Zum Inhalt der Seite

☾ Mikadzuki-ko

Fortsetzung zu "☾ Mikadzuki"
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Meine Vergangenheit

„Kagome?“, echote Hitomi atemlos. Sie schien so ziemlich mit allem gerechnet zu haben – auch damit, Soutas ‚Neue‘ direkt vorgestellt zu bekommen – nur nicht damit, dessen Schwester gegenüber zu sitzen.
 

Aus diesem Grund lächelte Kagome auch nur etwas und wartete, bis Hitomi sich wieder eingekriegt hatte, ehe sie zu sprechen begann: „Ich bin seit Jahren zum ersten Mal auf Besuch hier und eine meiner… Begleiterinnen ist anscheinend für dieses Missverständnis verantwortlich. Nur habe ich ein Problem. Wenn ich dir erkläre, was los war, wenn ich dir meine ganze Geschichte erzähle, dann kann das Schwierigkeiten geben. Deswegen muss ich dir im Vorhinein ein Versprechen abnehmen, Hitomi. Was ich dir jetzt erzähle, das muss vollständig unter uns bleiben. Genau wie Souta in all den Jahren zum Glück nie ein Wort darüber verloren hat, muss ich auch dich bitten, zu schweigen. Ansonsten ist es mir leider unmöglich, eure… Differenzen auszuräumen.“
 

„Differenzen… pah!“, fauchte Hitomi, verstummte aber perplex, als sie Kagome leise lachen hörte.

„Wenn du wüsstest, wie sehr du mich gerade an mich selbst erinnerst, Hitomi. Mein Ehemann und ich waren zu Beginn auch kein sehr harmonisches Pärchen“, erklärte die ihr Amüsement sofort, ehe sie abwartend dreinblickte.
 

Es dauerte einen Moment, bis Hitomi verstand, dass Reaktion von ihr erwartet wurde. „Also gibt es… für all das eine Erklärung? Souta-.“
 

„Hat dich nicht hintergangen, genau. Und ja, es gibt eine Erklärung, auch wenn dir die vielleicht nicht schmecken wird, denn wer zum ersten Mal damit konfrontiert wird, wird das vielleicht nicht glauben, was ich dir erzählen möchte. Im Nachhinein kann ich dir versuchen, manche Dinge zu beweisen, aber vorher geht das nicht. Vorher musst du mir zuhören. Deswegen meine Bitte.“
 

Wieder war einen Moment Stille zwischen ihnen, ehe Hitomi nickte. „Also gut. Ich werde schweigen wie ein Grab. Erzähl mir, was geschehen ist.“
 

Zustimmend nickte Kagome und setzte sich etwas bequemer hin, ehe sie begann, ihre Geschichte vor Hitomi auszubreiten: „Meine Geschichte hat unheimlich viel mit Magie zu tun. Und mit Wesen, die im heutigen Japan eigentlich nicht mehr existieren sollten, es aber natürlich dennoch tun. Denn, auch wenn die wenigsten von uns noch etwas über sie wissen, so sind sie uns Menschen doch um ein Vielfaches überlegen. Ich rede von Yôkai, Tiergeistern, Dämonen. Meine Geschichte sollte mich mit ihnen mehr als nur bekannt machen. Und sowohl Souta, als auch unser damaliges Haustier Buyo hatten ihren Anteil daran. Alles begann an meinem fünfzehnten Geburtstag….“

Und so begann Kagome, Stück für Stück ihre Geschichte zu erzählen.

Sie berichtete von InuYasha, dem Shikon no Tama, von Miroku, von Naraku, von Sango, Kohaku und den Dämonenjägern.

Sesshômaru wurde erwähnt, der Endkampf, schließlich die drei Jahre, die Kagome erzwungenermaßen wieder hier in der Neuzeit verbrachte.

Ihre Rückkehr in InuYashas Arme, die Abenteuer rund um die Artefakte des magischen Gleichgewichtes, rund um Natsu und InuKin, dann Kikyô.

Als Kagome von der Sekai no Tía und deren Nebenwirkungen berichtete, stand Hitomi der Mund offen vor Staunen.

Schließlich fanden Akio und Itoe und natürlich auch Hotaru Erwähnung.

„Und weil ein wichtiger Auftrag in Familienangelegenheiten uns sowieso außerhalb der Bannkreise führte, haben wir hier vorbeigesehen. Angesichts von Soutas und deinem Zwist, hätten wir das wohl besser nicht getan.“
 

„Ach Quatsch. Souta hat sich bestimmt unbändig gefreut, dich einmal wiederzusehen!“, fuhr Hitomi aus dem Affekt heraus auf.
 

