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Eisblau

von

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Prolog

Langsam öffnete ich meine Augen, es war dunkel und mein Kopf schmerzte fürchterlich.

„Ich trinke nie wieder Schnaps.“ sagte ich zu mir selbst und griff mit meiner rechten Hand in mein Gesicht. Mir war schrecklich heiß und Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn. Vorsichtig richtete ich mich auf, mir war so schwindelig, das ich befürchtete mich zu übergeben. Mit der Zeit gewöhnten meine Augen sich an die Dunkelheit und ich stellte fest, dass ich nicht bei mir zu Hause war, ich war in einem fremden Zimmer.

Panisch sah ich mich um, versuchte mich zu erinnern wie ich hierhergekommen war. Doch da war nichts, ich konnte mich an nichts erinnern.

//Das ist also ein sogenannter „Blackout“// kam es mir in den Sinn und ein sarkastisches Lächeln schlich sich über meine Lippen. Vorsichtig versuchte ich aufzustehen, ich musste einfach dieser Hitze entkommen, als sich plötzlich ein Arm um mich legte und mich zurück ins Bett drückte. Geschockt sah ich in die Richtung aus der dieser kam und entdeckte direkt neben mir einen jungen Mann, nicht älter als 28 oder 29 Jahre.

Ich betrachte den Mann neben mir, kleine Strähnen seiner braunen Haare lagen auf seiner Stirn, langsam hob und senkte sich seine Brust und er klammerte sich noch mehr an mich. Naja jetzt wusste ich wenigstens woher diese Wärme kam, noch ironischer konnte ich einfach nicht mehr werden. Ich löste meinen Blick von langen Armen die mich umwickelten und sah mir das Gesicht des Fremden genauer an.

//Okay, allmählich wird es unheimlich.// damit hatte ich verdammt recht, denn neben mir lag kein andere als Akihiko Marquess, seinerseits Schriftsteller und der ältere Bruder meines besten Freundes Masamune Marquess. Irgendwie verstand ich gar nichts mehr! Wieso war ich mit dem Bruder meines besten Freundes in einem Bett? Was war gestern Abend nur passiert?

Plötzlich stoppten meine Gedankengänge, als sich die Person neben mir anfing zu bewegen und unruhig wurde.

//Bitte Gott, lass ihn jetzt nicht aufwachen.// schoss es mir durch den Kopf und als ob Gott mein stilles kleines Gebet gehört hätte, schlief Akihiko ruhig weiter. Verzweifelt schaute ich zu dem kleinen Fenster, der Mond war in seiner ganzen Form am Horizont, es war eine richtig klare Nacht, kein einziges Wölkchen war zusehen.

„Wie konnte das nur passieren?“

1. Kapitel

„Shunsuke, die Girlande muss viel höher.“ genervt stand ich auf einer viel zu wackligen Leiter und musste mir dumme Kommentare von Masamune, meinem besten Freund seit der Grundschule, anhören. Dieser stand am Fuß der Leiter und tat höchstwahrscheinlich nur so als, ob er sie festhielt. Widerwillig streckte ich mich noch ein wenig um, die Girlande etwas höher anzubringen, was nicht einfach war, mit meinen 1,73m war ich nicht unbedingt der Größte und mit Masamune konnte ich schon gar nicht mithalten, der stolze 1,80m groß war.

„Ist es so besser?“ fragend sah ich zu Masamune runter, und wie ich es mir dachte, stand er einfach nur da und spielte an seinem Smartphone. „Willst du mich verarschen? Halt die Leiter gefälligst fest.“ schrie ich ihn regelrecht hysterisch an. Blitzschnell hatte Masamune das Handy weggesteckt und hielt die Leiter fest.

„Sorry Kumpel.“, sagte er mit einem Unschuldsgrinsen im Gesicht und bestätigte mir, dass es so in Ordnung war. Vorsichtig stieg ich von der Leiter, allmählich nahm der Festsaal Gestalt an und in spätestens einer Stunde würden wir fertig sein.

