Jahre.

„Es ist kein Date, sondern ein Dankeschön“, korrigierte Ami sie, die aber selbst mit aller Logik nicht daran glaubte, dass es nicht kein Date war. Egal wie man es sah, denn selbst Seiya nannte es ein Date.

„Wie kann das kein Date sein? Natürlich ist das eines! Seiya der aktuell heißeste Typ der Musikszene will mit Usa-chan ausgehen! Das ist ihre Chance!“

Minako übertrieb eindeutig. Zumindest aus Usagis Sicht. Seiya war ein Junge wie jeder andere, nur ein bisschen berühmt. Dennoch äußerte sie diesen Gedanken nicht. Dank Minako lag schließlich schon jetzt genug Aufmerksamkeit auf ihnen. Wenn sie auch nur ein weiteres Kommentar abgab, würde sicher bald die ganze Schule von dieser Verabredung wissen.

„Es ist wirklich nichts besonderes.“ Auch wenn Usagi wusste, dass es wohl doch etwas besonderes war, versuchte sie alles herunter zu spielen. Sie war eben ein ganz normales Mädchen und sicherlich würde sie Seiyas Aufmerksamkeit nicht mehr lange auf sich ruhen haben.

„Solltest ihr euch nicht lieber um andere Dinge kümmern?“

Die Mädchen sahen auf, als sie Harukas Stimme hörten. Ernst blickten sie die Outer Senshis an, die die begeisterten Ausrufe ihrer ganz persönlichen Fans ignorierten.

„Du solltest dich nicht mit ihm treffen. Etwas stimmt mit diesen Three Lights nicht. Ich kann nicht genau sagen, was es ist, aber Usagi sollte mit keinem von ihnen alleine sein.“ Michirus Worte enthielten eine leise Warnung. Sie hatten die fremden Kriegerinnen immer noch nicht gefunden, doch sie wusste, dass die Erde in Gefahr war. Sie hatten keine Zeit sich um die normalen Dinge des Lebens zu kümmern.
 

Es war nur Zufall, dass Nozomi in ihrer Mittagspause über den Pausenhof gelaufen war. Die nächsten Termine für die Three Lights standen nun fest, doch das war nicht das eigentliche Problem.

„Etwas stimmt mit diesen Three Lights nicht.“

Dich drückte sich Nozomi an den Baum um nicht von den Mädchen an dem großen Steintisch erkannt zu werden. Dafür erkannte sie aber umso deutlicher, wer diese Mädchen waren.

Michiru Kaiou, herausragende Violonistin, Klassenbeste und noch dazu die Partnerin der bezaubernden Rennfahrerin Haruka Tenno.

Beide waren viel zu überragend für diese Schule und doch waren sie hier und gaben sich mit diesen Mädchen, die abgesehen von Ami Mizuno mehr als nur gewöhnlich waren, ab. Noch dazu schienen beide etwas bezüglich ihrer Mädchen zu ahnen. Nein, gewöhnlich waren sie definitiv nicht.

„Wir sollten das aber nicht jetzt ausdiskutieren.“

War sie entdeckt worden? Fester drückte sie sich an den Baum, die Luft anhaltend. Sie durfte jetzt nicht entdeckt werden, immerhin war dies ihre letzte Chance die Mondprinzessin zu finden.

Die Glocke ertönte. Gerettet. Mit Sicherheit hatten die beiden nur die Zeit im Auge behalten. Es drohte also keine Gefahr. Erleichtert lehnte sich Nozomi an den festen Stamm des Baumes. Ihre Tarnung funktionierte noch für den Augenblick. Doch das war etwas, worüber sie mit den Mädchen sprechen musste. Vor allem musste sie aber Seiya das Date mit Usagi Tsukino ausreden.

Nicht weil sie Seiya ihren Spaß nicht gönnte, sondern weil Usagis Freunde eine Gefahr für ihren Auftrag darstellten, wenn sie wirklich noch hinter ihre wahre Identität kamen.
 

„Ich soll die Verabredung absagen?“ Nozomi hatte bis zum Feierabend gewartete, ehe sie Seiya die schlechten Nachrichten überbrachte. Wie gedacht, war sie alles andere als begeistert. Verständlich.

„Es dient zum Schutz unserer Identität. Michiru Kaiou und Haruka Tenno scheinen zu ahnen, dass ihr drei nicht menschlich seid. Meinen und Taikis Informationen zufolge, scheinen die beiden in irgendeiner Verbindung zu den irdischen Sailor Kriegerinnen zu stehen.“

Ernst sah Seiya Nozomi an. Sie kannte diesen Blick, immerhin hatte Seiya ihr diesen schon oft geschenkt. Er war angefüllt mit Wut und Verachtung, zwei Gefühle, die sie sehr schmerzten.

„Sag mal, was hast du eigentlich gegen mich? Ich hab im Krankenhaus sowohl den Schulstoff, als auch die Arbeit erledigt. Glaubst du nicht, dass ich da in der Lage bin diese Identität zu wahren?`“

Als ob sie etwas gegen Seiya hatte. Sie hatte ihr das Leben gerettet. Nur zu gerne hätte sie Seiya ihre Verabredung gelassen und damit auch etwas von der Illusion eines normalen, sorglosen Lebens, aber es ging einfach nicht.

„Wenn du meinst, dass ich etwas gegen dich habe, dann bitte. Du wirst dennoch nicht zu dieser Verabredung gehen.“ Damit war für Nozomi das letzte Wort gesprochen. Sie mussten vorsichtig sein, denn noch einen Fehler durften sie sich nicht erlauben.
 

Erschöpft kam Suki nach Hause. Die Schule war seit einem Monat Kräfte zerrender als gewohnt. Es war seltsam, aber vielleicht lag es auch an ihrer Entscheidung der Erde treu zu bleiben. Sie hatte hier Freunde gefunden, ein Leben, das erstrebenswert war.

„Da bist du ja, Suki.“

Verwundert sah sie auf, als Yumi sie ansprach. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihre Freundin und Mitbewohnerin schon so früh zu Hause sein würde. Das war ungewöhnlich, weswegen sie Yumi misstrauisch ansah. Entweder hatte ihre Freundin nun ein Attentat auf sie vor oder sie war einfach zu misstrauisch. Eines von beiden traf auf jeden Fall zu.

„Du hast es also vergessen...“

Schmollend sah Yumi sie an, als sie ihr nun vorwarf, dass sie etwas vergessen hatte. Die Frage war nur, was es war.

„Mit dir...“, murmelte Yumi leise und nahm ein Geschenk, welches durch die Lehne der grauen Couch verdeckt war, hervor.

„Heute vor zwei Jahren, habe ich dich bei mir aufgenommen. Erinnerst du dich noch?“

Sukis Augen weiteten sich. Natürlich wusste sie das noch. Damals war sie ahnungslos auf die Erde gekommen, die eine Welt voller Wunder für sie gewesen war. Eine Welt, von der sie nicht wusste, wie sie in ihr überleben sollte, weil ihr die Regeln vollkommen fremd gewesen waren. Schließlich hatte sie Yumi getroffen, die sie einfach von der Straße entführt und aufgenommen hatte. Mit Freuden dachte sie an diese Nacht zurück. Sie war eine vollkommen Fremde gewesen und trotz allem hatte Yumi sie aufgenommen.

„Sind es wirklich schon zwei Jahre? Unglaublich. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Selbst heute frage ich mich, warum du mich anstandslos aufgenommen hast.“

Noch während Suki sprach, packte sie das Geschenk aus, welches Yumi ihr gereicht hatte. Irgendwie fühlte es sich nicht richtig an, denn sie hatte nichts für Yumi. Sie hatte ihre erste Begegnung einfach vergessen.

„Ich hoffe es gefällt dir.“

Unsicherheit klang aus Yumis Stimme, doch kaum als sie Sukis freudestrahlendes Gesicht sah, war diese Unsicherheit wie weggeblasen.

Suki konnte nicht glauben, dass sich Yumi wirklich noch an dieses Buch erinnerte. Es war eine Neuausgabe von dem Exemplar, was sie als erstes auf der Erde gelesen hatte. Damit hatte ihre Liebe zur Literatur begonnen und ihre Liebe für die Erde. Ihre Ausgabe war damals so abgegriffen gewesen, dass sie in Tränen ausgebrochen war, als diese zerfallen und nicht mehr lesbar gewesen war. Doch nun, hatte sie genau dieses Werk wieder.

„Ich habe dieses Buch wirklich sehr vermisst...“, wisperte Suki und drückte es an sich. Endlich konnte sie das Märchen von Dornröschen in allen möglichen Varianten lesen. Endlich, nach einer so langen Ewigkeit.

„Danke, Yumi.“

Es war seltsam, sie konnte es nicht kontrollieren, dass ihr Tränen der Freude über die Wange liefen. Für viele wäre das hier nur ein Buch gewesen, doch für Suki war es der letzte Grundstein den sie gebraucht hatte um sich sicher zu sein, dass sie auch in Zukunft auf der Erde leben würde, zusammen mit Yumi.
 

Das Licht der Erde war wirklich unerträglich hell. Der Tag kam und kam immer wieder und das störte Erebos. Noch mehr störte sie Discordia, die kichernd vor einem technischen Spielzeug der Erdlinge saß.

„Und dann noch eine Brise davon. Das wird wirklich wunderbar!“

Genervt verdrehte Erebos die Augen. Egal was Discordia plante, es war nichts Gutes. Immerhin hatte sie es geschafft, dass die Sailor Krieger der Erde misstrauisch gegenüber den Kämpfern Kinmokus waren. So konnten sie sich in aller Ruhe um die Mondprinzessin kümmern. Dennoch...

Misstrauisch sah Erebos zu Discordia. Sie traute ihr nicht. Man müsste wohl naiv oder wahnsinnig sein, um der Zwietracht sein aufrichtiges Vertrauen zu schenken.

„Was planst du jetzt schon wieder?“

Auch wenn Erebos ahnte, dass die Antwort, die Discordia ihr geben würde, sie nicht zufrieden stellte, wollte sie nicht gänzlich unwissend bleiben. Vielleicht hatte Discordia ja doch einmal einen lichten Moment und gab ihr eine passable Antwort.

„Die endgültige Trennung der Sailor Krieger. Sie sind auch nur Mädchen mit Schwächen und schönen Wünschen. Ich werde zwar mehr als einen goldenen Apfel brauchen, aber das Ergebnis wird sich lohnen. Ich liebe diesen Planeten. Es ist so einfach~“

Sie kicherte geheimnisvoll und tippte angeregt auf ihrem Spielzeug herum. Es war genau so, wie es Erebos sich gedacht hatte. Die Frage hätte sie sich sparen können, doch umso misstrauischer war sie nun. Was auch immer Discordia plante, sie musste aufpassen, sonst fiel ihnen die Zwietracht noch in den Rücken.
 

Setsunas Finger verkrampften sich um ihren Stift. Sie spürte, dass Raum und Zeit sich immer mehr verzerrten. Das war nicht gut. Schließlich hatte sich die letzte Verzerrung, verursacht durch Usagis und Mamorus Trennung, immer noch nicht begradigt. Auf einmal gab es so viele Möglichkeiten für eine alternative Zukunft, dass nicht einmal Setsuna sagen konnte, welchen Weg die Gegenwart einschlagen würde. Doch in jeder dieser Varianten, gab es einen Schatten und die Tatsache, dass Sailor Moon nicht mehr existierte. Egal welche Zukunft sie erwartete, fest stand nur, dass Sailor Moon alias Prinzessin Serenity, nicht mehr sein würden. Ihre Zukunft sah somit in jeder ihrer Möglichkeiten düster aus.

„Setsuna-Mama?“

Setsuna erschrak, als sie Hotarus Stimme vernahm. Sie hatte nicht gehört wie die Tür geöffnet worden war, so dass sie Hotaru verwirrt ansah.

Besorgt blickte Hotaru zu ihr. Es war immerhin nicht das erste Mal, dass sie in letzter Zeit so abwesend gewesen war. Wie hätte sie das auch vor Hotaru geheim halten sollen, wenn sie einander jeden Tag sahen, weil sie, gemeinsam mit Michiru und Haruka, zusammen lebten.

„Hast du vergessen, wir wollten nach der Schule einkaufen.“

Nach der Schule? Verwundert sah Setsuna auf ihre Armbanduhr. Die Schule war wirklich schon vorbei. Das hatte sie gar nicht mitbekommen. Sie war vollkommen abgelenkt gewesen.

„Schon so spät... Also schön, Schluss für heute.“

Setsuna erhob sich von ihrem Platz und zog ihren weißen Kittel aus. Erst einmal würde sie aufhören über die Zukunft nachzugrübeln. Am Abend aber, würde diese ungewisse Zukunft das Thema vor ihr und ihren Gefährtinnen werden.
 

Seiya hatte sie um ein Date gebeten. Usagi konnte es immer noch nicht glauben. Es wäre ihre erstes Date seit der Trennung von Mamoru. Wenn sie ehrlich war, freute sie sich sogar darauf. Seiya war mehr als das war die anderen Mädchen von ihm sahen. Auch wenn sie nicht viel über ihn wusste, sah sie Seiten bei ihm, die anderen verborgen blieben.

„Usagi?“

Ihr Blick glitt zu Luna, die wie üblich durch das Fenster ihr Zimmer betrat. In letzter Zeit war sie nicht mehr oft bei ihr gewesen. Wenn Usagi es recht bedachte, schien Luna sich von ihr fernzuhalten, seit sie wusste, dass Usagi es ablehnte ihre vergangene Prinzessin des Mondes und damit Sailor Moon zu sein.

„Luna! Wie geht es dir?“

Sie lächelte, denn wenn sie ehrlich war, vermisste sie die Katzendame, wenn sie nicht täglich bei ihr war. Früher hatte sie Lunas Gezeter als nervig empfunden, doch mittlerweile...

„Mit geht es gut. Ich bin hier, um mit dir zu reden, Usagi.“

Wie sehr sie diesen Satz doch fürchtete. Damals bei Mamoru, war nichts gutes dabei herausgekommen. Dennoch, sie musste sich dem stellen, denn danach würde sich klären, wie ihr Leben nun weiter verlaufen würde.

„Du willst nicht mehr Sailor Moon sein, oder?“

Usagi hatte einen Kloß im Hals. Für sie war klar, dass sie nicht mehr Sailor Moon sein wollte, wenn dies gleichbedeutend damit war, dass sie auch Serenity sein musste. Sie war Usagi Tsukino und niemand anderes. Das sollte auch in Zukunft so sein.

„Nein, Luna. Ich werde nicht mehr Sailor Moon sein. Es tut mir wirklich leid.“

Wenn Usagi ehrlich war, hatte sie schon ein schlechtes Gewissen. Als Usagi hatte sie drei Jahre lang die geheime Identität als Sailor Moon bewahrt, doch irgendwann musste das aufhören.