Kagome schlug sich die Hand vor den Mund, um zu verbergen, dass sie grinsen musste. „Weißt du eigentlich, dass das das erste Mal heute war, das du ohne Groll von Souta geredet hast?“, wollte sie mühsam beherrscht wissen.
 

Hitomi zuckte zusammen, dann lächelte sie. „Ich habe gehofft, dass es eine sinnvolle Erklärung gibt. Und wenn ich ehrlich bin… so unglaublich deine Geschichte ist, deine Art, wie du sie erzählt hast, dein Auftreten, das macht es fast unmöglich, dir nicht zu glauben“, erläuterte sie, ehe sie einen Finger nachdenklich ans Kinn legte. „Außerdem, ich erinnere mich an eine von Soutas Zeichnungen, eine ziemlich alte. Du warst darauf zu sehen und ein Junge mit langen Haaren und... Hundeohren. Ich habe das immer für eine von seinen Fantastereien gehalten, aber irgendwo im Hinterkopf habe ich gewusst, dass an diesem Bild etwas anders ist.“
 

Kagome schmunzelte, ehe sie etwas aufhob, das sie an den Bettpfosten gelehnt hatte. Es war eine Zeichenmappe, aus der sie nun vorsichtig ein Blatt Papier holte, das deutlich schon bessere Tage gesehen hatte. Aber die Zeichnung war noch immer sehr gut zu erkennen. „Meinst du das hier?“, wollte sie wissen, obwohl sie die Antwort bereits kannte.

Souta hatte ihr, bevor sich aufbrachen, die Mappe in die Hand gedrückt und ihr erklärt, was sich darin befand.
 

Hitomi warf nur einen kurzen Blick auf das Bild, ehe sie nachdrücklich nickte.

Doch dann wurde ihr Blick wieder ernster. „Wer war das denn nun, den meine Freundinnen mit Souta in der Stadt erwischt haben?“
 

Kagome blickte die Freundin ihres Bruders offen an: „Kikyô.“
 

„Kikyô? Aber ein kleines Kind…“
 

„Vergiss nicht, was ich dir erklärt habe. Seit Kikyôs Geburt sind fast fünfhundert Jahre vergangen. Sie sieht aus wie… etwa 19 würde ich sagen“, unterbrach Kagome sie, als es an der Tür klopfte und Souta beinahe vorsichtig in den Raum lugte.

„Keine Angst, Souta, du kannst reinkommen, ohne dass du Gefahr läufst, gefressen zu werden“, neckte Kagome.
 

Hitomi sah schuldbewusst zur Seite, aber Souta schien einfach nur erleichtert. „Ich habe Okaa-san angerufen, damit sie mit den anderen kommt. Allerdings glaube ich, es ist besser, wenn du versuchst Inu-no-niichan davon zu überzeugen, dass er ein Hemd anziehen soll.“
 

Kagome grinste in sich hinein, ehe sie die Hand nach dem Handy ausstreckte, das Souta noch in der Hand hielt. Wie sie vermutet hatte, war ihre Mutter noch am Apparat. „Hai, Okaa-san. … Hai… nein, lass ihn nur. Soll er im Suikan durch Tokio laufen, ist er früher oft genug, im Moment stört das nicht. Es reicht schon, wenn ich das mit ihm diskutieren darf, wenn wir zu unserem Auftrag aufbrechen. … Hai, Okaa-san … Hai … Gut, bis gleich.“

Sie gab Souta sein Telefon zurück und wandte sich wieder Hitomi zu. „Soweit zur Behauptung. Jetzt geht es ans beweisen“, witzelte sie, ehe sie aufstand.
 

Nyoko, die zwischenzeitlich in den Genuss von Streicheleinheiten seitens Kagome gekommen war, japste empört.

Aber sie war gleich wieder versöhnt, als Souta Kagomes Sitzplatz einnahm und die kleine Hündin zu kraulen begann.
 

Soutas Augenmerk lag aber mehr auf Hitomi. „Verstehst du jetzt? Was gestern geschehen ist und auch, warum ich immer ausgewichen bin, wenn es um meine Schwester ging? Selbst das, was ich wusste, hätte ich nie erzählen dürfen, wenn ich nicht einiges durcheinanderbringen wollte.“
 

Hitomi hob den Kopf wieder, behielt die Lider aber niedergeschlagen. „Hai, Souta, ich verstehe. Aber du musst mich auch verstehen. Mit soetwas rechnet kein normaler Mensch.“
 

„Natürlich verstehe ich das. Allerdings wirst du dich an so etwas gewöhnen müssen, wenn du einmal zu dieser verrückten Familie gehören willst.“ Er grinste, als Hitomi errötete.
 

