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Quietus

von

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prologue.


 

prologue.

„Hey, Kuroko!“
 

Kuroko sah auf und drehte sich um.
 

„Ah, Kagami-kun. Es ist ungewöhnlich, dass du mich außerhalb des Trainings ansprichst.“
 

Kagami kam langsam näher, seinen Blick fest auf seinen Gegenüber gerichtet, um diesen nicht aus den Augen zu verlieren - was bei einer Person wie Kuroko schnell passieren konnte.
 

„Was soll das denn heißen?“, gab Kagami schmollend zurück. „Tch.“
 

Die beiden befanden sich auf dem Schulgelände, das Training für den heutigen Tag hatte gerade geendet
 

„Kagami-kun?“
 

„Was?“
 

„Weswegen hast du mich angesprochen?“, hakte Kuroko nach, als er realisierte, dass Kagami bereits den Faden der Konversation verloren hatte.
 

„Ist es wirklich okay, dass wir mit diesen Kerlen zusammen spielen?“, fragte Kagami verlegen und wandte den Blick schließlich doch von Kuroko ab. „Ich meine, sie werden alle hier herkommen, oder?“
 

„Also das ist es, was dich die ganze Zeit über beschäftigt hat?“ Kuroko lächelte. „Es gibt nichts, worüber du dir Sorgen machen musst, Kagami-kun.“
 

„S-so war das nicht gemeint! Nur...“, protestierte Kagami. „Ist es okay, wenn ihr alle wieder zusammen spielt?“
 

„Kagami-kun macht sich über die seltsamsten Dinge Gedanken“, bemerkte Kuroko lächelnd und sah Kagami an. „Sie haben aus ihren Fehlern gelernt.“
 

„Hmph.“
 

„Und auch ich habe aus meinen Fehlern gelernt“, fügte Kuroko hinzu. „Und du und ich - zusammen - können wir es mit ihnen aufnehmen, oder etwa nicht, Kagami-kun?“
 

Kagami seufzte. „Unsere Ergebnisse bei der letzten Inter High sagen da aber etwas anderes...“
 

„Kagami-kun strengt einfach sich nicht genug an“, entgegnete Kuroko spöttisch und drehte sich um. Kurokos Schlagfertigkeit war etwas, an das Kagami sich nie gewöhnen würde. Kuroko entfernte sich mit kleinen Schritten und Kagami starrte ihm eine Weile hinterher, bis er ihn schließlich mit wenigen Schritten einholte.
 

„Freust du dich?“
 

„Du lernst inzwischen, seine Umgebung zu beobachten“, antwortete Kuroko.
 

„Tch“, stieß Kagami aus. „Hör' schon auf mit dem Quatsch.“
 

„Natürlich freue ich mich.“ Kuroko lächelte und starrte zu Boden. „Ich freue mich, noch einmal mit Aomine-kun und den anderen auf dem Feld stehen zu können.“
 

„Hmph, Aomine kann ruhig weg bleiben.“
 

„Das ist unhöflich, Kagami-kun“, ermahnte ihn Kuroko.
 

„Tch...“ Kagami schwieg für einen Moment. „Du hängst noch immer sehr an Aomine, oder?“
 

„...“
 

„Hah... ich denke, das ist wie bei mir und Tatsu-“
 

„Nein“, unterbrach ihn Kuroko. Kagami sah ihn überrascht an, Kuroko fiel selten anderen ins Wort. „Es ist nicht wie bei dir und Himuro-san. Es ist etwas anderes.“
 

Kagami schwieg und überlegte, versuchte, die ungewöhnliche Reaktion seines Partners zu verstehen. Er beugte sich nach vorn, um Blick auf Kurokos Gesicht zu erhaschen, doch dieser richtete seine Augen weiterhin nach unten. Jedoch wusste Kagami, auf Kurokos Gesicht ohnehin keinerlei Ausdruck zu finden.
 

„Kagami-kun, starr bitte nicht so.“
 

„Tsk“, stieß Kagami aus, doch innerlich war er froh über den Themenwechsel. „Ich werde nie verstehen, was in deinem Kopf vorgeht.“
 

„An seinen Observationsfähigkeiten muss du noch arbeiten, Kagami-kun.“
 

„Wie auch immer“, entgegnete Kagami. „Mann, hab ich Hunger. Gehen wir noch etwas essen?“
 

„Mh.“ Kuroko nickte leicht.
 

Die beiden gingen schweigend nebeneinander her. Selbst Kagami bemerkte die bedrückte Stimmung die mit der Erwähnung Aomines aufkam. Auch nach so langer Zeit schien Kuroko sich viele Gedanken um seine Zeit in der Mittelschule zu machen, doch Kagami wurde darauß nicht schlau.
 

„Weißt du...“, begann Kuroko schließlich und brach das Schweigen. Kagami horchte überrascht auf, Kuroko ergriff nicht oft von selbst das Wort. „Es ist nur eine Woche, aber ich hoffe, Aomine-kun und ich und auch die anderen können damit unsere verlorene Zeit aufholen.“
 

„Eure verlorene Zeit aufholen?“
 

„Ja“, bestätigte Kuroko bedacht. „Du weißt ja, was damals passiert ist. Aomine-kun-“
 

„Aomine dies, Aomine das“, unterbrach Kagami, auch wenn er realisierte, dass er mit dem Thema angefangen hatte. „Gibt es in deinem Kopf noch irgendetwas anderes? Hmph, ich werde deinen Kollegen schon zeigen, dass ich ihnen in nichts nachstehe.“
 

„Tut mir Leid, Kagami-kun“, sagte Kuroko schließlich. „Es bedeutet mir nur sehr viel, wieder mit den anderen...“
 

Kuroko hielt inne. Es sah ihm nicht ähnlich, derart in Sentimentalitäten zu verfallen, doch er Gedanke, wieder mit seinen ehemaligen Teammitgliedern spielen zu können, lösten in ihm die verschiedensten Gefühle aus.
 

„Haha!“ Kagami lachte plötzlich auf und Kuroko fuhr zusammen, wurde aus seinen Gedanken gerissen. Kagami legte seine Hand auf Kurokos Schulter, seine große Handfläche lag schwer auf dem immer noch eher schmächtigen Körper.
 

„Kagami-kun?“
 

„Hmph, ich werde dir und deinen Freunden schon zeigen, dass ich der einzige Partner für dich bin. Du wirst gar nicht mehr an die anderen denken wollen.“
 

„Kagami-kun...“ Kuroko zögerte für einen Moment, sah jedoch schließlich auf und lächelte. „Danke.“
 

Kagami ließ von seinem Partner ab und stieß ihn leicht nach vorn, was Kuroko fast dazu brachte, das Gleichgewicht zu verlieren und er stolperte ein paar Schritte.
 

„Und jetzt beeilen wir uns, ich verhungere fast.“
 

„Ja.“

I.


 

You don't reach for my hand

Because you're afraid of the shadows

But you can't escape

And your vision gets distorted

I.


 

„Kurokocchi!“
 

Kuroko sah auf und drehte sich um. Jemand kam mit schnellen und entschlossenen Schritten auf ihn zu, ein breites Lächeln auf dem Gesicht.
 

„Benötigst du etwas, Kise-kun?“, fragte Kuroko höflich. Kise schüttelte den Kopf.
 

„Ich wollte einfach nur mal Hallo sagen. Du ignorierst mich schon den ganzen Tag~“, schmollte Kise.
 

„Solche Gespräche müssen warten, wir sollten trainieren“, antwortete Kuroko und wich Kises Feststellung aus.
 

Kuroko lehnte nach Luft schnappend an eine Wand im Gang außerhalb der Halle, Schweiß rann ihm von der Stirn. Das Quietschen der Turnschuhe und das Aufschlagen der Basketbälle war noch deutlich zu hören. Gedämpfte laute Stimmen drangen an Kurokos Ohr, welche jedoch fast von seiner eigenen schweren Atmung übertönt wurde.
 

„Eh~ aber bist du nicht derjenige, der sich von den anderen entfernt hat, um eine Pause zu machen?“, sagte Kise lächelnd. „Ich habe mir echt sorgen gemacht, als du eben zusammengebrochen bist.“
 

Kuroko hasste es, noch immer nicht mit den anderen mithalten zu können und ballte die Faust, ignorierte Kises Starren für einen Moment. Es war der erste Tag des Trainings gewesen und sie hatten nur diese eine Woche Zeit, um das Team zusammen zu stellen und trotz dessen konnte Kuroko bereits am ersten Tag nicht mit seinen Teammitgliedern mithalten. Selbst Kagami hatte keine Probleme, dem Trainingsprogramm zu folgen. Er hasste es.
 

„Haah~“, seufzte Kise. „An Aominecchi komme ich immer noch nicht heran. Ich dachte, ich wäre endlich besser als er, aber in den letzten Monaten ist er noch viel stärker geworden.“
 

Kise lächelte. „Aber ich werde nicht aufgeben. Ich kann kaum erwarten, dir all meine neuen Tricks zu zeigen, Kurokocchi.“
 

„...“ Kuroko seufzte und ließ die Schultern hängen. „Wie ich sehe, hast du dich nicht verändert, Kise-kun.“
 

„Und Kurokocchi ist immer noch eiskalt“, entgegnete Kise spöttisch und strich sich durch die Haare. „Ich habe dich so vermisst.“
 

„Ich bin mir sicher, Kise-kun freut sich auch, mit den anderen zu spielen“, antwortete Kuroko monoton.
 

Für eine Weile herrschte Stille. Kurokos Atmung beruhigte sich allmählich und er schien wieder zu Kräften zu kommen, stieß sich sanft von der Wand ab.
 

„Fällt dir denn gar nichts auf?“, fragte Kise plötzlich und spielte noch immer mit seinen Haaren. Kuroko sah auf, blickte in das amüsiert lächelnde Gesicht seines Gegenübers.
 

„Ich weiß nicht, wovon du sprichst“, antwortete Kuroko, der Kise desinteressiert, jedoch aufmerksam, musterte.
 

„Meine Haare“, erklärte Kise selbstsicher. „Sie sind ein wenig kürzer, findest du nicht?“
 

„Ah.“ Kuroko wandte den Blick ab. Natürlich hatte er Kises Frisur bemerkt, es jedoch nicht für sonderlich beachtenswert gehalten.
 

„Ich habe dir auch Bilder geschickt, aber du hast nie auf meine Nachrichten geantwortet“, sagte Kise und setzte einen enttäuschten Blick auf. „Ich dachte schon, du hast deine Adresse gewechselt.“
 

Kuroko schwieg. Er hielt es für das beste, nicht auf Kises Versuch ein Gespräch anzufangen, einzugehen.
 

„Oder hat Kurokocchi mich ganz und gar vergessen?“, hakte Kise nach und machte einen Schritt nach vorn, verringerte den Abstand bis auf wenige Zentimeter. Kuroko war nun in Kises Reichweite gekommen, doch Kuroko wich nicht zurück.
 

„Aber wie ich sehe, hast du deine Haare auch...“ Kise streckte einen Arm aus, seine Fingerspitzen streckten sich nach Kurokos Haaren, wollten sie berühren. Kuroko wich vorsichtig einen Schritt zurück, doch Kise verringerte den Abstand in gleichem Atemzug, seine Hand kam immer näher und-
 

„Hey, Kuroko! Deine Pause ist vorbei!“ Die unverkennbare Stimme ließ Kise zusammenzucken und innehalten, sein Lächeln verschwand. Kagamis Silhouette erschien am anderen Ende des Ganges, er hatte gerade die Halle verlassen und richtete seinen suchenden Blick auf die beiden im Gang verweilenden. Er ging ein paar Schritte auf sie zu, doch blieb einige Meter vor ihnen stehen. Kises Arm sank, doch sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht.
 

„Und Kise ist auch da. Die anderen fragen sich schon, wo ihr seid. Hier wird nicht geschwänzt, oder?“, fragte Kagami herausfordernd und drehte sich wieder um, entfernte sich von den beiden ohne auf eine Antwort zu warten.
 

„Eh~ wir kommen gleich, Kagamicchi~“, rief Kise im gewohnt heiteren Tonfall, doch fokussierte seinen Blick noch immer auf Kuroko.
 

„Wir sollten unser Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen, Kise-kun“, sagte Kuroko schließlich, schenkte Kise jedoch keinen weiteren Blick. Er huschte an Kise vorbei, welcher einige Momente auf der Stelle verharrte, ehe er sich schließlich umdrehte und Kuroko hinter der Hallentür verschwinden sah.
 

„Eh~, setzen wir unser Gespräch später fort, Kurokocchi“, sagte Kise leise und lächelte, ehe er die Hallentür aufschwang.
 

***
 

„Kagamicchi ist so gemein!“, rief Kise protestierend und die Anwesenden horchten auf. „Erst nimmt er mir Kurokocchi weg und jetzt Aominecchi!“
 

„Ich weiß gar nicht, was dein Problem ist, Kise...“, seufzte Aomine. „Versuch' Kagami doch einfach den Ball abzunehmen, wenn du mitspielen willst...“
 

„Hmph“, stieß Kise aus und funkelte Kagami an. „Ich möchte allein mit Aominecchi spielen.“
 

„Hah...“ Aomine seufzte erneut und dribbelte den Ball ungeduldig vor sich her. Kagami zuckte unbeholfen mit den Schultern.
 

„Ich muss doch schwer bitten“, mischte sich Midorima ein und warf den drei Störenfrieden einen finsteren Blick zu. „Wie oft wollt ihr das Training noch unterbrechen?“
 

„Eeeh~“, gähnte Murasakibara und trat ebenfalls näher. „Können wir eine Pause machen? Ich hab Hunger~“
 

„Ich fürchte, das wird nicht möglich sein“, sagte Akashi und er deutete den Anwesenden, das Training fortzusetzen. „Wir haben nicht viel Zeit, also sollten wir sie so effizient wie nur möglich nutzen.“
 

Murasakibara gähnte erneut und Midorima ließ nur ein Raunen über seine Lippen weichen, ehe sie sich wieder um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerten. Kise protestierte noch immer und auch Aomines Stimme wurde zunehmend lauter.
 

„Läuft das immer so bei euch?“, murmelte Kagami verzweifelt und sah zu Kuroko, der plötzlich neben den Streitenden aufgetaucht war.
 

„Ja.“ Kuroko nickte leicht.
 

„Wow“, sagte Kagami zögerlich, während er beobachtete, wie Aomine und Kise sich wüste Beleidigungen an den Kopf warfen. „Die großen Kiseki no Sedai habe ich mir anders vorgestellt.“
 

Kuroko lächelte. „Es ist gut so. Es ist so wie damals.“
 

„Hah...“ Auch Kagami entwich ein tiefer Seufzer und er schnappe sich einen der am Boden rollenden Bälle. „Ich denke, wir sollten die beiden das unter sich ausmachen lassen, auch wenn ich Aomine beinahe besiegt hatte.“
 

„Hm, Kagami-kun kann es also endlich mit Aomine-kun aufnehmen?“, sagte Kuroko spöttisch und lächelte Kagami an.
 

„Hmph, natürlich, das solltest du doch wissen.“ Kagami warf Kuroko den Ball zu. „Komm, machen wir eben ohne die beiden weiter.“
 

„Hey, Kurokocchi-“, rief Kise über die Schulter, als er bemerkte, dass Kuroko und Kagami wieder ihre Runden drehten.
 

„Fang“, sagte Aomine und warf Kise den Ball zu, welcher ihn nur knapp fing und seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Gegenüber richtete.
 

„Eeh, wegen dir ist Kuro-“
 

„Jetzt bekommst du dein Match gegen mich, also sei gefälligst zufrieden“, brummte Aomine und machte sich bereit.
 

„Heh, du solltest mich nicht mehr unterschätzen, Aominecchi“, entgegnete Kise. „Glaub nicht, dass ich nicht auch hart trainiert habe.“
 

Die lauten Stimmen der beiden Rivalen erfüllten die Halle, was die meisten jedoch nicht weiter störte.
 

„Naja, Kise scheint ja bekommen zu haben, was er wollte“, bemerkte Kagami. „Auch wenn ich nicht weiß, ob das eine gute Idee war. Hey, Kuroko... Kuroko?“
 

Kagami hielt inne und sein Blick streifte durch die Halle, gerade war Kuroko doch noch neben ihm? Nicht unweit von Kagami lag Kuroko auf dem Boden, blass und schwer atmend.
 

„Hey, Kuroko!“ Kagamis Ruf ließ die anderen erneut aufhorchen.
 

„Kurokocchi!!“ „Tetsu!“ Kise und Aomine ließen ebenfalls von ihrem Wettstreit ab und waren mit wenigen Schritten bei Kuroko angekommen, der versuchte, sich aufzurichten.
 

„Alles in Ordnung, Tetsu?“, fragte Aomine und half Kuroko schwerfällig auf die Beine.
 

„Was ist es dieses mal?“, raunte Midorima, kümmerte sich jedoch nicht weiter um Kuroko und die anderen.
 

„Eh~, Kurochin schläft immer noch während des Trainings ein“, murmelte Murasakibara amüsiert und stellte sich neben Akashi, der die Situation mit einem Seufzer bemerkte.
 

„Kurokos Ausdauer bezüglich Training scheint sich nicht merklich verbessert zu haben“, stellte Akashi fest. „Geht wieder zurück an die Arbeit, ihr tut Kuroko keinen Gefallen, wenn ihr ihm helft.“
 

„Aber Akashicchi-“, protestierte Kise, welcher Kuroko nur besorgt anstarrte.
 

„Heh, das ist ja fast schon nostalgisch“, bemerkte Aomine und ließ Kurokos Arm los. Kuroko stand die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben und er konnte nicht mehr als Aomines Kommentar mit einem müden Lächeln zu erwidern.
 

„Kuroko“, began Akashi und sah Kuroko prüfend an. „Ich erlaube dir Ausnahmsweise eine Pause.“
 

„Verstehe.“ Kuroko nickte und begab sich zur Tür, die anderen sahen ihm nach.
 

„Zurück zum Training“, sagte Akashi scharf und drehte sich um.
 

„Kurokocchis Schwächeanfälle schocken mich immer wieder“, sagte Kise und verzog das Gesicht.
 

„Ach, Tetsu schafft das schon“, bemerkte Aomine und entfernte sich ebenfalls.
 

„Ich hab ihn schon lange nicht mehr so fertig gesehen“, stellte Kagami fest und zuckte mit den Schultern. „Akashis Regimen setzt ihm wohl mehr zu als Seirins.“
 

„Wie könnt ihr nur alle so Leichtfertig damit umgehen?!“, protestierte Kise und drehte sich um, nur um feststellen zu müssen, dass Kagami und Aomine bereits wieder gegeneinander spielten. „Hey, das ist nicht fair, wir waren gerade mitten im Match-“
 

„Tja, zu spät, Kise“, lachte Aomine und nahm Kagami den Ball ab, welcher daraufhin nur wütend grummelte.
 

„Tch, dann sehe ich eben nach Kurokocchi!“, rief Kise und verschwand hinter der Tür zur Halle.
 

„Unerhört“, beschwerte sich Midorima und sah zu Akashi. „Jeder macht, was er will. Sie sollten sich ihrem Alter gerecht verhalten.“
 

„Das ist schon in Ordnung“, sagte Akashi, was eine überraschte Reaktion in Midorima hervorrief.
 

„Aber...“
 

„Ich denke, sie wissen, dass sie ihre vertrödelte Zeit noch am heutigen Tag nachholen müssen“, erklärte Akashi lächelnd und wandte sich ab.
 

„Hmph.“ Midorima rückte seine Brille zurecht.
 

***
 

„Du bist noch da, Tetsu?“
 

„Ja.“
 

Aomine betrat die hell erleuchtete Halle. Draußen war es schon dunkel geworden und das Training für den Tag war beendet.
 

„Oh Mann, Akashi hat uns richtig schuften lassen“, sagte Aomine und streckte sich. „Und trotzdem bist du noch hier?“
 

„Ja, ich hatte immerhin eine längere Pause“, erklärte Kuroko und setzte zum Wurf an, jedoch ging der Ball daneben und kam erfolglos auf dem Boden auf.
 

„Haha, deine Würfe sind wohl immer noch so schlecht wie immer“, lachte Aomine und hob den Ball auf. „Wollen wir ein bisschen spielen?“
 

„Gerne, Aomine-kun“, antwortete Kuroko und erwiderte das Lächeln. Jedoch hielt das gemeinsame Spiel der beiden nicht lange an, denn nach nur wenigen Körben sank Aomine erschöpft zu Boden.
 

„Ich bin echt geschafft“, murmelte er und gähnte laut.
 

„Einfach so mitten im Match aufzuhören... Gibst du etwa auf, Aomine-kun?“, fragte Kuroko herausfordernd und Aomine lachte laut.
 

„Als ob du auch nur den Hauch einer Chance gegen mich hattest, Tetsu.“
 

„Dann ist dies wohl mein erster Sieg gegen Aomine-kun“, entgegnete Kuroko lächelnd und setzte sich ebenfalls hin. Seine Glieder schmerzten bei jeder Bewegung wie schon lange nicht mehr.
 

„Nicht einmal in deinen Träumen“, sagte Aomine. „Morgen werde ich es dir nicht so leicht machen.“
 

„Danke, Aomine-kun.“
 

„... für was?“, fragte Aomine verdutzt.
 

„Dafür, dass du zum Training erschienen bist“, erklärte Kuroko.
 

„Tch“, murmelte Aomine. „Ist ja nicht so, dass ich es wollte. Aber wenn sich die anderen versammeln, konnte ich ja nicht als einziger aus bleiben.“
 

„...“
 

„Aber“, begann Aomine und ließ sich auf den Rücken fallen. Kuroko horchte auf. „Es war toll mit allen den Tag zu verbringen. Man fühlt sich direkt in eine andere Zeit versetzt.“
 

„Da hast du recht“, stimmte Kuroko zu. Es kam ihm wirklich vor, als würde er noch einmal in der Vergangenheit leben, als würde er die Fehler wieder gut machen, die er damals begangen hatte.
 

„Auch wenn wir uns nicht zu sehr dran gewöhnen sollten“, fügte Aomine hinzu. „Nach dem Match sind wir alle wieder Gegner.“
 

Kuroko nickte mit einem bitteren Lächeln.
 

Aomine sprang plötzlich auf und streckte sich, Kuroko tat es ihm gleich.
 

„Machen wir das beste aus unserer Zeit“, sagte Aomine mit einem Lächeln und streckte den Arm aus. „Tetsu.“
 

Aomines Hand berührte Kurokos Kopf, Finger strichen grob durch seine Haare. Kuroko schlug den Arm sanft beiseite.
 

„Lass das bitte, Aomine-kun“, mahnte Kuroko, woraufhin Aomine nur laut lachte.
 

„Ihr seid ja immer noch hier.“ Eine laute Stimme schallte durch die Halle, Aomine und Kuroko sahen überrascht auf.
 

„Kagami-kun.“ Kuroko blickte Kagami fragend an.
 

„Ich schließe die Halle ab, also macht da ihr hier rauskommt“, bemerkte Kagami genervt. „Der Coach hat mich aufräumen lassen und plötzlich waren alle schon weg. Ich dachte, ich wäre der einzige, der noch hier ist.“
 

Kuroko nickte und hob den Ball auf, machte sich bereit, zu gehen.
 

„Hey, Kagami“, begann Aomine plötzlich und lächelte herausfordernd. „Morgen mach ich's dir nicht so leicht, klar?“
 

„Heh“, stieß Kagami aus und baute sich auf. „Das gleiche kann ich auch sagen.“
 

„Aomine-kun, Kagami-kun...“, sagte Kuroko und ließ die Schultern hängen, doch die beiden Rivalen schenkten ihm keine weitere Beachtung. Kagami kam auf Aomine zu und funkelte ihn angriffslustig an.
 

„Hey, Tetsu, gib mir den Ball“, sagte Aomine und noch ehe Kuroko sich versah, war der Basketball nicht mehr in seinem Besitz. „Ein Match.“
 

„Wir scheinen uns ja doch zu verstehen“, entgegnete Kagami lächelnd. Kuroko seufzte und trat einige Schritte zurück, um den Spielern nicht im Weg zu stehen. Aomine ließ den Ball zwischen seinen Händen hin und her gleiten.
 

„Versuch nur, einen einzigen Korb gegen mich zu machen“, begann Aomine gelassen. „Ich garantiere dir, es wird dir nicht gelingen.“
 

Sobald Aomine seinen Satz beendet hatte, stürmte Kagami auf ihn zu und schon nach wenigen Momenten fand ein einseitiger Schlagabtausch statt. Beide waren erschöpft von dem harten Training, doch der Ball glitt federleicht zwischen Aomines Händen, während Kagami kläglich daran scheiterte, seinen Zug zu machen. Nach nur fünf Körben erklärte Aomine das Match für beendet.
 

„Heh“, raunte Aomine, in seinem Blick lag eine Mischung aus Wut und Verachtung. „Du schaffst es nicht einmal, den Ball auch nur zu berühren. Hast du seit unserem letzten Aufeinandertreffen gar nichts dazu gelernt? Erbärmlich.“
 

Kagami atmete schwer und sank zu Boden. „Verdammt...“
 

„Hey, Tetsu“, begann Aomine und wandte sich zu Kuroko, warf ihm den Ball zu. „Bist du sicher, dass du dir den richtigen Partner ausgesucht hast?“
 

Kuroko sah zu Boden, hörte, wie Aomine lachend die Halle verließ. Es wurde still.
 