„Danke noch mal, dass du uns hilfst.“ Masamune hatte die nächste Girlande geholt und ich schnappte mir die Leiter.

„Mach ich doch gerne, immerhin ist es der Geburtstag deines Vaters.“ ich stellte die Leiter wieder ab und warf mir die Girlande über die Schulter. „Diesmal wird sie aber festgehalten.“ mahnte ich ihn und stieg hoch, mit jeder weiteren Stufe fragte ich mich immer mehr wie er mich dazu gekriegt hat hier mitzuhelfen. Okay es war der Geburtstag seines Vaters und er wollte ihm eine Freude machen. Mit langen Armen befestigte ich die Girlande, den ganzen Tag war ich schon in Gedanken versunken. Masamunes Vater Bob Marquess tat mir einfach nur schrecklich leid vor 6 Jahren war seine zweite Frau gestorben, er hatte sie 3 Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau, die schwer krank war, geheiratet und nach Masamunes Erzählungen und so wie ich sie kennengelernt habe, war sie ein toller Mensch. Leider hatte er keine Erinnerungen an seine leibliche Mutter er war damals erst 3 Jahre, als sie starb, einfach noch zu klein.

„Ist sie so gerade?“, frage ich Masamune, jedoch bekomme ich keine Antwort, genervt schaue ich runter und muss feststellen, dass mein bester Freund, die Leiter mal wieder nicht festhält, sondern mit Akihiko seinem älteren Bruder redet. Damit reißt mein Geduldsfaden und ich steige wütend von der Leiter.

„Sag mal willst du das ich mir den Hals breche.“, schreie ich Masamune an. Dieser zuckt leicht zusammen und schaut mich dann entschuldigend an.

„Guten Tag Shunsuke.“, ich drehe mich in die Richtung von Akihiko und begrüße ihn ebenfalls.

„Hallo, du hättest auch früher kommen können, um uns zu helfen.“ motze ich ihn an.

„Wenn ich früher gewusst hätte, dass du da bist, wäre ich eher gekommen.“, und da ist es dieses dumme Grinsen. Seit seinem 16. Lebensjahr steht Akihiko dazu homosexuell zu sein. Diese Tatsache an sich stört mich recht wenig, was mich jedoch stört, ist das er seit 2 Jahren ein Auge auf mich geworfen hat. Nicht nur das ich absolut nicht an Männern interessiert bin, er ist auch noch 7 Jahre älter als ich. Mit meinen 21 Jahren war ich, nicht nur, was die Körpergröße betraf, das Nesthäkchen unter uns Dreien.

„Wie oft hab ich dir gesagt, dass du Shunsuke in Ruhe lassen sollst?“, mischte sich Masamune ein und schaute seinen Bruder angesäuert an. Jedoch war dieser kein bisschen beeindruckt davon, im Gegenteil er trat auf mich zu, legte seinen Arm um meine Schulter und küsste mich auf die Wange.

„Halt mir einen Tanz frei.“, flüsterte er mit weicher Stimme in mein Ohr und ging mit schnellen Schrittes zu seiner Tante, die am anderen Ende des Saals ebenfalls Girlanden aufhängte. Ich stand noch einige Sekunden geschockt so da, bevor sich mein Kopf vor Wut rot färbte.

„Das muss aber ein kalter Tag in der Hölle sein, bevor das passiert.“, schrie ich meine Wut raus und klappte mit lautem Getöse die Leiter zusammen. Im Saal war es durch, mein Schreien leise geworden und alle Augenpaare waren auf mich gerichtet. Obwohl ich vor Wut schnaubte, wurde mir dieses Anstarren doch langsam peinlich. Als ob Gott meine Situation auch peinlich fand, ging plötzlich die Tür des Saals auf und Masamunes Onkel trat ein.