„Naja… wenn du mich mißtrauisches Weib noch haben willst…“, murmelte sie leise vor sich hin.
 

Souta gab sein Lächeln nicht auf, als er sich vorbeugte und Hitomi einen leichten Kuss auf die Stirn gab. „Natürlich will ich dich noch!“, flüsterte er leise.
 

~*~
 

„Du brichst auf?“ Natsus Worte waren eigentlich keine Frage, sie wusste längst Bescheid.
 

Sesshômaru, der gerade den Raum betreten hatte, blieb neben ihr stehen. „Hai“, antwortete er knapp. „InuKin wird mich begleiten. Du hältst mit Masa die Stellung.“
 

Natsu wandte den Kopf, ungeachtet dessen, dass Moe, die die ruckartige Bewegung ihrer Herrin nicht vorhergesehen hatte, ihr deswegen in den Haaren ziepte: „Gibt es einen Grund dafür?“

Normalerwiese nahm ihr Gefährte seinen Erben nur sehr selten mit zum Treffen des Fürstenrates. Vor allem nicht, wenn erst in der vorherigen Nacht dessen Handicap zu Tage getreten war.
 

„Ich nehme auch Kaori mit“, informierte Sesshômaru seine Gefährtin emotionslos.
 

Natsu schmunzelte etwas. „Ach deswegen hast du sie aufpäppeln lassen“, bemerkte sie.
 

„Auch“, erwiderte Sesshômaru nur.

Natsu lag da ganz richtig, denn niemals hätte er dem Fürstenrat eine Gefangene vorsetzen können, die dem Hungertod nahe stand. Wäre sie nur Feindin seines Clans gewesen, wäre es dem Fürstenrat herzlich egal, was er mit ihr anstellte, aber bei Feinden des Rates war Hungerfolter strengstens untersagt. Aber er hätte Kaori auch so die Nahrung nicht länger verweigern können, wenn er noch irgendetwas mit oder von ihr erreichen wollte. Sie war bei seinem Besuch im Kerker nur noch von den Ketten aufrecht gehalten worden.
 

Für Natsu erklärte sich daraus aber auch, warum ihr Gefährte den ältesten Sohn mitnahm: zu zweit konnten sie genug auf eine Gefangene acht geben, selbst wenn verbliebene Mitglieder von deren Gruppe versuchen würden, Kaori zu befreien.

Wäre Kin hier geblieben, hätte entweder sie mitgemusst – und der Fürstenrat duldete bei den Ratssitzungen nur ungern die Gefährtinnen der Fürsten, Ausnahme war auch hier mal wieder Tôran – oder Sesshômaru hätte einige seiner Krieger mitnehmen müssen – und das tat der InuYôkai nur gezwungenermaßen, das wusste Natsu genau. Ihr Gefährte liebte den Anflug von Freiheit, den die kurze, einsame Reise zum Versammlungsort des Fürstenrates bedeutete, noch immer.
 

„Viel Spaß“, kommentierte sie daher auch nur lapidar, ehe sie sich wieder gerade hinsetzte, damit Moe fortfahren konnte, ihre Haare zu kämmen.

Einen Atemzug später war sie schon wieder mit ihrer Zofe allein.

Als Moe ihre Arbeit beendete und einen Schritt zurücktrat, stand Natsu auf. „Danke, Moe. Sei doch so lieb und bitte Masa zu mir. Es gibt da etwas, was ich mit ihr besprechen möchte.“
 

„Hai, Natsu-san“, bejahte die Spatzendämonin und war im nächsten Moment auf und davon.
 

~*~
 

Kagome hatte Souta und Hitomi taktvoll allein gelassen und war die Treppe hinab gestiegen, um ihre Familie unten in Empfang nehmen zu können, wenn sie kamen. Allerdings würde das noch einen Moment dauern.
 

Stattdessen traf Kagome im Erdgeschoß auf Hitomis Mutter, die an einem kleinen Tisch am Fenster zur Straße hin saß und etwas zu falten schien.

Als Kagome näher trat, erkannte sie die Figur, die unter den Fingern der braunhaarigen Frau entstand.

„Das könnte ein passendes Geschenk für Hitomi und Souta werden. Die beiden sind gerade dabei, sich wieder zu versöhnen“, bemerkte Kagome schlicht.
 