„Kagami-kun...“
 

„Verdammt, wieso kann ich ihn noch immer nicht besiegen?“, schnaubte Kagami und ballte die Fäuste. „War es damals wirklich nur Glück?“
 

„...“
 

***
 

„Wegen Aomine-kun...“
 

„Schon gut, schon gut“, sagte Kagami monoton. „Ich weiß, er meint es nicht so. Er will mich nur provozieren.“
 

„Danke. Ich bin froh, dass du es verstehst, Kagami-kun“, sagte Kuroko erleichtert.
 

„Aber deswegen will ich ihn nur noch mehr besiegen“, fügte Kagami hinzu. „Und die anderen auch, die sollen nur kommen.“
 

„Wie Akashi-kun bereits gesagt hat“, erwiderte Kuroko. „Sollten wir unsere Streitigkeiten für einen Moment ablegen und uns darauf konzentrieren, unsere Zusammenarbeit als Team zu stärken.“
 

„Heh, das heißt nicht, dass ich mich zurückhalten muss“, raunte Kagami und klang ein wenig enttäuscht.
 

Kuroko und Kagami gingen die von Laternen beleuchtete Straße entlang, die Sonne war schon lange am Horizont verschwunden. Es war bereits spät und nur noch wenige Personen waren draußen unterwegs.
 

„Gehen wir noch etwas essen?“, fragte Kagami, dessen Magen schon seit einiger Zeit knurrte. Kuroko nickte wortlos.
 

„Die Kiseki no Sedai“, begann Kagami zögerlich. „Sie sind auf jeden Fall eine Nummer für sich.“
 

Kuroko lächelte. „Sie sind alle ein wenig exzentrisch.“
 

„Und ich dachte schon, gegen sie zu spielen wäre seltsam. Aber sie privat zu erleben... puh“, stellte Kagami erschöpft fest und gähnte. „Aber es ist toll, zur Abwechslung mal mit Spielern auf dem gleichen Level zu trainieren.“
 

„Die anderen denken bestimmt auch so“, pflichtete Kuroko bei und sah zu Boden. Er war der einzige, der mit dem Trainingsprogramm nicht klar kam, obwohl er sich mittlerweile sogar besser schlug als die neuen Mitglieder in Seirins Club.
 

„Allerdings ist das Training auch so eine Art Wettstreit“, stellte Kagami fest.
 

„Ist es das?“
 

„Ja, spürst du die Blicke der anderen nicht? Sie prüfen sich gegenseitig, die ganze Zeit. Ist etwas anstrengend, findest du nicht?“
 

„Ja...“ Kuroko bemerkte die Spannung zwischen Kagami und den anderen, doch ihn sahen sie mit anderen - schärferen - Augen an als Kuroko selbst.
 

„Worüber haben du und Kise geredet?“, fragte Kagami plötzlich und riss Kuroko aus seinen Gedanken.
 

„Bitte?“ Kuroko war überrascht. Er hatte nicht erwartet, dass Kagami sich so etwas triviales merken oder gar in einem Gespräch aufbringen würde.
 

„Na in deiner Pause“, erklärte Kagami. „Du warst doch mit Kise zusammen im Gang?“
 

„Ah.“ Kuroko schwieg für einen Moment. „Kise-kun hat nur Hallo gesagt.“
 

„Verstehe.“ Kagami gähnte erneut. „Ist der Kerl nicht anstrengend? Sein Geschrei hat auf jeden Fall mächtig genervt.“
 

„Kise-kun ist keine schlechte Person“, erklärte Kuroko. „Er möchte nur anerkannt werden.“
 

„Anerkennung?“, fragte Kagami überrascht. „Hm, ich bin mir nicht sicher, ob ich das verstehe.“
 

„Es ist auch nichts, worüber Kagami-kun sich Gedanken machen muss.“
 

„Aber bei einer Sache bin ich mir sicher“, sagte Kagami und Kuroko blickte überrascht auf. „Ein Großteil von euch lebt viel zu sehr in der Vergangenheit.“
 

„...“
 

„Wenn kümmert es, was damals falsch gelaufen ist?“, sagte Kagami und sah Kuroko an. „Das ist jetzt alles erledigt. Du und Aomine und Kise solltet alle etwas lockerer werden.“
 

„Ja...“ Kuroko lächelte, doch in seinen Augen lag ein distanzierter Blick. „Kagami-kun hat recht.“
 

„Tch, allerdings sind sie seit dem Winter Cup noch viel stärker geworden“, brummte Kagami frustriert. „Ich wünschte, wir hätten bei der Inter High wenigstens auf einen von ihnen getroffen.“
 

„Vielleicht wenn Kagami-kun ein besseres Team hätte-“
 

„Ach, sei still“, schnaubte Kagami und schlug Kuroko auf den Rücken, welcher ein wenig nach vorn stolperte. „Seirin ist das einzige Team für mich. Pass lieber auf, dass dir Aomines Worte nicht zu Kopf steigen. Das Wiedersehen mit deinem ehemaligen Team hat dich wohl etwas verweichlicht, du bist doch sonst nicht so negativ.“
 

„...“ Kuroko blieb stehen und drehte sich um. Kagami hatte ihn in den letzten Tagen schon öfter darauf aufmerksam gemacht. Vielleicht stimmte wirklich etwas nicht mit ihm. „Ja, ich weiß nicht, was mit mir-“
 

Kuroko konnte seinen Satz nicht beenden.
 

Kagamis Hand fasste an Kurokos Hinterkopf und drückte ihn an sich. Kuroko stieß einen überraschten Laut aus und sein Gesicht vergrub sich in Kagamis Brust. Ein vertrauter Geruch stieg ihm in die Nase und er konnte Kagamis beständigen Herzschlag hören, doch er erwiderte die Geste nicht.
 

„Du bist mein Partner, Kuroko“, sagte Kagami leise, aber entschlossen. Weiche Haare umspielten seine Finger. „Ich lass dich mir nicht wegnehmen. Nicht von Aomine, oder irgendwem anderem.“
 

„...“
 

„Und Aomine zeig ich schon noch, dass ich der bessere bin. Die nächsten sechs Tage sind mehr als genug Zeit dafür.“ Kagamis Griff wurde stärker, doch blieb weiterhin behutsam und er ließ Kuroko nicht los.
 

Kuroko jedoch antwortete nicht, er lauschte weiterhin wortlos Kagamis Atem, während er darauf wartete, dass Kagami von ihm abließ. Die beiden verharrten für nur einige weitere Augenblicke auf der Stelle, bis Kuroko sanft weggestoßen wurde und Kagamis Hand von seinem Kopf auf seine Schulter wanderte. Kagami lächelte ihn an.

II.


 

II.


 

„Gestern habe ich noch ein Auge zugedrückt, aber ab heute erwarte ich, dass ihr mit Ernst bei der Sache seid“, erklärte Akashi am frühen Morgen des nächsten Tags. „Das bedeutet keine Spielereien mehr. Folgt den Anweisungen des Coaches.“
 

Sein Blick wanderte zu Aomine und Kagami, welche nur mit einem lauten Gähnen antworteten.
 

„Eh, sollten wir nicht noch Ersatzspieler bekommen?“, fragte Kise. „Nicht, dass wir welche benötigen würden.“
 

„Das weiß ich leider nicht.“ Akashi schüttelte zur Überraschung der anderen den Kopf. „Zunächst sollten wir uns auf das Hauptteam konzentrieren.“
 

„Eeeh~, klingt langweilig“, merkte Murasakibara desinteressiert an.
 

„Wir sind nicht zum Spaß hier“, mahnte Midorima und funkelte Murasakibara an. „Ich verlange ein wenig mehr Disziplin.“
 

„Midorimacchi macht sich viel zu viele Gedanken - wenn wir zusammen spielen, können wir doch eh nicht verlieren“, sagte Kise gelassen.
 

„Midorima hat Recht“, entgegnete Akashi. „Die Gegner sind ein starkes Team und wir standen lange nicht mehr zusammen auf dem Feld.“
 

„Akashi-kun.“ Kuroko erhob das Wort und alle Blicke richteten sich auf ihn.
 

„Kurochin ist ja auch da, ihn hab ich schon ganz vergessen~~“, murmelte Murasakibara spöttisch, Kuroko ignorierte die Bemerkung jedoch.
 

„Was ist, Kuroko?“
 

„Steht die Teamaufstellung denn schon fest?“
 

„Nicht ganz.“ Akashi lächelte. „Wir werden mit dem üblichen Team anfangen, der Rest wird sich zwischen Aomine und Kagami entscheiden.“
 

Alle Blicke wanderten zu den beiden genannten, welche noch immer verschlafen dreinblickten und dem Gespräch keine Aufmerksamkeit schenkten.
 

„W-warum starrt ihr denn alle so?“, fragte Kagami schließlich, als er die Blicke der anderen bemerkte.
 

„Schon gut, Kagami-kun“, warf Kuroko ein, bevor ihm jemand zuvor kommen konnte. Kagami und Aomine erneut gegeneinander aufzuhetzen war das Letzte, das sie jetzt gebrauchen konnten.
 

„Da nun alles erklärt ist, werde ich euch die Instruktionen für den heutigen Tag wissen lassen“, sagte Akashi und ergriff wieder das Wort. Er erklärte den anderen ausführlich, was sie zu tun hatten und schon bald war die Halle mit den üblichen Geräuschen gefüllt.
 

„Akashi.“ Midorima kam näher und rückte seine Brille zurecht.
 

„Midorima?“
 

„Was ist mit ihm?“ Midorima deutete auf Kuroko, welcher erneut an einer Wand lehnte und schwer atmete. „Wird er uns bei dem Match überhaupt nützlich sein?“
 

„Aber natürlich“, bestätigte Akashi. „Wir haben den Vorteil, dass das gegnerische Team Kurokos Fähigkeiten nicht kennt. Selbst wenn Misdirection bei uns nicht mehr funktioniert, sollte es bei den Gegnern trotzdem noch einen gewissen Effekt haben.“
 

„Bist du dir da sicher?“, fragte Midorima skeptisch.
 

„Nun, das kommt ganz auf Kurokos eigenes Können an, oder etwa nicht?“
 

„Hmph.“ Midorima fühlte sich nicht so, als ob seine Frage beantwortet wäre, aber er entschied sich, es dabei zu belassen. „Was ist mit Aomine und Kagami?“
 

Akashi seufzte. „Die beiden könnten sich als Problem herausstellen.“
 

Akashis und Midorimas Blicke wanderten durch die Halle, Aomine und Kagami waren bereits wieder in ihre Wettstreite vertieft.
 

„Es wird schwer werden, die beiden zu trennen“, stellte Midorima fest. „Sie halten das Training nur auf.“
 

„Hm.“ Akashi beobachtete die beiden für einige Augenblicke. „Lassen wir Aomine und Kagami für sich. Ich denke, das Problem wird sich schon bald von selbst gelöst haben.“
 

„Akashi--!“ Midorima seufzte. Wie so oft brachte er kein Verständnis für Akashis Entscheidungen auf.
 

„Verdammt!“ Kagami knirschte mit den Zähnen. Er wusste nicht, das wievielte Mal Aomine einen Korb gegen ihn gelandet hatte, aber er wusste, dass er gegen Aomine noch keinen einzigen Punkt gemacht hatte.
 

„Heh, das sollte eher ich sagen“, entgegnete Aomine. „Du hast ganz schön nachgelassen, Kagami.“
 

„Warum...“ Kagami biss sich auf die Unterlippe, für einen Moment war er wie erstarrt.
 

„Ich hab keine Lust mehr gegen dich zu spielen“, sagte Aomine schließlich und wandte sich von Kagami ab. „Tch... nach all den Monaten hatte ich mir mehr von dir erhofft.“
 

Kagami ballte die Fäuste, frustriert. Alle um ihn herum waren so viel besser geworden, dass er sich so fühlte, als wäre er unzählige Schritte zurück gegangen. Plötzlich waren die Kiseki no Sedai ins Unerreichbare gerückt.
 

„Kagami-kun...“
 

Kagami schenkte Kuroko keine Beachtung und stürmte aus der Halle. Kuroko drehte sich nach ihm, wollte ihm hinterher, doch eine Hand auf seiner Schulter hielt ihn zurück. Kuroko drehte seinen Kopf.
 

„Wo willst du denn hin, Kurokocchi?“, fragte Kise neugierig und sah Kuroko lächelnd an.
 

„Kagami-kun ist...“ Kuroko deutete auf die Hallentür.
 

„Eh, Kagamicchi ist weggelaufen?“, rief Kise aus, doch seine Stimme klang dabei nicht sonderlich geschockt.
 

„Ja...“ Kurokos Blick glitt durch die Halle. „Ich muss mit Aomine-kun sprechen-“
 

„Aominecchi will mit niemandem reden.“ Kise seufzte theatralisch. „Nicht einmal gegen mich spielen wollte er. Kagamicchi muss ihn wohl sehr beleidigt haben.“
 

„Eh?“
 

„Wir sollten das Training nicht vernachlässigen“, sagte Kise und zog Kuroko sanft von der Tür weg. „Sonst wird uns Akashicchi wieder Überstunden machen lassen.“
 

***
 

„Ich werde Kagami-kun suchen gehen.“
 

Akashi zögerte für einen Moment. „Gut, aber beeile dich. Ich werde deine Pause deswegen nicht verlängern.“
 

„Verstanden.“ Kuroko nickte und trat durch die Hallentür, der Gang war nur schwach beleuchtet und es dauerte einen Moment, bis sich Kurokos Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Es war schon Nachmittag und Kagami war noch immer nicht zurückgekommen.
 

Kurokos Schritte hallten in dem langen Gang wieder, gedämpft konnte er die Geräusche aus der Halle wahrnehmen. Er passierte die Stelle, an der er am vorherigen Tag eine Pause gemacht hatte, warf einen Blick in die Umkleide, und hoffte, Kagami dort schmollend vor zu finden.
 

Doch Kagami schien nicht in dem Gebäude zu sein. Kuroko dachte nach, in seinem Kopf ging er die Orte ab, an denen Kagami sich aufhalten könnte, seine Schritte wurden schneller, ja, vielleicht war Kagami dort, er musste sich dort aufhalten, er-
 

Schritte.
 

Kuroko hörte ein weiteres Paar Schritte.
 

War jemand gekommen, um ihn zurück zu holen? War seine Pause vorbei?
 

Kuroko drehte sich um.
 

„Ich konnte Kagami-kun leider nicht fi-“
 

Er wurde unterbrochen, ein Schreckenslaut entsprang seiner Kehle. Kräftige Hände schlangen sich um seine schmalen Handgelenke, Finger gruben sich in seine Haut. Mit einem Ruck wurde er gegen die kalte Wand gepresst, seine Arme fest fixiert.
 

„Kise-kun...?“, flüsterte Kuroko erschrocken.
 

Sshh“, hisste Kise und deutete Kuroko, still zu sein. Kurokos Handgelenke schmerzten unter dem schieren Druck, der auf ihnen lastete.
 

„Kise-kun, was soll...“ Kuroko versuchte, sich zu wehren, doch der Griff wurde nicht gelockert. Kise ging sicher, dass niemand sie beobachtete, bevor er seine Stimme hob.
 

„Kurokocchi“, begann Kise mit gedämpfter Stimme, doch klang gewohnt heiter dabei. „Wir setzen unser Gespräch von gestern fort.“
 

„...“ Kuroko starrte ihn fassungslos an, blickte in Kises ausdrucksloses Lächeln.
 

„Wo waren wir stehen geblieben~?“, fragte Kise mit einem verspielten Lächeln auf dem Gesicht.
 

„Kise-kun, bitte...“
 

„Ah, bei deinen Haaren“, sagte Kise und ignorierte Kurokos Worte. Er löste seine Hand von Kurokos Handgelenk und im nächsten Moment lag sie auf dessen Kopf, streichelte ihn, ließ seine Finger durch die weichen Spitzen gleiten. „Sie fühlen sich noch so an wie früher.“
 

Kuroko schlug Kises Hand unsanft beiseite und sein Blick verfinsterte sich, Kise lachte leise.
 

„Kurokocchi ist so grob.“ Kise pinnte Kurokos Handgelenk erneut an die Wand und schränkte dessen Bewegungen ein.
 

„Hör auf, Kise-kun“, sagte Kuroko monoton. „Warum tust du das?“
 

„Eh, ich tue doch gar nichts, oder?“, antwortete Kise lächelnd. „Ich habe Kurokocchi nur so schrecklich vermisst.“
 

„Tch...“ Kuroko biss sich auf die Lippe. Er wusste nicht, wie er auf die Situation reagieren sollte. „Lass mich bitte los, Kise-kun.“
 

„Wenn ich dich los lasse, wirst du nur weglaufen“, sagte Kise in gespielt traurigem Tonfall.
 

„Ich verstehe nicht, was mit Kise-kun los ist“, entgegnete Kuroko und sah Kise in die Augen, in ihnen lag etwas Unbekanntes.
 

„Ich“, begann Kise und zögerte für einige Augenblicke. „Ich habe dich so, so vermisst Kurokocchi.“
 

„...“ Kuroko verstand nicht, warum Kise ihm diese Worte zum wiederholten Male sagte, welche Antwort er erwartete.
 

„Aber...“ Kises Stimme wurde leise, glich einem wispern. „Nach all den Monaten sehe ich dich endlich wieder.“
 

„Kise-kun...“
 

„Und weder Aominecchi noch Kagamicchi können dich mir wegnehmen.“
 

„Was-“
 

Kuroko konnte seinen Satz nicht beenden. Kise beugte sich zu Kuroko hinab und presste seine Lippen auf dessen. Kuroko riss die Augen auf, überrascht von dem unerwarteten Zug Kises und er dachte für einen Moment nicht einmal daran, sich zu wehren.

Kise löste seine Hände von Kurokos Handgelenken und zog dessen Körper näher an sich heran, setzte zu einer Umarmung an. Kuroko löste sich aus seiner Fassungslosigkeit und stieß Kise von sich weg, und hob die Hand.
 

Klatsch.
 

Kises Kopf flog zur Seite, auf seiner Wange bildete sich ein roter Fleck.
 

„Kise-kun, hör auf. Das reicht.“ Kurokos Arm sank, seine Handfläche brannte heiß von der Ohrfeige, die er Kise spüren lassen hatte. Kuroko verharrte auf der Stelle, während Kise einige Schritte zurück taumelte und sich die Wange rieb. Es herrschte Stille zwischen den beiden, für eine kurze Zeit, die Kuroko wie eine Ewigkeit vorkam, war kein einziges Geräusch in dem Gang zu vernehmen.
 

Kise rieb seine Wange und es dauerte eine Weile, bis er seine Stimme wieder fand. Sein Blick richtete sich wieder auf seinen Gegenüber und Kuroko glaubte für den Bruchteil einer Sekunde ein böses Funkeln in Kises Augen wahrzunehmen, doch nach einem Blinzeln war das übliche Lächeln auf Kises Gesicht zurück gekehrt, seine Wange zierte nun eine rötliche Stelle.
 

„Kurokocchi...“ raunte Kise und sein Tonfall passte nicht zu dem lächelnden Ausdruck, den er auf den Lippen hatte.
 

„Habt ihr Kagami gefunden? Kuroko. Kise.“
 

Die beiden sahen überrascht auf und drehten ihren Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam. In dem halbdunkel des Ganges war die Silhouette einer Person zu erkennen.
 

„Akashi-kun...“, sagte Kuroko und schüttelte den Kopf, auch wenn er sich nicht sicher war, ob Akashi das Zeichen erkennen würde.
 

„Nun gut.“ Akashi schwieg für einen Moment. „Kehrt zurück zum Training.“
 

„...“ Kuroko wandte sich von Kise ab, welcher keiner Anstalten machte, Kuroko aufzuhalten. „Verstanden, Akashi-kun.“
 

Kuroko ging durch den Gang und seine Schritte gaben ein gedämpftes Echo wieder. Er passierte Akashi, versuchte, einen Blick mit ihm auszutauschen, doch dieser schenkte ihm keine Beachtung.

Kise folgte ihm, lief ebenfalls an Akashi vorbei.
 

„Kise“, sagte Akashi plötzlich und Kise hielt inne.
 

„Was ist denn, Akashicchi?“, fragte Kise spielend ohne sich umzudrehen. Die beiden kehrten sich den Rücken.
 

„Ich habe dir nicht erlaubt, die Halle zu verlassen.“
 

„Eeh~“, seuftze Kise. „Ich wollte nur nach Kurokocchi sehen.“
 

„...“
 

Kise wartete nicht auf eine Reaktion und entfernte sich. Erst als die Schritte im Gang verhallten, kehrte auch Akashi um.
 

***
 

„Es tut mir Leid wegen Kagami-kun“, sagte Kuroko und sah zu Boden.
 

„Es ist bedauernswert, aber du solltest dir darüber keine Gedanken machen, Kuroko“, sagte Akashi und lächelte leicht. „Dein Hauptziel sollte es sein, deine Zusammenarbeit mit den anderen zu perfektionieren.“
 

„... ja“, antwortete Kuroko zögerlich und wandte sich ab. Es war bereits spät und die Spieler verließen die Halle, selbst Aomine war bereits gegangen. Es wurde still und Akashi seufzte.
 

„Ist das wirklich in Ordnung?“
 

„Du bist noch da, Midorima?“ Akashi drehte sich nicht um.
 

„Natürlich“, erklärte Midorima knapp. „Bist du sicher, dass das Team funktionieren wird?“
 

„Zweifelst du an meinen Fähigkeiten als Captain?“, fragte Akashi lächelnd.
 

„Tch...“ Midorima schüttelte wortlos den Kopf.
 

„Ich verstehe ich deine Bedenken“, sagte Akashi schließlich.
 

„Die Rivalität von Aomine und Kagami ist ihnen nur im Weg“, stellte Midorima fest. „Seine Prinzipien abzulegen wäre allerdings auch disziplinlos.“
 

„Ob es wirklich um die beiden geht?“, fragte Akashi und Midorima schwieg für einen Moment, entschied aber schließlich, dass es nicht etwas war, was er beantworten konnte. Vielleicht wollte Akashi auch gar keine Antwort darauf.
 

„Allerdings werde ich meine Prinzipien ebenfalls nicht ablegen“, sagte Midorima entschlossen. „Ich fordere dich zu einer Partie Shogi heraus. Das Sternzeichen Krebs steht heute an erster Stelle.“
 

Akashi drehte sich um und lächelte. „Ich nehme die Herausforderung an.“
 

***
 

„Hier bist du also.“
 

„Eh?“ Kagami hielt inne, er drehte seinen Kopf, suchte den Platz nach dem Ursprung der Stimme ab. Seine Augen bekamen eine Person zu fassen, welche gelassen am Zaun lehnte. „Du?“
 

„Kagamicchi.“ Kise hob die Hand und winkte leicht, ein Lächeln auf dem Gesicht.
 

„Wie hast du mich gefunden?“, fragte Kagami verdutzt.
 

„Dieser Ort ist kein Geheimnis“, lachte Kise und kam näher. „Wir haben uns schon einmal hier getroffen, hast du das etwa vergessen?“
 

Sie befanden sich auf einem kleinen Basketballfeld, welches auf freiem Gelände lag. Es war bereits dunkel geworden und die Straßenlaternen schenkten dem Feld nur wenig Licht.
 

„Ist...“ Kagami zögerte. „Ist das Training schon vorbei?“
 

„Haha!“ Kise lachte. „Ich wäre sonst nicht hier, oder?“
 

„Hmph“, schnaubte Kagami. „Also warum bist du hier?“
 

„Alle haben sich Sorgen um dich gemacht“, antwortete Kise. „Da konnte ich doch nicht ruhig sitzen bleiben.“
 

„Irgendwie kaufe ich dir das nicht ab“, sagte Kagami skeptisch. „Aber wenn du schon mal hier bist, kannst du ja gegen mich spielen.“
 

„Eh? Kagamicchi fordert mich heraus?“, fragte Kise erstaunt, nickte dann jedoch. „Alles klar. Du bist zwar kein Aominecchi, aber bei dir drücke ich ein Auge zu.“
 

„Tch, erwähne Aomine nicht“, raunte Kagami und Kise lachte. Kurz darauf fingen die beiden an, gegeneinander zu spielen. Der Ball wechselte schnell zwischen den beiden Spielern hin und her, das dumpfe Aufschlagen dessen hallte über den leeren Platz. Die beiden waren sich ebenbürtig und nach nur wenigen Minuten hielten beide erschöpft inne.
 

„Vielleicht kommst du doch an Aominecchi ran“, sagte Kise, während der nach Atem rang.
 