„Du musst dich nicht entschuldigen, Usagi. Du hast mehr als genug für die Erde getan und auch du hast es verdient ein normales Leben zu führen.“

Vorsichtig hob Usagi Luna auf ihre Arme und drückte sie sanft an sich. Luna war mehr als ein Haustier, wie es für viele nach außen hin schien, sondern auch eine Freundin, die sie von Anfang an auf ihrem Weg als Sailor Moon begleitet hatte. Dennoch kam in Usagi die Frage auf, ob es fair war die anderen weiter kämpfen zu lassen. War es fair, dass sie sich weiterhin übermenschlichen, galaktischen Gefahren aussetzten?

„Mach dir keine Sorgen, Usagi.“

Sanft leckte Luna über Usagis Wange. Etwas, dass sie selten tat, weil sie sprechen und sich damit verständigen konnte. Doch diese Geste sagte in diesen Moment viel mehr aus, als es Worte vermochten.

„Sie werden sich um die Sicherheit der Erde kümmern, weil sie sich dazu entschieden haben. Mach dir keine Sorgen.“

Dankbar rang sich Usagi ein Lächeln ab. Ja, ihre Freundinnen waren stark. Sie brauchten Sailor Moon wahrscheinlich nicht so sehr, wie Sailor Moon sie gebraucht hatte.

„Danke...“, flüsterte sie leise und küsste Luna zärtlich auf die Stirn, wo die Mondsichel zu sehen war. Auch wenn ihre Entscheidung bedeutete, dass sie sich von ihren Freundinnen entfernte, so war das doch der Beginn eines neuen Lebensabschnittes. Kuraiko war der beste Beweis dafür.
 

Es war ein seltenes Bild ihre Mitschüler so angeregt miteinander reden zu sehen. Zumindest für Usagi, die meist solche Diskussionen verschlief.

„Usa-chan!“

Lächelnd sah Usagi zu Kuraiko, die auf sie zugelaufen kam. Sie schien gar nicht von dem Klatsch und Tratsch ihrer Mitschüler beeinflusst, sondern lief geradewegs auf Usagi zu, als wäre sie der Mittelpunkt ihres Lebens.

„Kura-chan, guten Morgen. Was ist denn hier los?“

Da Kuraiko augenscheinlich schon länger vor Ort war, musste sie wissen, worüber alle so eifrig diskutierten.

„Es geht um Sailor Moons verschwinden. Alle fragen sich, wer von den verbliebenen Sailor Kriegerinnen ihren Platz einnehmen soll.“

Ein dicker Kloß machte sich in Usagis Hals breit. Sie wusste, dass ihre Entscheidung nicht nur positiv sein würde, doch dass solche Probleme aufkamen, hatte sie niemals bedacht.

„Was redest du denn da? Natürlich ist Sailor Venus die beste Wahl. Sie ist nicht nur erfahrener als die anderen, sondern auch von Beginn an die Anführerin gewesen. Wer soll da bitte besser geeignet sein?“

„Das ist doch eindeutig! Sailor Merkur. Sie ist nicht nur hübsch, sondern auch noch klug. Ohne sie hätte Venus nie einen Plan auf die Reihe bekommen und die Kriegerinnen koordinieren können.“

„Und das kann Merkur auch nur, weil Mars genug spirituelle Kraft besitzt. Immerhin ist sie es, die jede Gefahr spürt, bevor sie passiert und die Feinde mit brennender Leidenschaft bekämpft.“

„Rede doch nicht so einen Unsinn! Besäße Mars wirklich soviel Weitsicht, wäre dieser Vorfall bei dem Konzert der Three Lights nicht passiert. Nur dank Jupiters Kraft konnte schlimmeres verhindert werden. Also ist es eindeutig Jupiter, die Sailor Moons Platz einnehmen wird!“

Das war alles so falsch. So unglaublich falsch und Usagi schien wirklich die Einzige zu sein, die das wusste und verstand. Sie, als Sailor Moon, hätte niemals durch gehalten, wenn ihre Freundinnen nicht gewesen wären. Jede von ihnen hatte ihren Teil zur Rettung beigetragen und war an ihrem persönlichen Feind gewachsen.

„Mach dir keine Sorgen, Usa-chan. Egal wer es wird, die Erde ist mit Sicherheit in guten Händen. Wir beide können also unbesorgt unser Leben genießen.“

Wie gerne hätte Usagi Kuraiko geglaubt. Doch sie machte sich auch Sorgen um ihre Freundinnen, die nun die Last dieser Welt auf ihren Schultern trugen. Aber sie waren ja nicht alleine, sie hatten immerhin einander.
 

„Wir wissen alle, dass keiner von uns das Mondgesicht ersetzen kann.“ Ernst sah Haruka zu den Inner Senshis, die soeben mitgeteilte hatten, dass sie Usagi nicht weiter in die Kämpfe hineinziehen wollten. Haruka und Michiru schienen darüber alles andere als begeistert zu sein. Sie sahen diese Situation realistischer.

„Usa-chan hat aber mehr als genug getan. Egal ob gegen Metaria, Black Moon, Pharao 90 oder den Dead Moon Circus. Sie hat immer wieder ihr Leben riskiert, also hat sie auch das Recht ein normales Leben zu führen.“

Entschlossen sah Minako ihre Senpai an. Egal was die beiden sagten, Usagi hatte ihr neues Leben verdient. Sie und die anderen Mädchen hingegen würden weiterkämpfen und die Erde, zusammen mit Usagi, beschützen.

„Wir können das nicht einfach nach belieben entscheiden. Eine Kriegerin zu sein ist unser Schicksal, das wir seit dem Tag haben, an dem wir unsere Kräfte entdeckt haben. Sie kann nicht einfach vor diesem Schicksal davon laufen.“

Minako wusste das. Sie wusste es und doch wollte sie das nicht einfach so akzeptieren. Viel zu oft hatte sie mit der Angst gelebt Usagi zu verlieren. Viel zu oft hatte die Macht des Silberkristalls Sailor Moon dazu getrieben, alle Verantwortung auf ihrer Schulter zu tragen.

„Das mag sein, aber wir können sie nicht zwingen Sailor Moon zu sein. Vor allem dann nicht, wenn sie Angst hat sich selbst dadurch zu verlieren! Wir haben diese Entscheidung als Usa-chans Freunde getroffen nicht als Leibwächter der Prinzessin.“

Egal was Haruka und Michiru sagen würden, der Entschluss der Inner Senshis stand fest.

„Rei ist auch eurer Meinung? Obwohl sie den düsteren Schatten über unser aller Zukunft gesehen hat?“

Rei war Michirus letzte Hoffnung die Anderen zur Vernunft zu bringen. Nach dem Gespräch mit Setsuna und der Entscheidung ihrer Kouhei, fürchtete sie die Zukunft nun noch mehr.

„Auch wenn ich die Schatten gesehen habe, bin ich ebenfalls ihrer Meinung.“

Erschrocken wandten sich Haruka und Michiru zu der Tür, die weg von dem Dach führte. Da stand sie, Rei Hino in der Uniform der Juuban High School. Ihr Blick war ebenso entschlossen wie der der Anderen und zeigte nur noch deutlicher, dass sie es ernst meinte.

„Ich kann eure Argumentation ja verstehen, aber glaubt ihr wirklich, dass wir ohne Sailor Moons Kräfte gegen Gegner wie Nehelenia oder Pharao 90 bestehen können?“

Ein kurzer Zweifel blitzte in den Augen der Inner Senshis auf, doch er schwand genauso schnell wie er aufgekeimt war. Egal was kam, die Entschlossenheit der Kriegerinnen konnte höchstens einen kurzen Augenblick erschüttert werden.

„Also schön, dann sind wir-“

Sie war kurz davor nachzugeben, als plötzlich ein Sturm aus Rosenblättern aufkam. Verwirrt sahen die Kriegerinnen auf und erkannten eine Silhouette inmitten des Sturmes. Bevor sie jedoch realisieren konnten, was genau mit ihnen geschah, war alles vorbei.
 

Besorgt sah Usagi zu den leeren Sitzplätzen ihrer Freundinnen. Vor dem Unterricht waren Haruka und Michiru gekommen um mit den Mädchen zu reden. Ursprünglich hatte sie mit gehen wollen, doch Minako hatte sie daran gehindert. Es war ein deutliches Zeichen gewesen, dass sie nicht bei solchen Gesprächen dabei sein sollte, da sie nur noch ein normales Leben führen wollte. Es betraf sie einfach nicht mehr, wenn das Thema die Sicherheit der Erde war.

Dennoch, es sah ihnen nicht üblich wegen so einem Gespräch zu spät zum Unterricht zu kommen. Vor allem Ami nicht. Etwas stimmte nicht und es war egal, ob sie Sailor Moon, Prinzessin Serenity oder sonst wer war, sie machte sich Sorgen.

„Mizuno-san, Kino-san und Aino-san sind nicht da. Hat jemand etwas von ihnen gehört, oder sie gesehen?“

Es war klar, dass ihr verschwinden nicht unbemerkt bleiben würde. Schon gar nicht wenn die halbe Klasse die fehlenden Mitschüler gesehen hatte.
 

Sie waren den ganzen Unterricht lang nicht erschienen. Besorgt hatte Usagi die Mittagspause mit Kuraiko abgesagt und entschieden ihre Freundinnen zu suchen. Ihr erster Weg hatte sie auch direkt zum Dach geführt. Da lagen sie, ihre Freundinnen, bewusstlos auf dem kalten Boden.

„Mädchen!“

Angst machte sich in Usagi breit. Mit einem Anflug von Panik lief Usagi zu ihren auf dem Boden liegenden Freundinnen. Sie fragte sich was passiert war, denn selbst für sie erschien die Wahrscheinlichkeit gering, dass sechs Mädchen auf einmal zusammenbrachen.

Hilflos sah sich Usagi um. Was sollte sie nur tun? Sie musste Hilfe holen, allerdings konnte sie die Mädchen auch nicht alleine lassen. Es war ärgerlich, dass sie kein mobiles Telefon hatte. Vor allem jetzt.

„Kommen sie so schnell wie möglich zur Juuban High School. Sechs Schülerinnen sind bewusstlos. Ja, wer werden erste Hilfe leisten, bis sie eintreffen.“

Verstört sah Usagi auf und erkannte Seiya, der sich ihr vollkommen ruhig näherte, während er am Handy mit jemanden, vermutlich dem Notruf, sprach.

„Der Puls ist normal, dennoch sollten sie sich beeilen. Wir warten hier.“

Tränen der Erleichterung liefen Usagi über die Wangen. Seiya war da. Er war da. Gerade jetzt, als sie jemanden brauchte, war er da. Gerade jetzt, als sie nicht wusste, was sie tun sollte.

„Seiya...“

Sie fand keine Worte für seine Hilfe. Die brauchte sie auch nicht. Nicht bei Seiya der sie fast immer ohne Worte verstand.

„Keine Sorge, es wird alles gut, Schätzchen.“
 

In kürzester Zeit war Usagi schon wieder im Krankenhaus und erneut hatte sie das Gefühl, dass es ihre Schuld war. Ihre Schuld, weil sie einfach nicht akzeptieren wollte, dass sie Serenity war und auch sein würde. Würde dass nun immer so sein? Musste sie auch in Zukunft ihre Freunde hier besuchen, weil sie nicht mehr Sailor Moon war?

„Usa-chan?“

Schwach drang die Stimme Minakos an Usagis Ohr. Sie hatte die ganze Zeit bei ihren Freundinnen gewacht und nur auf diesen Moment gewartet.

„Mina-chan! Ist alles in Ordnung? Wie fühlst du dich?“

Erleichterung machte sich bei Usagi breit. Immerhin wachten sie wieder auf, das war gut.

„Wo bin ich?“

Verwirrt setzte sich Minako auf und sah sich im Krankenzimmer um. Sie bemerkte ihre drei Gefährtinnen, doch sagte nichts.

„Im Krankenhaus. Ihr lagt alle bewusstlos auf dem Schuldach. Was ist passiert, Mina-chan?“

Sie wollte unbedingt wissen was geschehen war, immerhin waren da draußen noch die vier fremden Sailor Krieger die eine vermeintliche Bedrohung darstellten. Usagi malte sich bereits aus, dass sie es gewesen waren, doch sie wollte auch nicht zu vorschnell urteilen. Sie musste um jeden Preis erfahren, was Minako wusste.

„Was passiert ist?“

Nachdenklich sah Minako aus dem Fenster. Sie wusste es nicht mehr. Sie erinnerte sich nur noch an das Gespräch mit Haruka und Michiru und dann... Was war danach passiert?

„Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß, dass du dir keine Sorgen machen musst. Ich werde die Erde an deiner Stelle beschützen.“
 

Seiya hatte Usagi ins Krankenhaus begleitet und war im metaphorischen Sinne nicht mehr von ihrer Seite gewichen. Usagi brauchte nun eine starke Schulter und Seiya wollte ihr diese bieten.

Es war die zweite Dose Wasser, die geräuschvoll aus dem Automaten fiel. Eine hatte sie sich selbst gezogen, die andere war für Usagi, die seit einer geschlagenen Stunde nichts getrunken hatte. Wenn sie jetzt nicht auf Usagi aufpasste, würde sie vor lauter Sorge zusammenklappen. Das durfte Seiya nicht zulassen.

„Seiya Kou...?“

Sie war gerade auf dem Weg zum Zimmer von Minako und den anderen gewesen, als sie eine bekannte Stimme hinter sich vernahm und inne hielt. Sie wusste genau, welches Zimmer hinter ihr lag und wer sie rief.

„Das kommt ganz darauf an, wer mit mir sprechen will“, erklärte sie und drehte sich zu Haruka Tenno um, die gehüllt in einem Krankenhaus Kittel vor ihr stand. Seiya wahrte ihre Haltung und grinste Haruka an, obwohl sie durch Nozomi wusste, dass diese Frau gefährlich war.

„Haruka Tenno... Ich erinnere mich. Sie haben zusammen mit Michiru Kaiou auf unserem Konzert gespielt. Ihr Stil gefällt mir, sie spielen wie der Wind.“

Innerlich war Seiya von sich selbst überrascht. Sie hätte nie gedacht, dass sie so ruhig und unwissend spielen konnte und das auch noch so überzeugend.

„Wieso schmeißt du dich so an Usagi ran?“

Es verwunderte Seiya nicht, dass Haruka nicht auf sie ein ging. Ihr Misstrauen war stark genug um jedes ihrer Worte zu ignorieren. Sie sah in Seiya nur den Feind.

„Ich schmeiße mich nicht an sie ran. Das ist gar nicht meine Absicht. Ich bin einfach gerne in ihrer Nähe und möchte sie wenn möglich besser kennenlernen.“

Es war keine Lüge mehr. Zu Anfang, als sie in Usagi ihre Prinzessin Kakyuu gesehen hatte, war es vielleicht eine gewesen. Doch jetzt wollte sie ihr nahe sein, weil sie Usagi mochte und zu einem Teil ihres Lebens werden wollte.