Hitomis Mutter sah von ihrer Arbeit auf, schien einen Moment über die Worte des Gastes nachzudenken, ehe sie deren Bedeutung erriet. Dann aber lächelte sie. „Sie kennen die Bedeutung der Figuren?“
 

Kagome erwiderte die Geste nur, ehe sie erwiderte: „Der Lotus, im Origami das Symbol für den Neuanfang.“ Sie zog sich den nebenstehenden Stuhl heran und setzte sich zu der älteren Frau. „Eine Bekannte von mir kreiert auch gerne Origami. Von ihrem Vater hat sie seinerzeit die traditionellen Figuren gelernt und seit dem experimentiert sie gerne herum“, erklärte sie.
 

Dass Shizukas Vater Tián dieses Wissen aus China mitgebracht hatte, dem Land, in dem die Kunst des Origami entstanden war, verschwieg sie geflissentlich. Es würde nur Fragen aufwerfen, denn heutzutage hatte sich das Origami längst über die ganze Welt verbreitet.
 

„Sagen Sie, wenn sie Soutas Schwester sind, warum stellen Sie sich uns erst jetzt vor?“, wollte Hitomis Mutter schließlich wissen, nachdem sie die letzte Lasche herumgezogen hatte und die fertige Papierblüte ablegte.
 

Es tat Kagome beinahe leid, die freundliche Frau mit der gleichen Lügengeschichte abspeisen zu müssen, die sie ihren Schulfreundinnen gegenüber benutzt hatte, aber anders ging es nicht. Sie konnte mit der Wahrheit nicht hausieren gehen. Dass sie Hitomi die ganze Geschichte erzählt hatte, war schon eine große Ausnahme gewesen.

„Ach, übrigens, wenn es gleich klingelt, dann dürfte das meine Familie sein, ich habe sie gebeten, zu kommen, damit Hitomi uns alle kennenlernen kann, ehe ich wieder abreisen muss.“
 

Hitomis Mutter schien darin kein Problem zu sehen, denn sie nickte nur. „Was halten Sie davon, wenn Sie gleich zum Essen bleiben?“
 

Kagome schmunzelte innerlich. Souta hatte auf dem Weg nebenbei erwähnt, dass ihrer beider Mutter und Hitomis Mutter sich blendend verstanden und jetzt ahnte Kagome auch, warum. Beide waren äußerst fürsorglich und sahen sich im Verhalten der jeweils anderen sicher nur bestätigt.

„Solange etwas mit Fleisch dabei ist… ich fürchte, mein Ehemann bringt mich persönlich um, wenn ich ihm auch nur einen Tag etwas Vegetarisches vorsetze.“
 

Das stimmte zwar nicht ganz, aber es war durchaus bezeichnend, dass InuYasha meist einen großen Bogen um eventuelle Essen mit dem menschlichen Teil der Familie machte, wenn Rin einmal die Woche ein vegetarisches Menü bevorzugte. Nicht umsonst hatte InuYasha nun einmal Hundeblut und Hunde waren Fleischfresser. Gäbe es hier heute vegetarisches Essen, InuYasha brächte es fertig und würde mit Nyoko um deren Futter konkurrieren – eine Peinlichkeit, die Kagome sich gerne ersparen würde.
 

Zu ihrer Erleichterung erklärte Hitomis Mutter, dass Steak geplant waren. Eindeutig etwas, womit InuYasha würde leben können.
 

So blieb nur noch eines zu klären: „Übrigens würde ich darum bitten, dass Sie mich beim Vornamen nennen. Ich bin das Siezen nicht gewohnt.“
 

Auch das entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber für Kagome gehörte das Siezen zum höfischen Leben und nicht in die Familie.
 

Zum Glück schien Hitomis Mutter auch da nichts gegen zu haben. „Dann nenn‘ du mich aber auch beim Namen. Ich heiße Anju.“
 

Mit einem Lächeln nickte Kagome, als es auch schon an der Tür klingelte.
 

Anju erhob sich und öffnete – nur um reflexartig einen Schritt rückwärtszutreten, weil sie beinahe umgerannt worden wäre.
 

„Okaa-san! Baa-chan hat versprochen, dass wir auf dem Rückweg Bus fahren!“ Hotaru begrüßte ihre Mutter gewohnt stürmisch.
 

Anders als sonst erwiderte Kagome die Umarmung ihrer Tochter allerdings nicht. „Hotaru? Gehört es sich, wie ein Irrwisch in ein fremdes Haus zu stürzen und die Hausherrin fast von den Beinen zu holen?“, wollte sie streng wissen.
 