„Die Tische und Stühle sind da. Karan, Shion und Luca helft ihr mir bitte?“, rief er die Drei und ich schnappte mir Masamune, um die nächste Girlande aufzuhängen. Nach 2 Stunden war der Saal fertig und ich war fix und fertig, in 4 Stunden würde die Feier beginnen und ich wollte nur noch nach Hause, etwas essen und dann unter eine heiße Dusche. Genau das brauchte ich jetzt, Masamune und ich brachten gerade die letzten Leitern weg. Nur noch 20 Minuten würden mich von diesem Traum trennen, wäre da nicht Akihiko der darauf bestanden hat mich Heim zufahren, okay ich muss gestehen ich wollte schon immer in einem Sportwagen fahren und sein roter Audi R8 war schon eine Versuchung.

„Das waren die Letzten.“, seufze Masamune erleichtert, als er die Tür des Saals abschloss. Wir machten uns auf den Weg zum Parkplatz, draußen war es recht kühl und es sah nach Regen aus, typisches Herbstwetter eben. Obwohl ich mich über ein bisschen Sonne gefreut hätte, immerhin war der Sommer auch nicht der schönste gewesen und nun war es schon Herbst und dies hieß noch mehr Regen.

„Wir sehen uns dann nachher.“, verabschiedete sich Masamune und stieg zu seinem Onkel ins Auto, der nur noch auf ihn gewartet hatte. Sein Onkel Matthew Marquess war der jüngere Bruder seines Vaters. Er war wegen des Geburtstags übers Wochenende zu besuch, eigentlich lebte er in Amerika, zusammen mit seiner Frau Karla und seinen beiden Kindern Karan und Luca. Der schwarze VW verließ den Parkplatz, ich atmete noch einmal die kalte Luft ein und machte mich ebenfalls auf dem Heimweg.

„Hast du mich etwa vergessen?“, ertönte die Stimme von Akihiko, sein roter Audi R8 hielt direkt neben mir. Genervt drehte ich meinen Kopf in seine Richtung, warum musste dieser Mann nur andauernd so schwierig sein? Trotzig schaute ich in seine Augen und musste feststellen, dass mich selbst nach so vielen Jahren seine Augenfarbe immer noch verwunderte. Man sah halt nicht jeden Tag jemanden mit eisblauen Augen, seine braunen, vom Gel gestylten, Haare umspielten sein Gesicht und wäre ich eine Frau gewesen, hätte ich mich in ihn verlieben können.

„Steig schon ein.“, holte mich seine Stimme aus meinen Gedanken, ich wusste das Diskutieren mit diesem Mann sinnlos war, also beschloss ich nachzugeben und setzte mich widerwillig auf den Beifahrersitz. Bis zu meinem Haus waren es mit dem Auto, bei schlechtem Verkehr, etwa 15 Minuten und ich hoffte, dass sie schnell vergehen würden. Mir viel einfach kein Gesprächsthema ein und ich glaubte auch nicht das es sich jemals ändern würde.

„Ich wollte dich vorhin nicht verärgern.“, sagte Akihiko ohne den Blick von der Straße zuwende. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Mein Gehirn musste dies erst verarbeiten. „Ich wollte dich nicht blamieren, ich mag dich nur halt.“, sprach er unbekümmert weiter. Hätte er von der Straße zu mir gesehen, wäre ihm meine Überraschung darüber nicht entgangen, sie stand mir buchstäblich ins Gesicht geschrieben.

„Ich kann einfach nicht tanzen.“, brach es aus mir heraus und im nächsten Moment hätte ich mich ohrfeigen können.

//Shunsuke was sagst du denn da?// tadelte ich mich selbst. Akihiko schwenkte den Wagen nach rechts und hielt am Bordstein, es waren noch etwa 5 Minuten, bis wir bei mir waren. Er schaltete den Motor aus und schaute mich bedrückt an.

„Du musst auch nicht mit mir tanzen, ich hab das nur gesagt, weil ich in deiner Gegenwart immer so nervös bin und nicht weiß was ich sagen soll.“, gestand er mir. Meinte er das ernst? Er war nervös, wenn ich dabei war? In meinem Kopf drehte sich alles, dies war einfach zu viel für mich. „Auch jetzt, wo du so nah bei mir sitzt, schlägt mir das Herz bis zum Hals.“, oh Gott, er machte mir doch nicht etwa gerade eine Liebeserklärung? Nein bitte nicht!