„Nur um es klar zu machen, halte dich von Usagi fern.“

Eine stumme Drohung schwang in Harukas Worten mit. Eine Drohung, die Seiya besser nicht auf die leichte Schulter nahm. Dennoch würde sie sich nicht von Usagi fernhalten. Nicht solange ihr Schätzchen das nicht ausdrücklich verlangte.

„Haruka!“

Wenn man vom Teufel sprach. Beide wandten sich zu Usagi, die ihnen mit einem erleichterten Lächeln entgegen gelaufen kam. Glücklich umarmte sie ihre Freundin. Vorsichtig, denn mit Sicherheit war Haruka, genauso wie Minako, noch nicht wieder bei vollen Kräften.

„Ein Glück, es geht euch allen gut.“

Tränen der Erleichterung liefen über Usagis Wangen. Tränen die Haruka ihr wegwischte. Haruka, die Seiyas Schätzchen im Arm hielt, obwohl sie gerne an ihrer Stelle gewesen wäre. Haruka, die Seiya einen Blick zuwarf, der ihr sagte, dass sie nicht mehr weiter gebraucht wurde.
 

Das sie die Einkäufe nach der Schule erledigte, war doch das mindeste, was Suki tun konnte. Es war ihre Aufgabe geworden, dafür zu sorgen, dass der Kühlschrank niemals leer wurde. Ob das heute aber eine gute Idee gewesen war? Suki zweifelte daran. Ihre Gedanken waren immer wieder bei Haruka und Michiru, die beide mit dem Krankenwagen abgeholt worden waren. Niemand wusste, was passiert war, doch Suki ahnte, dass es nichts Gewöhnliches war.

In Gedanken versunken, lief Suki den gewohnten Weg nach Hause. Diese ganze Situation kam ihr bekannt vor und verdeutlichte nur noch mehr, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.

„Entschuldige...“

Erschrocken zuckte Suki zusammen und sah zu der Gasse, aus der die Stimme gekommen war. Sie war ihr genauso vertraut wie die Person, die sie erblickte. Hatte man sie doch erkannt? Wusste man um ihr Geheimnis?

„Du hast deine Kräfte durch deine letzte Reise scheinbar verloren. Dann wirst du das hier brauchen.“

Man hatte sie also wirklich erkannt und doch schien man nicht darauf aus zu sein, sie vernichten zu wollen. Das war seltsam, denn statt dessen legte man ihr ein Amulett auf die Einkaufstüte. Es hatte die Form einer Rose, die aus roten und schwarzen Edelsteinblättern bestand. Ein machtvolles Glitzern ging von diesem Amulett aus. Eine Macht, die Suki schon seit langer Zeit nicht mehr gespürt hatte.

„Wir brauchen dich, Eros. Das ist unser Friedensangebot, wenn du zu uns zurückkommst. Wenn du dich für uns entscheidest, benutze das Amulett und kehre zu uns zurück.“

Suki sah auf das Amulett. Es hatte eine finstere Ausstrahlung und doch war es für sie ein Friedensangebot.

„Überleg es dir“, wisperte ihr Gegenüber, bevor sie in der Finsternis verschwand.
 

Der Vorfall lag Suki quer im Magen und sie sah auf das Amulett, welches sie vor sich auf den Tisch gelegt hatte.

„Das ist aber ein schönes Schmuckstück. Wo hast du das denn gekauft?“

Erschrocken griff Suki das Amulett und packte es schnell aus Yumis Sichtfeld. Doch zu spät, denn sie hatte es ja bereits gesehen.

„Es war ein Geschenk... Von jemanden aus meiner Vergangenheit.“

Suki bekam einen Kloß im Hals. Mit diesem Amulett hatte sie wieder diese Macht aus alter Zeit. Allerdings war es nicht ganz ihre Macht. Seit sie auf die Erde gekommen war, hatte sie ihr Armband, in dem alle ihre Kräfte ruhten, nicht mehr gesehen. Zumindest erinnerte sie sich nicht daran, es noch am Handgelenk getragen zu haben, als sie die Erde betreten hatte. Bis zum heutigen Tag hatte sie es auch nicht vermisst, denn diese Kraft des Armbandes, wäre nie nötig gewesen, um den Planeten zu verlassen. Ihre Kraft, ruhte schließlich immer noch in ihr. Das Armband war lediglich dazu da, ihr volles Potential zu aktivieren.

„Heißt das, du gehst wieder zurück nach Hause?“

Etwas trauriges lag in Yumis Stimme, als sie diesen Gedanken, Suki wieder ziehen zu lassen, in Erwägung zog. Es fiel ihr schwer, sich von ihrer Mitbewohnerin zu trennen, die ihr so etwas wie eine Freundin und Familie gleichzeitig geworden war.

„Ich weiß nicht... Ehrlich, Yumi. Du bist mir so unglaublich wichtig geworden, aber die Anderen sind meine Familie. Dennoch, ich traue ihnen nicht. Andererseits, Blut ist dicker als Wasser.“

Suki war sich wirklich nicht sicher, was sie tun sollte. Sie wusste immerhin, dass sie der Welt den Todesstoß geben würde, wenn sie dieses Amulett nutzte und ihrer Familie half. Allerdings, vielleicht konnte sie dann etwas gegen das Unheil unternehmen, wenn sie sich ihnen anschloss. Vielleicht konnte sie Nyx überzeugen, die Erde zu verschonen und Yumi so beschützen.

„Suki, mach dieses Sprichwort nicht zu deinen Fesseln. Nur weil die Anderen deine Familie sind, heißt es nicht, dass das was sie tun von dir gut geheißen werden muss. Auch Familie macht Fehler. Unverzeihliche, aber du kannst immer etwas dagegen tun. Allerdings darfst du nicht wegsehen.“

Yumi erhob sich von ihrem Platz und ging in Richtung ihres Zimmers. Suki wusste, dass sie Recht hatte, doch gleichzeitig wusste sie nicht, was sie tun sollte.

„Vergiss nicht, Suki...“

Sie zuckte zusammen, als Yumi erneut neben ihr stand und sie ansprach. Sie hatte das Gespräch als beendet gesehen und daher nicht damit gerechnet, dass ihre Mitbewohnerin es doch noch fortführen wollte. Doch als Yumi ihre Hand nahm und ihr ein Armband ums Handgelenk machte, wusste sie, dass dieses Gespräch noch lange nicht vorbei war.

„Sie sind nicht die einzigen, die dein Geheimnis kennen. Als ich dich damals traf, wusste ich sofort wer du bist. Warum auch immer du dieses Schicksal auf deinen Schultern trägst, ich wollte nicht, dass du ein Leben voller Kämpfe lebst. Es mag naiv von mir gewesen sein, aber wir hatten Sailor Moon bei uns und damit sah ich für dich keinen Grund, warum du diese Last weiter tragen solltest. Ich wollte dir ein normales Leben zeigen, auch wenn mir klar war, dass du irgendwann wieder dein Schicksal annehmen musst.“

Yumi lächelte schwach. Ihre Worte klangen viel mehr danach, als wollte sie sich dafür entschuldigen was sie getan hatte. Sie hatte ihr das Armband kurz nach ihrer Ankunft genommen und damit auch jegliche Möglichkeit die Kriegerin von damals zu werden.

„Wenn du dein Schicksal annehmen musst, Suki, dann wähle bitte nicht das Falsche.“

Sanft gab Yumi Suki einen Kuss auf die Stirn. Mehr hatte Yumi nicht mehr zu sagen, denn es lag nun an Suki zu entscheiden. Sie war nur diejenige gewesen, die ihr diese Möglichkeit geben musste. Eine Möglichkeit alles vollständig zu überdenken.
 

Mit verschränkten Armen sah Erebos auf die sechs Rosen, die hinter jeweils einer Glaskuppel ruhten. Sie waren plötzlich aufgetaucht, was Erebos zeigte, dass dies ein Werk Discordias war.

„Sind sie nicht schön, meine Rosen der Zwietracht?“

Ein breites, verspieltes Lächeln lag auf dem Gesicht Discordias.

„Diese Rosen gehören zu sechs der irdischen Sailor Krieger. Mit jedem Blütenblatt das fällt, werden die Kriegerinnen sich mehr und mehr von einander trennen. Sie werden nicht merken, dass es geschieht, oder dass sie den Kampf gegen Nyx-sama verlieren. Sie werden so sehr mit sich beschäftigt sein, dass sie nicht merken, wenn wir dem Erdenwächter sein Hermera nehmen.“

Das Discordia mit weiter Voraussicht plante, wusste Erebos. Aber gerade das machte sie so bedrohlich. Nicht nur für die Erde, sondern auch für Nyx selbst.

„Du weißt also schon, wer der Wächter der Erde ist?“

Erebos wusste, dass sie diese Frage bereuen würde, immerhin hatte sie den Wächter selbst noch nicht gefunden. Zu Anfang hatte sie geglaubt, dass es Prinz Endymion war, doch diese Idee hatte sie verworfen. Das Leuchten, dass von ihm ausging, entsprang dem Goldkristall, aber nicht dem irdischen Hermera. Nicht einmal die Person die Sailor Moon war, besaß das Hermera, das sie suchten.

„Natürlich weiß ich das und es dauert nicht mehr lange, bis die ewige Nacht über die Erde einbricht. Überlass das also ganz mir.“

Es Discordia überlassen, das konnte Erebos nicht. Egal was Discordia wirklich plante, sie musste sie aufhalten.

„Sag mir einfach wer der Wächter ist und ich übernehme die Extraktion des Hermeras. Du kannst dich ja weiterhin um die Sailor Kriegerinnen kümmern.“

Ernst sah Erebos Discordia an, die diesen Blick erwiderte. Sie schien kurz darüber nachzudenken, doch schlussendlich schüttelte sie mit dem Kopf.

„Lehn dich einfach zurück und genieße die Show. Bald wird sogar ein verlorenes Mitglied unserer Familie die Bühne betreten.“

Erebos Augen weiteten sich. Ein verlorenes Mitglied ihrer Familie... Das konnte nur eine einzige Person sein.

„Steh mir einfach nicht im Weg, sonst wirst du es bereuen.“

Sie plante definitiv etwas. Wenn sie es bisher nicht sicher gewusst hatte, so war diese Drohung der endgültige Beweis dafür. Egal was Discordia vor hatte, Erebos würde es herausfinden und sie wusste schon genau, wen sie deswegen fragen würde.
 

„Sailor Klotho, Sailor Lachesis, Sailor Atropos! Ich weiß, dass ihr da seid. Kommt heraus!“

Erebos hatte sich soweit wie möglich zurückgezogen um die Kriegerinnen des Schicksals zu rufen. Discordia durfte es nicht mitbekommen, denn wenn sie im geheimen Pläne schmiedete, wollte sie das auch tun. Allerdings nur, wenn sie wirklich etwas gegen Nyx plante.

„Wieso rufst du uns?“

„Ja, wieso rief sie uns?“

Die Stimmen der Moiren erklangen hallend im leeren Raum. Wie üblich, denn die Kriegerinnen vermieden es ihre Gesichter öffentlich zu machen. Solange sie aber mit ihr sprachen, reichte ihr das.

„Ihr seht doch alles was war, ist und sein wird. Deswegen möchte ich wissen, was Discordia macht.“

Stille war es, die auf ihre Frage folgte. Hatten die Moiren entschieden zu schweigen oder waren sie sogar Teil von Discordias Plan? Immerhin konnte jeder, wenn er die Macht hatte, die Moiren befehligen, selbst wenn sie voneinander sagten neutral zu sein und nur dem Schicksal zu dienen.

„Die Zwietracht wird selbst die Nacht in Finsternis tauchen und die Finsternis wird ausgelöscht.“

„Sie beschwört Chaos um ewige Macht zu erlangen.“

„Selbst die silberne Perle konnte sie nicht aufhalten. Aber mit der Finsternis und ihrer Schwester wurde ein neuer Tag geboren.“

Kryptisch wie immer waren die Worte der Moiren. Doch etwas anderes war Erebos nicht gewohnt. Es reichte aber. Sie verstand, was die Moiren ihr sagen wollte und das war vollkommen ausreichend.

„Ich danke euch.“

Sie lächelte, denn nun hatte sie das nötige Wissen um Discordia und ihre wahren Pläne zu durchkreuzen.

„Warte!“ Lachesis Stimme erschallte und hielt Erebos davon ab zu gehen.

„Du wirst eine Armee brauchen. Die Sailor Krieger der Erde werden dir nicht helfen, denn die Zwietracht wird in ihren Herzen nisten.“

„Allerdings gab es vier Sterne, die kurze Zeit erwacht waren.“

„Ihre Herrin ist nicht mehr, aber sie haben die Kraft die du brauchst. Wecke sie aus ihrem Schlummer und du gehst einen Schritt näher auf den Sieg zu.“

Erebos wandte sich verwundert in die Richtung, aus der die Stimmen kamen. Die Moiren mischten sich sonst nie ins Schicksal ein, doch nun... Etwas schien im Schicksal nicht zu stimmen, so dass die Moiren sich dazu verpflichtet sahen, zu helfen. Wahrscheinlich war dies gut so und der Trumpf den Erebos brauchte um Nyx vor Discordia zu beschützen.

Allerdings verstand sie unter einer Armee etwas anderes als vier Krieger die im Augenblick noch schlummerten. Dennoch, wenn die Moiren ihr diesen Hinweis gaben, würde sie ihren Rat folgen und diese vier Krieger finden. Noch dazu musste sie ihr Schwester auf Erden finden und sie in ihren Plan einweihen. Nur dann war ihnen der Sieg über die Zwietracht gewiss.

„Ich danke euch erneut, ihr Kriegerinnen des Schicksals.“
 

Nachdenklich sah Nozomi in ihren Becher, der mit heißen Kaffee gefüllt war. Er schmeckte genauso bitter, wie sie sich fühlte und entsprach damit perfekt ihrer Gemütslage.

„Wieder Haruka und Michiru... Das ist nicht länger ein einfacherer Zufall...“, wisperte sie leise an sich gerichtet. Noch dazu waren wieder Usagis Freundinnen betroffen. Nein, etwas stimmte mit diesen Mädchen ganz und gar nicht.

Ernst sah Nozomi zu den Bildern der Sailor Krieger die sie auf ihrem Tisch liegen hatte, zusammen mit einigen umfassenden Informationen der Personen, die sie bereits für die Kriegerinnen hielt. Ihr war der Gedanke schon lange Zeit gekommen, doch immer mehr bestätigte sich ihre Theorie.

„Haruka Tenno und Michiru Kaiou waren beide auf dem Konzert. Ebenso wie Sailor Uranus und Neptun. Sie waren viel zu schnell da um einfach nur in der Nähe gewesen zu sein. Noch dazu sind sie uns sehr weit gefolgt, nicht dass sie bemerkt haben, wie wir in unsere zivile Gestalt geschlüpft sind. Das würde ihr Misstrauen erklären.“

Es war die logischste Erklärung, die Nozomi hatte und ihr gleichzeitig eine Schlussfolgerung dafür bot, warum diese beiden Mädchen sich mit normalen, durchschnittlichen High School Schülerinnen abgaben.