Hotaru ließ die Arme sinken und deutete einen schuldbewussten Blick gen Boden an, der aber nicht länger als einen Augenaufschlag dauerte.
 

Kagome verdrehte die Augen, packte ihre Tochter an den Schultern, um sich in Anjus Richtung zu drehen: „Geh‘ dich wenigstens entschuldigen.“
 

Sofort machte Hotaru sich auf den Weg.
 

Vom Treppenabsatz aus erklang ein leises Lachen. „Habe ich es jetzt besser getroffen, oder schlechter, Kagome? Mich hat sie komplett umgerannt, sich aber freiwillig entschuldigt.“

Gemeinsam mit Souta kam Hitomi die Treppe hinunter und gesellte sich zu den anderen ins Wohnzimmer.
 

Hotaru wirbelte herum, musterte ihren Onkel und dessen Begleitung, ehe sie fröhlich rief: „Das ist Oji no Tsuma?“
 

Während Hitomi rot anlief, musste Souta sich deutlich sichtbar ein Lachen verkneifen.
 

Kagome trat zu ihrer Jüngsten um schlimmeres zu verhindern: „Noch nicht, Hotaru. Sie ist… die Verlobte deines Onkels.“
 

„So wie Teshis Tante und Kôgas Erbe?“, fragte Hotaru dazwischen.
 

„In etwa, Hotaru. Nur dass Hitomi sich deinen Onkel selbst ausgesucht hat.“
 

„So wie Obaa-san und Sesshômaru-sama?“
 

Kagome biss sich auf die Unterlippe. Auch das war weit komplizierter gewesen, aber sie hatte jetzt keine Muße, dies vor allen auszubreiten. „So ungefähr, Musume. Und jetzt verhalte dich mal einen Moment ruhig, einverstanden?“

Immerhin hatte Hotaru daran gedacht, dass Sesshômaru in der Öffentlichkeit nicht als Großvater betitelt werden mochte, auch seinen Kindern war das informelle ‚Otou-san‘ unter Fremden untersagt, wenn, dann hatten sie ihn mit 'Chichi-ue' anzureden.
 

Inzwischen waren auch die anderen Mitglieder der Gruppe hereingekommen, Kagomes und Hitomis Mutter begrüßten sich, während der Rest der Gäste sich umschaute, jeder auf seine Art.

InuYasha witterte, Kôhei ließ den Blick schweifen – und Kikyô hatte Souta ausgemacht und nickte ihm kurz zu, ehe sie auf ihn zutrat. Sie und Hitomi maßen sich dabei gut sichtbar mit den Augen, ehe sich bei beiden fast gleichzeitig ein freundlich grüßendes Lächeln auf die Lippen schlich.

Souta und Kagome wechselten einen erleichterten Blick, den auch Anju mitbekam. Offenbar hatte sich die Lage entspannt.
 

„Ich kümmere mich um das Essen. – Nein, bleib‘ nur, Hitomi, unterhaltet ihr euch mal schön. Ich bin sicher, Reina, du wirst mir gerne helfen, oder?“

Tatsächlich schien Kagomes Mutter rein gar nichts dagegen zu haben, sie folgte der Hausherrin in die Küche und ließ den Rest im Wohnzimmer zurück.
 

Nachdem Hotarus Wissensdurst wenigstens für die nächsten Minuten gestillt war, übernahm es Kagome, alle vorzustellen und während Kikyô darauf achtete, dass Hitomis Mutter gerade nicht hinschaute, zog InuYasha auch kurz die Cappy vom Kopf – was natürlich wieder zur Folge hatte, dass seine Hundeohren Opfer streichelnder Finger wurden.

Er nahm es allerdings, wenn auch mit griesgrämiger Miene, reglos hin, ehe er die Mütze wieder aufsetzte und schnupperte.

Die ersten Essensgerüche drangen aus der Küche.

„Wie hieß das, Kagome? Steak?“
 

„Hai, InuYasha“, bestätigte sie nur, ehe sich alle auf die Bitte Hitomis hin, auf dem und rund um das Sofa versammelten.

Recht bald kam ein lockeres Gespräch in Gang.
 

~*~
 

Masa betrat nach kurzem Anklopfen das Gemach der Fürstin, fand diese auf den ersten Blick auf dem Balkon. Wenig verwunderlich, war doch allen bekannt, wie sehr Natsu ihren Beobachtungsposten auf der Balkonbrüstung liebte.

Jetzt aber wandte sie sich ihrer Besucherin zu, begrüßte die Haushofmeisterin freundlich.
 