„Akihiko, du weißt das du für mich immer wie, ein Bruder warst?“, versuchte ich diese Peinlichkeit zu beenden. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, bevor er mich mit ernstem Blick ansah.

„Dann musst du auch heute, mit deinem Bruder, einen trinken.“, seine Stimme war fest, ernster und nicht mehr so weich, wie vor 2 Minuten. Okay dies konnte ich ihm nicht abschlagen, dazu konnte ich Masamune auch noch einspannen.

„Versprochen.“, während ich dies sagte schaute ich ihm entschlossen in die Augen, wenn ich doch mal ganz ehrlich war, kannte ich Akihiko, doch eigentlich kaum und vielleicht war dies die Möglichkeit ihn besser kennenzulernen. Wieder umspielte ein Lächeln seine Lippen, er schaute mich noch ein paar Sekunden an, bevor er den Wagen wieder in den Verkehr. Vor dem Haus hielt Akihiko an und schaute mich noch einmal an.

„Dann, bis gleich, ich hoffe, du hast eine gute Leber.“, lachte er, irgendwie mochte ich dieses Lächeln, dieses Lachen. Vorsichtig öffnete ich die Tür und stieg aus dem Wagen, in meiner Tasche suchte ich meinen Haustürschlüssel und fand ihn eigentlich auch recht schnell, um die Tür aufzuschließen.

„Ach Shunsuke, bevor ich es vergesse.“, rief mir Akihiko noch zu, ich drehte mich zu ihm um und schaute ihn erwartungsvoll an. Wieder lag, dieser weiche Ausdruck in seinem Gesicht und mir schwante Übles.

„Ich liebe dich trotzdem.“, rief er mir zu, jedoch bevor ich auch nur irgendetwas erwidern konnte, war er auch schon weggefahren. Dies hatte er nicht gerade wirklich gesagt? Auf offener Straße? Mein Nachbar Herr Klein war gerade in seinem Garten und schnitt die Hecke, es machte nicht den Anschein, aber ich wusste, dass er jedes Wort gehört hatte. Besonderes, seit er sein neues Hörgerät hatte, in seinem Gesicht konnte ich, sehen das er angewidert war. Mit einem Mal war ich nicht mehr sauer auf Akihiko, sondern auf so Leute wie ihn, so kleinkarierte, die immer noch dachte wir hätte das Jahr 1956. Ich wollte mich nicht über ihn aufregen, stattdessen schloss ich die Tür auf, ich brauchte dringend eine Dusche, und während ich die Treppe zum Bad hochging, wurde mir klar wie sehr ich mich schon darauf freute, mein Versprechen einzulösen.
 