„Das heißt, diese vier sind ebenfalls Sailor Krieger. Ob Usagi Tsukino davon weiß... Oder...“

Nozomi nippte kurz an ihrem Kaffee. Es schien alles so logisch, allerdings war da immer noch die Frage, warum Usagi sich nicht in Sailor Moon verwandelt hatte. Sie war auch bei dem Konzert gewesen und doch hatten die Kriegerinnen ohne ihre Prinzessin gekämpft.

„Vielleicht irre ich mich auch...“

Ja vielleicht irrte sie sich auch. Aber wie wollte sie das überprüfen?

„Nozomi!“

Sie zuckte zusammen, als die Tür zu ihrem Zimmer so plötzlich aufgestoßen wurde. Sie sah zu Taiki und Yaten, zu denen dieses Verhalten so gar nicht passte. Es musste also etwas passiert sein und wenn sie richtig lag, hatte es etwas mit Seiya zu tun.

„Was ist passiert?“

Ihre Alarmglocken schrillten. Wenn es wirklich mit Seiya zu tun hatte, war ihre Sorge berechtigt. Seiya gelang es immer sich hitzköpfig in Dinge zu verrennen, die nicht sein mussten.

„Wir haben Meldung von Seiya erhalten. Die Mädchen verhalten sich seltsam. Es ist genau wie bei den Soldaten von Kinmoku.“

Erschrocken fuhr Nozomi hoch, als sie den Bericht Taikis hörte. Sie wusste was das bedeutete. Die Feinde infiltrierten bereits das Sailor Team der Erde. Das mussten sie verhindern.

„Wo ist Seiya?“

Sie brauchten einen Schlachtplan. Sofort, aber ohne Seiya konnten sie keine Gegenmaßnahmen ergreifen.

„Sie ist auf dem Weg.“

Innerlich atmete Nozomi über Yatens Worte auf. Immerhin so viel Weitsicht besaß ihr Sorgenkind. Gott sei dank.
 

„Auch wenn es nur dezent ist, ihr Verhalten hat sich verändert. Ihre Art zu reden. Abgesehen von Haruka Tenno und Michiru Kaiou.“

Ruhig hatte Nozomi dem Bericht Seiyas gelauscht. Sie war nun doch froh, dass Seiya in Usagis Nähe geblieben war, denn nur so hatten sie von der Veränderung gehört.

„Wir sollten sie also im Auge behalten. Taiki, du bist doch in Kino-sans und Mizuno-sans Clubs, oder?“

Ein Nicken kam von Taiki, was Nozomi nur verdeutlichte, dass sie die Lage richtig erkannt hatte.

„Yaten, du behältst Aino-san im Auge. Ich kümmere mich um Tenno-san und Kaiou-san.“

Es war das Beste, was sie in der Eile erdenken konnte. Immerhin war sie in derselben Jahrgangsstufe wie Michiru und Haruka. Damit blieb nur noch Seiya. Doch für sie hatte Nozomi eine besondere Aufgabe.

„Von Hino-san wissen wir nicht viel. Für gewöhnlich geht sie nicht auf die Juuban. Allerdings gibt es da eine Person, die vermutlich unseren Schutz brauchen wird.“

Auch wenn Nozomi keine Beweise hatte, sie durfte diese Möglichkeit nicht verwerfen.

„Seiya, ich will, dass du dich um Tsukino-san kümmerst. Ich vermute, dass sie die Mondprinzessin ist, die wir suchen. Damit ist sie ein potentielles Ziel des Feindes. Solange ihre Freundinnen, die der Wahrscheinlichkeit zufolge die irdischen Sailor Krieger sind, unter dem Einfluss des Feindes stehen, sind wir die einzigen, die sie beschützen können.“

Nozomi wusste wie wichtig Usagi für Seiya war. Selbst wenn sie das nicht bestimmt hätte, wäre Seiya nicht mehr von ihrer Seite gewichen. Sie war somit perfekt für diese Aufgabe.

„Du glaubst wirklich, dass Tsukino-san die Prinzessin ist, nach der wir schon die ganze Zeit suchen?“ Unglauben klang aus Yatens Stimme heraus. Etwas, das Nozomi ihr nicht verübeln konnte. Usagi schien so gewöhnlich, doch genauso hatte dieses Mädchen, das soviel Unheil über Kinmoku gebracht hatte, gewöhnlich gewirkt.

„Ausschließen können wir das nicht. Wir dürfen keine Möglichkeit wegen der zivilen Erscheinung ausschließen, sonst haben wir verloren.“

Selbst Yaten musste das klar sein. Allen war das bewusst. Schließlich war dies ihre letzte Chance Nyx zu besiegen und Kakyuu zusammen mit Kinmoku zu retten.
 

Ein Blick in ihren Spiegel verriet Michiru, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Diese Ohnmacht, die fehlenden Erinnerungen und nun das Gefühl, dass sie die Einzige war, die wusste, was richtig für Usagi war. War das wirklich noch sie?

Sanft strich sie über die flache Oberfläche des Spiegels. Etwas war passiert. Etwas das tief in ihrer Seele, oder ihrem Herzen ruhte und sie einzunehmen versuchte. Etwas, von dem sie wusste, dass es falsch war und von dem sie nicht ablassen konnte.

„Michiru-Mama?“

Ein zaghaftes Klopfen war ertönt, bevor Hotaru die Tür geöffnet und ihr Zimmer betreten hatte. Sie hielt ihre Geige mitsamt Bogen in der Hand und Michiru wusste sofort, was Hotaru von ihr erwartete. Eigentlich war sie viel zu müde für den Geigenunterricht, doch seit sie Hotaru bei sich aufgenommen hatte, hatte sie nie eine Stunde ausfallen lassen.

„Wie kamst du mit dem letzten Stück zurecht?“ Michiru legte ihren Spiegel zur Seite und lächelte Hotaru an. Die Kleine verzog wie gewohnt keine Miene. Zumindest in letzter Zeit lächelte sie weniger. Wie jeder von ihnen.

„Ich denke ich komme einigermaßen zurecht. Wenn du willst, spiele ich es für dich.“

Hotaru wusste, dass Michiru ihr darauf keine Antwort geben würde. Sie baute ohne ein weiteres Wort ihren Notenständer auf und legte ihre Partitur darauf. Es waren geübte Handgriffe, von denen Michiru glaubte, dass Hotaru sie bereits schneller durchführte als sie selbst. Wenn man es recht bedachte, war Hotaru in allen besser als sie. Sie konnte alleine die Erschaffung des Universums spielen. Sie konnte weiter in die Zukunft sehen als Setsuna. Ihre Noten waren die Besten der Schule und selbst als Kriegerin war sie mit nur halb erwachten Kräften wesentlich stärker als der Rest von ihnen. Egal wie sehr Michiru Hotaru liebte, sie fürchtete ihre Macht gleichzeitig. In Momenten wie diesen sogar noch mehr als gewohnt.

Der Klang der Geige ertönte, sanft und leise, doch mit jedem Ton nahm sie an Stärke zu. Ein Bild erschien vor Michirus Augen. Das Bild einer Rose unter einer Glaskuppel, die Stück für Stück verblühte.

Eine Warnung? Eine Vision der Zukunft? Oder war das doch etwas, dass die Gegenwart betraf?

„Hotaru, was willst du mir zeigen?“

Hotaru hielt in ihrem Geigenspiel inne und sah Michiru mit demselben Blick an, wie sie es als Sailor Saturn getan hätte.

„Etwas das in Haruka-Papas und deinem Herzen wächst. Hast du es nicht in deinem Spiegel gesehen?“

Da war er wieder, dieser Grund warum sie Angst vor ihr hatte. Sie hatte es gespürt und gewusst, ohne den Spiegel. Egal wie oft sie Hotaru ansah, sie wurde mit jedem Tag mächtiger. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis ihre vollen Kräfte erwachten. Was würde dann aus ihnen werden? Für wen würde sie die Sense des Schweigens schwingen?

„Es reicht für heute, Hotaru“, wisperte sie leise. Sie wollte Hotaru die nächsten Stunden nicht sehen, denn sie fürchtete, ihr sonst etwas unaussprechliches anzutun.
 

Der Blick der drei Kriegerinnen des Schicksals lag auf eine leuchtende, in Nebel gehüllte Kugel gerichtet. In ihr sahen sie, was seit Wochen auf der Erde vor sich ging.

>Und auch heute hat Sailor V wieder zu den Waffen gegriffen und den Geiselnehmer dingfest gemacht. Alle fragen sich, was aus dem Rest des Sailor Teams geworden ist, doch scheinbar hat sich die Gruppierung mit Sailor Moons Verschwinden aufgelöst.<

Missmutig beobachteten die Moiren Sailor Venus Tun. Doch nicht nur sie, sondern auch Yaten, die ihr auf Schritt und Tritt folgte. Genauso wie Mars, die aus sicherer Entfernung angriff um Venus zu beschützen.

„Ihre Rosen blühen und es entfernt sie weiter voneinander...“ Es schmerzte Lachesis das zu sehen, denn die düsterste Version ihrer aller Zukunft machte ihr Angst.

„Haben wir zu spät gehandelt?“ Klotho sah ihre Schwestern zweifelnd an. Die Tatsache, dass sie gehandelt hatten, hatte schon gegen jede ihrer selbst aufgestellten Regeln verstoßen.

„Das werden wir sehen...“, wisperte Atropos und strich mit der Hand über die Glaskugel, woraufhin die Szene zu Minako und Yaten wechselte, die beide ein ernstes Gespräch auf dem Dach führten.
 

Ernst sah Yaten zu Minako, die im Vergleich zu den letzten Wochen abgenommen zu haben schien. Sie wusste wieso das so war, denn sie hatte kaum Zeit noch genug zu essen und Yaten fürchtete, dass Minako sich verausgaben würde.

„Warum hast du mich hier her bestellt?“

Misstrauisch sah Minako zu Yaten. Sie hatte sich wirklich vollkommen verändert. Noch vor wenigen Wochen hätte sie sich nichts sehnlicher als dieses Treffen auf dem Dach gewünscht und nun war ihr Herz angefüllt von Misstrauen.

„Ich dachte du würdest dich mehr über so eine Einladung freuen, oder hat dein Herz sich bereits entschieden und deine Worte die ganze Zeit waren nicht mehr als eine Farce? Hast du in Wahrheit schon eine Person gefunden, für die du dein Leben lebst?“

Minakos Hände verkrampften sich. Natürlich gab es in ihrem Leben diese Person, für die sie alles gab. Sie hatte sich sogar schon zu ihrem Schutz als eben sie ausgegeben, noch bevor sie einander überhaupt gekannt hatten. Nur für sie übernahm sie auch ihre Mission, damit diese Person das Leben bekam, was sie sich wünschte. Ja, ihr Leben als Minako Aino war eine Tarnung, genauso wie ihr Verhalten. Alles an ihr war eine Fassade, ein Schauspiel, welches nicht viele erkannten.

„Du hast mich also durchschaut. Und wenn schon... Ja, es gibt bereits diesen Menschen in meinem Leben. Für diesen Menschen riskiere ich alles, selbst mein Leben wenn es sein muss.“

Ohne Erwartungen sah Minako Yaten an. Sie wusste nicht, dass Yaten diese Gefühle ebenfalls kannte. Das Gefühl, nur für eine Person zu leben, ihr das eigene Leben zu widmen und dabei alle anderen, eigenen Bedürfnisse zu vergessen und hinten anzustellen. Jede Kriegerin trug dieses Schicksal auf ihren Schultern, vor allem wenn eine Prinzessin damit in Verbindung stand. Sie hatten nur die Chance in einer Traumwelt zu leben. In einer Lüge, die nach Außen hin wie die Wahrheit wirken musste. Auch hier auf der Erde mussten sie eine Lüge leben. Selbst als Kriegerinnen waren sie dank ihrer Feinde in eine ungewollte Rolle gedrängt worden.

„Wenn ich dir bei deiner Lüge helfe, hörst du dann auf, dein Leben leichtfertig wegzuwerfen?“

Yaten war mit ausgestreckter Hand auf Minako zugegangen, doch sie hielt in ihrer Bewegung inne, als eine Tarotkarte zwischen ihnen vorbei sauste und im Boden zum stecken kam.

„Eben weil wir jemanden haben für den wir leben, brauchen wir auch keine Männer. Das schließt auch dich ein.“

Yaten hätte es sich ja denken können. Egal wo Minako war, war Rei Hino nicht weit.
 

Die Moiren schüttelten seufzend den Kopf. Die Saat Discordias keimte wirklich ausgezeichnet, was irgendwie kein Wunder war. Jeder von ihnen hatte dank ihrem Wunsch, Sailor Moon zu entlasten, den perfekten Nährboden geliefert.

„Wie wird es bei den anderen Kriegerinnen aussehen?“ Atropos strich über die Glaskugel, die sofort die Bilder der anderen Kriegerinnen zeigte. Ami saß alleine in der Bibliothek, versunken in einem Astrologie- und gleichzeitig einem weiteren Mythologiebuch. Augenscheinlich forschte sie nach, hinter was ihre vermeintlichen Gegner her waren. Makoto hingegen trainierte bis zum Umfallen um stärker zu werden. Stück für Stück entfernten sie sich, ohne von ihrem Fluch zu wissen.

„Und wie sah es bei den anderen Beiden aus?“ Klotho sah zu ihrer Schwester, die erneut über die Glaskugel strich um die Bilder zu wechseln und hielt bei Seiya, Usagi und Haruka inne. Eine bedrohliche und explosive Mischung, das wussten die Moiren. Eine Mischung, die durch Discordias Fluch nur noch bedrohlicher wurde.
 

Es war zu früh, definitiv zu früh, das wusste Seiya als sie vor Usagis Haus stand. Doch Nozomi hatte ihr einen klaren Auftrag gegeben. Sie durfte Usagi nicht mehr aus den Augen lassen. Sie frühs abzuholen, am Nachmittag nach Hause zu bringen und mit ihr gemeinsam die Mittagspause zu verbringen, ja das war jetzt ihr Job.

„Ob es zu weit geht von ihrem Bento zu probieren?“

Seiya schüttelte eilig den Kopf. Nein, das ging wohl zu weit, wobei sie nichts dagegen hätte mit Usagi etwas mehr als nur freundschaftlich zu sein.

„Seiya?“

Kaum dass Seiya Usagis Stimme hörte, stieß sie sich von der Wand ab und sah ihr Schätzchen lächelnd an. Sie wirkte nicht krank und gut genährt, was man wahrscheinlich auch Kuraiko verdankte, die Usagi immer wieder mit Bentos versorgte.

„Gehen wir gemeinsam zur Schule?“ Lässig hatte Seiya sich die Schultasche über die Schulter geworfen und lächelte Usagi an. Es sollte nicht zu auffällig wirken, immerhin hatte sie ihr Schätzchen auch am Tag zuvor nach Hause gebracht.