„Ihr wolltet mich sprechen, Natsu-san?“
 

„Hai. Mein Gefährte hat dir sicher gesagt, dass wir beide die Aufsicht über das Schloss haben, solange er unterwegs ist. Aber darum bat ich dich nicht zu mir. Ich habe eine persönliche Frage.“
 

„Die da wäre?“ Masa blieb neben der Löwendämonin stehen und stützte die Hände auf der Brüstung ab. „Du bist eine verdiente, hochrangige Schlossbewohnerin, durchaus hübsch obendrein. Dennoch hörte ich nie, dass jemand um dich werben würde, oder auch nur bei meinem Gefährten oder Arata die Erlaubnis dazu eingeholt hätte.“
 

Masa legte eine Hand auf die andere und blickte mit einem leichten Lächeln auf den Lippen über die Brüstung hinab in den Garten. „Ich war einst versprochen. Aber mein Anverlobter fand den Tod im Kampf gegen die Néko, ehe ich alt genug zur Heirat war.“
 

Natsu hielt kurz die Luft an, ehe sie tief durchatmete. „Mein Geburtsclan also mal wieder, hm? Irgendwie scheint dieser Zwist in allem zu stecken.“
 

„Scheint so, ja. – Naja, dann starb der ehemalige Inu no Taishô, Sesshômaru-sama ließ sich kaum auf dem Schloss blicken und dann kamen meine Eltern auf einer Sondermission um. Mein Großvater hatte lange Probleme, den Tod meiner Mutter zu verwinden, er hatte andere Probleme, als mir einen neuen Verlobten zu suchen.“
 

„Das glaube ich gerne.“

Für einen Moment herrschte Stille, ehe Natsu nachsetzte: „Aber aus eigenem Antrieb kam nie jemand an?“
 

Jetzt schmunzelte Masa. „Nein, nie. Ich kenne allerdings auch den Grund dafür.“
 

In Natsus silbriggrüne Katzenaugen geriet echte Neugier.
 

„Ich nehme an, bei den Néko wird es anders gehandhabt, weil das weibliche Geschlecht dort seltener geringer geschätzt wird, als das männliche. Aber bei allen anderen Fürstenhäusern ist es so, dass, sofern es denn eine weibliche Haushofmeisterin gibt, diese nicht durch Köpfchen, sondern eher durch körperliche Fähigkeiten auf diesen Posten gekommen ist, wenn Ihr versteht, was ich meine.“
 

Und wie Natsu verstand. „Dann wird also klischeehafterweise das Betthäschen des Fürsten zur Haushofmeisterin gemacht, damit ein gewisser, gesellschaftlicher Stand gegeben ist?“, fragte sie dennoch absichernd nach.
 

„Meistens ist es schon eine legitime Nebenfrau, aber ansonsten habt Ihr Recht“, bestätigte Masa.
 

Natsu zog eine Augenbraue hoch. „Und weil die Schlossbelegschaft annimmt, dass es bei dir ebenso ist…“
 

„… wagt natürlich niemand, auch nur um das Recht zur Werbung zu bitten. Eine Nebenfrau des Fürsten wäre unantastbar“, vervollständigte die Braunhaarige.
 

„Und dich stört das nicht?“, wollte Natsu interessiert wissen.
 

Masa hob zum ersten Mal in diesem Gespräch den Kopf und blickte ihre Gesprächspartnerin direkt an. „Nicht wirklich, Natsu-san. Ich bin zufrieden mit meinem Leben, wie es ist.“
 

Natsu verzog das Gesicht zu einem Schmunzeln. „Dann ist es dir also recht, mir in mehreren Hinsichten untergeordnet zu sein?“
 

Masa zog vielsagend die Augenbrauen hoch, legte eine Hand an den Kragen ihres Kimono. „In meiner Halsbeuge befindet sich kein Zeichen. Nicht einmal ein Konkubinen-Mal.“

Das nur als schlichte Kontur sichtbare Zeichen einer Nebenfrau hätte Natsu dort auch nicht erwartet.

„Sesshômaru-sama beließ mich an meinem Posten, weil sein Vater mich dorthin gesetzt hatte und selbst der hat mich nie über Gebühr berührt. Wenn überhaupt Vitamin B mich an meinen Posten befördert hat, dann die Dankbarkeit des ehemaligen Inu no Taishô gegenüber meinem Großvater und meinen Eltern“, fuhr Masa fort.
 