„Aomine, dieser Bastard“, murmelte Kagami nur und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
 

„Also.“ Kise richtete sich auf. „Wieso bist du weggelaufen?“
 

„Huh?“, machte Kagami erstaunt. „Du interessierst dich doch sonst nicht für die Probleme anderer.“
 

„Das mag sein“, gab Kise zu. „Aber immerhin geht es hier um Kurokocchi.“
 

„Um Kuroko?“
 

„Ja, Kurokocchi war schrecklich besorgt um dich“, sagte Kise und setzte eine traurige Miene auf. „So sehr, dass er mich völlig ignoriert hat.“
 

„Tch, dieser Idiot“, murmelte Kagami und sah zu Kise. „Ich... ich weiß nicht, warum ich weggelaufen bin. Vielleicht konnte ich Aomine einfach nicht mehr in die Augen sehen.“
 

„Aominecchi erkennt dich als seinen Rivalen an.“ Kise lächelte und nickte. „Aber wenn du wegläufst, wird Aominecchi dir das nie verzeihen können.“
 

„...“ Kagami zögerte für einen Moment und dachte über das Gesagte nach. Er wusste nicht warum, aber Kise schien irgendwie recht damit zu haben. Er seufzte. „Gut, du hast ja recht.“
 

„Haha! Ich wusste, du würdest es verstehen, Kagamicchi. Du bist manchmal gar nicht so dumm.“
 

„Heh, das sagt der Richtige“, entgegnete Kagami und lächelte.
 

„Aber“, begann Kise und der veränderte Ton in seiner Stimme ließ Kagami aufhorchen. „Du solltest auch auf Kurokocchi achten.“
 

„Äh, ja“, sagte Kagami unsicher. „Das hast du eben schon gesagt.“
 

„Hm~, wer weiß, was in Kurokocchis Kopf vorgeht.“ Kise zuckte mit den Schultern. „Immerhin freut er sich sehr, Aominecchi wiederzusehen.“
 

„...“ Kagami starrte Kise für einen Augenblick an. „Worauf willst du hinaus?“
 

„Wer weiß“, antwortete Kise mit einem nichtssagenden Lächeln. „Aber Kagamicchi kann nicht immer seinen Arm um Kurokocchi legen, oder?“
 

„Du...“
 

„Bis morgen.“ Kise hob einen Arm und winkte zum Abschied, verschwand von dem Feld, ehe Kagami ein weiteres Wort über seine Lippen bringen konnte.
 

***
 

„Aomine-kun.“
 

„Hm?“ Aomine sah Kuroko an. „Hast du etwa auf mich gewartet?“
 

Kuroko nickte wortlos. Es war dunkel und vor der Halle waren keine Lichter. Aomine war gerade aus der Eingangstür getreten, als Kuroko vor ihm auftauchte.
 

„Na dann“, begann Aomine. „Was willst du?“
 

„Nichts besonderes“, erklärte Kuroko und schüttelte den Kopf. „Nur ein bisschen Zeit mit Aomine-kun verbringen.“
 

„Ah.“ Aomine streckte sich. „Und was willst du jetzt tun?“
 

„Ein Eis essen.“
 

„Hah?“, stieß Aomine erstaunt aus und gähnte anschließend. „Wenn du willst.“
 

„Ich würde mich sehr freuen“, entgegnete Kuroko lächelnd. Die beiden liefen wortlos über den Hof, ein bedrückendes Schweigen herrschte zwischen ihnen.
 

„Kagami, dieser Schwachkopf.“ Aomine brach die Stille als erster. „Was denkt er sich dabei, einfach abzuhauen?“
 

„Ich bin mir sicher, Kagami-kun hat seine Gründe...“, antwortete Kuroko zögernd.
 

„Hmph, könnte mir nicht weniger egal sein“, sagte Aomine schließlich.
 

„Das ist nicht wahr“, erwiderte Kuroko deutlich. „Du machst dir viele Gedanken um Kagami-kun.“
 

„Hm? Wenn du das sagst“, antwortete Aomine desinteressiert, doch innerlich musste er Kurokos Worten recht geben. „Idiot.“
 

„Wegen dem, was du gestern zu Kagami-kun gesagt hast...“
 

„Reden wir immer noch über Kagami?“, fragte Aomine genervt. „Geht es bei dir immer nur um ihn?“
 

Kuroko schwieg. Er hatte ähnliche Worte in den letzten Tagen schon öfter gehört.
 

„Ich meine, was ich gesagt habe“, erklärte Aomine. „Kagami hat so einen Partner wie dich nicht verdient. Letztes Jahr nicht und heute auch nicht.“
 

„Aomine-kun...“ Kuroko blieb stehen. „Ist es wirklich das, was du denkst? Trotz allem?“
 

„Huh?“ Aomine ging ein paar weitere Schritte und kam ebenfalls zum Stehen. Er warf Kuroko einen Blick über die Schulter zu. „Wie meinst du das?“
 

Kuroko streckte seinen Arm aus, seine Finger fassten an Aomines Hemd. Aomine seufzte. „Musst du immer so komplizierte Dinge sagen?“
 

„Aomine-kun...“ Kuroko wusste nicht, was er sagen sollte. Er wusste nicht einmal, was er überhaupt sagen wollte.
 

Allerdings wusste er, dass dieser Abend, dieser Moment, wie die beiden Seite an Seite liefen, wichtig war. Seine Finger gruben sich in Aomines Hemd, wollten es nie wieder los lassen.
 

Plötzlich drehte Aomine sich um und riss Kuroko fast von den Beinen. Zwei Arme schlangen sich um Kurokos Körper und zogen ihn fest an sich. Kuroko war überrascht und für einen Augenblick lang regungslos, doch schließlich erwiderte er die Umarmung. Allerdings war sein eigener Griff viel sanfter und zierlicher als der Aomines. Kuroko spürte Aomines heißen Atem auf seiner Stirn und er vergrub sein Gesicht in Aomines Hemd.
 

„Heh...“ Aomine lachte leise. „Hätte nicht gedacht, dass ich das noch einmal machen würde.“
 

„Ist das wirklich etwas, was man in dieser Situation sagen sollte, Aomine-kun?“, sagte Kuroko, lächelte dabei jedoch.
 

„Tch“, wandte Aomine ab. Aomines Hand stricht Kuroko über den Rücken und wanderte zu dessen Kopf, seine Finger glitten sanft durch Kurokos Haare.
 

„Danke, Aomine-kun“, flüsterte Kuroko.
 

„Schon wieder dieser Bedank-Quatsch?“, raunte Aomine.
 

„Ja“, erklärte Kuroko leise. „Ich bin gern mit Aomine-kun zusammen. Hier. Jetzt.“
 

„Heh, vergiss nicht, dass wir eigentlich Gegner sind“, murmelte Aomine verlegen. „Das ist nur eine Ausnahme.“
 

Kuroko lächelte und schloss die Augen. „Aomine-kun, ich„
 

mag dich, Kurokocchi.“
 

Kise lächelte. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er Kuroko und Aomine, beobachtete sie aus der Ferne, versteckt. Er ließ die beiden nicht von den Augen, wandte seinen Blick nicht ein einziges Mal ab, nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde. Er verfolgte da Geschehen interessiert, seine Lippen formten ein Lächeln, doch in seinem Blick lag nichts anderes als tiefste Verachtung.
 

Er starrte Aomine und Kuroko an. Sie sprachen miteinander, doch Kise war zu weit weg, um etwas davon zu verstehen.
 

„Haah~, warum muss Kurokocchi nur so eiskalt sein?“, sagte er zu sich, natürlich nur in Gedanken, denn über seine Lippen kam kein einziges Wort. „Erst Kagamicchi und dann Aominecchi, obwohl ich doch direkt vor ihm stehe~„
 

Sein Blick war fortwährend auf die beiden vor ihm gerichtet.
 

„Das macht mich wirklich traurig, Kurokocchi.“
 

Kise ballte die Fäuste, biss sich auf die Unterlippe.
 

„Ich sollte wirklich etwas unternehmen.“
 

Die Umarmung der beiden löste sich. Für einen Moment verweilten sie auf der Stelle, sahen sich nur an.
 

„Kagamicchi oder Aominecchi, um wen kümmere ich mich zuerst?“
 

Aomine hob den Kopf, drehte sich um, sein Blick glitt durch die Umgebung. Er hielt inne.
 

„Oder sollte ich mich zuerst um Kurokocchi kümmern?“
 

Für den Bruchteil einer Sekunde schienen sich Aomines und Kises Blicke zu treffen.
 

„Ich lasse das nicht zu.“
 

Hatte er ihn bemerkt? Unmöglich. Kises lächeln verschwand.
 

„Ich muss Kurokocchi retten.“
 

Aomine ging weiter, ohne seinem Beobachter weitere Aufmerksamkeit zu schenken. Kuroko folgte ihm, die beiden unterhielten sich.
 

„Ich muss Kurokocchi retten.“
 

Aomine hatte ihn nicht bemerkt. Kise atmete erleichtert auf. Er stieß ein leises Kichern aus, als er sich fragte, wovor er überhaupt Angst hatte.
 

„Ist etwas, Aomine-kun?“
 

„Hm?“ Aomine zögerte. „Nein, wieso?“
 

„Aomine-kun sollte nicht lügen“, mahnte Kuroko und sah Aomine an.
 

„Ich lüge nicht.“ Aomine griff nach Kurokos Hand. „Es ist nichts.“
 

„...“ Kuroko drückte Aomines Hand leicht. „Wir sollten uns beeilen, wir müssen morgen früh aufstehen.“
 

„Mhm.“
 

Kuroko wusste, dass Aomine log.

III.


 

III.


 

„Hi, Taiga.“
 

„Uh, Tatsuya?“ Kagami sah auf. Es war noch früh am Morgen, die Sonne brannte bereits heiß auf den Grund hinab. Kagami war gerade auf dem Weg zum Training gewesen, als Himuro plötzlich vor ihm auftauchte.
 

„Was machst du hier?“, fragte Kagami verdutzt.
 

„Euer Coach hat mich und ein paar andere Spieler als Ersatz angefordert“, sagte Himuro ruhig und lächelte.
 

„D-dann werdet ihr also mit uns trainieren?“, rief Kagami aufgeregt.
 

Himuro stieß ein leises Kichern aus. „Nein, nein, wir werden separat von dem Hauptteam trainieren.“
 

„Was? Das ergibt doch gar keinen Sinn.“
 

„Ja.“ Himuro lächelte bitter. „Uns wurde von vornherein klar gemacht, dass wir vermutlich nicht spielen werden.“
 

„...“
 

„Der Coach wollte wohl nur auf Nummer sicher gehen.“
 

„Tch, das ist doch Schwachsinn“, sagte Kagami beleidigt.
 

„Aber, aber“, entgegnete Himuro. „Ihr seid immerhin die Stars hier.“
 

„Hmph“, stieß Kagami schmollend aus. „Das heißt noch lange nicht, dass andere nicht auch spielen dürfen.“
 

„Haha.“ Himuro erwiderte mit einem knappen Lachen und schwieg für ein paar Sekunden, bevor er weiter sprach. „Gehen wir ein Stück zusammen? Ich begleite dich bis zur Halle.“
 

„Ja, natürlich“, antwortete Kagami und die beiden gingen wortlos die Straße entlang.
 

„Du hast es weit gebracht, Taiga“, begann Himuro schließlich.
 

„Hmph, das habe ich allein dir zu verdanken“, murmelte Kagami verlegen.
 

„Ich bin mir sicher, du kannst das gegnerische Team mit Hilfe der anderen besiegen“, sagte Himuro. „Aber es wird nicht leicht werden.“
 

„Tsk, wir werden denen schon zeigen, wer die Nummer 1 Japans ist.“
 

„Im Basketball bist du unschlagbar, Taiga“, sagte Himuro lächelnd. „Aber in einem Straßenkampf hättest du keine Chance gegen sie.“
 

„W-was soll das denn heißen?“, fragte Kagami. „Wir spielen ja immer noch Basketball oder?“
 

„In Streetball gelten die Regeln der Straße“, erklärte Himuro. „Du solltest dich auf jeden Fall in Acht vor ihnen nehmen.“
 

„Du scheinst eine Menge darüber zu wissen, Tatsuya“, antwortete Kagami schließlich. Ihm war nicht wirklich klar, worauf Himuro hinaus wollte.
 

„In Amerika haben wir auch Streetball gespielt, erinnerst du dich nicht mehr?“
 

„Basketball ist Basketball, egal wo und wie man es spielt“, sagte Kagami schroff.
 

„Hm, vielleicht hast du recht, Taiga“, antwortete Himuro nachdenklich. „Aber ich möchte trotzdem, dass du vorsichtig bist.“
 

„Ja, ja, schon gut“, murmelte Kagami genervt. „Ich bin kein Kind.“
 

„Aber trotzdem bist du noch mein kleiner Bruder“, mahnte Himuro ihn mit einem freundlichen Lächeln. „Es ist meine Aufgabe, dich vor solchen Dingen zu warnen.“
 

„Was auch immer...“
 

„Außerdem...“ Himuro wurde ernst, sein Lächeln verschwand mit einem Male. „Habe ich böse Gerüchte über sie gehört, als ich noch in Amerika war. Sie sind ein gefährliches Team.“
 

„...“ Kagami seufzte hörbar. „Mann, Tatsuya, du machst dir viel zu viele Gedanken über solche Dinge.“
 

„Weil du dir keine Gedanken darum machst, Taiga“, entgegnete Himuro gelassen.
 

Schweigen trat ein, doch die Stille hielt nicht für lange Zeit an.
 

„Das ist dein letztes Jahr“, stellte Kagami fest.
 

„Mh.“
 

„Weißt du schon, was du danach machst?“, fragte Kagami unsicher.
 

„Nein“, antwortete Himuro. „Vielleicht gehe ich zurück nach Amerika, wer weiß?“
 

„D-du gehst wieder?“, fragte Kagami geschockt.
 

„Haha.“ Himuro zögerte. „Nimm doch nicht alles gleich wörtlich.“
 

„Hmph“, stieß Kagami aus. „Es ist schade, dass ich in der Inter High nicht gegen dich spielen konnte.“
 

„Es ist nicht deine letzte Chance“, entgegnete Himuro. „Also solltest du dich besser anstrengen.“
 

„Als ob ich jemals etwas anderes tun würde.“
 

„Wir haben in der Inter High gegen Kaijou verloren“, erklärte Himuro schließlich. „Die Fähigkeit ihres Ace hautnah zu erleben ist ganz anders, als sie nur zu sehen. Als wäre all die Zeit, die du in die Perfektion deiner eigenen Technik gesteckt hast, plötzlich nichts mehr wert.
 

„Kise...“, murmelte Kagami nachdeklich.
 

„Ist etwas?“, fragte Himuro erstaunt, als er Kagamis gedankenverlorene Stimme bemerkte.
 

„Nein, es ist nur...“ Kagami zögerte und erhaschte Himuros Aufmerksamkeit umso mehr. „Ich habe ihn gestern getroffen.“
 

„Ja, und? Ihr trainiert zusammen.“
 

„Es war nach dem Training. Er war irgendwie seltsam“, erklärte Kagami. Er konnte es nicht in Worte fassen.
 

„Seltsam?“
 

„Ach, ich weiß auch nicht“, sagte Kagami. „Er hat mir jedenfalls einen kalten Schauer über den Rücken gejagt.“
 

„Hm...“, machte Himuro nachdenklich. „Er gibt sich sehr simpel, aber eigentlich ist er schwer zu durchschauen. Meinst du etwa das?“
 

„Ja... irgendwie“, murmelte Kagami, war sich nicht sicher, ob er der Aussage zustimmen konnte.
 

„Aber wie ich sehe, müssen wir uns wohl verabschieden“, sagte Himuro plötzlich und Kagami sah auf. Die große Halle, in dem er und die anderen trainierten, fiel in sein Sichtfeld.
 

„Yeah... wir sehen uns, denke ich?“, sagte Kagami und drehte sich zu Himuro.
 

„Gib niemals auf, Taiga.“ Himuro lächelte. „No matter how Bitter The Conflict.
 

Kagami erwiderte das Lächeln.
 

„Of course!“
 

***
 

„Aominecchi! Warte!!“
 

„Eh, Kise...“ Aomine blieb stehen, die Hand am Griff zur Hallentür.
 

„Was machst du noch hier? Es ist doch schon spät“, fragte Kise erstaunt. Er blieb wenige Meter vor Aomine stehen. „Das Training ist beendet.“
 

„Ich trainiere noch ein bisschen. Mit Tetsu“, erklärte Aomine knapp und wandte sich ab.
 

„Mit Kurokocchi?“, wiederholte Kise. „Kurokocchi ist noch hier?“
 

„Ja... aber keine Ahnung, wo er momentan steckt“, sagte Aomine und öffnete die Tür. Die Halle war leer. „Scheint noch nicht wieder hier zu sein.“
 

„Hm...“, machte Kise und lächelte schließlich. „Ich spiele mit dir, bis Kurokocchi da ist. Wir hatten noch kein richtiges Match, seit wir hier sind, oder?“
 

„Heh, du bleibst freiwillig länger da als nötig?“ Aomine zuckte mit den Schultern. „Aber von mir aus.“
 

„Yeah!“, rief Kise fröhlich aus und quetschte sich an Aomine vorbei, betrat die Halle als erster. Seine Schritte hallten laut wieder. „Wirf mir den Ball zu, Aominecchi!“
 

Aomine seufzte und passte Kise den Ball zu, welcher ein kompliziertes Manöver ausführte und schließlich den Ball in den Korb warf.
 

„Und, wie war das, Aominecchi?“, fragte Kise erwartungsvoll. „Den Trick hab ich in der Inter High gelernt.“
 

„Ja, ja“, seufzte Aomine. „Du weißt, dass du vor mir nicht angeben musst.“
 

„Ich gebe nicht an!“, protestierte Kise und hob den Ball auf. „Los, versuch nur, ihn mir abzunehmen.“
 

„Heh...“ Aomine lächelte. „Glaub nicht, deine übertriebenen Techniken nützen dir etwas gegen mich.“
 

Die beiden spielten für einige Minuten gegeneinander, für eine Weile schien Kise seinem Gegner ebenbürtig zu sein, doch Aomine drehte das Blatt in Windeseile um, nahm Kise den Ball ab und landete einen Korb nach dem anderen, doch Kise gab nicht auf. Nach einer Weile sanken beide erschöpft zu Boden.
 

„Gegen Aominecchi zu spielen ist echt nicht leicht“, gab Kise zu. „Wenn ich nicht so müde wäre, hättest du etwas erleben können.“
 

„Ja, ja“, murmelte Aomine und lächelte. „Du bist einfach zu schwach.“
 

„Hmph“, stieß Kise aus und schmollte. „Wo ist Kurokocchi eigentlich?“
 

„Keine Ahnung“, sagte Aomine und zuckte mit den Schultern. „Es ist schon spät, normalerweise ist er immer pünktlich.“
 

„Normalerweise?“, fragte Kise. „Wir trainieren doch erst den dritten Tag zusammen, Aominecchi.“
 

„Tsk, du weißt, was ich meine“, raunte Aomine und gähnte. Er könnte auf der Stelle einschlafen, doch Kises beständiges Geplapper hinderte ihn daran, auch nur ein Auge zu schließen.
 

„Wegen gestern-“, begann Aomine schließlich, doch wurde von dem Geräusch einer öffnenden Tür unterbrochen.
 

„Tut mir Leid für die Verspätung“, sagte Kuroko leise als er die Halle betrat.
 

„Oh, Kurokocchi!“, rief Kise und Kuroko blickte ihn überrascht an.
 

„Kise-kun ist auch hier?“, stellte er fest und lächelte.
 

„Ja, ich habe gegen Aominecchi gespielt“, antwortete Kise. „Er hatte keine Chance gegen mich.“
 

„Tsk“, stieß Aomine aus, kommentierte die Aussage aber nicht weiter.
 

„Kise-kun sollte nicht lügen“, gab Kuroko zurück und Kise lachte kurz auf.
 

„Kurokocchi hat mich durchschaut“, sagte Kise niedergeschlagen.
 

„Jetzt da Tetsu da ist, kannst du ja gehen, Kise“, sagte Aomine und sah Kise herausfordernd an.
 

„Niemals“, erwiderte Kise entschlossen. „Jetzt da Kurokocchi da ist, möchte ich umso mehr noch länger hier bleiben.“
 

„Ich habe nichts dagegen, Aomine-kun“, sagte Kuroko und sah Aomine an, welcher erneut gähnte.
 

„Na gut, aber halt gefälligst die Klappe, Kise“, murmelte Aomine und richtete sich auf, wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Fangen wir an.“
 

Die drei spielten für eine Weile, ihre Stimmen hallten laut in der großen Halle wieder. Kise bettelte Kuroko ständig darum, ihm den Ball zu zu passen, welcher ihm im nächsten Moment von Aomine abgenommen wurde. Das Tempo des Ballwechsels wurde zunehmend langsamer und man merkte den Spielern die Erschöpfung und Müdigkeit deutlich an.
 

„Lassen wir's für heute gut sein“, sagte Aomine schließlich.
 

„Wirklich?“, fragte Kise schmollend. „Ich möchte noch ein bisschen länger mit Kurokocchi spielen.“
 

„Aomine-kun hat recht, Kise-kun“, sagte Kuroko und sah die beiden abwechselnd an. „Aomine-kun und ich sind beide sehr erschöpft. Es ist schon spät, wir sollten morgen weiter machen.“
 

„Ach, Mann, so gemein~“, murmelte Kise und lächelte schließlich. „Gut, dann bleibe ich Morgen auch länger.“
 

„Muss das sein?“, warf Aomine ein.
 

„Hey!“, entgegnete Kise und die beiden funkelten sich an.
 

„Gehen wir“, sagte Kuroko schließlich und die beiden sahen ihn an. „Ich räume den Ball auf.“
 

„Gut, ich geh schon mal vor“, murmelte Aomine und verließ die Halle.
 

„Bis morgen, Kurokocchi!“, sagte Kise und winkte, verschwand ebenfalls.
 

Kuroko war allein in der Halle. Er ging ein paar Schritte, stellte sich vor den Korb. Er ließ den Ball einige Male auf dem Boden aufprallen, ging schließlich in Position und warf den Ball und... er ging daneben. Kuroko seufzte und lächelte schließlich bitter und verließ die Halle ebenfalls, räumte den Ball auf. Er ging den langen Gang entlang, bis zur Umkleide und öffnete die Tür. Aomine und Kise waren bereits gegangen.
 

Kuroko zog sich um, streifte sein Shirt ab und zog sich das Hemd über, knöpfte es sorgsam zu. Seine Gelenke schmerzten, das Training beanspruchte ihn sehr. Er packte seine Trainingsklamotten in seine Tasche und schritt zur Tür, drückte auf den Lichtschalter und öffnete die Tür. Er trat aus dem Raum und das Schließen der Tür hallte in dem Gang wieder.
 

***
 

„Eeh~, Akachin, du bleibst noch da?“, fragte Murasakibara und gähnte ausgiebig.
 

„Ja.“ Akashi saß an einem Tisch, den Kopf auf einen Arm gestützt. „Ich warte auf Midorima.“
 

„Spielst du wieder mit ihm Brettspiele?“, sagte Murasakibara desinteressiert.
 

„Natürlich.“ Akashi lächelte.
 

„Wie langweilig~.“
 

Murasakibara gähnte erneut und dann war Stille. Einige Minuten vergingen, es klopfte an der Tür.
 

„Eh, Midochin?“
 

Die Tür öffnete sich und jemand, den Murasakibara nicht kannte - oder an den er sich nicht erinnern konnte - betrat den Raum.
 

„Guten Abend, Sei-chan.“
 

„Mibuchi“, sagte Akashi und sah zur Tür, welche Mibuchi leise schloss. „Benötigst du etwas?“
 

„Nein, nein“, sagte Mibuchi und schüttelte den Kopf. „Aber ich kann doch nicht gehen, ohne mich von meinem Captain zu verabschieden.“
 

„Ich verstehe“, antwortete Akashi. „Du wusstest, wo ich bin?“
 

„Ich habe einen Spieler von Shuutoku getroffen“, erklärte Mibuchi. „Er schien nach etwas zu suchen.“
 

„Midochin sucht etwas~?“, fragte Murasakibara. „Was sucht er denn?“
 

„Ja“, sagte Mibuchi besorgt. „Er war sehr wütend, also habe ich ihn nicht weiter danach gefragt.“
 

„Eh~, typisch Midochin“, murmelte Murasakibara und stand auf. „Ich geh dann Mal.“
 

„Bis Morgen, Murasakibara“, sagte Akashi. Murasakibara murmelte eine Verabschiedung und verließ den Raum laut gähnend und mit einer Tüte Chips in der Hand raschelnd. Für einen Moment wurde es still und Mibuchi saß sich auf den Platz, an dem Murasakibara vor wenigen Sekunden noch gesessen hatte.
 

„Puh, das Training war sehr anstrengend“, sagte Mibuchi schließlich und seufzte.
 

„War es das?“, entgegnete Akashi.
 

„Oh ja“, bestätigte Mibuchi. „Dabei sind wir nur die Ersatzspieler.“
 

„Auch ein Ersatzspieler sollte die gleiche Disziplin zeigen wie ein regulärer Spieler“, erklärte Akashi sanft lächelnd.
 