„Deine Anwesenheit ist nicht nötig.“

Seiyas Lächeln erstarb, als sie die Stimme Harukas hörte, die gleich hinter Usagi aus deren Haus kam. Bedrohlich blitzte die Ältere ihr entgegen und drückte wortlos etwas aus, von dem Seiya genau wusste, was sie ihr sagen wollte.

'Halte dich von Usagi fern.'

Seiya hatte diesen Spruch so satt, denn Haruka stand ihr damit im Weg. Wie sollte sie auf die Mondprinzessin, oder viel mehr auf Usagi aufpassen, wenn man sie am liebsten zum Ende der Welt schicken wollte?

„Du kannst gehen!“, setzte Haruka nach und verengte bedrohlich die Augen. Ihre Hand glitt in die Jackentasche der Uniform, bereit etwas zu benutzen von dem Seiya wusste, was es war. Haruka griff schließlich, zumindest laut Nozomi, häufiger zu diesem Gegenstand, der sie zu Sailor Uranus machte. Das wollte sie nicht riskieren. Oder viel mehr durfte sie das nicht.

„Ich hab schon verstanden. Wir sehen uns später, Schätzchen.“

Auch wenn es Seiya störte, der Rückzug war die einzigste und wohl auch klügste Option.
 

Ein erleichtertes Seufzen kam über Klothos Lippen. Immerhin waren die von ihnen gesandten Kriegerinnen bei klarem Verstand.

„Und die letzte Rosenträgerin?“

Lachesis sah zu Atropos die nickend ein letztes Mal das Bild in ihrer Glaskugel änderte.

Das Bild von einer verzweifelten Michiru Kaiou, die sich in ihrem Zimmer verbarrikadiert hatte. Den Talisman fest umklammert, dennoch den Blick in den Spiegel meidend.

„Sie vergeht in Agonie und Angst. Dabei blüht ihre Rose am schwächsten.“

Nachdenklich sahen sie sich die Szene an. Auf der anderen Seite stand Hotaru Tomoe, wild an die Tür klopfend.

„Welche Zukunft wird sie wohl gehen?“

Besonders Atropos, die alle Varianten der neuen Zukunft kannte, war gespannt, denn im Bezug auf Michiru gab es eine gute und eine viel schlechtere.

„Und wir haben wirklich nichts unternommen?“

Zweifelnd sah Klotho zu ihrer Schwester, die den Kopf schüttelte. Nein sie hatten nie etwas getan und sie würden nichts tun, denn mit dem was sie bereits taten, war genug Einfluss geschehen.
 


 

Die Nachricht über die veränderte Zukunft waren bis in Elysion vorgedrungen und hatten Helios, dessen Herz an der kleinen Lady gehangen hatte, in tiefen Kummer gestürzt. Warum eigentlich? Sollte er nicht glücklich sein, solange sein edler Herr, Prinz Endymion lebte? Nun die Liebe war wirklich unergründlich.

„Helios-sama!“

Müde sah er von seiner Liegestätte zu den Priesterinnen auf. Ihre Gesichter waren erfüllt von Angst und ließen ihn aus seinem apathischen Zustand erwachen.

„Helios-sama! Wir werden angegriffen!“ Entsetzten machte sich in Helios breit. Warum nur, warum war Elysion nur immer das Ziel von Angriffen? Sie hatten den Goldkristall doch nicht mehr, was konnte man sonst noch wollen?

Nein, dass war nicht die richtige Zeit um Fragen zu stellen. Elysion durfte nicht fallen. Nicht dieser geheiligte Ort. Entschlossen erhob sich Helios und rief seinen Pegasus. Er war zwar nur ein Wächter des geheiligten Landes, aber er wusste auch, wie man kämpfte und das verteidigte, was einem wichtig war.
 

„Michiru-Mama!“ Hotarus verzweifelten Worte ließen Michiru erneut Tränen über die Wange laufen. Wie gerne hätte sie die Tür geöffnet und Hotaru in den Arm genommen, doch sie konnte nicht. Jedes Mal wenn sie Hotaru ansah, sah sie nur das Gesicht von Sailor Saturn und ein fast unbändiges Verlangen sie zu beseitigen kam in ihr auf. Irgend etwas hatte, oder viel mehr versuchte in ihr eine Idee einzupflanzen, dass Hotaru der düstere Schatten war, der über das Ende Usagis entschied. Das konnte und durfte aber nicht sein. Hotaru hatte schließlich alles aufs Spiel gesetzt, um sie zu beschützen. Warum sollte sie dann für Usagi die Sense des Todes schwingen?

„Michiru-Mama!“

„Bitte geh...“ Michirus Worte waren nur ein Flüstern. Sie wollte ihr nichts antun, immerhin hatte sie Hotaru zusammen mit Haruka und Setsuna groß gezogen. Sie war wie ihre eigene Tochter.

„Bitte geh einfach...“ Fester umklammerte Michiru ihren Spiegel. Warum nur zeigte er ihr nicht, wer ihr diese Gedanken einflüsterte? Sie konnte dann losziehen und dieses Etwas vernichten, bevor sie ein Unheil anrichtete.

„Bitte... Deep Aqua Mirror... Bitte nur noch dieses eine Mal...“ Ihr war egal, ob der Spiegel danach seine Kraft verlor. Sie wollte einfach frei von jedem fremden Einfluss sein und vor allem von allem Bösen.
 

Mit dem Spiegel fest an sich gedrückt, war Michiru eingeschlafen. Ihre Träume waren wirr, zeigten immer wieder Hotaru als Sailor Saturn und eine Erde, die in ewige Nacht gehüllt war. Ein prophetischer Traum, genau wie der, der sie zu ihrer Bestimmung als Sailor Neptun geführt hatte. War das ihre Zukunft? Eine Erde, gehüllt in ewige Nacht? Das Bild der Erde erlosch und statt dessen wurde ihr jeder Planet im Kosmos gezeigt. Ihre Heimat, Uranus' Heimat... Überall war nur noch Finsternis. Kein Licht, keinen Tag gab es mehr im Kosmos. Es schien ausgelöscht. Konnte das wirklich alleine Saturns Schaffen sein?

„...zessin... tun...“

Eine Stimme durchdrang die Stille der Finsternis.

„Prinz...in... ptun...“

Rief jemand nach ihr? Es fühlte sich so an. Nur woher kam die Stimme? Michiru suchte nach dem Urquell und schließlich, auf Neptun fand sie diesen. Es war ein ungewohntes Gefühl, die eigene Heimat nach so langer Zeit wieder zu betreten. Den Triton Palast, der einst ihr Zuhause gewesen war.

„Prinzessin Neptun...“ Sie folgte der Stimme, die unablässig nach ihr rief. Ihr Weg führte in den Thronsaal, der wie gewohnt leer war. Seit Jahrhunderten wurden hier keine Feste mehr gefeiert, bei denen man freundschaftliche Bande und Bündnisse knüpfen konnte. Hier hatte sie einst Uranus kennengelernt. Eine schöne Erinnerung aus der längst vergangenen Zeit.

„Willkommen Zuhause, Prinzessin.“

Ja, die Stimme kam definitiv von hier. Doch sie sah keinen Urheber. War es ihr Guardian? Warum zeigte er sich dann nicht? Das war ungewöhnlich.

„Ihr könnt mich nicht sehen, auch wenn ich hier bin. Ich bin eine Projektion der Wächterin von Neptuns Hermera. Daphne.“

Daphne... Der Name sagte Michiru etwas. Er war ihr so vertraut und doch gab es keine klaren Erinnerungen mehr an diese Person, mit der sie diesen Namen verknüpfen konnte.

„Ich spüre, dass die Zwietracht ihre Saat gestreut hat. Auch in Eurem Herzen blüht eine ihrer Rosen. Deswegen habe ich euch gerufen.“

Aus dem Nichts erschien vor Michiru der meerblaue Geist einer Frau. Schlank, mit langem Haar, dass sich unbändig wellte als wären es die Wellen des Meeres. Ihre türkis-blauen Augen lächelten sie freundlich an und mit einem Mal, wusste Michiru wer Daphne war.

„Mutter...“

Tränen kamen ihr, denn sie hatte, anders als die Mondprinzessin, ihre Mutter nur selten gesehen. Sie hatte sich in die Tiefe des Planeten zurückgezogen. In den Kern um das Licht Neptuns, sein eigenes Hermera, zu beschützen.

„Ich wünschte, ich hätte über dich wachen können, Prinzessin. Du hast soviel Last und Verantwortung auf deinen Schultern getragen. Heute wie auch damals. Tapfer hast du sie immer ertragen, mit Hilfe deiner Freundin Uranus. Und später waren da auch noch Pluto und Saturn, die dir geholfen haben. Es stimmt mich deswegen traurig, wie weit ihr euch von einander entfernt, seit die Saat der Zwietracht blüht.“

Ihre Mutter hob vorsichtig die Hand und legte diese auf Michirus Wange. Diese Berührung fühlte sich so unwirklich an und doch war sie real genug um die Einsamkeit aus alten Tagen wieder hervorbrechen zu lassen.

„Keine Angst, ihr werdet wieder zu einander finden. Deswegen...“

Ihre Mutter hielt kurz inne und streckte die Hand aus. Es verging nur ein kurzer Augenblick, bevor ein Licht erstrahlte und eine feste Form annahm. Die Form eines Kristalls, in dem das Zeichen Neptuns eingraviert war. Seine Farbe funkelte in einem mächtigen türkis-grün, welches Michiru an die Meere Neptuns erinnerte.

„... nimm das Licht Neptuns an. Es wird dir neue Kräfte geben. Kräfte, die du brauchen wirst, wenn du deine Freundinnen retten willst.“

Einen Augenblick lang zögerte Michiru. Sollte sie Neptun wirklich das letzte bisschen Licht nehmen? Sein letztes Hermera? Sie musste... Sie brauchte diese Kraft. Für Haruka, für Hotaru, für ihre Freunde und auch um Usagis Willen.

„Ich werde wieder kommen. Versprochen.“

Entschlossen griff sie zu dem Stein. Sie spürte sofort seinen Pulsschlag, der zu ihrem wurde und sie mit dieser unbändigen Macht erfüllte.
 

Erschrocken fuhr Erebos zusammen, als sie das Klirren von Glas hinter sich vernahm. Ihr Blick richtete sich zu den Rosen, von denen nur noch fünf hinter dem Glasgefängnis welkten. Die sechste hingegen erstrahlte in vollem Glanz und war zu einem richtigen Rosenbusch herangewachsen. Dieses Licht, dieses elende Licht... Erebos erkannte es.

„Ein Hermera!“ Sie hatten den gesamten Kosmos, alle Planeten nahe der Erde abgesucht. Kein anderer Planet hatte ein Hermera besessen und doch erstrahlte es im Herzen einer dieser Kriegerinnen und hatte noch dazu Discordias Fluch gebrochen.

„Perfekt...“, wisperte Erebos leise.

Damit hatte sie die Macht Discordia zu vernichten. Sie musste es nur geheim halten. Siegessicher hob sie ihre Hand und verdeckte den Rosenbusch mit ihrer alles verschlingenden Dunkelheit.
 

Zähneknirschend hatte Seiya feststellen müssen, das Haruka kaum von Usagis Seite gewichen war. Lästig. Wie gerne hätte sie mit Usagi gesprochen. Alleine. Doch Haruka... Nein, Seiya wollte nicht daran denken. Sie hatte immerhin einen Plan.

„Seiya! Konzentrier dich gefälligst!“

Die Musik verstummte und Seiya wurde aus ihren Gedanken gerissen. Erst jetzt bemerkte sie, dass entgegen der vermeintlichen Tanzschritte sie auf der falschen Seite der improvisierten Bühne stand. Zum Ärger ihres Choreographen, der sie ebenso böse anfunkelte wie Nozomi.

„Tut mir leid. Können wir noch einmal von vorne anfangen?“

Seiya hasste es. Sie hasste das abgrundtief, denn sie war schon den ganzen Tag unkonzentriert. Das Yaten und Taiki darunter leiden mussten, war daran wohl das Schlimmste. Dabei hatte sie bezüglich Usagi einen Plan. Einen guten Plan, nahezu perfekt. Wieso also konnte sie sich nicht konzentrieren?

„Also gut, noch einmal von Anfang an.“

Entschuldigend lächelte Seiya ihre Freundinnen an. Doch diese schüttelten verständnisvoll den Kopf. Es war gut, ein Trio zu sein. Wie die Musketiere gab es für sie nur ein Motto. Alle für einen und einer für alle.
 

Das sie dank Haruka Seiya den ganzen Tag nicht mehr gesehen hatte, störte sie doch gewaltig. Usagi hätte gerne mit ihm und Kuraiko gemeinsam die Pause verbracht. Nicht dass sie etwas gegen Harukas Anwesenheit hatte, doch diese schüchterte selbst Kuraiko sein, so dass sie kaum von einem gemütlichen Mittagessen reden konnte.

Haruka war in den letzten Wochen alles und jedem gegenüber misstrauisch geworden. Sie war zwar früher nicht gerade die gewesen, die anderen schnell ihr Vertrauen schenkte, doch das war selbst für Harukas Verhältnisse zu viel. Etwas musste passiert sein. Etwas, dass nicht nur Haruka betraf, denn auch die anderen Mädchen hatten sich verändert. Es schien fast so, als fehlte in ihrem Gefüge etwas, das sie alle verband. Hatte sich ihre Freundschaft denn wirklich nur aufgebaut, weil sie Serenity gewesen war? Musste sie in eine ungeliebte Rolle schlüpfen, damit ihre Freundschaft wieder funktionierte?

Missmutig legte Usagi ihren Kopf auf ihre angewinkelten Knie. Was sollte sie nur tun?

„Tsuketai, sukuitai, ore ni dekiru nara

Inochi sae nagedashite, kimi no tame ni,

Fuan no toki tsurai toki, ore ga tsuite iru

Itsumo misete ite kure, kimi wo egao

Seiya no ore ga kanjiru, fushigi na kimochi

Fighter no ore ga kanjiru, shimeikan to wa chigatta...

Kitto ginga ichi imibun chigai na kata omoi da ne.“

Usagi hob den Kopf, als sie die Melodie eines vertrauten Liedes hörte. Sie kannte diese Stimme, die so einfach alle Sorgen auf die Ersatzbank schicken und sie auf andere Dinge fokussieren konnte.

Ihr Blick glitt zum Fenster, das geöffnet war um der frischen Abendluft Einlass zu gewähren. Nur deswegen konnte sie Seiyas Stimme hören und als sie ihren Kopf etwas raus beugte, erkannte sie ihn.

„Seiya! Was machst du hier?!“ Sie hatte nicht damit gerechnet, Seiya heute noch zu sehen, doch sie war froh darüber, dass er da war.