Natsu nickte etwas. In diesem Punkt hatte sie sich auch keine Sorgen gemacht. Es war ihr bloß aufgefallen, dass Masa trotz ihres hohen Ranges keinen Gefährten hatte. Aber das hatte anscheinend weitreichende Gründe.

Dennoch hatte Natsu da schon seit einiger Zeit einen Verdacht, den sie aber nicht aussprechen wollte, um keine alten Wunden aufzureißen. Und dieses Gespräch hatte sie darin nur bestätigt.
 

~*~
 

Kagome und die anderen waren derweil mit dem Essen fertig geworden und saßen jetzt noch ein wenig beisammen.
 

Inzwischen war auch Hitomis Vater nach Hause gekommen, aber auch wenn er sich für einen Moment höflich dazu gesetzt hatte, merkte man ihm an, dass er nach langem Arbeitstag müde war und so nahm es ihm niemand übel, als er sich nach einer halben Stunde wieder verabschiedete und ins Obergeschoss verschwand.
 

Die anderen blieben noch einen Moment.

Kagome hatte sich schon seit geraumer Zeit bequem an InuYashas Seite gekuschelt, während das Gespräch munter dahinplätscherte und inzwischen war auch bei Souta und Hitomi keine Spur des vorangegangenen Zwistes mehr zu sehen.
 

Im Gegenteil.

Die junge Frau saß auf Soutas Schoß und fühlte sich dort sichtlich wohl, während sie die Gelegenheit, dass die beiden Mütter wieder einmal jedes Hilfsangebot im Keim erstickt hatten und sich zu zweit in der Küche dem Abwasch widmeten, nutzte, um Fragen zu den tatsächlichen, familiären Hintergründen zu stellen.

Es schien sie wirklich zu interessieren, wie das Leben in einem Fürstenhaus des feudalen Japans ablief und während InuYasha es nicht aufgab, jegliche Strenge des Protokolls durch saloppe Bemerkungen herunterzuspielen, wurden Hotarus Zwischenrufe immer seltener.
 

Irgendwann stieß Kikyô ihre Mutter vorsichtig an, nickte dann zu ihrer kleinen Schwester hinab, die doch tatsächlich mit dem Kopf im Schoß ihrer älteren Schwester eingeschlafen war.
 

Kagome schmunzelte bei dem niedlichen Anblick, den die beiden boten.
 

„Die Kleine ist ein Wirbelwind. Aber auch solche müssen einmal schlafen – oder, Kagome?“, merkte Souta an, als er dem Blick seiner Schwester folgte.
 

„Irgendwann einmal“, bestätigte sie vieldeutig.

Als aufgrund ihres Tonfalles fragende Blicke in die Runde geworfen wurden, schaltete Kôhei sich erklärend ein: „Ihr Dämonenblut ermöglicht ihr, dass sie nicht immer schlafen muss. Hotaru ist zwar noch recht jung, aber auch bei ihr schlägt das bereits durch. Kikyô schläft vielleicht alle vier, fünf Tage, Hanyô wie InuYasha oder auch meine Kinder manchmal über eine Woche nicht. Viele vollblütige Yôkai schlafen auch gar nicht, oder nur in Notfällen, beispielsweise wenn sie nach schweren Verwundungen sehr geschwächt sind, oder so.“
 

Kagome nickte zustimmend. „Genauso ist es. – Ihr könnt es als Auszeichnung betrachten, Hotaru innerhalb von… zweieinhalb Tagen bettreif bekommen zu haben.“ Ihrer Stimme war das Augenzwinkern buchstäblich anzuhören, in Kagomes braunen Augen blitzte der Schalk.
 

„Das ist allerdings selten“, brummte InuYasha vor sich hin und zog seinen Arm zurück, der bisher um Kagomes Schultern gelegen hatte, als er spürte, dass sie sich aufrichten wollte.
 

„Ich denke, es ist besser, wenn wir jetzt gehen. Wo Hotaru schon einmal eingeschlafen ist, sollten wir das nutzen und sie so schnell wie möglich in ein Bett befördern. Es ist tiefste Nacht, wir nehmen eine Abkürzung. – Nicht wahr, InuYasha?“
 

Der sah sie nur aus golden schimmernden Augen an, offenbar hatte er wieder einmal keine Lust, nachzudenken.
 

„Hanyô-Express“, deutete Kagome mit einem unhörbaren Seufzen an.
 

Da grinste InuYasha. „Aber klar doch.“
 

Zufrieden damit erhob Kagome sich. „Also….“
 

Hitomi nickte und rutschte von Soutas Schoß um ebenfalls aufzustehen.