„Oh, in der Tat“, sagte Mibuchi. „Allerdings werden so tolle Spieler wie Sei-chan und sein Team doch niemals von Ersatzspielern Gebrauch machen müssen.“
 

„Das mag sein“, stimmte Akashi zu. „Doch das bedeutete nicht, dass ihr nachlassen solltet.“
 

„Das würde uns nicht in den Sinn kommen“, erwiderte Mibuchi und lächelte. „Da sind die anderen Spieler und ich uns einig.“
 

„Das ist gut.“
 

„Wenn wir gerade von den anderen Spielern sprechen“, sagte Mibuchi. „Sie sind wirklich toll. Natürlich sind sie nicht auf dem Level von dir, aber wirklich nicht schlecht.“
 

„Es freut mich zu hören, dass wir eine starke Deckung haben.“
 

„Wie ist dein Training so?“, fragte Mibuchi neugierig.
 

„Es ist interessant“, antwortete Akashi knapp.
 

„Interessant?“, wiederholte Mibuchi erstaunt. „Ist es nicht herausfordernd, so viele starke Individuen zu leiten? … oh, aber für Sei-chan ist das natürlich kein Problem.“
 

„Es ist Teil des Trainings“, erklärte Akashi lächelnd.
 

Die Tür schwang mit einem Ruck auf und Mibuchi fuhr überrascht zusammen.
 

„Also so etwas Unhöfliches-“, beschwerte er sich. Midorima betrat wortlos den Raum, in der Hand ein Schokoriegel und schenkte Mibuchis Beschwerde keine Aufmerksamkeit.
 

„Entschuldige die Verspätung, Akashi“, sagte Midorima und setzte sich gegenüber Akashi, platzierte den Schokoriegel behutsam auf den Tisch.
 

Das ist es, das du gesucht hast?“, fragte Mibuchi empört. Seinen Captain wegen eines Snacks warten zu lassen war einfach unerhört.
 

„Es ist mein Lucky Item“, erklärte Midorima forsch. „Nach dem Training fand ich es nicht mehr in der Umkleide vor, deswegen musste ich mir ein Neues besorgen.“
 

„Also so etwas...“, murmelte Mibuchi und räusperte sich, sah Midorima an. „Wir sind uns schon einmal begegnet, ich bin Mibuchi Reo, Rakuzans Vize-Captain.“
 

Midorima rückte sich die Brille zurecht, während er dabei zu sah, wie Akashi das Shogi-Brett aufbaute.
 

„Midorima, du solltest dich auch vorstellen, nicht wahr?“, sagte Akashi ruhig und lächelte Midorima an.
 

„Hmph“, machte Midorima, sah Mibuchi aber nicht an. „Midorima Shintarou.“
 

Mibuchi wusste dies natürlich schon, er hatte Akashi oft zu ihm befragt. Immerhin spielten sie auf der gleichen Position und war er Akashis ehemaliger Vize-Captain.
 

„Wir können beginnen“, sagte Akashi schließlich und zog die Aufmerksamkeit der beiden ihm gegenüber sitzenden auf sich.
 

„Es ist zwar unglücklich, dass ich mein Lucky Item austauschen musste“, sagte Midorima entschlossen. „Aber ich werde es dir nicht leicht machen, Akashi.“
 

„Ich bin gespannt“, antwortete Akashi und die beiden begannen mit ihrem Spiel.
 

So ein ungehobelter Kerl, dachte sich Mibuchi und verfolgte das Spiel desinteressiert. Akashi antwortete auf die Züge wie erwartet schnell, während Midorima sich die Zeit nahm und das Brett ab und an eingängig studierte. Sie bewegten schweigend einen Stein nach dem anderen und nur das Geräusch des Aufkommens des Holzes auf dem Brett erfüllte den Raum.
 

***
 

„Kise-kun-“ Kuroko schnappte nach Luft. „Lass mich los.“
 

„Warum wehrt Kurokocchi sich so?“, hauchte Kise. „Du tust dir keinen Gefallen damit.“
 

Kuroko zappelte wild umher, doch Kise wich den Schlägen geschickt aus und pinnte Kuroko auf den Boden und positionierte sich über ihm. Bevor Kuroko zu weiteren Bewegungen ausholen konnte, griff Kise nach den Handgelenken der Person unter ihm und pinnte sie über deren Kopf. Kurokos Bewegungen waren ihm völlig untersagt, Kises Körper lastete schwer auf ihm.
 

„Kise-kun, warum...“, keuchte Kuroko, den der Kampf mekrlich erschöpft hatte.
 

„Ich tue das für dich, Kurokocchi“, sagte Kise leise.
 

Kuroko verstand nicht. Er sah Kise an, sah in sein lächelndes Gesicht. Er weiß nicht, wie es passiert war, alles war verschwommen. Das letzte, an das Kuroko sich erinnern konnte, war wie Kise ihn plöztlich packte, ihn in einen der leeren Räume zerrte, vorsorglich die Tür verriegelte.
 

Er hatte sich den Kopf gestoßen und alles drehte sich. Doch nun lag er kraft- und wehrlos auf dem Boden, Kise über ihm, breit lächelnd und ihm unzählige Worte zuflüsternd, die Kuroko nicht verstand, denn der Schmerz rang ihm noch in den Ohren. Kises Finger bohrten sich in Kurokos Handgelenke, der Griff war um einiges stärker als noch am vorherigen Tag, Kuroko spürte, wie Fingernägel kleine Wunden in die Haut rissen.
 

„Jetzt sind es nur wir zwei, Kurokocchi“, sagte Kise. „Niemand wird uns hier stören.“
 

Kuroko blinzelte. Die Benommenheit nahm ab und er kam langsam wieder zu sich.
 

„Kise-kun“, begann Kuroko zum wiederholten Male. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen.
 

„Kurokocchi sieht so gebrechlich aus“, sagte Kise.
 

„Warum?“, fragte Kuroko mit zitternder Stimme. „Warum tust du das?“
 

„Eh?“, machte Kise erstaunt und wich ein wenig zurück, doch der Griff um Kurokos Handgelenke blieb fest. „Ich mache das für dich, Kurokocchi.“
 

„Ich verstehe nicht“, entgegnete Kuroko. Er konnte sich nicht erklären, was mit Kise los war und er gab die Hoffnung auf, eine Antwort darauf zu bekommen. Er drehte seinen Kopf zur Seite, konnte Kises unklaren Blick nicht mehr länger ertragen.
 

„Warum wendest du dich ab, Kurokocchi?“, fragte Kise enttäuscht. Er löste eine Hand und führte sie an Kurokos Kinn, riss Kurokos Kopf unsanft herum. „Sieh mich an.“
 

Kuroko starrte ihn an. Kises Gesichtsausdruck blieb unverändert, ein Lächeln, doch es war nicht das Lächeln, das Kuroko kannte. Er schwieg, gab keinen weiteren Laut von sich. Seine Kehle brannte, er war erschöpft.
 

„Gut so“, lobte Kise ihn. Seine langen Finger strichen über Kurokos Haut, fuhren an der Wange entlang, liebkosten sein Gesicht sanft. Kuroko schüttelte schwach den Kopf, versuchte das unangenehme Gefühl auf seiner Haut loszuwerden, doch Kise ließ nicht von ihm ab.
 

„Du bist so niedlich, wenn du dich wehrst“, sagte Kise schließlich und strich weiterhin über Kurokos Wange, über seine Nase, über seine Lippen. „Das mochte ich schon immer an dir.“
 

Kuroko öffnete den Mund und biss zu.
 

„Autsch!“, rief Kise aus und zog ruckartig seine Hand zurück, eine leichte Bisswunde zierte einen der Finger. Kises Blick verfinsterte sich schlagartig. „Das war aber nicht nett, Kurokocchi.“
 

„Ich möchte das nicht, Kise-kun“, erwiderte Kuroko schwach und versuchte noch einmal, sich zu bewegen.
 

„Hmph“, stieß Kise aus. „Kurokocchi weiß nicht, was gut für ihn ist.“
 

Kise strich noch einmal über Kurokos Wange, seine Finger wanderten über das Gesicht und den Hals entlang, hielten am Kragen vom Hemd inne.
 

„Vielleicht versteht Kurokocchi es so besser“, sagte Kise und zog an einem der Knöpfe von Kurokos Hemd.
 

„Kise-kun, was-“ Kuroko blickte ihn erschrocken an, als Kise den zweiten Knopf öffnete.
 

„Was ist los?“, fragte Kise spielend. „Wir haben uns schon oft so gesehen.“
 

Er öffnete einen dritten Knopf.
 

„Aber das hat noch niemand gemacht“, sagte Kise und hielt noch einmal Kurokos Kinn, sah ihm direkt in die Augen. „Oder hat Aominecchi-“
 

„HÖR AUF“, rief Kuroko mit überraschend lauter Stimme. Kise schrak zurück. „Ich will das nicht. Lass mich gehen.“
 

„...“
 

„Ich werde es niemandem sagen. Also bitte“, sagte Kuroko mit schwacher Stimme.
 

„Tch.“ In Kises Blick lag Verachtung. „Wie du mich hier anbettelst, ist widerlich.“
 

„Eh?“
 

Die beiden schwiegen für einen Moment. Dann näherte sich Kise plötzlich, brachte sein eigenes Gesicht nah an das von Kuroko heran, den Griff nicht locker lassend. Kises Lippen berührten Kurokos Ohr, er konnte den heißen Atem des anderen spüren.
 

„Vielleicht“, begann Kise wispernd, „sollte ich es mit Aominecchi tun?“
 

Kise zog seinen Kopf zurück, sah in Kurokos Augen, welche weit aufgerissen waren.
 

„Kurokocchi akzeptiert mich nicht“, sagte er leise. „Deswegen tue ich es mit Aominecchi.“
 

„Was?“, flüsterte Kuroko geschockt.
 

Kise lächelte, grinste. Mit einem Male löste sich der Griff um Kurokos Arme, doch Kuroko war wie gelähmt, konnte sich nicht rühren, konnte nur an die Decke starren. Kise stand auf und streckte sich.
 

Ein paar Schritte drangen an Kurokos Ohr, er hörte das leise Klicken des Türschlosses. Die Tür ging auf und fiel wieder zu. Dann Stille. Er war allein.
 

Kuroko richtete sich plötzlich auf, seine Glieder und sein Kopf schmerzten noch immer, er taumelte.
 

Er musste zu Aomine, er musste ihn sehen.

IV.


 

IV.


 

„Hey, Aominecchi~“
 

„Eh, du schon wieder?“ Aomine seufzte und drehte sich um, blickte für einen kurzen Moment in Kises lächelndes Gesicht, welcher mit schnellen Schritten näher kam.
 

„Warum so abweisend?“, schmollte Kise.
 

„Wir haben Pause, also lass mich in Ruhe“, raunte Aomine und wandte sich ab.
 

„Das heißt nicht, dass wir die Pause nicht zusammen verbringen können“, sagte Kise beständig.
 

„Heh...“ Aomine schloss die Augen und ließ sich auf den Rücken fallen. „Verschwinde, du nervst.“
 

„Wie gemein“, entgegnete Kise. „Wenn du mit Kagamicchi spielst, ignorierst du mich immer.“
 

„Tch“, stieß Aomine aus und schenkte Kise keine weitere Aufmerksamkeit.
 

„Aominecchi ist so herzlos~“, sagte Kise beleidigt und beobachtete Aomine für einige Momente. Die beiden waren allein in der Halle, die Mittagssonne schien hell durch die schmalen Fensterscheiben.
 

„Hey, Aominecchi“, begann Kise erneut und setzte sich neben Aomine, jedoch reagierte dieser nicht auf ihn. „Was denkst du über Kurokocchi?“
 

Aomine horchte plötzlich auf. Es war etwas an der Art, wie Kise den Namen betonte, dass Aomine plötzlich Aufmerksam werden ließ.
 

„Tetsu ist Tetsu“, sagte Aomine knapp. „Mehr nicht.“
 

„Eeh~“, machte Kise enttäuscht. „Was für eine langweilig Antwort.“
 

„Tsk, was hast du erwartet?“, erwidert Aomine genervt. „Du kennst ihn doch selbst.“
 

„Ja, aber Aominecchi kennt ihn viel, viel besser als ich“, sagte Kise lächelnd. „Ich würde Kurokocchi auch gerne besser kennen lernen.“
 

„Dann rede doch einfach mit ihm“, murmelte Aomine. „Und lass mich in Ruhe.“
 

„Das ist einfacher gesagt als getan.“ Kise seufzte theatralisch. „Kurokocchi ist immer so schrecklich abweisend.“
 

„Da bist du selbst schuld.“
 

„Vielleicht mag er Aominecchi einfach lieber als mich“, sagte Kise lächelnd.
 

„Worauf willst du eigentlich hinaus?“, fragte Aomine schließlich. „Verschwinde, nerv jemand anderen mit deinem Schwachsinn.“
 

„Wie gemein“, sagte Kise in traurigem Tonfall. „Wie viele Gemeinheiten will Aominecchi mir noch an den Kopf werfen?“
 

„So viele, bis du abhaust“, murmelte Aomine und gähnte.
 

Die beiden schwiegen für einen Moment. Kise lachte schließlich leise.

„Ich bin so neidisch auf Aominecchi~“, begann Kise mit ruhiger Stimme. „Was muss ich wohl tun, damit Kurokocchi mich akzeptiert~?“
 

„...“ Aomine drehte sich zur Seite, die Augen immer noch geschlossen. „Warum hast du uns letztens beobachtet?“
 

„Eh?“, machte Kise erstaunt. „Ich weiß nicht, wovon du redest.“
 

„Vorgestern“, erklärte Aomine. „Du bist mir und Tetsu hinterher geschlichen.“
 

„Hm~„ Kise lächelte. „Tut mir Leid, Aominecchi, aber davon weiß ich nichts.“
 

„Tsk“, stieß Aomine genervt aus. „Ich habe dich gesehen. Du brauchst nicht zu lügen.“
 

„Oh, na so etwas“, rief Kise geschockt aus, behielt sein Lächeln aber bei. „Ich hätte nicht gedacht, dass Aominecchi mich enttarnen würde.“
 

„...“
 

„Weiß Kurokocchi davon~?“, fragte Kise neugierig. „Hat Aominecchi es ihm erzählt?“
 

„Nein“, antwortete Aomine zögernd. „Ich will nur wissen, warum du es getan hast.“
 

„Ich habe doch schon gesagt, dass ich Kurokocchi besser kennen lernen möchte“, erklärte Kise gelassen.
 

„Und dann? Was ist dein Punkt?“, fragte Aomine genervt.
 

„Ich muss herausfinden, was Kurokocchi mag“, sagte Kise lächelnd. „Und ich habe herausgefunden, dass Kurokocchi Aominecchi sehr gern mag.“
 

„Tsk...“ Aomine richtete sich auf und sah Kise mit zusammengekniffenen Augen an. „Tetsu sieht dich mit anderen Augen an als die anderen.“
 

„Oh, tut Kurokocchi das?“, entgegnete Kise.
 

„Glaub nicht, dass ich so etwas nicht merke“, sagte Aomine herausfordernd. „Auch wenn Tetsu es niemandem sagt, aber er nimmt sich vor dir in Acht.“
 

„Das klingt so herzlos, wenn du es sagst~„
 

„Lass die Finger von Tetsu“, sagte Aomine warnend. „Wenn du ihm etwas antust, dann...“
 

„Dann?“, wiederholte Kise neugierig. „Dann was?“
 

„... tch.“
 

„Was ist, wenn Kurokocchi aus eigenen Stücken zu mir kommt?“, sagte Kise lächelnd. „Aominecchi kann nicht immer über ihn wachen.“
 

„Du-“ Aomine ballte die Faust. „Was hast du mit ihm gemacht?“
 

„Oh“, sagte Kise überrascht. „Ich habe gar nichts mit Kurokocchi gemacht. Ich weiß doch, dass Aominecchi sich das niemals verzeihen könnte, wenn Kurokocchi etwas zustößt.“
 

„Was willst du damit sagen?“, fragte Aomine und knirschte mit den Zähnen.
 

„Wie ich schon gesagt habe“, wiederholte Kise unbeeindruckt. „Aominecchi kann nicht immer ein Auge auf Kurokocchi haben.“
 

„...“
 

„Wenn Aominecchi nur für einen einzigen Moment nicht aufpasst, könnte Kurokocchi etwas zustoßen“, erklärte Kise lächelnd und Aomine biss sich auf die Unterlippe, hörte Kise jedoch weiter zu. „Ich weiß nicht, ob ich mich zurückhalten könnte, wenn ich das nächste Mal auf Kurokocchi treffe.“
 

„Du Bastard-“, raunte Aomine und sprang auf, packte Kise am Kragen. „Wenn du Tetsu auch nur ein Haar krümmst-“
 

Kise lächelte und Aomine hielt inne, als er in das belustigte Gesicht seines Gegenübers sah.
 

„Wie ich sehe, möchte Aominecchi das auf keinen Fall“, sagte Kise ruhig. „Ich möchte dir etwas vorschlagen.“
 

Kise flüsterte.
 

Kuroko verstand nicht, was Kise Aomine zuflüsterte.
 

„Eh?“ Aomine ließ von Kise ab und wich zurück, die Faust immer noch geballt.
 

„Aomine-kun. Kise-kun.“ Kuroko betrat die Halle, die beiden Anwesenden sahen überrascht zu ihm hinüber.
 

„Tetsu...“ „Kurokocchi!“
 

Kuroko lag ein besorgter Blick im Gesicht, er musterte Aomine, der völlig abwesend auf der Stelle verharrte, während Kise mit schnellen Schritten durch die Halle ging.
 

„Kurokocchi, wir haben gerade über dich geredet!“, sagte Kise und lächelte Kuroko fröhlich an.
 

„Habt ihr das?“, fragte Kuroko und sah Aomine und Kise abwechselnd an. „Aomine-kun sollte seine Pause nicht in der Halle verbringen.“
 

„...“ Aomine sah auf und blickte Kuroko an. „... ja, du hast recht.“
 

***
 

„Oh, wenn das nicht Midorima Shintarou ist“, sagte Mibuchi erstaunt.
 

„Du schon wieder“, murmelte Midorima knapp und wandte sich ab. Es war reiner Zufall, dass sie sich schon wieder über den Weg liefen, aber Mibuchi konnte nicht anders, als ihn anzusprechen. Er bereute es ein bisschen. So ein unhöflicher Kerl.
 

„Warte“, rief Mibuchi und Midorima hielt inne.
 

„Was?“, schnaubte Midorima und drehte sich um, ein zorniger Blick traf Mibuchi. Wirklich ungehobelt, was fand Akashi nur an ihm.
 

„Ich möchte dich etwas fragen.“
 

„Dann beeile dich.“
 

„Du- was ist das?“, fragte Mibuchi, abgelenkt von dem kleinen Gegenstand, den sein Gegenüber fest in der Hand hielt.
 

„Das ist mein heutiges Lucky Item“, erklärte Midorima und drückte den Gegenstand in seiner Hand sanft.
 

„Eine Schachtel Pocky?“ Mibuchi schüttelte den Kopf. Es war ihm äußerst suspekt, jemanden mit einem derart ernsten Gesichtsausdruck mit einer Schachtel Pocky in der Hand herumlaufen zu sehen.
 

„Ja“, sagte Midorima und rückte seine Brille zu recht. „Es ist bedauernswert, dass das Lucky Item für Krebs für zwei Tage in Folge etwas zu Essen ist. Aber ich kann Oha Asa nicht widersprechen.“
 

„Oh.“ Mibuchi erinnerte sich, am Vortag hatte Midorima einen Schokoriegel bei sich.
 

„Ich muss gut auf es acht geben“, sagte Midorima schließlich. „Sonst verschwindet es womöglich wieder. Nicht, dass dich das etwas angeht.“ Midorima drehte sich um, wollte weiter seines Weges gehen.
 

„Warte“, sagte Mibuchi erneut und Midorima seufzte.
 

„Was denn noch?“, fragte Midorima ungeduldig.
 

„Du warst Sei-chans Vize-Captain in Teikou“, begann Mibuchi bedacht und sah Midorima prüfend an.
 

„Wer ist 'Sei-chan'?“, fragte Midorima verwirrt.
 

„Akashi“, korrigierte Mibuchi sich und starrte in Midorimas Gesicht, welches nach wie vor die gleiche ausdruckslose Miene trug, doch Mibuchi glaubte, für einen Sekundenbruchteil ein Augenzucken gesehen zu haben. „Ich möchte dich etwas zu ihm fragen.“
 

„Du bist sein Vize-Captain, oder?“, sagte Midorima desinteressiert, sein Tonfall klang genervt. „Warum fragst du ihn nicht selbst?“
 

„Eh?“, stieß Mibuchi überrascht aus. „Aber ich könnte ihn doch nie mit so etwas belästigen.“
 

„Du belästigst mich gerade“, entgegnete Midorima und Mibuchi war für einen Moment sprachlos.
 

„Also so etwas-“, sagte Mibuchi empört. So ein schwieriger Charakter. Ganz und gar nicht mit Akashi zu vergleichen. „Hmph.“
 

„Tch, Zeitverschwendung“, murmelte Midorima und entfernte sich von Mibuchi, welcher keinen weiteren Versuch machte, ihn aufzuhalten. Mibuchi beobachtete Midorima für eine Weile, bis dieser hinter einer Ecke verschwand.
 

„So eine unmögliche Person.“
 

Mibuchi seufzte. Am Ende konnte er ihm seine Frage doch nicht stellen.
 

***
 

Kuroko schloss leise den kleinen Schrank und atmete erschöpft aus. Die meisten hatten die Halle bereits verlassen, denn das Training für den heutigen Tag war beendet. Er stand für einige Sekunden regungslos vor dem Spind, lauschte dem leisen und beständigen Ticken der Uhr, welche an einer der Wände in der hell erleuchteten Umkleide hing. Doch Kuroko dachte nicht ans Gehen, Aomine wartete immerhin schon auf ihn, die beiden blieben wie üblich länger.
 

Doch Kuroko und Aomine waren nicht die einzigen, die noch in der Halle waren.
 

„Du solltest dich beeilen“, drang eine fröhliche Stimme an Kurokos Ohr. „Aominecchi wartet sicher schon.“
 

„Mh.“ Kuroko nickte und drehte sich um. „Hat Kise-kun noch etwas zu erledigen?“
 

„Eh?“, machte Kise erstaunt und lächelte schließlich. „Ich bleibe natürlich auch hier und trainiere mit euch.“
 

„Verstehe“, antwortete Kuroko monoton.
 

„Du klingst nicht gerade begeistert“, schmollte Kise. Er saß auf einer der Bänke in der Mitte der Umkleide, verfolgte Aufmerksam jede Bewegung Kurokos. „Störe ich Kurokocchi und Aominecchi etwa?“
 

Kuroko ließ die Schultern hängen, drehte sich schließlich um und lächelte. „Kise-kun hat heute hart gearbeitet. Du solltest wirklich gehen und dich ausruhen.“
 

„Hmph“, machte Kise und stand auf und setzte eine enttäuschte Miene auf. „Du möchtest mit Aominecchi allein sein. Da habe ich natürlich keinen Platz.“
 

„Kise-kun...“ Kuroko seufzte und wandte sich ab. „Ich gehe dann. Bis Morgen und guten Abend, Kise-kun.“
 

„Wo willst du hin, Kurokocchi“, sagt Kise mit bebender Stimme und fing Kuroko ab, bevor dieser auch nur einen Schritt tun konnte. Er schlug die Faust auf einen der Schränke, verfehlte Kuroko nur um wenige Zentimeter. Kuroko stand mit dem Rücken zu der Reihe von Schränken gepinnt, Kise baute sich vor ihm auf, funkelte ihn mit zornigen Augen an. „Ich habe Kurokocchi nicht erlaubt, zu gehen.“
 

„Kise-kun...“, murmelte Kuroko erschrocken und sah Kise an. „Bitte lass das.“
 

„Kurokocchi muss hier bleiben.“ Kise verringerte den Abstand zwischen seinem Körper und dem Kurokos. „Bei mir.
 

„Ich weiß nicht, was plötzlich in Kise-kun gefahren ist“, sagte Kuroko und versuchte ruhig zu klingen. „Aber Aomine-kun wartet schon auf mich. Bitte halte mich nicht länger auf.“
 

„Aominecchi, Aominecchi, Aominecchi!“, rief Kise aufgebracht. „Dir geht es immer nur um ihn! Dabei bin ich doch jetzt bei dir.“
 

„...“ Kuroko atmete tief ein und hob die Hand.
 

Klatsch.
 

Kises Kopf wurde zur Seite geworfen, doch er wich nicht zurück. Er drehte seinen Kopf langsam und sein Blick richtete sich wieder auf Kuroko, welcher die Hand immer noch gehoben hatte. Er blickte Kise überrascht an, welcher nicht im Geringsten von der Ohrfeige beeindruckt schien.
 