„Bist du denn kein bisschen froh mich zu sehen, Schätzchen?“ Ein verwegenes Lächeln lag auf Seiyas Lippen. Natürlich kannte er bereits die Antwort, doch er wollte sie von unbedingt von Usagi hören.

„Doch schon, aber was machst du so spät um diese Zeit hier? Draußen ist es doch kalt.“

Usagi wollte noch so viel mehr sagen. Sie wollte ihn rein bitten, ihm vielleicht eine heiße Schokolade anbieten, auch wenn das angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit missverständlich für ihre Eltern gewesen wäre.

„Halt, Schätzchen. Ich bin nur hier um dich zu warnen. Morgen früh, komme ich um dich zu entführen. Ich habe dir schließlich ein Date versprochen. Allerdings bezweifle ich, dass Haruka uns das erlauben wird, selbst wenn ich sie lieb frage.“

Das Seiya dies als Scherz meinte, war Usagi bewusst, doch sie konnte darüber nicht lachen, denn dieser Fakt entsprach der traurigen Wahrheit.

„Zieh dir also was hübsches an, Schätzchen. Ich will morgen nur Augen für dich haben.“

Neckisch zwinkerte Seiya Usagi zu. Er wusste, dass solche Sprüche ihre Wirkung nicht verfehlten und ihr einen roten Schimmer auf die Wangen zauberten. Dank diesem Anblick, das wusste Usagi, würde Seiya sich noch mehr auf das Date freuen.
 

Wenn Minako nicht so beschäftigt gewesen wäre, hätte Usagi sie gefragt, ob sie diesen roten Rollkragenpullover wirklich zu dem schwarzen Rock mit der schwarzen Thermostrumpfhose tragen konnte. Allerdings wäre das überhaupt in Seiyas Sinne gewesen, wenn jemand von ihrem Date erfuhr? Zumindest Haruka sollte es nicht erfahren. Kuraiko hatte sie davon allerdings erzählt, kurz nachdem Seiya gegangen war.

„Ich glaube, du bist heute wirklich die schönste Dame die ich sehe.“

Erschrocken fuhr Usagi herum, als sie Seiyas Stimme hörte. Da saß er, in einem lässigen Baseballshirt, mit dunkelblauer Jeanshose und einem Cappi, was ihn noch jünger wirken ließ, als er eigentlich war.

„Seiya! Kannst du nicht durch die Vordertür gehen wie jeder normale Mensch?“

Grinsend ließ sich Seiya von der Fensterbank gleiten und ging auf Usagi zu. Sie wusste, dass er darauf schon eine Antwort parat hatte.

„Würde ich durch die Vordertür kommen, wäre es keine Entführung. Also bist du bereit, Schätzchen?“

Natürlich, so etwas hätte sie von Seiya erwarten müssen. Es machte sie aber nicht wütend, im Gegenteil, es war erfrischend. Ohne zu zögern griff Usagi zu ihrer Jacke, die sie vorsorglich bereit gelegt hatte.

„Wenn die Prinzessin dann bereit ist, schlage ich vor, dass wir einen angenehmeren Ort aufsuchen. Einen wo es nur uns beide gibt.“

Usagi errötete wegen Seiyas Worte. Nach dieser langen Zeit mit Mamoru hatte sie wirklich vergessen, wie es war auf ein Date zu gehen und wie es war, umworben zu werden.

„Ob du nun bereit bist oder nicht, los geht’s.“

Usagi erschrak, als sie von Seiya plötzlich auf die Arme genommen wurde. Zielstrebig ging er auf ihr Fenster zu und stieg auf das Fensterbrett. Auf einmal wirkte für Usagi der Boden so weit entfernt und sie flehte Seiya mit ihren Blicken förmlich an, nicht das zu tun, was sie ahnte, was er tun würde.

„Keine Sorge, Schätzchen. Solange ich in deiner Nähe bin, wird dir niemals etwas passieren.“

Kaum dass er das gesagt hatte, stieß sich Seiya vom Fensterbrett ab. Usagi spürte den Luftzug des freien Falls und klammerte sich fester an Seiya, der jedoch leicht wie eine Feder auf dem Boden ankam.
 

Als Seiya gemeint hatte, dass sie einen Ort aufsuchen würden, an dem es nur sie beide gab, hatte sie nicht damit gerechnet, dass er es ernst meinte. Doch nun saßen sie hier, alleine im Planetarium.

„Ich hoffe, du langweilst dich nicht.“

Es war Seiyas größte Sorge, dass Usagi sich langweilte, doch diese Sorge war vollkommen unbegründet. Staunend sah Usagi in den projizierten Himmel. Sie erkannte den hellsten Stern, der orangefarben schimmerte, die Venus. Sie leuchtete genauso hell, wie Minako einst. Besonders, auffällig.

„Ich muss dir etwas zeigen.“

Usagi errötete, als sie Seiyas Stimme so nahe an ihrem Ohr vernahm. Sie spürte seinen warmen Atem, der ihr Herz zum schneller Schlagen brachte.

„Mir was zeigen?“

Sie sah neben sich, doch Seiya saß nicht mehr da. Er war aufgestanden. Verwundert sah sie sich um, doch durch die Dunkelheit konnte sie nichts sehen.

„Schau in den Himmel, Schätzchen. Ich möchte dir eine Geschichte erzählen.“

Er war verrückt. Seiya war wirklich verrückt und doch mochte Usagi das an ihm. Wie er es wollte, sah sie in den Sternenhimmel, an dem nur noch ein einzelner Stern funkelte.

„Das ist der Planet Kinmoku. Vor hunderten von Jahren wurde dort eine Prinzessin geboren. Wunderschön, mächtig und mit einer Last auf ihren Schultern, die sie tapfer alleine trug ohne sich zu beklagen. Dabei musste sie diese Last nicht alleine tragen. Sie hatte Freundinnen, die sie beschützten so gut es ihnen möglich war. Doch als ein Feind Kinmoku wieder und wieder angriff, zog die Prinzessin zu ihren Schutz in die Schlacht und unterlag dem Gegner. Sie fiel in einen tiefen Schlaf und ließ jene zurück, die sie liebten und nicht mehr wussten, wie sie ohne sie noch leben sollten.“

Usagi wusste nicht, wie Seiya das machte, aber sie zeigte ihr am Himmel die Geschichte Kinmokus, einem Planeten, den niemand auf der Erde kannte.

„Seiya...“

Es war ein leises wispern, ein Gedanke, der Usagi plötzlich kam und sie Seiya in einem vollkommen neuen Licht sehen ließ.

„Die Freunde der Prinzessin Kinmokus erfuhren, dass ihr Feind das Leben einer weiteren Prinzessin bedrohte. Um die Tragödie zu verhindern, zogen sie deswegen in eine fremde Welt, um diese Prinzessin zu beschützen. Ohne zu wissen wer sie war, oder wie sie sie finden sollten. Auf ihrer Suche traf eine der Kriegerinnen aber jemanden. Diese Person erinnerte sie sehr an die eigene Prinzessin. Zu Anfang sah sie in ihr nur ein Abbild von eben jener, doch je näher sie einander kamen, umso mehr sie die Person kennenlernte, desto mehr sah sie, dass sie nicht ihre Prinzessin war. Die Kriegerin verliebte sich mit jeden Tag mehr in diese Person. Ihr war egal, wer sie war oder wer nicht. Sie liebte sie und sie wollte sie mit allen Mitteln beschützen, ungeachtet dessen was in der Zukunft noch passieren würde.“
 

Usagi hatte sich seit der Geschichte im Planetarium nicht mehr getraut etwas zu sagen. Sie wollte diesen schönen Nachmittag, der noch dazu geführt hatte, dass sie mit Seiya im Park saß und einen Crêpe aß, nicht ruinieren. Doch Seiyas Worte gingen ihr einfach nicht aus dem Kopf.

„Du bist so ruhig. Hab ich etwas falsch gemacht?“

Usagi sah auf und blickte in Seiyas Gesicht. Er schien nicht zu wissen, was in ihr vorging, oder wollte er so tun, als sei nichts geschehen? Dabei hatte Seiya ihr soviel offenbart. So viel mehr, als sie ihm von sich erzählt hatte. Auch sie hatte da dieses Geheimnis, auch wenn sie es bereits abgelehnt hatte. War es fair es ihm dennoch zu verschweigen?

„Nein, nein. Du hast nichts falsch gemacht... ich... Mir geht nur diese Geschichte nicht aus dem Kopf. Die du erzählst hast, meine ich.“

Usagi sah Seiya an, der sie jungenhaft anlächelte. Doch sie sah nicht mehr länger nur noch Seiya. Neben ihr saß die unbekannte Kriegerin. Eine von denen, die angeblich zu den Bösen gehörte. Das konnte doch nicht sein. Seiya war so freundlich, so fürsorglich. So jemand konnte doch nicht schlecht sein.

„Ach die. Ich hoffe sie hat dich nicht gelangweilt.“

Nur zu deutlich konnte Usagi die Unsicherheit aus Seiyas Stimme hören. Das war ungewohnt, aber irgendwie niedlich.

„Nein, sie wa-“

„Prinzessin...“

Usagi hielt inne, als sie eine vertraute Stimme hörte. Erschrocken sah sie auf, denn die Stimme klang so nahe. Er war hier ganz in ihrer Nähe, da war sie sich sicher. Sie spürte es.

„Schätzchen, ist alles in Ordnung?“

Verwundert sah Usagi zu Seiya. Er hatte es also nicht gehört. War sie denn die Einzige?

„Prinzessin... helft mir...“

Nein, etwas war ganz und gar nicht in Ordnung. Das wurde Usagi klar. Jemand, denn sie aus ihrer abgelegten Vergangenheit kannte, brauchte ihre Hilfe.
 

Helios spürte ihr Licht. Sie war ganz in seiner Nähe und nur sie konnte ihm jetzt noch helfen. Sein Geist rief um Hilfe. Ihrer Hilfe.

„Komm zurück!“

Da war sie wieder, die Angreiferin Elysions. Das konnte nur bedeuten, dass die Priesterinnen ihr unterlegen waren. Er musste weg. Er musste zu den Sailor Kriegerinnen und ihnen das Licht der Erde anvertrauen, bevor es in die falschen Hände geriet.

„Öffne dich...“, wisperte er leise und beschwor die ihm verbliebenen Kräfte. Die Pforte zwischen der Erde und Elysion öffneten sich. Sie war seine letzte Fluchtmöglichkeit. Helios streckte seine Hand nach dem Tor aus. Seine letzte Rettung lag genau vor ihm und doch, spürte er mit einem Mal, dass alles zu spät war.
 

Unmittelbar in Seiyas und Usagis Nähe, wurde der Springbrunnen weggesprengt, als sich die Pforte zu Elysion öffnete. Bruchstücke des Steines flogen in der Gegend herum und schlugen in den Asphalt, oder nahegelegenen Bänken ein.

Menschen die bis vor wenigen Sekunden noch friedlich beieinander gewesen waren, liefen panisch davon um bloß weg von diesem Unglück zu kommen.

Die Erde schien zu beben und entriss den Menschen ihre Standhaftigkeit. Genauso wie Usagi, die sich nur halten konnte, weil Seiya ihr seine stärkende Schulter gereicht hatte.

Es vergingen gefühlte Stunden, die eigentlich nur Sekunden waren, in denen Usagi in Seiyas Armen lag.

„Wir sollten schnell hier weg...“

Usagi sah zu Seiya auf. Ja, sie sollten hier weg, aber sie konnte nicht. Sie durfte nicht.

Als sie merkte, dass die Erde nicht mehr bebte, löste sie sich von Seiya. Er musste hier irgendwo sein. Helios, der um ihre Hilfe gebeten hatte und sicher in Verbindung mit dieser Explosion stand.

„Na Na, nun hast du wohl nicht mehr genug Kraft wegzulaufen.“

Usagi sah in die Richtung aus der mit einem mal diese kalte herzlose Stimme geworden war. Da war sie, die Kriegerin, die Helios fest in ihrer Gewalt hatte. Bewusstlos lag der junge Wächter Elysions am Boden und konnte nicht verhindern, dass ein seltsam leuchtender Strahl in Regenbogenfarben aus seiner Brust floss und sich in einer Kugel, die in der Hand der Kriegerin lag, sammelte. Egal was dort geschah, sie musste eingreifen.

„Warte, Schätzchen!“

Seiya hatte scheinbar erkannt, was in Usagi vorging, weswegen er ihr losstürmen damit stoppte, dass er seinen Arm vor ihr hielt.

„Überlass mir das.“

Ohne zu zögern ging Seiya an Usagi vorbei und näherte sich dem Gegner, der in seinem Tun inne hielt und den regenbogenfarbenen Strahl versiegen lies.

„Fighter Star Power, Make Up!“

Mit einem Schlag bewahrheitete sich Usagis Vermutung, dass Seiya eine der fremden Kriegerinnen war.
 

Wenn es stimmte, das Usagi die Mondprinzessin war, dann konnte Fighter sie unmöglich in den Kampf ziehen lassen. Sie musste Usagi mit allem was sie hatte beschützen.

„Oh... Du...“

Die Kriegerin sah zu Fighter, als sie deren Anwesenheit bemerkte und verzog verstimmt das Gesicht. Sie hatte viel mehr mit den irdischen Kriegern gerechnet, nicht aber mit der Made von Kinmoku, die sie auf die Feindesliste der irdischen Krieger gesetzt hatte.

„Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ihr euch noch aus eurem Rattenloch traut. Allerdings...“

Sie sah an Fighter vorbei und stellte lauthals lachend fest, dass die Kriegerin doch wirklich glaubte alleine gegen sie anzukommen. Wie erbärmlich. Aber gut, wenn sie das wirklich glaubte, dann wollte sie ihr doch noch ein paar Freunde zum Spielen geben.

„Weil du so tapfer bist, habe ich ein Geschenk für dich.“ Belustigt schnippte sie mit den Fingern, woraufhin sich bewusstlose Menschen, denen die Flucht nicht gelungen war, vom Boden erhoben.

„Ich habe mir erlaubt, den Menschen hier etwas Hermera zu schenken. Schaut, was mit jenen passiert, die keine Sailor Kräfte besitzen.“

Lichter stoben aus dem Boden und hüllten die Menschen in sich ein. Als er erlosch, standen sie als Monster, Nyx' Aither, vor Fighter.
 


 

Sie wusste von Seiyas Date, weswegen Nozomi unruhig wurde, als sie die Lichtsäulen aus dem Park kommen sah. Diesen Anblick kannte sie nur zu gut von Kinmoku, als sich die Bewohner in Aither verwandelt und gegen sie gekämpft hatten. Wenn Seiya dort war, befand sie sich eindeutig in Schwierigkeiten.