Ohne Vorwarnung kam sie auf Kagome zu und umarmte sie. „Ich danke vielmals für dein Vertrauen, Kagome. Was ich heute erfahren habe, wird mein Geheimnis bleiben, versprochen.“
 

„Dann habe ich dir zu danken“, kehrte Kagome um und lächelte, ehe sie in die Runde sah. „Kôhei, tust du mir den Gefallen und nimmst meine Mutter gleich huckepack? Es wäre unschön, wenn sie allein zurückgehen muss, während wir den schnellen Weg wählen.“

Die Antwort des Wolfsdämons war nur ein knappes Nicken.

„Gut. – Dann… vielen Dank für den netten Abend, Hitomi. Ich hoffe, wir sehen uns noch einmal, ehe ich abreise“, sagte Kagome freundlich.
 

„Und ich werde gar nicht beachtet?“, wollte Souta wissen, der bezüglich des Nachhauseweges überhaupt nicht bedacht worden war.
 

Bevor Kagome aber etwas sagen konnte, mischte Kikyô sich ein, die ihre kleine Schwester auf dem Arm hielt und deswegen mit gedämpfter Stimme, aber nicht minder anzüglich sprach: „Du bleibst doch eh‘ hier, Oji-chan.“
 

Über Soutas, wie auch Hitomis Wangen zog sich ein leichter Rotschimmer, der im Licht der künstlichen Lampen deutlich zu sehen war, während Kagome nur resignierend eine Handkante an der Stirn abstützte: „Manchmal frage ich mich, ob das der Effekt dessen ist, dass sie als einzige von unseren Vieren noch Miroku in Natura erlebt hat“, stöhnte sie mit einem Augenzwinkern in InuYashas Richtung, worauf der breit grinste.

„Vielleicht…“, war seine einzige Antwort, ehe man zum Aufbruch rüstete.

Der Tag war lang gewesen. Lang und sehr erlebnisreich. Hotaru sollte nicht die einzige bleiben, die ihrer Müdigkeit nachgab. Auf der raschen Reise über die einsamen Dächer Tokios dämmerte auch Kagome, den Kopf an InuYashas Schulter gebettet, friedlich ein.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wenn Töchterchen schon schläft, darf Mutti das auch^^
"Oji no Tsuma" heißt übrigens - laut Google Übersetzer - in etwa "Onkels Ehefrau"

Und hat irgendwer einen Verdacht, wie tief die Geschichte bei Masa greift?

Im nächsten Kapitel haben jedenfalls "Retter und Helden" ihren Auftritt - auf die eine oder andere Weise... Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SUCy
2015-07-31T18:30:45+00:00 31.07.2015 20:30
Ahh endlich geht es weiter :D
Na das hat Soutas Freundin ja alles recht gut aufgenommen, bin gespannt was sie noch für eine Rolle spielt.
Hotaru stell ich mir total niedlich vor :) muss bissel an Rin denken wie sie damals war.

Bin gespannt was sich auf Sesshoumarus Reisen so abspielen wird und wie tief die Geschichte von Masa greift, keine Ahnung. Ich lass mich überraschen :) Schreib schnell weiter ! ^o^
Antwort von:  Mimiteh
01.08.2015 14:46
Bloß, dass Rin zwar aufgedreht war, aber immerhin regelmäßig geschlagen hat, wie? xD

Tut mir Leid mit den langen Wartezeiten, aber schneller als den 14-tägigen Rythmus schaffe ich es momentan wirklich nicht...
Antwort von:  SUCy
01.08.2015 20:04
Ja genau :)

Na aber immerhin :)
Von:  Avialle
2015-07-31T17:54:39+00:00 31.07.2015 19:54
Hm. Hitomi hat das ganze ja ziemlich gut aufgenommen
Also alles wieder gut...
Und klar, Miroku ist schuld -_- Immer die armen Mönche
Du? Warum machst du nen neuen Handlungsstrang auf, anstatt endlich mal bei Kirara weiter zu machen?
Das ist nicht nett von dir, überhaupt nicht nett
Und ne, keinen Plan momentan
Antwort von:  Mimiteh
01.08.2015 14:48
Immer DER arme Mönch^^ Miroku ist schließlich alles andere als das übliche Berufsbild ;)
Aber Kirara wird auch bald wieder erwähnt werden, versprochen, und soo weit sind die Handlungsstränge Kaori und Kirara ja nicht voneinander entfernt, oder?

Thema Masa war ja auch nur gaaaanz leicht angedeutet. Das wird später mal aufkommen.


Zurück