„Kurokocchi erhebt die Hand erneut gegen mich?“, sagte Kise und lächelte sanft. „Du hast nicht einmal gezögert. Wie herzlos.“
 

„Ich will das nicht tun, Kise-kun“, begann Kuroko unsicher. „Aber du lässt mir keine Wahl.“
 

„Kurokocchi ist so stur und kalt~“, sagte Kise lächelnd. „Aber deswegen mag ich Kurokocchi so sehr.“
 

„...“ Kuroko beobachtete Kise weiterhin. Er wusste, dass er ihm physisch unterlegen war.
 

„Aber Aominecchi...“
 

Kuroko horchte auf.
 

„Kurokokocchi hat unser Gespräch heute gehört, oder?“
 

Kuroko schüttelte den Kopf. „Nein, Kise-kun, ich habe nichts gehört.“
 

„Oh?“, machte Kise erstaunt. „Ist das so?“
 

Kuroko regte sich nicht, beobachtete Kise weiterhin.
 

„Dann weißt du auch nicht, was Aominecchi zu mir gesagt hat~“, sagte Kise mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
 

„Eh?“
 

„Erinnerst du dich nicht an gestern?“, fragte Kise und Kurokos Augen weiteten sich. Kise kam näher, flüsterte, so leise, dass nur die beiden es hörten.
 

„Kise-kun-“ Kuroko stieß Kise von sich weg, Kise gab nach und taumelte einige Schritte zurück. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht beobachtete er, wie Kuroko aus dem Raum stürmte, machte keine Anstalten, ihn aufzuhalten.
 

„Aominecchi ist wirklich deine größte Schwäche, eh?“, murmelte Kise und verblieb eine Weile in der Umkleide, wartete, bis die Schritte im Gang verklungen waren.
 

Kuroko rannte den langen Gang entlang. Er musste zu Aomine, er musste ihn sehen. Er sah sich nicht um, auch wenn er wusste, dass Kise ihn jederzeit einholen konnte. Er rannte einfach vorwärts, bis die kleine Hallentür in Sichtweite kam. Er fasste an den kalten Griff und öffnete die Tür.
 

„Aomine-kun...“ Schwer atmend stolperte er in die Halle. „Aomine-kun.“
 

Aomine sah auf, der Ball glitt ihm aus den Händen. „Hey, Tetsu! Was ist denn passiert.“
 

„Aomine-kun, ich bin so froh...“ Kuroko taumelte ein paar Schritte nach vorn und fiel schließlich nach vorn. Aomine war rechtzeitig bei Kuroko, um ihn vor einem Sturz zu bewahren.
 

„Was ist denn los, Tetsu?“, fragte Aomine aufgeregt. Er erinnerte sich daran, wie Kuroko ihn am Vortag auch völlig außer Atem eingeholt hatte und immer wieder seinen Namen murmelte.
 

Kuroko atmete einige Male tief ein und aus. Als er sich beruhigt hatte, richtete er sich schließlich auf, sah in Aomines verwirrtes Gesicht.
 

„Es ist...“ Kuroko zögerte. „Nichts. Es ist nichts, Aomine-kun.“
 

„Tch“, machte Aomine und ließ Kuroko los. „Dann mach hier nicht so ein Theater, Tetsu.“
 

„Tut mir Leid.“
 

Die beiden schwiegen für einige Momente. Eine bedrückende Stimmung machte sich breit.
 

„Tut mir Leid für die Verspätung“, sagte Kuroko schließlich und lächelte bitter. „Fangen wir an, Aomine-kun.“
 

Aomine murmelte etwas vor sich hin und hob den Ball auf.
 

Kise stand in der Tür und lächelte.
 


 

***
 

„Tatsuya? Was machst du denn hier?“ Kagami sah erstaunt auf. Himuro kam auf ihn zu, sein übliches sanftes Lächeln auf dem Gesicht.
 

„Yo, Taiga“, sagte Himuro und lächelte. „Wir sehen uns eher wieder, als erwartet.“
 

„Nun, wir trainieren hier immerhin...“, merkte Kagami and und Himuro lachte leicht.
 

„Wie war dein Tag?“, fragte Himuro interessiert.
 

„Was ist das denn für eine komische Frage?“, entgegnete Kagami forsch. „Du bist seltsam wie immer, Tatsuya.“
 

„Dir fehlt einfach das nötige Feingefühl, Taiga“, mahnte ihn Himuro. „Ist man in Japan nicht höflich?“
 

„Woher soll ich das wissen?“, murmelte Kagami.
 

„Verstehst du dich mit den anderen?“, fragte Himuro weiter.
 

„Hm, ja, irgendwie“, sagte Kagami unsicher und Himuro lächelte.
 

„Also scheint es Taiga ja gut zu gehen“, stellte Himuro fest. „Die Ersatzspieler sind wirklich toll. Auch wenn sie wissen, dass sie weit hinter den Kiseki no Sedai zurückstehen, strengen sich alle sehr an.“
 

„Das ist auch gut so“, sagte Kagami schließlich und lächelte. „Unmotivierte Spieler würde ich nicht auf der Bank haben wollen. Auch wenn ich es immer noch Schwachsinnig finde, euch nicht mit uns trainieren zu lassen.“
 

„Da gebe ich dir recht, aber gegen die Entscheidung des Coaches ist wohl nicht viel zu machen“, antwortete Himuro und die beiden wurden für einen Moment still. Es war bereits Abend geworden, die Sonne zeichnete sich nur noch durch vereinzelte Strahlen am Horizont ab.
 

„Hey, Taiga...“, begann Himuro in ungewohnt besorgtem Ton. „Ich habe nachgedacht.“
 

„Huh, worüber?“, sagte Kagami, wusste nicht, ob er interessiert sein sollte oder nicht.
 

„Vielleicht gehe ich zurück nach Amerika“, begann Himuro schließlich. „Was denkst du davon?“
 

Kagami seufzte. „Na, und? Du kannst machen was du willst, du brauchst nicht um meine Erlaubnis zu bitten.“
 

„Haha, sicher“, antwortete Himuro und lächelte bitter. „Aber darum geht es mir nicht, Taiga.“
 

„Um was dann?“, fragte Kagami ungeduldig. „Ich verstehe dich heute einfach nicht.“
 

„Ich möchte, dass du mitkommst“, erklärte Himuro. „Gehen wir zusammen zurück, nächstes Jahr. Mit deinen Fähigkeiten wirst du es in Amerika weit bringen.“
 

„...“ Kagami schwieg.
 

„Taiga?“
 

„Ich kann nicht. Ich habe hier noch einiges zu erledigen“, sagte Kagami schließlich. „Ich kann Seirin nicht einfach so verlassen, Tatsuya.“
 

„...“ Himuro seufzte. „Verstehe. Das war dumm von mir, ich hätte das nicht sagen sollen. Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist.“
 

„Mann, du bist heute viel zu Sentimental“, sagte Kagami schließlich und schlug Himuro auf den Rücken. „Werd mal ein bisschen lockerer.“
 

„Eh...“ Himuro lächelte Kagami an. „Ich würde nur gerne wieder mehr Zeit mit Taiga verbringen. Auch wenn wir Rivalen sind.“
 

„Anstatt darüber zu Jammern, nutzen wir die Zeit, die wir jetzt haben, doch einfach“, sagte Kagami und lächelte. „Möchtest du noch ein bisschen spielen?“
 

„Klar“, antwortete Himuro. „Gerne, Taiga.“
 

***
 

Kuroko betrat den Raum. In der Umkleide war außer ihm nur eine weitere Person.
 

„Kise-kun.“
 

„Eh, Kurokocchi, du bist noch da?“, fragte Kise erstaunt.
 

Kuroko nickte und schloss die Tür hinter sich. Eine bedrückende Atmosphäre bedeckte den Raum.
 

„Ist Aominecchi schon gegangen?“, fragte Kise neugierig.
 

„Ja.“ Kuroko nickte erneut. „Ich habe Aomine-kun gerade verabschiedet.“
 

„Oh, schade~“, sagte Kise lächelnd. „Weswegen ist Kurokocchi noch hier?“
 

„Ich...“, begann Kuroko unsicher. „Ich habe mich entschieden.“
 

„Ah?“, machte Kise erstaunt. „Für was?“
 

„Kise-kun weiß für was“, sagte Kuroko leise.
 

„Ich möchte es von Kurokocchi selbst hören“, entgegnete Kise lächelnd.
 

„...“ Kuroko holte tief Luft, schluckte den Kloß im Hals hinunter. „Bitte lass Aomine-kun in Ruhe.“
 

„Haha“, lachte Kise. „Das ist alles?“
 

„...“ Kuroko biss sich auf die Unterlippe.
 

„Kurokocchi kann den Gedanken nicht ertragen“, begann Kise und lächelte unheimlich. „Den Gedanken daran, dass Aominecchi völlig unter meiner Kontrolle ist, dass Aominecchi macht was ich verlange.“
 

„...“
 

„Das Aominecchi allein mir gehört. Kurokocchi macht der Gedanke daran völlig wahnsinnig. Kurokocchi hat Angst davor, Aominecchi noch einmal zu verlieren. Er hat Angst davor, dass jemand anders ihn wegnimmt. Und deswegen bettelt Kurokocchi mich jetzt an, Aominecchi in Ruhe zu lassen.“
 

Kuroko nickte langsam, sagte jedoch nichts.
 

„Aber das ist nicht genug“, sagte Kise und Kuroko sah auf. „Ich möchte es hören. Sag es, Kurokocchi. Sag, dass du nur mir gehörst.“
 

„...“ Kuroko sah zu Boden und ballte die Fäuste. Er wollte sich Kise nicht geschlagen geben, wollte nicht zu Kises Marionette werden, doch er hatte recht mit dem, was er gesagt hatte. Kuroko erinnerte sich an die Worte von Kise, an die Drohungen, die er ihm gemacht hatte.
 

Deswegen tue ich es mit Aominecchi.
 

Kuroko biss sich weiterhin auf seine Unterlippe, immer fester und fester, der Schmerz wurde unerträglich, bis er den Geschmack von Blut in seinem Mund bemerkte.
 

„Ich warte, Kurokocchi“, sagte Kise ungeduldig, behielt sein Lächeln jedoch bei. Er stand auf, ging einige Schritte auf Kuroko zu. Kuroko wich zurück. „Oder hat Kurokocchi es sich anders überlegt?“
 

„Nein...“, murmelte Kuroko.
 

„Wer weiß, wo Aominecchi gerade ist? Vielleicht kann ich ihn noch einholen“, sagte Kise verspielt und beobachtete Kuroko.
 

„Warte bitte“, sagte Kuroko entschlossen und sah Kise an. „Halte Aomine-kun da raus. Das geht nur dich und mich etwas an.“
 

„Oh?“, machte Kise erstaunt. „Ist dir Aominecchi also wichtiger als dein eigener Wille?“
 

Kuroko sagte nichts und sah Kise an, blickte in das wahnsinnige Lächeln seines Gegenüber.
 

„Das macht mich traurig“, sagte Kise schließlich. „Das Kurokocchi so weit gehen würde, nur um Aominecchi zu beschützen. Kurokokocchi opfert sich für Aominecchi, das ist so tragisch.“
 

„... Kise-kun...“
 

„Also sag es, Kurokocchi!“, rief Kise plötzlich. „Ich möchte nicht länger warten.“
 

Kise ging auf Kuroko zu, welcher instinktiv einen weiteren Schritt zurück ging. Kise streckte seine Arme aus, packte Kuroko an den Schultern.
 

„Worauf wartest du noch?“, sagte Kise ungeduldig.
 

„Ich...“, begann Kuroko schließlich mit zitternder Stimme und Kise horchte auf. „Ich gehöre nur Kise-kun.“
 

„Ich verstehe dich nicht, Kurokocchi“, sagte Kise mit gespielt enttäuschter Stimme. „Du musst lauter sprechen.“
 

„Ich gehöre nur Kise-kun“, sagte Kuroko erneut. „Lass Aomine-kun bitte in Ruhe.“
 

„Eh, das ist alles?“
 

„Was möchtest du denn noch hören?“, fragte Kuroko mit bebender Stimme.
 

„Kurokocchi ist so niedlich, wenn er wütend ist~“, sagte Kise und lächelte. „Kurokocchi weiß genau, was er sagen muss.“
 

„...“ Kuroko schüttelte den Kopf. Was wollte Kise noch von ihm? Wie viel musste er noch ertragen?
 

„Eh, Kurokocchi blutet ja“, stellte Kise fest, als er die Wunde an Kurokos Lippe bemerkte. „Kurokocchi sollte besser auf sich aufpassen.“
 

Kise strich über Kurokos Gesicht, seine schmalen Finger fuhren erneut über seine Wange, fuhren zärtlich über die blutende Lippe. Kise leckte das Blut von seinem Finger, der Anblick ließ Kuroko erschaudern.
 

„Kise-kun...“, sagte Kuroko schließlich. „Ist das nicht genug?“
 

„Nein.“ Kise schüttelte den Kopf. „Es bricht mir das Herz, dass Kurokocchi nicht weiß, was er noch sagen soll.“
 

„...“ Kuroko sah ihn an. „Bitte verrate es mir, Kise-kun.“
 

Ich liebe dich.
 

„Eh?“
 

Die beiden sahen sich für einige Augenblicke schweigend an.
 

„Sag schon“, sagte Kise ungeduldig.
 

„...“
 

„Sag 'Ich liebe dich'. Das ist doch nicht so schwer, oder?“, raunte Kise. „Oder wolltest du dir die Worte für Aominecchi aufsparen? Selbst jetzt kannst du nichts anderes tun, als an ihn zu denken, oder?“
 

„...“ Kuroko war still. Er musterte Kise, sah in sein lächelndes und erwartungsvolles Gesicht. Dann erhob er seine Stimme. „Ich liebe dich.“
 

„Sag meinen Namen.“
 

„Ich liebe dich... Kise-kun.“
 

„Ja, ja“, rief Kise aus. „So ist es gut.“
 

Kise zog Kuroko zu sich her, schlang seine Arme um den schmächtigen Körper und vergrub sein Gesicht in den weichen Haaren des Kleineren.
 

„Ich liebe dich auch, Kurokocchi.“
 

Kise führte seine Hände um das Gesicht Kurokos, liebkoste es mit zärtlichen Fingern.
 

„Ich werde dafür sorgen, dass du Aominecchi vergisst.“
 

Dann küsste er ihn. Kuroko wehrte sich nicht, lauschte nur dem beständigen Ticken der Uhr.

V.


 

V.
 

„Hey, Tetsu, fang.“ Aomine warf Kuroko den Ball zu, doch Kuroko reagierte nicht, starrte abwesend in die Distanz. Der Ball traf ihn, brachte ihn zum Taumeln, doch er fing sich nach ein paar Schritten wieder.
 

„...?“
 

„Was ist denn mit dir los, Tetsu?“, fragte Aomine und ging auf Kuroko zu. Sie waren allein in der Halle, es war gerade Pause gewesen und die anderen Spieler hatten das Feld verlassen.
 

„... es“, begann Kuroko leise, Aomine verstand ihn kaum. „Es ist nichts, Aomine-kun.“
 

„Tch“, stieß Aomine genervt aus. „Nichts? Du stehst seit heute Morgen nur herum und starrst Löcher in die Luft und da soll ich dir glauben, dass nichts ist?“
 

„... es tut mir Leid“, sagte Kuroko schließlich. „Vielleicht habe ich einfach nur schlecht geschlafen.“
 

„Genug mit den Ausreden“, entgegnete Aomine und stellte sich vor Kuroko. „Du benimmst dich seit vorgestern schon so komisch. Sag mir, was los ist.“
 

„Es ist ungewöhnlich für Aomine-kun sich um andere zu sorgen“, sagte Kuroko mit einem bitteren Lächeln, mied den Augenkontakt mit Aomine jedoch. „Das passt nicht zu ihm.“
 

„Hör auf damit“, raunte Aomine und packte Kuroko fest an den Schultern, Kuroko fuhr zusammen, doch sah nicht auf. „Sag mir, was passiert ist.“
 

Er sah Kuroko prüfend an, er litt wirklich an Schlafmangel, doch das schien nicht alles zu sein. Er konnte keinen Blick in Kurokos Augen erhaschen.
 

Dann erinnerte er sich, plötzlich wurde es ihm klar. Wie konnte er das vergessen haben?
 

„War es Kise?“, fragte Aomine knapp und bemerkte, wie der Name in Kuroko eine Reaktion auslöste. Er schien überrascht und distanziert.
 

„...“ Kuroko antwortete nicht.
 

„Also war es Kise?“ Aomine schüttelte Kuroko unsanft. „Was hat er getan? Sag schon!“
 

„Aomine-kun, das tut weh“, sagte Kuroko schließlich und Aomine wich ruckartig zurück, ließ von Kuroko ab.
 

„Tch... hat es etwas damit zu tun, was er mir gestern gesagt hat?“, fragte Aomine und wartete ungeduldig auf Kurokos Antwort, welcher nur langsam den Kopf schüttelte.
 

„Ich weiß nicht, was Kise-kun zu Aomine-kun gesagt hat“, sagte Kuroko schließlich. „Aber ich bin mir sicher, damit hat es nichts zu tun.“
 

„Hmph, wenn ich ehrlich bin, habe ich eh schon wieder vergessen, was dieser Idiot gelabert hat“, sagte Aomine und wandte seinen Blick ab.

„Aomine-kun sollte nicht lügen“, erwiderte Kuroko leise.
 

„...“ Aomine seufzte. Er sah Kuroko noch einmal an, welcher die Schultern hängen ließ und seinen Blick zu Boden gerichtet hatte. „Warum musst du immer alles für dich behalten?“
 

„Ist Aomine-kun nicht genau so?“, entgegnete Kuroko. „Aomine-kun möchte niemandem zur Last fallen, deswegen erzählt er niemandem von seinen Problemen.“
 

„Lenk nicht vom Thema ab“, sagte Aomine. „Muss ich Kise selbst danach fragen?“
 

„Nein“, sagte Kuroko schnelle. „Ich meine... es hat nichts mit Kise-kun zu tun. Bitte Belästige ihn nicht damit.“
 

„Jetzt bist du derjenige, der lügt“, antwortete Aomine.
 

„...“ Kuroko biss sich auf die Unterlippe. Er konnte es Aomine nicht sagen.
 

„Tch, dein Anblick ist erbärmlich“, sagte Aomine schließlich. „Ich kann das nicht länger ertragen.“
 

„Eh?“
 

Aomine ging an Kuroko vorbei, welcher sich zögernd nach ihm umdrehte.
 

„Was hast du vor?“, fragte Kuroko unsicher.
 

„Ich gehe“, antwortete Aomine. „Zu Kise.“
 

„Nein“, sagte Kuroko erneut und ging ein paar schnelle Schritte auf Aomine zu, holte ihn ein. „Geh nicht, bitte.“
 

„Ich weiß nicht, warum du solche Panik davor hast, wenn-“
 

Aomine hielt inne als er Kurokos Arme um seinen Körper spürte. Kuroko umarmte ihn so fest er konnte, vergrub sein Gesicht in Aomines Rücken. Kleine Tränen rollten ihm die Wange herunter.
 

„Aomine-kun, bitte geh nicht“, sagte Kuroko mit zitternder Stimme. „Geh nicht.“
 

„...“ Aomine seufzte. Er verstand nicht, warum Kuroko so versessen darauf war, ihn aufzuhalten. „Was würde passieren, wenn ich gehe?“
 

„... ich...“, begann Kuroko schluchzend. „Ich weiß es nicht.“
 

„Tch, du weißt nicht einmal, was passieren würde und heulst hier trotzdem herum?“, raunte Aomine genervt. „Das ist doch lächerlich.“
 

Kuroko wusste nicht, wie er Aomine überzeugen konnte, wusste nicht, was er ihm sagen sollte. Doch er ließ Aomine nicht los, er konnte nicht zulassen, dass er Kise konfrontierte.
 

„Tetsu...“, begann Aomine. „Lass mich gehen.“
 

„Nein...“
 

„Lass mich gehen!“, rief Aomine und griff an Kurokos Handgelenke, stieß ihn von sich weg. Kuroko taumelte nach hinten, viel zu Boden. Aomine drehte sich vollständig um, sah ihn an. Kuroko blickte ihn erschrocken an.
 

„Aomine-kun...“
 

„Wenn du nicht reden willst, dann werde ich die Antworten selbst suchen“, sagte Aomine ruhig, doch der Zorn war in seiner Stimme deutlich zu hören. Er ballte die Fäuste. „Versuch nicht, mich noch einmal aufzuhalten.“
 

„... warte-“ Kuroko starrte für einige Momente regungslos auf Aomine, beobachtete, die er sich umdrehte und in Richtung Tür ging. Kuroko richtete sich ruckartig auf, doch Aomine hatte die Halle bereits verlassen. Er hetzte zur Tür und starrte in den weiten Gang, doch Aomine war bereits verschwunden.
 

„Aomine-kun...“ Kuroko wischte sich die Tränen von der Wange.
 

***
 

„Aaah~, endlich Pause“, sagte Takao und stieß einen tiefen Seufzer aus. „Dieser Coach ist doch wahnsinnig, der macht echt keine halben Sachen.“
 

„Aber, aber“, warf Himuro ein. „Du solltest nicht schlecht über ihn reden, er könnte uns hören.“
 

„Pff“, machte Takao und sank zu Boden. „Als ob das Training nicht schon hart genug ist. Das ist die Hölle.“
 

„Haha“, lachte Himuro und lächelte. „Aber vergiss nicht, dass die anderen noch viel härter trainieren.“
 

„Das mag schon sein. Und ich möchte Shin-chan in nichts zurückstehen“, schmollte Takao und seufzte erneut. „Aber das geht einfach zu weit.“
 

„Nun, so lange wir uns anstrengen, wird schon alles klappen“, sagte Himuro und lächelte bitter. „Nutzen wir die Pause und erholen uns ein bisschen.“
 

„Ob Sei-chan und die anderen auch gerade Pause machen~?“, fragte Mibuchi und trat näher an Himuro und Takao heran. „Ihr Training ist bestimmt noch viel härter als unseres.“
 

„Bestimmt“, sagte Takao und lachte. „Ich habe Shin-chan schon die ganze Woche nicht gesehen, ich vermisse ihn schon richtig.“
 

„Shin-chan?“, wiederholte Mibuchi. „Du meinst Midorima Shintarou?“
 

„Ja, natürlich“, antwortete Takao.
 

„Hm...“, sagte Mibuchi. „Ich bin ihm in den letzten Tagen schon zwei-, nein sogar schon dreimal über den Weg gelaufen.“
 

„Eh, wirklich?“, sagte Takao erstaunt und lachte erneut. „Er scheint sich wohl vor mir zu verstecken.“
 

„Er ist ein sehr seltsamer Charakter“, gab Mibuchi zu. „Ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll.“
 

„Er ist wirklich sehr seltsam, aber das ist schon okay so“, sagte Takao lächelnd. „Shin-chan ist einfach Shin-chan.“
 

„Hah...“, seufzte Mibuchi, er wurde aus der Erklärung nicht schlau, zerbrach sich immer noch den Kopf darüber, warum gerade so jemand wie Midorima so gefragt war. „Ich verstehe es einfach nicht.“
 

„Wir sollten uns nicht so viele Gedanken über die anderen machen“, warf Himuro schließlich ein.
 

„Redest du nicht auch dauernd über Seirins Kagami?“, sagte Takao lächelnd.
 

„Eh?“, stieß Himuro erstaunt aus und nickte verlegen. „Ich denke wir hängen alle sehr an unseren Partnern.“
 

Takao lachte. „Wie könnten wir auch nicht.“
 

Mibuchi seufzte und schüttelte. Er würde nie so ausgelassen über Akashi reden, das könnte er sich unmöglich verzeihen.
 

Takaos Lachen wurde unterbrochen, als die Tür plötzlich aufschwang. Die drei Anwesenden sahen auf.
 

„Ah, Taiga“, sagte Himuro und lächelte. „Warum bist du hier?“
 

„Ich wollte nur mal nach euch sehen“, sagte Kagami, der in der Tür stand. Er erwiderte das Lächeln.
 

***
 

„Hey, Kise!“, rief Aomine wütend, als er Kise endlich fand. Er suchte das Gelände nach ihm ab, fragte die anderen nach ihm, doch nun hatte er ihn endlich gefunden.
 

„Oh, Aominecchi~“, sagte Kise erstaunt. „Du hast mich gesucht? Kagamicchi hat mir davon erzählt~ Also habe ich hier auf dich gewartet.“ Kise lächelte.
 

Die beiden waren in einer unbenutzten Umkleide, Aomine schloss die Tür hinter sich.
 

„Ein komischer Ort, um auf mich zu warten“, stellte Aomine fest.
 

„Eh~“, machte Kise. „Aber Aominecchi hat mich trotzdem gefunden, oder?“
 

„...“ Aomine sah Kise an, welcher auf einer der Bänke saß. Er lächelte, doch erwiderte Aomines Blick nicht.
 