„Yaten, Taiki, ihr lockt die Sailor Krieger in den Park. Ich gehe schon einmal vor und halte den Schaden in Grenzen. Lange werde ich es aber nicht aushalten, deswegen beeilt euch.“

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, legte Nozomi auf und trat fester das Gaspedal nach unten. Sie hatte sich diesen Wagen, auch wenn es wohl gegen das Recht der Menschen war, geliehen und es grenzte an ein Wunder, dass sie damit umgehen konnte, doch sie hatte keine Zeit um sich Gedanken um Nichtigkeiten zu machen. Sie musste so schnell wie möglich in den Park, denn jetzt zählte wirklich jede Sekunde.
 

Fighter konnte nicht anders als den Aither auszuweichen. Nicht dass sie Skrupel hatte ihnen zu schaden, es lag viel mehr daran, dass sie zu sehr darauf fixiert war, diese von Usagi fernzuhalten. Wenn nicht bald Hilfe kam, war sie verloren.

„Fighter!“

„Bleib zurück, Schätzchen. Ich regel das schon.“

Sie durfte jetzt nicht aufgeben. Immerhin hatte sie sich geschworen, Usagi zu beschützen, selbst wenn sie dabei ihr Leben aufs Spiel setzte.

„Du langweilst mich, Kriegerin von Kinmoku. Wenn du dir nicht etwas mehr Mühe gibst, wird die Erde nie wieder das Tageslicht sehen!“

Fighter versuchte ruhig zu bleiben, obwohl die gegnerische Kriegerin ihr das alles andere als leicht machte. Dabei konnte sie nichts tun, außer sich und Usagi zu verteidigen, während ihre eigentliche Gegnerin sich wieder daran machte dem Wächter des Erdhermeras dieses zu entziehen.

'Wenn das so weitergeht... endet das hier wie auf Kinmoku... Aber alleine schaffe ich das nicht...'

Fieberhaft dachte Fighter darüber nach, wie sie ihre Gegnerin an ihrem Vorhaben hindern konnte.

„Fighter, pass auf!“

Fighter konnte trotz Usagis Warnung nicht mehr rechtzeitig reagieren und dem Energiestrahl ausweichen. Schützend zog Fighter Usagi in ihre Arme und machte ihren Körper zum Schutzwall für ihr geliebtes Schätzchen.

Der Schmerz, den Fighter in diesem Moment spürte, war unerträglich, doch sie durfte jetzt einfach nicht aufgeben. Sie musste durchhalten und weiterkämpfen, bis die Verstärkung, von der sie wusste, dass sie bereits auf dem Weg war, eintraf.
 

Sie sah diesen gequälten Gesichtsausdruck in Fighters Gesicht und bereute, dass sie sich wieder einmal beschützen ließ. Es war egal wer sie war, ob Sailor Moon, Serenity oder Usagi, es gab immer jemanden, der sein Leben riskierte nur damit sie in Sicherheit war.

„Fighter!“ Ihre Stimme wurde nahezu von Tränen erstickt, als sie Fighter an sich drückte. Doch die Kriegerin lächelte sie sanft an und tat so, als wäre alles Bestens. Eine Farce, die Usagi schnell durchschaute.

„Keine Sorge, Schätzchen. Das zwiebelt nur etwas.“

Sanft strich Fighter Usagi eine Strähne aus dem Gesicht und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Usagi wusste, dass sie das nur tat um sie zu beruhigen, doch es beruhigte sie nicht im geringsten. Es änderte schließlich nichts an der Tatsache, dass ihre schwache Anwesenheit die Chancen von Fighter noch mehr dezimierte. Die Chance selbst gegen diese Überzahl an Aither zu bestehen standen sowieso nicht gerade hoch und dann war sie zusätzlich noch der Klotz am Bein.

'Ich muss ihr helfen. Noch länger darf ich mich nicht hinter den anderen verstecken... Ich muss etwas unternehmen!'

Es war ein Gedanke, der Usagi einen Stich ins Herz versetzte. Sie hatte sich nun so lange gegen ihre Bestimmung, ihr Schicksal das sie Serenity war, aufgelehnt, doch nun konnte sie das nicht mehr. Sie durfte es einfach nicht. Als Sailor Moon trug sie immerhin die Verantwortung der Erde auf ihren Schultern. Diese konnte sie nicht einfach so ablegen, als wäre sie ein abgetragenes Kleidungsstück. Nein, sie musste jetzt handeln. Als Usagi, als Serenity, vor allem aber als Sailor Moon.

Fest entschlossen sammelte Usagi alle ihre Kräfte zusammen und hob ihre Hände um den heiligen Gral zu beschwören.

„Silver Moon Crystal Power, Make Up!“
 

Fighter wandte sich fassungslos zu Usagi um, die in ein silbernes Licht gehüllt war. Sie wusste, was das bedeutete und als das Licht erlosch und Usagi als Eternal Sailor Moon vor ihr stand, wurde dieses Wissen zur grausamen Wahrheit.

Bis zu diesem Moment hatte sie gehofft, dass Usagi nicht die Mondprinzessin war, doch nun hatte die Realität ihr eine brennende Ohrfeige verpasst.

„Ihr habt es wirklich gewagt so einen schönen Tag zu zerstöre, indem ihr den Menschen den Tag stehlen wollt. Das lasse ich nicht zu! Ich bin Sailor Moon und im Namen des Mondes, werde ich euch bestrafen!“

Erneut konnte Fighter nicht anders als in Usagi ihre Prinzessin Kakyuu zu sehen. Auch sie trug eine Last auf ihren Schultern und sie war bereit diese alleine zu tragen um all jene zu beschützen, die sie liebte. Dieser Wunsch, dieses Bestreben würde ihr Untergang sein und zurückbleiben würden jene, die sie liebten.

Mutig schritt Eternal Sailor Moon voran und beschwor ihren Stab. Schützend platzierte sie sich vor Fighter und ließ die Aither, die auf sie zu stürzten, keinen einzigen Augenblick lang aus den Augen.

„Silver Moon Crystal Power Therapy Kiss!“

Sailor Moons Stab entließ einen mächtigen Strahl, der alle Aither erfasste und ihnen ihre wahre Gestalt zurückgab, indem es die Menschen von dem Hermera trennte.

„Fighter, ist alles okay bei dir?“

Besorgt sah Eternal Sailor Moon zu Fighter, die fassungslos auf die gelichteten Reihen ihrer Feinde sah. Sailor Moon hatte sie mit einem einzigen Angriff besiegt. War sie, Fighter, denn wirklich so schwach, wie ihre Gegnerin es behauptete? Konnte sie nicht einmal diese geliebte Prinzessin beschützen, weil sie einfach nicht diese Macht besaß? Fighter biss sich auf die Unterlippe und schob diese negativen Gedanken und ihre Wut beiseite. Sie hatten noch eine Gegnerin vor sich und es war einfach nicht die Zeit in Selbstzweifel zu zerfließen.

„Hahahahahahahahahaha! Ihr seid zu spät! Zu spät!“

Von einer Sekunde zur anderen hatte sich der Himmel verdunkelt. Die Nacht war angebrochen, obwohl es gerade einmal der späte Nachmittag war. War es wirklich zu spät? Hatten sie trotz ihrer Bemühungen verloren?

„Starlight Honeymoon Therapy Kiss!“

Ein Strahl reiner Energie schoss auf ihre Gegnerin zu, die hysterisch lachend die Hand ausstreckte und diesen abwehrte. Doch Eternal Sailor Moon gab nicht auf und erstaunte Fighter damit nur noch mehr. Das Hermera der Erde war verloren und doch kämpfte Sailor Moon weiterhin diesen aussichtslosen Kampf.

„Awwwww, glaubst du wirklich du kannst gegen mich noch gewinnen? Lächerlich. Selbst du, Sailor Moon, die stärkste Kriegerin des Kosmos, kann gegen mich nichts mehr ausrichten. Ich habe die Macht von Kinmokus Hermera absorbiert und nun gehört mir auch das der Erde! Schau her!“

Fest drückte sich die Kriegerin die Kugel mit dem Hermera der Erde an ihre Brust. Ohne Probleme glitt dieses in sie und ließ ihre Augen bedrohlich rot aufleuchten.
 

Ja, das war sie, die Macht der Erde. Mehr Macht. Schon jetzt überragte sie Erebos und dass wusste sie nur zu genau, weswegen sie den Anstieg ihrer eigenen Kräfte ausgiebig genoss. Sie war gespannt, was sie nun mit dieser neuen Macht alles tun konnte. Vielleicht unterlag ihr ja sogar Sailor Moon. Hysterisch lachend streckte Discordia ihre Hand Sailor Moon entgegen und sammelte darin Energie für ihren alles vernichtenden Schlag.

„Halt, Sailor Discordia!“

Discordia zuckte zusammen, als die Stimme ihrer Mutter wie Donnergrollen über das Schlachtfeld tönte. Verstimmt sah sie sich um und erkannte schließlich ihre Mutter in dieser schwächlichen Verkleidung als normaler Mensch.

„Mir ist egal was du mit den anderen Kriegerinnen machst, aber ich rate dir Sailor Moon kein Haar zu krümmen.“

Ein verächtlicher Laut entglitt Discordia auf die Worte ihrer Schöpferin. Aus ihrer Sicht war es besser Sailor Moon auszuschalten, allerdings wäre es nicht dienlich für ihre Pläne, sich jetzt schon ihre eigene Mutter zum Feind zu machen.
 

Sie hatten es wirklich getan. Sie hatten ihre Maskerade vor den Inner Senshis fallen gelassen und waren nun auf der Flucht vor den Kriegerinnen, die ihnen nicht nur Flüche entgegenwarfen, um sie an der Flucht zu hindern.

„Bleibt sofort stehen!“

Unbeirrt trotz Venus' Ruf, liefen Healer und Maker die leeren Straßen des Pfades entlang, den sie für ihre Hatz ausgesucht hatten. Hier lebten kaum Menschen, was gut war in Anbetracht der Tatsache, dass die Kriegerinnen ohne Rücksicht auf Verluste ihnen ihre Angriffe entgegenschleuderten. Sie waren vollkommen besessen von der Zwietracht und blind dafür, was sie mit ihrem Tun anrichteten.

„Als ob wir so größenwahnsinnig wären...“, murmelte Healer und wich einem Feuerball von Mars ganz geschmeidig wie eine Katze aus. Sie beide durften sich nicht erwischen lassen, denn ihr Auftrag war es nun, die Kriegerinnen in den Park zu locken, wo hoffentlich Fighter die ein oder andere helfende Hand gebrauchen konnte.

„Was ist das?“

Ernst sah Maker in die Richtung des Parks und sah die silberne Säule, die sich gen Himmel erhob. Selbst von der weiteren Entfernung aus, konnten sie diese unbändige Kraft spüren, die von ihr ausging. Eine Kraft, die sie noch nie zuvor gespürt hatten.

Doch kaum, dass das Licht erloschen war, brach die Nacht über die Stadt ein, zusammen mit dieser düsteren Aura, die ihnen dass Gefühl gab, dass sie von überall beobachtet wurden. Healer und Maker kannten dieses Gefühl nur zu gut von Kinmoku, denn es war diese Aura, die alle Wärme und Liebe ausgelöscht hatte und alles Gute mit sich riss.

„Sie erscheint...“, wisperte Maker, die kurz in ihren Schritten inne gehalten hatte. Eine Tat, die sie wenige Sekunden später bereute, als ein Donnerschlag sie knapp verfehlte und neben ihr einschlug.

„Wir haben keine Zeit dafür. Wir müssen weiter.“

Healer hatte Recht. Sie hatten keine Zeit dafür. Wenn sie sich beeilten, konnten sie Nyx vielleicht doch noch aufhalten und das Hermera ihres Planeten zurückerobern.
 

Es war wohl das, was Sailor Moon als persönlichen Albtraum sah, als Kuraiko das Schlachtfeld betrat und ihre Gegnerin erfolgreich davon abgehalten hatte, sie anzugreifen.

„Kuraiko...“ Der Name ihrer Freundin kam ihr mit einem ungläubigen Unterton über die Lippen, denn sie ahnte bereits was passieren würde, auch wenn sie es nicht recht glauben wollte.

„Es tut mir leid, Usagi-chan. Die Zeit mit dir war aber wirklich schön. Wir hatten aufrichtigen Spaß miteinander. Deswegen tut es mir auch um die Erde leid, aber...“

Ein starker kalter Wind kam auf und hüllte Kuraiko in eine Wolke der Finsternis. Erst als diese sich gelegt hatte, erkannte Sailor Moon ihr wahres Gesicht.

„Du warst also die ganze Zeit in ihrer Nähe, Nyx!“

Fighter kannte dieses dunkelblaue Gewand und diese kalten, ausdruckslosen, nachtblauen Augen. Diese Frau hatte ihr Kakyuu genommen und sie würde nicht zulassen, dass sie ihr nun auch noch ihr Schätzchen nahm.

„Sailor Discordia... Beseitige diese Kriegerin Kinmokus.“

Sie schenkte Discordia keinen Blick, denn sie wusste, dass sie ihren Befehl folge leisten würde, auch wenn es ihr missfiel.

„Wie du befiehlst, Mutter...“

Fighter wollte gerade zu Discordia sehen, um den Angriff, den sie vorbereiten sollte, auszuweichen, doch da wurde sie bereits von einer unsichtbaren Macht von Sailor Moon weg geschleudert.

„Fighter!“ Panik ergriff Sailor Moon. Sie wollte zu der Kriegerin laufen und ihr helfen, doch gerade als sie einige Schritte gegangen war, prallte sie gegen eine unsichtbare Wand.

„Bleib von ihr fern, Usagi-chan. Diese Kriegerin ist des Todes.“

Nyx Gesicht blieb ausdruckslos, als sie auf Sailor Moon zuging, die versuchte die Barriere der Nacht zu durchbrechen.

„Fighter, warte ich komme!“

Wieder und wieder rammte Sailor Moon ihre Schulter gegen die Barriere und ignorierte dabei den Schmerz, der jedes Mal etwas stärker wurde. Sie wollte nur eines, Fighter helfen, die schwer angeschlagen war und nun als Gegnerin Discordia vor sich hatte.

Die Kriegerin der Zwietracht setzte bereits zufrieden lächelnd zu ihrem nächsten Schlag an, während Fighter alle verbliebenen Kräfte sammelte, um auszuweichen.

„Galactica Inflation!“

Scheinbar aus dem Nichts raste eine Welle der Energie auf Discordia zu, die dem gerade rechtzeitig ausweichen konnte, dabei aber ihren eigenen Angriff abbrach.
 

Ein Lächeln huschte über Fighters Gesicht. Noch nie war sie so froh drüber gewesen, dass Galaxia gerade jetzt erschien. Ja, sie brauchte Hilfe, sonst fiel ihr Schätzchen in Nyx' Hände und das durfte keinesfalls geschehen.

„Du kommst reichlich spät...“, scherzte sie daher und sah zu der goldenen Kriegerin, die sich neben sie gesellt hatte.

„Der Verkehr war die Hölle. Außerdem wollte ich nicht bei deinem Date stören.“

Galaxia erwiderte das Lächeln, welches Fighter ihr widmete. Niemals hätte sie geglaubt, dass Fighter und sie sich auf dieser Ebene verstehen würden, doch es gefiel ihr ohne Zweifel. Es war besser als die ungeliebte Rivalin zu sein.