Wie ein warmer Segen lief mir das Wasser über den Körper, genau das hatte ich jetzt gebraucht. Ich hatte noch etwa 3 Stunden, um zu duschen und was zu essen, meine Mutter war arbeiten, daher war ich alleine daheim. Vor 10 Jahren hatten meine Eltern sich scheiden lassen und seitdem lebten wir in einem kleinen Reihenhaus, in einer sehr ruhigen Straße, und wenn ich sehr ruhig sagte, meinte ich das auch so. Es war so eine Art Viertel, in dem man wirklich jeden Nachbarn kannte und jeder über den anderen Bescheid wusste. Und das heutige Thema war ein roter Sportwagen, mit einem sehr bekannten Schriftsteller, der den Sohn von Marilyn Sunches nach Hause brachte und ihm auch noch auf offener Straße seine Liebesbekundungen hinterher brüllte. Meine Gesichtsmuskeln verzogen ein sarkastisches Lächeln und mir wurde schlecht, wenn ich daran dachte, wie sämtliche Leute der Nachbarschaft sich über mich das Maul zerrissen. Ich stellte das Wasser ab und stieg aus der Dusche, ich hatte plötzlich tierische Kopfschmerzen. Mit einem Handtuch um die Hüften gebunden, betrat ich die Küche, meine Mutter hatte mir etwas vom Mittagessen in eine Schüssel gepackt, diese stellte ich in die Mikrowelle und stellte sie auf 15 Minuten. Die Zeit würde reichen, um mich fertig abzutrocknen und mich anzuziehen. Ich betrat mein Zimmer und suchte mir eine Jogginghose und ein T-Shirt aus dem Schrank, während ich mir mich, die Hose überstreifte viel mein Blick auf mein Bett. Auf diesem lag das Geschenk für Bob Marquess, ganze 2 Wochen hatte ich versucht etwas für ihn zu finden und schließlich hatte ich mich für Pfeifentabak entschieden, da er diese gerne und zu jeder Gelegenheit rauchte, fand ich dieses Geschenk am praktischsten und nicht unangebracht. Mit dem BING, der Mikrowelle, war ich wieder in der Küche, das Hühnchen, welches meine Mutter mir gebracht hatte, schlang ich regelrecht runter und merkte dabei wie ausgehungert ich war. Gerade nahm ich den letzten Bissen, als das Telefon klingelte. Die Kommode, auf der es lag, war im Flur, widerwillig stand ich auf und ging hin, auf dem Display erkannte ich die Nummer meiner Mutter und mein Gesicht hellte sich auf.

„Hallo“, meldete ich mich freudestrahlend.

„Hallo, du bist aber spät, ich hatte schon zweimal versucht an Zurufen.“, platzte es aus meiner Mutter raus. Ich verdrehte leicht die Augen und meine linke Hand wanderte an meine Stirn.

„Es war viel zutun, die ganzen Girlanden hängen sich nicht von selbst auf.“, verteidigte ich mich.

„Egal, warum ich anrufe ist, ich komme heute später, ich wollte noch bei Tante Susi vorbei schauen, Mary wird auch da sein.“, Tante Susi war die Tante meiner Mutter und Mary ihre Tochter. Meine Mutter und Mary verbrachten jede freie Minute miteinander und deshalb wusste ich das der Ausdruck spät, noch untertrieben war. Mir war bis heute nicht klar, wie die Drei es schaffen konnten, bis 3 Uhr morgens zu labbern.

„Okay dann warte ich nicht auf dich.“, mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest das es halb fünf war, um sechs wollte ich mich mit Masamune vor dem Saal treffen und ich musste mich noch anziehen, geschweige denn hinlaufen. „Ich leg dann auch jetzt auf, muss gleich los. Ich wünsch dir viel Spaß.“, verabschiedete ich mich und legte auf. Ich ging die Treppe zu meinem Zimmer hoch und holte meine schwarze Jeans und ein blaues Hemd raus. Da ich wusste, dass Herr Marquess ein angesehener Geschäftsmann und deshalb auch ein paar seiner Kollegen eingeladen wurden, beschloss ich auch eine schwarze Krawatte zu tragen. Ich wusste noch genau, wie mein Vater mir beigebracht hatte, wie man sie bindet, ganze 2 Stunden standen wir vor dem Spiegel, weil ich es einfach nicht begreifen wollte. Selbst heute hatte ich noch so meine Schwierigkeiten damit, aber irgendwie schaffte ich es, ein Blick in den Spiegel bestätigte mir, dass es gut aussah. Meine kurzen braunen Haare hatte ich mir mit Gel gestylt und die schwarzen Lackschuhe, die ich von meinem Vater zu meinem Geburtstag bekommen hatte, passten einfach perfekt. Draußen war es dunkel und kalt, der Wind zog eisig durch die Straßen und ich kuschelte mich in meine dicke Winterjacke ein. Zu Fuß brauchte ich etwa 30 Minuten, Masamune hatte sich zwar angeboten mich abzuholen, doch dies wäre nur ein Umweg für ihn gewesen und Akihiko, den Perversling, wollte ich nicht fragen. Es reichte schon, dass ich höchstwahrscheinlich den ganzen Abend mit ihm verbringen musste. Und außerdem war es ja auch nicht weit. Ich bog aus der, kleinen Straßen auf die Hauptstraße und konnte von Weitem schon die helle Beleuchtung sehen, nur noch ein paar Schritte würden mich von meinem Ziel trennen. Ich betrat dein Parkplatz und musste feststellen, dass dieser schon brechend voll war. Viele treuere Autos von VW über Audi bis hin zu Mercedes war alles dabei, nur Akihikos roten Sportwagen konnte ich nicht entdecken. War er etwa noch nicht da? Am Eingang stand Masamune und winkte mir zu.