„Also was will Aominecchi von mir?“, fragte Kise schließlich. „Es ist sehr ungewöhnlich für Aominecchi, jemanden zu suchen.“
 

„...“ Aomine musterte Kise. Er konnte sich nicht vorstellen, warum Kuroko so viel Angst vor ihm hatte. Er sah so aus wie immer. „Ich bin hier wegen Tetsu.“
 

„Eeh~ Kurokocchi hat dich geschickt?“, fragte Kise erstaunt und sah Aomine plötzlich an. „So war das aber nicht abgemacht?“
 

„Abgemacht?“, wiederholte Aomine verwirrt. „Tetsu hat mich nicht geschickt. Ich bin hier, weil ich es wollte.“
 

„Oh, Aominecchi kommt mich aus eigenen Stücken besuchen?“, sagte Kise und lächelte Aomine erwartungsvoll an.
 

„Tsk, was soll das hier alles?“, fragte Aomine genervt. „Was hast du mit Tetsu zu schaffen?“
 

„Wie kommst du darauf, dass ich etwas mit Kurokocchi zu schaffen habe?“, fragte Kise unschuldig.
 

„Tch, hast du nicht gerade von einer Abmachung geredet?“, entgegnete Aomine. Er merkte, dass Kise nur mit ihm spielte. „Tetsu weigert sich, es mir zu erzählen, deswegen frage ich dich.“
 

„Hah~“, seufzte Kise theatralisch. „Dabei hat Kurokocchi das alles getan, um dich von mir fern zu halten. Und Aominecchi macht es einfach kaputt.“
 

„W-wovon redest du?“, fragte Aomine unsicher.
 

„Versteht Aominecchi etwa nicht?“, fragte Kise amüsiert. „Die Abmachung, die Kurokocchi und ich getroffen haben.“
 

„Du-“ Aomine realisierte es plötzlich.
 

„Nun, vielleicht war es weniger eine Abmachung, sondern vielmehr ein Tausch.“ Kise lächelte und blickte in Aomines geschocktes Gesicht. „Versteht Aominecchi es jetzt?“
 

„Das...“ Aomine ballte die Fäuste. Wieso hatte er es nicht eher begriffen? „Das meintest du gestern also...“
 

Ich weiß einen Weg, wie du Kurokocchi beschützen kannst. Aominecchi muss sich für ihn opfern.
 

„Das meintest du damit“, sagte Aomine unsicher, stand nur regungslos auf der Stelle.
 

„Aominecchi hat es endlich begriffen“, rief Kise freudig aus. „Leider wurden wir gestern von Kurokocchi unterbrochen, deswegen konntest du mir keine Antwort mehr geben~„
 

„Dann heißt das...“, murmelte Aomine. Er brachte den Rest des Satzes nicht über die Lippen.
 

„Genau“, bestätigte Kise. „Kurokocchi hat sich geopfert, um Aominecchi zu beschützen. Kurokocchi gehört jetzt mir.“
 

„Du Bastard“, raunte Aomine.
 

„Aominecchi konnte leider nichts für Kurokocchi tun. Wie tragisch“, sagte Kise mit gespielt trauriger Miene.
 

„Heh... hahaha...“ Aomine lachte plötzlich und Kise sah überrascht auf.
 

„Eh? Was ist denn daran so lustig?“, fragte er erstaunt.
 

„Hahaha!“ Aomine ging auf Kise zu. „Tetsu ist eine Sache, aber ich sehe keinen Grund, warum ich vor dir Angst haben sollte.“
 

„Oh~“, machte Kise und nickte verstehend. „Das ist natürlich wahr, Aominecchi ist mir immerhin deutlich überlegen.“
 

„Genau“, sagte Aomine lächelnd und packte Kise am Kragen, zog ihn von der Bank hoch. „Was auch immer du Tetsu angetan hast, werde ich dir jetzt heimzahlen.“
 

Kise lächelte, doch das konnte Aomine in diesem Moment nicht weniger kümmern. Er hob seine geballte Faust, wusste genau, dass er Kise nicht verfehlen konnte, dass er schneller als Kise war und-
 

Aomine sank zu Boden, stieß einen unterdrückten Schrei aus und krümmte sich vor Schmerzen. Ein stechender Schmerz durchfuhr seine Magengegend, seine Sicht verschwamm. Seine Ohren rauschten, er hörte Kise lachen.
 

„Ah, verdammt...“, keuchte Aomine. Er versuchte noch immer auszumachen, warum er plötzlich auf dem Boden war, warum Kise noch immer stand. Seine Hände tasteten den schmerzenden Bereich ab, seine Augen wurden weit als er warmes Blut auf seinen Fingern spürte. Auf seinem Shirt bildete sich ein großer roter Fleck, seine Hände bedeckten sich schnell mit der roten Flüssigkeit. Vor Schreck fiel Aomine zur Seite, atmete schwer unter den Schmerzen. Er drehte seinen Kopf, sein Blick wurde klarer und er sah Kise an, welcher mit einem wilden Lächeln auf ihn hinabblickte.
 

„Eh~ Aominecchi scheint sich verletzt zu haben“, sagte Kise mit gespielt besorgter Stimme. „Ich sollte lieber Hilfe holen.“
 

Aomine sah einen silbernen Gegenstand in Kises Hand aufblitzen. Kise hielt ein blutverschmiertes Messer leicht, gar spielend, in der Hand. Ein, zwei Blutstropfen glitten vom Griff auf den Boden.
 

„Du... Bastard...“, keuchte Aomine.
 

„Aominecchi sollte nicht sprechen“, sagte Kise. „Du solltest versuchen, dich zu beruhigen.“
 

„... argh...“ Eine unendliche Wut staute sich in Aomine auf, doch er konnte sich nicht bewegen.
 

„Keine Angst“, sagte Kise und ging in die Hocke, sodass er Aomines Gesicht besser sehen konnte. „Ich habe dich nicht tödlich verletzt, Aominecchi.“
 

Aomine sah das Messer erneut aufblitzen, er kniff die Augen zusammen. Kise lächelte ihn an, führte das Messer an seinen Mund und leckte das Blut davon ab.
 

„Aber...“
 

„Du bist wahnsinnig“, knirschte Aomine.
 

„Wenn Aominecchi niemand hilft, wird er verbluten“, sagte Kise besorgt. „Soll ich Aominecchi helfen oder nicht?“
 

„Lieber verrecke ich“, murmelte Aomine schwach, doch er realisierte, dass Kise seine einzige Möglichkeit war. Er hatte ihn in der Hand.
 

„Aominecchi ist so gemein, selbst in so einer Situation“, sagte Kise enttäuscht. „Aber was würde Kurokocchi wohl tun, wenn Aominecchi stirbst?“
 

„Tch...“
 

***
 

„Kagami-kun.“
 

„Woah!“ Kagami fuhr zusammen und drehte sich um. „Schleich dich doch nicht so an, Kuroko.“
 

„Tut mir Leid...“, sagte Kuroko leise.
 

„Was willst du?“
 

„Hast du Aomine-kun gesehen?“
 

„Aomine?“, wiederholte Kagami und dachte nach. „Nein, den habe ich nicht gesehen. Ist er nicht bei dir?“
 

Kuroko schüttelte den Kopf.
 

„Er wird früher oder später schon wieder auftauchen“, sagte Kagami unbeeindruckt. „Und wie siehst du überhaupt aus? Sieht dir gar nicht ähnlich, so eine Grimasse zu ziehen.“
 

„Eh?“, machte Kuroko erstaunt.
 

„Wir haben nicht mehr viel Zeit für das Training“, erklärte Kagami und schlug Kuroko sanft auf den Rücken. „Ich weiß zwar nicht, worum es geht, aber Trübsal blasen ist nicht angesagt.
 

„Kagami-kun hat recht“, sagte Kuroko und zwang sich zu einem Lächeln.
 

„Du ignorierst mich ja ganz schön, seitdem du wieder mit Aomine trainierst“, stellte Kagami fest. „Nicht, dass du es noch verlernst, mit mir zu spielen.“
 

„Eh?“, machte Kuroko erstaunt. „Tue ich das?“
 

„Haha“, lachte Kagami. „Das fällt dir wohl gar nicht auf, was?“
 

„...“ Kuroko dachte nach und stellte fest, dass Kagami in der Tat recht hatte. Kuroko schien sich in den letzten Tagen von ihm fern gehalten zu haben, wenn auch unbewusst. „Tut mir Leid, Kagami-kun.“
 

„Dafür musst du dich nicht entschuldigen“, murmelte Kagami schließlich.
 

„Warum bist du eigentlich draußen“, fragte Kuroko, dem gerade erst aufgefallen war, dass Kagami noch nicht in der Halle war, obwohl die angeordnete Pause gleich vorbei war.
 

„Ich habe nach den Ersatzspielern gesehen“, erklärte Kagami.
 

„Nach den Ersatzspielern?“, wiederholte Kuroko. „Du meinst Himuro-san und die anderen?“
 

„Ja“, bestätigte Kagami und streckte sich. „Aber jetzt sollten wir zurück gehen, sonst kommen wir wirklich noch zu spät.“
 

„Mh.“ Kuroko nickte und drehte sich um, doch Kagami erhob erneut seine Stimme.
 

„Ist irgendwas passiert?“, fragte Kagami schließlich in verlegenem Tonfall. „Ich weiß, es geht mich ja eigentlich nichts an, aber du sahst vorhin so aufgelöst aus und wenn ein Teammitglied in Schwierigkeiten steckt kann ich ja nicht einfach wegschauen oder so...“
 

Kuroko drehte sich erneut um und lächelte. „Nein, es ist nichts, Kagami-kun. Gehen wir.“
 

„Na gut“, murmelte Kagami und ging an Kuroko vorbei, ging mit großen Schritten auf die Halle zu. „Aber sag Bescheid, bevor du noch mehr Probleme bekommst.“
 

„...“ Kuroko sah Kagami für eine Weile an und nickte schließlich, auch wenn dieser es nicht sehen konnte. „Ja.“
 

Die beiden Schritten wortlos den Gang entlang und betraten schließlich das innere der Halle, wo die anderen bereits auf sie warteten.
 

„Ah, Kagami, Kuroko. Ihr kommt spät“, sagte Akashi und drehte sich um. Kuroko schloss die Tür hinter sich.
 

„Ist etwas?“, fragte Kagami und war erstaunt über den ersten Tonfall Akashis.
 

„Aomine und Kise sind noch nicht da“, erklärte Akashi. „Habt ihr sie gesehen?“
 

„Nein“, sagte Kagami und zuckte mit den Schultern. Kuroko schüttelte den Kopf.
 

„Hm, verstehe“, sagte Akashi schließlich. „Verschwenden wir keine weitere Zeit, das Training geht weiter.“
 

***
 

Kise knöpfte behutsam das weiße Hemd zu, einen Knopf nach dem anderen.
 

„Aominecchi sollte sich nicht bewegen“, sagte er und sah Aomine an, welcher ihm einen zornigen Blick entgegenwarf. Er konnte sich nicht rühren, seine Wunde schmerzte noch immer sehr. Kise hatte die Blutung gestoppt und ihn verarztet, ihm einen Verband angelegt. Aomine drehte den Kopf, das blutige Shirt lag nicht unweit von ihm auf dem Boden.
 

Als Kise seine Arbeit getan hatte, richtete er sich auf, entfernte sich einige Schritte von ihm. Die beiden waren noch immer in der Umkleide, Aomine wusste nicht, wie viel Zeit bereits vergangen war.
 

„Warum...“, sagte Aomine leise und Kise horchte auf.
 

„Was ist, Aominecchi?“, fragte Kise und lächelte.
 

„Warum tust du das?“
 

„Eh?“, machte Kise erstaunt. „Wenn ich Aominecchi nicht geholfen hätte, dann-“
 

„Warum hilfst du mir, wenn du mich los werden wolltest?“, sagte Aomine und drehte seinen Kopf, doch er konnte Kise nicht mehr sehen.
 

„Oh!“, rief Kise aus. „Aber ich wollte dich doch gar nicht los werden. Ich wäre sehr traurig darüber, wenn du nicht mehr da wärst.“
 

„Tsk...“ Aomine hasste sich selbst dafür, in diese Situation gelangt zu sein. Er wusste nicht, ob es an den Schmerzen lag, aber er Verstand kein Wort von dem, was Kise sagte. „Warum Tetsu?“
 

„Ich liebe Kurokocchi“, erklärte Kise. „Aber leider liebt Kurokocchi Aominecchi.“
 

„... heh“, sagte Aomine und versuchte zu Lachen. „Du bist ja gar nicht so dumm, wie du aussiehst.“
 

„Natürlich habe ich das gemerkt“, sagte Kise und ignorierte die Bemerkung. „Deswegen musste ich auf Nummer sicher gehen, dass Kurokocchi nur mich liebt.“
 

„...“ Aomine dachte nach, versuchte Kises Erklärung zu verstehen.
 

„Aber leider musste Aominecchi wieder alles kaputt machen.“
 

„Deswegen hast du mich angegriffen?“, fragte Aomine. „Um mich als Geisel zu nehmen? Obwohl Tetsu doch schon-“
 

„So etwas herzloses würde ich doch nie tun“, rief Kise empört aus. „Aber was würde Kurokocchi wohl tun, wenn er Aominecchi so sehen würde?“
 

„Tch...“
 

„Wie ich schon gesagt habe...“ Kise lächelte. „Ich muss auf Nummer sicher gehen, dass Kurokocchi nur mich liebt. Mich allein.
 

„Warum hast du mich dann nicht erledigt, als du die Möglichkeit dazu hattest?“, fragte Aomine. „Warum hast du mich dann gerettet?“
 

„Weil ich möchte, dass Aominecchi die Entscheidung selbst trifft“, erklärte Kise ruhig. „Kurokocchi hat sich für Aominecchi geopfert, aber opfert sich Aominechi auch für Kurokocchi?“
 

„Ist das Erpressung?“, sagte Aomine und lächelte bitter.
 

„Es ist eine Abmachung“, antwortete Kise und kniete sich wieder neben Aomine, lächelte ihn an.
 

„Sagtest du nicht, dass du es nur auf Tetsu abgesehen hast?“, fragte Aomine und Kise lachte.
 

„Natürlich“, sagte Kise und hob eine Hand, strich Aomine langsam über den Kopf. „Aber Aominecchi ist ein würdiger Ersatz für Kurokocchi. Auch wenn er natürlich nicht Kurokocchi ist.“
 

„Du bist wahnsinnig“, entgegnete Aomine.
 

„Oder wollte Aominecchi vielleicht sterben? Wenn Aominecchi nicht mehr existieren würde, hätte Kurokocchi keinen Grund, sich für ihn zu opfern“, sagte Kise plötzlich und Aomine blickte ihn an.
 

„W-was?“, fragte Aomine geschockt.
 

„Kurokocchi tut das alles nur für Aominecchi“, erklärte Kise erneut.
 

„Du zwingst ihn dazu“, entgegnete Aomine.
 

„Kurokocchi kam aus freien Stücken zu mir“, sagte Kise. „Alles nur, weil er nicht will, dass Aominecchi etwas passiert. Aber... wenn es Aominecchi nicht mehr gibt, dann muss Kurokocchi ihn auch nicht beschützen.“
 

„Diese Logik ist doch krank“, raunte Aomine. „Du bist krank.“
 

Kise lachte, seine Finger glitten noch immer durch Aomines Haare. „Aominecchi mag Kurokocchi wirklich sehr... aber würde er auch für ihn sterben.“
 

„Tch...“, machte Aomine. „Was würde mit Tetsu passieren, wenn ich-“
 

Aomine konnte seinen Satz nicht beenden. Er riss überrascht die Augen auf, als Kise dessen Lippen auf seine eigenen drückte. Er wollte Kise von sich stoßen, doch ihm fehlte die Kraft dazu, konnte sich nicht gegen Kise wehren, konnte nur darauf warten, dass dieser seinen Mund wieder von ihm löste.
 

„D-du Bastard“, knirschte Aomine und wollte sich aufrichten, als Kise seinen Kopf wieder zurück zog, sank mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder zurück.
 

„Haha“, lachte Kise. „Was ist, Aominecchi? Kurokocchi tut das gleiche für dich.“
 

„Ich bring dich um“, raunte Aomine wütend und Kises Lächeln wurde breiter.
 

„Du kannst dich nicht einmal bewegen“, sagte Kise. „Wie willst du mich dann umbringen?“
 

„... nnngh.“ Aomine konnte sich nicht rühren.
 

„Aber wie ich sehe, lehnt Aominecchi mein Angebot ganz und gar ab“, sagte Kise enttäuscht. „Das macht mich wirklich traurig. Es hätte alles so wunderbar klappen können.“
 

„Heh, dann habe ich ja wenigstens etwas richtig gemacht“, sagte Aomine spöttisch.
 

„Hmph“, stieß Kise aus. „Dann gibt es nur noch die andere Möglichkeit.“
 

Kise legte seine Hände um Aomines Hals, seine Finger gruben sich tief in dessen Genick.
 

„Es tut mir wirklich Leid, Aominecchi“, sagte Kise traurig. „Ich wollte dir wirklich noch eine Chance geben.“

„Was tust du-“, sagte Aomine, er griff nach Kises Handgelenken, doch er hatte nicht genug Kraft, um Kise von sich wegzustoßen. Kise hielt Aomines Hals fest umschlossen, schnürte ihm die Luft ab. Aomine versuchte sich zu wehren, doch nach ein paar weiteren kläglichen Versuchen fielen seine Arme schlaff zur Seite. Kises Lächeln war das letzte, das Aomine sah, bevor ihm schwarz vor Augen wurde.
 

„Ich werde mich gut um Kurokocchi kümmern“, flüsterte Kise.

VI.


 

VI.


 

„Huh?“ Kagami war überrascht. „Aomine und Kise sind schon wieder nicht da?“
 

Akashi schüttelte den Kopf.
 

„Tch, solche Idioten...“, murmelte Kagami.
 

„Solch ein undiszipliniertes Verhalten...“, pflichtete Midorima bei und rückte seine Brille zurecht. „Was glauben sie, wer sie sind?“
 

„Eee~h“, sagte Murasakibara und gähnte. „Es sieht Kisechin nicht ähnlich, einfach so abzuhauen.“
 

„Hey, Kuroko“, sagte Kagami und drehte sich um, Kuroko stand einige Schritte entfernt von der Gruppe, starrte zu Boden. „Hast du Aomine gestern nicht gesucht?“
 

Kuroko nickte. „Ich habe ihn das letzte Mal am Anfang der Pause gesehen.“
 

„Hmm...“, machte Kagami nachdenklich. „Das ist in der Tat seltsam.“
 

„Wie auch immer, jetzt darüber zu diskutieren, hilft uns nichts.“ Akashi erhob das Wort erneut und zog alle Blicke wieder auf sich. „Kuroko, hast du Aomine wirklich nicht mehr erreicht?“
 

„Nein, Akashi-kun.“ Kuroko schüttelte den Kopf, mied weiterhin Augenkontakt mit den Anwesenden.
 

„Hm...“ Akashi seufzte. „Wir sollten unser bestes tun, Aomine und Kise aufzutreiben. Allerdings sollten wir unser Training nicht vernachlässigen, heute ist der vorletzte Tag.“
 

„Verstanden“, sagte Kagami deutlich und drehte sich noch einmal zu Kuroko um. „Komm schon, wir sollten anfangen.“
 

„...“
 

„Mach dir mal nicht so viele Gedanken um Aomine, er wird schon wieder auftauchen“, versicherte Kagami und lächelte. „Wir haben immerhin noch nicht festlegen können, wer von uns beiden der Stärkere ist.“
 

„Ja, Kagami-kun“, sagte Kuroko und zwang sich zu einem Lächeln. „Ich bin mir sicher, Aomine-kun geht es gut.“
 

„Das Kisechin und Minechin schwänzen, macht mich so neidisch~~“, murmelte Murasakibara und gähnte.
 

„Wir kennen die Umstände, warum sie das Training versäumen, nicht“, mahnte Akashi und lächelte. „Murasakibara, du solltest dich also weiterhin anstrengen.“
 

„Eeeh, wie langweilig~„
 

„Sollen wir wirklich einfach nur abwarten?“, warf Midorima ein. „Aomine und Kise sind ausschlaggebend für das Team.“
 

„Wir haben nicht wirklich eine Wahl, oder?“, entgegnete Akashi und Midorima war überrascht und sprachlos zugleich.
 

„Aber Akashi-“
 

„Midorima, wir sollten uns nicht weiter aufhalten lassen, findest du nicht auch?“, sagte Akashi schließlich und wandte sich von Midorima ab, ehe dieser ihm eine Antwort entgegenbringen konnte.
 

Die Anwesenden verteilten sich in der Halle, gingen dem Trainingsregimen für den sechsten und vorletzten Tag vor dem großen Match nach. Die Stimmung war angespannt und das Wegbleiben von Aomine und Kise hing schwer in der Luft.
 

„Hey, Kuroko“, sagte Kagami mit ungewöhnlich gedämpfter Stimme. Kuroko hielt inne, sah zu Kagami.
 

„Was ist, Kagami-kun?“
 

„Du weißt, wo Aomine und Kise sind, oder?“, fragte Kagami gerade heraus und Kuroko blickte ihn überrascht an, wusste nicht, wie er auf diese Frage reagieren sollte.
 

„...“
 

„Sag es mir, Kuroko“, machte Kagami ihm druck.
 

„Ich kann nicht“, erwiderte Kuroko und schüttelte langsam den Kopf. „Ich weiß nicht, wo sie sind. Glaub mir, Kagami-kun.“
 

„Hmph“, stieß Kagami aus. „Warum hast du Aomine gestern eigentlich gesucht?“
 

„Er ist weggelaufen“, antwortete Kuroko.
 

„Weggelaufen?“
 

„Ja...“ Kuroko ließ die Schultern hängen und sah wieder niedergeschlagen zu Boden. „Er hat sich mit Kise-kun getroffen, glaube ich.“
 

„Wieso hast du das nicht gleich gesagt?“, rief Kagami aus und drehte sich verlegen um, ging sicher, dass ihn niemand gehört hatte. „Ich meine, wieso hast du das für dich behalten?“
 

„Ich dachte, es wäre nicht erwähnenswert“, sagte Kuroko zögernd.
 

„Es kann kein Zufall sein, dass Aomine und Kise sich getroffen haben und dann nicht mehr auftauchen“, sagte Kagami. „Du verheimlichst mir doch etwas, oder?“
 

Kuroko zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, Kagami-kun.“
 

„Hmph“, machte Kagami und sah Kuroko prüfend an. „Wieso musst du um alles immer so ein Geheimnis machen? Das nervt.“
 

„Ich weiß es nicht“, sagte Kuroko mit zitternder Stimme. „Ich weiß es nicht, Kagami-kun. Ich weiß nicht, was ich tun soll.“
 

„H-hey“, sagte Kagami unsicher. „Was ist denn jetzt los...“
 

„Ich habe Aomine-kun überall gesucht, die ganze Nacht lang. Aber ich habe ihn nicht gefunden, ich konnte ihn nicht erreichen. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll, Kagami-kun“, sagte Kuroko und ballte die Fäuste, versuchte, seine Tränen zu unterdrücken.
 

„H-hey, beruhige dich Mal wieder, Kuroko“, murmelte Kagami und trat einige Schritte an Kuroko heran, streckte eine Hand nach ihm aus.
 

„Brauchst du eine Pause, Kuroko?“, sagte Akashi und kam näher. Kagami zog überrascht seine Hand wieder zurück.
 

„Äh...“, machte Kagami unsicher und sah Akashi und Kuroko abwechselnd an.
 

„Wenn du eine Pause brauchst, solltest du die Halle verlassen und die anderen nicht stören, Kuroko“, mahnte Akashi ihn und sah Kagami an. „Und du solltest dich davon nicht ablenken lassen, Kagami.“
 

„Äh, ja...“, murmelte Kagami und drehte sich zaghaft um. Kuroko wischte sich über sein Gesicht, bevor er zu Akashi sah.
 

„Tut mir Leid für die Störung, Akashi-kun“, sagte Kuroko leise. Akashi nickte wortlos und entfernte sich wieder.

Kuroko trat mit unsicheren Schritten aus der Halle, schloss die Tür hinter sich. Er konnte die gedämpften Geräusche der Basketbälle hören, als er den Gang entlang schritt. Er schwankte, lehnte gegen eine Wand, sank zu Boden. Tränen rollten ihm über die Wange, er versuchte nicht länger, sie zurück zu halten.
 

„Aomine-kun...“
 

***
 

„Hi, Kurokochi~„
 

Kuroko sah auf, erschrocken, unsicher. Er drehte seinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam. Eine Person am auf ihn zu, ein Lächeln im Gesicht.
 

„Kise-kun...“, murmelte Kuroko verwirrt. Kises Schritte hallten in dem spärlich beleuchteten Gang wieder, Kuroko war wie versteinert, bewegte sich nicht von der Stelle.
 

„Ich bin so froh, dass es dir gut geht, Kurokocchi!“, rief Kise heiter aus und machte wenige Schritte vor Kuroko halt. Kuroko starrte ihn an.
 