„Was dagegen wenn ich mich um Sailor Discordia kümmere?“

Auch wenn Galaxia damit rechnete, dass Fighter ihr widersprechen würde, machte sie sich bereit für ihren nächsten Angriff.

„Solange ich der Ritter auf dem weißen Pferd für mein Schätzchen sein werde, kannst du dich kümmern um wen du willst.“

Das waren doch mal ungewohnte Worte von Fighter. Aber gut sollte sie ruhig der Held für die Mondprinzessin sein. Sie würde ihr den Weg dafür ebnen.

„Tut mir leid, aber weiße Pferde übersteigen unser Budget!“

Bereit für alles was sie nun im Kampf gegen Discordia ertragen und aushalten musste, stürzte sich Galaxia in den Kampf.
 

Nyx sah zu, wie Galaxia in den Angriff überging und ihre Tochter Discordia unter Beschuss nahm. Das bedeutete also, dass sie Sailor Star Fighters Gegner war.

„Usagi-chan, warte auf mich. Ich beseitige nur schnell den Störenfried.“ Sie lächelte Sailor Moon sanft an, die ihre Worte mit Schrecken aufnahm.

„Nein! Kuraiko, hör auf! Lass Fighter in Ruhe!“

Panisch hämmerte sie gegen die Barriere. Sie musste hier raus und Fighter helfen, doch wie?

„Wieso? Du brauchst sie nicht. Du brauchst jemanden, der dich wirklich beschützen kann. So wie ich. All das Hermera, Usagi-chan... Das habe ich nur für dich gesammelt. Mit diesem Hermera, bin ich stark genug um dich vor allen Gefahren der Galaxie zu beschützen. So wie ich es die versprochen habe.“

Versprochen? Sailor Moon wusste nicht was Nyx meinte, doch sie meinte es ernst. All diese Planeten, sie waren wegen ihr untergegangen?

„Red doch nicht so einen Unsinn!“

Sailor Moon sah auf, als sie Fighters Stimme hörte.

„Du sagst du bist wegen dem Hermera stark genug und kannst sie deswegen besser beschützen als ich? Das ist Unsinn! Ich mag schwach sein, aber ich kann auch ohne Hermera immer wieder Kräfte mobilisieren um aufzustehen. Im Gegensatz zu dir, kann ich selbstständig über meine Schwäche hinauswachsen. Ja, ich bin schwach. Ich konnte meine Prinzessin nicht beschützen, aber ich werde nicht noch einmal gegen dich verlieren. Ich werde mein Schätzchen retten!“

Desinteressiert sah Nyx zu der Kriegerin. Sollte sie es doch versuchen. Mit großen Sprüchen und Reden würde sie niemals gewinnen. Sie war einfach schwach und nichts konnte daran etwas ändern.
 

Fighter merkte, dass Nyx sie nicht ernst nahm, doch das war ihr egal. Sie würde schon noch merken, dass man sie nicht unterschätzen durfte, egal wie viel Hermera sie schon gestohlen hatte.

Fighter wusste nicht wieso, aber sie spürte plötzlich diese unbändige Macht in ihrem Herzen. Eine Macht, die ihr das Gefühl gab, dass sie Nyx heute besiegen konnte.

„Du machst dich lächerlich...“ Ruhig und ohne eine Regung von Gefühlen, antwortete Nyx auf Fighters Rede. Doch mit diesen Worten verstärkte sie nur noch mehr das Gefühl dieser Macht, die in ihrem Herzen anschwoll.

„Und wenn schon! Star Serious Laser!“

Mit der ganzen Energie die Fighter konzentriert hatte, griff sie Nyx an. Doch wie schon auf Kinmoku, hob sie ihre Hand als wäre das was sie zu bieten hatte wirklich lächerlich.

'Dieses Mal nicht!'

Fighter war zu allem entschlossen und diese Entschlossenheit spiegelte sich in ihrem Angriff wieder.

„NEIN!“

Es war ein kurzer Aufschrei, doch sie wusste, dass sie gewonnen hatte. Nyx hatte nachgegeben und das Zeichen dafür war eine Explosion und das Zusammenbrechen der Barriere, die Sailor Moon davon abhielt einzugreifen.

Triumphierend sah Fighter zu der Stelle, an der Nyx sich noch befinden sollte, doch sie war weg.

„Verdammt... Wie hat sie...?“ Sie lebte noch und war wohl auf, was Fighter bemerkte, als sie ihren Blick gen Nachthimmel wand, wo Nyx in den Armen einer anderen Kriegerin lag.

„Beruhige dich. Ich werde mich um diese unverschämte Made kümmern“, erklärte sie und ließ sich zusammen mit Nyx wieder auf den Boden nieder.
 

Etwas abseits vom Geschehen, hatte sich Suki auf einem Laternenpfahl niedergelassen und beobachtete den Kampf der Sailor Kriegerinnen. Auch sie war in dieser Nacht in ein rot-schwarzes Matrosenkleid geschlüpft. Es fehlten nur noch ein paar Akteure auf dieser Bühne. Solange musste sie waren, bis ihr Stichwort fiel und das Trauerspiel seinen Lauf nahm.

Sie spürte das Vibrieren ihres Handys, welches sie sich, mit einem roten Strick befestigt, um ihre Hüfte gebunden hatte. Kurz sah sie auf das leuchtende Display und erkannte Yumis Namen. Sie hatte sich entschieden, deswegen durfte, oder viel mehr konnte sie nicht abnehmen.

Erst einmal musste sie Discordias Bühnenshow ausführen. Was danach kam, stand in den lichterlosen Sternen geschrieben.
 


 

Discordia war wirklich die hartnäckigste Gegnerin seit langem. Das musste Galaxia zugeben. Sie wich wieder und wieder so flink aus, dass es den Anschein hatte, dass sie einfach verschwunden war. In Wahrheit erschien sie aber meist hinter Galaxia wieder.

„Eris Flash!“

Erneut brachte diese Taktik des Angriffes aus dem Hinterhalt sie zum schwanken. Ihre Rüstung, die sonst sogar Sonnenstürme unbeschadet aushielt, splitterte und drohte zu brechen.

„Wo ist deine Zuversicht hin, stärkste Kriegerin der Galaxie?“

Ja, wo war ihre Zuversicht nur hin? Stück für Stück hatte sie diese im Kampf verloren. Sie, die immer so stolz auf ihre Stärke gewesen war, hatte einen Gegner gefunden, der sie überragte.

„Star Gentle Uterus!“

Ein Angriff kam gerade auf Galaxia zugeschossen, als ein Wall reiner Energie sich vor ihr aufbaute. Sie war dankbar, auch wenn ihr Stolz durch die Tatsache, dass sie Hilfe brauchte, angeknackst war.

„Galaxia! Geht es dir gut?“

Lächelnd sah Galaxia hinter sich. Sie hatten es geschafft. Sie hatten die Kavallerie hergeholt. Damit waren die letzten Minuten angebrochen. Die letzten Minuten ihrer diebischen Feinde.
 

Nachdem Eternal Sailor Moon dank Fighters Hilfe aus Nyx Barriere entkommen war, hatte sie erneut zu den Waffen gegriffen. Fighter konnte unmöglich gegen zwei Gegner kämpfen, weswegen sie sich schützend vor ihr aufgebaut hatte und sich kampfbereit dem Neuankömmling präsentierte.

„Erebos, schalte diese Kriegerin Kinmokus aus. Bring mir Sailor Moon!“

Verstehend nickte Erebos und machte einen Schritt auf Sailor Moon zu. Doch diese machte keine Andeutungen auch nur einen Schritt zurückzuweichen und Fighter damit den Löwen zum Fraß vorzuwerfen.

„Sailor Moon, geh aus dem Weg!“

„Niemals! Ich werde Fighter beschützen!“

Erebos erkannte, dass sie wohl keine andere Wahl hatte. Sie musste Sailor Moon mit einem schwachen Angriff ausknocken, um an die unverschämte Made zu kommen, die beinahe ihre Schwester ausgelöscht hatte. Eine kleine Explosion würde reichen, um Sailor Moon aus dem Weg zu räumen. So viel stand fest.

Sie hob ihre Hand, die in schwarzen Samt gehüllt war und an deren Fingerkuppen plötzlich ein Licht aufglomm. Sie setzte bereits zu einer Bewegung an, als...

„Space Turbulence!“

Ein brennender Schnitt zog sich über Erebos Handrücken. Reflexartig zog sie die Hand zurück und sah wütend zu ihrer linken, von wo der Angriff gekommen war. Dort standen sie, die vier Outer Senshis dieses Sonnensystems.

Ein weiterer Blick über das Schlachtfeld verriet Erebos, das ihre Situation sich geändert hatte, denn auch die Inner Senshis hatten sich in den Kampf eingeklinkt. Schlecht, denn damit waren sie zahlenmäßig unterlegen.

„Uranus!“

Die Freude und Erleichterung war deutlich in Sailor Moons Stimme herauszuhören, denn so lange ihre Freunde da waren und sie im Kampf unterstützten, konnte Fighter sich ausruhen und erneut Kräfte sammeln.
 

Ihr Plan funktionierte also. Damit konnte sie alle aus dem Weg räumen, die nur ein Hindernis für sie waren. Zufrieden hob Discordia ihre Hand und schickte einen Strahl gen Himmel, der ihr Signal war. Sie hatte gewonnen, ganz gleich was Erebos später sagen würde. Sie hatte die Krieger dieses Sonnensystems ausradiert. Sie allein, die bald die mächtigste Sailor Kriegerin im Kosmos war.
 

Die Sailor Kriegerinnen sahen gen Himmel, als ein Lichtstrahl emporstieg und zu einem farblosen Feuerwerk wurde. Es verging nur ein Augenschlag, als der Nachthimmel plötzlich grell aufleuchtete und schließlich als gewaltiger Lichtregen auf die Kriegerinnen niederregnete.

Wie glühende Meteore schlugen sie in den Boden ein und hinterließen Spuren der Zerstörung.

Sailor Moon erkannte sofort, genau wie ihre Freundinnen, dass dieser Lichterregen gefährlich war. Geschickt wichen sie seinen Tropfen an. Es schien jedoch kein Ende zu nehmen und Sailor Moons Aufmerksamkeit wurde plötzlich auf Helios gelenkt, der bewusstlos am Boden lag. Bisher grenzte es an ein Wunder, dass keiner der Tropfen ihn erwischt hatte. Doch lange konnten sie nicht hoffen, dass dieses Wunder auch weiterhin andauerte.

„Helios!“

Fest entschlossen, lief Sailor Moon auf Helios schlafenden Körper zu und hob ihren Stab, um mit der Macht des Silberkristalls einen Schutzschild um sie zu errichten. Sie musste nur solange durchhalten, bis der Regen stoppte und keine Gefahr mehr drohte.

„Genug damit!“

Sailor Moon sah auf, als sie die Stimme Discordias hörte. Die Kriegerin machte sich zum alles entscheidenden Schlag bereit.

„Eris Final Break!“

Der Lichterregen war erloschen, doch Discordia ließ den Kämpfenden keine Ruhe und machte ihren alles zerstörenden, finalen Schlag bereit.

„Das wirst du nicht!“

Obwohl ein Grollen die Luft erfüllte, hörte Sailor Moon Erebos aufgebrachte Stimme. Sie schien zu wissen, was das für ein Angriff war und versuchte nun, diesen zu verhindern.

Es ging alles so schnell. Erebos war auf Discordia zu gestürmt, obwohl die Erde bebte, doch noch bevor sie die Zwietracht erreichen konnte, durchbohrte ein Strahl reinen Lichts die Kriegerin der Finsternis, die leblos zu Boden fiel.

„Ich hab es dir gesagt. Misch dich nicht ein.“

Hysterisch lachend entließ Discordia ihre Macht, aufgeteilt auf 14 zerstörerische Impulse, die die Kriegerinnen um sie herum anvisierten. Sailor Erebos sollte nicht die Einzige sein, die hier und jetzt ihr Leben ließ. Jeder, Nyx eingeschlossen, sollte sterben, damit sie, Discordia zur mächtigsten Kriegerin des Kosmos wurde.

„Silver Moon Crystal Power!“

Ohne darüber nachzudenken, hatte Sailor Moon mit Hilfe aller ihrer Kräfte den heiligen Gral beschworen. Sofort fokussierten sich die Lichtimpulse auf sie und den heiligen Gral. Impuls für Impuls vereinte sich mit dem heiligen Gefäß, dessen Kraft immer weiter anschwoll und immer mehr in sich aufnahm. Risse zeichneten sich auf dem Kelch ab. Genauso wie auf Sailor Moons Brosche, in der ihr Silberkristall ruhte. Es war der letzte Impuls, der das Fassungsvermögen den Grals und des Silberkristalls überstieg. Mit einem knacksenden Geräusch, barsten Sailor Moons Brosche und der Gral in tausend Stücke.
 

Fighter hatte bemerkt, was Sailor Moon plante. Doch zu spät, der Silberkristall war zerbrochen und Usagi fiel wie eine leblose Puppe, ihren Blick stumpf gen Himmel gewandt, zu Boden.

„Schätzchen!“

Die Gefahr war gebannt, doch zu welchem Preis? Was hatte ihr Schätzchen da getan? So schnell ihre Beine sie trugen, lief sie ihrem Schätzchen entgegen, doch sie prallte plötzlich gegen eine unsichtbare Wand.

„Bleib von Usagi-chan fern...“, murrte Nyx, die der Kriegerin Kinmokus aber sonst keine weitere Beachtung schenkte.

Fest hämmerte Fighter gegen die Barriere und sah zu, wie Nyx auf Usagi zu ging und sie vom Boden auf ihre Arme hob.

„Star Serious Laser!“

Wieder und wieder schleuderte Fighter ihre Angriffe gegen die Barriere, doch sie gab keinen Millimeter nach.

„Discordia, wir gehen. Nimm Erebos Stein mit. Über das was du getan hast, werden wir noch reden.“ Nyx warf Fighter einen letzten Blick zu, bevor sie mit Usagi auf ihren Armen verschwand.

„Jaja... Ich kümmere mich um den Rest“, knurrte Discordia und hob einen Stein auf, der dort lag, wo Erebos ihrer List zum Opfer gefallen war.

„Du räumst für mich auf und beseitigst den Rest!“, rief sie gen Himmel, bevor sie dem Beispiel ihrer Mutter folgte und verschwand.

„NEIN! Schätzchen!“

Verloren. Sie hatten nicht nur das Erdhermera verloren, sondern auch die Prinzessin des Mondes.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Cliffhänger~ Ich hoffe ihr liebt sie. Wenn nicht, dann lyncht mich doch.
Was haltet ihr von dem Ende? Grandios, oder? Ich liebe ja die unmerkliche, merkbare Entwicklung. Komplett anzeigen

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