„Da bist du ja.“, begrüßte er mich.

„Lass uns reingehen, mir ist kalt.“, teilte ich ihm mit und wir machten uns auf den Weg. „Ist dein Bruder noch nicht da?“, fragte ich ihn beiläufig, nicht das es mich interessieren würde ganz im Gegenteil ich war einfach nur neugierig.

„Er hat angerufen, sein Redakteur kam wohl noch kurz vorbei um etwas mit ihm zu besprechen.“, Masamune nahm mir meine Jacke ab und brachte sie zu der großen Garderobe, die Vorhalle war schon vollkommen überfüllt, da wollte ich eigentlich gar nicht wissen, wie der Festsaal aussah. Jedoch führte kein Weg dran vorbei, Masamune packte mich am Unterarm und schleifte mich hinter sich her. Immer voll wurde das Gedränge und schließlich erreichten wir den Saal. Nun konnte ich sehen, dass der Schweiß von heute Nachmittag sich gelohnt hatte, der Raum war einfach nur wunderschön. Sechs Girlanden bildeten drei große die, jeweils von der einen bis zur anderen Seite gingen. Am Kopf des Raums wo eine riesige Tribüne, spielte eine Band und auf der rechten war eine Theke, an der man etwas zu trinken bekam und kleine Tischgruppe aufgestellt, vor der Tribüne war eine große Fläche zum, tanzen. Ich stellte mein Geschenk auf den dafür vorgesehenen Tisch und ging zu Herrn Marquess, um ihm zu gratulieren.

„Herzlichen Glückwunsch und danke für die Einladung.“, ich gab dem Mann mir gegenüber die Hand und lächelte ihn freundlich an.

„Dankeschön und danke ebenfalls das du heute Nachmittag so fleißig beim Dekorieren geholfen hast.“, bedankte sich Herr Marquess. Ich ging ein paar Schritte zur Seite, um den anderen Gästen Platz zu machen, und ging mit Masamune an unseren Tisch, es gab doch tatsächlich eine Sitzordnung. An meinem Tisch saßen Masamune, Karan, Luca, Akihiko und meine Wenigkeit. Karan und Luca waren schon da, wir gesellten uns zu ihnen und begrüßten sie.

„Kommt dein Bruder etwa nicht, Masamune?“, fragte Karan ohne Umschweife. Masamune war sichtlich genervt, er konnte Karan nicht ausstehen, sie war eingebildete und zickig und das schon mit 19 Jahren.

„Karan, ich hatte dich gebeten es sein Zulassen.“, Luca, ihr Bruder, war das genaue Gegenteil von ihr. Er war immer freundlich und ich hatte ihn selten mit schlechter Laune gesehen. Luca war 25 Jahre und somit 4 Jahre älter wie ich und wie es der Zufall wollte stand er ebenso auf die Band “ The Crush“ wie ich.

„Ich will es aber wissen.“, verteidigte sich Karan und machte dabei einen Schmollmund. Ich wusste, dass ich den Abend ohne Alkohol nicht überstehen würde, außer die setzte sich woanders hin.

„Karan bitte hö-…

„Tut mir Leid für die Verspätung.“, wurde Luca unterbrochen, alle Augenpaare am Tisch blickten in die Richtung. Ein völlig abgehetzter Akihiko stand da und lächelte entschuldigend.

„Papa hat schon nach dir gefragt, du hättest ihn wenigstens anrufen können.“, meckerte Masamune los.