„Kise-kun, warum...“
 

„Die anderen haben sich bestimmt schon Sorgen um mich gemacht, oder? Haha“, lachte Kise, doch hörte abrupt wieder damit auf. „Ich sollte lieber leise sein, sonst hört Akashicchi mich noch.“
 

„...“
 

„Warum sagst du denn nichts, Kurokocchi?“, fragte Kise erstaunt. „Freust du dich denn nicht, mich wiederzusehen?“
 

„...“ Kuroko schluckte und machte schließlich den Mund auf, seine Kehle war trocken. „Wo ist Aomine-kun?“
 

„Ooh~“, machte Kise enttäuscht. „Da begrüße ich Kurokocchi schon und er denkt wieder nur an Aominecchi. Meine Gefühle wurden verletzt.“
 

„... Kise-kun, wo warst du gestern?“, fragte Kuroko, versuchte dabei, ruhig zu bleiben.
 

„Wie gut, dass du danach fragst!“, rief Kise fröhlich aus und blickte Kuroko erwartungsvoll an. „Ich zeige es dir, ich zeige dir, wo ich... und Aominecchi gestern waren.“
 

„Eh?“ Kuroko stieß einen erschrockenen Laut aus, als Kise ihn plötzlich am Arm packte, ihn hinter sich her zog. Die beiden gingen eine Weile den Gang der großen Halle entlang, machten vor einer Tür im unbenutzten Teil des Gebäudes halt.
 

„Sieh genau hin, Kurokocchi.“ Kise legte einen Hand an den Griff, öffnete die Tür langsam. Licht brannte in dem Raum, Kise schubste Kuroko sanft durch den Eingang. Kuroko ließ seinen Blick durch den Raum gleiten.
 

Es war eine Umkleide. Und sie war leer.
 

Kuroko drehte sich verwirrt um.
 

„Kise-kun, warum sind wir hier-“
 

„Los, Kurokocchi, steh nicht so da wie angewurzelt, setz dich“, sagte Kise und deutete auf eine der Bänke. Kuroko sah ihn für einige Augenblicke lang an, leistete aber dann Folge, setzte sich zögernd auf eine der Bänke.
 

Da sah er es. Seine Augen wurden weit. In einer der Ecken des Raumes lag ein Shirt, große, rote Flecken zierten den Stoff. Flecken, die auch vereinzelt auf dem Boden zu sehen waren, wenn auch weit dunkler.
 

„Kise-kun, was...“
 

„Oh~“, sagte Kise und lächelte. „Da habe ich wohl vergessen, aufzuräumen. Das war sehr unhöflich von mir. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, Kurokocchi.“
 

„Ist das... Aomine-kuns?“, sagte Kuroko geschockt. Er konnte, wollte, es nicht glauben, was er da vor seinen Augen sah. „Ist das Blut?“
 

„Kurokocchi ist so aufmerksam wie immer!“, rief Kise aus. „Ja, das ist Aominecchis Blut.“
 

„?“ Kuroko sah auf, starrte in Kises Gesicht, welches immer noch das übliche, freundliche Lächeln zeigte. Es aus Kises Mund zu hören, versetzte ihn in Schock. In seinem Kopf drehte sich alles, warum war Aomine-kuns Blut auf dem Boden? Hatte Aomine-kun sich verletzt?
 

„Du wirst auf einmal so blass, Kurokocchi“, sagte Kise besorgt. „Du solltest dich besser hinlegen.“
 

„Wo...“, sagte Kuroko mit bebender Stimme, seine Hände, sein ganzer Körper, zitterten. „Wo ist Aomine-kun jetzt?“
 

Jetzt fragst du mich schon wieder nach Aominecchi~“, sagte Kise schmollend. „Also gut. Aominecchi gibt es nicht mehr.“
 

„Eh?“ Kuroko schüttelte den Kopf, er verstand nicht.
 

„Aominecchi ist tot.“
 

„Was?“, fragte Kuroko ungläubig. „Was sagst du da?“
 

Aominecchi ist tot“, wiederholte Kise genervt. „Was gibt es daran nicht zu verstehen?“
 

„...“ Kuroko zitterte, sein ganzer Körper bebte. Er starrte auf den Boden vor ihm, konnte seinen Blick nicht von den Blutflecken abwenden, bis seine Sicht verschwamm. Eine unangenehme Übelkeit kam in ihm auf, er hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen, hob die Hände reflexartig vor den Mund. Seine Augen brannten, Tränen rannen ihm übers Gesicht.
 

„Nicht weinen, Kurokocchi“, sagte Kise theatralisch. „Kurokocchi weinen zu sehen, macht mich auch ganz traurig.“
 

„Warum...“, flüsterte Kuroko unter seinen Tränen. „Warum ist er...“
 

Kise kniete sich vor Kuroko, streckte die Hand aus und strich ihm über den Kopf, lächelte ihn sanft an. „Er hat es für dich getan, Kurokocchi.“
 

„...“ Kuroko schüttelte den Kopf, Aomine-kun würde niemals...
 

„Er hat sich für dich geopfert“, erklärte Kise sanft und nahm Kurokos Hände, drückte sie fest in den seinen. „Er ist für Kurokocchi gestorben, damit er frei sein kann.“
 

„Aber warum...“ Kuroko sah Kise an, seine Sicht war noch immer verschwommen. „Warum hat er...“
 

„Er wusste, dass Kurokocchi sich für Aominecchi opfert, um ihn zu beschützen“, sagte Kise. „Aber wenn Aominecchi nicht mehr existiert, dann hat Kurokocchi keinen Grund mehr, ihn zu beschützen.“
 

„...“
 

„Deswegen hat er es getan“, sagte Kise und lächelte. „Deswegen hat Aominecchi aufgehört zu existieren.“
 

„Aomine-kun...“
 

„Nicht weinen, Kurokocchi.“ Kise ließ Kurokos Hände los, strich noch einmal sanft über dessen Gesicht. „Aber selbst wenn du weinst, bist du niedlich.“
 

Schritte.
 

Kise hörte plötzlich Schritte.
 

Er zog ruckartig seine Hand zurück, sein Blick fiel zur Tür. Sie war einen Spalt breit offen, man konnte durch ihn hindurch den dunklen Gang erkennen.
 

Hatte er die Tür nicht geschlossen? Nein, er war sich sicher, dass er sie geschlossen hatte.
 

„Wer ist da?!“, rief Kise plötzlich und Kuroko fuhr zusammen, sah Kise erschrocken an, dessen sanfte Gesichtszüge sich mit einem Male veränderten. Kise sprang auf, hetzte zur Tür und riss sie auf.
 

„Oh~“, sagte eine Stimme von der anderen Seite der Tür. „Kisechin ist ja auch hier~„
 

„Murasakicchi?“, fragte Kise überrascht, setzte sein gespieltes Lächeln erneut auf. „Was machst du denn hier?“
 

„Akachin hat mir gesagt, ich solle Kurochin holen~“, erklärte Murasakibara und gähnte. „Ich habe Geräusche vom anderen Ende des Ganges gehört und jetzt habe ich Kisechin auch gefunden~„
 

„Hast du gehört, Kurokocchi?“, sagte Kise und drehte sich um, lächelte Kuroko an. „Akashicchi will, das wir zurück kommen.“
 

„J-ja...“, sagte Kuroko, seine Augen rot. Er erhob sich, ging mit wackeligen Beinen zur Tür.
 

„Oh~ Kurochin sieht ja gar nicht gut aus“, bemerkte Murasakibara und drehte sich um. „Naja, mir egal.“
 

„Warte, Murasakicchi“, sagte Kise plötzlich und Murasakibara hielt inne. Kise sah Kuroko an, fasste ihm sanft an die Schulter. „Kurokocchi geht schon einmal vor, ja? Murasakicchi und ich kommen gleich nach.“
 

„W-was?“, stotterte Kuroko und wurde von Kise sanft nach vorne gestoßen.
 

„Na los, geh schon, Kurokocchi. Sag Akashicchi, dass wir gleich da sind.“
 

„...“ Kuroko sah Kise für einige Momente lang an, musterte da Lächeln in dessen Gesicht. Dann drehte er sich um und ging.
 

„Was soll das, Kisechin~?“, fragte Murasakibara träge und sah ihn an.
 

„Ich möchte, dass du mitkommst, Murasakicchi.“
 

***
 

„Wieso soll ich mit dir gehen?“, fragte Murasakibara gelangweilt. „Akachin hat gesagt, ich soll Kurochin suchen gehen. Alles andere ist mir egal~“
 

„Du bist immer so stur, Murasakicchi.“ Kise lächelte. „Aber deine Arbeit ist ja jetzt getan.“
 

„Mir ist auch egal, was mit Minechin passiert ist~“
 

„Du hast es also gehört?“ Kises Lächeln verschwand. „Dann kann ich Murasakicchi leider nicht zu den anderen zurückgehen lassen.“
 

Murasakibara drehte sich um.
 

„Warte-“, sagte Kise zögernd. „Ich habe ein paar Snacks für dich, Murasakicchi. Sie sind in der Umkleide.“
 

„Für wie dumm hält Kisechin mich eigentlich?“, sagte Murasakibara und warf Kise einen Blick über die Schulter zu. „Das macht mich wütend.“
 

„Ehehe...“ Kise lachte unsicher.
 

Verdammt!
 

Murasakibara raunte ein „Hmph“ und entfernte sich langsam von Kise, der Abstand zwischen den beiden wurde größer.
 

Hat er es wirklich gehört?
 

Kise sah sich um, suchte den Gang mit seinen Augen ab.
 

Wenn er es gehört hat, dann kann ich ihn nicht gehen lassen.
 

Er dachte nach, überlegte, wie er Murasakibara aufhalten konnte.
 

Kurokocchi wird den anderen nichts erzählen, aber Murasakicchi--!
 

Er konnte ihn nicht direkt angreifen, Murasakibara war ihm körperlich weitaus überlegen.
 

Murasakicchi würde--!
 

Sein Blick viel auf einen Gegenstand, der mit nur wenigen Schritten zu erreichen war.
 

Ich muss es tun!
 

Kise beobachtete Murasakibara, er drehte sich nicht um, er ahnte nichts.
 

Ich muss Murasakicchi erledigen.
 

Kise griff nach dem Feuerlöscher, er lag unerwartet schwer in der Hand.
 

Ich muss es für Kurokocchi tun.
 

„Hey, Murasakicchi!“, rief Kise aus und warf den Feuerlöscher.
 

„Huh?“ Murasakibara drehte sich um, doch noch ehe er reagieren könnte, traf ihn ein schwerer Gegenstand direkt an der Schulter. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihn, er taumelte, doch die Wucht des Aufpralls war nicht genug, um ihn von den Beinen zu reißen.
 

„Kisechin...“, raunte Murasakibara, während er versuchte, das Gleichgewicht wiederzuerlangen. „Will mich wirklich wütend machen.“
 

Kise sprang auf Murasakibara zu und riss ihn zu Boden, ehe dieser sich wieder fangen konnte. Kise wusste, dass er Murasakibara nicht für lange auf dem Grund halten konnte, griff in eine seiner Taschen, seine Finger umschlungen das kalte Messer. Mit einer schnellen Bewegung stach er Murasakibara in die Brust.
 

Argh-“ Murasakibara stieß einen Schmerzenslaut aus und stieß Kise von sich, welcher dadurch unsanft auf dem Boden landete. Ein roter Fleck bildete sich auf Murasakibaras Shirt, das Messer steckte noch in der Wunde.
 

„Kisechin, du...“, raunte Murasakibara, er richtete sich auf, Blut tropfte auf den Boden.
 

„Hey, Murasakicchi...“, stammelte Kise unsicher, überrascht davon, dass sein Gegenüber noch stehen konnte. Murasakibara zog das Messer aus seiner Wunde und verzog das Gesicht. Kise richtete sich ebenfalls auf, suchte den Gang nach dem Feuerlöscher ab, welcher nicht unweit von Murasakibara gelandet war.
 

Mit ein paar wenigen Schritten könnte er ihn erreichen. Er war schneller als Murasakibara und dieser war immerhin verletzt. Es sollte gar kein Problem sein, den Feuerlöscher zu errei-
 

Murasakibara packte seinen Arm, Kise stolperte und fiel erneut zu Boden. Kise drehte sich schnell um, blickte in Murasakibaras Gesicht, seine Augenringe schienen noch tiefer als sonst. Der Griff um Kises Arm lockerte sich plötzlich und Murasakibara sackte in sich zusammen, das Messer glitt ihm aus der Hand. Er bewegte sich nicht mehr.
 

Einige Sekunden vergingen, Kise rührte sich ebenfalls nicht. Er starrte Murasakibara an, wartete auf die kleinste Bewegung, doch um die beiden herum blieb es still.
 

Kise atmete erleichtert auf. Schwer atmend gelangte er wieder auf die Beine, hob das blutige Messer auf, ließ es wieder in seine Tasche wandern.
 

„Ha... hahah... hahaHA!“, lachte Kise erleichtert. „Für einen Moment dachte ich, es wäre vorbei.“
 

Kise blickte hinab. Um Murasakibara herum bildete sich eine dunkelrote Lache. Kise lächelte.
 

„Ich kann nicht zulassen, dass jemand Kurokocchi und mir im Weg steht“, murmelte Kise und zuckte mit den Schultern. „Murasakicchi war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.“
 

Er sah sich im Gang um, ging sicher, dass nicht noch jemand ihn beobachtete. Der Gang war leer, keine Schritte zu hören, keine Personen zu sehen.
 

***
 

Kise wischte das Blut von dem Feuerlöscher und stellte ihn wieder an seinen vorhergesehenen Platz. Er blickte den Gang entlang, von der Blutlache war nichts mehr zu sehen, alles war wieder so wie vorher. Kise lächelte, er war immer noch ganz aufgeregt von den Geschehnissen.
 

„Vielleicht sollte ich nach Kurokocchi sehen~“, murmelte Kise in sich hinein, schlenderte den Gang entlang. Er begann, die gedämpften Stimmen der Spieler in der Halle zu hören. „Aber wäre es nicht komisch, wenn ich ohne Murasakicchi dort auftauche? Hm~„
 

„Kise.“
 

Kise erstarrte und blieb abrupt stehen.
 

„M-midorimacchi?“, sagte er erstaunt, er wäre fast mit seinem Gegenüber zusammengestoßen. „W-was machst du hier?“
 

„Wir haben Pause“, antwortete Midorima knapp. „Und das sollte ich eher dich fragen.“
 

„Ist Kurokocchi noch in der Halle?“, fragte Kise unsicher, wich Midorimas Blick aus.
 

„Das weiß ich nicht“, sagte Midorima und wich Kise aus, ging an ihm vorbei, bewegte sich in die Richtung, aus der Kise gerade gekommen war.
 

„H-hey, Midorimacchi, wo willst du hin?“
 

„Wie ich gerade gesagt habe, wir haben Pause“, wiederholte Midorima. „Wo ich meine Pause verbringe, geht dich nichts an.“
 

„Aber wo willst du dann hin?“, fragte Kise verwundert. „Dort hinten gibt es doch nichts, außer ein paar unbenutzter Umkleiden.“
 

„Ich suche mein Lucky Item“, erklärte Midorima, war nicht sonderlich interessiert daran, Kise die Details zu verraten.
 

„Dein Lucky Item?“, hakte Kise ungeduldig nach. „A-aber wieso sollte es im hinteren Teil der Halle sein, Midorimacchi?“
 

Kise holte Midorima ein. Er konnte nicht zulassen, dass Midorima die unbenutzten Umkleiden absucht.
 

„Soll ich dir vielleicht suchen helfen?“, sagte Kise, stellte sich vor Midorima und lächelte.
 

„Tch“, schnaubte Midorima, der sichtlich genervt davon war, dass Kise nun schon zum zweiten Mal seinen Weg blockierte. „Nein.“
 

„Ach, komm schon“, bat Kise. „Nach was suchst du denn?“
 

„Nach einem Stück Kuchen“, erklärte Midorima und funkelte Kise ernst an.
 

„E-ein Stück Kuchen?“, wiederholte Kise ungläubig. „Midorimacchi, das ist...“
 

„Heute Morgen hatte ich es noch“, sagte Midorima schroff. „Aber als ich vorhin in der Umkleide nachgesehen habe, war es verschwunden.“
 

„Verschwunden?“
 

„Ja.“ Midorima fummelte an dem Rahmen seiner Brille herum. „Das ist nun schon das sechste Mal in Folge, dass das Lucky Item etwas zu essen ist.“
 

„Eheh... also so etwas...“, murmelte Kise.
 

„Und jetzt lass mich in Ruhe“, sagte Midorima plötzlich und ging erneut an Kise vorbei, ohne ihm weitere Beachtung zu schenken.
 

Verdammt, dieser Midorimacchi! Wenn er die Umkleiden durchsucht, dann--
 

„Hey, warte, Midorimacchi“, rief Kise, doch Midorima ignorierte ihn. „Ich habe dein Lucky Item vielleicht gesehen.“
 

„Hm?“ Midorima stoppte erneut, drehte sich um und sah Kise an. „Wo?“
 

„Komm mit mir“, sagte Kise lächelnd und ging voraus. Midorima blickte Kise eine Weile an und folgte ihm schließlich, wenn auch misstrauisch.
 

„Wo ist es?“, fragte Midorima ungeduldig.
 

„Wir sind gleich da“, beteuerte Kise und deutete auf einen der Räume. „Hier in diesem Raum hab ich es gesehen. Ich glaube, Murasakibara hat es dort drinnen versteckt.“
 

„Hmph...“, raunte Midorima. „Das dachte ich mir.“
 

Midorima schritt ungeduldig auf die Tür zu und öffnete sie. In dem Raum war es dunkel, er knipste das Licht an, ging einige Schritte, sah sich um.
 

„Wo ist es-“ Noch ehe Midorima sich umdrehen konnte, schloss Kise die Tür. Midorima hörte das leise Klicken des Schlosses.
 

„Haha“, lachte Kise und lehnte an der Tür. „Ich kann kaum glauben, dass Midorimacchi darauf hereingefallen ist. Murasakicchi war nicht so leicht herumzukriegen.“
 

„Hey, Kise“, rief Midorima und klopfte gegen die Tür. „Was soll das?!“
 

„Aber Midorimacchi kann froh sein, dass er sich nicht gewehrt hat~„ Kise stieß sich von der Tür ab. Er entfernte sich von der Tür, hörte noch immer Midorimas lautes Rufen. Um ihn würde er sich später kümmern, dachte er sich. Aber zuerst musste er...
 

„Zuerst muss ich zu Kurokocchi!“
 

***
 

„Hey, Kuroko“, sagte Kagami und kam näher. „Was ist passiert?“
 

Kuroko saß an eine der Hallenwände gelehnt, er und Kagami waren die einzigen, die noch anwesend waren.
 

„Wo ist Murasakibara? Ist er nicht gegangen, um dich zu holen?“
 

Kuroko schwieg, sah Kagami nicht an.
 

„Tch...“, machte Kagami genervt und kniete sich vor Kuroko. „Sag schon, was ist passiert? Du hast noch gar nichts gesagt, als du wieder zurück gekommen bist.“
 

Kagami wartete auf eine Antwort, doch vergebens. Kuroko blieb still. Kagami streckte seine Hände aus, packte sanft Kurokos Schultern.
 

„Sieh mich an.“ Kagami schüttelte ihn sanft.
 

Kuroko sah auf. Überrascht blickte Kagami in die roten und verweinten Augen Kurokos.
 

„H-hey, du siehst gar nicht gut aus“, sagte Kagami zögernd. „Rede mit mir, was ist passiert.“
 

„Aomine-kun...“, begann Kuroko schließlich, seine Stimme zitterte, seine Kehle war trocken. „Aomine-kun ist...“
 

„Was?“, fragte Kagami ungeduldig. „Was ist mit Aomine?“
 

Kuroko sprach nicht weiter. Er umarmte Kagami, stieß ihn fast um. Kagami war überrascht von der plötzlichen Geste, doch erwiderte Kurokos Umarmung sanft.
 

„Kagami-kun...“, sagte Kuroko unter Tränen. „Hilf mir.“
 

„Erzähl mir alles.“
 

„Dieser dumme Kagamicchi~“, flüsterte Kise zu sich selbst, als er die beiden durch einen Spalt in der Tür beobachtete.
 

Kagamicchi war das letzte Hindernis.
 

Wenn er ihn beseitigen würde-
 

Wenn ich ihn beseitigen würde-
 

dann wäre Kurokocchi endlich sein.
 

dann wäre Kurokocchi endlich mein.
 

Ich liebe dich, Kurokocchi. Deswegen werde ich für dich töten.

VII.


 

VII.


 

Es war Abend. Die Halle war verlassen.
 

Nun, nicht ganz verlassen.
 

Zwei Personen fanden sich inmitten der großen Halle ein, ihre Schritte hallten laut wieder.
 

„Kagamicchi~„
 

„Yo, Kise. Ich habe dich schon erwartet.“
 

Kise und Kagami standen sich gegenüber, sahen sich für einen Moment lang nur schweigend an, beobachteten aufmerksam jede noch so kleinste Bewegung des Gegenübers.
 

„Es ist ungewöhnlich für dich, mich sehen zu wollen, Kagamicchi“, sagte Kise lächelnd. „Aber wenn ich ehrlich bin, wollte ich dich auch treffen.“
 

„Wenigstens sind wir uns bei einer Sache einig“, sagte Kagami.
 

„Hat Kurokocchi dich geschickt?“, fragte Kise. „Oder bist du von allein hergekommen?“
 

„Das ist nicht weiter wichtig. Wen interessiert es, wer mich geschickt hat?“, entgegnete Kagami und zuckte mit den Schultern. „Wichtig ist nur, dass ich hier bin.“
 

„Und warum wollte Kagamicchi mich sehen?“
 

„Warum will Kise mich sehen?“, erwiderte Kagami lächelnd.
 

„Hmph“, machte Kise und sah Kagami ernst an. „Ich bin der einzige, den Kurokocchi lieben darf.“
 

„Du bist wirklich so widerlich, wie Kuroko erzählt hat“, merkte Kagami an.
 

„Oh, Kurokocchi hat dir also alles erzählt?“, sagte Kise enttäuscht, lächelte dabei jedoch. „Wenigstens erspare ich mir so die Erklärungen.“
 

„Gut so“, sagte Kagami. „Deinem Gerede könnte ich eh nicht zuhören.“
 

„Dann werde ich Kagamicchi jetzt erledigen.“
 

„Heh, versuch's nur. Möchtest du es mit einer Runde Basketball klären?“
 

Die beiden verharrten für einige Augenblicke bewegungslos auf der Stelle, dann sprang Kise plötzlich auf Kagami zu, welcher schnell zur Seite auswich. Kise stolperte, doch fing sich nach ein paar Schritten wieder, drehte sich um und stürmte erneut auf Kagami zu.
 

„Glaub nicht, ich falle darauf herein“, sagte Kagami und wich erneut aus, ging ein paar Schritte von Kise zurück. „Ich weiß zwar nicht genau was es ist, aber ich weiß, dass du eine Waffe haben musst.“
 

„Oh, hat Kurokocchi dir das auch erzählt.“
 

„Heh, natürlich“, sagte Kagami und lächelte überlegen. „Aomine war vielleicht unvorbereitet, aber ich falle auf solche hinterhältigen Tricks nicht herein.“
 

Kagami hielt weiterhin Abstand von Kise, wich dessen Angriffen rechtzeitig aus, beobachtete ihn weiterhin, so wie Kuroko es ihm geraten hatte. Kise holte einige Male mit der Faust aus, schaffte es, den Abstand zu Kagami für Zentimeter um Zentimeter zu verringern.
 

„Du kannst zwar springen, aber gerade schnell bist du nicht, Kagamicchi~“, sagte Kise schließlich, als er Kagami wieder näher kam, seine Faust dessen Gesicht nur um wenige Millimeter verfehlte.
 

„Verdammt...“, schnaubte Kagami, der langsam aber sicher außer Atem gelang.
 

„Gib auf, Kagamicchi“, sagte Kise schließlich. „Wenn du dich ergibst, wird es weniger schmerzhaft für dich.“
 

„Heh, ich denke nicht daran“, gab Kagami schlagfertig zurück, doch er musste zugeben, dass er Kise an Schnelligkeit nicht überbieten konnte. Er wurde immer schwerer und schwerer für ihn, seinen Schlägen auszuweichen, Kagamis Schritte wurden träger. Nach einem weiteren Schritt übernahm Kise die Überhand und landete einen Treffer in Kagamis Gesicht, welcher ihn fast von den Beinen riss. Kagami taumelte, er schmeckte das Blut auf seiner Zunge.
 

„Der hat gesessen...“, murmelte Kagami.
 

„Wenn du noch stehst, war es wohl nicht genug“, sagte Kise und lächelte. Noch ehe Kagami sich von dem Schlag erholen konnte, raste Kise auf ihn zu und riss ihn von den Füßen. Kagami landete unsanft auf dem Boden und stöhnte auf.
 

„Verdammt...“, knirschte er und kniff die Augen zusammen.
 

„Du hast es mir wirklich zu einfach gemacht, Kagamicchi“, sagte Kise und schlug noch einmal die Faust in Kagamis Gesicht.
 

„Uhh...“ Kagami brummte der Kopf, er hatte sich den Kopf gestoßen, seine Sicht verschwamm. Noch ehe er daran denken konnte, sich zu wehren, wurde ihm schwarz vor Augen.
 

„Keine Sorge, Kagamicchi“, flüsterte Kise. „Ich werde dich noch nicht gleich töten.“
 

***
 

Der Griff der Tür wurde gedreht und sie ging leise auf. Kuroko sprang auf.
 

„Kagami-ku-“ Und erstarrte.
 

„Hallo, Kurokocchi“, sagte Kise als er die Tür langsam aufmachte. Kuroko blickte ihn aus großen Augen an, konnte nicht antworten, war starr vor Schreck.
 

„Was ist denn, hast du etwa jemand anderen erwartet?“, sagte Kise lächelnd. „Etwa Kagamicchi?“
 

„Kagami-kun...“, murmelte Kuroko abwesend.
 

„Er ist noch nicht tot“, sagte Kise. „Noch nicht.“
 

„...“ Kuroko starrte Kise an, nach einigen Momenten fand er seine Stimme wieder. „Wo ist Kagami-kun? Was hat du mit ihm gemacht?“, kam es zornig aus ihm heraus.
 

„Nicht so ungeduldig, Kurokocchi~“, lachte Kise. „Kagamicchi geht es gut. Er wartet schon auf dich.“
 

„... er wartet?“, wiederholte Kuroko.
 

„Ja“, bestätigte Kise und lächelte Kuroko spielend an. „Möchtest du ihn sehen?“
 

Kuroko nickte hastig. „J-ja, ich...“
 

„Nicht so voreilig, Kurokocchi“, sagte Kise. „Wir haben alle Zeit der Welt.“
 

„Eh?“
 

„Ich meine - wir sind endlich allein, Kurokocchi.“ Kise lachte. „Dort wo Kagamicchi jetzt ist, kann er uns nicht in die Quere kommen. Jetzt gibt es nur noch dich und mich, Kurokocchi.“
 

„...“ Kuroko schluckte. „Was soll das bedeuten?“
 

„Es bedeutet, dass Kagamicchi noch ein bisschen länger warten kann, oder?“, erklärte Kise. „Du hast immerhin deinen Teil der Abmachung noch nicht erfüllt, Kurokocchi.“
 

„... Abmachung?“, wiederholte Kuroko. „Aber Aomine-kun ist-“
 

„Aominecchi ist tot“, sagte Kise und die Worte jagten Kuroko erneut einen kalten Schauer über den Rücken. „Aber Kagami ist noch am leben, ja? Es sei denn, Kurokocchi möchte Kagamicchi gar nicht beschützen.“
 

„... ich möchte zu Kagami-kun-“
 

Kise streckte seine Arme aus und zog Kuroko zu sich hin, umarmte ihn fest, strich durch die weichen Haare seines Gegenübers.
 

„Hah~“, flüsterte Kise. „Kurokocchi darf nur Augen für mich haben.“
 

„... Kise-kun...“
 

„Shh, nicht sprechen“, sagte Kise und löste die Umarmung, umfasste Kurokos Gesicht mit seinen Händen, sah in Kurokos Augen, musterte sie für einige Momente lang wortlos. „Kurokocchis Augen sind ganz und gar nicht hübsch, wenn sie so rot sind. Ich werde dich nie wieder zum weinen bringen, Kurokocchi.“
 

„...“
 

Dann küsste Kise ihn.
 

***
 

„Hey!“ Seine Stimme klang heiser. „HEY! Hört mich jemand! Lass mich hier raus!“
 

Kagami konnte sich nicht bewegen, er war gefesselt. Er wusste nicht, wo er war, denn seine Augen waren verbunden worden. Das letzte, an das er sich erinnern konnte, war Kises lächelndes Gesicht gewesen. Allein sich dieses Lächeln ins Gedächtnis zu rufen, jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken.

Was danach passiert war, wusste er nicht. Die Fesseln rieben an seinen Hand- und Fußgelenken, seine Stimme war trocken und brüchig, er rief nach Hilfe, seit er wieder zu sich gekommen war, doch vergebens.
 

„Kise, dieser wahnsinnige...“, murmelte Kagami, während er versuchte, seine Fesseln zu lösen, doch es half nichts. Er lag auf der Seite und konnte sich nicht viel bewegen. Er hörte nichts, keine Geräusche von außerhalb ließen vermuten, dass sich jemand in der nähe befand, der ihm helfen konnte. Dennoch rief er ab und dann so laut er konnte, hoffte, dass ihn irgendjemand finden würde, wo auch immer er war.
 

Wenn Kise das nächste Mal auftaucht, wird er ihn ich erledigen, kam es ihm plötzlich in den Sinn, doch Kagami schüttelte den Kopf, versuchte, den Gedanken abzuschütteln.
 

„Kuroko...“, murmelte er. Er hatte davon gehört, dass Kise ihn erpresst und fragte sich, was Kuroko momentan machte.
 

Kise hatte ihn bestimmt gefunden.
 

„Verdammt...“
 

***
 

Kuroko stieß Kise von sich weg, Kise fiel einige Schritte zurück.
 

„Lass das, Kise-kun“, sagte Kuroko mit bebender Stimme. „Ich will zu Kagami-kun.“
 

„Hmph“, machte Kise enttäuscht. „Du bist wohl erst zufrieden, wenn du ihn siehst.“
 

„...“ Kuroko nickte, die Fäuste geballt.
 

„Na gut, dann werde ich dir den Wunsch eben erfüllen, Kurokocchi“, sagte Kise kühl und deutete auf die Tür. „Du zuerst.“
 

Kuroko beobachtete ihn für einige Momente und ging schließlich an Kise vorbei. Kuroko kehrte Kise den Rücken und bewegte sich zur Tür, umschloss den Runden griff.
 

Kuroko bemerkte nicht, dass Kise sich ebenfalls näherte, eine Hand hob und Kurokos Kopf mit Wucht gegen die Tür schleuderte.
 

„Eh-“
 

Kuroko sank zu Boden, ein stechender Schmerz durchfuhr ihm und ein Schwindelgefühl breitete sich in ihm aus. Blut rann seine Stirn hinunter, ihm wurde schwarz vor Augen.
 

„Tut mir Leid, Kurokocchi“, sagte Kise ruhig. „Aber das kann ich nicht zu lassen.“
 

***
 

„... argh...“
 

Schreie?
 

„... ahh...“
 

Kuroko hörte Schreie.
 

Er blinzelte. Sein Kopf schmerzte, er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Er konnte ich nicht bewegen, seine Gelenke schmerzten, war er gefesselt?

Seine Kehle war trocken, er brachte kein Wort über die Lippen.
 

„... argh, verdammt...“
 

Er hörte wieder diesen Schrei. Woher kannte er die Stimme noch gleich?
 

„Kagami-kun...“, murmelte Kuroko mit rauer Stimme. Er hörte Schritte, die langsam lauter wurden, jemand kam näher. Er konnte seinen Kopf nicht drehen konnte nicht erkennen, wer an ihn herantrat. War es Kagami-kun?
 

„Eeh~ Kurokocchi ist wieder wach“, rief Kise erfreut aus. „Siehst du, Kagamicchi, Kurokocchi ist aufgewacht.“
 

Kise packte Kuroko und drehte ihn um, sodass er besser sehen konnte, sodass er die Quelle der Schreie erblicken konnte.
 

Kuroko zuckte vor Schreck zusammen, als er Kagami erblickte, sah ihm direkt in die Augen. Er lag nur wenige Meter von ihm entfernt, zusammengekrümmt und gefesselt.
 

„Hey, Kuroko...“, sagte Kagami leise und versuchte, zu lächeln. „Wie du siehst, bin ich auch hier.“
 

„Ka...“, begann Kuroko, doch seine Stimme erstarb.
 

„Ich habe dir nicht erlaubt, zu sprechen, Kagamicchi“, rief Kise und trat Kagami in die Magengrube, welcher daraufhin einen Schmerzenslaut von sich gab und hustete. Kuroko starrte ihn erschrocken an, versuchte sich zu bewegen, irgendwas zu tun, doch er hatte keine andere Wahl, als zu zusehen.
 

„Siehst du, Kurokocchi“, sagte Kise und ging langsam durch den Raum. „Kagamicchi ist noch am leben. Er hat sich wirklich sehr um dich gesorgt, als du hier ohnmächtig lagst.“
 

„Tch, red keinen Schwachsinn“, murmelte Kagami und fing sich einen weiteren Tritt ein.
 

„Sei still, Kagamicchi“, rief Kise in aggressivem Tonfall. Er wandte sich wieder an Kuroko und lächelte. „Bist du jetzt zufrieden, Kurokocchi?
 

„Eh?“ Kuroko konnte nicht antworten. Seine Lippen waren trocken und aufgesprungen, er brachte kein einziges Wort heraus.
 

„Heh“, machte Kise und wandte sich wieder zu Kagami. „Jetzt muss nur noch Kagamicchi seinen Teil erfüllen.“
 

„Wirst du mich jetzt los machen?“, fragte Kagami spöttisch. „Du wahnsinniger Bastard.“
 

„Hmph!“ Kise sah auf Kagami hinab. „Ich habe echt genug von Kagamicchis Beleidigungen. Was ich alles aushalten musste, nur damit Kurokocchi zufrieden ist!“
 

„Sieht so aus, als könntest du noch ein bisschen mehr vertragen“, gab Kagami zurück und rüttelte an seinen Fesseln, jedoch kamen sie nicht los. Die Seile schnitten sich in sein Fleisch, hinterließen blutige Stellen auf der Haut.
 

Kuroko beobachtete das Schauspiel vor ihm nur fassungslos. Als er Kagami beobachtete, stellte er fest, dass dieser bereits mit kleineren Wunden und blauen Flecken übersät war. Blut rann ihm aus Mund und Nase und unter seinem linken Auge bildete sich ein tiefroter Fleck.
 

„Sieh gut hin, Kurokocchi“, kündigte Kise an. „Ich werde dir beweisen, dass ich der einzige für dich bin.“
 

„Heh, darauf bin ich gespannt“, lachte Kagami unter Schmerzen. „Bis jetzt beweist du nur, dass du völlig wahnsinnig bist.“
 

Kagami setzte ein lächelndes Gesicht auf, doch er wusste, dass er Kise in diesem Zustand nichts anhaben konnte. Er und Kuroko waren bewegungsunfähig und niemand konnte sie hören, sie waren Kise hoffnungslos ausgesetzt.
 

„Ich werde dich schon noch zum Schweigen bringen, Kagamicchi“, sagte Kise und sah Kagami prüfend an. „Aber womit fange ich an?“
 

Kise ging in dem kleinen Raum auf und ab, dachte nach.
 

„Soll ich zuerst Kagamicchis Beine nehmen?“, sagte Kise nachdenklich. „Oder seine Arme? Was denkst du, Kurokocchi?“
 

Kise sah Kuroko an, ein sanftes Lächeln auf den Lippen. Kuroko erwiderte den Blick, sah ihn aus ungläubigen Augen an, versuchte, den Kopf zu schütteln.
 

„N-nein...“, stammelte Kuroko und sah zu Kagami, welcher Kise ebenso nur einen fassungslosen Blick schenkte.
 

„Hah“, seufzte Kise. „Wie langweilig. Dann fange ich eben mit etwas anderem an.“
 

Mit etwas anderem? Was hatte Kise vor? Kuroko verfolgte Kises Bewegungen so gut es ging, beobachtete jeden Schritt.
 

„Kagami-kun...“
 

„Schon gut, Kuroko“, sagte Kagami und lächelte bitter. „So leicht bin ich nicht klein zu kriegen.“
 

„Kagamicchi spuckt immer noch ganz schön große Töne“, sagte Kise kühl. „Mal sehen, für wie lange noch.“
 

Kise verschwand für einige Sekunden aus Kurokos Blickfeld, eine Tasche wurde geöffnet, er schien etwas zu suchen. Ein paar Gegenstände vielen auf den Boden, einer nach dem anderen wurde zwischen Kagami und Kuroko gelegt. Erst bei genauerem hinsehen erkannte Kuroko, worum es sich bei den Gegenständen handelte.
 

Messer, Scheren, andere spitze Dinge.
 

Kuroko schnappte nach Luft, auch wenn ihm die Bedeutung der Gegenstände nicht sofort klar wurde. Kise kniete zwischen Kagami und Kuroko, sah die beiden abwechselnd an.
 

„Kurokocchi darf aussuchen.“
 

„W-was?“, fragte Kuroko verdutzt.
 

„Kurokocchi darf aussuchen, mit was ich anfange“, erklärte Kise und deutete auf die vielen Messer.
 

„Du willst doch nicht-“, begann Kagami und Angst zeigte sich deutlich in seinen Augen.
 

„N-nein...“, stammelte Kuroko unsicher und sah Kise mit flehenden Augen an.
 

Kise zuckte mit den Schultern. „Wenn Kurokocchi sich nicht entscheiden will, dann tue ich es eben selbst.“
 

Kise griff nach einem kleinen Teppichmesser, mit einem Klick kam die silberne Klinge zum Vorschein.
 

„Ich werde die Verbindung zwischen Kurokocchi und Kagamicchi trennen“, sagte Kise lächelnd. „Wie klingt das?“
 

Kuroko und Kagami starrten geschockt auf das Messer, welches leicht in der Hand von Kise lag.
 

„Kise-kun, hör auf...“, wisperte Kuroko und sah, wie das Messer auf Kagami flog, sich tief in seine Schulter bohrte.
 

Argh-“ Kagami unterdrückte einen Schrei. Ein kleiner roter Kreis bildete sich um das Messer, welches noch tief im Fleisch steckte. „Argh, verdammt“, jammerte Kagami auf.
 

„Bitte...“, kam es von Kuroko, er starrte in Kagamis schmerzverzerrtes Gesicht. „Bitte hör auf...“
 

„Nein“, sagte Kise knapp. „Erst wenn Kurokocchi sich völlig von Kagamicchi gelöst hat.“
 

Kise griff zum zweiten Gegenstand, ein weiteres kleines Messer, welches erneut tief in Kagamis Fleisch eindrang, Kurokos Ohren mit einem unangenehmen Geräusch erfüllte.
 

Kise griff zum Dritten.
 

Vierten.
 

Fünften.
 

Sechsten.
 

Jedes mal unterdrückte Kagami einen Schrei, die Farbe wich ihm aus dem Gesicht, dann wurde er still.
 

„Kaga...“ murmelte Kuroko mit weit aufgerissenen Augen.
 

„Eh~ Kagamicchi macht schon schlapp?“, sagte Kise enttäuscht. „Dabei bin ich doch noch gar nicht fertig.“
 

„Heh“, stöhnte Kagami. „Nur in deinen Träumen.“
 

„Kagami-kun...“ Kuroko atmete erleichtert auf.
 

„Aber ich habe sowieso keine Lust mehr“, sagte Kise enttäuscht. „Kagamicchi ist so langweilig, ich beende das jetzt...“
 

Kise griff nach dem letzten Messer.
 

„Kise-kun, warte...“, sagte Kuroko plötzlich. Kise hielt inne und sah ihn an.
 

„Was ist, Kurokocchi?“, fragte Kise lächelnd. „Du kannst Kagamicchi nicht mehr retten.“
 

„Ich...“, begann Kuroko. „Ich möchte es selbst tun.“
 

„Eh?“, machte Kise erstaunt.
 

„Kuroko, was-“, raunte Kagami, er wusste nicht, ob er sich verhört hatte. Ihm war schwindelig und er konnte nicht verstehen, worüber die beiden sprachen.
 

„Kurokocchi möchte was?“, fragte Kise, immer noch sichtlich überrascht.
 

„Ich möchte es selbst tun, Kise-kun“, bat Kuroko und blickte Kise an. „Ich möchte Kagami-kun selbst... töten. Für Kise-kun.
 

„Eh? Eeeh?“, stieß Kise verblüfft aus. „F-für mich? Du würdest das für mich tun, Kurokocchi?“
 

„Ja, Kise-kun“, bestätigte Kuroko und nickte. „Ich möchte dir meine Liebe zeigen, in dem ich Kagamicchi umbringe.“
 

„Das Kurokocchi das für mich tut~“, sagte Kise fröhlich. „Das macht mich so glücklich.“
 

„Es freut mich, wenn du dich auch freust, Kise-kun“, antwortete Kuroko.
 

„Ich löse deine Fesseln“, sagte Kise schließlich und schnitt die Seile durch, die Kurokos Bewegungen einschränkten. Kuroko rieb sich die Handgelenke, rote Striemen zierten seine Haut. Kise nahm seine Hand, legte das kalte Messer auf seine Handfläche.
 

„Das ist das Messer, mit dem sich Aominecchi geopfert hat“, sagte Kise lächelnd. „Jetzt ist es an der Zeit, dass Kagami sich opfert.“
 

Kuroko sah Kise lange an und nickte schließlich. „Ja, Kise-kun.“
 

Kise machte ihm Platz und Kuroko trat näher an Kagami heran, kniete ihm gegenüber.
 

„H-hey, Kuroko, was machst du da...“, stöhnte Kagami, dessen Sicht unklar und verschwommen war.
 

Kuroko hob das Messer hoch über den Kopf. Er wartete, atmete tief ein und aus.
 

Dann...
 

Drehte er sich um, ließ das Messer auf Kise hinabsausen. Kise reagierte nicht, konnte nicht reagieren, starrte nur auf die Waffe, die nun tief in seiner Brust steckte.
 

„Kurokocchi, du...“
 

Kuroko sah ihn an, eiskalte Augen blitzen ihm entgegen.
 

„Es tut mir Leid, Kise-kun.“
 

„Haah... hah, Kurokocchi“, stöhnte Kise, sein Shirt, seine Hände, bedeckt mit Blut. „Kurokocchi, ich...“
 

Kise streckte die Arme aus. Kuroko bewegte sich nicht.
 

Kises schwerer Körper stütze sich auf Kuroko ab, seine Arme umschlungen ihn fest. Kuroko erwiderte die Umarmung nicht.
 

„Ich liebe dich, Kurokocchi.“
 

Stille.
 

Die Sekunden, Minuten verstrichen.
 

Kuroko stieß den noch warmen Körper Kises von sich, welcher mit einem dumpfen Aufprall unsanft auf dem Boden landete. Kuroko war über und über mit Kises Blut bedeckt, welches sich allmählich mit seinen Tränen vermischte.
 

Heiße Tränen rannen ihm die Wange hinunter, als er behutsam Kagamis fesseln löste, ihn befreite. Kagami stöhnte auf vor Schmerz, doch er konnte sich noch bewegen, richtete sich auf.
 

Die beiden sahen sich lange an, wortlos.
 

Dann machte Kuroko einen Satz nach vorn, umarmte Kagami, flüsterte immer und immer wieder seinen Namen, wartete darauf, dass Kagami ihm antwortete, irgendetwas.
 

„Autsch, du tust mir weh...“, sagte Kagami und lächelte.
 

„Kagami-kun...“
 

Er strich durch Kurokos verklebtes Haar, druckte den schmächtigen Körper fest an sich, egal, wie sehr es schmerzte.
 

„Es ist vorbei.“
 


 

ENDE.
 

epilogue.


 

epilogue.


 

„Hi, Taiga!“
 

„Tatsuya!“ Kagami lächelte, als er Himuros Stimme hörte. Himuro kam langsam auf ihn zu, erwiderte das Lächeln sanft.
 

„Heute ist der große Tag, nicht wahr?“, sagte Himuro.
 

„Ja...“, sagte Kagami und lächelte bitter. „In der einen Woche ist viel passiert. Meine Verletzungen sahen zum Glück schlimmer aus als sie waren. Heute zu spielen wird kein Problem. “
 

„Wie geht es deinem Partner?“, fragte Himuro.
 

„Du meinst Kuroko?“, sagte Kagami zögerlich. „Der hat sich in seinem Zimmer eingeschlossen. Ich hab versucht, mit ihm zu reden, aber er ignoriert mich komplett. Aber es ist nicht so, dass ich ihn nicht verstehen kann. Ich denke, er braucht einfach etwas Zeit.“
 

„Ah...“, sagte Himuro und nickte verständnisvoll. „Das ist in der Tat eine unangenehme Situation. Du solltest auf jeden Fall öfter nach ihm sehen, Taiga.“
 

„Wie auch immer.“ Kagami seufzte. „Wir werden das schon hinbekommen.“
 

„Ja“, stimmte Himuro zu und lächelte Kagami an. „Immerhin spielt Taiga für uns.“
 

***
 

„Schachmatt.“
 

„Hmph.“
 

Midorima rückte seine Brille zurecht, studierte das Shogi-Brett vor ihm eingehend.
 

„Du wusstest, dass du nicht gewinnen würdest“, sagte Akashi schließlich. „Wieso hast du nicht aufgegeben?“
 

„Wieso sollte ich aufgeben?“, entgegnete Midorima. „Die Lage war aussichtslos, aber ich habe dennoch alles getan, was in meiner Macht steht.“
 

Akashi lächelte. „Das ist gut so.“
 

Mibuchi seufzte. Jeden Tag beobachtete er Akashi und Midorima beim Spielen und jeden Tag verlor Midorima. Doch er glaubte, dass er zu verstehen begann, was Akashi an so einem exzentrischen Charakter wie ihm fand. Und mittlerweile schuldete er ihm auch etwas, wie er diesen Gefallen wohl einlösen sollte? Immerhin war er es, der Midorima eingesperrt in einem Raum in der hintersten Ecke der Halle vorfand.
 

Die Tür schwang mit einem lauten Knall auf und Mibuchi fuhr zusammen, wurde aus seinen Gedanken gerissen.
 

„Hee~y, Shin-chan“, drang eine laute Stimme in den Raum, doch der Gerufene ignorierte sie gekonnt. „Habe ich dich endlich gefunden, haha! Ich dachte schon, du läufst vor mir weg!“
 

„Klopfe gefälligst an“, mahnte ihn Mibuchi und Takao lachte daraufhin nur laut.
 

„Oh~“, machte er, als er Midorimas noch-ernster-als-sonst-Blick bemerkte. „Hat Shin-chan etwa verloren?“
 

„Tch.“ Midorima rückte seine Brille zurecht. „Verschwinde, Takao.“
 

„Aber, aber, Shin-chan~“, sagte Takao lachend. „Nicht schmollen.“
 

„Akashi“, begann Midorima. „Was machen wir wegen den fehlenden Spielern? Wollen wir wirklich jemanden wie ihn spielen lassen?“
 

Akashi lächelte. „Keine Sorge, Midorima. Ich habe für würdigen Ersatz gesorgt. Er sollte bereits in Japan sein.“
 

„Wen-“
 

„Deswegen bin ich hier!“, unterbrach Takao Midorima mit lauter Stimme.
 

„Was?“, kam es von Midorima.
 

„Um wen handelt es sich?“, fragte Mibuchi interessiert und sah Takao erwartungsvoll an.
 

„Also, er hat mir seinen Namen nicht gesagt“, stammelte Takao. „Aber er hat mit Gewalt gedroht, wenn ich Akashi nicht gleich hole.“
 

„Das klingt ganz nach ihm.“ Akashi richtete sich auf und ging zur Tür. „Dann beeile ich mich wohl besser.“
 

„Du meinst doch nicht etwa-“ Midorima sprang ebenfalls auf.
 

Akashi nickte lächelnd.



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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2015-01-29T15:38:23+00:00 29.01.2015 16:38
Interessant. Gibt es vlt eine Fortsetzung? *hundeblick*
Antwort von:  Xanokah
30.01.2015 07:13
Danke für die Kommentare! Freut mich, dass dir die Fanfic gefallen hat. :)
Fortsetzung nicht direkt, aber eine andere Fanfic von mir ("Jetzt gibt es nur noch dich un mich"), hat eine ganz ähnliche Thematik.
Von: abgemeldet
2015-01-29T15:37:45+00:00 29.01.2015 16:37
Wow was für ein dramatisches Ereignis :(
Aber wenigstens hatte ein paar Spieler ein Happy End. Die FF war wirklich spannend, emotional und tiefgründig. Ich bin begeistert und hatte auch viel Spaß beim Lesen.
Von: abgemeldet
2015-01-28T19:22:42+00:00 28.01.2015 20:22
Boa. Das glaube ich nicht was Kise da tut *geschockt* All diese Erpressungen und miesen Plänen. Na hoffe es wird alles wieder gut.Was er dann wohl mit Kuroko vor hat?
Aber das Kapitel war echt gut.
Von: abgemeldet
2015-01-28T19:05:00+00:00 28.01.2015 20:05
Oh je. Armer Kuroko :( Das wird nicht so gut laufen.
Ein spitzen Kapitel^^

:D
Von: abgemeldet
2015-01-28T18:44:35+00:00 28.01.2015 19:44
Wow ein tolles Kapitel
Von: abgemeldet
2015-01-28T18:24:20+00:00 28.01.2015 19:24
Das Kapitel war klasse^^
Von: abgemeldet
2015-01-28T16:40:06+00:00 28.01.2015 17:40
Ein wirklich wunderbares Kapitel^^
Von: abgemeldet
2015-01-28T16:19:17+00:00 28.01.2015 17:19
Was noch kein Kommi?
Das ist ja schade. Dein FF hört sich schon recht interessant an . Dann mache ich den ersten Schritt.
Ein super Kapitel.
Ich habe schon etwas Eifersüchtiges in Kagamis Stimme gesehen.

LG^^Alien^^


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