„Hey Akihiko, wir haben dich beim Aufbau vermisst.“, begrüßte ihn Luca und reichte ihm die Hand. Karan umarmte ihn und mit einem Mal wirkte sie glücklicher. Nur ich saß einfach nur da und wusste nicht was ich machen geschweige denn sagen sollte. Mir kamen wieder die Worte in den Sinn, die er mir heute Nachmittag gesagt hatte und wieder wurde mir schlecht. Nicht weil ich angewidert war, sondern weil es mir wieder peinlich war.

„Hallo Shunsuke, bereit dein Versprechen wahr zu machen?“, zwinkerte mir Akihiko zu und Masamune sah mich fragend an.

„Aber sowas von.“, sagte ich entschlossen und hielt meine Faust in die Luft.

„Aber erst gehst du zu Papa.“, mahnte ihn sein jüngerer Bruder und Akihiko ging widerwillig zu seinem Vater. „Was geht hier vor?“, fragte mich Masamune gleich, nachdem er weg war.

„Ich hab ihm versprochen, mit ihm einen zu trinken.“, sagte ich ohne Umschweife.

„Na, wenn es weiter nichts ist.“, was soll das denn heißen? Eigentlich hätte ich ihn sofort danach gefragt, doch Akihiko kam wieder und außerdem waren da noch Karan und Luca.

„Ist mir jetzt zu voll, ich geh später zu ihm.“, teilte er mir und setzte sich auf seinen Platz. Doch irgendwie schien es ihm nicht zu passen und er schaute Karan fragend an. „tauscht du mit mir?“, fragte er sie und er jetzt wurde es mir klar, ich saß zwischen Masamune und Karan und er neben Luca und Masamune. „Warum?“, Karan verstand mal wieder gar nichts, stellte ich fest.

„Ich will neben Shunsuke sitzen.“, sagte er ganz direkt. Karan schien es nicht zu passen, jedoch stand sie auf und tauschte mir Akihiko. Und nun saß er wieder neben mir, ich fühlte mich genauso wie im Auto vor 4 Stunden, ich war total nervös.

//Okay, irgendwas stimmt nicht mit dir Shunsuke.// tadelte ich mich selbst. Akihiko rutschte mit seinem Stuhl näher und sein Atem streifte mein Ohr.

„Na dann wollen wir mal.“, flüsterte er mir zu und wieder fragte ich mich, worauf ich mich da eingelassen hatte. Ich weiß nicht, wie viele Wodka und Tequila wir hatten. Ich wusste nur das Akihiko und ich aus dem Kichern nicht mehr raus kamen und Masamune, meine Mami spielte.

„Ich glaube du hast genug.“, schimpfte er mit mir und ich musste nur noch mehr lachen. Ich lehnte mich an Akihikos Schulter und er strich mir mit der Hand durchs Haar.

„Du bischt so ein Schielverderber.“, lallte ich und musste gleich wieder kichern.

„Masamune hat rescht, wir rufen fürsch dirsch ein Taxschi.“, der Mann neben mir lallte genauso, aber selbst durch den dicken Nebel, der mich umgab, wusste ich das er es ernst meinte.

„Ich hol deinen Mantel.“, und schon war mein bester Freund weg um wenig später mit meiner Jacke wieder zu kommen. „Shunsuke ich kann deinen Schlüssel nicht finden.“, fragend sah er mich an.

„Den hab isch auf dem Tisch liegen gelaschen.“, kicherte ich weiter. „Und Mama ischt nischt da.“, ich konnte Masamune ansehen, dass er verzweifelt war und irgendwie gefiel es mir.

„Dann schläfscht er bei mirsch.“, sagte Akihiko und schaute mich dabei an.

„Nein! Auf keinen Fall.“, energisch schüttelte Masamune den Kopf und schaute mich ebenso an. Er hoffte wohl auf das Letzte bisschen Verstand, welches ich noch besaß, doch leider hatte es sich schon vor 30 Minuten verabschiedet. Ernst sah ich Akihiko an, nur um im nächsten Moment zu sagen.

„Okay, mein Süßer.“



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